See you at the movies
#511
Geschrieben 21. April 2005, 17:51
Regie: Sydney Pollack - Cine Star Düsseldorf Oberkassel
Leidlich spannende Hollywood-Thrillerstandardkost, die am Ende nochmal ganz stark abflacht.
Kidman und Penn bleiben überraschend blass; Catherine Keeners Rolle ist ein Witz und Pollack sollte seine Eitelkeit mal zurückschrauben und seine Auftritte vor der Kamera unterlassen.
Enttäuschend.
#512
Geschrieben 22. April 2005, 07:22
Regie: David Lynch - DVD Paramount
Obwohl Season 2 noch nicht in Sicht ist, habe ich für den momentan sehr günstigen Preis dann doch endlich zugeschlagen. Zwar kenne ich durch FIRE WALK WITH ME bereits die Auflösung und doch denke ich, dass der Weg dorthin bestimmt ziemlich interessant ausfallen könnte, zumal Lynchs Werke ja nicht nur durch Inhalt sondern vor allem durch Form bestechen.
Mein erster Kontakt mit TWIN PEAKS rührte aus den frühen 90ern. SAT.1 wollte damals den Film GREMLINS um 21.00 Uhr ausstrahlen, woraufhin der Konkurrent RTL kurzfristig verfügte, dass er gemäß den Reglementierungen erst eine Stunde später laufen darf (FSK 16 eben). Daraufhin war SAT.1 ziemlich stinkig und wollte es den bösen Kölnern heimzahlen. So deckte der Sender per Viedotext auf, wer sich hinter dem Mörder aus der Serie TWIN PEAKS (lief bei RTL damals sehr erfolgreich) verbirgt. Der Verlierer? Zuächst einmal der Zuschauer. Dann erst RTL. Zum Glück habe ich damals im Hinblick auf FWWM nicht in den SAT.1-Teletext geschaut und mittlerweile bleiben einem derartige infantile Auswüchse der TV-Anstalten ja zum Glück erspart.
Durch diesen "Vorfall" erwuchs aber mein Interesse an der Serie, die zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits angelaufen war und ich war wohl auch noch ein wenig zu jung für Lynchs Visionen.
Rund 14 Jahre später habe ich jetzt, als großer Bewunderer von Lynch dann doch mit der Sichtung der Serie begonnen und mein erster Eindruck ist leider ein wenig ernüchternd ausgefallen. So dient der Pilot der Einführung zahlreicher Figuren, von denen jeder ein Geheimnis zu haben scheint. Der plot konzentriert sich zunächst lediglich auf den Fund einer Leiche und die Suche nach dem Mörder. Bis dieser gefunden wird, wird wohl noch so einiges passieren, in dem abgelegenen Waldstädtchen. Mittendrin Kyle MacLachlan als schrulliger Agent Cooper - ein überaus interessanter Charakter, bei dem sich Scharfsinn und kindliche Euphorie stetig die Klinke in die Hand geben.
Es ist eigentlich nicht fair, bereits jetzt ein Fazit zu ziehen, da man TWIN PEAKS in seiner Gesamtheit betrachten muss. Dies war nur der Auftakt und auch wenn die Spannung und Brillianz anderer Lynch-Werke noch nicht so stark ausgeprägt waren; wer weiß, was da noch so alles kommen mag. Und am Ende hat der Meister dann ja auch doch nochmal ordentlich in die Horrorkiste gegriffen und eine aufwühlende Atmosphäre mit bellenden Knackis und wehenden Ampeln in der Dunkelheit geschaffen.
Jetzt hoffe ich nur, dass die zweite Staffel dieses Jahr noch bei uns erscheinen wird...
#513
Geschrieben 22. April 2005, 19:58
Regie: Shona Auerbach - CinemaxX Krefeld
Emily Mortimer -
Glasgow -
Und auch der Rest war toll. Eine Geschichte, die - in den falschen Händen - leicht in Rührseligkeit und Kitsch ertrunken wäre, wird hier völlig frei von genreüblichen Konventionen erzählt:
der taube neunjährige Frankie korrespondiert mit seinem seefahrenden Vater lediglich per Post. Gesehen hat er ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Was er nicht weiß: die Antwortbriefe stammen von seiner Mutter, bei der er zusammen mit der Oma lebt. Denn der Papa ist in Wahrheit von der ganz üblen Sorte, weshalb dieser auch verlassen worden ist. Als die Mama durch einen dummen Zufall in die Bredouille kommt, sieht sie sich gezwungen jemanden für einen Tag aufzutreiben, der sich als Frankies Vater ausgibt...
Und am Ende kommt es eben nicht, wie sonst so in Filmen dieser Art. Die Behinderung wird ebenfalls nicht für die Mitleidsschiene missbraucht, sondern mit Humor angegangen. Alles ganz toll gelöst von Regisseurin Auerbach deren größter Trumpf die bezaubernde Emily Mortimer ist: ich bitte um den sofortigen Oscar für ihre Darbietung! Ganz ganz groß war das und ich muss unbedingt mehr mit ihr sehen!
Die restliche Besetzung hat ebenfalls überzeugt und meinem Faible für schottische Küstenstädte wurde vollends stattgegeben. Ganz tolle Bilder!
Und dann war da dieser magische Moment, wie Frankie es schafft, dass auch die skeptische Mutter dem angeblichen Vater zuwinkt... schööööööööön!
Fazit: ganz viele für diesen Film, der im Herbstprogramm aber sicherlich etwas besser aufgehoben worden wäre. Wie schon gestern beim INTERPRETER gabs nämlich ne Privatvorstellung für mich. War aber auch mal ganz schön!
#514
Geschrieben 23. April 2005, 17:56
Regie: Vittorio de Sica - TV arte
Plot:
Im Italien der Nachkriegszeit ist Arbeit rar gesät und als sich für Ricci die Möglichkeit ergibt, als Plakatierer beschäftigt zu werden fackelt er nicht lange - auch wenn ihm das dazu notwendige Fahrrad fehlt. Und als er es sich endlich besorgt hat, da wird es ihm am ersten Arbeitstag gleich wieder geklaut. Die gemeinsame Suche mit dem Filius quer durch die Stadt nach dem Fahrraddieb entwickelt sich zum Existenzkampf...
