See you at the movies
#451
Geschrieben 13. Februar 2005, 13:56
Regie: Alan Parker - DVD Universal
Wirklich kein Film ist mir je so madig gemacht worden wie dieser hier. Als ich ihn im März des Jahres 2003 im Kino gesehen hatte, war ich voll des Lobes für dieses Werk, das ich sauspannend und mitreißend fand. Dann hörte ich von allen Seiten, was das für ein Scheiß sei und wie der Film eher den Befürwortern der Todesstrafe in die Karten spiele...
Meine Einstellung zum Film hat sich dadurch nicht geändert und doch bin ich gestern bei der zweiten Sichtung extrem aufmerksam dem Geschehen auf dem Schirm gefolgt, von dem ich ohnehin sehr gespannt war, ob sich das Feeling von vor zwei Jahren nochmal bei mir einstellen würde.
Gleich vorneweg: hat es nicht. Das hat aber auch einen ganz einfachen Grund. Wenn man die "Auflösung" kennt, dann ist es nur noch schwer möglich, sich vollends von THE LIFE OF DAVID GALE mitreißen zu lassen. Interessant war es jetzt jedoch darauf zu achten, ob irgendwo Logiklöcher entstanden sind bzw. die Kritikpunkte, die ich überall vernehmen musste gerechtfertigt sind.
Auch hier muss ich verneinen. Diesem Film kann ich nicht viel vorwerfen: denn auch wenn der plot für mich an Spannung eingebüßt hat, ist es noch immer ein Film, der sich handwerklich auf sehr hohem Niveau bewegt und eine Darstellerriege aufweist (für die auch noch verdammt intelligente Dialoge geschrieben wurden), bei der man gerne mit der Zunge schnalzt. Einzig die Heulanfälle von Kate Winslet trüben die schauspielerischen Leistungen ein wenig, wobei ich dies auch Alan Parker vorwerfen muss, der damit deutlich zu dick aufgetragen hat.
So halte ich fest, dass THE LIFE OF DAVID GALE ein gelungener Thriller ist, den man nicht vorrangig als Plädoyer gegen die Todesstrafe verstehen sollte, da er diese Thematik vorwiegend dafür aufgreift, um eine spannende Geschichte zu erzählen.
8/ 10
#452
Geschrieben 14. Februar 2005, 18:47
Regie: Michael Herbig - TV PRO7
Nach fünf Minuten hab ich's nicht mehr ausgehalten. Wie sich über elf Millionen Deutsche in den Film verirren konnten... ich begreif's nicht...
#453
Geschrieben 19. Februar 2005, 16:56
#1
Living in Oblivion (USA 1994)
Regie: Tom DiCillo - DVD Columbia
"What did you call me?" - "You heard me. I called you a "Hostess Twinkie motherfucker," motherfucker!"
Einer der Filme, die sich durch einen sehr hohen "Wiederschauwert" auszeichnen. Könnte ich täglich gucken und jedem angehenden Filmemacher sei dieses Werk als Einstieg empfohlen!
Im übrigen eines der besten Scripts, wo's gibt! Das muss auch mal gesagt werden!
10/ 10
#2
Meet the Fockers (USA 2004)
Regie: Jay Roach - CineStar Düsseldorf-Oberkassel
"I'm not so sure this wedding is such a good idea. I don't like what I'm seeing from these Fockers."
Ok... er kommt nicht ganz an den Erstling heran und doch würde ich auch die Fortsetzung als vollen Erfolg bezeichnen! Hab mich jedenfalls köstlich amüsiert (OV sei Dank! ).
Überraschend, wie politisch (ob gewollt oder ungewollt sei mal dahingestellt) der Film geworden ist: am Ende wird die Bush-Fraktion geläutert (interessanterweise sind sowohl De Niro als auch Hoffman Demokraten) und alle haben sich lieb (bitte wörtlich nehmen! ).
War es in MEET THE PARENTS noch der Schwiegersohn-in-spe, der sich mit Übervater Bobby De Niro herumschlagen musste, so konzentriert sich Roach im Folgefilm ganz auf das Duell Hoffman - De Niro, denen dieses Aufeinandertreffen sichtlichen Spaß bereitete und deren Spiellaune sich sofort auf das Publikum überträgt. Hab die beiden lange nicht so gut gesehen!
Auch wenn einige Gags fast eins-zu-eins vom ersten Film übernommen wurden, wirkte das alles noch sehr einfallsreich auf mich (Höhepunkt der Auftritt vom "Sohn" von Ben Stiller); hab mich allein über's Set-Design der "Focker-Island" richtig schön beömmelt ("Is your vagina happy?" ) und kann's kaum noch erwarten, die DVD in den Händen zu halten.
Wüsste zwar nicht, was nach dem Film noch kommen könnte, würde mich aber dennoch sehr über einen dritten Teil freuen!
Eines der ersten Highlights des noch jungen Kinojahres!
8.5/ 10
#3
House of Sand and Fog (USA 2003)
Regie: Vadim Perelman - Bambi Düsseldorf
"Today God has kissed our eyes."
Zugegeben: ich bin gestern abend zunächst doch etwas enttäuscht aus diesem in höchsten Tönen gelobten Film herausgegangen, aber jetzt, wo ich eine Nacht drüber geschlafen habe, muss ich HOUSE OF SAND AND FOG dann doch eine gewisse Fasziniation attestieren.
Hängen geblieben sind vor allem die Darstellungen in diesem Film: eines der stärksten Ensembles, das mir bisher untergekommen ist. Kingsley, Connelly (vielleicht etwas zu hübsch für ihre Rolle) und Aghdashloo strahlen eine bemerkenswerte Präsenz aus. Und doch fehlte mir die emotionale Anteilnahme an den Schicksalen der Figuren und wie am Ende des Films mit allen Mitteln auf die Tränendrüse gedrückt werden sollte, das fand ich schon ein wenig peinlich.
Schwächen weist auch das zuweilen arg konstruierte und unglaubwürdige Drehbuch auf: vor allem die Motivation des Cops Lester scheint sehr fragwürdig.
Trotzdem würde ich HOUSE OF SAND AND FOG noch als sehenswert einstufen: so ist die Grundidee äußerst interessant; zudem fuktioniert der Film auf vielen Ebenen, sowohl als Tragödie, wie auch als Charakterstudie und Psychothriller. Formal ist er sogar meisterhaft.
Letztendlich ist es aber vor allem ein Film, der als Kommentar zu einem durch ein Klima der Fremdenfeindlichkeit gezeichnetes Land verstanden werden sollte und hierbei klugerweise auf plumpe Stimmungsmache verzichtet: so manches Leid könnte vermieden werden können, wenn ein wenig mehr Dialogfähigkeit vorhanden wäre.
7.5/ 10
#454
Geschrieben 20. Februar 2005, 11:06
Regie: Craig Shapiro - DVD Warner
Sooooo, nun habe ich mir doch noch einen zweiten Film aus der Dual Star-Werkstatt besorgt und konnte mir nun ein Bild davon machen, ob auch andere Filme der Twins so gut geraten sind, wie ihr Kinodebüt.
THE CHALLENGE unterscheidet sich vom plot her erstmal gar nicht so sehr von NEW YORK MINUTE: zwei Schwestern, die sich nicht ausstehen können geraten in eine Extremsituation, in der sie sich zusammenraufen müssen und am Ende einsehen, dass es ja doch ganz dufte ist, ne Schwester zu haben. Zwischendurch bekommt jede noch n Beau mit auf den Weg und fertig ist's.
Ich nehme nun mal stark an, dass auf dieses Konzept auch in ihren anderen Werken zurückgegriffen wurde und man dahingehend also schon mal nix neues mehr erwarten darf. Naja, so weiß man wenigstens, woran man ist!
Nun: oben beschriebene Extremsituation ist hier so ne Art "Dschungel-Camp Light" - zwei Teams treten gegeneinander in Geschicklichkeits- und Ekelspielen an und den Gewinnern winkt ein Stipendium (darum ging's übrigens auch in NEW YORK MINUTE, woraus ich schließe, dass die Twins einem mitteilen wollen, dass man nicht unbedingt studieren braucht, um aufs College zu kommen, sondern es besser mal anders zu versuchen: wieder einmal ein arg pädagogisch unwertvoller Aspekt!). Am Ende bekommen aber doch irgendwie alle was sie gewollt haben, denn das Leben wird im Olsen-Universum stets durch die rosarote Brille betrachtet!
