I'm so tired of being admired all the time...
#91
Geschrieben 06. Mai 2004, 00:51
Die LAG Film veranstaltet in Würzburg - hauptsächlich für Lehrer, aber auch für Normalsterbliche wie mich - zwei Aufführungen, an denen je vier Filme aus diesem Kanon gezeigt werden. Der erste fand nun am 05.05 statt, dazwischen gab es Diskussionen, unter anderem mit einem Journalisten, der auch für die Bundeszentrale für politische Bildung (wenn ich richtig in Erinnerung habe) arbeitet und bei der Erstellung des Kanons als stiller Beobachter dabei war und so (durchaus kritisch) auch aus dem Nähkästchen bezüglich der Zusammenstellung erzählen konnte. Aber genug davon, nun zu den vier Filmen:
Emil und die Detektive, Deutschland 1931, R: Gerhard Lamrecht: Immer noch ein super Film, der unterhält, Spannung aufbaut und berührt. Ich fand es auch wunderbar, wie begeistert die zahlreichen Kinder im Saal waren, weil vorher und nachher wieder kurz die Diskussion aufkam, ob man mit so alten Schwarz-Weiß-Schinken überhaupt noch Kinder hinter dem Ofen vorlocken kann. Man kann, zumindest die Kinder zwischen 8 und 12. Die stört das rein gar nicht. Ich denke ältere Kinder (14, 15, 16,..) sagen da eher: „Was für ein blöder Schwarz-weiß-Schrott“. Ein super Film, meiner Ansicht nach absolut zu Recht in diesem Kanon und obwohl ich die neuste, moderne Verfilmung des Stoffes, auch nicht schlecht finde, schlägt es die noch einmal um Längen.
Panzerkreuzer Potemkin, UDSSR 1925, R: Sergej M. Eisenstein: Dieser Klassiker wurde in der angeblich, längsten und besten weltweit verfügbaren Fassung gezeigt, die aber immer noch nicht identisch mit der Original Eisenstein - Fassung ist. Man bemüht sich aber wohl weiterhin sehr intensiv, Filmschnipsel in aller Welt aufzuspüren, um irgendwann wieder den ganzen Film zu haben. Nachteil an der gezeigten Fassung war: Zwischentitel nur auf russisch, also ohne deutsche Untertitel, trotzdem verstand ich die Handlung des Films komplett, was ja schon zeigt, wie stark die Bilder des Films wirken. Die Treppensequenz ist natürlich legendär und auch heute phasenweise noch sehr brutal. Ein Film, der auch zeigt, wie leicht man mit den Gefühlen der Zuschauer spielen und diese manipulieren kann. Ein Film, der aber natürlich auch die Geschichte völlig verfälscht, aber so ist halt das Propagandakino. Ein Film, den ich sicher nicht öfter sehen muss, aber dessen Anschauen sich auf jeden Fall gelohnt hat.
Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens, Deutschland 1922, R: Friedrich Wilhelm Murnau: Auch die angeblich längste und beste Fassung weltweit, mit englischen Zwischentiteln, die ich im Gegensatz zum russischen beim Panzerkreuzer wenigstens verstanden habe (auch wenn die manchmal in einer schwer zu lesenden Schrift waren). Genial war vor allem die Live-Musik von Küspert & Kollegen, die den ohnehin schon guten Film noch einmal ganz kräftig aufgewertet hat. Max Schreck ist auch phänomenal, auf jeden Fall ist dieser Vampirfilm der Vampirfilme sehenswert.
To be or not to be, USA 1942, R: Ernst Lubitsch: Das beste zum Schluss, ein Film, der mich absolut begeistert hat, die Chancen hat, in eine Liste meiner absoluten Lieblingsfilme einzudringen und zumindest in der englischen Originalfassung (die gezeigt wurde) so viele lustige Dialoge hatte, dass ich mir nur die wenigsten merken konnte. Da es der imho beste Film des Tages ist, wird er auch mit den meisten Worten gewürdigt:
Schon der Anfang von Ernst Lubitschs „To be or not to be“ zeigt den großartigen Humor des Films. Ein Mann, der ausschaut wie Hitler läuft durch Warschau. Ein Erzähler fragt, was dieser Mann kurz vor dem Kriegsausbruch in Warschau verloren hat. Die Masse stiert ihn an und fragt sich dasselbe. Eine kurze Rückblende klärt die Szenerie auf. Eine polnische Schauspielgruppe plant ein Stück mit dem Namen „Gestapo“, dass sich über Hitler und seine Schergen lustig macht. Doch Schauspieler Bronski (Tom Dugan), der den Hitler spielt, erweitert seine Rolle sehr zum Missfallen von Produzent Dobosh (Charles Halton). Auf den Gruß „Heil Hitler“ antwortet er mit einem „Heil myself“, statt zu schweigen, wie es im Drehbuch steht. Dobosh hat sowieso allerhand an dem Schauspieler Bronski auszusetzen. Er sehe gar nicht aus wie Hitler, sein Spiel von Hitler sei eine Katastrophe. Um seinem Chef das Gegenteil zu beweisen, ging Bronski raus auf die Straße und das ist der Grund, warum Hitler durch Warschau läuft. Aufgelöst wird die Szene durch ein kleines Mädchen, welches zum falschen Hitler rennt. Sie bittet um ein Autogramm, die Warschauer Bürger halten den Atem an, doch da schließt das Mädchen den Satz mit „Mr. Bronski“ ab. Sie hat ihn erkannt.
Nach dieser Einleitung, in welcher der Film schon für zahlreiche Lacher sorgen kann, beginnt die eigentliche Geschichte. Die Stars dieser Schauspieltruppe sind Maria (Carole Lombard) und Joseph Tura (Jack Benny). Aktuell spielt die Truppe um das Ehepaar noch Shakespeares „Hamlet“, doch am nächsten Tag, soll das neue Stück „Gestapo“ Premiere feiern. Doch dazu kommt es nicht. Der näherrückende Krieg sorgt dafür, dass das Stück abgesetzt wird. Die Regierung will Hitler nicht verärgern, es muss weiter „Hamlet“ gespielt werden.
