El Orfanato (Das Waisenhaus) - MEX/ SPA 2007, Juan Antonio Bayona
Weil sie selbst in dem Waisenhaus aufgezogen wurde, zieht es Laura samt Gatten und Kind zurück in das mittlerweile verlassene Gebäude. Dort möchte sie nun selbst Kindern ein Heim bieten. Als das kleinste Familienmitglied verschwindet fängt der Horror an, der Laura mit ihrer und der Vergangenheit des Hauses konfrontiert...
Obwohl sich Debutant Bayona an vielen bekannten Horrorfilmen orientiert hat er hier einen sehr selbstständigen, originellen Film inszeniert, der alle Prioritäten seiner Geschichte widmet. Alles in seinem Werk erfüllt seinen Zweck, auch wenn sich die Bedeutung vieler Szenen erst am Schluss erschließen.
Dabei ist EL ORFANATO sehr im Stile des Kinos del Toros gehalten, der hier als Produzent tätig war. Eine Art Schauermärchen, das sich genug Zeit nimmt, seine Charaktere einzuführen, um danach mit dem einsetzenden, sich stetig steigernden Horror zum Mitfiebern einzuladen. Der Verzicht auf jeglichen Wissensvorsprung gestattet ein Miträtseln um die Ereignisse, mit denen die Protagonistin Laura konfrontiert wird. Besonders in der zweiten Hälfte wird die Spannungsschraube sukzessive angezogen bis sich alles in einem unerwarteten Finale entlädt, das so bitter wie rührend ausfällt.
EL ORFANATO, das ist erst dann klar, ist beileibe kein reiner Horrorfilm. Auch wenn es einige Schockerszenen gibt, bei denen ich mich richtig schön erschrocken habe, weil sie entweder urplötzlich kommen oder der Horror direkt auf dich zuschleicht und eine bange, aber lustvollen Erwartungshaltung gegenüber dem, was da kommen mag, bewirkt...
wo der Trend heutzutage meist dahin geht, einen möglichst fiesen, bösen Genrefilm abzuliefern, der einen auch gern mal hinters Licht führt, so ist die Geschichte, die Bayona erzählt, im Nachhinein so intelligent wie traurig-schön, dass ich beinahe ein Tränchen verdrückt hätte und durch die Zusammenführung vieler Puzzleteile ist eine sofortige Zweitsichtung stark verlockend.
Erst spannend, dann erschreckend und am Ende tragisch-schön... so die Emotionskurve, wie ich sie empfunden habe.
Hier habe ich vielleicht den bislang besten Film des Jahres gesehen und ein bisschen traurig bin ich schon, dass ich ihn nicht im Kino gesehen habe, da Bayona seine Geschichte durch eine Kameraführung unterstützt, die das Scopeformat und die schönen Sets sowie Landschaften voll ausreizt.
Der großen Effekt der Geschichte wird letztendlich aber auch von der Hauptdarstellerin Belén Rueda getragen, die viel Emotion zeigen muss und dies ohne großes Trara über die Bühne bringt.
Eine ganz ganz große Empfehlung von mir!
Bearbeitet von Howie Munson, 11. Mai 2008, 21:31.