Anspruchsvoll sind deren Filme natürlich nicht; das wollen sie aber auch gar nicht sein. Ich weiß jetzt nicht, ob es eine feste Definiton von Trash gibt oder sich diese Kategorie nur auf bestimmte Genres übertragen lässt... ich will THE CHALLENGE aber mal in diese Schublade stecken. Anders als in NEW YORK MINUTE dominiert die unfreiwillige gegenüber der freiwilligen Komik und als es einmal im Film zu einer Situation kommt, die für jeden Darsteller ein gefundenes Fressen gewesen wäre, um mal zu zeigen, was man so drauf hat, da schaut Fräulein Olsen (Ashley glaub ich) so dermaßen hilflos in die Kamera, dass man schon fast Mitleid mit ihr hat.
Tja... schauspielern können die Twins beim besten Willen nicht und ich bin überzeugt, dass ihre Filme im Grunde genommen (bei NEW YORK MINUTE allerdings mit einigen Abstrichen) nichts weiter sind, als das, wie die beiden Gören sich privat so ihre Zeit vertreiben. Selbstdarstellung nennt man sowas wohl.
So wirkt THE CHALLENGE trotz aller Dschungelspielchen denn auch ziemlich harmlos und außer einer sich ständig wechselnden Garderobe und einigen netten (wenn man auf sonniges Wetter steht) Locations gibt's auch nicht viel zu sehen. Na gut, die Twins an sich sind natürlich auch mal wieder richtig lecker, nur reicht mir das nicht aus, um einen Film als meisterhaft einzustufen.
So hat sich mir durch diese Erfahrung gezeigt, wie klasse ihr Kinofilm tatsächlich ist und dass ich auf weitere frühere Filmchen der beiden wohl verzichten werde.
Nun ist es jedoch auch nicht so, dass mich THE CHALLENGE total enttäuscht hat. Nein, er war insgesamt noch einigermaßen unterhaltsam: schließlich ist ja durchaus Komik vorhanden und daneben gibt's einige Witzchen, die sogar gewollt verdammt lustig geraten sind. Zum Schluss sammelt der Film durch einen überraschend selbstironischen (und richtig gelungenen) Einfall weitere Punkte, die zusammen mit der Präsenz der Twins noch für lockere
7/ 10 reichen.
WHEN IN ROME doch nicht ganz ausgeschlossen
#455
Geschrieben 20. Februar 2005, 16:50
Regie: Richard T. Heffron - TV Kabel 1
Mann, was war ich scharf auf diesen Film; besonders nachdem ich letzten Sommer mal wieder WESTWORLD gesehen hatte. Endlich hat sich mal wieder ein Sender erbarmt und die Fortsetzung ausgestrahlt (wenn auch leider nur in Vollbild ).
Nun war ich gespannt, ob es ein Sequel der Marke: same procedure as in the first part oder eines der Marke: clever fortgeführt sein würde. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Zwar bemühte man sich, den erfolgreichen Vorgänger nicht gänzlich zu kopieren und doch sind insbesondere am Ende einige direkte Parallelen auszumachen. Und wieso Yul Brunner für die paar Minuten nochmal auftreten musste, will sich mir auch nicht so ganz erschließen.
Immerhin konnten für FUTUREWORLD mit Peter Fonda und Blythe Danner zwei namhafte Darsteller gewonnen werden und auch John Ryan war mir ja noch bestens aus den IT LIVES-Filmen bekannt. Diese überzeugen dann auch weitgehend in ihren Rollen, welche allerdings etwas stereotyp ausgefallen sind und den Akteuren nicht allzuviel Raum bieten; so versucht Fonda den übermäßigen Idealismus seiner Figur mit etwas Zynismus zu bekämpfen, wogegen Danner größtenteils recht blass bleibt. Und wieso müssen böse Wissenschlaftler immer deutsche Namen (und dann auch noch - wie einfallsreich - Schneider!) tragen?
Abgesehen von diesen Kritikpunkten überzeugt der Film durch seine Ausstattung und eine interessante erste Hälfte, in der zunächst nicht klar ist, in welche Richtung sich FUTUREWORLD bewegen wird. Erst gegen Ende wird alles sehr viel vorhersehbarer und wo man dies durch einen pessimistischen Schluss hätte ausmerzen können, verfällt man den Regeln des Hollywoodschen Blockbusterkinos und drückt allem ein Happy End auf.
Insgesamt also kein völlig überzeugender Film; der sich aber immer noch weitgehend von seinem Vorgänger abhebt und einigermaßen spannende Unterhaltung bietet.
6/ 10
#456
Geschrieben 20. Februar 2005, 17:28
Regie: Rick Rosenthal - DVD Kinowelt
Hab die DVD am Freitag für n Fünfer mal blind mitgenommen und den Film am Samstag nach dem harmlosen Olsen-Twins-Filmchen noch schnell nachgeschoben. Man will ja auch mal wieder etwas niveauvolleres schauen!
BAD BOYS beginnt als Bandenfilm, angesiedelt im New Yorker (?) Ghetto und entwickelt sich dann zu einem reinen Knastfilm, wobei dies wohl der erste Film für mich ist, der den Jugendknast thematisiert.
Im Mittelpunkt steht Mick O'Brien, eindrucksvoll dargestellt von Sean Penn, ein Krimineller Jugendlicher, der in Folge eines Überfalls ein Kind totgefahren hat und dafür brummen muss. Da es sich bei dem Opfer um den Bruder eines gegnerischen Bandenmitglieds handelt, schwört dieses Rache und als er im selben Knast wie O'Brien landet spitzt sich die Lage dramatisch zu...
Rosenthal zeigt die Unzulänglichkeit des Resozialisationsapparates in den Staaten auf und präsentiert die Jugend als brutale Schläger, die einem Milieu entspringen, das ihnen keine andere Wahl lässt. Dabei stellt er sich weder auf die Seite der Autoritätsgewalt noch auf die der Täter. Die Figur, die Sean Penn darstellt, wird durch die Vergewaltigung, die im Endeffekt aus seiner Tat resultiert geläutert, weshalb er zum Sympathieträger avanciert. Der einsichtige Mick O'Brien wird als Einzelfall dargestellt, für den es im Gegensatz zu den übrigen Insassen Hoffnung gibt. Diese werden wie auch Micks Freundin lediglich als oberflächliche Stereotypen dargestellt.
So konzentriert sich alles auf Sean Penns Charakter, mit dem der Zuschauer gegen Ende immer mehr mitfiebert und wodurch der Film auch seinen größten Reiz zieht: schafft es O'Brien oder schafft er es nicht?
Rosenthal opfert eine sorgfältige Reflexion der Umstände im Milieu lieber spannenden Thrillerelementen, was ich ihm aber nicht ankreiden will, da sein Werk auf diese Weise hervorragend funktioniert. Ärgerlich hingegen sind die rassistischen Untertöne, wogegen die krasse Gewaltdarstellung hier angemessen erscheint.
Insgesamt ein gelungener Film, der eine beklemmende Atmosphäre erzeugt und einen Sean Penn präsentiert, der bereits in jungen Jahren sein Potenzial offen legt.
8/ 10
#457
Geschrieben 21. Februar 2005, 05:58
Regie: Howard Deutch - DVD Paramount
Obwohl dieser Film aus der Feder von John Hughes stammt und man das auch merkt ist nichts weiter als Crap rausgekommen.
Abgesehen von Harry Dean Stanton durch die Bank mit unsympathischen Figuren besetzt ging mir dieses Werk mal eben am allerwertesten vorbei und ob die Fronten zwischen Arm und Reich damals tatsächlich so verhärtet waren... das wage ich dann doch schwer zu bezweifeln.
Unter'm Strich ein völlig unlustiger, mich kalt lassender Quatsch.
Bemerkenswert nur in der Hinsicht, dass hier deutlich aufgezeigt wird, wie geschmacklos man sich vor zwei Dekaden so gekleidet hat.
