The Room-Files
#451
Geschrieben 16. Juni 2004, 22:12
Regie: Ellory Elkayem
Liebes Tagebuch...
Es juckt überall, es kratzt im Nacken. Man hat die Ärmel seines T-Shirts so weit wie möglich nach gezogen und versteckt seine Arme unter einen Kissen. Vorne im TV läuft „Arac Attack“, jedoch hat man stets links die Mauer und rechts die flackernde Kerze im Auge - könnte ja sein, daß man etwas um sich herum verpaßt.
Auch wenn „Arac Attack“ nur mit den altbekannten CGI-Standarts aufwartet, kann er herrlich arachnophobisch wirken. Würde der Regisseur nicht so viel wert B-Film-Trash und schon ziemlich klamauklastigen Humor legen, wäre dies ein verdammt zackiges und vor allem saugruseliges Horrorteil. So kann man sich, trotz des unübertünchbaren Ekels, vertrauensvoll zurücklegen und diesen entzückenden Film genießen. Dieser ist eine lauthals krachende Mischung aus „Gremlins“, „Zombie“ und „Der weiße Hai“. Dessen ganzes Hauptziel ist die pure Unterhaltung. Da ist es verschmerzbar, daß manche Holprigkeiten die Handlung begleiten. Dem Spaß tut dies keinen Abbruch. Beim Schaufenster-Blow-Job hab ich gebrüllt vor Lachen. Auch sonst nimmt sich dir Film nicht zu ernst und hat zudem noch ein paar stylische Actionszenen parat. Der Kampf „Springspinnen vs. Motorcross-Bikes“ rockt so richtig.
Und, trotz Popcorn-Massenunterhaltung und CGI ohne Gnade schmeichelt der Film seinen putzigen Vorbildern aus den 50’ern. Das ist doch nett! Bis bald, liebe Spinne. Aber nur im TV oder auf DVD!
Samstag, 12.06.2004/22:25 - 00:00 Uhr
#452
Geschrieben 16. Juni 2004, 22:13
Regie: Ellory Elkayem
Liebes Tagebuch...
„Eight Legged Freaks” im Kleinformat. Vom Ablauf her ähnlicher Kurzfilm, in dem eine Riesenspinne die heimliche Hauptrolle spielt. „Larger than Life“ läuft um Einiges ernster ab, als der später entstandene große Bruder. Mehr Spannung und mehr Suspense heben den Gruselpegel ziemlich an. Eine schöne Hommage an „Tarantula“ und „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ und gleichzeitig spannendes und vor allem gelungenes Horror-Kino in Kurzform.
Sonntag, 13.03.2004/00:00 - 00:15 Uhr
#453
Geschrieben 20. Juni 2004, 19:07
Regie: Anders Thomas Jensen
Liebes Tagebuch...
„Blinkende Lygter“ wäre ein tolles Roadmovie geworden, aber leider ist schon nach 20 Minuten das Auto kaputt.
Vier Kleinkriminelle sehen die Chance ihres Lebens. Bei einem Geldtransport entwenden sie ihrem Chef vier Millionen Kronen. Einmal um die ganze Welt wollen sie mit diesem Koffer voller Geld - genauer gesagt nach Barcelona. Doch schon in der dänischen Provinz verreckt ihre Karre. Und weil alle vier so verspulte Charaktere sind, gibt es immer wieder gute Gründe, warum sie dort, wo sich Dogma und Erwachsenenlakritz Gute Nacht sagen, nicht vom Fleck kommen.
Durch Anders Thomas Jensen’s skurille Tragikkomödie weht ein angenehm raues, nordisches Lüftchen. Auch wird nicht vor so manchen Brutalitäten halt gemacht, die das Popcorn-Publikum mit Sicherheit ziemlich verschreckt haben könnte. Der Rest der Zuseher darf sich über die charmanten vier Hauptdarsteller freuen, die zwar noch immer waschechte Verbrecher sind, aber erleben dürfen, daß es der Regisseur verdammt gut mit ihnen meint.
Die vier werden so schnell nicht in Barcelona ankommen. Hauptdarsteller Soren Pilmark hat sich in den Kopf gesetzt, das praktische Versteck in ein Restaurant umzuwandeln. Dabei geht er ebenso rau wie naiv und blauäuig vor und denkt nicht im Traum daran, daß sein geprellter Ex-Chef von dem Ort seines Versteckes Wind bekommen könnte.
Köstlich!
Und zum Schluß gibt es noch eine Portion Kartoffeln, mit etwas Kartoffelschalen dran.
Sonntag, 13.06.2004/15:25 - 17:15 Uhr
#454
Geschrieben 20. Juni 2004, 22:17
Regie: Ken Russell
Liebes Tagebuch...
Lang ist es her, seit ich den „Biss der Schlangenfrau“ letzmals sah, dafür war es aber beim ersten Mal umso früher. Ich als kleiner Steppke, zusammen mit meiner gleichaltrigen Lieblingsnachbarin, war durch die seltsam aggressiven Visionen und unheiligen Vorgänge, die wir mittels vorspulen quasi am Stück sahen, schon etwas verstört.
Fast der ganze Film wird von Schlangen und Würmer beherrscht, auch wenn sie sich nur symbolhaft in Form eines Staubsaugerschlauches ins Bild schlängeln. Was für eine assoziative Katastrophe! Aber Ken Russell behält einen kühlen Kopf und kann locker die dargebotenen schlangenartigen Haushaltgeräte und Lebensmittel bedrohlich wirken lassen. Als dann im Schlußakt der wahre Wurm auftritt, wird es aber trashig. Nur die allesamt recht grellen und knallbunten Bilder können das schlimmste Verhindern: das Verlachen des Showdowns.
Süffisante Horrorkost im unvergleichlichen Stile Ken Russells. Niedlich!
Schade. Die deutsche DVD hat keine Untertitel.
Ps.:
Gab es die Trent-Schwestern nicht schon mal irgendwo???
Sonntag, 13.06.2004/19:00 - 20:30 Uhr
#455
Geschrieben 21. Juni 2004, 21:15
Regie: Danny Boyle
Liebes Tagebuch...
Macht irgendwie immer wieder Freude. Liegt vielleicht einfach daran, daß mir der Film total gut liegt: Was für’s Auge, was für’s Hirn, was für’n Magen. Danny Boyle hat dem Zombie-Genre einen überraschend wachen und, auch wenn’s blöde klingt, erfreulich anspruchsvollen Beitrag überlassen.
