See you at the movies
#1231
Geschrieben 02. Juli 2008, 22:51
In New York sind die Straßen so unsicher, dass sich eine Art Bürgerwehr formiert hat. Dieser wird nach anfänglichen Zweifeln bald auch Familienvater Robert Forster beitreten...
An der Selbstjustizfilmfront nichts neues: alles schon mal dagewesen und formal wenig interessant. Sehr enttäuschend, dass Lustig kein richtiges Finale für seinen Film finden konnte. So bleiben mir nur Robert Forster und der tolle Score in Erinnerung.
#1232
Geschrieben 02. Juli 2008, 23:27
Die ganze Mailänder Unterwelt plus zwei Berufskiller aus den Staaten sind plötzlich hinter Kleinganoven und Zuhälter Luca Canali (Maria Adorf) her, der keinen blassen Schimmer hat warum, dem aber das Wasser schnell bis zum Hals steht...
Na endlich habe ich mal persönlichen Erfolg mit einem Italo-Mafia-Film gehabt! Hier stimmte wirklich alles! Mario Adorf, der fast den kompletten Film einen Adrenalinstoß nach dem nächsten erfahren muss, dem der Schweiß aus allen Poren trieft, lädt wunderbar zum Mitfiebern ein. Und wer anfangs noch leichte Bedenken wegen der Zuhälterei hatte, der wird durch dessen Sorgsamkeit seiner Familie gegenüber besänftigt und spätestens nachdem diese ganz fies beseitigt wurde, sich ganz bestimmt auf seine Seite geschlagen haben! Meine Güte, was kriegt Luca Canali alles auf die Socken... schier unglaublich. Und dass er sich dabei nicht wie eine Actionfigur, sondern wie ein Normalbürger verhält, verhilft ihm zu einer glaubwürdigen Darstellung, die durch besagtem literweise verströmten Schweiß zu dem sich noch einiges Blut gesellen wird, noch verstärkt wird. Carnali hat eine Scheißangst, dann eine Scheißwut und am Ende rührt er ganz gehörig die Trommel!
Aber nicht nur Adorfs Performance hat mich mitgerissen: die Besetzung ist ohnehin vom allerfeinsten. Hier der erfolglose Womanizer Henry Silva, da der wortkarge Woody Strode, den weder Titten noch Alk beindrucken können... als die beiden in eine Klopperei geraten, wurde ich sogar an Spencer/Hill erinnert...
Dann gibt es noch Adolfo Celi als Paten zu bestaunen (natürlich nicht ohne auf James Bond verwiesen zu haben ) und eine ganze Menge hüftschwingender Damen mit blanken Brüsten. Und gibt es eigentlich 70er-Italokino OHNE guten Score?
Ich hatte wie zu Beginn angeführt oft Probleme mit diesem Subgenre des Italo-Krimis, was meistens an etwas wirren plots und schlechten oder besser gesagt mir nicht liegenden Darstellern gelegen hat. Auch schienen mir die Anteile an Action und Dialog nie besonders ausgewogen.
Hier wird ein einfacher plot erzählt, der trotz eines kleinen Twists sehr gradlinig ohne viel Umschweife runtergekurbelt wird. Ein Mann wird gejagt. Das würde als Inhaltsangabe schon reichen und für einen actionbetonten Streifen braucht es ja auch nicht viel plot. Dass di Leo die Schauplätze voll ausreizt war für mich außerdem ebenso erfreulich, wie einige kleine nachdenklichere Momente, die das Geschehen etwas bodenständiger gestalten.
Zum Schluss: es war sicher auch hilfreich, den Film in der deutschen Synchro zu schauen. Vielleicht hätte ich das bei vielen ähnlich gelagerten Filmen auch tun sollen. Zwar keine Brandtsche Qualität, aber - so bin ich ziemlich sicher - durch einige bonmots angereichert!
Bearbeitet von Howie Munson, 02. Juli 2008, 23:35.
#1233
Geschrieben 02. Juli 2008, 23:44
Weil die Straßen New Yorks dermaßen mit Abschaum gefüllt sind, wurde Manhattan einfach komplett dich gemacht und als Knast installiert. Zu blöd, dass der US-Präsident genau über diesem Massengefängnis abstürzt...
Ich habe den Film vor etlichen Jahren mal gesehen und damals wohl nicht besonders toll gefunden, da ich mich an wenig erinnern konnte. Trotzdessen, dass Carpenter seine ganzen Qualitäten (enger Schauplatz, kaum Zeitsprünge, permanente Bedrohung plus Ohrwurm-Score) einbringt, konnte mich ESCAPE FROM NEW YORK nicht richtig mitreißen. Vielleicht war mir Kurt Russell zu cool, spielte sich vieles in zu großer Dunkelheit ab... genau kann ich es nicht begründen. Setze aber weiter auf Carpenter und hoffe, dass mich HALLOWEEN demnächst mal mehr überzeugen kann als früher.
#1234
Geschrieben 02. Juli 2008, 23:48
#1235
Geschrieben 03. Juli 2008, 00:04
Als ein Mädchen aus seiner Nachbarschaft verschwindet, nimmt ein Privatdetektiv eigene Ermittlungen auf und deckt nach und nach die überraschenden Umstände der Tat auf...
Hut ab vor Ben Affleck, der am Boden lag und nach und nach wieder Fuß fasst in der Filmbranche. Hier gelingt ihm m. E. zwar kein ganz großer Wurf, aber doch ein sehenswerter Detektivthriller der zugleich eine Milieustudie der Großstadt Boston darstellt. Affleck zeigt in ungeschönten Bildern und ohne Hollywoodhochglanzakteure die Schattenseiten dieser Stadt, in der Drogen, Missbrauch und Gewalt an der Tagesordnung sind. Das wirkt alles sehr realistisch und ich bin sicher, dass Affleck, meines Wissens selbst in Boston aufgewachsen, viele Rollen mit Laiendarstellern besetzt hat.