Obwohl ich keine Ahnung davon habe, was sich hinter dem Begriff Neorealismus verbirgt, wofür dieser Film so einen großen Stellenwert haben soll und ich zudem mit dem Großteil des europäischen Kinos der 40er/ 50er herzlich wenig anfangen kann, so hat mich dieser Film auch beim zweiten mal so richtig in seinen Bann gezogen.
Eine Geschichte, die im Grunde genommen recht simpel ist und ganz von den Emotionen lebt, die sie beim Zuschauer erzeugt. Denn Anteilnahme wird hier groß geschrieben. Und weil das so richtig schön unaufdringlich geschieht und die Entscheidung, auf Laiendarsteller zurückzugreifen sich als Volltreffer erwiesen hat - da ist es eben ein rundherum gelungener Film geworden, der geradezu zum mitfiebern und -leiden einlädt und dessen allgemeine Klassifizierung "Meisterwerk" ich voll unterschreiben kann. Jetzt muss nur noch eine DVD-VÖ bei uns her.
#515
Geschrieben 24. April 2005, 17:36
Regie: Steven Spielberg - DVD Universal
Wo Spielberg drauf steht, da ist auch Spielberg drin. Wieder mal die olle Kamelle von der Familie, die bedroht ist. Erstaunlich aber, in wie vielen Genres sich der Mann mit seinem Leitmotiv schon ausgetobt hat. Erfolgreich war er fast immer - richtig gut m. E. aber nur bis Mitte der 80er. Inzwischen sind seine Werke zumeist großer Käse mit der starken Tendenz am Ende völlig den Bach runter zu gehen.
So war ich sehr gespannt auf den zweiten Film nach dem grandiosen DUEL (USA 1971), bei dem mich auch Ulknudel Goldie Hawn nicht davon abschrecken konnte, den Film einfach mal auf gut Glück zu erwerben.
Tja, leider war es nicht das Meisterwerk, zu dem EMPIRE den Film erhoben hat, wenn er auch besser als Spielbergs letzen Werke geworden ist.
Der plot ist so abstrus, dass es schwer zu glauben ist, dass es sich so tatsächlich mal zugetragen haben soll: ein Ehepaar, dem ihr Kind auf Grund ihrer Knastaufenthalte weggenommen wurde und das es unbedingt zurückholen will, dafür einen Polizisten samt Wagen kidnappt und eine riesige Polizeikolonne quer durch Texas hinter sich herzieht... was es nicht alles gibt...
So war SUGARLAND EXPRESS noch dadurch am unterhaltsamsten, wie eine riesige Masse an Streifenwagen reichlich unbeholfen versucht, den Kidnappern zu folgen und dabei einige kuriose Szenen entstehen (im Piloten zu THE FALL GUY werden diese Szenen im Übrigen liebevoll zitiert). Der Rest schwankt zwischen nett und langweilig. Goldie Hawn ist zwar nicht ganz so hysterisch wie sonst, schafft es aber immer noch spielend, mir tierisch auf die Nüsse zu gehen.
Moralisch geht Spielberg in die Vollen: pro Familia und contra Media, NRA und Polizeiapparat. Löblich zwar, aber viel zu penetrant rübergebracht.
So ist der Film insgesamt leider etwas enttäuschend ausgefallen und hat bewiesen, dass bei Spielberg früher nicht unbedingt alles toll war.
#516
Geschrieben 25. April 2005, 05:22
Durch die beiden Kinogänge letzte Woche gab es einige neue Trailer zu sehen, die zumeist wenig Lust auf mehr gemacht haben...
Kingdom of Heaven
Au weia... Szenen der Stürmung einer Burg 1:1 von TLOTR übernommen, genauso wie den Score... Orlando Bloom scheint als Hauptdarsteller wenig zu taugen. Fazit: geschenkt!
War of the Worlds
War wohl eher n Teaser, weil noch keine Hauptdarsteller zu sehen waren. Könnte ganz groß werden, bezweifle das bei Spielberg aber und wie der Film ausgehen wird, das ahne ich ja jetzt schon... Fazit: bekommt seine Chance!
Stealth
Ach du lieber Himmel... ne handvoll obercooler Leuts (inklusive Big Boobs-Frau Jessica Biel) in nem Werbeclip für die Air Force. Fazit: bloß nicht!
Batman Begins
Interessant für mich eigentlich nur wegen des Regisseurs. Der erste Trailer war aber wenig anregend. Sah zunächst nach Samuari-Kino aus. Liam Neeson schon wieder. Erst für Scott, dann für Nolan. Fazit: mal seh'n.
Madagascar
Von den Machern von SHREK und SHARK TALE. Jaja... soviel Zeit muss schon sein, denn sonst weiß man vielleicht gar nicht, dass das hier auch ganz toller, irre witziger Animationsfilm sein soll. Gerade die Animationen wirkten sehr billig und die Story richtet sich wohl eher an die ganz Kleinen. Synchro scheint fürchterlich geworden zu sein. Fazit: lass mal.
Herbie Reloaded
Peinlich, peinlich... das waren schon die alten Herbie-Streifen. Das hier sieht noch schlimmer aus. Kann-Nix-Lindsey-Lohan steuert mit dem Film einem frühzeitigem Karriereende entgegen und bei den Machern scheint ein Totalschaden eingetreten zu sein. Fazit: auch '05 ist voller überflüssiger Remakes...
#517
Geschrieben 26. April 2005, 16:48
Regie: William Friedkin - DVD MGM
Holla! Gibt doch nichts schöneres, als mal wieder so richtig doll positiv überrascht zu werden! Tausend Dank an dieser Stelle für die ganzen Leute, die mir diesen Film empfohlen haben!
