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I'm so tired of being admired all the time... - Filmforen.de

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I'm so tired of being admired all the time...


521 Antworten in diesem Thema

#1 Bjoern

    Ungewohnt Glücklich!

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Geschrieben 24. September 2003, 12:28

Endlich habe ich mich auch dazu durchgerungen ein Filmtagebuch zu führen. Hier werde ich von nun an, mal in längerer mal in kurzer Form davon berichten, wenn ich einen Film gesehen habe und wie er mir gefiel. Ab und zu streue ich auch mal eine Kritik zu einem meiner Lieblingsfilme ein.

Das ganze Filmtagebuch verfolgt ein Ziel: Ich möchte hier irgendwann eine Kritik zum Streifen "Happiness" stehen haben und zwar eine Kritik, die mich zufrieden stellt. Happiness von Todd Solondz ist mein absoluter Lieblingsstreifen und ich habe im letzten Jahr rund sieben, acht mal den Versuch gestartet eine Kritik zu schreiben. Alle landeten im virtuellen Papierkorb. Keine hat mich Zufrieden gestellt und dabei hege ich keine besonders hohen Ansprüche an meine Kritiken (was ihr an den nachfolgenden merken werdet ;) ). Aber zu diesem Film will ich meine beste Kritik schreiben, die perfekte Kritik. Es wird mich wahrscheinlich mein Leben lang beschäftigen. Ähnlich geht es mir nur noch mit dem Film "Blade Runner", an dessen Kritik ich schon dreimal scheiterte. Vielleicht werdet ihr ja einen der beiden Streifen hier irgendwann mal finden. Ich hoffe es.


Jetzt wünsche ich euch aber viel Spaß mit meinem Filmtagebuch. Starten werde ich es mit zwei Filmen, die ich in den letzten Tagen gesehen habe.

Kommentare etc. dürft ihr hier hinterlassen.

#2 Bjoern

    Ungewohnt Glücklich!

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Geschrieben 24. September 2003, 12:50

NARC, USA 2002, R: Joe Carnahan, D: Jason Patric, Ray Liotta gesehen auf DVD am 22.09.2003

Eingefügtes BildManche Filme haben es in den Kinos weltweit äußerst schwer. Der düstere Copthriller “L.A. Confidential” erreichte trotz Starbesetzung (u.a. Russel Crowe, Kevin Spacey und Kim Basinger), sowie zwei Oscars und sieben weiteren Nominierungen nur magere Zahlen an den Kinokassen. Auch der thematisch ähnlich gelagerte Streifen „Dark Blue“ mit Kurt Russell lief 2003 nur in wenigen Kinos und das auch nur sehr kurz.

So verwundert es auch nicht, dass der Streifen „Narc“ es mit Ausnahme des Fantasy Film Festivals nicht in die deutschen Kinos schaffte, sondern direkt auf DVD und VHS veröffentlicht wurde. Schade, denn selten hätte es ein Film so verdient.


Jahrelang hat Nick Tellis (Jason Patric) Undercover für die Drogenfahndung in Detroit ermittelt. Er wurde selbst drogensüchtig und sein Leben wurde zerstört. Als er vor anderthalb Jahren bei einem Einsatz einen Verdächtigen erschoss, der gerade ein Kind bedrohte und ein Querschläger eine schwangere Frau traf, die daraufhin ihr Baby verlor, stieg Tellis aus.

Frührente, Drogenentzug, Heirat und ein Baby! Doch die Vergangenheit holt Tellis ein. Die Polizei will ihn zurück. Er soll den Mord an dem Undercovercop Michael Calvees (Alan van Sprang), der ebenfalls im Drogenmilieu ermittelte, aufklären. Nach kurzer Zeit des Widerstandes, willigt er gegen den Protest seiner Familie ein.

Zusammen mit Calvees Ex-Partner, dem brutalen Cop Henry Oak (Ray Liotta), der kurz vor dem Rausschmiss aus der Polizei steht, da er des öfteren Verdächtige sehr unsanft angefasst hat, macht sich Tellis an die Ermittlungen.

Sehr schnell macht sich in ihm der Verdacht breit, dass Calvees im Gegensatz zu ihm nicht rechtzeitig den Absprung geschafft hat, und an den Drogen zugrunde gegangen ist. Doch davon will Oak nichts wissen...


Eingefügtes BildRegisseur Joe Carnahan, der demnächst Mark Bowdens vielleicht bestes Buch „Killing Pablo“ verfilmt und auch schon als Regisseur für den dritten „Mission Impossible“-Streifen feststeht, gelang mit „Narc“ ein kleines Meisterwerk.

„Narc“ ist brutal, durch und durch: Carnahan zeigt schonungslos wie ein Cop, wie Oak alle Grenzen auf seinem privaten Rachefeldzug übertritt, und wie ein andere Cop, Tellis, mit seiner eigenen Drogenvergangenheit kämpfen muss. Es gibt keine guten Polizisten in „Narc“. Beide haben genauso viel Dreck am Stecken, wie einige der Gangster, die sie verhaften (oder verprügeln).

Fast ausschließlich mit der Handkamera gefilmt, entsteht eine unheimlich nahe Atmosphäre: Der Zuschauer fühlt sich hereinversetzt in die Szenen. Man begleitet die beiden Cops förmlich bei ihren Hausdurchsuchungen, lugt mit ihnen um jede Ecke, hinter der ein Gangster mit einer Kanone stehen kann. So gut wie Carnahan hat es selten ein Regisseur geschafft den Zuschauer in den Film zu ziehen.

Der Film orientiert sich dabei in Teilen deutlich an Vorbildern wie William Friedkins „French Connection“ und ist wie Carnahan selbst sagt, beeinflusst von der Dokumentation „The thin blue line“ über einen Polizistenmord, doch es ist ein eigenständiger Film und keine Kopie irgendeines anderen Streifen.

Mit Ray Liotta und Jason Patric hat „Narc“ ein großartiges Darstellerduo zu bieten. Liotta, der den Film auch produzierte (ein weiterer Produzent ist Tom Cruise) nahm für seine Rolle des Oak über zehn Kilo zu und ist kaum wieder zu erkennen. Liotta ist ein breiter Koffer. Durch graue Haare und Bart und sein vernarbtes Gesicht, wirkt er alt, aber in fast jedem Zug brutal. „Oak“ heißt auf deutsch „Eiche“ und diesen Namen hat man ihm wohl nicht umsonst gegeben. Wie eine große, breite Eiche wirkt er.

Noch schwerer wieder zu erkennen ist allerdings Jason Patric. Der Mann, der noch vor wenigen Jahren, als er für einen hoffnungsvollen Jungdarsteller gehalten wurde, mit „Speed 2“ nicht nur einen der schlechtesten Filme aller Zeiten ablieferte, sondern auch eine richtig schlechte schauspielerische Leistung zeigte, feiert hier ein eindrucksvolles Comeback. Nichts ist mehr übrig geblieben von dem hübschen Jason Patric aus „Speed 2“, der als Frauenschwarm galt. Der Jason Patric aus „Narc“ hat eine hohe Stirn, einen komischen Schnauzbart, wirres Haar und erinnert vom Aussehen an Eric Banas „Chopper“ aus dem gleichnamigen Streifen. Eben jener Patric liefert die vielleicht beste Leistung seines Lebens ab. Er sieht kaputt aus, wie ein Mann, der lange gegen die Drogen gekämpft hat und das nicht nur gegen die Drogen auf der Straße, sondern auch gegen seine eigene Sucht. An seiner Mimik und seiner Gestik erkennt man, dass er diesen Kampf innerlich noch weiter führt, auch wenn er sich das äußerlich gegenüber seinen Kollegen nicht anmerken lassen will.

„Narc“ ist ein Independent-Film. Der Streifen arbeitet viel mit der wackeligen Handkamera, andauernde Flashbacks der Akteure schildern die Story in verschiedene Zeitebenen und bis zu vier Screens in einer Szene lassen das ganze auch mal recht unübersichtlich werden. Doch das ganze schadet dem Streifen keineswegs. Zusammen mit dem hervorragend und eindringlichen Score von Cliff Martinez und der Farbkomposition des Streifens, die ein Stück weit an Traffic erinnert, schafft der Film eine besondere Atmosphäre, welche dem Zuschauer die ganze Brutalität der Welt, in welcher der Streifen spielt, vermittelt.

„Narc“ braucht sich vor dem weitaus bekannteren „L.A. Confidential“ nicht zu verstecken und auch wenn dieses Genre im Kino nie viel Zuschauer anlockt, hätte Narc auf jeden Fall eine deutsche Kinoauswertung verdient gehabt, denn der Streifen gehört mit zu den besten Copstreifen, die je über die Mattscheibe geflimmert sind. Es stimmt einfach alles vom Anfang bis zum Ende!

F A Z I T
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„Narc“ ist auf keinen Fall ein massentauglicher Streifen, dass ist bei diesem Genre leider so. Doch wer ein Fan der siebziger Jahren Cop-Streifen wie „French Connection“ ist, oder auch Gefallen an den wenigen neuen Streifen des Genres findet, der wird von „Narc“ begeistert sein!

D A T E N
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Titel Deutschland: Narc
Originaltitel: Narc
Genre: Thriller / Drama
USA 2002, FSK 16, Laufzeit: 105 Minuten

Darsteller: Jason Patric (Detective Sgt. Nick Tellis), Ray Liotta (Detective Lt. Henry R. Oak), Chi McBride (Captain Cheevers), Krista Bridges (Audrey Tellis), Busta Rhymes (Darnell 'Big D Love' Beery), Richard Chevolleau (Latroy Steeds), Dan Leis (Elvin Dowd), Lloyd Adams (Walter Dandridge), Lina Felice (Jeanine Mueller), Alan C. Peterson (Freeman Franks), Karen Robinson (Liz Detmer), Booth Savage (Cecil Mitchum), Alan Van Sprang (Michael Calvess), Gavyn Donaldson/ Myles Donaldson (Tellis' kleiner Sohn), Thomas Patrice (Officer Marcotte), Paulino Nunes (Officer Ellis Breaves), John Ortiz (Octavio Ruiz), Tony DeSantis (Art Harlan), Carson Durven (Leonard 'Leo Lee' Leflore), Stacey Farber (Kathryn als Kind), Anne Openshaw (Kathryn Calvess), Mallory Mahoney (Calvess' Tochter), Carly Marie Alves (Lilian Rose Calvess), Bishop (Eugene 'Deacon' Sheps)

Regie: Joe Carnahan
Produzenten: Michelle Grace, Ray Liotta, Diane Nabatoff, Julius R. Nasso
Ausführende Produzenten: Jed Baron, Peter Block, Tom Cruise, Randall Emmett, George Furla, David C. Glasser, Michael Z. Gordon, Adam Stone, Paula Wagner, Jeff G. Waxman
Drehbuch: Joe Carnahan
Musik: Cliff Martinez
Kamera: Alex Nepomniaschy
Schnitt: John Gilroy


W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0272207/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=25109



Eingefügtes Bild

#3 Bjoern

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Geschrieben 24. September 2003, 13:04

Identität - Identity, USA 2003, R: James Mangold, D: John Cusack, Ray Liotta, Amanda Peet, Alfred Molina gesehen im Kino am 23.09.2003

Eingefügtes BildEin verregneter Abend, die Straßen sind überflutet, es ist kaum mehr ein Fortkommen möglich. Letzte Zuflucht ist das Motel von Larry (John Hawkes). Zehn Personen finden dort Zuflucht. Mit Larry sind es elf. Plötzlich geschieht ein erster Mord....