Die Geschichte, die er erzählt, hetzt von einem twist zum nächsten, so dass es für mich oft nicht ganz klar war, was gerade Sache ist. Stark aber, dass Affleck keinen bequemen Weg geht oder die Wahrheit für sich gepachtet haben will. Das große Dilemma, in das seine Hauptfigur, beindruckend verkörpert von Casey Affleck, gerät, lässt sich nicht befriedigend lösen. Hier hat Affleck seine Loslösung von der Traumfabrik nachdrücklich unterstrichen!
#1236
Geschrieben 03. Juli 2008, 13:46
Trotz eindringlicher Warnungen erwirbt der Sammler Maitland (Peter Cushing) einen Schädel, der vom Marquis de Sade stammen soll. Schon bald erweisen sich die Warnungen als begründet...
Sehr atmosphärischer Amicus-Horror, dem gegen Ende zwar die Ideen ausgehen, mich aber weitgehend gut unterhalten konnte. Neben der schaurigen Traum(?)sequenz ganz toll die Schädel-POV-Shots! Und selten habe ich Filmmusik so wirkungsvoll eingesetzt erlebt: Lynch-like wummern im Untergrund die Bässe während der Schädel auf Reisen geht...
Bearbeitet von Howie Munson, 03. Juli 2008, 13:57.
#1237
Geschrieben 07. Juli 2008, 18:07
Ein grausamer Mord einer Internatsschülerin ruft Inspector Di Salvo (Fabio Testi) auf den Plan, der sich nach schleppendem Ermittlungsbeginn bald mit einer Mordserie konfrontiert sieht...
Der dritte Teil der inoffiziellen Schulmädchen-Gialli bildet, ohne die Klasse seiner Vorgänger zu erreichen einen sehr gelungenen Abschluss und einmal mehr einen Fabio Testi, der ein modisches Verbrechen nach dem anderen begeht (meistens läuft er in einer Mixtur aus Pyjama- und Strickjacke herum), gewohnt hölzern agiert, dies aber durch sein Charisma komplett ausbügelt. Ein wahrer Leading Man und erfreulicherweise synchronisiert von Thomas Dannenberg.
Der Film lebt aber nicht nur von der Präsenz Testis sondern erzählt, wie seine Vorgänger auch, eine sehr spannende Story, in der bis zum Schluss unklar bleibt, wer der Täter ist und reichert das Ganze mit einer gehörigen Portion Eye Candy an: die zahlreichen Darstellerinnen sind meist BH-resistent, sehr hübsch anzuschauen und sogar eine Duschszene gibt es zu bewundern.
Regisseur Negrin setzte in punkto Sleaze dann auch mehr auf Erotik denn auf Gore, wobei die Taten aber grafisch genug sind, um eine latente Bedrohung deutlich werden zu lassen. Bemängeln kann man sicherlich die unausgereiften Subplots sowie einen etwas gemächlicheres Tempo, doch insgesamt ist ENIGMA ROSSO ein durchweg interessanter Giallo, der mich vor allem zum Schluss gehörig erstaunt hat. Und die Achterbahnfahrt mit der Testi einen Verdächtigen weichkloppen will ist wirklich herzallerliebst!
Bearbeitet von Howie Munson, 07. Juli 2008, 18:09.
#1238
Geschrieben 09. Juli 2008, 12:17
Glücksspielgeplagter Neffe will seinen Onkel mit einer Autobombe in die Luft jagen, doch es kommt ihm ein anderer zuvor. Da trotzdem jemand durch die Autobombe zu Schaden kommt, nimmt Lt. Columbo die Ermittlungen auf, während sich die Ereignisse ein ums andere mal überraschend entwickeln...
Wieder ein COLUMBO, bei dem von der gängigen Formel - dem Wissensvorsprung des Zuschauers gegenüber dem Lt. - Abstand genommen wurde. Das macht die Episode zwar durchweg spannend, da erst kurz vor Schluss alle Fäden miteinander verknüpft sind, doch fehlt es deutlich an Charme. Denn weder Tyne Daly, die ich ohnehin nicht gerne sehe, noch der Flokatiträger mit Cowboyhut konnten mich überzeugen und wie so oft in der zweiten Ära bleibt das Verhältnis zwischen Columbo und dem Mörder viel zu oberflächlich, wie der Humor teilweise zu albern wird.
Kein Desaster wie die letzte Episode, aber auch keine richtige Rehabilitation. Der Qualitätsabfall wird mit fortlaufender zweiten Ära leider immer bemerkbarer.
#1239
Geschrieben 09. Juli 2008, 12:52
Nachdem der Arzt Eduardo seine Frau in eiskalter Manier umgebracht hat, um eine neue Heirat eingehen zu können, scheint sich die Tote rächen zu wollen. Doch Eduardo wehrt sich mit allen Kräften und einer genialen wie wahnsinnigen Idee...
Auch wenn deutliche Parallelen zu Franjus LES YEUX SANS VISAGE erkennbar sind, steckt THE WITCH'S MIRROR voller eigener Ideen und erzählt eine weit mehr auf Horror denn auf Philiosophie ausgelegte Geschichte. So beginnt der Film wie ein klassischer Horrorstreifen, in dem die Toten ihre wohlverdiente Rache nehmen: inklusive schaurigem Burgschauplatz, Nebelschwaden, offenen Särge und Spukereien. Dies ist alles sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt und doch entfaltet sich THE WITCH'S MIRROR so richtig erst, als die Geschehnisse eine überraschende Wendung nehmen und der Arzt eine wahnwitzige Idee entwickelt. Die Umsetzung dieser zieht die Spannungs- und Gruselschraube noch mal gehörig an, so dass am Ende ein ganz tolles Schauerstück herausgekommen ist. Ich freue mich auf den nächsten MEX-Horror-Streifen!