2/ 10
#458
Geschrieben 22. Februar 2005, 16:18
Regie: Fred Zinnemann - DVD Kinowelt
Ein Filmtitel, der Geschichte schrieb: HIGH NOON wird längst als Synonym für das Erreichen des oberen Endes einer Spannungskurve sowie eines finalen Duells benutzt. Obwohl im Westerngenre angesiedelt, würde die Geschichte, die Zinnemann in seinem Film erzählt auch in anderen Genres funktionieren - als ein Werk über die Gewissensfrage hat der Regisseur HIGH NOON bezeichnet.
Der Ex-Marshall Will Kane (Gary Cooper) wird direkt nach der Heirat mit Grace Kelly ( ) mit der Nachricht konfrontiert, dass Frank Miller mittags in der Stadt eintreffen wird. Ein Mann, den Kane einst dingfest gemacht hat und der nun Rache schwört. Eine Art Vorhut verweilt bereits am Bahnhof, um gemeinsam mit Miller eine Rechnung zu begleichen.
Doch anders als der Richter, der Miller damals verurteilte flieht Kane nicht und steht mit dieser Meinung bald gänzlich allein da. Man rät auch ihm zur Flucht; keiner wagt es, sich gegen Miller und seine Männer zu stellen...
Cooper porträtiert Kane als couragierten und aufrechten Bürger, der sich seinem Gegner stellt und damit zudem als einziger die Stadt verteidigt (die Parallelen zur McCarthy-Ära sind augenscheinlich, auch wenn Zinnemann selbst seinen Film nicht als politisch einstuft): dabei wird er nicht als Westerntypischer "hard-boiled-guy" dargestellt, sonder als jemand, der realistisch genug ist, vor dem Shoot Out sein Testament zu verfassen. Sein Angstschweiß wird mit jedem Blick auf die Uhr größer...
HIGH NOON wird in Echtzeit erzählt und schafft durch eine hervorragende Montage eine immer steilere Spannungskurve; auch darstellersich vermag der Film zu glänzen. Dazu ein klasse Filmsong und ein plot, der sich "straight forward" bewegt. Alles schön und gut, bis es zum finalen Shoot Out kommt. Dieser hatte mich damals schon enttäuscht und auch jetzt war ich von ihm nicht überzeugt. Zum einen wird hier durch einen viel zu aufdringlichen Score viel an Atmosphäe kaputtgemacht und des Weiteren fällt er formal insbesondere im Vergleich zum bisherigen Inszenierungsstil deutlich ab. Punkten tut HIGH NOON dann erst wieder durch die letzte Einstellung.
Insgesamt in meinen Augen also ein wirklich guter Film, der seine Möglichkeit zum persönlichen Meisterwerk allerdings leichtfertig verschenkt.
8.5/ 10
#459
Geschrieben 23. Februar 2005, 10:33
Regie: Otto Preminger - DVD Columbia
Femme Fatale mal anders: Lee Remick
Wenn man 12 ANGRY MEN (USA 1957) als typisches Court Room Drama mal außen vor lässt, wüsste ich keinen besseren Genrebeitrag als diesen hier. Trotz Überlänge und der Tatsache, dass der Film die Handlung erst in der zweiten Hälfte in den Gerichtssaal verlagert ist ANATOMY OF A MURDER über die volle Distanz ein sauspannendes Unterfangen geworden, das sämtliche Genrezutaten zu einer rund herum gelungenen Mixtur zusammengefügt hat.
James Stewart ist für seine Figur idealbesetzt und ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass er kaum bessere Rollen hatte: sympathisch, aber kompetent und immer wieder mit seinem niedrigen Status gegenüber den hohen Tieren des gegnerischen Lagers kokettierend.
Überhaupt ist ANATOMY OF A MURDER für einen Film, der sich um Mord und eine Vergewaltigung dreht überraschend vergnüglich ausgefallen: wäre er nicht so spannend, man könnte glatt von einem Lustspiel sprechen. Ein Spiel ist es am Ende ja auch gewesen und auch wenn Stewart zunächst als Verlierer dasteht (nachdem er vorher noch der große Gewinner gewesen ist), so verliert (sic!) er dennoch nicht seinen Sinn für Humor und weiß auch schon ganz genau, wie er sich wieder auf Gewinnerseite schlagen kann.
Neben Stewart gefällt vor allem Lee Remick als eine Art Femme Fatale, wie es sie bis zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht gegeben hatte.
Der alte Mann und das Hottie: James Stewart und Lee Remick
Und wo sie es blendend verstand, den Männer den Kopf zu verdrehen (klasse die Szene, als Stewart dies geschieht), da verstand es der Autor, für einen kleinen Eklat zu sorgen: die Worte "Panties" wurden bis dato nicht in Filmen benutzt und da es bis zur Zeit der sexuellen Befreiuung noch ein wenig hin war, gab es Empörungen über diesen Umstand (bei uns gab's erstmal ne 18er Freigabe ). Lustig auch, dass der Köter aus dem Film "muff" genannt wurde
Der Höhepunkt des Films besteht dann auch aus dem für alle Beteiligten peinlichen Gesprächs bezüglich des Wortgebrauchs "Panties" im Gerichtssaal. Wehe, es lacht einer - so das finale Urteil des Richters in dieser Sache.
Also, wie gesagt: ein klasse Film, der beweist, dass auch im Gerichtssaal noch gelacht werden darf (aber leise bitte! )!
9/ 10
#460
Geschrieben 24. Februar 2005, 17:23
Regie: Frank Capra - DVD Columbia
"Oh yeah?!"
Obwohl ich kein Fan der alten Screwball-Komödien bin, spricht mich dieser Film sehr an: ein kein bisschen angestaubt wirkendes Lustspiel, in dem Clark Gable sich um Kopf und Kragen redet. Persönlicher Höhepunkt: die Hitch-Hiking-Demonstration - ein Brüller!!!
Außerdem erinnert mich der Film immer wieder sehr stark an PLANES, TRAINS & AUTOMOBILES (USA 1987, John Hughes). Denke schon, dass der gute John sich hier ein bissel was abgeguckt hat.
7/ 10
Ok, kein Film, aber einen Eintrag wert:
Verkehrspuppentheater Düsseldorf
Sollte jeder mal erlebt haben, weil auch für Erwachsene sehr unterhaltsam! Ein Polizist mit Head Phone singt erst, wie man sich im Straßenverkehr zu benehmen hat, um sich anschließend mit lustigen Puppen rumzuschlagen. Dabei wird den Kids deutlich gemacht, wie man ne Ampel benutzen sollte und wie die Straßenüberquerung in Angriff genommen werden soll. Zum Abschluss gab's dann noch den Hinweis, dass sich die Gesetzeshüter immer ausweisen müssen, wennse in Zivil unterwegs sind und dich anlabern. Außerdem wurde mit den Klischees aufgeräumt, es gäbe nur männliche Polizisten und dass die alle n Schnäuzer tragen würden!
#461
Geschrieben 26. Februar 2005, 23:26
Regie: James Cameron - DVD MGM
"I'll be back."
Eines der Filmzitate; erhört erst sieben Jahre nach dem ersten Teil, der so viel besser ist als das, was Cameron uns 1991 auftischte: da war Arnie auf einmal ein braver Terminator, dem man sogar ein Lächeln entlocken konnte. Quasi die light-version für das jüngere Publikum.
Tricktechnich wirkt Teil 1 im Gegensatz zu dem, was später möglich war natürlich reichlich altbacken und Arnie sieht auch nicht unbedingt wie eine Maschine aus. Hier punktet JUDGMENT DAY deutlich. Dafür aber bot dieser nicht diese bedrohliche Atmosphäre; verdrängte jegliche Düsternis und Ernsthaftigkeit.
Diese war im ersten Film allgegenwärtig und spiegelte damit auch die Regan-Ära wider, die klar vom Kalten Krieg bestimmt war. Angst vor dem Nuklearkrieg; vor dem, was zwischen Ost und West passieren könnte - das alles findet sich im TERMINATOR-Film wieder, der pessimistisch endet. Am Ende wurde das Böse - die Maschine - zwar (ironischer weise) durch die Maschinen aufgehalten und doch ist die Apokalypse unvermeidlich.