Wenn man sich verkürzte Version der Story von „Identity“ anschaut, dann kann man denken, dass es sich bei diesem Streifen, um einen der typischen Horrorthriller handelt, in der sich eine Gruppe zusammen findet und in dieser Gruppe ist ein Mörder, der langsam die Gruppe minimiert. Fehlanzeige. Die Story von „Identity“ ist viel komplexer.

Regisseur James Mangold („Copland“) lässt elf unterschiedliche Charaktere in dem Motel zusammenkommen. Da ist der Familienvater George (John C. McGinley) mit seiner verwundeten Frau Alice (Leila Kenzle) und Stiefsohn Timmy (Bret Loehr). Da ist der Chauffeur Ed (John Cusack), der die bekannte Hollywood Schauspielerin Caroline (Rebecca De Mornay) chauffiert hat, und der Alice angefahren und verwundet hat.

Eingefügtes BildDas ist die Prostituierte Paris (Amanda Peet), die von einem neuen Leben als Besitzerin eines Orangenhains träumt. Da ist ein junges Ehepaar, bestehend aus Lou (William Lee Scott) und Ginny (Clea DuVall), welches sich gerade in Las Vegas frisch vermählt hat. Lou dachte Ginny wäre schwanger, was nicht stimmt.

Da ist dann noch der Cop Rhodes (Ray Liotta), der den Schwerverbrecher Robert Maine (Jake Busey) transportieren muss und schließlich natürlich Motel-Besitzer Larry. Als die Schauspielerin Caroline als erstes ermordet wird und der Verbrecher Maine nicht mehr da ist, scheint schnell klar, was nun passiert ist. Maine ist entkommen und fängt von nun an die Motelbesitzer abzumetzeln.

Weit gefehlt: James Mangold holt den Zuschauer schnell aus diesem Irrglauben zurück in dem er Maine als drittes Opfer präsentiert. Jeder kann der Mörder sein, der Zuschauer weiß nie Bescheid.

Mangold verwirrt den Zuschauer aber noch weiter. Denn parallel zu den Ereignissen im Motel findet in einem kleinen Saal, Meilen entfernt, eine richterliche Anhörung statt. Der Mörder Malcom Rivers (Pruitt Taylor Vince) soll am nächsten Tag hingerichtet werden. Sein Verteidiger (Carmen Argenziano) will dies verhindern. Ein Psychiater (Alfred Molina) soll dem Richter (Holmes Osborne) erklären, warum Rivers seine Taten nicht begangen hat.

Eingefügtes BildDer Zuschauer kann diesen zweiten Handlungsstrang lange Zeit nicht einordnen. Er verwirrt, hat scheinbar eine Bedeutung, aber welche? Es ist nicht das einzige Mal, dass Mangold den Zuschauer verwirrt. Maine versucht zu fliehen. Er rennt weg vom Motel, immer weiter weg. Er sieht ein Haus vor sich, in das er einbricht. Plötzlich ist er wieder im Motel. Das Haus in das er einbrach, gehört zum Motel. Obwohl er weit weg gerannt ist. Ist der Ort verflucht? Immerhin erfährt der Zuschauer, dass sich ein Indianerfriedhof unter dem Ort befindet.

Es kommen noch mehr Faktoren dazu. Es stellt sich heraus, dass alle Bewohner am gleichen Tag Geburtstag haben und alle haben Nachnamen eines amerikanischen Staates (Rhodes, Maine, York,...). Und es sind alles Staaten, in denen früher Indianer lebten. Hat das etwas mit den Morden zu tun?


Oder ist auch dies einer der zahlreichen falschen Fährten, die James Mangold und sein Drehbuchautor Michael Cooney (der auch für die Horror-Verarschung „Jack Frost verantwortlich ist) legen. Beide verstehen es vorzüglich dem Zuschauer immer neue Lösungswege zu präsentieren und immer wieder geht man als Zuschauer den beiden auf den Leim. Die Lösung erscheint immer so einfach, doch das einfachste sieht man nicht.

F A Z I T
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James Mangold ist vielleicht der Thriller des Jahres gelungen. Eine hervorragende Story umgesetzt mit famosen Darstellern (allen voran John Cusack und Amanda Peet). „Identity“ ist Spannung pur, der Zuschauer fiebert mit, der Zuschauer wird immer wieder auf falsche Fährten gelockt, immer wieder reingelegt und jede Lösungsidee erweist sich falsch. Dabei ist die Antwort auf die Frage nach der Identität des Killers so einfach...

Ein düsteres Kammerspiel der Extraklasse. Neun von zehn Punkten!

D A T E N
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Titel Deutschland: Identität
Originaltitel: Identity
Genre: Thriller
USA 2003, FSK 16, 90 Minuten

Darsteller: John Cusack (Ed), Ray Liotta (Rhodes), Amanda Peet (Paris), John Hawkes (Larry), Alfred Molina (Psychiater), Clea DuVall (Ginny), John C. McGinley (George York), William Lee Scott (Lou), Jake Busey (Robert Maine), Pruitt Taylor Vince (Malcolm Rivers), Rebecca De Mornay (Caroline Suzanne), Carmen Argenziano (Verteidiger), Marshall Bell (Bezirksstaatsanwalt), Timmy York (Bret Loehr), Leila Kenzle (Alice York), Matt Letscher (stellvertretender Bezirksstaatsanwalt), Holmes Osborne (Richter)

Regie: James Mangold
Produzentin: Cathy Konrad
Drehbuch: Michael Cooney
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Phedon Papamichael
Schnitt: David Brenner


W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0309698/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=30446


#4 Bjoern

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Geschrieben 24. September 2003, 22:25

Rambo - First Blood, USA 1982, R: Ted Kotcheff, D: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Brian Denehy, David Caruso gesehen am 24.09.2003 auf DVD (UK-DVD)

Viel mehr als ein Actionfilm!


Eingefügtes BildDer Vietnamkrieg gehört zu den dunkelsten Kapiteln der amerikanischen Geschichte. Viele Filme beschäftigen sich mit diesem grausamen Kriegen, viele werden hochgelobt und gehören zu den besten Antikriegsfilmen aller Zeiten. Ein Film wird dabei immer wieder außer Acht gelassen: „Rambo - First Blood“ ist zwar kein typischer Antikriegsfilm, doch er ist vielmehr als der stupide Actionfilm für den ihn viele halten (was wohl hauptsächlich an seinen misslungenen Nachfolgern liegt).


Im Mittelpunkt des Films steht der Vietnamveteran John Rambo (Sylvester Stallone), der den letzten Überlebenden seiner Einheit besuchen wollte. Doch dieser ist tot, gestorben an Krebs. Frustriert zieht der arbeitslose Rambo in die nächste Ortschaft weiter, wo er nur etwas essen will. Dort ist er allerdings dem örtlichen Kleinstadtchef Will Teasle (Brian Dennehy) ein Dorn im Auge. Dieser will keine Vagabunden in seiner Stadt. Nach dem vergeblichen Versuch Rambo aus dem Ort zu schmeißen, lässt Teasle Rambo verhaften.

Eingefügtes BildAuf dem örtlichen Polizeirevier wird Rambo von Teasles Kollegen so unsanft angefasst, dass in ihm traumatische Erinnerung an Gefangenschaft und Folter durch den Vietcong wach gerufen werden. Nur der junge Hilfssheriff Mitch (David Caruso) versucht seine Kollegen zu besänftigen und Rambo normal anzufassen, doch vergeblich. Die anderen misshandeln Rambo weiter. Ein Fehler: Als Rambo die Chance sieht, schlägt er seine Bewacher nieder und flieht in die nahe gelegenen Berge.

Sheriff Teasle stellt einen Suchtrupp zusammen, der Rambo verfolgt. Als es bei einem Unfall den ersten Toten in den Reihen der Polizei gibt, versucht Rambo noch einmal den Konflikt friedlich zu lösen. Doch vergeblich: Teasle und seine Leute geben Rambo die Schuld an dem Toten und wollen sich nun rächen. Noch einmal versucht Rambo den „Krieg“ zu beenden, in dem er alle Verfolger nur verwundet, keinen tötet und ihnen anbietet abzuziehen.

Doch Teasle will sich diese Demütigung nicht gefallen lassen: Mit einer Hundertschaft von Polizisten und Soldaten der Nationalgarde macht er Jagd auf John Rambo. Dann trifft dessen ehemaliger Vorgesetzter und Kriegskamerad in Vietnam Colonel Samuel Trautman (Richard Crenna) ein. Er will seinen Jungen da raus holen, und die Polizisten vor dem sicheren Tod bewahren.


Oftmals wird „Rambo“ als ein hervorragender Actionfilm bezeichnet, bei dem es kracht und mit dem man sich einen gemütlichen actionreichen Abend machen kann. Das halte ich für völlig verfehlt. „First Blood“ ist ein völlig anderer Streifen als zum Beispiel „Die Hard“, auf den die oben genannte Beschreibung passen würde. Natürlich ist „First Blood“ ein Streifen mit vielen Action-Elementen, doch diese sind nur sekundär.

Der Film zeigt in einer drastischen Weise, wie schwer es Vietnamveteranen nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg hatten. Die amerikanische Öffentlichkeit war gegen den Krieg. Die „Helden“ wurden nicht mit einer Ehrenparade empfangen, wie ihre Kameraden aus dem zweiten Weltkrieg, sie wurden von Demonstranten empfangen, die ihnen zu Unrecht die gleiche Schuld gaben, wie sie der Politik zu Recht gaben.

Die Soldaten wurden ausgebildet zu Tötungsmaschinen, Einzelkämpfer wie Rambo töten hunderte Vietcongs. Dann kamen sie zurück in die Heimat und man erwartete von ihnen, dass sie sich wieder normal in die Gesellschaft eingliederten. Natürlich ein völliger Irrsinn, dass eine Tötungsmaschine den Hebel umlegt und von einem Tag auf den anderen wieder der brave Bürger ist.

John Rambo ist ein Symbol für Hunderte Vietnamveteranen, die nach dem Krieg es nicht mehr schafften sich in die Gesellschaft einzugliedern. Es sind unzählige Fälle von Soldaten bekannt, die nach der Rückkehr aus dem Krieg Amok liefen, oftmals ihre Frauen töten. Dieses Problem ist heute noch aktuell, bei Rückkehrern aus dem 2. Golfkrieg besteht eine hohe Mordrate, bei den Rückkehrern aus dem noch gar nicht so weit zurückliegenden (wenn auch schon wieder aus den Köpfen vieler verdrängten) 3. Golfkrieg wird es in ein paar Jahren ähnlich aussehen.

Die Schuld daran, dass zeigt „First Blood“ deutlich, tragen Militär und Politik auf der einen Seiten und auf der anderen Seite die Gesellschaft. Die ersten, weil sie diesen Tötungsmaschinen ausbilden, die letzteren, weil sie ihnen die Integration erschweren, ja sogar unmöglich machen. Dabei ist John Rambo noch einer der „Guten“, er will nicht töten, er will diesen erneuten Krieg beenden. Er tötet im ganzen Film keinen einzigen Gegner eigenhändig. Es gibt nur einen einzigen Toten und das ist durch einen Unfall.

Eingefügtes BildSylvester Stallone zeigt eine beeindruckende Leistung als dieser John Rambo. Man erkennt das Leiden in seinem Gesicht, nicht nur das Leiden durch die Schmerzen, die ihm physisch zugefügt werden, vor allem die Leiden aufgrund seiner psychischen Schmerzen: Die Folterung durch die Polizei, die ihn an die Folter durch den Vietcong erinnert. Der für ihn unbegreifliche Starrsinn der Polizei, die ihn weiter jagt, obwohl er eine friedliche Lösung suchen will. Dies alles zeigt Stallone großartig, in einem seiner besten Filme und in einer seiner besten Rollen, die man neben der Rocky-Rolle mit ihm verbindet, wie es bei nur wenigen anderen Schauspielern so extrem der Fall ist.

