Nun, jetzt kurz vor Weihnachten, endet sie, die wohl größte filmische Odyssee aller Zeiten. Ein Fantasy-Märchen gespickt mit dramatischen Erlebnissen, spannenden Abenteuern und liebevoller Charaktergestaltung. Das „The End“ nach 200 Minuten Film lesen zu müssen tut weh. Man muss Abschied nehmen von all den liebgewonnenen Freunden und einer Reise in eine andere Welt. Aber alles hat einmal ein Ende.

Frodo (Elijah Wood) leidet immer noch unter der Macht des Rings, wird aber treu von Kamerad Sam (Sean Astin) und dem widerwärtigen Gollum/Smeagol (Andy Serkis) begleitet. Frodo ist weiterhin fest davon entschlossen, den Ring im Schicksalsberg zu vernichten, hat aber manchmal Zweifel. Aber dafür hat er ja Sam, der ihn beruhigt und die Geschichte schön redet. Doch der gerissene Gollum spielt die beiden gegeneinander aus, um Sam zurückzulassen und Frodo heimlich zu töten. Frodo vertraut Sam vorerst nicht mehr und zieht alleine mit Gollum weiter, merkt aber erst in einer Spinnenhöhle, was für eine verlogene Made Gollum eigentlich ist und wie sehr er Sam Unrecht getan hat.
Dabei versuchen Aragorn (Viggo Mortensen), Legolas (Orlando Bloom), Gimli (John Rhys-Davies) und einige andere Menschen und Elben den Widerstand der Orks und böser Kreaturen abzuwehren. Zwar kommt Saruman (Christopher Lee) in diesem Teil wie angekündigt nicht vor (aber sicher in der Extended Edition auf DVD) aber seine Streitkräfte kämpfen weiter. In einer gigantischen, wirklich alles bisher da gewesene in den Schatten stellenden Schlacht Menschen und Elben gegen Orks zeigt die gute Seite rund um Theoden und Aragorn ihren Mut und ihre Tapferkeit. Dabei hilft ihnen auch Gandalf (Ian McKellen), hat aber auch mit den zu neugierigen Hobbits Pippin (Billy Boyd) und Merry (Dominic Monaghan) zu streiten. Doch am Ende treffen alle zusammen und versuchen Frodo den Weg frei zu räumen. Die gewaltigste Schlacht um Mittelerde beginnt.
„Der Herr der Ringe“ ist nun entgültig DIE Fantasy-Filmreihe schlechthin. Keine drei Filme (oder ein großer) haben in diesem Genre je so mitgerissen, begeistert und zum lachen, weinen und nachdenken gebracht. Welcher Teil der beste ist, ist schwer zu sagen, da auch ich zu jenen gehöre die den Herrn der Ringe als Gesamtkunstwerk, ähnlich wie „Der Pate“, bezeichnen. Doch ehrlich muss ich sagen, dass keiner der Filme mich so dermaßen gepackt hat wie „Die Rückkehr des Königs“. Die Schlachtszenen übertreffen alles was man bisher in einem derartigen Film gesehen hat. Millionen und Abermillionen Orks und Menschen treffen aufeinander, bekämpfen sich mit einer Grazie und Opulenz, aber auch roher Härte und Blutrache und das ganze wirkt dermaßen edel, dass man einfach alles um sich herum vergisst.
Beim Herrn der Ringe versinkt man einfach im Film, egal wie „hart“ der Tag auch war. Peter Jackson und Kumpanen ziehen den Zuschauer in eine andere Welt und inszenieren ihre Bilder so deutlich und trotz ihrer Fantasie realistisch, dass man glaubt mittendrin zu sein. Man fiebert mit wenn Frodo vor der Spinne flieht, man bekommt eine Wut im Bauch wenn Gollum wieder mit fiesen Tricks aufwartet um Sam zu ärgern und man spürt einen kalten Schauer auf dem Rücken, wenn die monumentalen Schlachtszenen auf dem Bildschirm flimmern.
Dennoch vergaß Jackson nie die Charaktere. Nachdem mir in „Die zwei Türme“ die Charaktertiefe erst in der Extended Fassung richtig gut gefiel, passt dies hier schon bei der Kinoversion der Rückkehr des Königs. Jede Figur wird genauestens beleuchtet und bekommt einen Ehrenplatz. Der tapfere Sam, der mit sich ringende Frodo, der einzig wahre König Aragorn, der fürsorgliche Gandalf, die für einige lustige Auftritte sorgenden Freunde Legolas und Gimli und so viele mehr reißen in ihren Bann. Hier findet jeder eine Figur mit der er sich identifizieren kann. Und schauspielerisch bringen die meisten, eher unbekannten Mimen großartige Leistungen hervor. Besonders gefallen haben mir hier Viggo Mortensen und Sean Astin. Letzterer hat in bisher keinem Teil so viele verschiedene Gefühle unter einen Hut gebracht wie in „Die Rückkehr des Königs“. Ich habe richtig mit ihm gelitten, als er von Gollum reingelegt und von Frodo missachtet wurde, konnte aber zum Ende hin wieder seinen Stolz und die Tapferkeit bewundern als er Frodo zum Schicksalsberg trug. Ein ausgezeichneter junger Schauspieler! Aber erst Viggo Mortensen! Dass er im dritten Teil die Hauptfigur ist, sagt für Tolkien-Fans schon der Titel des Films. Aber, dass er seiner Rolle so gerecht wird wie hier, hätte ich nie gedacht. Er strahlt eine solche Sympathie und Freundschaftlichkeit aus, aber ebenso den Hochmut eines Königs, den Stolz, den nicht zu bändigenden Mut und das einzigartige Ehrgefühl. Mortensen ist der Star des Films! Aber die anderen Figuren darf man selbstverständlich nicht vernachlässigen. Sowohl die Schauspieler Frodos, Gandalf, Theodens etc. wissen vollends zu überzeugen und spielen mehr als nur solide, wie schon bei den zwei Vorgängerteilen.
Somit bleibt hier ein großes, wirklich unglaublich großes Stück Filmgeschichte auf der Kinorolle. Dass gerade der ehemalige Trash- und Splatterregisseur Peter Jackson ein solches Juwel wie „Der Herr der Ringe“, das als unverfilmbar galt, in so einer Pracht und Opulenz auf die Leinwand packen konnte, hätte ich nie erwartet. Die drei Filme haben eine urige Bildgewalt, edle Optik, wunderschön melancholische Musik, zu Herzen gehend gute Schauspieler und einige der umwerfendsten Kamerafahrten aller Zeiten. So bleibt ein Film, der die Trilogie mit Würde abschließt und mich im Kino begeistert hat, wie zuletzt wohl nur „Kill Bill: Vol. 1“.
10/10 Punkte