A SAILOR-MADE MAN (Kurzfilm)
(dt. Titel: A SAILOR-MADE MAN)
USA, 1921; R: Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Noah Young uvm.
Erstaufführung: 25. Dezember 1921
Heiratswilliger Snob (Lloyd) tritt der Marine bei, um sich dort zum Manne machen zu lassen und den Vater der Verlobten zu beschwichtigen. In der US-Navy bekommt er denn reichlich Gelegenheit Unfug anzustellen. – Mit einer Laufzeit von 47 Minuten ein schon beachtlich langer Film mit Harold Lloyd. Zum Feature Film reichte es aber noch nicht. Erst im Mai 1922 sollte es soweit sein, als Lloyd mit GRANDMA’S BOY seinen eigenen Hauptfilm bekam.
NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS
(alt. Titel: DIE ZWÖLFTE STUNDE)
Deutschland, 1922
Prana-Film GmbH / Jofa-Atelier Berlin-Johannisthal
Regie: F.W. Murnau
Produktion: Albin Grau, Enrico Dieckmann
Buch: Henrik Galeen, nach dem Roman
Dracula von Bram Stoker
Kamera: Fritz Arno Wagner, Günther Krampf
Musik: Hans Erdmann
Darsteller: Max Schreck (Graf Orlok), Gustav von Wangenheim (Hutter), Greta Schröder (Ellen), Alexander Granach (Knock), John Gottowt (Professor Bulwer), Max Nemetz (Kapitän), Georg Heinrich Schnell (Westenra), Ruth Landshoff (Lucy), Gustav Botz (Professor Sievers), Wolfgang Heinz (Matrose 1), Albert Venohr (Matrose 2), Eric van Viele (Matrose 3), Karl Etlinger, Guido Herzfeld (Wirt), Fanny Schreck (Krankenschwester), Hardy von Francois (Arzt), Heinrich Witte (Wärter im Irrenhaus) Premiere: 4. März 1922
Filmszene
Inhalt: Im Auftrag des Maklers Knock (Alexander Granach) reist der junge Hutter (Gustav von Wangenheim) in die Karpaten, um dort dem Grafen Orlok (Max Schreck) ein Haus in Hutters Heimatort Wisbourg anzubieten. Noch ahnt Hutter nicht, welch schreckliches Geheimnis der Graf verbirgt und schenkt den Warnungen der Landbevölkerung keinen Glauben.
Fragt mich einer, welcher denn meiner bescheidenen Meinung nach der beste Film wäre, der je gemacht wurde, so antworte ich spontan und voller Überzeugung mit NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS.
Ein vielschichtiges Meisterwerk voller künstlerischer Integrität. Einer der wichtigsten deutschen Filme aus einer Zeit als deutsche Filme noch tonangebend waren. Ein Meilenstein, eine Initialzündung für ein ganzes Genre, dem Horrorfilm und dem Subgenre des Vampirfilms schlechthin. Beinahe 88 Jahre alt und noch immer zum Fürchten und furchtbar schön. Selbst Spezis, die mit dem Stummfilm ansonsten nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würden, können sich der Faszination, die NOSFERATU noch heute ausströmt nicht entziehen. Ein Film mit Geschichte, dessen Spuren noch heute deutlich sind.
Friedrich Wilhelm Murnau
Ich möchte bei Friedrich Wilhelm Murnau beginnen. Murnau kam am 28. Dezember 1888 als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld zur Welt. Er wuchs in einem strengen Elternhaus auf und sein Vater war strikt gegen die von ihm angestrebte Karriere im Filmgeschäft. Dennoch begann er nach seinem Studium als Schauspieler zu arbeiten. Das (und seine Homosexualität) führte zum Bruch mit seinem Erzeuger. Er legte den Namen Plumpe ab und arbeitete von nun an als F.W. Murnau. Er bewegte sich in Künstlerkreisen und freundete sich mit seinem Kollegen Conrad Veidt (DAS CABINET DES DR. CALIGARI) an.
Murnau zog als Soldat in den Ersten Weltkrieg, zunächst als Infanterist, später als Kampfflieger. 1917 desertierte er in der neutralen Schweiz und wartete dort das Kriegsende ab, um sich schließlich wieder seiner Filmkarriere zu widmen. 1919 gab er mit DER KNABE IN BLAU sein Debüt als Regisseur. Es folgten bis 1922 neun weitere Filme, von denen die meisten leider als verschollen gelten.
