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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte - Filmforen.de - Seite 6

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Cine-Phil schreibt Filmgeschichte


178 Antworten in diesem Thema

#151 Cine-Phil

    Speckiger Latino, der in Tijuana Wunderkerzen verkauft

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Geschrieben 22. November 2009, 23:17

WINSOR McCAY, THE FAMOUS CARTOONIST OF THE N.Y. HERALD AND HIS MOVING COMICS
(alt. Titel: WINSOR McCAY AND HIS MOVING COMICS; LITTLE NEMO)
USA, 1911
Vitagraph Company of America
Regie: J. Stuart Blackton, Winsor McCay
Produktion: Winsor McCay
Buch: Winsor McCay, nach seinem Comic Little Nemo in Slumberland
Kamera: Walter Arthur
Darsteller: Winsor McCay (himself), John Bunny, George McManus
Erstaufführung: 08. April 1911

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Der berühmte Cartoonist Winsor McCay (Winsor McCay) geht in bierseliger Runde die Wette ein, innerhalb eines Monats einen Zeichentrickfilm bestehend aus 4000 Einzelzeichnungen zu fertigen.


Karikaturist und Cartoonist Zenas Winsor McCay (1871 – 1934) war zeitlebens einer der berühmtesten Vertreter der Comiczunft. In der Folge der Franzosen Emile Reynaud und Emile Cohl war er auch einer der führendsten Köpfe unter den Zeichentrickpionieren.

WINSOR McCAY, THE FAMOUS CARTOONIST OF THE N.Y. HERALD AND HIS MOVING COMICS aus dem Jahr 1911 ist noch heute eins seiner berühmtesten filmischen Werke. Ein cleverer Film-im-Film, der einen selbstironischen Winsor McCay in der ersten Hälfte zeigt und in der Zweiten seinen Comic Little Nemo in Slumberland in putziger und in fließenden Zeichnungen überzeugender Umsetzung. Sein bekanntester Film sollte jedoch GERTIE THE DINOSAUR aus dem Jahr 1914 sein.

Eingefügtes Bild
Die Comicvorlage

Etwas „gemogelt“ wurde hier schon. Spricht er im Film von 4000 Einzelzeichnungen in einem Monat, brauchte er in Wirklichkeit vier Jahre, um diese zu fertigen.

McCay ebnete damit den Weg für eine lange traditionelle Geschichte bewegter Animationen in Amerika, ob es Disney sei, Max Fleischer (Betty Boop), die Looney Tunes, Ralph Bakshi oder Pixar.

Bearbeitet von Cine-Phil, 22. November 2009, 23:18.


#152 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 02:44

MAX ET SA BELLE-MÈRE
(dt. Titel: MAX UND SEINE SCHWIEGERMUTTER)
Frankreich, 1911
Pathé Frères
Regie: Lucien Nonguet, Max Linder
Buch: Max Linder
Darsteller: Max Linder (Max), Léon Belières, Charles de Rochefort, Gabrielle Lange, Paulette Lorsy, Pâquarette, Jacques Vandenne
Erstaufführung: 28. April 1911

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Max (Max Linder) hat mal wieder Ärger am Hacken. Er möchte in Ruhe mit seiner jungen Braut seine Hochzeitsreise begehen. Doch leider hat er dabei seine Schwiegermutter am Kragen, was zu einigem Unmut führt.


MAX VICTIME DU QUINQUINA
(dt. Titel: MAX ALS OPFER DES BORDEAUX-WEINES)
Frankreich, 1911
Pathé Frères
Regie: Max Linder
Buch: Maurice Delamare
Darsteller: Max Linder (Max), Georges Coquet, Maurice Delamare, Lucy d’Orbel, Georges Gorby, Gabrielle Lange, Paulette Lorsy, Jacques Vandenne
Erstaufführung: 15. Dezember 1911

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Max (Max Linder) bekommt von seinem Arzt den Tipp, jeden Morgen ein Glas Bordeaux zu trinken. Nun kann Max das Maß nicht ganz halten, was ihn in so einige brenzlige Situationen katapultiert.


Der als Kind bereits an Cholera erkrankte Max Linder litt noch als Erwachsener unter gesundheitlichen Rückschlägen. Im November 1910 erlitt er eine Blinddarmentzündung. Einher damit ging auch noch eine Bauchfellentzündung, die ihn ein halbes Jahr am Arbeiten hinderte. Im Frühjahr 1911 kam er mit einigen Filmen zurück.

Den Auftakt machte VOISIN, VOISINE, gefolgt von MAX ET SA BELLE-MÈRE. Der verfilmte Schwiegermutterwitz – kann man drüber lachen, muss man aber nicht. Mit 26 Minuten Laufzeit der bis dato längste Film im Repertoire Max Linders.

Ein weiterer Max-Linder-Film aus dem Jahr 1911 ist der am 15. Dezember 1911 in Paris uraufgeführte MAX VICTIME DU QUINQUINA. Einen Betrunkenen zu spielen ist bekanntermaßen Pflicht und Kür zugleich für jeden Komödianten. Max Linder zeigt hier alle Facetten seines komischen Könnens und beweist eindrucksvoll warum noch immer alle bedeutenden Komiker sich seines Vorbilds annehmen.

Bearbeitet von Cine-Phil, 23. November 2009, 02:45.


#153 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 15:03

THE GIRL AND HER TRUST
USA, 1912
Biograph Company
Regie: D.W. Griffith
Buch: George Hennessy
Kamera: G.W. Bitzer
Darsteller: Dorothy Bernard (Grace), Wilfred Lucas (Jack), Edwin August (jüngerer Tramp), Christy Cabanne (Kofferträger), William A. Carroll (Lokführer), Charles Gorman (älterer Tramp), Robert Harron (Telegraphen-Assistent), Walter Long, Charles Hill Mailes (Telegraph), Alfred Paget (Tramp), W.C. Robinson, Charles West (Telegraph)
Erstaufführung: 12. März 1912

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Grace (Dorothy Bernhard), Telegraphin an einem Bahnhof, bekommt von ihrem verliebten Kollegen Jack (Wilfred Lucas) die Bewachung einer Geldkiste anvertraut. Ausgerechnet jetzt tauchen Tramps auf, die sich den wertvollen Inhalt unter den Nagel reißen wollen.


Hunderte Kurzfilme drehte der amerikanische Regisseur David Wark Griffith (1875 – 1948) von seinem Debüt THE ADVENTURES OF DOLLY von 1908 bis ins Jahr 1913, dem Jahr, nachdem der Langfilm auch in den Vereinigten Staaten Einzug hielt. Eine gute Schule für den Mann, der mit seinen monumentalen Spielfilmen in der Folge Filmgeschichte schreiben sollte. Griffith bediente sich den Techniken und den narrativen Möglichkeiten seiner europäischen Kollegen, um diese zu perfektionieren und dem Film schließlich zu einer eigenen, bis heute gültigen, Sprache zu verhelfen. Dabei verweigerte er sich den in Europa vorherrschenden Film d’Art-Strömungen und setzte in erster Linie auf die Unterhaltung des Publikums, was ebenfalls das Gesicht des amerikanischen Kinos bis heute prägte.

Eingefügtes Bild
D.W. Griffith

Einer seiner letzten „One-Reeler“ war THE GIRL AND HER TRUST, ein Actionthriller mit romantischen Einschlag, der deutlich von Porters THE GREAT TRAIN ROBBERY (1902) beeinflusst ist. Die Erzählweise ist dabei so fortschrittlich und stilbildend, dass sie selbst für den heutigen Betrachter noch nicht antiquiert erscheint. Die gezeigte Gewalt wird dadurch abgemildert, dass eine klare Trennlinie zwischen Gut und Böse gezogen wird. Das war zwar nicht neu, ist aber heute noch Usus.

Griffith war nur ein Zeichen fundamentaler Veränderungen, die das US-Filmbusiness 1911/12 durchlief. Im Oktober 1911 eröffnete David Horsley für die Nestor Company in Hollywood das erste Filmstudio, in den Folgemonaten folgten mehr als ein Dutzend weiterer. Hollywood wurde innerhalb kürzester Zeit zur Metropole der Filmindustrie. Am 20. Mai 1912 feierte die Dickens-Verfilmung OLIVER TWIST Premiere, der erste US-Film, der abendfüllende Länge erreichte. Damit setzte sich sechs Jahre nach dem australischen Western THE STORY OF THE KELLY GANG und nahezu zeitgleich mit Europa der Feature Film als Standard durch.
Am 08. Juni 1912 gründete der deutschstämmige Carl Laemmle die Universal Film Manufacturing Company, die später zu den Universal Studios werden sollten. Der Grundstein für die US-amerikanische Vorherrschaft im Filmgeschäft ist gelegt. Das Kino hatte sein El Dorado gefunden.

Eingefügtes Bild

Ein Ereignis anderer Art sollte die Menschen des Jahres erschüttern und das kam nicht von der Filmleinwand. Der Untergang des Passagierdampfers Titanic am 15. April 1912 auf seiner Jungfernfahrt. Die größte je von Menschen verursachten Katastrophe mit über 1500 Todesopfern. Stoff auch für unzählige Verfilmungen, unter anderem für den bis heute erfolgreichsten Film aller Zeiten.

#154 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 17:25

MAX ET SON ÂNE
(alt. Titel: L’ÂNE JALOUX)
(dt. Titel: DER EIFERSÜCHTIGE ESEL)
Frankreich, 1912
Pathé Frères
Regie: Max Linder
Buch: Max Linder, Louis Z. Rollini
Darsteller: Max Linder (Max), Paulette Lorsy (Mademoiselle Lily), Joé Dawson (L’âne)
Erstaufführung: 03. Mai 1912

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Max (Max Linder) wird in seinem Liebesglück behindert – von einem störrischen Maultier (Joé Dawson).


LA MALLE AU MARIAGE
(dt. Titel: DER RIVALE IM KOFFER; DIE MITGIFT)
Frankreich, 1912
Pathé Frères
Regie: Max Linder
Buch: Max Linder
Darsteller: Max Linder (Max), Charles Mosnier (Vormund), Suzy Depsy (Lydie)
Erstaufführung: 17. Mai 1912

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Max (Max Linder) buhlt um die Gunst der jungen Lydie (Suzy Depsy). Nur leider ist ihr gestrenger Vormund (Charles Mosnier) gegen diese Liaison.


Zwei weitere kurze Komödien mit Max Linder. Wobei Letzterer in gewisser Weise bemerkenswert ist, dass Ehen mit minderjährigen Partnerinnen zu der Zeit nichts ungewöhnliches waren. Max Linder selbst heiratete 1925 eine 17jährige.

Leider heißt es nun Abschied nehmen von Max Linder, der zwar noch weiterhin erfolgreich arbeitete, aber in meinem Filmtagebuch, aus Gründen auf die ich gleich eingehen werde, nicht mehr auftauchen wird. Er blieb seiner Linie weiterhin treu und drehte einen Kurzfilm nach dem anderen, produzierte seine Filme selbst und sein immenser Starruhm sollte nicht verblassen.

Auch nicht als er 1914 als Freiwilliger in den 1. Weltkrieg einzog, aus dem er kurze Zeit später verwundet und krank wieder zurückkehrte. 1916 gab er ein kurzes Gastspiel in den USA, wo man ihn bei der Essanay als Nachfolger von Charles Chaplin aufbauen wollte. Doch auch dieses musste er infolge von Krankheiten wieder abbrechen. Immer wieder (ich schrieb bereits drüber) hemmten gesundheitliche Probleme und Unfälle seine Karriere, auch wenn es der Hysterie um seine Person keinen Abbruch tat. Auch ein zweiter Versuch in Hollywood Fuß zu fassen, war nach erfolgreichem Auftakt durch seine eingeschränkte Physis gescheitert. Das nagte stark an Linder, der nun sehr verbissen um seine Karriere kämpfte.

Am 01. November 1925 gab er den Kampf um sich selbst jedoch auf. Der 42jährige Max Linder erstach in einem blutigen Drama seine 19jährige Ehefrau und anschließend sich selbst. Seinen Gigolo-Charakter Max konnte er fest in die Filmgeschichte einmeißeln. Sein eigenes Leben bekam er nie in den Griff.

Der Grund, jetzt schon au revoir zu Max Linder zu sagen ist folgender, dass hier nun ein Wendepunkt für mich und mein Filmtagebuch gekommen ist. Diesen Wendepunkt markiert der 20. Mai 1912. An diesem Tag erfuhr in den USA die Dickens-Verfilmung OLIVER TWIST seine Uraufführung. Der Film, der mir leider nicht vorliegt, ist der erste amerikanische Spielfilm in abendfüllender Länge. Sechs Jahre nach THE STORY OF THE KELLY GANG aus Australien und just nach den ersten europäischen „Feature Films“ zogen nun auch die Amerikaner nach. Ein neuer Standard wird gesetzt, One-Reels von nun an nur noch Kurzfilme. Für mein Filmtagebuch sind von nun an nur noch Spielfilme normaler Länge (ab 50 bzw. 60 Minuten Länge) relevant. Kurzfilme werde ich sporadisch weiter besprechen jedoch „außer Konkurrenz“ und auch nur dann wenn sie von besonderer filmhistorischer Bedeutung sind und/oder aus persönlichem Interesse. Dazu werden dann beispielsweise die kurzen, aber nicht unbedeutenden Komödien von Chaplin, Laurel & Hardy und Harold Lloyd gehören.

Bearbeitet von Cine-Phil, 23. November 2009, 17:26.


#155 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 19:32

BANGVILLE POLICE (Kurzfilm)
USA, 1913; R: Henry Lehrman; D: Mabel Normand, Hank Mann, Nick Cogley uvm.
Erstaufführung: 24. April 1913
Eine Farmerstochter schlägt Alarm als sie einen Einbruchsversuch auf ihrem Hof vermutet. Die anrückende Polizei erweist sich als unfähiger Chaotenhaufen, der eine turbulente Verfolgungsjagd eröffnet. - Der Durchbruch für die "Keystone Kops", die erstmals 1912 in HOFFMEYER'S LEGACY in Erscheinung traten.

