See you at the movies
#691
Geschrieben 24. Oktober 2005, 17:03
Me and you and everyone we know (USA 2005)
Regie: Miranda July - DVD MGM
Ich möchte nun doch noch ausführlicheres zu diesem Film schreiben, da ich gestern um 0.00 Uhr mit Blick auf die Uhr (wecken um 5.00 war angesagt) nicht mehr allzuviel Zeit hatte; voller Euphorie aber nicht umhin konnte, ihm direkt nach der Sichtung zu huldigen.
Wie stößt man überhaupt auf solche Filme? Bei uns wird er (voraussichtlich!) erst Ende Februar 2006 anlaufen und so lange wollte und konnte ich nicht mehr warten. Aufmerksam geworden bin ich durch die fantastischen englischen Filmmagazine EMPIRE und TOTAL FILM, die mir ihren stolzen Preis wert sind und mir schon einige Perlen beschert haben, die ich sonst vielleicht niemals wahrgenommen hätte. Bin auch endlich von der CINEMA abgerückt, die ja höchstens noch zur fünf-Minuten-Lektüre taugte. Aber ich schweife ab...
Also: durch die obigen Filmmagazine auf ME AND YOU... gestoßen - beide waren voll des Lobes und bei meinen weiteren Recherchen stieß ich auf vier (!) Preise in Cannes und einem beim Sundance Festival. Als Freund des Independentkinos bzw. Low Budget Films haben diese Preise für mich einen erheblich größeren Stellenwert als irgendwelche OSCARS, GLOBES oder BAFTAS. Regisseurin/ Autorin/ Künstlerin/ Akteurin Miranda July wurde also mit Ehrungen für ihr 800.000 $-Projekt überschüttet und das völlig zu recht!
Natürlich ist es immer so eine Sache, irgendwelche Vergleiche zu anderen Filmen anzustellen (hatte ich ein paar Einträge weiter oben ja schonmal thematisiert) und doch möchte ich ME AND YOU... als eine Mixtur aus dem Kino von Todd Solondz, Jean-Pierre Jeunet und Terry Zwigoff beschreiben, quasi ein HAPPINESS meets AMÉLIE meets GHOST WORLD. Frau July ist eine Performance-Künstlerin und hat hier einen Kunstfilm hingezaubert, der sehr an die eben erwähnten Werke erinnert.
Beim Begriff Kunstfilm rümpft der ein oder andere ja gern mal mit der Nase (zähle mich auch dann und wann mal dazu) und über Performance-Art-Künstler kann ich auch eher schmunzeln, denn sie ernst zu nehmen. Kurzum: Kunstfilm ist eigentlich nicht so mein Ding (8 1/2 - der seinen ganz speziellen Eingang (zu Fuß nämlich ) in ME AND YOU... findet, finde ich z. B. grottenlangweilig), aber wenn er so verpackt wird, wie von Frau July, dann werde ich noch zum Fan dieses "Genres".
Worum geht's denn jetzt eigentlich in dem Film wird sich der ungeduldige Leser fragen... tja, lieber Leser (liebe Leserin)... das ist schnell erzählt: Künstlerin und Rentnerfahrdienst-Frau Christine (Miranda July) verguckt sich in den einsamen, Teilzeit-Alleinerziehenden Vater (John Hawkes) von zwei Kindern, der sich als Schuhverkäufer verdingt. Bis diese sich kriegen, passiert so allerlei in deren sozialem Umfeld, vor allem in den Bereichen Liebe, Sexualität und Leben.
Der plot ist dünn und so lebt der Film auch mehr von den Situationen und Momenten, die er um die beiden Protagonisten und die Nebenfiguren kreiert. Diese Situationen und Momente sind magisch, witzig, überraschend, provokant (dass der Film in den Staaten nicht mit nem NC-17 bedacht wurde wundert mich sehr!) und wunderschön. Es gibt da eine Szene mit einem Goldfisch, der nach dem Kauf auf dem Autodach vergessen wurde, die für sich genommen bereits einen Kniefall rechtfertigt.
Es fällt sehr schwer, ME AND YOU... zu beschreiben. Defintiv ein Film, den man gesehen haben muss, um ihn zu verstehen. Der so ganz anders ist, als das, was man sonst so in Sachen Kino vorgesetzt bekommt. Der verzaubert, dabei aber nicht so märchenhaft wie der oben erwähnte AMÉLIE wirkt. Im Grunde genommen ist ME AND YOU... nämlich mächtig nah dran an der Realität; präsentiert Tabuthemen mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit; macht sich nicht über vermeintlich Perverse lustig und ist beileibe kein Film mit Stereotypen.
Unkonventionell klingt mächtig abgedroschen, passt aber perfekt zu ME AND YOU..., denn er ist - ich wiederhole mich - einfach völlig anders. Erfrischend anders. Alles ist neu; du wirst überrascht und überrascht und sitzt da mit offenem Mund und dann lachste dich weg und bist im nächsten Moment verzaubert und ... ach ich sach jetzt nur noch
Wer Dialoge schreiben kann, wie Frau July, der gehört enfach geliebt. Hunderte male hat man im Film erlebt, wie jemand jemanden anspricht, anmacht, sich interessant machen möchte und dabei manchmal ganz originellen Ideen beigewohnt, oftmals aber dasselbe Schema (wahrscheinlich wie im richtigen Leben) vorgesetzt bekommen; aber wenn man dann auf dieses göttliche Gespräch zwischen July und ihrem Leinwandpartner Hawkes blickt, besser: horcht... das gab es einfach noch nie und man besten schreibt man gleich mal mit und ich würd jetzt gern den ganzen Dialog rezitieren, nur müsste der Leser (die Leserin) dann auch die Bilder aus dem Film dazu im Kopf haben und da bin ich nun schon wieder bei dem angelangt, was ich vorhin schon sagte: man muss diesen Film einfach gesehen haben.
Ich meine, klar, Filme sind Geschmackssache, aber wer Film mal richtig fühlen möchte, so schnulzig das jetzt auch klingen mag, der muss ME AND YOU... einfach gucken. Selbst der größte Zyniker wird sich an diesem Werk erfreuen, weil das trotz aller Magie und Anmut kein Film ist, der mit Zuckerguss überzogen wurde. Da sag ich nur "You poop into my butt-hole and I poop into your butt-hole... back and forth, forever."
Achja: noch so n grandioser Moment, als der Filmtitel erklärt wird... will das jetzt aber nicht verraten.
Dann noch für die Filmanalytiker: über ME AND YOU... könnt ihr n Buch schreiben und für die Freunde des Unterhaltungskinos: Unterhaltung wird hier ganz groß geschrieben. Und für die Freunde des Starkinos: nix da mit großen Namen... diesmal gibt's nur echte Schauspieler präsentiert und ich behaupte mal, dass jeder große Name diesem Film geschadet hätte, weil jeder bekanntere Darsteller irgendwo vorbelastet ist; beim Zuschauer Assoziationen erweckt, die dem Film vielleicht im Weg stehen könnten.
Bis auf John Hawkes (großartig!!!) kannte ich hier wirklich niemanden und alle, ja wirklich alle, hamse mich überzeugt. Keine gekünstelten Figuren, sondern Personen, Typen, Charaktere waren das.
Möööönsch... jetzt hab ich hier aber schon einiges hingepinnt... dann belass ich es jetzt mal dabei: wer nun meint, diesen Film sehen zu müssen, für den freut es mich. Wirklich! Wer meint, den Film nicht sehen zu müssen, der lässt es eben sein. Aber eine Bitte: weil es noch lang dauert, bis er bei uns in die Kinos kommt und er da mit einer Synchro verschandelt werden wird, könnte der eine oder andere demnächst auf die DVD zurückgreifen (die RC 1 ist technisch 1A - nur Bonus ist spärlich) und ihn vor dem Kinostart sehen... dann bitte eine PM an mich, denn ich brenne auf einen Austausch über diesen Film.
Zum Schluss noch ein Bild zum Score:
Und das war's auch schon.
