Cine-Phil schreibt Filmgeschichte
#31
Geschrieben 24. Mai 2009, 22:26
Frankreich, 1896
Lumière
Darsteller: Loie Fuller
Erstaufführung: 25. November 1896
Filmszene
Inhalt: Schleiertanz von Loie Fuller.
Kein Filmer kam ohne seine eigene Version des „Serpentinentanzes“ aus. Erstmalig von Edison auf Film gebannt, folgten unzählige Kopien, Imitate, Plagiate und Remakes. Selbst Georges Méliès nahm sich dem an, wie auch – im selben Jahr – die Lumières.
Im Lumière-Katalog trägt dieser die Nummer 765. Sehr schön wurde hier die Handcolorierung angewandt, die das Kleid der Dame mit jeden Tanzschritt eine neue Farbe verpasst und so das Auge des Betrachters mit einen bunten Bilderrausch verwöhnt.
Watchout:
Der Film auf den die Welt gerade noch gewartet hat! coming soon
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#32
Geschrieben 27. Mai 2009, 12:47
Frankreich, 1896
Star Film
Regie: Georges Méliès
Produktion: Georges Méliès
Buch: Georges Méliès
Schnitt: Craig Herring
Darsteller: Georges Méliès (Mephistoteles), Jeanne d’Alcy
Erstaufführung: 24. Dezember 1896
Filmszene
Inhalt: Mephistoteles (Georges Méliès) spielt einem Schlossbesitzer furchteinflössende Streiche.
Zu Beginn seiner filmischen Karriere setzte Zauberkünstler Méliès noch auf bewährte Kinothemen. So war er bei seinen ersten Werken noch weit von seiner eigenen Handschrift entfernt und verfilmte bereits häufig gesehenes wie Serpentinentänze oder einfahrende Züge neu.
Seine frühesten Filme waren eher noch Fingerübungen darin, die Kamera gerade auf einen Punkt zu richten. Seinen kreativen Zenit hatte der gute Mann noch längst nicht erreicht. Erst als anfing mit seinem Arbeitsgerät herumzuexperimentieren oder zufällige Entdeckungen wie die Doppelbelichtung zu machen, gelangen ihm Innovationen und setzte bis heute gültige Standards. Mit LE MANOIR DU DIABLE hat er seine Berufung bereits gefunden und fand zu dem Stil, dem er weiterhin treu blieb und der ihn unsterblich machte.
Bis auf den – damals noch so gut wie nicht benutzten - Filmschnitt (hier war Craig Herring tätig) war Méliès wieder in Personalunion für alle Belange zuständig, baute das Setdesign selbst und ließ es sich nicht nehmen den Bösewicht Mephistoteles persönlich zu geben. LE MANOIR DU DIABLE markiert für viele Filmhistoriker den ersten Horrorfilm überhaupt. Nun gut, von Horror war MANOIR noch meilenweit entfernt, sollte eher zum Lachen bringen. Dafür benutzte Méliès Motive, die noch heute aus dem Genre nicht hinwegzudenken sind. Durch sein gotisch anmutendes Spukschloss geistern Hexen und Vampire (man bedenke, dass Bram Stokers für das Kino nicht ganz unwichtiger Roman Dracula erst im darauffolgendem Jahr rauskam). Fantasievoller, eskapistischer Film – von nun an reichte es nicht mehr, das Publikum mit bewegten Bildern allein bei der Stange zu halten. Das Kino bekam ein ganz neues Gesicht.
Méliès führte den mit 2 Minuten für damalige Verhältnisse episch langen Film erstmals am 24. Dezember 1896 in seinem heimischen Robert-Houdin-Theater vor. Heute ist er nur noch fragmentarisch erhalten. Dankenswerterweise sind diese Überreste aber für jeden in den einschlägigen Internetplattformen zugänglich.
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#33
Geschrieben 28. Mai 2009, 00:48
Frankreich, 1896
Star Film
Regie: Georges Méliès
Produktion: Georges Méliès
Buch: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Mann (Georges Méliès) wird des Nachts von allerlei garstigem Vieh heimgesucht und um den Schlaf gebracht.
Noch im selben Jahr wie LE MANOIR DU DIABLE drehte Méliès diesen kleinen Sketch, der mit einer verdammt großen, ekligen Spinne aufwartet und mit diesem Effekt einen Vorläufer zum Monsterfilm gilt und nicht der letzte Ausflug des Meisters in das noch nicht existente Horrorgenre darstellen soll.
Jedenfalls gehört UNE TERRIBLE NIGHT, der in Montreuil, Seine-Saint-Denis unter freiem Himmel gedreht wurde, zu Méliès’ bekanntesten Frühwerken und ist zum Glück noch heute erhalten.
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#34
Geschrieben 30. Mai 2009, 01:40
Frankreich, 1897
Lumière
Erstaufführung: 07. Februar 1897
Filmszene
Inhalt: Wilde Schneeballschlacht auf der Straße.