Dabei ist gerade dies eine kleine Ironie des Schicksals. Nach seinem großen Erfolg mit „Rocky“ wollte Stallone eigentlich von diesem Image wegkommen. Er wollte nicht nur als „Rocky“ bekannt sein, doch alle anderen Filme floppten, so dass zwei weitere „Rocky“-Filme seine einzigen Highlights waren. Mit „First Blood“ sah er die Chance, endlich mal einen „guten“ Film zu machen, in dem er nicht „Rocky“ spielt. Es gelang, doch die oben angesprochene Ironie des Schicksals schlug zu: Nun wollte ihn alle Welt nur noch als Rocky oder Rambo sehen, was zwei weitere Nachfolger zu „First Blood“ mit sich zog, die allerdings nie die Qualität des ersten erreichten. Noch heute muss Stallone darum kämpfen, von diesem Image wegzukommen.


Natürlich ist bei aller Sozialkritik, die in dem Streifen steckt, „First Blood“ immer noch ein Actionfilm (besser ein Actiondrama) und das auch ein verdammt guter, auch für die heutige Zeit noch. Aber es ist falsch „First Blood“ nur auf diese Komponente zu reduzieren. Wer das macht, verkennt die Intention des Films.

F A Z I T
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Rambo ist für mich ein zeitloser Klassiker. Der Film bietet nicht nur spannungsreiche Action, sondern vor allem auch eine Sozialkritik, die heute noch aktuell ist. Sollte man mindestens einmal in seinem Leben (ungekürzt natürlich) gesehen haben. Zehn von zehn Punkten


D A T E N
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Titel Deutschland: Rambo - First Blood
Originaltitel: First Blood
Genre: Action / Drama
USA 1982, FSK 16, Laufzeit: 89 Minuten

Darsteller: Sylvester Stallone (John J. Rambo), Richard Crenna (Colonel Samuel Trautman), Brian Dennehy (Sheriff Will Teasle), Bill McKinney (Capt. Dave Kern), Jack Starrett (Deputy Sergeant Arthur Gault), Michael Talbott (Deputy Balford), Chris Mulkey (Deputy Ward), John McLiam (Orval), Alf Humphreys (Deputy Lester), David Caruso (Deputy Mitch), David L. Crowley (Deputy Shingleton), Don MacKay (Preston)

Regie: Ted Kotcheff
Produzent: Buzz Feitshans
Drehbuch: Michael Kozoll, William Sackheim, Sylvester Stallone nach der Vorlage von David Morrell
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Andrew Laszlo
Schnitt: Joan E. Chapman


W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0083944/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=542


#5 Bjoern

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Geschrieben 25. September 2003, 08:17

The Big One - Der große Macher, USA 1997, R: Michael Moore, D: Michael Moore gesehen am 25.09.2003 im TV (ARTE)


Selbstinszenierung!


Eingefügtes BildEnde des Jahres 2002 setzte Michael Moore zu einem Siegeszug durch die ganze Welt an, und damit auch durch Deutschland. Sein Film „Bowling for Columbine“ füllte ab September 2002 deutsche Kinosäle und sein Buch „Stupid white men“ eroberte alle Bestsellerlisten. So ist es nicht verwunderlich, dass man nun auch eins seiner älteren Bücher „Downsize this“ für den deutschen Markt neu auflegte (wie zu erwarten war mit großem Erfolg). „Downsize“ meint in etwa „wegrationalisieren“ und mit diesem Thema beschäftigt sich auch Moores Film „The Big One“, der während Moores Promotionstour zu eben jenem Buch 1997 durch Amerika gedreht wurde. Fast zeitgleich mit der Buchveröffentlichung jagten die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland diesen Streifen nun den ganzen September 2003 durch ihre Programme, so dass man gar nicht umher kam, ihn sich anzuschauen.

Mit der Wegrationalisierung wollte sich Moore in „The Big One“ beschäftigen, genauer mit der Frage, warum große amerikanische Firmen Milliardengewinne einfahren und trotzdem weiter Mitarbeiter auf die Straße setzen. Ein nobles Unterfangen, für welches er insgesamt 47 Städte bereiste, in jeder eine Firma, die sich durch besonders starkes Wegrationalisieren hervortat, besuchte und ihr den Downsize-Preis verlieh. Doch dieses noble Unterfangen scheitert zumindest in der filmischen Umsetzung.

Kritiker von Michael Moore haben diesem bei seinem oscarprämierten Streifen „Bowling for Columbine“ vorgeworfen, dass er sich zu stark selbst inszeniere. Ein Argument, dass man bezogen auf den Film „The Big One“ teilen muss.

Eingefügtes BildDie gute Botschaft, die hinter „The Big One“ steht, gerät schnell in den Hintergrund. Wie Stand-Up-Comedian Jerry Seinfeld zu Beginn einer jeden Folge seiner Serie, steht Moore auch zu Beginn vor dem Publikum und reißt Zoten. Immer wieder werden solche Szenen eingeblendet, immer weiter entfernen sich die Witze vom eigentlichen Thema. Moore inszeniert sich selbst. Er steht vor der Menge, reißt Witze (die zudem nicht immer witzig sind) und lässt sich von der Masse und der Kamera feiern und das leider viel zu oft.

In die eigentliche Richtung des Films passiert viel weniger. Ein paar Mal ein Firmenbesuch, bei dem Moore abblitzt, eine kurzes Glückwünschen für ein paar junge Leute, die eine Gewerkschaft aufbauen wollen, ein kurzes Zeigen, wie große amerikanische Unternehmen Gefängnisinsassen als billige Arbeitskräfte ausbeuten und einmal ein Versuch einem Entlassenen einen neuen Job zu besorgen, das ist alles.

Natürlich dringt der typische Mooresche Stil durch, wenn er zwei Manager einer Firma mit ihrer verwunderlichen Beschäftigungspolitik konfrontiert und diese verlegen um Antworten stammeln, aber auch hier gewinnt man stark den Eindruck, dass Moore nur jenes Material in den Film aufgenommen hat, in dem er selbst in einem guten Licht steht.

Eingefügtes BildDas große Highlight des Films und der Beweis, dass Moore doch noch mehr kann als sich selbst zu inszenieren, kommt erst am Schluss: Er konfrontiert Nike-Chef Phil Knight mit seinen Kinderfabriken in Indonesien und ringt diesem das Versprechen ab, dass er wenn er genug Leute in seiner Heimat findet, die Nike-Schuhe herstellen wollen, dass Knight dann eine Nike-Schuhfabrik in der Heimatstadt von Moore in Flint baut. Ein leeres Versprechen, wie sich herausstellt, denn als Moore die Arbeitswilligen auftreibt, rudert Knight zurück. Immerhin eine Spende von 10.000 Dollar kann Moore nach langem Drängen Knight aus den Rippen leiern, eine große Summe - und hier kommt Moores Sarkasmus endlich mal gut zur Geltung - wenn man bedenkt, dass Knight mehre Millionen und Nike mehrere Milliarden schwer ist.

F A Z I T
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Michael Moores “The Big One” ist sicher kein schlechter Streifen. Nein, das nicht, Moore ist erneut sehr oft witzig und bringt den Zuschauer zum Lachen und auch zum Nachdenken. Der Fehler des Films ist, dass er zu oft für ersteres (Lachen) und zu selten für letzteres (Nachdenken) sorgt. Moore reißt zu viele Zoten im Stil eines Stand-Up-Comedian und handelt zu wenig.

Am Ende des Films sagt eine junge Frau, dass Moore sich bei der nächsten Präsidentenwahl aufstellen soll. Ein interessanter Gedanke, denn dann müsste Moore handeln und nicht nur witzig sein. Aber Moore wiegelt gleich ab. Er weiß selbst, dass seine Stärke das letztere ist.

Sechs von zehn Punkten!

W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0124295/

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#6 Bjoern

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Geschrieben 25. September 2003, 21:42

Rambo: First Blood Part II (Rambo II - Der Auftrag), USA 1985, R: George P. Cosmatos, D: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Charles Napier, Julia Nickson gesehen am 25.09.2003 auf DVD (UK-DVD)


Fast nur noch ein Action-Film...


...und das mit einer sehr fragwürdigen Ideologie!


Eingefügtes BildMit „Rambo - First Blood“ gelang Sylvester Stallone einer seiner besten Filme. Viel mehr als nur ein Action-Film, ein beeindruckendes und kritisches Drama über die misslungene Eingliederungen der Vietnamveteranen in die amerikanische Gesellschaft. Was er selbst und Regisseur George P. Cosmatos (später unter anderem noch mit „Tombstone“ recht erfolgreich) aber dann als Sequel (an dessen Drehbuch auch James Cameron mitarbeitete) auf die Beine stellten, ist zum größten Teil unter aller Sau und ist leider mitschuldig an dem schlechten Image, welches die Rambo-Reihe hat.


Dabei lässt sich alles ganz gut an. Der einzige Freund von John Rambo (Sylvester Stallone) Col. Samuel Trautman (Richard Crenna) sorgt für die Freilassung von Rambo aus dem Gefängnis. Dafür muss Rambo dorthin zurückkehren, wo alles begann: nach Vietnam. Fast zehn Jahre nach dem Ende des Krieges befinden sich dort immer noch zahlreiche amerikanische Kriegsgefangene. Rambo soll ein gegnerisches Camp auskundschaften und Photos machen, die aufklären sollen, ob sich dort noch Kriegsgefangene befinden.

Doch der Einsatz beginnt mit einem Desaster: Der Fallschirmabsprung aus dem Helikoptor kostet Rambo fast sein Leben. Gerade so schafft er es noch heil nach unten zu kommen. Seine Hightech-Ausrüstung verliert er allerdings. Nur bewaffnet mit einem Messer und einem Bogen macht er sich gemeinsam mit seinem Kontakt“mann“, der wunderhübschen Vietnamesin Co Bao (Julia Nickson), auf zum feindlichen Camp.

Dort findet Rambo tatsächlich Gefangene vor, missachtet seinen Befehl, der nur fotografieren hieß und befreit einen der Männer. Gemeinsam mit diesem und Co Bao macht er sich auf den Rückweg zum vereinbarten Treffpunkt.

Marshall Murdock (Charles Napier), der den Einsatz leitet, gefällt dies allerdings gar nicht. Er dachte, dass Camp wäre leer und wollte Rambo nur als Rechtfertigung für die amerikanische Öffentlichkeit in den Einsatz schicken. Er kann keine amerikanischen Kriegsgefangenen brauchen, denn die Nachricht von gefangenen amerikanischen Soldaten, könnte in einigen Kreisen zu einem neuen Krieg führen. So lässt er Rambo im Stich und gibt seinen Männern den Befehl die Rettung abzubrechen.

Daraufhin fällt Rambo in die Hände des Feindes. Nach harter Folter gelingt es Rambo mit Hilfe von Co Bao zu entkommen. Spätestens als dieser aber stirbt, kennt Rambo nur noch ein Ziel: Rache!!!

Das positive vornweg. „Rambo: First Blood Part II“ lässt sich zu Beginn recht gut an. Es wird leise Kritik laut am amerikanischen Verhalten in der Nachkriegsära in Vietnam und ein Disput zwischen Trautmann und Murdock nach dem abgebrochenen Rettungseinsatz, erreicht in kritischen Untertönen die Klasse der kritischen Untertöne in Teil eins.