Montag, 14.06.2004/19:20 - 21:10 Uhr
#456
Geschrieben 21. Juni 2004, 21:18
Regie: Antonia Bird
Liebes Tagebuch...
Friß oder Stirb!
Schon die ganze Woche tönte und dröhnte der Soundtrack beim Autofahren aus den Boxen. Der Film mußte wieder mal angeschaut werden - unbedingt! Da führte kein Weg dran vorbei, obwohl ich an diesem Tage ganz andere Dinge im Kopf hatte...
„Ravenous“: Ein geiles Stück Horror von der unterhaltsamsten und genüßlichsten Sorte. Ich geh’ in diesem Nervenkitzelfilm voll auf. Dieser immense Horror, diese krankhaften Boshaftigkeiten, dieser Mut zur Selbstzerfleischung! Da gibt es wirklich nur Eins: Friß oder Stirb!
Donnerstag, 17.06.2004/19:25 - 21:00 Uhr
#457
Geschrieben 21. Juni 2004, 21:23
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Vielleicht war Pedro Almodóvar mit dem Ergebnis nicht komplett zufrieden. Das könnte vielleicht klären, warum „Alles über meine Mutter“ ebenfalls, fast schon zwillingshaft mit dem Thema Organspende beginnt, wie dieses vier Jahre zuvor entstandene blühende Geheimnis. Hier aber gelingt es dem Regisseur nicht so leicht, seinen Zusehern irgendwelche Gefühle zu entlocken. Seine Inszenierung ist bei Weitem nicht so mitreißend und erwärmend wie bei den später produzierten Werken. Auch wirken die Dialoge, die ich auf Spanisch sah, viel zu kompromissbereit und, obwohl sie Konfliktpotential besitzen, überraschend handzahm. Die deutsche Tonspur, in die ich manchmal reinhörte, ist da um einiges energischer.
Trotzdem rührt diese Geschichte um das Zerbrechen einer Liebe. Marisa Paredes ist großartig in der Rolle der von der Sehnsucht geplagten Liebhaberin. Man durchschreitet Höhen und Tiefen ihres Daseins, ist bei schönen genauso wie bei schlimmen Szenen anwesend, kann mitfühlen. Jedoch (be-) rührt das alles nicht so stark wie es bei „Alles über meine Mutter“ oder „Sprich mit ihr“ der Fall gewesen ist. Vielleicht hätte ich „Mein blühendes Geheimnis“ zuvor sehen sollen. Eine zweite Chance bekommt der Film bestimmt - demnächst in diesem Tagebuch...
Ps.:
Ganz toll wurden Marisa Paredes’ Haushälterin und deren Sohn interpretiert. Diese beiden Mauerblümchen haben auch ein blühendes Geheimnis.
Samstag, 19.06.2004/13:20 - 15:00 Uhr
#458
Geschrieben 22. Juni 2004, 21:18
Regie: Alfonso Cuarón
Liebes Monsterbuch der Monster...
Der Regisseur hat eindeutig zu viele Robert-Zemeckis-Filme gesehen. Dies ist glasklar an der Kamera erkennbar, die nur zu gerne durch Glasscheiben und Spiegel fliegt. Ansonsten kann man sagen, daß der Wechsel und die Wahl des Regisseurs wohl die beiden klügsten Umstände waren, die dem dritten Teil der Potter-Saga Zuteil wurden. Endlich hat es ein Ende mit unentwegt in die Kamera blökenden und dauerkreischenden Kids, die, die Hände an die Wangen geklatscht, durch Hogwarts rennen, als wären sie allein zu Haus. Alfonso Cuarón bringt soviel frischen Wind und Innovation in die Geschichte, daß es eine wahre Pracht ist.
Die Atmosphäre, die hier geboten wird, ist einfach großartig. Nüchtern, klamm und fahl ist die Welt geworden in die dem Zuschauer abermals Einlaß gewährt wurde. Die Außenaufnahmen sind überwältigend. Trotz der fast schon melancholischen Bilder, kommen in keiner Sekunde die phantastischen Details zu kurz. Potters Ritt auf diesem Seidenschläfer (oder hieß er Siebenhäs’chen?) ist atemberaubend und darf richtig viel von der wertvollen Zeit verbrauchen. Auch zu dominieren weiß die Gruselatmosphäre, die die sonst so präsenten Actionszenen fast vollkommen verdrängt. Auch der Humor wird auf schon fast beängstigende Weise immer bizarrer. Fröhlich agierende Darsteller versüßen dann schlußendlich den Genuß dieses erfreulicherweise so erwachsenen Filmes:
Emma Thompson mit Brille: ich hab gebrüllt vor Lachen;
David Thewlis: sieht verhaut aus, wie immer;
Gary Oldman, der Standart-Bösewicht: endlich mal in einer Rolle mit mehr Facetten;
Und dann das Ende, daß sich so strikt verwehrt, einen typischen Showdown so provozieren. Allein das Spielen mit der verschobenen Zeit und die daraus resultierenden Déjà Vúe’s werden genutzt, um den filmischen Schlußpunkt zu setzen - mit Erfolg. Ein herrlich reingewaschener Film der unnützes Brimborium links liegen läßt und trotzdem voller wunderbarer Ideen steckt. Dazu gibt es überraschend gute Trickaufnahmen. Der Werwolf sah nur so glatt aus, um nicht noch die letzten minderjährigen Potter-Fans zu verscheuchen.
Nach dem Film erzählte mir mein Lieblingsarbeitskollege, daß trotzdem noch viele Informationen auf der Strecke geblieben sind. Zum Beispiel, welche Gemeinschaft die Karte geschrieben hat. So etwas ist dann doch schade. Des Weiteren vermißte ich im Abspann eine Widmung. Die hätte wenigstens anstandshalber da hin gehört.
Zum Ende dieses Eintrages, nun noch mal der Herr, mit dem er startete: Robert Zemeckis. Der Trailer zu seinem neuen Film lief nämlich kurz vor Filmbeginn und toppte die eh schon unerträgliche IMAX-Werbung („The Ghosts of the Abyss“ & „The young black Stallion“ ). Der Trailer vom sogenannten „Polarexpress“ begann damit, die Kamera durch eine Scheibe schweben zu lassen. Danach trat ein computeranimierter Tom Hanks ins Bild, der nichts Besseres zu tun hatte, als einem x-beliebigen Balg den wahren Geist der Weihnacht zu zeigen. Danach brachte Polarexpress die beiden ins Winterwunderland:
->
HouHouHou an allen Ecken,
Kinder die an Zuckerstangen schlecken.
Santa Clause mit weißem Bart,
nach Tannennadeln riecht es zart.
