See you at the movies
#241
Geschrieben 31. Juli 2004, 20:19
Regie: Richard Brooks - DVD Warner
Typisches Tennesse Williams-Stück, entsprechend minimalistisch inszeniert und theatralisch gespielt.
Die Wendungen der Charaktere gingen mir zwar etwas zu schnell und Newmans Spiel war streckenweise zu übertrieben, aber insgesamt ein gelungener Film, der fast in Echtzeit eine fesselnde Charakterstudie präsentiert.
Dazu eine verdammt erotische Liz Taylor und herrlich auf-den-Sack-gehende Madeleine Sherwood. Hat Spaß gemacht und ich kann einfach nicht verstehen, wieso ich mit A STREETCAR NAMED DESIRE (USA 1954, Elia Kazan) nix anfangen kann
Hab mich im Übrigen gefragt, ob die starken Parallelen von Big Daddy zu einem gewissen Charles Foster Kane rein zufälliger Natur sind (was ich vor allem ob des Kellersets eigentlich nicht glauben mag). Naja, hab aber auch die Lektüre nicht gelesen, sonst wär ich wohl schlauer!
8/ 10
#242
Geschrieben 01. August 2004, 08:55
Regie: Jim Jarmusch - DVD Arthaus
Ein meditatives Werk voller Poesie und Schönheit. Ein sanfter Thriller, der reich an Zitaten ist und ganz in der Tradition eines Mellville auf die Präsenz des charismatischen Loners setzt.
Eine Karikatur des Gangsterfilms, in der die Bösen zu tumben Comicfiguren degradiert werden und der Zynismus moderner Gewaltdarstellung pointiert auf die Schippe genommen wird.
Tragende Elemente liegen hier neben dem Protagonisten in der Musik, die zusammen mit Schrifttafeln einen durchgängigen Kommentar der Geschehnisse bietet und ich hätte nicht gedacht, dass mir Hip Hop einmal so stimmig präsentiert werden würde. So zählt die Filmeröffnung zu den schönsten Momenten des Kinos: eine Symbiose von sphärisch-rhythmischen Klängen und spektakulären Bildern.
Abschließend sei noch bemerkt, dass GHOST DOG trotz aller Härte und Skurrilität stets ein Augenzwinkern beibehält und die Ernsthaftigkeit, die zuweilen entstehen mag gekonnt unterläuft.
Klasse Film!
9/ 10
#243
Geschrieben 02. August 2004, 16:55
Regie: Alfred Hitchcock - DVD EuroVideo
B-Movie von Meister Hitchcock, dessen plot so löchrig wie unrealistisch ist, dass der Eindruck entstehen könne, man habe es hier mit Science Fiction zu tun.
Zugute halten möchte ich dem Film aber, dass er für seine Entstehungszeit schon mit ziemlich frechen Dialogen daherkommt und auch formal war 39 STEPS seiner Zeit voraus. Dazu rast der Streifen in einem irren Tempo am Zuschauer vorbei und weiß somit gut zu unterhalten.
Ich habe ihn ja immer als eine Art Mini-NORTH BY NORTHWEST betrachtet und bin froh, dass Hitch sein Konzept dann nochmal überarbeitet und ein Meisterwerk daraus gemacht hat.
Übrigens: ein Hochgenuss, diesen Film im O-Ton zu sehen, denn so bekommt man nicht nur den "heavy-Görman-Accent" von Frau Mannheim mit, sondern auch ein herrlich Schottisch geboten. Wunderbar
6.5/ 10
#244
Geschrieben 03. August 2004, 21:55
Regie: Michael Crichton - CinemaxX Krefeld
Wieder der erste Montag im neuen Monat: Zeit für einen weiteren Film der Klassikerreihe unseres CinemaxX. Diesmal Westworld, den ich bis dato nur einmal vor etlichen Jahren im TV gesehen hatte und damals ganz nett, aber nicht wirklich umwerfend fand.
Anders nach der gestrigen Sichtung. Zwar trug die "Big Screen" natürlich einiges zum "Erlebnis Film" bei, aber auch so muss ich WESTWORLD in jederlei Hinsicht ein gutes bis sehr gutes Zeugnis ausstellen!
So funktioniert der Film sowohl als pessimistischer Kommentar zur Technisierung der Welt wie auch als Sci-Fi-Thriller. Ein Vergnügungspark, in dem der Kunde im wahrsten Sinne des Wortes König ist, ganz nach eigenen Vorlieben. Im Wilden Westen, im alten Rom oder im Mittelalter. Macht, Sex und Gewalt sind garantiert. Realistisch gemacht durch den Einsatz menschenähnlicher Androiden. Doch als denen die Sicherungen durchbrennen ist es vorbei mit dem Spaß und es darf um sein Leben gerannt werden.
Neben Yul Brunner als charismatischer Revolverheldenandroid verblasst die übrige Besetzung, verleiht dem Film jedoch durch glaubwürdige Darstellungen eine gewisse Authenzität, zumal die beiden Protagonisten so gezeichnet wurden, dass sich so ziemlich jeder mit ihnen identifizieren kann.
Formal bestechend ist WESTWORLD zudem von großem archetypischen Charakter und nimmt bereits vorweg wodurch beispielsweise Cameron und McTiernan ihre ersten Lorbeeren einheimsten. Dazu huldigt Crichton Peckinpahs THE WILD BUNCH (USA 1968), indem er die krassen Gewaltdarstellungen genüsslich zelebriert und damit die Anspannung des Finales ankurbelt: die Szenen in den langen Korridoren weit im Untergrund erzeugen durch den Verzicht auf jegliche musikalische Untermalung eine beklemmende Atmosphäre, die durch das Wissen um die Bedrohung, die von den Androiden ausgeht den Puls in ungeahnte Höhen treiben.
Erstaunlich auch mit welcher Konsequenz Crichton seinen Film inszenierte: so bricht er mit den gängigen Konventionen der Hollywood-Großproduktionen, indem er mitten im Film den vermeintlichen "Helden" draufgehen lässt und sich beim Schluss lieber an Spielbergs DUEL (USA 1971) als an dem Gros vergleichbarer Produktionen orientiert.
Bestes Unterhaltungskino, das zudem nachdenkliche Töne anschlägt.
8.5/ 10
#245
Geschrieben 03. August 2004, 22:16
Regie: Michael Moore - CinemaxX Essen
Tut er das? Glaub ich nicht.
Ist eher ein plumper Versuch seiner neuesten Doku ihrer Wirksamkeit zu berauben. Dabei hat die auf mich gar nicht mal so sehr gewirkt. Für einen Moore-Film ungewöhnlich langatmig und stellenweise unerträglich pathetisch.
Dafür liefert er witziges Bildmaterial über den selbsternannten "Warpresident" Bush und nimmt zwei klasse Aktionen in Angriff, indem er im Eiswägelchen vor dem White House den Patriot Act verliest, den anscheinend kaum einer der Abgeordneten kennt. Später versucht er von denselben Leuten deren Kinder für einen Einsatz im Irakkrieg abzuwerben. Das war clever, unterhaltsam und notwendig.
Ansonsten ist's die erwartete Anti-Bush-Kampagne geworden, wobei Moore mitunter etwas zu sehr dem Verschwörungswahn erliegt und spätestens nach fünf Minuten über die Saudi-Connections mit den Bushs verliert auch der aufmerksamste Zuschauer den Überblick. Ärgerlich wurde es, als Moore den Irak (immerhin ein Diktaturstaat!) als heile Welt präsentierte, um einen harten Kontrast zu den darauffolgenden Bildern einschlagender Bomben zu erzeugen. Das war genauso Schwachsinn, wie die Anzettelung des Krieges.
Insgesamt ein zwar ambitioniertes Projekt, in dem Moore erfreulich wenig Selbstdarstellung betreibt, das aber in sich nicht ganz stimmig wirkt und zuweilen im Faktenchaos versinkt.
Klüger bin ich nach FAHRENHEIT 9/11 nicht geworden und an meiner ohnehin feststehenden Meinung über Dabbja hat sich auch nichts geändert. Wieso es dafür den Preis in Cannes gab weiß ich nicht, aber immerhin war ja QT Jurypräsident... ob der Amerika auch hasst?
6/ 10
#246
Geschrieben 10. August 2004, 16:53
Regie: Giuseppe Colizzi - DVD ems
Scheiß Prüfungen, scheiß Wetter, Filmegucken Mangelware.
Gestern abend aber mal Zeit für ein wenig seichte Unterhaltung gefunden und die Himmelhunde in den Player geschmissen.
Wie gewohnt gabs einige Schenkelklopfer, dazu sogar Kinofeeling durch das Scope und irgendwie gefällt mir gerade dieser Film mit jedem Sehen besser.
Auch wenn man die Schnitte sieht (der dt. Fassung fehlen über 15 Minuten), so wirkt alles in sich sehr stimmig und die Aneinanderreihung von Prügelvorwänden bleibt hier aus.
Wie schon beim letzten Spencer/Hill-Eintrag bemerkt wurde ich auch hier sehr stark an das Muster der Bondfilme erinnert, was schon durch die Eröffnungssequenz deutlich wurde. Ohrwurmsong, exotische Schauplätze und Böse, die sich um einen Oberbösen scharen. Die typische Agentenfilmformel halt (die Romanze vom Terence ist wohl bei den Schnitten verloren gegangen ).
Kein Meisterwerk, aber perfektes Unterhaltungskino.
9/ 10
#247
Geschrieben 11. August 2004, 08:52
Regie: John Hughes - DVD Universal
"Yeah, I got a question. Does Barry Manilow know that you raid his wardrobe?"
Dieser Film entwickelt sich noch zu dem von mir am meist gesehensten. Könnte den jeden Tag gucken. Außerdem ist John Bender einer DER Filmcharaktere schlechthin, mein Held!
Hab mir dieses mal Gedanken über den Schluss gemacht, der ja eigentlich mächtig übertrieben und selbst für Hollywoodverhältnisse unrealistisch wirkt. Tja, drauf geschissen. Hughes ist nun mal ein Märchenonkel und bei PLANES, TRAINS & AUTOMOBILES (USA 1987) hat's mich ja auch wenig gestört.
Was gibt's sonst zu sagen? Ist schließlich bereits der dritte Eintrag hier zu diesem Film... mir fällt nix mehr ein, deshalb mal wieder
10/ 10
#248
Geschrieben 12. August 2004, 21:18
Regie: Dennie Gordon - Essener CinemaxX
Erinnert sich noch jemand daran?
Als ich in Erwägung zug mir NEW YORK MINUTE anzusehen wurden bei mir Assoziationen zu einem gewissen Film erweckt, der meine Kinogurke des letztes Jahres darstellte.
Wieso in aller Welt geht der Munsön jetzt in sowas rein mag sich manch einer fragen und das völlig zurecht wohlgemerkt! Heißt es nicht, aus Fehlern lerne man?
Aber der Reihe nach!
Essener Prüfungsamt. Es ist 12.50. Es ist heiß in der Mensa. Ich habe hier gerade in vier Stunden meine 2. Klausur fürs Erste Staatsexamen runtergschrieben. Meine Hand tut weh. Der Kopf ist leer. Ich muss unbedingt ins Kino! Zur Entspannung. Was läuft denn? Nicht viel. Da wäre der Roboterfilm mit Herrn Schmidt. Und da wäre der erste Olsen-Twins-Film, der es in unsere Kinos geschafft hat. Die Wahl ist schwer...
Aber der Reihe nach!
Essener Zentralbibliothek. Es ist 13.30. Ich habe einen Riesenfehler gemacht. Obwohl der Titel "Chronik des Ruhrgebiets" schon böses ahnen ließ beschloss ich endlich dieses Buch für meine anstehende Geschichtsprüfung auszuleihen. Seit einer halben Stunde ist der Kopf leer, jetzt ist auch noch der Rucksack schwer. Ich werde poetisch. Jedenfalls hätte ich mit dem Buch locker jemanden erschlagen können. Ich will nur noch ins Kino! Und zwar schnell! Die schwere Bürde, die auf meinen Schultern lastet macht dies umöglich. Es werden 15 Minten qualvoller Fußmarsch Richtung CinemaxX. Muss davor auch noch zur Uni-Bibliothek.
