Me and you and everyone we know (USA 2005)
Regie: Miranda July - DVD MGM
![Eingefügtes Bild](http://img382.imageshack.us/img382/8866/meandyou4a7vm.jpg)
Ich möchte nun doch noch ausführlicheres zu diesem Film schreiben, da ich gestern um 0.00 Uhr mit Blick auf die Uhr (wecken um 5.00 war angesagt) nicht mehr allzuviel Zeit hatte; voller Euphorie aber nicht umhin konnte, ihm direkt nach der Sichtung zu huldigen.
Wie stößt man überhaupt auf solche Filme? Bei uns wird er (voraussichtlich!) erst Ende Februar 2006 anlaufen und so lange wollte und konnte ich nicht mehr warten. Aufmerksam geworden bin ich durch die fantastischen englischen Filmmagazine EMPIRE und TOTAL FILM, die mir ihren stolzen Preis wert sind und mir schon einige Perlen beschert haben, die ich sonst vielleicht niemals wahrgenommen hätte. Bin auch endlich von der CINEMA abgerückt, die ja höchstens noch zur fünf-Minuten-Lektüre taugte. Aber ich schweife ab...
Also: durch die obigen Filmmagazine auf ME AND YOU... gestoßen - beide waren voll des Lobes und bei meinen weiteren Recherchen stieß ich auf vier (!) Preise in Cannes und einem beim Sundance Festival. Als Freund des Independentkinos bzw. Low Budget Films haben diese Preise für mich einen erheblich größeren Stellenwert als irgendwelche OSCARS, GLOBES oder BAFTAS. Regisseurin/ Autorin/ Künstlerin/ Akteurin Miranda July wurde also mit Ehrungen für ihr 800.000 $-Projekt überschüttet und das völlig zu recht!
Natürlich ist es immer so eine Sache, irgendwelche Vergleiche zu anderen Filmen anzustellen (hatte ich ein paar Einträge weiter oben ja schonmal thematisiert) und doch möchte ich ME AND YOU... als eine Mixtur aus dem Kino von Todd Solondz, Jean-Pierre Jeunet und Terry Zwigoff beschreiben, quasi ein HAPPINESS meets AMÉLIE meets GHOST WORLD. Frau July ist eine Performance-Künstlerin und hat hier einen Kunstfilm hingezaubert, der sehr an die eben erwähnten Werke erinnert.
Beim Begriff Kunstfilm rümpft der ein oder andere ja gern mal mit der Nase (zähle mich auch dann und wann mal dazu) und über Performance-Art-Künstler kann ich auch eher schmunzeln, denn sie ernst zu nehmen. Kurzum: Kunstfilm ist eigentlich nicht so mein Ding (8 1/2 - der seinen ganz speziellen Eingang (zu Fuß nämlich
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Worum geht's denn jetzt eigentlich in dem Film wird sich der ungeduldige Leser fragen... tja, lieber Leser (liebe Leserin)... das ist schnell erzählt: Künstlerin und Rentnerfahrdienst-Frau Christine (Miranda July) verguckt sich in den einsamen, Teilzeit-Alleinerziehenden Vater (John Hawkes) von zwei Kindern, der sich als Schuhverkäufer verdingt. Bis diese sich kriegen, passiert so allerlei in deren sozialem Umfeld, vor allem in den Bereichen Liebe, Sexualität und Leben.
Der plot ist dünn und so lebt der Film auch mehr von den Situationen und Momenten, die er um die beiden Protagonisten und die Nebenfiguren kreiert. Diese Situationen und Momente sind magisch, witzig, überraschend, provokant (dass der Film in den Staaten nicht mit nem NC-17 bedacht wurde wundert mich sehr!) und wunderschön. Es gibt da eine Szene mit einem Goldfisch, der nach dem Kauf auf dem Autodach vergessen wurde, die für sich genommen bereits einen Kniefall rechtfertigt.
Es fällt sehr schwer, ME AND YOU... zu beschreiben. Defintiv ein Film, den man gesehen haben muss, um ihn zu verstehen. Der so ganz anders ist, als das, was man sonst so in Sachen Kino vorgesetzt bekommt. Der verzaubert, dabei aber nicht so märchenhaft wie der oben erwähnte AMÉLIE wirkt. Im Grunde genommen ist ME AND YOU... nämlich mächtig nah dran an der Realität; präsentiert Tabuthemen mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit; macht sich nicht über vermeintlich Perverse lustig und ist beileibe kein Film mit Stereotypen.