Fröhlich leuchtend’ Kinderaugen,
wie sie nur zur Christnacht taugen.
Rote Zipfelmützen fliegen weit.
Kinder es ist Weihnachtszeit!
Frei nach Monty Python: "...und da vergaß der Frühling den Sommer und den Herbst und ging sofort zum Winter über." Der trockene und reichlich laute Kommentar meines Arbeitskollegen (mit kindlich verzerrter Stimme) zu diesem gequirltem Haufen Scheiße: „Hoffentlich ist bald Weihnachten!!!!!!!“
Samstag, 19.06.2004/21:00 - 23:25 Uhr
#459
Geschrieben 23. Juni 2004, 22:22
Regie: Philip Kaufman
Liebes Tagebuch...
„Des is’ maine Wellt“ sagt der Stenz und meint „Bad Boys“. „Des is’ maine Wellt“ sage ich und meine „Quills - Macht der Besessenheit“. Es ist schon eine Seltenheit, daß unter der Obhut eines so großen Studios ein solch verruchtes Filmchen entsteht. Es waren zwar auch eine Menge anderer Geldgeber daran beteiligt, die mit Sicherheit auf ihre Freiheiten pochten, trotzdem ist aber der große Bruder Fox derjenige, der das Ganze absegnen muß. Geboten wird nicht der übliche Fleischbeschau. Vielmehr auffällig ist das konsequente Herumwühlen in den schönsten Anstößigkeiten.
„Quills“ ist ein pralles und dreckiges Kostümspektakel, daß clever mit dem Klischee jongliert, daß Erotikliteratur den Sittenverfall beschleundigt oder gar erst herbeiruft, so wie heute Ego-Shooter und Gewaltfilme zu den schlimmsten Verbrechen anstiften. Und ein Pfarrer darf’s mit einer Toten treiben. Das ist heftig, auch wenn es nur ein Wunschtraum ist.
Und der Stenz? Der sagt jetzt nichts mehr. Der sitzt gerade in Lissabon im Fußballstadion. Na dann, haba’däähre!
Montag, 21.06.2004/18:45 - 20:45 Uhr
#460
Geschrieben 24. Juni 2004, 11:57
Regie: Alejandro Amenabár
Liebes Tagebuch...
West fordert mehr Handlung in Pornos. Ich fordere mehr Geisterhausfilme in den Kinos!
Zwar bin ich mir über die Nachwirkungen solch zwischendimensionaler Filme stets bewußt, würde aber ungern das wohlige Gefühl des Gruselns vermissen.
Ein sehr stimmiger Film. Da bekomme ich sogar bei der vierten Sichtung noch Zähneklappern, Gänsehaut und diverse Zustände gleichzeitig. Außerdem hantiert der Poltergeist Kidman wirklich heftig in den schaurigen Gemäuern. Hin und wieder machte sich ein kleinen Hänger bemerkbar, weil mehr sich Handlung als Grusel einzuschleichen versucht. Der nächste Schrecken bleibt aber nicht lange aus.
Dienstag, 22.06.2004/19:00 - 20:40 Uhr
#461
Geschrieben 24. Juni 2004, 22:05
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Jess Franco ließ sich von Texten des Marquis de Sade zu dieser zusammenhangslosen Erotikcollage inspirieren. Lina Romay blättert in so einem Büchlein und schon gehen mit ihrer Phantasie die Pferde durch. Die ersten vierzig Minuten beschäftigen sich mit Pleasure, die zweiten mit Pain. Das Rumgemache unterscheidet sich aber auch nur dadurch, daß bei der ersten Hälfte die Peitsche nicht so oft in die Hand genommen wird, wie bei der zweiten.
Die bizarren und grotesken Einfälle, die sich Jess Franco mit seiner kleinen Crew einfallen ließ kommen überhaupt nicht zum tragen. Alles wird von breit ausgewalzten, zeitlupengeschwängerten Erotikszenen erdrückt. Der Film zieht sich derbe in die Länge. Manche dieser Sexszenen haben die Ausdruckskraft eines Standbildes, kommen weder vom Fleck, noch zur Sache. Zwischendurch gibt es kleine Lichtblicke in Form von künstlerischer Ambition oder filmtechnischen Einfallsreichtum. Solch Hoffnungsschimmer wird jedoch gleich wieder im Keim erdrückt. Zurück bleib ein äußerst langweiliges Werk, daß nie den klassischen Anspruch erreichen kann, dem es entsprechen hätte sollen. Ein ärgerlicher Film. Man muß sich fragen, welche Obsessionen Franco dazu treiben, sein künstlerisches Talent so unkomfortabel zu bedienen und es derart in den Dreck zu ziehen.
Mittwoch, 23.06.2004/19:15 - 20:40 Uhr
#462
Geschrieben 27. Juni 2004, 10:15
Regie: Katherine Bigelow
Liebes Tagebuch...
Dies ist der härteste Film, der je von einer Frau gedreht wurde. Das verspricht zumindest das Cover der DVD. Jedoch mußte ich feststellen, daß ich den Film härter in Erinnerung hatte. Und das bei der Tatsache, daß meiner Erinnerung eine Pro7-Aufzeichnung zu Grunde liegt!
Im WordWideWeb konnte ich nirgendwo Informationen finden, daß diese Veröffentlichung geschnitten ist. So muß ich jetzt davon ausgehen, daß „Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis“ im Originalzustand zu sehen ist. Und dieser Originalzustand sieht sehr mager aus. Zu oft schaut der Film weg, läßt Dinge im Off geschehen, wo sie nur als Geräusche registrierbar sind. Beispiele: Dieser Kellnerin wird die Kehle durchgeschnitten. Ein Schnitt bricht die Beobachtung dieses Vorganges ab und es wird belangloses Zeug gezeigt. Die kleine Schwester des Hauptdarstellers wird von den Vampiren ins Auto gezerrt. Das passiert komplett im Off, man sieht immer nur den besorgten Bruder. Diese und weitere Enttäuschungen turnen ziemlich ab und lassen diesen ach so harten Film ziemlich unvorteilhaft erscheinen. Was zumindest aus heutiger Sicht auch noch nervt ist die belastende Synthesizer-Musik. Dafür ist der Look des Filmes nicht vollkommen in den 80er Jahren festgefahren. Für seine deutsche Tonspur kann der Film ja nix, aber diese ist auch nur mit Zähneknirschen zu ertragen.
Katherine Bigelow versteht es aber auf erfreuliche Weise, immer wieder die Spannungsschraube anzuziehen. Hier hat der Film seine stärksten Szenen, die den teilweise faden Beigeschmack etwas überdecken können.