Doch Hauptdarsteller Joseph Tura hat ganz andere Sorgen. Der selbstverliebte Darsteller, der sich für den größten Schauspieler aller Zeiten hält, hat mit seinem Ego zu kämpfen. Genau in dem Moment, wo er zu seinem großen Monolog, mit den Worten „To be or not to be“ ansetzte, stand ein Mann aus dem Publikum auf und verließ den Saal. Doch Stanislav Sobinsky (Robert Stack), jener Mann, der aufstand, meinte dies eigentlich nicht böse. Er hatte nur mit Turas Frau ausgemacht, dass er sich just in diesem Moment mit ihr hinter der Bühne trifft. Was sich wie ein verbotenes Techtelmechtel anhört, ist gar kein richtiges. Sobinsky ist zwar in Maria Tura unsterblich verliebt und glaubt, sie werde ihren Mann für ihn verlassen, doch Maria findet ihn einfach nur nett und will sich mit ihm unterhalten.
Am nächsten Abend erschüttert die Theatergruppe eine noch größere Katastrophe. Mitten im Stück gibt es Luftalarm. Hitler hat Polen überfallen. Joseph macht das zwar recht wenig aus, er ärgert sich vielmehr darüber, dass der gleiche Mann bei den gleichen Worten wieder das Publikum verließ (Sobinsky zog es natürlich wieder hinter die Bühne zu Maria), trotzdem ist das Schauspiel beendet, Warschau gerät unter Bombenbeschuss, ein harter Winter bricht an.
Stanislav Sobinsky ist Flieger und geht nach London, von wo aus, er gegen die Nazis kämpft. Dort trifft er eines Tages auf Professor Siletzsky (Stanley Ridges), der, angeblich im Auftrag der Engländer, nach Warschau reisen will. Er gibt ihm eine Nachricht für Maria mit: „To be or not to be“. Doch als Siletzsky ihm erwidert, dass ihm der Name Maria Tura nichts sagt, wird er misstrauisch. Ein Warschauer der Maria Tura nicht kennt? Das kann nicht sein. Schnell findet er heraus, dass Siletzsky ein Spion ist, unterwegs nach Warschau, um dort dem Gestapochef Erhardt (Sig Ruman) eine Liste mit den Namen aller Warschauer Widerstandskämpfer zu übergeben. Tausende tapfere Männer und Frauen wären dem Tod geweiht. Um dies zu verhindern mogelt sich auch Sobinsky nach Warschau und schafft es zu Maria und Joseph durchzukommen. Die drei fassen einen Plan: Die Schauspielgruppe wird reaktiviert, die Requisite - das Gestapohauptquartier - wieder aufgebaut. Joseph Tura soll Erhardt spielen und Siletzsky empfangen. Diesmal spielt der eitle Narzisst die Rolle seines Lebens. Er spielt um sein Leben und um das von tausenden Menschen. To be or not to be.
Trotz dieser langen Inhaltsangabe ist der Film des aus Deutschland stammenden Regisseurs Ernst Lubitsch damit erst am Anfang. Bis es zum Happy-End kommt, muss die Theatergruppe rund um das Ehepaar Tura noch allerhand überstehen, Joseph muss nach Erhardt auch Siletzsky spielen, sieht sich dabei mit dem echten, dann toten Siletzsky konfrontiert, muss die zwei Siletzskys dem echten Erhardt erklären und auch Bronski muss noch einmal in seine Rolle als Hitler schlüpfen. Allein das dürfte schon zeigen, wie wendungsreich der Film von Lubitsch ist und wie es dem Regisseur gelingt, immer noch eins draufzusetzen und damit die Komik zu steigern.
Das verwunderliche dabei ist, dass der Film schon 1942, also noch mitten im zweiten Weltkrieg entstand. Trotzdem zeigt Lubitsch eine unheimliche Kenntnis der Materie. Es ist natürlich fraglich, ob Lubitsch in Kenntnis der späteren Verwendung der Konzentrationslager (die sog. Endlösung der Judenfrage wurde erst 1942 beschlossen) den ein oder anderen Witz über diese gemacht hätte (Stichwort: Concentration Camp Erhardt), aber das wertet den Film nicht ab. Das Werk des jüdischen Regisseurs Lubitsch ist nämlich nicht nur eine reine Komödie, sondern durchaus eine kritische Auseinandersetzung mit dem Naziregime, halt nur mit den Mitteln der politischen Satire. Es ist die einzige Antwort die der Jude und Filmemacher Lubitsch auf das Regime Hitler geben konnte.
Eine Antwort voll mit schwarzem Humor und Situationskomik. Allein die zahlreichen Running Gags des Films, sorgen schon bei ihrer Andeutung für Lacher des Publikums. Joseph Tura ist zum Beispiel so selbstverliebt, dass er es selbst bei den heiklen Unterhaltungen mit den Nazi-Schergen, bei denen er einer der ihren spielt (Siletzsky oder Erhardt) nicht lassen kann, auf sich selbst, auf Joseph Tura, zu sprechen zu kommen und diesen als „great, great actor“ anzupreisen. Jedes Mal endet dies mit einer Enttäuschung, den keiner kennt Joseph Tura. Den größten Lacher gibt es aber, als er diese Frage zum letzten Mal stellt. Der echte Erhardt, sagt ihm, dass er Tura kenne. Doch als Tura ihm erwartungsvoll und auf das Lob freuend in seine Augen schaut, bekommt er nur zu hören: „Oh,yes, I saw him in Hamlet. What he did to Shakespeare we are doing to Poland.” Einer von zahlreichen gelungenen Running Gags des Films, die aber erst durch das Spiel der hervorragenden Darsteller (allen voran Jack Benny) richtig zünden.