Die Keystone Film Company war die legendäre Brutstätte des Slapstickhumors und in den 1910er Jahren marktführend in Sachen Komödienfilm. Gegründet wurde die Firma 1912 von Mack Sennett, der kurz zuvor die Biograph verließ, um sein Glück zu suchen und zu finden. Erfolgsgarant der Company waren die Keystone Kops, die von 1912 bis 1917 als Serienhelden die Kassen klingeln ließen. Dabei legte man die Grundsteine für die glanzvollen Karrieren unvergessener Filmkomödianten wie Harold Lloyd, "Fatty" Arbuckle, Harry Langdon, Gloria Swanson, Ben Turpin und - Charles Chaplin. Die ersten großen Aushängeschilder der Keystone waren Hank Mann und Ford Sterling.

Bearbeitet von Cine-Phil, 23. November 2009, 20:43.


#156 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 21:18

MAKING A LIVING (Kurzfilm)
USA, 1914; R: Henry Lehrman; D: Charles Chaplin, Virginia Kirtley, Alice Davenport uvm.
Erstaufführung: 02. Februar 1914
Ein mittelloser Rumtreiber (Chaplin) versprüht Unmengen an Charme und raspelt jede Menge Süßholz, um ein paar Mitgliedern der feineren Gesellschaft ein paar Almosen zu entlocken. – Charles Chaplins erster Film und schon lässt sich seine unverkennbare Art ausmachen. Das Rollenmuster des aus armen Verhältnissen stammenden Glücksritters, das sein Image in den ersten Jahrzehnten seiner Karriere bestimmen sollte, ist auch hier schon festgelegt. Noch trägt Chaplin hier Zylinder, nur der Gehstock verrät schon etwas von dem berühmten Trampkostüm, welches schon in seinem nächsten Film zu Ehren kommen sollte und aus dem Charlie so schnell nicht wieder herauskam. Held des Films war jedoch nicht der Antiheld Chaplin. Die Sympathien des Publikums waren noch auf den stattlichen Hauptdarsteller, Regisseur Henry Lehrman selbst, ausgerichtet, der dem hinterlistigen Charlie zusetzt.


Charles Spencer Chaplin Jr. wurde am 16. April 1889 in London als Sohn des Künstlerehepaares Charles Spencer Chaplin und Hannah Harriet Chaplin geboren, die sich kurze Zeit später trennten. Mit seinem älteren Halbbruder Sydney blieb er bei seiner Mutter, wo er in großer Armut lebte, da sie aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht mehr arbeiten konnte und Vater Chaplin, der 1901 starb, den Unterhaltsverpflichtungen nicht nachkam.

Schon als Kind trat Charles in Theaterstücken auf und träumte – auch unterstützt von seinem Vater - von einer Karriere beim Varieté. Nach einer Friseurausbildung ging er mit Fred Karnos Theatergruppe auf Tournee und machte sich dort erstmals einen Namen. Und wo er bereits begann, seinem Idol Max Linder nachstrebend, an seinem Erscheinungsbild, das ihn weltberühmt werden ließ, zu arbeiten.

Eingefügtes Bild
Charles Chaplin in seinem berühmten "Tramp"-Kostüm

Am 12. Mai 1913 rief ihn ein Telegramm nach New York, wo dem nichtsahnenden Chaplin von der Keystone Film Company ein Vertrag angeboten wurde. Mack Sennett wollte Chaplin als potentiellen Nachfolger seines Stars Ford Sterling verpflichten, der mit ständig wachsenden Gagenforderungen kam und mit Abwanderung drohte. Chaplin bot man einen Ein-Jahres-Vertrag und eine Gage von 150 $ wöchentlich. Er lehnte den ersten Vertragsentwurf ab, weil er ihn zu unsicher empfand, um seine gesicherte Zukunft bei Karno zu verlassen. Nach Einbau einer beidseitigen Kündigungsfrist in den Vertrag und einer ausgehandelten garantierten Gehaltserhöhung nach drei Monaten unterschrieb er am 15. September 1913. Der Vertrag trat am 16. Dezember 1913 in Kraft und Chaplin begann mit seiner Arbeit. Sein erster Film MAKING A LIVING kam 02. Februar 1914 in die Kinos.

KID AUTO RACES IN VENICE (Kurzfilm)
USA, 1914; R: Henry Lehrman; D: Charles Chaplin, Henry Lehrman, Frank D. Williams uvm.
Erstaufführung: 07. Februar 1914
Ein Kamerateam möchte von einem kalifornischen Seifenkistenrennen berichten. Doch zu ihrem Verdruss drängt sich ständig ein kamerageiler Typ (Chaplin) ins Bild. – Chaplins zweiter Film und sein Durchbruch, mit dem sein kometenhafter Aufstieg zum Star der Keystone und bald zum berühmtesten Menschen der Welt gelang. Erstmals ist hier sein legendäres Trampkostüm zum Einsatz, welches er sich aus der Keystone-Garderobe zusammenimprovisierte. Die Figur des Tramp in seiner vollen Perfektion etablierte Chaplin jedoch erst über ein Jahr später, in dem Essanay-Film THE TRAMP.

#157 Cine-Phil

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Geschrieben 23. November 2009, 23:25

HIS NEW JOB (Kurzfilm)
(dt. Titel: CHARLIE GEGEN ALLE; SEIN NEUER JOB)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Frank J. Coleman, Ben Turpin uvm.
Erstaufführung: 01. Februar 1915
Ein Statist (Chaplin) bekommt eine Anstellung bei der Lockstone Film Company. Am Set eines Kostümfilms sorgt er mit seiner Ungeschicklichkeit für ein heilloses Chaos. – 1914 war die Welt in turbulenter Bewegung. Der Erste Weltkrieg zerkluftete Europa, Papst Benedikt XV. folgt dem verstorbenen Pius X. (übrigens ein äußerst engagierter Verfechter der Filmzensur), Rebellenführer Pancho Villa zwingt die mexikanische Regierung in die Knie. Geradlinig dagegen der Aufstieg Chaplins zum Weltstar, den er bei Keystone begann. Doch zufrieden war er dort nicht. Chaplin, der am Theater lernte seine Auftritte auszufeilen und ausgiebig zu einzustudieren, kam mit der Arbeitsweise der Keystone nicht so wirklich klar, die meist ohne Drehbuch schnell herunterkurbelte. Zudem stand er in Rivalität mit seinem Stammregisseur, dem aus Wien stammenden Henry Lehrman. Chaplin wünschte sich mehr kreative Freiheiten, die ihm die Konkurrenzfirma Essanay versprach. Da Keystone auf seine Gagenforderung von 1000 Dollar in der Woche nicht einging, viel es Chaplin weiß Gott nicht schwer, eine Vertragsablehnung abzulehnen. Bei Essanay bekam er 1250 Dollar die Woche. Zudem bekam er als Schauspieler, Regisseur und Autor alle kreativen Zügel in die Hand. Chaplin hatte seine gewünschte Luxussituation. Im November 1914 unterschrieb er. Erstes Resultat seiner Kreativität war HIS NEW JOB, der im Februar 1915 anlief. Hier bekam Keystone seine Watschen mit voller Wucht ab. Die Lockstone Company aus dem Film ist eine deutliche Anlehnung an Keystone und auch dessen Boss hat nicht zufällig große Ähnlichkeit mit Mack Sennett. HIS NEW JOB setzte eine neue Duftmarke in Sachen Comedy. Unersetzliche Slapstickstandards wie das geschulterte Brett etwa sind vorhanden und Chaplin darf Ben Turpin, der mit ihm von Keystone zur Essanay wechselte, aufs köstlichste zusetzen. HIS NEW JOB ist eine halbstündige Spaßbombe, bei der Chaplin all sein Genie durchblitzen lässt.

FATTY’S NEW ROLE (Kurzfilm)
USA, 1915; R: Roscoe “Fatty” Arbuckle; D: Roscoe “Fatty” Arbuckle, Joe Bordeaux, Glen Clavender uvm.
Der Stadtstreicher Hobo (Roscoe “Fatty” Arbuckle) wird für einen vermeintlichen Bombenleger gehalten. – Nach dem Weggang Charlie Chaplins setzte die Keystone Company vermehrt auf ihren Star „Fatty“ Arbuckle, der einst beim Klempnern entdeckt wurde. Er stieß 1913 zur Keystone. Sein für sein Gewicht unglaublich wendiger Körper ließ ihn perfekt erscheinen für den Slapstick der Firma. Aus der Masse der Keystone Kops stach er mit seinen Maßen hervor. Nach Chaplins Abgang war er unbestrittener Star von Keystone und sein Aufstieg führte ihn zur Paramount. Seine Gagen wurden astronom (mehr als eine Million Dollar pro Jahr, eine Summe, die noch nie ein Star zuvor erhielt). Bis zu dem denkwürdigen 3. September 1921, an dem er es auf einer Party mit Freunden so richtig krachen ließ. Im Laufe der Feier in einem Hotel in San Francisco zog sich das 26jährige Starlet Virginia Rappe einen Blasenriss zu, an dessen Folgen sie drei Tage später starb. Roscoe Arbuckle wurde wegen der Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge an der Schauspielerin angeklagt. Er wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Seine Karriere und sein Ruf waren jedoch nachhaltig ruiniert. Mit Alkohol und Heroin richtete er sich zugrunde. Am 29. Juni 1933 starb Roscoe „Fatty“ Arbuckle im Alter von 46 Jahren an Herzversagen - nur kurze Zeit nach dem er einen Vertrag mit den Warner Bros. unterzeichnete, der sein Comeback garantieren sollte.

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Roscoe "Fatty" Arbuckle

#158 Cine-Phil

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Geschrieben 24. November 2009, 15:36

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THE BIRTH OF A NATION
(dt. Titel: GEBURT EINER NATION)
USA, 1915
Epoch Producing Corporation / David W. Griffith Corp.
Regie: D.W. Griffith
Produktion: D.W. Griffith
Buch: D.W. Griffith, Frank E. Woods, nach dem Romanen The Clansman und The Leopard’s Spots von Thomas F. Dixon Jr.
Kamera: G.W. Bitzer
Schnitt: D.W. Griffith, Raoul Walsh, Joseph Henabery, James Smith, Rose Smith
Musik: Joseph Carl Breil, D.W. Griffith
Darsteller: Lillian Gish (Elsie Stoneman), Mae Marsh (Flora Cameron), Henry Walthall (Col. Ben Cameron), Miriam Cooper (Margaret Cameron), Mary Alden (Lydia Brown), Ralph Lewis (Austin Stoneman), George Siegmann (Silas Lynch), Walter Long (Gus), Robert Harron (Tod Stoneman), Wallace Reid (Jeff), Joseph Henabery (Abraham Lincoln), Elmer Clifton (Phil Stoneman), Josephine Crowell (Mrs. Cameron), Spottiswoode Aitken (Dr. Cameron), George Beranger (Wade Cameron), Maxfield Stanley (Duke Cameron), Jennie Lee (Mammy), Donald Crisp (Gen. Ulysses S. Grant), Howard Gaye (Gen. Robert E. Lee), Raoul Walsh (John Wilkes Booth) uvm.
Erstaufführung: 08. Februar 1915

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Die Titelkarte

Inhalt: Der Sezessionskrieg treibt ein Keil durch das Land. In den Strudel der Ereignisse werden zwei eng befreundete Familien gezogen – die Camerons aus dem Süden und die Stonemans aus dem Norden. Die jüngsten Söhne beider Familien sterben an der Front. Nach dem verlorenen Krieg beginnt im Süden der Wiederaufbau. Gestört wird das zum Interimspräsidenten aufgestiegenen Vater der Stonemans (Ralph Lewis), der eine Regierung mit Ex-Sklaven installiert, die die weiße Bevölkerung unterjocht. Veteran Ben Cameron (Henry Walthall) ist der Unterdrückung überdrüssig und schließt sich einer Befreiungsbewegung mit dem Namen Ku-Klux-Klan an.


THE BIRTH OF A NATION – der Film, durch den das Kino erwachsen wurde. Aber auch der Film, durch den das Kino seine Unschuld verlor.

D.W. Griffiths Bestreben war die nach seiner Ansicht durch die Siegermächte der Nordstaaten verklärte Historie seit Ende des Sezessionskrieges wieder ins rechte Licht zu rücken. Er war besessen von dem Roman The Clansman des Baptistenpriesters Thomas Dixon, Jr., der zu der Zeit als Theaterstück für Furore sorgte. Griffith einigte sich mit Dixon auf die Filmrechte, konnte aber die vereinbarten 10.000 Dollar dafür nicht aufbringen. Widerwillig stimmte Dixon zu, an den Gewinnen des Films beteiligt zu werden – und wurde Millionär. Von der Vorlage war in Griffiths fertigem Drehbuch nicht mehr viel übrig. Er gab später zu, sich bequem hinter dem Alibi einer Adaption verstecken zu wollen, um seine brisanten Ansichten zu dem Thema unbescholten unters Volk streuen zu können.

Eingefügtes Bild
Filmszene

Im Herbst 1914 begann er mit den Vorbereitungen des aufwendigen Spektakels. Seine Wunschdarsteller, mit denen er schon mehrmals vorher zusammen arbeitete, sagten sofort zu. Und los ging es. 100.000 Dollar verschlang das Mammutprojekt. Über drei Stunden ging das Endprodukt, womit es an die zeitgenössischen europäischen Monumentalwerke anknüpfte. Am Schnitt (und als John Wilkes Booth, dem Lincoln-Attentäter, selbst zu sehen) beteiligt ist der spätere Starregisseur Raoul Walsh. D.W. Griffith manifestierte alle seine erlernten und selbst erdachten Techniken in einer Perfektion, die alle nachfolgenden Filme beeinflussen sollte. Mit einer enormen Detailverliebtheit stellt er große Schlachten und signifikante historische Ereignisse dar. In Texttafeln legt Griffith dar, welche Akribie er um die Authentizität durch sekundengenaue und detailgetreue Nachstellung der Ereignisse in Wort, Tat und Kulisse er an den Tag legt.