Donnerstag, 24.06.2004/19:15 - 20:45 Uhr
#463
Geschrieben 27. Juni 2004, 10:15
Regie: Christopher Schlingensief
Liebes Tagebuch...
Gallige Pseudo-Doku, die dem Casting-Wahn im TV ganz ordentlich den Stinkefinger zeigt. Christoph Schlingensiefs Vorgehensweise hat sich gegenüber seiner letzten Aktionen nicht geändert. Realität und Fiktion sind nicht mehr trennbar. Er nimmt die schonungslose Realität und macht sie zur Fiktion. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, daß einige Darsteller mehrere Rollen zu spielen haben und dabei kein Wert auf Kontinuität gelegt wird.
Im Großen und Ganzen ist bei Schlingensief mal wieder alles auf Provokation angelegt. Er zeigt, wie beim Casting die Kandidaten vorgeführt und danach von den Medien auf Schritt und Tritt verfolgt werden und wie sie in eine Maschinerie geraten, die sie sogleich mit den ungenießbarsten Auswucherungen des öffentlichen Interesses bekannt machen. Das hier sämtliche Darsteller der Casting-Teilnehmer behindert sind, läßt die Ausdruckskraft mehrmals in der Minute um die eigene Achse drehen. Ein Wechselbad der Gefühle, bei dem einem mehrmals das Lachen im Halse stecken bleiben wird. Und das kann auch eine abenteuerliche Erfahrung sein.
Freitag, 25.06.2004/16:15 - 17:30 Uhr
#464
Geschrieben 29. Juni 2004, 21:25
Regie: William Friedkin
Liebes Tagebuch...
Es sind nicht die paar gezielten Schocks und Provokationen, die das wahren Grauen dieses Filmes ausmachen. Es sind die unermeßlich erschreckenden Bilder die permanent das Unterbewußtsein des Zusehers attackieren. Wäre mein Unterbewußtsein nicht so unterbewußt, würde ich es gerne mal fragen, welche Schäden der „Exorzist“ dort hinterlassen hat.
Zwei Sachen, die mir während des Exorzierens einfielen: Welche Geschichte steckt hinter der Tatsache, daß der von mir so hoch verehrte Rudolf Schündler an die Rolle des Butlers Karl gekommen ist? Wer auf dieser großen weiten Welt ist Besitzer dieser DVD und hat noch nicht beim Auftauchen der Teufelsfratze die Standbildtaste betätigt?
Samstag, 26.06.2004/16:30 - 17:45 & 18:50 - 19:35 Uhr
#465
Geschrieben 29. Juni 2004, 21:25
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Ich hab dieses Werk noch nicht oft komplett gesehen. Dürfte jetzt ca. fünf mal geschehen sein. „Vampyros Lesbos“ ist der ideale Film zum Einschlafen. Sei mal recht müde, liebes Tagebuch, und ich garantiere Dir, Du erlebst das Ende der ersten acht Minuten nicht mehr. Dafür wirst Du aber Stunden später verwirrt aufwachen, weil der Telefonmann im Menu nicht ums Verrecken aufhört zu brabbeln.
„Vampyros Lesbos“ wird nicht umsonst der „Citizen Kane des Exploitationkinos“ genannt. Auch wenn Franco seinen Film nicht besonders toll findet, so stellt er doch eine überaus positive Ausnahme dar. Bram Stokers Charaktere aus seinem Dracula-Roman werden in das jeweils gegenteilige Geschlecht umgewandelt. Dazu kommt ungekünstelte, ja fast spontane Symbolhaftigkeit. Gräfin Nadine Carody wird ein Skorpion zur Seite gestellt. Linda Westinghouse ist der im Netz gefangene Schmetterling. Durch schon fast grandiose Schnittabläufe, die es bei Franco nicht so oft zu sehen gibt, laufen parallel zu den Erlebnissen der Hauptpersonen die handlungsunterstützenden Symbole. Das schafft eine ganz besondere Stimmung, die mit einer Gratwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit gleichzusetzen ist. Diverse Kontinuitätsfehler fallen nicht ins Gewicht, da der Film keinen Grund hat logisch zu verlaufen. Und trotzdem entwickelt sich „Vampyros Lesbos“ nicht vollkommen zum traum-haften Labyrinth aus dem es kein schlüssige Entkommen mehr gibt.
Ein echtes, rundum gelungenes Meisterstück. Ein Erlebnis!
Samstag, 26.06.2004/21:15 - 22:40 Uhr
#466
Geschrieben 30. Juni 2004, 11:55
Regie: Hayao Miyazaki
Liebes Tagebuch...
Wahrscheinlich liegt es am putzigen Titel, der, wie ich finde, ein ziemlicher Griff ins Klo ist, daß die DVD halbe Ewigkeiten bei mir ungesehen unterm Schreibtisch lagerte. Aufgrund einer davrosähnlichen Abarbeitungs- und Aufräumungsaktion kam auch dieser Film vom Abstellgleis weg, hinein in den Player und schlußendlich rein ins Regal.
Ich habe noch nie einen Film solcher Art gesehen (so a'ran japanisch'n Zeich'ndrigg) - von diversen Heidi-Episoden und "Kill Bill Vol. 1" mal abgesehen. Also, der Film ist schon mal fantastisch gezeichnet. Da kann man richtig drin aufgehen. Des Weiteren darf man sich herrlich an der unkonservativen, will heißen, sich nicht an amerikanischen Maßstaben orientierten Erzählweise reiben. Das geht hier alles nicht so glatt von statten, wie man es (ich) gewohnt ist (bin). Insgesamt sehr schön, dieser japanische Zeichentrick.
Sonntag, 27.06.2004/19:45 - 21:50 Uhr
#467
Geschrieben 02. Juli 2004, 18:20
Regie: Rob Schmidt
Liebes Tagebuch...
Auch beim zweiten Mal: herrlich fieses Hinterholzfilmchen, über dessen rohe Direktheit man sich als Freund des Genres richtig gut freuen kann. Und nach 80 Minuten ist alles schon vorbei. Man hat sich keine Sekunde gelangweilt, ist aber auch ob der Kürze des Filmes nicht verärgert (das „Halloween H20-Syndrom“). Negativ ist und bleibt allein das urplötzliche Verschwinden des brennenden Turmes.
Ob die Damen und Herren von Constantin-Film an dem im Archiv schmorenden „Muttertag“ dachten, als sie das Geld für „Wrong Turn“ zur Verfügung stellten?
