See you at the movies
#211
Geschrieben 11. Juni 2004, 20:01
Regie: Aelrun Goette - Blackbox Düsseldorf
Doku die ins Mark geht. Sehr treffend - wie ich finde - von Gernot Gricksch zusammengefasst:
Es ist heiß im Sommer 1999. In einer maroden Plattenbausiedlung in Frankfurt/ Oder haben zwei Kinder entsetzlichen Durst. Sie haben Hunger. Und sie haben Angst. Zwei Wochen lang überließ sie ihre Mutter einfach allein in der Wohnung ihrem Schicksal.
Während die 23-jährige Daniela Jesse bei ihrem Freund lebt, sterben der zweijährige Tobias und der dreijährige Kevin einen entsetzlichen Tod. Völlig dehydriert, halb verwest und voller Bisswunden, die sich die Jungen offenbar gegenseitig zugefügt haben, werden sie später gefunden, zusammengerollt in den Zimmerecken.
"Die Todesstrafe ist für diese dumme F[...] noch zu harmlos", sagt eine der Nachbarn über die Mutter. Warum denn niemand auf die bestialischen, verzweifelten, tagelangen Schreie der Kinder reagiert hat? "Die haben doch immer geschrien", zuckt eine Frau die Schultern. "Jeder ist sich selbst der Nächste", grunzt ein Typ in der Kneipe.
Der Dokumentarfilmerin Aelrun Goette gelang hier eine präzise Bestandsaufnahme sozialen und mentalen Elends.
Nicht nur die entsetzlich unreife, depressive Daniela Jesse, die Goette im Gefängnis interviewte, schockt den Zuschauer mit ihrer Schilderung der Ereignisse bis ins Mark. Auch Danielas abgestumpfte, herrische Mutter ist kaum zu ertragen. Ebenso wenig wie die tristen Impressionen aus den "Slums" von Frankfurt/ Oder.
Der Film entführt in eine Welt, in der Kinder Kinder kriegen, in der Gewalt und Alkohol die Norm sind, in der das Gros am Rande des Existenzminimums leben muss und selbst die eine Sache, die umsonst ist, Mangelware zu sein scheint: Liebe.
Dem möchte ich noch hinzufügen, dass ich selten so bedrückt aus dem Kino gegangen bin. Dieses Thema hat und wird mich erstmal nicht mehr los(ge)lassen.
#212
Geschrieben 12. Juni 2004, 00:48
Regie: Thomas McCarthy - Eulenspiegel Essen
Hach wie schön...
Da musste ich ganze 6 Monate warten, bis endlich ein Film in die Kinos kam, der sich den Weg in meine Top 100 bahnen wird.
THE STATION AGENT ist ein Film genau nach meinem Geschmack: ruhig, unaufgeregt, eine rührende Geschichte erzählend, ohne rührselig zu werden. Dazu schöne Bilder und tolle Darsteller. Das alles bot mir dieser Film, der denn auch der erste war, den ich kenne, der einen Kleinwüchsigen (Peter Dinklage, bekannt aus LIVING IN OBLIVION (USA 1994, Tom DiCillo)) in der Hauptrolle präsentiert.
Etwas ungewöhnlich, aber interessant, zu beobachten, wie dieser kleine Typ einen Film trägt (und dies ganz hervorragend). Trotz physischem Handicap vermittelt Dinklage starke Präsenz und ich würde mir wünschen, mehr Kleinwüchsige in ernsten Filmen, also abseits von Austin Powers & Co. zu sehen.
Der Film thematisiert auch direkt zu Beginn die alltäglichen Probleme von Finbar, einem Zug-Fan, wie er sich bezeichnet, der zurückgezogen mit seinem Kumpel Henry einen Modelleisenbahnladen betreibt. Lediglich die sporadischen Clubtreffen mit Geichgesinnten bringen ihn in Kontakt mit Mitmenschen. Als Henry plötzlich verstirbt und Fin ein Grundstück weit ab der Großstadt vermacht, überlegt dieser nicht lange, hat er doch die Schnauze voll von der täglichen Diskriminierung seiner Person (die vom fotografieren beim Einkaufen bis hin zu schäbigen Äußerungen pubertierender Bengel reichen). Zudem befindet sich auf dem Stück Land ein verlassenes Bahnstationshaus.
Die Einsamkeit genießend lebt sich Fin dort schnell ein, gerät jedoch bald an den lebenslustigen Kubaner Joe (nett: Bobby Cannavale) und die ungeschickte und melancholische Olivia (grandios: Patricia Clarkson). Lehnt er anfangs noch jeglichen Kontakt zu den beiden, ebenfalls in der Einöde Gestrandeten ab, so bröckelt seine Introvertiertheit allmählich ab und es entwickelt sich allmählich eine Freundschaft zwischen ihnen...
Der Stoff bietet ungemein viele Möglichkeiten, in den Kitsch abzudriften, was ich von Zeit zu Zeit auch befürchtete, doch gelingt es dem Film, immer wieder zu überraschen und wirkt dabei stets wie aus dem Leben gegriffen. Die Probleme der Personen werden glaubhaft dargestellt, Lösungsmöglichkeiten erweisen sich als schwierig, McCarthy verweigert eine allzu simple Herangehensweise an diese und schafft es dennoch, seinen Film positiv ausklingen zu lassen, allerdings ohne zu sehr auf Happy End zu schielen.
Der metaphernreiche Film ist mit viel leisem Humor angereichert und strahlt eine Klasse aus, die so angenehm unaufdringlich daherkommt, dass man nicht umhin kann, diese kleine Produktion in sein Herz zu schließen. Wie im Übrigen auch die liebevoll gezeichneten Charaktere (ich würde bei Joe sofort einen "Kaffee Leche" bestellen!), in denen wohl jeder einen Teil seiner selbst wiederfinden wird.
Mich persönlich hat der Film vor allem deshalb berührt, weil ich Fins Dasein in gewissem Maße nachempfinden kann und deshalb besonders mit ihm fühlen konnte. Die positiven Wendungen seines Schicksals habe ich somit mit großer Freude und Anteilnahme begleitet und die Gegend, in der THE STATION AGENT spielt (New Foundland) würde mich ebenfalls reizen(was auch an der vorzüglichen Fotografie liegt). Zumindest eine Zeit lang könnte ich es dort sehr gut aushalten. Und wenn dann noch etwas mit einer Frau wie Emily (süß: Michelle Williams) laufen sollte: umso besser
Sehr positiv hat mir auch die Kritik an der Handygesellschaft gefallen, da ich selbst zu den 1% ohne so ein Ding zähle und wie Fin von diesen Dingern reichlich wenig halte.
Tja: unter'm Strich ist THE STATION AGENT der bisher erste ganz große Film des Jahres - eine gelungene Gratwanderung zwischen Humor und Gefühl, die noch lange nachwirkt und die man schnell nochmal sehen möchte.
Toll!
10/ 10
#213
Geschrieben 13. Juni 2004, 11:06
Heartbreakers (USA 2001)
Regie: David Mirkin - VHS
Hatte den Film schon Ewigkeiten bei mir rumfliegen, konnte mich aber irgendwie nie dazu durchringen, ihn zu schauen. Erstanden hatte ich ihn wegen meines großen Faibles für die süße JLH und des Tipps eines Freundes, der meinte, allein Hackman sei den Film schon wert.
Neulich hab ich's dann mal gewagt und mich auch gleich gefreut, als Ray Liotta auftrat, von dem ich ja auch einiges halte und den ich bislang noch nie in einer komischen Rolle sehen durfte.
Doch die Freude währte nicht lange, stieß mir doch völlig unerwartet Frau Hewitt ungemein übel auf. Zwar sehr hübsch anzusehen und auch freizügig wie nie, aber die spielte so dermaßen schlecht, dass mir sehr bald genauso wurde und nur noch weiterschaute, um Hackmans Auftritt mitzuerleben.
Dazu sei noch gesagt, dass ich von Sigourney Weaver so gut wie gar nix halte und ich es höchst dämlich fand, diese Frau in einer Rolle als höchstbegehrenswerte Heiratsschwindlerin zu besetzen. Ich meine, da kann man auch gleich den Seagal als King Lear besetzen!
Nun denn: als Hackman dann nach ner guten halben Stunde endlich seinen ersten Auftritt hatte und ich zuvor ob des saumäßigen Nebenplots mit der sich anbahnenden Romanze (und deren Ausgang, den ein Blinder hätte voraussehen können) zwischen der bald geläuterten Schwindlerin JLH und dem gutherzigen, dauergrinsenden Jason Lee (das erste mal, dass ich ihn in einem Film nicht ausstehen konnte; selbst in DREAMCATCHER (USA 2002, Lawrence Kasdan) gefiel er mir!!!) schon arg mitgenommen war, kam wieder ein wenig Hoffnung auf.
Und tatsächlich: Hackman war saukomisch, als selbstherrlicher, das Qualmen zelebrierender Kotzbrocken. Hab mich weggeschmissen, vor allem auf dem Golfplatz, als sein Golfwägelchen n RR in Mini-Ausführung darstellte oder der Spruch über die Kinder und das Rauchen...
Das fand ich alles so witzig, dass ich weitergeguckt habe, den Nebenplot einfach nur noch vorspulte und nach Hackmans Ableben dann komplett die FF-Taste gedrückt hielt. Kam auch alles, wie erwartet und das war der letzte Film, den ich mir wegen JLH angeschaut habe. Die geplante Sichtung der I (STILL) KNOW... - Filme schieb ich dann doch mal wieder etwas weiter hinaus.
Blue in the Face (USA 1996)
Regie: Wayne Wang - VHS
Hier ging's nur 20 Minuten, dann hab ich ausgemacht. War ja schon vorgewarnt, dass der Folgefilm zu SMOKE (USA 1996) nicht an die Klasse des "Erstlings" heranreichen würde, doch was ich sah, war wirklich eine Frechheit. Keine Story, nur irgendwelche wahllos aneinandergereihte Dialogszenen, denen es dann auch noch merklich an Pointen mangelte.
Selbst zum Zuhören und gleichzeitigem Sitzen am PC zu wenig, langweilig war's. Und wie.
Rettung durch die dritte Sichtung von
Le Trou (FRA 1960)
Regie: Jacques Becker - VHS
den der Bruder sehen wollte (musste) und am Ende dann aber doch nicht so berauschend fand, wie ich dachte. War auch sein erster s/w-Film. Immerhin hab ich diese Ignoranz brechen können. Auch schon was!
#214
Geschrieben 13. Juni 2004, 22:32
Regie: David R. Ellis - DVD
Geballte Schauspielkunst
Herrlich blöder Film!
Hatte mich der erste noch einigermaßen überrascht, so verflachte dieser nach rd. 20 Minuten doch ziemlich und wären nicht die urkomischen Dialoge und darstellerischen Leistungen: ich hätte ihn wohl nicht ganz durchgestanden.
So gab's wenigstens einiges zu Lachen! Und anfangs gar zu bestaunen.
Mal abgesehen von der dämlichen Suburbia-Szene samt Good Girl-Bad Girl und der liebe Daddy-Szene haut die nämlich richtig rein. Yeah!
Auf dem Highway ist nämlich bald die Hölle los. Tolle Kamerafahrten, eine furiose Montage und waghalsige Stunts (oder war das CGI - wenn ja, hab ich's nicht bemerkt). Richtig toll anzuschauen. Quasi die Deluxe-Ausgabe vom COLT FÜR ALLE FÄLLE!
Natürlich war das alles wieder nur ne Vorhersehung und dann beginnt man auch gleich mit dem Wiederkauen der Story von Teil 1. Der Versuch die Geschichten der beiden Filme miteinander zu verweben scheitert kläglich, aber immerhin hat man Eye-Candy Ali Larter noch mal zum Auftritt überreden können. Tony Todd übrigens auch, aber der hatte wahrscheinlich gerade eh nix zu tun. Und weil man ihn nicht überfordern wollte, hat man ihn gleich dieselben herrlich tumben Dialoge einfach nochmal aufsagen lassen. Wieder mal ziemlich überflüssig seine Szene, aber was tut man nicht alles für den Wiedererkennungswert innerhalb von Filmreihen...