Eingefügtes Bild
Filmszene

Und damit fängt auch das große Problem des Films an. Griffith will keine Kunst machen. Er will Edutainment in Perfektion bereiten. Er beruft sich auf genauestens recherchierte Fakten – und vermischt sie mit seiner wilden Spekulation. Sofort nach der Premiere wurde der Vorwurf des Rassismus laut. Der Ku-Klux-Klan wurde übersteigert glorifiziert und durch falsche Tatsachen heroisiert. Die Mächte der Nordstaaten wurden ohne Rücksicht auf Menschenwürde diskreditiert und die ehemaligen Sklaven (tragende Rollen wurden von Weißen mit schwarzer Schminke gegeben!) undifferenziert diffamiert. Auf wessen Seite seine Sympathie gelagert ist, daraus macht Griffith nie einen Hehl. Auf Zwischentiteln distanziert er sich als vorauseilende, aber letztendlich unglaubwürdige Sicherheitsmaßnahme von jedwedem Rassismus. In einem Atemzug wird der amtierende Präsident Woodrow Wilson, der den KKK in höchsten Tönen würdigt. Jedwede weitere Versuche im Film, beidseitiges Verständnis aufzubauen wirken alibihaft und von vornherein unglaubwürdig.

D.W. Griffith warf seinen Kritikern bewusste Falschinterpretation seiner Worte vor, war aber nie in der Lage diese zu entkräften. Ob er es wollte oder nicht. Mit THE BIRTH OF A NATION hat er das schmierigste Pamphlet an Rassismus der Filmgeschichte erschaffen. Das überschattet weit die ohne Zweifel erhabenen künstlerischen Neuerungen des Films. Verzweifelt wollte Griffith den Makel an seiner Person nun wettmachen und schob 1916 INTOLERANCE hinterher, der ihn wieder rehabilitieren sollte.

#159 Cine-Phil

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Geschrieben 24. November 2009, 21:39

A NIGHT OUT (Kurzfilm)
(dt. Titel: EINE VERBUMMELTE NACHT)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Ben Turpin, Edna Purviance uvm.
Uraufführung: 15. Februar 1915
Charles Chaplin und Ben Turpin schwanken sturztrunken durch die Stadt, wobei es für Charlie in einem Hotel zum Showdown mit einem doppelt so großen Kellner kommt. – Slapstick vom Feinsten bietet A NIGHT OUT, bei dem Chaplin das komische Potenzial des Betrunkenseins bis ins Kleinste durchexerziert. Mit seinem Partner Ben Turpin bietet er eine physikalische Symbiose wie man sie nur mit dem Russischen Staatsballett vergleichen kann. Meine Lieblingsszene ist die, in der der sternhagelvolle Chaplin auf dem Gesäß des sich bückenden Turpin hockt, unbeholfen versucht mit einer vorbeikommenden Dame zu flirten und sich anschließend auf ihr Hinterteil zu setzen. Besagte Dame war übrigens niemand anders als Edna Purviance, mit der Chaplin eine jahrelange Beziehung einging und in vielen seiner frühen Filme die weibliche Hauptrolle spielte.

THE CHAMPION (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER CHAMPION)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Ernest Van Pelt uvm.
Uraufführung: 11. März 1915
Hufeisen bringen Glück – besonders, wenn man sie in einem Boxhandschuh platziert. So beginnt die große Boxkarriere des kleinen Tramps (Chaplin). – Einer der berühmtesten Filme Chaplins seiner Essanay-Schaffensphase. Chaplin zeigte eine Abwandlung des finalen Boxkampfes 1931 in seinem Langfilm CITY LIGHTS (LICHTER DER GROSSSTADT). Unter den jubelnden Zuschauern befindet sich der legendäre Star früher Western – Gilbert „Broncho Billy“ Anderson (THE GREAT TRAIN ROBBERY).

IN THE PARK (Kurzfilm)
(dt. Titel: IM PARK)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Leo White uvm.
Uraufführung: 18. März 1915
Ein Sommertag im Park voller Diebesgesellen und Liebespaare. Und der kleine Tramp Charlie Chaplin mittendrin.

#160 Cine-Phil

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Geschrieben 25. November 2009, 15:37

A JITNEY ELOPEMENT (Kurzfilm)
(dt. Titel: ENTFÜHRUNG)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Leo White uvm.
Uraufführung: 01. April 1915
Edna soll mit Graf Chloride zwangsverheiratet werden. Um das zu verhindern gibt sich ihr Angebeteter, ein armer Schlucker (Chaplin) als der Graf aus. Das geht solange gut, bis der echte Graf auftaucht. – Der Film gipfelt in einer fulminanten Verfolgungsjagd, die die zum Markenzeichen gewordenen der Konkurrenzfirma Keystone zu toppen vermag.

THE TRAMP (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER TRAMP)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Leo White uvm.
Uraufführung: 12. April 1915
Ein Vagabund (Chaplin) schlägt sich mit einem Gaunertrio, der Arbeit auf einem Bauernhof und einer aufblühenden Liebesbeziehung rum. – Das isser nu’ – THE TRAMP. In THE TRAMP bietet Chaplin im Grunde nichts Neues. Jedoch gibt er seiner bereits zuvor erprobten Figur seinen Namen und betoniert sie so tief ein, dass er sie nie wieder los wurde. Der Film zeigt die Summe dessen, was Chaplins Kunst bisher ausmachte. Der Tramp, der namenlose Typ von ganz unten, der sich mit Gelegenheitsdiebstählen über Wasser hält, bis endlich wieder ein Job winkt. Dabei hat er das Herz stets am rechten Fleck und teilt auch seine letzten Habseligkeiten, sofern es der Andere auch verdient hat. Dabei ist THE TRAMP auch ein Paradebeispiel an Visual Comedy und kommt komplett ohne erklärende Zwischentitel aus.

#161 Cine-Phil

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Geschrieben 25. November 2009, 20:51

THE BANK (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE BANK)
USA, 1915; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Leo White uvm.
Uraufführung: 09. August 1915
Charlie arbeitet in einer Bank als Putze und verliebt sich in eine Bankangestellte. – Hier bekommt Chaplin wieder reichlich Gelegenheit Unheil anzurichten und Arschtritte zu verteilen bzw. einzustecken. THE BANK ist einer der letzten Filme Chaplins für die Essanay Company. Der Letzte sollte CHARLIE CHAPLIN’S BURLESQUE ON CARMEN (Uraufführung: 18. Dezember 1915) werden, der im Mai 1916 Gegenstands einer vergeblichen Klage Chaplins gegen die Essanay wurde, die den Film in einer erweiterten Fassung im April 1916 ohne seine Einverständnis erneut in die Kinos brachten. Zu dem Zeitpunkt drehte er bereits seine ersten Filme für die Mutual Film Corporaion, die ihm mit einem Rekordvertrag lockten, der ihm neben einer festgeschriebenen Summe von 150.000 Dollar ein Wochengehalt von 10.000 Dollar garantierte.


THE FLOORWALKER (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER LADENAUFSEHER)
USA, 1916; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Lloyd Bacon uvm.
Uraufführung: 15. Mai 1916
Chaplin als argloser Kunde in einem Geschäft, in dem es zu einem für ihn folgenreichen Identitätstausch mit einem Angestellten kommt. – Chaplins erster von 12 Filmen für die Mutual Film Corporation. Höhepunkt ist eine Verfolgungsjagd in entgegengesetzter Fahrtrichtung einer Rolltreppe. Angeblich das erste Mal überhaupt, dass Rolltreppen in einem Film vorkamen.


FLIRTING WITH FATE
(dt. Titel: FLIRT MIT DEM SCHICKSAL)
USA, 1916
Fine Arts Film Company
Regie: Christy Cabanne
Buch: Robert M. Baker, Christy Cabanne
Kamera: William Fildew
Darsteller: Douglas Fairbanks (Augy Holliday), W.E. Lawrence (Harry), Jewel Carmen (Gladys), Dorothy Haydel (Phyllis), George Beranger (Automatic Joe), J.P. McCarty (Detective), Howard Gaye (Roland Dabney), Wilbur Higby (Landlord), Lillian Langdon (Mrs. Kingsley)
Erstaufführung: 25. Juni 1916

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Der bettelarme Künstler Augy (Douglas Fairbanks) verliebt sich unglücklich in Gladys (Jewel Carmen), eine junge Dame aus höheren Kreisen. Zudem klebt ihm das Pech an den Hacken. Lebensmüde erteilt er einem stadtbekannten Profikiller (George Beranger) den Auftrag ihn umzubringen. Doch dann wendet sich Augys Blatt massiv...


Als charmanter Haudegen mit akrobatischen Fähigkeiten, so wurde Douglas Elton Thomas Ullman (geb. 1883), besser bekannt als Douglas Fairbanks, zu einem der größten Stars der Stummfilmära. Der Anwaltssohn aus Denver kam nach einer nicht gerade sehr vielversprechenden Theaterkarriere zum Film. Seine Karriere begann wie im Bilderbuch: gleich der erste Film brachte ihm eine Hauptrolle und den Durchbruch. 1909 wurde Douglas Faírbanks Jr., Sohn aus erster Ehe mit Anna Beth Sully, von der er sich 1919 scheiden ließ, geboren. Douglas Jr. sollte selbst zur Filmlegende werden.

Eingefügtes Bild
Douglas Fairbanks

Doch zurück zum Vater, der mit FLIRTING WITH FATE seinen Starruhm ausbauen konnte. Einer bissigen Komödie, bei der der Busemkumpel von Charles Chaplin viele Gelegenheiten bekam für artistische Einlagen. Es gab so einige Szenenfolgen, bei denen ich mich persönlich bepisst habe vor Lachen. Sei da einfach nur die köstliche Parallelmontage in der Augy/Fairbanks vor jedem Bartträger erschrickt, im Glauben es könnte sein Mörder sein, während der gleichzeitig versucht in die Heilsarmee einzutreten und dort gestenreich mit seinen früheren Untaten prahlt. Kaum angestaubte Komödie alter Schule, bin begeistert.

#162 Cine-Phil

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Geschrieben 26. November 2009, 14:23

THE VAGABOND (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER VAGABUND)
USA, 1916; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Lloyd Bacon uvm.
Erstaufführung: 15. Mai 1916
Ein Vagabund (Chaplin), der sich als Geiger ein paar Cents zum Überleben verdient befreit ein Mädchen aus der Sklavenhaltung. – Immer mehr zeig sich in Chaplins Arbeiten die Tragik, die Sentimentalität und die tiefe Menschlichkeit, die in seinen Langfilmen einen großen Platz einnehmen sollten. So ist THE VAGABOND schon einmal eine gute Fingerübung für THE KID und CITY LIGHTS.



Eingefügtes Bild

INTOLERANCE: LOVE’S STRUGGLE THROUGHOUT THE AGES
(dt. Titel: INTOLERANZ; INTOLERANCE)
USA, 1916
Triangle Film Corporation / Wark Producing
Regie: D.W. Griffith
Produktion: D.W. Griffith
Buch: D.W. Griffith, Tod Browning
Kamera: G.W. Bitzer
Schnitt: D.W. Griffith, James Smith, Rose Smith
Darsteller: Mae Marsh (das Mädchen), Robert Harron (der Junge), F.A. Turner (Vater des Mädchens), Sam De Grasse (Arthur Jenkins), Vera Lewis (Mary T. Jenkins), Miriam Cooper (die Einsame), Walter Long (Musketier der Slums), Tom Wilson (der nette Polizist), Ralph Lewis (Governor), Constance Talmadge (Marguerite de Valois / Bergmädchen), Howard Gaye (Jesus Christus), Lillian Langdon (Maria, die Mutter), Olga Grey (Maria Magdalena), W.S. Van Dyke (Hochzeitsgast), Margery Wilson (Brown Eyes), Spottiswoode Aitken (Brown Eyes’ Vater), Elmer Clifton (Rhapsode), Lillian Gish (die Frau an der Wiege), George Beranger (Priester von Baal), Douglas Fairbanks (Mann auf weißem Pferd) uvm.
Erstaufführung: 05. August 1916

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Vier parallel erzählte Geschichten über Liebe und Unverständnis in vier grundverschiedenen Epochen, an vier Schauplätzen. Geschichte 1 findet in der Gegenwart (1916) statt, hier muss sich eine junge Mutter (Mae Marsh) gegen selbsternannte Moralwächter zur Wehr setzen. Geschichte 2 führt uns in das kurz vor der Eroberung stehende Babylon. In Geschichte 3 werden wir Zeuge der Bartholomäusnacht, dem Massaker des Jahres 1572, in der Katharina von Medici Tausende Hugenotten in Paris ermorden ließ. Geschichte 4 zeigt uns die letzten Tage Jesus Christus’ (Howard Gaye).


Mit einem Werk der Superlative gedachte David Wark Griffith den gegen ihn nach THE BIRTH OF A NATION (1915) geäußerten Vorwurf des Rassismus wettmachen. Es wurde zu einem tragischen Symbol der in Hollywood vorherrschenden Gigantomanie.

In drei Stunden Laufzeit erzählt Griffith vier Geschichten parallel zueinander und verlangt dem Zuschauer dabei viel ab. Dabei scheute er weder Mühe noch Kosten. Astronomische 385.907 Dollar verschlang das zu seiner Zeit größte Filmprojekt überhaupt. Unglaubliche sieben Monate Drehzeit, 18.000 Statisten und eine 1:1-Nachbildung des alten Babylon, deren Reste noch heute in Hollywood zu bestaunen sind. Ein verschwenderischer Aufwand, der selbst Großproduktionen heutiger Zeit spartanisch wirken lässt. Und das alles beinahe vergeblich.

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Mae Marsh als "das Mädchen"

Der Film wurde ein kommerzieller Misserfolg ohnegleichen, von dem sich Griffiths Karriere lange nicht erholte. Mitten während im französischen Verdun die blutigste und längste Schlacht (Februar bis Dezember 1916 mit knapp einer Million Toten) des Ersten Weltkriegs tobte und die bis dahin neutrale USA sich anschickte, in den weltumspannenden Konflikt einzugreifen, war ein Appell an Liebe und Verständnis nicht gefragt. Die Menschen wollten lieber mit Hurra zu den Gewehren greifen.