Bearbeitet von Howie Munson, 09. Juli 2008, 12:54.
#1240
Geschrieben 09. Juli 2008, 13:39
An einem Samstagmorgen treffen sich fünf Schüler/innen aus den verschiedensten (schul)gesellschaftlichen Rängen zum Nachsitzen...
Immer wieder schön.
#1241
Geschrieben 10. Juli 2008, 13:48
In voller Montur landet das Polizeiorchester aus Alexandria in Israel, wo man doch hätte abgeholt werden sollen, um am nächsten Tag ein Konzert zu geben. Da aber niemand erscheint, müssen die Kerle auf eigene Faust agieren. Bürokratie, Sprachbarriere und kulturelle Differenzen machen dies nicht einfach und dann landet die Truppe auch noch im falschen Örtchen. Dort werden sie über Nacht auf einige Wohnungen aufgeteilt und lernen die Stadtbewohner kennen. Oder auch nicht...
THE BAND'S VISIT so der internationale Titel ist ein wunderbarer Film, den vor allem ein leiser Humor auszeichnet, der ein wohliges Gefühl vermittelt. Kino fürs Herz eben. Dabei wirkt Kolirins Film aber nie anbiedernd, sondern in den vielen kleinen Szenarios trotz der kuriosen Ausgangssituation sehr alltäglich. Denn in den Alltag einiger Israeli stolpern die ägyptischen Musiker hinein: es bilden sich Pärchen, Grüppchen, Solisten... einige gehen gemeinsam essen, einige plaudern in gebrochenem Englisch, andere gehen in die örtliche Dorfdisko...
Kolirin zeigt, dass kulturelle wie sprachliche Barrieren im Grunde kein Hindernis darstellen, miteinander zu sein. Es ist vielmehr so, dass eine Offenheit Basis jeglichen Verständnisses bildet. Kolirin zeigt dies auf, zeigt aber auch die Schwierigkeiten, die einige Personen - nicht Kulturen - damit haben. Denn auf beiden Seiten - israelitischer wie ägyptischer - finden sich durch Höflichkeit kaschierter Stolz und Unsicherheit, Wärme, Sympathie, Apathie.
THE BAND'S VISIT ist ein kleiner, unaufgeregt erzählter Film, der leider nur ein Nischenpublikum erreichen wird. Das ist sehr schade, denn so zielsicher ins Herz wie eine Amélie Poulain trifft er allemal!
Bearbeitet von Howie Munson, 10. Juli 2008, 13:51.
#1242
Geschrieben 11. Juli 2008, 09:49
Durch einen "Baggermord" an einem Versicherungsdetektiv wird ein längst zu den Akten gelegter Kindesentführungsfall wieder aufgerollt. Inspektor Peretti (George Hilton) muss seine Ermittlungen jedoch zügig voranbringen, da nach und nach am Fall Beteiligte Personen ermordet werden...
Man muss schon höllisch gut aufpassen, um sämtliche Details der Strory mitzubekommen, die viele Namen involviert und somit einen großen Kreis an Verdächtigen Personen kreiert, was in einem tollen Showdown dann aufgelöst wird.
Der Zuschauer setzt analog zum Filminspektor Stückchen für Stückchen die Puzzleteile eines grausamen Verbrechens zusammen, wobei es zu einigen großartigen Aha-Momenten kommt, die Regisseur Valerii durch Rückblenden in Stakkato-Manier auch visuell gut umsetzt. Die Atmosphäre ist größtenteils sehr düster gehalten und durch die Mordserie ergibt sich eine latente Bedrohung, die die Ermittlungen vorantreibt und dem Film Tempo verleiht.
So gut die Story aber auch umgesetzt ist, so schwach ist die Hauptrolle besetzt. Ich konnte mit George Hilton bislang wenig anfangen, doch mit seinem Schnurbärtchen wirkt er eher wie ein Vertreter denn ein Kriminalbeamter. Die restlichen Schauspieler überzeugen jedoch sehr, vor allem William Berger gibt sich wieder sehr sinister.
Zum Sleazeanteil des Films: die Filmmorde sind sehr einfallsreich und blutig gehalten und nackte Haut gibt es ebenfalls genug zu sehen. Gestört hat mich aber die Dummheit der Filmopfer. Ich nehme ja viel hin, aber wenn sich jemand quasi freiwillig seinem Filmtod ergibt, ist dass doch ein bisschen zuviel des Guten.
Insegsamt aber ein absolut sehenswerter Giallo, den man aber tunlichst nicht synchronisiert sehen sollte, da diese eigens zur DVD-VÖ erstellt wurde und m. E. wenig taugt.
Bearbeitet von Howie Munson, 11. Juli 2008, 09:51.
#1243
Geschrieben 12. Juli 2008, 16:48
Ein Womanizer hat es zu bunt getrieben: seine beiden gleichzeitigen Affären führen dazu, dass er von seinen beiden Geliebten um die Ecke gebracht wird. Diesmal werden Columbos Ermittlungen dadurch erschwert, dass eine der Täterinnen (Faye Dunaway) ihm sehr nahe kommt...
Keine ausgeklügelte Story, trotz kleinen Twists am Ende und doch eine der bemerkenswertesten COLUMBO-Episoden. So emotional eingebunden war der Lt. selten in einen Fall und wo in den letzten Folgen die Distanz zwischen ihm und dem Mörder immer weiter wuchs entwickelt sich hier ein geradezu inniges Verhältnis zwischen den beiden.