Dass ansonsten kein einigermaßen namhafter Schauspieler in diesem Film mitwirken wollte ist mir gleich beim Vorspann aufgefallen und ließ mir Übles schwanen. Naja, vielleicht hat man die Kohle dann ja woanders reingesteckt. Richtig, hat man: in besagter Eröffnungssequenz. Danach reichte die Knete aber immerhin noch für einige derbe Tötungsszenen, die vor ein paar Jahren in Deutschland noch niemand der Jugend zugemutet hätte. Ich bin mal wieder überrascht.
Weniger überraschend wie gesagt die Story, die zum Schluss dann sogar noch sowas wie n Twist raushaut, der aber eher ärgerlich, als wirksam ist. Darüber half auch der nette Schlussgag nicht wirklich hinweg.
Was gab's sonst noch: richtig - viel zu Lachen. Komisch waren die völlig überforderten (und das bei DEN Dialogen!!!) Mimen, die hanebüchnen Irrungen und Wirrungen der Geschichte und natürlich die missglückten Versuche sowas wie ne Parodie auf die Bestrafung der unzüchtigen Jugend, wie man es aus den Horror und Slasherfilmen der 70er und 80er kannte auf die Beine zu stellen. Das hätte man dann doch ein wenig subtiler angehen sollen. Aber Könner waren hier ja eh nicht gerade am Werk.
Was soll's. Dem Publikum hat's gefallen. Solide Einspielergebnisse bei uns und in Übersee und so richtig ausgeschlossen ist Teil 3 ja auch nicht. Vielleicht nimmt man dann einfach gar keine (Möchtegern-)darsteller mehr und lässt den Tod direkt in nem Castingbüro wüten. Oder in soner Castingshow, da hätte man dann auch gleich n paar Zuschauer vor Ort. Wär doch was für die Atmosphäre. Aber genug! Ich will doch den klugen Autorenköpfen nicht die Ideen klauen!
4.5/ 10
#215
Geschrieben 15. Juni 2004, 17:34
Regie: Jules Dassin - VHS
Cuuuuuuuuuuuut!
Es ist einfach zum kotzen!
Wer sich heute über Schnitte in Filmen echauffiert, der soll froh sein, nicht vor 50 Jahren zu den Kinogängern gezählt zu haben. Denn dort wurde vor nichts halt gemacht: Filme wie CASABLANCA (USA 1942, Michael Curtiz) oder NOTORIOUS (USA 1946, Alfred Hitchcock) wurden so zurechtgestutzt, dass sie die Deutschen nicht mehr "verunglimpften", wie ich es mal überspitzt ausdrücken möchte, doch galt es nicht nur beim Thema "Deutsche im Film" die Schere bereit zu halten, nein: auch ansonsten wurden gerne mal ganze Passagen aus Filmen entfernt.
Teilweise wurden diese später wieder eingefügt (vgl. LE TROU (1960, Jacques Becker), der 1984 restauriert und neu synchronisiert wurde), teilweise bekommt man sie noch heute nicht zu sehen. So geschehen bei RIFIFI (dt. Titel), dem ganze 10 Minuten fehlen, was umso ärgerlicher ist, wenn man bedenkt, um was für Szenen es sich handelt. So ging es nicht allein um Gewaltschnitte (der Film bekam seinerzeit trotzdem eine FSK-18 Freigabe), sondern auch um "harmlose" Filmpassagen. Insbesondere vom Schluss fehlen wichtige Einstellungen, etwa die, in der Toni Abschied vom getöteten Jo nimmt und kurz darauf seine Wut am bereits toten Pierre auslässt.
So bleiben dem deutschen Zuschauer Blicke in die Psyche der Charaktere verwährt und bekommt den Film als astreinen Thriller präsentiert.
Die Story ist schnell erzählt: vier Spezialisten planen und üben einen furiosen Juwelenraub aus, nur um sich am Ende der (US-Caper-Movie) Maxime "crime doesn't pay" geschlagen geben zu müssen (interessant ist hierbei, dass Dassin ursprünglich in den USA als Filmemacher tätig war, ehe er im Zuge der Hetzjagd während der McCarthy-Ära auswanderte).
Männer werden als tough, machohaft und zugleich kindisch, verspielt dargestellt - eine Welt, in der die Frauen die Überlegenen und - lebenden , weil Vernünftigeren darstellen. Zwischen den Fronten kann nur der Unschuldige (das Kind) überleben, doch auch dieses ist bereits auf den Militarismus (Cowboy) getrimmt. Am Ende entreißt die junge Witwe ihr Kind dem Schlachtfeld, auf dem für Sieger kein Platz ist. Eine Parabel auf den Krieg.
Ganz nebenbei spricht Dassin Themen wie Drogensucht, Sexismus und Rassismus an, weigert sich jedoch, diese ausschließlich anzuprangern.
Doch berühmt wurde RIFIFI für eine Szene, die Filmgeschichte schrieb und seit dem x-mal zitiert wurde: die 25-minütige Einbruchssequenz, die ganz ohne Musik und Dialog auskommt. Vier Männer, die präzise wie ein Uhrwerk vorgehen: ein Rädchen greift ins andere; dies in einer absoluten Extremsituation, deren Spannung durch zwei den Plan der Räuber beinahe durchkreuzende Flics auf die Spitze getrieben wird.
Als netten Gag fallen die ersten Worte, die die fast halbstündige Dialogfreiheit des Films beenden in der Wohnung der Gangster "Ich dachte, ich hätte was gehört" bemerkt die Freundin eines Gangsters und wird sogleich wieder zurück ins Bettchen geschickt.
Dassin hat seinen Film in drei Akten inszeniert: die erste halbe Stunde führt die Charaktere ein, der zweite zeigt den Raub und im dritten steht das große Scheitern. Dabei ist sehr interessant zu beobachten, welche Töne diese drei Abschnitte anschlagen. Kommt der Anfang noch recht vergnüglich daher, schlägt die Stimmung im Mittelteil in pure Spannung um, die nicht nur den Filmfiguren den Schweiß auf die Stirn treibt, um im finalen Part in pure Dramatik, der in Fatalismus kulminiert umzuschlagen.
Formal wie darstellerisch hervorragend ist RIFIFI noch heute einer der absoluten Höhepunkte des Genres und ich fiebere dem Tag entgegen, an dem ich den Film einmal in seiner ursprünglich angedachten Version genießen darf!
9.5/ 10
#216
Geschrieben 24. Juni 2004, 18:23
Regie: Victor Nunez - VHS
Über ne Woche kein Film geguckt... mann, mann, mann... sind eben die Nebenwirkungen einer Fußball-EM!
Immerhin war's gestern dann mal wieder ein echter Volltreffer. Zwar hatte ich ULEE'S GOLD bereits vor Jahren gesehen und ihn auch in sehr guter Erinnerung behalten, wusste aber nicht mehr allzu viel von dem Film.
Worum geht's? Um einen verbitterten Bienenzüchter, der mit seiner Familie größtenteils gebrochen hat und erst durch ungewöhnliche Umstände seinen Starrsinn und seine Resignation ablegt und über sich hinaus wächst, als die Chance besteht, die Familie wieder zusammen zu bringen.
Victor Nunez erzählt seine Geschichte mit aller Ruhe, bedient sich zahlreicher langer Einstellungen und auch Peter Fondas Spiel ist alles andere als aufgeregt. Dabei wirkt er keineswegs steif, sondern agiert seiner Rolle entsprechend glaubhaft und lässt die allmähliche Wandlung seines Charakters als schleichenden, aber dennoch sukzessiv voranschreitenden Prozess erkennbar werden. Eine Glanzleistung von Fonda, der den Film ganz alleine trägt.
Großes Lob gebührt auch Victor Nunez, der den Film auch schrieb und seine Geschichte zwar mit überdeutlichen Metaphern gespickt hat, der es aber geschafft hat, den an sich sehr unspektakulären Stoff niemals langatmig erscheinen zu lassen und dem es scheinbar mühelos gelingt, den Zuschauer emotional stark in das Geschehen einzubinden. Die Dialoge sind meisterhaft, der versöhnliche Schluss glaubhaft und mit diesem Film hat sich für mich mehr und mehr ein Genre herauskristalliesiert, das ich einmal als "Calm-Family-Drama" betiteln möchte. Dazu zähle ich auch YOU CAN COUNT ON ME (USA 2000, Ken Lonergan), GEORGE WASHINGTON (USA 2000, David Gordon Green), THE DEEP END (USA 2001, Scott McGehee), THE STRAIGHT STORY (USA 1999, David Lynch) sowie im weitesten Sinne auch Tom McCarthys THE STATION AGENT (USA 2003). Gemein ist diesen Filmen neben der behäbigen Erzählweise auch die große Einbindung der Natur in das Filmgeschehen sowie die Focussierung auf Locations "Out-of-town".
Dieses Genre entspricht genau meinem Gusto und über Filmvorschläge, die dieser Sparte entsprechen würde ich mich sehr freuen.
Sehr angenehm empfand ich bei ULEE'S GOLD auch das wenig kinematische an dem Film, denn Hochglanzoptik à la AMERICAN BEAUTY (USA 1999, Sam Mendes) ist nicht immer das nonplusultra. Meiner Meinung nach wurde durch die Art und Weise der der Narration angepassten unspektakulären Inszenierung die Distanz zwischen Zuschauer und Film sehr gering gehalten, wodurch auch erst die Emotionalität beim Betrachter entstehen konnte.
Abschließend soll noch auf die drei Frauen- bzw. Mädchenrollen eingegangen werden, die von Jessica Biel, Patricia Richardson und insbesondere Vanessa Zima erstklassig verkörpert wurden und trotz der "Überpräsenz" Fondas niemals zu Randfiguren degradiert wurden.
ULEE'S GOLD ist ein wunderbarer Film, der melancholisch stimmt und einen am Ende doch mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurücklässt. Schön!
10/ 10
#217
Geschrieben 25. Juni 2004, 13:29
Regie: David Cronenberg - DVD Universal
Nachdem der Film hier ja so hochgelobt wird und ich die DVD neulich zugesteckt bekam, packte mich die Neugier. Ich wusste nicht viel über den Film, war aber ob des Mitwirkens von Debbie Harry etwas misstrauisch... Nun ja, dafür gab's ja James Woods und der erwies sich denn auch als guter Griff für den Lead, denn wer sonst kann das süffisante Macho-Arschloch besser mimen als er?
Zum Plot: reichlich verworren und beim ersten Schauen kaum zu durchschauen. So ließ VIDEODROME mich auch ziemlich ratlos zurück. Zwar bin ich von der visuellen Klasse begeistert (neben Lynch ist Cronenberg wohl DER Meister der Bildsprache), doch stieß mir die unnötige (für Cronenberg freilich obligatorische) Ekelszene am Ende des Films etwas übel auf (naja, so lockt man dann immerhin die Splatterfreaks (wie im Übrigen auch die Person, die mir den Film aushändigte) an, die größtenteils für den Erfolg so eines Films sorgen). Dagegen fand ich die Idee mit dem humanen VCR ziemlich witzig und auch die Anspielungen auf TAXI DRIVER (USA 1976, Martin Scorsese) und auf Cronenberg selbst (Woods mit Brille --> fast ein Ebenbild des Regisseurs) gefielen mir.
Ich denke, dass sich der Film nicht zu ernst nimmt und das will ich auch nicht tun. Zuweilen kippte VIDEODROME auch bedrohlich in Richtung unfreiwillige Komik, setzte dem jedoch eine bedrohliche Atmosphäre, die vor allem durch das Sounddesign besticht entgegen. Spannend war der Film allerdings nicht und so war es für mich auch erfreulich, dass die Laufzeit relativ kurz ausfiel.
Tja: insgesamt hinterließ VIDEODROME einen zwiespältigen Eindruck bei mir und auch wenn ich keine Lust verspüre, ihn nochmal zu sehen, bedarf es wohl mehrerer Sichtungen, um die zweifellos vorhandene Klasse zu erkennen.
Für mich war's nicht das Gelbe vom Ei, aber ich war auch noch nie ein großer Freund von Cronenberg. Der Mann polarisiert eben und ich gehöre zur wenig begeisterten Seite.