100 % Action. Von der ersten bis zur letzten Sekunde Action. Das versprechen heute viele Filme, aber kaum einer hält es ein. Die Lumières machen’s möglich. Hier ist Bewegung drin vom Anfang bis zum Schluss.
BATAILLE DE BOULES DE NEIGE (so der alternative Langtitel) wurde von Louis und/oder Auguste Lumière in Lyon gedreht. Kurios dabei, dass es sich bei den Teilnehmern dieses ausgelassenen Frostgemetzels ausschließlich um erwachsene Frauen und Männer, scheinbar der höheren Gesellschaft entstammend, handelt. Kurios auch, dass der Radfahrer, der hier so gewaltsam von seinem Drahtesel geschossen wird, die Szenerie in die Richtung verlässt, aus der er gekommen ist. Vielleicht musste der arme Tropf wieder nach Hause um seine nasse Kleidung zu wechseln.
Bearbeitet von Cine-Phil, 30. Mai 2009, 01:43.
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#35
Geschrieben 31. Mai 2009, 18:44
Frankreich, 1896
Lumière
Erstaufführung: 23. August 1896
Filmszene
Inhalt: Hoch zu Ross überqueren mehrere Männer den Fluss Sâone in Lyon.
Hier wurde eine militärische Übung auf Film festgehalten. Im kühlen Februar müssen elf Soldaten auf ihren Pferden die Sâone durchqueren. Brrr, da hätte ich nicht dabeisein wollen.
Bearbeitet von Cine-Phil, 31. Mai 2009, 18:45.
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#36
Geschrieben 31. Mai 2009, 21:12
Frankreich, ca. 1896
Lumière
Filmszene
Inhalt: Wir verlassen Jerusalem mit dem Zug. Mehrere Herren winken uns zum Abschied hinterher.
Lumière setzten nicht nur auf einfahrende Züge. Nein, sogar ausfahrende interessierten sie. Hier wird aber nicht die Eisenbahn gefilmt, sondern die Kamera befindet sich auf dem letzten Wagen des Zuges und filmt die Abschiednehmenden, somit ist der Zuschauer mit dem Gefährt in Bewegung.
Lange wurde das Entstehungsjahr auf 1897 geschätzt. Heute vermutet man eher 1896.
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#37
Geschrieben 01. Juni 2009, 00:10
Frankreich, 1897
Star Film
Regie: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Schlossbesitzer (Georges Méliès) möchte es sich bloß auf seinem Thron gemütlich machen. Doch einige Spukgestalten halten ihn davon ab.
Nach LE MANOIR DU DIABLE (1896) kehrt Méliès wieder ins Spukschloss ein. Auch in LA CHÂTEAU HANTÉ setzte er wieder Standards, die noch heute aus dem Horrorgenre nicht mehr wegzudenken sind. Es wird hier unter anderem von Geistern und Skeletten heimgesucht, was dem damaligen Publikum sicher eisige Schauer über den Rücken jagen ließ. Auch wenn hier wieder der komödiantische Ton vordergründig ist, so ist der Grusel jedoch mehr als denn je präsent.
Méliès' eigenes Filmstudio
Gedreht wurde der Film wahrscheinlich in Georges Méliès’ Studio, welches er im Frühjahr 1897 gönnte und am 22. März eröffnete. War die Filmerei bisher von Wind und Wetter abhängig, war es nun möglich in dem in einem großen Glaskasten angelegten Filmatelier das ganze Jahr über zu drehen, wenn man auch noch vom Tageslicht abhängig war. Scheinwerfer wurden damals noch nicht eingesetzt. Méliès’ Studio war das erste in Frankreich. In Deutschland war man eher dran. 1896 richtete sich der deutsche Filmpionier Oskar Meßter seine Werkstätte in Berlin ein.
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#38
Geschrieben 01. Juni 2009, 19:38
USA, 1897
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: April 1897
Filmszene
Inhalt: Sechs Schülerinnen einer Mädchenschule liefern im Schlafgemach eine wilde Kissenschlacht, bis Mutter Oberin einschreitet.
Ein früher Schulmädchen-Report. Ein Blick ins Schlafzimmer junger Mädchen, die sich einer ausgelassene Bettenschlacht hingeben. Wenn das mal nicht einen voyeuristischen und erotischen Kontext hat...
Bearbeitet von Cine-Phil, 01. Juni 2009, 19:39.
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#39
Geschrieben 01. Juni 2009, 22:31
Frankreich, 1897
Lumière
Regie: Alexandre Promio
Kamera : Félix Mesguich
Filmszene
Inhalt: Die Niagara-Fälle von kanadischer Seite aus betrachtet. In der Mitte des Bildes eine Aussichtsplattform mit mehreren Menschen drauf.