Friedkins Film erinnert nicht selten an die Meisterwerke Michael Manns (der im Übrigen ein Plagiatsverfahren gegen den Film eröffnete). Wie bei ihm steht auch hier das Duell zweier Hard-Boiled-Guys im Mittelpunkt; ausgetragen vor der imposanten Kulisse L. A.s (inklusive nächtlicher Helicopter-Shots). Während Mann seine Gegner moralisch jedoch klar voneinander abgrenzt, verwischt Friedkin die Grenzen zwischen gut und böse: der Cop Chance (großartig: William L. Petersen) greift mit absoluter Rücksichtslosigkeit zunehmend auf illegale Mittel und Wege zurück, um seinen Konterpart (Willem Dafoe) zu stellen.
Dieser ist wiederum deutlich als Bad Guy gekennzeichnet - eine Rolle auf die Dafoe zumeist ja abonniert ist und die er hier leider nicht ganz so überzeugend wie sonst ausfüllt. Er hat es aber auch schwer gegen das alles überstrahlende Charisma seines Leinwandkontrahenten. Hatte mich Petersen schon in MANHUNTER (ironischerweise diesmal unter der Regie Michael Manns) überzeugt, so attestiere ich ihm hier eine weitere Meisterleistung. Kaum zu glauben, dass nach diesen beiden Darbietungen so gut wie nix mehr nachkam und der Mann in der Versenkung verschwand.
So bleibt auch Petersens Partner ziemlich blass und überhaupt bildet John Pankow (den ich ohnehin stets als Paul Reisers Bruder aus der Sitcom MAD ABOUT YOU im Kopf haben werde) einen der wenigen Schwachpunkte in diesem Film. Vor allem angesichts der Tiefe und Wandlung seines Charakters ist es verdammt schade, dabei zusehen zu müssen, wie diese Rolle vom untalentierten Pankow ausgefüllt wird. Dafür entschädigen aber John Turturro, Dean Stockwell, Michael Greene und die bezaubernde Darlanne Fluegel in interessanten Nebenrollen.
Und mehr als entschädigen tut William Friedkins temporeiche Regie, die zwar zuweilen etwas überhastet wirkt, durch die Locations aber einiges an Atmosphäre erzeugt. Höhepunkt bildet eine Autoverfolgungsjagd, die nicht von ungefähr an die aus THE FRENCH CONNECTION (USA 1971) erinnert. Schließlich saß auch dort ein gewisser Friedkin auf dem Regiestuhl und wie schon dort drehte er in Gegenden, an denen sich Filmteams nicht unbedingt gerne tummeln.
L. A. wird hier anders als bei Mann weniger in seiner Ästhetik präsentiert, sondern vielmehr als Stätte des moralischen Verfalls: billige Striptease-Clubs und heruntergekommene Gegenden prägen Friedkins Bild dieser Metropole. Frauen werden vom anderen Geschlecht ausgenutzt und nutzen dieses aus. Der Jurist hat sein Gewissen längst verloren. Der aufrichtige Cop ist hier nur eine Illusion und selbst derjenige, der zunächst den rechtsschaffenden Typen darstellte wird sich zu jemand anderem wandeln.
TO LIVE AND DIE IN L. A. besticht dadurch, dass Friedkin auf jegliche Konventionen scheißt und sein Werk völlig überraschend enden lässt. Dazu inszeniert er seinen Film gleichermaßen spannend wie actionlastig; bietet eine interessante Charakter- sowie Milieustudie und liefert insgesamt seine beste Arbeit seiner Karriere ab.
Leichte Abzüge gibt's außer durch den fehlbesetzten Pankow lediglich durch die oftmals deplatziert wirkenden Songs. Ansonsten: absolut erstklassiger Copthriller!
#518
Geschrieben 28. April 2005, 18:00
Regie: James Whale - DVD Universal
Bin ja schon eh kein Freund des Horrorgenres und auch wenn dieses Werk stellenweise komödiantisch daherkommt erschien es mir doch ziemlich belanglos. Interessant lediglich durch die Kenntnis der Parodie YOUNG FRANKENSTEIN (USA 1974, Mel Brooks), die ich demnächst wohl auch mal wieder schauen werde. So weiß ich jetzt wenigstens, was der gute Mel da alles so durch den Kakao gezogen hat.
Aber ansonsten: wie gesagt nicht mein Ding. Wirkt heute sehr antiquiert und weitere Horrorklassiker schenk ich mir lieber. Immerhin kann ich jetzt einen weiteren Film der imdb Top 250 abhaken. Ist ja auch schon was.
#519
Geschrieben 29. April 2005, 07:02
Regie: John Huston - DVD Warner
Normalerweise garantiert die Combo Bogey/ Huston für filmischen Hochgenuss; hier aber ging irgendwie alles schief. KEY LARGO kommt einfach nicht die Gänge; die Dialoglastigkeit und begrenzte Location bremsen die an sich interessante Grundidee aus, die deutlich mehr inszenatorisches Fingerspitzengefühl verlangt hätte.
Huston geht diese hier leider völlig ab und lässt die meiste Zeit den (eigentlichen) Hauptdarsteller Edward G. Robinson reden. Dieser wirkt dabei wie eine Parodie seiner früheren Rollen und kann genauso wenig überzeugen wie ein sichtlich gelangweilter Bogart. Bogeys Charakter verkommt zudem schnell zu einer Nebenrolle, deren Heldentum im Filmfinale eher aufgesetzt denn konsequent wirkt.
So kann ich KEY LARGO im Grunde genommen überhaupt keine Pluspunkte attestieren und ich bin überrascht, dass es zu einer derart misslungenen Huston/Bogart-Kollaboration kommen konnte.
#520
Geschrieben 29. April 2005, 23:13
Regie: Orson Welles - DVD Arthaus
Traurig, traurig, was aus Welles' ursprünglichem Werk gemacht wurde. Mal eben von 138 auf 84 Minuten gekürzt und damit beinahe der ganzen Klasse beraubt.