Montag, 28.06.2004/18:55 - 20:15 Uhr
#468
Geschrieben 02. Juli 2004, 18:22
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Da will man sich unbekümmert zurücklegen und einem Mädchen zusehen, daß angeblich zuviel wusste, bekommt einen locker flockigen Auftakt geboten, steht dann aber nach fünf Minuten mitten in einer zähneklappernden Gruselzähne (=szene), deren Intensität an die Wassertropfengeschichte aus „Die drei Gesichter der Furcht“ erinnert. Auch wenn Bava nur einen Serienmörderfilm drehen und nebenbei den Giallo erfinden wollte: sein Film ist reichlich gruselig geworden.
Meisterlich spielt er mit Licht und Schatten, dem Unbekannten, dem Übernatürlichen und mit der Hilflosigkeit seiner Hauptaktrice Leticia Roman. In der zweiten Hälfte des Filmes steht dann nicht mehr das Geschehen der Morde im Mittelpunkt, sondern deren Aufklärung. Hier wird die Spannung und der Nervenkitzel etwas zerredet. Auch schon 1963 mußten nämlich die Morde in einem waschechten Giallo aus unheimlich komplizierten Gründen geschehen, welche möglichst weit an den Haaren herbeigezogen zu sein hatten.
Überraschender Film von Mario Bava, der es in Deutschland (bislang) nicht zu einer Veröffentlichung geschafft hat.
Montag, 28.06.2004/20:30 - 22:00 Uhr
#469
Geschrieben 03. Juli 2004, 22:41
Regie: Roland Emmerich
Liebes Tagebuch...
Obwohl „Godzilla“ zu den besseren Filmen von Roland Emmerich zählt, sind die Defizite im Talent dieses Mannes auch hier nicht zu übersehen. Mit allen Mitteln boxt er seine maßlosen Visionen eines totalen Blockbusters durch, vernachlässigt aber die Details, die deshalb zum Teil unsauber ausgearbeitet wirken. Nur der Vielfältigkeit der Story ist es zu verdanken, daß „Godzilla“ durchgehende Kurzweil und etwas mehr als nur oberflächliches Entertainment zu bieten hat. Die Vielfältigkeit rührt daher, daß die Autoren die Themen einer ganzen Trilogie verwursten. Erst beherrscht Godzilla die Handlung, dann seine Kinder, dann ist die Rückkehr des Godzillas Stadtgespräch.
Aus heutiger Sicht verbreitert der Film etwas zwiespältige Gefühle, wenn dem Chrysler-Building die oberen Stockwerke weggeschossen werden, Kampfjets im Sturzflug durch die Schluchten Manhattans düsen oder der Blitz im World-Trade-Center einschlägt. Das liegt aber an der Zeit, die vergangen ist. Immerhin kann der Film tricktechnisch noch überzeugen - wenn man ihn mit naiven Blicken mustert.
Weitestgehend gelungenes Popcorn-Event. Die 1998 noch zukünftige Zukunft zeigte: Man darf über diesen Film wirklich froh sein. Da hatte Emmerich noch nicht die Ambition ernste Themen „dementsprechend“ zu verwerten. Wie kommt es aber, daß er nach dem „Patrioten“ wieder ein Desaster-Movie drehte? Und was kommt danach? Wieder was Anspruchsvolles? „Schindlers Liste II“ oder doch „Die Reise zum Mond“???
Fragen über Fragen...
Mittwoch, 30.06.2004/19:00 - 21:15 Uhr
#470
Geschrieben 04. Juli 2004, 12:07
Regie: Rob Marshall
Liebes Tagebuch...
Mein erstes Treffen mit „Chicago“ verlief äußerst unglücklich. Deshalb zählte mein damaliger Eindruck nicht viel und einer zweiten Chance stand nichts im Wege. Die gab es jetzt unter besseren Bedingungen.
Es fällt noch immer auf, daß die Handlung recht seicht ist, aber die Inszenierung haut einen schicht weg vom Hocker. Das Trio Zellweger/Zeta-Jones/Gere beweist Stimmgewalt und Ausdruckskraft. Der Schnitt zerhackt zwar im Sekundentakt die Tanzszenen, es sieht aber, meines Erachtens, trotzdem gut und fließend aus. Mehr gibt es nicht zu sagen!
Freitag, 02.07.2004/20:25-22:15 Uhr
#471
Geschrieben 04. Juli 2004, 18:52
Regie: Leander Haußmann
Liebes Tagebuch...
Eigentlich wollte ich dieses Wochenende nach Berlin fahren. Das hat aber leider nicht geklappt und bevor ich meine diesmal reichlich vorhandene Zeit anderweitig allein verbummle, hole ich mir halt Berlin zu mir nach Hause. Und zwar in Form von Herrn Lehmann, den ich mir in einer Spontanaktion, nach über zwei Jahren Videothekenabstinenz, ausgeliehen habe.
„Herr Lehmann“ folgt, ähnlich wie „Sonnenallee“, keiner Handlung im eigentlichen Sinne. Man durchlebt zusammen mit den Charakteren den Tag, oder besser gesagt, die Nacht und darf an deren kleinen, verschrobenen Erlebnissen teilhaben. Die große Kunst ist hier auch wieder, die offensichtliche Alltäglichkeit interessant erscheinen zu lassen, ohne großartig auf die Pauke zu hauen. So wird auch aus der Sache, als Herr Lehmann seinen Eltern den Restaurant-Geschäftsführer vorspielt, nie großes komödiantisches Potenzial im Stile der klassischen Verwechslungskomödie gezogen. Das Ganze bleibt ab Boden, glaubhaft, alltäglich und trotzdem beschmunzelbar. Kleine Gesten, große Wirkung. Herrn Lehmanns Leben und das Leben seiner Freunde, Kumpels und Saufkumpanen geht ans Herz. Man ist froh, daran teilnehmen gedurft zu haben (Scheiß Grammatik!!!).
Auch schauspielerisch wurden so einige große Lose gezogen. Karsten Speck gibt die Lederuschi und Michael Gwisdek darf im Suff umkippen. Einzig und allein das erste Streitgespräch zwischen Herrn Lehmann und der gefährlichen Köchin wirkt unglaubwürdig und übertrieben gespielt.
Und jetzt ein Becks! *zisch*
Übrigens:
Die Sache mit dem Spitznamen von Herrn Lehmann ist gar nicht so abwegig. Deshalb möchte ich an dieser Stelle ganz lieb Frau Dr. Bögl grüßen...
