Twin Peaks: Fire walk with me (USA/ FRA 1992)
Regie: David Lynch - DVD MK 2
Auch wenn ihn die Kritiker verrissen und das Publikum ihn kaum sehen wollte: für mich ist das ein weiteres Meisterwerk von David Lynch. Vor allem deshalb, weil das ein
typischer Lynch-Film ist: undurchschaubar, horrormäßig, voller Symbolik, wo Schönheit und Hässlichkeit ganz nah beieinander liegen...
Zwar habe ich es der Sichtung dieses Filmes zu verdanken, dass ich bereits vor dem Ansehen der gleichnamigen Serie über die Identität des Mörders Bescheid wusste, wurde somit auf selbige aber auch mächtig heiß gemacht und vor kurzem legte ich mir dann ja trotz nicht absehbarer zweiten Box die erste Staffel zu.
Dort taucht Laura Palmer nur zu Beginn als gut verpackte Wasserleiche auf; alles, was man über sie erfährt ist das, was andere Leute über sie erzählen und wer weiß, inwiefern dies der Wahrheit entspricht...
FIRE WALK WITH ME zeigt uns die letzten sieben Tage von Laura Palmer; beginnt jedoch ein Jahr zuvor. Wir sehen zwei FBI-Agenten (Chris "übercool" Isaac und Kiefer Sutherland), die im Örtchen Twin Peaks ermitteln, nachdem dort eine Leiche aufgetaucht ist, die an den späteren Mord von Laura Palmer erinnert.
In der ersten halben Stunde greift Lynch nochmal auf den kuriosen Humor seiner Serie zurück, hat einen klasse Gastauftritt und führt Agent Dale Cooper als Mann mit einer Vision ein.
Es kommt zum Bruch bzw. Zeitsprung, das berühmte Twin Peaks-Thema setzt ein und Sheryl Lee (bombig!) erscheint auf der Bildfläche. Schnell wird klar, dass es sich hier um alles andere als ein unschuldiges High School-Girl handelt und im Laufe der nächsten 90 Minuten wird uns einer der widersprüchlichsten, faszinierendsten Filmcharaktere präsentiert.
Im Grunde ist das schon der ganze Plot; und doch geschieht so viel um Laura Palmer herum, dass es sich hier um ein Stück Film handelt, das man gerne mal auf den Seziertisch legen kann. Unzählige Figuren (unzählige Gastauftritte von David Bowie über Jürgen Prochnow bis hin zu Heather Graham) tauchen auf und verschwinden meist sehr schnell wieder. Und alles dreht sich um Laura Palmer, die es dem Zuschauer wahrlich nicht leicht macht, mit ihr zu sympathisieren. Und doch treiben mir die letzten Szenen jedes mal wieder fast die Tränen in die Augen.
Nach einer Minuten langen visuellen Tour de Force, die mit der Ermordung Plamers endet (hammerharte Einstellung, als das bekannte Motiv der Serie erscheint: Palmer in Plastik) schafft Lynch eine traumhafte Atmosphäre, verbunden mit Engelsgesang, schwelgt im totalen Kitsch, der aber so überzeichnet ist, dass es wieder ansprechend ist. Ein Finale, das stark an andere Lynchfilme erinnert, wie im Übrigen der gesamte Film etliche typische Trademarks vom Surrealisten beinhaltet: visuell, wie storytechnisch. Vor allem die Parallelen zu MULHOLLAND DR. sind erstaunlich groß.
Dies auch dahingehend, dass ich beide Filme sehr schätze, auch wenn letzterer natürlich der ganz große Wurf geworden ist und doch etwas raffinierter erscheint.
Nachdem ich FIRE WALK WITH ME nun zum zwei(einhalb)ten mal gesehen habe, würde ich ihn im Lynchschen Oeuvre klar im oberen Drittel ansiedeln und hoffe, dass der Mann uns endlich mal wieder ein neues Werk beschert.