Natürlich geht Lubitsch oftmals an die Grenzen. Wenn zum Beispiel am Ende der falsche Hitler zwei echten deutschen Soldaten befiehlt aus dem Flugzeug zu springen und diese mit einem ergebenen „Heil Hitler“ den Sprung in den Tod sofort und ohne den Befehl zu hinterfragen, ausführen, ist dies für manche vielleicht schon ein Punkt, wo die Komik aufhört und wenn Lubitsch kein Jude wäre, würde man ihm das vielleicht (leider) nicht zugestehen. Doch genau dieser an die Grenzen gehende Witz ist es, der den Film ausmacht. Lubitsch gelingt einfach die perfekte Gratwanderung. Sein Film erheitert den Zuschauer mit Witz und Spott, er erschüttert und ergreift aber auch. Die wenigen Bilder, die Lubitsch von der Not und Zerstörung in Warschau zeigt, wirken da intensiver als bei manch anderen Regisseuren der ganze Film.
Darüber hinaus wird nicht nur der Nazismus, sondern auch der Narzissmus auf die Schippe genommen. Am Ende sind es zwar die Schauspieler, welche es schaffen die Leben der Warschauer Untergrundkämpfer zu retten, doch gerade ihr Star Tura muss bis dahin tief fallen. Der immer nach beifallheischender Mann, dem selbst bei Kriegsausbruch noch seine schauspielerische Leistung wichtiger ist, als der Kriegsbeginn, gefährdet mit seiner Eitelkeit mehr als einmal die ganze Mission. Ein kräftiger Seitenhieb auf die auch zu dieser Zeit schon recht eitlen Schauspieler.
Aus diesem Zusammenspiel zwischen Nazismus und Narzissmus schafft Lubitsch einfach die perfekte Situationskomik. Ganz einfach scheint der Plan der Schauspieler Siletzsky die Papiere mit den Namen der Untergrundkämpfer abzuluchsen, perfekt scheint er zu funktionieren, doch dann kommt Siletzsky darauf zu sprechen, dass er glaubt die bekannte Schauspielerin Maria Tura hätte ein Verhältnis mit dem Soldaten Sobinsky. Sein Gesprächspartner ist der als Erhardt verkleidete Joseph Tura, der so gleich den nächsten Schock bekommt, nachdem er vorher erfahren musste, dass Siletzky den „great, great actor“ Joseph Tura nicht kennt. Situationskomik par excellence und hervorragende Dialoge (zumindest in der englischen Originalfassung, die dieser Besprechung zugrunde liegt) ergeben einen Klasse Film.
Abschließend nur die Worte von Joachim Kaiser aus der Süddeutschen Zeitung, die es so treffend auf den Punkt bringen, dass man es nicht besser ausdrücken kann: „Lubitschs Film »Sein oder Nichtsein« ... ist ein ... Wunder gelungen. Gestapo und Komödie - zwei Substantive, die nichts miteinander zu tun haben, sind im Namen rätselhafter Kunstfertigkeit für 90 Kinominuten zusammengezwungen worden. Größe, das heißt hier: Mut zur Komödie, Besinnung auf die Grenzen des Kinos, Virtuosität und ... Phantasie.
Auf dem Zettel mit drei Kritiken zu dem Film (immer nur kleine Auszüge allerdings), aus dem dieser Auszug aus der SZ ist, war auch eine Kritik aus der FAZ, die recht kritisch war. Da wurde mir völlig unverständlich ausgeführt, dass der Scherz mit dem Bart eines Toten zu weit gehen würde. Zitat: „hier hat der Spaß ein Ende“. Naja, jedem seine Meinung...
#92
Geschrieben 08. Mai 2004, 07:47
Eine schöner Film vom japanischen Regisseur Sabu. Wunderbare schwarze Komik, gepaart mit Spannung und nicht zu aufdringlicher Sozialkritik. Bleibt zu hoffen, dass RapidEyeMovies den Film in Bälde auch auf DVD veröffentlicht und das die nächsten Filme der VOX-Reihe genauso sehenswert werden.
#93
Geschrieben 08. Mai 2004, 19:01
Für einen Würzburger Jura-Studenten, der unaufhaltsam aufs Examen zusteuert ist der Film einfach hin und wieder Pflichtprogramm. So habe ich ihn mal wieder bei ein paar Freunden genossen. Die Anleihen bei Tarantino und Kevin Smith sind zwar offensichtlich, aber das macht nix: Der Film macht einfach immer wieder Spaß: Geile Dialoge, coole Hauptdarsteller, super Nebendarsteller (v.a. Wotan Wilke Möhring und Antonie Monot Jr.) usw. usf. Einfach ein Riesenspaß, den man wie ich mittlerweile weiß, sogar ohne Genuss von Rauschmitteln genießen kann. Komischerweise lacht man da teilweise an ganz anderen Stellen. Schade nur, dass so wenig Szenen aus Würzburg zu sehen sind (Bleibtreu war ja soweit ich weiß kein einziges Mal in Würzburg). Nach dem Ende des Films hat man trotzdem Lust auf ne Gourmet-Pizza und ich habe mir jetzt endlich die DVD gekauft (dann müssen auch keine Freunde mehr so komische SVCD(???)-Kopien anschleppen, obwohl die Quali verdammt gut war, sogar mit Dolby Digital Sound)
#94
Geschrieben 08. Mai 2004, 20:23
Leider schafft es dieser Film nicht an seinen prominenten Vorgänger anzuknüpfen. Die Atmosphäre ist zwar ähnlich gut, Nicholson sowieso, auch wenn dieser Film noch einmal deutlich stärker eine One-Man-Show als „Chinatown“ist, und auch Towne hat sein Gespür für geniale Dialoge ein ums andere Mal unter Beweis gestellt, aber der Film krankt vor allem an einem: An der deutlich niedrigeren Spannung trotz einer ähnlich vertrackten Geschichte wie beim Vorgänger. Grund für den Spannungsabfall: Durch ein viel zu offensichtliches Zitat des Vorgängers, war mir nach ca. zwanzig Minuten (oder wann besagte Szene zu sehen ist), sofort klar, wer Katherine Mulwray ist. So leider insgesamt nur ein durchschnittlicher Film, der zudem schuld daran ist, dass zwei ganz große und produktive Freundschaften (Towne - Nicholson und B. Schneider - Nicholson) zerbrachen.