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Die beeindruckenden Kulissen von Babylon

Über die Qualität des Werkes streiten sich die Kritiker damals wie heute. Sicherlich ist er auch (oder gerade) heute noch faszinierend anzusehen, seine (im Grunde richtige) Botschaft trägt Griffith allerdings dick auf. Keiner der ihm mal Einhalt gebot, sowohl in Message als im inszenatorischen Pomp leidet der Film an allen Ecken und Enden an einem großen „too much“. Damals setzte er einem heimlichen weltweiten Wettstreit um das kolossalste Filmwerk ein unrühmliches Ende. Auch heute traut sich kein Produzent mehr an solch enormen Risiken. Schauspielerisch ist der Film abwechslungsreich – von wohltuender Zurückhaltung bis theatralischem Chargieren ist alles dabei. Eine Gratwanderung zwischen beiden Extremen legt wieder einmal die junge, bezaubernde Mae Marsh hin, die auch schon in THE BIRTH OF A NATION ihre Leinwandpräsenz eindeutig belegte. Überhaupt hat Griffith einen Großteil des Casts des rassistischen Südstaatenepos wieder vor die Kamera geholt. Lillian Gish darf die symbolbeladene Wiege schaukeln.

Diejenigen unter uns mit den ganz guten Augen können unter dem Wust der Darstellern die späteren Starregisseure Tod Browning, Erich von Stroheim und W.S. Van Dyke ausmachen. Und Douglas Fairbanks hüpft bzw. reitet auch noch irgendwo rum.

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Geschrieben 27. November 2009, 00:04

THE PAWNSHOP (Kurzfilm)
(dt. Titel: DAS PFANDLEIHHAUS)
USA, 1916; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Henry Bergman uvm.
Erstaufführung: 02. Oktober 1916
Chaplin als Mitarbeiter in einem Pfandleihhaus. – Oldschoolslapstick.

EASY STREET (Kurzfilm)
(dt. Titel: LEICHTE STRASSE; EASY STREET)
USA, 1917; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Eric Campbell uvm.
Erstaufführung: 22. Januar 1917
Charlie versucht sich als Polizist. – Chaplin ist der umstürzende Laternenmast, der seinen Gegner ausknockt, so unglücklich auf den Kopf gefallen, dass er ins (also Chaplin) ins Krankenhaus musste.

THE MUSICAL MARVEL (Kurzfilm)
(dt. Titel: THE MUSICAL MARVEL)
USA, 1917; R: Ben Turpin, Robin Williamson; D: Ben Turpin, Gypsy Abbott, Ed Laurie uvm.
Erstaufführung: 11. Februar 1917
Ein musikalisches Multitalent (Turpin) macht mit Hilfe eines übermütigen Revolverheld Karriere. – Konfuser Klamauk von und mit Ben Turpin. Turpin war nicht nur lange Zeit Filmpartner von Charles Chaplin, sondern war selbst Star in Hunderten, meist kurzen, Slapstickfilmen. Was nicht sonderlich wundern mag, ist man doch mit solch Visage und Statur doch geradezu für eine glanzvolle Comedykarriere geschaffen. Während sein Gesicht heutzutage noch jeder kennt, der mal einen Slapstick aus der Goldenen Ära Hollywoods gesehen hat, scheint sein Name irgendwie aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden zu sein, habe ich das Gefühl.

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Ben Turpin

THE CURE (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE KUR)
USA, 1917; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Eric Campbell uvm.
Erstaufführung: 16. April 1917
Ein gut betuchter Alki (Chaplin) entert eine Entzugsklinik – mit einem Schrankkoffer voll Hochprozentigem. – In seinem zehnten Film für die Mutual Company tauscht Chaplin sein Trampkostüm ausnahmsweise gegen das eines adretten Reichen. Grund dafür war einfach, dass er seinem Publikum nicht zumuten wollte, über einen „armen Schlucker“ lachen zu müssen.

THE IMMIGRANT (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER EINWANDERER)
USA, 1917; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Eric Campbell uvm.
Erstaufführung: 17. Juni 1917
Chaplin als mittelloser Einwanderer in einem New Yorker Restaurant. – Einer der schönsten von Chaplins „Kurzen“. Kurz danach unterschrieb er bei First National. In der McCarthy-Ära in den 50ern sollte ihm THE IMMIGRANT den Vorwurf des „Anti-Amerikanismus“ einbringen.

THE ADVENTURER (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER ABENTEURER)
USA, 1917; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Eric Campbell uvm.
Erstaufführung: 22. Oktober 1917
Ein Strafgefangener (Chaplin) landet auf der Flucht vor der Staatsmacht auf einer Schickimickiparty. – Chaplins zwölfter und letzter Film für Mutual. Er hatte zu dem Zeitpunkt schon bei First National unterschrieben und erfüllte damit seinen Vertrag bei der Firma, bei der er nach eigenen Angaben „die schönste Zeit seines Lebens“ hatte und ein paar seiner schönsten Filme entstanden, so auch dieser, bei dem wieder ein Gag den nächsten jagt. Viele von denen finden hier ihren Ursprung, die in den späteren Jahrzehnten unzählige Male von Chaplins Epigonen zitiert, kopiert oder variiert wurden.

A DOG’S LIFE (Kurzfilm)
(dt. Titel: EIN HUNDELEBEN)
USA, 1918; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Henry Bergman uvm.
Erstaufführung: 14. April 1918
In den Straßenschluchten der Großstadt treffen zwei Streuner aufeinander. Ein Obdachloser (Chaplin) und ein Hund schließen Freundschaft. Eine Begegnung, die beider Leben nachhaltig verändern wird. – Chaplins erstes Meisterwerk. Bitter und urkomisch zugleich. Das Genie hat seinen Stil gefunden. Das erste Werk, das er für den First National-Verleih fertigte hat bereits die Dramaturgie gefunden, die er in seinen legendären Spielfilmen halten sollte. Die Filme wurden immer länger (A DOG’S LIFE ging 33 Minuten, sein Nachfolger SHOULDER ARMS bereits 46), bis zu seinem ersten offiziellen Langfilm THE KID sollten aber noch drei Jahre ins Land gehen. Und beinahe wäre A DOG’S LIFE nie fertig gestellt worden. Am 15. Januar begann Chaplin mit den Dreharbeiten zu dem Film, der noch den Arbeitstitel I SHOULD WORRY trug. Im Februar brach er sie nach verschiedenen Widrigkeiten ab. Er begann mit der Arbeit an dem Streifen WIGGLE AND SON, die jedoch nach nur einem Tag wieder eingestellt wurde. Er beendet A DOG’S LIFE mit einer Besessenheit und arbeitet am Endschnitt „Tag und Nacht“ (O-Ton Chaplin). Am 14. April 1918 feierte er denn Premiere und wird sowohl von Kritik als auch vom Publikum enthusiastisch aufgenommen.

SHOULDER ARMS (Kurzfilm)
(dt. Titel: GEWEHR ÜBER!)
USA, 1918; R: Charles Chaplin; D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Henry Bergman uvm.
Erstaufführung: 20. Oktober 1918
Chaplin als Soldat im Schützengraben. – Sowohl in den USA als auch in England eckte er damit an, nicht als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. Erbitterte Diskreditierungskampagnen waren hier- und diesseits des Atlantiks die Folge. Doch Chaplin war bereits so berühmt und beliebt, dass sich seine Karriere davon nicht beeinträchtigen ließ. Sein Publikum lag ihm zu Füßen. Immerhin konnte er die Obrigkeiten damit beschwichtigen, indem er für Kriegsanleihen warb. Dennoch mutig von ihm sich jetzt auch noch über das Soldatenleben lustig zu machen. Eine gute Übung für die Anfangssequenz von THE GREAT DICTATOR sollte es sein. Am 20. Oktober 1918 kam SHOULDER ARMS in die Kinos, drei Wochen vor Ende des Ersten Weltkriegs.

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Geschrieben 27. November 2009, 02:17

DO YOU LOVE YOUR WIFE? (Kurzfilm)
(dt. Titel: DO YOU LOVE YOUR WIFE?)
USA, 1919; R: Hal Roach; D: Stan Laurel, May Burns, Bunny Bixby uvm.
Erstaufführung: 05. Januar 1919
Der junge Hausmeister Toby (Stan Laurel) wird in ein blutiges Ehedrama hineingezogen. – Nicht nur Charles Chaplin und Mack Sennett erkannten, wie viel Kohle mit Comedy zu machen war. Auch Hal Roach roch den Dollar als er 1914 die Hal Roach Studios gründete – und damit Komikerlegenden wie Stan Laurel & Oliver Hardy, Harold Lloyd und Charley Chase hervorbrachte. Hier ist ein blutjunger Stan Laurel zu sehen, der noch auf der Suche nach Stil und seinem Partner war. 28 Jahre alt war Laurel zu dem Zeitpunkt und arbeitete seit zwei Jahren im Filmbiz (zunächst noch unter seinem bürgerlichen Namen Stan Jefferson).

ASK FATHER (Kurzfilm)
(dt. Titel: ASK FATHER)
USA, 1919; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Bebe Daniels, Harry Pollard uvm.
Erstaufführung: 09. Februar 1919
Ein junger Mann (Harold Lloyd) möchte heiraten. Dummerweise ist der Vater der Erwählten der meistbeschäftigte Geschäftsmann der Stadt. Wie soll man nur um die Hand der Holden anhalten, wenn man schon an den Vorzimmern scheitert? – Harold Clayton Lloyd, geboren 1893 in Nebraska, kam 1913 zum Film. Sein Debüt gab er als Statist in dem Edison-Film THE OLD MONK’S TALE. Im Grunde träumte der junge Mann von einer Theaterkarriere, verdiente sich mit Filmauftritten ein paar Dollar zum Überleben. 1914 wurde Hal Roach auf ihn aufmerksam und holte ihn in sein neu gegründetes Produktionsstudio. Lloyd entwarf die Figur des Willie Work, die jedoch keiner sehen wollte. Dennoch machte er sich bei Roach einen Namen, so dass es irgendwann zum Bruch mit diesem kam, als man sich über das Gehalt nicht einig wurde. Nach einem kurzen Gastspiel bei Keystone holte Roach Lloyd zurück an Bord, mit entsprechend angepasster Gage. Eine gute Entscheidung, denn mit Lloyds neu erfundener Figur, der des Lonesome Luke, einem stark an Chaplin orientierten Trampcharakter, kam der große Durchbruch und eine lange Erfolgsserie. Jedoch war Lloyd nicht damit zufrieden ein Abklatsch von Chaplin zu sein. Als er zwei Requisiten fand, die ihn unverwechselbar machten, die charakteristischen Hornbrille und Strohhut, hat Harold Lloyd seine Bestimmung gefunden. 1917 trat er erstmals so auf und sollte es so beibehalten. Ein noch größerer Erfolg hatte sich eingestellt – und das war erst der Anfang.

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Harold Lloyd

BILLY BLAZES, ESQ. (Kurzfilm)
(dt. Titel: BILLY BLAZES, ESQ.)
USA, 1919; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Bebe Daniels, Harry Pollard uvm.
Erstaufführung: 06. Juli 1919
In einem Westernkaff mit einem unfähigen Sheriff regiert die Tyrannei. Bis ein unbesiegbarer Revolverheld (Lloyd) auftaucht. – Westernparodie mit Lloyd, der auch in der Prärie die Brille nicht absetzt.

Am 14. August 1919 geschah ein Unglück, welches die steile Karriere des Komikers beinahe jäh beendet hätte. In seiner Hand ging eine Filmbombe hoch, die ihn mehrere Finger der rechten Hand sowie zeitweise sein Augenlicht kostete. Er brauchte Monate zur Gesundung. Seine verkrüppelte Hand verbarg er hinter speziell angefertigte Prothesen. Dieser dramatische Zwischenfall konnte den Mann nicht aufhalten und so hatte er seine Karrierehöhepunkte tatsächlich noch vor sich. Und er war ja noch nicht einmal auf dem Wolkenkratzer...

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Geschrieben 29. November 2009, 19:55

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MADAME DUBARRY
Deutschland, 1919
Projektions-AG Union (PAGU)
Regie: Ernst Lubitsch
Produktion: Paul Davidson
Buch: Hanns Kräly, Norbert Falk, nach dem Roman Memoirs d’un médecin von Alexandre Dumas
Kamera: Theodor Sparkuhl, Kurt Waschneck
Darsteller: Pola Negri (Jeanne Vaubernier/Madame Dubarry), Emil Jannings (König Ludwig XV.), Harry Liedtke (Armand De Foix), Eduard von Winterstein (Graf Jean Dubarry), Reinhold Schünzel (Minister Choiseul), Else Berna (Gräfin Gramont), Fred Immler (Richelieu), Gustav Czimeg (Aiguillon), Karl Platen (Guillaume Dubarry), Bernhard Goetzke (Revolutionär), Magnus Stifter (Don Diego), Paul Biensfeldt (Lebel), Willy Kaiser-Heyl (Oberst der Wache), Alexander Eckert (Paillet), Robert Schorsch-Pla, Marga Köhler (Madame Labille), Viktor Janson (Zamor)
Erstaufführung: 18. September 1919

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Filmszene

Inhalt: Ihr Charme und ihre Schönheit eröffnet Jeanne Vaubernier (Pola Negri) den Zugang zu adeligen Kreisen. Zunächst die Hochzeit mit Graf Dubarry (Eduard von Winterstein), dann wird sie Maitresse von König Ludwig XV. (Emil Jannings). Dort nutzt sie ihren Einfluss um ihren geliebten Ex-Verlobten (Harry Liedtke) aus der Todeszelle zu befreien. Leider kommen sie nicht mehr zusammen, weil ihr die Befreiung aus der Abhängigkeit des Königshauses nicht gelingen mag. Zu allem Überfluss machen Neider und Intriganten sie zum Sündenbock der Wut des Volkes, welches zur Revolution bläst.

