See you at the movies
#1
Geschrieben 15. September 2003, 00:09
Regie: John Hughes - DVD Paramount
Mein All Time Favorite. Gesehen zum ersten mal Anfang der 90er und seitdem ließ mich diese ansich belanglose nette Komödie nicht mehr los. Ein Film, der wohl jedem irgendwie sympatisch ist, den aber kaum jemand als klasse oder gar überragenden Beitrag zum großen Filmkosmos zählen würde. Dies tue ich auch nicht und so ist dieser Film mit Sicherheit DER Film aus meiner Top 10, der sich in kaum einer Bestenliste diverser Kritiker wiederfinden wird. Klar ist ein Lieblingsfilm, DER Lieblingsfilm stets rein subjektiv gewählt, aber diesem würde ich als einzigem meiner Top 10 unter rein objektiven Maßstäben auch nur ein "nett" zuschreiben. Für mich ist er mehr. Der einzige Film, den ich wohl wirklich JEDEN Tag sehen könnte, der einzige, den ich wohl über 20 mal gesehen habe (was bei mir durchaus viel ist ).
Es geht um zwei unterschiedliche Typen, die sich rein zufällig über den Weg laufen. Naja, eigentlich stolpert der eine mehr in das Leben des anderen, um ihn fortan nicht nur zu nerven, nein, er bringt den armen unbescholtenen Kerl schier zur Weißglut, am Ende jedoch hat er ihm gar eine Lebenshilfe erwiesen. Doch bis dahin ist es ein langer, weiter Weg. Quer durch die USA. Von New York über Witchita über St. Louis bis hin nach Chicago. Dort ist Neil Page zu Hause. Ein Erfolgsmensch. "Marketing." sagt er kurz und knapp als er nach seinem Job gefragt wird. Ja, Neil ist in der Werbebranche. Ein hohes Tier. Stets gut gekleidet. Anzug, Hut und Aktenkoffer. Geschäftsmann eben. Am Ende allerdings ohne Hut (der kommt sprichwörtlich "unter die Räder"). Und ohne Uhr. Dafür mit einer gehörigen Portion Lebenserfahrung. Und einem Duschvorhangringverkäufer. Del Griffith. "I sell showercurtainrings. The best in the world." stellt sich der überaus sympatische Del vor. Ein lustiger Mensch. Wir alle kennen diesen Typen. Stets ein Lächeln im Gesicht. Höflich, immer für einen kleinen Plausch zu haben. Allerdings pflegen diese Leute, neben denen man zufällig im Flieger oder im Zug sitzt zuweilen auch sehr zu nerven. Was mit einem kleinen Smalltalk beginnt kann schnell zu einer nervigen, einseitigen Konversation ausarten. Denn eigentlich möchte man seine Ruhe. Aber aus Höflichkeit hört man eben zu. In der Hoffnung, dass doch irgendetwas geschehe, was einen aus dieser Situation bringt.
Neil gerät an so einen Menschen. Anfangs siegt seine Erziehung zur Höflichkeit, doch bald ist es auch ihm genug. Irgendwann wird es aus ihm herausbrechen. Kommt sein ganzer Frust zum Vorschein. Einer von zalhreichen unglaublich emotionalen Momenten in dem Film, der eben doch mehr ist, als reiner Slapstick. Nein, eine Komödie, durchzogen von diesen kurzen Szenen, die nachdenklich stimmen. Die zu Herzen gehen. Dennoch lebt der Film vorrangig durch die komischen Momente und die gibt es en masse.
Etwa wenn die beiden Männer sich unfreiwillig das letzte Motelzimmer teilen müssen. Oder ein geladener Steve Martin die quietschige Autovermietungsangestellte zur Sau macht. Oder wenn aus einem intakten Viertürer über Nacht durch diverse Ereignisse plötzlich ein sportliches, aber etwas demoliertes Cabrio wird.
John Hughes gelang mit Planes, trains & automobiles sein mit Abstand bester Film. Er war einer DER Filmemacher (Auteur) der 80er. Kaum einer verstand es besser Komödien zu machen, die mehr waren als pure Unterhaltung. So bekam er spätestens nach The Breakfast Club den Ruf als Jugendversteher Nummer 1. Dass er zu mehr fähig war, bewies er dann mit She's having a Baby (übrigens kurz in Planes,... zu sehen) und eben Planes, trains & automobiles.
Für mich ein Highlight (DAS Highlight) des Komödiengenres in den 80ern (das goldene Jahrzehnt dieses Genres).
Eine zeitlose Komödie, die so überall und zu jeder Zeit hätte spielen können. Etwas, das jedem passieren könnte (ok, vielleicht nicht in der im Film porträtierten sehr extremen Form). Ein Thema, das fast jeden schonmal berührte.
Darin liegt die Qualität dieses Films. Seine Popularität.
Aber was wäre dieser Film ohne zwei Ausnahmeperformances der beiden Leads Martin und Candy? Bei ihnen stimmte die Chemie, das Timing, einfach alles. Martin perfekt besetzt, da es niemand so gut wie er versteht, sprichwörtlich zu dampfen. Auf die Palme gebracht zu werden. Und Candy, als gutherzige Nervensäge. Eine Lebemann, der gerne isst und in jeder Situation doch noch etwas Positives sieht. Diese Rollen waren den beiden Darstellern auf den Leib geschrieben. Zuletzt hat man eine derartig furiose aufspielende Kombo in der Hochzeit der Screwballkomödien (Grant-Hepburn, Tracy-Hepburn, Gable-Colbert, Matthau-Lemmon) gesehen.
Diesen Film schaue ich mittlerweile nur noch einmal im Jahr. Immer am 24.12. kurz vor der Bescherung. Ein Film, der besonders in Weihnachtsstimmung zu genießen ist. Zwar dreht es sich in ihm um Thanksgiving, aber notfalls tut's auch Weihnachten ihn zu gucken
Ich LIEBE diesen Film. Kann die Dialoge fast auswendig nachsprechen.
Meine unantastbare Nummer 1
#2
Geschrieben 15. September 2003, 01:04
Regie: Michael Mann - DVD Warner
Sicherlich einer der sogenannten Überfilme. Ein Musterbeispiel für den perfekten Film. Hier stimmt wirklich alles. Ein Darstellerensemble, das seinesgleichen sucht. Ein Inszenierungsstil und plot von aller höchster Klasse. Ein Actionfilm, ein Thriller, ein Drama, eine Charakterstudie plus ein wenig Short Cuts à la Altman. Das ist Heat. 1995 vom ehemaligen TV-Regisseur Michael Mann abgedreht. Der erste Film, der die beiden Darstellerlegenden De Niro und Pacino gemeinsam auf die Leinwand bringen sollte (in The Godfather part 2 hatten sie keine gemeinsamen Szenen). Schon daraus mussten die höchsten Erwartungen resultieren. Doch diese wurden bei weitem übertroffen.
Im Endeffekt haben Pacino und De Niro nur zwei gemeinsame Szenen in diesem fast dreistündigen Film. Dennoch ist während jeder Szene, in der nur einer der beiden zu sehen ist stets die Präsenz des anderen spürbar. So ist Heat ein Katz- und Mausspiel. Jäger (Pacino) und Gejagter (De Niro). Zwei ebenbürtige Gegner. Zweimal treffen sie zusammen. Pacino will sein Konterpart kennenlernen. Also lädt er ihn auf einen Kaffee ein. "What do you say, I'd buy you a cup of coffee?" fragt er De Niro, nachdem er ihn in einer der besten Szenen des Films (untermalt von Moby's "New Dawn Fades") auf einem Highway anhält. Noch zögert De Niro. Doch dann willigt er ein. "Sure. Let's go."
Die folgende Szene darf bereits jetzt zu den Magic Moments des Kinos gezäht werden. Wie diese beiden Ausnahmeschauspieler sich im Café gegenübersitzen. Wie sie sich belauern, sich neugierig begutachten. So sitzen sie sich zunächst schweigend gegenüber. Ein großer Respekt ist erkennbar. Jeder der beiden weiß, wen er vor sich hat. Dann kommt es zum Gespräch. Am Ende stellen die beiden eine gewisse Seelenverwandtschaft fest. Zwei Besessene, deren Obsessionen sich alles restliche in ihrem Leben beugen muss. Dass De Niro und Pacino diese Konversation nur improvisiert haben sollen - man glaubt es kaum. Das zeigt KLASSE.
Heat lebt zwar vorrangig von der Jagd eines Cops auf einen der gerissensten Gangster L.A.'s, aber es ist ein Film, der weit mehr ist als ein hochspannender Thriller. Nein, es werden zahlreiche Nebenschauplätze beleuchtet. Zalhreiche Einzelschicksale werden ausgezeigt. Mehr als ein Dutzend Personen werden porträtiert. Es wird gezeigt, woran Beziehungen scheitern. Dies wunderbar konträr an Hand der beiden Protagonisten geschildert.
Auf der einen Seite der Cop, zum vierten mal verheiratet, kaum zu Hause, kaum Kontakt zu Ehefrau und Stieftochter. Es kriselt. Am Ende droht auch diese Ehe zu zerbrechen.
Auf der anderen Seite der Gangster, der endlich eine Partnerin gefunden zu haben scheint. Doch lebt er mit ihr zunächst in einer Lüge.
In einer der besten Szenen des Films sitzt De Niro am Tisch mit seiner Gang, die allesamt Frauen und Kinder mitgebracht haben. Eine nette, beschauliche Runde. Alle wirken unbeschwert, ausgelassen. Dann focussiert die Kamera De Niro. Wie sein Blick über die Runde schweift. Ein schiefes Lächeln. Dann wirkt er in sich gekehrt. Trotz seiner ganzen Professionalität triebt auch ihn die Sehnsucht nach Liebe. So fährt er rasch zu Eady, seiner neuen Freundin, die einzige Person, mit der über Privates reden kann. Mit der seine Träume teilen kann.
Als er am Ende aus purer Rachesucht diese Beziehung scheitern lässt ist dies mehr als tragisch.
Am Ende scheitert De Niro an seinem Kredo "'Don't get attached to anything you are not willing to walk out on in 30 seconds flat if you spot the heat around the corner."
Zeitweilig nimmt der Film Züge einer Tragödie.
Doch neben sehr emotionalen Momenten bietet Heat auch eine der spektakulärsten Actionszenen der Filmgeschichte.
Der missglückte Heist und seine Folgen. Eine perfekt choreografierte Schießerei mitten in Downtown L. A.. Ein Schussgewitter, das seinesgleichen sucht. Die erste Auseinandersetzung von Jäger und Gejagtem. Beide werden wichtige Bezugspersonen verlieren. Die Jagd fordert ihre ersten Opfer.
Die zweite Auseinandersetzung endet wieder tödlich, doch diesmal erwischt es einen der Protagonisten. Die Jagd ist vorbei. In einem ergreifenden Moment nimmt Pacino De Niros Hand. Es wird mehr als gegenseitiger Respekt erkennbar. Dann setzt langsam Moby's "God moving over the Face of the Waters" ein. Das Bild verdunkelt sich. Schwarz. Dann der Abspann. Noch immer sitzt man ergriffen vor dem Schirm. Heat lässt einen so schnell nicht los. Ein überwältigendes Filmerlebnis.
#3
Geschrieben 15. September 2003, 01:51
Regie: Jean-Pierre Jeunet - DVD Universal
Der erste Film seit Ewigkeiten, der meinen Spitzenreiter eine zeitlang vom Thron stürzen konnte. Wieder ein Überfilm. Ein Film, wie man ihn zuvor noch nie erlebt hatte. Eine bildgewaltige Wundertüte eines Films. Ein Film, bei dem man selbst nach dem x-ten Anschauen noch Neues entdecken kann.
Auch wenn Jeunet das Paris seines Films digital etwas aufgeputzt hat, man verzeiht ihm, ob dieser traumhaften Kulisse, fantastisch fotograiert von Bruno Delbonnel.
Der Film schildert märchenhaft das Leben von Amélie Poulain, dem liebenswürdigstem Filmcharakter seit George Bailey (und dessen Erblicken der Leinwand ist nun auch schon stolze 57 Jahre her). Man sieht wie sie aufwächst, wie sie ihrem Leben nachgeht und durch einen Zufall zur Heilsbringerin ihrer Umwelt wird.
Die ersten 15 Minuten des Films werden im Schnelldurchlauf erzählt, begleitet von einem Off-Kommentar eines namenlosen Erzählers, was den Märchencharakter des Films erkennbar werden lässt.
Dass Jeunet wie auch seine Filmfigur Amélie ein Auge für die kleinen Dinge des Lebens hat wird bereits in der ersten Szene des Films deutlich, als wir beobachten dürfen, wie eine Schmeißfliege ihr Leben lassen muss und wie gleichzeitig der Wind unter die Tischdecke bläst und die Gläser tanzen lässt. Gleichzeitig erblickt Amélie Poulain das Licht der Welt. Noch ist nicht klar, was es mit ihrer Person auf sich hat.
Amélies Kindheit ist durchzogen von Konflikten. Eine strenge Mutter, die früh ihr Leben lassen muss (durch den Suizid einer kanadischen Touristin) und einen in sich gekehrten Vater. So ist sie auf sich allein gestellt, verlebt ein einsames Leben daheim und doch wird dem Zuschauer bereits frühzeitig Amélies Pfiffigkeit aufgezeigt, so weiß sie sehr wohl, wie man Rache übt oder wie es um das wahre Wohlbefinden der Komapatientin bestellt ist.
Als Amélie erwachsen ist, hält sie nichts mehr zu Hause und so wird sie Kellnerin im Du Moulain, dessen Stab plus Stammgäste wiederum im Schnelldurchlauf vorgestellt werden.
Erst dann beginnt der Film sich den Konventionen der "gängigen" Filmnarration zu fügen. Wir erleben mit, wie Amélie in ihrer Wohnung ein Scherzkästchen entdeckt und wie sie beschließt, den Besitzer zu finden und es ihm zurückzugeben. Hier soll sich das "fabuleux destin d'Amélie Poulain" entscheiden.