Doch was spätestens nach einer Stunde beginnt, schlägt dem Fass den Boden aus. Nach dem Tod Co Baos (übrigens wurde hier eine sehr kurze, extrem kitschige Romanze eingebaut), läuft Rambo Amok und hier kann man förmlich den damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan applaudieren hören: „Seht her, wir sind vor Jahren in Vietnam gescheitert, aber diesen Krieg werden wir gewinnen. Diesmal machen wir die <> platt.“ So oder so ähnlich könnte der Werbeslogan damals zu dem Film gelautet haben.

Der Amoklauf von Rambo macht vor nichts halt. Rambo jagt ein ganzes Dorf voller vietnamesischer Frauen, Kinder und alter Leute in die Luft, Rambo tötet einfach alles. Er hat ja auch ein ausgesprochen förderliches Ziel: Er holt „unsere“ Jungs da raus. Er rettet ein paar Amerikaner. Dafür darf man natürlich so viele Vietnamesen töten wie man will. Ein Amerikanerleben ist natürlich hundertmal mehr Wert als hundert Leben von vietnamesischen Bauern, Kindern und Frauen. Und wenn sich ein paar Russen in den Weg stellen, gehen die halt noch mit über den Jordan. Man kann sicher soweit gehen und hier von Rassismus sprechen.

http://images.google...ickson50.jpgDas ganze gipfelt dann noch in einer ausgesprochen pathetischen und patriotischen Schlussszene, in der Rambo von seiner großen Liebe zum Vaterland spricht. Ausgesprochen grotesk das ganze, wenn man dann noch auf den Anfang des Films zurück blickt, als Rambo, nachdem er von seinem Auftrag erfährt, nur eine Frage hat: „Werden wir diesmal wieder gewinnen?“ Am Ende des Films fehlt nur noch die Antwort von Trautmann: „Wir gewinnen immer, John!“. So weit wollte man dann wohl doch noch nicht gehen und die Verbrechen der Amerikaner und die Niederlage in Vietnam endgültig verleugnen (das bisherige unter den Teppich kehren hat ja gereicht).

Selbst als Actionfilm wirkt „Rambo: First Blood Part II“ in der letzten halben Stunde fast nur noch lächerlich. Wenn Rambo, von einem Soldaten beschossen wird, und in aller Seelenruhe seinen Bogen spannt (woher hat er eigentlich plötzlich die ganzen Explosivpfeile?), nach dem Motto, der trifft mich sowieso nicht, und der vietnamesische Soldat aufgrund dieser „Coolness“ plötzlich sogar Angst bekommt und wegläuft (was ihm auch nichts nutzt), dann stärkt das vielleicht das Selbstvertrauen des normalen US-Bürger, der endlich bestätigt bekommt, dass man doch klar besser ist als der gemeine Vietnamese, auf mich wirkt es einfach nur lächerlich.

Nicht die einzige Szene, in welcher der Film unfreiwillig komisch wird oder extrem übertrieben unrealistisch. Da mussten sich die Macher von „Hot Shots 2“ (USA 1993, R: Jim Abrahams) keine große Mühe geben, einige Szenen zu parodieren, da einiges schon so (unfreiwillig) komisch genug war. Abschuss des ganzen ist Rambos Attacke im Hubschrauber auf das gegnerische Camp. Mit Raketen und MG legt er alles in Schutt und Asche, nur das kleine Gefangenenlager steht am Ende noch, wie ein Wunder verschont von allen Flammen und Raketen. Der Rambo ist halt einfach gut.

Für manchen scheint es ein Wunder zu sein, dass „Rambo - First Blood“, obwohl es „nur“ einen einzigen Toten gibt, in meinen Augen ein so guter Actionfilm ist, und „Rambo: First Blood Part II“, bei dem es 69 zählbare Tote gibt (eine Übersicht über alle Toten gibt es hier: http://mitglied.lycos.de/powermaster666/RA...AMBO-BODY2.htm) plus noch unzählige, die bei den Explosionen ums Leben kommen, ein im Vergleich dazu so schlechter. Wenn man sieht was hinter den beiden Filmen steht, dann verwundert dies vielleicht nicht mehr. Da unterscheiden sich die Filme wie Tag und Nacht.


F A Z I T
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Der zweite Teil von „Rambo“ reicht um weiten nicht an den ersten heran. Die Moral ist mehr als fragwürdig und selbst die Action wirkt zu oft unfreiwillig komisch. Da hilft es auch nichts, dass man nun unzählige Tötungsarten von John Rambo kennen lernt, die er in Teil eins ja noch nicht zeigen durfte. Die DVD setzt bei den Extras leider mehr auf Qualität denn auf Quantität.

Aufgrund der ersten Hälfte schafft es der zweite Teil der Rambo-Trilogie gerade noch auf vier Punkte!


D A T E N
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Titel Deutschland: Rambo II - Der Auftrag
Originaltitel: Rambo: First Blood Part II
Genre: Action
USA 1985, FSK 18, Laufzeit: 92 Minuten

Darsteller: Sylvester Stallone (John J. Rambo), Richard Crenna (Colonel Samuel Trautman), Charles Napier (Marshall Murdock), Julia Nickson (Co Bao), Steven Berkoff (Podovsky), William Ghent (Capt. Vinh), Martin Kove (Ericson), George Cheung (Tay), Voyo Goric (Sgt. Yushin)

Regie: George P. Cosmatos
Produktion: Buzz Feitshans
Drehbuch: Sylvester Stallone, James Cameron nach der Vorlage von Kevin Jarre
Kamera: Jack Cardiff
Musik: Jerry Goldsmith


W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0089880/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=545


© Björn Becher 2003

#7 Bjoern

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Geschrieben 28. September 2003, 17:02

Nichts bereuen, Deutschland 2001, R: Benjamin Quabeck, D: Daniel Brühl, Jessica Schwarz, Marie-Lou Sellem, Denis Moschitto gesehen am 25.09.2003 im TV (ARD)


Eingefügtes BildEs gibt Arten von Filmen, die mag man einfach. Man liebt diese Filme aus diesem oder jenen Grund. Mir geht es so mit Filmen, in denen ich mich wiedererkenne, Filme die in der Zeit zwischen kurz vor dem Abi und den ersten Jahren des Studiums spielen und in denen ich Parallelen zu meinem eigenen Leben in dieser Zeit ziehen kann. Hollywood kann solche Filme nicht machen - in Ansätzen kann man vielleicht „Ferris Bueller’s Day Off“ (USA 1986, R: John Hughes) in dieser Kategorien nennen. Die Deutschen können es hervorragend und zwar dann, wenn sie nicht versuchen amerikanischen Teenie-Klamauk wie „American Pie“ zu kopieren, sondern eigene Wege gehen. „Schule“ (Deutschland 2000, R: Marco Petry) ist so ein Film, der mich an stark an meine letzten Tage als Schüler, kurz vor und nach dem ABI, erinnert und „Nichts bereuen“, ebenfalls mit Daniel Brühl ist auch ein solcher Film.


Daniel Brühl spielt in diesem Streifen Daniel, der geraden endlich Sex mit Luca (Jessica Schwarz) hatte, der Moment auf den er lange gewartet hat: Romantisch auf einer Dachterrasse mit „Lagerfeuer“.

Eingefügtes BildDrei Monate vorher sah alles noch ganz anders aus. Daniel ist neunzehn, hat gerade sein Abi hinter sich. Er hat „noch nie mit einem Mädchen geschlafen, nicht einmal geleckt“. Seit vier Jahren hebt er sich für Luca auf, in die er unsterblich verliebt ist. Mittlerweile ist sie seine beste Freundin, doch zu mehr schafft es Daniel einfach nicht. Wenn sich ihm die Chance bietet, dann kneift er immer wieder. Woran auch die Ratschläge seines besten Freundes Dennis (Denis Moschitto), ein Frauenheld wie er im Buche steht, nicht ganz unschuldig sind.

Nun liegen drei Monate vor Daniel bis er an sein Ziel kommen wird, drei Monate, in denen er Luca fast endgültig nach Amerika verliert, drei Monate, die sein leben verändern: Er hängt sich in einer Kirche ans Kreuz, fliegt aus seiner Zivi-Stelle raus, lernt Krankenschwester Anna (Marie-Lou Sellem) kennen, die ihn in die Liebe einführt, haut seinem besten Freund Dennis eins auf die Nase, überfällt eine Tankstelle und betrinkt sich mit dem ihm zur Pflege anvertrauten Opa Bröcking (Gerd Croll) bis dieser tot vom Stuhl kippt. Und immer wieder stellt er sich dabei eine Frage: „Warum kann man sich nicht aussuchen, wenn man liebt?“


„Nichts bereuen“ ist weit entfernt von klassischen Romanzen a la Hollywood. Auch wenn in diesen das Happy-End im Normalfall ebenfalls klar ist, arbeitet „Nichts bereuen“ gar nicht auf dieses hin. Es wird einfach dem Film vorangestellt, so dass der Zuschauer weiß, wo die drei Monate enden werden.

„Nichts bereuen“ hat auch gar nichts mit solchen Liebesfilmen gemeinsam, denn „Nichts bereuen“ ist ein Streifen über den vielleicht wichtigsten Zeitabschnitt im Leben eines jungen Menschen und über die Liebe. Als junger Mensch, bei dem dieser Zeitabschnitt auch erst wenige Jahre zurückliegt, erkenne ich mich, in diesem Streifen zum Teil wieder. Die Probleme, die Situationen sind nicht gleich, aber vergleichbar.

Eingefügtes BildDiese Ziellosigkeit, die viele Menschen nach dem ABI umtreibt, die Langeweile des nun scheinbaren Lebens, all dieses fängt der Streifen hervorragend ein, auch weil Daniel Brühl mal wieder hervorragend aufspielt. Bei ihm kommt erschwerend noch die „Jagd“ nach dem ersten Mal dazu (ebenfalls eine sehr wichtige Komponente des Films), was für ihn etwas besonderes werden soll und nur mit einer Frau stattfinden soll, mit Luca. Erfreulicherweise wird dieses Thema nicht durch den Kakao gezogen und klamaukig präsentiert, wie in manchem amerikanischen Streifen. Nein, der Film behandelt dieses Thema - wie auch die anderen Themen des Streifens - ernst, mit dem nötigen Respekt vor seinen Charakteren und vergisst dabei aber auch nicht die komischen Momente.

Der junge Regisseur Benjamin Quabeck („Verschwende Deine Jugend“) inszeniert sein eigenes Buch dabei sehr unkonventionell und wird damit den Mainstream-Film-Konsument, der mehr auf „American Pie“ und Konsorten „steht“, wohl verschrecken. Der Film ist über weite Strecken mit wackeligen Handkameras gefilmt, teilweise wird sogar auf die Digitalkamera von Daniels Vater (Rolf Kanies) umgeschaltet, der das Leben seines Sohnes mit der Kamera begleiten will. Viele Schnitte und Rückblenden unterstützen das ganze. Quabeck übertreibt dabei aber nicht, er gibt dem Film einen fast dokumentarischen Touch, wodurch der Zuschauer das Gefühl bekommt Teil des Geschehnisses zu sein.

Auf der Darstellerseite ist Daniel Brühl natürlich das Glanzlicht des Films, aber auch zahlreiche Nebendarsteller können in ihren Rollen brillieren, vor allem Marie-Lou Sellem als Anna und Gerd Croll als Opa Bröcking, leider viel zu selten im Bild. Jessica Schwartz, die aufgrund der Dreharbeiten auch die reale Partnerin von Daniel Brühl wurde (auch wenn die Beziehung mittlerweile wieder auseinander ist), wird von Brühl etwas in den Schatten gestellt, was aber vor allem daran liegt, dass sie zwar das Ziel der Reise von Daniel ist, aber auf dieser Reise oft nur sekundär in Erscheinung tritt.

