See you at the movies
#1051
Geschrieben 25. April 2007, 18:44
Selten einen Film gesehen, der mich mit einem dermaßen "egalem" Gefühl zurück gelassen hat. Ein Film, der weder lustig, unterhaltsam, ärgerlich, spannend oder interessant war. Mir scheint, als ob sich der Macher selbst nicht recht entscheiden konnte, was denn am Ende bei rumkommen sollte.
Seine Figuren sind maßlos überzeichnet, strahlen deswegen keine Bedrohung aus bzw. man bangt nicht mit ihnen. Doch selbst wenn es ein parodistischer Versuch hätte sein sollen, auch dafür taugen die Figuren nicht. Ob sie jetzt schlecht gespielt waren oder einfach schlecht geschrieben... weiß ich gar nicht. Ganz deutlich wurde mir dies am US Marshal (oder FBI Agenten... na, der mit der roten Feder am Hut!). Überhaupt nicht für mich einzuschätzen, wie diese Figur einzuschätzen ist.
Für mich ein selten merkwürdiges Filmerlebnis, denn so hat mich bislang kaum ein Film zurückgelassen... muss ich jedenfalls nicht nochmal sehen.
#1052
Geschrieben 26. April 2007, 18:35
Extrem ärgerlich! Ein im Grunde überraschend spannendendes Werk wird im Schlussdrittel durch ellenlange Nachtaufnahmen, in denen es zwar mächtig zur Sache geht, aber kaum etwas davon zu erkennen ist und anschließend dann in noch dunkleren, noch undurchschaubareren Unterwasseraufnahmen versenkt (sic!).
Was soll das?
Im Übrigen hat TURISTAS mit dem viel verglichenem HOSTEL, obwohl ich über den bislang nur gelesen habe, kaum etwas gemein. Zwar geht's auch hier um die Generation Spaß, deren Urlaub zur Hölle wird, doch steht hier keineswegs die Lust an der Tortur bzw. Sadismus im Focus des Geschehens, sondern der Organhandel, für den Touristen auch gerne mal ausgebeutet werden.
Natürlich geht es zuweilen sehr blutig zu und Gorehounds kommen auch bestimmt auf ihre Kosten, aber was ich Stockwell wirklich zu Gute halte, ist, dass er es eben nicht bei sich sukzessive steigernden Splattereinlagen belässt, sondern schon versucht, sowas wie einen Thriller auf die Beine zu stellen, was er durch oben beklagte Mängel aber leider etwas untergräbt.
Was ich dem Regisseur aber vorwerfen muss, ist ein extrem einseitiges Bild Brasiliens, dessen Bevölkerung durch und durch durchtrieben dargestellt wird und die westliche Welt in die Opferrolle gedrängt wird, womit quasi eine Umkehrung der Realität stattfindet und das sah für mich schon etwas nach Heuchelei aus, denn ich will gar nicht wissen, wie viele Brasilianer den Organhändlern in die Hände fallen. Stockwell scheint sich dessen aber durchaus bewusst, indem er die Täter sich kurzerhand als eigentliche Opfer deklarieren lässt. Für mich ein eher plumper Versuch, sich der (berechtigten) Kritik zu entziehen.
Auch müssen es natürlich durch die Bank Beach Boys and Girls sein, die im Mittelpunkt des Geschehens stehen, was mich ziemlich langweilt. Absolut austauschbare, uninteressante Figuren, die es mir dann auch schwer machen, so richtig mit ihnen um ihr Leben zu bangen.
Irgendwie doch völlig unlogisch: da wird im modernen Terrorkino Realismus angestrebt, der aber durch völlig deplatziert wirkende Figuren wieder unterlaufen wird.
Aber genug geschimpft, denn ich war wirklich positiv überrascht und würde sogar eine vorsichtige Empfehlung aussprechen.
#1053
Geschrieben 04. Mai 2007, 20:27
Nein, das hatte ich wirklich nicht erwartet! Und bekam einen derart fiesen, verstörenden und sauspannenden Horrorthriller vorgesetzt, dass es mir echt erstmal die Sprache verschlug!
Alles beginnt mit einer langen Collage aus Archivbildern der Kriege des letzten Jahrhunderts, deren Opfer vorwiegend das schwächste Glied ist: das Kind. Regisseur Serrador setzt damit bereits nach wenigen Minuten ein deutliches Ausrufezeichen und angesichts des Filmtitels und den knappen Inhaltsangaben, die ich gelesen hatte, verstärkte dieser Einstieg meine Erwartungshaltung: die Kinder schlagen zurück!
Dennoch hagelte es Überraschungen und so simpel, wie die Message auf den ersten Blick erscheinen mag, ist es dann doch nicht... da steckt, so meine ich, doch wesentlich mehr dahinter, was ich auf Serradors Talent für Suggerismus zurückführe, denn wer genau hinschaut, erkennt nicht nur zahlreiche Querverweise auf ähnlich gelagerten Stoff, sondern vor allem viel Symbolismus, der einen komplexeren Subtext andeutet, als es zunächst den Anschein erwecken mag.
Serrador zieht alle Register: nach dem arg beunruhigenden Einstieg, der den Zuschauer erstmal stark in Richtung Betroffenheit bugsiert, gönnt der Mann uns eine Erholung, indem er in aller Ruhe ein Ehepaar einführt, das einem überfüllten spanischen Badeort entflieht und sich auf den Weg zu einem (scheinbar) idyllischen Eiland macht. Gute Laune regiert, die beiden sind guter Dinge und sammeln schnell Sympathien beim Publikum. Entspannung macht sich breit, auch wenn bereits erahnt wird, dass das mit dem Urlaub auf der Insel wohl nichts werden wird.
Und so geraten die beiden schon beim Andocken an einige wenig aufgeschlossene Blagen, die die Neuankömmlinge misstrauisch beäugen, aber noch keinerlei Anstalten machen, den beiden an den Kragen zu wollen.
Und jetzt legt Serrador los: gaaanz allmählich beginnt seine Geschichte Stück für Stück an zu köcheln... aus der Unsicherheit der Hauptfiguren über das menschenleere Städtchen, die sich sofort auf den Zuschauer überträgt, entwickelt sich immer mehr eine Atmospähre der Bedrohung, die teilweise durch klassische Versatzstücke des Horrorkinos, viel mehr aber über eine äußerst geschickte Kameraführung und das effektive Ausnutzen der Location herrührt.
Ein Unbehagen macht sich breit und bevor es richtig zur Sache geht, verlässt sich der Regisseur lieber auf einige verstörende Sequenzen, die mir nicht selten wirklich die Schuhe auszogen (Kirche! )!
Bald ist sich das Ehepaar der unmittlebaren Gefahr bewusst und wird dieser auch direkt ausgesetzt, was zunächst in einer nervenzerreißenden Belagerungsszene kulminiert, ehe Serrador wirklich in die Vollen geht und einen sowas von bösen Einfall hat, dass ich fast vom Stuhl gekippt wäre!
Und wenn man meint, jetzt bereits einen Film in Höchstform erlebt zu haben, gibt's zum Schluss dann nochmal - für mich unerwartet - ordentlich was mit der Keule, zumal mir nie klar war, wie das Ganze denn wohl enden würde...
Dies ist einer jener Filme, die erstmal ausgegraben werden müssen und leider nicht mehr als einen Geheimtippdasein fristen. Ein Filmjuwel, das für mich bereits jetzt einen der eindrucksvollsten und originellsten Genrebeiträge überhaupt darstellt, denn was ist als Filmliebhaber schon schöner, als von einem Film mal so richtig - im positiven Sinne, versteht sich - überrumpelt zu werden?
#1054
Geschrieben 05. Mai 2007, 13:30
Das Zurückfinden in ein halbwegs "normales" Leben versucht Sherry (die einmal mehr eindrucksvolle Maggie Gyllenhaal), die als Ex-Junkie gerade aus dem Knast kommt. Sie flucht, vögelt, wird rückfällig, bekommt nach und nach eine Biografie an die Hand und sammelt peu à peu Sympathiepünktchen beim Publikum. Ein Ziel hat sie auch: eine Beziehung zum vierjährigen Töchterchen aufbauen, die jetzt bei Sherrys Bruder und dessen Gemahlin wohnt. Dass diese Konstellation Konfliktpotenzial birgt liegt auf der Hand...