Mit Faye Dunaway wurde zudem endlich mal wieder ein Gaststar von Format verpflichtet, die ihre Rolle perfekt ausfüllt. Außerdem bringt Falk, der das Drehbuch schrieb, sämtliche Kultmotive mit ein: so erscheint er reichlich ungepflegt, mit Pyjamajacke unter dem Regenmantel und einem hartgekochten Ei am Tatort. Auf Hund, Auto und natürlich Mrs. Columbo müssen wir ebenfalls nicht verzichten.
Ein Höhepunkt nicht nur der zweiten Ära, sondern einer der ganzen Serie.
#1244
Geschrieben 12. Juli 2008, 17:04
Als die schwangere Tochter eines reichen Farmbesitzers unter Qualen doch noch mit dem Namen des Vaters herausrückt setzt der eine Million Dollar auf dessen Kopf aus. Alfredo Garcia ist nun ein gefragter Mann und der herutnergekommene Benny macht sich mit seiner Freundin auf den Weg quer durch Mexiko, um ihn zu finden...
Gewaltig in jeder Hinsicht.
#1245
Geschrieben 14. Juli 2008, 14:04
Eine neubezogene Mietwohnung entwickelt sich für den Mieter wortwörtlich zum Albtraum...
Der Film zum Umzug. Polanski wirft einen enorm pessimistischen Blick auf die Gesellschaft, die nicht dazu imstande ist, gemeinsam zu sein, ja nicht einmal dazu fähig ist, sich irgendwie miteinander zu arrangieren. Keine Kompromisse. Der Mietblock dient als Sinnbild der Gesellschaft, zu der Polanski in der Rolle des schüchternen Beamten gehören will, doch dort wirkt er ebenso deplatziert wie in seinem Freundeskreis.
Dies muss zwangsläufig zu einem persönlichen Horror führen und so kippt LE LOCATAIRE im Schlussdrittel von der Satire zum Psychohorror. Das fand ich persönlich nicht ganz gelungen, denn sobald die Umstände um Polankis Figur aufgeklärt sind, verliert der Film an Spannung, die er zugunsten einer bunten Zirkusnummer einlöst. Mir war das zu abgedreht und die Art, wie Polanski Schockmomente kreiiert hatte mir in REPULSION schon nicht zugesagt. Der Abschluss brachte dann aber doch nochmal etwas Grusel und Polanski hat mit sich als Hauptdarsteller und Paris als Location zwei Asse in petto, die allein den Film für mich sehr sehenswert gemacht haben.
#1246
Geschrieben 14. Juli 2008, 14:25
In einem Linienbus kommt es zu einem Massaker. Die Polizei aus SF nimmt die Ermittlungen auf, die sich zunächst als sehr mühselig darstellen...
Walter Matthau in ernsteren Rollen gefällt mir mittlerweile sogar besser als in Komödien. Völlig humorlos gibt er hier einen Cop, der für seinen Beruf lebt, sein Privatleben längst aufgegeben hat und auch mit seinem Partner (Bruce Dern) nicht viel anfangen kann. Doch dies ist bei weitem kein Vehikel für den Star Matthau. Der Hauptdarsteller ist die Stadt San Francisco, die Stuart Rosenberg teilweise im Dokumentarstil abfilmt und die trotz des vielen Muffs und Filz sehr schön rübergebracht wird: Rotlichtviertel, Schwulenbars, Schwarzenviertel, Suburbia und Grünflächen... alles ist da und mittendrin ermittelt die Polizei.
Diese Ermittlungen werden von Rosenberg sehr akkurat, zwar ohne große Show aber stets interessant und spannend geschildert. Ähnlich wie in MADIGAN wird gezeigt, wie beschwerlich der Weg bis zur Aufklärung eines Vebrechens ist und das dies keineswegs ein Ein-Mann-Job ist, wie so viele Hollywoodfilme gern suggerieren.
Getragen durch eine Riege großartiger Darsteller hat Rosenberg einen der m. E. besten Polizeifilme gedreht, die ich kenne: nach dem großen Knall zu Beginn des Films starten wir gemeinsam mit den Ermittlern bei Null und arbeiten uns peu à peu voran. Durch fehlenden Wissensvorsprung ist man als Zuschauer stets an der Rolle des Mitsuchenden, in der Hoffnung, dass irgendwo ein Anhaltspunkt, ein Name, ein Detail auftaucht, das im Fall weiterhilft. Kurz vor Toreschluss kommt es zwar zur "obligatorischen" Autoverfolgungsjagd, für die SF aber auch prädestiniert ist, dafür schließt Rosenberg seinen Film dann aber spektakulär unspektakulär.
Auch wenn ich vom Punktesystem Abstand genommen habe, schwenke ich hier mit Kollegen Schischa ein: die volle zehn!
#1247
Geschrieben 14. Juli 2008, 14:51
Larry, sein Partner Deke und Flittchen Mary ergaunern einen Batzen Geld aus einem Supermarkt und werden von nun an vom Polizeiapparat auf vier Rädern quer durchs Ländle gejagt...
Und das macht vielleicht einen Spaß! Ich liebe solche Filme, die ständig in Bewegung sind. Wo sich Autos hinterherjagen, wo es kracht und rummst.
Dies ist ein Film ganz in der Tradition des VANISHING POINT: ein Antiheld (hier gleich drei) zeigen dem System den Stinkefinger und brettern wortwörtlich durch sämtliche Gesetze
Neben den großartig choreografierten und meist ohne Schnitt auskommenden Stunts punktet der Film durch seine Darsteller: auf der einen Seite die Rebellen (Peter Fonda (crazy), Susan George (heiß) und Adam Roarke (besonnen)), auf der anderen das Establishment (Vic Morrow (verbissen), Kenneth Tobey (grimmig)). Ein großes Katz- und Mausspiel, das nur eine Regel kennt: wer bremst, hat verloren. Reihenweise zitierwürdige Dialoge, einige Magic Moment-Szenen... dieser Film vereint alles in sich, was einen Film für mich zur Herzenangelegenheit macht. Weltklasse.