P. S.
auch wenn ich Herrn Ebert nicht immer zustimme, hier hat er es schön auf den Punkt gebracht:
"Like David Gordon Green, Miranda July writes dialog that you have never heard anybody say before, and yet you believe these characters would say it. I will not describe the plot, partly because the plot is not the point: It is simply the path these enormously sympathetic but lonely and strange characters follow on their way to tomorrow.
"What if I am a killer of children?" he asks her at one point.
"That would put a damper on things."
Quelle
P. S. - II
Interessante Interpretation
aber besser erst nach dem Film lesen
#692
Geschrieben 25. Oktober 2005, 15:56
Must Buy!-Liste November
YOJIMBO
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OWNING MAHONEY
#693
Geschrieben 25. Oktober 2005, 20:07
Regie: Arthur Penn - DVD SZ
Mächtig unsympathischer Film über mächtig unsympathische Mörder, für die am Ende auf billigste Art und Weise Mitleid geschürt wird.
Filmklassiker my ass!
#694
Geschrieben 28. Oktober 2005, 05:21
Regie: John Huston - DVD Warner
Ein Klassiker eines meiner absoluten Lieblingsgenres: des Caper-Movies, ohne den es Filme wie DU RIFIFI CHEZ LES HOMMES vielleicht nie gegeben hätte und überhaupt orientierten sich etliche Genrebeiträge an ihm - das reicht bis in die Gegenwart.
Die Formel ist einfach: ein Team von Profis plant gemeinsam ein Raubzug, der dann schief geht bzw. durch Gier, Misstrauen etc. der Teilnehmer scheitert.
THE ASPAHLT JUNGLE ist ein handwerklich wie darstellerisch perfekter Thriller, bei dem vor allem der fast völlige Verzicht auf Filmmusik auffällt, was der Spannung sehr zuträglich ist; wurden gerade Filme der 40er und 50er oftmals durch einen unerträglich pompösen (und immer gleich klingenden) Score geradezu überrollt.
Der Einbruch nimmt hier erstaunlich wenig Screentime in Anspruch: Huston ist mehr an den involvierten Personen, denn an Action interessiert. Diese werden allesamt sorgfältig charakterisiert; die Grenzen zwischen Gut und Böse deutlich verwischt. Das Schlussplädoyer des Polizeichefs für den seinem Befinden nach (fast 100%ig) aufrichtigen Polizeiapparat wirkt gerade in Anbetracht der finalen Filmszene hochironisch. Wurden seitens des Staatsorgans die Täter als unmenschlich, gefühllos abgetan, so wird diese Aussage im Laufe des Geschehens ständig widerlegt, was in der hochsentimentalem letzten Einstellung kulminiert.
Protagonist Dix will im Grunde genommen nur raus aus dem Asphalt Jungle, wie es auch den Drahtzieher in die Ferne treibt. Die Großstadt wird als Hexenkessel dargestellt; die Polizei scheint in ständigem Einsatz zu sein. Diese stellt Huston jedoch als korrupt und skrupellos dar; stets auf den eigenen Vorteil bedacht wird mit der Unterwelt mal ein Pakt geschlossen, mal wird sie an den Pranger gestellt.
Die Flucht aus der trostlosen, brutalen Großstadt (die hier namenlos bleibt und somit auf etliche Moloche übertragbar ist) ist das Hauptmotiv des Films: die meisten Personen streben ein Entkommen an, koste es, was es wolle.
Huston zieht uns sogartig in die Mechanismen des Stadtlebens ein, in dem kein ehrbares Dasein exisitieren zu sein scheint: selbst oberflächlich rechtschaffende Bürger sind in Kriminalitäten verstrickt - eine archetypische Sin City, bei der die Gewalt jedoch nicht wie in RRs letztem Film abgefeiert wird, sondern als einziges Mittel zum Entkommen aus des Hexenkessel dargestellt wird. Eine Spirale der Gewalt, ein Teufelskreis. Erst, indem man Teil der Gewalt wird, ist ein (vermeintliches) Entkommen dieser möglich.
Doch Huston gönnt diese Flucht keiner seiner Figuren, wobei ich nicht einmal davon ausgehe, dass dies an der alten Hollywoodschen Maxime Crime doesn't pay - show it in the pictures liegt. Vielmehr scheint der Mann ganz einfach ein extrem trostloses Bild der urbanen Gesellschaft zu haben. Und dieses Bild gilt.
Großes Lob gebührt THE ASPHALT JUNGLE dafür, einen Thriller mit dem Genre des Dramas sehr gekonnt zu verknüpfen; ja der Film mutet zuweilen gar als Tragödie an, wobei er jedoch nie in großen Emotionen versinkt. Er ist von der ersten Minute an hochspannend und zieht dich sofort ins Geschehen. Wird nüchtern erzählt und schafft dennoch Anteilnahme an Einzelschicksalen.
Ein wirklich toller Film und völlig zurecht nicht nur ein Klassiker des Genres, sondern auch einer der besten Werke der Goldenen Fünfziger.
#695
Geschrieben 29. Oktober 2005, 21:38
Regie: Lars von Trier - DVD CP
NO SPOILERS!
Zunächst folgendes: Realismus hin, Realismus her - ein Tier vor laufender Kamera zu töten (offiziell bestätigt) und dieses wahrscheinlich auch noch abzufackeln (so im Film zu sehen; offiziell unbestätigt) - das ist nicht gut zu heißen. Zwar muss sich von Trier nicht den Vorwurf des genüsslichen Schaumords gefallen lassen, wie es Schund à la CANNIBAL HOLOCAUST tut und was für mich ein Film ungoutierbar werden lässt und doch hinterlässt so etwas einen mehr als üblen Beigeschmack.
Ich möchte dennoch versuchen, den zweiten Teil von von Triers USA-Trilogie von diesem Ärgernis losgelöst zu betrachten, auch wenn mir das schwer fällt.
Grace (Kidman-Ersatz: Bryce Dallas Howard) gerät zufällig an ein Anwesen, dessen Betreiber auch nach offizieller Abschaffung der Sklaverei, dieser frönt und beschließt unter Hilfenahme einiger Angestellten ihres Vaters (Caan-Ersatz Willem Dafoe) diesen Umstand zu ändern. Als die Herrin (Lauren Bacall) bei einem Zwischenfall ums Leben kommt, wissen die schwarzen Ex-Untergebenen mit der neuen Freiheit nur wenig anzufangen. Möchten sich mit ihrer neuen Situation erst gar nicht arrangieren. Grace, von ihrem großem Idealismus getrieben, will sie zur Annahme der Freiheit erziehen...
Von Trier ist ja als Provokateur bekannt und mit dem Tiermord ist er seinem Ruf ja auch schon direkt wieder gerecht geworden, aber auch über den plot kann kontrovers diskutiert werden. MANDERLAY macht es dem Zuschauer wahrlich nicht leicht: Schuldfragen bleiben ungeklärt, von schwarz/weiß-Malerei (im Filmkontext passt dieser Begriff umso mehr) kann hier absolut keine Rede sein, der Abspann wird wie DOGVILLE mit teilweise verstörenden Bildern unterlegt, dazu tönt Bowies "Young Americans"... Parallelen zur Situation im Irak (Stichwort: Umerziehung zur Demokratie) sind zwar deutlich erkennbar, doch darauf kann man die Message des Films nicht reduzieren.
Im Grunde genommen muss ich den Film bestimmt noch zwei, dreimal sehen, um mich ausführlich mit ihm auseinandersetzen zu können. Dazu kam auch, dass es nicht ganz einfach war, den Dialogen zu folgen und leider auch keine UT zur Verfügung standen.
Jedenfalls bleibt schonmal festzualten, dass von Trier sein Konzept aus DOGVILLE konsequent beibehalten hat: von der Theaterkulisse bis hin zu den Jump Cuts ist auf formaler Ebene alles "beim alten" geblieben. Auch einige Darsteller aus dem ersten Part sind wieder dabei, wenn auch größtenteils in anderen Rollen. Dass die Hauptfigur Grace neu besetzt werden musste, ist ja hinlänglich bekannt und ich kann die Skeptiker beruhigen: Frau Howard macht ihre Sache sehr gut und ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass sie für die Grace aus MANDERLAY die bessere Besetzung darstellt. Ebenfalls großartig Jarmusch-Stammaktuer Isaach de Bankolé, wie es an den Darstellern ohnehin nichts zu bemängeln gibt, so dass von Trier eine weiteren Ruf bestätigt: eine exzellente Schauspielerführung.
