See you at the movies
#31
Geschrieben 13. Oktober 2003, 16:57
Regie: Billy Wilder - VHS
Der erfolgreiche Versicherungsvertreter Walter Neff sieht sich eines Tages bei einem Hausbesuch mit der fasziniernden Phyllis Dietrichson konfrontiert, die ihn in einen mörderischen Plan verwickelt.
Er soll ihr helfen, ihren Gatten umzubringen und es wie ein Unfall aussehen zulassen, damit die beiden ein ordentliches Sümmchen von der Versicherung kassieren können. Weil er der Frau verfallen ist willigt Neff ein.
Doch nach der Tat entwickeln sich die Dinge anders als geplant. So glaubt Neffs Vorgesetzer nicht an einen Unfall und auch die Beziehung zwischen Walter und Phyllis beginnt merklich prekärer zu werden...
Double Indemnity ist DER Film Noir schlechthin und kaum ein Film dieses Genres hat sich nicht an ihm bedient. Perfekt inszeniert, vorzüglich gespielt und von einer enorm düsteren, drückenden Atmosphäre ist der Film mit Sicherheit einer der besten Filme, die je gedreht wurden und begründete zugleich den Höhepunkt Billy Wilders Schaffens.
Dieser besetzte den damals auf den klassischen "Good Guy" abonnierten Fred MacMurray völlig gegen dessen Image als stark unsympathischen, gewissenlosen Versicherungsvertreter, an dessen Glaubwürdigkeit der Darstellung es nichts zu ruckeln gibt. Im Gegenteil: er erwies sich als die Idealbesetzung, wie er mit dauerhaft verkniffener Miene und selbstherrlichem Habitus durch den Film stolziert. Wie er sich nach und nach sein eigenes Grab schaufelt und es auch erkennt, wie er aus dem Off seine Geschichte erzählt und am Ende konstatieren muss: "I killed for money and a woman. I didn't get the money, and I didn't get the woman. Pretty, isn't it?"
Double Indemnity basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von James M. Cain, dessen Inhalt sich Wilder und Starautor Raymond Chandler annahmen und daraus einen für die damalige Zeit mehr als brutalen und außergewöhnlichen Film schufen.
So steht am Ende nicht nur das Geständnis eines Mordes, sondern auch das der Liebe zwischen zwei Männern: "I love you too." wirft Neff seinem Boss Keyes, dem er sichtlich das Herz gebrochen hat in der letzten Einstellung entgegen.
Double Indemnity hätte wohl selbst Welles nicht besser inszenieren können. Formal besticht der Film schon allein durch die großartige Eröffnungssequenz, in der wir den Schatten eines Mannes sehen, wie er sich bei den Klängen vom bedrohlichen Score Miklós Rószas, der die Verdammnis der beiden Protagoisten unterschwellig ankündigt auf zwei Krücken auf uns zubewegt. Dann sehen wir einen verwundeten Mann, wie er sich in ein Bürogebäude schleppt und uns schon bald darüber aufklären wird, was ihm widerfahren ist.
Wie er die Bekanntschaft mit Phyllis Dietrichson gemacht hat und wie sie ihn gleich in ihren Bann schlagen konnte.
Dargestellt von Barbara Stanwyck, in einer Art und Weise, die sie zu einem der skrupellosesten und furchteinflößendsten Charakteren der Filmgeschichte macht.
"Diese Kälte in ihren Augen" berichtet ihre Stieftochter Lola Neff einmal in schierer Panik. Und als sie fortfährt, da läuft es einem buchstäblich kalt den Rücken runter. Gegen Ende des Films werden auch wir diesen Blick erhaschen und spätestens dann genau über diese Frau ohne Gewissen (so der dt. Titel des Films) Bescheid wissen, nur um im nächsten Augenblick wieder durch ihr unberechbares Verhalten überrumpelt zu werden.
Double Indemnity unterwirft sich der alten Hollywoodschen Maxime "Crime doesn't pay" und doch verläuft der Film völlig unvorhersehbar. Bietet eine Spannungskurve, die gegen Ende des Films merklich in die Höhe schießt und steckt bezüglich bedrohlich, packender Atmosphäre Filme wie Se7en (David Fincher, USA 1995) locker in die Tasche.
Selten waren die Zutaten für den perfekten Film so ausgewogen abgemischt, selten zog ein Film den Zuschauer dermaßen schnell in seinen Bann.
Abschließend soll noch kurz auf die herausragende Leistung des kleinen Edward G. Robinson eingegangen werden, der zur damaligen Zeit noch sehr vom Erfolg seines Hits Little Caesar (Mervyn LeRoy, USA 1930) zehrte, sich in Nebenrollen jedoch stets am spielstärksten präsentierte. So auch hier.
In der Rolle des Versicherungsdetektiv wirkt er wie der Ur-Columbo: etwas zerstreut, aber hochintelligent und zäh, verdammt zäh. So wird ihm schon bald bewusst, wie die Ereignisse des vermeintlichen Unfalls wirklich aussehen, doch will er nicht wahrhaben, wer der wirkliche Täter ist. Als ihm dies deutlich wird, da zeigt sich die ganze Klasse Robinsons. Einem scheinbar völlig abgekochtem Menschen ist gerade das Herz gebrochen worden.
Aber auch davor hat Robinson großartige Szenen, etwa wenn er seinem Boss in einer brillanten Rede vor Augen führt, wie gering die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes in dem Fall Dietrichson ist oder wie er Phyllis zusetzt, als er sie verdächtigt.
So ist Double Indemnity in allen Belangen ein perfekter Film. Besser kann man einen Thriller nicht erzählen, spielen und inszenieren.
10/ 10
#32
Geschrieben 14. Oktober 2003, 17:57
Regie: Danny Boyle - VHS
"Lust for Life" erklingt und wir sehen einen Haufen Halbwüchisger auf uns zu laufen. Dann erzählt uns eine Stimme aus dem Off, wie sich unsere Gesellschaft definiert und was er davon hält. Reichlich unflätig, der Bursche.
Bald ist klar, mit welchen Leuten wir es hier zu tun haben: Junks. Mark Renton und seine Kumpels hängen "aufrichtig an der Nadel" und er schildert uns genau, wie das so ist, nach nem Schuss:"Nimm den besten Orgasmus, den du je hattest. Multipliziere in mit 1000 und du bist nicht mal nah dran!" Aha.
Später beobachten wir Renton, wie er in Schottlands dreckigstem Kackhaus in ne Kloschüssel abtaucht, weil er versehentlich seine Opiumzäpfchen ausgeschissen hat.
Es kommt noch besser. Mark's Kumpel Spud wird sich im Alkoholrausch vollscheißen und durch einen kleinen dummen Zufall sind bald die Schwiegereltern in spe samt Freundin in seiner Scheiße eingesaut.
Irgendwann wird Renton einmal versuchen von der Sucht wegzukommen. Der Turkey ist im Anmarsch! Horrormäßige Einstellungen. Der Wahnsinn!
Dann krepiert einer der Kumpels, weil er sich an Katzenpisse mit ner tödlichen Krankheit infizierte. "Fuck!" kommentiert Mark. "Naja, aber der Katze geht's gut." meint sein Kumpel und deutet auf dieselbige, wie sie während der Bestattung herumturnt.
Am Ende werden die Jungs das große Ding drehen und 16.000 Pfund absahnen, die sich Mark unter den Nagel reißt, um fortan das Leben zu führen, das er anfangs so verteufelte.
Trainspotting ist einer der provokantesten Filme der letzten Jahre und bildete den Startschuss für die Karriere von Ewan McGregor, der es inzwischen soweit gebracht hat, sich für George Lucas vor Blue Screens zum Affen zu machen. Prost, Ewan!
Mancheiner mag behaupten, Trainspotting sei eine Verherrlichung der Drogensucht. Aber das ist Bullshit. Genauso dämlich ist es allerdings zu behaupten, man habe es hier mit einer einfühlsamen Milieustudie zu tun.
Der Film will in erster Linie "hip" sein und bloß keine Sekunde langweilen. Das gelingt ihm recht gut. Die Songs sind klasse, der Film in einem atemberaubenden Tempo gedreht und stellenweise sogar verdammt lustig, wenn man sich nicht an Fäkalien stört.
Zwischendurch stirbt auch mal ein Säugling, weil seine Mutter für ein paar Tage auf nem Trip war. Dann wird's für kurze Zeit gar ein wenig dramatisch. Aber irgendwie stört dieser Moment und so wird es auch bald wieder lustig werden.
Trainspotting ist sehr schnell zu dem geworden, was man gemeinhin als Kultfilm bezeichnet. Ob ihm das jetzt schmeichelt sei mal dahingestellt, schließlich tummelt sich unter diesem Begriff ne ganze Menge übler Mist.
Naja, Trainspotting ist jedenfalls kein übler Mist, aber auch keine Offenbarung. Ein Film für die sogenannte Generation X, die nach dem Sehen selbst entscheiden muss, ob der Film jetzt cool war oder abstoßend.
5/ 10
#33
Geschrieben 14. Oktober 2003, 18:34
Regie: Woody Allen - VHS
Isaac - 42 - ist mit dem befreundetem Ehepaar und seiner neuen Freundin Tracy - 17 in Manhattan unterwegs. Es wird geredet und geredet und geredet. Über Gott und die Welt. Aber hauptsächlich über Kunst. Intellektuellengeschwätz eben.
Bald wird Mary Wilke in das Leben der vier treten und dieses gehörig durcheinanderwirbeln. Ist sie zunächst die Affäre vom verheirateten Yale (wer kommt auf solche Namen?!), so wird sie bald mit Isaac anbandeln, der daraufhin Tracy den Laufpass geben wird. Allerdings macht er das sehr einfühlsam und redet ihr gut zu. Es ist schließlich Woddy Allen!
Weil Mary aber irgendwie eine merkwürdige Person ist (ok, das sind alle Personen in diesem Film, aber sie toppt sie alle) und in einer dauerhaften Midlife Crisis steckt, gefangen zwischen Narzissmus, Feminismus und der Suche nach dem perfekten Mann für's Leben klappt's auch mit Isaac nicht, der nun erkennt, was er an Tracy gehabt hat...
Manhattan ist mit Abstand der beste Allen-Film, den ich gesehen habe und auch wenn man jetzt sagen mag, dass ein Allen-Film wie der andere sei, so möchte ich dem entgegenhalten, dass keiner so schön melancholisch inszeniert wurde.
Auch wenn der Titel auf den ersten Blick suggerieren mag, der Film sei zunächst einmal als Liebeserklärung an Allens Heimat zu verstehen, so denke ich, dass es Allen um weitaus mehr ging und er die Huldigung an New York als stimmige Atmosphäre wählte, um seiner Geschichte den richtigen Kick zu verleihen.
So verstehe ich Manhattan klar als Liebesfilm, mit starkem Hang zur Karikatur der Lebenskrisen der Möchtegern-Intellektuellen New Yorks - wunderbar repräsentiert von Woddy Allen als Isaac Davis, der sich nie richtig verstanden fühlt, immerzu nervös herumsinniert und sich auf der ständigen Suche nach dem Glück befindet. Dazu ist er zweimal geschieden und sieht sich mit einem Buch über das Scheitern seiner zweiten Ehe konfrontiert, verfasst von seiner nun lesbischen Ex-Frau (wunderschön: Meryl Streep). Wilkommen im Allenschen Kosmos.