5/ 10
#218
Geschrieben 29. Juni 2004, 14:37
Regie: Mark Herman - DVD Arthaus
Was hatte ich damals Vorbehalte gegen diesen Film!
Was interessiert mich n Film über ne englische Blaskapelle dachte ich mir damals und verschmähte den Film regelmäßig auf der Suche nach etwas zum Gucken in der Stadtbibliothek. Musste ja auch seinen Grund haben, warum der immer hier rumsteht! Ignoranz pur. Bis mich ein sehr guter Freund, dessen Filmgeschmack ich sehr schätze anwies, dem Film doch mal eine Chance zu geben.
Ich tat, wie mir geheißen und hab mir nach dem Gucken dann auch erstmal eine gelangt und mir geschworen, jegliche Vorurteile gegenüber Filme künftig abzulegen (ist mir leider noch immer nicht ganz gelungen ).
BRASSED OFF ist ein Film, der eigentlich jedem sympathisch sein müsste: vereint er doch so viele Thematiken in sich; ist saukomisch, höchst unterhaltsam und verdammt nahegehend. Zudem sehe ich Blasmusik nun mit ganz anderen Augen; haben mir die Stücke doch sehr gefallen und auch wenn ich zumindest einen Witz über die Doppeldeutigkeit des Ausdrucks Blasen ("Blowing") erwartet hatte, so kam dieser doch richtig gut rüber, weil unerwartet und mit herrlich ratloser Reaktion des "Übeltäters".
Zum Inhalt: in dem kleinen englischen Örtchen Grimley leben die Einwohner vom Kohleabbau, welcher bekannterweise in der Ära Thatcher nicht mehr so gefragt war und so ist auch die hiesige Zeche von der Schließung bedroht. Sollte es dazu kommen, wollen die Kumpel auch ihrer abendlichen Betätigung als Blasmusiker nicht mehr nachkommen. Nur der herrische Bandleader Danny und die plötzlich auftauchende Gloria, die sich nach etlichen Jahren wieder im Ort blicken lässt, halten die Band noch zusammen. Als die Mehrheit der Bergarbeiter für eine Abfindung stimmt, ist auch die Motivation der Musiker dahin und der angepeilte Auftritt im Rahmen eines Wettbewerbs in der Albert Hall in weite Ferne gerückt. Erst als sich die Eregnisse überschlagen, scheint doch noch etwas möglich zu sein...
BRASSED OFF porträtiert eine Gesellschaft, in der die Frauen die Hosen an haben, die Männer nach der Arbeit in Kneipen abhängen und die Musik ihre einzige Freizeitbeschäfitgung darstellt. Hört sich trist an, ist es im Grunde auch; doch Writer-Director (früher auch Auteur genannt) Mark Herman spickt seine Geschichte mit viel typisch britischem Humor und bewältigt den Spagat zwischen Komödie, Drama und Sozialkritik spielend.
Überhaupt kann man das Script gar nicht hoch genug loben, so universal ist es. So werden neben dem Hauptkonflikt der Bergarbeiter mit ihrer prekären Situation und dem zentralen Solidaritätsmotiv, welches parallel in Beruf und Musik auf die Probe gestellt wird zahlreiche Themen wie Familienstruktur, Liebe und Politik behandelt und alles zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt.
Den größten Moment hat der Film während des Finales in der Albert Hall, als Herman gekonnt mit den Erwartungen des Publikums spielt und dieses durch einen meisterhaften Schachzug überrascht. So ist Danny's Rede nicht nur höchst unerwartet, sondern vor allem ergreifend und als der Bus in den letzten Zügen des Films durch die Londoner Nacht fährt und die Musiker ein melancholisches Stück anstimmen, da kann man nicht umhin, ein Tränchen zu verdrücken.
Verdammt schöner Film! Jawohl!
9/ 10
#219
Geschrieben 01. Juli 2004, 13:36
Regie: Michael Curtiz - DVD Warner
Hach... was für ein Film...
An diesem Film stimmt einfach alles!
Zurecht spricht man hier vom besten Drehbuch aller Zeiten und auch das Darstellerensemble sucht seinesgleichen!
CASABLANCA ist ein Überfilm. Und weit mehr, als dass, wofür ihn die meisten (mich zunächst auch eingeschlossen) halten, nämlich keine schnulzige Romanze. Nein, dieser Film schließt so viele Genres mit ein und ist dabei so unterhaltsam, wie kaum ein anderer Film.
Irgendwie fällt es mir jetzt verdammt schwer, hier großartig was hinzutexten und deshalb nur die für mich schönsten Augenblicke dieses Films:
Ingrid Bergmans erster Auftritt
Der Gesang der Hymnen
Rick bricht seine Prinzipien:
--> der Drink mit Gästen
--> "Play it again, Sam!"
--> "All on 22!"
"Kiss me, if it were for the last time!"
Captain Renault: "This place is shut down due to gambling!" - "Captain, your winnings!" - "Thank you!"
Der ganze Schluss
Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass gerade dieser Film (ich weiß, ich sag das eigentlich zu jedem Film, aber hier liegt's mir wirklich am Herzen!) erst im Original seine volle Wirkung entfaltet! Nicht umsonst handelt es sich hier um den am meisten zitierten und falschzitierten Film überhaupt!
10/ 10
#220
Geschrieben 02. Juli 2004, 11:04
Regie: Blake Edwards - DVD MGM
Dieses herrlich dämliche Grinsen. Der verlorene Schuh. Birdie Num Num. Das Dinner. Der Pissdrang. Die Toilettenspülung. Der besoffene Kellner.
Ein Film voller Brüller und mittendrin Peter Sellers in der - wie ich meine - Rolle seines Lebens.
Zu Beginn des Films weiß man nicht, woran man ist; wägt sich in einem Lean-typischen Historienfilm (deshalb wohl auch die Wahl für Scope). Eine öde Wüstenlandschaft: von Weitem marschiert eine Husaren(?)armee heran. Ein Horn wird geblasen und urplötzlich wird besagte Armee aus dem Hinterhalt beschossen. Auch der Hornbläser muss dran glauben. Aber nein: er gibt alles. Wird bis zum letzten Atemzug seiner Profession nachgehen. Als er selbst nach dem x-ten Einschuss noch Puste hat beginnt der Zuschauer misstrauisch zu werden. Und nicht nur das: er beginnt sich zu amüsieren, über diesen nicht totzukriegenden Burschen.
Irgendwann ruft jemand cut! und das, was wir bereits erahnt haben, bestätigt sich: wir befinden uns an einem Filmset. Und der Kerl mit dem Horn hat die Szene ruiniert. Und wird dies später noch öfter tun. Denn (wasserdichte) Uhren gab es im 19. Jahrhundert noch nicht und auch die kostenspielige Explosion, die genau getimt sein muss geht auf Grund der Tolpatschigkeit des Darstellers daneben.
"The picture is ruined!" heult der Regisseur und entlädt als dann seine Wut. "Get him out! Get him out!" brüllt er in Richtung des Übeltäters. "You'll never work in the movies again!" wird ihm gedroht. "Does that include television?" fragt der Tolpatsch in English with a 'heavy' Indian accent. "I'll kill him! I'll kill him!" hören wir den Filmemacher nur noch schreien.
Durch einen dummen Zufall wird Hrundi V. Bakshi, wie der indische Darsteller heißt, auf die Party des Produzenten, dessen Film er ruiniert hat eingeladen und was er dort anstellt geht auf keine Elefanten... äh... Kuhhaut!
Blake Edwards beschränkt sich nach zehn Minuten des Films nur noch auf eine Location und vertraut ganz auf seinen Hauptdarsteller Sellers und die Situationskomik, die sich ergibt. Das Konzept ist voll aufgegangen. Man kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus und jeder der schonmal allein auf ner Party war, kann die Situation des "Partyschrecks" (dt. Filmtitel) in gewissem Maße nachvollziehen. Smalltalk. Herumstaksen. Auf der Suche nach Beschäftigung. Nur das Ungeschick Bakshis ist wohl einmalig.
THE PARTY ist zwar vorrangig eine Komödie, aber zugleich auch ein bissiger Seitenhieb auf die Oberflächlichkeit Hollywoods, wo fette, alte Säcke regieren und junge Darstellerinnen kein Talent brauchen, sondern lediglich willig sein müssen. Mittendrin der naive, freundliche und unschuldige Hrundi V. Bakshi: der der Industrie zeigt, wo es lang geht.
Auch wenn mir der Film gegen Ende doch etwas zu abgedreht ist, habe ich mich auch bei der zweiten Sichtung noch köstlich amüsiert und werde den Film sicherlich noch etliche Male schauen und belachen.
8/ 10
#221
Geschrieben 03. Juli 2004, 15:46
Regie: Ulf Malmros - VHS
Wollte den eigentlich im Kino sehen, hab ihn dann aber verpasst und war umso erfreuter (und ziemlich überrascht) als er lediglich 6 Monate nach Start im TV ausgestrahlt wurde.
Aus Schweden kamen die letzten Jahre ja einige Filmperlen und wo dieser kleine Film überall so gut besprochen wurde, konnte ich ihn mir jetzt auch nicht mehr entgehen lassen. Ein Kinderfilm zwar, aber was heißt das schon und überhaupt: damit ist doch nicht gesagt, derartige Filme seien nur etwas für Kinder (oder kindgebliebene Erwachsene). Nein, ZWEI KLEINE HELDEN (dt. Titel) hat eindrucksvoll bewiesen, dass diesem "Genre" mal richtige Knallerfilme entspringen können!
Bin immer noch überwältigt, wie intelligent und vor allem wie ansprechend der Film sowohl für die Kleinen als auch die Großen ausgefallen ist. Zwar steht wie bei den meisten Kinderfilmen auch hier der Humor im Mittelpunkt, doch hat dieser bei mir keineswegs zu einem wohlwollenden Lächeln geführt, nein, ich hab mich reihenweise weggeschmissen!
BÄST I SVERIGE ist zunächst mit Filmzitaten gespickt (von De Palma über Crichton bis Tarantino ist alles dabei), voller Selbstironie, klasse gespielt und niemals albern oder - tja, wie soll ich's nennen - kindisch. Selbst die Outtakes im Abspann und nen Schlussgag gibt es zu bestaunen. Und dazu sogar noch den Buddy Jesus. Ich bin begeistert!
Dabei ist der Filmstoff im Grunde gar nicht mal so erheiternd. Der elfjährige Marcello hält sich für einen Versager, denn der italienische Papa sieht in ihm nur den künftigen Fußballprofi und Mama sieht ihn am liebsten im Kirchenchor. Selbst Jesus findet den Berufswunsch der Mutter "fürchterlich" und so versucht der kleine Marcello, der lieber vom Fliegen träumt und sich ständig vor fiesen Mitschülern vorsehen muss, es zwar allen Recht zu machen, ist jedoch ziemlich unglücklich und fragt sich ständig, wieso er überhaupt geboren wurde. Doch ist er alles andere als ein melancholisches, schüchternes Bürschchen: nein, er ist witzig und wenn es sein muss, auch mal ein wenig überheblich. Auf jeden Fall aber ungemein sympathisch.
Als die Palästinenserin Fatima in Marcellos Leben tritt (erstmal jedoch in seine Klasse), hat er schnell einen Kumpel gefunden und auch sie leidet unter dem Elternhaus: da sind die großen Brüder, die auch jedes Klischee des großen Bruders erfüllen (und am liebsten Sesamstraße gucken, denn zu mehr reicht es ja nicht, bemerkt ihre Schwester einmal sehr passend) und Marcello bald auf den Füßen stehen und der Papa, der den Traum seiner Tochter: Fußballprofi nun wirklich nicht nachvollziehen kann.