Die abgehackt erzählt wirkende Geschichte, die zudem mit einem aufgesetzten Happy End bedacht wurde vermag den Zuschauer kaum in ihren Bann zu ziehen. Es lässt sich nur erahnen, was sich in den großen Lücken so alles ereignet haben muss.
Übrig bleibt lediglich eine beachtliche Kameraarbeit, die sich nicht vor der aus CITIZEN KANE (USA 1941) zu verstecken braucht. Dort hatte Welles zum Glück noch sämtliche Fäden selbst in der Hand - nach dem Hearstskandal war es damit leider vorbei und es ist bittere Ironie, dass THE MAGNIFICENT AMBERSONS im Grunde genommen das Schicksal des Meisterregisseurs vorzeichnete.
#521
Geschrieben 30. April 2005, 21:24
Regie: Nicholas Meyer - DVD Paramount
Vorab: das DVD-back-cover gibt das Format mit Scope an, auf der DVD wird der Film aber in 1.85:1 gezeigt. Laut Filmlexikon ist er aber in 2.35:1 gedreht worden. Mir ist jedoch nichts aufgefallen, was auf einen falschen Bildausschnitt hindeutet. Weiß da jemand Bescheid?
Zum Film: der war klasse! Vor allem, nachdem mich THE WRATH OF KHAN (USA 1983, Nicholas Meyer) ernüchternd zurückgelassen hatte und ich schon an der Star Trekschen Arithmetik zweifelte. Nun ist Part VI aber sehr gelungen und besticht durch eine durchgängig temporeiche und interessant erzählte Geschichte, die nicht von ungefähr deutliche Parallelen zur Post-Reagan-Ära aufweist.
So ist es der politischste Star Trek-Streifen geworden, der sich zudem am deutlichsten an anderen Genres orientiert. So erinnert die Verhörungsszenen nicht selten an die Gerichtsdramen Stanley Kramers und beim Finale schimmerten ebenfalls Anleihen an den großen Werken des Politthrillergenres durch.
Im Grunde genommen hätte der ganze Plot auch ohne das Sci-Fi-Gewand funktioniert und trotzdem passt er gut ins Star Trek-Universum, dessen Charaktere im Verlauf des Films ungeahnte Seiten von sich preisgeben und am Ende einen absolut würdigen Abgang bekommen. Schade, dass sich Shatner für den siebten Part nochmal zur Verfügung gestellt hat und auf einen elendig pathtetischen Abgang pochen musste.
Aber nochmal zurück zum UNDISCOVERED COUNTRY: wie schon gesagt ein sehr stimmiger Beitrag zur Serie, dessen Special Effects mit einer Ausnahme auch heutigen Maßstäben gerecht werden und bei dem sämtliche Crew-Mitglieder sinnvoll in die Handlung integriert wurden. Stilistisch betrachtet würde ich diesen Film in Bezug auf die restlichen Beiträge sogar als herausragend bezeichnen: einfach toll, wie Meyer Licht und Kamera einsetzt und zahlreiche atmosphärische Glanzlichter produziert. Zudem bleibt bei aller Ernsthaftigkeit des Scripts trotzdem noch genug Raum für einige humorige Einlagen inklusive Anspielungen auf die Eitelkeit des Hauptdarstellers.
Insgesamt nach Teil IV der mit Abstand stärkste Star Trek-Film. Und wer genau aufpasst, der kann sogar einen jungen Christian Slater entdecken.
#522
Geschrieben 01. Mai 2005, 14:31
Regie: Brian de Palma - DVD Columbia
Vorab: wer den Film noch nicht kennt, sollte nicht weiterlesen und statt dessen zusehen, sich dieses Meisterwerk schnellstens zu beschaffen!
It's all an illusion - das wird bereits nach wenigen Augenblicken klar, als sich eine Wüstenlandschaft als (Film-)Kulisse entpuppt. Die Vorgaukelei, die Hollywood bis zur Perfektion zu betreiben im Stande ist, ist das zentrale Thema dieses Werkes, das gemeinhin als Erotikthriller beschrieben wird, womit man dem Film jedoch nicht gerecht wird. Kino von so universalem Ausmaß habe ich nur selten beigewohnt und wo ich schon immer große Achtung vor de Palmas Werk gehabt habe, so ist auch dessen Ausmaß noch einmal merklich angestiegen.
Der Vorwurf Form stehe über Plot, den sich der Regisseur oftmals gefallen lassen muss(te) wird hier in aller Deutlichkeit als unhaltbar hingestellt, denn in punkto Rafinesse steht de Palma hier Leuten wie etwa Lynch in nichts nach (der im Übrigen mit MULHOLLAND DR. merklich auf de Palmas Spuren wandelt).
Da wird rigoros mit den Erwartungshaltungen des Publikums gespielt, das sich zunächst auf dem selben Kenntnisstand des Protagonisten wähnt, nur um am Ende als Betrugsopfer dazustehen, welches man zunächst eben diesem Protagonisten anheften wollte. Tja, reingefallen! Doch BODY DOUBLE wäre kein Meisterwerk, wäre er lediglich auf einen finalen Twist ausgelegt (wie es zuletzt im Horrorthrillergenre reihenweise der Fall ist) - nein, BODY DOUBLE ist vor allem eine Reflexion über das Medium Film. Die Film-im-Film-Idee war meines Wissens zwar nicht neu, aber de Palma bedient sich ja sowieso gern bei anderen Filmschaffenden und treibt seinen Ruf als Hitchcock-Epigonen mit völlig überinszenierten Zitaten (visuell, wie musikalisch) aus dessen Meisterwerken auf die Spitze. Obsession, Voyeurismus und Trug als Hauptmotive.