Ein gewohnt trockener Humor, die weinerliche Stimme und das Ertrinken im Selbstmitleid. Das ist Woody Allen as his best! So wollen wir ihn sehen, für diese Rollen ist er geschaffen.
Wieso er allerdings seine Muse Diane Keaton nach Annie Hall direkt wieder als seine Leinwandpartnerin besetzen musste verwundert dann doch ein wenig. Aber das mag auch daran liegen, dass sie wohl einen der unsympathischsten Filmcharakter überhaupt spielen muss, der man denn auch keinen Kerl wünscht und sich wenig wundert, als ihr erster Mann in Gestalt von Wallace Shawn ins Bild läuft.
Alles in allem einer schöner, bewegender und trotz Allens gewohnter Hektik sehr ruhiger, beschaulicher Film, der zuweilen etwas zu sehr in Melancholie schwimmt, aber dafür dann auch mit einen der schönsten Filmschlüsse aufwartet:
Isaac hat erkannt, wo er sein wahres Glück findet und weil er erst so ignorant war, es nicht zu erkennen, darf er jetzt sechs Monate leiden. Das Leiden des Woody A.. So muss es auch sein, alles andere wäre ja krass untypsich.
7/ 10
#34
Geschrieben 15. Oktober 2003, 10:29
Regie: Howard Hawks - DVD Warner
Privatdetektiv Philip Marlowe (Humphrey Bogart) übernimmt einen auf den ersten Blick recht einfachen Fall und sieht sich bald in einem Netz aus Intrigen, Verrat und Mord gefangen...
Selbst Autor Raymond Chandler sagte einmal auf die Frage, was denn nun genau in dem Film passiere: "Ich weiß es nicht." So gilt das Script als eines der undurchschaubarsten überhaupt: ein Mord jagt den nächsten und schon bald hat nicht nur der Leinwandheld den Überblick verloren.
Aber der plot ist eigentlich nur Nebensache, denn in Wirklichkeit geht es doch nur darum, wann sich Bogey und Bacall endlich kriegen.
Davor stehen eine Menge doppeldeutige Dialoge ("You go too far, Marlowe." - "Those are harsh words to throw at a man, especially when he's walking out of your bedroom."), einige Mord(versuch)e und die Erkenntnis, dass die Familie des Auftraggebers vielleicht doch nicht so unschludig ist, wie es schien.
Jedoch soll hier nicht der Eindruck entstehen, der Film sei langweilig und ausschließlich auf die beiden Hauptdarsteller zugeschnitten. Zwar beherrschen Bogey und Bacall jede Szene, jedoch kommt zwischendurch einmal gehörig Spannung auf und nicht selten kann man sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen, wenn Marlowe wieder einmal einen seiner flotten Sprüche zum besten gibt.
Überhaupt lebt der Film vorrangig von den geschliffenen Dialogen, die typisch Chandler sind. Allein die ironische Einführung des Helden ist schon klasse. So stellt die durchtriebene Tochter von Marlowes Klienten fest: "You are not very tall, aren't you?" "Well, I try to be." antwortet dieser und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Tatsächlich kam es in Bogarts Filmen häufig vor, dass er ob seiner kleinen Körpergröße, um auf Augenhöhe mit seinen Leinwandpartner(innen) zu sein, oftmals auf Kisten o. ä. stand.
Marlowe ist vielleicht Bogarts beste Rolle, weil er dem Schnüffler reichlich Stil verleiht und man nimmt es ihm jederzeit ab, wie die Frauen auf ihn fliegen und er sich vor Angeboten kaum retten kann (Bond ist ein Waisenknabe dagegen). Auch war wohl nie jemand cooler als dieser durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Private Dick, wie er sich selbst bezeichnet.
Wenn Howard Hawks einen Film mit Raymond Chandler angeht, dann weiß man, was einen erwartet und The Big Sleep hält allen Erwartungen stand.
Nie war ein Film Noir so vergnüglich, so verwirrend, so erotisch. Ein Klassiker eben.
9/ 10
#35
Geschrieben 16. Oktober 2003, 19:50
Regie: Roy Rowland - VHS
Cheryl Draper beobachtet eines Nachts einen Mord im Haus gegenüber und meldet dies der Polizei. Weil der Mörder diese jedoch kommen sieht, schafft er es den Mord rechtzeitig zu vertuschen und kommt ungeschoren davon.
Die Zeugin beharrt auf ihrer Aussage und wird bald selbst nach Beweisen suchen, wobei sie sich mehr und mehr in Gefahr begibt. So sorgt der Täter bald dafür, dass man Draper für unzurechnungsfähig erklärt und sie in die Psychatrie eingewiesen wird.
Durch die Hilfe eines Cops, den sie bei ihren Ermittelungen für sich gewinnen konnte, kann sie aus der Anstalt entkommen, sieht sich jedoch bald auf Leben und Tod mit dem Mörder konfrontiert...
Witness to Murder ist ein äußerst langweiliges, vorhersehbares und zuweilen auch unfreiwillig komisches B-Movie mit zwei Hauptdarstellern, die ihre große Zeit lange hinter sich gelassen hatten.
Barbara Stanwyck gibt eine lausige Vorstellung als bis in den Wahnsinn getriebene alleinstehende Frau und George Sanders lässt sich abermals als Oberschurke verheizen.
Es ist mehr als traurig zusehen zu müssen, wie er in einer völlig lächerlichen Szene den Bad Guy ganz im Stile der Bond-Villains geben muss - die Weltherrschaft für sich deklarierend. Irgendwann kann man nur noch lachen über soviel Stupidität des Drehbuchs.
So wirken auch die Szenen in der Psychatrie völlig unpassend, schlecht inszeniert und jedes Klischee erfüllend.
Dass der Bösewicht am Schluss das bekommt was ihm zusteht rundet den schlechten Eindruck ab, hätte ein etwas mutigeres Ende den Film doch zumindest noch ins Mittelmaß retten können.
So bleibt unter'm Strich nicht mehr als ein völlig belangloser, schlecht gespielter Möchtegern-Thriller, der genauso spannend ist, wie ein Roman von Rosamunde Pilcher.
2/ 10
#36
Geschrieben 16. Oktober 2003, 21:55
Regie: Sönke Wortmann - Jetzt im Kino (Senator)
Deutschland im Jahre 1954. In Essen sehen wir, wie eine Familie wieder vereint wird, als der Vater aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrt. Doch die Rückkehr birgt alles andere als die erwartete Freude. So zeigt sich Vater Lubanski erschüttert ob der mangelnden Disziplin seiner Kinder und kommt auch mit den neuen Arbeitsbedingungen im Schacht nicht zurecht.
Parallel dazu sehen wie der deutschen Fußballnationalmannschaft dabei zu, wie sie sich auf die WM in der Schweiz vorbereitet. Unter den Spielern auch in gewisser Rahn, bester Freund des kleinen Mattes Lubanski, dem er immer wieder erzählt: "Wenn du dabei bist, gewinne ich die wichtigen Spiele!"
Als Mattes' Vater erkennt, dass Rahn für seinen Sohn quasi Ersatzvater geworden ist und sein ältester in Richtung DDR abgehauen ist, bricht der ganze Frust aus ihm heraus. Er verhaut Mattes und mahnt ihn danach: "Ein deutscher Junge weint nicht!"
Weil aber die DFB-Auswahl in Bern überraschend stark auftrumpft und klein Mattes großer Fußballfan ist fasst sich Vater Lubanski ein Herz und nimmt den Sohnemann mit zum Endspiel.
Gerade noch rechtzeitig gelangt Mattes ins Stadion und so schießt Rahn das entscheidene Tor zum WM-Sieg: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt... Tot! Tor! Tooor!"
Mit 7,5 Mio. Euro Entstehungskosten ist Das Wunder von Bern eine für deutsche Verhältnisse sehr teure und aufwändige Produktion und das merkt man dem Film auch sofort an. Eine erstklassige Ausstattung bringt dem Zuschauer die Atmosphäre im Deutschland der Nachkriegszeit nahe.
Leider ist dieser Aspekt auch der einzig wirkliche positive eines ansonsten eher enttäuschenden Films, der stellenweise gar ärgerliche Züge annimmt.
So mag es noch akzeptabel erscheinen, wenn die Bedeutung des WM-Sieges für einen Aufschwung in Deutschland aufgezeigt wird, doch davon lässt der Film nichts erkennen. Das Wunder von Bern endet damit, dass die siegreichen Kicker im Zug durchs Land reisen und sich ordentlich feiern lassen. Schön und gut, aber hier wurden Möglichkeiten verschenkt.
Zudem gerät der Film einigemale gehörig ins Abseits, wenn er zu sehr im Kitsch schwelgt und die Vater-Sohn-Story in einem peinlichen Happy End enden lässt. Denn am Schluss weint der Vater und muss seine Aussage, dass deutsche Jungen nicht weinen dürfen revidieren. Allerdings gibt es gar keinen Grund für Tränen und so wirkt dieser Moment reichlich forciert, dem Film gar aufgezwungen.
Ärgerlich wird der Film, wenn auf die Opferrolle der deutschen Soldaten verwiesen wird. Da wird einem stellenweise richtig schlecht. Schlecht ist übrigens auch das WM-Finale inszeniert.
So muss man schon ganze 90 Minuten darauf warten, bis der Ball rollt, nur um dann in eine schlecht animierte Stadionkulisse zu blicken und einige wenige Spielzüge miterleben zu dürfen, die ab und an gar den Eindruck erwecken, sie entstammen der Matrix.
Darstellerisch überzeugt der Film nicht durchweg, so wissen lediglich Newcomer Louis Klamroth als kleiner Mattes und Peter Franke als ideale Verkörperung Sepp Herbergers zu gefallen.
Dass die Kicker nur Laien sind, weil Wortmann echte Kicker in seinem Film haben wollte mag zwar dahingehend nachvollziehbar erscheinen, um die Spielzüge des Finales möglichst authentisch darzustellen, aber leider vergaß der Regisseur, dass die Fußballer die meiste Zeit ohne Ball zu sehen sind und demnach ein wenig Schauspieltalent hätten mitbringen müssen.
So wirkt vor allem Sascha Göpel als Helmut Rahn deutlich überfordert und seine Dialoge reichlich banal und lächerlich (gut dafür kann er eigentlich nichts). Aber am schlimmsten ist der Journalist (Wigald Boning meets Götz Alsmann) mit Gattin, die sich in starker Regelmäßigkeit für selten dämliche Dialoge verantwortlich zeichnen und ihre Rollen nicht nur völlig unglaubhaft verkörpern, sondern auch einfach nur überflüssig sind, so dass man ihre Szenen ohne weiteres hätte rausschneiden können. Am Ende hätte unter'm Strich ein etwas besserer Film gestanden.