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Ernst Lubitsch

Ein Kostümdrama, angesiedelt in der Revolutionszeit, als Kommentar zu aktuellen Ereignissen. Auch Deutschland (wie halb Europa) jagte gerade seine Monarchie zum Teufel, zwang Kaiser Wilhelm II. zum Exil. Der Erste Weltkrieg war verloren, die Republik ausgerufen, befand sich aber noch auf sehr wackligen Beinen.

Die alliierten Siegermächte hielten das Land klein. Sogar ein Filmboykott wurde ausgesprochen, deutsche Filme durften nicht mehr ins Ausland exportiert werden. MADAME DUBARRY des jungen Regisseurs Ernst Lubitsch (geb. geb. 1892 in Berlin) sollte das ändern. Der Film wurde im Ausland als Kunstwerk gefeiert, öffnete Lubitsch den Weg nach Hollywood, wo er denn nach Machtergreifung der NSDAP auch blieb.

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Pola Negri

Die Polin Pola Negri (1897 - 1987) avancierte mit MADAME DUBARRY zu einem der gefeiertesten Leinwanddiven der Weimarer Republik, hatte später Affären mit Charles Chaplin und Rudolph Valentino. Auch dem für seine Wandlungsfähigkeit bekannten Schweizer Emil Jannings (geb. 1884), der bis zum unrühmlichen Ende seiner Karriere unaufhaltsam aufstieg (einschließlich des ersten Oscars, der je an einen Schauspieler vergeben wurde) lag die Nation zu Füßen. Auch die Nationalsozialisten waren von den beiden angetan. Negri wurde sogar ein Techtelmechtel mit Adolf Hitler nachgesagt. Sie konnte der Instrumentalisierung durch die Nazis entkommen, Jannings jedoch nicht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

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Emil Jannings

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Geschrieben 30. November 2009, 22:09

BUMPING INTO BROADWAY (Kurzfilm)
(dt. Titel: PLEITE AM BROADWAY)
USA, 1919; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Bebe Daniels, Harry Pollard uvm.
Erstaufführung: 02. November 1919
Abgebrannter Musicalautor (Lloyd) möchte auf dem Broadway Karriere machen. Dabei muss er aber erst einmal an seiner Vermieterin vorbei kommen. – Zum Brüllen komische, turbulente Slapstickburleske, bei der Harold Lloyd ansatzweise seinen in späteren Filmen markanten Hang zu draufgängerischen Fassadenklettereien und irrwitzigen Stunts zeigt. Die finale Verfolgungsjagd mit der Polizei lässt sogar die Keystone Kops alt aussehen.


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UNHEIMLICHE GESCHICHTEN
(alt. Titel: GRAUSIGE NÄCHTE)
Deutschland, 1919
Richard-Oswald-Produktion
Regie: Richard Oswald
Produktion: Richard Oswald
Buch: Richard Oswald, nach den Geschichten Die Erscheinung von Anselma Heine, Die Hand von Robert Liebmann, Die schwarze Katze von Edgar Allen Poe und The Suicide Club von Robert Louis Stevenson
Kamera: Carl Hoffmann
Darsteller: Anita Berber (div. Rollen), Conrad Veidt (div. Rollen), Reinhold Schünzel (div. Rollen), Hugo Döblin, Paul Morgan, Georg John, Richard Oswald
Erstaufführung: 05. November 1919

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Spuk im Antiquariat – Teufel (Reinhold Schünzel), Tod (Conrad Veidt) und Dirne (Anita Berber) machen sich über gruselige Geschichten her.


Die (Groß-)Mutter aller Episodenhorrorfilme. Der Österreicher Richard Oswald, geboren als Richard W. Omstein 1880 in Wien, machte sich ab der Zeit des Ersten Weltkriegs einen Namen im deutschen Filmgeschehen. Er produzierte mit seiner eigenen Produktionsfirma Filme am Fließband und war als Regisseur vor allem für seine umstrittenen sogenannten Aufklärungsfilme bekannt. Der Vater von Regisseur Gerd Oswald starb 1963 in Düsseldorf.

Mit UNHEIMLICHE GESCHICHTEN von 1919 verewigte er sich als Pionier des Gruselfilms in der Historie. Vier Adaptionen literarischer Vorlagen setzte er als beklemmende, schwarzhumorige Gute-Nacht-Geschichten in Szene, Segment 5 (Der Spuk) stammt jedoch aus seiner eigenen Feder.

Eingefügtes Bild
Conrad Veidt

In allen fünf Episoden sowie in der Rahmenhandlung teilen sich fast ausschließlich seine drei Hauptdarsteller die Leinwand. Reinhold Schünzel und Anita Berber, mit denen Oswald im Laufe der Jahre recht häufig arbeitete sowie Oswalds Entdeckung Conrad Veidt (geb. 1893 in Berlin), der noch am Anfang seiner Karriere stand, die ihn bis nach Hollywood führte.

1932 drehte Richard Oswald ein Tonfilm-Remake unter dem gleichen Titel, mit Paul Wegener in der Hauptrolle.

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Geschrieben 03. Dezember 2009, 22:48

FROM HAND TO MOUTH (Kurzfilm)
(dt. Titel: VON DER HAND IN DEN MUND)
USA, 1919; R: Hal Roach, Alfred J. Goulding; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Harry Pollard uvm.
Erstaufführung: 28. Dezember 1919
Mittelloser Junge (Lloyd) gerät auf der Suche nach was zu Essen kurzzeitig auf die falsche Bahn. – Gelungene von Chaplin inspirierte sozialkritische Komödie die beweist, dass Liebe eben doch durch den Magen geht.


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DAS CABINET DES DR. CALIGARI
Deutschland, 1920
Decla-Bioscop AG
Regie: Robert Wiene
Produktion: Rudolf Meinert, Erich Pommer
Buch: Hans Janowitz, Carl Mayer
Kamera: Willy Harmeister
Musik: Giuseppe Becce
Darsteller: Werner Krauss (Dr. Caligari), Conrad Veidt (Cesare), Friedrich Feher (Franzis), Lil Dagover (Jane Olsen), Hans Heinrich von Twardowski (Alan), Rudolf Lettinger (Dr. Olsen), Rudolf Klein-Rogge, Hans Lanser-Rudolf, Henri Peters-Arnolds, Ludwig Rex (Mörder), Elsa Wagner
Erstaufführung: 26. Februar 1920

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Franzis (Friedrich Feher) und sein Freund Alan (Hans Heinrich von Twardowski) besuchen einen Jahrmarkt, auf dem sie auf Dr. Caligari (Werner Krauss) treffen. Der präsentiert dem zahlenden Publikum sein Wunder: einen Somnabulen (Conrad Veidt), einem Menschen im Dauerschlaf, der demjenigen willenlos gehorcht, der die Macht über ihn hat. Cesare, so der Name des Somnabulen, sagt Alan einen Tod bis zum Morgengrauen voraus, der dann auch eintritt. Franzis macht sich daran das Geheimnis um das Ableben seines besten Freundes zu lüften und stößt dabei auf eine mysteriöse Mordserie.


Der Expressionistische Film holte das deutsche Kino aus seinem Schattendasein und setzte die Filmemacher der Weimarer Republik an die Weltspitze. Ein Triumph den der deutsche Film nie wieder erreichen sollte.

In aberwitzigen Bauten ohne jegliche rechte Winkel, in düsteren schwarzen und grauen Tönen spielt sich Existenzielles ab. Der Expressionismus, zu Beginn des 20. Jahrhunderts dominierende Kunstgattung in Malerei und Literatur fand mit Robert Wienes CABINET DES DR. CALIGARI seine Manifestierung im Film. Bis heute reicht der Einfluss dieser Richtung, spiegelt sich immer noch deutlich im Horrorgenre wider. Bis heute wirft heute auch CALIGARI seine bedrohlichen Schatten.

Das Drehbuch geht zurück auf Hans Janowitz, er verarbeitete hier ein angebliches Jugendtrauma, in dem er erlebte, wie auf einem Jahrmarkt eine junge Frau ermordet wurde und Carl Mayer, einem engen Freund Janowitz’, die ihre Geschichte Erich Pommer, Chef der Produktionsfirma Decla-Bioscop anboten. Bis zum fertigen Film machte ihr Buch ohne ihre Beteiligung noch einige markante Veränderungen durch.

Zunächst schusterte Fritz Lang, der als Regisseur engagiert wurde, an dem Script rum. Auf ihn geht die narrative Klammer zurück, die den Film einleitet als auch abschließt. Da Lang aber aus Zeitgründen, er werkelte noch an dem 2. Teil seines Epos DIE SPINNEN, bekam der Schlesier Robert Wiene den Auftrag das Werk in Szene zu setzen. Zusammen mit den Produzenten Pommer und Meinert wurden weitere Transformationen durchgeführt. Dabei bekam er einen finalen Twist verpasst, der dem Film mehr schadet als nützt.

Dennoch kann unumschwungen behauptet werden, dass DAS CABINET DES DR. CALIGARI eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte ist, dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Von einem Teil des Publikums abgelehnt, vom Anderen gefeiert, verbreitet CALIGARI auch heute noch eine Atmosphäre, die dem hartgesottensten Horrorfan kalte Schauer über den Rücken jagt. Man mag sich gar nicht ausmalen wie einschüchternd das düstere Setting, die unheimlichen Kulissen von Walter Reimann und das Schattenspiel erzeugen eine Wucht auf das zeitgenössische Publikum gehabt haben muss.

Für den Autoren und Filmwissenschaftler Siegfried Kracauer legte CALIGARI die Saat für den Nationalsozialismus. Von Caligari zu Hitler heißt sein Buch, das auch heute noch umstritten wird.

Die NSDAP wurde im Münchener Hofbräuhaus am 24. Februar 1920 gegründet. Zwei Tage vor der Weltpremiere von DR. CALIGARI.

#168 Cine-Phil

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Geschrieben 09. Dezember 2009, 12:56

HAUNTED SPOOKS (Kurzfilm)
(dt. Titel: HAUNTED SPOOKS)
USA, 1920; R: Hal Roach, Alfred J. Goulding; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Wallace Howe uvm.
Erstaufführung: 14. März 1920
Um an das dicke Erbe zu kommen muss ein Mädchen eine Nacht in einem Spukhaus verbringen. Vorraussetzung ist allerdings, dass sie verheiratet ist. Da kommt ihr der heiratswütige Junge (Lloyd) gerade recht.

AN EASTERN WESTERNER (Kurzfilm)
(dt. Titel: EIN WESTERNHELD AUS DEM OSTEN)
USA, 1920; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Noah Young uvm.
Erstaufführung: 02. Mai 1920
Ein verzogener Millionärsspross (Lloyd) wird zur Strafe für sein Lotterleben von seinem Papa in ein rustikales Westernkaff geschickt. Dort tritt der Großstadtjunge in jedes erdenkliche Fettnäpfchen.

HIGH AND DIZZY (Kurzfilm)
(dt. Titel: HÖHENRAUSCH)
USA, 1920; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Wallace Howe uvm.
Erstaufführung: 11. Juli 1920
Junger Arzt (Lloyd) verliebt sich in seine erste Patientin, eine Schlafwandlerin. Nach spontaner Druckbetankung führen die Umstände in allerlei lebensgefährliche Situationen.

GET OUT AND GET UNDER (Kurzfilm)
(dt. Titel: DER AUTONARR)
USA, 1920; R: Hal Roach; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Fred McPherson uvm.
Erstaufführung: 12. September 1920
Theaterschauspieler (Lloyd) fährt mit seinem über alles geliebtem Auto zu einem Auftritt. Harold Lloyd wäre nicht Harold Lloyd, wenn da nicht alles schief gehen würde, was schief gehen kann.

Vier Kurze mit Harold Lloyd aus dem Jahr 1920. Auffällig dabei die bissigen Seitenhiebe in Richtung der Prohibition, die Anfang des Jahres in Kraft trat und bis 1933 vergeblich versuchte die USA trocken zu legen. In HIGH AND DIZZY erprobt Lloyd zudem seine Königsdisziplin – akrobatische Einlagen in schwindelerregenden Höhen. In HAUNTED SPOOKS stieß mir der dargebotene Rassismus übel auf. Die schwarzen Protagonisten dienen hier als alberne Spottfiguren. Und in dem Zusammenhang fiel mir dann auch ein, wo ich eine Einstellung bereits herkannte. Aus dem Videoclip Burn Hollywood Burn der Polit-Rapper von Public Enemy, der genau dieses im „guten alten Hollywood“ aufs Schärfste anprangerte.



Eingefügtes Bild

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM
Deutschland, 1920
Projektions-AG Union (PAGU)
Regie: Carl Boese, Paul Wegener
Produktion: Paul Davidson
Buch: Paul Wegener, Henrik Galeen
Kamera: Karl Freund, Guido Seeber
Musik: Hans Landsberger
Darsteller: Paul Wegener (Golem), Albert Steinrück (Rabbi Löw), Lyda Salmonova (Miriam), Ernst Deutsch (Rabbi Famulus), Hans Stürm (Rabbi Jehuda), Max Kronert (Tempeldiener), Otto Gebühr (Kaiser Luhois), Dore Paetzold (Kebse), Lothar Müthel (Junker Florian), Greta Schröder (Mägdelein mit Rose), Loni Nest (kleines Mädchen), Carl Ebert (Tempeldiener), Fritz Feld (Jester)
Erstaufführung: 29. Oktober 1920

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Unruhe im Prager Ghetto. Laut Dekret des Kaisers Luhois (Otto Gebühr) plant dieser die Verbannung des jüdischen Volkes aus dem Land. Der in der Gemeinde hoch angesehene Rabbi Löw (Albert Steinrück) erschafft aus Lehm eine lebensgroße Figur (Paul Wegener), die er mittels Zauber zum Leben erweckt. Die Figur, der Golem, dient ihm als treuen Diener, doch gelingt ihm auch damit den Kaiser milde zu stimmen und die Verbannung abzuwenden. Der Golem jedoch verändert seinen Charakter.