Um 14.45 befand ich mich dann tatsächlich im Foyer des Essener CinemaxX, dem ich noch vor wenigen Wochen den Boykott angesagt habe. Ich Lusche! ich stehe vorm Monitor über den Kassen. Kino 3: EIN VERRÜCKTER TAG IN NEW YORK. Soll ich es wagen? Der Gedanke daran die Olsens auf der Big Screen bewundern zu dürfen treibt mich voran. Ich stehe an der Kasse. Ich bringe es nicht fertig, den Titel des Films zu äußern und mir kommt nur ein schnelles "Einmal Kino3 " über die Lippen. Der Verkäufer starrt mich an. "Ein verrückter Tag in New York?" Etwas Unglaube spiegelt sich in dessen Visage wider. In Gedanken greife ich nach der Ruhrgebietschronik und haue zu. "Ja" sage ich stattdessen.
Wenig später sitze ich im Kinosaal. Es ist verdammt voll. Shit! Bin mit der einzige männliche Besucher und auch mit der älteste. Wieso sind die nicht im Küblböckfilm? Ich nehme relativ weit vorne Platz, um dem Gekicher der letzten Reihen zu entgehen. Das Publikum erweist sich jedoch als sozial. Da sich das Pubertätsgesocks nicht in den Film verlaufen hat, herrscht eine angenehme Stimmung. Hinter mir erzählen sich kleine Mädchen etwas vom Reiten und das Mitsichführen von Abfallbeutel. Ich bekomme gute Laune. Die Jugend ist doch nicht so verdorben. Vor mir erzählt eine ältere Frau ihren Kindern (etwa 10 und 15) von ihren Kinoerlebnissen. "Kennt ihr Götz George?" vernehme ich von vorne und muss schmunzeln. Auch HAROLD AND MAUDE kennen die Blagen nicht. Mich wundert's nicht.
Mit fünf Minuten Verspätung geht es los. Die Werbung dauert nur deren zehn. Die Rezession zeigt sich überall. Als die Trailer laufen, wird mir wieder bewusst, wo ich mich befinde. In welcher Vorstellung ich sitze. Mit gemischten Gefühlen erwarte ich den Filmstart. Hey! Die Soundanlage funzt diesmal! Das ist erfreulich, zumal bei so einem Film!
Die ersten Szenen sind aber grausam. "Scheiße" denk ich mir. 4€ für'n Arsch. Mary-Kate (oder Ashley?) rennt in nem Uhrwerk rum. Vor ihr tauchen fies grinsende fette Typen auf. Alles dreht sich. Ich will raus!
Es war nur ein Traum! Etwas beruhigt, aber noch sehr skeptisch lehne ich mich im Sessel zurück. Was jetzt kommt hat mich jedoch aus selbigen gehauen. Ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde. Die beiden Zwillinge wachen auf und sind schon morgens so süß, dass mir die Kinnlade runterkippt. Doch gelohnt! denk ich mir in großer Vorfreude auf die kommenden 90 Minuten.
Doch was dann geschah war... ja, ein Wunder! Der Film gefiel mir!!! Und wie! Es war kein reines Begaffe der Olsens, nein, hier bot sich mir GLÄNZENDE Unterhaltung! Formale Kabinettstückchen. Ein Cover vom alten Springsteen-Hit "War" verwöhnte meine Ohren. Wahnsinn! Etwa 60 Minuten lang wurde mir ein Kinofeuerwerk geboten, dem ich nichts als die Höchstnote vergeben konnte. Doch irgendwie ging dem Film dann allmählich das (enorme) Tempo aus und als NEW YORK MINUTE dann auch noch versuchte ernsthafte Töne anzuschlagen und Mary-Kate und Ashley zu schauspielern versuchten, da war es dann doch vorbei mit der Herrlichkeit.
Zwar nicht völlig missraten, aber ob der sehr starken ersten beiden Dritteln des Films war das Finale doch ein wenig enttäuschend (dazu kam auch, dass man den Twins auf einmal meinte einen neuen Look verpassen zu müssen).
Naja, egal. Der Film rockt! DIE Überraschung des Kinojahres. Dabei ist der Film rassistisch, wahnsinnig schlecht gespielt, gegen Ende zuweilen unerträglich kitschig und auch noch Pro-Bush. Ja, ja... aber dafür besticht er auch durch ein perfektes Timing, zahlreiche Brüller und... genau, die Präsenz der Olsens.
Worum geht's eigentlich?
Die Schwestern Jane und Roxy sind wie Feuer und Wasser. Hier die Streberin und Perfektionistin, dort der Heavy Metal-Freak (eine der komischsten Dinge an dem Film ist, dass Mary-Kate ständig im Metallica-Shirt rumläuft, aber ständig für das Mitwirken in ner Ska-Punkband schwärmt). Als sie notgedrungen einen verrückten Tag in New York erleben müssen, erkennen sie, dass sie sich doch lieb haben und am Ende hat jede von ihnen auch noch n Kerl an der Backe.
Es sind die wahnwitzigen Geschehnisse in New York, die den Zuschauer ob es irren Tempos kaum Zeit zum Luftholen lassen. Eine wahre Gagparade inklusive lustiger Running-Gags und herrlichen Slapstickeinlagen plus eine Prise Selbstironie.
Man bekommt von Verfolgungsjagden in Bademänteln, über das schlimmste Klo seit TRAINSPOTTING bis hin zum hässlichsten Hund der Welt so ziemlich alles geboten, was Spaß macht und lustig ist. Mittendrin Eugene Levy als witziger Principal Rooney-Verschnitt aus FERRIS BUELLER'S DAY OFF und Andy Richter, der zwar besser mal beim Conan geblieben wär, aber immerhin einen urkomischen Auftritt als ein in Slo-Mo durch fliegende weiße Tauben watschelnder Chinese hat (aber WER aus der Zielgruppe soll diese Parodie überhaupt verstehen???).
Abschließend noch ein paar Worte zu Publikumsreaktionen. Also zunächst habe ich mich tierisch über den Typen beömmelt, der den Altersschnitt nochmal ordentlich in die Höhe getrieben hat und sich verdächtig weit nach vorne gesetzt hat, so dass ich sicher war, der würde sich vor der Leinwand einen kloppen. Dann saß neben mir ne Mutter mit Kleinkind, die bei jeder auch nur halbwegs witzigen Szene beinahe Zusammengebrochen ist vor Lachen. Da musste ich dann auch immer lachen. Insgesamt aber wie schon angemerkt sehr angenehme Mitgucker!
Unter'm Strich ist NEW YORK MINUTE eigentlich nichts für die angepeilte Zielgruppe, also junge Mädels von 6 bis 12, da ihnen hier in ganz übler Weise sowieso nicht zu erreichende Schönheitsideale suggeriert werden und eingebläut wird, dass langweilige Beaus den Traumtypen darstellen. Klamotten- und Handywahn werden natürlich ebenfalls propagiert und so würde ich der oben beschriebenen Altersgruppe den Film auch nicht unbedingt empfehlen. Pädagogisch nicht wertvoll.
Aber ein sehr sehr schöner Kinobesuch für mich. Bin mal gespannt, ob es noch weitere Leute gibt, die die Olsens süß finden und das auch noch zugeben. Und ob sich noch irgendjemand hier außer mir den Film im Kino geben wird.
29 Punkte (jeweils 10 für Ashley und Mary-Kate plus 9 für den Film)
#249
Geschrieben 13. August 2004, 14:41
Regie: Alex Proyas - Essener CinemaxX
"Kennst du noch Streethawk?"
Ich bin nach NEW YORK MINUTE doch noch in I, ROBOT gegangen, der mir von diversen Leuten ans Herz gelegt wurde und Will Smith seh ich ja auch immer wieder ganz gern.
Ums gleich vorweg zu nehmen: die erste Hälfte Top, die zweite nicht Flop, aber auch nicht mehr Top.
Will Smith überzeugt als altmodischer Technikskeptiker und mit zahlreichen witzigen Sprüchen, die aber teilweise leider unter der Synchro litten. Durch diese Sympathiespritze konnte auch der Narzismus von Smith, überdeutlich in den ersten Bildern des Films zur Schau getragen etwas relativiert werden. Und wer schläft schon mit Mützchen im Bett?
Wie schon bemerkt beginnt I, ROBOT sehr stark, indem er gleich zur Sache kommt, nachdem er den Protagonisten kurz eingeführt hat. Dazu ein überzeugendes Set-Design, das jedoch auch nichts gegen die Präsenz von Smith hat ausrichten können, der sich übrigens dachte, den ID-4-Song-Gag gleich zweimal in diesen Film mit einzubringen, so dass sowohl seine Skepsis, wie auch seine Retterqualität vorab schonmal mehr oder weniger unterschwellig vermittelt werden.
Die ersten 45 Minuten präsentierten Smiths Charakter als eine Art schwarzen Phillip Marlowe des 21. Jahrhunderts, der nach und nach einen Fall aufwickelt und dabei zunehmends in Gefahr gerät, woraus auch der Höhepunkt des Films resultiert: eine wahnwitzige Schlacht im Tunnel, wo Smith aus seinem Audi alles rausholt, was geht (schade, dass die nicht mal Werbespots dieser Art im TV senden). Danach geht's etwas bergab mit dem Film, weil Proyas sich daran erinnert hat, den philosophischen Aspekt der Buchvorlage zu berücksichtigen, woran er kläglich scheitert. Allzu simpel und glatt laufen die letzten 30 Minuten ab. Das Actiongewitter dominiert über die intellekte Komponente des Scripts und die letzte Einstellung, die wohl als Magic Moment gedacht war, wirkte auf mich ziemlich peinlich.
Leider krankt I, ROBOT zudem an krassen Logikfehlern (hierzu sei z.B. besagte Tunnelszene erwähnt, in dem sich komischerweise gerade nur die bekämpfenden Parteien befinden) und unfreiwillig komischen Momente, etwa wenn das weibliche Gegenstück zu Smith sofort an zu heulen fängt, als es sich auf nem Foto sieht (die Frau - keine Ahnung wie die heißt - hat sowieso unter aller Sau gespielt) und später wird dann nochmal kurz geheult und in der nächsten Szene gleich wieder die Coole gemimt. Das muss doch nicht sein! Aber von Proyas, dessen THE CROW ich sowieso unterirdisch finde hatte ich mir sowieso nicht allzu viel erwartet.
So bleibt unter'm Strich nettes Popcornkino mit einem gut aufgelegten Will Smith. Die Grundidee wurde jedoch fahrlässig verschenkt, so dass mir I, ROBOT wie ein zweiter MINORITY REPORT vorkam, der ebenfalls am Schluss versagt hat.
7/ 10
#250
Geschrieben 15. August 2004, 11:33
Regie: Robert Mulligan - DVD Universal
Kann man Filme objektiv beurteilen? Wohl nicht. Aber wenn man es versuchen würde, so müsste man diesen doch als einen bezeichnen, den man doch eigentlich gar nicht schlecht finden KANN!
Dies ist mit Sicherheit einer jener seltenen Glücksfälle des Kinos, den man auch gerne zur Pflicht in den Bildungsinstitutionen auf dem Weg zum Erwachsensein ausschreiben könnte. Einfach erstaunlich, wie gut TO KILL A MOCKINGBIRD ist.
Dabei war ich beim ersten Sehen vor etlichen Jahren sogar etwas enttäuscht, was aber wohl eher daran lag, dass es gemeinhin ja sehr schwer ist, einen Film nach dem vorherigen Genuss der Lektüre als vollkommen gelungen bezeichnen zu können.
Jedenfalls habe ich jetzt rein gar nichts an dem Film bemängeln können, der vor allem durch Gregory Peck als wohl "gutester" Filmcharakter der Filmgeschichte besticht und dem man sich nur zum Vorbild nehmen kann.
Der filmdienst hat dem Film formale Schwächen vorgeworfen, was ich nicht nachvollziehen kann. Aber es geht in diesem Meisterwerk auch gar nicht darum, durch eine schicke Aufmachung zu glänzen, sondern einfach nur darum die Botschaften glaubhaft zu vermitteln und das gelingt ihm hervorragend.
Außerdem können sich nur wenige Filme damit rühmen einen der "Magic Moments" der Kinogeschichte aufweisen zu können: als der Mob Atticus an den Kragen will und die Kinder sich vor ihn stellen: das setzt einem emotional schon arg zu.
Irgendwie ist TO KILL A MOCKINGBIRD die unterhaltsame Version der Bibel mit dem Charakter Atticus Finch als Jesus (man achte nur auf die Szene, in der er Ewell vor Robinsons Haus gegenübersteht!) und den Kindern als Jünger. Mit der Bibel kann man heute ja nur noch wenig Begeisterung auslösen, also plädiere ich dafür, diesen Film zu zeigen. Geht umher und zeiget diesen Film!