Weil sie erfolgreich ist, beschließt sie sich, sich in das Leben ihrer Mitmenschen einzubringen. Sie wird zum Prototypen des guten, hilfsbereiten Menschen. Während wir sie dabei beobachten wird uns erstmals richtig warm ums Herz. Man könnte glatt die ganze Welt umarmen. Ein gutgelauntes Lächeln wird unausweichlich.
Sie verhilft der Vermieterin zu einem Leben aus dem Trübsal, muntert ihren depressiven Nachbarn durch Videobänder mit Kuriositäten auf, verpasst dem miesen Gemüsehändler als Zorro zwei Denkzettel und wird zur erfolgreichen Verkupplerin an ihrem Arbeitsplatz.
Nur was ist mit ihrem persönlichen Leben. Ist sie glücklich. "Das kann warten" sagt sie zu dem Mann aus Glas, ihrem Nachbarn, bei dem sie ab und zu einen Glühwein samt Spekulatius als Stärkung für ihre guten Taten einnimmt.
Doch schon längst hat sich das Schicksal auch ihrem Glück zugewandt. Nino heißt er. Ist ebenfalls ein hochsympatischer Kerl, der es liebt weggeworfene Passbilder zu sammeln und das Rätsel des mysteriösen Mannes mit den roten Turnschuhen zu lösen, der ihm immer wieder auf den gefundenen Passbildern erscheint.
Nach zahlreichen Stolpereien finden Nino und Amélie am Ende zu einander. Jetzt ist auch sie glücklich. Belohnt für ihre guten Taten. Ein Happy End wie in einem Märchen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Jeunet ist ein Geniestreich gelungen. Wann hat ein Film so sehr gute Laune gemacht? Wann war ein Film so innovativ inszeniert? Man mag glatt von einer Überinszenierung sprechen, muss man sich stellenweise doch gar einer gewissen Reizüberflutung ausgesetzt sehen. Doch bei aller zeitweiligen Hektitk der Narration: irgendwie passt alles perfekt zusammen. Eine perfekte Symbiose all dessen, was einen schönen Film ausmacht: sympatische, interessante Figuren, ein Drehbuch voller Überraschungen (inklusive einer hochspannenden Rätselauflösung), ein traumhafter Score und Bilder, die man sich allesamt einrahmen und sich an die Wand hängen möchte. Ein Film, der fast zwei Stunden lang ist, der aber wie im Fluge vorbei ist. Ein Film, dem man gar nicht Leid werden kann (ich kam seinerzeit auf drei Kinobesuche). Ein Film, schon jetzt zum Kult geworden (läuft immer noch regelmäßig in den Kinos).
Das Leben ist schön. Diese simple Aussage hat Amélie, der schönsten Film aller Zeiten. Ein Wunder von einem Film. Einmalig. So etwas hat es zuvor nie gegeben und es wird wohl auch nie wieder einen derartigen Film geben. Schade. Sehr schade.
#4
Geschrieben 15. September 2003, 12:35
Regie: Krzystof Kieslowski - DVD Artificial Eye
Der krönende Abschluss von Kieslowski's Drei Farben-Trilogie. Sein mit Abstand bester Film und zugleich ein Musterbeispiel an Ästhetik im Film.
Rouge ist ein Film, den man sprichwörtlich sezieren kann, so vielschichtig ist er ausgefallen. Unzählige Interpratationen sind möglich, ein Film, der zum Reflektieren anregt.
Alles dreht sich um Valentine gespielt von Irène Jacob. Eine junge Studentin, die in der Schweiz lebt. Wir erfahren, dass ihr Freund in England weilt. So bleibt den beiden nur das Telefon, um zu kommunizieren. Das Telefon wird einer der wichtigsten Bestadteile des Films, DAS Symbol des Films.
Aus dem ersten Telefonat geht hervor, dass die Beziehung bereits auf die Probe gestellt wird. Valentines Freund wirkt unsympatisch, nervt seine Freundin. Sie will so schnell wie möglich zu ihm nach England kommen.
Doch ehe dies geschieht wird ihr Leben durch zahlreiche Zufälle (neben der Kommunikation wieder ein Leitthema des Films) eine Wende nehmen. Das wissen wir jedoch noch nicht.
Wir begleiten Valentine durch ihren Alltag. Sie jobbt in den Semesterferien als Fotomodell, geht zum Ballett und bevor sie zu ihrer kleinen Wohnung zurückkehrt schaut sie noch im Bistro vorbei, um sich am Glücksspielautomaten zu versuchen. Wie immer hat sie Pech und gewinnt nichts.
Valentine scheint ein sehr beschauliches Leben zu führen. Doch irgendwie scheint sie trotz ihrer nach außen sehr fröhlichen, sympatischen Erscheinung von einer tiefen Einsamkeit erfüllt. Ob dies nur an der Abwesenheit ihres Freundes liegt?
Durch den ersten Zufall des Films, der sich direkt in einen Unfall äußert lernt Valentine einen pensionierten Richter kennen. Sie hat seinen Hund angefahren und bringt ihn zurück.
Wir erleben den Besitzer als gleichgültigen Menschen, der sich wenig um das Wohlbefinden seines Hundes zu scheren scheint. Vielmehr ist er damit beschäftigt, die Telefonate seiner Nachbarn abzuhören. Valentine ist davon angewidert.
Durch einen weiteren Zufall gelangt Valentine erneut zu dem abgelegenen Anwesen des Richters. Irgendwie scheint sie von ihm fasziniert. So stellt er ihre erste Bezugsperson des Films dar. Es kommt gar zu einer festen Freundschaft der beiden. Beide erzählen sich von ihrem Leben. Man erfährt die Gründe der Verbittertheit des Richters.
Als Nebenhandlungsstrang wird der Film von der Darstellung einer gescheiterten Beziehung eines jungen Jurastudenten durchzogen. Dieser wohnt direkt in der Nähe von Valentine. Dennoch sind sie sich nie begegnet.
Dies soll sich am Ende des Films verändern. Wieder ist der Zufall im Spiel.
Kieslowski arbeitet in seinem Film wie Hitchcock sehr mit der Dualität. Diese durchzieht den gesamten Film und darin liegt auch die Genialität dieses Filmemachers begründet, der es scheinbar mühelos schafft einen der bedeutsamsten Filmen, der unzählige Thematiken in sich vereint auf knappe 95 Minuten zu komprimieren.
Zudem ist die Bildsprache in Rouge beachtlich. So ist der Film nicht nur von der Symbolfarbe Rot durchzogen, nein, es ist die ganze Kameraführung, die perfekt auf das Geschehen im Film abgestimmt ist. Das Spiel mit Licht und Schatten macht den Film zu einem Kunstwerk.
Der Inszenierungsstil Kieslowskis erinnert teilweise an den Neo-Realismus aus den 60er Jahren und doch wirkt sein Film nie künstlich oder langatmig. Aus simplen alltäglichen Ereignissen entwickelt sich der Film zu einer faszinierenden Studie über die Begriffe Zufall, Kommunikation und Liebe. Wie sich am Ende alles zu einem ungemein wohl durchdachten Schluss zusammenfügt, das zeugt schon von höchster Klasse des Regisseurs.
Rouge mag nicht jedem gefallen. Ein unaufgeregter, intelligenter Film, der manchem zu sehr Kunst sein dürfte, dessen Qualität jedoch unbestritten ist. Der Film hat sich für mich auch erst nach mehrmaligen Sehen völlig erschlossen, aber nun achte ich ihn umso mehr. Nach dem eher ernüchternden "Blanc" hat Kieslowski seine Klasse doch wieder mehr als bewiesen.
#5
Geschrieben 15. September 2003, 13:57
Regie: John Hughes - DVD Universal
Wieder ein John Hughes-Film. Zweifellos sein beliebtester. Der Film, der ihn als Jugendversteher etablierte.
The Breakfast Club ist wohl einer DER Filme, die die Jugend in den 80ern und das ganze Lebensgefühl dieser Dekade am besten widerspiegelt.
Der Film ist ein Kammerspiel, ein reiner Dialogfilm. Getragen von einem beispielosem "Teenie"-Darstellerensemble (tatsächlich waren lediglich Ringwald und Hall noch Teenager), welches mit diesem Film ihren Karrierehöhepunkt feiern konnte. Wer kennt sie aus heutigen Filmen? Ringwald und Hall waren sicherlich die Teenie-Ikonen der 80er, doch konnten sie nie mehr an diese erfolgreiche Zeit anknüpfen. Schade eigentlich, aber so bleibt zumindest die Teilnahme an einem der populärsten Brat-Pack-Flicks überhaupt.
Fünf grundverschiedene SchülerInnen müssen einen ganzen Samstag lang zusammen nachsitzen. Dies unter der Aufsicht von Papiertiger Vernon, dem wandelnden Klischee des schlechten Lehrers. Er ist stets nur darauf bedacht seine Autorität zu wahren und bloß kein Verständnis für die Jugend zu zeigen. Beinahe eine Karikatur, aber dafür herrlich verkörpert von Paul Gleason, der dann auch für einige saukomische Slapstickeinlagen sorgt.
Auch die fünf SchülerInnen stellen sehr klischeehaft die fünf Prototypen der typischen Schülerkategorien dar. Die Leuchte, der Rebell, der Außenseiter, die Prinzessin und der Sportler. Jeder trägt die mit ihm assozierten Verhaltensweisen sofort zur Schau:
John Bender, der Rebell legt so erstmal die Beine hoch, zündet sich eine Kippe an und veralbert den Lehrer. "Does Barry Manilow know that you raid his wardrobe?" fragt er ihn und kassiert direkt einen weiteren Sa. nachmittag.
Brian (hier sei einmal auf die Wahl des Namen verwiesen), der Streber versucht sich als Schlichter, gibt klugscheißerische Kommentare ab und bekommt immer wieder einen auf den Deckel. Dazu fällt ihm nicht mehr als ein "Thank you, Sir." ein.
Claire, die eingebildete Schöne weiß erst gar nicht, wie sie in diese missliche Lage des Nachsitzens gekommen ist. Sie wirkt verträumt, selbstsicher und lässt nur den Sportler neben sich sitzen.
Damit wären wir bei Andy Clark, dem Athleten (Ringer). Er erweist sich als nicht sehr klug, dafür wagt er es sich mit Bender anzulegen, ganz auf seine Physis vertrauend.
Und da ist noch Alisson, die Außenseiterin. Ganze 30 Minuten dauert es bis zu ihrem ersten Wort. "Vodka." lautet dieses und man weiß, woran man ist.
Wie sich diese fünf Charaktere langsam aber sicher zusammenraufen, wie sie ihre Probleme ausdiskutieren, wie sie am Ende den Seelenstriptease machen, dies alles stets mit einer gehörigen Portion Witz unterlegt, das hat schon Klasse.
Sicherlich ist der Schluss nun wirklich mehr als ein klischeehaftes Happy End, aber trotzdem mag man dem Film keine Vorwürfe machen. Zu sorgfältig, zu witzig, zu verständnisvoll wurde die Jugend der 80er porträtiert. Ein Film, der dieser Jugend aus der Seele gesprochen haben muss.
Don't you, forget about me. Dieser Song sagt alles über den Film aus.
#6
Geschrieben 15. September 2003, 14:45
Regie: David Lynch - DVD Concorde
Wer hätte gedacht, dass Großmeister David Lynch nach über 20 Jahren sein bester Film gelingen würde? Mulholland Dr. vereint alles in sich, was einen echten Lynch ausmacht: ein vertrackter plot, viel Erotik, ein traumwandlerischer Score und ein Auge für das Skurille.
Mulholland Dr. darf man ohne Gewissensbisse als Meisterwerk bezeichnen. Ein Film, der ungemein unterhaltsam ist und letztendlich in einem markerschütternden Finale kulminiert.
Für viele war die Traum-Theorie zu einfach, um den Film zu verstehen, aber ich halte sie nach wie vor für die schlüssigste Erklärung.
So dürfen die ersten beiden Drittel als Wunschtraum einer erfolglosen, unglücklich verliebten Jungschauspielerin (überragend: Naomi Watts) verstanden werden, die diesen Traum hat, bevor sie ihrer unerwiderten Liebe ein Ende setzen will. Zum Schluss hat auch ihr Leben ein Ende und im Himmel, so suggeriert Lynch sind beide dann doch noch glücklich vereint. Ein kitschiges Happy End, passend zur zuckersüßen Erfolgsstory von Betty Elms (der Name scheint schon ein Verweis auf die Traum-Theorie zu sein), der aber auch wirklich alles gelingen mag. Ein Traum eben. Umso krasser gestaltet sich das letzte Drittel. Hier haben sich die Identitäten vertauscht (ein Thema, das Lynch zuletzt schon in Lost Highway aufgriff), alles ist umgedreht. Die schöne, heile Welt ist sprichwörtlich zur Hölle geworden. Die Protagonistin wird letztlich von ihren Dämonen in den Suizid getrieben.
Mulholland Dr. darf man in erster Linie als herbe Kritik am Hollywoodschen System verstehen. Scheinbar hat Lynch die Schnauze gestrichen voll gehabt (man hatte hier zuletzt seinen Piloten abgelehnt, aus dem dann durch französische Gelder doch noch etwas wurde: nämlich der hier besprochene Film) und sein Ego mit Justin Theroux besetzt. Dieser spielt ebenfalls einen Filmemacher (äußerliche Anleihen an Guido Anselmi aus 8 1/2 sind unverkennbar), der gehörig unter den Studiobossen zu leiden hat, sich am Ende diesen aber beugt. Er muss sich wie die meisten Protagonisten in Lynchs Werken zwischen zwei Frauen entscheiden (eine blond, eine brunette) und liefert letztendlich den Grund für das Ableben dieser beiden Frauen.
Lynchs Film wird wohl niemals vollständig erklärt werden können, aber das macht ihn ja auch so sehenswert. Eine mysteriöse Grundstimmung, verbunden mit zahlreichen humorigen Einlagen und darstellerischen Kabinettstückchen. Dazu die Lynchtpische Bildersprache sowie seine Affinität zum Einsatz akustischer Nuancen.