Collyer bemüht sich sehr um Realismus und hat mit Maggie Gyllenhaal ein wahres Ass aufzubieten, denn wer meinte, dass sie in SECRETARY bereits viel gezeigt und alles gegeben hätte, der wird hier garantiert erstaunt sein!
Mir hat der Film sehr gefallen, auch oder gerade weil nicht wirklich viel passiert: wir begleiten die Protagonistin auf einigen Stationen ihres auch in Zukunft wohl noch sehr holprigen Lebensweges und sind trotz anfänglicher Schwierigkeiten am Ende so weit, ihr von Herzen alles Gute zu wünschen.
#1055
Geschrieben 06. Mai 2007, 00:18
Hallelujah! Join God's Army! Wenn der Begriff "heiliger Krieg" fällt, der anfürsich schon völlig widersinnig ist, dann steht er oft im Kontext des Islamismus aber so einen Krieg führt Herr Bush ja auch ganz gern. Da bringt er in seinen Reden dann gern mal den Schöpfer ins Gespräch, der hinter ihm stände oder in dessen Auftrag er handele.
Selbst wenn das Kalkül ist, dann fallen dort doch mindestens rd. 80 Millionen (!) US-Bürger - so beziffert sich die Evangelistische Bewegung selbst - drauf rein. Da werden bei Veranstaltungen Pappaufsteller von Bush begrüßt, gepriesen, you name it... Längst haben sich die Evangelistischen Christen zu einer bestens organisierten, immer einflussreicheren Bewegung entwickelt, die vor nichts zurückschreckt, um Christian Soldiers zu rekrutieren.
Bei den Kindern müsse man schließlich anfangen, weil es wissenschaftlich - da wird dann entgegen der Leugnung der Wissenschaft (Darwin? Evolution? No way!) doch gerne mal auf diese verwiesen - erwiesen sei, dass der Mensch im Alter von sieben bis neun Jahre am lernfähigsten sei, dann das Meiste hängenbliebe. Aber müsse hier nicht zwischen Lernen und Indoktrination unterschieden werden, fragt ein kritischer Radioreporter Becky Fisher, ein engagiertes Mitglied der Evangelistischen Christen; habe Gott uns nicht einen Verstand mitgegeben, um frei wählen zu können?
Nein, mit Becky Fisher lässt sich nicht diskutieren, denn alles, was im Namen Gottes geschieht, ist richtig und gut. Punkt.
Der Dokumentarfilm JESUS CAMP begleitet Becky Fisher und einige Kinder, die zu den erwähnten Christian Soldiers erzogen werden. Dabei ist es eigentlich wenig angemessen, von einer Erziehung zu reden, denn was in diesen Camps passiert kommt eher einer Gehirnwäsche gleich. Völlige Hingabe wird eingefordert, öffentliche Buße über die Sünden (zu denen natürlich auch das Lesen der Harry Potter-Romane zählt, da diese schließlich Hexenkraft thematisieren)... tränenüberströmt und im tranceartigen Zustand sagen schon jüngste Kinder ihre Gebetgesänge auf... die Arme gen Himmel ragend, um Erlösung flehend...
Später sehen wir einige Kinder, die hier bereits mit neun und zwölf über rhetorische Fähigkeiten verfügen, über die sich so manch Politiker freuen würde und auf den Straßen wildfremden Leuten den Weg weisen wollen. "Where do you think you'll go, when you're dead?" wird ein Schwarzer gefragt, der mit einigen Freunden auf dem Klappstuhl auf einer öffentlichen Grünfläche sitzt. "To Heaven" antwortet dieser. "Are you sure?" hakt das kleine Mädchen nach. "To Heaven."
Auf dem Rückzug wendet sie sich ihrem Partner zu: "I guess, those were Muslims." Später sinnieren die beiden über ihre Arbeit. Ob die Leute auf der Straße wohl denken, sie würden ihnen etwas verkaufen wollen? Wieso sollten sie. Schließlich seien sie doch Kinder. Was hätten Kinder denn schon zu verkaufen?
Nun, spätestens wenn sie mal groß sind eine ganze Menge. Denn die künftigen Generationen, die das Land regieren werden könnten bereits aus der sich sukzessive vergrößernden - zwei neue Kirchen pro Tag, wie es im Film heißt - fundamentalistischen Bewegung stammen. Und bereits vor kurzer Zeit zeigte sich der Einfluss dieser Gruppe auf die Politik, denn mit seiner öffentlichen verkündeten Nähe und Verbundenheit mit dem Glauben hat George Bush schließlich eine Wahl gewonnen, die eigentlich bereits im Vorfeld als verloren galt.
Es ist überaus beängstigend, was - von der globalen Öffentlichkeit noch viel zu unbemerkt - in großen Gebieten der einzigen verbliebenen Weltmacht geschieht. Denn noch richtet sich der Blick gen Nahen Osten und irgendwann kann es passieren, dass man hinterrücks von einer nicht weniger fundamentalistischen Welle überrollt wird.
JESUS CAMP ist eine hervorragende Dokumentation, die die Bilder und involvierten Personen für sich sprechen lässt. Es gibt keinen Kommentar. Der Großteil der Laufzeit konzentriert sich auf die Arbeit in den Jesus Camps. Politische Meldungen über die Einberufung eines den Evangelistischen Christen nahestehenden Mannes zu einem Judge of the Supreme Court, wie auch die kritische Stimme eines Radio-Moderators werden immer wieder eingestreut.
Bewertet wird das Ganze nicht, dies wird dem Zuschauer überlassen. Doch wen es ob der gezeigten Bilder nicht erschaudert, vor dem ist mir auch Angst und Bange.
Zum Schluss noch einen Kommentar der Bewegung zur Erderwärmung: Gott hat uns die Erde geschenkt, um damit zu tun, was wir für richtig halten. Was soll also das ganze Geschwafel über Klimaschutz? Hast du Jesus im Herzen, dann ist sowieso alles gut. Amen.
#1056
Geschrieben 07. Mai 2007, 20:21
Konnte doch nicht anders und hab mit der zweiten Columbo-Ära angefangen, denn zu groß ist die Liebe zu diesem Charakter, dem für mich auf dem TV-Schirm wirklich niemand das Wasser reichen kann.
Peter Falk ist sichtlich gealtert, wird aber mit derselben Attitüde ausgestattet, die ihn so liebenswert machte: Zigarre (diesmal aber ein etwa feineres Modell), Auto und das hartgekochte Ei... damit wird Lt. Columbo nach elfjähriger Leinwandpause eingeführt. Nur die Musik ist zu dick aufgetragen und störte etwas.
Beim plot wollte man beim Comeback wohl auf Nummer sicher gehen und betrat nach dem sehr beliebten WENN DER SCHEIN TRÜGT (NOW YOU CAN SEE HIM) ein weiteres Mal die Welt der Magie. Wieder ist Columbo fasziniert von den ganzen Mechanismen der Zauberei, nimmt aber leider keinerlei Bezug zu seiner ersten Begegnung mit diese Metier.
Wie mir überhaupt das Flair der ersten Ära fehlte, was ja auch meine großen Vorbehalte gegen die Fortführung der COLUMBO-Sichtungen ausmachte (meine Erinnerung an die Folgen der zweiten Ära sind auch eher bescheiden). In die 90er passt das Ganze irgendwie nicht und gerade bei der Auftaktepisode fiel mir auf, wie steril alles wirkt. Die Locations sind fast durchgehend sehr düster gehalten, es wurde viel im Studioinneren gedreht und dann sind da die Charaktere.
Falk bemüht sich redlich, den alten Columbo zu geben, was ihm meiner Ansicht nach nicht immer gelingt. Zu übertrieben agiert er in einigen Szenen und ... tja... er ist mir einfach zu alt geworden für diese Rolle.
Was aber völlig in die Hose ging und doch gerade den Reiz der Serie ausmachte, sind Falks Szenen mit den Mördern, die zumeist sehr interessant charaktierisiert und von guten Darstellern besetzt wurden. Hier ist alles anders: ein völlig farbloser britischer Schauspieler, der mitunter wie eine Parodie wirkt und dessen Namen ich schon wieder vergessen habe war mir ein echtes Ärgernis. Die Chemie zwischen ihm und Falk stimmt überhaupt nicht. Ihr Verhältnis ist sehr distanziert und Columbo nervt nicht wie sonst üblich damit, ständig in unpassenden Momenten im Berufs- und Privatleben seines "Kontrahenten" aufzukreuzen.