Damit hält de Palma der Filmbranche den Spiegel vor's Gesicht, da diese insbesondere seit den 80ern verstärkt auf eben diese Motive zurückgriff: die Lust an nackter Haut und Gewalt wird nun auch im Mainstream zunehmend erfüllt. De Palma drängt den Zuschauer in seinem Film ganz bewusst in die Rolle des Voyeurs; verabreicht ihm eine Überdosis dessen, wonach ihm (scheinbar) giert, allerdings nicht ohne ihn auf die Billigkeit dieser Obsession zu erinnern: nicht umsonst handelt es sich im Rahmen der Film-im-Film-Idee bei der Filmproduktion um eine billige, anspruchslose Low-Budget-Firma. Und wie sehr hinter all dem Lug und Trug steckt greift BODY DOUBLE in den letzten Bildern nocheinmal überdeutlich auf: hier ist der Filmtitel Programm.
Kritik am Gefallen des Publikums und zugleich an der Filmindustrie, die diesen Wünschen nur allzu gern nachkommt. Aber bestimmt das Angebot nicht die Nachfrage? Die Schuldfrage lässt sich nicht eindeutig beantworten und das scheint de Palma mit seinem Film auch gar nicht zu wollen. Vielmehr zeigt er sich widersprüchlich indem er die Vorlieben des Publikums als Illusion entlarvt oder sie zumindest damit in Verbindung bringt. Ein Aspekt, den ich noch einmal überdenken muss, mir ggfs. aber auch durch Literatur erschließen werde, für den Fall, dass da etwas brauchbares auf dem Markt ist.
Aber mal ganz abgesehen vom reflexiven Charakter des Films, bietet er oberflächlich betrachtet einen sauspannenden und mords-(sic!)unterhaltsamen Thriller, der zuweilen trotz abtörnender 80er-Mode und -Frisuren einiges an Erotik versprüht. Formal läuft de Palma zu absoluter Höchstform auf und da ist es Schnurzpiep, dass er einige male Altmeister Hitch überdeutlich kopiert. Außerdem hat sich de Palma längst einen eigenen unverkennbaren Stil angeeignet, der mehr von Hitch inspiriert ist als dass man ihn als reines Plagiat bezeichnen könnte: Spiegelmotiv, schlängelnde Kamerafahrten und viele Totalen sowie der sehr spärliche wie sorgsame Einsatz von Montage finden sich hier genauso wie die schon obligatorischen Verfolgungsszenen (deren besten noch immer in CARLITO'S WAY zu finden sind) wieder.
Nur passte das alles selten so gut zusammen wie hier. Weisen de Palmas übrigen mir bekannten Werke zumeist einen stilistischen Höhepunkt auf, so bewegt der Mann sich bei BODY DOUBLE konstant auf höchstem Niveau, wozu auch die brillante Ausstattung beiträgt. Weiterer Pluspunkt sind die weitgehend unbekannten Darsteller, die dadurch nicht von ihren Rollen ablenken.
Jetzt muss ich unbedingt noch weitere de Palma-Filme schauen. CARRIE hab ich bereits parat, DRESSED TO KILL hoffe ich im Handel zu bekommen, was bei Filmen wie SISTERS sicherlich etwas schwieriger wird...
#523
Geschrieben 02. Mai 2005, 05:04
Regie: Pedro Almodóvar - DVD Universum
Zum Heulen schön.
#524
Geschrieben 03. Mai 2005, 05:04
Regie: Brian de Palma - VHS
Hat mir nicht sonderlich gefallen, was aber auch daran liegen mag, dass ich mit dem Horrorgenre ja bekanntlich recht wenig anfangen kann und CARRIE gewinnt diesem Genre nicht gerade viel Neues ab.
Auch die Marke de Palma schimmert zu selten durch, als das dessen oftmals brilliante Stilistik den Film über den Durchschnitt heben könnte. Das Script ist schwach, da es lediglich auf billige Art und Weise Mitleid für die Protagonistin schürt und mit den Rachegefühlen des Zuschauers spielt.
Ich fand das ziemlich langweilig, weil vorhersehbar und die "Schlusspointe" kann sich ebenfalls nicht gerade damit rühmen, besonders originell zu sein (wobei ich hier allerdings das Entstehungsjahr nicht berücksichtigt habe). Die überbordende Symbolik tut ihr übriges, um die Aufdringlichkeit des Films noch einmal zu unterstreichen.
Am Ende bleibt nur die zugegeben sehr überzeugende Leistung von Sissy Spacek sowie einige nette formale Spielereien vor und nach der Ausführung des bitteren Streiches während des Abschlussballs hängen. Ansonsten ödet mich das Horrorfilmgenre mehr und mehr an.
#525
Geschrieben 04. Mai 2005, 19:14
Regie: John Frankenheimer - DVD MGM
Saugeiles Actionkino ohne ultracooles Gezappel und überlange SloMos. Stattdessen eine Riege von Topdarstellern (Abzüge allerdings wegen Jonathan Pryce, der schon bei Bond eine lächerliche Figur abgab), drei erstklassige Autoverfolgungsjagden und jede Menge netten Old-School-Krams. Frankreich als Location gibt diesem Topfilm den qualitativen Rest.
#526
Geschrieben 05. Mai 2005, 18:20
Regie: Isabel Coixet - DVD Universum
Filme über den Tod bzw. über Personen, die dieser bald ereilen werden sind oftmals erschreckend billiger Natur. Manchmal auch einfach nur ärgerlich. Wenn da versucht wird, mit allen Mitteln möglichst viel Mitleid für jemanden zu schinden - wie dieser jemand sich tapfer schlägt und am Ende dann unter dem Einsatz unerträglich pathetischer Filmmusik doch ins Jenseits verschwindet... das beherrscht Hollywood aus dem ff.
Gut, dass es da noch Leute gibt, die sich dem Thema Tod noch abseits jedweden rührseligen Klischeekinos nähern können. Isabel Coixets Film kann in dieser Hinsicht voll punkten. Und auch wenn es ihr die vorzüglichen Darstellerleistungen (selbst die winzigsten Rollen sind mt Hochkarätern besetzt) einfach machen, so liegt dies doch hauptsächlich an ihrem Script, das sich beispielsweise einer Sterbenszene verweigert und da wo sonst immer Rührseligkeit herrscht lieber Hoffnung und Trost spendet. Da darf dann auch geweint werden und man muss sich seiner Tränen nicht schämen.