10/ 10
#251
Geschrieben 16. August 2004, 12:33
Regie: Quentin Tarantino - DVD BMG
Schon komisch. Bei der ersten Sichtung vor acht Jahren oder so nach der Hälfte ausgemacht, dann drei Jahre später als Meisterwerk befunden. Bestätigt durch die zweite (dritte) Sichtung und jetzt muss ich sagen, dass sich dieser Eindruck bei mir nicht mehr aufrechterhalten lässt.
Ein wirklich guter Film, aber ich denke, dass ich mich zunächst doch hab blenden lassen. Denn so ausgefeilt ist die narrative Struktur überhaupt nicht und wären da nicht Travolta und die schmissigen Songs... vielleicht wäre es die vorerst letzte Sichtung geworden. Denn es ist etwas passiert, was einem 10er Film (nach meinem "Metric System" ) nicht passieren darf: er war stellenweise richtig langweilig. Dass QT ein Faible für überlange Filme hat, ist ja nicht erst durch die Splittung seines letzten Films bekannt und ich werde das Gefühl nicht los, dass der den Schneideraum hasst wie die Pest. Kein Wunder, warum es kaum deleted Scenes zu seinen Filmen gibt
Zu lang war der ganze Butch-Plot und auch zum Schluss wollte die Zeit nicht vergehen. Dafür haben mich die ruhigen Momente im Mia-Plot überhaupt nicht gestört. Das ist immer noch mein Lieblingsteil des Films. Der strunzdumme VV (Travolta), der seinem Tänzerimage mit einer atemberaubenden Szene unter den Klängen Chuck Berrys huldigt ist einer jener Momente, die sich bei mir eingebrannt haben und an denen ich mich nicht satt sehen kann. Wäre ich ein Discogänger und mal so richtig hackedicht: ich würd auch mal so ne Nummer hinlegen.
Dann sind mir noch ein paar Dinge aufgefallen, die mir bisher verborgen blieben. So ist der Dude bereits vier Jahre vor seinem ersten Leinwandauftritt zu sehen, gemimt von Eric Stoltz und ich bin mir doch ziemlich sicher, dass die Coens hier inspiriert wurden (sie geben ja eh freimütig zu, überall zu klauen ). Dazu nahm Pulp Fiction schon einiges vorweg, was QT später dann voll auslebte: das Samuraischwert, die Foxy Force Five... KILL BILL lässt grüßen.
Was mich immer in QTs Filmen gestört hat (und auch in anderen Filmen), sind dessen Auftritte vor der Kamera. Was soll das? Der Typ ist so talentiert wie mein Toaster und dieses coole Hochgeschwindigkeitsgelaber geht mir tierisch auf den Sack. Hatte er in RESERVOIR DOGS noch ein einsehen, indem er schnell abtrat, so muss man ihn hier 15 Minuten ertragen (gut er ist nicht immer im Bild, aber trotzdem) und wie er Jules und VV zur Sau macht: das wirkt so echt wie die Zähne meines Opas.
Tja, was gibt's noch zu sagen? Ach ja: ob es Absicht gewesen ist, dass QT alles so ungemein billig aussehen ließ? Ich denke schon, denn die Perücken von Thurman und Jackson sahen schon extrem cheap aus und der Cab Ride von Butch erinnerte mich sofort an die Cabriofahrten aus den alten Hitchcockfilmen. Auch wenn's n Stilmittel gewesen sein mag: ich fand das dann doch reichlich unpassend, weil es in meinen Augen negativ herausstach.
Ansonsten ist mir zum ersten mal aufgefallen, dass der Tomatenwitz tatsächlich eine Pointe hat, die im Deutschen natürlich nicht rüberkommen kann, aber auch bei der ersten OV-Sichtung hatte ich sie nicht kapiert. Gestern dann endlich schon und ich war ein wenig Stolz auf mich.
Pluspunkte gab's noch für Travolta, Keitel, Buscemi (weil der für jeden Film eine Bereicherung darstellt) und dafür, dass Willis zum ersten mal zeigte, dass er tatsächlich spielen kann. Dazu mal wieder diese grandiose Songcompilation und natürlich besagte Diner-Szene. Somit hat's mir trotz der oben beschriebenen Mängel auch beim dritten (vierten) mal noch gut gefallen. Eine ausgefeilte filmische Analyse überlass ich jetzt mal anderen und vergebe
9/ 10
#252
Geschrieben 17. August 2004, 13:34
Regie: Todd Solondz - VHS
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll!
Todd Solondz, so ist mir zu Ohren gekommen, hasst ja AMERICAN BEAUTY und stellt das Spießbürgertum in Suburbia lieber radikaler und schonungsloser dar. Dazu tiefschwarzer Humor und keine Tabus.
Doch im Gegensatz zu HAPPINESS gelingt es ihm hier m. E. nicht völlig zu überzeugen. Er degradiert seine Charaktere zu Comicfiguren und beraubt ihnen somit ihrer Glaubwürdigkeit. Zudem wirken die Entscheidungen von Dawn oftmals völlig unrealistisch, da mag man noch sehr auf den Habitus des Außenseitertypus pochen. Nein, Solondz hat es übertrieben. Maßlos sogar. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass er seine Filme zur Selbsttherapie benutzt (ich hab mal ein Bild von ihm gesehen und er sieht in der Tat genauso aus, wie die Loser seiner Filme), anstatt ein größeres Anliegen zu verfolgen.
Doch WELCOME TO THE DOLLHOUSE ist kein völlig misslungener Film. Stellenweise urkomisch und teilweise gut gespielt, hat er mich trotz einiger Längen über die volle Distanz bei Laune halten können. Besonders anspruchsvoll empfand ich ihn aber nicht, das hat Solondz in seinem Folgefilm besser gemacht.
5/ 10
#253
Geschrieben 18. August 2004, 15:34
Regie: Stanley Kramer - DVD MGM
Ich bin wahrlich kein Freund von überlangen Filmen und so war die Laufzeit von fast drei Stunden hier auch zunächst etwas einschüchternd. Doch immerhin kannte ich ihn schon von damals und wusste, dass er mir da sehr zugesagt hatte.
Der Film beginnt mit einer langen Overture und macht somit sofort deutlich, dass es sich hier um etwas Großes handelt. Ein Epos, das sich viel Zeit nimmt, um den sehr brisanten Stoff darzulegen.
Umso erstaunlicher, wie schnell Kramer zur Sache kommt. Die Charaktere werden nur kurz eingeführt, so dass man sich bereits sehr rasch im Gerichtssaal befindet, dem Hauptort der Handlung, in dem diejenigen, die dort früher im Namen Hitlers geurteilt haben nun selbst zur Rechenschaft gezogen werden. Die USA klagen vier ehemalige Richter des Dritten Reiches an, die sich keiner Schuld bewusst sind bzw. das Tribunal nicht als rechtsgültig erachten.
Der Prozess erweist sich als hoch emotional, beide Seiten schenken sich nichts. Beide Lager auch getrieben von persönlichen Motiven. Die Duelle zwischen Widmark und Schell sind dramaturgisch perfekt inszeniert und gespielt, zumal sich der Zuschauer schwer auf eine der beiden Seiten schlagen kann: denn beide wissen durch ihre Argumentation zu überzeugen. Bereits recht bald ist man selbst ins Geschehen involviert und wägt die Aussagen von Anklage und Verteidigung gegeneinander ab.
Am Ende bleibt es Spencer Tracy als Judge Haywood überlassen, über den Fall zu urteilen. Dieser muss sich gegebenfalls gegen die Wünsche seiner Vorgesetzten widersetzen, die eine neue Priorität gesetzt haben und Deutschland als Bollwerk gegen den Komminismus errichten wollen.
Stanley Kramer ist m. E. einer der am meisten unterschätzten Filmemacher, hat er in den 50ern und 60ern doch einige Meilensteine des Kinos geschaffen und mit JUDGEMENT AT NUREMBERG sein Meisterwerk abgeliefert. Ein völlig gelungener Film, der unbequem ist, gerade für den deutschen Zuschauer, dazu aber hochspannend und mit einem beispiellosen Darstellerensemble aufwartend. Obwohl es schwierig ist, bei der Beschränkung auf fast einen Schauplatz formal zu glänzen ist die Kameraführung in diesem Film absolut bestechend. Sie erzeugt durch ihre langen, kreisenden Bewegungen eine dichte Atmosphäre und gibt dem Betrachter das Gefühl direkt vor Ort zu sein.
Mein persönlicher Höhepunkt des Films ist der Auftritt Monty Clifts, der kaum widerzuerkennen die Darstellung seines Lebens als debiler Zeuge im Prozess gibt. Eine Szene, die ins Mark geht. Dazu wusste vor allem Burt Lancaster zu überzeugen, der sicherlich nicht schlechter gespielt hat, als Olivier, der zunächst für die Rolle vorgesehen war.
Einziger Kritikpunkt ist die Inkonsequenz hinsichtlich der Sprache der Beteiligten. So sprechen die Angeklagten auch unter sich auf Englisch, dies aber mit einem deutschen Akzent. Was soll das? Auch im Gerichtssaal sprechen die deutschen Zeugen alle perfektes Englisch, haben aber Kopfhörer auf, damit sie eine deutsche Übersetzung der Fragen bekommen. Da hätte Kramer ruhig den für das US-Publikum unbequemeren Weg wählen und notfalls mit Untertiteln arbeiten sollen. Denn so geht leider etwas von der ansonsten starken Wirkung des Films verloren, da dieser Umstand auch der Dramaturgie schadete, etwa wenn Schell und Widmark unter schnellen Schnitten zum Hörer griffen, um die Zeugenaussagen bzw. die Aussagen des Gerichts zu verstehen.
Ansonsten aber ein perfekter Film, der nicht den Fehler macht, Anti-Deutsche Propaganda zu sein, sondern sich intelligent und sachlich mit der Lage des Nachkriegsdeutschland auseinandersetzt und denjenigen, die Schuld tragen auch als diese ausmacht. Dass er zudem die Ostblock-US-Politik hinterfragt und die Frage nach den richtigen Prioritäten stellt, macht ihn nur noch besser.
9.5/ 10
#254
Geschrieben 19. August 2004, 10:14
Regie: Charles Vidor - DVD Columbia
Nach dem nachdenklich stimmenden letzten Film war es an der Zeit für leichtere Kost und da ich GILDA schon ewig nicht mehr gesehen hatte, wurde es auch mal wieder Zeit!
Der Film an sich ist wirklich nicht so besonders: ein schwacher Plot, der viel zu vertrackt ist und unglaubwürdige Wendungen einschlägt und dessen Ende eigentlich nicht ernst gemeint sein kann, nur dass es wohl in der Tat so ist.
Zudem waren die Anleihen an CASABLANCA (USA 1942, Michael Curtiz) zuweilen überdeutlich erkennbar und der blasse Glen Ford wäre mal besser durch Bogey ersetzt worden.
Aber trotzdem ist GILDA sehenswert und das aus einem Grund: Rita Hayworth. Ihre Aura ist schier der Wahnsinn und bereits ihr erster Auftritt raubt nicht nur dem Protagonisten die Sinne. Höhepunkt ist der berühmte Glove-Striptease, eine der erotischsten Szenen der Filmgeschichte und der Beweis dafür, dass das, was heutzutage oft unter Erotik verstanden wird nichts als plumpe Fleischbeschau darstellt.
Obwohl als film noir inszeniert kommt GILDA wenig spannend daher und die Conclusio plus Finale ist ebenso wenig überraschend. Zwar findet man die typischen Zutaten des Genres: den "hard-boiled" Man, die undurchschaubare Schönheit und den ebenso undurchschaubaren Dritten; alle Charaktere sind ambivalent gezeichnet und doch hat der Film auf mich nicht so stimmig gewirkt, wie beispielsweise die Genrebeiträge von Wilder, Hawks oder Lang.
Aber die Hayworth geht einem erstmal nicht mehr aus dem Kopf und ich kann mich nicht entsinnen, wann ich jemals einen (älteren) Film gesehen habe, der so dermaßen von der Präsenz einer Frau dominiert worden ist. Damals hatten Frauen noch Klasse, während sie heutzutage zumeist nichts als tumbe Betthäschen darstellen, die meinen, es durch einen blanken Busen bereits in den Olymp der Filmgöttinnen geschafft zu haben. Pffff....