#1248
Geschrieben 21. Juli 2008, 16:07
Seine Adoptivtochter hütet Radiostar Fielding Chase (William Shatner) wie seinen Augapfel und schreckt dabei auch vor Mord nicht zurück...
Der zweite Auftritt von William Shatner in COLUMBO und diesmal gefiel er mir richtig gut. Dass sein winziges Oberlippenbärtchen öfter mal die Positon oder Farbe wechselt fand ich einfach köstlich und denke mal, dass das schon beabsichtigt war, da Shatner seine Eitelkeit ja gern selbst mal aufs Korn nimmt.
Der Storyaufbau ist wieder in dem gewohnten Schema gehalten und das Spiel zwischen COLUMBO und dem Mörder reicht an die Duelle der 70er heran: Shatner gibt den Mega-Genervten und Falk bemüht sich um all die Attribute, die seine Figur so Populär machten. Ein großes Vergnügen, an dem auch die schwache Überführung am Ende nichts mehr ausrichten konnte.
Achja, so ein Anwesen wie Shatners Charakter im Film hätteich auch mal gern.
Bearbeitet von Howie Munson, 21. Juli 2008, 16:08.
#1249
Geschrieben 21. Juli 2008, 16:44
In Birma tobt der Krieg. Da sich einige Missionare dort im Rahmen einer Hilfsaktion in Geiselhaft gebracht haben, beendet John Rambo ein weiteres mal seinen Ruhestand...
Ich habe neulich nach etlichen Jahren mal wieder den dritten Teil geschaut, der mich in keinster Weise überzeugen konnte. Den ersten Film zähle ich hingegen zu meinen Lieblingsfilmen. So habe ich ein gespaltetes Verhältnis zu dieser Action-Ikone. Über den vierten Film war viel zu lesen. Die Meinungen gingen weit auseinander und ich war schon sehr skeptisch, ob dies ein Film für mich sein könnte.
Das kann ich vorab mit einem deutlichen ja beantworten. Stallone hat seine Figur wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Natürlich ist er immer noch übermenschlich: steckt ein wie kein anderer, kämpft wie kein anderer, wirkt unkaputtbar. Trotzdem: das war nicht mehr die Comicfigur aus dem Jahre '88. Jegliche (unfreiwillige) Komik wurde hier ausgeklammert. Und spektakuläre, überzogene Action wurde durch eine Darstellung abgelöst, die sehr realistisch wirkt, die keinen Spaß macht und den Film für mich damit auch vom zynischen Actionspaßkino der 80er sowie übercoolen Actionfilmen der Jetztzeit deutlich wegbewegt.
RAMBO ist bierernst und sitzt. Auch wenn mit dieser Terminologie vorsichtig umgegangen werden muss. Für mich ist das ein Anti-Kriegsfilm, da er schrecklich ist. Wenn in den ersten Szenen Bauern über einen Minenfeld gejagt werden und das Szenario als Wettspiel der Soldaten dient, ist es schwer, zuzuschauen. Auch die Filmfiguren ertragen den Horror nicht: halten sich Augen und Ohren zu.
Stallone verzichtet auf große dramaturgische Kniffe. Kein Showdown. Keine große Einführung der Charaktere. Nicht einmal 80 Minuten dauert sein Film. Vieles spielt sich kaum erkennbarer in der regendurchfluteten Dunkelheit ab. John Rambo reflektiert über sich und seine Situation. Aller Wortkargheit zum Trotz. Wenn Rambo etwas sagt, dann sitzt es. Stallone füllt seine als gebrochenen (Anti)helden geschaffene Figur perfekt aus - er hat sie einer deutlichen Wandlung vollzogen. Da ist nur noch wenig Mensch. Rambo ist wortwörtlich zur Kampfmaschine geworden und wirkt bedrohlicher als ein künstlich geschaffener Terminator.
Erstaunlich fand ich, wie glaubwürdig Stallones Darstellung ist. Der Mann ist über 60, galt nie als schauspielerisches Schwergewicht und doch ist dies eine für mich überaus beeindruckende darstellerische Leistung. Wenn Stallone den juxenden, keifenden Söldnern lediglich mit seinem Dackelblick antwortet weicht jegliche unfreiwillige Komik eines Lincoln Hawk. Stallone meint es ernst und das kommt auch rüber.
Formal ist RAMBO beeindruckend. Kamera und Schnitt sowie die verblüffenden Spezialeffekte sorgen für ein sehr realistisch wirkendes Kriegsszenario. Lediglich die SloMos hätte man sich sparen können.
Die Gänsehaut, die mich beim einsetzenden Titelthema ergriff setzte beim Abschluss ein weiteres mal ein. Was mag in John Rambos Kopf vorgegangen sein? Minutenlang starrt er auf die Überreste eines weiteren gewonnenen (?) Kampfes bzw. Kleinkrieges. Und wird eine überraschende persönliche Entscheidung treffen. Hat John Rambo am Ende seiner 26jährigen Filmlaufbahn tatsächlich seinen Frieden gefunden? Die Zeit wird es zeigen. Oder auch nicht.
Bearbeitet von Howie Munson, 21. Juli 2008, 16:47.
#1250
Geschrieben 21. Juli 2008, 21:08
Um ihren Gatten loszuwerden bringt dessen Frau samt Lover lieber dessen Erzfeind um, um somit den Verdacht auf den Gemahl zu lenken. Prekär, dass der Helfer selbst bei der Polizei tätig ist und bald gemeinsam mit Columbo am Fall arbeitet...