#527
Geschrieben 07. Mai 2005, 20:53
Regie: Brian de Palma - DVD MGM
Ganz deutlich: hier steht Form vor Inhalt und das scheint auch so beabsichtigt. So gibt der Titel bereits einen deutlichen Hinweis auf die Frage who-dunnit und spätestens nach der Hälfte des Films sollte jeder einigermaßen wachsame Zuschauer auf die Antwort gekommen sein.
Und dennoch schafft es de Palma große Strecken voller Suspense zu kreieren; lässt die Bilder für sich sprechen, fährt den Dialog über längere Abschnitte völlig zurück (die lange Sequenz um Angie Dickinson, die im Museum beginnt und mit dem Tod ihrer Figur im Fahrstuhl endet läuft nahezu wortlos ab) und verpackt anfürsich erschreckende Ereignisse in eine faszinierende Ästhetik.
Meisterhaft die Mordszene, bei der sich de Palma selbst übertroffen hat: Montage, Timing, Kamerawinkel... alles ist perfekt aufeinander abgestimmt. Überhaupt stellt DRESSED TO KILL neben dem rd. 20 Jahre später entstandenen und stark unterschätztem FEMME FATALE den stilistischen Höhepunkt eines Mannes dar, der wie kaum ein anderer zeitgenössischer Filmemacher die Bildsprache beherrscht.
Interessant auch, wie sehr sich viele seiner Werke im Aufbau ähneln; so schließt de Palma seine Filme oftmals mit einer Schlusspointe ab; spielt mit der Realitätsebene und baut immer wieder hochspannende Verfolgungsjagden ein, wobei er sich auch gerne selbst zitiert (die Parallelen zwischen DRESSED TO KILL und CARLITO'S WAY sind unübersehbar). Wenn man böse wär, könnte man dem Regisseur unterstellen, auf Teufel komm raus eine Suspense-Szene an die nächste zu reihen und dabei den plot gerne zur Nebensache verkommen zu lassen.
Diesen Vorwurf könnte man bei diesem Film durchaus anbringen, zumal wenn man ihn mit Filmen wie dem bereits genannten FEMME FATALE oder auch seinem größtem Wurf BODY DOUBLE vergleicht. Hier beweist de Palma, dass er in der Lage ist, eine Geschichte zu erzählen, die sich auf demselben hohen qualitativen Niveau wie seine Bilder bewegt.
Nun funktioniert DRESSED TO KILL als Suspense-Thriller aber hervorragend und auch de Palmas Gespür für die Erzeugung von Erotik gelingt hier besser als beispielsweise in BODY DOUBLE. So gesehen würde ich beide Filme in etwa auf eine Stufe stellen, wenn letzterer imho dennoch sein Meisterwerk darstellt.
Harsche Kritik gab's im Übrigen von den Frauenrechtlern, die den Mann als Frauenhasser bezeicheneten. Und de Palma neigt in der Tat dazu, die Frau als Sexobjekt darzustellen, so dass es einmal interessant wäre, eine diesbezügliche Stellungnahme von ihm zu bekommen. Werde mich mal "umlesen".
Als nächstes steht nun SNAKE EYES an, den ich als durchschnittlich in Erinnerung habe und der bei den Kritikern damals ziemlich schlecht wegkam. So sind immerhin die Erwartungen nicht allzu hoch... Ansonsten wäre es hilfreich, wenn mir jemand weitere sehenswerte Filme von de Palma empfehlen könnte, da ich im Moment doch sehr auf den Geschmack gekommen bin.
#528
Geschrieben 08. Mai 2005, 11:58
Regie: Brian de Palma - DVD BV
Schade, schade... da brennt de Palma eine Stunde lang ein wahres Feuerwerk ab, um im letzten Drittel dann völlig abzukacken, um es mal plakativ auszudrücken.
Erstaunlich, dass nicht nur die ohnehin dünne Story am Ende von einem Klischee zum nächsten hüpft, sondern auch darstellerisch einiges im argen liegt. Ein furios aufspielender Nic Cage muss sich binnen kürzester Zeit zum weinerlichen Häufchen Elend degradieren lassen und Gary Sinise versucht erfolglos gegen den stark stereotypischen Bösewicht anzuspielen. Somit entfällt ein packendes Darstellerduell zugunsten eines vorhersehbaren, konventionellen Finales, das auch durch einen Wirbelsturm keine Fahrt aufnimmt. Richtig peinlich wird es, als sich ganz zum Schluss die beiden "Helden" noch kriegen müssen.
Weil die ersten beiden Drittel aber einfach nur großartig visualisiert und gespielt sind, wo de Palma auch narrativ alle Register zieht, steht unter'm Strich noch ein sehenswerter Film, der sich am Ende leider den Gesetzen des Mainstream ergeben hat.
#529
Geschrieben 08. Mai 2005, 16:45
Nachdem mein werter Bruder nach zig Monaten mal wieder vorschlug was zusammen zu schauen, da steckte ich trotz angenehmer Überraschung (er ist beileibe niemand, der oft Filme schaut...) erstmal arg in der Bredouille. Denn man will dann ja auch mit was Feinem glänzen.
Erster Versuch: Psycho (USA 1960)
Tja... deutsche Tonspur asynchron. Hat mich mehr als mein Bruder aufgeregt. Ich konnte den Film so nicht mehr weitergucken und muss heute Abend mal checken, ob die engl. Tonspur in Ordnung ist, da ich die DVD ansonsten in die Tonne kloppen darf...
Zweiter Versuch: Requiem for a Dream (USA 2000)
Diesmal keine technischen Probleme, aber nach rd. fünfzig Minuten konnte mein Bruder nicht mehr...