Noch nie war ein Lynch unterhaltsamer, undurchdringbarer, besser... man darf auf sein nächstes Werk gespannt sein.
#7
Geschrieben 15. September 2003, 15:32
Regie: George Lucas - VHS Fox
Was soll man zu diesem Film noch großartig sagen? Der bekannteste Science Fiction Film, vielleicht sogar der bekannteste Film der Welt. George Lucas gehörte Mitte der 70er zu einer Reihe kreativer junger Filmemacher, die aus minimalen Bedingungen das größtmöglichste herausholten. So entstand Star Wars anders als heute ohne digitalen Schnickschnack. Es wurde auf Puppen, Modelle und echte Kulissen zurückgegriffen. Und daher hat dieser Film im Gegensatz zu den beiden Prequels auch gehörigen Charme. Alles wirkt realistischer und überhaupt zeichnet diesen Film ein ungemeines Tempo aus. Keine Längen, die Handlung wird stets vorangetrieben. Eine spektakuläre Einstellung jagt die nächste.
Star Wars ist ein Musterbeispiel für perfektes Popcornkino. Kino für den puren Eskapismus. Null Anspruch, keine darstellerischen Kabinettstückchen, einfach nur beste Unterhaltung. Man fiebert mit den Helden mit, man wünscht sich einmal das Lichtschwert schwingen zu dürfen und für die meisten ist Star Wars sicherlich auch eine Riesenportion Nostalgie.
Erwähnenswert ist aber natürlich auch der Score von john Williams, m. E. der beste Score aller Zeiten. Weil unverwechselbar, ein Geniestreich. Diese Musik in Verbindung mit dem legendären Vorspann, der die Vorgeschichte erzählt und dem sich in allen Teilen eine Einstellung im All anschließt und jeden Moment eines der toll designten Raumschiffe durchs Bild fliegen wird. Das ist Star Wars.
Kaum ein Film wurde so sehr zitiert, öffnete dem Genre so viele neue Wege, wie Episode IV der Star Wars Saga.
Alles umso erstaunlicher, da er zunächst von den Kritikern verrissen wurde und sich nicht gerade mit guten darstellerischen Leistungen rühmen kann. Auch die Dialoge weisen nicht gerade auf einen besonders geistreichen Writer hin. Trotz all dieser großen Schwächen funktioniert der Film dennoch blendend, weil er eben gar nicht mehr sein will als Unterhaltung; hier wurde erst gar nicht mit Mühe versucht, noch irgendeine positive Message hineinzuzwängen (anders als beispielsweise in Ep. II). Nein, Lucas hat schlicht und einfach etwas völlig Neues erfunden, was es in der Form noch nicht gegeben hat (auch wenn Star Wars oft vorgeworfen wird, selbst nur eine Zitatensammlung älterer Filme zu sein und sicherlich sind Anleihen an Filme wie Casablanca oder The Searchers nicht zu leugnen): die Weltraumoper.
Für mich wird dieser Film immer der Gradmesser für alles aus dem Bereich des Unterhaltungskinos sein. Bisher konnte kein Film auch nur annähernd die Klasse und Innovation dieses Meilensteines erreichen.
#8
Geschrieben 15. September 2003, 17:13
Regie: Christopher Nolan - DVD Columbia
otnemem.com - so lautet die offizielle Website zu diesem Film. Dies liegt darin begründet, dass das Geschehen in Memento rückwärts erzählt wird. Nicht wörtlich genommen (nur der Vorspann ist tatsächlich backwards gefilmt), denn es werden lediglich einzelne Szenen in umgekehrter Reihenfolge aneinander gereiht. Dies in Abwechslung mit s/w-Szenen, die chronologisch ablaufen. Verfolgt man lediglich alle s/w-Szenen bis zum Ende des Films und geht von da an alle farbigen Szenen bis zum Anfang des Films durch: man sieht den gesamten Film chronologisch ablaufen (diese Funktion ist auf der DVD enthalten, zerstört aber den Reiz des Films).
Soviel zur formalen Seite des Films, die für sich genommen schon außergewöhnlich erscheint. Aber Nolan ist es nicht genug, mit den narrativen Mitteln zu spielen. Nein, er hat auch eine ungemein verzwickte, hochphilosophische Geschichte zu erzählen.
Memento handelt von Lenny, "It's Leonard" verbessert dieser jeden, der ihn so nennt, einem ehemaligen Versicherungsagenten, der infolge eines Überfalls seine Frau und sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat. Weil sein Langzeitgedächtnis in Takt ist, erinnert er sich immer wieder an die schönen Stunden, die er mit seiner Frau verlebt hatte und wird nur von einem Gedanken getrieben: Rache zu nehmen, an dem Mörder seiner Frau.
Als hilfreich für ihn erweisen sich neben zahlreichen Tattoos, die allesamt Fakten des Mordes thematisieren v. a. Polaroidfotos von seiner Umwelt, auf deren Rückseite er sich kurze Notizen zu diesen Menschen, Orten oder Dingen macht.
Zusammen mit dem Cop Teddy (Joe Pantoliano in seiner Paraderolle) sehen wir dabei zu, wie er von Rachsucht getrieben den Mörder seiner Frau jagt. Weil der Film jedoch mit dem eigentlich Schluss beginnt werden wir zunächst Zeuge, wie Lenny Teddy erschießt. Ist Teddy der Mörder gewesen?
Das gilt es für den Zuschauer nun nach und nach herauszufinden. Und je weiter der Film fortschreitet, desto eher wird uns bewusst, wie es um Lenny wirklich bestellt ist. So bietet der Film eine Auflösung, mit der man so sicherlich nicht unbedingt gerechnet hätte, die aber durchaus plausibel klingt.
Die Genialität des Films liegt jedoch darin, dass genau diese Auflösung von der dubiosen Figur Teddy zum besten gegeben wird. Es liegt nun an uns, ihm Glauben zu schenken oder nicht. Aber selbst wenn wir uns hier entschieden haben - es bleiben unzählige Fragen offen.
So erzählt Lenny in den s/w-Szenen unentwegt von einem Sammy Jenkins, der kurioserweise dasselbe Leiden aufweist, wie er selbst. Ob es sich bei diesem Sammy nun um Lenny selbst handelt oder ob er eine eigenständige Person ist, auch dies muss der Betrachter für sich selbst entscheiden.
Je mehr man sich mit Memento beschäftigt, desto vertrackter wird alles. Sicherlich der rätselhafteste Film der letzten Jahre. Einen interessanten Essay zu dem Film hat Andy Klein auf salon.com verfasst, aber auch er vermag uns zu keiner universellen Auflösung verhelfen.
Für mich bietet Memento das stärkste Drehbuch aller Filme, die ich kenne und zugleich auch den Beweis, dass es für einen klasse Film lediglich eines guten Scripts und überzeugenden Darstellern bedarf. Leider sind derartige Filme sehr rar gesät.
#9
Geschrieben 15. September 2003, 17:59
Regie: Michael Mann - DVD MAWA/VCL
Nach John Hughes nun der zweite Film von Michael Mann. Dieser hat zwar nur eine handvoll Filme inszeniert, darunter aber immerhin zwei absolute Meisterwerke.
Nachdem er in Heat einen spektakulären, durchaus actionreichen Film abgefilmt hatte, ging er den Nachfolgefilm sehr viel ruhiger an. Hier kommt es zu keinen Actionszenen oder großem Getöse. The Insider ist einer der ganz wenigen Filme, die man als Hochspannungsthriller titulieren kann und völlig ohne Gewalt auskommen. Vielmehr regiert in The Insider der Realismus. So wird die Geschichte vom real exisitierenden Jeffrey Wigand, der von seinem Arbeitgeber, einem Tabakriesen gefeuert wird, weil er bestimmte Entscheidungen des Konzerns nicht tragen wollte detailgetreu nacherzählt.
Jeffrey wird sich nochmal für sein Gewissen entscheiden, indem er auf die Missstände bei der Tabakproduktion öffentlich hinweisen möchte. "Fuck it, let's go to court." Doch dieses mal kostet ihn das mehr als seinen Job. Infolge eines wahren Psychokrieges verliert er seine Familie und muss am Ende gar mit ansehen, wie seine Person diskreditiert wird und seine Story gar nicht ausgestrahlt wird.
Wigand ist am Ende, hat alles verloren, sein einziger Trost ist sein Idealismus. Dass sich doch noch etwas zum Guten wendet liegt an dem engagierten Newsman und 60 Minutes-Producer Lowell Bergman, der entgegen seinen Vorgesetzten die Story eigenhändig rausbringt.
Desillusioniert wird er danach seinen Sender verlassen, der ihn zuvor hatte hängen lassen, weil man meinte die Sache sei ein zu heißes Eisen, zu riskant für die Existenz des Senders.
Wie Mann diesen Film inszeniert ist schlicht erstaunlich. Trotz einer Länge von 150 Minuten ist der Film durchweg unglaublich spannend und zeugt von einer sehr dichten Atmosphäre. Kamera, Schnitt und Musik tun ihr Übriges, um den Film in die schon erwähnte Kategorie Meisterwerk zu hieven.
Mann wählte wie schon in Heat eine sehr kühle Farbgebung und die ersten 15 Minuten wirken beinahe wie ein Dokumentarfilm. Des Öfteren greift er im Film auf den Einsatz von Handkameras zurück und unterstreicht damit die Authenzität der Geschichte (es wird jedoch im Abspann darauf verwiesen, dass nie nachgewiesen werden konnte, dass die Drohungen gegen Wigand von der Tabakindustrie stammten).
Was aber den vorzüglichen formalen Aspekt noch bei weitem toppt ist die Performance von Russell Crowe, hier ob des Make Up kaum wieder zu erkennen (er musste für die Rolle älter geschminkt werden). Wie er den Insider Jeffrey Wigand verkörpert ist schier unglaublich. In meinen Augen ist dies die beste darstellerische Leistung aller Zeiten. Crowe spielt zurückhaltend, sehr nuanciert, man nimmt stets Anteil an seinem Schicksal und vor allem wie er gegen Ende des Films am Abgrund stehend völlig apathisch in seinem Hotelzimmer sitzt. Heruntergekommen. Unrasiert. Nur ein Glas Whisky in der Hand haltend. Diese Szene sagt alles über das Innenleben dieses Mannes aus, dessen Ideale ihn in den Ruin getrieben zu haben scheinen.
Crowe's Konterpart wird von Al Pacino dargestellt, der obwohl er seine Filme zumeist klar beherrscht und auch dementsprechend spielt hier Crowe klar das Feld überlässt.
Die Nebenrollen sind mit Christopher Plummer, Michael Gambon und Philip Baker Hall ebenfalls sehr gut besetzt. Vor allem Gambon in der Rolle des Ex-Chefs von Wigand, wie er ihn indirekt bedroht... eine Szene, bei dem es einem kalt den Rücken herunterläuft.
The Insider ist eine Charakterstudie mit deutlichen Thrillerelementen, dazu ein Darstellerfilm, vor allem aber getragen von einem Ausnahmeschauspieler. Ein Film, der nie die Beachtung erfahren hat, die er verdient hätte. Er erwies sich als Totalflop. Man kann nur hoffen, dass im Laufe der Zeit die Genialität dieses Filmes erkannt wird, denn es ist sehr schade für all diejenige, die The Insider nicht gesehen haben.
#10
Geschrieben 15. September 2003, 21:22
Regie: Richard Kelly - DVD Fox
Warum dieses Juwel den dt. Kinogängern vorenthalten blieb, ich werde es nie verstehen. Denn kaum ein Film hatte zuletzt so einen Hype verursacht wie Donnie Darko. Natürlich war es kein Blockbuster, aber man stolperte im Netz immer wieder über ihn. Er tauchte in diveresen Bestenlisten auf, hier und da hörte man Lobeshymnen. So wurde auch ich neugierig und erstand die DVD für stolze 40€, dazu ein Blindkauf. Gewagt gewagt, aber es sollte sich mehr als lohnen.
Nun wird der Film auch bei uns erscheinen. Als Video/DVD-Premiere, aber immerhin etwas. So wird der Kreis der Bewunderer dieses Films weiter anwachsen. Selten hatte ein Film so viel Potenzial schon kurz nach seiner Erstaufführung zum Kultfilm zu werden.
Die Qualität dieses Films ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es ein Regiedebüt war, dazu mit einem Newcomer in der Hauptrolle. Aber jetzt könnte man sich niemand anderen als Jake Gyllenhaal als Donnie Darko vorstellen (dessen Schwester Maggie übrigens auch im Film seine Schwester gibt). Sein verschlafener Blick, seine trottende Art, alles passt perfekt zu seiner Rolle.
Donnie Darko ist ein Film, den man vorrangig als Science Fiction-Thriller verstehen sollte, der aber dennoch weit mehr ist als das. Er ist zugleich Satire, Drama und Rückblick auf die 80er. Dazu passt übrigens auch die sehr gelungene Auswahl an Songs: von Duran Duran über Tears for Fears bis hin zu Joy Division, es kommt ein herrliches 80er Feeling auf.
Der Film erzählt die Geschichte von Donnie Darko, der zu schlafwandeln pflegt und deshalb als Weirdo gilt. Überhaupt scheint etwas mit ihm nicht zu stimmen. So hat man ihm beispielsweise Pillen plus Psychaterin besorgt. Aber Donnie ist etwas besonderes. Auf die Frage ob er ob seines komischen Namens ein Superheld oder so etwas sei antwortet er forsch "What makes you think, I'm not?" Ja, Donnie ist ein Superheld, wenn auch nicht einer, der im Cape durch die Gegend fliegt und gegen den Erzfeind kämpft. Nein, Donnie weiß zunächst nicht um seine Fähigkeiten. So auch der Zuschauer und so sind wir genauso wie Donnie's Psychaterin (Comeback von Katharine Ross) überrascht, als wir von Frank erfahren.
Frank ist ein Riesenbunny ganz im Stile von Harvey, nur dass es sich bei ihm anscheinend nicht um einen lieben Freund handelt, mit dem man gerne mal einen "lüpfen" geht. Nein, Frank prophezeit Donnie, dass in vier Wochen die Welt untergehen wird. Dazu bringt ihn Frank dazu, Dinge zu tun, die im ersten Moment wie dumme Jungenstreiche der üblen Art aussehen, so überflutet er die Schule oder zündet das Haus eines TV-Predigers an. Aber am Ende wird in allem ein Sinn erkennbar.
