Casino Royale (USA/UK/CZ 2006)
Regie: Martin Campbell - Cine Star Düsseldorf
Womit soll ich nur anfangen? Vielleicht damit, dass ich mir tatsächlich Herrn Brosnan zurückgewünscht habe? Dass ich bitter enttäuscht bin? Dass sich der Film als vermeintlicher Neustart der Serie ziemlich schnell aufgehängt hat...
Nun, vier ganze Jahre sind seit Bond 20 vergangen und was hat es nicht ein Hickhack um die Nachfolge von Herrn Brosnan gegeben, bis am Ende Daniel Craig den Zuschlag bekam. Sehr zu meiner Freude. Ich gehörte nicht der craignotbond-Gemeinde an. Freute mich wie ein Schneekönig auf den Startschuss. Die ersten Kritiken waren gut, mit Mads Mikkelsen endlich wieder ein charismatischer Bösewicht an Bord und das "back-to-the-roots"-Konzept schien mir genau das richtige zu sein.
Leider wird dieses Konzept bereits sehr schnell verworfen. Nachdem Bond in der diesmal sehr unspektakulären Pre-Credit-Sequenz in punkto extremer Toughness nochmal glänzen durfte, gehts nach einem nett gestaltetem, aber mit einem furchtbar beliebigen Song unterlegtem Vorspann gleich zur Action. Eine nicht enden wollende Jagd auf einen Bombenleger (?) markiert gleich zu Beginn den Höhepunkt des Films, wobei hier jedoch weit über's Ziel hinaus geschossen wurde.
Natürlich darf man bei Bond keinen Realismus erwarten, aber hier wirkt er einem Superhelden-Comic entsprungen und agiert dermaßen übermenschlich (wie sein Gegner im Übrigen auch), dass es nicht mehr schön ist. Ich kam mir wie im Videospiel vor: Bond hüpft auf einer riesigen Baustelle in schwindelerregenden Höhen von einem Kran zum nächsten. Gar kein Problem. Später zitiert er Ursula Andress berühmte Szene aus DR. NO und stellt einen Körper zur Schau, der ins Actonkino der 80er Jahre nicht aber zu James Bond passt. Craig ist der Super-Bond. Dermaßen überzeichnet, dass er sich am Rande der Lächerlichkeit bewegt.
Aber er ist auch der Handy-Bond. Handys dominieren den Film. Sind Hauptdarsteller und treiben einen reichlich verworrenen wie am Ende missratenen plot voran. Worum es genau geht habe ich auch bis jetzt nicht herausbekommen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn sich das Ganze nur nicht so dermaßen in die Länge ziehen würde. Nachdem der Film zu Ende zu sein scheint gibt es nochmal eine halbe Stunde Zuschlag. Dramaturgisch völlig Banane. Nach dem Motto: wir setzen noch einen drauf. Und noch einen. Und noch einen. Das nervt sehr schnell und ich hoffte nur noch, dass endlich Schluss sein würde.
Mit Paul Haggis wurde ja ein Autor involviert, der jüngst für CRASH zwei Oscars gewann und der der Figur Bond in die Psyche blicken sollte. Diese Szenen wirken aber wie ein Fremdkörper und wie oben beschrieben wirkte das an Dramatik reiche Ende wie aufgesetzt. Als hätte man sich kurz vor Drehschluss daran erinnert, hier ja auch etwas in die Tiefe gehen zu wollen.
Dabei gibt sich Daniel Craig wirklich viel Mühe, einen dreidimensionalen Bond darzustellen, was ihm leider nicht richtig gelingt. In MUNICH hat er geglänzt, hier passte er sich mimisch weitgehend seinem Vorgänger an und wirkte nicht mehr so charismatisch, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Richtig schlimm fand ich Eva Green. Herrjeh... auf der arroganten Schiene wirkte sie unfreiwillig komisch (debiles Gelächle mit Schlafzimmerblick...
![:muhaha:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/icon_lol.gif)
), emotionale Szenen gingen gar nicht. Ein Ass natürlich Mads Mikkelsen, dessen Präsenz bereits ausreicht, sie alle gegen den Karren zu spielen. Peinlich hingegen Jürgen Tarrach im Goldfinger-Gedächtnis-Golfertrikot (samt Mützchen) und Ludger Pistor als schweizerischer Kofferträger. Judi Dench als M verkommt gar zum Running Gag, die sich von Bond in aller Regelmäßigkeit auf der Nase herumtanzen lassen muss.
Irgendwie hatte das alles mit Bond wenig zu tun. Kaum etwas erinnerte mich an die ersten drei Dekaden der Serie, die zahlreiche Glanzlichter boten. Bond ist mir zu modern geworden. Bond funktioniert für mich in der heutigen Zeit nicht mehr. Und ziemlich ernüchternd musste ich feststellen, dass mir - abgesehen vom wirklich saumäßigem TOMORROW NEVER DIES - alle Brosnan-Bonds besser gefielen als Nummer 21. Der letzte gute Bond wurde 1987 aufgeführt. Fast 20 Jahre sind seitdem vergangen. Ich habe die Hoffnung ziemlich aufgegeben, dass jemals wieder an die alte Klasse angeknüpft werden könnte.
Aber das liegt wohl daran, dass Bond mit der Zeit gehen musste. Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal. Mir gefällt das nicht. Andere sind begeistert. Macht euch einfach selbst ein Bild, liebe Leuts.