USA, 1902
Edison Manufacturing Company
Regie: Edwin S. Porter
Kamera: Edwin S. Porter
Darsteller: Charles Manley (Uncle Josh)
Erstaufführung: 27. Januar 1902
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Filmszene
Inhalt: Onkel Josh (Charles Manley) wohnt zum ersten Mal in seinem Leben einer Filmvorführung bei. Dabei zeigt er verschiedenste Reaktionen auf die gezeigten Szenen.
Der Spielfilm kristallisierte sich langsam aber sicher dies- und jenseits des Atlantiks als die Hauptattraktion jeder Kinovorführung heraus und degradierte die stets beliebten Actualities zum Beiprogramm mit Informationswert. Wirklich Geld machten die Vorführer nur noch mit fiktiven Werken.
Immer mehr feste Filmvorführstätten öffneten in den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende ihre Pforten. In den USA nannte man diese zu Beginn noch Nickelodeons, weil der Zuschauer für einen Nickel Filmspaß geboten wurde. Am 2. April 1902 eröffnete in der späteren Filmhauptstadt Los Angeles das erste Kino der Stadt, das „Electric Theatre“, das Platz für 200 Zuschauer bot. Eine Filmvorführung wurde immer mehr zu einem Gemeinschaftserlebnis. Mehr Zuschauer konnten einen bestimmten Film gleichzeitig sehen und sich damit anschließend über ein und denselben Film austauschen, was vorher durch die sporadische Verstreuung kurzer Filmwerke kaum möglich war.
Eine Unterhaltungsindustrie war schon längst im Entstehen und diese war auch zur Selbstreflexion in der Lage. Ich besprach hier bereits Robert W. Pauls THE COUNTRYMAN AND THE CINEMATOGRAPH aus dem Jahr 1901, welches die Macht des Kinos in Bildern ausdrückte. Bereits zu Beginn des folgenden Jahres sollte ein Remake entstehen.
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Edwin S. Porter
Es war (natürlich) die Edison-Company, die in den Staaten das Monopol auf kinematographische Erfindungen hatte und dieses auch kräftig nutzte. Auch hier begann sich der Stellenwert von kreativen Filmwerken zu wandeln. Einer der meistbeschäftigten Kameramänner von Edison und bei jedem Großereignis für seinen Arbeitgeber dabei, war ein Mann namens Edwin Stanton Porter (1870 – 1941) aus Pennsylvania, der mit seinen Regiearbeiten noch Filmgeschichte schreiben sollte und sein berühmtestes Meisterstück im Jahr 1903 ablegen sollte, wozu wir selbstverständlich später noch kommen werden.
Er war es nun, der die amerikanische Neuverfilmung von Pauls Kinoliebeserklärung umsetzen sollte. Dabei griff er auf eine beliebte Figur zurück, die er bereits in zwei früheren Werken verrückte Abenteuer erdulden ließ, die des Uncle Josh, die bereits in UNCLE JOSH IN A SPOOKY HOTEL (1900) und in UNCLE JOSH’S NIGHTMARE von Charles Manley verkörpert wurde.
Für Onkel Joshs erstmaligen Besuch im Lichtspielhaus, das wie in Pauls Original die komplette Bandbreite cineastischer Erlebnisse widerspiegelte, recycelte er alte Edisonaufnahmen wie die beiden 1897 entstanden PARISIAN DANCE oder BLACK DIAMOND EXPRESS, der hier den Part des obligatorischen herannahenden Zuges übernimmt.