7.5/ 10
#255
Geschrieben 21. August 2004, 15:41
Regie: Michael Bay - DVD Buena Vista
Es war Donnerstag abend und damit die Nacht vor der Examensmatheklausur. Da war keine Zeit für anspruchsvolle Kost! Ich durchstöberte das Regal und stieß auf meinen Ex-Lieblingsfilm THE ROCK, auf den ich nach Tornhills interessanten Tagebucheintrag eh mal wieder Lust hatte.
So oft ich den Film früher gesehen hatte, es waren seit der letzten Sichtung bestimmt schon einige Jahre vergangen und ich war gespannt, wie ich ihn nach nach meinen heutigen Maßstäben bewerten würde.
Ich bin ja wahrlich kein Freund von der Bruckheimer-Maschinerie und halte Michael Bay für einen der untalentiersten Regisseuren der heutigen Zeit und doch sagen mir ihre frühen Kollaborationen tatsächlich zu. Neben BAD BOYS (USA 1995) ist auch THE ROCK beileibe kein schlechter Film.
Das mag daran liegen, dass man den Krachbummfaktor auf Grund zu einem nach heutigen Maßstäben geringem Budget (THE ROCK spielte 1996 in den USA 130 Mio. $ ein und war ein großer Erfolg; doch heute ist das schon kein Resultat mehr, das einen Film zu Großerfolg katapultiert) noch nicht so hoch hängen konnte und auch das Ausbleiben von CGI-Effekten trägt sein übriges dazu bei, gefällig auf mich zu wirken.
Damit soll aber nicht gesagt werden, es würde in THE ROCK nicht hoch her gehen. Nein, nein... es gibt zwei atemberaubende Actionszenen: in einer fliegt ein Straßenbahnwagon durch die Luft. Umso beachtlicher, bedenkt man, dass es sich hier um echtes Material handelt und nicht um eine PC-Simulation. Und hätte Bay seine hektischen Schnitte und wackligen Bilder ein wenig zurückgeschraubt: die Autoverfolgungsjagd durch San Fransisco hätte selbst die Szenen aus BULLIT (USA 1967) und THE FRENCH CONNECTION (USA 1971) noch getoppt.
Da wären wir auch schon beim Hauptmanko des Films: diese unglaubliche Hektik. Die Inszenierung ist dermaßen holprig geraten und drückt so dermaßen aufs Tempo, dass man zuweilen kaum mitbekommt, was auf dem Schirm vor sich geht. Ich war selten so froh über eine ruhige Szene wie bei THE ROCK. Als Connery seine Filmtochter aufsucht und die Kamera für ein paar Minuten still steht, kann man endlich mal durchschnaufen, zumal Bay von da an keine Gnade mehr walten lässt: bis zum Finale wird es keinen Break mehr geben. Im Eiltempo Richtung Showdown.
Die Story ist in heutigen Zeiten erschreckend brisant und aktuell. Als abwägig kann man sie nicht bezeichnen. Doch bietet sie nur den Vorwand dafür, Connery nach 15 Jahren tatsächlich noch einmal als Bond auftreten zu lassen. Ist es ein Zufall, dass er britischer Agent ist? Dass er genauso charmant rüberkommt, wie damals, als er 007 zur bekanntesten Filmfigur der Welt machte? Nein, das ist Kalkül pur.
Da Connery zu alt ist, um glaubhaft (insofern man bei Bond überhaupt davon sprechen kann) eine Terroristenbande im Alleingang zu beseitigen, stellte man ihm einen Schüler zur Seite, der erst noch zum Mann werden muss. Denn Stanley Goodspeed (Nic Cage) ist ein konservativer Pantoffelheld. Aus Angst vor seiner Freundin lässt er sich die Beatles-LP ins Büro schicken und der Heiratsantrag geht ebenfalls von weiblicher Seite aus. Nein, Stanley ist noch kein richtiger Kerl!
Dazu wird er jedoch recht bald unter John Masons (Connery) Fittiche, der ihm zeigt, wo der Hammer hängt. So dominiert Connery alle Szenen, in denen er zu sehen ist und wirkt neben dem analog zur Inszenierung überdreht spielenden Cage auch als angenehmer Ruhepol. In seiner Mentorfunktion gefällt mir der Schotte hier weitaus besser, als IM NAMEN DER ROSE (GER 1986) und auch wenn er sich beim Gefluche nicht so richtig wohl zu fühlen schien, schien er doch mit Spaß bei der Sache zu sein. Zumal, wenn er in seinen Actionszenen im hohen Alter besser aussieht, als vor 40 Jahren im Smoking.
THE ROCK ist aber auch ein ärgerlicher Film. Um zum Mann zu werden, muss Goodspeed erstmal einen Mann erschossen haben und gibt dabei alles. X-mal ballert er auf den Bösewicht ein und wird von da ab seinen Weg zum Heldentum gehen, bis er am Ende in Slo Mo mit letzter Kraft das Signal geben wird, um die Geiseln auf Alcatraz zu retten.
Naja, damit muss beim Jerry leider immer rechnen, der hier auch zum ersten mal seine später schon obligatorischen Helikopter-vor-Sonnenuntergang-Bilder einstreut. So pompös, wie THE ROCK beginnt, endet er auch. Jeweils in Slo Mo und mit einer gehörigen Portion Pathos. Welcome to Bruckheimer-Land! (hier hätte ich jetzt gerne einen US-Patrioten-Smiley eingesetzt; da es die hier aber nicht gibt, bitte ich den Leser darum, ihn sich hier einfach vorzustellen!)
Pompös ist übrigens auch der Score, den ich zwar für überaus gelungen halte und im CD-Regal stehen habe, der aber leider etwas unglücklich eingesetzt wird, so dass das Geschehen teilweise merklich unter ihm leidet: er übertönt die Akustik einiger Szenen. Das musste doch nicht sein!
Was gibt's sonst noch zu sagen? Ach ja: es ist unglaublich, wen Bruckheimer alles für sein Projekt begeistern konnte! Selbst in kleinsten Nebenrollen ist THE ROCK fantastisch, weil sehr namhaft besetzt! Ich stelle mal die Behauptung auf, dass dieser den am besten besetzten Actionfilm aller Zeiten darstellt (im Übrigen dicht gefolgt von CON AIR (USA 1997), der ebenfalls von Onkel Jerry stammt).
Und meine Bewertung? Nun, die 10 Punkte, die ich ihm vor sieben Jahren wohl noch bescheinigt hätte bekommt er heute nicht mehr von mir. Und in meine heutige Wertung fließt mit Sicherheit auch schon ein wenig Nostalgie mit ein, so dass es noch ganz ganz knappe 7/ 10 geworden sind und ich weiß nicht, ob ich nochmal so lange bis zur nächsten Sichtung warte!
#256
Geschrieben 21. August 2004, 18:53
Regie: Joel & Ethan Coen - CinemaxX Essen
"Ok... was hast du in den Tee getan?"
Freitag Nachmittag. Die letzte Klausur hinter mich gebracht und wieder auf dem Weg ins Kino, wie ich es nach den beiden vorherigen ja auch getan hatte.
Leider war das Angebot gering und so beschloss ich letztendlich doch in THE LADYKILLERS zu gehen, bei dem ich ja eigentlich unbedingt eine OV abwarten wollte (die sich in meiner Nähe aber nicht mehr abzeichnete). Zudem war ich SEHR skeptisch, da der Film größtenteils eher mau bewertet worden war und ich zuletzt bei INTOLERABLE CRUELTY (USA 2003) sogar ausschalten musste.
Als Bewunderer der Coens (so würde ich mich immer noch bezeichnen) musste ich THE LADYKILLERS aber eh auf jeden Fall noch sehen und das natürlich auch auf der Big Screen, nachdem ich die meisten anderen Coen-Filme schon nicht im Kino gesehen hatte.
Und was bin ich positiv überrascht worden! Meine Fresse! Der war wirklich nicht so schlecht, wie ich es befürchtet hatte! Natürlich wird er im Original noch um einiges besser rüberkommen, aber mir hat es gereicht, um ihn noch als gelungenen Beitrag zum Oeuvre der Coens bezeichnen zu können. Um Welten besser, als ihr letzter Film fehlt es ihm zwar auch an Tiefe (da ist gar nix vorhanden), aber dafür ist er herrlich skurril und unterhaltsam. Und vor allem bietet er die beste Kamera, die ich im bisherigen Kinojahr erleben durfte.
Roger Deakins, der Hausfotograf der Coens hat sich selbst übertroffen; so besticht THE LADYKILLERS insbesondere durch seine Bilder zur Eröffnung und zum Abschluss des Films. Einfach klasse!
Dann habe ich natürlich ständig den direkten Vergleich mit dem Original gezogen und nur wenige direkte Zitate ausmachen können. Im Grunde genommen war es nur der Einsatz der Orchestermusik, die gleich war und das Strohhalmziehen. Ansonsten haben die Coens in der Tat kein eins-zu-eins-Remake gedreht, sondern den Stoff relativ frei interpretiert. Was schon bei den Bandenmitgliedern anfängt, die allesamt eingeführt werden und mehr Persönlichkeit besitzen, als die Originalcrew. Allerdings hätten etwas bessere Akteure in diesen Rollen dem Film ganz gut getan. Wie gut hätte er erst werden können, wenn man Buscemi, Goodman und Turturro besetzt hätte!
Vorwerfen kann man den Coens bezüglich der Zusammenstellung der Bande jedoch eine etwas zu starke Forcierung des Skurrilen. Bei der Einführung von Pancake konnte ich beispielsweise nur kurz über das Cameo von Bruce Campbell lachen. Ansonsten war das eigentlich unter dem Niveau der Coens.
Grandios hingegen die Szene im Waffle Hut. Was habe ich gelacht! "Wir brauchen Waffeln. Da ist es was wir brauchen. Waffeln. Bringen Sie uns Waffeln..." Herrlich! Wie das erst im O-Ton wirken muss! Und der Zwist zwischen Gawain und Pancake: ebenfalls herrlich! Da blitzte das große Talent der Coens für das Kreieren irrwitziger Szenen auf!
Dann muss ich natürlich noch auf Hanks zu sprechen kommen, der ja in die übermächtigen Guinness'schen Fußstapfen getreten ist und sich das Original angeblich gar nicht angeschaut hat. Das nehm ich ihm nicht ab, denn zu deutlich kopiert er Sir Alecs Manierismen... und ist dabei leider nur halb so komisch wie dieser. Das lag aber leider auch an Arne Elsholz, bei dem ich partout nicht verstehen kann, wieso der ständig für Leute besetzt wird, dessen Stimmen völlig anders klingen als seine. Tom Hanks, Kevin Kline, Bill Murray... sie alle leiden unter ihm und machen es schwer, sich Filme mit ihnen im Kino anzuschauen. Das ist ein verdammter Jammer, um VV zu zitieren.
Alles in allem ein guter Film, bei dem nicht alle Witze zünden und der auch ein paar Längen hat, sich aber nicht hinter dem Original verstecken muss und die Coens wieder auf dem Weg der Besserung zeigt. Wenn sie jetzt nur wieder auf hochkarätige Darsteller zurückgreifen würden und ihren Geschichten den Anspruch verleihen, den sie in den 90ern auch an sich selbst gestellt hatten, dann ist die Welt für Coenfans wie mich wieder in Ordnung. Formal war das jedenfalls schonmal wie zu "guten alten Zeiten."
7.5/ 10
#257
Geschrieben 21. August 2004, 23:28
Regie: Zack Snyder - DVD Universal
Na das ging ja schnell! Dritte Sichtung innerhalb von vier Monaten Dafür zum ersten mal im DC, von dem ich ja behaupte, dass es sich hier lediglich um eine Maßnahme handelt, den DVD-Verkauf anzukurbeln, denn - mal ehrlich - an Gore ist auch nicht viel mehr zu sehen. Der Film hätte es auch in der "Langfassung" in die Kinos geschafft. Aber immerhin bekommt man auf DVD gleich den DC angeboten, das ist ja auch schon was.