Schon Josef Fares hat durch seinen Debütfilm JALLA! JALLA! (SWE 2000) einen herrlich komischen Kulturclash abgliefert und trotz aller Komik den Ernst der Sache nie ganz aus den Augen verloren. Genauso ist es auch Malmros angegangen, der zahlreiche Problematiken aufgreift und dabei nicht allein bei typischen Kinderkonflikten verweilt. Kritische Untertöne über Lehrerkompetenz, Religion und kulturelle Unterschiede sind klar erkennbar, stoßen den Film jedoch nie in zu bedrückende Gefilde. So antwortet Fatima auf Marcellos Frage, wer denn der Mann auf dem gerahmten Foto sei, den der erfahrene Zuschauer sofort als Arafat erkennt, sie wüsste es auch nicht. "Irgendein Schauspieler, den mein Vater toll findet. Oder ein Verwandter." "Der Hut sieht auf jeden fall komisch aus", bemerkt Marcello noch und wieder hat der Film einen seiner typischen Momente: alles nicht zu ernst nehmen.
Unter'm Strich ist BÄST I SVERIGE ein Plädoyer für Freundschaft, Courage und Zusammenhalt geworden, das in seinem Anliegen herzlich unaufdringlich daher kommt, erfrischenden Humor bietet und auf den sich die Altersempfehlung der meisten Ravensburger Brettspiele übertragen lässt: von 3 bis 99!
Tja... wieder ein Klassefilm aus Skandinavien. Die können's zur Zeit einfach am besten!
8.5/ 10
#222
Geschrieben 05. Juli 2004, 00:57
Regie: Lukas Moodysson - DVD Sunfilm
Diesmal hat er mich richtig mitgerissen und die Betroffenheit stößt ins Unermessliche.
Alles was mich bei der ersten Sichtung noch störte (Engel, Slo-Mo) empfand ich nunmehr als treffende Maßnahmen des Regisseurs und durch das nun mögliche Sehen des Films im O-Ton kam er um einiges "intensiver" rüber.
Diesmal sind mir übrigens einige Parallelen zu Moodyssons Debütfilm FUCKING AMAL (SWE 1998) aufgefallen: nicht nur, die Beschreibung des Lebens in einem öden Kaff (beide Protagonistinnen wollen raus, nur raus!), auch Stilmittel und Einstellungen fanden in beiden Filmen Berücksichtigungen.
So spielt die Location Autobahn(brücke) in jedem Film eine große Rolle: in beiden Filmen ein Symbol für den Ausbruch aus dem Leben. Nur dass es in LILJA 4-EVER fataler ist. Eine Schlüsselszene in beiden Filmen ist auch der Einstieg in ein fremdes Auto: jeweils der Beginn von etwas Neuem: der (erwiderten) Liebe und dem totalen Abstieg.
Zudem sind mir noch große Parallelen in der Kameraführung aufgefallen; so verwendet Moodysson gerne ein Heranzoomen auf die Darsteller. Dem kann ich aber noch keine größere Bedeutung zumessen und sehe es zunächst allein als Teil eines "Pseudo"-Dokustils, den der Schwede seinen Filmen auferlegt.
Was mir sonst noch bei LILJA 4-EVER aufgefallen ist, ist der Einsatz von Musik. Einmal der brachiale Klang von Rammstein (Wut, Ausbruch, Tod), dann die schnelle Technomucke (schnell, also "fast" wird auch durch das Fast Food im Film thematisiert, was Lilja einmal selbst zu sich nimmt und zum anderen auch selbst darstellt, zudem ist ihr (und Kolodyas) Leben sehr schnell zu Ende: Tempo hat auch die Inszenierung des Films) und die tristen klassischen Klänge (Anteilnahme, Trauer). Der Score als große Unterstützung für das Gezeigte und das Haftenbleiben der Bilder verbunden mit Emotionen beim Betrachter.
Momentan hat sich der Film voll in mir eingebrannt. Es ist schwer, ihn als fiktiven Spielfilm zu betrachten, vor allem, da das Gezeigte wirklich passiert. Bin momentan ziemlich runtergezogen.
10/ 10
#223
Geschrieben 05. Juli 2004, 22:09
Regie: Angela Christlieb/ Stephen Kijak - TV (BR)
Bin doch ziemlich enttäuscht über diese Cinephilen-Doku. Die Geeks waren allesamt ziemlich unsympathisch, z. T. auch nur "Filmfresser", ohne den wirklichen Genuss am Film und dieser Kontaktanzeigenschnösel hätte mich fast zum vorzeitigen Ausschalten bewogen. Hab mich in keiner der Personen auch nur annähernd wiedererkannt (was ich doch so gehofft hatte) und neben diesen Typen würde ich im Saal auch nie sitzen wollen.
Immerhin weiß ich jetzt, wie die US-Kinos von innen aussehen, dass die Leuts in NY es verdammt gut haben, mit 24-Hour-Vorstellungen und Häusern, die zig Klassiker zeigen... will ich bei uns auch!!!
Ach ja: was ich doch sehr bewundernswert fand, war, dass eine der Personen Filme ausschließlich im Kino schaut. Ist zwar dann mächtig infaltionär das Kinoerlebnis, aber dem tät ich doch gern nacheifern (bei nem vergleichbaren Programmangebot jedenfalls).
5/ 10
#224
Geschrieben 09. Juli 2004, 21:48
Mulholland Dr. (FRA/USA 2001)
Regie: David Lynch - DVD Concorde
Nur kurz, weil schon das x-te mal gesehen: Meisterwerk!
Endlich den Mut aufgebracht, ihn dem filmunerfahrenen, aber oberkritischen Bruder zu zeigen: ihm schien's einigermaßen gefallen zu haben. Also Freude in doppelter Hinsicht.
Nur dass ich den in der Synchro hab sehen müssen war nicht schön, v. a. Harrings wunderschöne Stimme geht so völlig flöten...
Naja, wie immer
10/ 10
#225
Geschrieben 09. Juli 2004, 22:01
Regie: Sam Raimi - DVD Columbia
Klar, bevor ich das Sequel schauen würde, muss zur Einstimmung nochmal der Erste geguckt werden!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mich vor zwei Jahren gefühlt hatte, als ich völlig enthusiastisch aus dem Krefelder CinemaxX "getorkelt" bin. War eines meiner schönsten Kinoerlebnisse. Völlig positiv überrascht und einer der ganz wenigen Blockbuster, die mich aus den Socken gehauen haben.
Inzwischen sind wie gesagt zwei Jahre und auch schon zwei weitere Sichtungen vergangen und der Anfangs phänomenal gute Eindruck konnte sich (leider) nicht konservieren lassen.
So ist's mittlerweile zwar "nur" noch ein sehenswerter Film, aber auf dem Popcornkinosektor immer noch beispiellos. Eine so klasse Story hätte ich diesem Genre zuvor nie zugetraut. Dazu noch richtige Schauspieler und wohl dosierte Effekte.
Unterhaltsam wie Sau isser auch und der "obligatorische" Campbell-Auftritt bildete den Höhepunkt einer wahren Gagparade (toll auch, dass Macho-Man Randy Savage nochmal einen größeren Leinwandauftritt bekam; ich mochte ihn schon immer und er ist wohl der einzige, der mit Pacinos rauhem Stimmchen konkurrieren kann!). Selbst der Patriotismus störte mich wenig (mal abgesehen von der letzten Einstellung, die man sich doch getrost hätte sparen können) und das Ende... es hätte nicht besser ausfallen können (im nächsten Eintrag beschreibe ich dann auch, warum man es auch bei einem Film hätte belassen können und sollen).
8/ 10
#226
Geschrieben 09. Juli 2004, 22:46
Regie: Sam Raimi - Essener CinemaxX
Klar, die Fahrstuhlszene war großartig. Bruce Campbell auch. Aber sonst hat mich der Film leider nicht vom Hocker gerissen.
Aber der Reihe nach!
Da ich mich eh gerade in meiner Prüfungsphase befinde und daran gewohnt bin, meine Texte ordentlich zu gliedern, will ich das hier auch mal tun!
1. Vorwort
2. Der Film
2.1 Erwartungen
2.2 Eindrücke
2.3 Fazit
3. Erlebniswelt Kino
4. Schlusswort
1. Vorwort
Kleiner Scherz, diese Aufmachung, aber mir ist mal nach etwas anderem Zumute, also warum nicht mal so?
2. Der Film
2.1 Erwartungen
Was wurde der Film gehypt... man konnte ihm ja kaum noch entrinnen. Leider war meine Erwartungshaltung ziemlich hoch. Lob von allen Seiten, ne hohe imdb-Wertung, sogar ein Platz unter den besten 250 Filmen. Cast und Crew gehalten. Budget von 200 Mio. $... Junge, Junge...
2.2 Eindrücke
Hab's ja oben schon angedeutet: bin doch etwas enttäuscht. Zugegeben: nach dem storymäßig verdammt gelungenen Erstling, war es sehr schwer, da viel nachzulegen und man hat dem Film die Bemühtheit angemerkt.
Nicht nur, dass dieses ewige Hin-und-Her bzgl. der Liebe zwischen PP und MJ allmählich ziemlich nervig und unglaubwürdig wurde, nein, auch der Schluss ist ja mal sowas von missraten...
Weil Spider-Man dem Bösen dessen damals gutgemeinte Worte um die Ohren haut, wird dieser sofort einsichtig. Und als er Trithium (oder wie das Zeug hieß) brauchte, mit großen Schritten zu James Dean-Verschnitt Franco stakste und sich dieses nicht etwa beschaffte (wär ja nicht soooooo schwer gewesen, an Harry vorbeizukommen), sondern lieber Kommandos von ihm annahm, da hatte sich die Logik verabschiedet.
Auch war der Film zu lang. Verging Teil 1 noch wie im Fluge, so blickte ich während der Fortsetzung doch einige male zur Uhr und musste feststellen, dass noch nicht mal Halbzeit war. Den inneren Konflikt Parkers hätte man auch etwas subtiler angehen können und auch wenn die "Raindrop are falling"-Szene schön anzusehen war... nötig war sie nicht, wie eben ner Menge Szenen des Films. Eine Straffung auf 90 Minuten wär wohl die Ideallösung gewesen.
Ätzend waren die ganzen US-Fähnchen, die man in nahezu jede Szene hineinstopfte und das Solidaritätsgehabe, das man gegenüber Teil 1 erheblich verstärkt hat brachte mich fast zur Weißglut. Da wird gerade die Nation als solidarisch dargestellt, die sich auf der Welt am asozialsten verhält.
Aber genug zur Kritik, denn teilweise machte Spidey auch im zweiten Anlauf noch richtig Laune: etwa Alfred Molina, der Willem Dafoe schnell vergessen ließ und im Gegensatz zu TROY (USA 2004, Wolfgang Petersen) sah man hier auch, wo das ganze Geld geblieben war. Tolle Effekte, da störte es auch nicht weiter, dass das Finale nur ne Variante von dem des Erstlings darstellte.
Wäre der Film nicht in Mono gezeigt worden, hätten mich die Effekte wohl noch mehr überzeugt, aber für ne (ständig) kaputte Soundanlage kann der Film ja nix (vgl. Kapitel 3).
2.3 Fazit
Ein krampfhafter Versuch, die Tiefe der Story des Ersten zu konservieren ging mächtig in die Hose und so kam der Film dann doch reichlich bemüht daher, was von ansehlichen Special-Effects und ein paar netten Gags zumindest teilweise aufgehoben werden konnte.
6/ 10
3. Erlebniswelt Kino
Viel aufregender als der Film waren die Erlebnisse im Kinosaal. Ich hatte mir ja eigentlich fest vorgenommen, in die OV nach Düsseldorf zu gehen, aber ich war gerade in Essen an der Uni und das CinemaxX ist ja nur n fünf Minuten entfernt. Außerdem hat's da freie Platzwahl und den billigsten Tarif. Kurzum: bin dann doch rein.
Natürlich erstmal nen Überlängenzuschlag, so dass ich auf 4,40€ kam, aber selbst das ist mittlerweile ja noch als günstig einzustufen! Dass der Film im Endeffekt zwar zu lang (vgl. Kapitel 2.2), aber nicht überlang war wusste ich bereits vor dem Kinogang (also letzteres mein ich jetzt). Ich nenn das eh nur noch Topfilmzuschlag.
Naja, es war jedenfalls schon nach 14.00 und ich etwas zu spät. Da ich nicht dachte, dass um diese Uhrzeit schon viel los sei, bin ich dann in die 14.00-Vorstellung rein und musste feststellen, dass es rappelvoll war. Scheiße.