Zwar wird wieder gehörig von der Erfolgsformel abgewichen und doch hat mir diese Episode außerordentlich gut gefallen. Columbo hat es diesmal mit gleich drei Kontrahenten zu tun, wobei er mit zweien zunächst kooperieren wird. So liegt der Fokus nicht so sehr auf Columbos Generve, sondern daran, wie der Fall voranschreitet und ob der Plan des mörderischen Duos aufgehen wird. Trotz humoriger Einlagen steht die Spannung klar im Vordergrund und auch wenn es der großen Erklärerei am Schluss deutlich zuviel ist, fließt viel Rafinesse in die Story mit ein.
Darstellerisch eine solide Episode, wobei mich David Rasche positiv überrascht hat: von SLEDGE HAMMER keine Spur
#1251
Geschrieben 21. Juli 2008, 21:19
Zukunftsmusik: der Präsident der USA nennt sich Mr. P und lässt fiese Autorennen steigen, bei denen die Fahrer - unterstützt durch einen großen Medienzirkus - Punkte für überfahrene Passanten erhalten...
Als Satire war mir das ganze zu überzogen. Zwar sind die Ansätze sicherlich löblich, doch habe ich das anderswo weitaus besser umgesetzt gesehen. Vor allem Sylvester Stallone macht sich mächtig zum Affen und beweist, dass er kein (freiwillig) komisches Talent besitzt. Noch schlimmer aber David Carradine, der wie in seinem Anzug wie eine Knackwurst ausschaut und als Titelheld fehlbesetzt ist.
Die Autorennszenen haben mich ebenfalls nicht überzeugen können, da vieles einfach mit doppelter Geschwindigkeit gedreht wurde und waghalsige Stunts, wie ich sie aus anderen Genrebeiträgen kenne, bleiben aus. Erfreuen konnte ich mich nur an der überaus hübschen Simone Griffeth und dem feschen Design der Autos.
Vielleicht wird das Remake ja besser.
#1252
Geschrieben 22. Juli 2008, 10:32
John Kinsdale (George Kennedy) arbeitet in Italien als Techniker für das US-Militär. Als seine Familie exekutiert wird ermittelt er auf eigene Faust und hat bald die erste Spur...
Ein Mann sieht rot. Charles Bronson. Vorher George Kennedy. Und der passt ganz hervorragend in die Rolle des Mannes, dem alles genommen wurde und auf Rache sinnt. Kennedy ist trotz beachtlicher Statur der Normalbürger, kein Supermensch und so verhält er sich auch. Konsequent und gradlinig, aber beileibe nicht ohne Fehler. So hat er bald auch den hiesigen Polizeiapparat an der Backe und wird selbst zum Gejagten, was uns eine kleine Autoverfolgungsjagd quer durch Neapel beschert, die anschließend zu Fuß fortgeführt wird.
Hier ist THE HUMAN FACTOR am stärksten: denn die Schauplätze bieten viel Schauwert für solche Szenen und da die erste Hälfte des Films wegen der Recherchen Kinsdales sehr dialoglastig ausfällt und teilweise schwer durchschaubar ist, war ich dankbar für etwas Action. Im Finale brechen dann aber alle Dämme: Kinsdale ist zum Berserker geworden und ballert sich in einem furiosen Supermarkt-Showdown seinen Weg frei. Wer ist Charles Bronson?
Bearbeitet von Howie Munson, 22. Juli 2008, 10:34.
#1253
Geschrieben 23. Juli 2008, 17:26
Die Polizei sucht nach mehreren Foto-Puzzleteilen, die zusammengesetzt den Ort einer Bankraubbeute ergeben. Dazu ermittelt Lt. Columbo undercover...
Nach BLUTHOCHZEIT eine weitere Episode, die auf einer McBain-Geschichte basiert und wieder ist das Ergebnis alles, nur kein COLUMBO. Alle Attribute, die die Serie von der gängigen Krimikost abhob werden hier fallen gelassen. Zwar ist die Episode einigermaßen interessant und spannend, aber Peter Falk spielt Columbo nicht, wie wir es gewohnt sind. Keine Schusseligkeit, der Humor resultiert aus alberner Situationskomik und ein direkter Kontrahent fehlt ebenfalls.
Auch wenn die nächsten und letzten vier Episoden auch nicht mehr so doll sein sollen, so erhoffe ich mir doch eine klare Steigerung zu dieser hier, die ich zu den schlechtesten dreien zähle.
Bearbeitet von Howie Munson, 23. Juli 2008, 17:27.
#1254
Geschrieben 23. Juli 2008, 17:43
Die 15jährige Schülerin Juno wird unbeabsichtigt schwanger und muss sich nun mit den Kosequenzen auseinandersetzen. Das Baby will sie zur Adoption frei geben und das passende Paar hat sie auch schon gefunden...
JUNO hat es mir nicht leicht gemacht. Zunächst war ich von der Hippness und Coolness der Inszenierung sowie der Charakterisierung ziemlich vor den Kopf gestoßen, so akkurat die Jugend auch dargestellt sein mochte. Mir fehlt zu diesen Figuren einfach der Bezug. Doch nach und nach wurde ich mit dem Film wärmer, da sich die Geschichte zunehmends seriöser darstellt, ohne dabei aber den Humor zu verlieren. Am Ende der Reise, die ich als Zuschauer mit Juno beschritten habe, gefiel mir das Ganze doch sehr, wozu vielleicht auch der etwas zu zuckerte Schluss beigetragen haben mochte, aber das nehme ich gerne hin.