Doch auch damit hätte sich Das Wunder von Bern nicht gerettet, nicht einmal in die Verlängerung. Was hätte der Stoff nicht alles hergegeben und dann vermurkst Wortmann alles in einer unerträglichen Selbstherrlichkeit. Er muss uns weismachen, dass Fußball das Allheilmittel ist: so finden Vater und Sohn menschlich wieder zusammen; der Unmut über den verlorenen Krieg ist verflogen.
Dazu erweist sich Wortmann als unfähig, mehrere Erzählstränge parallel zueinander laufen zu lassen. In seinen Film kommt kein Tempo, kein Erzählrhythmus: die Szenen aus dem Trainingslager und die aus der Heimat sind schlecht aufeinander abgestimmt. Das Timing will nicht stimmen. So kommt der Film irgendwie ziemlich unausgegoren daher. Nicht nur das Skript, sondern auch der formale Aspekt ist demnach durch deutliche Schwächen gekennzeichnet.
Das, was sowohl einen guten Fußballer als auch einen guten Regisseur ausmacht, nämlich Hingabe, Talent und Kampfeswillen lässt Wortmann vermissen. Sein Film ist zwar stellenweise unterhaltsam, aber dennoch ein trivialer und kitschiger Heimatfilm geworden. Mehr nicht. 0:3 verloren, Herr Regisseur.
4/ 10
#37
Geschrieben 16. Oktober 2003, 22:50
Regie: Quentin Tarantino - Jetzt im Kino (BV)
Eine namenlose Frau (ihr Name wird mit Piepton unterlegt), die man auch "The Bride" ruft hat überraschend ein Massaker überlebt und findet sich auf der Intensivstation wieder.
Als sie erwacht zeigt sie zugleich, aus welchem Holz sie geschnitzt ist und zeigt einem überzudringlichem Kerl, was es wirklich bedeutet, eine dicke Lippe zu riskieren.
Sich auf ihre Kampfkunstfähigkeiten berufend ist die Braut bald wieder so fit, dass sie einen Rachefeldzug aufnehmen kann. Und was für einen!
Wir haben zu Beginn des Films erfahren, dass ein gewisser Bill sie so übel zugerichtet hat, wie wir sie in der ersten Einstellung erleben müssen. Und diesem Bill gilt nun auch ihre ganze Konzentration. "Kill Bill." Das ist nicht nur der Filmtitel, sondern auch die kurze, aber präzise Beschreibung des plots und das einzige Anliegen der Protagonistin.
Doch vorher gilt es es mit Bill's Schergen aufzunehmen und diesen den Garaus zu machen. Jeder Beteiligte an dem Massaker, welches der Braut beinahe den Tod gebracht hätte muss bezahlen. Dies ohne Rücksicht auf Verluste.
So schreckt sie auch nicht davor zurück, eine Gegenspielerin daheim aufzusuchen und sie vor den Augen ihrer kleinen Tochter zu beseitigen. "Ich kann verstehen, dass du nach mir suchen wirst wenn du einmal älter bist. Ich werde auf dich warten." entgegnet sie der Vierjährigen.
Ihr Rachefeldzug führt "The Bride" bis nach Japan, wo sie nachdem sie sich das tödlichste Schwert der Welt hat anfertigen lassen für einen gehörigen Bodycount sorgen wird, bis sie im Finale des Films auf ihre gefürchtetste Gegnerin trifft...
Kurz danach endet der Film und wir müssen ganze vier Monate auf die Fortführung der Geschichte warten.
So ist es auch sehr schwer, diese "Hälfte" eines Films zu bewerten, aber ich will es dennoch versuchen, wobei es durchaus sein kann, dass ich nach dem Sehen von Vol. 2 meine Kritik etwas revidieren muss.
Auf jeden Fall macht Vol. 1 schon einmal großen Spaß, wenn er es auch nicht mit Tarantinos Erstlingen aufnehmen kann, denn dazu fehlt es ihm an narrativer Klasse. So greift QT zwar wie schon von ihm gewohnt auf das Spielen mit der Zeitebene zurück, doch zeigt sich der plot als ungewohnt simpel und trivial.
"Uma Thurman will Kill Bill" heißt es in der Tagline zum Film und damit ist alles gesagt. Der Film ist allein darauf bedacht, Uma Thurman zu zeigen, wie sie einer ganzen Menge asiatischen Statisten gehörig den Arsch versohlt, wobei auch schon mal ein Arm oder Fuß verloren geht.
Die Actionsequenzen als Hommage an das asiatische Martial Arts-Kino der 70ern inszeniert, mit einer ganz gehörigen Portion Brutalität, die allerdings so stark überzeichnet ist, dass man sie keine Sekunde wirklich ernst nehmen kann.
Dazu ein bissel auf Leone gemacht, was den Score betrifft und die langen Einstellungen auf Uma Thurman, die QT noch um einiges mehr zu vergöttern scheint, als Miss Grier.
Zudem ist alles sehr auf cool getrimmt, nicht selten erklingen schmissige Songs, ja selbst der J-Rock kommt nicht zu kurz. Dazu einige formale Kabinettstückchen Marke De Palma und fertig ist der Tarantino-Cocktail.
Nach Jackie Brown ein deutlich besserer Film vom Meister, der Lust macht auf mehr.
7/ 10
#38
Geschrieben 20. Oktober 2003, 10:19
Regie: Steve Buscemi - VHS
Tommy (Steve Buscemi) ist der geborene Loser. Er sieht nicht nur so aus, sondern er lebt es auch. Er ist arbeitslos, hat kein Glück bei den Frauen und hängt den ganzen Tag im Trees rum, wo er sich zuschüttet und sich in seiner eigenen kleinen Welt befindet.
Die restlichen Stammkunden sind nicht viel besser dran: Mike, dessen Frau ihn samt Kind verlassen hat, Bill, der nur noch vor sich hinzuvegetieren scheint und ein altes Ehepaar, das sich immerhin auch mal dazu hinreißen lässt, die Langeweile mit einer Partie Karten, statt mit Abhängen zu bekämpfen.
Ein Film voller trauriger Schicksale, aber Trees Lounge ist alles andere als ein trauriger Film. Er ist voller komischer Elemente, so erleben wir mit, wie sich Tommy mit den Tücken des Alltags herumschlägt, wie er irgendwie einen Job als Eiswagenfahrer bekommt und auch dabei versagt, wie er sich immer wieder Ärger einhandelt und er mit den Frauen einfach nicht klar kommt.
Doch am Ende, als wieder im Trees sitzt und die übliche Tristesse einkehrt, da wissen wir, dass das alles doch nicht so komisch war. Abblende.
In seiner zweiten Regiearbeit gelingt es Buscemi sowohl als Auteur, als auch als Darsteller gleichermaßen zu überzeugen. Sein Film bleibt trotz der an sich sehr tragischen Handlung erstaunlich unterhaltsam, ohne an Intensität zu verlieren.
Er wirft einen entlarvenden Blick auf das 'Life in the Suburbs" und kehrt den 'American Dream' um. So wirkt die Figur des Tommy ungemein sympathisch und trotz seines durchaus berechtigten Daseins als Loser wünscht man ihm ein wenig Glück.
Das Trees ist der Treffpunkt der Gescheiterten - hier versammelt man sich, um gemeinsam den Frust herunterzuspülen. Buscemi versucht erst gar nicht, dieses Leben in irgendeiner Weise positiv darzustellen. So sympathisch sein Charakter auch rüberkommt, so erkennbarer wird die menschliche Armut dieser Menschen, die tägllich in der Kneipe abhängen, als am Ende des Films einer auf der Strecke bleibt. Betroffenheit. Ja. "Ich fahr gleich rüber ins Krankenhaus" sagt der Kneipenwirt, als es Bill erwischt hat. "Das hast du schon vor 2 Stunden gesagt" sagt man zu ihm. Der nächste Drink wird konsumiert. Keiner rührt sich. 'Life goes on' für die übriggebliebenen Bewohner vom Trees. Aber was für eines...
9/ 10
#39
Geschrieben 20. Oktober 2003, 10:41
Regie: Alan J. Pakula - VHS
Die wahre Geschichte der beiden Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post, wie sie die Watergate-Affäre aufdecken ist sicherlich der Film schlechthin zum Journalismus.
Pakula hält zwei Stunden lang absolute Hochspannung und dies mit einfachsten Mitteln. Wir beobachten die beiden Newsmen dabei, wie sie sich sehr geschickt, über alle Gefahren hinwegsehend konsequent ihr Ziel verfolgen. Wie sie raffinierte Tricks einsetzen, um Aussagen zu bekommen, wie sie in bewundernswerter Manier an die geheimsten Informationen kommen.
Hoffman und Redford erwiesen sich dabei als Idealbesetzung der Journalisten. Ihnen nimmt man die Reporter sofort ab, sie brillieren als Tandem im Dauerstress, das schier unermüdlich gegen immer mehr Lügen von immer größeren Tieren der Regierung ankämpfen muss.
Durch einen geschickten Einsatz der Kamera schafft es Gordon Willis eine teilweise bedrohliche Atmosphäre zu kreieren, wie er die beiden Journalisten aus der Vogelperspektive abfilmt, wie er uns zu verstehen gibt: Big Brother is watching them. Auf einen Score wird nahezu verzichtet. Der Film hat oftmals Züge einer Dokumentation.
Nach zwei Stunden endet der Film überraschend unspektakulär. In einer genialen Schlusseinstellung sehen wir, wie im Fernsehen Präsident Nixon auftritt, gleichzeitig rattern die Schreibmaschinen in der Redaktion der Washington Post. Zeile für Zeile bekommen wir in rasender Geschwindigkeit die Informationen, wie alles aufgeflogen ist, wie die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden.
Dann der Abspann, doch das rattern der Maschinen geht weiter. Eine Warnung an all diejenigen, die ihre Macht missbrauchen. Ein Plädoyer an die Pressefreiheit.
9/ 10
#40
Geschrieben 21. Oktober 2003, 08:34
Regie: Fritz Lang - VHS
Professor Richard Wanley (Edward G. Robinson) ist in die Jahre gekommen. Als seine Familie in den Urlaub fährt genießt er diese Zeit zumeist mit seinen Freunden im Club.
Dabei fällt ihnen einen Frauenporträt auf, das im Fenster eines Nachbarsgeschäftes ausgestellt ist. Fasziniert vom Anblick dieser Frau sieht sich Wanley dieser bald leibhaftig entgegen und wird gar auf einen Drink bei ihr eingeladen.
Damit beginnen große Schwierigkeiten für den Professor, denn als ein eifersüchtiger Liebhaber ins Zimmer stürmt und dieser von Wanley in Notwehr getötet wird, wissen sich die beiden nicht anders zu helfen, als den Mord zu vertuschen.
Obwohl Wanley sehr behutsam vorgeht, unterlaufen ihm dabei einige Fehler und bald sieht er sich mit Ermittlungen konfrontiert, die ausgerechnet von seinem Freund - einem exzellenten Polizisten - durchgeführt werden.
Als dann auch noch ein Zeuge des Mordes auftaucht und den Professor erpresst, zieht sich die Schlinge, um dessen Hals immer enger...