Ich zum nächsten Saal, in dem der Film lief und siehe da: noch nix los, nur zwei Blagen mit ner Dose Popcorn.
Ich mich in die Mitte gesetzt, sogar etwas weiter unten (in weiser Voraussicht vor den Rotzlümmeln, die ja immer etwas weiter oben die Platz zusauen äh... belegen) und gewartet. Es war 14.10 und es kam keiner. 14.20. Eine Gruppe von jungen Mädels hechtet lauthals noch oben. "Hehe", dachte ich, "Gut, dass du weiter unten sitzt." Dann wurde gesungen. Eines der Mädels gab lautstark Popsongs von sich. Die konnte richtig gut singen. Nur die Lieder waren scheiße. Soul ist nicht so mein Ding. Die Idioten von unten haben sogar geklatscht. Und ich ihnen am liebsten auch eine.
Nun denn, um 14.30 war klar: ich saß in der 15.00-Vorstellung. Toll! Langsam beginnt sich auch der Saal zu füllen und dann passiert das, was mir IMMER passiert: genau eine Reihe hinter mir eine Riesengruppe Pubertätsgesocks. So hatte ich nen Ruckelsitz und Surroundsound sogar vor dem Filmstart. Toll!
Dann war's irgendwann 15.00 und es ging los. In der Werbung gab die Rolle mal kurz den Geist auf, aber who cares? CinemaxX Essen ist ja eh Pannenkino Nummer 1! Da laufen in letzter Zeit auch mal einige Spots ohne Ton. Egal. Is ja nur Werbung (ich empfehle übrigens JEDEM, der mal in Essen ist, nur wegen des lokalen "Snookers"-Spots ins CinemaxX zu gehen. Ich sach nur: "Ins Schwarze getroffen!" ).
Bei der Trailershow war klar: wieder kein Surround. Wie schon bei den letzten Blockbustern, die ich dort sah (HdR, Troja). Eine Unverschämtheit, aber das scheint da keinen zu jucken. Ich rufe hiermit zum Boykott dieses Kinos auf! (vgl. Kapitel 4).
Während des Films gings dann im Saal zur Sache! Da gab's die Handyfront, die während des Films mal klingeln ließen oder die Taschenlampenfunktion testeten. Da gabs dann immer wieder Rufe: "Mach das Scheißhandy aus!" "Komm doch runter!" ertönte es dann und ich erwartete nicht selten den Beginn der Massenschlägerei. Dieser kamen wir immer näher, je öfter die oberste Reihe meinte, gewisse Szenen oder Sprüche im Film beklatschen zu müssen. Nach jedem Applaus wurde es unruhiger im Saal und die Missmutsäußerungen wurden lauter.
Am Ende wurde aber keiner verletzt und ich watete durchs Popcorn dem Ausgang entgegen, nachdem ich den Ansturm auf selbigen direkt nach Filmende (einige gingen sogar schon ein wenig früher, nämlich als der Böse besiegt war) abgewartet hatte und bekam im Foyer dann noch n kleines Bonbon beschert: Mutter zum etwa zehnjährigen Kind, vor nem Punisher-Pappaufsteller stehend "Der war auch geil!" Keine weiteren Fragen!
4. Schlusswort
MEIDET DAS ESSENER CINEMAXX, ES SEI DENN IHR MÖGT ES, EFFEKTEKINO IM MONO-TON ZU SEHEN!
Das war's!
#227
Geschrieben 09. Juli 2004, 23:14
Regie: Marcus Mittermeier - Astra Theater Essen
Bin nach Spider-Man 2 zur Rehabilitation abends noch in diesem Film gegangen. Abgesehen von nettem Personal, Pannenfreiheit und angenehmen Publikum auch ein KLASSE Filmerlebnis!
Ich hatte mir ja so was in der Richtung Falling Down Germany versprochen und bekam etwas viel besseres als Schumachers Selbtjustizreißer vorgesetzt, nämlich den besten deutschen Film seit drei Jahren und eine der intelligentesten Gesellschaftssatiren, die ich je gesehen habe.
Herr Mux hat die Schnauze voll von unserer Gesellschaft! Das kann so nicht weitergehen! Rasen, Schwarzfahren, Sprayen, ins Schwimmbecken pinkeln... nein, das darf nicht sein! Und weil es sonst keinen zu kümmern scheint geht Herr Mux mit Kollege Gerd, einem Langzeitarbeitslosen, der seinen Chef bei seiner Tätigkeit filmt an die Front. Jedes Vergehen wird bestraft. Das kann auch schon mal drastischer ausfallen. Aber immerhin liegt die Rückfallquote bei unter 10%: ein voller Erfolg, findet Mux.
Bald muss Herr Mux expandieren: es gibt einfach zu viel zu tun! "Wir schaffen hier Arbeitsplätze!" sagt er zu Gerd und regt sich gleich darauf tierisch über den Internettrailer auf, den er in Auftrag gegeben hat. www.INFORMANT.com, nicht www.DENUNZIANT.com brüllt er Björn an. Richtig, denn von denunzieren kann hier nicht die Rede sein! Mux wird von besorgten Mitbürgern schließlich nur über Vergehen deren Mitmenschen informiert. Da ist nichts negatives dabei!
Als Herr Mux eine Freundin findet oder dies glaubt, läuft zunächst alles aus dem Ruder, doch Mux behält schlussendlich kühlen Kopf. Bald "expandiert" er gar bis ins Ausland und scheint dort sogar einmal abschalten zu können. Naja, so ganz aber auch nicht...
Muxmäuschenstill ist ein großartiger Film, der im Dokustil von irrwitziger Komik und gleichzeitig extremer Härte gkennzeichnet ist, so dass einem ein ums andere mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Mittermeier begeht nicht den Fehler, eine plumpe One-Man-one-law-Show abzuziehen, sondern hinterfragt die Motive sowie Normvorstellungen seines Protagonisten und regt den Zuschauer zur Reflexion an. Wieviel von Mux steckt in dir?
10/ 10
#228
Geschrieben 11. Juli 2004, 17:45
Regie: Susanne Bier - DVD Highlight
Dogma, die Neunte!
Und bisher haben mir alle sehr gut gefallen, wobei ich hier nach dem Schauen zunächst reichlich unschlüssig war, was ich von OPEN HEARTS (dt. Titel) halten sollte.
Das, was ich am skandinavischen und insbesondere am dänischen Kino so mag, wollte sich hier zunächst nicht einstellen: das Warm-ums-Herz-werden.
Nachdem ich nun eine Nacht drüber geschlafen habe, gefällt er mir aber immer besser und der Schluss, der mir so viel abverlangt hatte bekommt zunehmends meine Zustimmung.
Vielleicht bin ich zu sehr auf die Darstellung heiler bzw. wieder geheilter Familien (wie bei OKAY (DK 2002, Jesper W. Nielsen)) im Film fixiert, da diese in der Realität ja mehr und mehr eine Minderheit darstellen und ich mich in gerne in eine fiktive Welt flüchte, wo dies noch anders ist. Natürlich kann man nun sagen, dass gute oder anspruchsvolle Filme im gewissen Sinne Abbilder der Realität sind, doch darf einem ein wenig Eskapismus ja auch nicht verwährt bleiben.
Naja, jedenfalls ist dieser Film so nah an der Realität, wie ich es selten zuvor erlebt habe (er sticht selbst aus der Dogma-Reihe hervor). Alles, was mir vorgehalten wurde schien mit Fiktion wenig zu tun zu haben. Darstellung und Form waren so "echt", dass die Schicksale der Figuren mir verdammt nah gingen. Und ich wollte auf Biegen und Brechen, dass Niels zu seiner Familie zurückkehrt, doch dazu wird es wohl nicht kommen, denn auch wenn das Ende relativ offen gelassen wurde: eine Tendenz ist, wie ich meine, doch deutlich erkennbar.
Kurz zum Inhalt: Ein junges Paar wird durch einen Unfall auseinandergerissen. Er ist fortan gelähmt und hält sie in seiner verständlichen Wut über das Geshehnis und Selbstmitleid auf Distanz. So dauert es nicht lange, bis sie Trost bei jemand anderem sucht. Dieser jemand ist der Arzt Niels, der eine Familie im Rücken hat und mit seiner Situation nicht zurecht kommt. Es entsteht eine Liebe, die jedoch bald auf die Probe gestellt wird, als der Gelähmte doch wieder die Nähe zu seiner Freundin sucht...
Wie vom neuen skandinavischen Kino gewohnt, kommt so etwas wie Kitsch, Vorhersehbarkeit oder Zähe niemals auf. Stattdessen bekommt man eine sehr emotionale Geschichte präsentiert, die von leisem Humor durchzogen und wunderbar gespielt ist. Zwar wenig kinematisch, doch dafür umso realistischer kommt OPEN HEARTS daher und hat dich gleich gepackt.
Ich muss jetzt dringend noch die restlichen Dogma-Filme sehen und überhaupt noch viel viel mehr aus Skandinavien schauen!
8.5/ 10
#229
Geschrieben 11. Juli 2004, 18:14
Tja, viele hier im Forum zeigen ja eine starke Affinität zum asiatischen Kino. Bei mir ist's Skandinavien, speziell Dänemark: der Großteil dessen, was ich aus dieser Region gesehen habe, hat mir sehr gefallen, wenn nicht gar umgehauen.
Vielleicht liegt es daran, dass dort keine großen Budgets vorhanden sind, womit stärkeres Augenmerk auf die Story gelegt werden muss, die Crews entsprechend kleiner und familiärer (=produktiver) ausfallen und man dort statt Stars und Sternchen noch echte Darsteller geboten bekommt.
Auf mich macht das skandinavische Kino auch stets einen, ja wie soll ich sagen - frischen, unverbrauchten Eindruck. Stets charmant, niemals bemüht wirkend. Es ist von einer extremen Leichtigkeit, aber oft auch starker Emotionalität durchzogen.
Hinzu kommt, dass ich mit den Landschaften und Architekturen der Städte dort sehr viel anfangen kann und es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit ist, wann ich mal hinfahre.
Nun denn, hier mal mein Ranking der bisher gesehenen Filme aus dieser Gegend (erstaunlich, wie viele davon 9er/ 10er Wertungen bekommen, im Schnitt müssten es mindestens 9er sein).
01. Wilbur wants to kill himself (DK, Lone Scherfig) 10
02. Italiensk for begyndere (DK, Lone Scherfig) 10
03. De stoerste helte (DK, Thomas Vinterberg) 10
04. Elling (NOR, Peter Naess) 10
05. Fucking Amal (SWE, Lukas Moodysson) 10
06. Lilja 4-ever (SWE, Lukas Moodysson) 10
07. Festen (DK, Thomas Vinterberg) 10
08. Okay (DK, Jesper W. Nielsen) 9.5
09. Jalla! Jalla! (SWE, Josef Fares) 9
10. Mifunes sidste sang (DK, S. Kragh-Jacobsen) 9
11. Kopps (SWE, Josef Fares) 8.5
12. Tilsammans (SWE, Lukas Moodysson) 8.5
13. Salmer fra kjokkenet (NOR, Bent Halmer) 8.5
14. Elsker dig for evigt (DK, Susanne Bier) 8.5
15. Bäst i Sverige (SWE, Ulf Malmros) 8.5
16. Dancer in the Dark (DK, Lars von Trier) 7.5
17. Mies vaila menneisyytä (FIN, Aki Kaurismäki) 6.5
18. Nattevagten (DK, Ole Bornedal) 6
19. Skagerrak (DK, S. Kragh-Jacobsen) 3
oder auf "deutsch"
01. Wilbur wants to kill himself
02. Italienisch für Anfänger
03. Zwei Helden
04. Elling
05. Raus aus Amal
06. Lilja 4-ever
07. Das Fest
08. Okay
09. Jalla! Jalla!
10. Mifune
11. Kops
12. Zusammen
13. Kitchen Stories
14. Open Hearts
15. Zwei kleine Helden
16. Dancer in the Dark
17. Der Mann ohne Vergangenheit
18. Nachtwache
19. Skagerrak
Topdarsteller sind:
männlich:
Mads Mikkelsen
Thomas Bo Larsen
Torkel Petersson
weiblich:
Paprika Steen (die Katharine Hepburn Dänemarks!)