Am Ende dieser Reise hat Daniel nicht nur sein Ziel erreicht, er bekommt endlich eine Antwort auf seine Frage: „Man kann sich’s nicht aussuchen, weil das langweilig wäre!“

F A Z I T
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Eine Allgemeinempfehlung ist nur schwer auszusprechen, da Quabecks “Nichts bereuen” ein spezieller Film ist, nicht nur aufgrund seines Looks, auch der eher anspruchsvolle Umgang mit der Thematik, wird nicht jedem Zuschauer gefallen. Ich habe die Sichtung des Films genauso wenig bereut, wie Daniel seine Taten in den drei ereignisreichsten Monaten seines Lebens.

Neun von zehn Punkten!

D A T E N
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Originaltitel: Nichts bereuen
Genre: ???
Deutschland 2001, FSK 12, Laufzeit: 104 Minuten

Darsteller: Daniel Brühl (Daniel), Jessica Schwarz (Luca), Marie-Lou Sellem (Anna), Denis Moschitto (Dennis), Josef Heynert (Axel), Sonja Rogusch (Maria), Gerd Croll (Opa Bröcking), Ellis Heiden (Frau Grieger), Sebastian Rüger (Lollek), Rolf Kanies (Daniels Vater), Heidrun Bartholomäus (Axels Mutter), Christian Tasche (Axels Vater), Lee Buddah (Ulli), Barbara Hanff (Ela), Hendrik Hölzemann (Lothar), Cornelius Quabeck (Eicke), Khei Schultz (Tankwart) Insa Magdalena Steinhaus (Steffi)

Regie: Benjamin Quabeck
Produzenten: Michael Schäfer, Stephanie Wagner
Drehbuch: Hendrik Hölzemann nach dem Roman von Benjamin Quabeck
Musik: Lee Buddah
Kamera: David Schultz
Schnitt: Tobias Haas


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Internet Movie Database: http://german.imdb.c...itle/tt0290015/

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=15214


#8 Bjoern

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Geschrieben 28. September 2003, 17:06

Tricks, USA 2003, R: Ridley Scott, D: Nicolas Cage, Sam Rockwell, Alison Lohman gesehen am 26.09.2003 im Kino

Eingefügtes Bild
Endlich mal wieder mit der Liebsten ins Kino und dann auch noch an einem Freitag Abend, da kann man nicht von ihr verlangen, dass sie sich zu „Irgendwann in Mexiko“ breitschlagen lässt. Also musste ein Kompromiss gefunden werden.

Da die Kritiken zu „Tricks“ überaus positiv waren, dass ein Film ist, der meiner Freundin und mir gefallen könnte und Nicolas Cage in „Adaption“ ein Glanzleistung in diesem Jahr hinlegte, ähnlich wie auch Sam Rockwell in „Confessions of a dangerous mind“ war der Kompromiss schnell gefunden.

Und es standen kurzweilige 2 Stunden bevor. Nicolas Cage’s Roy Waller war noch verrückter als Jack Nickolson’s Melvin Udall und ein Sam Rockwell konnte in seinen viel zu wenigen Szenen überzeugen. Der eigentlich Star war aber Alison Lohman, auch wenn man ihr die 14jährige Tochter von Cage nie abnahm.

Das ist auch einer der beiden zentralen Kritikpunkte am Film, denn damit vermutet man einen Teil der Auflösung des interessanten Finales schon etwas zu früh. Trotzdem ist dieses Finale sehr gelungen. Schade ist allerdings, dass man dem Finale noch ein extrem kitschiges Ende nachschiebt. Dieses trieft so vor Kitsch, dass es mir fast schlecht wurde.

Trotzdem ein sehenswerter Streifen, der aber nicht an die beiden Glanzstücke von Cage und Rockwell aus diesem Jahr heranreicht. 7 von 10 Punkten!

#9 Bjoern

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Geschrieben 28. September 2003, 23:40

Good Advice, USA 2001, R: Steve Rash, D: Charlie Sheen, Angie Harmon, Denise Richards, Jon Lovitz, Rosanna Arquette gesehen am 27.09.2003 auf VHS

Eingefügtes BildLiebeskomödien sind immer eine sehr zwiespältige Sache. Die einen lieben dieses Genre und mögen fast jeden Film, den das Genre hervorbringt und bei den anderen verhält es sich genau andersrum: Die meisten Filme können diese Gruppe nicht begeistern, aber ganz wenige einzelne schaffen es dann doch den Betrachter zu amüsieren. Mich kann man ganz sicher zur letzten Gruppe zählen, aber Good Advice hätte es fast geschafft, mich richtig zu begeistern, aber nur fast.


Ryan Turner (Charlie Sheen) ist ein Macho und ein erfolgreicher dazu. Der Broker scheffelt Unsummen an der Wall Street und hat mit Cindy (Denise Richards) eine hübsche, wenn auch etwas dumme und oberflächliche Freundin. Was ihn allerdings nicht davon abhält mit anderen Frauen ins Bett zu steigen.

Genau dies rächt sich eines Tages. Als der Medienmogul Donald Simpson (Barry Newman) herausfindet, dass Turner mit Simpsons Frau Veronica (Lisa Rinna) schläft, legt er ihn mit einem perfiden Plan herein: Er gaukelt Turner vor, dass seine Firma einen Konkurrenten bald übernehmen würde und lanciert Gerüchte in diese Richtung. Turner kauft mit seinem ganzen Geld Aktien von Simpsons Firma und rät dies allen seinen Kunden. Als bekannt wird, dass Simspon den Konkurrenten nicht übernehmen wird, bricht der Aktienkurs ein. Turner hat sein ganzes Geld verloren und da er über 35 Millionen Dollar Kundengelder in den Sand gesetzt hat, entlässt ihn seine Firma.

Der arrogante und seine Umwelt bis dato herablassende Macho kann sich nun seine eigene Wohnung nicht mehr leisten und muss sich bei Cindy einquartieren. Die ist von einem armen Schlucker als Freund überhaupt nicht begeistert und verlässt ihn gen Brasilien.

Für Ryan ein Desaster: Nun muss er ohne Geld irgendwie Cindys Wohnung bezahlen. Da kommt ihm Cindys Job gerade recht. Diese gibt in der Kolumne einer Zeitung Frauen Ratschläge und Beziehungstipps. Mehr schlecht als recht und die Zeitungsherausgeberin Page Hensen (Angie Harmon) würde Cindy lieber heute als morgen feuern, was deren Vertrag aber nicht zulässt. Mit dem Vorwand, dass Cindy schwer krank sei, schafft es Ryan Turner Page Hensen zu überzeugen, dass Cindy die Leserbriefe von zu Hause aus beantwortet. Da Cindy nicht da ist, macht er aber diesen Job.

Was sich erst als Macho-Gelaber erster Güte zeigt, entwickelt sich schnell: Turner entdeckt eine gefühlvolle Seite an sich und schnell gewinnt die Kolumne an Attraktivität und die Zeitungsauflage steigt. Doch Ryan Turner steht vor einem Problem: Er hat sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig verliebt: In „seine“ Chefin Page, die allerdings denkt, er habe eine glückliche Liaison mit Cindy.


Das Ende ist klar: Die beiden kriegen sich, sonst wäre “Good Advice” schließlich keine romantische Schnulze. Aber was bis dahin passiert, sind doch größtenteils recht vergnügliche rund neunzig Minuten. Dies liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern.

Charlie Sheen schafft es mit seinem Charme nicht nur Page, sondern auch den Zuschauer um den Finger zu wickeln. Sogar seine Wandlung vom extremen Macho zum gefühlvollen und einfühlsamen Mann wirkt für das Genre unerwartet glaubwürdig. Dem nicht minder nach steht Angie Harmon, die als reservierte Geschäftsfrau, die viel zu oft von der Liebe enttäuscht wurde, voll zu überzeugen vermag.

Die Geschichte, in welcher die beiden ihre großen Spielfreude vermitteln dürfen, ist zwar absolut keine Neuerfindung des Genres und von Anfang bis Ende berechenbar, aber trotzdem unterhaltsam. Immer sorgen kleine, eingestreute Witze und Sprüche für ein Schmunzeln oder ein Lachen beim Zuschauer. Dazu ist das ganze natürlich herzerwärmend erzählt und es werden der großen Liebe immer wieder Hindernisse in den Weg gelegt, die es dem Genre-Fan Angst werden lassen, um das Happy-End.

Eingefügtes BildDa stört es nicht groß weiter, dass der Film vor allem in den Nebenrollen Potential verschenkt. Denise Richard kann nur ihrer Brüste in die Kamera halten, mehr ist in diesem Film nicht für sie drin. Etwas schade ist es, dass man den amerikanischen Starkomiker Jon Lovitz und Rosanna Arquette etwas verschenkt hat. Die Seitenhiebe, welche die beiden auf den Schönheitswahn einiger Amerikaner wohl darstellen sollen (Lovitz spielt einen Schönheitschirurgen, Arquette seine Frau und beste Kundin) wirken oft zu platt angesetzt, als dass sie mit der richtigen Prise Ironie überzeugen können. Zudem ist Rosanna Arquette mit ihrem schrillen Auftreten recht nervig.

Etwas zu stark überdreht sind auch zwei Nebenrollen: Die Sekretärin von Page Hensen ist zu überdreht und klischeehaft und das gerade sie dann am Ende als Millionärin dar steht und das Blatt saniert, ist deutlich zu dick aufgetragen. Dazu eine weitere Klischeerolle mit dem Jungen von der Poststelle sorgen für Minuspunkte.

Fazit:
Trotzdem vermag „Good Advice“ im großen und ganzen überzeugen. Sicher keine Neuerfindung des Genres und sicher auch keiner der besten Streifen dieses Genres, aber einer, den man sich auch als Nicht-Fan solcher kitschiger Romanzen anschauen kann, wenn die Freundin mal wieder um einen solchen Film bittet. Sechs von zehn Punkten!

#10 Bjoern

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Geschrieben 28. September 2003, 23:48

Haus am Meer, USA 2001, R: Irwin Winkler, D: Kevin Kline, Hayden Christensen, Kristin Scott Thomas, Jena Malone gesehen am 28.09.2003 auf DVD


Eingefügtes Bild„Das Leben ist wie ein Haus“ ist die Botschaft welche George Monroe (Kevin Kline) seinem Sohn Sam (Hayden Christensen) mitgeben will. So heißt der Streifen in dem dies geschehen soll, auch im englischen „Life as a house“, was man in Deutschland unsäglicherweise in „Das Haus am Meer“ übersetzt hat. Einer der wenigen kritischen Punkte, die man zu diesem Streifen finden kann.

George Monroe lebt seit zehn Jahren von seiner Frau Robin (Kristin Scott Thomas) getrennt. Diese hat mittlerweile mit Peter (Jamey Sheridan) einen neuen Mann geheiratet und mit diesem zwei gemeinsame Kinder. Außerdem hat sie das Sorgerecht für Sam, den gemeinsamen Sohn aus der Ehe mit George. Sam, der auf der Schwelle zum Erwachsenwerden steht, ist das Problemkind der Familie. Er nimmt völlig desinteressiert an jeglichem Leben teil, verkriecht sich musikhörend in seinem Zimmer, pierct sich und färbt sich die Haare und nimmt Drogen. Robin weiß nicht mehr weiter.

Als George seine Stelle als Architekt verliert und einen Schlaganfall erleidet, wird bei ihm Krebs diagnostiziert. Er hat nur noch wenige Monate zu Leben. Diese Zeit will er nutzen, um seinen langgehegten Traum zu erfüllen. Er will sein Traumhaus bauen. Und er will diese Zeit nutzen, um wieder eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen und dessen Leben eine Perspektive zu geben.