Die Franzosen ausnahmsweise auf der Spur der Amerikaner. Im Herbst 1896 dominierten Aufnahmen von Wasserfällen in unzähligen Varianten das US-Kinogeschehen. Dutzende solcher „virtueller Ansichtskarten“ kamen zur Aufführung und faszinierten das Publikum. Lumière-Angestellter Alexandre Promio fing für seinen Brötchengeber die Niagarafälle ein. Für die meisten Europäer der Zeit die wohl einzige Chance ihres Lebens, die berühmten Fälle in Bewegung zu erleben. Interessant dabei die Dynamik, mit der die imposanten Wassermassen die statische Kameraeinstellung vergessen lassen. Damals sensationell, bietet der Streifen für das heutige Publikum jedoch nichts wirklich von Belang.
Ein anderes, längst nicht so erfreuliches Ereignis, bewegte die Menschen jenseits der Leinwand. Am 4. Mai 1897 kam es während einer cinématographischen Vorführung auf dem Bazar de la Charité in Paris zu einer Katastrophe. Das Vorführgerät erhitzte sich derart stark, dass das hitzeempfindliche Filmmaterial Feuer fing und den Ort innerhalb kürzester in einer Feuersbrunst zerstört wurde. 129 Menschen starben an dem schicksalhaften Tag, darunter die Prinzessin Sophie in Bayern, die jüngere Schwester der späteren Kaiserin von Österreich – Sissi, als sie sich weigerte den Ort des Schreckens zu verlassen, bis nicht alle anderen Anwesenden gerettet würden.
Der verhängnisvolle Brand im Boulevard-Journalismus
Neben der menschlichen Tragödie nahm das Image der Cinématographie einen Schaden. Als Teufelsmaschine wurde sie von nun an abgetan. Es kam zu Aufführverboten. Das harmlose Vergnügen war nun keins mehr.
Bearbeitet von Cine-Phil, 01. Juni 2009, 22:32.
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#40
Geschrieben 03. Juni 2009, 20:43
Großbritannien, 1897
George Albert Smith Films
Regie: George Albert Smith
Produktion: George Albert Smith
Erstaufführung: Juli 1897
Filmszene
Inhalt: Ein Müller stößt beim Verlassen mit einer Mühle mit einem Schornsteinfeger zusammen. Weißes Mehl trifft den Schornsteinfeger, Ruß den Müller. Eine Klopperei entbrennt.
Bevor er zum Film kam war George Albert Smith (geboren am 4. Januar 1864, gestorben am 17. Mai 1959) Hypnotiseur, Physiker, Astronom und Filmvorführer. Er entwickelte ein Kamera- und Projektionssystem welches er 1896 patentieren ließ. Er war auch einer der Ersten, die erfolgreich mit Farbfilm experimentierten. Sein Kinemacolor kam aber jedoch aus rechtlichen Gründen (William Friese-Greene erstritt vor Gericht erfolgreich seine Urheberschaft) nie zum Einsatz.
Nach einem damals populären Comic entstand unter Smith THE MILLER AND THE SWEEP, eine witzige Burleske, die allerdings in einer nicht erklärbaren Verfolgungsjagd endet. Vielleicht wusste der Narrator ja damals mehr. Technisch gesehen war MILLER noch recht simpel gestrickt. Ein ganz gewöhnlicher Einakter mit statischer Kamera. Das sollte sich bei Smiths zukünftigen Werken jedoch ändern. So experimentierte er mit Perspektivwechseln, die er sich aus Comicheften abgeschaut hat.
MILLER war dennoch ein voller Erfolg und so ließ Smith, der uns noch ein paar mal begegnen wird, gar zwei Monate später ein Remake folgen. Es sollten noch weitere Remakes von diversen Filmemachern folgen. Die erspare ich mir aber.
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#41
Geschrieben 04. Juni 2009, 20:28
aka DEWAR’S – IT’S SCOTCH
USA, 1897
Edison Manufacturing Company
Regie: Charles Webster, Edmund Kuhn
Inhalt: Vier Schotten tanzen ab.
Als erster Werbefilm gilt DEWARS SCOTCH WHISKEY von der Edison Company. Ob die Tanzenden Kiltträger dort den von Sir Thomas Dewar auf den Markt gebrachten Whisky – dem bestverkauftesten Scotch in den USA - feiern oder durch ihn so ausgelassen sind, wissen nur sie selbst.
Bearbeitet von Cine-Phil, 04. Juni 2009, 20:29.
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#42
Geschrieben 07. Juni 2009, 14:45
Frankreich, 1897
Star Film
Regie: Georges Méliès
Darsteller: Jeanne d’Alcy (Frau), Jane Brady (Dienerin)
Filmszene
Inhalt: Nach dem Ball – eine Frau (Jeanne d’Alcy) entkleidet sich mit Hilfe ihrer Dienerin (Jane Brady) und wird von ihr gewaschen und in ein Handtuch gewickelt.