Inhaltlich hat er MANDERLAY reichhaltiger gestaltet als DOGVILLE; konzentrierte sich letzterer auf das (böse) Wesen des Menschen, so ist MANDERLAY neben seiner Auseinandersetzung mit den Figuren und ihren Reaktionen auf ihre Situation auch ein sehr politischer Film geworden, macht es einem dahingehend wie gesagt aber wirklich nicht leicht, da er mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
In Sachen Intensität kann MANDERLAY seinem "Vorgänger" nicht das Wasser reichen; zwar endet er mit einem Knalleffekt und hat einige sehr intensive Momente, doch vermag er nicht die Atmosphäre zu kreiieren, die DOGVILLE so ausgezeichnet gemacht hat. Das mag an der kürzeren Laufzeit liegen oder auch daran, dass die Kulisse diesmal weiträumiger ausgefallen ist und die einzelnen Personen weniger intensiv charakterisiert wurden. Auch wurde die Szenen wesentlich schneller geschnitten, wobei aber immer noch eine eher "gemächliche" Erzählweise vorherrscht (die auch hier wieder von einem Erzähler (John Hurt) unterstützt wird).
Das soll aber nun nicht heißen, MANDERLAY ließe einen kalt oder könne ein Gefühl der Gleichgültigkeit hinterlassen. Man ist am Ende betroffen, aber gesellt sich zu dieser Betroffenheit auch gleich ein großer Fragekatalog, den man sich selber erstellt. Es gilt, die Geschehnisse peu à peu aufzuarbeiten und dann im Gesamtkontext zu betrachten. Das braucht seine Zeit und deshalb kann ich auch noch keine richtige Interpretation abgeben.
So soll es jetzt auch bei einer Empfehlung bleiben, denn sehenswert ist MANDERLAY alle mal und in gut zwei Wochen wird er ja auch bei uns anlaufen. Bin schon sehr auf das Kritikerecho gespannt, da diesbezüglich ja noch nicht sehr viel "auf dem Markt" ist.
Achja: wer von Triers Filme blöd findet, aber großen Gefallen an Frau Howard findet, der sollte sich ihn dennoch ansehen, gibt sie doch wirklich einiges von sich preis.
#696
Geschrieben 30. Oktober 2005, 14:12
Regie: Oliver Stone - DVD Universum
Zunächst einmal gebührt Gevatter Funxton mein Dank, der mich mit seiner Lieblingsfilmliste erst auf diese Perle stieß - einer der wenig bekannteren Filme von Oliver Stone, der wie Lars von Trier gerne mal mit beiden Fäusten auf den Tisch haut.
Stone hat einiges über Amerika zu sagen und tut dies mittels eines Radio-Moderatoren, dessen Show so ne Art Domian für Harte darstellt. Jeder darf anrufen und sich alles von der Seele reden, insofern er denn dazu kommt, denn Barry, der Star hinter dem Mikro fällt einem gern mal schnell ins Wort und hat den größten Redeanteil in seiner Sendung. Auch keine Betroffenheitsmiene, wie der Jürgen vom WDR... nein, dieser Kerl beschimpft dich, macht sich über dich lustig und hasst seine Zuhörer genauso sehr, wie er von ihnen gehasst wird. Hassliebe nennt man das wohl.
Doch ist dies der falsche Begriff, um die Beziehung zwischen Barry und seinem Publikum zu beschreiben. Denn von der Hassliebe bleibt dann irgendwie doch nur der Hass übrig. Trotzdem kann man nicht ohne einander...
Wenn ich oben von einem Stone-Film sprach, dann passt das nicht ganz, denn die Idee stammt von Hauptdarsteller Eric Bogosian, der eines der bissigsten Filmscripts verfasste, die mir bislang untergekommen sind und von dem leider gar nichts mehr zu sehen bzw. hören ist. Sehr schade, beherrscht er diesen Film doch durch seine charismatische Präsenz und von witzig über nachdenklich bis extrem provokant reichenden Äußerungen.
TALK RADIO ist Bogosians Film: er ist in jeder Szene zu sehen und er fesselt durch seine Gespräche mit den Anrufern, durch seine Kommentare zu Amerika, er ist unterhaltsam, ein Kotzbrocken und trotzdem auf eine außergewöhnliche Art und Weise sympathisch. Kurzum: er stellt einen der interessantesten Charaktere der Filmgeschichte dar und TALK RADIO ist genauso ein Psychogramm, wie ein (unkonventioneller) Politikthriller. Er hält dir den Spiegel vor, weil du Teil dieser Gesellschaft bist und wahrscheinlich genauso deinen Spaß an der Show hast, wie die Anrufer im Film. Und das stimmt dich ziemlich unwohl.
Auch wenn es vielleicht nicht ganz Stones Film ist, so ist es dennoch sein mit Abstand bester - vielleicht, weil er mit Bogosian einen Seelenverwandten gefunden hat. Weitere Kollaborationen wären sicherlich interessant gewesen.
#697
Geschrieben 31. Oktober 2005, 12:58
Regie: Doug Liman - DVD Universal
Da die Meinungen ja weitgehend positiv ausgefallen waren und ich mal wieder Böcke auf n bissel Krach-Bumm-Kino hatte und beide Teile günstig zu bekommen waren, schlug ich einfach mal zu und bekam einen richtig ordentlichen Film zu sehen.
Natürlich kommen einem während der Sichtung sofort die Bond-Filme in den Sinn. Aber nur die besseren Bonds und das sagt ja schon was aus! Jason Bourne (man achte mal auf die Initialen ) kann so einiges, ist sympathisch, menschlich und auf der Flucht. Und hat Amnesie.
Schlecht für ihn. Gut für uns. Denn von der ersten Sekunde an bietet uns Liman einen extrem spannenden Film an, der für heutige Genre-Verhältnisse sogar mächtig realistisch ausfällt. Gut auch, dass der Mann sich dem Bayschen Stil größtenteils verweigert und sich eher am Spionage- und Actionkino der 60er und 70er orientiert.
Das größte Plus machen aber die Schauplätze aus: toll fotografiert und man merkt, dass Europa gegenüber den Staaten doch einiges mehr an schönen Locations hergibt. Autoverfolgungsjagden durch die Straßen Paris machen einfach mehr Spaß als im Gitternetz von NYC und wenn dann auch noch ein Augenzwinkern in Richtung ITALIAN JOB drin ist, dann weiß man, dass das hier viel mehr europäisches denn amerikanisches Kino ist.
Ich weiß jetzt nicht, ob die deutschen Geldgeber auf Frau Potente bestanden; es war jedenfalls eine sehr gute Entscheidung, weil die - für Frauenrollen dieses Genres nicht gerade üblich - überzeugt und auch nicht so oberflächlich wirkt, wie die sonstigen Betthäschen, die man dem Helden sonst gerne an die Seite stellt.
Selbst Matt Damon macht seine Sache sehr gut, auch wenn ich von dem Kerl so viel gar nicht halte. Könnte mir jetzt aber auch keinen besseren Typ in der Bourne-Rolle vorstellen.
Also, viel Lob an den Film, der jedoch im letzten Viertel arg nachlässt und auf Mimen wie Chris Cooper und Julia Stiles gerne hätte verzichten können.
Jedenfalls freu ich mich jetzt schon sehr auf den zweiten Film über Jason Bourne und hätte mir die damals vielleicht doch auf der Großleinwand geben sollen. Wobei hier aber auch wieder deutlich wird, dass Synchros für'n Arsch sind, denn der Matt spricht auch selbst ganz gut Deutsch!
#698
Geschrieben 01. November 2005, 00:10
Regie: Neil Marshall - CinemaxX Krefeld
Leck mich am Arsch war das mal ein geiler goriger Thriller!