Ein weiteres Meisterwerk des Deutschen Expressionismus ist DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM.

Paul Wegener (1874 - 1948), im Jahr zuvor mit DER STUDENT VON PRAG erfolgreich, gehört zu den prägendsten Gesichtern des deutschen Stummfilms. Er schlüpft zum dritten Mal in seine Paraderolle des sagenumwobenen Golem (hebräisch: Keim). Erstmals verkörperte er sie 1915 in DER GOLEM, der nur noch fragmentarisch erhalten ist (ein Fund von 77 Metern Filmmaterial aus dem IV. Akt im Jahr 2007 wurde als cineastische Sensation gefeiert) und ein weiteres Mal in DER GOLEM UND DIE TÄNZERIN von 1917, der leider komplett als verschollen gilt.

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM ist mehr Remake als Fortsetzung des Werkes von 1915 und erhält nicht nur dadurch, dass er als einziger Film der Reihe komplett erhalten ist, seine unumstößliche Gültigkeit. Auch heute noch löst das Betrachten dieses frühen Horrorfilms eine ungeheure Faszination aus, die sich auch von Wegeners eigentümlich anmutenden Grimassen nicht kaputtmachen lässt. Die Kamera führte mit Karl Freund ein Meister seines Fachs und auch die Schnittarbeit ist oberste Kajüte.

Sein Einfluss reicht bis heute, erstaunlichste Parallelen weist DER GOLEM insbesondere zu James Whales 1931 entstandenen FRANKENSTEIN auf, dem Initialwerk für das Horrorgenre.

Angesichts der im folgenden Jahrzehnt in Deutschland aufkommenden Ereignisse erhält die Weissagung Rabbi Löws zu Beginn des Films, das großes Unheil auf das jüdische Volk zukäme, erschreckende prophetische Bedeutung.

#169 Cine-Phil

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Geschrieben 14. Dezember 2009, 22:14

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THE MARK OF ZORRO
(dt. Titel: DAS ZEICHEN DES ZORRO)
USA, 1920
Douglas Fairbanks Pictures
Regie: Fred Niblo
Buch: Eugene Miller, Douglas Fairbanks, nach der Geschichte The Curse of Capistrano von Johnston McCulley
Kamera: William McGann, Harris Thorpe
Musik: William Axt
Darsteller: Douglas Fairbanks (Don Diego Vega / Señor Zorro), Noah Beery (Sgt. Pedro Gonzales), Charles Hill Mailes (Don Carlos Pulido), Claire McDowell (Dona Catalina Pulido), Marguerite De La Motte (Lolita Pulido), Robert McKim (Capt. Juan Ramon), George Periolat (Gov. Alvarado), Walt Whitman (Fray Felipe), Sidney De Gray (Don Alejandro), Tote Du Crow (Bernardo), Noah Beery Jr. (Junge), Charles Belcher, Milton Berle (Junge), Gilbert Clayton (Soldat), Snitz Edwards, Albert MacQuarrie, Charles Stevens, John Winn
Erstaufführung: 27. November 1920

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Filmszene

Inhalt: Als maskierter Rächer „Zorro“ räumt Don Diego Vega (Douglas Fairbanks) mit dem Degen mit den Unterdrückern der Entrechteten auf. Wenn er das gerade nicht tut mimt er das trübe Weichei, auch seiner Angebeteten Lolita (Marguerite De La Motte) gegenüber, die insgeheim in Zorro verschossen ist.


1919 wurde eine Legende geboren. In der Zeitschrift All-Story Weekly erschien erstmals Johnston McCulleys triviale Geschichte um den schwarzgewandeten Volkshelden Zorro (das spanische Wort für „Fuchs“), der im Kalifornien des 19. Jahrhunderts den Schergen des Bösen seinen Anfangsbuchstaben in Gesicht und Kleidung ritzte, die alsbald zum Kulturphänomen werden und in Dutzenden Adaptionen die Kinobesucher verschiedenster begeistern sollte (sowie zum Vorbild für Batman wurde).

Bereits im darauffolgenden Jahr wurde die Story erstmals für die Leinwand verfilmt. Douglas Fairbanks, der am 17. April 1919 zusammen mit Charles Chaplin, Mary Pickford und D.W. Griffith die Filmgesellschaft United Artists gründete, um den starren Studiosystem zu entkommen und zu mehr künstlerischer Integrität zu gelangen, produzierte mit seiner Company Douglas Fairbanks Pictures den flotten Abenteuerhit und schlüpfte selbstredend selbst in die Rolle des heroischen Latin Lovers.

Eingefügtes Bild
THE MARK OF ZORRO wurde mit einigem Brimborium beworben

Damit war Fairbanks erstmals in der Position zu sehen, in der ihm das Publikum zu Füßen lag und noch heute unsterblich macht und von da ab treu blieb – die des unerschrockenen Mantel- und Degenhelden mit Womanizerqualitäten.

THE MARK OF ZORRO ist ein kurzweiliges Spektakel, welches das Rezept gefunden hat, wonach noch heute jeder Blockbuster funktioniert. Man nehme einiges an Witz und Ironie, eine gute Portion Romantik, kiloweise Action, Abenteuer und Dramatik und würze das mit einer Prise Pathos.

#170 Cine-Phil

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Geschrieben 17. Dezember 2009, 18:43

NUMBER, PLEASE? (Kurzfilm)
(dt. Titel: DIE NUMMER, BITTE?)
USA, 1920; R: Hal Roach, Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Roy Brooks uvm.
Erstaufführung: 26. Dezember 1920
Junge (Lloyd) will auf dem Jahrmarkt einen Rivalen ausstechen, um das Herz seiner Angebeteten zu gewinnen. – Turbulenter Slapstick, in dem Lloyd die Gelegenheit bekommt verschiedene Facetten seiner komödiantischen Fähigkeiten darzubieten.


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HAMLET
Deutschland, 1921
Art-Film GmbH
Regie: Svend Gade, Heinz Schall
Produktion: Asta Nielsen
Buch: Erwin Gepard, nach dem Stück The Tragedy of Hamlet, Prince of Denmark von William Shakespeare
Kamera: Curt Courant, Axel Graatkjaer
Musik: Giuseppe Becce
Darsteller: Asta Nielsen (Prinz Hamlet), Paul Conradi (König Hamlet von Dänemark), Mathilde Brandt (Königin Gertrude), Eduard von Winterstein (Claudius), Heinz Stieda (Horatio), Hans Junkermann (Polonius), Anton De Verdier (Laertes), Lilly Jacobson (Ophelia), Fritz Achterberg (Fortinbras)
Erstaufführung: 10. Januar 1921

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Filmszene

Inhalt: Um die Thronfolge nicht zu gefährden gibt Königin Gertrude (Mathilde Brandt) ihre Tochter (Asta Nielsen) als Prinz von Dänemark aus. So wächst Hamlet heran, nach außen den Schein wahrend ein Junge zu sein und kommt aufs Internat. Dort erfährt sie von dem Tod ihres Vaters, König Hamlet (Paul Conradi) und kehrt in die Heimat zurück. Dort kommt sie einem teuflischen Mordkomplott auf die Spur.


Der berühmte Dänenprinz Hamlet aus der Feder Shakespeares in Wirklichkeit eine Frau. Ein geschickter Kniff von den Filmemachern, der Superstar Asta Nielsen (sie produzierte auch den Film) ermöglichte in eine Hosenrolle zu schlüpfen und wieder einmal ihr großes Können unter Beweis zu stellen. Und das leistet sie mit Bravour. Ihre Darstellung dieser ungewöhnlichen Rolle ist höchst beeindruckend. Hätte es damals schon den Oscar gegeben, sie hätte ihn hochverdient gewonnen.

Lange Zeit galt die viragierte Fassung dieses (bei seiner Premiere durchaus umstrittenen) Meisterwerks als unwiederbringlich verloren. Zwischen 2006 und 2007 jedoch gelang dem Deutschen Filminstitut eine aufwendige photochemische Restauration des Films, der bislang nur in einer schwarzweißen Fassung mit englischen Inserts vorhanden war. Auch die deutschen Zwischentitel konnten originalgetreu wiederhergestellt werden. Filmrollen aus Frankreich und den USA dienten als Quelle.

Im Februar 2007 wurde diese Fassung auf der Berlinale uraufgeführt (und seither bei 3Sat und Arte ausgestrahlt). Neue Musik wurde eingespielt von Michael Riessler.

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Geschrieben 17. Dezember 2009, 22:25

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THE KID
(dt. Titel: DER VAGABUND UND DAS KIND; THE KID)
USA, 1921
Charles Chaplin Productions
Regie: Charles Chaplin
Produktion: Charles Chaplin
Buch: Charles Chaplin
Kamera: Roland Totheroh
Schnitt: Charles Chaplin
Darsteller: Charles Chaplin (der Tramp), Jackie Coogan (das Kind), Edna Purviance (die Frau), Carl Miller (der Mann), Albert Austin, Beulah Bains (Braut), Nellie Bly Baker (Krankenschwester), Henry Bergman (Herbergsvater), F. Blinn (Assistent), Kitty Bradbury (Mutter der Braut), Frank Campeau, Bliss Chevalier, Francis Cochran, Elsie Codd, Jack Coogan Sr. (Taschendieb/Gast/Teufel), Estelle Cook, Lillian Crane, Lita Grey (Engel), Dan Dillon, Philip D’Oench uvm.
Erstaufführung: 21. Januar 1921

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Eine verzweifelte Mutter (Edna Purviance) setzt ihr Baby aus, in der Hoffnung, jemand würde das Kind finden und in Liebe großziehen. Der Finder des Säuglings ist ein vorbeikommender Tramp (Charles Chaplin), der sich widerwillig dazu bereit erklärt, sich dem Kind anzunehmen. Die Jahre vergehen und der Tramp und der Junge (Jackie Coogan) werden ein eingespieltes Team.


THE KID, zunächst als Kurzfilm geplant, wurde zu Chaplins erstem abendfüllenden Spielfilm. Er geht hier konsequent den Weg weiter, den er mit seinen zuletzt gesehenen Kurzfilmen beschritt, er vermischt sein komödiantisches Genie und sentimentales Drama zu einem zuschauerwirksamen Gesamtwerk. Dabei kannte sein Perfektionismus keine Grenzen. Ganze drei Jahre benötigte er für die Fertigstellung seines Films – ein vielfaches dessen, was sonst der Zeitaufwand für einen großen Kinofilm benötigt wurde.

Einer der Hauptgründe dafür ist Chaplins zu der Zeit turbulentes Privatleben gewesen. Viele Ereignisse flossen mit in das fertige Werk ein, was es letztendlich zu seinem persönlichsten Film macht. So wie die 1918 überstürzt geschlossene Ehe mit der damals gerade 17jährigen Mildred Harris, die zu dem Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits zerrüttet war. Einen traumatischen Schicksalsschlag musste Chaplin hinnehmen, als Harris am 7. Juli 1919 seinen ersten Sohn, Norman Spencer Chaplin, zur Welt brachte und der stark verkrüppelte Junge drei Tage nach der Geburt starb.

Bemerkenswerterweise machte sich Chaplin bereits zehn Tage nach der Beerdigung an das Kindercasting für seinen kleinen Co-Star in THE KID. Fündig wurde er in dem 4jährigen Jackie Coogan, Sohn des Tänzers Jack Coogan Sr., der auch im Film zu sehen ist. Coogan war perfekt für Chaplin und das sollte sich bezahlt machen.

Am 30. Juli 1919 begannen die langwierigen Dreharbeiten. Nach langer kreativer Blockade hatte Chaplin nun die Geschichte gefunden, die er auf die Leinwand bringen wollte. Dabei verarbeitete viel Persönliches in dramatischen Szenen, wie etwa die gewaltsame Trennung von seiner überforderten Mutter, als er sieben Jahre alt war und in ein Kinderheim gesteckt wurde.

In der surrealen Traumsequenz kommt Chaplins Vorliebe für junge Mädchen zum Tragen. Er besetzte die verführerische Unschuld mit der 12jährigen Lita Grey, mit der er ein Verhältnis begann. 1924 heirateten er und Grey. Die Ehe hielt bis 1927.

Als die Dreharbeiten im August 1920 beendet wurden, befand sich Charles Chaplin bereits im erbitterten Scheidungskampf mit Mildred Harris. Aus Angst vor Harris’ Anwälten versteckte er sich mit dem gedrehten Material in einem Hotelzimmer in Salt Lake City und schnitt den Film dort fertig.

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Lobbycard

Am 21. Januar 1921 feierte THE KID Premiere in New York City und schlug ein wie eine Bombe. Der 250.000 Dollar teure Film wurde ein Kassenschlager und spielte über 2.5 Millionen Dollar allein in den USA ein. Chaplin hatte es mal wieder geschafft. Er war im Langfilm angekommen und der größte Star der Welt. Auch Jackie Coogan erlebte einen kurzfristigen Aufstieg und wurde zum gefragten Kinderstar, der in kürzester Zeit ein Vermögen machte, von dem er allerdings nie einen Cent sah. Seine Eltern verprassten seine gesamten Einkünfte bevor er volljährig wurde. Folge war eine Gesetzesänderung in den USA, die den Verdienst minderjähriger Künstler schützen sollte, im Volksmund genannt der „Coogan Act“. Jahrzehnte lang hörte man nicht mehr viel von ihm, bis er die Rolle des Onkel Fester in der Kult-TV-Serie The Addams Family annahm.

1971 brachte Chaplin THE KID erneut ins Kino. Hierzu entfernte er drei Szenen aus dem Film, die das Verhältnis zwischen Mutter und Vater des Kindes näher beleuchteten und setzte den Fokus mehr auf den Tramp und das Kind. Zudem komponierte Chaplin eigens einen neuen Score.