Zuvor jedoch sehen wir mit an, wie es um Donnie's soziales Umfeld bestellt ist. Er lebt bei seiner Familie mit zwei Geschwistern, hat Freunde und wird bald auch eine Freundin kennenlernen. Aber das Vorstadtleben in dem Film ist nur auf den ersten Blick ein friedliches. Wie bei Lynch lauert unter der Oberfläche das Böse. Dies in erster Linie in der Gestalt des Gurus Jim Cunningham, der positive Verhaltensweisen predigt, in Wahrheit aber das personifizierte Böse darstellt. Es stellt sich später heraus, dass er ein Kiddie Porn Dungeon bei sich im Haus unterhalten hat. Dies wird publik, weil Donnie zuvor dessen Heim abfackelte. Dies zwar unter dem Einfluss von Frank, aber dass Donnie bestimmte Fähigkeiten besitzt beweist er bereits während einer Schulvorstellung, bei der Cunninghams (übrigens glänzend porträtiert von Patrick Swayze) Auftritt diesen durchschaut und als "f**king Antichrist" bezeichnet.
Donnie ist außergewöhnlich und langsam erkennt er, was um ihn herum geschieht. Nicht nur, dass er das Böse oder Gute in Menschen erkennt, nein er wird sich klar, wie sein Schicksal aussieht. Dass er am Ende eine Entscheidung fällen muss, die ihm das Leben kosten könnte.
Donnie Darko wird besonders am Schluss sehr ergreifend. Besonders die Szene, die sich Kelly wohl bei PT Anderson abgeschaut hat, als er alle Protagonisten in einer ineinandergreifenden Montage zeigt, wie sie auf das Schicksal von Donnie reagieren. Dies wunderbar untermalt von Gary Jules' Version von "Mad World." Hier stehen einem wahrlich die Tränen in den Augen.
Was genau in dem Film passiert ist beinahe undurchschaubar und ich bin bisher auch noch auf keine völlig schlüssige Erklärung gestoßen, aber dies macht - wie schon bei Memento erwähnt - ja auch erst einen wirklich intelligenten Film aus: wenn er einen nicht loslässt, wenn man noch lange über ihn nachsinnen muss.
#11
Geschrieben 16. September 2003, 19:44
Regie: Lukas Moodysson - DVD Concorde
Letzte Woche habe ich diesen Film nach zwei, drei Jahren zum zweiten mal gesehen und wieder bin ich voller Euphorie ob dieses erfrischenden kleinen Films aus Schweden.
Es geht um zwei Mädels (Agnes, 16 und Elin, 14), die beide im Kaff Amal festsitzen. Die eine (Agnes) introvertiert, neu zugezogen hat den Anschluss nicht gefunden. Sie ist nicht hip, eine Außenseiterin. Die andere (Elin) ist der Schwarm der Schule, sie findet sich "sooo schön" und lässt keine Party aus. Zwei grundverschiedene Charaktere also.
Das Problem liegt nun darin, dass sich Agnes in Elin verliebt hat, sich aber nicht traut, ihr ihre Gefühle zu offenbaren. So kommt es erst durch einen Zufall zur ersten Begegnung der beiden.
Agnes soll zu ihrem 16. Geburtstag eine Party geben. Darauf bestehen ihre Eltern. Einen ganzen Stapel Einladungen haben sie ihr mitgegeben, die sie in der Schule verteilen soll. Agnes ist davon wenig begeistert. Abends sitzt sie dann mit Mama, Papa und dem kleinen Bruder am überaus üppig gedecktem Tisch. "Es kommt sowieso keiner" teilt sie ihrer Mutter mit.
Gleichzeitig haben Elin und ihre ältere Schwester Hausarrest bekommen, büchsen aber aus und beschließen prompt aus Spaß zu Agnes' Party zu gehen.
So klingelt es bald bei Agnes und die beiden stehen vor der Tür. Nicht gerade begeistert von der "Party" beschließen sie sich einen Spaß zu machen und weil ihnen zu Ohren gekommen ist, Agnes sei "ne Lesbe" wetten sie, dass Elin es sich nicht traut, Agnes zu küssen.
Diese Wette gewinnt Elin, sie küsst Agnes tatsächlich, um danach mit ihrer Schwester kichernd den schnellen Abgang zu machen.
Für die ohnehin sehr depressive Agnes (übrigens bravourös gespielt von Rebecca Liljeberg: zum verlieben, die Kleine ) ist dies zuviel. Sie beschließt sich das Leben zu nehmen, doch wird ihr Suizidversuch jäh durch ein Geräusch am Fenster gestoppt. Es ist Elin, die Steinchen wirft, um sich bei ihr zu entschuldigen. "Das war total blöd von mir" bittet sie Agnes um Entschuldigung.
Elin fragt Agnes, ob sie nicht Lust habe, noch mit auf ne Party zu gehen. Diese willigt ein und wir sehen die beiden durch die Gegend schlendern. Zum ersten mal kann Elin mit einer Person wirklich reden. Ohne sich gewissen Konventionen ihres Freundeskreises fügen zu müssen. Es kommt sogar zu einem ersten richtigen Kuss zwischen den beiden. Es scheint, als hätten sich die beiden nun gefunden.
Aber, dass es mit der (gleichgeschlechtlichen) Liebe nicht so einfach ist, darüber weiß Regisseur Moodysson genau Bescheid. Und so kommt es noch zu einigen Konfliken und Problemen, bis sich die beiden am Ende dann doch noch finden.
Fucking Amal ist ein Porträt der heutigen Teenagergeneration. Dabei ist es egal, ob diese in Schweden beheimatet ist oder sonst wo auf der Welt. Die Probleme der Heranwachsenden sind überall dieselben: die erste Liebe, Stress mit den Eltern, die Cliquenbildung in der Schule. Dies alles fasst Moodysson wunderbar zusammen. Er zeigt, wie das Leben wirklich spielt. Ohne Hollywoodkitsch. Ganz real. Wie aus dem Leben gegriffen.
Dass der Großteil der Darsteller Laien sind überrascht, denn der Film ist vorzüglich gespielt. Dazu kommt er so unbeschwert, erfrischend daher, wie es zur Zeit wohl nur Filme aus Skandinavien sein können (letztes Beispiel Okay aus Dänemark). Fucking Amal ist witzig, ergreifend und intelligent. Ein wunderschöner Film, der wirklich jedem zu empfehlen ist.
9.5/ 10
#12
Geschrieben 17. September 2003, 11:46
Regie: Ray Lawrence - DVD Lions Gate
Lantana lief am 7.11. in einigen wenigen deutschen Kinos an. Am Ende hatten ihn rd. 50.000 Kinobesucher gesehen. Da eine DVD-Veröffentlichung hierzulande gecancelt wurde gibt es momentan kaum eine Möglichkeit dieses Film zu sehen. Dieser Umstand ist mehr als inakzeptabel.
Nachdem ich den Film gestern zum zweiten mal gesehen habe, bin ich nur noch wütend, was für ein Meisterwerk einem bei uns vorenthalten wird. Lantana ist einer der ganz seltenen Filme, die eine Klasse auszeichnet, die kaum in Worte gefasst werden kann.
Lantana wurde als Lynch-a-like angekündigt. Das wird dem Film nicht ganz gerecht. Sicherlich sind leichte Anklänge aus den Werken Lynchs unverkennbar, jedoch würde ich den Film, wenn denn schon ein Vergleich herhalten muss eher als Magnolia Deluxe betiteln. Denn Lantana ist in erster Linie ein Darstellerfilm.
Im Vordergrund stehen vier Paare, die allesamt große Probleme haben oder sie noch bekommen werden. Nacheinander stellt Lawrence jede Figur vor, nimmt sich viel Zeit, um sich mit den verschiedenen Charakteren auseinanderzusetzen. Im Laufe des Films werden alle acht Hauptpersonen irgendwie miteinander zu tun bekommen. Dies immer wieder unter dem Einsatz brillanter filmischer Kabinettstückchen. Short Cuts lässt grüßen.
Wir lernen zunächst den Cop Leon Zat kennen, wie er seine Frau betrügt. Diese ahnt etwas und besucht eine Psychologin, welche ihren Mann wiederum verdächtigt, sie zu betrügen. Mit einem anderen Mann. Irgendwann verschwindet die Psychologin spurlos. Leon ermittelt in diesem Fall und sieht sich bald mit seiner Geliebten konforntiert, mit der mittlerweile Schluss gemacht hat, die jedoch eine wichtige Zeugin in dem Fall darstellt. Sie meint den Täter entdeckt zu haben. Dieser ist ausgerechnet der Mann ihrer Nachbarin, mit der sie eng befreundet ist.
Die Handlungsstränge werden immer stärker ineinander verwoben, bis am Ende für alle eine Lösung gefunden wird. Von unterschiedlicher Art. Einige werden Hoffnung schöpfen, andere bleiben verlassen zurück, wieder andere beweisen, was es bedeutet, wirklich zu lieben.
Die Grundstimmung in Lantana ist sehr ruhig, sehr atmospärisch. Man ist stets von den Ereignissen ergriffen, fiebert der Auflösung entgegen. Hofft und bangt mit den Charakteren.
Lantana erzählt Geschichten über die Midlife-Crisis, kaputte Ehen, Untreue, Sehnsucht und Leid und ist demnach durchsät von traurigen Momenten, wodurch der Zuschauer stark berührt wird, dennoch gibt es so viel Hoffnung. So hätte das Ende hätte nicht besser gewählt werden können, wie in Parallelmontagen alle Protagonisten, ob allein oder zu zweit zu den wunderschönen Klängen von Paul Kellys Score ihr Leben reflektieren, ob nun tanzend oder in sich gekehrt und die Entscheidung darüber, ob es doch noch ein Happy End gegeben hat, allein beim Zuschauer liegt.
Ich bin - nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe - noch immer ungemein von dem Film geprägt. Man spürt eine gewisse Bindung zu den Geschehnissen, zu den Personen in Lantana. Ein Film, der einen nicht mehr loslassen will.
Am Ende sollen noch kurz die darstellerischen Leistungen kommentiert werden. Da Lantana ein Ensemblefilm ist, ist es von größter Wichtigkeit, dass die Chemie zwischen den Akteuren stimmt und ob der Thematik des Films bedarf es eines größtmöglichen Realismus in der Darstellung der Figuren.
Was aber die Cast in Lantana vollbringt übertrifft alles, was ich je von einem Ensemble geboten bekam. Diese schauspielerischen Leistungen sind in meinen Augen gar keine mehr. Man kann sich nicht mehr vorstellen, dass es sich überhaupt im Schauspieler handeln soll. Diese Figuren sind so echt dargestellt (glücklicherweise wurde auf große Namen verzichtet), dass man gar nicht mehr von einem Film, einer fiktiven Geschichte sprechen mag.
Ein derartiges Meisterwerk (wobei ich in diesem Falle gerne eine Steigerung dieses Begriffs verwenden würde) konnte nur weit abseits Hollywoods entstehen. Lantana ist ein australischer Film, heimste dort alle Preise ein, die es zu gewinnen gab. In Hollywood wurde er ignoriert. Bei uns auch. Hier kommt er nicht mal auf Video oder DVD heraus. Es ist unglaublich.
10*/ 10
#13
Geschrieben 18. September 2003, 18:11
Regie: Ridley Scott - Jetzt im Kino (Warner)
Ihr dachtet Melvin Udall sei ein verrückter Filmcharakter gewesen? Weit gefehlt, denn hier dürfen wir Roy Waller (Nic Cage) erleben und er vereint wirklich alles auf sich, womit Psychiater ihre Brötchen verdienen. Er hat einen zwanghaften Putzfimmel, schwere Ticks, ne gehörige Agrophobie und überhaupt ist Roy ne ziemlich merkwürdige Type.
Damit nicht genug ist er auch noch Trickbetrüger. Zusammen mit Partner Frank (Sam Rockwell) nimmt er naive, gutgläubige Menschen am Telefon aus. Die beiden sind Vollprofis. Können sehr gut von ihrer Masche leben.
Doch als Roy eines Tages seine Pillen ausgehen und sein Arzt wie vom Erdboden verschwunden scheint bleibt ihm der Gang zum Psychiater nicht erspart. Dieser will wissen, was denn mit ihm los sei. Aber Roy will doch nur seine Pillen, ohne die sein Zustand erheblich kritisch wird. Er will sich nichts von der Seele reden.
Zwar bekommt er am Ende doch noch seine Pillen, aber der nächste Termin ist auch schon beschlossene Sache. Egal, Roy hat erstmal was er will.
Allerdings stellen sich die weiteren Sitzungen durchaus als fördernd, so fasst Roy den Mut, sich seiner Vergangenheit zu stellen und seine Tochter zu treffen, die aus seiner kaputten Ehe hervorgegangen ist und die er nie zuvor gesehen hat.
Das erste Treffen kommt zustande. Roy und seine Tochter Angela (Alison Lohman) kommen unerwartet gut miteinander aus. Finden zueinander, doch eines Tages will die 14jährige genau wissen, was Roy denn beruflich so tut und als sei das Geständnis des Vaters nicht genug, so will sie auch noch von ihm lernen.
Bald ist Angela Mitarbeiterin von Roy und Frank und die drei gehen den ganz großen Coup an. Doch irgendwie läuft alles schief und als Roy irgendwann im Krankenhaus erwacht, muss er feststellen, das nichts mehr so ist, wie vorher...
Erstaunlich, wie souverän Scott seine erste Komödie gemeistert hat. Zwar spielt auch hier die Optik keine unerhebliche Rolle (er hat sich zudem Cutter-Ass Dody Dorn mit an Bord geholt), aber Scott verlässt sich mehr als sonst auf tolle Darsteller und ein mehr als verblüffendes Drehbuch, das so einige Überraschungen zu bieten hat.