Drauf gestoßen Dank EMPIREs Höchstwertung, die vielleicht rd. zehn mal pro Jahr vergeben wird. Da wurde ich trotz meiner Horrorfilm-Aversion neugierig und ging ohne jegliche Vorkenntnisse in die Preview.
Das sollte ich öfter tun, denn so wusste ich nie, in welche Richtung sich der Film bewegen würde und verrate auch nicht viel. Nur soviel: sechs Weiblein (achtung: keine vollbusigen Dumpfbacken!) machen sich auf, eine Höhle im tiefen Wald zu erkunden und reiten sich dabei mächtig tief in die Scheiße... denn erst kommen sie nicht mehr raus und merken dann, dass sie nicht alleine da unten sind...
THE DESCENT ist nix für Klaustrophobiker und so sind es nicht einmal die extremen Gore-Effekte, die besonders schocken, sondern Momente, wie ein Steckenbleiben in den engen Höhlengängen oder ein übler Knochenbruch (wo sich manch einer besser die Augen zu halten sollte!).
Für ein Horrorfilm, der sich sehr an den bekannten Genrebeiträgen der 70er orientiert (die mir zumeist überhaupt nicht zusagen), gefiel mir THE DESCENT erstaunlich gut. So bin ich endlich mal wieder im Kinosessel zusammengezuckt und spendete des Öfteren geistigen Applaus für diese neue Herangehensweise an das Genre.
Ein wirklich bitterböser Film ist das geworden, dem man leichte Schwächen wie z. B. ein viel zu dick auftragender Score (und das von einem Mann wie Julyan!) locker verzeihen kann. Hätte nicht gedacht, dass mir dieses Genre mal wieder so schmackhaft gemacht werden könnte und freue mich schon auf WOLF CREEK.
#699
Geschrieben 02. November 2005, 20:50
Regie: Paul Greengrass - DVD Universal
Fällt gegenüber dem ersten Bourne-Film doch mächtig ab, gefiel aber immer noch so gut, dass ein dritter Streich gerne folgen darf.
Positiv
- wahrscheinlich auf Pochen der deutschen Geldgeber spielt sich viel bei uns ab
- Moskau als Location ist toll
- Oksana Akinshina spielt sie alle an die Wand
- lt. Macher alles echt gewesen und danach sah es auch aus
- Karl Urban überzeugt auch ohne Mähne und Schwert
- Frau Potente überlebt nicht lange (Überraschungseffekt!)
Negativ
- Joan Allen nervt
- Kameraführung miserabel: man kriegt gerade von der Moskauaction kaum was mit
- Paul Greengrass' Selbstbeweihräucherung im AK
- mehr Action, weniger plot
#700
Geschrieben 03. November 2005, 06:22
Regie: Paul Haggis - DVD Lions Gate
Zweitsichtung... würde CRASH mir noch so gut gefallen wie im Kino... ist ja immer so ne Sache, denn erst die Zweitsichtung gibt ja wirklich Aufschluss über die Qualität eines Films.
Erleichterung: CRASH hat nix von seiner Intensität verloren und die Szene mit Dillon und dem Unfallwagen ist einfach
Me and you and everyone we know (USA 2005)
Regie: Miranda July - DVD MGM
Selbe Prozedur wie bei CRASH. Zweitsichtung musste her, zumal man den Film ja auch mal anderen Leuten präsentieren wollte. Da hatte ich erst bedenken, nachdem auch an Stellen gelacht wurde, die dafür eigentlich nicht gedacht waren... naja, der Film kam dennoch gut an und ich merkte immer mehr, wie genial ME AND YOU... tatsächlich ist.
Im wahrsten Sinne des Wortes ganz ganz große Filmkunst.
#701
Geschrieben 04. November 2005, 19:48
Regie: Tony Bill - DVD Sunfilm
"This is so bad it's gone past good and back to bad again." (Enid)
"[...] Psychodrama, das an seiner uneinheitlichen Inszenierung und inhaltlicher Überfrachtung krankt." (filmdienst)
"Synonym für Scheiß-Film: Five Corners." (HM)
#702
Geschrieben 07. November 2005, 20:27
Regie: Martin Brest - DVD Warner
"I feel like I'm forty again."
Den Film wird niemand kennen. Woher auch... lief mal um sechs Uhr morgens auf SAT.1 und das muss schon einige Jahre her sein...
Nun ja, mir hat er damals ganz gut gefallen und der Eindruck hat sich gestern wieder bestätigt. Drei sympathsiche Rentner haben es satt, auf der Parkbank zu sitzen und die Tauben zu füttern. Ein Banküberfall wär doch mal was, denken sie sich...
GOING IN STYLE ist charmant, frech, liebenswert und menschlich. Komisch, einen Fim als menschlich zu bezeichnen, aber n besserer Begriff fällt mir jetzt nicht ein. Jedenfalls zollt Brest den alten "Säcken" gehörigen Respekt, die es ihm mit vorzüglichen Darstellerleistungen zurückzahlen.
Sollte jemand diesen kleinen, aber feinen Film mal irgendwo im TV-Programm versteckt entdecken, dann möge dieser jemand ruhig einmal reinschauen. Es lohnt sich.
#703
Geschrieben 10. November 2005, 17:28
Regie: Willem van de Sande Bakhuyzen - UFA Palast Düsseldorf
Ein angenehmer Nebeneffekt des Lehrerberufs ist die Tatsache, einmal im Jahr im Rahmen des Kinderkinofestes umsonst ins Kino gehen zu dürfen. Selbst das Programm ist frei wählbar, nur gilt es natürlich, einen kindgerechten Film auszuwählen, der dazu am besten noch pädagogisch wertvoll ist, dabei aber auch bitte nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt.
Schwierig. Aber als Lehramtsanwärter hatte ich ja eh nicht die Wahl und musste mich so auf das Gespür meiner Mentorin verlassen, die sich für einen mir bis dato völlig unbekannten holländischen Film namens LEPEL (dt. Löffel) entschied. Ich wär zwar lieber in MARCH OF THE PENGUINS gegangen, aber immerhin blieb mir auch DER KLEINE EISBÄR 2 erspart, wo mich schon der Trailer aus der Fassung brachte.
Leider bekamen wir keine Privatvorstellung und mussten den nicht gerade großen Kinosaal mit einigen anderen Klassen teilen. Immerhin stellte sich nachher heraus, dass sich unsere Kinder sehr ruhig verhielten, ganz im Gegensatz zu anderen Schulkindern. Ich saß zwar neben zwei "Experten", die mich oft mehr beschäftigten als der Film selbst, aber eines sage ich euch: es hat durchaus etwas für sich, mit jungem Publikum im Kino zu sitzen. Zwar musste ich alle paar Minuten Fragen vom rechten Sitznachbarn beantworten, dem es scheinbar nicht möglich ist, zu flüstern (auch nach mehrmaligem Hinweis meinerseits), aber dafür erheiterte mich seine Pfiffigkeit doch ein ums andere mal. Da wurde schnell erkannt, dass es sich hier um eine holländische Produktion handelt (Nummernschilder als Anhaltspunkt: ich staunte nicht schlecht). Und dass die Texte der Darsteller übersetzt wurden (ich staunte nicht schlechter).
Witzig auch, wie Verwunderung aufkam, einen Film mit "echten" Menschen zu sehen... da wird einem erstmal die Überhäufung der Kinder mit Trick- und Pixarfilmen bewusst gemacht. Herzlich waren die Momente, in denen die Kinder die schönen Momente des Filmes beklatschten. Da applaudiert man dann auch gerne mal mit.
Ärgerlich nur, dass ich die Reflexionsrunde nach der Rückkehr zur Schule wegen meines Stundenplans nicht durchführen konnte. Zumal das Feedback seitens der Kinder sehr positiv ausfiel und auf dem Rückweg schon einiges an Meinungen und Haltungen zum Film einzuholen war.