Die Maschinen als symbolische Supermächte und mittendrin die unschuldige Sarah Connor, die nur dadurch überlebt, indem sie über sich hinauswächst, militarisiert wird. Insofern könnte man THE TERMINATOR denn auch als Aufruf zur Courage interpretieren: wenn die Kommis schon Stunk machen, dann helft aber bitte alle mit, denen den Garaus zu machen. Dass die Killermaschine einen ausländischen Akzent aufweist, passt dann auch irgendwie in diese Betrachtungsweise...
Wie dem auch sei; eine Breitseite gegen die Technisierung der Gesellschaft ist jedenfalls unverkennbar und Cameron hat dieses Motiv in seinen späteren Filmen ja auch immer wieder aufgegriffen.
Handwerklich ist THE TERMINATOR gelungen und markiert einen der wenigen knallharten, zappendusteren Filme einer Dekade, die vornehmlich durch zynisches Macho-Actionkino und leichte Komödien gekennzeichnet gewesen ist.
7/ 10
#462
Geschrieben 28. Februar 2005, 18:32
Regie: Joe Dante - VHS
"You've got a great future in front of you in Retail Food marketing, and I just hate to see you throw it all away by going psycho on us."
Ich liebe sie ja, die Komödien aus den 80ern und doch hat mich INNERSPACE nie so umgehauen wie etwa Dante's THE 'BURBS (USA 1989). Das hat vor allem zwei Gründe: Grins Quaid und Meg Ryan. Ich kann die beiden partout nicht ab (auch wenn sich Quaid seit TRAFFIC auf dem Wege der Besserung befindet) und auch wenn es Martin Short ist, der den eigentlichen Lead gibt, fallen die beiden Nervensägen schwer ins Gewicht.
Ansonsten aber die typische Dante-Supporting-Cast mit Wendy Schaal, Henry Gibson und Robert Picardo: sie sorgen für die Highlights im Film und ich traute meinen Augen nicht, als sich der Möchtegern-Terminator Mr. Igoe (der Name! ) nen Vibrator auf die Prothese schraubt, um bei dem weiblichen Bösewicht für Stimmung zu sorgen. Sowas in nem Spielberg-Film! Holla!
So hat sich Dante dann doch was von seinem typisch schwarzen Humor bewahren können, der hier ansonsten zu Gunsten familienfreundlicher Unterhaltung fast vollends auf der Strecke bleibt. Denn so klasse die Filmidee auch ist, so bieder ist sie umgesetzt. Da wäre weitaus mehr drin gewesen. Neben den erwähnten tollen Nebendarstellern und dem wunderbar zappeligen Martin Short kann nur der Schluss wirklich überzeugen, indem Dante wirklich auf sämtliche Hollywoodsche Konventionen kotet. Toll!
Unter'm Strich eine nette Komödie, die mich trotz temporeicher Inszenierung nicht so richtig überzeugen kann.
6.5/ 10
#463
Geschrieben 02. März 2005, 17:01
The Killing (USA 1956)
Regie: Stanley Kubrick - DVD MGM
Sterling Hayden in Aktion
Mein "Lieblings"-Kubrick. Kurz und schnörkellos erzählt. Ohne großes Trara. Ob das Spiel mit den Zeitebenen nun Selbstzweck ist oder nicht... innovativ war's jedenfalls und verleiht THE KILLING das "gewisse etwas".
Nach HEAT (USA 1995, Michael Mann) und DU RIFIFI CHEZ LES HOMMES (FRA 1954, Jules Dassin) der beste Heist-Movie - und alle haben sie das gleiche Ende... crime doesn't pay.
8/ 10
Dr. Strangelove Or How I learned to stop worrying and love the Bomb (USA 1964)
Regie: Stanley Kubrick - DVD Columbia
"You can't fight here. This is the war room!"
Auch wenn alle den zugegeben famos aufspielenden Peter Sellers loben; ich beömmel mich jedesmal am meisten über George C. Scott als Kriegsminister. Eine komödiantische Meisterleistung.
Und wenn man sich die Geschehnisse im War Room so anschaut, dann vergeht einem hin und wieder doch das lachen... denn so ähnlich könnte es auch im Kriegsministerium der Staaten zugehen. "Peace is our Profession" als ironischer Leitspruch im Film lässt sich sogar zu 100% auf die aktuelle Außenpolitik der USA übertragen. Das passende Bild dazu findet man übrigens beim Herrn Kunkel.
8/ 10
#464
Geschrieben 05. März 2005, 15:11
Regie: Martin Brest - DVD Universal
"Talkin' to me?"
Zunächst gebührt enjoy mein großer Dank, da er mich auf diesen Film gestoßen hat, von dem ich zuvor kaum was gehört hatte und der sowieso ziemlich untergegangen zu sein scheint (auch wenn es weitere Filme um den Kopfgeldjäger Jack Walsh gegeben hat).
MIDNIGHT RUN hat auch mich stark an John Hughes' PLANES TRAINS & AUTOMOBILES (USA 1987) erinnert und dieser Titel hätte dem Brest-Film auch gut zu Gesicht gestanden (außerdem wäre es möglich, dass Brest sich ein bissel was vom John abgeschaut hat ).
Den Film würde ich jetzt mal als Mischung aus komödiantischem Road- und Actionmovie bezeichnen, dazu mit starken Elementen des Buddy Movie-Genres. Durch die sich ständig wechselnden Locations ist MIDNIGHT RUN trotz einer Laufzeit von über zwei Stunden sehr temporeich und kurzweilig geraten. Slapstick- oder Situationskomik treten zu Gunsten des Dialogwitzes in den Hintergrund, so dass der Film seinen größten Reiz aus dem Duo De Niro/ Grodin (von dem ich bis dato noch nie was gehört hatte) zieht. Man merkt deutlich, dass die Chemie zwischen den beiden gestimmt hat, obwohl ich doch lieber den ursprünglich vorgesehenen Robin Williams in der Rolle des Dukes gesehen hätte.
In den wenigen ruhigen Passagen schlägt Brest auch mal enstere Töne an und verleiht den beiden Protagonisten stärkere Sympathiewerte, wodurch er geschickt mit der Erwartungshaltung des Publikums spielt, das am Ende mit beiden mitfiebern wird.
Überrascht hat mich im übrigen, das De Niro in einem - für seine Verhältnisse - untypischen Film (in den 80ern hatte er sich noch nicht so ausverkauft wie ab Ende der 90er) mitwirkt und trotz einer relativ anspruchslosen Rolle eine verdammt gute Figur macht. Er lässt sein komödiantisches Talent hier und da schonmal durchschimmern, welches er später als Jack Byrnes zur Perfektion getrieben hat. Außerdem wirkte Bobby niemals so sympthisch auf mich: ich hätte ihm am Ende sogar die - zugegeben arg konstruiert wirkende - Family Reunion gewünscht; die Szene mit seiner Tochter war aber auch rührend
Und dann waren da noch die Parallelen des Films mit einer gewissen Serie über einen Kopfgeldjäger... sicherlich ein großer Pluspunkt in meiner Haltung dem Film gegenüber
Am Ende war's endlich mal wieder ein guter Blindkauf und die Erkenntnis, dass es doch noch gute Komödien aus den 80ern gibt, die ich noch nicht kenne. Ich halte weiter Ausschau!
8.5/ 10
#465
Geschrieben 05. März 2005, 16:57
Regie: Nicholas Meyer - DVD Paramount
Ab in die Muppet-Show: Ricardo Montalban als Khan
Nachdem ich letztes Jahr mal wieder den besten STAR TREK-Film, nämlich Teil IV gesehen hatte, hatte ich direkt Lust auf mehr. Da man die DVDs nun nachgeschmissen bekommt, hab ich noch Part II und VI geholt (gemäß der STAR TREK-Arithmetik also nur die "geraden" Teile).
Ich wusste noch, dass THE WRATH OF KHAN damals in der TV-Zeitschrift Gong satte sechs Punkte (Höchstwert) bekommen hatte und meine Erinnerungen an das zweite Kinoabenteuer von Kirk & Co. waren nicht die schlechtesten.