#530
Geschrieben 09. Mai 2005, 05:11
Regie: Alfred Hitchcock - DVD Universal
Hab nie ganz verstehen können, was an dem so dermaßen toll sein soll. Sicherlich ein guter Film, keine Frage, aber in meinen Augen nicht das überall proklamierte Meisterwerk.
Lediglich die Leistung von Anthony Perkins würde ich als bemerkenswert bezeichnen; die ist wirklich beängstigend gut!
#531
Geschrieben 10. Mai 2005, 05:06
Regie: Jacques Besnard - DVD Universum
Früher hab ich mir keinen de Funès-Film entgehen lassen; hab mich herrlich über den kleinen Franzosen und seine mimischen Glanzleistungen beömmelt. Jetzt - rd. 15 Jahre später war ich gespannt, ob das noch immer so ist und habe mir mal den mir noch am präsentesten Film bestellt. Bombe Surprise und de Funès als pedantischer Restaurantbesitzer - das war noch hängen geblieben.
Nach der Sichtung aber doch ein wenig Enttäuschung: denn nach einer wirklich witzigen ersten Hälfte verflacht der Film zusehends, da er meint, unbedingt zur Actionkomödie avancieren zu müssen. Da habe ich mich schnell gelangweilt und die Schlusspointe kannte ich dann auch noch von früher...
Misslungen im Übrigen auch die Synchro von de Funès, so dass eine etwaige nächste Sichtung eines Filmes mit dem Giftzwerg besser im O-Ton von Statten geht.
Lob aber für die Szenen im Restaurant, wie sich der penible Monsieur Septime denkbar schlecht verkleidet und als Gast seinen eigenen Fresstempel plus Personal testen will. Spätestens beim Radieschen konnte ich nicht mehr...
Insgesamt wäre es wohl am besten gewesen, den Schauplatz Restaurant nicht zu verlassen und sich auf die komischen Manierismen von de Funès zu verlassen. Für diese blieb in der zweiten Hälfte nämlich nur noch wenig Raum und der Spaß ging weitgehend flöten.
Somit leider ein durchwachsenes Wiedersehen mit einem der Film-Lieblinge meiner Kindheit.
#532
Geschrieben 12. Mai 2005, 06:00
Regie: Todd Haynes - DVD Concorde
Oberflächlich war damals alles "perfectly swell" - wenn man sich aber in etwas tiefere Gefilden umschaut, dann sah das ganz anders aus. Man beklagt heute gern den Verfall der Gesellschaft und verweist darauf, dass früher alles besser gewesen sei. Dieser Trugschluss wird von Todd Haynes als solcher überdeutlich gemacht, indem er sich eine scheinbar heile Bilderbuchfamilie der 50er Jahre vornimmt und diese mit Themen wie Homosexualität, Rassismus und Trunksucht in Kontext stellt.
Stellenweise wirkt FAR FROM HEAVEN arg befremdlich; etwa wenn Dennis Quaid verzeifelt versucht, seine Homosexualität als Krankheit abzustempeln und einen Arzt aufsucht, der irgenwann Begriffe wie Elektroschocktherapien in den Mund nimmt. Erschreckend auch, wie unfähig sich die dargestellte Familie - insbesondere die von Julianne Moore verkörperte Ehefrau - bei der Artikulation bzw. dem Umgang von Familienkonflikten zeigt. Da wird ein Schlag vom Gatten lieber mal als Unfall aufgefasst, anstatt das Eheleben in Frage zu stellen.
Wie da mit aller Macht versucht wird, den Schein zu waren und dies letztendlich nur schief gehen kann, sei es nun so, dass man sein Leben zugunsten der Illusion, die man der Öffentlichkeit bieten will wegwirft oder wie Julianne Moore in diesem Film am Ende gebrochen quasi auf sich allein gestellt ist... das ist ein Problem, das auch heute noch Aktualität hat, wodurch FAR FROM HEAVEN auch nicht altbacken wirkt, sondern als Appell verstanden werden sollte, über sein eigenes Leben zu reflektieren.
#533
Geschrieben 13. Mai 2005, 07:09
Regie: Gérard Oury - DVD MCP
Ohne den Umstand, dass ein gewisser User hier (wer ihn errät bekommt einen Keks!) diesen Streifen zu seinem Lieblingsfilm erkoren hat, hätte ich ihn mir wohl nie angesehen.
Natürlich sehe ich Louis de Funès sehr gern; nur hat der bei seiner Filmwahl nicht immer ein glückliches Händchen gehabt und was ich gestern sehen musste, das war einfach nur unterirdisch schlecht.
Vorab sei gesagt, dass ich nicht ein einziges mal (!) gelacht habe. Für eine Komödie bedeutet dies dann wohl das totale Versagen. Weil der Humor aber bei jedem Menschen anders ausgeprägt ist und der Film einigen Leuten (imdb-Rating 7.2 ) scheinbar mächtig zusagt, da will ich es dann mal so stehen lassen, dass die Abenteuer von de Funès im Rabbi-Kostüm eben einfach überhaupt nicht mein Ding gewesen ist.
Und zwar überhaupt nicht. Ich meine, temporeiche Komödien sind ja in der Regel nix verwerfliches, nur sollte man dem Zuschauer schon einräumen, mal kurz verschnaufen zu können. Hier wurde aus Tempo sehr schnell pure Hektik, woran sich auch der kleine Franzose anschloss. Dieser steht völlig neben sich, indem er so überdreht spielt, dass er nur noch albern wirkt. Jetzt merke ich erst, wie klasse LE GRAND RESTAURANT wirklich gewesen ist - wo de Funès eben auch geglänzt hat gerade weil er seine Einlagen wohldosiert zum besten gegeben hat.
Neben zahllosen platten Gags und Albernheiten ist LES AVENTURES DE RABBI JACOB mitunter dann auch noch ekelhaft bis ärgerlich, was den Streifen für mich neben der großen Langeweile und unnötigem Pathos zu einem völlig ungoutierbaren Filmerlebnis hat werden lassen.