Gegen Sams Willen muss dieser nun die Sommerferien bei seinem Vater verbringen. Da das Haus, in dem George bisher wohnte, für den Neubau abgerissen werden muss, bedeutet dies, dass die beiden auf engstem Raum in der Garage wohnen müssen. Erste Konflikte sind allein deswegen schon vorprogrammiert.

Eingefügtes BildLangsam taut aber das Verhältnis zwischen Vater und Sohn auf. Dazu bei trägt auch die hübsche Nachbarstochter Alyssa (Jena Malone), die ein Auge auf Sam geworfen hat. Doch deren Freund ist Josh (Ian Somerhalder), der nicht nur Sam mit Drogen versorgt, sondern diesen auch als Strichjungen für sich zu reichen Männern ins Auto schicken will.

Als dann Robin immer öfter auf der Baustelle vorbeischaut und sich immer besser mit George versteht, scheint äußerlich die Idylle wieder hergestellt zu sein, doch innerlich brodelt die Gefahr. Denn noch hat George niemandem von seiner Krankheit erzählt.

“Life as a house” ist wirklich ein wunderbares Drama, das selbst den hartgesottensten Seher mindestens eine Gänsehaut, wenn nicht sogar eine Träne entlockt. Regisseur Irwin Winkler („Das Netz“) hat genau das richtige Erzähltempo für seine Geschichte gefunden.

Für eine Geschichte, die eigentlich gar nicht so neu oder vielschichtig ist. Es geht um die Familie, eigentlich um mehrere Familien, alle zerbrochen. Sam hasst seinen Vater, dieser führt ein tristes Leben, seine Ex-Frau Robin ist ebenfalls unzufrieden mit ihrem neuen Eheleben, alle sind zu Beginn des Films unglücklich, keiner ist zufrieden mit seinem Leben.

Doch mit Fortdauer des Films lernen alle Beteiligten aufeinander zuzugehen und Verständnis für einander zu zeigen. Der scheinbar gefühlstote Sam entwickelt Liebe zu seinem Vater und zu Alyssa, auch Robin sehnt sich zurück nach den wenigen glücklichen Jahren mit George.

Trotz der Einfachheit seiner Geschichte und lauter bekannter Elemente kann „Life as a house“ einfach überzeugen. Warum ist schwer zu sagen, aber die dramatische Geschichte, eingetaucht in teils wunderschöne Bilder aus der Kamera von Vilmos Zsgimond („Der Geist und die Dunkelheit“), rührt den Zuschauer, wie nicht jeder Film des Genres.

Eingefügtes BildVor allem die Darsteller (bis in die kleinsten Nebenrollen) können vollauf überzeugen. Von Kevin Kline weiß man, dass er ein großartiger Darsteller ist, hier kann man es noch einmal mit eigenen Augen sehen. Hayden Christensen, der nach seiner Leistung als Anakin Skywalker viel Kritik einstecken musste, kann hier zeigen, dass er ein großartiger Darsteller ist. Den verbitterten Sam könnte man kaum besser spielen, als er es macht. Auch die restliche Darstellerriege ist einfach großartig.

So bleibt wenig negatives über. Man kann dem Film nur gegenüber halten, dass er am Ende doch deutlich zu dick aufträgt. Warum Josh, dann noch mit der Mutter seiner Freundin ins Bett steigen muss und dass das gebaute Haus dann für eine Frau gedacht ist, die von Georges Vater zur Waisen und zum Krüppel gemacht wurde, ist dann etwas zu viel des guten. Dazu noch die völlig überzogene Wendung, dass gerade der kritische Nachbar, der das Bauprojekt stoppen will, bei Sams einmaliger Arbeit als Stricherjunge sein Kunde war und aus Angst vor einer Entdeckung seiner homoerotischen Neigungen, dann doch den Hausbau absegnet. Ein paar kitschige Wendungen hätte man beruhigt auslassen können.

Nichtsdestotrotz vermag der Film zu überzeugen, zu gefallen und vor allem emotional zu berühren. Acht von zehn Punkten!

#11 Bjoern

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Geschrieben 29. September 2003, 21:10

Frenzy, Großbritannien 1972, R: Alfred Hitchcock, D: Jon Finch, Alec McCowen, Barry Foster gesehen am 28.09.2003 im TV (Kabel 1)

Eingefügtes BildSchon mehrmals habe ich gehört, dass “Frenzy” der beste Film von Hitchcock sein solll und deswegen ging ich doch mit einiger Erwartung an die erste Sichtung dieses Werkes und ich wurde enttäuscht.

Ich bin leider kein großer Kenner der Hitchcock-Werke, kenne nur die wenigsten bisher, aber von diesen ist Frenzy der schwächste. Der Film plätschert zu Beginn viel zu stark vor sich hin und Jon Finch’s Richard Blaney ist eine extrem unsympathische Hauptfigur. Einer der vielen Fehler, die Hitchcock in meinen Augen gemacht hat (oh hoffentlich klingt das nicht zu vermessen). Der zweite große ist die frühe Präsentation des Mörders, die dem Film einen Großteil ihrer Spannung raubt.

Eingefügtes BildNatürlich gibt es auch positives. Die skurrilen Dialoge zwischen dem Kommissar und seine Ehefrau sind großartig und der Kampf des Mörders Rusk um seine Krawattennadel mit seinem schon toten Opfer ist ebenfalls ein Highlight, aber davon hätte ich mir mehr gewünscht. Insgesamt aber noch 6 von 10 Punkten bei mir, aber nicht das erwartete Highlight. Beim nächsten Mal schaue ich wieder meine Psycho DVD.

#12 Bjoern

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Geschrieben 29. September 2003, 21:28

Rambo III, USA 1988, R: Peter MacDonald, D: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Kurtwood Smith gesehen am 29.09.2003 auf DVD (UK-DVD)

Nur noch ein stupider Actionfilm!


Eingefügtes Bild„In Teil eins kämpfte er für sich, in Teil zwei für sein Land und nun kämpft er für seinen Freund!“ Diese Worte aus dem Trailer liefern schon annährend einen Vorgeschmack, was den Zuschauer in „Rambo III“ erwartet, vor allem wenn man noch die Stimme voller Pathos dazu nimmt, welche der Sprecher dieser Zeilen hat. So ist es auch kein Wunder, dass „Rambo III“, wie auch schon der zweite Teil, weit entfernt ist von der hohen Klasse des Vorgängers.


John Rambo (Sylvester Stallone) hat seinen Krieg beendet. Der Vietnamveteran lebt zurückgezogen bei buddhistischen Mönchen und verdient seinen Lebensunterhalt mit Stockkämpfen. Als ihn sein Freund Colonel Samuel Trautman (Richard Crenna) und Robert Griggs (Kurtwood Smith) von der amerikanischen Regierung aufsuchen und zu einem Einsatz überreden wollen, ist es für Rambo klar, dass er nicht mehr in den Krieg ziehen wird. Er erteilt den beiden eine Absage.

So geht Trautman mit einer Gruppe Männer ohne Rambo nach Afghanistan, wo die Russen ihre Macht hin ausdehnen wollen, doch er und seine Männer geraten in Gefangenschaft. Für Rambo ist es nun klar, dass er seinen Freund nicht hängen lassen wird. Die Ein-Mann-Armee macht sich auf in den Kampf gegen einen brutalen Feind: Die Russen.


Nachdem Sylvester Stallone nach dem zweiten Teil eine kurze Rambo Pause gegönnt wurde, und er statt dessen mal wieder Rocky spielen durfte, und man den amerikanischen Zuschauer, derweil mit einer Rambo-Zeichentrickserie (immerhin 64 Teile) unterhielt, musste Stallone 1988 wieder in die Rolle als Rambo zurückkehren. Immerhin ging der kalte Krieg dem Ende zu, die Sowjetunion stand vor dem Zusammenbruch und die Amerikaner konnten den Russen ihr Vietnam in Afghanistan heimzahlen und sich für die Demütigung damals revanchieren.

Mit „Rambo III“ geschah diese auch filmisch, in bester Tradition zu Teil zwei. Dort hat man dem amerikanischen Publikum vorgegaukelt, dass man hier doch in Vietnam gewinnt, nun zeigt man der amerikanischen Öffentlichkeit, dass man auch den Russen noch schmerzvolle Niederlagen zuführen soll.

Eingefügtes BildSo ist die Schwarz-Weiß-Malerei deutlich sichtbar: Rambo schlachtet diesmal nicht wie in Teil zwei selbst scharenweise Frauen und Kinder ab, sondern er muss mit ansehen, dass die Russen das machen. Und ein aufrechter Amerikaner lässt so was nicht ungesühnt und so macht Rambo diesen Krieg - wie er selbst sagt - zu seinem eigenen. Wo war eigentlich dieser edle Wesenszug als er in Teil zwei selbst Frauen und Kinder abgeschlachtet hat?

„Rambo III“ ist ein weiterer höchst rassistischer Film, der Amerika in den Himmel lobt, die Russen als das Böse dieser Welt darstellt, und den Amerikaner Rambo als den einzigen der es bekämpfen kann.

Vielleicht sollte man den Film aber nicht so ernst sehen, vielleicht sollte man diesen rassistischen und moralisch höchst verwerflichen Unterton des Streifens ausblenden (wobei hier der Begriff „Unterton“ eine sehr starke Untertreibung ist) und den Film einfach ohne großes Nachdenken sich als seichten Actionflick zu Gemüte führen.

Nicht einmal dann funktioniert „Rambo III“. John Rambo ist nur noch eine Witzfigur, eine Karikatur, ein Comic-Superheld. Rambo kann alles: Er spaziert in das gegnerische Camp rein, vermint es komplett, metzelt die halbe Besatzung nieder, zieht wieder ab, und kommt dann noch mal um auch den Rest platt zu machen. Die wenigen, die dann noch leben, werden mit ihren Panzern und Hubschraubern von dem Mann mit dem Messer in der offenen Wüste gestellt und niedergemacht. Dieser John Rambo ist unsterblich. Ein paar Schusswunden mehr oder weniger, ein paar Explosionen in unmittelbarer Nähe, kein Problem. Rambo kämpft weiter, als wäre er Superman. Wo in Teil eins der Mensch John Rambo im Mittelpunkt stand, in Teil zwei noch menschliche Züge zu erkennen war, sieht man jetzt irgendetwas vor sich, aber keinen Menschen mehr. Es wird gnadenlos übertrieben.

Eingefügtes BildSelbst die Actionszenen können kaum mit den Vorgängern mithalten. Statt das ganze stilistisch einwandfrei zu inszenieren, hat man scheinbar nur auf mehr Brutalität gesetzt. Die Qualität der Actionszenen ist aber gegenüber beiden Vorgängern zurück gegangen, wirkt wie in einem B- oder C-Movie. Noch schlimmer die zahlreichen Plotholes und Fehler, mit verschwindenden und wieder auftauchenden Gewehren etc.

So bleibt in diesem schwachen Film nicht viel positives über: Das einzige sind die schwachsinnigen Sprüche, die mittlerweile wohl Kultstatus erlangt haben. Ob Rambo erklärt, das blaues Licht blau leuchtet oder Trautman, auf die Frage, ob Rambo sich für Gott hält antwortet, dass Gott Gnade kennt aber Rambo nicht oder Rambos Antwort auf die Frage „Wer sind sie?“ „Ihr schlimmster Albtraum!“. All diese Zitate wurden unzählige mal persifliert und sind zu Recht Kult. Das einzige erinnerungswerte an diesem traurigen dritten Teil einer Trilogie, die einmal so hervorragend begann. Zwei von zehn Punkten!