#172 Cine-Phil

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Geschrieben 20. Dezember 2009, 22:20

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THE THREE MUSKETEERS
(dt. Titel: DIE DREI MUSKETIERE)
USA, 1921
Douglas Fairbanks Pictures
Regie: Fred Niblo
Buch: Edward Knoblock, Douglas Fairbanks, Lotta Woods, nach dem Roman Les trois mousquetaires von Alexandre Dumas
Kamera: Arthur Edeson
Schnitt: Nellie Mason
Musik: Louis F. Gottschalk
Darsteller: Douglas Fairbanks (D’Artagnan), Léon Bary (Athos), George Siegmann (Porthos), Eugene Pallette (Aramis), Boyd Irwin (Comte de Rochefort), Thomas Holding (Duke of Buckingham), Sidney Franklin (Monsieur Bonacieux), Charles Stevens (Planchet), Nigel De Brulier (Kardinal Richelieu), Willis Robards (Captain de Treville), Lon Poff (Pater Joseph), Mary MacLaren (Königin Anne von Österreich), Marguerite De La Motte (Constance Bonacieux), Barbara La Marr (Milady de Winter), Walt Whitman (D’Artagnans Vater), Adolphe Menjou (Ludwig XIII.), Charles Belcher (Bernajoux), Janet Chandler (Kind), Dorothy Dorr (Maskierte Edelfrau), Douglas Fairbanks Jr. (Junge)
Erstaufführung: 28. August 1921

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Der im Kampf geschickte Spross eines verarmten Adels, D’Artagnan (Douglas Fairbanks) kommt nach Paris und findet dort Anschluss an die von ihm so verehrten drei Musketiere. Die kampferprobten Edelmänner werden ein Dorn im Auge des Königshauses und insbesondere des dort intrigierenden Kardinal Richelieu (Nigel De Brulier).


Frühe (bei Weitem nicht die Erste) Adaption von Dumas’ Klassiker der Weltliteratur schlechthin. Die Produktion knüpft an den Erfolg von THE MARK OF ZORRO (ebenfalls unter der Regie von Fred Niblo entstanden) und entsendet seinen großen Star Douglas Fairbanks erneut in humorvolle, strumpfhosengewandete Abenteuer mit dem Degen, die fortan seine Karriere bestimmen sollten.

#173 Cine-Phil

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Geschrieben 23. Dezember 2009, 12:43

NOW OR NEVER (Kurzfilm)
(dt. Titel: JETZT ODER NIE)
USA, 1921; R: Hal Roach, Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Anna Mae Bilson uvm.
Erstaufführung: 27. März 1921
Harold Lloyd als überforderter Babysitter wider Willen.

AMONG THOSE PRESENT (Kurzfilm)
(dt. Titel: HIGH SOCIETY)
USA, 1921; R: Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, James Kelley uvm.
Erstaufführung: 29. Mai 1921
Junger Hochstapler (Lloyd) möchte sich der Upperclass anbiedern und bekommt auf einem Jagdausflug die Quittung für seine Aufschneiderei.

I DO (Kurzfilm)
(dt. Titel: VATERFREUDEN; JA, ICH WILL)
USA, 1921; R: Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Noah Young uvm.
Erstaufführung: 11. September 1921
Und wieder muss Harold Lloyd den Aufpasser machen, diesmal gleich für zwei Gören. Dass das im totalen Desaster endet liegt in der Natur des Slapstick.



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CAMILLE
(dt. Titel: DIE KAMELIENDAME)
Deutschland, 1921
Nazimova Productions
Regie: Ray C. Smallwood
Buch: June Mathis, nach dem Roman La Dame aux camélias von Alexandre Dumas fils
Kamera: Rudolph J. Bergquist
Darsteller: Rudolph Valentino (Armand Duval), Alla Nazimova (Marguerite Gautier), Rex Cherryman (Gaston Rieux), Arthur Hoyt (Count de Varville), Zeffie Tilbury (Prudence), Patsy Ruth Miller (Nichette), Elinor Oliver (Nanine), William Orlamond (Armands Vater), Consuelo Flowerton (Olympe), Edward Connelly (Herzog)
Erstaufführung: 11. September 1921

Eingefügtes Bild
Filmszene

Inhalt: Marguerite Gautier (Alla Nazimova) ist ein Luxusluder, das im Pariser Nachtleben zu Hause ist und mit jedem in die Kiste steigt, der ihr Klunker und Kohle verspricht. Wegen ihres Erkennungsmerkmals, einer Kamelie, die sie stets bei sich trägt, nennt man sie nur „die Dame mit den Kamelien. Der Jurastudent Armand (Rudolph Valentino) erkennt das gebrochene Mädchen hinter dem Glamour und versucht ihr ein behütetes bürgerliches Leben an seiner Seite zu ermöglichen. Doch das neue Glück scheint nicht von Dauer.


Und wieder eine Dumas-Verfilmung in meinem Filmtagebuch. Diesmal zwar nicht von dem Schöpfer der DREI MUSKETIERE sondern von seinem Filius, Alexandre Dumas dem Jüngeren, der dem Schatten seines Vaters nie entkommen konnte, mit seinem 1848 erschienen Roman La Dame aux camélias jedoch einen beachtlichen Klassiker bewerkstelligte.

Auf etwa zwei Dutzend Leinwandadaptionen brachte es das Buch im Laufe der Jahrzehnte. Neben der George-Cukor-Version von 1936 mit Greta Garbo in der Titelrolle ist diese von 1921 die Bedeutendste. Die Produktion verlegte die Handlung des Romans aus dem 19. Jahrhunderts in die Jetztzeit und porträtierte damit die Schattenseite der „Wilden Zwanziger“. Ein kluges Melodram ist dabei entstanden, reduziert an Protagonisten und Handlungsorten hinterlässt es einen Zuschauer, dem ein mächtiger Hieb in Magenkuhle versetzt wurde.

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Rudolph Valentino

Markantestes Gesicht der Produktion ist das der Stummfilmikone Rudolph Valentino. Dem Mann mit dem traurigen Blick, dem die Frauenwelt zu Füßen lag und bei Auftritten reihenweise für Ohnmachtsanfälle sorgte. Valentino wurde 1895 als Rodolfo Alfonso Raffaelo Piero Filiberto Guglielmi di Valentina d’Antonguolla (wer mich anruft und mir den Namen im ersten Versuch fehlerfrei vorträgt, bekommt von mir ein Ü-Ei) im italienischen Castellaneta geboren. Er kam 1913 in die USA, um dort den vielbesungenen Amerikanischen Traum zu erleben: vom Gelegenheitsarbeiter (und Kleinkriminellen) wurde er zu einem der größten Hollywoodstars, die man sich denken kann. Nach mehreren Rollen gelang ihm der Durchbruch 1919 mit THE FOUR HORSEMEN OF THE APOCALYPSE. Es folgten 1921 der besprochene CAMILLE und seine wohl berühmteste Rolle THE SHEIK (DER SCHEICH), dem 1926 die Fortsetzung THE SON OF THE SHEIK folgte, seine letzte Rolle. Der Stress forderte körperlichen Tribut, ein Blinddarmdurchbruch erledigte den Rest. Nach kurzer schwerer Krankheit starb Rudolph Valentino am 23. August 1926 im Alter von nur 31 Jahren. Sein Tod löste eine weltweite Bestürzung und geradezu eine Hysterie aus. Er machte ihn jedoch auch zur Legende. Bis heute wird Valentino, der Prototyp des Latin Lovers, kultisch verehrt und findet immer wieder neue Fans.

Bearbeitet von Cine-Phil, 23. Dezember 2009, 12:44.


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Geschrieben 27. Dezember 2009, 22:09

NEVER WEAKEN (Kurzfilm)
(dt. Titel: NUR NICHT SCHWACH WERDEN; NEVER WEAKEN)
USA, 1921; R: Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Roy Brooks uvm.
Erstaufführung: 22. Oktober 1921
Die Liebe zu einer Arzthelferin bringt Harold (Lloyd) auf Selbstmordgedanken. – Wirklich lustiger Kurzfilm von Lloyd, der hier sein Markenzeichen, dem irrwitzigen Klettern in atemberaubenden Höhen voll ausleben kann.


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MY BOY
(dt. Titel: MY BOY)
USA, 1921
Jackie Coogan Productions
Regie: Victor Heerman, Albert Austin
Buch: Victor Heerman, Max Abramson, Shirley Vance Martin
Kamera: Glen MacWilliams, Robert Martin
Schnitt: Irene Morra
Musik: Eduardo Pereyra, José Rosito
Darsteller: Jackie Coogan (Jackie Blair), Claude Gillingwater (Captain Bill), Mathilde Brundage (Mrs. Blair), Patsy Marks (kleines Mädchen)
Erstaufführung: Dezember 1921

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Filmszene

Inhalt: Ein etwa fünfjähriger Waisenjunge (Jackie Coogan) kommt als Immigrant in Amerika an. Auf der Flucht vor der Fürsorge versteckt er sich bei dem knurrigen alten Seebären Captain Bill (Claude Gillingwater). Der Knabe ahnt nicht, dass sich in New York gleichzeitig seine Großmutter (Mathilde Brundage) auf die Suche nach ihm macht.


Nach dem überwältigenden Erfolg von THE KID wurde Jackie Coogan als Kinderstar herumgereicht. Zumeist spielte die selbe Rolle wie in Chaplins Dramödie in nur leicht abgewandelten Variationen.

Noch auch in MY BOY, der im selben Jahr wie THE KID entstand und sich bei diesem auch freigiebig bedient. MY BOY ist dabei mehr Drama mit leichtem Komödieneinschlag und ganz auf seinen kleinen Hauptdarsteller zugeschnitten. Die Klasse von Chaplins erstem Langfilm erreicht er zu keinem Augenblick. MY BOY ist nett, mehr aber auch nicht. Kein umwerfender Klassiker und wäre er nicht als Bonusfilm mit auf der DVD von THE KID verbraten worden (leider ohne jegliche Begleitmusik), wäre er schon längst vergessen.

#175 Cine-Phil

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Geschrieben 29. Dezember 2009, 22:49

A SAILOR-MADE MAN (Kurzfilm)
(dt. Titel: A SAILOR-MADE MAN)
USA, 1921; R: Fred C. Newmeyer; D: Harold Lloyd, Mildred Davis, Noah Young uvm.
Erstaufführung: 25. Dezember 1921
Heiratswilliger Snob (Lloyd) tritt der Marine bei, um sich dort zum Manne machen zu lassen und den Vater der Verlobten zu beschwichtigen. In der US-Navy bekommt er denn reichlich Gelegenheit Unfug anzustellen. – Mit einer Laufzeit von 47 Minuten ein schon beachtlich langer Film mit Harold Lloyd. Zum Feature Film reichte es aber noch nicht. Erst im Mai 1922 sollte es soweit sein, als Lloyd mit GRANDMA’S BOY seinen eigenen Hauptfilm bekam.


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NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS
(alt. Titel: DIE ZWÖLFTE STUNDE)
Deutschland, 1922
Prana-Film GmbH / Jofa-Atelier Berlin-Johannisthal
Regie: F.W. Murnau
Produktion: Albin Grau, Enrico Dieckmann
Buch: Henrik Galeen, nach dem Roman Dracula von Bram Stoker
Kamera: Fritz Arno Wagner, Günther Krampf
Musik: Hans Erdmann
Darsteller: Max Schreck (Graf Orlok), Gustav von Wangenheim (Hutter), Greta Schröder (Ellen), Alexander Granach (Knock), John Gottowt (Professor Bulwer), Max Nemetz (Kapitän), Georg Heinrich Schnell (Westenra), Ruth Landshoff (Lucy), Gustav Botz (Professor Sievers), Wolfgang Heinz (Matrose 1), Albert Venohr (Matrose 2), Eric van Viele (Matrose 3), Karl Etlinger, Guido Herzfeld (Wirt), Fanny Schreck (Krankenschwester), Hardy von Francois (Arzt), Heinrich Witte (Wärter im Irrenhaus) Premiere: 4. März 1922

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Filmszene

Inhalt: Im Auftrag des Maklers Knock (Alexander Granach) reist der junge Hutter (Gustav von Wangenheim) in die Karpaten, um dort dem Grafen Orlok (Max Schreck) ein Haus in Hutters Heimatort Wisbourg anzubieten. Noch ahnt Hutter nicht, welch schreckliches Geheimnis der Graf verbirgt und schenkt den Warnungen der Landbevölkerung keinen Glauben.


Fragt mich einer, welcher denn meiner bescheidenen Meinung nach der beste Film wäre, der je gemacht wurde, so antworte ich spontan und voller Überzeugung mit NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS.

Ein vielschichtiges Meisterwerk voller künstlerischer Integrität. Einer der wichtigsten deutschen Filme aus einer Zeit als deutsche Filme noch tonangebend waren. Ein Meilenstein, eine Initialzündung für ein ganzes Genre, dem Horrorfilm und dem Subgenre des Vampirfilms schlechthin. Beinahe 88 Jahre alt und noch immer zum Fürchten und furchtbar schön. Selbst Spezis, die mit dem Stummfilm ansonsten nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würden, können sich der Faszination, die NOSFERATU noch heute ausströmt nicht entziehen. Ein Film mit Geschichte, dessen Spuren noch heute deutlich sind.

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Friedrich Wilhelm Murnau

Ich möchte bei Friedrich Wilhelm Murnau beginnen. Murnau kam am 28. Dezember 1888 als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld zur Welt. Er wuchs in einem strengen Elternhaus auf und sein Vater war strikt gegen die von ihm angestrebte Karriere im Filmgeschäft. Dennoch begann er nach seinem Studium als Schauspieler zu arbeiten. Das (und seine Homosexualität) führte zum Bruch mit seinem Erzeuger. Er legte den Namen Plumpe ab und arbeitete von nun an als F.W. Murnau. Er bewegte sich in Künstlerkreisen und freundete sich mit seinem Kollegen Conrad Veidt (DAS CABINET DES DR. CALIGARI) an.

Murnau zog als Soldat in den Ersten Weltkrieg, zunächst als Infanterist, später als Kampfflieger. 1917 desertierte er in der neutralen Schweiz und wartete dort das Kriegsende ab, um sich schließlich wieder seiner Filmkarriere zu widmen. 1919 gab er mit DER KNABE IN BLAU sein Debüt als Regisseur. Es folgten bis 1922 neun weitere Filme, von denen die meisten leider als verschollen gelten.