Ich hatte dem Film ja damals die Höchstwertung gegeben, was ich inzwischen (und auch nach der gestrigen Sichtung) revidieren muss! Der Film rockt, aber er ist kein Meisterwerk. Außerdem ist es wohl etwas komisch, wenn gerade ich einen Splatterfilm in den Himmel heben würde
Welche neuen Erkenntnisse habe ich aus dem letzten bzw. ersten Sehen des DC gewonnen? Eigentlich keine, bis auf die Tatsache, dass es einer der kurzweiligsten Filme ist, die ich kenne, denn trotz Kenntnis der Handlung vergeht die Zeit wie im Fluge. Dazu ein Darstellerensemble, das sich auch als solches schimpfen darf und formal... nunja, da sind wir uns hier ja nahezu alle einig, dass dieser Aspekt erstklassig umgesetzt wurde.
Die Opening Credits könnte ich mir zigmal hintereinander anschauen, die Shots aus der Vogelperspektive sind ein Augenschmaus und der Abspann glänzt durch Innovation, einer Sache, die in der heutigen Filmlandschaft selten geworden ist.
Dann mal kurz zu einem Aspekt, den viele bemängelt haben: die Ausarbeitung der Charaktere. Natürlich ist DAWN OF THE DEAD keine Charakterstudie, das war das Original auch nicht (auch wenn es sich mehr Zeit für die Figuren nahm). Aber ich empfinde die Filmfiguren als - besonders für das Genre - sehr glaubhaft gezeichnet. Keine Superhelden, sondern stinknormale Leute, die eine Zewckgemeinschaft im gemeinsamen Kampf ums Überleben bildet. Ganz groß die Szenen mit Ving Rhames, dem man mal richtig ordentliche Dialoge geschrieben hat.
Überhaupt erachte ich diesen Film als absoluten Glücksfall des Genres, das mich sonst nur selten zu begeistern vermag. Ich rechne Zack Snyder dies ganz hoch an, zumal ich mir nicht vorstellen kann, demnächst einen ähnlich gelungenen Horror-/Splatterfilm zu sehen.
Abschließend nochmal speziell zum DC: wieso in aller Welt hat man denn den Schlussgag entfernt??????????????
9/ 10
#258
Geschrieben 22. August 2004, 14:23
Regie: Louis Bunuel - DVD
Hab mich endlich mal dazu durchgerungen, diesen Kurzfilm zu schauen und meine Erwartungen wurden bestätigt: das war nix für mich!
Oberflächlich betrachtet werden einem eine Reihe von Tabubrüchen geboten, verpackt in einem Surrealismus, wogegen selbst Lynchs Filme wie simpel konstruiertes Kino wirkt.
Ich konnte schon mit ERASERHEAD (USA 1980, David Lynch) wenig anfangen und somit wurde ich auch mit Bunuels Experimentalfilm nicht richtig warm.
Diese Art von Kino spricht mich nicht an und deshalb wäre es auch ungerecht, hier eine Bewertung auszusprechen.
Deshalb belasse ich es dabei zu sagen, dass diese Art von Film mir nicht zusagt und ich auf weitere Sichtungen dieser Art gerne verzichte. Immerhin konnte ich mir jetzt ein Bild von dieser Kunstform machen, das ist doch auch schon was!
#259
Geschrieben 23. August 2004, 13:59
Regie: George Stevens - DVD Warner
193 Minuten!!! Sowas liegt mir doch eigentlich überhaupt nicht! Doch da ich den Film neulich günstig erstanden hatte und ihn auch schon einige Jahre nicht mehr gesehen hatte, hab ich mich dann doch rangewagt.
Außerdem lockten Liz Taylor und Jimmy Dean, zwei Ikonen Hollywoods, wie man sie heutzutage vergeblich sucht.
Auch wenn Rock Hudson den Lead gab, beherrschten Dean und Taylor in ihren Szenen die Leinwand und ich hätte mir mehr Szenen zwischen den beiden gewünscht, denn bei den wenigen malen, wo sie zusammen zu sehen sind, platzt das Bild bald vor Charisma.
Die Erzählstruktur des Films ist behäbig; Stevens nimmt sich viel Zeit für die Einführung der Charaktere und für die Präsentation des Lebens auf der Texanischen Rinder-Ranch. Doch gefiel mir die erste Hälfte des Films sogar noch recht gut, was wohl vornehmlich daran lag, dass zahlreiche Reibungspunkte zwischen den Figuren auftraten und man gehörig mit der in die Benedict-Sippe eingeheirateten Taylor mitfühlte (wunderbar hier die Barbeque-Szene, in der sich Taylor am einzigen Grün weit und breit klammerte).
Später nimmt die Geschichte einen ähnlichen Verlauf wie Flemings GONE WITH THE WIND (USA 1939): durch die Kinder rauft man sich zusammen und es kehrt etwas Idylle ein.
Durch Jett Rinks (Dean) Ölfund und plötzlichen Reichtum kippen nicht nur die "Herrschaftsverhältnisse" im Film, sondern auch der Film selbst. Bald sind alle Figuren merklich gealtert und es bahnt sich das an, was kommen muss: die totale "Vergutung" (n besserer bzw. passender Begriff ist mir jetzt nicht eingefallen) von Bick Benedict (Hudson) und seiner Sippe. Der Schluss ist fürchterlich, weil eklig aufdringlich für die Minoritäten und die Kraft der Familie plädierend. Den Begriff "subtil" scheint Stevens nicht zu kennen.
Naja, aber denoch ist GIANT kein schlechter Film, dafür glänzt er zu sehr durch eine Starsammlung, die seinesgleichen sucht. Abgesehen von dem schlechten Alterungs-Make Up wirken die Charaktere glaubhaft und auch wenn die Bezeichnung nicht so ganz passen mag, bekommt man hier eine interessante "Milieustudie" geboten.
Persönliche Glanzpunkte wie gesagt durch Dean, der sich - wie ich meine - auch in seinem dritten Film selbst spielt, was aber völlig ausreicht und jetzt weiß ich endlich, woher J. R. Ewings Name stammt
Anzumerken ist noch der überraschende Verzicht auf Scope, das sich gerade bei diesem Epos hervorragend angeboten hätte (ich mochte es erst gar nicht glauben und hätte die DVD fast gar nicht gekauft, weil ich von einem beschnittenen Format ausging) und die wirklich gute Bildqualität der DVD, die zudem sehr ausführliches Bonusmaterial bietet.
GIANT ist einer jener Filme, die ich mir nur alle Jubeljahre anschauen kann, die es aber wert sind, in einer gut sortierten Filmsammlung zu stehen.
6/ 10
#260
Geschrieben 23. August 2004, 18:35
Nach nem Monat und endlich mal wieder etwas mehr Zeit mal wieder n Update, zumal sich ein wenig was getan hat in meiner Liste.
001. Heat (USA 1995, Michael Mann)
002. Planes, trains & automobiles (USA 1987, John Hughes)
003. The Breakfast Club (USA 1985, John Hughes)
004. Trois couleurs: Rouge (SWI/PL/FRA 1994, K. Kieslowski)
005. The Insider (USA 1999, Michael Mann)
006. Casablanca (USA 1942, Michael Curtiz)
007. Le fabuleux destin d'Amélie Poulain (FRA 2001, J.-P. Jeunet)
008. American Beauty (USA 1999, Sam Mendes)
009. 12 angry Men (USA 1957, Sidney Lumet)
010. Mulholland Dr. (FRA/USA 2001, David Lynch)
011. Lantana (AUS 2001, Ray Lawrence)
012. Wilbur wants to kill himself (DK/SCO 2002, Lone Scherfig)
013. Memento (USA 2000, Christopher Nolan)
014. Barton Fink (USA 1991, Joel Coen)
015. Glengarry Glen Ross (USA 1992, James Foley)
016. Star Wars (USA 1977, George Lucas)
017. Donnie Darko (USA 2001, Richard Kelly)
018. Taxi Driver (USA 1976, Martin Scorsese)
019. Fight Club (USA 1999, David Fincher)
020. The usual Suspects (USA 1995, Bryan Singer)
021. North by Northwest (USA 1959, Alfred Hitchcock)
022. Dead Poets Society (USA 1989, Peter Weir)
023. The Shop around the Corner (USA 1940, Ernst Lubitsch)
024. Matchstick Men (USA 2003, Ridley Scott)
025. Wo hu cang long (HK/TAI 2000, Ang Lee)
026. The Station Agent (USA 2003, Tom McCarthy)
027. Trees Lounge (USA 1996, Steve Buscemi)
028. You can count on me (USA 2000, Kenneth Lonergan)
029. Smoke (USA 1995, Wayne Wang)
030. Italiensk for begyndere (DK 2000, Lone Scherfig)
031. Carlito's Way (USA 1993, Brian De Palma)
032. Clerks USA 1994, Kevin Smith)
033. Ghost World (USA 2001, Terry Zwigoff)
034. The 'burbs (USA 1989, Joe Dante)
035. Living in Oblivion (USA 1994, Tom DiCillo)
036. Apocalypse Now (USA 1979, Francis Ford Coppola)
037. De største helte (DK 1996, Thomas Vinterberg)
038. The Pledge (USA 2001, Sean Penn)
039. Ulee's Gold (USA 1997, Victor Nunez)
040. Reservoir Dogs (USA 1992, Quentin Tarantino)
041. Double Indemnity (USA 1944, Billy Wilder)
042. Ghost Dog: The Way of the Samurai (USA 1999, J. Jarmusch)
043. Leaving Las Vegas (USA 1995, Mike Figgis)
044. Magnolia (USA 1999, Paul Thomas Anderson)
045. Fucking Åmål (SWE 1998, Lukas Moodysson)
046. Elling (NOR 2001, Peter Naess)
047. Whale Rider (NZ 2002, Niki Caro)
048. 25th Hour (USA 2002, Spike Lee)
049. It's a wonderful Life (USA 1946, Frank Capra)
050. Rear Window (USA 1954, Alfred Hitchcock)
051. The Bridge on the River Kwai (USA 1956, David Lean)
052. Love Actually (GB 2003, Richard Curtis)
053. Festen (DK 1997, Thomas Vinterberg)
054. Lilja 4-ever (SWE/DK 2002, Lukas Moodysson)
055. Notorious (USA 1946, Alfred Hitchcock)
056. Vertigo (USA 1958, Alfred Hitchcock)
057. The Big Sleep (USA 1945, Howard Hawks)
058. Paris, Texas (UK/GER 1984, Wim Wenders)
059. Okay (DK 2002, Jesper W. Nielsen)
060. The Straight Story (USA 1999, David Lynch)
061. 8MM (USA 1999, Joel Schumacher)
062. L. A. Confidential (USA 1997, Curtis Hanson)
063. The Treasure of the Sierra Madre (USA 1948, John Huston)
064. In America (USA 2003, Jim Sheridan)
065. Rebecca (USA 1940, Alfred Hitchcock)
066. George Washington (USA 2000, David Gordon Green)
067. Le Trou (FRA 1960, Jacques Becker)
068. Aliens (USA 1986, James Cameron)
069. The African Queen (USA 1951, John Huston)
070. Life as a House (USA 2001, Irwin Winkler)
071. C'era una volta il West (ITA/USA 1969, Sergio Leone)
072. Pulp Fiction (USA 1994, Quentin Tarantino)
073. The Empire strikes back (USA 1979, Irvin Kershner)
074. Return of the Jedi (USA 1983, Richard Marquand)
075. The Return of the King (NZ/USA 2003, Peter Jackson)
076. The two Towers (NZ/USA 2002, Peter Jackson)
077. The Fellowship of the Ring (NZ/USA 2001, Peter Jackson)
078. Muxmäuschenstill (GER 2004, Marcus Mittermeier)
079. Duel (USA 1971, Steven Spielberg)
080. Arlington Road (USA 1999, Mark Pellington)
081. Citizen Kane (USA 1941, Orson Welles)
082. The Graduate (USA 1967, Mike Nichols)
083. The Big Lebowski (USA 1998, Joel Coen)
084. From Here to Eternity (USA 1953, Fred Zinnemann)
085. Bang Boom Bang (GER 1999, Peter Thorwarth)
086. The Hours (USA 2002, Stephen Daldry)
087. Christmas Vacation (USA 1989, Jeremiah Chechik)
088. Hable con ella (SPA 2002, Pedro Almodóvar)
089. Shadow of a Doubt (USA 1942, Alfred Hitchcock)
090. GoodFellas (USA 1990, Martin Scorsese)
091. Inherit the Wind (USA 1959, Stanley Kramer)
092. Se7en (USA 1995, David Fincher)
093. The Truman Show (USA 1998, Peter Weir)
094. The Sure Thing (USA 1985, Rob Reiner)
095. Being John Malkovich (USA 1999, Spike Jonze)
096. The French Connection (USA 1971, William Friedkin)
097. The Remains of the Day (GB 1993, James Ivory)
098. Sen to Chihiro no kamikakushi (JAP 2001, H. Miyazaki)
099. New York Minute (USA 2004, Dennie Gordon)
100. First Blood (USA 1982, Ted Kotcheff)
#261
Geschrieben 24. August 2004, 00:24
Regie: Terry Zwigoff - DVD BMG
Wenn es einen Film gibt, der mir aus der Seele spricht, in den ich sofort versinken kann, dann ist es GHOST WORLD.