Samstag, 03.07.2004/13:00 - 14:45 Uhr
#472
Geschrieben 05. Juli 2004, 11:43
Regie: James Mangold
Liebes Tagebuch...
Eigentlich hat ja Brian de Palma vollkommen zu Recht das Monopol auf filmische Darstellung von multiplen Persönlichkeiten. Sei's drum. "Identität" fährt im Fahrwasser von"The sixth Sense", "The Others" oder "Memento" und auch er hebt sich seinen ganz besondern Twist für das Finale auf. Deswegen ist James Mangolds Film genau so angreifbar, wie seine Brüder und Schwestern im Geiste. Hinterfrägt man das Geschehen, stellt sich einem die eine oder andere logische Mauer in den Weg. Und die geht nicht einfach so weg! Auch wenn man noch so feste mit seinem Kopf dagegen schlägt (vgl. John Cleese und die Reception des Fawlty Towers).
Im Mittelteil tickt der Film ganz schön aus. Ich mag es, wenn Filme austicken. Hier ist die horrormäßige Kurzweil am Größten. Der Rest ist ein annehmbar spannendes Puzzle, daß aber teilweise zu stark an "Dark City" erinnert und dessen Überraschungen bei weiten nicht so überraschen, wie die Überraschungen überraschen sollen...
Samstag, 03.07.2004/15:15 - 16:45 Uhr
#473
Geschrieben 08. Juli 2004, 22:03
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Die deutsche Titelschmiede war wieder mal kreativ und hat die relativ platten, aber aussagekräftigen Originaltitel in den weitestgehend sinnfreien aber klangvollen Namen „Die Nacht der offenen Särge“ gewandelt. Schwamm drüber, heute gibt es den Film mal in Spanisch und auf DVD. Viel zu verstehen ist da eh nicht, dann Franco zeigte sich völlig kompromisslos und verzichtete, dem Kommerz trotzend, komplett auf jede Art von Dialog. Allein aus dem Off gesprochene Kommentare und von den Darstellern zum Besten gegebene Monologe, sowie dazwischen eingefügte Texttafeln geben dem Zuschauer Orientierungshilfen. Der Rest der Handlung muß man sich aus den wohlig düsteren Bildern, Bruno Nicolais hörenswerter, teilweise schon in „Nachts, wenn Dracula erwacht“ verwendeten Musik und gelungen platzierten Geräuschen suggerieren lassen. Nebenbei sollte noch erwähnt werden, daß das Bild der DVD grausam ist. Es flimmert bei Tag wie ein abgefilmter Monitor und bei Dunkelheit wie ein Stummfilm von 1914.
Dr. Frankenstein (Dennis Price) ist größenwahnsinnig geworden. Er und sein Gehilfe Morpho (Luis Barboo) haben es sich in den Kopf gesetzt, den einst von Dr. Jonathan Seward (Alberto Dalbés) getöteten Grafen Dracula (Howard Vernon) zu reanimierten. Mit dem Blut einer Jungfrau und allerlei utopischen Gerät scheint diese Aktion keinerlei Probleme zu bereiten. Weiter will Dr. Frankenstein mit Unterstützung des Grafen eine Vampirarmee aufbauen und die Menschheit in die Knie zwingen. Dr. Seward scheint machtlos zu sein. Erst das Zigeunermädchen Amira (Geneviéve Deloir) kann hier helfen. Sie beschwört den Werwolf (Brandy) und läßt ihn aus dem Grab steigen. Er soll an Seward’s Seite gegen Dracula, Dr. Frankenstein und sein Monster (Fernando Bilbao) kämpfen möge. Wer jetzt noch darauf wartet, daß im Showdown Godzilla vorbeischaut und alles niedertrampelt, muß an dieser Stelle leider enttäuscht werden.
Man von vorne herein im Klaren sein, daß es sich hier um einen C-Film handelt, der die Naivität der Hammer-Filme noch um Längen übertrifft. Zudem kann man mit einer Plastikfledermaus keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken, da diese keiner natürlichen Bewegung fähig ist und noch dazu quietscht, wie das eingerostete Gewinde des Hauptwasserhahns. Wer hier aber nur einen zusammenhangslosen Schnipselsalat sieht, der vergißt, daß Jess Franco zum wiederholten Male die Ebene des gewohnten Erzählens verläßt und die dargestellten Bilder zum Erzeugen der gewollten Gothic-Atmosphäre benützt. So spielt es keine Rolle, ob die dargebotenen Bildmontagen zu den darauf folgenden Innenaufnahmen passen. Genaugenommen sind sie überflüssig, verleihen aber der Handlung durch gekonnt schnelles Zoomen und den dazu passenden Schnitt eine ungewöhnliche Dynamik. Auch in vielen anderen Aspekten zeigt sich der Spanier äußerst innovativ und experimentierfreudig. Seine immer wieder kehrenden Vampirthemen versuchte er hier wieder mehr in Richtung des klassischen Gruselfilmes zu drängen. Das lustige Anschlußfehlerraten entfällt ersatzlos, weil die surreale Bildersprache keine Grundlage für einen logischen Handlungsablauf bietet. So scheint der Film im viktorianischen 19. Jahrhundert zu spielen, obwohl Dr. Frankenstein sein Geschöpf mit Hilfe eines herrlichen Computers erschaffen hat und nebenbei noch einen schicken Leichenwagen fährt.
Darstellerisch erfreut vor allem Dennis Price, der mit maßlosem Hang zum Overacting seine Mimik-Palette aus „Vampyros Lesbos“ auftischt, wenn er nicht gerade ziemlich tattrig durch die Kulissen wackelt. Howard Vernon hatte mal wieder den besten Part. Fahlgrün geschminkt darf er seine Zähne zeigen und steht meist aktions- und bewegungslos zwischen der Auslegeware. Als Barkeeper ist kurz Francos Haus- und Hofkomponist Daniel White zu sehen.
Obwohl „Die Nacht der offenen Särge“ mit einer wirren Erzählstruktur aufwartet, strahlt er eine gewisse Unbeschwertheit aus. Er kann auf relativ niedrigem Level mit eigenwilligem Einfallsreichtum echte Trash-Unterhaltung bieten, während man sich das Gehirn problemlos für wichtigere Dinge aufsparen kann.
Die deutsche Fassung, auf Video von Mike Hunter, ist lauflängenmäßig identisch mit der spanischen, jedoch schweift die Synchronisation ziemlich ab. Macht doch tatsächlich die deutsche Version aus dem gefährlichen Dr. Frankenstein den handzahmen Dr. Exorcio und Oberbösewicht Graf Dracula wird zum Graf Santana degradiert.
