Oskars Filmtagebuch
#301
Geschrieben 25. Juli 2004, 15:30
Ziemlich reaktionäres Lehrstück mit einer finalen Moral, die in ihrer Verlogenheit ziemlich widerlich anmutet. Aber das stört uns bei etwas minderwertigen Filmen nicht so sehr. Lauren Bacall die Hauptrolle spielen zu lassen, ist meiner Meinung nach eine Fehlentscheidung gewesen. Sieht recht blass aus neben Marilyn Monroe und Betty Grable. Oder, um mal ganz ehrlich zu sein: Bacall scheint mir zu viele männliche Hormone gehabt zu haben...
#302
Geschrieben 25. Juli 2004, 15:53
Drei Mal ist Bremer Recht! Ich hatte den Film zwei Mal gesehen und innigst gewünscht, mich in ihn schnellstmöglich zu verlieben. Leider scheiterte ich sowohl beim ersten als auch beim zweiten Mal (damals schien mir natürlich der Film, und nicht ich gescheitert zu sein). Jetzt, rund ein Jahr nach der ersten Sichtung, ist der Funke endlich 'rübergesprungen.
Zunächst einmal scheint mir Brazil als einziger mir bekannter Film den spezifischen Stil von Franz Kafka filmisch adäquat umgesetzt zu haben. Eine mysteriöse, etwas nebulöse Klarheit und Präzision - das scheint mir die Essenz des sog. "kafkaesken" Stils zu sein, und Gilliam hat das wunderbar in seinen Film integriert (was wohl die häufigen Kafka-Vergleiche von ambitionierten Brazil-Verehrern erklärt). Dies ist natürlich als eine ganz große Leistung anzusehen. Es muss sehr schwer gewesen sein, eine Bildersprache zu entwickeln, die diesen scheinbar unauflösbaren Widerspruch (Wirklichkeit <-> Traum, Präzision <-> Mysterium) überzeugend darszustellen vermag. Der Film fühlt sich wie ein Traum an, jenen widersprüchlichen Reiz bezieht er allerdings aus seinen klaren, geometrischen Linien und einer Ausstattung, die doch eigentlich simplizistischer und primitiver ist als sie im ersten (unbewussten?) Augenblick erscheint.
Was mir erstmals aufgefallen ist: Der Film kann womöglich als Antiparabel auf "Blade Runner" gelesen werden. Es gibt so vieles in Brazil, das Scotts SF-Wunderwerk umzukehren, geradezu zu parodieren scheint. Man muss daran denken, dass damals nur die Kinoversion von BR im Umlauf war, die mit dem abstrusen Happy-End. In Sam Lowrys Traumsequenzen, in denen er mit seiner Traumfrau durch die Lüfte schwingt, sieht die Location dem (übrigens dem Material für die Eingangssequenz von Kubricks Shining entnommenen) Happy-End von BR verblüffend ähnlich. Mir sind noch viele weitere Parallelen zu Scotts Werk aufgefallen, die mir jetzt leider fast allesamt entfallen sind. Dann eben nächstes Mal.
#303
Geschrieben 25. Juli 2004, 16:54
- Urfassung -
Sonderbar. Bisher war das immer mein Lieblingsfilm der Alien-Reihe. Diesmal habe ich mich stellenweise etwas gelangweilt. Das führe ich jetzt einfach mal auf meinen etwas gereizten Zustand während der Sichtung zurück: Ich habe mir den Film nämlich mit meinen drei Cousins angeschaut und da herrscht irgendwie immer eine etwas ausgelassene Stimmung, wenn wir zusammen sind. Nicht weiter verwundernswert, wenn man dann einen solch langsamen und poetischen Film als einwenig öde empfindet. Schließlich kann ich mir auch einen meiner Lieblingsfilme, "Maboroshi no hikari", nur sehr selten zu Ende anschauen. Ein paar Mal war ich nicht in der richtigen Stimmung und habe selbst diesen wunderbaren Film nach ein paar Minuten ausgeschaltet.
#304
Geschrieben 26. Juli 2004, 02:01
- Director's Cut -
Immer wieder ein fesselndes Erlebnis, auch beim x-ten Mal. Womöglich DER Action-Film schlechthin.
#305
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:11
- alternative Fassung -
Mit dem dritten Teil kehrt die Saga zu ihrem Ursprung zurück: Alien3 ist nämlich ein waschechter Horrorfilm. Die Änderungen wirken etwas forciert (womöglich, weil man die Kinoversion kennen und lieben gelernt hat), sind aber dennoch ganz schön anzuschauen.