#95
Geschrieben 09. Mai 2004, 22:18
Achtung. Spoiler Inside. Vorsicht beim Lesen (ist noch mal extra gekennzeichnet)
Ganz sicher nicht Kitanos bester Film, aber ein sehr unterhaltsamer. Eine gute Mischung aus sehr harten Fights (fand ich deutlich brutaler als z.B. in Kill Bill Vol. 1), viel Komik und dazu noch sehr spannend. Grandios fand ich auch die Stepptanzszene am Ende, die doch sehr unerwartet kommt. Die Wendungen in der Story waren auch größtenteils sehr gut, außer [ACHTUNG SPOILER] dass man plötzlich erfuhr, dass Ichi doch sehen kann! Raubte der Figur etwas von ihrer Mystik. [SPOILER-ENDE] Wenn er dann ins Kino kommt und in Würzburg laufen sollte, werde ich wohl trotzdem reingehen. Mal sehen, wie er auf der großen Leinwand wirkt.
#96
Geschrieben 10. Mai 2004, 22:13
So gut ich „Schule“ fand, so schrecklich fand ich den Nachfolger. Belangloses und langweiliges Depressivgerede des Hauptdarstellers in einem Film, der zwar realistische Probleme zeigt, ohne diese aufzubauschen, der aber im Endeffekt einfach loses Stückwerk ist. Alles mögliche aneinandergereiht. Nichts richtig zu Ende gedacht. Das beste waren da noch die Cameo-Auftritte der Schule-Darsteller, allen voran Daniel Brühl als Kiffer auf der Couch in der Ecke. Respekt für jeden, der es schafft diese Qual bis zum Ende durchzuhalten.
#97
Geschrieben 12. Mai 2004, 09:47
Formal ist „Irreversibel“ sicher einer der brillantesten Filme der letzten zehn Jahre. Damit mein ich gar nicht mal so, dass der Film konsequent von Ende bis Anfang, also umgekehrt erzählt wird (sogar der Abspann kommt zu Beginn und läuft von unten nach oben durchs Bild), sondern vor allem die Kameraarbeit und das der Film fast ohne Schnitte auskommt. Es gibt - wenn ich richtig nachgezählt habe - gerade mal 13 Szenen, von denen 11 nur richtig lang sind. Diese gehen teilweise aber über zehn Minuten, was bedeutet, dass alles in den zehn Minuten perfekt passen musste (Schauspieler, Statisten, Kamera, Licht,...) sonst müsste die ganze Szene neu gedreht werden (normalerweise sind solche Szenen ja vielleicht eine Minute lang).
Die Schauspieler sind auch alle Klasse, allen voran Vincent Cassel und Monica Bellucci, denen ja auch viel Freizügigkeit abverlangt wurde, immerhin sind sie doch einen Großteil des Filmes komplett nackt. Die heiß diskutierte neunminütige Vergewaltigungsszene ist natürlich extrem brutal und ich kann jeden verstehen, der da wegschaltet.
Aber: Noe hat sich zwar geschickt um eine Diskussion über die Rechtfertigung von Gewalt gedrückt, kritisiert diese auch wohl eher, aber sein Film hat extrem schwulenfeindliche Tendenzen. Dazu funktioniert durch die umgekehrte Erzählung der Spannungsaufbau nicht richtig, genauer umgekehrt. Die Spannung ist erst richtig hoch und lässt dann langsam nach, so dass sich der Film gegen Ende etwas zieht. Die Szenen der Vorgeschichte wären für sich alleine zwar wohl eher hervorragend, aber durch die hohe Spannung am Anfang folgte dann bei mir so eine Art Warten auf die große Pointe, die es dann nicht gibt (bzw. es kommt zwar noch etwas, doch das war soooo klar, dass man dies nicht als Pointe bezeichnen kann).
Insgesamt bin ich also doch eher enttäuscht worden, von diesem so hochgelobten Film (auch wenn ich diesen nicht schlecht finde).
Danach habe ich mir noch Noés Kurzfilm „Intoxication“ angeschaut. Absolut öde und hat sich mir null erschlossen.
#98
Geschrieben 12. Mai 2004, 20:38
„Die 39 Stufen“ hat eine völlig unglaubwürdige Geschichte. Das Verhalten der Personen ist viel zu wenig nachvollziehbar und knifflige Situationen lösen sich oftmals viel zu einfach auf. Aber trotzdem ist „The 39 Steps“ ein sehenswerter Film, der prächtig unterhält, spannend ist und zwei großartige Hauptdarsteller hat, die sich fast so wunderschön zoffen, wie es die Hauptdarsteller einiger Screwball-Komödien tun. Es geht die ganze Zeit Schlag auf Schlag, der Hauptcharakter fällt von einer Gefahr in die nächste und der Film ist dadurch spannend und eine gelungene Unterhaltung.