Nach der Sichtung überwiegt aber die Enttäuschung. Kein schlechter Film, aber die hohen Erwartungen konnten in keinster Weise bestätigt werden. Natürlich konnte nach dem extrem langatmigen ersten Teil nur eine Steigerung rausspringen und der Actionteil ist denn auch ungleich höher ausgefallen, aber im Grunde ist es eben nur Kameragewackel auf der Brückenkulisse. Überzeugen konnten tricktechnisch lediglich die Raumschiffmodelle; gar nicht überzeugen die Darsteller: William Shatner wirkt ein ums andere mal extrem unfreiwillig komisch - der Filmschluss krankt an arger Rührseligkeit und klischeehaftem Gerede (Vater-Sohn-Konflikt ). Richtig auf den Sack gegangen ist mir Kirstie Alley
Aber ich will den Film nicht allzu schlecht reden. Die Serie bleibt das nonplusultra, da reicht keiner der sechs Kinofilme heran; im Rahmen dieser Filme sticht Teil II jedoch als einer der besseren Beiträge heraus.
6/ 10
#466
Geschrieben 05. März 2005, 20:52
Regie: John Boorman - DVD Warner
"Is this never going to end?"
Unglaublich verstörender Film, der sich nur schwerlich interpretieren lässt. Definitv einer der wenigen Filme, die mich noch so richtig bei den Eiern packen.
Und ich bin mir sicher, dass sich Tobe Hooper für sein zwei Jahre später gedrehtes TEXAS CHAINSAW MASSACRE (USA 1974) hier deutlich inspirieren ließ.
8.5/ 10
#467
Geschrieben 07. März 2005, 06:19
Regie: Norman Jewison - DVD MGM
"They call me Mr. Tibbs."
Sidney Poitier kicks ass!
8/ 10
#468
Geschrieben 12. März 2005, 11:20
Regie: Steve Buscemi - DVD Artisan
Großartige Loserballade mit Steve Buscemi in seiner besten Rolle und der Film, der Steve zu meinem persönlichen Helden gemacht hat.
In diesem Sinne:
10/ 10
#469
Geschrieben 13. März 2005, 11:56
Regie: Wim Wenders - DVD Arthaus
Ein Film, den ich einfach nur auf mich wirken lasse; an dessen Bildern ich mich berauschen kann, ohne nach irgendwelchen Interpretationen suchen zu müssen.
So schön ist Kino selten gewesen und ebenso schön ist es, Bruno Ganz mal wieder als liebenswerten Charakter sehen zu können.
Und zudem habe ich wieder einen absoluten Magic Moment erleben dürfen - die Bibliothek-Szene: ganz ganz groß!
9/ 10
#470
Geschrieben 13. März 2005, 14:49
Regie: Stanley Kubrick - DVD Warner
"REDRUM"
Was war ich damals enttäuscht von dem Film, den ich quasi direkt im Anschluss an die Lektüre gesehen hatte. Nein, die Klasse der Vorlage konnte Kubrick nicht einfangen.
Zwei Sichtungen später besteht dieses Urteil auch weiter, nur gefällt mir der Film jetzt besser. Betrachtet man ihn losgelöst vom Buch - als "eigenständiges" Werk - so ist es einer der besten Horrorfilme, die je gedreht wurden und wie viele Elemente bzw. Motive wurden nicht schon aus THE SHINING in anderen Genrebeiträgen wieder aufgegriffen... Nach ROSEMARIES BABY, NIGHT OF THE LIVING DEAD, THE EXORCIST und TEXAS CHAINSAW MASSACRE (den ich zwar nicht mag, dessen Stellung im Genre aber unumstößlich ist) war es der letzte "große" Horrorfilm, bevor die Teenie-Slasher-Welle der 80er diesem Genre einen neuen Stempel aufdrückte. Humor und Ironie verbunden mit krassen Gewaltdarstellungen lenkten den Horrorfilm in eine gänzlich andere Richtung und erst mit Shyamalans THE SIXTH SENSE wurde es wieder "ernst"; der Horror erhielt wieder subtilere Züge.
So gesehen stellte THE SHINING für mich also vorerst den letzten "großen" Horrofilm dar. Formal ist der Film wohlmöglich sogar der beste Genrebeitrag überhaupt: Stanley Kubricks Akribie war selten so augenscheinlich wie hier. Allein mit welcher Konsequenz er die Symmetrie in seinen Bildern beibehalten hat; wie er raffinierteste Überblendungen schuf und den Horror durch immer wieder eingestreute stumme hard cuts auf die Spitze trieb. Überhaupt bewegt sich der Film von extremen long-shots zu einer immer kürzer werdendem Schnittfolge, wodurch der Prozess, den der Protagonist Jack Torrance durchläuft formal vorzüglich unterstützt wird.
Und jetzt muss ich natürlich auch ein paar Worte über Jack Nicholson verlieren, ohne dessen Darstellung THE SHINING m. E. nicht funktioniert hätte. Wen sonst könnte man sich in seiner Rolle vorstellen? Mir fällt niemand ein und warum die Kritiker Nicholson bei ihren Preisvergaben ignorierten... das muss am Genre gelegen haben. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Zwar erscheint Nicholson bereits zu Beginn in gewisser Weise dämonisch, wodurch der Übergang vom liebenden Vater zum mordenden Vater etwas abgeschwächt wird, aber es ist eben sein Spiel, das - neben Kubricks Inszenierungsstil - diesem Film seinen Stempel aufgedrückt hat.
Nicht so sehr gefallen hat mir der Musikeinsatz, der mir ein wenig zu überzogen eingesetzt wurde. Der Score zu den shots aus der Vogelperspektive zu Beginn des Films, hat für mich hingegen hervorragend funktioniert; wie die gesamte Eröffnung des Films schlichtweg brilliant ausgefallen ist.
Alles in allem für mich also ein gelungener Film und einer der wenigen Horrorfilme, die mir zu gefallen wissen.
8.5/ 10
Danach dann passenderweise noch The Simpsons: Treehouse of Horror V geschaut...
... und dabei herzlich gelacht!
Jetzt warte ich nur noch auf eine Realfilmverarschung... am besten mit den Olsen Twins als Grady-Töchter!
#471
Geschrieben 13. März 2005, 20:33
Regie: William Wyler - DVD MGM
Kannste mal seh'n! Geguckt nur, weil er in der imdb Top 250 gut im Geschäft ist und da der Film absolut nicht mehr im TV laufen will, hab ich dann mal blind zugeschlagen. Bei 10€ kann man das ja schon mal machen.
Und trotz arger Befürchtungen (nicht weil der Film älteren Datums ist) im Hinblick auf eine sehr lange Laufzeit und einen Oscarregen (für mich alles andere als ein Qualitätssiegel) war's ein richtig schönes Filmerlebnis.
Erzählt wird die Geschichte dreier Kriegsheimkehrer, denen es sichtlich schwer fällt und auch so gemacht wird, sich wieder ins zivile Leben einzugliedern. Toll, wie Wyler die drei Geschichten ineinander verwebt und wie sich am Ende wieder alles zusammenfügt. Und auch wenn dieser Film Hollywoodkino pur ist, so kann das ja auch mal richtig gut funktionieren. Ein bissel Pathos weniger wär zwar auch nicht verkehrt gewesen, aber insgesamt habe ich mehr mit den Personen mitgefiebert, als ich das für gewöhnlich bei Filmen diesen Schlages tue.
Und schon zum dritten mal hat mich Teresa Wright verzaubert. Sie sorgte für das "Herz" im Film; Virginia Mayo für die Erotik. Kommt nicht oft vor, dass mich die weiblichen Akteure in nem Film aus den 40ern so überzeugen (optisch und darstellerisch ).
Am Ende also das Fazit: völlig verdiente acht Goldmännchen für dieses Werk!
8.5/ 10
#472
Geschrieben 14. März 2005, 06:17
Regie: Joel Coen - DVD MGM
"Yaaah?"
Meine Fresse! Also auch wenn ich FARGO zuvor schon zweimal gesehen hatte... so richtig gesehen habe ich ihn erst gestern, denn zum ersten mal in der OV und jeder der mal den Vergleich Synchro - OV ziehen konnte, wird genau wissen was ich meine. So einen Dialekt wie hier habe ich noch nie in einem US-Film vernommen: diese ganzen "Yaaaahs" und "Jeeeez" machen erst den Charme des Films aus, der im Grunde genommen ziemlich düster und tragisch daherkommt.