#306
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:28
- alternative Fassung -
Den fand ich diesmal überwältigend!
#307
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:34
Bin etwas enttäuscht, weil ich eine Weiterentwicklung von "La Vie de Jesus" erwartet habe, in "L'Humanité" aber bislang lediglich eine auf fast zweieinhalb Stunden Laufzeit ausgedehnte Wiederholung des Debütfilms sehe. Als für sich alleinstehender Film ganz hervorragend, aber aufgrund der Ähnlichkeiten zum Erstling letztendlich bedingt herausragend. Bin mir aber dessen bewusst, dass man sich solche Filme mehrere Male zu Gemüte führen muss, weil sie in ihrer Sperrigkeit so einiges verbergen, das man beim ersten Mal nur selten zu sehen imstande ist.
#308
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:38
Grandioses Debüt (die Franzosen haben's anscheinend drauf..) eines etwas in Vergessenheit geratenen Genies (oder?). Konsequent simplizistisch und dennoch herzergreifend, vielleicht gerade wegen des Verzichtes auf eine direkte Ausformulierung des Offensichtlichen. Mozart in die Sprache des Filmes übersetzt.
#309
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:45
Ist mir leider gänzlich fremd geblieben, was für ein kalter Film. Na ja, an sich ist der Film natürlich schon sehr souverän, weist aber halt nichts auf, was mich hätte begeistern können.
#310
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:48
Huch, ausgerechnet der populärste Truffaut-Film hat mich so richtig angeödet. Fällt mir schwer, noch was dazu zu schreiben. Zum einen, weil die Sichtung so lange zurückliegt, zum anderen, weil ich den Film richtig quälend langweilig fand.
#311
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:54
Von den Nachfolgern des ersten Doinel-Filmes hat mir dieser am besten gefallen. Wieder recht simpel konzipiert, aber immer glaubwürdig, liebenswürdig - einfach unglaublich charmant und unterhaltsam. Und Léaud kann man ja wohl nur lieben. Einer der charakteristischsten und zugleich sympathischsten Schauspieler aller Zeiten.
#312
Geschrieben 26. Juli 2004, 14:57
Schmalzig, kitschig, unfreiwillig komisch, die Botschaft mit dem Holzhammer präsentierend. Mit einem Wort: eines Truffauts unwürdig. Höchst sonderbar.
#313
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:00
Immer noch sehr schön, aber letztendlich doch etwas banal, auch wenn Truffaut durch Doinels Untreue seiner Frau gegenüber die Glaubwürdigkeit des Zyklus erhöhen möchte.
#314
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:04
Truffaut auf dem Zenit seiner Meisterschaft. DAS nenne ich eine Liebeserklärung an das Kino, nicht so eine verkopfte Bebilderung hochgeistiger Theroeme á la Godards "Le Mepris".
#315
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:08
Ein etwas untypischer Truffaut-Film. Insofern, als dass er stellenweise Bilder von bezaubernden Schönheit hat.
#316
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:12
Mein persönlicher Truffaut-Film, auch, weil ihn sonst niemand so gut zu finden scheint. Eigentlich bin ich ja der Kinder-Nichtmöger par excellance, aber dieser Film ist wie eine warme, angenehme Brise und hat mich verzaubert.
#317
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:15
Entweder MGM hat die DVD versaut oder das ist der hässlichste Schwarzweiß-Film, den ich je gesehen habe. Hmm, der Kameramann war auch bei L'histoire d'Adèle H. verantwortlich, insofern wundert mich das wirklich. Ansonsten hat mir der Film aber sehr sehr gut gefallen. Er ist gewissermaßen wie eine Dokumentation einer psychologischen Studie, dabei stets präzise, klar - nie verklärend.
#318
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:19
Hier beweist Truffaut seine Qualitäten als Geschichtenerzähler. In seiner wunderbaren Cinemascope-Pracht an amerikanische Genre-Pendants angelehnt, entwickelt der Film schnell einen eigenen, in seiner Leichtfüßigkeit typisch französischen Touch. Und die Deneuve ist wie immer atemberaubend.
#319
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:22
Brrr, irgendwie wenig gehaltvoll. Und dem Charles Denner kaufe ich seine Rolle nicht ab, der ist mir einfach zu wenig gutaussehend.
#320
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:25
Halbgarer, unaugeglichener Abschluss der Antoine Doinel-Reihe (aber ist nicht das Leben genau so?). Es werden immer wieder Ausschnitte aus den früheren Doinel-Abenteuern einmontiert, sowas hasse ich persönlich von ganzem Herzen. Das klappt ja noch nicht einmal bei Friends.