The Woman in the Window ist ein typisch amerikanischer Kriminalfilm mit interessantem plot und guten schauspielerischen Leistungen. Nachdem der Mord geschehen ist steigt die Spannung merklich an, bis sie in einem dramatischen Finale kulminiert.
Robinson ist ideal besetzt als ehrenhafter Bürger, der nach und nach erkennt, dass es für ihn bald keinen Ausweg mehr geben wird. Sein vermeintlicher Scharfsinn hat ihn im Stich gelassen; er hat fatale Fehler begangen, was ihm sehr bald bewusst wird. Robinsons Mienenspiel ist perfekt: wie mit der Zeit mehr und mehr Resignation in seinen Blicken sichtbar wird, wie er einsieht, dass er seinen Intellekt maßlos überschätzt hat, das ist große klasse.
Doch die größte Stärke des Films liegt sicherlich in Fritz Langs Regie; so inszenierte er den Film ungemein geradlinig und weiß am Ende gar mit einer nicht für möglich gehaltenen Schlusspointe zu überraschen.
Ein überaus sehenswerter Film, der beim zweiten mal jedoch verständlicherweise an Klasse verliert.
8/ 10
#41
Geschrieben 22. Oktober 2003, 10:19
Regie: Edward Dmytryk - VHS
Mit David Stillwell (Gregory Peck) scheint etwas nicht zu stimmen. Er erinnert sich an Dinge, die es nicht gibt, er wird von Leuten wiedererkannt, die er nicht kennt und als ihm in seiner Wohnung ein Kerl samt Kanone auflauert und ihn mit Aufforderungen konfrontiert, die ihm absolut schleierhaft sind fasst er den Entschluss, sich ärztlich untersuchen zu lassen.
Als man ihm nicht glauben mag wendet er sich an den Detektiv Ted Caselle (Walter Matthau), der ihm zwar nach und nach Glauben schenkt, ihm aber im Endeffekt auch nicht weiterhelfen kann, am Ende gar das Leben lassen muss. Mittlerweile hat Stillwell festgestellt, dass er unter Gedächtnisschwund leidet, kann sich diesem jedoch (noch) nicht entledigen.
Hinter David sind immer wieder Leute her, die ihn zwingen wollen mit ihnen zu kommen, notfalls auch mit Gewalt. Als er ihnen irgendwann nicht mehr entkommen kann, sieht sich David mit einer erschreckende Wahrheit konfrontiert. War er ein Mörder?
Mirage ist ein Thriller ganz im Stile eines Hitchcock-Films, der dem Zuschauer allerdings keinen Wissensvorsprung gönnt und ihn somit wie den Protagonisten bis zum Schluss im Dunkeln tappen lässt.
Wie sich das Puzzle nach und nach zusammenfügt, immer wieder unterstützt durch den geschickten Einsatz von Flashbacks, das ist schon klasse. Dazu kommt das vorzügliche Spiel von Peck, der seiner Figur ein Höchstmaß an Authenzität verleiht.
Für einen Thriller ist Mirage zudem erstaunlich actionlastig und auch der Humor kommt dank Walter Matthau nicht zu kurz. So ist der Film nicht nur ungemein spannend, sondern auch sehr unterhaltsam.
Vielleicht sogar einer der besten Hitchcocks, die dieser gar nicht gedreht hat.
9/ 10
#42
Geschrieben 23. Oktober 2003, 11:21
Regie: Mervyn LeRoy - VHS
Die Geschichte des Aufstiegs und Falls des Gangster Rico Bandello. Little Caesar (Edward G. Robinson), wie er auch genannt wird hat die Schnauze vom Dasein als Kleinstadtgangster voll und beschließt sich in der Big City zu behaupten.
Zusammen mit seinem Freund Joe (Douglas Fairbanks, Jr.) sucht er Anschluss an eine der Gangsterorganisationen, muss aber bald feststellen, dass er mehr will, als unter den einflussreichsten Bossen zu arbeiten. So gelingt es ihm durch skrupelloses Verhalten und ohne Rücksicht auf Verluste bald bis ganz nach oben zu kommen.
Doch gleichzeitig beschließt Joe ehrlich zu werden. Aus Angst, dieser könne ihn verraten beschließt Rico ihn zu beseitigen, doch dies wird ihm zumm Verhängnis.
Little Caesar ist einer DER Gangsterfilme überhaupt. An ihm orientierten sich unzählige spätere Filme des Genres. Das erste mal wurde hier ein Gangster als durch und durch böse gezeigt. Arrogant und maßlos porträtiert Robinson den kleinen Rico Bandello.
Gemessen an heutigen Maßstäben, mag die Inszenierung etwas altbacken wirken, aber für die damalige Zeit war der Film starker Tobak und begründete seinen Erfolg auch auf den Einsatz von Sound Effekten, was man damals in dieser Form nicht kannte.
LeRoy erzählt seine Geschichte sehr geradlinig, stets auf seinen Protagonisten focussierend. Am Schluss zeigt er uns überdeutlich auf, dass sich Verbrechen nicht auszahlen. Das ist etwas störend, war zur damaligen Zeit aber eine strikte Vorgabe der Studios. Egal, denn überzeugen tut Little Caesar auch heute noch und man wünscht sich mehr Filme dieser Qualität.
7/ 10
#43
Geschrieben 23. Oktober 2003, 19:06
Regie: Joel Coen - Jetzt im Kino (UIP)
Der Scheidungsanwalt Miles Massey (George Clooney) ist ein Meister seines Fachs. Er hat bisher jeden Fall gewonnen. Ein Mann, der nur für seinen Beruf lebt, im Privatleben eine erbärmliche Figur abgibt. Glück verspürt er nur wenn er im Gerichtssaal zur Hochform auflaufen kann und als ihm eines Tages die mondäne Heirtasschwindlerin Marylin (Catherine Zeta-Jones) über den Weg läuft.
Zwar muss er zunächst als Anwalt gegen sie antreten, doch hat sie sein Herz längst erobert und so wird er ihr bald verfallen sein und damit seinem scheinbaren Untergang entgegenblicken...
Die zehnte Regiearbeit der Coen-Brüder ist die erste, die nicht auf deren Idee basiert und das sieht man dem Film leider auch an. Zwar sind die typischen Coenschen übertriebenen Szenen auch hier reichlich vorhanden, doch mag sich der Film als Ganzes nicht wirklich in ihren Kosmos einfügen.
So fehlt einem das Coensche Stammpersonal, auch wenn Clooney in seiner Rolle wirklich brillant ist. Zudem wirkt alles ein wenig zu glatt, zu trivial, nicht skurril genug, nicht so genial durchdacht wie sonst. Einem Coen-Film kann man auch nach dem x-ten Sehen noch zahlreiche neue Aspekte abgewinnen, die einem zunächst nicht aufgefallen sind. Diesem Film vermag dies nicht zu gelingen.
Ich möchte Intolerable Cruelty keineswegs schlecht machen, denn das ist er nicht. Nein, im Gegenteil: er ist sogar sehr unterhaltsam, nur eben ohne das gewisse Etwas, das die Coen-Filme sonst ausmacht.
Positiv sticht zunächst George Clooney heraus, der in bester Cary Grant-Manier die alten Screwball-Klassiker wieder aufleben lässt. In herrlicher Selbstironie und mit einem vorzüglichem Mienenspiel erreicht er hier nach seinem Auftritt als Ulysses (auch in einem Coen-Film) den zweiten Höhepunkt seiner Karriere. Allein seine Leistung ist es wert, den Film zu schauen.
Etwas zurückhaltender, aber für die Rolle perfekt gewählt gibt sich Catherine Zeta-Jones, die sichtlich darüber amüsiert ist, zu was ihr Leinwandpartner fähig ist. In den Nebenrollen finden sich zwar außer einem Cameo von Billy Bob Thornton keine bekannten Gesichter aus dem Coen-Kosmos wieder, doch zumindest werden auch hier einige Charaktere pompös, mit einer ungemein übertriebenen Art eingeführt, die man schon aus früheren Werken der Brüder kennt. So ist da zunächst der Kanzleiboss, ein steinalter Kauz, der nur noch durch Schläuche am Leben gehalten wird, sich aber nahtlos in die Riege der alten, wütenden Männer bei den Coens einfügt. Oder der wuchtige Auftragskiller, der unter Asthma zu leiden hat (und daran auch enden wird, ganz in der Coen-typischen Art), ein Hüne von einem Mann, der an die Goodman-Figuren erinnert.
Insgesamt ist Intolerable Cruelty für einen Coen-Film etwas enttäuschend ausgefallen, doch bleibt unter'm Strich immer noch eine deutlich überdurchschnittliche Komödie, die man sich gerne ansieht und extrem kurzweilig daherkommt.
7.5/ 10
#44
Geschrieben 24. Oktober 2003, 10:57
Regie: Michael Moore - DVD Universal
Nun zum vierten mal diese oscargekrönte Doku gesehen, die auch jetzt noch zu unterhalten mag, doch an deren Aussagekraft ich starke Zweifel hege.
Zwar sensibilisiert Moore den Zuschauer für das Thema Waffenlobby in den USA, doch läuft es im Endeffekt doch nur darauf hinaus, Heston bloßzustellen und sich selbst zu profilieren. So ist es mehr als taktlos, wenn Moore das Foto eines ermordeten Mädchens auf Hestons Anwesen zurücklässt. Und als die Rektorin der betroffenen Grundschule in Tränen ausbricht, gibt Moore sofort den Samariter. Die Kamera hält drauf.
Zudem wirkten viele Szenen aus Bowling schlicht gestellt und man darf sich fragen, ob wirklich jedes Interview genauso spontan abgelaufen ist, wie wir es zu sehen bekommen (man achte z. B. auf die Schnitte beim Heston-Interview, die zwischen den Fragen Moores mit Antworten Hestons auftreten).
Vielleicht wäre Bowling for Columbine ohne die Selbstdarstellung des Michael Moore und ohne die von ihm immer wieder eingestreuten erheiternden Elemente nicht so unterhaltend geworden, aber müssen Dokus das denn sein?
In erster Linie sollte eine Thematik kompetent und auf Fakten begründet dargelegt werden. Und da hinkt Moores Film. Und zwar gewaltig.
Moores Filme (ich möchte hier bewusst vom Terminus Dokumentation abrücken) sind genauso reißerisch, wie die Themen, die er vorgibt zu kritisieren.
Konnte er mit Roger and me (USA 1989) noch einen gelungenen Einblick in das Leben einer durch Massenentlassung gebeutelten Region aufzeigen, so scheint ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen zu sein und lieferte 1997 sein bis dato miesestes Werk The Big One (USA 1997) ab, welches Moore bei einer Buch-Tour begleitete, die mehr einer Wahlkampfkampagne glich.
Michael Moore krönte seine Selbstherrlichkeit mit einem peinlichen Auftritt während der Oscars. Man wird noch viel von diesem kugeligen Typen hören. Vielleicht bringt er nach seinen Filmen und Büchern ja als nächstes noch CDs raus oder Spielzeugfiguren von sich. Mit eingebautem Sprach-Chip. Damit du ihn demnächst auch zu Hause der Mutti unbequeme Fragen stellen lassen kannst.