Der plot ist ok, aber auch hier fehlt die Raffinesse früherer Episoden, was insbesondere in der schwachen Überführung zum Tragen kommt, die mir auch etwas unglaubwürdig erschien (als ob es Columbo wirklich riskieren würde, enthauptet zu werden!).
So war das kein guter Startschuss zu mindestens vier weiteren COLUMBO-Episoden. Mal sehen, wie es sich weiterentwickelt.
#1057
Geschrieben 09. Mai 2007, 20:58
Simon Pegg und Nick Frost sind durch diesen Film (zumindest in England) zu wahren Kultobjekten geworden und allerorts wird über SOTD literweise Lob ausgeschüttet, so dass nu aber wirklich bereits arge Sehnot herrschte: lang vor mich hergeschoben und nu endlich mal geschaut. Und was soll ich sagen: nett, aber dann doch nicht so groß, wie er überall gemacht wird.
Die Gagdichte ist zwar hoch, aber nicht alles zündete auch, zumal der Humor teilweise durch einige ernsthaftere Momente unterlaufen wurde, was ich ungeschickt fand: Komödien sollen lustig sein oder man macht gleich ne Dramödie, aber in die Kategorie passt SOTD ja nun gar nicht. Aber das nur ein kleiner persönlicher Kritikpunkt, denn sonst ist es eben das bereits erwähnte "nette" Filmchen, das wie im Fluge vergeht.
Geschüttelt vor Lachen hab ich mich aber immer, als die Zombies - oh... das Z-Wort... jetzt isses mir doch rausgerutscht... von Pegg und Frost mit allen möglichen Sachen beworfen wurden, wie den Untoten beispielsweise alte LPs, die zuvor auf ihren Wert untersucht wurden um die Ohren fliegen. Und dass die große Mall aus dem großen Vorbild zu einer Kneipe degradiert wird setzt dem "nett" noch ein "sympathisch" oben drauf, denn wohin flüchten wahre Kerle, wenn ihnen Probleme an den Kragen wollen... in den Suff natürlich, am besten mit Gleichgesinnten. Nur Weiber eilen schließlich ins Kaufhaus. So ist SOTD Männersache und macht in keinster Weise ein Geheimnis daraus. Prost!
#1058
Geschrieben 11. Mai 2007, 14:18
Hätt ich nicht für möglich gehalten!!!
Diese Episode reicht tatsächlich an die Qualität der ersten Ära heran! Wieder setzte man den Lt. in gewohnter Umgebung - dem Studiogelände - ein und gleich läuft dieser zu Hochform auf: viele falsche Abgänge, Auto (herrlich die Szene als Columbo hinter dem Rolls Royce parkt), Hund und Generve... köstlich, wie Columbo seinem Kontrahenten auf den Senkel geht... da bekam ich fast schon Mitleid mit dem Kerl, der - und das ist der einzige Kritikpunkt den ich habe - von Fisher Stevens nicht so ganz überzeugend gegeben wird.
Sonst aber eine der stärksten Episoden der gesamten Serie, die als Krönung noch das Spiel mit dem Film-im-Film draufsetzt, das mit einem ausgefuchsten Finale abgeschlossen wird.
Jetzt bin ich wieder voll im Columbo-Fieber, auch wenn solche Sternstunden im weiteren Verlauf der zweiten Ära wohl kaum noch anstehen werden.
#1059
Geschrieben 11. Mai 2007, 21:20
Uff... der hat zugesetzt... ganz starker Tobak!
#1060
Geschrieben 13. Mai 2007, 18:07
Ein Film mit famoser Starbesetzung: Steve McQueen, Edward G. Robinson, Rip Torn, Tuesday Weld, Karl Malden, Ann-Margret... quasi das Real Madrid der Hollywoodschen Saison 64/65...
Aber wie das mit Starensembles so ist... die Besetzung ansich garantiert nicht unbedingt den Erfolg und auch wenn ich nicht weiß, wie viel Moneten der Film eingespielt hat - für mich ein sehr enttäuschendes Werk, das nie richtig in die Gänge kommt. McQueen ist eigentlich idealbesetzt als cooler aufstrebender Pokerplayer, der natürlich sinnbildlich auf die Schauspielergeneration den betagten Altstar Edward G. Robinson ablösen will. Und die beiden versprühen auch ordentlich Charisma, passen gut zusammen, haben aber eben mit dem sehr dürftigen plot zu kämpfen, der allein auf die Präsenz seiner Stars setzt.
Die reden viel miteinander, McQueen kriegt wieder alle Frauen, es passiert herzlich wenig und im Schlussdrittel kommt es dann zu der lang ersehnten Pokerpartie zwischen den beiden Protagonisten, die mich aber auch nicht vom Hocker gerissen hat. Spannung wird eigentlich nie aufgebaut und mitfiebern ist ob der schwachen Charakterisierung der Figuren auch kaum möglich.
So plätschert das Geschehen so vor sich hin... Norman Jewison, sorry, den Kalauer muss ich jetzt einfach bringen, hat sich mit seinem Film ordentlich verpokert
Und als ich am Ende doch noch etwas positiv überrascht wurde, macht der Regisseur doch noch einen Rückzieher... McQueen als völliger Loser... das ging dann wohl doch nicht.
#1061
Geschrieben 16. Mai 2007, 23:01
Filme, die in Mädcheninternaten spielen sind entweder Softpornos oder Slasherfilme. Meistens jedenfalls. Dieser hier nicht. Der Spanier Ibánez-Serrador, der mich kürzlich mit WHO CAN KILL A CHILD? begeisterte beweist sich als Horrorspezialist. Zwei völlig verschiedene Filme was Raum, Zeit, Ort und Figurenkonstellation betrifft habe ich jetzt von ihm gesehen und doch sind sie sich auch verdammt ähnlich. Purer Horror, ohne den Hauch der Selbstironie. Bierernst und effektvoll. Formal eine Augenweide. Bitterböse.
Und wieder lässt er sich Zeit, seine Figuren und das Leben in dem riesigen Anwesen einzuführen, ohne jedoch gleich die Karten auf den Tisch zu legen. Denn im Laufe des Geschehens hat Serrador so manche Überraschung parat und wer mir erzählt, er hätte das Ende vorausgesehen (wie ich es auch dachte), dem attestiere ich hellseherische Fähigkeiten.
Worum geht's? Im Mittelpunkt steht, wie gesagt, etwas, das sich auf englisch Girls Boarding School schimpft und die Einrichtung m. E. wesentlich treffender umschreibt als der deutsche Begriff. Hier ist laut Direktorin Lili Palmer die Weiblichkeit versammelt, denen nur noch, wenn überhaupt, mit Zucht und Ordnung zu helfen ist. Das große Anwesen gleicht einer Strafanstalt, wenn Sanktionen auch eher unter der Decke gehalten werden.
Geschickt startet Serrador seinen Film mit einem Neuankömmling, wodurch nicht nur ihr, sondern auch dem Zuschauer erstmal das riesige Gebäude vorgestellt wird, in dem sich dann auch der Rest des Films abspielen wird (eine erneute Parallele zu WCKAC und ein Wink dahin, dass Serrador es mit der räumlichen Enge hat... für das Horrorgenre grundsätzlich schonmal ein hilfreiches Faible ). Nach und nach werden die Mechanismen des Lebens in der Einrichtung aufgezeigt und sukzessive beginnt die Atmosphäre zu köcheln, die sich erst unmittelbar vor Toreschluss entlädt und Serrador einmal mehr Spezialisten für "böses" Kino darstellt.
Doch die Höhepunkte des Films ereignen sich bereits zu Halbzeit. Zwei Szenen, die mich in ihrer Intensität und handwerklichen Genialität wieder an WCKAC erinnerten und die ich hier selbstredend nicht preis geben werde, um das Vergnügen für diejenigen, die, wie ich eben, den Film zum ersten Mal sehen, nicht zu verderben.
So möchte ich auch einfach damit schlißen, dass es mich sehr wundert, warum Serradors Filme erstens noch immer in der Versenkung verschwunden sind und warum der Mann kaum bekannt ist. In Punkto Horrorkino kenne ich kaum einen Regisseur, der seine Klasse erreicht hat, auch wenn so eine Behauptung nach zwei Filmen vielleicht etwas gewagt sein mag.