Teile dieses Textes wurden schon mal anderweitig verwendet.
Sonntag, 04.07.2004/09:30 - 10:50 Uhr
#474
Geschrieben 11. Juli 2004, 21:27
Regie: Robert Wise
Liebes Tagebuch...
Mein Lieblingsspukhausfilm - zum ersten Mal auf Englisch und im richtigen Bildformat. Ich muß mal wieder die fantastische Kameraführung loben, genauso wie die Ausstattung. Die Bilder die abgeliefert werden sind beeindruckend und brennen sich ins Gehirn. Obwohl ich den Film schon fünf oder sechsmal gesehen habe, hätte ich mich beinahe zu Tode erschreckt, als Miss Moneypenny im weißen Regenmantel durch das Scheinwerferlicht von Julie Harris’ Auto läuft. Apropos Julie Harris: Aus heutiger Sicht mögen ihr ständigen Off-Kommentare veraltet wirken. Ich kann aber ihre Verzweiflung und ihre Gefühle gut nachvollziehen - und zwar bis das Blut gefriert!
Sonntag, 04.07.2004/13:45 Uhr - 15:30 Uhr
#475
Geschrieben 11. Juli 2004, 21:47
Regie: Jack Conway
Liebes Tagebuch...
Eine Horde weiblicher Teenager (alle so um die dreißig) hat gerade den Schulabschluß geschafft. Jetzt haben die Mädels (unter ihnen: Joan Crawford) natürlich nur eins im Kopf: Männer, Männer und nochmals Männer (unter denen: Douglas Fairbanks jr.). Diese pflegen sie auf ausgelassenen Jazzpartys zu treffen, auf denen endlos getanzt und viel Champagner getrunken wird. Schon diese ersten Zeilen lassen erahnen, daß das Genre der schlüpfrigen Teenager-Kömodie doch älter ist, als man auf den ersten Blick glauben mag. Wozu „American Pie“ drei Teile brauchte, wird hier in 70 Minuten erzählt. Erst wird angebandelt, dann gibt es romantik- und eifersuchtslastiges Liebesgeplänkel und danach wird geheiratet.
„Our modern Maidens“ ist zwar noch als Stummfilm gedreht worden, verfügt aber von Haus auf über eine eigene Tonspur. So dröhnt also unentwegt diese voll coole Jazzmusik aus den Boxen, gepaart mit den ach so fröhlichen Publikumsgeräuschen bei den endlosen Partys. Auch ein Ansager aus dem Radio darf mal ein paar Worte daherlabern. Der Rest des Filmes ist stumm und drückt sich durch diverse Zwischentitel aus. Und da werden unglaubliche Phrasen gedroschen, wie man sie heute in jeder Daily Soap zu hören bekommt: So in der Art von „Heute ist der schönste Tag unseres Lebens“, „Diese Nacht soll niemals enden“ oder „Wir werden uns nie wieder trennen.“ Anscheinend war hier der Schriftsetzer-Azubi am Werk. Auch der Rest des Filmes ist vollkommen hohl. Zuerst diese penetrante Fröhlichkeit, dann diese penetrante Traurigkeit, dann das penetrante und gestelzte Happy-End. Das alles kratzt gehörig an den Nerven, es sei denn man kann über soviel Gesülze lachen. Der Freund des unfreiwillig komischen Humors wird bestens bedient. Schenkelklopfen, Kopfschütteln und lauthalses Lachen geben sich die Klinke in die Hand.
Nein, auf diesen Film will ich mich nicht einlassen. Ich will nicht sehen, daß dies ein Film aus einer vergangenen Epoche ist. Ich will nicht wissen, daß das Geschehen damals, zumindest im Ansatz, realistisch gewesen sein könnte. Ich bin mir nur im einen sicher, wenn die Kindeskinder unserer Kindeskinder in hundert Jahren „American Pie“ sehen, werden sie auch die Köpfe schütteln. Die Zeiten ändern sich, manche Genres aber nicht.
Noch ein Vergleich:
Das Durchschnittsalter der Hauptdarsteller in „Our modern Maidens“ liegt bei 23,6 Jahren. Bei „American Pie“ sind es 21,9 Jahre. Wer hätte das gedacht?
Montag, 05.07.2004/18:35 - 19:45 Uhr
#476
Geschrieben 12. Juli 2004, 20:59
Regie: Sam Weisman
Liebes Tagebuch...
Diesmal also die "Out-of-towners" in Deutsch! Ist noch immer eine fröhliche Komödie, die vor allem durch ihre drei Hauptdarsteller Martin/Hawn/Cleese und die scharfzüngigen Dialoge getragen wird. Das läßt die biedere, übertrieben altmodische Inszenierung vergessen machen...
Mittwoch, 07.07.2004/20:25 - 21:55 Uhr
#477
Geschrieben 14. Juli 2004, 20:46
Regie: Gary Jones
Liebes Tagebuch...
Ich und mein Lieblingsarbeitskollege sind beim Zappen hängen geblieben. Das war nicht schwer, denn wir erwischten nicht zufällig eine besonders hanebüchene Szenen, sondern entdeckten sehr schnell, daß der Film, zu unserer Freude, gekonnt sein schlechtes Niveau zu halten vermag.
Mein Arbeitskollege schaltete seine hellseherischen Fähigkeiten kein. Er prophezeite, daß die Hauptdarstellerin (eine engagierte Journalistin, die ihr Haar überraschenderweise von Anfang an offen trug) erst ihr Brille, dann ihre Jeansjacke und dann ihr rotes Jäckchen ablegen wird, um dann im baufreien weißen Top, bewaffnet mit einem Maschinengewehr, durch die Sprinkleranlage zu rennen. Genau so kam es. Erst zerbrach die Brille. Dann war es zu heiß im Treppenhaus und sie legte die Jeansjacke ab. Die rote Weste verfing sich in einem Spinnennetz im Fahrstuhlschacht und danach stürzte die Dumpfnudel samt weißem baufreien Top von einer Brüstung in ein Wasserbassin. Wenn man sich ein bißchen mit Klischees auskennt, kann man sich herrlich über die Schlaumeier freuen, die hinter der Kamera all die cleveren Ideen zusammengetragen haben.
Nein, was haben wir gelacht. Teile des Labors sehen wie die Kantinenküche aus. In anderen Räumen wurden die unsinnigsten Geräte hineingepfercht um das Zimmer einfach irgendwie voll zu bekommen. Sämtliche Gänge sind mit schwarzgelbem Klebeband eingefasst, daß man auch wirklich weiß, wo es lang geht. Je tiefer man in das Labyrinth eintaucht, desto düsterer werden die Neonröhren, desto größer werden die Rohre, desto mehr Eisnebel steigt aus den Ecken auf - genau so, wie es halt aussieht, ein einem Labor, in dem militärische Geheimexperimente den Tag bestimmen.