Es ist schwer, etwas zu dem Filmschluss zu sagen, ohne das Sehvergnügen zu zerstören und darum nur soviel: wie raffiniert das Script ist, wird erst in der allerletzten Einstellung deutlich. Kritikerpapst Roger Ebert bezeichnete das Drehbuch gar als oscarreif. Man darf gespannt sein, was sich daraus ergibt. Ich möchte ihm nicht widersprechen.
Aber der Hauptgewinn des Films ist Nic Cage, der seinem vielfältigen Rollenspektrum tatsächlich noch einmal durch ein ungemein faccettenreiches Spiel einen draufsetzen kann. Wie er den im Dauerstress befindlichen Roy mimt. Einfach herrlich. Nach Adaptation die beste darstellerische Leistung Cage's.
Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass die stärksten Szenen des Films diese zwischen Cage und seiner Filmtochter Alison Lohman stattfinden. Hier merkt man, dass die Chemie stimmte. Es ist wunderbar mit anzusehen, wie sich ergreifende, herzerwärmende und saukomische Momente zwischen den beiden abwechseln.
Matchstick Men ist ein rundherum gelungener Film, mit viel Chuzpe inszeniert und durch ein klasse Script und noch bessere Akteure wohl uneingeschränkt zu empfehlen.
Ein verdammt kurzweiliger, unterhaltsamer Film, der selbst einen gewissen Tiefgang nicht vermissen lässt. Sehenswert!
8.5/ 10
#14
Geschrieben 20. September 2003, 14:18
Regie: Lone Scherfig - Jetzt im Kino (Ottfilm)
Wilbur hat sie Schnauze voll vom Leben. Immer wieder versucht er diesem ein Ende zu bereiten, aber es will ihm ob seines achtsamen und fürsorglichen Bruders Harbour nicht gelingen.
Wilbur ist schon ein komischer Kerl. Frauen, wie Kinder (er arbeitet im Kindergarten) liegen ihm gleichermaßen zu Füßen und dennoch scheint er kein Interesse daran zu hegen, sein Leben fortzuführen. Dabei ist er nicht einmal besonders melancholisch, dann schon viel eher cholerisch.
In der Suizidselbsthilfegruppe will man ihn wegen seiner ewig zynischen und gleichgültigen Kommentare auf die Probleme seiner Leidensgenossen nun auch nicht mehr haben (eine Petition unter den Teilnehmern bewirkte dies).
So nimmt ihn sein Bruder Harbour erstmal bei ihm auf. In dem Antiquariat ihres verstorbenen Vaters, der einzigen Hinterlassenschaft. Hier treffen die beiden bald die schüchterne Alice, die hier Bücher verkaufen möchte, die sie während ihrer Arbeit als Putzfrau im Krankenhaus gefunden hat. Alice ist nicht besonders geschickt und auch nicht gerade von Glück gesegnet. So muss sie sich mit ihrer achtjährigen Tochter allein durchschlagen.
Harbour mag sie, Wilbur behandelt sie wie alle seine Mitmenschen auf seine ganz eigene Art, schlecht gelaunt, zynisch bis zum Abwinken.
Als Alice eines Tages im Buchladen einen Selbstmord Wilburs verhindert und zuvor ihren Job verloren hatte, nimmt sie Harbour bei ihm auf. Er hat sich in Alice verliebt und sie sich auch in ihn.
Fortan leben Wilbur mit dem nun verheirateten Bruder und Schwägerin sowie deren Tochter gemeinsam unter einem Dach. Das Zusammenleben erweist sich als überraschend harmonisch. Wilburs Suizidversuche bleiben aus. Denn zum ersten mal in seinem Leben hat er sich verliebt. In Alice.
Gleichzeitig muss der herzengute Harbour (die männliche Variante von Amélie Poulain) eine bittere Diagnose entgegennehmen...
Lone Scherfig hat mit diesem Film bewiesen, dass ihr vielumjubeltes Werk "Italiensk for begyndere" alles andere als ein Glücksgriff war. Sie hat ihren Erstling mehr als toppen können. Lebte ihr Debütfilm noch von einem erfrischenden Humor und einem leichten, herzlichem Script, so schlägt sie mit Wilbur weitaus düstere Töne an. Zwar ist auch dieser Film von einem unterschwelligem Humor durchzogen, doch ist eine größere Reife in Drehbuch und Inszenierung deutlich erkennbar.
Wilbur wants to kill himself wurde nicht nach Dogmaregeln gedreht und auch nicht ausschleißlich in Dänemark. So spielen die meisten Szenen in Schottland, was dem Wesen des Films sehr zu Gute kommt. Wo sonst mag man schon allein wegen des Settings eine derartig melancholische Grundstimmung erzeugen können.
Der Film lebt vorrangig von den sehr überzeugenden Darstellern, denen das Drehbuch ausreichend Raum gibt, ihre Charaktere zu entwickeln und auszureizen. Die schon erwähnte eher melancholische Stimmung des Films wird wohltuend von zahlreichen komischen, herzlichen Momenten unterwandert. So wird einem oftmals ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, etwa wenn der gutmütige Harbour (der heimliche Held des Films), der soeben einer niederschmetternde Diagnose gestellt bekam versucht, zu ergründen, warum der Oberarzt kein glücklicher Mensch ist oder wenn Wilbur einem Selbstmordkandidaten das Leben rettet und diesem anschließend in den Hintern tritt.
Wilbur... ist der passende Film für den Spätherbst. Er spendet Trost, lässt einen über das Leben reflektieren und ist ganz nebenbei noch ungemein unterhaltsam.
Hier wechseln sich Tränen mit Lachern ab, Scherfig hat bereits mit ihrem zweiten Film ein Meisterwerk hingezaubert.
Niemals war ein Happy End im Film so bitter.
10*/ 10
#15
Geschrieben 21. September 2003, 13:18
Regie: Lukas Moodysson - DVD Concorde
In der Kommune Tillsammans (Zusammen) lebt in den 70ern eine bunt zusammengewürfelter Gruppe, die in erster Linie das Leben genießen möchten, ohne sich dem Kapitalismus oder ihrer Regierung unterwerfen zu müssen. Es sind Revoluzzer - die einen mehr, die anderen weniger. Denn neben politischen Idealen haben sie allesamt auch genug Probleme mit sich selbst.
So zum Beispiel der Vorzeige-Hippie Göran (mit Strickpulli, Vollbart und einem unausschöplichem Verstädnis für jeden), der in einer offenen Beziehung lebt, dabei aber nicht so recht glücklich zu sein scheint. So muss er sich anhören, wie dessen Freundin Lena vom tollen Sex mit dem Dogmatiker Erik schwärmt, wie sie bei ihm das allererste mal einen richtigen Orgasmus hatte. "Aber ich dachte, bei mir hättest du..." stammelt Göran, um sich dann anhören zu müssen, wie lieb Lena ihn doch hat und dass es ja bei Erik eine rein körperliche Beziehung sei.
Dass diese Beziehung trotz allem krampfhaften Verständnisses seitens Göran über kurz oder lang in die Brüche gehen wird bietet dem Zuschauer dann auch ein großes Gefühl der Genugtuung. So konnte Lena den Auszug Eriks nicht verkraften (weil der wenig an Sex, dafür umso mehr an Diskussionen über den Marxismus interessiert war) und flüchtete sich fortan in den Alkohol, was irgendwann sogar zu einem Annäherungsversuch an den 14jährigen Freund einer der jüngeren Mitbewohnerinnen führte. Als Göran dann eines Abends Zeuge eines lautstarken Konflikts wird, bricht es aus ihm heraus und er schmeißt Lena achtkant raus. Welch eine herrliche Szene.
In Tillsammans finden am Ende irgendwie alle Kommunenbewohner ihr Glück. Der homosexuelle Klas kann nach reichlich Überzeugungsarbeit seinen Schwarm Lasse für sich gewinnen, während dessen Ex nach einem gescheiterten Versuch die erste lesbische Beziehung anzugehen am Ende doch noch in ihrer sexuellen 180 Grad-Drehung bestätigt wird. Dazu findet eine zerrissene Familie über die Kommune wieder zusammen, ein vereinsamter Mann findet über das Fußballspielen seine Freude zurück und irgendwie bietet Tilllsammans einen der schönsten Filmschlüsse der letzten Jahre, wunderbar untermalt von der Musik Abba's.
Lukas Moodysson beschreibt in seinem zweiten Film das Lebensgefühl der 70er, er spielt mit den Klischees (neben Vorzeige-Hippies wird auch der erzkonservative Nachbar samt Feldstecher nicht außen vor gelassen) und bietet eine gehörige Portion Lebenshilfe.
Es ist schier unglaublich, wie einfühlsam Moodysson sich mit den verschiedenen Generationen in seinen Filmen auseinandersetzt. Verstand er sich in FUCKING AMAL noch als Lautsprecher für die Teenagergeneration von heute, so schildert er mit TILLSAMMANS das Leben einer gesellschaftliche Gruppe, an der er selbst nie teilgenommen hat dermaßen authentisch und erfrischend, dass man ihn schon jetzt als das größte Aushängeschild des neuen skandinavischen Kinos bezeichnen darf.
Sein nächster Film LILIYA-4-EVER startet im Dezember bei uns. Die Vorfreude wuchs durch TILLSAMMANS noch einmal gehörig an.
9/ 10
#16
Geschrieben 25. September 2003, 00:10
Regie: James Mangold - Jetzt im Kino (COL)
11 Menschen treffen sich in einer verregneten Nacht zufällig in einem Motel und werden bald von einer unheimlichen Mordserie heimgesucht...
Eigentlich sollte man zu diesem Film was den Inhalt betrifft gar nicht viel erzählen und so möchte ich mich kurzfassen und lediglich noch ein wenig über meine Eindrücke berichten.
Identity ist ein Film ganz im Stile von Paxton's FRAILTY (USA 2002), nur dass Mangold sich ein wenig zu oft vorhersehbaren genretypischen Konventionen bedient.
Sei's drum. Sieht man über einige Schwächen im Mittelteil hinweg, bietet sich einem ein grundsolider Thriller, der die Frage "Whodunnit" mal ein wenig anders angeht.
So wissen wir bereits nach 70 Minuten, wer der Mörder ist, doch mag dies für den einen oder anderen schon sehr überraschend gewesen sein (ich bin auch nicht drauf gekommen), so haut einen die Schlusssequenz förmlich aus den Socken.
In einer mittlerweile schon obligatorischen Flashback-Sequenz (wohl geboren aus Bryan Singer THE USUAL SUSPECTS) eröffnet der Film seine ganze Brillanz und es fügt sich letztendlich alles zusammen. Dass man diesen Schluss nicht erwarten konnte, liegt vor allem an Mangolds eingestreuten falschen Fährten, die den Zuschauer von der am Ende sehr plausiblen Schlusspointe geschickt ablenken.
Erwähnenswert ist zudem die furiose Anfangssequenz, die alle Protagonisten unter der Verwendung einer höchstbrillanten Montage einführt und die Spannung bereits zu Anfang merklich in die Höhe treibt.
Zwar kann sich diese Spannungskurve wie schon erwähnt nicht über die volle Distanz halten, doch dafür entschädigt neben der tollen Auflösung auch die gut gewählte Cast.
John Cusack weiß in dieser für ihn untypischen Rolle sehr zu gefallen, wie auch Amanda Peet, der ihre Rolle auf den Leib geschrieben scheint.
Am überzeugensten jedoch war Ray Liotta, den man gerne öfter auf der Big Screen sehen würde. Er hat eine Präsenz, die ich nur von wenigen Darstellern kenne.
Identity ist eigentlich durch die Bank jedem zu empfehlen, weil sich wohl jeder gerne von einem gut gespielten und stellenweise hochspannenden Thriller unterhalten lässt.
Ein Highlight des Genres, das leider viel zu selten durch solch intelligente und mit guten Darstellern gespickte Beiträge auffällt.
9/ 10
#17
Geschrieben 25. September 2003, 18:06
Regie: Gary Ross - Jetzt im Kino (UIP)
Amerika Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Seabiscuit ist eigentlich zu klein, um ein richtiges Rennpferd zu sein. Aber weil es auf die richtigen drei Personen trifft - einen herzensguten Millionär, einen alten Pferdeversteher und einen glücklosen, aber übertalentierten Jockey - wird es bald das schnellste Pferd Amerikas sein und ganz viele Amerikaner ganz glücklich machen.
Ganz nebenbei findet durch das Pferd ein Quasi-Waise eine neue Familie. Ein Vater, der einst sein Kind verlor findet in eben dieser Quasi-Waisen einen neuen Sohn und alle sind zufrieden und happy.
So simpel lässt sich der überkitschige neue Film von Gary Ross beschreiben, der mit Pleasantville (USA 1998) einst bewiesen hat, dass er ein durchaus brauchbarer Filmemacher ist. Aber was ihn hier geritten (sic!) hat, wird wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben.
Seabiscuit ist nicht nur überkitschig, sondern auch überamerikanisch inszeniert.
So werden in den Film immer mal wieder s/w-Bilder eingestreut und ein Sprecher aus dem Off erzählt von der großartigen Mentalität der Amerikaner. Wie sie gebeutelt von der Weltwirtschaftskrise die Wende schafften.
Seabiscuit ist noch amerikanischer als alle Bruckheimer-Produktionen zusammen genommen. Hier wird kein im Wind wehendes US-Banner präsentiert und dazu ein pathetischer Score eingespielt. Nein in keiner einzigen Einstellung ist die Flagge zu entdecken. Sie wird dem Zuschauer auf viel schlimmere Art und Weise regelrecht eingeprügelt. Live the American Dream ist immer wieder überdeutlich zwischen den Zeilen zu lesen. Immer, immer wieder und jetzt setzt auch noch ein hoch pathetischer Score ein. Es ist nicht zum aushalten.
Das wirklich unglaubliche an dem Film ist jedoch, wie ein Ensemble hochkarätiger Darsteller (Bridges, Cooper, Maguire, Macy) derart schlecht spielen kann. Am schlimmsten ist Tobey Maguire. Sein erster wirklich schlechter Film. Seine erste richtig miese Leistung. Krass fehlbesetzt.