#1062
Geschrieben 17. Mai 2007, 19:38
Das muss ewig her sein, als ich den zuletzt gesehen hatte, denn ich konnte mich außer daran, dass Claudia Gagliardi am idyllischen Wässerchen ihre blanke Brust präsentiert, an nix mehr erinnern.
So war's dann beim zweites Mal eigentlich wie beim ersten Mal und ich konnte ganz ohne Ahnung gemeinsam mit dem Trio quer durch Europa dem geklauten Truck hinterherreisen. Aus den Locations wird dann auch alles rausgeholt, denn trotz hohem Tempos ist immer genug Zeit, um von der Kamera die leckeren Eckchen der Ortschaften einzufangen und dazu zählt für mich als Westfale natürlich auch die Szenen im Pott... da fühlt man sich gleich wie zu Hause und direkt zu Beginn konnte der Film ordentlich punkten.
Nun bin ich weiß Gott kein Fan von Herrn Westernhagen, aber der Kerl spielt den Theo richtig gut und versprüht den Charme dem einen der Pott mitgibt ausgezeichnet. Außerdem taugt er mehr zur Identifikationsfigur als viele andere Leinwandhelden, denn in der Scheiße hat wohl jeder mal gesessen, wenn vielleicht auch nicht so dick wie Theo.
Bringmann erzählt sein Road Movie - ohnehin eines meiner Lieblingsgenres, weil rasant und viele Schauplatzwechsel - enorm flott, gönnt uns nur sporadisch mal ein Päuschen und packt sukzessive Sympatiepunkte auf seine drei Hauptfiguren.
So ist dies ein rundherum gelungener Film, bei dem bis zur nächsten Sichtung bestimmt nicht nochmal gefühlte 15 Jahre vergehen.
#1063
Geschrieben 18. Mai 2007, 19:08
Sehr enttäuschend. Im Grunde hat Sam Raimi seinen ersten EVIL DEAD einfach nochmal gefilmt, so dass die damals wirklich tollen Kamerafahrten und Einstellungen inzwischen ermüdend wirkten und auch die sich in Punkto Abgefucktheit stetig steigernden Knetfiguren verliehen dem Ganzen eher den Touch einer Nummernrevue denn einer Splatterorgie.
Überhaupt setzt Raimi wesentlich mehr auf Komik als auf Grausen und kürt Leinwandheld Ash zur ultimativen Kampfmaschine, der als Zeitreisender endet und vehement zur Kultfigur gemacht werden will. Dabei macht Bruce Campbell wirklich eine richtig gute Figur und er ist es auch, der den Film irgendwie zusammenhält, während alles Restliche sprichwörtlich ausartet.
Im Abschluss der Trilogie ist EVIL DEAD dann endgültig zur Komödie mutiert und Raimi steuerte zielstrebig auf familientauglichere Unterhaltung zu. Inzwischen macht er Mainstreamkino. Meine Favoriten aber sind die kleinen Produktionen, wie A SIMPLE PLAN oder eben der erste EVIL DEAD. Da können die Massen noch so oft SPIDER-MAN brüllen
#1064
Geschrieben 19. Mai 2007, 15:21
Okkult-Thriller liegen mir anscheinend, denn wieder hat mir ein Genrebeitrag sehr gefallen, der aber auch wirklich wundervoll besetzt und fotografiert wurde. Dazu wird sehr auf Spannung gesetzt und bis auf ein Teufelspüppchen bleibt alles "im Rahmen".
Auch merke ich mehr und mehr, dass mir US-Amerikansiche Produktionen immer weniger liegen. Die europäischen Locations geben einfach mehr her, wie ich auch das britische Englisch mittlerweile dem amerkanischem Englisch den Vorzug gebe. Aber das nur am Rande. Ist mir halt aufgefallen.
Jedenfalls wird jetzt sukzessive der Euro-Horror-Sektor aus den 60er/70ern abgegrast, denn da - so bin ich sicher - gibt es noch so einiges zu entdecken!
#1065
Geschrieben 20. Mai 2007, 10:29
Der hat mir damals weitaus besser gefallen als gestern. Was mich vor allem störte, war einmal dieser unerträgliche Deutsch-Hip Hop-Soundtrack und der überaus hektische Stil, in dem der Film gehalten wurde: kaum einmal verweilt die Kamera über einen etwas längeren Zeitraum in einer Position, schnelle Schnittfolgen en masse und die Dialoge sind ob des schon kritisierten und viel zu laut abgemischten Soundtracks auch nicht immer klar verständlich.
Großes Plus natürlich die beiden Musterknaben, die sehr sympathisch dargestellt werden und v. a. Tarrach erinnerte mich nicht selten an den Ladenhüter Dante. Der plot hingegen bewegt sich gerade mal auf Montagvorabend-Krimi-Niveau und ist weder besonders spannend noch originell, so dass es, wie bereits gesagt, eigentlich die beiden Hauptfiguren sind, die dem Film das Leben einhauchen.
Den zweiten Film schau ich aber auch nochmal an, wobei der mir damals schon nicht mehr so gut wie der Erstling gefiel. Mal seh'n, ob sich das diesmal vielleicht umkehrt.
#1066
Geschrieben 27. Mai 2007, 11:20
Sowas von sinnbildlich für den Erfolg der Serie: Columbo steht in gewohnter Montur im piekfeinen Fahrstuhl, neben ihm sein späterer "Kontrahent", der ihn natürlich noch nicht als diesen erkannt hat. Im Fahrstuhl neben jemanden zu stehen ist ja ohnehin immer so eine Sache... unbehaglich eben... Columbo raucht aber wie immer ganz unverschämt seine Zigarre, bis er erst einen nonverbalen Impuls der Person erhält, die neben ihm steht, dann auf ein Nichtraucherschild aufmerksam wird... leidenvoll überwindet er sich... steckt die Glimmstange in seinen Kaffeeplastikbecher...
Eine Szene, die diese Episode schön zusammenfasst, denn so humorig ging es selten zu in der Reihe und nach der letzten Episode tatsächlich eine weitere äußerst positive Überraschung, da ich die zweite Ära ja nie so richtig geschätzt habe.
Natürlich fehlt das Flair der 70er und dieser Jazzige Softporno-Score ging mir sehr auf die Nerven, doch ansonsten wirklich eine klasse Folge, die sogar durch die etwas unspektakuläre Überführung nicht mehr wirklich leiden konnte.
COLUMBO-Veteran Frawley reizt die Figur Columbo nämlich voll aus: es wird genervt (viermal in Folge ist der Lt. schon auf dem Weg nach draußen, ehe ihm doch wieder etwas einfällt, was er noch fragen wollte), er wird mit seiner konservativen Ader (auf Fragen zum Thema Sex gibt es ein peinliches Lächeln und ein "I'm a married man") und sogar mit seiner eigenen Art konfrontiert (ein, zwei "one more things" werden diesmal ihm entgegengeschleudert!). Daneben steht zwar nicht der innovativste Mord-plot, aber einige Suspense-Momente sowie der schon angesprochene Humor, der wunderbar in den plot eingeflochten wird und - abgesehen von der Tubaszene - eben nicht aufgesetzt wirkt, wie es in der Serie auch schon mal vorgekommen war.
Eine wirklich vergnügliche, sehenswerte Episode. So darf es gerne weitergehen!
#1067
Geschrieben 27. Mai 2007, 15:49
Platz 1 - 25
#1068
Geschrieben 27. Mai 2007, 15:51
#1069
Geschrieben 27. Mai 2007, 15:53
#1070
Geschrieben 27. Mai 2007, 15:55
#1071
Geschrieben 28. Mai 2007, 20:27
Auch ewig her, dass ich den gesehen habe... könnte irgendwann Mitte der 90er gewesen sein und da ich den damals im Zuge einer RAMBO-Reihe sah, die für mich sehr gut begann und mit Part zwei schon den Bach runterging, konnte ich auch heute nicht viel damit anfangen, was der zum Super-Mann avancierte Vietnam-Soldat auf der Leinwand abzieht.