1921 kam das Regieangebot, das ihm den Durchbruch verschaffen und ihn unsterblich machen sollte. Der Trend zum Expressionistischen Film begann langsam abzuflauen. Albin Grau plante die Verfilmung des auch in Deutschland außerordentlich populären Romans Dracula von Bram Stoker. Grau, ein bekennender Okkultist, gründete die Produktionsfirma Prana-Film, eins von mehreren Betrieben mit dem Namen Prana, die Geld in die Kassen seines verschworenen okkultistischen Zirkels spülen sollte. Er übernahm die Planung, die Entwürfe sowie Kulissen- und Kostümdesign selbst, beauftragte für das Verfassen des Drehbuchs Henrik Galeen, der mit dem Script zu DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) bereits eine mehr als beachtliche Referenz vorweisen konnte. Er versetzte die Handlung von Stokers Roman in das fiktive Wisborg des Jahres 1838 und zog eine Verbindung vom phantastischen Grauen des Vampirismus zum realen Schrecken der Pest.
Max Schreck
Ende Juli 1921 begannen die Dreharbeiten zu NOSFERATU, hauptsächlich in Deutschland und der Slowakei. Den titelgebenden Grafen verkörperte kongenial der in Berlin geborene Schauspieler mit dem so treffenden Namen Max Schreck (1879 – 1936). Der Legende nach fand Murnau Schreck so hässlich, dass er diesen mit falschen Ohren und Zähnen unkenntlich machen wollte. Mit und ohne diese Maskerade gibt er dem finsteren Gesellen seine Erscheinung. Ein rattenartiges Gesicht, ein langer spindeldürrer Körper mit ebensolchen Fingern und unendlich langen Fingernägeln, die zu Klauen werden und alles greifen, was ihm zu Nahe kommt.
Die Umsetzung NOSFERATUs hält sich nicht sklavisch an die Vorlage von Stoker, sondern komprimiert dessen Handlung (vor allem aus Budgetgründen) etwas. Eine eklatante Veränderung zum Original ist auch der Aspekt, dass der Vampir durch die Einwirkung von Tageslicht getötet wird. Dies wurde zum Standard des Vampirfilmsubgenres und geht hierauf zurück. Im Budget auch nicht vorgesehen, waren die Filmrechte an dem Roman, was dem Film beinahe das Kreuz brach.
Filmszene
Nicht nur, dass dem Film kein großer kommerzieller Erfolg vergönnt wurde, da sich die UFA weigerte ihn zu vertreiben und die Prana in den Ruin stürzte. Auch Florence Stoker, Witwe von Bram Stoker, war not amused. Trotz einiger Freiheiten war klar, welche Vorlage hier Pate stand. Es wurde auch gar kein Hehl daraus gemacht und im Vorspann erwähnt. Die erzürnte Dame verklagte die Produzenten und ließ sich auch auf keinen Vergleich ein. Neben einer Zahlung von Schadensersatz wurde veranlasst, alle Kopien von NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS zu vernichten. Glücklicherweise blieben einige wenige Kopien, zumeist Exportversionen im Ausland erhalten. Der Film war gerettet und konnte nach dem Tod der Stoker-Witwe 1937 seinen verdienten Siegeszug antreten.
Die Kritiken waren damals wie heute euphorisch. Der Film zu einem unzerstörbaren Klassiker, der noch heute seine Kreise zieht. Vergessen eine ominöse Tonfilmfassung mit dem Titel DIE ZWÖLFTE STUNDE. Unvergessen dagegen das Remake Werner Herzogs, unter dem Titel NOSFERATU – PHANTOM DER NACHT mit Klaus Kinski in der Titelrolle. Noch heute Referenzen allerorts. Ob bei Tim Burton (er nannte seinen von Christopher Walken gegebenen Bösewicht in BATMAN RETURNS Max Shreck) oder in der 2000 entstandenen Filmhommage SHADOW OF THE VAMPIRE, der am Set von NOSFERATU spielt, mit John Malkovich als Murnau und Willem Dafoe als Max Schreck, und sich der Legende annimmt, Schreck wäre ein echter Vampir gewesen.
Zwischen 2005 und 2006 ließ die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung eine Restaurierung des Klassikers erstellen, die als Referenzklasse gilt. Aus mehreren Kopien wurde die Originalviragierung wieder hergestellt und die deutschen Texttafeln, soweit nicht mehr vorhanden, rekonstruiert. Auch ist hier erstmals seit Erstaufführung die Originalmusik von Hans Erdmann zu hören.