Aber jetzt endlich mal zum LEPEL selbt:
Lepel ist ein Schulkind, das wegen einer Weltreise der Eltern bei der Oma haust, die es in ihrem Knoppladen ziemlich ausnutzt. Die Eltern kommen und kommen nicht zurück und so hat Lepel eines Tages die Nase voll und entwischt der Oma im Kaufhaus beim Knöppeklauen. Im Zuge des Versteckens wird das kleine Kerlchen im Konsumtempel eingesperrt und merkt schnell, dass da ein weiteres Kind zugegen ist, das dort schon seit langem seine Zelte aufgeschlagen hat. Im Verkäufer Max finden die beiden einen Verbündeten. Der hat wiederum ein Auge auf die Chefin geworfen, welche der Lepel bald gerne als Mutter hätte... Lepel wird aber auch noch von der Omma und dem Mathelehrer gejagt, der den hochbegabten Kopfrechner dringend für einen Rechen-Wettbewerb braucht...
Tja, natürlich ist LEPEL ein Film, der klar dem KINDERFILMGENRE (wenn es dieses denn überhaupt gibt) zuzuordnen ist und deshalb für den erwachsenen Rezipienten zuweilen etwas überzogen erscheinen mag. Lässt man sich aber darauf ein und scheut sich nicht davor, einen Film nochmal mit Kinderaugen zu sehen, dann funktioniert LEPEL ganz hervorragend. Getragen von gut aufgelegten Schauspielern und einer pfiffigen Inszenierung, kombiniert Regisseur van de Sande Bakhuyzen (der mir längste bekannte Filmschaffendenname) ernsthafte Thematiken wie das Dasein als Waisenkind bzw. die Vernachlässigung durch die Eltern sowie ein unzureichendes Bildungssystem (von den Kindern auch als solches erkannt, was für ein 2. Schuljahr m. E. höchst beachtlich ist) mit reichlich Slapstick und Wortwitz. Zwar sind die Rollen Gut und Böse klar verteilt und das Geschehen einigermaßen vorhersehbar, was aber im Sinne eines Mutmachens und der Vermittlung einer positiven Lebenseinstellung durchaus legitim ist.
Großen Spaß hatte ich besonders an den Parallelen zum "Mall-Klassiker" DAWN OF THE DEAD (die Omma und der Mathelehrer passten schon ganz gut in die Rollen der Untoten ) und zum Schluss an einigen Colt Seavers-Gedächtnis-Stunts.
LEPEL ist der pädagogisch wertvolle Film ohne den erhobenen Zeigefinger geworden und bot trotz einiger nachdenklich stimmender Passagen leichte, kurzweilige Unterhaltung. Nur ärgere ich mich immer noch über die verpasste Chance, einen Film mit einer Lerngruppe zu besprechen und ggf. sogar eigene Kritiken schreiben zu lassen.
#704
Geschrieben 10. November 2005, 18:03
Regie: Otto Preminger - DVD Fox
Kurioserweise gleich noch n Film gesehen, der sich einfach mit dem Vornamen des Protagonisten bzw. Protagonistin schmückt. Dann fangense auch noch beide mit "L" an - Verschwörungstheoretiker an die Front!
Naja, jedenfalls war die Sache mit LAURA schon lange nicht so spaßig, wie mit dem LEPEL. Zwar hatte ich diesen überall hochgelobten Klassiker des film noir bereits einmal vor einigen Jahren gesehen, wusste aber kaum noch was über den plot, weshalb mir im Zuge der DVD-Veröffentlichung eine zweite Sichtung gerade recht kam.
Ich bin ja ohnehin ein großer Freund des düsteren Thrillers, der in den 40ern ja seinen Höhepunkt erlebte und Filme wie THE BIG SLEEP, THE ASPHALT JUNGLE oder DOUBLE INDEMNITY zählen nicht umsonst zu meinen absoluten Favoriten - nur ist es kurioserweise auch so, dass mir einige der Kritikerlieblinge nur bedingt zusagen. Zuletzt erlebte ich das mit dem MALTESE FALCON und leider hat mich auch LAURA nicht gerade aus den Socken gehauen.
Dana Andrews wirkt mir in seiner Rolle wenig glaubhaft, v. a. nicht dann, wenn Parallelen zu James Stewarts Darstellung in VERTIGO gezogen werden und überhaupt erschienen mir die ganzen Figuren in ihrer psychologischen Zeichnung wenig überzeugend. Die Motivationen und das ständige Gelüge der Charaktere (Parallelen zum MALTESE FALCON sind unverkennbar) sowie das zunächst undurchschaubare Beziehungsgeflecht funktionierten für mich nicht richtig. Die Aura, die die Figur Laura versprühen soll, auch bei Leinwandabstinenz kam bei mir nicht auf - v. a. dann nicht, wenn ich an Filme wie eben VERTIGO oder auch GILDA und REBECCA zurückdenke, die ähnliche Themen behandelten.
Nun will ich LAURA aber auch nicht schlechter reden als er ist: die Plotwendungen sind oft überraschend und Clifton Webbs Figur hat dann doch einige interessanten Facetten aufzuweisen wie sich auf der handwerklichen Ebene die Kameraarbeit tatsächlich auf Topniveau bewegt. Gene Tierney ist zudem ganz hübsch anzusehen und die Kammerspielelemente wussten mir ebenfalls zu gefallen.
Enttäuschend wiederum das Finale, welches großartig (ohne den nervigen Score, der im Übrigen wie 99% der Filmmusik aus den 40ern klingt) durch das Öffnen einer Tür eingeleitet wird, dann aber ziemlich ideenlos und konfus verbraten wird.
Naja, ich schau mir wohl noch die Doku auf der DVD an und vielleicht kann ich da ja noch ein bissel von der vermeintlichen Klasse dieses Films überzeugt werden, momentan ist's für mich aber nur ein noch gerade guter Beitrag zum film noir.
#705
Geschrieben 12. November 2005, 17:50
Regie: Robert Hamer - DVD Warner
Damals wollte ich den nie sehen, als ich wollte, lief er im TV einfach nicht an. Nun habe ich ihn auf DVD mal blind gekauft und damit auch gleich mein zweites Ealing-Erlebnis hinter mir. Leider war dieses nicht im geringsten so erfreulich wie die erste Bekanntschaft mit dieser Komödienschmiede.
Bekannt war mir, dass Alec Guinness einige Rollen spielt und dass Dieter Hallervorden in den 80ern ein Quasi-Remake gedreht hat (das mir im Übrigen sehr gefallen hat ). Ansonsten wusste ich eigentlich gar nicht über den Film, was ja eigentlich gute Voraussetzungen sind, um unbeschwert an einen Film heranzutreten. Nur war da dennoch diese Erwartungshaltung, die durch großes Lob auf den Film aus meinem Umfeld und auch durch die Platzierung in der imdb Top 250 geschürt wurde.
Gleich mal vorneweg: wenn's hoch kommt, habe ich ein, zweimal leicht geschmunzelt. Für eine Komödie ist das zu wenig. Auch sonst wusste ich mit KIND HEARTS AND CORONETS wenig anzufangen. Die Charaktere waren allesamt unsympathisch bis nervend gezeichnet; Guinness' Rollenspektrum kam überhaupt nicht richtig zur Geltung, da seine Auftritte jeweils im Nu vorbei waren und auch die Art und Weise, wie sich die Hauptfigur sein Erbe erschleichen will, ist wenig originell ausgefallen. Was hätte man aus dem Stoff nicht alles machen können...
Nach LAURA schon wieder ein vielgelobter Klassiker, der bei mir nicht richtig zündete... zum Glück wurde das mit dem nächsten Film ganz ganz anders.
#706
Geschrieben 12. November 2005, 18:16
Regie: Akira Kurosawa - DVD Pegasus
So, jetzt habe ich die "großen fünf" Kurosawas gesehen und darf erfreut konstatieren, dass mir alle diese Filme gut bis sehr gut gefallen haben und ich mich auf die Suche nach weiteren Werken des wohl berühmtesten japanischen Regisseurs überhaupt machen werde.
Etwas schade war, dass ich Leones Remake A FISTFUL OF DOLLARS vor dem Original gesehen hatte und da es sich fast um ein eins-zu-eins-Remake handelt (der plot wurde nur vom Samurai- ins Westerngerne verlegt), hielt sich die Spannung etwas in Grenzen.