Bereits die ersten Minuten entführen den Zuschauer in eine skurrile Welt: es erklingt indische Popmusik aus den 70ern; wir streifen Fenster von Reihenhäusern, in denen der abendliche Alltag unaufgeregt, ja öde wirkend seinen Gang nimmt, immer wieder Zwischenschnitte zu einem zur Musik passenden Videoclip, in dem maskentragende Leute einen irren Tanz aufführen. Irgendwann erreicht die Kamera das Fenster von Enid, die es den Leuten aus dem Video gleichtut. Ein starker Kontrast zu den zuvor erblickten Welten hinter den Fenstern. Hier ist jemand, der anders ist als die anderen. Welcome to GHOST WORLD!
So empfinden Enid und Becca ihre Welt. Alles Idioten, Heuchler, Versager... eine Gesellschaft, mit er sie nichts anfangen können. Sie haben ihre eigenen Normen für eine vorbildliche Gesellschaft geschaffen und setzen ihren Mitbürgern mit Sarkasmus und Geringwertschätzung zu. Auch für bösen Humor sind sie zu haben und verarschen eines Tages einen Typen, der eine Annonce aufgegeben hat, um eine Frau zu treffen, deren Bekanntschaft er einmal gemacht hat.
So lernt Enid Seymour kennen und entdeckt in ihm einen Seelenverwandten. Seymour ist ein Loser und er weiß es auch. "I just can't relate to 99.9% of humanity", sagt er einmal und sehnt sich doch nach einem etwas "normalerem" Leben. Eine Beziehung, das wär schon was!
Als Seymour, dessen einziges Interesse Ragtime-Musik und der Erwerb von LPs dieser Musik darstellt, tatsächlich in einer Beziehung landet, merkt Enid, dass sie selbst etwas für den Loser zu empfinden scheint. Von nun an nehmen die Dinge einen für alle Beteiligten unerwarteten und unerwünschten Lauf...
GHOST WORLD ist stellenweise zum Brüllen komisch. Zum Teil ist er unendlich bedrückend. Dramödie nennt man sowas und doch entspricht dies in keinster Weise dem, was GHOST WORLD wirklich ist. Der Film ist nämlich nicht so leicht einzuordnen. Im Gegenteil: einordnen lässt er sich gar nicht und so ist es einfach etwas, auf das ich ewig gewartet habe, etwas einzigartiges, das so noch nicht dagewesen ist (für mich jedenfalls nicht) und wohl auch nie wieder kommen wird.
Und so flüchte ich mich oft und gerne in den Film und sehe den Charakteren dabei zu, wie sie versuchen, ihr Leben zu gestalten, ihre Ziele zu formulieren und am Ende einsehen müssen, dass für sie vielleicht gar kein Platz in der Welt, in der sie leben vorhanden ist.
Die letzte Szene des Films kann auf vielerlei Art gedeutet, interpretiert werden, aber in ihr liegt unbestritten eine Erkenntnis. Eine Erkenntnis, dass es nicht einfach ist, seinen Weg zu finden. Und manchmal bleibt nur die Flucht, in der Hoffnung, irgendwo etwas besseres zu finden.
Ich sehe in dem Schluss ein Plädoyer für die Courage, diesen Schritt zu gehen.
GHOST WORLD entlarvt die Gesellschaft als vorrangig dämliche 08/15-Typen, als Spießer, als oberflächliche Heuchler, in der der Sarkasmus das einzige Mittel zum Überleben darzustellen scheint und man am besten "anders" ist. Doch erweist sich dieser Eindruck, den der Film zunächst erweckt am Ende als falsch. Denn der Loser ist nicht der wahre Gewinner, er ist immer noch der Loser und die traurige Wahrheit ist, das Anpassung unumgänglich ist. Oder es bleibt nur die Flucht...
GHOST WORLD ist ein Werk, dass gut in den Coenschen Kosmos gepasst hätte, zumindest was den Skurrilitätsfaktor betrifft. Auch der Humor ähnelt denen der Brüder. Die Szenen im Sidewinder Supermarkt sind mit die komischsten, die ich je gesehen habe (wer den ganzen Abspann schaut, bekommt am Ende noch einen netten Gag geboten ) und überhaupt sind alle Locations so ungewöhnlich ausgestattet, so anders und für so witzige Situationen herhaltend, dass es den puren Hochgenuss darstellt.
Somit ist der Film trotz der stark depressiven Note verdammt unterhaltsam und unterstreicht sein Dasein als Unikat dadurch, dass er der Masse wohl kaum zusagen dürfte, die ihn auch wenig verstehen dürfte, hinterfragt er doch alles das, was für die Masse die akzeptierte Norm darstellt.
Ich gehe nicht mit der Masse und da ich den Schritt zur Flucht nicht gewagt habe, verbleibe ich in der GHOST WORLD und lebe eine große Sehnsucht... wie schön, dass es immerhin Autoren und Filmemacher gibt, die dies verstehen.
10/ 10
#262
Geschrieben 25. August 2004, 13:02
Regie: Jim Jarmusch - Astra Theater Essen
Wenn man nicht wüsste, dass es sich hier um Filme handelt, man könnte glatt meinen, alles sei "for real".
Die Gespräche, denen wir in elf Kurzfilmen beiwohnen sind teilweise so pointiert, teilweise aber auch so belanglos, wie man ihnen wohl tagtäglich in irgendwelchen Cafés oder Kneipen lauschen kann.
Somit liegt der Reiz an COFFEE AND CIGARETTES in der fast aufgehobenen Schranke der Fiktionalität. Es ist wie es ist und dafür sorgt eine ausgewogene Mischung von Begegnungen zwischen Personen, die sich mehr oder weniger etwas zu sagen haben, gemeinsam philosophieren oder einfach nur vor sich hinstarren.
Das Bindeglied, der rote Faden, ist durch Coffee and Cigarettes gegeben, auch wenn in einigen Geschichten lieber Tee getrunken wird. Egal. Ist ja eh fast dasselbe.
Da saßen sie nun, elf Paare (Trios), die sich unterhielten und für mich war das stellenweise amüsant, saukomisch, interessant, uninteressant bis langweilig. Die Palette ist groß.
Die beiden Höhepunkte der Filmsammlung sind aber gut verteilt. Gleich zu Beginn bekommen wir STRANGE TO MEET YOU präsentiert. Roberto Benigni meets Steve (Steven!) Wright. Roberto benimmt sich so, wie man es von ihm erwartet. Er ist nervös, zappelig, laut und überaus freundlich. Steve (Steven, please) scheint dagegen etwas abwesend, depressiv. Eine tolle Mischung! Es kommt zum mehrmaligen Rollentausch, bis Roberto am Ende leider gehen muss. Er hat plötzlich einen Zahnarzttermin. Zu schade aber auch!
Gegen Ende trifft sich Alfred Molina mit Steve Coogan: ein wahrer Hochgenuss dabei zuzusehen, wie der arrogante Coogan den jovialen Molina auflaufen lässt, nur um am Ende die Quittung zu bekommen, ganz ohne, dass Molina etwas von seiner Höflichkeit verlieren würde. Eine simple moralische Geschichte, die aber so gut gespielt und pointiert erzählt ist, dass sie den interessantesten Beitrag in Jamrmuschs Oeuvre darstellt.
Es tauchte noch ein dritter Steve auf, Buscemi nämlich, der von Elvis' bösem Zwillingsbruder erzählt; auch die (von mir sowieso erwartete) Mob-Konversation inklusive des heiseren, oberlehrerhaften Bruders, der seinem gehörig auf die Nüsse geht und selbige ungenießbar findet - eine Brüllerszene - ist im Jarmuschschen Programm mit inbegriffen.
Andere Szenen sind durch weniger redselige Typen gekennzeichnet. So haben sich Iggy Pop und Tom Waits reichlich wenig zu sagen und scheinen sich irgendwie unbehaglich zu fühlen; im Film RENEÉ bleibt es dem Zuschauer überlassen, sich die Geschichte zu den Bildern selbst auszumalen.
Entbehrlich in meinen Augen der White Stripes-Beitrag, in dem Jack White ziemlich albern agiert und durch sein affektiertes Spiel wenig überzeugt und auch mit Blanchett vs. Blanchett wurde ich nicht richtig warm.
Ansonsten aber nur sehenswerte Beiträge, von denen ich zum Schluss noch COUSINS? erwähnen möchte, der ein Aufeinandertreffen der Rapper RZA und GZA mit Billy Murray (spielt sich wie die meisten Personen in COFFEE AND CIGARETTES selbst) beschreibt. Murray als Kaffekannensaufender und rauchhustender Kellner Inkognito wird von den beiden Rappern herrlich verarscht und nie war ich für das Nichtsynchronisieren eines Films so dankbar, wie bei diesem Beitrag, der voller Wortwitz ist, etwa wenn die Frage nach der Rechung (Bill) für Bill gestellt wird.
Abschließend muss ich auch noch auf die wirklich vortreffliche Musik hinweisen, die die einzelnen Szenen glänzend unterstützt und besonders ob der kargen Inszenierung stark ins Gewicht fällt.
Es ist schwer, ein Werk zu bewerten, das aus elf voneinender mehr oder weniger unabhängigen Beiträgen besteht und dennoch will es versuchen, wobei der Gesamteindruck ausschlaggebend sein soll. Da dieser deutlich positiv ausfällt, gibt's 8/ 10 Punkten.
#263
Geschrieben 27. August 2004, 12:48
Regie: David Gordon Green - DVD BFI
Worte vermögen die Schönheit und Kraft dieses Filme nicht adäquat wiederzugeben.
Ein Filmwunder!
#264
Geschrieben 27. August 2004, 13:21
Regie: E. B. Clucher - DVD ems
"Wo sind wir denn hier gelandet?" - "Auf nem fliegenden Lokus."
Es gibt vier Spencer-Hill-Filme, die man gesehen haben muss: ZWEI HIMMELHUNDE, ZWEI ASSE, VIER FÄUSTE GEGEN RIO und diesen hier.
Allesamt Klassiker des Blockbusterkinos der 70er und 80er, als Hollywood noch hinter europäischen Produktionen zurückstecken musste.
Bud Spencer und Terence Hill, die stets sich selbst spielten und denen man ihre stete Überlegenheit gegenüber ihren Widersachern vorbehaltlos abkaufte. Superkräfte waren hier nicht im Spiel, nein, die beiden haben's halt einfach drauf!
Und zum dritten Mal verweise ich auf die Parallelen zur Figur James Bond, diesmal wird diese allerdings weniger subtil als zuvor durch den Kakao gezogen. Wieder gibts nen Ohrwurmsong, exotische Schauplätze und die Frauen, wenn sie nicht gerade zur Gegenseite gehören (und dort als fiese Emanzen dargestellt werden) haben sich den Gelüsten des (Super)Mannes zu fügen. Bondland eben.
Diesmal dann aber die volle Dröhnung: ein Blofeldverschnitt namens K-1, der statt fiesguckendem Kater den Columbo-Dackel auf dem Schoss sitzen hat und dessen Schergen mit I LOVE K-1-T-Shirts rumlaufen müssen; Gimmicks wie reißfestes Klopapier und Liebesspray ("Ich brauch das nicht", sagt Hill in dem Wissen, eh längst zum zweiten Bond geworden zu sein und zeigt auf den Dicken "Geben Sie ihm das!"); eine Luxuskarosse mit allerlei Extras, dessen TÜV-Plakette aber abgelaufen ist usw. und so fort.
Selbst der Bond-Score wird verwurstet und bei den Prügelkandidaten hat man sich auch ein wenig mehr Mühe gegeben als sonst. So sind es vier (eigentlich nur drei) Asiaten, die allesamt mit bestimmten Fähigkeiten gesegnet sind, die Spencer im Hotel angreifen. Eine zum Brüllen komische Szene, die ganz nebenbei den asiatischen Kung Fu-Film demontiert.