Richtig stark macht JUNO seine verschiedenen Perspektiven, die um die Teenagerschwangerschaft entstehen. Zwar steht die Betroffene selbst im Mittelpunkt, doch nimmt sich Reitman für seine Nebenfiguren genügend Zeit, um auch deren Situation darzustellen. Dazu gibt es auch einige Szenen, die in den bereich Magic Moment fallen, wie etwa das Gespräch zwischen Juno und ihrem Vater, der ihr fruchtende Ratschläge vermittelt, obwohl er den Kontext der Frage missverstanden hat oder die TicTacsche Liebesbekundung Junos gegenüber ihrem Freund.
So ist JUNO für mich zwar nicht der Überflieger, zu dem er vielerorts gemacht wird, aber ein sehr netter, kleiner Film für zwischendurch, der einem sogar ein wenig mit auf den Weg geben kann, auch ohne dass man selbst schwanger werden könnte. Schön.
#1255
Geschrieben 28. Juli 2008, 10:03
Als Akkordeonspieler tingelt Grant McLaine (James Stewart) durch die Gegend, würde aber gern wieder für die Bahn arbeiten, von der er damals gefeuert wurde. Als er das Angebot bekommt, Lohngelder über eine gefährliche Bahnstrecke zu eskortieren, sagt er zu. Mit dem Bewusstsein, seinen Bruder ggf. stellen zu müssen, da dieser gerne mal einen Zug ausraubt...
Langsam schließe ich meinen Frieden mit dem Westerngenre. James Stewart als persönlichen "Sicherheitsfaktor" plus Audie Murphy, der in Kindertagen für mich die Westernikone markierte. Dass sich beide als Antagonisten gegenübertreten gefiel mir sehr gut, da im Grunde beide ja immer den good guy gespielt hatten.
Als Aufhänger für die Geschichte wird der Aufbau der Eisenbahn genutzt, mit dem das Schicksal zahlreicher Menschen der damaligen Zeit eng verknüpft war. Die Idee, James Stewart sich als Gefeuerter nun als Akkordeonspieler verdingen zu lassen mag auf den ersten Blick etwas seltsam erscheinen, wenn Stewart in den ersten Szenen dann aber loslegt und auch einen sehr schönen Song zum besten gibt, dann passt das schon. So wird Stewart so charaktiersiert und eingeführt, wie es seiner Reputation entspricht. Dazu passt auch, dass er sich eines jungen Burschen annimmt.
Dass Stewarts Figur im Laufe des Films natürlich auf seinen Bruder stoßen wird ist zwar vorhersehbar, doch erzählt Regisseur Neilson seine Geschichte passend zur Bahn mit einigen schönen dramaturgischen Schlenkern und serviert ein atemberaubendes Finale, das seinen Schauplatz bis aufs letzte ausreizt.
Überhaupt haben mich die Landschaftsaufnahmen schwer beeindruckt und wenn Stewart auf einem Wagondach hockt und die Bahn sich ihren Weg über hohe Abgründe bahnen (sic!) muss, dann ist das fast sogar spannender, als die Bedrohung durch potenzielle Raubzüge.
NIGHT PASSAGE hat mich nach dem enttäuschenden BEND OF THE RIVER wieder voll in die Western-Spur gebracht. Weiter geht's demnächst mit THE FAR COUNTRY!
Bearbeitet von Howie Munson, 28. Juli 2008, 10:05.
#1256
Geschrieben 28. Juli 2008, 10:29
Ein Flugzeug gerät in arge Turbulenzen. Die gesamte Pilotencrew erliegt einer Fischvergiftung. Gut, dass ein ehemaliger Vietnam-Vet an Bord ist, der zwar einige Traumata zu bewältigen hat, aber immerhin einen Flieger steuern kann... oder auch nicht...
Für mich flog (sic!) dieses ZAZ-Werk immer im Schatten der großen NAKED GUN-Trilogie. Ich würde auch weiterhin behaupten, dass die Polizeifilmverarsche weitaus witziger ist, als diese Katastrofenfilmparodie und doch hat mir AIRPLANE! nie besser gefallen als bei dieser Sichtung. Vielleicht lag das am O-Ton oder angestiegenem Filmwissen, was für Persiflagen ja fast schon Voraussetzung ist.
Highlights für mich der ZAZ-typische Wortwitz, weil in ihrem Figurenkosmos alles wirklich wortwörtlich genommen wird, but that's not important. Und bei den Autopilotszenen brach es des Öftern sogar richtig aus mir heraus. Herrlich und noch um einiges obzöner als in späteren ZAZ-Filmen.
Problematisch auf die Slapstick-Gagrate wirkte sich die Beschränkung auf fast eine Location aus, so dass hier vor allem auf eine möglichst bunt gemischte Passagierschar gesetzt werden musste. Alle möglichen Rassen, Berufsgruppen, Charaktere wurden versammelt, um auf die Ereignisse im Flieger zu reagieren. Besonders abgesehen haben die Macher es dabei auf religiöse Gruppierungen: die Sektenvertreter kriegen genauso eins über die Rübe wie die Nonne, Juden, Buddhisten... ZAZ zeigen sich hier noch mehr im R-Rated-Stil, den sie später zu Gunsten etwas familienfreundlicherer Unterhaltung aufgaben.
Trotzdem halte ich es lieber mit Lt. Frank Drebin und so markierte Leslie Nielsen für mich auch den Haupt-Gag-Träger des Flugzeugs. Keiner erklärt so schön, was ein Krankenhaus ist!
#1257
Geschrieben 28. Juli 2008, 10:50
Frank ist ein Meisterdieb, der jeden Tresor knackt. Gleichzeitig ist er ein sozialer Krüppel, der bei einem Großauftrag die Chance seines Lebens sieht. Diesen einen Job noch, danach will er sich mit seiner neu gegründeten Familie zur Ruhe setzen...