Man sucht vergebens nach etwas Positivem in dem Film. Irgendwie ist alles schlecht.
Doch am Ende bin ich doch noch fündig geworden.
So blickt man nach dem Abspann zwar schmerzlich auf das verlorene Geld für die Kinokarte zurück, darf sich jedoch zumindest damit trösten, einen immerhin vorzüglich fotografierten und in der Inszenierung der Pferderennen perfekten Film überstanden zu haben.
Ach ja. Ehe ich es vergesse. Eine weitere kleine Entschädigung bieten die kurzen Szenen, die dokumentieren, wie das Radio noch in den Kinderschuhen steckte und die Macher noch Kreativität beweisen konnten.
Das war witzig. Der Rest war scheiße.
2 von 10 Pferdeäpfeln
#18
Geschrieben 28. September 2003, 14:11
Regie: Nicolas Ray - DVD Warner
Der Film beginnt damit, dass wir den Jugendlichen Jim Stark (James Dean in seiner Paraderolle) dabei beobachten, wie er sturzbetrunken auf einem Polizeirevier landet. Genau an diesem Ort werden auch die beiden anderen Hauptfiguren des Films eingeführt: die 16jährige Judy, die von zu Hause ausgerissen ist und den 14jährigen Plato, der sich dafür rechtfertigen muss, Welpen erschossen zu haben.
Der Film wird sich um diese drei Personen ranken und aufzeigen, wie sich die Jugend in den 50ern bezüglich der Eltern entfremdet fühlt.
So kann es Jim nicht ertragen, wie sein Vater zu Hause den Pantoffelhelden mimt, unfähig seinem Sohn die nötige Strenge erfahren zu lassen. Oder Judy, wie sie um die Liebe ihres vaters kämpft, der diese nicht mehr als sein Kind ansieht. Und Plato, dessen Eltern abgehauen sind und er sich nichts sehnlicher wünscht, als Geborgenheit.
Als Jim Stark seinen ersten Tag in der neuen High School angeht (er ist wieder einmal umgezogen, weil seine Mutter den Problemen, die Jim bisher jederorts hatte stets davon gelaufen ist) ist er bereits mit Judy in Kontakt getreten, die ihn aber ob ihrer Gang abblitzen lässt. Dafür lernt er mit Plato seinen ersten Freund kennen, der ihm von nun an nicht mehr von der Seite weichen will.
Bald wird Jim von der Gang, der auch Judy zugehörig ist aufgemischt. Es kommt zu einer Mutprobe. Um von der Gang akzeptiert zu werden, muss sich Jim den Aufnahmeritualen unterwerfen, die vorsehen, in einem Duell mit einem Auto einem Abhang entgegenzurasen und erst möglichst spät aus dem Auto zu springen.
Bei dieser Aktion verliert Jims Herausforderer sein Leben. Die Gang eilt in Panik davon, wird weiterhin von dieser gepackt bald Jagd auf Jim machen, weil sie meinen, er würde sie bei der Polizei verpfeifen.
In dieser Nacht flüchtet Jim mit Judy und Plato zu dessen Versteck, einem vereinsamten alten Hotel, in dem die innersten Wünsche der drei sichtbar werden. Plato findet in Jim und Judy seinen Wunsch nach Geborgenheit, es entstehen Rollenspiele, bei denen Plato den Sohn der beiden gibt.
Doch die drei werden aufgespürt werden und am Ende wird ein tragisches Opfer stehen.
Rebel without a Cause war in den 50ern ein Riesenhit, etablierte Jimmy Dean zum Idol einer ganzen Generation, welche sich in diesem Film verstanden fühlte.
Aber der Film ist weitaus mehr als ein Film für die Jugend gewesen, er war wohl auch einer der ersten Filme, der Trends setzte, der einen Personenkult startete.
Dean huldigte durch seine Performance seinem Vorbild Brando (was schon in der Kostümwahl deutlich wird) und lebte die Todessehnsucht, der er später zum Opfer fallen sollte hier durch einer DER Szenen der Filmgeschichte auf der Big Screen aus.
Rebel without a Cause lebt in erster Linie von der Ausstrahlung seines Protagonisten, der denn auch alle Szenen, in der er zu sehen ist klar beherrscht. Aber es ist eben auch ein Film, der sehr stark zur Reflexion anregt, der den Generationskonflikt gekonnt darstellt und behandelt und wer weiß ob es Filme wie The Breakfast Club ohne diesen Film je gegeben hätte.
James Dean hat nur drei Filme gedreht, doch mit diesem - seinem Debüt - wurde er bereits unsterblich.
8.5/ 10
#19
Geschrieben 28. September 2003, 14:36
Regie: M. Night Shyamalan - DVD Buena Vista
Der Farmer und Ex-Pfarrer Graham Hess (Mel Gibson in einer seiner besseren Rollen) entdeckt auf seinem Landgut riesige Kornkreise. Weil bald auf der ganzen Welt diese Erscheinungen sichtbar werden beginnt er seine Skepsis abzulegen und sieht sich bald mit dem ersten Alien konfrontiert.
Der dritte Film von M. Night Shyamalan (nach De Palma wohl der bekennenste Hitchcock-Fan) behandelt erneut mysteriöse Themen, wobei er hier erstmals einen Film größeren Ausmaßes anging. So wirkt alles weitaus weniger subtil als in den Vorgängern und das höhere Budget ist ebenfalls deutlich erkennbar.
Doch wo andere Regisseure einen actionlastigen Alien vs. Mankind-Thriller gedreht hätten, bleibt sich Shyamalan weitgehend treu und bietet auch diesmal deutlich mehr Thrill als Action. Dazu ein schon obligatorischer Twist am Ende des Films, der auch hier unter dem Einsatz von Flasbacks für Gänsehautstimmung sorgt.
Signs behandelt die Themen Glauben und Vorbestimmtheit, welche er am Ende klar bejaht. So wird der gebeutelte Ex-Geistliche Hess zu seinem Glauben zurückfinden und eine Idylle in seine Familie einkehren.
Doch bevor es dazu kommt darf ersteinmal gehörig gezittert und überraschender Weise auch herzhaft gelacht werden, denn wo sich Shyamalan in seinen Erstlingen ausschießlich auf die Suspense konzentrierte, streut er hier ein ums andere mal gekonnte humoristische Einlagen ein, die dem Film sehr gut bekommen.
So ist Signs denn auch weitaus familienfreundlicher als beispielsweise Unbreakable (USA 2000) und hat demnach auch weitaus mehr eingespielt als dieser.
Abschließend sollen noch die für einen Shyamalan-Film beinahe schon üblichen brillanten Kinderdarstellungen angesprochen werden, die hier mit ausschlaggebend für das hohe Niveau von Signs sind.
Nur dass die Cameos vom Regisseur immer länger werden, will nicht ganz gefallen, denn so talentiert Shyamalan als Auteur auch ist - als Darsteller ist er lausig.
8/ 10
#20
Geschrieben 28. September 2003, 23:23
Regie: Oliver Stone - DVD Warner
Der abgehalfterte Football Coach Tony D'Amato (Al Pacino) muss mit ansehen wie sein Team von einer Niederlage zur nächsten schlittert und jetzt verletzt sich auch noch sein Star-Quarterback (Dennis Quaid). So wird Ersatzmann Willie Beamen als Notnagel eingesetzt, der sofort überzeugt.
Bald entwickelt sich Jungspund Beamen zum Shooting Star und es kommt zu einigen Problemen im Team, denn Beamen markiert denn auch gleich den Großkotz mit Starallüren.
Damit nicht genug muss sich D'Amato auch noch mit der eigensinnigen Klubbesitzerin (Cameron Diaz) auseinandersetzen, die dazu noch die eiskalte Geschäftsfrau gibt und bezüglich des Clubs mehr Interesse an finanziellen denn an sportlichen Möglichkeiten zu haben scheint...
Any given Sunday ist ein typisch amerikanischer Sportfilm, mit viel Pathos inszeniert, Themen wie Männerfreundschaften und Neid behandelnd und wunderbar choreografierten Spielszenen aufweisend. Wer mit derartigen Filmen nichts anfangen kann, dem sei von diesem Film dringend abgeraten.
Allen anderen ist Any given Sunday sehr ans Herz zu legen. So ist dieser Football-Film sicherlich ein Höhepunkt (für mich sogar der Höhepunkt) des Genres. Hier geht es nicht vorrangig darum, den Teamgeist zu beschwören um als Underdog den sportlichen Olymp zu erklimmen. Nein, Stone blickt mit seinem Film in erster Linie einmal sehr sorgfältig hinter die Kulissen des Sports.
Alle kriegen ihr Fett weg: egomane Sportmoderatoren, korrpute Teamärzte, geldgeile Klubbesitzer und letztlich auch die Spieler-Millionäre.
Das alles hat Stone dermaßen unterhaltsam und gekonnt in Szene gesetzt, dass Any given Sunday trotz einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden enorm kurzweilig und interessant erscheint.
Zudem umschifft er geschickt die gängigen Sportfilmklischees, indem er beispielsweise das finale Spiel gar nicht abfilmt, sondern seinen Film lieber mit einer verdammt pfiffigen Schlusspointe enden lässt.
Abschließend sei noch angemerkt, dass Stone mehr und mehr zum Meister der Optik wird. So ist Any given Sunday formal brillant gestaltet und die Auswahl der Songs unterstreicht die Filmatmosphäre einfach vorzüglich. So wird der Film zum visuellen wie akustischem Erlebnis das seinesgleichen sucht.
8.5/ 10
#21
Geschrieben 01. Oktober 2003, 13:29
Regie: Steve Oedekerk - DVD Buena Vista
Nick Beam (Tim Robbins) fristet ein perfektes Dasein. Er ist glücklich verheiratet, hat einen gut bezahlten Job, kurzum: man will sofort mit ihm tauschen.
Doch durch ein Missverständnis wird er bald denken, seine Frau würde ihn betrügen und völlig apathisch in seinem fetten Wagen sitzen und ziellos durch die Stadt fahren.
Auf einmal hechtet ein kleiner schwarzer Kleinkrimineller (Martin Lawrence) in sein Wagen. "This is a robbery! Your wallet, white Boy!" Doch Nick dreht den Spieß um: "You messed with the wrong guy on the wrong day." Und tritt auf's Gas, heizt durch Downtown L. A., dass es nur eine Frage der Zeit scheint, wann es die beiden in einem Unfall erwischen wird.
Doch irgendwann finden sich die beiden in der Wüste wieder und nach einigen Startschwierigkeiten (hier sei auf die saukomische Diner-Szene hingewiesen) finden die beiden zusammen und beschließen Nick's Boss (den Nick für den Liebhaber seiner Frau hält) auszurauben.
Keine gute Idee, wie sich bald rausstellen wird...
Mit Nothing to lose ist Steve Oedekerk eine flotte Road Movie-Komödie gelungen, die allein auf die Eigendynamik der Kombo Robbins-Lawrence vertraut und damit mehr als gut fährt.
So stolpern die beiden von einem gelungenen Gag zum nächsten, liefern sich urkomische Wortgefechte und ergänzen sich einfach prächtig.
Beosnders Lawrence beweist, dass er ein wahrhafter Vollblutkomiker ist, der das gesamte Repertoire beherrscht.
Natürlich kann man dem Film vorwerfen, trivial zu sein. Dass es zu dem unausweichlichen Happy End kommen muss, dass die Rassenthematik allzu simplifiziert und klischeebeladen angegangen wird, dass der Film schlichte schwarz-weiß-Malerei (im wortwörtliche Sinne) ist.
So what? Wer anspruchsvolles Kino will, soll eben die Finger von diesem Film lassen.
Wer sich 90 Minuten köstlich amüsieren will, der ist hier jedoch genau richtig. Bei Nothing to lose stimmt alles. Perfektes Timing, eine kongeniale Besetzung und herrliche Situationskomik.
8.5/ 10
#22
Geschrieben 01. Oktober 2003, 14:19
Regie: Stephen Daldry - DVD Highlight
3 Frauen, deren Geschichten wunderbar ineinander verwoben parallel erzählt werden. Jedes Einzelschicksal berührt das der anderen. Über eine Zeitspanne von 60 Jahren.
England 1942. Da ist die introvertierte Autorin Virginia Woolf (Nicole Kidman, oscarprämiert), die an ihrem letzten Roman feilt: Miss Dalloway. Genau dieses Buch liest die unglückliche Hausfrau Laura Brown (eine Offenbarung: Julianne Moore) im Amerika der 50er und wird geleitet von der Figur Dalloway bald einen folgeschweren Entschluss fassen. Miss Dalloway - so wird Clarissa (Meryl Streep) genannt. Sie lebt im New York der heutigen Zeit und kann wie die anderen beiden Frauen nicht gerade von einem erfüllten Leben sprechen.
Selten bediente sich ein Film derart geschickter narrativer Mittel, selten konnte ein Film deartig berühren. Eine zutiefst traurige Geschichte, die alles andere als gut ausgeht. Zumindest einer der drei Erzählstränge. Dafür wird eine der drei Frauen zu ihrem Leben zurückfinden, die andere hat dies bereits vor langer Zeit getan, aber für welchen Preis...
The Hours ist in erster Linie ganz großes Darstellerkino mit einem beispiellosen Ensemble an hochkarätigen Schauspielern. So mag man hier keine Leistung hervorheben: alle Beteiligten bieten die Performance ihres Lebens. Sei es der todkranke Poet, den Ed Harris verkörpert, die kaum wiederzuerkennende Nicole Kidman als exzentrische Autorin oder das stille Leiden der von Julianne Moore mit unglaublicher Hingabe gespielten Hausfrau.
Wenn zu so einer Cast dann noch eines der besten Drehbücher der letzten Jahre dazukommt, dann ist das ein Film für die Ewigkeit. Ein moderner Klassiker.
Bestechend zudem durch den fantastischen, sehr zurückhaltenden (nur aus Piano und Streichern bestehenden) Score von Philipp Glass und einer stellenweise furiosen Montage (allein die Einführung der drei Protagonistinnen ist ein Musterbeispiel für den perfekten Einsatz des Filmschnitts).