Dass RAMBO III politisch höchst inkorrekt und bestimmt kein Film für Pazifisten ist, war mir schon klar, aber das Ganze unterhält auch nicht, wenn man sich von besagter Correctness und Einstellung für anderthalbstündchen lossagt. Ich fand den Film extrem langweilig, weil das alles eine einzige Pyro-Show ist, in der Sly (mittlerweile wirklich zum Kleiderschrank mit Schleifchen mutiert) am laufenden Meter seine Muskeln spielen lässt.
Sowas muss man dosieren und den Zuschauer zumindest etwas zur Ruhe kommen lassen. Mir kam es so vor, als würde man ein James Bond-Finale ans nächste reihen. Und auch der ersehnte unfreiwillige Humor blitzte nur selten auf. Der berühmte Blaue-Licht-Dialog war doch nicht so biernerst gemeint und die Sprüche ließen auch ansonsten zu Wünschen übrig, bewegten sich irgendwo zwischen Klischee ("Haltet euch fest." "Beeilung." Los, raus hier!" "Kann ich nicht doch mitkommen?" Haltet euch fest."), freiwilliger und unfreiwilliger Komik, ohne sich jedoch genau einordnen zu lassen.
Pures Actionkino dann doch lieber nochmal mit Arnie im Dschungel beim Alien jagen.
#1072
Geschrieben 30. Mai 2007, 19:03
"Mütter, versteckt eure Söhne, die "Bronx-Katzen" sind los." (Werbung des deutschen Video-Verleihs)
"Dilettantisch inszenierter und gespielter Film um eine New Yorker Schulmädchen-Gang, deren einziges "Lernziel" die Ausübung von Gewalt ist. Ein Zeugnis menschenverachtender Gesinnung." (Der Filmdienst)
Auch wenn der Filmdienst bei seiner "Besprechung" da wirklich mit großem Wortwitz rangegangen ist: ich kann das absolut nicht bestätigen. Der Film ist wirklich richtig gut und vom Label Trash weiter entfernt, als es ihm vielleicht lieb ist. Voller witziger Ideen, formal beachtlich und vielleicht nicht gut gespielt, aber doch "treffend" besetzt.
Worum geht's eigentlich?
Um Gangs of New York. Und dieser Titel ist nicht nur dem scheinbar stärkerem Geschlecht vorbehalten. Auch Mädels können ganz schön auf die Kacke hauen und so stellt uns Jack Hill erstmal die Power der "Dagger Debs" vor, die sowohl einen Steuereintreiber (super Auftaktszene mit dem Fahrstuhl!) als auch einen Schnellimbiss unsicher machen. Es herrscht eine klare Hierarchie: Lace (sieht aus wie Molly Ringwald, spricht wie Margarete Schreinemakers) hat das Sagen und lässt auch innerhalb der Gang gern ihre Muskeln spielen.
In besagtem Imbiss trifft sie aber auf Maggie, die ebenfalls extrem tough ist und nach einem gemeinsamen Knastaufenthalt (in dem natürlich eine korpulente lesbische Aufseherin vorkommt, die die Mädels gründlich durchchecken will, also auch eine "innere" Untersuchung vornehmen möchte (den Gummihandschuh schon im Anschlag), von denen aber ordentlich Dresche kriegt und mit Pömpel auf der Visage endet --> eine Szene, die allein die Sichtung des Films rechtfertigt ) schnell in die Bande aufgenommen wird.
Dann gibt es da noch das männliche Gang-Pendant: die "Silver-Daggers", deren Leader natürlich der Macker von Lace ist und der bald lieber mit Maggie anbandelt... so ist schonmal schnell die Lunte für internen Ärger bei den "Daggers" gesorgt, der den plot natürlich nach und nach einiges an Dynamik verleihen wird.
Aber dafür sorgt auch die gegnerische Partei, die "Crabs", die von einem urkomsichen Männchen namens "Crabbins" angeführt werden, der ausschaut wie der dritte Oasis-Gallagher-Bruder und der gleich alle meine Sympathien hatte. Allerdings verkauft er Drogen an Teenager, die er mit freiem Essen lockt, das er auf nicht enden wollenden Buffet-Tischen samt weißem Deckchen im Ghetto anbietet... also eigentlich schon ein schlimmer Finger.
Naja, jedenfalls bekämpfen sich die Gangs schon recht bald und dann nochmal und dann wird in den eigenen Reihen intrigiert und es wird immer dramatischer, bis das Ganze in einem Showdown zwischen Maggie und Lace kulminiert, der mich sehr an die Pinky Violence-Filme erinnert hat, die wohl ohnehin eines der Vorbilder der BRONX-KATZEN gewesen sind.
Achso... vor dem besagten Showdown gibt's noch ne ordentliche Ballerei zwischen den Gangs, wobei die Mädels sich mittlerweile in "The Jezebels" umbenannt, die Jungs rausgekegelt und Unterstützung von einem Haufen schießwütiger und politisch motivierter schwarzer Mädels (auch einer Gang, deren Anführerin tatsächlich "Muff" heißt und eine entsprechende Frisur trägt ) bekommen haben. Gegner übrigens immer noch die "Crabs".
DIE BRONX-KATZEN ist einfach ein Riesen-Jux, der Haufenweise schräge Figuren (mit noch schrägeren Namen) aufweist und Jack Hill befriedigt jederzeit sehr trefflich die Sympathien des Publikums, das auch niemals ein schlechtes Gewissen haben muss. Zwar ist das Ganze nicht als Parodie oder Persiflage angelegt, doch so richtig ernst nimmt Hill seinen Film auch nicht. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit und die tut wie gesagt niemals weh. Der Spaß regiert und das 70er Flair (samt knackigem Soundtrack) tut sein Übriges, um DIE BRONX-KATZEN nur größtes Lob entgegen kommen zu lassen.
Am stärksten ist er, als er den Schulalltag der Gang-Member vorstellt... was da abgeht ist so haarsträubend... das muss man einfach selbst gesehen haben!!!
Jetzt habe ich endlich wieder ein lang ersehntes Filmjuwel entdeckt, das für meine Begriffe defintiv "Kult" ist, auch wenn dieser Begriff mittlerweile arg abgegriffen ist. Egal. Ich kann den Film jedenfalls nur allerwärmstens empfehlen!!!
#1073
Geschrieben 03. Juni 2007, 18:43
Etwas zuviel erwartet. Nein, dies ist nicht das mir als typisch fürs Zombiegenre bekannte Werk gewesen, in dem Zombies über die volle Distanz hinter den noch Untoten her ist. Grau verpackt seinen Film eher als Aufruf zur Rebellion. Natürlich gegen die Autoritäten (Polizeiapparat). Und gegen die Technisierung der Gesellschaft (wunderbarer Einstieg mit den urbanen Impressionen, in die irgendwann völlig unverhofft eine splitternackte üppig bestückte Frau hineinplatzt). Und gegen den Kapitalismus (die Maschine ist Schuld an der Plage, ursprünglich sollte sie aber ertragreichere Landwirtschaft garantieren).
Neben den deutlich gesellschaftskritischen Tönen (der Held ist dann auch sowas wie der absolute Klischee-Rebell mit Motorrad, verfilztem langen Haar, Vollbart und Lederjacke) bemüht sich Grau aber auch um einen Film, der sich in punkto Spannung und Effekte die Waage hält. So sind die Gore-Einlagen wohl dosiert und ab und zu wird die Spannungsschraube gut angezogen, etwa, wenn sich die Gejagten auf dem Friedhof verbarrikadiert haben und die Gefahr bald hautnah rückt (hier auch der direkteste Wink in Richtung Romero).
Sehr gelungen die Darstellug der Zombies, die nicht einfach blau angemalt sind, sondern richtig charismatisch rüberkommen und dadurch sehr bedrohlich wirken. Ganz toll der erste Auftritt eines Zombies, bei dem Grau alle Register zieht: Kameraführung, Score, Schnitt... passt alles super zusammen.
Trotzdem war's für mich wie schon angemerkt doch nicht der ganz große Wurf, weil es zuviel Leerlauf gibt und es auch zu lange braucht, bis der Film in die Gänge kommt. Darstellerisch punkten die Zombies, den Rest fand ich - auch wegen der schlechten englischen Synchro - wenig überzeugend, wie mich auch die Nachtszenen störten, die ich ohnehin nicht sehr mag, weil man da kaum was erkennt (deshalb fand ich HALLOWEEN auch nie so toll).