1921 kam das Regieangebot, das ihm den Durchbruch verschaffen und ihn unsterblich machen sollte. Der Trend zum Expressionistischen Film begann langsam abzuflauen. Albin Grau plante die Verfilmung des auch in Deutschland außerordentlich populären Romans Dracula von Bram Stoker. Grau, ein bekennender Okkultist, gründete die Produktionsfirma Prana-Film, eins von mehreren Betrieben mit dem Namen Prana, die Geld in die Kassen seines verschworenen okkultistischen Zirkels spülen sollte. Er übernahm die Planung, die Entwürfe sowie Kulissen- und Kostümdesign selbst, beauftragte für das Verfassen des Drehbuchs Henrik Galeen, der mit dem Script zu DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM (1920) bereits eine mehr als beachtliche Referenz vorweisen konnte. Er versetzte die Handlung von Stokers Roman in das fiktive Wisborg des Jahres 1838 und zog eine Verbindung vom phantastischen Grauen des Vampirismus zum realen Schrecken der Pest.

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Max Schreck

Ende Juli 1921 begannen die Dreharbeiten zu NOSFERATU, hauptsächlich in Deutschland und der Slowakei. Den titelgebenden Grafen verkörperte kongenial der in Berlin geborene Schauspieler mit dem so treffenden Namen Max Schreck (1879 – 1936). Der Legende nach fand Murnau Schreck so hässlich, dass er diesen mit falschen Ohren und Zähnen unkenntlich machen wollte. Mit und ohne diese Maskerade gibt er dem finsteren Gesellen seine Erscheinung. Ein rattenartiges Gesicht, ein langer spindeldürrer Körper mit ebensolchen Fingern und unendlich langen Fingernägeln, die zu Klauen werden und alles greifen, was ihm zu Nahe kommt.

Die Umsetzung NOSFERATUs hält sich nicht sklavisch an die Vorlage von Stoker, sondern komprimiert dessen Handlung (vor allem aus Budgetgründen) etwas. Eine eklatante Veränderung zum Original ist auch der Aspekt, dass der Vampir durch die Einwirkung von Tageslicht getötet wird. Dies wurde zum Standard des Vampirfilmsubgenres und geht hierauf zurück. Im Budget auch nicht vorgesehen, waren die Filmrechte an dem Roman, was dem Film beinahe das Kreuz brach.

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Filmszene

Nicht nur, dass dem Film kein großer kommerzieller Erfolg vergönnt wurde, da sich die UFA weigerte ihn zu vertreiben und die Prana in den Ruin stürzte. Auch Florence Stoker, Witwe von Bram Stoker, war not amused. Trotz einiger Freiheiten war klar, welche Vorlage hier Pate stand. Es wurde auch gar kein Hehl daraus gemacht und im Vorspann erwähnt. Die erzürnte Dame verklagte die Produzenten und ließ sich auch auf keinen Vergleich ein. Neben einer Zahlung von Schadensersatz wurde veranlasst, alle Kopien von NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS zu vernichten. Glücklicherweise blieben einige wenige Kopien, zumeist Exportversionen im Ausland erhalten. Der Film war gerettet und konnte nach dem Tod der Stoker-Witwe 1937 seinen verdienten Siegeszug antreten.

Die Kritiken waren damals wie heute euphorisch. Der Film zu einem unzerstörbaren Klassiker, der noch heute seine Kreise zieht. Vergessen eine ominöse Tonfilmfassung mit dem Titel DIE ZWÖLFTE STUNDE. Unvergessen dagegen das Remake Werner Herzogs, unter dem Titel NOSFERATU – PHANTOM DER NACHT mit Klaus Kinski in der Titelrolle. Noch heute Referenzen allerorts. Ob bei Tim Burton (er nannte seinen von Christopher Walken gegebenen Bösewicht in BATMAN RETURNS Max Shreck) oder in der 2000 entstandenen Filmhommage SHADOW OF THE VAMPIRE, der am Set von NOSFERATU spielt, mit John Malkovich als Murnau und Willem Dafoe als Max Schreck, und sich der Legende annimmt, Schreck wäre ein echter Vampir gewesen.

Zwischen 2005 und 2006 ließ die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung eine Restaurierung des Klassikers erstellen, die als Referenzklasse gilt. Aus mehreren Kopien wurde die Originalviragierung wieder hergestellt und die deutschen Texttafeln, soweit nicht mehr vorhanden, rekonstruiert. Auch ist hier erstmals seit Erstaufführung die Originalmusik von Hans Erdmann zu hören.

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Geschrieben 01. Januar 2010, 21:30

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DR. MABUSE, DER SPIELER 1. TEIL – DER GROSSE SPIELER. EIN BILD DER ZEIT
Deutschland, 1922
Uco-Film GmbH
Regie: Fritz Lang
Produktion: Erich Pommer
Buch: Thea von Harbou, Fritz Lang, nach dem Roman Dr. Mabuse, der Spieler von Norbert Jacques
Kamera: Carl Hoffmann
Darsteller: Rudolf Klein-Rogge (Dr. Mabuse), Aud Egede Nissen (Cara Carozza), Bernhard Goetzke (Staatsanwalt von Wenk), Paul Richter (Edgar Hull), Robert Forster-Larrinaga (Spoerri), Lydia Potechina (die Russin), Julius E. Herrmann (Emil Schramm) uvm.
Erstaufführung: 27. April 1922

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Filmszene

Inhalt: Hinter dem Genie des brillanten Psychoanalytikers Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) versteckt sich jede Menge krimineller Energie. Der Meister der Verkleidung manipuliert Menschen nach Belieben und bereichert sich mit perfider Börsenmanipulation und Schmuggel. Seine größte Leidenschaft ist das Ausnehmen seiner Gegner am Spieltisch mit Hilfe von Hypnose. Der ehrgeizige Staatsanwalt von Wenk (Bernhard Goetzke) heftet sich dicht an seine Fersen, doch Dr. Mabuse scheint immer einen Schritt voraus zu sein.


Filme zweigeteilt in kurzem Abstand ins Kino zu bringen ist nicht erst seit Tarantino und seinem KILL BILL Usus. Schon in der Stummfilmzeit wurde dies ausschweifend praktiziert. Besonders hervorgetan hat sich damit Fritz Lang, der seine großangelegten Produktionen wie DIE SPINNEN (1920) (der sogar als Vierteiler konzipiert war) oder DIE NIBELUNGEN (1924) häppchenweise in die Lichtspielhäuser brachte. Auch DR. MABUSE, DER SPIELER machte hier keine Ausnahme.

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Fritz Lang

Der 1890 in Wien geborene Lang erfüllte sich mit MABUSE einen Herzenswunsch. Schon länger hatte er vor Norbert Jacques clever konstruierten Thrillerroman zu adaptieren. Zusammen mit Thea von Harbou, die er im Anschluss an die Dreharbeiten ehelichte, schrieb er das Drehbuch. Von November 1921 bis März 1922 gingen die Dreharbeiten und bereits Ende April feierte der Film seine Premiere in Berlin.

DR. MABUSE, DER SPIELER wurde ein großer Erfolg, der bislang größte in der Karriere Langs, der mit DIE SPINNEN und DER MÜDE TOD bereits Profitables vorweisen konnte. Durch diesen Erfolg wurde Fritz Lang einer der bedeutendsten Regisseure des deutschen Stummfilms und frühen Tonfilms und blieb dies bis zu seiner Emigration in die USA 1939. Seine bedeutendsten Werke METROPOLIS und M – EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER lagen noch vor ihm.

In der Hauptrolle als verbrecherisches Genie glänzt Rudolf Klein-Rogge, der auch in METROPOLIS einen tragenden Part übernehmen wird. Klein-Rogge gibt Mabuse als so charismatischen wie diabolischen Unnahbaren an der Schwelle zum Größenwahn. Ein ganz besonderes Lob geht auch an den Maskenbildner, der Dr. Mabuse in immer wieder geniale Masken schlüpfen lässt. Nicht einmal seine Mutter würde Rudolf Klein-Rogge hier erkennen, wären da nicht die teuflischen Augen.

Beinahe mehr als an dem Krimiaspekt der Geschichte (man darf nicht vergessen, dass der Film vor allem ein sauspannender Thriller ist) ist Lang daran interessiert, seinen Zeitgenossen den Spiegel vorzuhalten. Mit bissigen Pointen greift er die zügellose Dekadenz der Weimarer Republik an, die dabei ist, sich kurz nach dem desaströsen Ersten Weltkrieg in ungesundem Luxus zu ertränken. Mit offenen Augen rutschte die Gesellschaft dabei auf die verheerendste Inflation der deutschen Geschichte zu.

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Geschrieben 19. Januar 2010, 01:48

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GRANDMA'S BOY
(dt. Titel: GROSSMUTTERS LIEBLING; GRANDMA'S BOY)
USA, 1922
Hal Roach Studios
Regie: Fred C. Newmeyer
Buch: Hal Roach, Sam Taylor, Jean C. Havez
Kamera: Walter Lundin
Schnitt: Thomas J. Crizer
Darsteller: Harold Lloyd (Harold), Mildred Harris (sein Mädchen), Anna Townsend (seine Großmutter), Charles Stevenson (sein Rivale), Dick Sutherland (Vagabund), Noah Young (Sheriff), Roy Brooks, Sammy Brooks, Jack Edwards, William Gillespie, Wallace Howe, Mark Jones, James T. Kelley, Gus Leonard, Gaylord Lloyd, Jack Morgan, George Rowe, May Wallace

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Inhalt: Harold (Harold Lloyd) ist ein Weichei, das keiner Fliege was zu leide tun kann. Großmutter (Anna Townsend) wird’s schon richten. Wenn er bei seinem Schwarm (Mildred Harris) landen will, muss sich Harold jedoch ins Zeug legen, denn ein schlagkräftiger Nebenbuhler (Charles Stevenson) hat gerade bessere Karten.


Nun war es für Harold Lloyd endlich soweit. Das Prestigeobjekt eines jeden Starkomikers, der Feature Film,jetzt war auch Lloyd dabei. Hatte zwar A SAILOR-MADE MAN aus dem Vorjahr mit 47 Minuten eine beträchtliche Länge, war GRANDMA'S BOY jetzt der entscheidende Schritt zum Hauptfilm. Harold Lloyd war im Olymp angekommen.

Vergleiche mit Chaplins Erstlingswerk THE KID sollte man dabei nicht ziehen. GRANDMA'S BOY ist viel einfacher gestrickt. Bietet gediegenen Slapstick vor dem Hintergrund der handelsüblichen Lovestory. Den Loveinterest gibt hier wie auch in seinen Kurzfilmen natürlich Dauerpartnerin Mildred Harris.

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Geschrieben 20. Januar 2010, 02:30

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DR. MABUSE, DER SPIELER 2. TEIL – INFERNO. EIN SPIEL VON MENSCHEN UNSERER ZEIT
Deutschland, 1922
Uco-Film GmbH
Regie: Fritz Lang
Produktion: Erich Pommer
Buch: Thea von Harbou, Fritz Lang, nach dem Roman Dr. Mabuse, der Spieler von Norbert Jacques
Kamera: Carl Hoffmann
Darsteller: Rudolf Klein-Rogge (Dr. Mabuse), Aud Egede Nissen (Cara Carozza), Bernhard Goetzke (Staatsanwalt von Wenk), Robert Forster-Larrinaga (Spoerri), Julius E. Herrmann (Emil Schramm, Gertrude Welcker (Gräfin Dusy Told), Alfred Abel (Graf Told) uvm.
Erstaufführung: 26. Mai 1922

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Inhalt: Verbrechergenie Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) gerät er immer mehr in Bedrängnis. Die ihm von Staatsanwalt von Wenk (Bernhard Goetzke) umgelegte Schlinge zieht sich immer mehr zu. Als Mabuses Muse Cara Carozza (Aud Egede Nissen) verhaftet wird, um gegen ihren Boss und Lover auszusagen, lässt er sie eiskalt fallen und töten. Dafür richtet sich seine Habgier an Gräfin Told (Gertrude Welcker), die er begehrt und besitzen will. Dabei macht Mabuse erstmals Fehler.


Hintere Hälfte von Fritz Langs zweigeteilten Großfilm, in der es zur dramatischen (und hochspannenden Konfrontation der Gegenpole kommt. Lang inszeniert auch demn zwoten Teil des Psychodramas als satirischen Spiegel der Gesellschaft der Weimarer Republik, lenkt sein Augenmerk jedoch mehr noch als im ersten Teil auf die Thrilleraspekte, nicht ohne sich dennoch ausschweifend Zeit für seine Exkursionen zu nehmen.

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Aljoscha Zimmermann

Die Gelegenheit diesen Klassiker zu besprechen möchte ich einmal nutzen um den vor wenigen Wochen verstorbenen Stummfilmkomponisten Aljoscha Zimmermann zu würdigen, der für die 2000 durch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierte Fassung eine kongeniale neue Musik einspielte. Eine Originalmusik zu DR. MABUSE, DER SPIELER ist nicht überliefert. Zimmermanns Score unterstützt den Film perfekt und klingt gar beinahe zeitgenössisch. Der 1944 in Riga geborene Pianist kam durch Enno Patalas zum Stummfilm und wurde zu einem der, wenn nicht gar der, renommiertesten Komponisten seiner Zunft. Zirka 400 Filme veredelte Zimmermann mit seiner Musik, die er mit dem eigenen Quartett, dem auch seine Tochter, die Geigerin Sabrina Zimmermann angehört(e). Am 19. Dezember 2009 starb Aljoscha Zimmermann überraschend in München. Er hinterlässt neben seinem beeindruckenden Lebenswerk eine kaum zu schließende Lücke.

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Geschrieben 20. Januar 2010, 12:53

Weiter geht's nun in meinem neuen Filmtageblog:

Cine-Phil schreibt Filmgeschichte (neu)





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