#45
Geschrieben 24. Oktober 2003, 20:54
Regie: Lars von Trier - Jetzt im Kino (Concorde)
Dogville ist ein abgeschiedenes kleinen Nest in den USA. Es ist die Zeit der Rezession und so kommen die wenigen Dorfbewohner mehr schlecht als recht durch die Jahre. Doch man ist eine funktionierende Gemeinschaft. Man hält zusammen, kommt gut miteinander aus.
Als eines Tages die wunderschöne Grace (Nicole Kidman) auftaucht gewährt man ihr Unterschlupf, trotz ihres Daseins als Flüchtling vor der Polizei. Sie verstecken Grace und als Gegenleistung wird sie für sie arbeiten. Bald hat man sie voll in die Gemeinschaft integriert und es brechen glückliche Zeiten an.
Doch mit der Zeit wird Grace mehr und mehr vereinnahmt; die anfängliche Freundlichkeit der Bewohner schlägt um ihn immer stärker werdende Herrigkeit. Bald ist Grace nichts weiter als eine Sklavin. In ihrer Güte versucht sie dennoch zu bestehen, wird aber bald aus Verzweiflung die Flucht suchen.
Als dies schief geht, beginnt ein Debakel. Erst für Grace, dann für die Dorfgemeinschaft.
Dogville ist Theater. Hier wurde auf eine filmgemäße Ausstattung verzichtet. Wir sehen lediglich eine Bühne, auf der mit Kreide Gebäude eingezeichnet sind und einzelne Requisiten. Und natürlich die Darsteller. Eine Garde erstklassiger Darsteller. Darunter Nicole Kidman, die es tatsächlich fertigbringt, ihre gesamten bisherigen Leistungen zu toppen. Was sie hier zeigt ist die schiere Offenbarung. Niemals war ein Spiel derart intensiv, mit soviel Hingabe an den Tag gelegt. Ein rarer Höhepunkt der mittlerweile über hundertjährigen Schauspielkunst.
Zu der darstellerischen Klasse (neben Kidman weiß vor allem Ben Gazzara sehr zu gefallen) gesellt sich von Triers atypischer Inszenierungsstil, der den Weg, den er mit der Dogma-Idee einschlug hier konsequent fortführt. Und das ist auch gut so. Durch die spartanische Kulisse focussiert sich alles auf die Darsteller. Dogville geht weit über eine gängige Charakterstudie hinaus. Wie er die seelischen Abgründe der Figuren aufzeigt, dass ist teilweise so intensiv, dass es wehtut.
Dies tut auch die letzte Stunde. Und wie. Mit der Zeit vergisst man, dass es sich um ein fiktives Stück handelt; wohnt dem Geschehen nicht länger aus der Distanz bei, sondern sieht sich mitten drin. Gefangen in der Intensität der Ereignisse. Ungläubig, wozu Menschen fähig sind.
Der Film kann auf viele Arten interpretiert werden, doch darf es zunächst sicherlich als konsequente Fortsetzung von von Triers radikaler Erkundung nach großen ethisch-moralischen Fragen verstanden werden. Dies jedoch erheblich kompromissloser, schonungsloser als in seinen bisherigen Werken.
Dogville porträtiert das Spießbürgertum als potenzielle Bestie; durch das Auftauchen einer Fremden werden bei den biederen Dorfbewohnern faschistoide Verhaltensweisen erweckt; die anfängliche Neugier, die den tristen Dorfalltag durchbricht wandelt sich in Machtgelüste. Von Trier wirft einen tiefen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Und scheint zudem nicht umsonst eine amerikanische Location gewählt zu haben.
Der Abspann bietet einen krassen Kontrast zu den drei Stunden, die man zuvor erlebt hat. Hier werden von einem Song untermalt unzählige Bilder der Armut, des Elends und der Gewalt in Amerika präsentiert. Der so gemächlich inszenierte Film kulminiert in eine schiere Bilderflut und weckt allerlei Assoziationen. Doch diese muss jeder für sich selbst analysieren.
Nur bei einer Sache sollte man unbedingt einer Meinung sein: Dogville ist ganz ganz großes Kino.
10/ 10
#46
Geschrieben 31. Oktober 2003, 10:35
Regie: Jay Levey - DVD Fox
Weil George (Weird Al Yankovich) gerne seinen Tagträumen nachgeht verliert er jeden Job, bis er durch Zufall Programmdirektor des heruntergekommenen Senders UHF wird und dort durch die Bekanntmachung mit dem durchgeknallten Hausmeister Stanley Spadowski zum Sender Nummer 1 wird.
Doch bis zum Happy End gilt es noch die Freundin zurückzugewinnen, die böse Konkurrenz in Schach zu halten und ein bisschen Geld für den verschuldeten Onkel aufzubringen...
Weird Al Jankovich wurde durch seine witzigen Videoclip-Parodien bekannt (Fat, Eat it, Smells like Nirvana) und es musste wohl zwangsläufig auch zu einem Film mit ihm kommen. Leider beweist er keinerlei Talent, wenn es darum geht, über 90 Minuten wirklich komisch zu sein.
Zwar hat der Film durchaus vergnügliche Momente, etwa wenn die typischen US-Commercials persifliert werden oder Weird Al bekannte Filmfiguren wie Conan oder Indiana Jones veräppelt, doch reicht dies eben nicht aus.
So steht am Ende ein völlig belangloser Film, der nicht einmal einigermaßen zu unterhalten weiß. Die Albernheiten und der Brachialhumor nerven schon sehr schnell und soviel talentfreie Schauspieler hat man wohl selten auf einem Haufen gesehen.
2/ 10
#47
Geschrieben 31. Oktober 2003, 10:55
Regie: Oliver Stone - DVD Columbia
Ganove Bobby (Sean Penn) landet durch eine Autopanne in dem Nest Superior, das mitten in der Wüste Arizonas liegt. Dort scheint wirklich alles gegen ihn zu sein. Erst gerät er an einen stupiden Mechaniker, nur um später von der Dorfschönheit Grace (Jennifer Lopez) verführt zu werden, was ihm direkt großen Ärger mit deren Ehemann einbringt.
Damit nicht genug ist ihm die Russenmafia auf den Fersen und dann wird er auch noch von dem eifersüchtigen Jüngling TNT herausgefordert, der meint, Bobby wolle etwas von seinem Mädchen.
Bald wird sich Bobby auf ein gefährliches Spiel mit Grace's Mann einlassen, der sie umbringen will, um die Versicherung zu kassieren. Doch auch seine Frau würde ihn am liebsten los sein. So muss sich Bobby entscheiden... doch das Pech wird ihn erneut einholen...
Mit U-Turn dreht Stone seinen bislang vergnüglichsten Film, der diesmal ganz ohne Verschwörungstheorien auskommt und mit Politik nicht im geringsten etwas am Hut hat. Nein, dieser Film ist pure Unterhaltung und schon der eigenwillige Inszenierungsstil deutet darauf hin, dass man den Film nicht allzu ernst nehmen sollte.
Mit schnellen Schnitten und hektischer Kamera erinnert der Film ein wenig an die Mitte der 90er in der Filmindustrie Fuß gefassten ehemaligen Videoclipmacher wie Michael Bay, Simon West oder McG. Doch wo sich bei denen alles auf hirnlose Ation beschränkt versteht es Stone bestens, einen sehr interessanten, weil durchdachten Plot abzuliefern. Seine Geschichte ist voller Wendungen und Überraschungen und wie sich gemäß des Filmtitels am Ende der Kreis schließt und Penn's Charakter wieder genau da angekommen ist, wo er schon anfangs war, das ist schon klasse.
Dazu kommt das hervorragende Spiel Sean Penn's, der wohl nie cooler war, aber sich wohl auch noch nie zuvor mit so vielen schrägen Typen (verkörpert von einem riesem Staraufgebot, von Nick Nolte bis Jon Voight) herumschlagen müssen. Zudem sieht man hier Jennifer Lopez einmal in einer guten Rolle, für die sie perfekt gewählt wurde. Hier zeigte sie noch Talent, während sie sich in ihren letzten Filmen lediglich auf ihr Aussehen verließ.
So ist U-Turn nicht nur ein sehr unterhaltsamer, sondern auch ein sehr gut gespielter Film und wer sonst vermag es, ein Redneck-Nest aus dem Süden in die Einöde Arizonas zu verlegen, als Oliver Stone, dem die Puste einfach nicht auszugehen scheint. Und das ist auch gut so.
7.5/ 10
#48
Geschrieben 02. November 2003, 19:40
001. Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes)
002. Heat (USA 1995, Michael Mann)
003. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
004. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
005. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
006. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
007. Trois couleurs: Rouge (PL/SWI/FRA 1994, K. Kieslowski)
008. Mulholland Dr. (USA/FRA 2001, David Lynch)
009. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
010. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
011. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
012. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
013. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
014. 12 angry men (USA 1957, Sidney Lumet)
015. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
016. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
017. The usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
018. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
019. Rear Window (USA 1954, Alfred Hitchcock)
020. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
021. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
022. Carlito's Way (USA 1993, Brian De Palma)
023. Pulp Fiction (USA 1994, Quentin Tarantino)
024. Life as a House (USA 2001, Irwin Winkler)
025. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
026. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
027. Whale Rider (NZ 2002, Niki Caro)
028. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
029. Wilbur wants to kill himself (SCO/DK 2002, Lone Scherfig)
030. Wo hu cang long (HK 2000, Ang Lee)
031. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
032. 25th Hour (USA 2002, Spike Lee)
033. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
034. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
035. Traffic (USA 2000, Steven Soderbergh)
036. Clerks (USA 1994, Kevin Smith)
037. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
038. The Bridge on the River Kwai (USA 1957, David Lean)
039. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
040. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
041. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
042. Elling (NOR 2001, Petter Naess)
043. The African Queen (USA 1951, John Huston)
044. Fucking Amal (SWE 1998, Lukas Moodysson)
045. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
046. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
047. The Hours (USA 2002, Stephen Daldry)
048. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
049. The Big Sleep (USA 1946, Howard Hawks)
050. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
051. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
052. Ying xiong (HK 2002, Zhang Yimou)
053. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
054. George Washington (USA 2000, David Gordon Green)
055. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
056. Festen (DK 1998, Thomas Vinterberg)
057. Le Trou (FRA 1960, Jacques Becker)
058. Shadow of a Doubt (USA 1943, Alfred Hitchcock)
059. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
060. Aliens (USA 1986, James Cameron)
061. Indiana Jones and the last crusade (USA 1989, S. Spielberg)
062. The Godfather (USA 1972, Francis Ford Coppola)
063. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
064. The two Towers (NZ/USA 2002, Peter Jackson)
065. The Empire strikes back (USA 1979, Irvin Kershner)
066. Return of the Jedi (USA 1983, Richard Marquand)
067. Sorry, wrong Number (USA 1948, Anatole Litvak)
068. O Brother, where art thou? (USA 2000, Joel Coen)
069. The French Connection (USA 1971, William Friedkin)
070. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
071. Paris, Texas (UK/GER/FRA 1984, Wim Wenders)
072. About Schmidt (USA 2002, Alexander Payne)
073. The Big Lebowski (USA 1998, Joel Coen)
074. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
075. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
076. The Fellowship of the Ring (NZ/USA 2001, Peter Jackson)
077. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
078. Se7en (USA 1995, David Fincher)
079. Insomnia (USA 2002, Christopher Nolan)
080. From Here to Eternity (USA 1953, Fred Zinnemann)
081. Father of the Bride (USA 1991, Charles Shyer)
082. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
083. Citizen Kane (USA 1941, Orson Welles)
084. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
085. The Ring (USA 2002, Gore Verbinski)
086. Arlington Road (USA 1999, Mark Pellington)
087. Stand by me (USA 1985, Rob Reiner)
088. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
089. Goldfinger (GB 1964, Guy Hamilton)
090. The Quiet American (USA 2002, Phillip Noyce)
091. The Party (USA 1968, Blake Edwards)
092. Kramer vs. Kramer (USA 1979, Robert Benton)
093. Road to Perdition (USA 2002, Sam Mendes)
094. The sweet Hereafter (CAN 1997, Atom Egoyan)
095. Inherit the Wind (USA 1960, Stanley Kramer)
096. Jalla! Jalla! (SWE 2000, Josef Fares)
097. Far from Heaven (USA 2002, Todd Haynes)
098. Sen to Chihiro no kamikakushi (JAP 2001, H. Miyazaki)
099. Nothing to lose (USA 1997, Steve Oedekerk)
100. The Remains of the Day (USA/GB 1993, James Ivory)
#49
Geschrieben 03. November 2003, 16:09
Regie: Fred Zinnemann - DVD Columbia
Der Soldat Prewitt (Montgomery Clift)wird nach Pearl Harbor verlegt, wo er abermals Opfer seiner Sturheit wird. Er mag sich nicht seinen Vorgesetzten beugen, die ihn dazu zwingen wollen dem hiesigen Boxteam beizutreten.