So kann ich aber nun auch einen direkten Vergleich ziehen und komme zu dem Schluss, dass beide Filme sehr gut geworden sind, wobei YOJIMBO aber nicht nur durch seine Originalität die Nase klar vorn hat.
Untypisch subtil das Spiel von Kurosawas langjährigem Kollaborateur Toshiro Mifune, der mir hier auch um einiges besser gefallen hat, als in seinen sonstigen mir bekannten Rollen. Es braucht kein Rumgehampel und viele Worte, um Präsenz zu zeigen, denn der Mann hat ein beinahe überbordendes Charisma, so dass er jede Szene klar beherrscht.
Punkten tut YOJIMBO auch auf formaler Ebene. Ich las oft, dass Kurosawa sich sehr an den Werken von John Ford orientiert habe. Das kann ich nicht nachvollziehen, da meine Ford-Sichtungen schon einige Zeit zurück liegen; ich behaupte aber, dass Leones Stil stark von Kurosawas geprägt wurde. Das Ausreizen des Scope-Formats, die vielen Totalen und langen Einstellungen, was vor allem beim Finale YOJIMBOs sichtbar wird, das alles habe ich bei Leone auch gesehen.
Bin mal gespannt, ob der plot nochmal "ge-remaked" wird, da er wirklich brillant ist, was mir durch die Interpretation Kurosawas jetzt noch einmal ganz deutlich wurde: die Beschränkung auf eine Location, die fast symmetrisch aufgeteilt ist: auf der Spiegelachse der Fremde, der die beiden verfeindeten Parteien, die sich ihm jeweils gegenüber befinden geschickt gegeneinander ausspielt, erzeugt eine große Spannung und Intensität. Der Raum zwischen den beiden Lagern mutet nicht selten wie eine Arena an, an der entlang die verbarrikadierten Heime der unterdrückten Stadteinwohner wie Tribünen wirken. Das Geschehen pendelt hin und her... der Held Sanjuro bewegt sich zwischen den Lagern... mal wird auf der einen Seite ein Gefangener gemacht, dann auf der anderen Seite... alles spielt sich in einem klar abgesteckten Rahmen ab.
Die knisternde, angeheizte Atmosphäre unterläuft Kurosawa dann und wann durch einige ironisch-witzige Momente, zu denen vor allem die Figur des Totengräbers beiträgt. Aber auch für Menschlichkeit ist Platz: Sanjuro wird in der Mitte des Films klar als Held charakterisiert, als er einer Familie die Rettung aus den Klauen eines der Familienclans ermöglicht. Ein Hoffnungsschimmer in einer von Kurosawa ansonsten wenig erbaulichen Welt, die durch Konsumgeilheit, Gier, Feigheit und Gewalt gekennzeichnet ist.
Nach IKIRU schickt Kuroawa erneut einen Helden in diese schlechte Welt und beweist, dass er trotz allem Pessimismus einen großen Humanisten darstellte.
#707
Geschrieben 13. November 2005, 18:44
Regie: Sidney Lumet - DVD Capelight
Trotz Staraufgebots mutet dieser Film eher wie eine TV-Produktion denn Kino an und überrascht auch nicht sonderlich im Hinblick darauf, was Lumet uns mitteilen möchte. Die Geschichten über Korruption im Polizeiapparat hat der Mann uns schon zur Genüge erzählt; neue Aspekte kommen nicht zur Geltung - der plot ist vorhersehbar und Andy Garcia ist nun nicht gerade jemand, der einen Film tragen kann.
So gesehen also nix besonderes und lediglich die Nebendarsteller und der gute Schluss verleihen NIGHT FALLS ON MANHATTAN noch ein wenig klasse. Da guck ich lieber nochmal SERPICO...
#708
Geschrieben 13. November 2005, 21:45
Starportrait Andy Garcia (GER/ USA 2001)
Regie: Georg Stefan Troller - DVD Capelight
Der deutsche Journalist Georg Stefan Troller begleitet Andy Garcia bei Dreharbeiten zu einem mir unbekanntem Film und interviewt ihn in Drehpausen. Anders als die amerikanischen Pendants, wirkt Trollers Portrait wenig anbiedernd. Er stellt kritische und tiefgründige Fragen und hat ganz nebenbei noch Zeit, die Stadt L. A. kurz vorzustellen, wobei er Hollywood in krassem Gegensatz zu den Einwanderervierteln setzt, aus denen wohl auch Garcia entstammte.
Einmal sagt Troller, dass man, wenn man heute in L. A. einen "Gewissensmarsch" machen wolle, ginge dies nur noch per Auto. In der Nacht auf den Straßen der City of Angels unterwegs zu sein bedeute für einen entweder das Opfer eines Raubüberfalls oder gleich als verrückt erklärt zu werden. Das klingt wahrlich nicht nach Glanz und Glamour.
Insgesamt ein interessantes Portrait über Garcia, von dem ich persönlich als Darsteller nicht allzu viel halte, der sich aber scheinbar dem Starruhm und den Mechanismen, die mit ihm einhergehen seit jeher entzogen hat. Das macht ihn als Menschen sympathisch, was umso stärker wiegt, schaut man auf die kritischen Fragen des Interviewers.
Witzig, dass Troller alles selbst mit einem Voice Over unterlegt hat, auch die Filmpassagen, die in der Doku oft zum Einsatz kommen. Dabei ist es ihm sichtlich unangenehm, bestimmte Worte sinngetreu widerzugeben und als ihm mal ein "Arschloch" über die Lippen kommt, wirkt das nicht nur höchst amüsant, sondern auch etwas befremdlich (Troller scheint im hohen Alter zu sein).
Zum kotzen fand ich, als Mick Jagger in einigen Szenen der Dreharbeiten auftrat. Was soll das? Der Mann kann nicht schauspielern und wegen ihm sitzt irgendein talentierter Darsteller auf der Straße. Blöd!
The Descent: Making Of (GB 2005)
DVD Pathè
Zunächst folgendes: wer von den Herren oben ist Neil Marshall und wer ist Fabien Barthez? Na... schwierig, nicht wahr?
Jedenfalls habe ich beim Schauen des Making Ofs vom von der Presse extrem hochgejubelten britischen Horrorstreifen THE DESCENT nicht selten an den französischen Keeper denken müssen.
Die Doku ist insgesamt nicht so gut ausgefallen, wie ich mir das gewünscht hätte. Zwar hatten alle einen Riesenspaß bei den Dreharbeiten; interessante Aspekte des Drehs schimmerten aber nur selten durch.
The Machinist: Audiokommentar von Brad Anderson (USA 2004)
DVD ems
Zählt man diese Sichtung zu denen des eigentlichen Films dazu, stehe ich jetzt schon bei vier und obwohl gerade derartige Thriller ja beim ersten mal voll wirken und dann ob der Kenntnis des plots bzw. twists etwas abfallen müssten, ist das hier für mich überhaupt nicht der Fall.
Brad Anderson redet gut verständlich ohne längere Pausen über die Entstehung des Films, die Besetzung, technische Aspekte und natürlich den plot und die ganzen versteckten Hinweise auf die Conclusio.
Das ist alles sehr interessant, vor allem die Tatsache, dass man ja in Barcelona drehen musste, aber den Anschein erwecken wollte, man befinde sich in einer nordamerikanischen Stadt. Daraus resultierte zuweilen ein Riesenaufwand und höchste Vorischt bei der Wahl der Locations.
Und ich wurde in meiner Annahme bestätigt, dass der Ivan-Darsteller an den Zähnchen digital etwas präpariert wurde.
#709
Geschrieben 15. November 2005, 17:48
Regie: Terry Gilliam - DVD Columbia
Wollte ich ja immer schon mal sehen, zumal mit Jeff Bridges und Robin Williams zwei echte Kracher mit an Bord sind und Terry Gilliam garantiert ja ohnehin einen großen Spaßfaktor und sei es auch nur durch die bombastischen Ausstattungen seiner Werke.