Insgesamt also bestimmt eine Sichtung wert, aber für mich ist noch Luft nach oben. Mal seh'n, was die nächsten Zombiefilme so bringen.
#1074
Geschrieben 06. Juni 2007, 22:46
Nach dem JESUS CAMP ein weiterer Film, der sich kritisch mit dem Katholizismus auseinandersetzt, allerdings diesmal nicht eine fundamentalistische Bewegung, sondern die katholische Kirche und den Vatikan im Visier hat.
Denn, so legt es Amy Berg in ihrer Dokumentation, die sowohl Opfer als auch Täter ausführlich zu Wort kommen lässt, dar - diese vertuscht einen ihr längst bekannten Missstand, der erst in jüngster Zeit in den Focus der Öffentlichkeit geriet: der Missbrauch von Kindern durch Priester.
Berg bewegt sich von einem konkreten Fall, der den roten Faden ihrer Doku darstellt in immer höhere Gefilden, bis sie beim Vatikan angelangt ist. Und am Ende bleibt die große Wut. Über die Macht und das Ausnutzen dieser durch die Kirche. Und darüber, dass ein mit vielen positiven Seiten gespicktes (und ich bin wahrlich kein Freund der Kirche) Organ und an den Missständen Unbeteiligte durch so etwas in argen Misskredit geraten.
#1075
Geschrieben 09. Juni 2007, 19:36
Da hatte ich mir aber wesentlich mehr versprochen! Vielleicht erwartete ich etwas zuviel der Marke SWING GIRLS... naja, jedenfalls begleitet der Film fast zwei Stunden lang vier Mädels, die sich finden und dann für einen Auftritt ihrer Band proben. Ansonsten passiert nur wenig: hier und da werden einige biografische Bröckchen zu den Charakteren hinzugefügt, die zwar gut gespielt, aber ziemlich uninteressant bleiben, wozu auch die distanzierte Kameraführung beiträgt ((Halb-)Totale regieren).
Sowohl als Verbeugung vor der japanischen Punkbewegung wie auch als Observierung des Lebens als Studentin an der High School konnte mich LINDA LINDA LINDA nicht überzeugen. Schade.
#1076
Geschrieben 10. Juni 2007, 11:42
Hätte ich nicht gedacht: THE SADIST ist ein astreines Meisterwerk.
Weil er auf zwei Ebenen funktioniert: sowohl als schneller Thrill für zwischendurch wie auch als filmanalytischer Leckerbissen, der so mit Subtexten und Symbolen vollgestopft ist, dass man ein ganzes Buch über den Film verfassen könnte.
So teile ich meinen Text entsprechend dieser beiden Aspekte in zwei Segmente und starte mit dem feinen Stück Exploitationkino.
Und dass es überhaupt möglich war, einen Film wie THE SADIST im Jahre 1963 zu realisieren erstaunt mich sehr. Denn abgesehen von den fehlenden "money shots" enthält das Werk alles, was einen fiesen Exploitationstreifen ausmacht. Darüber hinaus weiß THE SADIST jedoch auch als perfektes Hochspannungskino zu überzeugen, das sich formal in allerhöchsten Sphären bewegt, wozu vor allem der Kameramann Vilmos Zsigmond beiträgt. Nur schade, dass das Bild auf der DVD leicht beschnitten ist, wobei ein Full Frame bei einem Original Aspect Ratio von 1.66:1 noch am ehesten zu verschmerzen ist.
Die Ausgangslage ist schnell erklärt und James Landis hält sich auch nicht mit einer großen Exposition auf: drei Lehrer stranden auf dem Weg zu einem sonntäglichem Baseballspiel auf einem Schrottplatz, der zunächst verlassen scheint, bis sich der "Mittagsmörder" (dt. Alternativtitel) Charlie Tibbs zeigt, der dem Original-Filmtitel alle Ehre macht.
Und hier geht Landis wirklich in die Vollen! THE SADIST ist wirklich verdammt hart und sehr sehr schnell ist die von Arch Hall Jr. verkörperte Rolle ein Objekt, das beim Zuschauer puren Hass erzeugt. Natürlich neigt Hall zum over-acting, was der Wirkung des Ganzen jedoch überhaupt nicht schadet und der Glaubwürdigkeit der Figur Tibbs ebenfalls alles andere als abträglich ist. Halls Darstellung ist das Herzstück (auch wenn dieser Begriff seine Rolle umkehrt) des Films.
Zurück zur Härte: Landis überschreitet eine in mir für die Entstehungszeit des Films existente Grenze des Zeigbaren und macht sein Werk damit absolut unvorhersehbar. Dies hilft natürlich dem "Vergnügen" des Zuschauers, der sich fragt... ja sich danach sehnt, wann und ob Tibbs endlich der Garaus gemacht wird.
Landis bewegt sich von der psychologischen Ebene zur Handlungsbestimmten: am Ende bricht der Film doch noch aus der Restriktion des einen Schauplatzes aus und wird mit Actionelementen angereichert, was aber nicht weiter tragisch ist, passt es doch genau in mein analytisches Verständnis, das ich dem Werk entgegenbringe.
Bevor ich dazu komme, nochmal kurz zurück zum "schnellen Thrill", wie ich es oben geschrieben habe: das soll keineswegs abwertend klingen, denn wer "böses Unterhaltungskino" erwartet, der wird bedient. Ohne große Umschweife. Mitten rein, ohne Leerlauf, mit sukzessive steigendem Pulsschlag ob der stetig wachsenden Bedrohung und jederzeit möglichen Entladung gröbster Gewalt. Ein Schauplatz: fünf Personen, that's it. Die Location wird voll ausgereizt. Zwischendurch aufs Klogehen ist nicht.
Aber THE SADIST, so verstehe ich ihn jedenfalls, ist eben nicht nur der schnelle - perfekte - Thrill für zwischendurch. Der Film weist einen für mich unmissverständlichen Subtext auf, der ein wesentliches Element des Exploitationgenres thematisiert: (aggressive) Sexualität.
Landis' Haltung dazu lässt sich jetzt in mehrere Richtungen deuten und ich habe da natürlich nur meine Interpretation, möchte die Leser/innen aber gerne dazu anregen, den Film bei der nächsten Sichtung mal unter diesem Aspekt zu betrachten.
Woran sich der Subtext des SADISTS einigermaßen klar erkennen lässt: Landis hat wirklich nicht an deutlichen (Phallus-)Symbolen gespart: ob die ständig in Erektionshöhe positionierte Pistole seitens Tibbs (wozu die Kameraführung auch nochmal ganz deutliche Zeichen setzt), die für das Geschehen eine wesentliche Rolle spielenden Schlangen, das Messer mit der extrem langen Klinge, der Schrottplatz als Symbol des (gesellschaftlichen und sexuellen) Verfalls, der ja schon zu Beginn in starkem Kontrast zu den drei Ankömmlingen, die ihre Werte ja auch explizit äußern, steht... es steht fest, dass Landis hier seinen Kommentar zur gesellschaftlichen Entwicklung zum besten geben wollte.
Er stellt zwei Gesellschaftsschichten gegenüber: die standhafte Nachkriegsgeneration der Suburbs mit klaren Wertvorstellungen (glückliches Ehepaar plus zwei Kinder, die brav ihre Abschlüsse machen... alles besonders "swell" eben; die Frau in der Rolle der Unschuldigen, Passiven, (die von der Männerwelt keine Ahnung hat - herrlich dazu die Konversation über Sport, ebenfalls ein auf der Subtextebene zentrales Thema des Films) die wartet, von einem ehrenhaften Mann "gepflückt" zu werden; dieser steht als (vermeintlicher) "Alleskönner" auch schon bereit --> all das serviert uns Landis gleich zu Beginn seines Films in Form der drei Lehrer/innen auf dem Silbertablett) versus die diesen Wertvorstellungen entrückte "young generation". Zwar ist auch hier noch eine traditionelle Rollenverteilung präsent: die Perle von Tibbs ist ihrem Kerl hörig, allerdings beiweitem kein unschuldiges Mädel mehr, wie sie es deutlich zur Schau stellt (Aggression in punkto Sexualität und Hang zum Sadismus sind bei ihr nicht weniger ausgeprägt als bei Tibbs).