Georges Méliès war nicht nur der Urvater des Science-Fiction oder des Horrorfilms, auch im Erotikgenre war er der Erste. Während die Amerikaner noch Schaum vor dem Mund hatten, ob des unzüglichen THE KISS (1896), sahen die Franzosen die erste Leinwand-Nackte schon etwas lockerer.
Zwar waren bereits in der Zeit der Serienfotografie wie von mir bereits erwähnt splitternackte Frauenkörper beliebte Motive, nur hat es noch keiner gewagt die unverhüllte Schönheit des weiblichen Aktes auf die Leinwand zu projizieren. So genießt Méliès-Lieblingsdarstellerin Jeanne d’Alcy, die hier ihre blanke Kehrseite präsentiert, den Status die erste Nackte des Kinos zu sein.
Jeanne d'Alcy
Méliès ehelichte seine 1865 geborene Muse d’Alcy im Jahr 1926 und war bis zu seinem Tod 1938 mit ihr verheiratet. Die hübsche Aktrice starb 1956 in Versailles.
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#43
Geschrieben 07. Juni 2009, 19:29
(int. Titel: THE FOUR TROUBLESOME HEADS)
Frankreich, 1898
Star Film
Regie: Georges Méliès
Produktion: Georges Méliès
Buch: Georges Méliès
Schnitt: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Mann (Georges Méliès) nimmt seinen Kopf ab und legt ihn auf einen Tisch. Das Ganze machte er noch dreimal und Banjo spielt er auch noch.
Hier ist Méliès ganz in seinem Element. Er gibt hier eine kurze Zaubernummer, arbeitet exzessiv mit der von entdeckten Technik der Doppelbelichtung und versetzt die Zuschauer damit wieder ins Staunen und bringt sie gleichzeitig zum Lachen.
Trotz der allzu offensichtlichen Retusche über dem „fehlenden“ Kopf ist der kleine Film doch noch immer Erstaunlich in seiner Machart und fasziniert nicht nur durch das Alter (101 Jahre) mit seinen Effekten. Ganz deutlich zeigt Méliès hier, wie sehr er seiner Zeit voraus war.
Das waren aber auch noch andere Franzosen. Wie etwa Auguste Baron, der am 4. April 1898 das erste Patent auf eine Apparatur zur Widergabe von Tonfilmen erhielt. Bei seiner Erfindung wird die Geschwindigkeit des laufenden Films elektronisch auf ein Grammophon übertragen, so dass Bild und Ton sich synchron halten konnten. Jedoch steckte die Tonfilmtechnik damit noch in den Kinderschuhen fest. Die Ergebnisse waren nicht wirklich befriedigend und kommerziell nicht zu vermarkten. Der Stummfilm war noch lange nicht in Gefahr. Das sollte sich die nächsten dreißig Jahre auch nicht ändern.
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#44
Geschrieben 07. Juni 2009, 21:02
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Darsteller: Scoops Carey, Zane Grey, Scott Stratton
Erstaufführung: 20. Mai 1898
Filmszene
Inhalt: Baseballspiel zwischen Reading und Newark.
Ein Ausschnitt aus einem Baseballmatch. Für Nichtamerikaner nichtssagend. Ich denke, selbst eingefleischte Baseballfans können da kaum etwas Interessantes zu sagen.
Für mich laufen da nur mehrere Spieler eine Linie entlang. Punkt.
Dabei wurde es von nun an Zeit für die Edison Company konkurrenzfähig zu werden. Denn am 19. Mai 1898 nahm die Vitagraph die Produktion von Filmen auf. Und gesunder Wettbewerb hat ja noch nie geschadet.
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#45
Geschrieben 08. Juni 2009, 15:00
Großbritannien, 1898
Robert W. Paul
Regie: Robert W. Paul
Produktion: Robert W. Paul
Filmszene
Inhalt: Ein älteres Ehepaar besucht eine Kunstausstellung, auf der die Skulptur einer nackten Dame die volle Aufmerksamkeit des Mannes erregt.
COME ALONG, DO! Führt uns wieder mit Robert W. Paul (THE DERBY, 1896) zusammen. Diese kleine Komödie stellt was besonderes dar, in dem es der erste britische Film ist, der Schnitttechnik benutzt.
Still aus dem verschollenen zweiten Akt des Films
Der Film besteht aus zwei Shots. Da ist zunächst die Eingangsszene, in der das besagte, scheinbar proletarische Ehepaar schmausend auf einer Bank vor der Kunsthalle hockt. Der Mann bemerkt ein Hinweisschild für die Ausstellung und folgt mit seiner Frau den anderen Gästen hinein. Diese erste Szene ist glücklicherweise noch erhalten. Die Zweite, in der sich der Mann intensiv für einem weiblichen Akt interessiert, ist leider verschollen. Anhand von Stillfotos lässt sich der Inhalt der nicht mehr existenten Szene nachvollziehen. Nach der Beschreibung lässt sich COME ALONG, DO! auf einen frühen Sketch vermuten, was ja zu einer britischen Spezialität werden sollte.