The Hours ist ganz großes Kino. Ein Film, den wohl niemand kalt lässt.
10/ 10
#23
Geschrieben 02. Oktober 2003, 12:13
Regie: Todd Phillips - DVD DreamWorks
Josh hat seine Traumfrau bereits mit 5 Jahren entdeckt und seitdem sind die beiden untrennbar. Bis beide an unterschiedliche Universitäten kommen und es von nun an eine Fernbeziehung ist, die denn auch bald auf die Probe gestellt wird.
So lässt sich Josh mit der süßen Beth ein und weil diese ihr Bettabenteuer filmen musste und durch ein Missverständnis genau dieses Tape nun auf dem Weg zu Joshs Freundin ist, beschließt dieser kurzerhand die 1,800 Meilen zur Uni nach Austin zu fahren, um schlimmeres zu verhindern.
Dabei begleiten ihn seine beiden Kumpels Obermacho E. L. (Seann William Scott in seiner besten Rolle) und Crackhead Ruby. Doch weil sie kein Auto haben wird auch der Nerd Kyle noch schnell zum Kumpel ernannt und samt Auto mitgenommen.
Auf dem Weg nach Austin wird so allerhand passieren und am Ende kommt irgendwie alles anders als man denkt...
Road Trip beschreibt sich als Pendant zu den American Pie-Filmen, ist jedoch um Längen besser als diese. So inszenierte Todd Phillips seinen Film ungemein charmant, schraubte den Fäkalhumor merklich zurück und bot mehr als reine Klischeefiguren.
Die Gags sind gut platziert, die Darsteller gut aufgelegt und lediglich Weirdo Tom Green verdirbt einem ab und an ein wenig den Spaß.
Road Trip ist ein netter Film für zwischendurch, sehr kurzweilig, aber auch recht belanglos. Gute Unterhaltung und ein wohltuender Beitrag zum überlaufenen Teenie-Comedy-Genre.
7/ 10
#24
Geschrieben 02. Oktober 2003, 12:43
Regie: Josef Fares - VHS Arthaus/ Kinowelt
Der Libanese Roro ist glücklich mit Lisa zusammen, doch drängt diese darauf, die Familie ihres Freundes kennenzulernen. Doch das geht nicht, da Roro's Eltern bereits klare Vorstellungen von der Familienplanung ihres Sohnes haben. Er soll mit Yasmin verheiratet werden, die zwar auch nichts für Roro empfindet, sich aber fügen muss, da sie sonst zurück in den Libanon geschickt wird.
Auf der anderen Seite ist Mans, dessen Beziehung kriselt, weil sein bestes Stück nicht mehr mitmachen will. Verzweifelt versucht er dieses wieder auf Fordermann zu bringen und greift dabei auf mitunter recht amüsante Mittel zurück.
Da Roro und Mans Arbeitskollegen und Freunde sind helfen sie sich nun gegenseitig bei ihren Problemen, wobei sie zunächst von einer prekären Situation zur nächsten stolpern.
Dass sich bei der arrangierten Vermählung zwischen Roro und Yasmin dann die Ereignisse überschlagen und am Ende eine unerwartete Quasi-Doppelhochzeit steht bringt den Film zu einem sympathischen Abschluss.
Jalla! Jalla! ist eine weitere Filmperle aus Schweden. Für das skandinavische Kino typisch flott und frech inszeniert mit tollen Darstellern, viel Humor und Substanz.
So porträtiert der Film von Josef Fares nicht nur zwei unterschiedliche Kulturen, sondern zeigt auch viel Gespür für die kleinen und großen zwischenmenschlichen Probleme, sei es nun in der Beziehung oder daheim bei der Familie.
Dazu spielt der Film mit den Klischees der Gastarbeiterfamilie, so arbeitet Roro bei einem städtischem Reinigungsdienst, wohnt samt Großmutter noch bei seiner Familie und fügt sich den Wünschen seines Vaters.
Dass Roros bester Freund ein glatzköpfiger Hüne ist, mag ein Zufall sein, doch es passt wunderbar zum herrlich skurillem Ton des Films.
Jalla! Jalla! besticht vor allem durch die sorgfältig gezeichneten, ungemein sympathischen Charaktere, denen man einfach nur das beste wünschen will und sich so ob eines guten Endes auch merklich mit den Protagonisten mitfreut.
Das Drehbuch wirkt wie aus dem Leben gegriffen, man mag sich gar nicht vorstellen, dass die Eregnisse in Jalla! Jalla! nicht wirklich stattfinden und wie sich hier urkomische mit warmherzigen Momenten abwechseln, das ist schon großartig.
Der Film ist absolut empfehlenswert, ein Plädoyer für das Menschsein, für die Liebe und die Freundschaft.
9/ 10
#25
Geschrieben 03. Oktober 2003, 13:20
Regie: Steven Shainberg - Jetzt im Kino (Arsenal)
Wir sehen Lee, wie sie gefesselt an einen Balken, den sie auf ihrem Rücken trägt ihre Arbeit als Sekretärin verrichtet. Ein urkomischer und zugleich höchst irritierender Einstieg in eine der ungewöhnlichsten Love Storys überhaupt.
Rückblende. 6 Monate zuvor werden wir Zeuge, wie Lee aus der Psychatrie entlassen wird. Dabei hat es ihr dort durchaus gefallen erfahren wir durch ihren Off-Kommentar. Nun muss sie zurück zu ihrer Familie, zu ihrem dauersaufenden Vater, ihrer hibbeligen Mutter und ihrer hochnäsigen Schwester, die just an Lees Entlassungstag auch noch meinte heiraten zu müssen.
So darf Lee den ersten Tag daheim direkt auf einer Vermählungsparty verbringen. Angewidert ob diverser Peinlichkeiten (ihr Vater zeigt sich mal wieder von seiner "besten" Seite) verschwindet sie in ihrem Zimmer und holt ein Schmuckkästchen hervor.
Darin erspähen wir diverse Messerchen, Nadeln und was es sonst noch so an scharfen, spitzen Gegenständen gibt. Lee beginnt sich mit ihrem "Equipment" zu verletzen. Sie scheint es zu genießen.
Bald hat sie einen Job ins Auge gefasst. "Secretary wanted" liest sie in einem Inserat. Nach bestandenem Diplom als Tippse steht sie denn auch vor der Tür des Anwalts Mr. Grey. Bevor sie diesen allerdings zu Gesicht bekommt, läuft ihr ihre Vorgängerin sichtlich entnervt und gezeichnet entgegen. So sieht jemand aus, der gerade einen Nervenzusammenbruch erlitten haben muss.
Unbeirrt betritt Lee die Kanzlei und wird Mr. Grey auch antreffen, der ihr den Job denn auch tatsächlich zukommen lässt.
Grey stellt sich als überaus launischer, neurotischer Typ heraus, unter dem Lee einiges zu erleiden hat (von Schimpftiraden bis hin zu einem ordentlich versohltem Hintern). Dass ihr das jedoch gefällt wird auch dem Anwalt bald klar und obwohl er in ihr eine Seelenverwandte entdeckt hat, verlässt ihn der Mut und verstößt sie.
Doch Lee kämpft um ihre große Liebe, die sie in Grey gefunden zu haben meint. Und nie zuvor durfte man im Kino einer derartigen Aufopferung Zeuge werden...
Secretary ist wie eingangs erwähnt ein höchst ungewöhnlicher Film, der zwar alle Zutaten der typischen Liebesgeschichte aufweist, hier jedoch die S/M-Schiene thematisiert.
Eine Liebe basierend auf Schmerz und Hörigkeit. Dies wunderbar porträtiert von Maggie Gyllenhaal, die hier nach Mini-Auftritten in Donnie Darko und Adaptation endlich eine Hauptrolle spielen darf. Und ihre Besetzung stellte sich mehr als Glücksgriff heraus. Wie sie die zunächst verschüchterte, selbstzerstörerische und dann merklich an Selbstbewusstsein gewinnende Lee darstellt ist schlicht überwältigend.
Ihr Leinwandpartner Mr. Grey wird von James Spader gespielt, der wohl auf die Rolle des Besessesen abonniert zu sein scheint, hier aber wohl seine bis dato beste Performance an den Tag legt. So hat er auch die meisten Lacher auf seiner Seite, wie er unentschlossen mit seiner Situation innere Kämpfe ausficht und ständig mit hochroter, schwitzender Birne in seinem Büro seine Angestellte herumkommandiert.
Secretary ist allerdings mehr Drama als Komödie, so widmet sich der Film trotz aller komödiantischen Momente klar einem äußerst ernsthaftem Thema: der Selbstfindung und der vermeintlich zerstörerischen Liebe. Vermeintlich, weil hier keineswegs die ungewöhnliche Art der Liebesempfindung der Protagonisten kritisiert oder gar verunglimpft wird, sondern viel eher aufzuzeigen versucht wird, wie schwierig es sein kann, sich dieser Obsession zu stellen.
Der Film ist kammerspielartig inzeniert: so spielt sich fast alles in den Mauern der Anwaltskanzlei ab, die zudem mehr einem Studio gleicht und von der Ausleuchtung her einem Dungeon nicht sehr unähnlich scheint.
Leider zieht sich der Film ein wenig, so lässt sich Shainberg viel Zeit, seine Charaktere einzuführen und sich mit ihrem Innenleben zu arrangieren. Man hätte sich eine etwas kompaktere Inszenierung gewünscht.
Zudem fragt man sich, warum der zweifellos talentierte Jungdarsteller Jeremy Davies als Lee's Freund hier seine bravouröse Solaris-Performance meint kopieren zu müssen. Das sieht zwar auch hier wirklich nett aus, aber reduziert ihn auf wenige Manierismen. Dass sein Spektrum größer ist hat er doch mit Saving Private Ryan einst bewiesen. Hoffen wir, dass er sich in seinem nächsten Film etwas mutiger gibt.
Mutig ist auch Stichwort oder gar das Motto für Secretary. Einen derartigen Film hätte man sich aus Hollywood eigentlich gar nicht vorstellen können. Umso überraschter ist man, ob der konsequenten Inszenierung des Films, der mit einer hiesigen 18er Freigabe allerdings völlig falsch eingestuft wurde. Denn Secretary ist alles andere als Voyeurismus, es ist eine ernsthafte Studie einer ungewöhnlichen Liebe, gewürzt mit einer Prise Humor und einem furios aufspielendem Leinwandpaar.
Sehenswert!
7.5/ 10
#26
Geschrieben 05. Oktober 2003, 14:58
Regie: Gore Verbinski - DVD DreamWorks
Nach dem Genuss eines bestimmten Videos klingelt das Telefon und eine Stimme wird dir entgegenflüstern "Noch sieben Tage." Danach wird man sterben.
Dieses Gerücht erweist sich als wahr und so geht die Reporterin Rachel nachdem es eine Verwandte getroffen hat den Sachen auf den Grund.
Doch hat sie den Fehler begangen, sich besagtes Video selbst anzuschauen und so rennt ihr bei ihrer Recherche merklich die Zeit davon.
Am Ende wird sie das Rätsel des Videos gelöst haben und vorerst mit dem Leben davon kommen, jedoch hat sie einen fatalen Fehler begangen...
The Ring ist das US-Remake des japanischen Gruselschockers Ringu und obwohl ich das Original noch nicht gesehen habe kann ich hier klar von einem Bruch der Gesetzmäßigkeit dass Remakes im Grunde nichts taugen sprechen.
Denn The Ring ist ein klasse Thriller, der bis zur letzten Sekunde zu überraschen weiß und eine herrlich bedrohliche Atmosphäre kreiert.
Unterstützt wird die düstere Stimmung dadurch, dass der Film in kühlen Blautönen gehalten wird und ein Score nur sehr spärlich eingesetzt wird.
So wird eine Schlüsselszene (die zeigt, was mit dem Mädchen wirklich passiert ist) des Films gänzlich ohne Musikkulisse präsentiert, was die Schockwirkung dramatisch erhöht und einen schier zusammenzucken lässt.
Ebenso raffiniert ist die Zusammenstellung des Videos, dessen aneinandergereihte Szenen bereits für gehörigen Grusel sorgen.
The Ring spitzt sich bis zum Finale immer mehr zu, die Spannungskurve steigt ins Unermessliche und als man meint alles durchschaut zu haben und auf den Abspann wartet, setzt der Film noch einen drauf. Dies so klasse inszeniert, dass man geneigt ist, von einem der raffiniertesten Filmenden zu sprechen (immer unter dem Vorbehalt das dies lediglich ein Remake ist).
Der einzige Schwachpunkt an The Ring ist die etwas unglückliche Besetzung: so bediente man sich bei der Präsentation von Rachel's Sohn überdeutlich an Filmen wie The Omen und The Sixth Sense und auch die Protagonistin kann nicht wirklich überzeugen.
Davon abgesehen ist The Ring ein hervorragender Beitrag zum Horrorgenre, bestechend durch ein überaus intelligentes Drehbuch und einen sehr stimmigen Inszenierungsstil.
9/ 10
#27
Geschrieben 07. Oktober 2003, 16:39
Regie: George Roy Hill - DVD Columbia
Amerika, Mitte der 30er Jahre. Trickbetrüger Hooker (Robert Redford) gerät bei einem Job an den Falschen. Prompt hat er den Mob am Hals, der denn auch bald seinen väterlichen Freund auf dem Gewissen haben wird.
Doyle Lonnergan (Robert Shaw), der Boss des Syndikats lässt sich nichts bieten - von Niemandem. Doch Hooker dreht den Spieß um. Er sinnt nun auf Rache; will Lonnergan aufs Kreuz legen. Und zwar richtig.
Doch dafür braucht er die Hilfe von Henry Gondorff (Paul Newman in seiner besten Rolle), einem ehemaligen Betrüger-Ass, dessen Tage vorbei zu sein scheinen.
Doch weit gefehlt. So gelingt es dem Duo Hooker/ Gondorff Lonnergan nicht nur beim Poker kräftig über's Ohr zu hauen, nein, sie locken ihn in einer der ausgetüftelsten Fallen überhaupt...