Für mich persönlich ist die Zweitsichtung eines Films immer eine Art Nagelprobe: erst dann, so meine ich, ist wirklich klar, ob es sich um einen Lieblingsfilm handeln kann. Von THIEF kann ich dies nun behaupten, denn auch rund drei Jahre nach der ersten Begegnung ist die Liebe zu diesem Kriminellen-Epos unverändert. Vielleicht hat mir THIEF diesmal sogar noch besser gefallen.
Meine Eindrücke nach der Erstsichtung bestätigten sich, so dass ich diesen gar nicht mehr viel hinzufügen möchte. Vielleicht nur noch, dass ich James Caan langsam erst so richtig schätzen lerne und dass aus Michael Mann "großen zweien" jetzt die "großen drei" geworden sind. Und werde mich demnächst wohl doch mal an THE KEEP wagen.
#1258
Geschrieben 28. Juli 2008, 11:20
Weit abgelegen in einem Waldgebiet bewohnt ein Pärchen ein großes Anwesen. Als eines Nachts merkwürdige Geräusche auftauchen beginnt für die Bewohner ein Albtraum...
Terrorkino, bei dem sich die Macher auf das Nötigste beschränken. Denn im Grunde reicht die oben beschriebene Ausgangssituation bereits aus. Identifikationsfiguren als potenzielle Opfer, Abgeschiedenheit, eine großräumige, aber abgeschlossene Location mit zahlreichen Ecken, Winkeln, weiten Fluren Marke Overlook Hotel und die Gefahr, die fast bis zum Schluss wortwörtlich im Dunkeln bleibt.
So ist es spannender, WAS hinter dem Pärchen her ist, als OB sie davonkommen werden. Großes Geschick beweist die Regie bei der Besinnung auf einfachste, höchst effektive Mittel: durch vornehmlich akustische Elemente lässt sich der Terror wunderbar miterleben.
Abgesehen von einigen, für das Genre aber geläufige und damit verzeihbare, logischen Mängeln macht ILS großen Spaß. Die Auflösung der Verursacher des Terrors ahnte ich zwar schon, ist aber dennoch einigermaßen verstörend und wird nur durch absolut entbehrliche Texteinblendungen am Ende abgeschwächt.
ILS ist kurz, aber bestimmt nicht schmerzlos. Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen.
#1259
Geschrieben 28. Juli 2008, 11:46
Ein Trupp spanischer Soldaten suchen im Regenwald Südamerikas nach El Dorado. Als Lope de Aguirre (Klaus Kinski) den Anführer stürzt und das Kommando übernimmt, nehmen die Dinge einen üblen Lauf...
Mein erster Kinski/ Herzog-Film. Auf der einen Seite sehr beeindruckend, auf der anderen doch ziemlich befremdlich und sperrig. Ein wenig wie APOCALYPSE NOW verfolgt der Film keine klare Linie, sondern beschreibt mehr Stimmungen und den Wahnsinn, der diejenigen überkommt, die in fremdes Territorium eindringen, die von ihrer Gier nach Macht, Reichtum, Sieg erledigt werden.
Dabei zeigt Herzog mehr Interesse an der Ortschaft als an seinen Charakteren. Immer wieder gibt es lange Einstellungen vom Regenwaldgebiet untermalt von einem traumhaft, pathetischen Score. Etwas merkwürdig, dass Herzog seinen Film im Vollbild drehte, da die Aufnahmen im Scope wahrscheinlich noch besser gewirkt hätten.
Neben besagter Naturkulisse ist es natürlich Klaus Kinski, der im Fokus steht. Ich sehe ihn sehr gerne, auch wenn er für mich als Sympathieträger wenig taugt. Aber er ist einer jener Typen, die vor Charisma quasi überbordet. Für den größenwahnsinnigen Eroberer ist er idealbesetzt, nur die deutsche Synchro (auch wenn Kinski sich wohl selbst gesprochen hat) störte mich ein wenig.
AGUIRRE ist einer jener Filme, die ich zwar nicht richtig mag, die mich aber soweit fasziniert haben, dass ich sie doch gern in meiner Sammlung stehen habe.
Bearbeitet von Howie Munson, 28. Juli 2008, 11:48.
#1260
Geschrieben 28. Juli 2008, 12:01
Um sein Anwesen allein zu besitzen, bringt Graham McVeigh (George Wendt) seinen Bruder um und hängt es einem Mafioso an, mit dem dieser Ärger hatte. Doch dadurch hat McVeigh nicht nur Columbo, sondern auch die Mafia am Hals...
Obwohl dieser COLUMBO mit der gewohnt gerngesehenen Formel beginnt, nehmen die Dinge in der zweiten Hälfte einen völlig untypischen Verlauf: Columbo schafft es nicht, den Mörder durch seinen Intellekt zu überführen, sondern muss sich eines Bluffs bedienen, wozu er sich sogar mit einem Mafiaboss (Rod Steiger) einlässt. Auch kommt es zu einigen actionlastigen Momenten und als der Lt. gewaltsam zu einem Treffen gebracht wird, wirkt das wie ein Fremdkörper in der Serie.
Positiv anzumerken aber die Darsteller, wobei vor allem Rod Steiger überzeugt und als direkter Gegenspieler Columbos wohl noch besser besetzt gewesen wäre. Auch startet die Folge sehr stark: Columbo erreicht den Tatort in bester 70er-Manier. Das Auto ist in gewohnt schlechtem Zustand, der Lt. diesmal auch, denn er hat etwas falsches gegessen und muss dies nun ausbaden. Auch ist der Score diesmal sehr nah an dem der 70er orientiert, so dass zu Beginn richtiges COLUMBO-Feeling aufkam.
Schade, dass diese Episode durch die miserable zweite Hälfte am Ende doch eher negativ im Gedächtnis bleibt.
Bearbeitet von Howie Munson, 28. Juli 2008, 12:02.
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