Mit FARGO knüpfen die Coens an ihr Debüt BLOOD SIMPLE (USA 1984) an, indem sie einem vor Augen halten, wie ein einfacher Plan so richtig in die Hose gehen kann. Dabei behalten die Brüder aber auch immer genau die Location im Auge: seien es Texaner oder die Bewohner Minnesotas... ihr way of life spielt eine ebenso große Rolle, wie der Kidnapping-plot.
Und obwohl ich den Erstling der Coens sehr mag, so konnte ich nie ganz nachvollziehen, wieso ihr zweites crime-doesn't-pay-movie so einen Hype erfahren hat (immerhin zwei Oscars, bei sieben Nominierungen). Mir ist FRAGO stellenweise zu brutal ausgefallen und diese krassen Gewaltdarstellungen können für mich auch durch die zweifelsohne vorhandene Komik nur bedingt aufgefangen werden.
Und so ist es im Grunde genommen auch der einzige Coen-Film, der aus seiner Ernsthaftigkeit keinen großen Hehl macht... wenn Protagonistin Marge am Ende ein trauriges Resumé zieht, dann spiegelt das die ganze Essenz des Films wider.
Mir sind die lustigen Coen-Filme dann doch lieber (nicht aber der Klamauk ihrer letzten beiden Werke) und auch wenn FRAGO formal und darstellerisch keine Wünsche offen lässt, so kann ich mich mit ihm einfach nicht so richtig anfreunden.
Trotzdem ist der Film bei mir noch immer für lockere
7.5/ 10 gut.
#473
Geschrieben 18. März 2005, 23:59
Zeit für ein paar Gedanken zum Thema Film!
Michael hat mich inspiriert, hier auch ab und an einige Filme aufzulisten, die ich unbedingt noch bzw. mal wieder sehen möchte. Diese Filme genießen absolute Priorität und ich werde mich nach ihnen umschauen (TV; Videothek; Bibliothek...)!
Most Wanted
THE SORCERER
YU-ON
GET CARTER (Original)
THE ITALIAN JOB (Original)
KIND HEARTS AND CORONETS
FOLLOWING
THE LONG GOOD FRIDAY
STRAW DOGS
PRINCE OF THE CITY
SUGARLAND EXPRESS
THE LAST OF THE MOHICANS
YOJIMBO
IKIRU
IRMA LA DOUCE
THE MAGNIFICENT AMBERSONS
GEFANGEN IN JEMEN
SLING BLADE
PERSONA
TYSTNADEN
THE MIRACLE WORKER
LE MÉPRIS
HUSH... HUSH, SWEET CHARLOTTE
THE PAWNBROKER
irgendeinen Jacques Tati-Film
Irgendwann mal gesehen und wieder Lust drauf
ASSAULT ON PRECINCT 13
Leones DOLLAR-FILME (Teil 1 + 2)
STAGECOACH
THE BAD NEWS BEARS
BUDDY BUDDY
GOING IN STYLE
BARFLY
JULES ET JIM
THE BIRDMAN OF ALCATRAZ
COOL HAND LUKE
diverse Louis de Funès-Filme
#474
Geschrieben 20. März 2005, 14:58
Regie: Michael Mann - DVD Kinowelt
"And if one does what God does enough times, one will become as God is."
Im Zuge meines freitäglichen DVD-Einkaufs für'n Zehner mal blind gekauft, da Michael Mann aus Prinzip ja keine schlechten Filme macht und ich da nicht viel falsch machen konnte.
Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass ich mit dem überall so heißgeliebten SILENCE OF THE LAMBS (USA 1991, Jonathan Demme) nicht viel anfangen konnte, was aber auch daran gelegen haben konnte, dass ich ihn erst relativ spät gesehen hatte.
Ich möchte hier jetzt keinen Vergleich zwischen diesen beiden Harris-Verfilmungen machen, zumal es sich um zwei verschiedene Vorlagen handelt und doch ist mir eines sofort aufgefallen: die Darstellung des Dr. Lecktor bzw. Lecter von Brian Cox fand ich um einiges beeindruckender als die des Oscarprämierten Anthony Hopkins. Cox strahlt in seiner Role eine Bedrohlichkeit aus, die ich in der Form bislang nur selten erlebt habe: ganz groß!
Der Film ist leider nicht so groß, wohl aber sehenswert. Meisterhaft - wie immer bei Mann - der formale Aspekt: die Bilder, die Spinotti liefert, sind schlicht atemberaubend: kühle Farben stehen in hartem Kontrast zu den weiten Panorama-Shots. Manns Bildsprache bietet viel Raum zur Analyse und ich erhoffe mir Aufschluss in dem im April über ihn erscheinendem Buch (soweit ich weiß das erste deutschsprachige).
In MANHUNTER greift Mann das Thema auf, das er in HEAT später perfektionierte: Jäger und Gejagter, die mehr gemein haben, als es zunächst den Anschein hat. Zwei ebenbürtige Gegner, von denen einer im finalen Duell fallen wird. Anders als in besagtem HEAT oder auch in COLLATERAL beschränkt sich Mann jedoch nicht auf eine Location, die gewissermaßen die Hauptrolle einnimmt und sich zwischen die Duellisten schiebt, sondern erstreckt die Jagd über mehrere Schauplätze, so dass der Focus ganz auf den beiden Protagonisten ruht.
Die erste Hälfte des Films beleuchtet die Psyche des ehemaligen Kriminalexperten Will Graham (toll: William Peteresen) sowie das penible Vorgehen des Polizeiapparats (dort liegt die größte Stärke Manns, dessen Stil hier beinahe ins dokumentarische hereinreicht). Des Weiteren wird mit Dr. Lecktor einer der bekanntesten Psychopathen des Kinos eingeführt: ein Mastermind, das selbst hinter geschlossenen Türen in der Lage ist zu handeln.
Nach einer Stunde schwenkt der Film um und richtet den Focus auf Grahams Konterpart: den Serienkiller "Tooth-Fairy" Dollarhyde (nicht so toll: Tom Noonan). Auch er wird sorgfältig charakterisiert; uns in seiner Funktion als äußerlich tadellos integrierter Teil der Gesellschaft dargestellt. Wozu er im Stande ist, haben wir zwar bereits erlebt und doch wird die Bedrohlichkeit dieser Figur erst dadurch so richtig erlebt, indem man ihm in seinem Alltag erlebt.
Im Schlussakt, den Mann mit einem seiner berühmten Magic Moments einführt, kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen Graham und Dollarhyde. Zwar reicht der Shoot Out nicht an diejenigen seiner späteren Werke heran, ist aber immer noch besser als vieles, was einem da sonst so für gewöhnlich geboten wird.
Obwohl ich nicht allzuviel bemängeln kann, erreicht MANHUNTER für meine Begriffe nicht die Brillanz von Manns späteren Werken (ALI mal ausgenommen). Das mag daran liegen, dass die beiden Gegner nicht ebenbürtig besetzt wurden (Noonan kann mit Petersens Charisma nicht im geringsten mithalten) oder auch daran, dass die Sympathien so deutlich verteilt wurden (HEAT sowie COLLATERAL zeichnen ambivalentere "Bad Guys"). Auch war es mitunter etwas schwer, dem vor allem im zweiten Drittel sehr schnell voranschreitenden Plot zu folgen.
Des Weiteren zerstört der Film (wie es im übrigen auch bei COLLATERAL der Fall war) durch einige deplatziert wirkende Songs einiges an Atmosphäre.
Und dann bin ich auch nicht der allergrößte Freund dieses Genres, das für mich bisher lediglich SE7EN (USA 1995, David Fincher) als einzigen durch die Bank gelungenen Beitrag hervorgebracht hat.
7.5/ 10
#475
Geschrieben 20. März 2005, 18:31
Regie: Costa-Gavras - DVD Warner
Reuig: Dustin Hoffman
Am Ende steht die Einsicht. Die Medien sind an allem Schuld. Leider war mir das vorher auch schon bewusst und Costa-Gavras erzählt seine Medienschelte allzu zäh und klischeehaft, so dass sich mir keine neuen Erkenntnisse erschlossen. Lieber mal wieder NETWORK (USA 1976, Sidney Lumet) schauen.
War aber nicht alles schlecht: John Travolta schlägt Dustin Hoffman im Darstellerduell überraschend deutlich nach Punkten.
Ankündigung
Ich werde von nun an auf das Punktewertungssystem verzichten.