Landis reißt die Hintergründe dieser auseinanderdriftenden Generationen allerdings nur an... gibt nur wenige Hintergrundinformationen über Tibbs und seine Freundin Judy, die jedoch zumindest ein wenig, wenn man das ob der Geschehnisse im Film denn überhaupt so bezeichnen kann, Verständnis für den Habitus des kriminellen Pärchens geben. Allerdings ist es für die Wirkung des Terrorkinos auch nie besonders schlecht, wenn Personen ohne große Intentionen handeln... Sadismus aus "Spaß and er Freude" ist schließlich um einiges verstörender als wenn man denn "triftige Gründe" dafür anführen kann.
Landis lässt beide Parteien in ihren Verhaltensmustern verhaftet... der athletische Lehrer versucht - ganz sinnbildlich - die Situation zu retten, indem er die ganze Zeit an einem kaputten Auto werkelt (--> Schrott --> Verfall der Gesellschaft), was ihm aber auch nicht wirklich hilft, sich zu retten, da er niemals von seiner Rolle abrückt (als es drauf ankommt, ist er genau der "Coward" als den Tibbs ihn bezeichnet).
Aber viel stärker, als das Gegenüberstellen dieser beiden völlig entfremdeten Generationen ist Landis Kommentar zur "Sexualisierung" der Gesellschaft, die heute wohl ihren Höhepunkt (sic!) erreicht hat. Tibbs wird als omnipotent und ewiggeil dargestellt (bei der Colaschüttel-Szene habe ich mich fast weggeschmissen... mehr Symbolimus geht nicht!), er hegt einen deutlichen Hang zum Sadismus, der ja oft in einem sexuellen Kontext steht. Tibbs also als sexueller Triebtäter. Und ganz eindeutig zweideutig bisexuell (wo wir wieder bei den Colafflaschen wären ).
Und jetzt bezieht Landis Stellung: sowohl SM als auch Bisexualität geht nicht. Dies macht das Ende seines Films deutlich:
Landis also versus Sexualisierung bzw. Sexualität außerhalb "gängiger Konventionen/ Restriktionen"? Ich meine ja. Denn dass Tibbs ein Sexualtriebtäter, ja ein Monster ist, das macht Landis ja bereits in seinem Vorspann klar, bei dem er seinen Protagonisten auch optisch als Montrum erscheinen lässt (der Focus auf die Augenpartien erinnerte mich wie auch der Schriftzug des Titels stark an die Universal-Horrorklassiker der 30er).
Und dass diese "Spezies" an ihren eigenen Vorlieben zu Grunde gehen wird, daran lässt Landis keine Zweifel, scheint jedoch auch reichlich naiv, wenn man die Entwicklung und den Ist-Stand bezüglich dieser "Präferenzen" betrachtet:
So... soviel jetzt einfach mal zu meinem Verständnis dieses Films, den ich nur allerallerwärmstens empfehlen kann und dabei auch keine Grenzen wegen eines etwaigen Zielpublikums ziehen möchte: (fast) jeder sollte sich etwas aus dem SADIST ziehen können und seine/ihre Freude daran haben. Amen.
#1077
Geschrieben 10. Juni 2007, 18:13
Nach zuletzt zwei überraschend guten Episoden der zweiten Ära nun wieder eine etwas schwächere. Wieder kehren die Schreiber zu einem aus der Serie bereits bekannten Schauplatz zurück: zum Militär. Ein Milieu, das ich überhaupt nicht ab kann.
Dennoch war das eine solide Folge, die einigermaßen gut unterhalten konnte, da Columbos Gegenspieler diesmal besser besetzt wurde, als in den vorherigen Episoden und die beiden auch gar keinen Hehl aus ihrer Abneigung ihrem jeweiligen Kontrahenten gegenüber. Am Ende bezeichnet der Lt. den Mörder in seiner ruhigen Art als arrogant und will ihm sogar seine Rechte vorlesen, wenn er nur seine Papiere finden würde. Herrlich!
Sehr schön auch, dass dem Auto und Hund wieder eine nette Szene gewidmet wird, wie auch die falschen Abgänge und die Penetranz des Lt. hoch frequentiert und sehr köstlich ausgefallen sind. Falk ist jedenfalls tatsächlich sehr nahe an seiner Darstellung aus den 70ern gelangt und war 1989 noch nicht zu alt für den (TV-)Job.
Zum Schluss noch ein paar Worte zum plot, der neben der Figur Columbo ja wesentlich für die Qualität der Serie ist: dieser hat wenig Leerlauf, krankt aber an einem extrem schwachen Finale, in dem ein ohnehin sehr wackliges Alibi ein wenig mehr entkräftet wird. Auch der Mordplan ist nicht besonders ausgeklügelt.
So ist eine durchschnittliche Folge geworden, die immer noch unterhaltsam genug war, dass ich mich auch auf den letzten Beitrag der ersten Staffel der zweiten Ära freue.
#1078
Geschrieben 17. Juni 2007, 10:33
Ich schaue jetzt ja schon eine ganze Weile Filme, aber so etwas wie hier habe ich dann doch noch nicht erlebt. Viele werden die Geschichte um RABID DOGS (int. Titel) wahrscheinlich eh schon kennen: es exisitieren zwei Fassungen. Eine ist der Rough Cut von Mario Bava, der seinen Film zwecks Finanzen im Schneideraum nicht mehr fertigstellen konnte. Die andere ist eine mit neuen Szenen durch Nachdreh plus neuem Score gespickte Fassung (KIDNAPPED).
Es gibt ergo keine "richtige" Fassung dieses Films und nur durch die vielen Stimmen zu den Werken habe ich mich dann auch erst für eine der beiden Versionen entscheiden können. Glücklicherweise für Bavas Rough Cut, den ich überhaupt nicht als solchen erkannt hätte und der einfach wunderbar funktioniert. Hier und da vielleicht noch etwas Feinschliff, okay, aber wie gesagt: auch so war das ganz großes Kino und eine persönliche Versöhnung mit Mario Bava, dessen Gothic Horror-Kino mir ja so gar nicht zugesagt hatte (hab aber auch nur BLACK SUNDAY gesehen).
Bava hält alles in RABID DOGS minimal: ohne große Exposition geht's sofort zur Sache! Vier Kerle rauben einem Pharmariesen die Lohntüte und sind fortan auf der Flucht. Zwischendurch nehmen sie noch Geiseln und lassen keinen Zweifel daran, dass mit ihnen nicht zu spaßen ist.
Fast in Echtzeit und so gut wie komplett auf den Schauplatz Fluchtwagen focussiert nimmt uns Bava mit auf einen wahren Höllentrip, der den Zuschauer am Ende unverhofft nochmal mitten ins Gesicht rotzt.
Ganz in der Tradition des Kinos von Sergio Leone ruht die Kamera oft auf den markigen Visagen der Akteure: der Schweiß rinnt über die ungepflegten Bartstoppeln, hässliches Gelächter, dunkle funkelnde Augen, der Wahnsinn im Gesicht der einen, die Coolness in dem des anderen und dazwischen die Angst, Hysterie ob der Ungewissheit über das eigene Schicksal auf dem Antlitz der Gefangenen.
Vieles erinnerte mich an den später erschienen grandiosen AUTOSTOP ROSSO SANGUE und auch an Wes Craven's LAST HOUSE ON THE LEFT (aus dem Bava sogar ein direktes Zitat eingebaut hat): im engen, klaustrophobisch anmutenden Wagen sitzt eine tickende Zeitbombe in Form der Criminals, die natürlich einen großen Hang zum Sadismus und Sexismus haben und gerade so sehr überzeichnet sind, wie es im Rahmen der Glaubwürdigkeit noch zulässig erscheint.
Wie den Geiseln ist es auch fpr den Zuschauer nie klar, in welche Richtung sich das Ganze wohl bewegen wird, woraus üsich natürlich eine große Spannung ergibt, die durch den oben bereits erwähnten Feinschliff (einige Szenen hätten wohl noch etwas gestutzt werden können) zwar noch hätte effektiver gestaltet werden können, mir aber völlig ausreichte, zumal einen das Geschehen schon ziemlich mitnimmt. Denn auch wenn es ein paar money shots zu "bewundern" gibt, ist es vor allem die verbale Gewalt, die Bavas Film zu dem Prädikat "bitterbitterböse" verhilft (hier auch Vorsicht vor KIDNAPPED, bei dem wohl auch an den Dialogen gefeilt worden sein soll).