Standard-Bösewicht Riccardo Pizzuti übertrifft sich diesmal selbst und rennt mit einem Dauer-Bösengrinsen rum: schon fast eine Parodie einer Parodie!
Dann ist mir aufgefallen, dass sich auf der ersten Lokusszene bereits einer der Village-People äh... Piraten aus ZWEI ASSE verirrt hat und diese Szene überhaupt verdammt witzig ist, wie die Leuts voller Kackdruck umhertänzeln
Insgesamt mal wieder bestes Popcornkino mit viel Spaß und Action, zitierwürdigen Dialogen und nach den VIER FÄUSTEN GEGEN RIO endlich wieder mit Hess als Spencersprecher.
8/ 10
#265
Geschrieben 28. August 2004, 00:52
Regie: David Fincher - DVD MAWA
Das Warten auf den Schirm
Ich hatte es mal wieder gewagt, den Bruder darauf anzusprechen, einen Film mitzuschauen, was leider sehr sehr selten passiert und als er im Laufe des Tages einwilligte hatte ich auch schon etwas parat, DAS EXPERIMENT nämlich. Müsste ihm doch eigentlich gefallen.
Dann der Schock: als das DVD-Menü erscheint hör ich "den kenn ich glaub ich schon." Panik ergreift mich. Was nun? Dem Geschmack meines Bruders ist höchst schwierig beizukommen und minutenlang starrte ich auf mein DVD-Regal, suchte verzweifelt nach Ersatz. Mein Bruder guckte derweil Handball. "Guck mal, da ist Kretze!" vernehme ich aus der Ferne, denn meine Gedanken kreisten um meine Sammlung und was ich ihm daraus wohl anbieten könne. Ich kam irgendwann auf SE7EN. Achselzucken bei ihm. Ein ok also und ich war erleichtert.
Musste ihn zwar auf deutsch gucken, aber was tut man nicht alles für ein wenig Zeit miteinander!
Hatte den Film auch schon länger nicht mehr gesehen und meine, seine ganze Klasse auch erst nach dieser Sichtung für mich erschlossen zu haben. Unter dem Thrillergewand steckt nämlich wesentlich mehr als ein ausgekügeltes Drehbuch mit finalem Plottwist: eine pessimistische Bestandsaufnahme der urbanen Gesellschaft.
"Wenn eine Frau vergewaltigt wird und "Hilfe" ruft, kommt niemand, darum wird ihnen beigebracht "Feuer" zu rufen, denn dann kommen sie alle angerannt" sagt Cop Summerset (Freeman zum x-ten mal in der Mentorrolle) während des Films einmal zu Mills. Die für mich erschreckendste Szene aus SE7EN, der dem Zuschauer wahrlich einiges abverlangt, indem er die Ekelschraube stark anzieht (Zusammenzuckszene inklusive - "He's still alive!") und schon im (genialen) Vorspann andeutet, was einen hier erwartet.
Bei David Fincher scheint die Sonne nicht zu existieren; seine Bilder sind von einer Düsternis durchzogen. Elend und die Abgründe der menschlichen Seele sind sein Ding. Happy Endings nicht garantiert (seine gewollte Version von Alien³ wär mal interessant gewesen). Da ich selbst eine große Affinität für Fincherische Wetterverhältnisse habe, fühle ich mich in seiner Welt aber gar nicht so unbehaglich und würde die Stimmung gar als anregend bezeichnen. Zudem kann ich eine gewisse Faszination für die Thematiken Finchers nicht leugnen (das gilt ja auch für Schumachers 8MM, dessen Atmosphäre für mich im Thrillergenre bis heute unerreicht ist). Jeder seiner Filme hat mir bislang gefallen (Alien³ jetzt mal ausgenommen, aber da hat ihm das Studio ja auch ordentlich in die Suppe gespuckt) und auch wenn FIGHT CLUB in meinen Augen noch immer seinen ganz großen Wurf darstellt, ist die Geschichte, die er in SE7EN erzählt als weitaus durchdachter und intelligenter anzusehen.
Formal ist Fincher ja eh eine Bank, doch schafft er es zudem immer wieder, seine Akteure zu Höchstleistungen zu pushen. Pitt war vorher nie besser und nachher nur wieder unter Fincher (FIGHT CLUB). Kevin Spacey als John Doe ebenfalls mit herausragender Performance; Keyser Soze hätte sich vor ihm in die Hose geschissen.
Das Finale ist Gänsehautfeeling pur. Wie dem Zuschauer nach und nach aufgeht, was es mit Does Plan auf sich hat und dabei zusieht, wie Mills mit sich ringt, seinem Zorn nachzugeben (Brad Pitt mit - wie es Herr Kessler immer so schön ausdrückt - ganz großem Tennis) und am Ende - sehr zum Vorteil des Films - das Böse gesiegt hat. Doch ist es so einfach, hier einfach pauschal vom Bösen zu sprechen?
Denn Fincher beweist Klasse, indem er seitens Summerset (ein unbestrittener Sympathieträger des Films, zumindest von mir so empfunden) leises Verständnis für Doe durchschimmern lässt. So ist der Dialog zwischen ihm und Mills in der Kneipe einer der Höhepunkte des Films: eine unbequeme Sequenz, die die Ambitionen Finchers unterstreicht - die Frage nach der Mitschuld jedes Einzelnen am Verfall der Gesellschaft - eines der Leitmotive im Schaffen des Regisseurs.
SE7EN bildet einen (für mich DEN) der Höhepunkte des Genres und ist oft kopiert worden, was seinen Stellenwert nur verdeutlicht. Aber ich habe ihn wohl leider zu früh gesehen, denn mit THE SILENCE OF THE LAMBS (USA 1990, Jonathan Demme) konnte ich danach reichlich wenig anfangen. Und ohne diesen soll es - so ist mir oft zu Ohren gekommen - SE7EN wohl nie gegeben haben. Obwohl er fünf Jahre vor Finchers Film entstanden ist, wirkte er für mich wie ein Abklatsch. Schade. Wäre interessant zu wissen, wie ich zu beiden Filmen stehen würde, hätte ich sie in anderer Reihenfolge gesehen.
So bleibt SE7EN für mich ein Meisterwerk, SILENCE OF THE LAMBS ein Durchschnittsthriller. Lecter - so meine ich - würde/ müsste sich vor Doe verneigen und Jodie Fosters Charakter hätte etwas mehr Ambivalenz auch nicht geschadet.
Naja, egal, will jetzt hier keinen großen Vergleich anstellen und belasse es mal dabei, dass SE7EN auch nach mehrmaligen Sehen nichts von seiner Wirkung auf mich eingebüßt hat - ganz im Gegenteil sogar, hat er mich beeindruckt, wie nie zuvor.
9.5/ 10
#266
Geschrieben 29. August 2004, 09:49
Regie: Jezz Butterworth - DVD Concorde
Klassischer Fall von denkste!
Hatte den Film deutlich besser in Erinnerung. Vor zwei Jahren im Kino gesehen und für gut befunden; gestern allerdings nicht mehr.
Die Story ist schnell erzählt: langweiliger Banker John (blass: Ben Chaplin) bestellt sich übers Internet ne Braut aus Russland. Als er diese (heiß: Nicole Kidman) am Flughafen abholt, stellt diese sich als kettenrauchend, kein Wort-Englisch-sprechend, aber sehr willig heraus. Sehr zum Unmut unseres Orderers, der daheim auch gleich zum Hörer greift, um sie umzutauschen. Nur blöd, dass die Agentur nicht mehr erreichbar ist...
Und als sich John endlich mit Nadja, der Russin engagiert hat (der Sex hat ihn überzeugt und später auch andere ihrer Qualitäten), kommt es Schlag auf Schlag, denn Mathieu Kassovitz und Vincent Cassel (herrlich als abgedrehte Russen) schneien am Geburtstag Nadjas herein und sind nicht nur zum Feiern gekommen...
Das Problem an BIRTHDAY GIRL ist, dass sich der Film nicht für ein Genre entscheiden kann und zu viel auf einmal will. Beginnend als schwarze Komödie, dann zum Road-Movie werdend, danach Thriller bis er zur Romanze verkommt. Das Drehbuch wirkt arg konstruiert; die ständigen Plottwists sind stark unglaubwürdig und Ben Chaplin als Hauptdarsteller war ein Griff ins Klo.
Was BIRTHDAY GIRL aber sehenswert macht ist Nicole Kidman, die wirklich nie so erotisch war, wie in diesem Film und zudem mit einem überzeugenden Russisch besticht (ich kann zwar kein Russisch, aber es hörte sich zumindest sehr glaubwürdig an). Wer sie gern sieht, sollte sich BIRTHDAY GIRL dann auch zumindest einmal gegeben haben.
Ansonsten haben mir noch - wie schon erwähnt - Cassel und Kassovitz gefallen. Ersterer seinem Image als Leinwandrüpel (ich hab ihn bisher jedenfalls nur so gesehen) entsprechend und letzterer endlich mal nicht als Good Guy. Die waren wirklich lustig und wenn ich mir vorstelle, ICH hätte solche Typen auf einmal in der Bude -
Unter'm Strich also keine Empfehlung von mir, es sei denn man sieht Frau Kidman gern. Dann MUSS man BIRTHDAY GIRL sogar gesehen haben!
5/ 10
#267
Geschrieben 29. August 2004, 12:52
Regie: Orson Welles - DVD Arthaus
Ein Film, vor dem man sich nur verneigen kann!
Formal noch immer unerreicht und wenn Welles zu sehen ist, erstarre ich immer vor Ehrfurcht.
Zurecht der Lieblingsfilm der Kritiker und erst die Kenntnis dieses Films qualifiziert einen zum Cineasten, jawohl!
#268
Geschrieben 29. August 2004, 23:54
Regie: Peter Thorwarth - DVD BMG
Schöne Grüße an QT!
In meinem Bekanntenkreis längst zum Kultfilm geworden bietet BANG BOOM BANG all das, was einen Partyfilm ausmacht! Bekiffte Amateurganoven, Ruhrpottprolethen, Gore, Action, Krach, Fußball und ne geile Ficksau (sorry, aber so reden wir im Pott ).
Wer Peter Thorwarth mal gesehen hat (tritt in seinen Film auch immer selbst auf, wobei sein letzter Auftritt wahrlich entbehrlich war, aber irgendwo kann ich ihn verstehen, denn mit Fräulein Lara hätt ich auch mal gern ne (Film)Romanze ), der wundert sich; entspricht er doch so gar nicht dem Bild des Ruhrpottlers. Isser aber. Aus Unna und da spielen auch seine Filme.
Unna ist selbst für den Ruhrpott schäbig und so präsentiert Thorwarth dieses Städtchen am Rande Dortmunds denn auch. Kein Wunder, dass Melanie (Alexandra Neldel ) da raus will. So kitschig ihr Dialog in der Eisdiele mit Andy (Knüfken) auch klingen mag - er trifft es genau. Aber bitte nicht so schnell da raus, denn zuerst will man ja der irrwitzigen Geschichte um Kiffer Keek (Korittke) und den Maniac Kalle (Richter) beiwohnen. Diese erzählt Thorwarth für ein Debütfilm (die Kurzfilme jetzt mal außen vor gelassen) erstaunlich souverän. So verzettelt er sich trotz der Schlag-auf-Schlag ablaufenden Ereignisse nicht und schafft es irgendwie, einem die Ganovenmeute liebevoll zu verkaufen. Zwar wirken einige formale Spielereien etwas aufgesetzt, aber ansonsten ein durch und durch gelungener Film, der zudem das Ruhrpottflair charmant rüberbringen tut.
Ich weiß nicht, ob BANG BOOM BANG für ein bayerisches Publikum funktioniert. Auf jeden Fall hätte er in Bayern angesiedelt nicht funktioniert. Die haben ihre Juck- und Jodelfilme und Ottie Fischer, wir haben Thorwarth! Ich warte auf Nachschub (und vielleicht wieder etwas besser als WNPWPG)!
9/ 10
#269
Geschrieben 31. August 2004, 13:54
Regie: Terence Young - DVD MGM
"Are you looking for shells?" - "No, I'm just looking."
Als Ursula Andress aus dem Wasser steigt geht die Sonne auf und nicht nur Sean Connery ist begeistert. Aber der Reihe nach!