Unkonventionell klingt mächtig abgedroschen, passt aber perfekt zu ME AND YOU..., denn er ist - ich wiederhole mich - einfach völlig anders. Erfrischend anders. Alles ist neu; du wirst überrascht und überrascht und sitzt da mit offenem Mund und dann lachste dich weg und bist im nächsten Moment verzaubert und ... ach ich sach jetzt nur noch
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Wer Dialoge schreiben kann, wie Frau July, der gehört enfach geliebt. Hunderte male hat man im Film erlebt, wie jemand jemanden anspricht, anmacht, sich interessant machen möchte und dabei manchmal ganz originellen Ideen beigewohnt, oftmals aber dasselbe Schema (wahrscheinlich wie im richtigen Leben) vorgesetzt bekommen; aber wenn man dann auf dieses göttliche Gespräch zwischen July und ihrem Leinwandpartner Hawkes blickt, besser: horcht... das gab es einfach noch nie und man besten schreibt man gleich mal mit und ich würd jetzt gern den ganzen Dialog rezitieren, nur müsste der Leser (die Leserin) dann auch die Bilder aus dem Film dazu im Kopf haben und da bin ich nun schon wieder bei dem angelangt, was ich vorhin schon sagte: man muss diesen Film einfach gesehen haben.
Ich meine, klar, Filme sind Geschmackssache, aber wer Film mal richtig fühlen möchte, so schnulzig das jetzt auch klingen mag, der muss ME AND YOU... einfach gucken. Selbst der größte Zyniker wird sich an diesem Werk erfreuen, weil das trotz aller Magie und Anmut kein Film ist, der mit Zuckerguss überzogen wurde. Da sag ich nur "You poop into my butt-hole and I poop into your butt-hole... back and forth, forever."
Achja: noch so n grandioser Moment, als der Filmtitel erklärt wird... will das jetzt aber nicht verraten.
Dann noch für die Filmanalytiker: über ME AND YOU... könnt ihr n Buch schreiben und für die Freunde des Unterhaltungskinos: Unterhaltung wird hier ganz groß geschrieben. Und für die Freunde des Starkinos: nix da mit großen Namen... diesmal gibt's nur echte Schauspieler präsentiert und ich behaupte mal, dass jeder große Name diesem Film geschadet hätte, weil jeder bekanntere Darsteller irgendwo vorbelastet ist; beim Zuschauer Assoziationen erweckt, die dem Film vielleicht im Weg stehen könnten.
Bis auf John Hawkes (großartig!!!) kannte ich hier wirklich niemanden und alle, ja wirklich alle, hamse mich überzeugt. Keine gekünstelten Figuren, sondern Personen, Typen, Charaktere waren das.
Möööönsch... jetzt hab ich hier aber schon einiges hingepinnt... dann belass ich es jetzt mal dabei: wer nun meint, diesen Film sehen zu müssen, für den freut es mich. Wirklich! Wer meint, den Film nicht sehen zu müssen, der lässt es eben sein. Aber eine Bitte: weil es noch lang dauert, bis er bei uns in die Kinos kommt und er da mit einer Synchro verschandelt werden wird, könnte der eine oder andere demnächst auf die DVD zurückgreifen (die RC 1 ist technisch 1A - nur Bonus ist spärlich) und ihn vor dem Kinostart sehen... dann bitte eine PM an mich, denn ich brenne auf einen Austausch über diesen Film.
Zum Schluss noch ein Bild zum Score:
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Und das war's auch schon.
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P. S.
auch wenn ich Herrn Ebert nicht immer zustimme, hier hat er es schön auf den Punkt gebracht:
"Like David Gordon Green, Miranda July writes dialog that you have never heard anybody say before, and yet you believe these characters would say it. I will not describe the plot, partly because the plot is not the point: It is simply the path these enormously sympathetic but lonely and strange characters follow on their way to tomorrow.
"What if I am a killer of children?" he asks her at one point.
"That would put a damper on things."
Quelle
P. S. - II
Interessante Interpretation
aber besser erst nach dem Film lesen
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