#99
Geschrieben 13. Mai 2004, 12:15
Es ist doch schon einige Jahre her gewesen, dass ich den Film „14 Tage lebenslänglich“ gesehen habe und ich hatte ihn hervorragend in Erinnerung. So kann man sich täuschen. Nicht, dass der Film jetzt schlecht ist, aber er weist gegen Ende zahlreiche eklatante Schwächen auf. Viel zu schnell wird der Ausbruch und die Aufklärung der Unschuld des Protagonisten abgehandelt. Der zweite nachgeschobene Showdown ist völlig unnötig. Die Liebe der Psychiaterin zu dem Yuppie-Anwalt (dessen Wandlung auch etwas zu glatt verläuft) kommt zu plötzlich und sie riskiert für diese Liebe unerklärlich viel. Immerhin setzt sie nicht nur ihren Beruf, sondern ihre ganze Existenz aufs Spiel, in dem sie dem Anwalt und zwei (immerhin schuldigen) Schwerverbrechern zur Flucht verhilft. Trotzdem halte ich den Film nach wie vor für sehenswert. Die Darsteller sind hervorragend, die ersten zwei Drittel des Films wissen vollauf zu begeistern.
#100
Geschrieben 14. Mai 2004, 13:54
Immer wieder sehenswert, das Gespann Redford und Newman, wenn auch hier nicht ganz so stark wie in „Der Clou“, der mir insgesamt noch einen Tick besser gefällt und zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Aber auch dieser Film ist voll von Highlights: Die lange, aber nicht langweilige, Verfolgungsjagd, Burt Bacharachs Musik, vor allem natürlich „Raindrops Keep Falling on My Head“, Anfang und Ende (vor allem dieses) und fast alles mittendrin. Es gibt zwar sicher bessere und spannendere Western, aber kaum welche, die so leicht und locker unterhalten wie dieser Spätwestern. Könnte ich mir immer und immer wieder anschauen.
#101
Geschrieben 18. Mai 2004, 08:35
Eine große Enttäuschung dieser „Klassiker“. Der Film langweilt extrem und kann kaum etwas aus seiner Story herausholen. Der Film ist die meiste Zeit weder romantisch noch komisch. Die wenigen Witze bestehen meistens einzig und allein aus dem Ausschlachten von Klischees über Iren und Dorfbewohner. Das schlimme ist: Wenn man denkt den Film überstanden zu haben, weil alles nach dem logischen Happy-End aussieht, hat man erst die Hälfte hinter sich, da noch einmal eine ganz Story angehängt wird. Einzig die kratzbürstige Maureen O’Hara wusste mir zu gefallen, doch irgendwie wurde ihre Rolle viel zu sehr in die Ecke gedrängt. Selbst die Naturaufnahmen kann man nur als durchwachsen bezeichnen. Hier gibt es zwar ein paar schöne Bilder, aber man erkennt auch oft, dass da nur (billig aussehendes) Pappmaschee im Hintergrund der Darsteller ist.
#102
Geschrieben 23. Mai 2004, 15:09
Nachdem ich die letzten Tage etwas faul bezüglich meines Filmtagebuchs war, muss ich mal noch zwei Filme nachtragen. Der erste von beiden ist Dogma. Von mal zu mal gefällt mir der Film besser. Beim ersten Mal sehen fand ich ihn zwar schon ganz o.k., doch konnte den großen Hype, der um den Film gemacht wird nicht ganz nachvollziehen. Mittlerweile lache ich mich jedes Mal halb schlapp. Zahlreiche gelungene Gags und Filmzitate bis hin zu „Karate Kid“ machen den Film zu einem Genuss. Dazu kommt die schöne Kirchenkritik. Schön auch, dass man seit Dogma Bud Cort, wenigstens hin und wieder mal in einer kleinen Rolle sieht. Ich freue mich schon aufs nächste Mal mit Buddy Christ.
#103
Geschrieben 23. Mai 2004, 15:22
Der zweite Film, den ich hiermit jetzt noch nachtrage, hat mich etwas von den Socken gehauen. Wie viele groteske Möglichkeiten für Tötungsszenen kann sich denn ein Mensch ausdenken? Deutlich mehr als ich dachte, denn Takashi Miikes Fudoh ist voll solcher Szenen, die sich an Skurrilität gegenseitig überbieten. Die Gifttötungsszene zu Beginn im Auto, bei welcher der Polizist, der die Autotür öffnet, von dem Blut aus dem Auto herausgespült wird, ist ein solches Highlight. Das schärfste ist natürlich aber das Vagina Blasrohr. So habe ich mich bestens unterhalten bei dem Film und fand es nur schade, dass das Ende so offen ist.
#104
Geschrieben 24. Mai 2004, 23:07
Obwohl „The Others“ eine perfekte Ausgangsposition für Gruseln und Hochspannung hat (das immerzu dunkle Haus) war ich zu Beginn skeptisch. Nicht unbedingt wegen des extrem ruhigen Beginns, sondern wegen der auf den ersten Blick nicht richtig vorhandenen Geschichte. Doch ganz langsam und unheimlich, nehmen einen die Geschichte und Dank der absolut hervorragenden Darsteller auch die Charaktere immer mehr gefangen. Die ganz großen Shockmomente, die ich mir doch erhofft hatte, bleiben zwar weitestgehend aus, dafür besticht der Film mit einer ungewöhnlichen Geschichte, die ohne Action auskommt und sich nur seinen Protagonisten widmet und einem genialen Ende, das mich völlig überrascht und von den Socken gehauen hat. Schade nur, dass der Film bei einem zweiten Sehen wahrscheinlich nicht ganz so stark wirken wird. Fazit: Ein guter Film, der insgesamt vielleicht kleine Längen hat und dem zur ganz großen Klasse doch das kleine letzte Bisschen fehlt, aber der allemal sehenswert ist. Ich habe es zumindest nicht bereut.