#13 Bjoern

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Geschrieben 30. September 2003, 17:23

Die Musterknaben 3 - 1000 und eine Nacht, R: Ralf Huettner, D: Jürgen Tarrach, Oliver Korittke gesehen am 29.09.2003 im TV (ZDF)

Eingefügtes BildDa kamen sie also nun endlich zum dritten Mal, die guten Musterknaben. Nachdem der erste Teil zu meinen absoluten Lieblingen des deutschen Films gehört und auch der zweite auf jeden Fall sehenswert ist, bin ich doch schon mit einiger Erwartungshaltung an den Film gegangen und diese wurde zum großen Teil nicht enttäuscht.

Der Streifen ist zwar weit entfernt von der Klasse des ersten Films, aber das Duo Tarrach und Korittke war ein weiteres Mal königlich. Tarrach hervorragend als tollpatschiger „Ladykiller“ und Korittke als Möchtegern-Cooler ein weiteres Highlight. Die Handlung hat dagegen diesmal etwas gebraucht um richtig in Fahrt zu kommen und lief in der ersten dreiviertel Stunden doch ein paar Mal etwas schleppend.

Aber bei den Musterknaben steht die Krimistory sowieso etwas im Hintergrund und so kann man das verkraften. Gute 7 von 10 Punkten!

#14 Bjoern

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Geschrieben 01. Oktober 2003, 16:39

Lethal Weapon 4, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Danny Glover, Chris Rock, Rene Russo, Joe Pesci, Jet Li gesehen am 30.09.2003 auf DVD (DVD aus der Lethal Weapon - Box)


Eingefügtes BildRichard Donner’s „Lethal Weapon“ Reihe um die zwei Chaos-Cops Martin Riggs und Roger Murtaugh gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Action-Buddy-Movie-Reihen. Vier Mal ließ es Donner mit seinen beiden Hauptdarstellern Mel Gibson und Danny Glover schon krachen, und trotz aller Dementis bisher, dürfte ein fünfter Teil nicht ausgeschlossen sein, außer die beiden sind dann doch zu „alt für diesen Scheiß“.

Im vierten Teil der Reihe müssen Riggs (Mel Gibson) und Murtaugh (Danny Glover) einen asiatischen Menschenhändlerring bekämpfen. Dabei wollten sich die beiden Chaos-Cops eigentlich ein bisschen Ruhe gönnen. Riggs Freundin Lorna (Rene Russo) erwartet ein Kind und auch im Hause Murtaugh steht Nachwuchs auf dem Plan. Seine Tochter Rianne (Traci Wolfe) ist schwanger und zwar von dem Polizisten Lee Butters (Chris Rock), was Murtaugh aber nicht weiß. Der hält Butters sogar für schwul und vor allem findet er ihn nervend.

Um das Chaos in der Stadt etwas einzudämmen wurden Riggs und Murtaugh von ihren Vorgesetzten sogar zu Captains befördert, was eigentlich ein ruhiger Schreibtischjob bedeuten würde. Doch spätestens als die Asiaten, unter dem Kommando des Kampfsportspezialisten Wah Sing Ku (Jet Li) auch die Familien von Riggs und Murtaugh bedrohen, gibt es für die beiden kein Halten mehr. In gewohnter Manier nehmen sie den Kampf auf und dabei die halbe Stadt auseinander. Unterstützung erfahren sie von Butters und wie gewohnt durch den nervigen Privatschnüffler Leo Getz (Joe Pesci).


Eingefügtes BildSechs Jahre Pause lagen zwischen Teil drei und Teil vier, doch diese Pause ist dem Film und vor allem den beiden Hauptdarstellern in keiner Weise anzumerken. Mel Gibson und Danny Glover flachsen, schießen und prügeln sich durch den vierten Teil als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Grandios schon die Eröffnungsszene, in der die beiden von einem Psychopathen im wahrsten Sinne des Wortes kräftig unter Feuer genommen werden, und nichts besseres wissen, als sich gegenseitig davon zu erzählen, dass der jeweils andere Familiennachwuchs bekommt. Danach wird mal wieder ein halber Straßenzug in Schutt und Asche gelegt.

Regisseur Richard Donner hat es aber wieder einmal geschafft, die Geschichte nicht nur den beiden Hauptprotagonisten zu überlassen, sondern wieder einen neuen Charakter einzuführen. Mit dem von Chris Rock gespielten Detective Lee Butters gewinnt die Geschichte ungemein. Der, die ersten zwei Drittel des Films, fortdauernde Running Gag der Beziehung zwischen Butters und Murtaugh, zwischen Schwiegersohn und Schwiegervater, was Murtaugh allerdings nicht weiß, ist eines der Highlights des Streifens.

Auch die Auflistung der weiteren Nebendarsteller liest sich hervorragend: Jet Li gelingt ein sehr gutes Hollywood-Debüt, an welches er leider nicht anknüpfen konnte, wenn man nur seine Hollywood-Filme betrachtet, und Rene Russo gibt zum zweiten Mal die taffe Freundin von Riggs. Auch wenn sie nicht den Platz in der Geschichte bekommt, denn sie in Teil drei inne hatte, kann sie doch in ihren wenigen Minuten voll überzeugen. Rührend schön und komisch als sie am Ende im Krankenhaus vor der Geburt des Kindes Riggs erst noch heiraten will. Joe Pesci ist natürlich ebenfalls wieder mit dabei, übertreibt seine Rolle als Nervensäge nur zu weilen etwas.

Eingefügtes BildDonner und seine Darsteller lassen es in LW 4 natürlich wieder ungemein krachen. Es explodiert an allen Ecken und Enden, von Realismus keine Spur, but’s funny. Und das ist das wichtigste. Wer die ersten drei Teile nicht kennt, wird allerdings seine Probleme haben, denn die Kenntnis der Hintergründe von Murtaugh, Riggs, Lorna und Leo Getz ist für das Gesamtverständnis und vor allem für das Verständnis einiger Witze sehr wichtig.

Donner hat mit LW 4 nichts weltbewegend neues geschaffen. Der Film ist genau das gleiche wie die ersten vier Teile. Noch mehr Action, noch mehr Sprüche und etwas weniger Charakterisierung der Personen, da diese einfach schon als bekannt vorausgesetzt werden und wie gewohnt die Einführung einer neuen Person (in persona von Chris Rock). Fans der ersten drei Teile werden also auch hier wird ungemein Spaß haben. Ob ein fünfter Teil kommen wird, das wird sicher von den Terminplänen der Darsteller mit abhängen, den neben Gibson, Glover, Russo und Pesci muss man mit Rock ja jetzt, wenn man dem Gesetz der Serie folgt, einen fünften Charakter beibehalten und dazu noch einen sechsten einbauen.

Sieben von zehn Punkten

#15 Bjoern

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Geschrieben 02. Oktober 2003, 07:41

Fluch der Karibik, R: Gore Verbinski, D: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Geoffrey Rush gesehen am 30.09.2003 im Kino

Eingefügtes BildEingefügtes BildDas ist also der große Kinohit des Jahres? Nun habe ich ihn auch (endlich) gesehen und habe mir mehr versprochen. Ganz ansehnlich ist der Streifen ja, und vor allem die hübsche Keira Knightley, aber wirklich der Überflieger? Nein, dafür ist der Streifen mir teilweise etwas zu langatmig und Orlando Bloom gefiel mir überhaupt nicht. Auch von Geoffrey Rush hätte ich mir mehr Witz erwartet. Großartig dagegen Johnny Depp. Ihm zuzuschauen war einfach köstlich und dafür bekommt der Film auch sieben von zehn Punkten!

#16 Bjoern

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Geschrieben 02. Oktober 2003, 16:03

Kurze Zwischenstandsmeldung


Gestern wieder mal "Welcome to the Dollhouse" gesehen. Das Schreiben einer Kritik erweist sich wieder mal als sehr schwer, wie immer bei Filmen meines Lieblingsregisseurs Todd Solondz. Überlege gerade, ob ich die zwei geschriebenen Word-Seiten in den virtuellen Papierkorb schmeiße oder erst mal liegen lasse und mich später noch einmal an eine Überarbeitung setzte. Entscheide mich wohl erst mal für letzteres. Zur Entschädigung gibts ein Bild.

Eingefügtes Bild

#17 Bjoern

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Geschrieben 02. Oktober 2003, 23:58

So, nun habe ich die Kritik doch noch geschafft. Sicher kein Meisterwerk, aber besser als nix.

Willkommen im Tollhaus, R: Todd Solondz, D: Heather Matarazzo, Brendan Sexton Jr, Eric Mabius gesehen am 01.10.2003 im TV (HR3 - Late Lounge)


"Es ist keine Geschichte über das Erwachsenwerden. Ich glaube nicht, dass man in der siebten Klasse erwachsen werden kann. Der Film ist eine Komödie, weil das die einzige mir bekannte Form ist, mit entsetzlichen Qualen umzugehen; außerdem liegt meines Erachtens etwas sowohl Komisches als auch Ergreifendes in dem Versuch, Demütigungen zu ertragen ... In der Junior High School gibt es nur Leben oder Tod. Alles wird ganz besonders intensiv empfunden. Grobheit und Grausamkeit sind traumatische Erfahrungen. Nicht alle Kinder erleben diese Extreme, aber diejenigen, die es tun - Verfolger und Verfolgte - , sind vielleicht für den Rest ihres Lebens geschädigt." (Todd Solondz über „Welcome to the Dollhouse“)


Eingefügtes BildWarum werden Todd Solondzs Filme in Deutschland nicht auf DVD veröffentlicht? Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle, wenn ich einen Film von ihm gesehen habe. Verdient hätten sie es auf jeden Fall. Denn Solondz, der 1989 mit seinem Spielfilmdebüt „Fear, Anxiety & Depression“ einen so großen Flop produzierte, dass er dem Filmbusiness sofort wieder den Rücken kehrte und erst 1995 mit „Welcome to the Dollhouse“ ein großes Comeback hinlegte, hat mit seinen wenigen Filmen gezeigt, was für ein enormes Potential er hat. Die zahlreichen Preise für „Welcome to the Dollhouse“ und vor allem für seinen genialen Streifen „Happiness“ kommen nicht von irgendwo her. Die Filme haben sich diese Preise verdient.

Im Mittelpunkt seines Comebackfilms „Welcome to the Dollhouse“ steht die elfjährige Dawn Wiener (Heather Matarazzo). Sie geht in die siebte Klasse der Benjamin Franklin Junior Highschool im amerikanischen Bundesstaat New Jersey. Sie ist die Außenseiterin der Schule. Das leicht dickliche und immer geschmacklos gekleidete Mädchen wird von allen in der Schule gehänselt und fertig gemacht, von Schülern und von Lehrern.

Am schlimmsten setzt ihr Mitschüler Brandon (Brendan Sexton Jr.) zu. Der etwas ältere Junge aus ihrer Klasse, bedroht sie sogar mit einer Vergewaltigung.

Zu Hause geht es Dawn nicht besser. Zwischen ihrer kleinen Schwester Missy (Daria Kalinina), die nur in ihrem rosa Tutu zu Klängen von Tschaikowsky durch das Haus tanzt, und der klare Liebling der Mutter (Angela Pietropinto) ist, und ihrem nüchternen, älteren Bruder Mark (Matthew Faber) ist sie das schwarze Schaf der Familie.

Die täglichen Demütigungen zu Hause und in der Familie haben Dawn bockig gemacht, was ihr immer wieder neue Probleme einbringt. Einziger Rückhalt und Freund ist der jüngere Nachbarsjunge Ralphy (Dimitri Iervolino), mit dem sie sich im Garten in einem Bretterverschlag als trifft. Dies ist das Clubhaus ihres „Special People Club“, in dem sie die einzigen Mitglieder sind. Auch Ralphy ist ein Außenseiter. Der als „Homo“ verschriene Junge weiß, dass ihm das gleiche Schicksal wie Dawn blüht, wenn er auf die Junior Highschool kommen wird.