Gleichzeitig gerät Sergeant Warden (Burt Lancaster) auf Grund einer Affäre mit der Frau seines Vorgesetzten ebenfalls in große Schwierigkeiten. So wird er sich bald entscheiden müssen: Karriere oder Liebe...
Mit From Here to Eternity hat Fred Zinnemann wieder einmal die Thematik des Einzelkämpfers gewählt (vgl. auch HIGH NOON (1952) und A MAN FOR ALL SEASONS (1966)), der hier am Ende an seinen Idealen scheitert.
Interessant ist, wie es Zinnemann vollbringt, die ähnlichen Geschichten der beiden Protagonisten Prewitt und Warden parallel und zugleich ineinander verwoben zu erzählen und jeden am Ende zwar als (Kriegs)Helden zu präsentieren, sie jedoch in Wahrheit als große Verlierer darzustellen.
Klasse auch die Schlusszene, in der sich die beiden von der Liebe enttäuschten Frauen auf dem Schiff in die Heimat zum ersten mal begegnen und sich symbolisch (durch die Ringe in Form von Kränzen) ihrem Glauben an die Liebe entledigen. Der Krieg hat sie in die Opferrolle gedrängt, der sie sich am Ende fügen müssen.
Ob nun das private Glück vor der Liebe zum Vaterland Vorrang hat - Zinnemann bezieht dazu deutlich Stellung. So werden sowohl Prewitt als auch Warden am Ende meinen, das Richtige getan zu haben, sich jedoch hinterfragen müssen, ob es das wirklich wert war. Prewitt verliert durch seine Ideale sein Leben, aber auch als Konsequenz seiner vorherigen Straftat (den Rachemord an Fatso).
Herausstechend aus seinem Genre ist der Film zudem durch die sorgfältige Charakterisierungen der Frauen, wunderbar porträtiert von Deborah Kerr und Donna Reed, die zurecht mit dem Oscar belohnt wurde. Wieso diesen Frank Sinatra bekam bleibt mir allerdings schleierhaft. Sein Spiel war alles andere als überzeugend und nicht selten wirkte er wie ein Fremdkörper in dem Film. Der Gipfel war sein miserabel gespielter Tod, der aussah, wie eine William-Shatner-Gedächtnis-Sterbeszene. Dass Sinatra dennoch ein durchaus brauchbarer Darsteller war, bewies er vor allem durch seine bestechende Darbietung in THE MANCHURIAN CANDIADTE (John Frankenheimer, USA 1962).
Abgesehen von Sinatra ein hervorragend gespielter Film, der durch seine sorgfältig ausgearbeitete Story, geschickte narrative Mittel und ausgefeilte Dramaturgie zurecht zu einem der größten Klassiker überhaupt avancierte.
9/ 10
#50
Geschrieben 04. November 2003, 15:40
Regie: Joel Coen - DVD Fox
Nun zum dritten mal, das erste mal im Original gesehen und jedes mal gefällt mir dieser Film besser. Diese Geschichte über den Untergang des Schreiberlings Barton Fink vermag einen bei jedem Anschauen aufs neue zu überraschen. Ein Film, der so sehr gespickt ist mit Querverweisen, Zitaten und Metaphern, dass man ihm sicherlich auch noch nach dem zehnten Ansehen völlig ungeahnte Aspekte abgewinnen kann.
Die Coensche Lieblingsepoche: das Amerika der 40er Jahre dient auch hier als Kulisse für die Erzählung über das konsequente Scheitern des Individuums an der Übermacht. Diese Übermacht ist in Barton Fink die Traumfabrik Hollywood, wunderbar verkörpert vom Capitol-Pictures-Obermotz Lipnick (Michael Lerner, Oscar-nominiert), der dem Author zunächst blindes, überschwengliches Vertrauen entgegenbringt, ihn geradezu erschlägt mit Respekt, ihm die Schuhe küsst, nur um ihn mit diesen am Ende in die Gosse zu treten:
"Well all right, first of all: This is a wrestling picture; the audiece wants to see action, drama, wrestling, and plenty of it. They don't wanna see a guy wrestling with his soul - well, all right, a little bit, for the critics - but you make it the carrot that wags the dog. Too much of it and they head for exits and I don't blame 'em. There's plenty of poetry right inside that ring, Fink. Look at "Hell Ten Feet Square".
Barton Fink, der nach unermesslichen Qualen endlich seine Story gefunden hat, sie für das beste hält, was er je verfasst hat scheitert an seinen eigenen Ansrüchen und der Ignoranz und Dummheit der Studiobosse.
Am Ende ist er wahrhaftig in der Traumfabrik angekommen: wir sehen ihn, wie er in seinem ganz persönlichem Traum angekommen am Strand sitzt und sich an dem Anblick einer jungen Frau weidet. "You are very beautiful. Are you in pictures?" fragt er sie. "Don't be silly" antwortet sie ihm und schaut auf das Meer. Es entsteht genau das Bild (picture im amerikanischen doppeldeutig: Film und Bild), das bei Barton im Hotel an der Wand hängt. Das Bild, das ihn von der Hölle des Schreibens ablenkte. Doch es ist nur ein Bild, ein Traum. Und prompt stürzt eine Möwe ins Meer. Sie muss gegen den Bildrahmen geflogen sein.
John Turturro ist für die Rolle des Barton Fink die Idealbesetzung. Man mag sich niemand anderen in dieser Rolle, des arroganten, von den eigenen Ansprüchen gepeinigten Kerl mit der krummen Nase und dem schiefen Lächeln vorstellen.
Ein deartig nuanciertes Spiel bekam man selten geboten. Der Verfall der Figur Barton Fink wird auch physisch deutlich. Unrasiert, mit tiefen Augenringen sitzt er am Ende seinem Boss gegenüber. Zwischendurch wechselte seine Garderobe vom feinen Zwirn über Hemd und Hosenträger bis hin zum weibischen Nachthemd. Auf allen Ebenen erleben wir, wie Fink abstürzt, wie er den Abstieg zur Hölle vollzieht.
Diese Hölle wird repräsentiert vom Earle-Hotel, das dem Kubrickschem Overlook-Hotel entsprungen zu sein scheint. Selbst die nicht enden wollenden Korridore haben die Coens eins-zu-eins übernommen. Und immer wieder diese Hitze im Earle. "Jesus it's hot. Sometimes it gets so hot, I wanna crawl right out of my skin" beklagt sich Charlie (John Goodman), der einzige Freund Bartons einmal und selbst die Hotelwände scheinen unerträglich zu schwitzen. Immer wieder lösen sich die Tapeten ab.
Aber was ist eigentlich mit diesem Charlie Meadows? Oder Karl Mundt wie er auch genannt wird. In ihm scheint Barton den einzigen Freund gefunden zu haben. Ein Massenmörder, erzäht man ihm sei dieser Mundt. Hinterließe haufenweise Leichen ohne Häupter. Am Tag zuvor überreichte Charlie Barton ein Paket, an dem dieser später rappelt. In der tat: es könnte sich um den runden Kopf (runde Symbole ziehen sich wie ein roter Faden durch die Werke der Coens, deren Produktionsfirma nicht umsonst den Namen Cirlce Films trägt) von Audrey handeln, die er eines Nachts urplötzlich ermordet neben sich im Bett aufgefunden hatte und die Charlie für ihn beseitigt hatte. Doch hatte Barton erst durch dieses Paket seine Eingebung erfahren, konnte er durch die Muse des "Minds" von Audrey erst sein Meisterstück hinlegen.
Audreys Geist (Mind) sorgte schon für den großen Erfolg des Erfolgsautors Mayhew und auch Meadows brüllt am Ende des Films seinen Widersachern "I'll show you the life of the mind" entgegen, bevor er sie kaltblütig mit der Flinte über den Haufen schießt.
Die Coens haben mit Barton Fink einen Film hingelegt, dem man wohl endlos sezieren könnte, eine Artischocke eines Films, die es zu entblättern gilt. So scheint jede Eintellung in jedem Detail gewollt, sich einem zu erschließendem Ganzen fügen wollend, das einem erst einmal nicht offenbart werden will.
Barton Fink ist ein Film, der weder ausschließlich als Seitenhieb auf das Holllywoodsche System der 40er, in der es die Schreiberlinge maßlos ausbeutete verstanden werden sollte, noch ein plumper Versuch ist, die unterschwellige Gefahr des Antisemitismus darzulegen. Nein, dieser Film ist ein Konglomerat aus so vielen Thematiken, perfekt ineinander verwoben, auf unzählige Weisen interpretierbar, ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht.
Handwerklich von höchster Brillanz, darstellersich dem in nichts nachstehend und selten passten die Klänge von Carter Burwell besser zu einer Geschichte der Coens.
Barton Fink ist einer der wenigen Filme, die man sich immer immer wieder anschauen möchte, die dabei niemals an Faszination verlieren, auch bedingt durch den großen Unterhaltungswert, der vor allem dem eigenwilligen Coenschen Komik entspringt. Wenn etwa Charlie dem hageren Barton das Wesen des Wrestlings demonstieren möchte oder Hotelpage Chet (Steve Buscemi) auftritt, bleibt kein Auge trocken.