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#46
Geschrieben 09. Juni 2009, 13:00
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 21. April 1898
Filmszene
Inhalt: Das Wrack des zerstörten Kampfschiffes Maine wird in den Hafen von Havanna geschleppt.
“Remember the Maine, to Hell with Spain!” – mit dem Schlachtruf zogen die Amerikaner 1898 in den Krieg gegen die Spanier.
Am 15. Februar wird das Kriegsschiff USS Maine (ACR-1) – vermutlich - von der spanischen Armee versenkt. 266 Seeleute finden den Tod. Für die USA ein Vorwand gegen die Spanier in den Krieg zu ziehen. Der Auftakt des Spanisch-Amerikanischen Krieges, der mit der Kriegserklärung der Spanier am 24. April 1898 offiziell beginnen sollte.
Der Edison-Mitschnitt dokumentiert wie das zerstörte Wrack Ende März 1898 in den Hafen von Havanna gezogen wird. Viele US-Bürger sahen dem für viele traumatischen Spektakel zu. Die Zerstörung der ’Maine’ war für sie ein Angriff auf die Herzen des Volkes, vergleichbar mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor 1941.
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#47
Geschrieben 12. Juni 2009, 19:07
(int. Titel: THE ASTRONOMER’S DREAM)
Frankreich, 1898
Star Film
Regie: Georges Méliès
Produktion: Georges Méliès
Buch: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Astronom wird von (Alb-)Träumen heimgesucht, in dem sich u.a. der Mann im Mond als sehr gefräßig herausstellt.
Bereits vier Jahre vor seinem großen Hit LE VOYAGE DANS LA LUNE personifizierte Georges Méliès den Erdtrabanten und machte ihn zum Mittelpunkt in seinem verspielten und experimentellen LA LUNE À UN MÈTRE.
Der Film, der im von Méliès selbst gefertigten artifiziellen Production Design spielt, wirkt eigenartig surreal und könnte aus dem Hirn eines postmodernen Videoclipregisseurs entstammen. Méliès wütet hier geradezu mit Überblendungen, Cut-Tricks und Stop Motion, dass die Schwarte kracht. Das Ergebnis ist beeindruckend. Amüsant und ein wenig gruselig zugleich.
Anhand dieses Streifens ist sehr schön nachzuvollziehen wie Méliès zu seiner eigenen Handschrift gefunden hat. Sein visueller Stil sollte sich noch durch seine späteren Werke ziehen und in ihnen zur Perfektion gereichen.
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#48
Geschrieben 14. Juni 2009, 13:26
(int. Titel: THE MAGICIAN)
Frankreich, 1898
Star Film
Regie: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Zauberer (Georges Méliès) hat scheinbar seine Kräfte nicht unter Kontrolle. So bekommen Büsten und Skulpturen unversehens ein Eigenleben.
In LE MAGICIEN arbeitet der Meister mit denselben Tricks wie in dem vorangehend besprochenen LA LUNE À UN MÈTRE und Méliès pur. Auch wenn der Film selber kein Zaubertrick im eigentlichen Sinne, sondern eine rasante Special-Effect-Show vom Feinsten ist, mimt hier Méliès gar selbstrefienzell den Zauberer – was könnte er besser!
Inhaltlich ist auch dieser Méliès naiv und wenig tiefgründig, dennoch kann man ihn wohl als ein persönliches Manifest des Machers bezeichnen. Schwafel, blah, blah, blubb...
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#49
Geschrieben 14. Juni 2009, 18:44
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 21. April 1898
Filmszene
Inhalt: Die getöteten Marinesoldaten des zerstörten Kampfschiffes „Maine“ werden in Key West/Florida zur letzten Ruhe gebettet.
WAR CORRESPONDENTS
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 21. April 1898
Filmszene
Inhalt: Reporter laufen um die Wette, um die aktuellsten Kriegsnachrichten zu übermitteln.
Noch mehr verstörende Bilder für die Zuschauer, der "Maine"-Bergung. Die Opfer des spanischen Angriffs auf den Stolz der US-Marine werden zu Grabe getragen. Schon 1898 wird die Propagandawirkung des neuen Mediums deutlich. Spätestens nach diesen Aufnahmen steht die amerikanischen Bevölkerung überzeugt hinter dem Kriegseinsatz ihres Landes.
Auch damals war Krieg ein Medienereignis, wie die überengagierte Reporterschar in WAR CORRESPONDENTS zeigt. Der Kampf an der Front ging seither einher mit dem Kampf um die schnellste Schlagzeile.
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#50
Geschrieben 14. Juni 2009, 20:00
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Regie: William Faley
Erstaufführung: 20. Mai 1898
Filmszene
Inhalt: Die Infanterie marschiert.
Sicherlich waren dabei propagandistische Hintergedanken als die Kamera die vorbeiziehenden Fußsoldaten der U.S.-Armee einfing. Jedoch kommt hier ein ganz bitteres Gefühl auf, die jungen Burschen in voller Rüstung – alles andere als mit stolz geschwellter Brust – in die Schlacht ziehen zu sehen.