Gleich vorneweg: visuell lässt THE FISHER KING wirklich keine Wünsche übrig, was mich aber wirklich schwer beeindruckt hat, waren die romantischen Züge des Films, die ich Gilliam so gar nicht zugetraut hätte. Muten seine Werke mitunter ja doch ziemlich hektisch an, so findet er hier immer wieder Zeit für ruhige, sehr kraftvolle Momente und erzählt eine verdammt nahegehende Geschichte, die in den falschen Händen ein Desaster hätte ergeben können.
Über den plot möchte ich hier keine Worte verlieren, da ich jedem wünsche, den Film so wie ich, ohne jegliche Vorkenntnisse erleben zu können, denn bis zum Schluss ist es nie richtig möglich zu ahnen, welche Pfade die Geschichte als nächstes einschlagen könnte.
Ich habe nicht alle Gilliam-Filme gesehen, aber der hier ist der bislang beste und es fällt mir schwer zu glauben, dass dieser hier noch getoppt werden könnte. Ganz großes Kino, das sich auch als solches bezeichnen darf: witzig, packend, romantisch, emotional, ergreifend. Attribute, die man ja eigentlich von jedem Film verlangt, die aber viel zu selten eingelöst werden.
#710
Geschrieben 16. November 2005, 12:44
Regie: Jannik Johansen - VHS
Mensch... endlich endlich endlich mal wieder ein Film aus Dänemark. Habe ja lange nix mehr aus diesem mir so sympathischen kleinem Land angeschaut, wobei die doch in den letzten Jahren einen Kracher nach dem anderen rausgehauen haben. Irgendwie kam zuletzt nix mehr nach oder ich hab's nur nicht mitbekommen.
Jedenfalls war ich erfreut, als am Sonntag STEALING REMBRANDT (dt. Titel) im TV lief, da ich den damals im Kino verpasst hatte. Die Freude war berechtigt, denn allein die Tatsache, hier keine nordamerikanischen Locations vorzufinden war schon schön. Etwas Abwechslung muss schließlich sein! Und auch wenn ich hier notgedrungen eine Synchro ertragen musste, so sind diese bei skandinavischen Filmen für mich noch am ehesten goutierbar (so konnte ich die DVD sogar ohne O-Ton ordern, wobei das Fehlen schon ärgerlich ist!) und weil sie oft ziemlich billig ausfallen, tragen sie dann sogar noch was zum Charme des Films bei, wofür der ja im Grunde gar nichts kann.
Naja. Filme aus Dänemark.
Da kommen mir 1. Dogma-Filme, 2. Dramödien, 3. Gaunerkomödien in den Sinn. Diese drei Genres prägen mein Bild vom dänischen Film, weil die Dänen diese für mein Befinden besser beherrschen als alle anderen Nationen. Irgendwie wirken dänische Produktionen sehr familiär, in jedem dänischen Film taucht mindestens ein Akteur auf, den man schonmal in einem anderen dänischen Film gesehen hat. Für die Drehbücher scheint fast immer der geniale Anders Thomas Jensen verantwortlich zu sein und Paprika Steen ist wohl in jedem zweiten dänischem Film mit von der Partie.
REMBRANDT gehört in die dritte obige Kategorie Film. Gaunergeschichten aus Dänemark zeichnen sich durch liebevolle Ganoven aus, mit denen man trotz ihrer kriminellen Gesinnung gerne mitfiebert. Oft handelt es sich um eine mehr oder weniger verschworene Bande, die sich durch einen Coup, der sich als ein paar Nummern zu groß herausstellt mächtig Ärger bekommt. Dazwischen gibt's einigen mal derben, mal netten Humor sowie etwas Tiefe und Sex.
Und dann ist da dieses Flair, das nur schwer zu beschreiben ist. Einfach
Und ich muss verdammt nochmal endlich mal ne Tour durch unser Nachbarland machen. Da würde ich garantiert einige dänische SchauspielerInnen treffen. Ganz sicher.
#711
Geschrieben 16. November 2005, 19:22
Regie: Sidney Lumet - DVD Artisan
Ist immer ne Gratwanderung, wenn die Hauptfigur trotz Opferrolle (hier: KZ-Überlebender) unsympathisch gezeichnet wird. Klar ist es verständlich, wenn so eine Person nicht mehr viel von der Menschheit hält. Darüber muss ich mir aber keinen fast zweistündigen Film ansehen. Zumal die Kamera fast zwei Stunden lang auf dem Gesicht dieses Mannes ruht und bereits nach 20 Minuten klar ist, wie's in dem Kerl aussieht.
Bei mir hat der Film jegliche Wirkung verfehlt zumal nicht viel passiert. Die Nebenfiguren bleiben an Stereotypen verhaftet; die Symbolik ist viel zu aufdringlich und Sidney Lumet ist eben doch dann am besten, wenn er Cop- oder Caperfilme dreht.
Hatte mir deutlich mehr von diesem Film versprochen, wie ich zuletzt überhaupt einige Fehlkäufe getätigt habe und vielleicht doch wieder zu der alten Maxime "was du nicht kennst, kaufste dir auch nicht" zurückkehren sollte.
#712
Geschrieben 18. November 2005, 02:44
Regie: Charles Crichton - DVD Warner
Geht doch! Nach dem letzten Ealing-Desaster diesmal wieder ein absoluter Volltreffer! Und das liegt nicht allein an Alec Guinness' größerer Leinwandpräsenz. Hier stimmt einfach alles. Jawohl.
Ein Caper-Movie (Lieblingsgenre ) mit großen Komödienanteilen und herrlich liebenswerten Charakteren. Wieder werden die Rollen vertauscht. Man fiebert mit denen mit, die auf der falschen Seite des Gesetzes stehen und haut sich mit der Hand erst vor'm Kopp, weil wieder alles schief geht und dann auf die Schenkel, weil das alles so wahnsinning komisch ist.
Ein kurzer, flott inszenierter, spannender, erheiternder Film, der perfektes Unterhaltungskino garantiert und nebenbei noch den ersten Auftritt Audrey Hepburns in einer größeren Produktion und eine wirklich nette Schlusspointe mit draufpackt.
Toll!
#713
Geschrieben 18. November 2005, 19:29
Regie: Bruce Robinson - DVD Paramount
Elektrisierend allein das Spiel von John Malkovich, der aber leider erst kurz vor Schluss eingewechselt wird. Der Rest ist 08/15-Thriller-Standardware und wieder einmal ein Beweis dafür, dass Andy Garcia keinen Film tragen kann. Hab mich mitunter köstlich gelangweilt.
Zu Beginn gibt's aber wenigstens noch einige schön fotografierte Landschaften (Regen + Schnee ).
#714
Geschrieben 20. November 2005, 01:05
On Order
MIRACLE WORKER
DRESSED TO KILL
SHATTERED
WILD THINGS UNRATED
EMMANUELLE 2
LORD OF THE G-STRINGS
Buy me
WE'RE NO ANGELS
REMO
SIMPSONS SEASON 6
THE LAST SEDUCTION
TREES LOUNGE SE
OVER THE TOP (Kinowelt)
SLEUTH
THE ROARING TWENTIES
THE BIRD WITH THE CRYSTAL PLUMAGE
FINGERS
THE OX-BOW INCIDENT
ONIBABA
MY SASSY GIRL
FUCKING AMAL (OmeU)
BLINKENDE LYGTER
RUMBLE IN THE BRONX (uncut)
KIKI'S DELIVERY SERVICE SE (Universum)
STREETHAWK
Release me
LA DOUBLE VIE DE VÉRONIQUE
MIRAGE
DARLING
L'ASCENSEUR POUR LECHAUFAUD
DON'T COME KNOCKING
ACE IN THE HOLE
THE FRONT PAGE (Widescreen!)
PRINCE OF THE CITY
LAST EMBRACE
EVERYTHING
THE HEART IS DECEITFUL ABOVE ALL THINGS
HIGH WALL
DE STOERSTE HELTE (OmeU)
COLUMBO SEASON 4
MAGNUM P. I. SEASON 3
THE FALL GUY SEASON 1
THE WONDER YEARS SEASON 1
TWIN PEAKS SEASON 2
Rent me
MAR ADENTRO
IF...