Man achte zudem auf das außergewöhnliche Klangspektrum des Films, das in seiner Nuanciertheit stark an die Werke des David Lynchs erinnert. So scheint das Earle-Hotel unter der Last Bartons Idealismus schier zu ächzen. Ein Öffnen der Hoteltüren erinnert nicht selten an das Aufstoßen einer Pforte zur Unterwelt.
Wer die Möglichkeit hat diesen Film in der Originalfassugn zu sehen, sollte diese unbedingt ergreifen, verliert er durch die Synchronisation doch nicht nur an Atmosphäre, sondern erfährt auch einen starken Verlust seiner nicht selten sehr doppeldeutigen Dialoge und an Wortwitz.
10/ 10
#51
Geschrieben 04. November 2003, 16:45
Hate vorgestern mal angefangen Polanskis TANZ DER VAMPIRE zu schauen und bin bis zur 15. Minute vorgedrungen. Gestern weitere 10 Minuten geschafft. Vielleicht heute wieder ein paar Minuten...
Schon schlimm, wenn man sich durch Filme quälen muss, die einem von allen Seiten als Meisterwerk, Kultfilm o. ä. angepriesen werden.
Für mich sieht's bis jetzt eher nach ner typisch dt. Sexklamotte aus den 70ern aus, nur eben mit Vampiren, statt mit Bayern...
#52
Geschrieben 05. November 2003, 21:39
Regie: Joel Coen - DVD Fox
Nie zuvor waren 90 Minuten schneller vorbei. Raising Arizona rast quasi vor unseren Augen vorbei. Keine Minute vergeht, ohne irgendwelche Hektische Aktionen. Hier hat niemand die Ruhe weg.
Erst recht nicht H. I. (Nic Cage), ein Kleinkrimineller der sich bei seinem schon routinemäßigen Besuch der Gefangenenannahme im Police Department Arizonas in den Cop Ed(wina) (Holly Hunter) verliebt und deshalb zur ehrlichen Haut wird.
Doch den beiden fehlt etwas zum Glück: Ed kann keine Kinder bekommen und so wird prompt eines der Fünflinge des hiesigen Großunternehmers stibitzt.
Doch die Freude währt nur kurz, denn bald stehen Hi's Knastkumpane bei ihm auf der Matte und weil sie Wind davon bekommen, dass ein Baby vermisst wird und es eine satte Belohnung für den Finder einbringt, nehmen sie es mit auf ihre Überfallstour.
Zudem muss sich Hi noch mit einem apokalyptischen Reiter, einem Rudel Hunde und seinem Schwager herumschlagen. Alles recht lustig.
Raising Arizona ist strenggenommen nichts anderes als ein Comicstrip, nur eben mit echten Darstellern. Die Coens machen auch gar keinen Hehl daraus und so wirkt Hi nicht nur durch sein Tattoo wie der Roadrunner.
Der zweite Coen-Film legt ein atemberaubendes Tempo vor: selbst die Gespräche der Akteure überschreiten das Speed-Limit deutlich. Es bleibt nicht einmal Zeit für den vollen Namen. Nein. Kurz und knapp genügt. Das sind Hi und Ed: sie lieben einander, doch es fehlt ihnen ein Kind zu ihrem Glück.
Die Coens mögen mit ihrem Film einen entlarvenden Blick auf die Reagan-Ära und das American Life Ende der 80er geworfen haben, doch so ambitioniert ihr Drehbuch auch sein mag: es geht in dieser bunten Mixtur recht schnell unter. Das macht aber nichts, denn diese ist irre komisch, kurzweilig und unterhaltsam.
Können die Coens überhaupt schlechte Filme machen? - "Does the pope wear a funny hat?"
7.5/ 10
#53
Geschrieben 06. November 2003, 09:40
Leider ist der Film etwas bei mir abgefallen, hat dem zweiten Sehen nicht so recht standhalten können. Zwar immer noch gut und stilisitsch sicherlich einer der besten Filme des Jahres, aber stellenweise dann doch etwas langatmig.
Egal, dafür nochmal diesen Hammer-Soundtrack gehört, den ich mir nun unbedingt zulegen muss.
Immer noch 7/ 10
#54
Geschrieben 07. November 2003, 11:50
Regie: Isabel Coixet - Jetzt im Kino
Ann (Sarah Polley) ist Mutter von zwei Töchtern, die sie gemeinsam mit Ehemann Don in einem Wohnwagen großzieht. Es sind einfache Leute. Beide jobben, um die Familie über Wasser zu halten. Ann als Putzfrau an der Universität, Don als Arbeiter.
Doch die Familie ist glücklich, bis Ann eines Tages zusammenbricht. Im Krankenhaus erfährt sie, dass sie einen tödlichen Tumor hat. Ihr verbleiben noch zwei, drei Monate.
Anstatt mit ihrem Zustand hausieren zu gehen, gibt sie weiterhin die liebevolle, fürsorgliche Mutter und Ehefrau. Doch hat sie sich zugleich eine Liste angefertigt: "Things to do, before I die."
Dazu gehört sich nocheinmal in einen anderen Mann zu verlieben, vor allem aber ihre Familie zusammenzuhalten. So hält sie bereits Ausschau nach einer neuen Frau für Don.
Isabel Coixet umschifft gekonnt alle Gefahren, die sich aus dieser Thematik ergeben. So driftet sie niemals in Klischees ab oder versucht krampfhaft an das Mitgefühl des Zuschauers zu appelieren. Vielmehr porträtiert sie eine außergewöhnliche, starke junge Frau, die versucht das Leben für ihre Bezugspersonen auch nach ihrem Tod nicht nur erträglich sondern glücklich zu gestalten. Dabei wird sie keineswegs als selbstlose Frau dargestellt, die in die Opferrolle schlüpft und sich ganz ihrem Schicksal hingibt, sondern vielmehr als eine Person, die auch für sich versucht, die letzte Zeit möglichst positiv für sich zu gestalten, wobei sie selbst den Ehebruch nicht scheut. Dennoch mag man es dieser Frau, die trotz ihres jungen Alters ungemein lebenserfahren wirkt keine Sekunde übel nehmen, ist sie doch zugleich die hingabevolle Ehefrau.
Coixet erzählt ihre Geschichte sehr unspektakulär, vermeidet jegliche Dramatik und konzentriert sich ganz auf die Charaktere. Diese werden wunderbar verkörpert von einem der eindrucksvollsten Darstellerensembles des Jahres.
Das Spiel von Sarah Polley ist sicherlich eine (schon längst überfällige) Oscar-Nominierung wert, wie sie alle Gefahren, die ihre Rolle bietet meistert und stets eine vollends authentische Person mimt, deren Emotionen niemals gekünstelt wirken. In Nebenrollen überzeugen vor allem der großartige Mark Ruffalo (YOU CAN COUNT ON ME) und Leonor Watling (HABLE CON ELLA), die trotz ihrer vergleichsweise kurzen Leinwandpräsenz den Film ungemein bereichern.
Doch das schönste an dem Film ist der Schluss, der nicht treffender hätte inszeniert werden können. Im letzten Augenblick ihres Lebens sieht Ann das Leben vor sich, wie es nach ihrem Tod aussehen soll: My Life without me. Jetzt kommen einem doch noch die Tränen.
8/ 10
#55
Geschrieben 07. November 2003, 19:36
Regie: Steven Spielberg - DVD Paramount
Der Mann mit Peitsche und Hut. Jeder weiß sofort wer dieser Jemand ist. Indiana Jones - einer der populärsten Filmhelden überhaupt, ideal verkörpert von Harrison Ford, der nie besser ist als in dieser Rolle.
Raiders of the lost Ark begründete den Erfolg dieser Figur. Für die damalige Zeit gab es bahnbrechende Spezialeffekte zu bestaunen und das Abenteuerfilmgenre wurde wieder zum Leben erweckt. Es gab 4 Oscars für den Film, allerdings erwartungsgemäß nicht in den Hauptkategorien, dafür war den Juroren der Film wohl zu anspruchslos. Aber muss ein großartiger Film dies denn immer sein?
Die Indy-Serie ist Popcornkino in seiner besten Form. Neben Star Wars. Nach diesen beiden Trilogien kommt erstmal ganz lange nichts. So perfekt war Unterhaltungskino nie mehr inszeniert worden.
Die Kollaboration zwischen Spielberg und Lucas bot in Raiders of the lost Ark vorrangig Action par excellence, dafür jedoch wenig Story und umso mehr Brutalitäten, die selbst heute nicht für eine Runterstufung seitens der FSK sorgen konnten. Die humorige Note kam hier ebenfalls noch etwas zu kurz, wirkten die beiden Nachfolger stellenweise schon wie Actionkomödien. Eine gehörige Portion Selbstironie und die Vaterfigur des Indiana Jones bildeten Ende der 80er den Höhepunkt der Trilogie, die in Sachen Timing, Action und Unterhaltungswert die Vorfilme locker in den Schatten stellte.
So würde ich diesen ersten Film als gelungene Einführung des Charakters Jones betrachten, der allerdings noch lange nicht ausgereizt wurde. Da Temple of Doom (USA 1984) stellenweise etwas zu albern ausfiel und irgendwie nicht so richtig in die Gänge kam würde ich einem Ranking entsprechend den ersten Teil als zweitgelungensten Beitrag der Serie bewerten.
Es braucht wohl wirklich die Nazikulisse, damit ein Indiana Jones-Film richtig gut wird (man darf gespannt sein, wer in Teil 4 die Bösen gibt). Spielberg tritt dieser mächtig in den Hintern. So lässt er sie in Raiders of the lost Ark durch Gottes Kraft selbst auslöschen. In einer anderen Szene des Films vernichtet die "Ark" das Hakenkreuz auf der Kiste, in dem sie lagert. Selten war in einem Film der Kontrast zwischen Gut und Böse deutlicher.
Es ist übrigens immer wieder sehr amüsant, wenn man Filme wie diesen, in dem deutsche Bösewichte auftreten, im Original sieht und sich über die herrlich dämlich-banalen Dialoge beömmeln kann.
Neben der handwerklichen Perfektion des ersten Indy-Abenteuers fiel die (schon obligatorische) weibliche Rolle stellenweise ziemlich nervtötend aus und wie herrlich war es, das Spielberg seine peinliche Liebesszene zwischen den beiden Protagonisten mit einem Wegpennen des Helden abschloss. Zwar war Kate Capshaw in Temple of Doom noch schlimmer als Allen, aber dafür verzichtete Spielberg in Teil 3 dann fast völlig auf die zu beschützende Frau und setzte Jones dafür seinen Vater vor die Füße. Ein grandioser Einfall!
So freue ich mich auch schon sehr auf Teil 3, den ich wohl recht bald schauen werde, da man (oder ich) Trilogien schon gerne am Stück sieht.
So soll abschließend noch ein kurzes Fazit zu Teil 1 abgegeben werden.
Raiders of the lost Ark sorgt für sehr kurzweilige 110 Minuten, für brillante Stunts und sogar einige Lacher. Kamera, Montage und Ausstattung sind erstklassig und man dankt Lucas, dass er für Ford eine Rolle erfunden hat, die ihn uns dann doch noch als brauchbaren Darsteller gezeigt hat.