Gedreht wurde der Streifen am 1. Mai 1898 in Ybor City, Tampa/Florida und zeigt Soldaten des spanisch-amerikanischen Krieges.
Aus dem Edison-Werbematerial: „Hurrah — here they come! Hot, dusty, grim and determined! Real soldiers, every inch of them! No gold lace and chalked belts and shoulder straps, but fully equipped in full marching order: blankets, guns, knapsacks and canteens. Train is in the background. Crowds of curious bystanders; comical looking [African-American] “dude” with a sun-umbrella strolls languidly in the foreground, and you almost hear that “yaller dog” bark. Small boys in abundance. The column marches in fours and passes through the front of the picture. More small boys — all colors. The picture is excellent in outline and full of vigorous life. 100 feet.“
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#51
Geschrieben 16. Juni 2009, 12:09
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 21. April 1898
Filmszene
Inhalt: Ein Junge führt auf einer Straße in New York City spontane akrobatische Einlagen vor.
Sensationell! In meiner Teeniezeit war ich noch – muss ich zu meiner Schande eingestehen – ein eingefleischter HipHopper. Als Teil der Subkultur hat es mir auch der Breakdance angetan – wohl mehr als passiver Zuschauer.
Über die Wurzeln des Breakdance, die bis zum Kung Fu reichen, war ich mir eigentlich stets bewusst. Dachte ich zumindest – doch was ich in A STREET ARAB nun sehen musste, lässt mich doch alles überdenken. Nicht erst in den Sechzigern oder Siebzigern in den Slums New York City entstanden, wurde bereits 1898 halsbrecherisch getanzt. Sicher hieß es noch nicht Breakdance, zeigt aber eine Tradition auf, die viel weiter zurückliegt, als ich bisher dachte. Der Junge macht Headspins, Handstände, Salti und spinnenartige Verrenkungen, die noch heute auf jedem „Battle of the Year“ zu finden sind.
Man lernt doch nie aus.
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#52
Geschrieben 02. Juli 2009, 19:29
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 03. September 1898
Filmszene
Inhalt: Das Schlachtschiff „Texas“ von Nah und von Fern.
Um Kriegspropaganda war die USA noch nie verlegen. In REVIEWING von 1898 wird der Stolz der US-Marine, das Kampfschiff „Texas“, in aller Pracht in zwei Einstellungen vorgeführt, das die Spanier denn in Ehrfurcht kapitulieren mögen.
Bis zum Ende des spanisch-amerikanischen Krieges sollte es noch mehr als drei Monate dauern. So lag es nicht an der Ausdruckskraft dieses Streifens, der zu den ersten amerikanischen Filmen gehörte, der sich dem Schnitt zu Nutze machte und ein Objekt gleich in zwei verschiedenen Einstellungen, sowohl als Totale als auch in Detailaufnahme präsentierte. Schon zu beobachten auch hier, wie die Froschperspektive Verwendung findet, um den schwimmenden Kampfkoloss majestätischer wirken zu lassen.
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#53
Geschrieben 02. Juli 2009, 20:59
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 03. September 1898
Filmszene
Inhalt: Die Freiheitsstatue von halbvorn.
Auch hier schwingt wohl so einiges an Patriotismus mit, wenn die Amerikaner stolz ihr Wahrzeichen vorzeigen. Viel mehr bietet der Film nämlich nicht. Nein, er bietet überhaupt nichts. Wir sehen nur die Statue of Liberty auf Bedloe’s Island in New York. Mehr nicht.
Gut, viele Amerikaner (der Film war nicht für den Export gedacht) haben vorher sicher nur von der Statue gehört und konnten sie nun erstmals in einem Kino zu Gesicht bekommen. Filmtechnisch bietet der Film nicht das geringste Erwähnenswerte.
So lasst uns denn im Geschichtsbuch des Kinos weiterblättern.
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#54
Geschrieben 08. Juli 2009, 11:14
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 03. September 1898
Filmszene
Inhalt: Sechs Schlachtschiffe kehren nach glorreichem Sieg in den Heimathafen New York Citys zurück.
Noch mehr Bilder aus der Propagandamaschinerie der Edison Company, die sowohl Gegner einschüchtern als auch das eigene Volk stolz machen sollen. Sechs Kampfschiffe der Flotte von Admiral Sampson samt Besatzung mit stolz geschwellter Brust fährt am 20. August 1898 in New York City ein.
Ein Film, der im Edison-Katalog mit viel Hurrapatriotismus angepriesen wurde und bei Pazifisten und Kriegsdienstverweigerern natürlich mehr als nur einen faden Beigeschmack erhält. Dennoch ein interessantes Geschichtsdokument.
Bearbeitet von Cine-Phil, 08. Juli 2009, 11:15.