Trine Dyrholm
Birthe Neumann
#230
Geschrieben 12. Juli 2004, 18:19
Regie: Lone Scherfig - DVD Kinowelt
Die zweite Sichtung, die mich bestätigte, diesen Film als "Kinofilm des Jahres 2003" gekürt zu haben - aus über 60 Kinobesuchen.
Ein Wunderwerk, das den Balanceakt zwischen Humor und Trauer wie kein zweiter Film vollbracht hat. Jedes dieser Elemente unterstützt das andere, keines sticht heraus.
Kann mich auch nicht erinnern, derart viele liebenswerte Charaktere in einem Film versammelt gesehen zu haben. Wilbur, Harbour, Horst, Alice, Mary... jede Figur hätte das Potenzial gehabt, einen eigenen Film zu tragen. Doch wir bekommen sie alle auf einmal und zumindest ich bin dafür unendlich dankbar.
Zwar ohne die überzeichnete Skurillität der Coens, haben mich die Charaktere doch zuweilen an deren Kosmos erinnert. Allen voran "The Man, they called Horst." Klasse Typ. Verdammt, ich komm aus der Schwärmerei für den Film kaum noch raus...
Hinzu kommt nämlich noch meine starke Affinität zu Schottland und dies verbunden mit der kleinen Welt des Antiquariats... wunderbar. Ich kann wirklich ÜBERHAUPT keine Schwachstelle an diesem Film ausmachen. Jede Einstellung ist perfekt. Keine Zeile zu viel. Ein durch und durch befriedigendes Filmerlebnis, das meine Liebe zum Kino nicht nur bestätigt, sondern noch verstärkt hat.
Das gibt diesmal keine 10/ 10 sondern einfach nur
P. S. und so sehr ich mich damals im Kino auch über Andreas Fröhlich als dt. Stimme von Jamie Sives gefreut habe, nach der Sichtung im O-Ton stellte sich diese als Kapitalverbrechen heraus!
#231
Geschrieben 14. Juli 2004, 19:02
Regie: Paul Schrader - DVD Columbia
Film über den Seriendarsteller Bob Crane ("Hogans Heroes"), der seiner Sexsucht zum Opfer fiel.
Obwohl ich überhaupt kein Freund von Biopics bin, hat mir dieser auch beim zweiten Sehen noch gut gefallen.
Das liegt zum einen an der sehr überzeugenden Leistung von Greg Kinnear (wurde leider völlig übersehen), dessen Verfall nicht nur durch Make Up veranschaulicht wird, sondern viel mehr durch sein Spiel, das sich während des Films sukzessive verändert (wie im Übrigen auch der Filmstil) und zum anderen an der sehr präzisen, aber auch unterhaltsamen Darstellung einer Zeitepoche, in der Video revolutionär und Spaß am Sex noch weitgehend tabuisiert wurde.
Schrader greift wieder sein Leitmotiv des "Lonely Man" auf und wie schon bei Travis Bickle und Wade Whitehouse erleben wir einen physischen wie psychischen Niedergang des Protagonisten. Nur mit dem Unterschied, diesmal einer wahren Begebenheit zu folgen (die natürlich subjektiv leicht verändert worden ist, zumal die Berichte über Crane, vor allem über sein Ableben teilweise widersprüchlich sind). Also wieder einmal ein Psychogramm eines obsessiven Mannes, der Opfer seiner Obsession wird. Doch anders als in AFFLICTION (USA 1997) wird hier kaum Ursachenforschung betrieben.
"A Day without sex is a day wasted!" konstatiert Bob Crane und bekommt recht vom (vermeintlich) einzigen Kumpel John Carpenter (Willem Dafoe in einer seiner besten Rollen). Sexsucht mit fatalen Folgen. Doch das wäre zu einfach gewesen und wahrscheinlich auch nicht so ganz zufriedenstellend. Denn auch der plötzliche Ruhm ist es, der seinen Teil zum Niedergang des Protagonisten beiträgt.
So ist AUTO FOCUS in gewissem Maße moralisch und auch da nichts Neues aus dem Hause Schrader, der im Übrigen ein Faible für einen "Schmuddel-Look" von Filmen zu haben scheint, was aber wohl auch in seiner eigenen Vergangenheit begründet liegen mag. Jedenfalls kreiert er in allen seinen Werken, die ich bisher gesehen habe jeweils eine Atmosphäre, die mich bei der Stange hält und dass, obwohl die Filme im Grunde genommen reichlich unspannend daherkommen.
Aufgefallen ist mir nach der Sichtung mit Rückblick auf Schraders Filmografie zudem, dass Frauen bei ihm stets in der Opferrrolle verharren und unter dem Habitus der Männer zu leiden haben. Ich muss dringend mal was über den Regisseur lesen und v. a. noch einige Filme von ihm schauen, um zu erfahren, ob diese Tendenzen bestätigt werden können. Überhaupt ist Schrader einer der interessantesten Auteuren, die mir bisher untergekommen sind.
Naja, AUTO FOCUS ist jedenfalls erstaunlich komisch geraten und deshalb auch unterhaltsamer als TAXI DRIVER und AFFLICTION. Dafür wird der Bruch am Ende des Films sehr intensiv erfahren. Der Film kippt gewissermaßen um: die Bilder werden wackliger, Crane und Carpenter sehen zunehmends gezeichneter aus und auch beim ersten Sehen ist das Ende deutlich absehbar.
Ein sehenswerter Film, aber trotz aller Komik nichts für zwischendurch. Das wäre eines Schraders aber auch unwürdig!
8/ 10
P. S.: wer sich ein wenig in der "Szene" auskennt, wird übrigens Cameos von diversen Pornostars ausmachen können!
#232
Geschrieben 16. Juli 2004, 18:55
Regie: Morgan Spurlock - Essener CinemaxX
Zunächst einen dicken Tadel für mich! Erst großspurig zum Boykott des Essener CinemaxX aufgerufen und dann doch wieder selbst drin gewesen...
Wie kam's? Tja: Geiz meet Faulheit. 10 Cent gespart und (noch wichtiger) 10 Minuten weniger Anfahrt.
Aber es war ja auch kein Film, wo es auf den Sound ankam und so hab ich da bei mir mal n Auge zugedrückt (was aber nicht wieder vorkommen soll!).
Zur Doku: die war unterhaltsam und dazu überaus informativ. Zwar merkt man Spurlock den Blick zum Kollegen Moore an, doch war es weit mehr denn ein Plagiat der Dokus vom "Meister".
Dass die Amis falsch essen (und die Deutschen nach neusten Meldungen ja auch) ist ja nichts neues, doch die Hintergründe wurde n bislang weniger beleuchtet. Also woran liegt's?
Bequemlichkeit (shit, da war ich heute ja auch Täter...), weil an jeder Ecke n McD anzufinden ist (die Stadtplanmontage mit den Filialen war ja mal erschreckend ).
Regierung, weil die die Großkonzerne unterstützt (selbst die US-Nahrungsmittelbehörde oder wie das Ding heißt, stört sich wenig an der Fast Food-Unterstützung).
Sucht. Ja, tatsächlich mit Fast Food süchtig. Das wusste ich auch noch nicht. Wieder richtig scary!
Schulbehörden, weil die nur sowas anbieten.
Konditionierung, weil Spielplätze z. T. nur noch (!) in McD-Filialen anzufinden sind und es dort ja auch immer Spielzeug zum Menü dazugibt.
Spurlock präsentiert die Fast Food-Industrie als übermächtiges Organ, dessen Macht nicht zu brechen möglich erscheint, weshalb er am Ende seines Films auch nichts weiter tun kann, als an seiner Zuschauer zu appelieren und zu hoffen, ihnen durch das Gezeigte ein wenig die Augen geöffnet zu haben.
Wenn in der Doku nichts gefaked ist, dann kann einem wirklich Angst und Bange werden (und so war SUPER SIZE ME auch mehr erschreckend, denn lustig): schon nach 3 Wochen reinen Fast Food-Genusses gehts den Bach runter: alle körperlichen Werte liegen im kritischen Bereich, die Leber ist ramponiert, die Potenz dahin und selbst Depressionen treten auf. Dazu packt man in 30 Tagen schnell mal 8 Kilo drauf und darf mit ansehen, wie kaum noch zu rettende Fettleibige sich den Magen verkleinern lassen (der Ekel-Höhepunkt des Films ).
Zum Glück hat Spurlock seine monatliche Fressorgie mit dazwischengeschnittenen Interviews, Statistiken und witzigen Anekdoten (ich sach nur: der 19.000 Big Mac-Mann ) durchsetzt, so dass sein Film insgesamt sehr abwechslungsreich und kurzweilig geraten ist.
Abschließend muss ich mich jetzt auf Resultate untersuchen und habe festgestellt, mir wirklich vorgenommen zu haben, etwas gesünder zu leben. Ich bin zwar nicht übergewichtig (sondern das Gegenteil) und auch kein McD-Kunde, würde aber dennoch nicht behaupten, mich wirklich gesund zu ernähren.
Bin mal gespannt, ob ich's wirklich schaffe. Bericht folgt aber (aus weiser Voraussicht) nicht!
7.5/ 10
#233
Geschrieben 18. Juli 2004, 19:34
Regie: Sidney Lumet - DVD MGM
Ich meine ja, dies sei der einzige Film, den man gar nicht schlecht finden könne.
Nun, es gibt bestimmt jemanden (wenn nicht gar mehrere), die mit diesem Kammerspiel nichts anfangen können, aber deren Argumente will ich erst mal hören!
12 ANGRY MEN beweist eindrucksvoll, dass es zu einem guten Film im Grunde genommen nur ein gutes Drehbuch und Schauspieler braucht, die den Stoff glaubwürdig vermitteln können. Formale Spielereien sind dann überflüssig (auch wenn mir nach den letzten Sichtungen mehr und mehr auch auf dieser Ebene einige bemerkenswerte Dinge aufgefallen sind, was ich vor allem auf die Kameraführung beziehe).
Auch wenn der Film gemeinhin als "Court-Room-Drama" bezeichnet wird, ist er doch völlig atypisch für dieses Genre. Den Gerichtssaal sieht man nur kurz zu Anfang des Films, um dann rasch zur - weitgehend - einzigen Location zu gelangen: einem engen Raum, in dem zwölf Männer eingepfercht (und verbarrikadiert) sind, um gemeinsam zu einer Entscheidung zu gelangen.
Es mag nun natürlich etwas konstruiert wirken, dass die Geschworenen eine äußerst heterogene Gruppe darstellt: soziale Schicht, Nationalität, Intellekt, Temperament - all dies ist in verschiedensten Ausführungen vertreten. Doch im Grunde genommen dominieren zwei Figuren das ganze Geschehen: Henry Fonda und Lee J. Cobb, die sich konsequenter Weise dann auch einige Male direkt miteinander konfrontiert sehen - von Angesicht zu Angesicht sozusagen und es ist ebenfalls nur konsequent, dass der Film in einem finalen Duell zwischen diesen beiden Männern kulminiert.
Zwar hat sich die restliche Gruppe mittlerweile völlig auf die Seite Fondas geschlagen, doch empfinde ich es stets als ein Duell dieser beiden Darsteller (das Darstellerduell wird übrigens, wie ich meine ziemlich deutlich von Cobb gewonnen, der jedoch auch die dankbarere Rolle hat).
Dass die Männer bis zum Schluss des Films namenlos bleiben unterstreicht den moralischen Charakter, der 12 ANGRY MEN auszeichnet. Denn jeder könnte in so eine Situation geraten und wenn nicht als Juror, dann doch zumindest in einer ähnlichen Situation. So ist der Film denn auch zeitlos, weil auf so vieles übertragbar.