#105
Geschrieben 26. Mai 2004, 10:46
Der Bruder von Nicolas Cage, Christopher Coppola hat mit „G-Men from Hell“ eine Verfilmung eines mir unbekannten, angeblichen Cult-Comic, abgeliefert. Der Film, dem man sein geringes Budget jederzeit anmerkt, hätte sicher das Potential zu einem Geheimtipp im Trash-Bereich. Doch er schafft es nicht, dieses Potential zu nützen. Die kernigen One-Liner von William Forsythe und Gary Busey sind zwar zum Teil gut, kommen aber viel zu selten. Dazu leidet der Film sehr darunter, dass man scheinbar versucht hat, über den fehlenden Storyverlauf dadurch hinwegzutäuschen, dass man einen skurrilen Charakter nach dem anderen mal auftauchen lässt. Ich kenne die Comics nicht, aber mich beschlich der Eindruck, dass man alle Charaktere, die in den Comics mal vorkommen, unbedingt in den einen Film einbauen wollte. Schade und dabei hatte ich mal wieder richtig Lust auf Trash. Das nächste Mal verlasse ich mich doch auf altbekanntes und lege „Black Mask“ ein. Der bietet zusätzlich ja auch noch Martial Arts.
Korrektur auch noch zu meinem vorherigen Eintrag: The Others habe ich am 24.05.04 gesehen!
#106
Geschrieben 27. Mai 2004, 16:25
Das erste Mal, dass ich diesen wunderbaren Film jetzt auf DVD gesehen habe (davor immer nur im TV bzw. meine TV-Aufnahme auf VHS). Das erste Mal auf DVD hatte was negatives. Denn entweder man schaut den Film komplett untertitelt (wenn man die englische Tonspur will, bleibt bei der Kinowelt-DVD keine andere Möglichkeit) oder gar nicht untertitelt. Das erste ist natürlich nicht das wahre, das zweite allerdings auch nicht. Den leider sind die Dialoge mit dem Eisverkäufer, der nur französisch spricht, nicht untertitelt. Ich kann aber so gut wie kein Brocken Französisch und dabei gibt es bei diesen Dialogen zahlreiche hochwitzige Stellen. Bei meiner TV-Aufnahme waren bei jenen Dialogen die Sätze des Eisverkäufers untertitelt. Das war deutlich besser. Am optimalsten wäre es übrigens, wenn man die Option hätte, die Sätze des Eisverkäufers plus die Songtexte des Soundtracks von RZA zu untertiteln, denn diese haben oftmals einen sehr starken Bezug zum Film (vor allem als Ghost Dog mit dem Auto durch die Nacht fährt) und sind bei einmal hören nur schwer zu verstehen. Viel Geschwafel rund um die DVD, trotzdem ein wunderbarer Film.
#107
Geschrieben 03. Juni 2004, 13:55
So nach einer knappen Woche in Berlin, in der ich keinen Film gesehen habe (wenn man mal von den ersten sehr guten dreißig Minuten von „This is spinal tap“ absieht, was aber nachts um halb vier stattfand und wo ich unmöglich die Augen offen halten konnte) habe ich nun mal wieder einen Film gesehen. Einen kleinen, aber feinen aus dem hohen Norden. „Flickering Lights“ hat zwar deutliche Anleihen bei Quentin Tarantino und auch die Verwandtschaft zu „In China essen sie Hunde“ (der Drehbuchautor dieses Films führt bei Flickering Lights auch Regie) ist zu spüren, aber trotzdem ist der Film kein Neuaufguss seiner Vorbilder. Stattdessen ist es eine schöne ironische Geschichte, um vier Gangster, die zu Beginn mehr oder weniger gerne, ehrlich werden wollen, was ihnen aber gar nicht so schwer fällt. Viele sehr schöne Szenen und viel Witz machen den Film sehenswert. Da stört es kaum, dass es doch ein paar Längen gibt und die Darstellung des Landvolkes doch etwas klischeehaft ausfällt (daraus zieht der Film aber einige gute Witze). Kann ich auf jeden Fall weiterempfehlen.
#108
Geschrieben 04. Juni 2004, 17:18
Ein sehr interessanter Film, den ich mir da angeschaut habe. Ist völlig anders als ich erwartet habe, verlaufen. Ein ganz ruhiger Film - gegen Ende auch etwas zu ruhig und langgezogen - mit einem interessanten Thema: Wie würde man handeln, wenn man wüsste, dass man in zwölf Stunden von dem (weiblichen) Tod geholt wird? Interessant bei diesem Film ist es, dass erst das Handeln des Protagonisten, welches von dieser Nachricht bestimmt wird, dann wirklich zu seinem Tod führt. In manchen Szenen driftet mir der Film aber auch etwas zu stark ab. Wenn Mira Sorvino nicht mehr nur den Tod spielt, sondern am Ende auch noch einen Mann namens Jean, dann hat das zwar seinen Sinn für den Film, das Schauspiel von Frau Sorvino wirkt aber irgendwie sehr gezwungen. Wie sie da breitbeinig rumstapft und betont männlich wirken will, ist das für mich eher lächerlich. Insgesamt habe ich das Anschauen nicht bereut (auch wenn ich eher Lust auf einen Nobrainer hatte und dann doch ein Film kam, der die Gehirnzellen beansprucht), aber den Film als gut bezeichnen, so weit will ich dann doch noch nicht gehen.
#109
Geschrieben 05. Juni 2004, 08:14
Es gibt Filme, in die verliebt man sich schon beim ersten ansehen. „Dolls“ war bei mir solch ein Film. Kitano führt hier zwar ausnahmsweise mal nur Regie und spielt nicht selbst mit, doch das tut der Qualität des Films keinen Abbruch (ganz im Gegenteil, wobei ich ihn mir auch gut als Gangster in Episode 2 hätte vorstellen können). Ein Film, der nicht nur Bilder von wunderbarer Schönheit hat, sondern auch drei berührende Geschichten über unendliche Liebe bietet. Vor allem die erste Geschichte, die alle umspannt und den ganzen Film über immer wieder aufgegriffen wird, hat mich zutiefst berührt. Gerade durch die Erkenntnisse gegen Ende über diese Beziehung bekommt die Geschichte eine noch größere Dramatik. Einfach wunderbar, Kitano sollte noch mehr diese schönen poetischen Streifen drehen, wobei ich auch seine Yakuza-Filme (und auch Zatoichi) sehr mag.