8/ 10
#56
Geschrieben 09. November 2003, 00:00
Regie: Steven Spielberg - DVD Paramount
Der Film gefällt mir bei jedem Sehen weniger. Zwar bietet der zweite Part der Indy-Trilogie teilweise furiose Actionszenen, lässt aber jeglichen Charme der anderen Teile vermissen. Dazu kommen zahlreiche unfreiwillig komische und durch eine krass fehlbesetzte Kate Capshaw, wobei man hier auch direkt die Notwendigkeit ihrer Rolle in Frage stellen sollte zwei dem Filmvergnügen überaus abträgliche Elemente, die man von einem Steven Spielberg bis dato nicht unbedingt hätte erwarten dürfen.
Der gesamte Film wirkt sehr unausgegoren, so beschränkt er sich fast ausschließlich auf eine Location, die zuweilen wie ein Freizeitpark wirkt und George Lucas' Mangel an Kreativität wird durch seine zahlreichen Ideen-Aufgüsse aus den Star Wars-Filmen überdeutlich. Vielleicht hätte er den Film nicht direkt nach dem Abschluss seiner Trilogie machen sollen.
Zudem konnte mit der augenscheinlich herausgegebenen Maxime eine atemberaubende Actionszene an die nächste zu reihen kein homogener Film entstehen und man wird nicht selten an die Stuntshow aus Bad Seegeberg erinnert.
Einfach nur lachhaft sind die schauspielerischen Leistungen Capshaws, die wohl schon während der Dreharbeiten zu errechnen versuchte, wieviel Geld ihr zukünftiger Ehemann wohl auf dem Konto haben dürfte (Spielberg heiratete sie später). Doch ist die Rolle der tumben Blondine sowieso nichts weiter als ein Aufhänger für zahllose peinliche Gags, bei denen sich auch Ford nicht sehr wohl zu scheinen fühlte.
Nun könnte man meinen, der Film sei zumindest ein wenig unterhaltsam, doch kam insbesondere in der Mitte teilweise große Langeweile auf, was bei einerm derartigen Filmkonzept nicht passieren darf. Und was Spielberg geritten hat, dass er meinte den Ekelfaktor einer Szene mit der nächsten direkt wieder toppen zu müssen bleibt unverständlich. Denn diese Szenen sind weder lustig, noch der Story förderlich (hier sei insbesondere auf die Dinner-Szene verwiesen).
Temple of Doom wird allgemein als misslungen erachtet und umso erfeulicher war es, dass Spielberg fünf Jahre später nicht nur einen wesentlich besseren Indy-Teil präsentierte, sondern zugleich auch den Höhepunkt der Trilogie, die ja demnächst sogar noch um den einen oder anderen Film ausgebaut werden soll.
Insgesamt ist Temple of Doom ein belangloser Beitrag zum sowieso reichlich uninspirierten Kino der 80er, das lediglich durch einige gelungene Spezialeffekte zu gefallen weiß. Immerhin wurde auf einem halbwegs hohen Niveau gescheitert.
5/ 10
#57
Geschrieben 09. November 2003, 12:50
Regie: Stanley Kramer - VHS
Ein Film, der auf der wahren Begebenheit des Gerichtsprozesses über das Lehren der Darwinschen Evolutionstheorie beruht, der in einem kleinen amerikanischen Nest ausgetragen wurde. Hier sieht sich ein junger Lehrer angeklagt, die Bibel zu missachten.
Beide Seiten - sowohl die Stadt als auch die Presse, die sich auf die Seite des Angeklagten schlägt präsentieren ein großes Staraufgebot. Da ist zunächst der Ankläger Brady (Fredric March) - ein ehemaliger Präsidentschaftskandidat, der einen wahren Einzug zelebriert und selbstherrlich durch die Gegend stolziert. Auf der Gegenseite der besonnene Henry Drummond aus Chicago (Spencer Tracy), den man am liebsten direkt wieder aus der Stadt jagen würde.
Im Gerichtssaal werden nun wahre Schlachten ausgefochten, in denen sich Brady gerne feiern lässt, während Drummond auch beim Richter gegen Wände zu laufen scheint. Erst als er seinen direkten Gegner in den Zeugenstand bittet und ihn mit der heiligen Schrift konfontiert scheint der Fall zu kippen.
Mit Inherit the Wind gelang dem sowieso reichlich unterschätzten Stanley Kramer sein bester Film, wieder hatte er mit Spencer Tracy einen genialen Hauptdarsteller, der im Alter immer besser wurde. Seine Rededuelle mit March gehören mit zu dem besten, was das Genre des Court Room Dramas je hervorgebracht hat. Dazu ist Kramer mehr als nur ein guter Handwerker: allein die Eröffnungssequenz ist meisterhaft inszeniert, wie unter den Klängen von "Give me that Old Time-Religion" eine ungemein bedrohliche Stimmung erzeugt wird und in bester High Noon-Manier (hier war Kramer übrigens Produzent) das Zusammentreffen der Parteien dargestellt wird.
Sehr hoch anzurechnen ist Kramer zudem, dass er für keine der beiden Seiten deutlich Partei ergreift. Obwohl die Figur des Henry Drummond als klarer Sympathieträger präsentiert wird, macht der Regisseur nicht den Fehler dessen Gegner zu dämonisieren, sondern zeigt vielmehr die Kausalität für dessen Fanatismus auf. Am Ende schreitet Tracy mit Darwin's Buch und der Bibel unter dem Arm aus dem Gerichtssaal und hat zuvor den wahren Verlierer des Prozesses angeklagt: den Reporter Hornbeck, einen Menschen, der sich lieber in Zynismus flüchtet, als sich seinen fehlenden Idealismus einzugestehen. "Welche Ziele haben Sie denn? Sie sind doch ganz allein! Wer wird später einmal um Sie trauern?" wird er von Drummond befragt. Zum ersten mal bleibt Hornbecks forsche Zunge still, nur um ihm am Ende zu entgegnen: "Sie werden da sein, Drummond!" Ja, da könnte er durchaus recht haben. Spencer Tracy hatte wohl niemals eine bessere Rolle. Und Kramer ist ein Meisterwerk gelungen.
10/ 10
#58
Geschrieben 10. November 2003, 11:11
Regie: Steven Spielberg - DVD Paramount
Tja, das hat man jetzt davon. Erst kündige ich großspurig an, wie klasse dieser Film doch ist, nur um dann gestern festzustellen, dass dem gar nicht mehr so ist. Vielleicht lag es auch daran, dass ich den Film mindestens schon 2 Jahre lang nicht mehr gesehen hatte und mich vorrangig an den herrlichen Sean Connery erinnerte.
Den fand ich auch gestern noch so. Er sorgt zweifelsohne für die Highlights des Films. Wie er seinen Filius nach zahlreichen Rettungstaten nicht gerade mit Lob überschüttet und lieber seine Uhr aufzieht oder eher Erleichterung verspürt, dass es keine echte Ming-Vase war, die auf Indy's Haupt zu Bruch ging, als sich um das Wohl seines Sohnes zu kümmern.
Ja, es ist einzig und allein Sean Connerys Präsenz, die The Last Crusade gehörig aufwertet. Dafür wurde diesmal die obligatorische weibliche Rolle (relativ talentfrei: Alison Doody) angenehm klein gehalten.
Die Actionszenen scheinen zuweilen den Bond-Filmen entsprungen, doch weil dieser ja am Film mitwirkt, ist das nicht weiter schlimm.
Geriet Temple of Doom viel zu albern, so bewegt sich Teil 3 noch im erträglichen Rahmen. Diesmal musste Denholm Elliot den Depp geben, macht das aber noch recht ordentlich.
Insgesamt erschien mir der Film nicht mehr so kurzweilig wie ich ihn in Erinnerung hatte und muss mein Urteil dahingehend revidieren, dass der Abschluss der Trilogie gleichzeitig den Höhepunkt dieser darstellt. Nein, der Erstling ist dann doch der gelungenste Part.
7.5/ 10
#59
Geschrieben 10. November 2003, 11:23
Noch ein paar Erkenntnisse, die ich aus dem Making Of der Trilogie gewinnen konnte.
- George Lucas ist ziemlich faul
- Karen Allen bekommt zu wenig Schlaf
- George Lucas steht dem Filmteam meistens im Weg
- Harrison Ford ist eine Frohnatur
- George Lucas bekommt Geld für's Nichtstun
- Steven Spielberg sieht heute wesentlich erträglicher aus
- George Lucas hat nen dicken Hals
- Harrison Ford ist ein Scherzkeks
- Ich mag George Lucas nicht
#60
Geschrieben 11. November 2003, 09:24
Regie: Ron Howard - DVD Universal
Das Porträt vom schizophrenen Genie John Nash heimste vor zwei Jahren alle wichtigen Preise ein und ließ auch die Kassen gehörig klingeln.
Das Problem, das es zu lösen gilt, ist: warum? Der Film, sehr bieder inszeniert von Ron Howard ist meistens grottenlangweilig und auch Russell Crowe war schon besser. Natürlich müht er sich redlich und ist mit Sicherheit noch einer der (wenigen) positiven Aspekte des Films, aber wenn einen ein derartiger Stoff nicht im geringsten berührt, dann muss etwas schief gelaufen sein.
Dabei beginnt A beautiful Mind sehr vielversprechend. Die Einführung der Figur Nash wird interessant und durch einige hübsche visuelle Tricks dargestellt. Ein Kneipenbesuch führt nicht nur zu Nashs ausschlaggebender Erkenntnis, sondern bietet denn sogleich auch den schönsten Augenblick des ganzen Films: Nash erklärt, wie man in der Gruppe am effektivsten ist, dies anhand der Chancen bei den Frauen. Ein Moment, der nicht nur bravourös inszeniert ist, sondern auch genial von James Horners Score untermalt wird. Überhaupt ist der Score wohl das beste am ganzen Film. Komisch, dass ausgerechnet dieser unprämiert blieb.
Als der Film dann voranschreitet und Jennifer Connelly ins Spiel kommt werden die Unzulänglichkeiten des Regisseurs und des Scripts deutlich bemerkbar. A beautiful Mind driftet zusehends in Kitsch ab und Ed Harris als böser Agent wirkt einfach nur lächerlich.
Kurz vor Ende des Films wird dann nochmal recht schön das Leben Nashs an der Universität dargestellt und man erfährt ein wenig Entschädigung für die voherigen 80 Minuten. Doch leider kann es sich Howard dann doch nicht verkneifen, den Film frei nach der Maxime Kitsch-as-Kitsch-can enden zu lassen und damit dem Gusto der Juroren der Academy zwar vollends entsprochen zu haben, ansonsten aber sein Mangel an Talent hat überdeutlich werden lassen.
Der Stoff an sich hätte einiges hergegeben und in den Händen eines anderen Regisseurs hätte daraus bestimmt etwas werden können, aber so bleibt unter dem Strich eine zähes und uninspiriertes Biopic und einer der schlechtesten Filme, die je mit dem Best-Picture-Award ausgezeichnet wurden.
4/ 10
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