Nun mag mancheiner die (über)starke Präsent Fondas als "gutes Gewissen Amerikas" (wie er gerne betitelt wurde) kritisieren. Dies stieß mir auch zunächst etwas negativ auf, doch wenn man die Geschehnisse genau verfolgt, dann ist er im Grunde nichts weiter als derjenige, der die Auseinandersetzung initiiert und daraufhin eigentlich nur noch die Moderatorenrolle inne hat. Zur Einsicht, wenn man es so nennen will, bringt sich die Gruppe selbst. Jeder steuert seinen Teil dazu bei. Es kommt schon recht bald zur Entwicklung einer gewissen Eigendynamik, die mit Dauer des Films an Stärke gewinnt.
Spannend ist 12 ANGRY MEN auch, und hält sie über die volle Distanz. So packend ist der Film, dass man ob der gelegentlichen Pausen richtig froh ist. Zu sehr ist man in das Geschehen involviert, emotional aufgeladen und reflektiert über eigene Verhaltensweisen und Ansichten (ich z. B. stelle das Geschworenensystem besonders auf Grund dieses Films ziemlich in Frage).
Gäbe es so etwas wie den "objektv" besten Film: dieser wäre zumindest ein ganz ganz heißer Kandidat für diese Bezeichnung. Einfach ein perfekter Film.
10/ 10
#234
Geschrieben 20. Juli 2004, 19:09
Regie: Paul Verhoeven - VHS
Es gibt Filme, die sind so scheiße, dass sie schon wieder gut sind.
Und es gibt Filme, die sind so scheiße, dass sie nicht schon wieder gut, sondern schon wieder scheiße sind.
Ok, der letzte Satz ist nicht von mir, aber ich finde, der passt ganz gut, um meine Meinung über diesen C-Film kurz und knapp wiederzugeben.
Jetzt schreien bestimmt wieder viele, dies sei doch ein Meisterwerk, eine klasse Satire und überhaupt ein richtig spaßiger Film.
Das alles kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Meisterwerk sowieso nicht (das ist lächerlich, denn dafür ist er schon formal viel zu schlecht). Eine Satire? Ein anspruchsvolles Werk? Weil da auf einmal Leute in naziuniformähnlichen Gewändern herumlaufen? Nee, also wirklich nicht! Der Film will nur eins: den Gelüsten von Guts-and-Tits-Regisseur Verhoeven dienen. Denn der schraubt erstmal die Ekelquote nach oben, spickt seine Filme dann noch mit einigen nackischen Frauen und glücklich isser. Mir reicht das nicht, zumal mir seine früheren Werke noch weitaus mehr zugesagt haben (da hat er sich aber auch nicht nur auf die eben angesprochenen Dinge konzentriert). Mit TOTAL RECALL (USA 1991) hat er sogar einen richtig guten Film abgeliefert, der mir z. B. viel besser als BLADE RUNNER (USA 1982, Ridley Scott) oder MINORITY REPORT (USA 2002, Steven Spielberg) gefallen hat.
Aber zurück zum Käferfilm. Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die schlechten Darsteller und der Soap-Opera-Plot mit geschickter Absicht in das Werk hineingepackt wurden. Ich fand das gar nicht geschickt. Casper van Dien ist nichts weiter als ne billige Ralf Bauer-Kopie und die Mädels schauen nur gut aus. Einzig Clancy Brown war sehenswert. Hab mich ständig über den Kerl totgelacht: ohne ihn wär's aber auch n Totalreinfall gewesen.
Leider war der Film auch nicht so unfreiwillig komisch, dass er mich einigermaßen unterhalten hätte. Der wurde ab ner Stunde sowas von langweilig, dass ich fast vorgespult hätte. Am Ende gab's dann aber noch n richtiges Highlight: nachdem Denise Richards von nem Käfer die Schulter durchbohrt bekommen hat, ist sie wenig später ohne Probleme in der Lage fröhlich durch die Gegend zu ballern.
Ganz am Ende gab's auch noch ganz kurz Amy Smart zu sehen, was auch noch ein wenig für diesen überlangen Käse zu entschädigen wusste.
Und am Ende noch - weils jeder von mir erwartet - ja, der Film IST gewaltverherrlichend. Das hat mich aber bei weitem nicht so gestört wie die öde Inszenierung des Films.
So gibt's von mir satte
und noch 2 Pünktchen (einer allein für Clany Brown und die süße Amy!)
#235
Geschrieben 21. Juli 2004, 18:05
001. Heat (USA 1995, Michael Mann)
002. Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes)
003. Trois Couleurs: Rouge (SWI/FRA/PL 1994, K. Kieslowski)
004. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
005. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
006. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
007. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
008. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
009. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
010. 12 angy Men (USA 1957, Sidney Lumet)
011. Mulholland Dr. (FRA/ USA 2001, David Lynch)
012. Wilbur wants to kill himself (DK/SCO 2002, Lone Scherfig)
013. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
014. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
015. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
016. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
017. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
018. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
019. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
020. The usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
021. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
022. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
023. Dead Poets Society (USA 1989, Peter Weir)
024. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
025. Wo hu cang long (HK/TAI 2000, Ang Lee)
026. Italiensk for begyndere (DK 2000, Lone Scherfig)
027. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
028. Living in Oblivion (USA 1994, Tom DiCillo)
029. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
030. The Station Agent (USA 2003, Tom McCarthy)
031. Carlito's Way (USA 1993, Brian De Palma)
032. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
033. Clerks (USA 1994, Kevin Smith)
034. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
035. De største helte (DK 1996, Thomas Vinterberg)
036. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
037. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
038. Ulee's Gold (USA 1997, Victor Nunez)
039. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
040. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
041. Smoke (USA 1995, Wayne Wang)
042. Leaving Las Vegas (USA 1995, Mike Figgis)
043. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
044. Fucking Åmål (SWE 1998, Lukas Moodysson)
045. Elling (NOR 2001, Peter Naess)
046. Whale Rider (NZ 2002, Niki Caro)
047. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
048. 25th Hour (USA 2002, Spike Lee)
049. Rear Window (USA 1954, Alfred Hitchcock)
050. Love Actually (GB 2003, Richard Curtis)
051. The Bridge on the River Kwai (USA 1957, David Lean)
052. Lilja 4-ever (SWE/DK 2002, Lukas Moodysson)
053. Festen (DK 1997, Thomas Vinterberg)
054. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
055. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
056. The Big Sleep (USA 1945, Howard Hawks)
057. The African Queen (USA 1951, John Huston)
058. George Washington (USA 2000, David Gordon Green)
059. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
060. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
061. Le Trou (FRA 1960, Jacques Becker)
062. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
063. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
064. In America (USA 2003, Jim Sheridan)
065. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
066. Life as a House (USA 2001, Irwin Winkler)
067. Paris, Texas (UK/GER 1984, Wim Wenders)
068. Aliens (USA 1986, James Cameron)
069. The Return of the King (NZ/USA 2003, Peter Jackson)
070. Pulp Fiction (USA 1994, Quentin Tarantino)
071. The Empire strikes back (USA 1979, Irvin Kershner)
072. Return of the Jedi (USA 1983, Richard Marquand)
073. C'era una volta il West (ITA/USA 1969, Sergio Leone)
074. The Hours (USA 2002, Stephen Daldry)
075. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
076. Arlington Road (USA 1999, Mark Pellington)
077. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
078. The two Towers (NZ/USA 2002, Peter Jackson)
079. The Fellowship of the Ring (NZ/USA 2001, Peter Jackson)
080. Citizen Kane (USA 1941, Orson Welles)
081. Inherit the Wind (USA 1959, Stanley Kramer)
082. From Here to Eternity (USA 1953, Fred Zinnemann)
083. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
084. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
085. The Big Lebowski (USA 1998, Joel Coen)
086. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
087. Shadow of a Doubt (USA 1942, Alfred Hitchcock)
088. Traffic (USA/GER 2000, Steven Soderbergh)
089. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
090. Se7en (USA 1995, David Fincher)
091. The French Connection (USA 1971, William Friedkin)
092. The Remains of the Day (GB 1993, James Ivory)
093. The Sure Thing (USA 1985, Rob Reiner)
094. The Godfather (USA 1972, Francis Ford Coppola)
095. Sorry, wrong Number (USA 1948, Antoine Litvak)
096. Being John Malkovich (USA 1999, Spike Jonze)
097. Big Fish (USA 2003, Tim Burton)
098. Ordinary People (USA 1980, Robert Redford)
099. Sen to Chihiro no kamikakushi (JAP 2001, H. Miyazaki)
100. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
#236
Geschrieben 21. Juli 2004, 23:25
Regie: Alexander Mackendrick - VHS
Da ja das Coen-Remake offenbar bevor steht (Start: 29.7.) wollte ich das Original vorher nochmal gesehen haben. Quasi um später den direkten Vergleich ziehen zu können.
Nun ist mir ja bereits bekannt, dass Hanks in die Guinness-Rolle schlüpfen wird, womit ich noch gut leben kann, schien der Tom doch ziemlich motiviert bei der Sache zu sein und zumindest im O-Ton könnte seine Darbietung spaßig werden. Zwar schafft er es schon allein ob seiner eingeschränkten mimischen Fähigkeiten (diese Betroffenheitsvisage schimmert überall durch) nicht an den herrlich bös-doofen Blick von Guinnes alias Professor Marcus heranzukommen, aber Hanks ist ja auch nicht ansatzweise so talentiert wie Sir Alec.
Nunja, was ich wirklich scheiße finde ist die Verlegung des plots in den Süden der USA, wo die naive Miss Wilberforce durch die klischeehafte Big Black Momma ersetzt wurde. Das riecht sehr sehr stark nach Zoten vom Schlage der Wayans-Brüder und wenig geistreichen Gags.
Aber das sind nur Vorurteile, die ja vielleicht gar nicht bestätigt werden (wahrscheinlich aber doch, wenn man sich die zahlreichen Kritiken so durchliest).
Zum Original: das ist richtig schön lustig. Man mag kaum glauben, welch bitterböser schwarzer Humor bereits in den 50ern aufgezogen wurde und Alec Guinness zeigt sich als einer der wandlungsfähigsten Darsteller, der mir je vor Augen gekommen ist. Er trägt denn auch den Film ganz allein, dominiert jede Szene und hat einen der schönsten Abgänge der Filmgeschichte
So führt er eine Gangsterbande als Streichmusiker getarnt ins traute Heim von Miss Wilberforce, die sich über ein wenig Gesellschaft sehr freut, um dort einen genialen Raubzug zu planen. Doch nicht nur das Haus steht schief: es geht auch alles schief. Denn selbst die Naivität der alten Dame hat ihre Grenzen und als irgendwann aus einem geplatzten Cellokasten nicht etwa das Instrument, sondern etliche Banknoten flattern wird die Alte etwas misstrauisch.
Was danach passiert ist ein Feuerwerk an irrwitzigen Ideen: das Kaffeekränzchen, Streichholzziehen und ein Bahnübergang, der als Entsorgungsort herhalten muss. Die Dinge entwickeln eine Eigendynamik, die niemand - auch nicht der geniale Professor - aufzuhalten vermag.
Ein Höhepunkt des britischen Kinos, mit einem blendend aufgelegtem Starensemble und einem nicht enden wollenden Ideenreichtum. Trotz der fast 50 Jahre, die THE LADYKILLERS auf dem Buckel hat, wirkt er weder angestaubt, noch unzeitgemäß. Deshalb haben die Coens die Geschichte wohl auch nochmal erzählt, nur hätten sie sich wohl doch enger am Original orientieren sollen...
7/ 10
#237
Geschrieben 23. Juli 2004, 13:00
Regie: Leonard Nimoy - DVD Paramount
Am letzten Samstag Abend lief auf Kabel 1 ein Star Trek-Marathon. Die Zuschauer hatten die besten Episoden der Serie gewählt und da hab ich dann auch mal reingeschaut. Zunächst gab's erstmal nen mächtigen Nostalgieschub und dazu waren die Folgen sogar sehr unterhaltsam. Umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie trashig die Serie doch eigentlich ist. Die Kulisse, Requisiten, Kostüme... alles würde man heute im Action-Pack bei Toys R Us für n Zehner bekommen.
Nun denn, ich fands jedenfalls wenig störend und unfreiwillige Komik kam auch nicht auf. Dafür aber eben kurzweilige Unterhaltung, vertraute Gesichter und Lust auf mehr. Viel mehr.