#321
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:27
Am Anfang stand ich dem Film sehr skeptisch gegenüber, weil mich die meisten Filme, die die Thematik "Juden zur Zeit des 2. Weltkrieges" aufgreifen, zum (natürlich rein imaginären) Kotzen gebracht haben. Nach nur 40 Minuten hatte ich dann Schmetterlinge im Bauch und habe mich in dieses große Alterswerk prompt verliebt.
#322
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:29
Ja, warum tut er das? Wir haben doch - mehr oder weniger - alle mit solchen Problemen zu kämpfen, da bringt man doch nicht deshalb auf einmal seine Familie und anschließend sich selbst um.
#323
Geschrieben 26. Juli 2004, 15:45
Habe nur die ersten 40 Minuten gesehen, dann wurde ich ärgerlicherweise unterbrochen. Was ich allerdings gesehen habe, hat mich so richtig erregt: ungewöhnliche Bilder und eine nicht minder bizarre Handlung, so dass ich die vollständige Sichtung des Filmes erst einmal vor mir herschieben werde, bis ich in der richtigen Stimmung bin, um dieses potenzielle Meisterwerk in all seiner Pracht genießen und schätzen lernen zu können.
#324
Geschrieben 26. Juli 2004, 22:16
Ganz großes Meisterwerk, bin sprachlos.
#325
Geschrieben 27. Juli 2004, 12:16
Buh, pathetisch aufgeblasener Pseudo-Kunstfilm mit selbstverliebten Kamerafahrten und viel zu dunkler Beleuchtung. Obendrein noch mies photographiert und schrecklich langweilig.
#326
Geschrieben 27. Juli 2004, 18:55
Finde den Film super! Herrliche Collagen und eine schöne Musikauswahl - was will man mehr? Dem blöden Gelaber von Lotte Eisner habe ich aber bereits nach wenigen Minuten keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt, um mich besser auf die Bilder konzentrieren zu können.
#327
Geschrieben 28. Juli 2004, 12:20
#328
Geschrieben 29. Juli 2004, 12:18
Kurzweilige Ehekomödie mit Katharine Hepburn und Spencer Tracy. Das Gerichtsdrama dient nur als Rahmenhandlung für das eigentliche Geschehen, welches mich mehr als nur einmal verärgert hat. Drehbuch, Kamera, Schauspielerführung und vor allem die Beleuchtung sind auf beeindruckend hohem Niveau, doch was hier dem mündigen Zuschauer an idelogisch Fragwürdigem präsentiert wird, ist einfach nur als ärgerlich zu bezeichnen. War es bei Joshua Logans BUS STOP noch die latente Frauenfeindlichkeit, so ist es bei ADAM'S RIB die - vor allem im Mittelteil, als sich das Justizdrama zuspitzt - deutlich ausformulierte Männerfeindlichkeit, die mir den Filmgenuss gründlich verdorben hat. Aus einer Ehefrau, die ihren untreuen Ehemann zu erschießen versucht hat, wird, zu Gunsten einer borniert feministischen Geisteshaltung, ein Unschuldslamm gemacht, welches durch den mörderischen Plan lediglich ihre Familie intakt halten wollte. Die letzten 15 Minuten können als Versuch gedeutet werden, die Radikalität der Hepburnschen Dummheit zu relativieren, doch bei mir hatte der Film mittlerweile einfach zu sehr verschissen. Manch einer würde mir jetzt sicherlich vorhalten, der Film sei doch bloß eine spritzige Komödie, die die ewige Feindschaft zwischen Männern und Frauen dazu nutzt, eine amüsant verspielte Atmosphäre zu kreieren, doch ich nehme so etwas nun mal sehr ernst.
#329
Geschrieben 30. Juli 2004, 22:56
Ein fürchterlich unaufgeräumter und letztendlich schwacher Film - aber irgendwie dennoch schön anzuschauen. Roger Eberts Kritik würde ich sofort unterschreiben.
Notiz: Jeff Bridges sieht aus wie Terry Gilliam.
#330
Geschrieben 02. August 2004, 13:54
Mittlerweile lasse ich mich nur noch von wenigen Filmen gefangennehmen. Umso dankbarer bin ich Danny Rubin für seinen simplen wie brillanten Einfall, der mir ein Filmerlebnis ermöglicht, welches vordergründig metaphysisch-tiefgründig scheint, aber im Grunde genommen gar keine intellektuelle Energie von mir fordert.
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