Weil sich fast alles in einem Auto abspielt liegt natürlich eine große Last auf den Schauspielern, die durch die Bank hervorragende Arbeit leisten und durch Bavas geschickte Regie und Kameraführung wunderbar eingesetzt werden: vor allem wenn die Unberechenbarkeit und Extrovertiertheit der literweise Schweißausströmenden kriminellen Bartträger auf dem Rücksitz mit der (scheinbaren) Coolness ihres Leaders kombiniert mit der (scheinbaren) Ruhe des Fahrers aufeinanderprallt, macht RABID DOGS den größten Spaß. Und dann sind da die Momente, in denen Bava uns den Boden unter den Füßen wegzieht... am gemeinsten in den finalen Szenen des Films.
Erwähnen möchte ich auch noch den feschen Score von Stelvio Cipriani, der mir genau das Feeling bereitete, das ich mit Italo-Crime Cinema verbinde, wobei es umso erstaunlicher ist, dass es sich dabei noch nicht einmal um einen ausgearbeiteten Score handelt, da dieser ob der oben beschriebenen Probleme auch noch nicht richtig komplettiert werden konnte.
Ebenfalls sehr schick fand ich den Vorspann, wobei ich gerade im Hinblick auf die Pointe des Films dann doch den Original-Einstieg favorisiert hätte (auf der Astro-DVD ist der wohl enthalten)
RABID DOGS und nicht KIDNAPPED ist ein Film, der mir alles und noch mehr geboten hat, was ich vom Euro-Crime-Kino der 70er erwarte. Und dass ein Rough Cut eines Films bereits Meisterwerk-Qualitäten aufweist, lässt mich im Hinblick darauf, was noch hätte werden können, wenn das Geld nicht ausgegangen wäre, doch ein winziges Tränchen verdrücken.
Bearbeitet von Howie Munson, 17. Juni 2007, 10:38.
#1079
Geschrieben 17. Juni 2007, 11:07
Vor Bava's RABID DOGS diesen Film geschaut, von dem ich nur wenig wusste und mich im Vorfeld schon fragte, wie wohl das Kannibalen-Thema ohne exotischen Schauplatz angegangen werden würde.
Nun, so ganz ohne ging es wohl doch nicht, denn zu Beginn gibt's Szenen, die mehr APOCYLYPSE NOW als CANNIBAL sind: es tobt der Vietnamkrieg und mittendrin John Saxon (den ich sehr gerne sehe), der, nachdem er samt Kolonie ein Dorf niedergemäht hat in einem Erdloch gefangene Kollegen entdeckt, die eine zuvor geröstete Vietnamesin verspeisen...
Dann springt der Film in die urbane Realität. John Saxon hat ein schönes Heim samt schöner Gattin und spitzer Nachbarsgöre... alles wunderbar also, wären da nur nicht diese (--> Klischee!) Albträume. Noch schlimmer hat es allerdings die Kollegen erwischt, die bereits während des Krieges Menschenfleisch auf dem Speiseplan hatten. Die sind nämlich doch nicht so resozialisiert wie angenommen, so dass bei Charles Bukowski (!!!) schnell die Sicherungen durchbrennen. Nachdem er seinen Kumpel Saxon angerufen hat, um (--> Klischee!) ein paar Bier zu trinken und über Vergangenes zu plaudern, dieser ihn aber nur vertröstet (--> Klischee!) geht's ab ins Kino, wo er dann urplötzlich die Teilnehmerin eines vor seinen Augen poppendes Pärchen anknabbert.
Dann macht Margheriti den Romero: ab in die (Mini-)Mall, in der sich Bukowski gegen pöbelnde Rocker auf heißen Öfen erwehren muss; später rücken die Authoritäten an und dann stößt auch Saxon hinzu, der die Lage natürlich retten kann.
Bald wird jedoch deutlich, dass der Kannibalismus übertragbar ist (wie im Zombiefilm durch einen Biss) und weil auch Saxon irgendwann Appetit auf Menschenfleisch verspürt werden die Identifikationsfiguren immer weniger (dass Saxon dennoch zumindest bedingt eine bleibt spricht für sein Charisma, wobei ihm der Film am Ende auch den Gefallen tut,
Margheriti scheint mir seinen Film nicht nur als Slatterorgie, sondern auch als sowas wie ein politisches Statement verstanden zu wissen. Letzteres konnte ich aber nicht so richtig ausmachen und schielte dann auch mehr auf die Effekte, denn auf irgendwelche Subtexte. Und der Goregehalt ist auch wirklich beachtlich! Besonders, als Bukowski die gesamte Magendgegend weggeballert wird, bis die Kamera durch ihn durchlinsen kann, setzt der Regisseur ein deutliches Ausrufezeichen.
Leider findet CANNIBAL APOCALYPSE aber nie den roten Faden und wirkt in seiner Dramaturgie sehr holprig. Dabei finde ich die Idee, dem Zuschauer die vermeintliche Identifikationsfigur zu rauben ganz clever und auch die große Zitatensammlung (vom schon erwähnten Romero über Cronenberg bis hin zu Carol Reed's THE THIRD MAN) empfand ich eher als Hommage denn Plagiat. Trotzdem bleibt am Ende das Gefühl, nichts Halbes und nichts Ganzes gesehen zu haben. Besonders deutlich wurde dies am Ende
Unterhaltsam war's dennoch und außerdem zeigt der Film, dass in Kannibalenfilme Tiersnuff doch kein Muss sein muss.
Bearbeitet von Howie Munson, 17. Juni 2007, 11:11.
#1080
Geschrieben 17. Juni 2007, 18:11
Kürzlich wurde Dustin Hoffman in der EMPIRE ausführlich interviewt und im diesen Rahmen kürte die Redaktion seine Darstellung als Kleinganove Max Dembo als seine beste. Ich hatte noch nie etwas von dem Film STRAIGHT TIME gehört und wurde neugierig zumal ich Hoffmans Schaffen der 70er sehr gern sehe.
Der Film ist auch völlig auf seinen Star zugeschnitten; kann mich an keine Szene erinnern, an der er nicht beteiligt war und so scheint es mir, als sei dies wirklich sein Film gewesen. Denn die übrigen Charaktere sind zwar sehr namhaft besetzt (Harry Dean Stanton, Gary Busey, Kathy Bates, M. Emmet Walsh, Theresa Russell...), bleiben aber sehr schablonenhaft und gerade im Falle der weiblichen Hauptrolle viel zu oberflächlich.
Der von Hoffman gespielte Max Dembo ist nach sechs Jahren aus dem Knast auf Bewährung draußen und soll resozialisiert werden. Zunächst beugt er sich den Ristriktionen, mit denen er zu leben hat, bis ihm das Getue seines Bewährugnshelfers dermaßen auf den Senkel geht, dass er in sein altes Leben als Raubspezialist zurückfällt.
Dabei verweigert sich Regisseur Grosbard einer eindeutigen Haltung: sowohl das System und der schmierige Bewährungshelfer (großartig: M. Emmet Walsh) als auch Dembo selbst tragen ihren Part dazu bei, dass die Resozialisierung fehl schlägt.
Fortan begleitet der Film Dembo dabei, wie er versucht, genug Geld beiseite zu schaffen, um sich und seiner Flamme einen frühzeitigen Ruhestand zu ermöglichen. Natürlich läuft nicht alles nach Plan...
STRAIGHT TIME bemüht sich sehr um Realismus: Hoffman spielt auf gewohnt hohem Niveau (ich glaub, dass ich ihn das erste mal als Kriminellen erlebt habe (MIDNIGHT COWBOY mal ausgenommen)), es wurde scheinbar an Originalschauplätzen in L. A. gedreht und der gesamte Look erinnert sehr an das 70er-Kino Scorseses.
Durchweg interessant, aber unspektakulär (von den Raubzügen mal abgesehen) verläuft das Geschehen. Am Ende bleibt jedoch der Eindruck zurück, dass hier etwas verschenkt wurde. Gerade das Ende fand ich nicht sehr gelungen:
Sehenswert ist STRAIGHT TIME aber bestimmt; vor allem wenn man das zeitgenössische US-Kino der 70er und/ oder Dustin Hoffman mag.
Bearbeitet von Howie Munson, 17. Juni 2007, 18:15.
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