#534
Geschrieben 13. Mai 2005, 18:40
Regie: Nicole Kassell - UFA Palast Düsseldorf
Abgesehen davon, dass es sich hier um einen erstklassigen Film - den mit Abstand besten des bisherigen Kinojahres - handelt, brachte mich THE WOODSMAN im Kinosaal erstmals dazu, mächtig unruhig zu werden, den Blick nur schwerlich auf die Leinwand gerichtet zu lassen... ein Gefühl größten Unbehagens machte sich breit, welches kurz darauf durch pure Ergreifung abgelöst wurde. 180°-Drehung der Emotionen. Eine Wahnsinnsszene.
Ich finde es absolut erstaunlich, wie Regisseurin Kassell es vollbracht hat, bei der Behandlung eines der Tabuthemen (Pädophilie) wirklich gar nichts falsch gemacht zu haben.
Am Ende steht die Frage: Haben Pädophile ein Recht auf Resozialisation? Ich kann sie momentan nicht beantworten. Ich weiß nur eines sicher: Kevin Bacon wird mit dem Alter immer besser!
#535
Geschrieben 16. Mai 2005, 17:38
Regie: John Carpenter - DVD Contender
Das nenn ich mal einen Terrorfilm... Heidewitzka...
Was da in den ersten 30 Minuten an Atmosphäre geschaffen wird... dieser genial minimalistische Synthie-Score, dieses Geisterstadtfeeling in L. A. und dann: ab geht die Post... Wau! Ein Meisterwerk!
#536
Geschrieben 17. Mai 2005, 04:54
Regie: Claude Zidi - DVD MAWA
So, jetzt reicht's! Das war erstmal der letzte de Funès-Film, da selbst dieser als Highlight bezeichnete Streifen mit dem kleinen cholerischen Franzosen nur für gähnende Langeweile sorgte. Ein, zwei Lacher... das war's.
Zuweilen wurd's dann auch wieder mal extrem ekelhaft und wär nach ner halben Stunde nicht die bezaubernde Ann Zacharias aufgetaucht... ich hätt's wohl nicht bis zum Ende durchgestanden.
#537
Geschrieben 17. Mai 2005, 05:06
Regie: Zhang Yimou - DVD Columbia
Es war Rehabilitierung angesagt: weg von französischen Komödien mit de Funès, hin nach China, wo Zhang Yimou ja gerne mal mit der bezaubernden Zhang Ziyi zusammenarbeitet.
Leider erstickt ROAD HOME (engl. Titel) in seiner Schönheit. Aufdringlich wird hier der Hauptdarstellerin gehuldigt und so ästhetisch die Landschaftsaufnahmen auch seien mögen... im Zusammenspiel mit einem überaus kitschig-pathetischen Score wird das schnell ermüdend.
Die Story ist überraschend dünn ausgefallen: Dorfschönheit ist sofort Feuer und Flamme für den neuen Lehrer aus der Stadt und als der wieder weg muss, wird gewartet und gewartet... als Rahmenhandlung dann noch der Blick in die Gegenwart: der Mann der besagten Frau (ja, sie hat ihn dann doch gekriegt) ist gestorben und muss auf traditionelle Weise die letzte Ehre erwiesen werden.
Ist ja alles nicht schlecht, aber von Yimou bin ich besseres gewohnt. So ist ROAD HOME ein ganz nettes Filmchen geworden, mehr aber auch nicht.
#538
Geschrieben 18. Mai 2005, 05:12
Regie: Henri Georges Clouzot - DVD C'est la vie
#539
Geschrieben 18. Mai 2005, 10:21
erstens jedem/jeder empfehlen kann, da ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, dass den überhaupt jemand (wenn nicht gerade eine Aversion gegen s/w-Filme besteht) nicht gut finden kann.
Und das zweitens die beste Erstsichtung eines Films seit fast einem Jahr für mich ist.
Und drittens ist noch anzumerken, dass ich der Bitte, die Clouzot dem Zuschauer nachher noch mit auf den Weg gibt gerne nachkomme: bloß nix verraten!!!
Also: Film gucken - gruseln - staunen - euphorisch sein!
#540
Geschrieben 19. Mai 2005, 19:00
Regie: Brian de Palma - DVD MGM
Weiter geht's mit der de Palma-Schau!
Mein Dank geht im Übrigen an wwi, der mir den Film empfohlen hat!
Nach SCARFACE, BODY DOUBLE und DRESSED TO KILL ist dies der vierte Film von de Palma, der aus den frühen 80ern stammt und m. E. war der Mann hier in seiner kreativsten Schaffensphase. Natürlich klaut er ohne Ende bei anderen Filmemachern und trotzdem muss man auch Zitate erstmal so zusammenschustern, dass daraus wieder ein neues, eigenständiges Werk entsteht und das versteht de Palma glänzend.
Diesmal gibt's eine Hommage an Antonioni und Coppola und mittendrin ein leider fehlbesetzter John Travolta, unter dem BLOW OUT deutlich leidet. Zum Glück wird der plot aber ziemlich spannend erzählt und die paar Minuten, die John Lithgow zu sehen ist, entschädigen dann auch ein wenig für darstellerische Defizite.
Interessant auch, wie de Palma erneut einen Film über Film abliefert (später ja nochmal mit BODY DOUBLE) und neben vielen bereits von mir entdeckten Leitmotiven hat sich nun auch der Illusionsaspekt für mich heraus kristallisiert. Der Schein trügt - und das ziemlich oft. Vor allem in Hollywood. Als Bestandteil der Filmindustrie bedient sich auch de Palma diesen Mittels, nur dass er darüber zu reflektieren vermag - es in seinen Werken thematisiert anstatt sich auf bloße "Publikumsverarsche" zu beschränken.
Abschließend sei noch gesagt, dass der Mann mit der tiefschwarz-humorigen Schlusspointe in BLOW OUT wirklich den Vogel abgeschossen hat. Meine Herren!
Nach weiteren Filmen vom Meister wird Ausschau gehalten!
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