The Sting hat seinerzeit 7 Oscars abgeräumt, war lange Zeit einer DER Kassenschlager überhaupt und brachte das Trio Hill/ Redford/ Newman zum zweiten mal zusammen.
Man darf den Film in erster Linie als Komödie betrachten, die jedoch besonders gegen Ende sehr spannend wird und wohl die Mutter aller Filmtwists darstellt.
So ist der Filmtitel bezeichnend: in The Sting legt jeder jeden rein. Nichts ist, wie es zu sein scheint und so bringt erst die letzte Filmminute die überaus pfiffige Auflösung des Films.
Leider verliert der Film dadurch beim zweiten Sehen doch einiges an Reiz (wie ich selbst erfahren musste) und will nicht mehr so sehr gefallen, wie beim ersten mal.
Dennoch macht The Sting immer wieder einen Heidenspaß, was vor allem am kongenialen Zusammenspiel von Redford, Newman und Shaw liegt. So gehören die Szenen während des Pokerspiels im Zug zu den Höhepunkten der Filmgeschichte. Wie Newman den Besoffenen mimt und Shaw vor Ärger beinahe platzt: "Mein Name ist LONNERGAN!" - Einfach herrlich!
Dreißig Jahre nach der Entstehung darf sich The Sting bereits als unumstrittener Klassiker bezeichnen.
8/ 10
#28
Geschrieben 10. Oktober 2003, 14:45
Regie: Michael Bay - DVD Columbia
Mike Lowrey und Martin Burnett sind dicke Kumpels, das wird bereits in der ersten Szene des Films deutlich "What's this picnic-shit in my car?" schnauzt Lowrey seinen Kollegen an, der sich in Mikes Porsche gierig über sein Junk-Food hermacht. "Hey, I don't get my sex at home, please don't deny me this" verteidigt er sich.
Die beiden werden sich den ganzen Film über überaus dialoghaftige Duelle liefern und weil sie Cops sind auch noch einer Menge Bad Guys ordentlich in den Allerwertesten treten.
So hat es jemand gewagt vom L.A.P.D. beschlagnahmtes Heroin einzusacken, worauf sofort die Abteilung der Internal Affairs einschreitet und den Cops wenige Tage zur Aufklärung des Falles gibt.
Natürlich schickt man unsere Bad Boys los, den Fall zu lösen. Und diese werden denn auch einiges an Big Trouble bekommen: so gilt es zunächst eine Zeugin zu finden, die die Täter gesehen haben will, wobei sich das Auffinden als wesentlich einfacher darstellt, als das bei Laune halten des launisches Models (lausig: Téa Leoni).
So muss sich Martin, der dreifache Familienvater als Playboy Mike ausgeben, sie in dessen Wohnung einquartieren, wodurch es dann auch zu einigen köstlichen Missverständnissen kommt und sich der arme Martin am Ende sogar bis aufs Blut verteidigen muss. "I'm not gay" beteuert er, nachdem Zeugin Julie auf die zahlreichen Fotos von Mike in dessen Wohnung verweist.
Irgendwann finden die beiden Cops dann auch die Verantwortlichen für den Raub - oder umgekehrt... wie man es auch betrachten könnte. Auf jeden Fall gibt's am Ende ne Riesenballerei mit hohem Bodycount und einem rasanten Fahrerduell zwischen Martin und dem Oberbösewicht...
Bad Boys ist in erster Linie eine Hommage an die Buddy-Movies der 80er Jahre und so lebt der ganze Film von den herrlichen Dialogen zwischen Will Smith und Martin Lawrence, deren Charaktere unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber anders als beispielsweise in 48 HRS. (Walter Hill, 1982) werden die beiden bereits als dicke Kumpels eingeführt, nur um in der nächsten Szene auf die ständigen Reibungspunkte zu verweisen (nachdem Martin Mike's Porsche zugesaut hat, geraten die beiden prompt in eine Auseinandersetzung mit Autodieben, bei der sie sich jedoch sehr schnell selbst bekriegen, als den Ganoven zuzusetzen).
Als Komödie funktioniert der Film ausgesprochen gut: so ergeben sich herrliche Situationen, v. a. dann, wenn die beiden Protagonisten die Rollen tauschen müssen oder wenn Martin zum Vegetarier bekehrt wird.
Bad Boys macht zuweilen einen Riesenspaß und wird lediglich von sporadischen Versuchen der ernsthaften Schauspielerei des Duos etwas abgewertet. Dazu fallen die Bay-typischen hektischen Schnitte und einige unnötige Brutalitäten negativ auf.
Dennoch kommt der Film sehr sympathisch rüber und man darf ihn ohne Gewissensbisse sicherlich zu den Höhepunkten des Buddy-Movie-Genres zählen.
Bad Boys ist anspruchsloses Popcornkino, bei dem man für zwei Stunden das Hirn mal auf Leerlauf schalten darf, was ja auch einmal gestattet sein muss.
7/ 10
#29
Geschrieben 11. Oktober 2003, 00:22
Regie: Sam Peckinpah - DVD Warner
Doc McCoy sitzt im Knast in Texas, wo er sich mit einem überaus drögem Alltag konfrontiert sieht. Sein Bewährungsapell wird abgelehnt. Nun ist er auch bereit einen hohen Preis für seine vorzeitige Entlassung zu bezahlen.
So schickt er seine sehr attraktive Frau Carol zu dem selbstherrlichen und korrupten Haftrichter um Verhandlungsbereitschaft zu zeigen.
So ist er auch bald auf freiem Fuß, muss dafür jedoch - begründet auf seinem exzellenten Ruf als Bankräuber - einen Heist begehen. 500.000 $ soll er mit einem Team aus einer Bank holen.
Doch es geht alles schief: das Team erweist sich als nicht vertrauenswürdig, der Auftraggeber als hinterlistig und auf einmal ist halb Texas hinter Doc und seiner Frau her.
Sie schießen sich ihren Weg in bester Bonnie and Clyde-Manier bis nach Mexiko frei, wo sie sich nicht nur in Sicherheit wiegen können, sondern auch endlich richtig zueinandergefunden zu haben scheinen...
Sam Peckinpahs Filme sind überaus gewalttätig und sicherlich sind sie archetypisch für das Actionkino der nachfolgenden Jahrzehnte.
Schießereien in Zeitlupe, Durchschüsse, kompromisslose Helden, die alles andere als heldenhaft agieren und dazu eine klare Verherrlichung des Machotums... das fasst Peckinpahs Werke recht gut zusammen.
So ist auch die Figur des Doc McCoy (Steve McQueen in seiner härtesten Rolle) als außerordentlich dominant und zielstrebig dargestellt. Ein Kerl, der auch mal Frauen schlägt, wenn es sein muss. Jemand, der immer die Oberhand behält und am Ende des Films dennoch Eingeständnisse macht, was The Getaway dann auch überraschend eine etwas tiefgründigere Dimension verleiht. Denn dieser Film zeigt nicht nur den "Straight Way", den es zu gehen gilt, wenn man in der Gangsterbranche überleben will, nein, hier wird zudem beleuchtet, was wirklicher Zusammenhalt bedeutet, welchen Prüfungen eine Liebe standhalten muss.
So schlägt The Getaway zuweilen sehr anrührende Wege ein, die man einem Peckinpah so vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Jedoch ist der Film in erster Linie handwerklich perfektes Actionkino ist, welches zwei Stunden lang Hochspannung bietet und viel Grund sich als Frau diskriminiert zu fühlen. Denn auch wenn selbst der härteste Typ letztendlich einsehen muss, dass er zurückstecken muss, so zeigt Peckinpah stellenweise doch überdeutlich seine Affinität zum traditionellen Männerbild: ein Mann ist erst ein ganzer Kerl, wenn er den Ton angibt und ordentlich austeilen kann. Bloß kein Frauenversteher oder Weichei sein!
Nicht umsonst wird sich der vor seiner Frau (das Vorzeigeklischee einer Frau für den Macho) von Obermacho und Gangster Rudy gedemütigte Ehemann erhängen, der Machismo also seine Überlegenheit nicht nur ausspielen, sondern auch rechtfertigen und die Frau später eine wahre Obsession für diesen Männertyp an den Tag legen.
Doch vielleicht soll dies auch nur eine satirische, überspitzte Darstellung der traditionellen Rollenverteilung in einer Beziehung sein... denn so scheitert genau diese Beziehung, wogegen die zwischen den Protagonisten, welche sich letztlich auf anderen Prinzipien begründet funktioniert.
Bei Peckinpah kann man sich bezüglich derartiger Motivationen allerdings alles andere als sicher sein.
Denn bei ihm regiert die Action und die kommt wie schon erwähnt auch in The Getaway nicht zu kurz. So hagelt es Explosionen, Schießerein und Verfolgungsjagden.
Zudem steht der Film ganz in der Tradition der Gangsterpärchenfilme der 60er und 70er Jahre und erweckt denn auch gleich Assoziationen zu Malicks Badlands und Penns Bonnie and Clyde.
Interessant ist zudem Peckinpahs Haltung zur Industrialisierung, die er als bedrohlich veranschaulicht. So wird bereits in den ersten Sequenzen des Films die Maschine als tösend, störend und bedrohlich eingeführt. Zudem als Metapher für die Beraubung der Indivdualität des Menschen im Knast benutzt und nicht umsonst geraten McCoy und Carol in die "Fänge" eines Müllschluckers, der sie dann auch fernab der Zivilisation, isoliert wieder ausspuckt: auf einer Risenmüllkippe. Der Mensch ist entbehrlich geworden in einer zunehmend technisierten Gesellschaft.
Die Rückbesinnung auf "the good ol' days" wird somit nicht nur durch die zahlreichen Hommagen an die Cowboys deutlich und ist es ein Zufall, dass der sympathischste Charakter des Films der einfache Mann und Urbild des Texaners ist, der mehr schlecht als recht von seiner Arbeit als Metallarbeiter lebt? Und welcher denn auch am besten über das Glück des Menschen Bescheid weiß und für seine Herzlichkeit und die Lossagung von seinem Beruf auch noch deutlich entlohnt wird.
Ich weiß es nicht genau, möchte dies aber zu Gunsten einer höheren Wertschätzung des Films einmal annehmen.
So ist The Getaway ein alles in allem empfehlenswerter Film, der vorrangig einmal einen Grundstein für das heutige Actionkino gelegt hat und den Höhepunkt der Schauspielerkarriere des Steve McQueen bedeutete.
8/ 10
#30
Geschrieben 12. Oktober 2003, 13:54
Regie: James Mangold - VHS
In New Jersey haben sich korrupte Cops durch Mafiagelder eine eigene Stadt errichtet, die den Traum der kleinen friedlichen "American Town" darstellt.
Hier passiert nichts aufregendes. Keine Morde. Keine Diebstähle. Gar nichts. So sieht sich der hiesige Sheriff höchstens einmal damit konfrontiert Leuten hinterherzujagen, die ihren Müll vor anderer Leuten Tür deponiert haben.
Freddy - das ist der Sheriff - weiß sehr wohl, was in seinem Bezirk abgeht, aber es ist ihm auch egal. Zu dankbar ist er den Cops, die ihn hier trotz seiner Hörbehinderung als Gesetzeshüter installiert haben.
Doch eines Tages steht die Abteilung der Internal Affairs vor seiner Tür und es passieren Dinge, bei denen auch der trottelige Sheriff nicht mehr wegsehen kann...
Copland ist in erster Linie eine Sylvester Stallone Show. Ihm gehört der ganze Film. Obwohl Copland mit einem Riesenaufgebot an Topschauspielern gespickt ist, vermag es niemand gegen Stallone zu bestehen, nicht einmal die Scorsesegarde.
Nach 15 Jahren beweist Stallone noch einmal, dass er ein durchaus brauchbarer Schauspieler ist, der sich erst durch das sinnlose Kräftemessen mit 80er Actionikone Schwarzenegger ins darstellerische Abseits beförderte. So degradierte er die überaus interessante Figur des John Rambo durch zwei hirnlose Sequels zur eindimensionalen Comicfigur und seine eigene Person gleich mit.
Es mag viele erstaunt haben, zu welchen Leistungen der zur Drehzeit dieses Films 52jährige Stallone noch fähig ist. Doch es war wohl nie eine Frage des Talents, sondern eher die der persönlichen Einstellung Slys.
So scheute er sich denn auch nicht, sich in bester De Niro-Tradition 15 Kilo Übergewicht anzufressen und am Set mit Ohrstöpseln herumzulaufen, um seine Rolle besser verinnerlichen zu können.
Sly als Method-Actor. Wär hätte das gedacht?
Wahrscheinlich war die restliche Darsteller-Crew sich Stallones darstellerischer Chance sehr wohl bewusst und ließen ihm deshalb genug Raum zu brillieren. So spielt ein De Niro in seinen wenigen Szenen mit Stallone merklich zurückhaltend und bei Keitel meint man ab und an gar zu erkennen, dass er seine Bewunderung für Slys Talent während des Films nur mühevoll verbergen konnte.
Die Rolle des halbtauben, naiven Dorftrottels verkörpert Stallone mit viel Einfühlsamkeit und Demut. So schlurft er durch die Gegend und man will ihn eigentlich andauernd in den Arm nehmen und trösten (man stelle sich eine derartige Reaktion auf diesen Kerl Ende der 80er vor...). Dass er am Ende doch noch den Helden spielen darf tut seiner überzeugenden Darstellung keinen Abbruch. Wäre er vor 10 Jahren noch als Strahlemann und nem lockeren Spruch auf den Lippen aus dem finalen Shoot Out hervorgegangen, so zelebriert er seinen Sieg in Copland in sich gekehrt am Flußufer und wird denn auch jäh aus seinen Gedanken gerissen. "Hey, Freddy!" ruft ihm der Deputy zu. "Da ist n Laster auf dem Highway umgekippt!"
Ein Blick über die Schulter, dann sehen wir wie er sich langsam und mühevoll aufrafft und sich gemächlich schlurfend zu seinem Dienstwagen bewegt. Ein ehemaliger Held des Actionkinos demontiert sein Image. Wie wohltuend!
7.5/ 10
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