Und dann die Spezialeffekte! Sie hatten nicht mal das Geld, ihre Kulissen in die Luft zu sprengen. Sowohl Landung als auch Explosion des Raumschiffes Solaris wurden im Sandkasten gedreht. Die Spinnen sind auch super. Die Animierten sind natürlich zum davonlaufen. Die Live-Action-Minis erinnerten uns an achtbeinige Aschenbecher auf vier Rädern. Die großen Live-Action-Viecher funktionieren nach dem „Bela Lugosi und die Braut des Monsters“-Prinzip. Und mittendrin diese ambitionierten Jungschauspieler, die, nach dem sie ihre lauwarmen Texte aufgesagt haben, auf recht blutige Weise von den Spinnen zerfleischt oder eingesponnen werden. Die deutsche Synchro kommt dem Desaster dann auch noch zu Gute. Die Texte wurden aus dem Bestseller „Dialoge für Erstklässler“ entnommen. Auf Verwendung von Hintergrundgeräuschen wurde über weite Strecken freundlicherweise verzichtet.
Einem dramatischen Kinoabend steht bei „Spiders“ also nix mehr im Wege. Noch heute denke ich mit Frösteln an spannende Szenen wie:
- Die Darsteller gehen den dunklen Tunnel entlang.
- Der Lockenkopf verliert die Nerven und wird verrückt.
- Wir beobachten die schließende Fahrstuhltür.
Leider haben wir das Ende nicht gesehen. Der „Hirsch“ rief. Was haben wir da wohl verpaßt? Na ja, es gibt ja noch die DVD von „Highlight“...
Freitag, 09.07.2004/22:00 - 23:30 Uhr
#478
Geschrieben 14. Juli 2004, 20:49
Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon
Liebes Tagebuch...
Bei „Shrek“ im Kino ist das immer so eine Sache. Beim ersten Teil befürchtete ich, daß die hochschwangere Frau neben mir ihr Kind zur Welt bringt, weil sie sich immer so gestreckt hat, und diesmal war es der gefährlich aussehende Ami, bei dem ich Angst hatte, laut zu lachen.
„Shrek II“ macht einfach Spaß. Vollkommen gelungene Fortsetzung, die genau den Ton trifft, den ich sehen will. Musikalisch gesehen war der erste Teil aber besser. Sonst wurde viel getan um alles beim Alten zu halten. Böse Scherze und gekonnte Gefühlsduseligkeit wechselten sich ab. Der Ton des Vorgängers bleibt erhalten und wird hie und da erfolgreich ausgebaut. Partyfilm aller erster Güte - noch dazu perfekt animiert. Bei der „Phenomena“-Kamerafahrt über die Tannen habe ich mit den Ohren geschlackert.
Mein Held: Der gestiefelte Kater. Meine Güte, ist der süüüüüüß!
Meine Hochachtung: Rupert Everett hat nach „Dellamorte Dellamore“ und „Shrek II“ jetzt 1 ½ heterosexuelle Rollen in seiner Filmographie stehen.
Meine Überraschung: Habe Marie-Luise Marjans Stimme gar nicht erkannt.
Meine Zustimmung: djmacbest, der sagte, der Film basiert auf einem kühl kalkulierten Erfolgsrezept.
Samstag, 10.07.2004/20:40 - 22:15 Uhr
#479
Geschrieben 14. Juli 2004, 22:45
Regie: Paul Verhoeven
Liebes Tagebuch...
Dieser Film handelt von jungen Tänzerinnen, die nach Las Vegas kommen um ein Star zu werden. So viel zur naiven Handlung, die sich mal wieder perfekt mit den Vision vom totalen Machwerk eines Paul Verhoeven deckt. Seine Mädchen sind geil und willig, sehen perfekt aus und beherrschen zur Freude ihres Trainers die neue Choreographie schon nach fünf Minuten.
Paul Verhoeven gibt sich nicht die Mühe, ernsthaft die Arbeit und den Schweiß zu zeigen, die den Beruf des Showgirls ausmachen. Für ihn zählt nur die Glitzerwelt und die intriganten Hahnen- und Hennenkämpfe, die sich hinter den Kulissen abspielen. Mit unnachlässiger Zielstrebigkeit hastet er von Sexszene zu Sexszene - mal on Stage, mal im Bett, mal im Pool. Ich weiß nicht, ob ich mit Kyle MacLachlan Mitleid haben, oder mich für ihn freuen soll.
Die Satire, die hinter dem ganzen Theater steckt ist, und die später „Starship Troopers“ so fest im Griff hatte, kommt bei „Showgirls“ nicht so sehr zum tragen. Ja, lieber Paul, in dieser Hinsicht ist Dein Film nicht so scharf geworden, wie Du Dir das vielleicht erhofft hattest. Er wirkt trotz aller Provokation zu bodenständig, zu ehrlich, zu unspektakulär.
Zur Krönung des Ganzen gibt es zum Schluß noch einen Schuß Gewalt, so daß nun auch der letzte Neider Verhoevens diese böse Mischung aus Sex and Crime mit faulen Tomaten bewerfen kann. Zu unrecht, wie ich meine. „Showgirls“ stellt keinen Meilenstein dar, dafür ist er zu flach, er ist aber ein hervorragender Beitrag zum Schaffenswerk Paul Verhoevens. Der hat es einfach raus, der gute Mann.
Sonntag, 11.07.2004/00:20 - 02:40 Uhr
#480
Geschrieben 18. Juli 2004, 21:27
Regie: Marcus Nispel
Liebes Tagebuch...
Das traumatische Kinoerlebnis, welches damals im Berliner Cinemaxx stattfand ist keineswegs verblaßt. Es kostete mich ein wenig Überwindung diese DVD zu starten - schließlich war ich mir über die Wucht des kommenden Terrors, und den Lärm den dieser mit sich bringt, bewußt.
Gut, auf DVD wirkt dieser Film dann nicht mehr so heftig wie im Kino, jedoch das Knattern der Kettensäge geht so extrem durch Mark und Bein, das ich den Fernseher leiser stellen mußte. Süffisantes Terrorkino, das aber manchmal zu schnell wegguckt, wenn es splattertechnisch heikel wird.
Sonntag, 11.07.2004/19:40 - 21:15 Uhr
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