Leider habe ich nur Teil IV der Filme auf DVD, von der Serie nichtmal VHS-Aufnahmen. Also dann gestern nach etlichen Jahren mal wieder THE VOYAGE HOME geschaut, der ja bekanntermaßen den erfolgreichsten Film der Serie darstellt und wohl auch der beliebteste ist (und dazu die Weisheit bestätigt, dass nur die "geraden" Star Trek-Filme gut seien).
Nach dem schwermütigen und auch etwas drögem THE SEARCH FOR SPOCK musste wohl auch etwas Stimmung in die Bude kommen und so entschloss man sich zur Zeitreise (ob der Erfolg von BACK TO THE FUTURE (USA 1985, Robert Zemeckis) da eine Rolle spielte?), was dann zwangsläufig auch zu einem starken komödiantischen Anteil führte. Von "colorful metaphors" über "stone age methods" im Hospital bis hin zur Frage des Russen nach den "nuclear photons" (und das in den 80ern!!!). Herrlich!
Auch so ein herrlicher Film. So viel Spaß hat ein Star Trek-Film noch nie gemacht und es ist schade, dass man Nimoy nicht noch einen Teil drehen ließ.
Die ökologische Botschaft ist zudem geschickt in den plot eingefügt worden, ohne allzu aufdringlich zu wirken; die Spezialeffekte wirkten noch nicht wie direkt aus dem PC stammend und soviel Charme wie die Originalcrew versprühte hätte ich mir in den TNG-Filmen auch mal gewünscht (bin kein großer Freund der TNG-Crew: die agierten mir alle viel zu steif).
STAR TREK IV ist perfektes Popcornkino ohne Schwächen und ich hab jetzt verdammt viel Lust, Teil 2 und 6, die ich beide für nicht viel schlechter halte zu schauen!
7.5/ 10
Abschließend noch ein Ranking:
01. The Voyage Home (IV)
02. The Wrath of Khan (II)
03. The Undiscovered Country (VI)
04. First Contact (VIII)
05. The Search for Spock (III)
06. Insurrection (IX)
07. Nemesis (X)
08. The Final Frontier (V)
09. Generations (VII)
10. The Motion Picture (I)
#238
Geschrieben 25. Juli 2004, 17:01
Regie: John Huston - DVD Warner
Erst die zweite Sichtung brachte dem Film bei mir den Durchbruch. Hatte den mal vor n paar Jahren gesehen und ihn damals schon gemocht, doch seine ganze Klasse wurde mir erst gestern gewahr. Wahrlich einer der Filme, die verdient in zig All-Time-Favorite-Listen auftauchen. Wie zuletzt bei 12 ANGRY MEN (USA 1957, Sidney Lumet) habe ich rein gar nichts zu bemäkeln. Ein rundum perfekter Film, bei dem alles stimmt. Es ist bezeichnend, dass er damals floppte, denn Themen wie Mord, Gier, das Ausbleiben einer Love-Story und dazu noch ein Unhappy End, das ist wahrlich nicht massenkompatibel. So war der Film seiner Zeit weit voraus. Wie das oben erwähnte Geschworenendrama funktioniert auch Hustons Film noch heute wunderbar, weil auch er zeitlosen Charakter hat.
Eigentlich passt er sogar besser in die Gegenwart als zu seiner Entstehungszeit; hat sich die Gesellschaft doch in immer stärkerem Maße dem Kapitalismus verschrieben (aktuellstes Beispiel: der Irak-Krieg). Ich würde mir wünschen, mehrere moderne Filme würden diese Thematik wieder aufgreifen, denn irgendwie fallen mir kaum ähnlich kritische Werke ein. FIGHT CLUB (USA 1999, David Fincher) geht in die Richtung. Sonst wüsste ich jetzt nichts.
Doch TREASURE OF THE SIERRA MADRE ist mehr als eine harsche Kritik am Bestreben nach Reichtum. Er ist vor allem ein Psychogramm. Eine brutale Darlegung der menschlichen Psyche, hervorragend dargestellt von Humphrey Bogart, in vielleicht seiner besten Rolle (ich fand ihn eigentlich immer als Charlie Allnut am besten). Zwar hatte er schon immer (zumindest nachdem er Starruhm erlangte) gerne ambivalente Typen gemimt, aber so eine interessante Rolle war auch für ihn noch nicht dagewesen (und kam auch nie mehr wieder; am ehesten kommt da noch der Charakter Captain Queeg heran). Die anwachsende Gier, die Paranoia bis hin zum Wahnsinn: so ein facettenreiches Spiel hatte ihm zuvor wohl niemand zugetraut. Nicht weniger gut die restlichen Rollen und wer genau hinsieht wird übrigens einige Cameos ausmachen können: so tritt Huston höchstpersönlich einige Male auf, um seinen Star zurechtzustutzen.
Ich habe zwar nicht alle Huston-Filme gesehen, würde diesen aber dennoch als seinen besten bezeichnen: ein Meisterwerk, das nicht nur durch darstellerische Glanzleistungen und eines der besten Scripts, die Hollywood je hervorgebracht hat, sondern auch durch eine vorzügliche Bildsprache (ich verweise nur auf die Szene nach dem (vermeintlichen) Mord an Curtin) besticht. Diesen Film sollte jeder mal gesehen haben!
10/ 10
P. S.: sehr ärgerlich ist übrigens die dt. DVD-Aufmachung ausgefallen. So wird auf dem back-Cover nicht nur der Schluss verraten, nein, auch an Fehlinformationen mangelt es nicht. Peinlich für ein Label wie Warner!
#239
Geschrieben 27. Juli 2004, 23:14
Regie: Richard Compton - VHS
Hab den Piloten bestimmt 10 Jahre nicht mehr gesehen und war jetzt froh, dass er nochmal wiederholt wurde. Bin ja - wie allgemein bekannt - großer Fan der ersten Staffel und verteidige die Serie zumindest bis zum Ende von Season 1 bis aufs Blut.
Warum, habe ich ja vor einigen Monaten hier schon dargelegt und möcht so gleich zum Film kommen. Der ist leider schlechter, als ich es in Erinnerung hatte (und mir gewünscht hätte). Zwar führt er alle Charaktere geschickt ein, doch ist das Handlungsgerüst teilweise so unter aller Kanone, dass einem (mir) der Spaß gehörig vergeht. Der vorhersehbare Heldentod vom Rettungsschwimmer-Pensionär-in-spe Al (Richard Jaeckel, der einzige "Schauspieler" der in der Serie mitgewirkt hat), die peinliche "Grabrede", dann der Psycho-Babe-Plot um Parker Stevenson (mein Sympathieträger der Serie ) und schließlich die "Sie-packt-es-schon-trotz-Angst-vor-der-Arbeit"-Geschichte des ersten Baywatchgirls Erika Eleniak.
Alles großer Käse. Zugegeben. Da waren die plots der meisten folgenden Episoden um Welten besser. Aber dafür war's sehr nett, die alten Gesichter wiederzusehen. David Hasselhoff als "Mitch-ich-kann-alles", der zwar nicht spielen kann, aber Charisma hat und einfach gut in die Rolle passt hat mich bei der Stange gehalten (ups... das klingt jetzt aber sehr zweideutig ), hatte er doch wieder große Momente. Etwa als er sein angekratztes Ego mit der Besteigung eines Fahnenmastes befriedigen musste oder er sich mit der Ex um das Sorgerecht vom Sprössling stritt. So seh ich ihn gern. Das kann er. Und immer mit ner Portion Selbstironie.
Das "Herzstück" ist aber Parker Stevenson, dem ich auch Schauspielkunst bescheinigen möchte. Immer nen witzigen Spruch auf den Lippen. Nicht son Muskelpaket wie die nachfolgenden Baywatchbeaus (die im Übrigen auch immer langweiliger wurden) und besonders gegen Ende der Staffel im Zusammenwirken mit Warlock, Nelson und Hasselhoff ein Riesenspaß ("Ich hab meinen Jeep in die Luft gesprengt!" ).
Ach... jetzt wird es wieder großes Kopfschütteln über mich geben. Hehe... der Howie wieder... naja, ich steht wenigstens dazu! Und gestehe ja auch freimütig, dass ab Season 2 alles mächtig den Bach runter ging. Aber auf die ersten 21 Folgen lass ich nix kommen. Die sind auch nicht schlechter als die Highlights des 80er Jahre Actionseriengenre!
Werde jetzt die restlichen noch fehlenden Folgen der Staffel auf Video bannen und verspreche feierlich: erstmal keine weiteren Einträge zu Baywatch! Ist ja schließlich n FILMtagebuch
Wertung des Piloten leider nur ne gaaaanz knappe
7/ 10
#240
Geschrieben 29. Juli 2004, 22:09
Regie: E. B. Clucher - DVD ems
"Was is denn ne Harfe?" "Das is n Gartenzaun wo man reingreift!" "Achso."
Bud Spencer und Terence Hill. Einmalig in der Filmgeschichte. An dem Duo kommt niemand vorbei. Zumindest wenn man wie ich mit ihnen groß geworden ist und die Prügelorgien nachspielte. Damals waren ihre Werke Lieblingsfilme, heute haben sie diesen Status zwar nicht mehr inne, aber selten muss ich so lachen, wie bei ihren Sprüchen. Etwa wenn Bud Spencer ständig mit "Was is mit de Kohlen?" nervt oder Hill befiehlt, den "Scheitel auf Süden zu stellen". Großartig!
Das sind auch die einzigen Filme, die ich NUR in der Synchro sehen will! Bin sicher, dass die im O-Ton nur halb so komisch sind und Dannenberg und Co. im Studio einiges "frei" in die Dialoge hineingetragen haben. Richtig so!
Für mich sind Spencer/Hill-Filme die besseren Bonds. Man bekommt immer exotische Locations geboten. Die Bösen kriegen ordentlich eins auf den Drömel und die Frauen sind unendlich willig (zumindest bei Herrn Hill). Die plots sind auch nicht schlechter und es war für mich auch nur eine Frage der Zeit, bis man mal ne Hommage an besagte Agentenfilmreihe bewerkstelligte. GO FOR IT (USA/ITA 1982, E. B. Clucher) ist denn auch ein Highlight der Spencer/Hill-Kollaborationen geworden und meine Nummer 2 ihrer Filme.
VIER FÄUSTE GEGEN RIO, so der dt. Titel dieses Films überzeugt mit den besten Sprüchen und einer richtig innovativen Story. Doppelgänger des dynamischen Duos! Da werden die harten Burschen doch glatt demontiert. Zwei Weicheier mit schwulen Stimmchen und einem Habitus der selbst der feigsten Sau nicht gerecht werden würde. Da konnten Spencer und Hill dann doch mal so etwas wie Schauspielkunst an den Tag legen; für mich kam das jedenfalls richtig überzeugend rüber! Das gemeinsame (Fr)essen ist einer jener Magic Moments des Kinos: auf der einen Seite die angeheuerten Doubles, die es sich lautrülpsend (Rülpser sind bei Spencer/Hill immer zum totlachen, wieso kenn ich niemanden, der das so kann?) schmecken lassen und mit lockerer Zunge ihren Gedanken freien Lauf lassen, auf der anderen Seite dasselbe Paar, das mit bestürzter Miene "vor sich hin empört" und gar nicht zusehen mag.
Später im Film antwortet Spencers feiges Ebenbild auf die Frage, ob er schon einmal gewalttätig gewesen sei, er "habe nur einmal die Hand erhoben, gegen einen Buben, der ihm eine Walderdbeere stehlen wollte!" Ich schmeiß mich weg!
Sexistisch wird's zwar auch und als moralische Botschaft heißt es am Ende: richtig trainieren, um ordentlich prügeln zu können und fressen bis der Arzt kommt, aber wer sich daran stört, ist im Kosmos der beiden Spaßprügler eh nicht gut aufgehoben.
Ich hau mir jedenfalls regelmäßig kräftig auf die Schenkel, wenn's mal wieder Zeit ist für die beiden und bin froh, dass diese Helden meiner frühesten Kindheit auch heute noch genau meinem Gusto entsprechen!
7/ 10
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