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#55
Geschrieben 09. Juli 2009, 13:28
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Darsteller: Ella Lola
Erstaufführung: 07. Oktober 1898
Filmszene
Inhalt: Ella Lola führt einen Bauchtanz vor.
ELLA LOLA, A LA TRILBY
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Darsteller: Ella Lola
Erstaufführung: 07. Oktober 1898
Filmszene
Inhalt: Ella Lola legt einen weiteren Solotanz aufs Parkett.
Die Tänzerin Ella Lola, geboren am 2. September 1883 in Boston, stand bereits im Alter von 11 Jahren auf der Bühne. Im Zuge der einst so erfolgreichen Serpentinentänze und erster Tanzfilmstars wie Annabelle Moore versuchte die Edison Manufacturing Company die 16jährige Ella mit zwei Filmen zum nächsten Sternchen aufzubauen.
Doch die Sache misslang, was nicht unbedingt an der bezaubernden und talentierten Lola lag. Die Zeit für solche Filme war einfach vorbei. Das US-Kino stagnierte. Marktführer Edison erkannte nicht, dass das Publikum nicht mehr so einfach nur an bewegten Bildern interessiert war. Während der Film in Europa neue Wege ging und künstlerisches Neuland entdeckte, versuchte man über dem großen Teich noch mit altbewährten den schnellen und sicheren Dollar zu machen. So glitt man langsam, aber sicher in die erste kleine Krise des Mediums.
In TURKISH DANCE, ELLA LOLA ist mit dem Titel schon alles gesagt. Lola legt einen Bauchtanz hin, was sie sicher auch gut kann. Die Produktion wirkt jedoch statisch und kann den bisherigen Tanzfilmchen nichts Neues hinzufügen.
In ELLA LOLA, A LA TRILBY, der im Doppelprogramm mit TURKISH DANCE aufgeführt wurde, zeigt die hübsche Dame mehr Bein, führt eine Art Can Can vor. Ihre Karriere konnte auch dieser im Edison Black Maria Studio in New Jersey entstandene Streifen nicht. Warum die imdb das Genre als „Horror“ angibt, ist mir allerdings ein Rätsel. Als Vorlage diente hier zwar George Du Mauriers Roman „Trilby“. Davon ist allerdings nicht das geringste wieder zu erkennen.
Bearbeitet von Cine-Phil, 09. Juli 2009, 13:28.
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#56
Geschrieben 12. Juli 2009, 22:32
USA, 1898
Edison Manufacturing Company
Erstaufführung: 16. Dezember 1898
Filmszene
Inhalt: Die männlichen Besucher eines Barbierladens geraten völlig aus der Fassung, als vorbeigehende Passanten ihre Strümpfe zurechtziehen und Blicke unter ihre Röcke gewähren.
Mit dem sogenannten „Frieden von Paris“ wurde am 10. Dezember 1898 der spanisch-amerikanische Krieg offiziell für beendet erklärt. Damit konnte sich das US-Kino weitaus friedlicheren und banalen Themen öffnen. So etwa für diese alberne Sexklamotte, die der Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater der AMERICAN PIE-verwandten Streifen sein könnte.
Natürlich ist hier alles recht züchtig. Tiefe Einblicke gibt’s höchstens in die infantilen Seelen der Macher. Affig, aber fand das damalige Publikum vielleicht sogar lustig.
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#57
Geschrieben 13. Juli 2009, 21:22
(alt. Titel: THE VISIT OF SANTA CLAUS)
Großbritannien, 1898
George Albert Smith Films
Regie: George Albert Smith
Darsteller: Dorothy Smith (Mädchen), Harold Smith (Junge), Laura Bayley (Kindermädchen)
Filmszene
Inhalt: Zwei Kinder (Dorothy und Harold Smith) werden von ihrem Kindermädchen ins Bett gebracht und im Schlaf vom Weihnachtsmann besucht.
George Albert Smith (THE MILLER AND THE SWEEP, 1897) kreierte hier einen der frühesten Filmauftritte des Weihnachtsmannes (im selben Jahr brachte Robert SANTA CLAUS AND THE CHILDREN raus, der mit diesem nicht identisch ist – mit SANTA CLAUS AND THE CHILDREN betitelte Internetvideo führen stets zu Smiths Werk). Mit Hilfe seiner Familie (Ehefrau Laura sowie die Kinder Dorothy und Harold spielen die Rollen) und eines gewissen Georges Méliès, dessen Einfluss und Kooperation mit dem britischen Filmpionier G.A. Smith dies ermöglichten, gelang ihm ein warmherziges kleines Filmchen, dass Weihnachten auf das reduziert, was es eigentlich heute ist – ein Fest für die Kinder.