#476
Geschrieben 21. März 2005, 19:01
Regie: Steven Spielberg - DVD Universal
Prolog
Ich bin mit Lt. Columbo aufgewachsen. Verfolge seine Fälle nun bestimmt schon seit rund zwölf Jahren und wie groß war die Freude, als Universal die erste Staffel auf DVD bei uns veröffentlichte (bitte mehr!!!). Auch wenn ich mich früher für viele TV-Krimis begeistern konnte, so hat sich bis heute nur der kleine Mann mit Zigarre im Trenchcoat gehalten. Fernseh-Krimikost kommt mir schon lange nicht mehr ins Haus - bis auf eben jene Kult-Serie.
Und nun muss man schon festhalten, dass diese Serie weit über dem Niveau der meisten anderen TV-Krimis liegt. Namhafte Regisseure und Darsteller haben sich für COLUMBO-Episoden hergegeben; die Drehbücher sind teilweise brilliant, unterhaltsam und spannend sind sie immer. Dazu deutet auch die Laufzeit (70, später 90 Minuten) eher auf Kino denn auf TV.
Da dies ein Filmtagebuch ist und ich Serien lediglich dann und wann mal bespreche und mich dabei auch auf mein Gesamtbild bzw. den Piloten beschränke, muss ich von einer Ausnahme sprechen. Für mich ist jede Episode ein kleiner Film für sich. Und auch wenn COLUMBO für die "Big Screen" sicherlich zu klein ist; den Weg in mein Filmtagebuch hat sich die Serie allemal verdient.
Zunächst also die neun ersten Folgen (1. Staffel), denen hoffentlich weitere folgen werden. Und da für mich alles was nach den 70ern an COLUMBOS rauskam uninteressant ist, reichen mir auch eben diese Episoden völlig aus.
Also dann, los geht's!
Plot:
Ein Schriftstellerteam, das sich für eine erfolgreiche Krimiromanserie verantwortlich zeichnet trennt sich, was für die eine Hälfte fatale Folgen haben wird...
Der erste "reguläre" COLUMBO (nach zwei Piloten) ist storymäßig noch nicht so weit wie andere Episoden und doch möchte ich MURDER BY THE BOOK als gelungenen Auftakt bezeichnen. Denn wo der plot für COLUMBOsche Verhältnisse zu simpel daherkommt, da glänzt diese Folge durch ihre Form und Darsteller.
Steven Spielberg verleiht der Episode einen ganz besondere Note: Wide Shots domineren gegenüber Close Ups, viele verschiedene Kamerawinkel und sonstige filmtechnische Kabinettstückchen (allein der Einstieg ist eine Offenbarung) - so gut sah eine COLUMBO-Folge selten aus.
Peter Falk legt den Grundstein für die Popularität seiner Figur: sympathisch und den Täter so richtig schön nervend spielt er sich in die Herzen der Zuschauer. Sein Konterpart wird von Jack Cassidy dargestellt, der so überzeugend war, dass man ihn später noch einmal engagierte (als Zauberer in einer der besten COLUMBO-Folgen überhaupt: NOW YOU SEE HIM). Sein selbstgefälliges Spiel verbunden mit einer gehörigen Portion Charme machen ihn zu einem der besten "Bad Guys" der Serie und einem Ladykiller par excellence.
Insgesamt also ein guter COLUMBO, der für die folgenden Episoden storytechnisch aber noch Luft nach oben lässt.
Kleine Anekdote: einer der Krimi-Romane des fiktiven Autorenteams wurde nach einem der beiden COLUMBO-Piloten benannt. Netter Gag.
#477
Geschrieben 21. März 2005, 22:01
Regie: Takashi Shimizu - DVD Highlight
Erstmal folgendes: der Name des Labels, das diesen Film auf DVD veröffentlicht hat kann sich einer gewissen Ironie nicht erwehren. O-Ton ist ja schön und gut, nur bringt einem (zumindest mir) das herzlich wenig, wenn keine UT vorhanden sind.
Dann zum Film: meine Erwartungen waren ohnehin sehr gering (geworden) und leider muss ich den Leuten, die mich gewarnt haben, recht geben: das war nix.
Du wirst direkt ins Geschehen hineingeworfen; ständig tauchen neue Personen auf; eine Gruselszene wird an die nächste gereiht ohne das das alles viel Sinn macht und am Ende dann die obligatorische Flashback-Szene, die sowas wie ne Conclusio darstellen soll.
Erschlossen hat sich mir reichlich wenig und dann habe ich mich auch noch schrecklich gelangweilt, während der 85 Minuten (der Blick auf die Uhr erhöhte sich mal zu mal).
Aber vielleicht ist das alles ja auch als allumfassende Trilogie o. ä. angelegt (analog zu RINGU), so dass ich mich meiner Ratlosigkeit nach der Sichtung nicht großartig schämen muss. Nun ist es aber auch so, dass mich überhaupt nicht interessiert, was da noch kommen mag und den heute in der Videothek stehen gesehenen zweiten Teil schenk ich mir dann mal.
Habe jetzt auch keine Lust mehr auf weiteres Horrorkino Marke Asien. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das US-Remake von RINGU Laune gemacht hat, wie auch die ersten beiden Drittel von AUDITION. Der Rest war dann wenig überzeugend.
Hängen bleiben werden mir von JU-ON nur die ganzen leckeren Mädels...
#478
Geschrieben 22. März 2005, 17:03
Regie: Pier Paolo Pasolini - DVD Legend
Ich wurde von einem ehemaligem Kumpel ständig darüber aufgeklärt, wie scharf er auf diesen Film sei. Ich erfuhr stets, wie es um die Veröffentlichung von SALÒ bei uns stand; hatte selbst aber keine Ambitionen, mir ihn anzuschauen, zumal besagter Kumpel auch eher darauf aus war, seine Grenzen aufgezeigt zu bekommen, was ich mir ja nicht gerade antun muss.
Nun bin ich mit der Zeit aber doch neugierig auf diesen "Skandalfilm" geworden, über den ich so gut wie nichts wusste, außer eben, dass es sich hier um ganz starken Tobak handeln würde und Pasolini nach diesem Werk umgebracht worden ist. Ein gewisser künstlerischer Anspruch sei SALÒ nicht abzusprechen, meinte mal jemand zu mir; das Thema Faschismus würde dort aufgegriffen.
Gestern in der Videothek habe ich den Film dann mitgenommen und muss vorab ein Lob an Legend Films aussprechen: zwar hatte die Leih-DVD noch den "Springer" drin, aber das Bonusmaterial fand ich doch sehr ansprechend und interessant. Mehr dazu aber später.
Zum Film: wo soll ich anfangen? Vielleicht erstmal mit den ersten Eindrücken. Die ließen mir Übles schwanen. Frei nach dem Motto: Schund, der schnell einen Platz in meiner WORST 10 finden würde. Mit der Zeit relativierte sich dieser Eindruck jedoch und auch Dank der Interviews und einer Nacht Schlaf stehe ich SALÒ nun doch wohlgesonnener gegenüber.
Dass es sich hier um eine Analogie (heißt das so?) zu den KZ während WWII handelt ist, so denke ich, unumstritten, zumal die vier Protagonisten klar als Faschisten zu erkennen sind und sich im Laufe des Films als fürchterliche Sadisten entpuppen. Die menschlichen Abgründe werden hier also näher beleuchtet. Der Genuss der Macht sowie das grenzenlose Ausleben sexueller Fantasien. Grenzt man die Gewalt von der sexuellen Perversion (?) ab, so hat der Film rund 30 Jahre nach seiner Entstehung deutlich an Provokation eingebüßt. Scatophilie oder wie auch immer man es nennen mag ist mittlerweile längst enttabuisiert; wie überhaupt alle sexuelle Spielereien mit Ausnahme der Pädophilie.
Diese greift der Film in den zahlreichen Erzählungen auf und erzeugt im Hinblick auf die sexuelle Thematik den größten "Empörungseffekt". Freilich ist auch der brutale Zwang, den die "Hausherren" auf ihre Gefangenen ausüben empörend; doch richtig schockierend empfand ich eigentlich nur die überaus krassen Foltermethoden, die Pasolini in ihrer Wirkung noch dadurch verstärkte, dass er sie uns aus der Rolle des Voyeurs verfolgen ließ.