Nach den ganzen Spencer/Hill-Filmen wollte ich dann doch mal wieder mit den richtigen Bonds anfangen und zur Einhaltung der Chronologie war DR. NO (oder James Bond in Jamaica um die Titel der Filme mal dem Niveau der Spencer-Filme anzupassen) als erstes dran. Sowieso ein besonderer Bond, da er den Ruhm der Serie begründete und Sean Connery zum Weltstar machte.
Dabei verzichtete DR. NO noch auf die später schon obligatorischen Bond-Gimmicks und statt eines Songs bekommt man im Vorspann (ebenfalls noch nicht auf dem späterem Niveau der Filme) lediglich das Bond-Thema, das dafür jedoch während des Films klasse zur Geltung kommt. Ich wünschte, man hätte dies beibehalten, aber später hatte Explosionslärm Priorität. Sowas gibt es in DR. NO kaum; anstelle des Actionkinos, wozu die Bondfilme spätestens ab Ende der 60er wurden bekommt man hier noch einen klassischen Agententhriller geboten. Dieser wird geradlinig und spannend erzählt (Höhepunkt: die Spinnenszene) und die Location ist hübsch anzusehen (vor allem, da man sie auch wirklich bewundern kann; später waren es ja nur noch kurze Stippvisiten auf zig Locations pro Film).
Was mir erst jetzt an DR. NO aufgefallen ist, ist die sehr negative Darstellung des Superagenten 007. Dieser ist neben seiner arroganten, machohaften und rassistischen Attitüde auch extrem kaltblütig und wird in einer Szene zum Mörder, als er einen unbewaffneten Gegenspieler erschießt. Ich kann mich nicht entsinnen, dass Bond in einem anderen Film derartig negativ präsentiert wurde und als er nach dem Diner bei Dr. No ordentlich vermöbelt wird, da kam gar ein bisschen Schadenfreude auf.
Bonds Gegenspieler, die ja in fast jedem Film optisch deutlich hervorstechen und nicht selten Züge der Superheldencomic-Schurken annehmen, hinterlässt gleich im ersten Bondabenteuer eine der beeindruckensten Darstellungen der Serie. So wirkt die Ruhe, mit der No Bond auf dessen Provokationen begegnet verdammt bedrohlich und Joseph Wiseman ist keinen Deut schlechter als Gert Froebe, dem gemeinhin beliebtesten Bösewicht der Bondfilme.
Einen bleibenden Eindruck hinterlässt auch Ursula Andress als Honey ("That's an interesting name!") Ryder. Das erste und bis heute beste Bondgirl, das für die damaligen (Bond-)Filmverhältnisse schon erstaunlich emanzipiert war. Zwar klammert sie sich ständig an den Helden, weiß sich aber doch selbst zu Wehr zu setzen, wie aus ihrer Erzählung über die Rache an ihrem Vergewaltiger deutlich wird (selbst Bond ist überrascht - Ryder: "Did I do wrong?" - Bond: "I wouldn't make a habit of it.").
Ansonsten ist Andress natürlich eine Augenweide und es ist eine Schande, dass sie sich erst so spät auszog! Halle Berrys Hommage an sie war im Übrigen mehr als peinlich und hat nachdrücklich die Einmaligkeit Andress' als Bondgirl unterstrichen.
Dies war nun schon die bestimmt fünfte Sichtung von DR. NO und ich muss sagen, dass er mir nie so gut gefallen hat. Die Actionarmut hat mir sehr zugesagt und verhalf dem Film zum Prädikat "sehr spannend", da er hier noch nicht in Over-the-top-Actionsequenzen versank, wie es seit Moores späten Auftritten leider der Fall geworden ist. Ich kann mich auch nicht entsinnen, mich bei einem Bondfilm gleich zweimal so extrem unwohl gefühlt zu haben: einmal bei der Spinnenszene und später als Bond im Röhrensystem festsitzt.
DR. NO hat hohe Maßstäbe für meine folgenden Bondsichtungen gesetzt, die ich heute mit Bond in Russland fortsetzen werde. Dieser markierte eigentlich immer einen meiner Lieblingsbonds, wozu DR. NO nun auch avanciert ist.
9/ 10
#270
Geschrieben 01. September 2004, 18:00
Regie: Terence Young - DVD MGM
"My friends call me Tania." - "My friends call me James Bond."
Argh! Wie peinlich! Im letzten Beitrag als James Bond in Russland angekündigt und er war gar nicht dort! James Bond in der Türkei muss es nämlich richtig heißen!
Nach dem rassistischen nun der frauenfeindliche Bondfilm. Starker Tobak, was hier geboten wird, aber der Reihe nach!
Für den zweiten Teil der Bond-Serie stand auf Grund des großen Erfolgs von DR. NO das doppelte Budget wie zuvor zur Verfügung und so konnte Young es sich erlauben, es mal öfter ordentlich krachen zu lassen. Actionhöhepunkt das Finale auf offener See. Krawumm macht es und das ist so schön choreografiert, dass es nicht weiter stört, dass die Logik hier auf der Strecke blieb.
Was mir auffiel (auch erst bei dieser Sichtung), sind die starken Referenzen an Hitchcocks NORTH BY NORTHWEST (USA 1959). So orientierte sich Young nicht nur bei den Szenen im Zug an diesem Film; auch das Duell Mann gegen Flugobjekt wurde übernommen, wobei man hier schon fast von einer Kopie sprechen kann (immerhin verschweigen die Macher die Parallelen zu Hitch nicht ), so kam mir die Montage dieser Szene sehr bekannt vor!
Naja, der Zweck heiligt die Mittel und immerhin passt diese Sequenz gut in den Film und bietet nach der langen Zugfahrt (eigentlich untypisch für einen Bondfilm, so lange auf so einer - dazu noch sehr begrenzten - Location zu verweilen) mal wieder ein wenig dringend nötige Freiluft-Action. Bei der Explosion des Helikopters haben die Pyrotechniker zudem ganze Arbeit geleistet. Sieht verdammt gut aus!
Das tut im Übrigen auch Daniela Bianchi, die zwar nicht in die übergroßen Fußstapfen von Andress passte, aber dennoch zu den schönsten (und willigsten) Bondgirls zu zählen ist. Sie wird sogar um einiges freizügiger als Honey Ryder in Szene gesetzt: ich war erstaunt, als ich sie im Nachthemd sah, das doch recht wenig verhüllte! Schön, schön!
Überhaupt ist FROM RUSSIA WITH LOVE (Nomen est Omen) einer der freizügigsten Bonds der Serie: von der Kampflesbe, die sich unverfroren an die süße Tatiana ranmacht, über einen angedeuteten flotten Dreier, einem Catfight bis hin zu besagtem Zug-Auftritt von Frau Bianchi ("Will you make love to me all the time?" fragt sie Bond einmal). Meine Fresse, dachte ich mir des Öfteren! Man achte auch auf die Kamera, die immer so positioniert ist, dass sie den Frauen schön in den Ausschnitt schauen kann.
Wie schon erwähnt, werden die Frauen in diesem Bond extrem sexistisch dargestellt. Sie sind entweder aufreizende willige Lustobjekte (die Wandlung von Tatiana ist ein Witz!) oder schäbig aussehenden bösen Überemanzen, die am Ende verdient ins Gras beißen müssen. In einer von Männern dominierten Welt, ist es hier auch nicht anstößig, dass sich zwei Frauen um Männer kloppen, die dabei genüsslich zu sehen und sich in Gedanken einen drauf schrubben ("I wanna see more legs!" soll Young während der Catfight-Szene gesagt haben - der Mann wusste genau, was er wollte! ).
Dafür wurde Bonds im ersten Film noch sehr rüde Darstellung etwas runtergefahren; wahrscheinlich um sich dem Franchise-Erfolg etwas zu beugen. So wird der überwätigte böse Gemüselasterfahrer nicht erschossen, sondern einfach mitgeschleppt und irgendwann ins Meer geschmissen - natürlich nicht, ohne dass sich Bond vorher gewissert hat, ob er denn schwimmen kann. Sein Umgang mit den Frauen wurde allerdings noch machohafter, als in DR. NO, was in einem herzlichen Klaps auf den Hintern von seiner Zugbegleitung kulminierte (immerhin durfte sie ihrem Unmut darüber Luft machen).
Der Film an sich hat mir gut gefallen, allerdings nicht mehr so gut, wie bei den letzten Sichtungen. Da war ich von DR. NO noch zu verwöhnt. Die groß aufgezogene Prügel- und Ballerszene bei den Zigeunern war eher öde denn aufregend und außerdem sah man ob der Dunkelheit kaum etwas. Auch Bonds Aufenthalt in der Türkei zog sich zu lang hin und ohne die ganzen Söhne Kemirs (so hieß er glaub ich) wäre es schnell langweilig geworden.
Erst, als Bond in den Zug steigt, nimmt der Film an Fahrt auf (was für ein Wortspiel! ). Robert Shaw hat mich als Gegner Bonds zwar nicht gerade vom Hocker gerissen, aber der Kampf zwischen den beiden war schon nicht von schlechten Eltern (und fiel für die damalige Zeit verdammt heftig aus!). Die anschließenden Actionsequenzen, in denen 007 gegen böse Flug- und Schwimmobjekte kämpfen muss sind ein würdiger Abschluss des Films, der mir aber etwas kurz vorkam (lag wohl an der Langatmigkeit der ersten Hälfte).
Anzumerken ist noch, dass das Intro ein netter Gag war, indem man das Publikum kurz glauben ließ, Bond sei bereits nach wenigen Minuten ins Jenseits beförert worden und dann ist da noch der erste Auftritt von Blofeld, dem häufigsten Gegenspieler Bonds; hier noch gesichtslos (hätte man mal besser so gelassen, denn besonders Donald Pleasance war nach seinem Auftritt in THE GREAT ESCAPE (USA 1962, John Sturges) eine krasse Fehlbesetzung, aber zu YOU ONLY LIVE TWICE komm ich ja später noch ) und einigermaßen bedrohlich vor allem dadurch, wie sich Finstermiene Klebb vor ihm fast in die Hose scheißt.
Nummer Fünf sah übrigens aus wie Präsident Putin, das war ganz witzig und entzog der Figur leider etwas den nötigen Ernst.
Abschließend noch ein paar Worte zur Inszenierung, die ja immerhin - mit Ausnahme von Ken Adams - mit derselben Crew wie bei DR. NO durchgezogen wurde. Im direkten Vergleich fällt Bond Nr. 2 in meinen Augen etwas ab, was vor allem an der mangelnden pace der ersten Stunden liegt. Zudem ist der Dunkelanteil des Films entschieden zu groß; oft habe ich an HALLOWEEN (USA 1978, John Carpenter) denken müssen, der in dieser Hinsicht noch immer spitze ist.
Dass das Filmteam sich noch etwas am Erfolg vom Vorgänger klammerte, wurde vor allem bei Bonds Ankunft in Istanbul deutlich sichtbar. Hier wird Bonds Eintreffen in Jamaica fast eins-zu-eins kopiert (inklusive Abholservice und Verfolgung) und auch traute man sich noch immer nicht im Vorspann einen Song einzusetzen und beließ es bei Instrumentalmusik. Dafür ist aber immerhin der erste von Maurice Binders sehr chiquen Opening Titles der Serie zu sehen.
Lustig auch, dass man ewig auf Bonds ersten Auftritt warten muss und dieser sich dann nichtmal bei der Arbeit befindet, sondern genüsslich an seiner Fickgelegenheit bastelt und auch keinen Hehl daraus macht, dass für ihn erst gepoppt, dann gearbeitet wird (Bond zu M am Telefon:"I'll be there in an hour!" - Blick auf das halbnackte Fräulein neben ihm - "Make it one and a half!").
Und dann ist da noch Qs erster Auftritt und der erste Einsatz von den berühmten Bond-Gadgets. Als 007 den Superkoffer überreicht bekommt, scheint er sich wie ein kleines Kind zu freuen und setzt später auch brav alle Funktionen, die er bietet ein.
So, ich hoffe, ich habe nichts vergessen und freue mich schon auf die heutige Sichtung von GOLDFINGER aka James Bond in Amerika (wenn ich mich nicht wieder irre), der auch für mich den Höhepunkt der Bondfilme darstellt.
Für FROM RUSSIA WITH LOVE gibt's trotz Absinken in meiner Gunst aber noch lockere
7.5/ 10
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