Im Mittelpunkt des filmhistorischen Interesses steht ein Special Effect, der ganz unverkennbar auf Méliès zurückzuführen ist. Hierbei verdunkelt sich das Setting, nur das Bett der schlafenden Kinder bleibt schwach beleuchtet links im Bild zu erkennen, während ein Bild-im-Bild-Trick in der rechten Bildhälfte die parallelen Ereignisse auf dem Dach – das Einsteigen des Weihnachtsmannes in den Kamin des Hauses – zeigt. Ein stilbildender Trick, deren Anwendung noch heute gang und gäbe ist.
Und mit dieser besinnlichen Erfahrung schließen wir das Jahr 1898 ab und eilen schnellen Schrittes in Richtung Zukunft. Das Jahr 1899 wird hoffentlich auch noch so einige Überraschungen für uns zu bieten haben.
Frohe Weihnachten, liebe Leser!
Bearbeitet von Cine-Phil, 13. Juli 2009, 21:26.
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#58
Geschrieben 13. Juli 2009, 22:52
(int. Titel: AN UP-TO-DATE CONJUROR; A TURN OF THE CENTURY ILLUSIONIST)
Frankreich, 1899
Star Film
Regie: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Magier (Georges Méliès) lässt seine Assistentin und auch in sich selbst verschwinden und wieder auftauchen.
Hier ist Méliès ganz er selbst. Bevor er sich mit Werken wie JEANNE D’ARC und L’AFFAIRE DREYFUS zu Höherem berufen fühlte, gab er hier noch mal das, was er am besten konnte: den Illusionisten.
Dabei setzt er auf heute vergleichsweise wenig spektakuläre Stop- und Schnitttricks, die freilich damals noch längst nicht so abgenutzt waren wie heutzutage.
Wer seine bezaubernde Assistentin mimt, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.
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#59
Geschrieben 13. Juli 2009, 23:37
(int. Titel: SUMMONING THE SPIRITS)
Frankreich, 1899
Star Film
Regie: Georges Méliès
Darsteller: Georges Méliès
Filmszene
Inhalt: Ein Mann (Georges Méliès) beschwört die Geister.
Verblüffender dagegen die Effekte in seinem im gleichen Jahr wie L’IMPRESSIONISTE FIN DE SIÉCLE entstandenen ÉVOCATION SPIRITE. Hier arbeitet er mit einer integrealen Doppelbelichtung wie zu sehen in George Albert Smiths hier besprochenen SANTA CLAUS (1898) in einer deutlich weiterentwickelten Form.
Hier findet nicht nur eine einzige Einstellung im kleinen Bildausschnitt statt, hier wechseln die Objekte nach Lust und Laune, wild gestikulierend „kommentiert“ Méliès das gesehene (u.a. ein Abbild von ihm selbst oder auch von einem Teufel – ein gern gesehener Gast bei Méliès).
Auch 110 Jahre später, in dem Jahr in dem TRANSFORMERS 2 und TERMINATOR: SALVATION über die Leinwände donnern kann dieses 1minütige Stück noch in Staunen versetzen.
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#60
Geschrieben 14. Juli 2009, 22:46
(alt. Titel: TUNNEL KISS; A KISS IN THE TUNNEL)
Großbritannien, 1899
George Albert Smith Films
Regie: George Albert Smith
Darsteller: George Albert Smith (Mann), Laura Bayley (Frau)
Filmszene
Inhalt: Ein Pärchen (George Albert Smith und Laura Bayley) nutzt die Durchfahrt ihres Zuges durch einen Tunnel für einen flüchtigen Speichelaustausch.
Das Wissen um die Dynamik der Bilder, nicht zuletzt verdanken wir auch das dem kreativen Kopf George Albert Smith, der hier drei Einstellungen zu einem flüssigen Ganzen vereinte. Die Erste zeigt eine Fahrt mit einem Zug – wir sehen die Schienen und einen auf uns zukommenden Tunnel. Die Kamera ist auf dem Zug befestigt, der Zug ist selber nicht zu sehen (genannt „Phantom Ride“), wir wissen aber, dass wir uns auf selbigem befinden.
Die zweite Einstellung zeigt den Meister höchstpersönlich und seine Ehegattin Laura Bayley (credited als Mrs. George Albert Smith) in einer gemalten Studiodeko. Ein paar zärtliche Küsschen und zur Schadenfreude des Publikums setzt sich Smith noch auf seinen Zylinder. Die Briten eben.
Einstellung Nr. 3 zeigt dann den herausfahrenden Zug, der diese „Geschichte“ flüssig beendet, ohne dieses leidige abrupte Abrechen des Geschehens, was sonstige Filme ihrer Zeit ausgemacht hat.
Noch im selben Jahr brachten die britischen Bramforth Films Studios ein Remake des Erfolgsfilm heraus. Dazu später.
An den Werken des Briten George Albert Smith und seines von ihm geschätzten französischen Mitstreiter Georges Méliès ist die Entwicklung des Medium Films vom bloßen Darstellen bewegter Bilder hin zum Erzählkino am besten Abzulesen. Méliès beeindruckte daraufhin mit einem fast epischen Werk, das jüngere französische Geschichte aufbereitete.
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