Bei diesen Szenen wurde für mich das Dämonische im Menschen wirklich Nahe gebracht. Der Gedanke daran, dass so etwas Teil der Realität ist, das derartiges in den KZ oder aktuell in irgendwelchen Gefangenencamps an der Tagesordnung gewesen sein könnte bzw. ist, ist nur schwer erträglich.
So hat der finale Akt des Films auf mich den stärksten "Impact" gehabt, wobei es mich insgesamt doch erstaunt hat, dass Pasolini nicht stärker auf der Mitleidsschiene gefahren ist: natürlich entsteht Mitleid und doch hätte dies durch genauere Charakterisierungen der Opfer noch verstärkt werden können. Teilweise kehrt Pasolini dies sogar um, indem er die Gefangene als feige Denunzianten darstellt. Andererseits muss sich der Zuschauer hier die Frage gefallen lassen, wie er denn gehandelt hätte.
Erstaunt hat mich am Ende aber auch, dass es nicht SALÒ gewesen ist, der mich psychisch am meisten mitgenommen hat - hier rangiert noch immer FESTEN (DK 1997, Thomas Vinterberg) ganz vorne. Und dennoch würde ich Pasolinis Werk als etwas beschreiben, das nachwirkt und sich nicht einfach abhaken lässt.
Hier möchte ich wieder die DVD-Ausstattung aufgreifen, die zur Auseinandersetzung mit dem Gesehenen einlädt, indem beispielsweise vier der provokativsten französischen Filmemacher zu Wort kommen wie auch der Regisseur selbst, der sich nicht davor scheut, seinen Film zu analysieren. Hier gab es interessante Denkanstöße, wohl aber auch Kopfschütteln, wenn über SALÒ gesprochen wird, als hätte man nicht richtig gelebt ohne ihn einmal gesehen zu haben.
Abschließend noch ein paar Worte zur Inszenierung: die Einteilung der Geschichte in diverse Kapitel unterstützen die Zuspitzung der Ereignisse gekonnt (Noe hat dieses Stilmittel in seinem Film SEUL CONTRE TOUS variiert); in punkto Ausstattung und Darsteller kann SALÒ ebenfalls punkten.
Eine zweite Sichtung schließe ich erstmal für mich aus; werde mich aber weiter über den Film informieren und diverse Diskussionen intensiv verfolgen.
#479
Geschrieben 23. März 2005, 19:57
Regie: Bernard Kowalski - DVD Universal
Weiter geht's und bereits nach zwei Episoden bin ich vom COLUMBO-Fieber befallen, so dass ich gleich mal das Nachschlagewerk zur Serie bestellt habe...
Plot:
Als ein Erpressungsversuch eines Überwachungsspezialisten schief geht und mit einem ungewolltem Mord an der Frau seines Klienten endet gerät der Täter in eine verzwickte Situation: er wird beauftragt, diese Tat aufzuklären und dabei auch noch mit Lt. Columbo zusammen zu arbeiten...
Beklagte ich bei der letzten Episode noch den etwas zu konventionellen plot, so darf DEATH LENDS A HAND zweifelsohne als einer der storytechnischen Höhepunkte der Serie erklärt werden. Nicht nur, dass hier ein Mord geschieht, dem kein ausgeklügelter Plan vorausgegangen ist, nein, es ist auch diese einmalige Konstellation, die Columbo in Kooperation mit dem Täter sieht - eine herrliche Idee!
Darüber hinaus wurde weiter an der Persönlichkeit des Lieutenants gefeilt: die Abneigung gegen Schusswaffen, sein Verhältnis zu seiner Frau, seine Schrottkarre und die nicht immer aufgesetzt wirkende Schusseligkeit (die Türszene! ). Erstmals bekommen wir eine Szene zu sehen, die im Grunde nur dazu dient, den Charakter Columbo näher zu beleuchten und für das Voranschreiten des plots im Grunde irrelevant ist. Der Sympathiewert mit dem Schnüffler steigt noch einmal merklich an!
Interessant macht diese Folge auch die Tatsache, dass es Columbo mit einem Gegner zu tun hat, der sich ebenfalls als Experten auf dem Gebiet der Kriminalitätsverfolgung bezeichnen darf: dessen technische Ausstattung ist der des L.A.P.D. weit überlegen, nur ist der Intellekt des Lieutenants eben auch nicht zu unterschätzen!
Dargestellt wird der Täter von Robert Culp, der ebenfalls wie Jack Cassidy noch einmal wiederkehren durfte (sogar zweimal wenn ich mich nicht irre), da er eine sehr gute Figur gemacht hat und für mich persönlich zudem noch immer den "Lieblings-Bösewicht" (passend dazu trat er in meiner Favoritenepisode THE MOST CRUCIAL GAME auf) der Serie verkörpert.
Aber auch in kleineren Rollen ist dieser COLUMBO gut besetzt: so hat sich Ray Milland hier die Ehre gegeben und verleiht der Episode weitere darstellerische Klasse.
Formal reicht DEATH LENDS A HAND nicht an die Spielberg-Folge heran, bietet jedoch zumindest ein großes Schmankerl: nämlich als sich das Vorgehen des Täters nach dem Mord auf dessen Brillengläsern abspielt - klasse!
Alles in allem ein richtig toller COLUMBO, der ganz ganz viel Lust auf mehr macht!
#480
Geschrieben 24. März 2005, 12:49
Regie: Uwe Boll - DVD Kinowelt
Misunderstanding!!!
Um den Elektro mit den Olsens quälen zu können sah ich mich bereit, mir das HOUSE OF THE DEAD anzutun, bis ich nach ner Stunde merkte, dass er ja HOUSE OF 1000 CORPSES gemeint hatte. Da war der Ärger groß, denn auch wenn ich mich jetzt endlich damit rühmen kann, auch was vom überall "hochgelobten" Dr. Boll gesehen zu haben... im Nachhinein hätte ich gern darauf verzichtet.
Dieser Film wird mal wieder vortrefflich von einem meiner liebsten Filmzitate beschrieben: "So scheiße, dass er schon nicht wieder gut ist, sondern schon wieder scheiße."
Dabei fing alles ganz vielversprechend an: fünf wandelnde Stereotypen und Jürgen Prochnow in DAS BOOT-Outfit als Captain Kirk mit Clint Howard im Schlepptau, die allesamt auf ne Insel zuschippern, auf der die Toten ihr Unwesen treiben sollen. Die jungen Leute interessiert das natürlich nicht, sie wollen dort auf ihren Sega-Rave (erster subtiler Hinweis, dass es sich hier um eine Videospiel-Adaption handelt) und es ordentlich krachen lassen...
Die erste halbe Stunde ist grandios: eine erstklassige Parodie auf die Teenie-Slasher-Retrowelle der späten 90er. Hab mich im Minutentakt weggeschmissen.
Und dann... als dann die Metzelei losgeht, geht alles den Bach runter. Nervtötende Techno-Mucke, nicht enden wollendes, obercooles Rumgeballere, bei dem immer wieder Videospielausschnitte eigestreut weren (zweiter subtiler Hinweis, dass es sich hier um eine Videospieladaption handelt) und das durch ständige Slo Mos noch weiter in die länge gezogen wird...
Danach wird's auch nicht besser... der Humor ist längst verschwunden, nur dann und wann ein wenig unfreiwillige Komik, die mich aber auch nicht aus der längst eingesetzten geistigen Lethargie zu reißen vermag... hab am Ende nicht mehr viel mitbekommen, außer dass es da wohl mal n bösen Piraten gab, der nicht tot ist und selbst mit abgehackter Rübe noch aktiv sein kann, bis ihm ein Fräulein ganz feste auf den Kopp tritt: spritz - und aus isses.
Kann beim besten Willen nicht verstehen, wieso Boll nicht weiter auf der parodistischen Schiene gefahren ist und auf einmal so etwas wie Ernsthaftigkeit vermitteln wollte. Chance vertan, will ich meinen!
Stilistisch erinnert mich der Uwe an nen Michael Bay-Praktikanten; da muss nur noch etwas am Pathos und Patriotismus gefeilt werden.
Jetzt will ich bloß hoffen, dass der Rob Zombie-Streifen mich zumindest ein klitzekleines bisschen besser unterhält!
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