Ein Dank auch an Sunfilm für die gelungene DVD-Veröffentlichung!
#110
Geschrieben 05. Juni 2004, 11:54
Der High-Speed-Beginn ist furios, doch danach beweist Takashi Miike, dass er auch ruhige Töne anschlagen kann und präsentiert einen Cop-gegen-Gangster-Thriller, der nicht dem üblichen Storyverlauf der meisten Filme dieser Art entspricht. Durch die familiären Probleme auf beiden Seiten werden die Grenzen zwischen Gut und Böse schnell unklar. Das Ende sprengt dann natürlich jede Grenzen, kommt völlig unerwartet, ist völlig grotesk, aber ich finde es jedes Mal richtig gut.
#111
Geschrieben 05. Juni 2004, 18:08
Ein bisschen ein Film mit verschenkten Möglichkeiten, was aber nicht bedeutet, dass „Red River“ schlecht ist. Der Anfang ist aber etwas zu lang geraten (immerhin hat man den Aufbau der Rinderzucht komplett übersprungen) und am Ende kommt es doch zu ein paar ärgerlichen Vorfällen. Der Konflikt zwischen Cherry und Matt, der sich lange anbahnt, ist plötzlich völlig weg, ohne das hier etwas näher ausgeführt wird. Das Ende ist zwar absehbar und so wie erwartet, aber insgesamt doch irgendwie Schwachsinn. Da erschießt Hauptcharakter Tom noch schnell mal Matts neuen Freund Cherry, um dann anschließend festzustellen, dass sein Streit mit Matt ja völlig unnötig ist und beide wieder gute Freunde werden sollten. Das Cherry tot im Staub liegt, interessiert da dann auch keinen mehr. Trotz dieser Kritikpunkte, hat mir „Red River“ aber insgesamt gefallen. Das liegt gar nicht mal so sehr daran, dass die ganzen Aufnahmen der Rinderherde und des Tracks hervorragend in Szene gesetzt wurden, sondern an dem doch fast nur auf psychologischer Ebene stattfindenden Duell zwischen Tom und seinem Ziehsohn Matt. Die Entwicklung, während der Matt immer mehr die Methoden seines Vaters in Frage stellt bis er sich schließlich gegen ihn stellt, wird sehr gut vorgetragen, genauso wie es John Wayne schafft die Sturheit seines Charakters glaubhaft zu vermitteln. Ergo: Ein guter Film mit längen zu Beginn und Schwächen am Ende.
#112
Geschrieben 06. Juni 2004, 14:39
Gefällt mir noch einen Tick besser als der erste Teil. Auch wenn Takashi Miike hier schon viel früher ähnliche Geschütze wie am Ende des ersten Teils auffährt (Backsteinszene zum Beispiel). Der Film hat einen deutlich optimistischeren Ton als der erste Teil. Da sind zum einen viele helle Bilder, dann lachen die Figuren gerade in der ersten Hälfte viel. Sho Aikawas Charakter ist ein flippiger Typ, der auch viel Humor versprüht, die Nebencharaktere mit denen er kommuniziert (Zauberer und Tunte) sorgen auch für humoristische Einlagen. Sogar Riki Takeuchi lacht mal. Der Film ist teilweise sogar sehr ruhig, gerade der Teil auf der Insel mit Fußball und Theater fällt darunter. Dieser Teil hat mich sofort an „Sonatine“ (siehe Eintrag hier von Takeshi Kitano erinnert und ist ähnlich schön. Aber auch in „Dead or Alive 2“ wird es später wieder härter und auch hier zeigt der Regisseur Können. Einziger „Schwachpunkt“ im Gegensatz zum ersten Teil: Die Kameraarbeit ist nicht ganz so hervorragend!
#113
Geschrieben 07. Juni 2004, 18:27
Eine hervorragende Dokumentation von Herlinde Koelbl, die zu keinem Zeitpunkt zu einer Selbstinszenierung des umstrittenen Autors Benjamin von Stuckrad-Barre wird oder zu einer reinen PR-Maschine für das neue Buch. Stattdessen ist der Film ein hautnahes und erschütterndes Portrait eines Menschen, der kurz vor dem Abgrund stand (Drogensucht, Depressionen und Bulimie) und gerade so noch die Kurve bekommen hat, wohl auch Dank des Films und vor allem Dank Udo Lindenberg. Koelbl hält sich erfreulicherweise dabei aber sehr zurück und ist dabei gleichermaßen distanziert, wie mittendrin. Am interessantesten fand ich es, dass alle seine Probleme eigentlich mit der Einsamkeit zusammenhingen, über die er ja auch so vortrefflich schreiben konnte. Als er noch im Elternhaus lebte, hatte er seine Probleme nicht, erst mit dem Auszug und dem Alleinleben trat alles auf, jetzt hat er den Absprung auch nur geschafft, weil er einer Zweier-WG wohnt und jemanden zum reden hat. Man sieht es auch an den Versuchen aus der Einsamkeit auszubrechen von denen er schildert, sei es mit Prostituierten oder mit Anke Engelke (die sehr, sehr schlecht in diesem Film wegkommt). Fand ich in höchstem Maße sehenswert.