BEFORE SUNSET
BEFORE SUNRISE
PERSONA
20 BUCKS
DAS KABINETT DES DOKTOR CALIGARI
KUMONOSU JÔ
JAGGED EDGE
BROKEN FLOWERS
MAD MAX
MAD MAX 2
Kino 2005
SERENITY
KING KONG
#715
Geschrieben 22. November 2005, 17:35
Regie: Arthur Hiller - VHS
Als Wilder/ Pryor-Film angekündigt, dazu von Arthur Hiller, der sich für den besten Film der beiden verantwortlich zeichnete und dann das...
Nach einer Stunde taucht Richard Pryor erst auf und bis dahin erinnerte der Film eher an NORTH BY NORTHWEST für arme: Gene Wilder sitzt im Zug (ich liebe Zugfilme ), lernt nette Dame kennen und wird bald Zeuge eines Mordes. Zug, Dame und Mord hängen zusammen, Wilder hat mächtig Ärger am Hals...
Später hilft ihm dann Pryor aus der Patsche, mit dessen Präsenz das Niveau des Films auch ein wenig ansteigt (die Nummer am Bahnhof ist klasse! ). Leider musste ich den Film aber in der Synchro schauen und wo man Wilder noch mit einer passenden Stimme bedachte, da wurde bei Pryor alles falsch gemacht. Ich wage zu behaupten, dass mir der Film im O-Ton gleich ne ganze Ecke besser gefallen hätte, aber was will man machen...
Jedenfalls gelingt Hiller der Spagat zwischen Actionthriller und Komödie überhaupt nicht, da die Witze, wenn denn mal welche kommen nur selten zünden und der Film für eine Komödie eh viel zu hart ausgefallen ist. Völlig übertrieben das Finale, das Unmengen an Geldern verschlungen haben muss und den Film locker in Big Budget-Gefilde hievt, nur dass man den Film gerne schon vorher hätte enden lassen können bzw. sollen.
Es reichte insgesamt noch zu einem einigermaßen passablem Unterhaltungskino, da ich Wilder (inzwischen) sehr gerne sehe und Pryor sowieso (den hätte man mal eher ran lassen sollen! ). Nett auch die Cameos von Richard Kiel, der seine Stahlzähne gleich drin gelassen hat und Clifton James: mal wieder als depperter Sheriff.
Jetzt muss ich aber dringend mal wieder STIR CRAZY sehen, der bestimmt besser ist, als das hier, wenn ich auch nicht die Erwartungen habe, einen zweiten SEE NO EVIL, HEAR NO EVIL zu erleben.
#716
Geschrieben 26. November 2005, 15:10
Regie: Alfred Hitchcock - DVD Concorde
Für mich definitiv der beste britische Hitchcockfilm. Zu Beginn überhaupt nicht einzuordnen, da sowohl der Focus auf einen Protagonisten als auch ein klarer Handlungsstrang zuächst nicht erkennbar ist.
Erst spielt sich alles in einem Hotel ab; ein Lustspiel, das belanglos wirkt, sich später aber als genialer Einstieg für den Rest des plots erweist, so dass Altmeister Hitchcock uns mindestens 20 Minuten lang nicht nur im Dunkeln tappen lässt, sondern gewissermaßen auch an der Nase herumführt.
Der Rest spielt dann ausnahmslos in einem Zug (ich liebe Zugfilme ), wo es dann auch mit der Suspense anfängt. Zunächst die Unsicherheit des Zuschauers, was denn nun abgeht, als eine Dame verschwindet, was aber niemand im Zug bemerkt haben will. Wieder spielt Hitchcock mit dem Zuschauer, verunsichert ihn, lässt ihn erneut im Dunkeln tappen, bis er die Umstände auflöst, um dann eine arg bedrohliche, aber immer wieder humorig unterlegte Atmosphäre erzeugt, gut unterstützt durch die Beschränkung auf eine Location, die sowohl Tätern als auch Opfern keine Fluchtmöglichkeit lässt.
Vom Lustspiel über Hochspannung bis zum Actionfilm enthält THE LADY VANISHES wirklich alles und rundet den positiven Eindruck mit einer netten Schlusspointe ab.
#717
Geschrieben 26. November 2005, 15:25
Regie: Alfred Hitchcock - DVD Universal
Quasi der Prototyp für Hitchcocks späteres Meisterwerk NORTH BY NORTHWEST. Leider wirkt das Ende ein wenig überhastet und auch ein etwas überzeugenderer Hauptdarsteller hätte dem Film gut getan. Gar verstörend wirkten auf mich die extrem dick aufgetragenen patriotischen Parolen... ob das auf Rechnung der Produzenten ging?
Ansonsten ein unterhaltsamer Film, der ohne viel Vorlauf schnell in die Gänge kommt und mit der Freiheitsstatue zum Schluss zwar eine überbordende patriotsche Message abgibt, die Location aber auch sehr geschickt ausnutzt, um einem nochmal schweißnasse Hände zu bescheren. Gefiel mir besser, als die Szenen am Mount Rushmore im besagten "Nachfolger".
#718
Geschrieben 27. November 2005, 14:04
Regie: Arthur Penn - DVD MGM
Mitunter kaum erträgliches Kino, weil mir die Intensität mancher Szenen doch arg zugesetzt haben. Formal wie darstellerisch herausragend stellt THE MIRACLE WORKER einen wahrlich unvergesslichen Film dar, der vor allem auf lernpsychologischer Ebene faszenierend ist, ohne dabei jedoch trocken zu wirken, zumal Penn trotz aller emotionaler Wucht genug Raum für stille Momente lässt und nicht dem Pessimismus verhaftet bleibt.
So steht unter'm Strich trotz einer Tour de Force ein Film, der einem am Ende genug Raum zum Durchschnaufen und letztendlich gar wohlige Entspannung ob der Entwicklung der Dinge bietet. Und die hat man sich dann auch wahrlich verdient.
#719
Geschrieben 30. November 2005, 20:10
Regie: Wolfgang Petersen - DVD MGM
Völlig unterschätzter Film, der zuweilen stark an Hitchcocks größten Würfe erinnert und sich in punkto Überraschung in eine Reihe mit THE USUAL SUSPECTS oder LES DIABLOIQUES stellen kann.
Tom Berenger hat nach einem deftigem Autounfall Amnesie und fühlt sich nicht wohl in seiner Haut... scheinbar wird er von allen Seiten belogen und versucht bald mit Hilfe eines Detektivs (großartig: Bob Hoskins) herauszubekommen, was um ihn herum geschieht bzw. wie seine Vergangenheit wirklich aussieht...
Da tappt man genüsslich mit dem Protagonisten im Dunkeln und lässt sich gern überraschen, was dieser so alles über sich aufdeckt. Das ist sauspannend und Dank Hoskins mitunter auch sehr unterhaltsam. Ganz ganz toller Film, den ich jetzt schon zum x-ten mal gesehen habe und trotz Kenntnis des plots wieder eine Riesenfreude dran hatte.
#720
Geschrieben 30. November 2005, 20:19
Regie: Renny Harlin - VHS
Beim Abendessen mit dem Bruder irgendwie drauf gekommen und zu später Stunde noch schnell angeschaut.
Zusammen mit FIRST BLOOD und ASSASSINS die mit Abstand beste Sly-Action, die vor allem handwerklich keine Wünsche offen lässt. Spezialeffekte sind als solche kaum erkennbar und die verschneiten Berglandschaften passen nicht nur zur aktuellen Wetterlage, sondern sprechen mich auch so sehr an.
Stallone ist zwar mehr Superman denn Mensch und dennoch wirkt die Action nur selten übertrieben. Wenn nur diese unsäglich billigen in SloMo abgedrehten Brutalitäten-Shows nicht wären... es wäre ein saugeiler Film geworden, der für mich aber auch so einen Spitzenplatz in einem mir eher verhassten Genre einnimmt. Auch weil John Lithgow einen tollen Gegner für Sly darstellt und die Eröffnungssequenz einem die Schuhe auszieht.
Und zum Schluss: ganz ganz viele Punkte auf der Sly-Fresse-Zieh-Skala! Da ist er nur noch in OVER THE TOP besser!
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