#114
Geschrieben 08. Juni 2004, 17:32
Die Kameraführung von Bill Pope ist es vor allem die großen Anteil daran hat, dass „Bound“ aus der Masse der Thriller heraussticht. Mehr als einmal überrascht der Film mit gelungenen Kameraeinstellungen und -fahrten und hat hier seine größten Stärken. Es ist aber nicht die einzige. Die Story der beiden Wachowski-Brüder muss sich nicht davor verstecken. Zu Beginn des Films wird zwar etwas zu lange von der prickelnden Erotik zwischen Violet und Corky gezehrt, so dass es doch etwas dauert bis der Film anfängt seine spannenden Momente aufzubauen, aber danach lässt der Film kaum mehr Zeit zum Luftholen.
Die Wachowskis fesseln den Zuschauer mit hohem Tempo und zahlreichen Wirrungen und Irrungen durch welche die drei Protagonisten sich kämpfen müssen. Immer wenn man denkt, dass dem Film jetzt die Luft ausgehen könnte, passiert etwas neues. Erfreulich ist dabei, dass es der Film kaum nötig hat, auf unlogisches Verhalten seiner Protagonisten zu setzen, um so künstlich Spannung aufzubauen oder aufrecht zu erhalten. Nur in zwei bis drei wenigen Szenen gibt es in dieser Hinsicht kleine Makel, die in der Gesamtbetrachtung des Films kaum ins Gewicht fallen. Somit ein guter, wenn auch nicht ganz großer Film.
#115
Geschrieben 10. Juni 2004, 18:46
Ein über weite Strecken gelungener Abschiedsfilm für John Wayne. Sehr gut die Idee am Anfang Szenen aus John Waynes Filmen zu zeigen, sehr gut auch die Atmosphäre, welche nach und nach entsteht. John Wayne ist hervorragend und dem Film schadet es auch kaum, dass er sehr ruhig inszeniert ist. Es gibt zwar die ein oder andere kleine Länge, aber über diese sieht man gerne hinweg. Sehenswert!
#116
Geschrieben 10. Juni 2004, 18:55
Was für ein wunderbarer Film und warum blieb der so lange von mir unentdeckt. Der Film hat einen köstlichen Humor. Wie die Personen immer aneinander vorbeireden und sich in Nebensächlichkeiten verzetteln ist höchst amüsant. James Stewart ist großartig und schafft es den Film fast alleine (mit Harvey natürlich) zu tragen. Dabei sind aber auch die Nebendarsteller nicht zu verachten, vor allem Josephine Hull. Gleich nach dem Anschauen der leider nur ausgeliehenen DVD konnte ich - trotz selbst auferlegten Sparzwang - mich nicht mehr halten und habe gleich die DVD bei Amazon bestellt. Für 8,99 € auch ein echtes Schnäppchen.
#117
Geschrieben 22. Juni 2004, 23:30
Man könnte denken ich hätte mein Filmtagebuch eingestellt, was aber nicht stimmt. König Fußball hat mich wie alle zwei Jahre wieder in seinen Bann gezogen und bei zwei Fußballspielen jeden Abend blieb wenig Zeit für Filme, genauer gar keine. Mittlerweile läuft ja nur noch ein Spiel und so war mal etwas Zeit für einen kleinen Film. „Herr Lehmann“ ist die Verfilmung eines Buches von Sven Regener, welches mir beim Lesen sehr gut gefallen hat. Der Film steht dem kaum nach. Er ist witzig und humorvoll und hat mit Buck und Ulmen glänzende Hauptdarsteller. Bemängeln kann ich nur, dass einige Nebendarsteller sich viel zu stark an ihre Charakterbeschreibungen im Buch halten, scheinbar ein Abbild dieser ergeben wollen und so sehr gezwungen agieren und ihre Texte etwas wie auswendiggelernt und heruntergesagt klingen. Viel besser sind da die amüsanten Auftritte von Michael Gwisdek, Karsten Speck und Christoph Waltz. Ein Film, der mir gefallen hat und den ich weiterempfehlen kann. Zudem hoffe ich, dass Ulmen nach „Herr Lehmann“ und „Verschwende Deine Jugend“ nun öfter als Schauspieler agiert. Er hat mir nämlich zweimal ausgesprochen gut gefallen.
#118
Geschrieben 27. Juni 2004, 21:40
#119
Geschrieben 27. Juni 2004, 21:47
Heute hatte ich einfach mal wieder Lust auf Rain Man. Die EM ist ja seit letztem Mittwoch sowieso wieder vorbei und was die Tschechen und die Dänen da noch herumkicken interessiert mich nicht mehr und so war auch Zeit für den Film, der immer wieder schön anzusehen ist. Dustin Hoffman ist wie in vielen seiner Filme einfach großartig und seine Leistung hier, ist einer der Gründe, warum ich diesen Schauspieler so gerne sehe. Der Film geht zudem ans Herz, ist aber nur selten kitschig und auch die etwas abgelutschte Botschaft stört kaum. Das einzige was mir überhaupt nicht bei diesem Film gefällt ist der Score für Hans Zimmer, der mich zwischendurch einfach stört und unpassend ist. Am Ende blieb wieder mal ein gutes Filmerlebnis zurück und für die beiden Tore von Milan Baros hat die Zeit sogar noch gereicht
#120
Geschrieben 29. Juni 2004, 22:51
Ein höchst verstörender und komplizierter Film, der insgesamt trotz kleiner Schwächen meine hohen Erwartungen größtenteils erfüllt hat. Zugegeben der Film ist bisweilen etwas langatmig geraten, aber das schadet kaum. Zurück bleibt eine sehr schonungslose Gewaltstudie, deren ganzer Hintergrund sich nur langsam erschließt. Erst bei nachträglicher intensiver Reflexion des Gesehenen erschließen sich nach und nach zahlreiche Aspekte des Films, die man erst gar nicht so wahrnimmt. Das der Film stilistisch aller erste Sahne ist (vor allem das Zusammenspiel von Kamera und Musik) muss man kaum erwähnen. Kann ich mit der Warnung, dass der Film alles andere als kurzweilige Unterhaltung ist, weiterempfehlen.
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