Dawns große Liebe ist Steve Rodgers (Eric Mabius). Der deutlich ältere Junge und Frauenschwarm des ganzen Ortes ist in letzter Zeit immer öfter bei ihnen zu Hause, da er mit Mark eine Band gegründet hat. Dawn himmelt ihn an, lauscht bei allen Proben der Band und macht sich Hoffnungen. Die Enttäuschung wird folgen...


Eingefügtes BildTodd Solondz’s Streifen ist die nur untypischste Schilderung der Entwicklung eines jungen Mädchens, die man sich nur vorstellen kann. Er zeigt ein Mädchen, das auf den ersten Blick scheinbar in der typischen Familienidylle einer amerikanischen Kleinstadt lebt. Die erste Einstellung zeigt zu zarten Klavierklängen ein idyllisches Familienbild und man könnte meinen Dawn ist ein glückliches Mädchen, wie jedes andere auch.

Doch weit gefehlt. Das hässliche Entlein Dawn durchlebt jeden Tag die Hölle. Die Schule ist eine Tortur und zu Hause geht es nicht besser weiter. Das Mädchen durchlebt jeden Tag ihren persönlichen „American Nightmare“. Bildlich festgehalten ist das ganze Horror-Leben von Dawn Wiener in einem Bild: Der Überblick über alle Schulspinde! Ein Spind neben dem anderen ist in der Wand, alle von außen ohne jeden Makel, ohne jede Schmiererei. Von einer Ausnahme abgesehen: In der Mitte aller Spinde ist der von Dawn Wiener. Übersät von oben bis unten mit Beschimpfungen. „Wiener Dog“ sieht man immer wieder dort stehen, eine doppeldeutige Anspielung in Verbindung mit ihrem Nachnamen. Der Spind ist ein Sinnbild für die Leiden von Dawn in der Schule.

Doch Solondz gibt seiner Anti-Heldin und dem Zuschauer Hoffnung in der Person von Steve. Der deutlich ältere und gutaussehende Junge mit den langen Haaren hänselt Dawn nicht. Er behandelt sie sogar nett und spricht mit ihr. Als die beiden den Titelsong „Welcome to the Dollhouse“ anstimmen, sieht es aus als könnte Dawn von ihren Leiden erlöst werden. Man traut Solondz zu, dass sich nun eine Liebesbeziehung zwischen dem elfjährigen Mädchen und dem sicher sechs Jahre älteren Jungen entwickelt. Doch weit gefehlt, das Glück ist nur von kurzer Dauer. Als Steve gerade mit einem anderen Mädchen zugange ist und Dawn ihm eine Ehrenmitgliedschaft im „Special People Club“ anbietet, lacht Steve Dawn aus. „Special People Club“ ein Club für geistig Behinderte, wirft er ihr entgegen. Dawn ist am Boden zerstört, der Zuschauer zum ersten Mal einer Chance aufs Happy-End beraubt.

Doch die zweite Romanze bahnt sich schnell an. Gerade Brandon, der sie am schlimmsten von allen behandelt, hat sich scheinbar in Dawn verliebt. Seine angedrohte Vergewaltigung entpuppt sich als schwacher Kuss. Dawn, blind vor Liebe zu Steve, weist Brandon erst zurück; als sie ihren Fehler einsieht, ist es zu spät. Brandon ist wegen Drogenhandels von der Schule geflogen und von seinem Vater nun in eine Besserungsanstalt geschickt worden.

Todd Solondz macht dem Zuschauer immer wieder alle Hoffnungen auf ein Happy-Ende zu nichte. Zum letzten Mal, wenn Dawns Schwester entführt wird und Dawn sich auf die Suche gibt. Wenn sie ihre Schwester findet, dann wird sie sicher die Heldin. Doch während ihrer Abwesenheit geht die Entführung unspektakulär zu Ende und es nimmt nicht mal jemand richtig Notiz von ihrem Verschwinden. Stattdessen muss sich bei einem Vortrag in der Schule über die Entführung wieder dem Spott aller aussetzen. Symptomatische Szenen für das Leiden von Dawn. Bei der Entführung ihrer Schwester brechen Vater und Mutter zusammen, das Verschwinden von Dawn wird gar nicht zur Kenntnis genommen.

„Welcome to the Dollhouse” geht recht unkonventionell vor. Solondz bricht mit allen „Regeln“ ähnlicher Streifen. Es wird keine Wandlung von Dawn geben. Ihr geht es nach dem abrupten Ende des Films nicht besser als zuvor, sie wird weiter so gedemütigt leben müssen, wie bisher, bis sie älter ist. Dawn wird nicht die hübsche Prinzessin werden, wie es in einem Hollywood-Kitsch-Film sein würde.

Eingefügtes BildDas wäre auch falsch, denn Dawn ist auch nicht die typische Hollywood-Heldin, sie ist vielmehr eine Anti-Heldin. Ihr Verhalten ist höchst ambivalent, sie muss selbst viel einstecken, teilt aber auch aus wenn sie die Gelegenheit bekommt. Ralphy, der einziger der „schwächer“ ist als ihr, wird von ihr als „Homo“ beschimpft und zurückgestoßen. Sie lässt ihren einzigen Freund fallen. Ihre Mitschüler werden von ihr verpetzt, wenn sich ihr die Gelegenheit bietet. Sie ist also selbst nicht ganz unschuldig an den Demütigungen, die sie erleiden muss. Sie rebelliert, oftmals unnötig gegen ihre Familie und verschlechtert dadurch ihre Lage noch weiter.

Diese Rebellionen von Dawn sind immer mit einer fast aggressiven, kurzen Melodie unterlegt, die diese Szenen ankündigt und unterstreicht. Allgemein spielt die Musik eine wichtige Rolle in Solodonz’ Streifen. Das beginnt mit den einleitenden, harmonischen Klavierklängen, setzt sich mit der Musik von Tschaikowsky fort, welche die Ballerina Aktionen von Dawns kleiner Schwester unterlegt und die bestimmende Musik im Haus ist und gipfelt natürlich, in der eher mittelmäßigen Band von Dawns großem Bruder, die plötzlich mit Steve als Frontmann Musik machen kann. Der Einsatz der Musik unterstreicht perfekt die jeweilige Stimmung des Films.

Solondz erzählt seine Geschichte mit viel Witz und viel traurigen Momenten. Oftmals muss man, ob des schwarzen Humors des Streifens, lachen, oft ist die Geschichte aber so traurig, dass man fast weinen möchte. Dabei schafft es Solondz aber seine Protagonistin nicht der Lächerlichkeit preiszugeben und den Kitsch zu meiden. Der schwarzhumorige Witz von „Welcome to the Dollhouse“ ergibt sich vor allem aus den absurden Szenen des Films, ähnlich wie in Happiness, dort allerdings noch absurder.

F A Z I T
°°°°°°°°°
“Welcome to the Dollhouse” ist ein Contra zu den tpyischen Highschool Filmen aus Amerika. Der Film greift das oft verwendete Thema der Beliebtheit auf, doch so ernüchternd wurde dieses Thema noch nie behandelt. Solondz wandelt perfekt vom Komik zu Tragik und wieder zurück. Einfach ein toller Film für den es schwer fällt die richtigen Worte zu finden. Zehn von zehn Punkten!


Interview mit Todd Solondz zum Film: http://www.kn-online.de/htm/dauer/freizeit.../c-solondz.html

#18 Bjoern

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Geschrieben 06. Oktober 2003, 20:56

Liberty stands still, R: Kari Skogland, D: Wesley Snipes, Linda Fiorentino, Oliver Platt gesehen am 02.10.2003 auf DVD


Eingefügtes BildDie hübsche Liberty Wallace (Linda Fiorentino), die Co-Präsidentin eines großen Waffenherstellers, ist wie jeden Donnerstag auf dem Weg ins Theater. Dort will sie sich mit ihrem Liebhaber Russell (Martin Cummins), einem Schauspieler, wie gewohnt für ein hübsches Schäferstündchen treffen. Am Telefon will sie ihn schon einmal ein bisschen aufheizen, nur stört es etwas, dass ihr Mann Victor (Oliver Platt) sie laufend anruft.

Am Theater angekommen, vertritt sich Liberty erst noch einmal kurz die Beine und nimmt bei einem Dealer an einem Hot Dog Stand eine Nase Koks. Als sie sich auf den Weg ins Theater machen will, klingelt ihr Handy. Ein Mann, der sich Joe (Wesley Snipes) nennt, ist am anderen Ende der Leitung. Er hat ein Gewehr auf sie gerichtet und eine Bombe im Hot Dog Stand versteckt, die an Libertys Handy gekoppelt ist. Geht ihr Handy aus, fliegt die Bombe in die Luft.

An eine weitere Bombe hat Joe Libertys Lover Russell gekettet. Der Grund für diesen Amoklauf ist einfach: Joes Tochter wurde erschossen, mit einer Waffe aus dem Hause Wallace. Und nun will Joe Rache....


Wer sich bei dieser Story an den Film „Phone Booth“ von Joel Schumacher erinnert fühlt, wird in den ersten Minuten bestätigt. Wie der Protagonist Stu in „Phone Booth“ am Anfang telefonierend durch die Stadt läuft, fährt hier die Protagonistin Liberty durch die selbe, ebenfalls telefonierend und wie Stu mit dem Seitensprung.

Eingefügtes BildDamit hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf (mit der Ausnahme noch, dass „Liberty stands still“ ebenfalls nur an einem Handlungsort spielt, wobei dies nicht konsequent durchgehalten wird). Zwischen beiden Filmen liegen Welten. Während Schumacher auf einen stimmigen Film Wert gelegt hat, und dem Zuschauer viel erklärt, werden bei „Libertys stands still“ viele Fragen aufgeworfen, aber kaum welche geklärt. Warum der Koksdealer, der angeblich so einen strengen Chef hat, seinen Hot Dog Stand voller Koks dem Sniper zur Verfügung stellt, sollte man sich besser nicht fragen. Warum keiner einem verwundeten Cop erste Hilfe leistet, sondern seine Kollegen nur daneben stehen und einen Krankenwagen anfordern, sollte man ebenfalls nicht fragen. Und warum Joe durch die Gegend ballern kann, während alle Passanten weiter laufen, und nichts davon bemerken, ist dem Film auch keine Antwort wert.

Über diese zahlreichen offenen Fragen und einige Unstimmigkeiten könnte man getrost hinwegsehen, wenn man im Gegenzuug dafür, spannende Unterhaltung geboten bekäme. Aber Fehlanzeige. Während sich der Film noch sehr spannend anlässt, lässt er genauso schnell nach. Der Mittelteil des Films mit seinen belanglosen und platten Dialogen zwischen Snipes und Fiorentino ist zum Gähnen. Die Pseudo-Moralische Aussage des Films führt der Film selbst ad absurdum und Wesley Snipes beweist einmal mehr, dass er zwar ein sehr guter Actiondarsteller ist, aber in dialoglastigen Filmen meistens überfordert ist.

„Phone Booth“ ist ein hochspannender Psychothriller mit einem Psychoduell zwischen dem Protagonisten Stu und dem Sniper, von dem man nur die Stimme hört und mit einem Psychoduell zwischen Stu und der Polizei, die Stu für einen Mörder hält. „Liberty stands still“ ist dies nicht. Von einem Psychoduell zwischen der Protagonisten und dem sichtbaren und immer wieder in seinem Versteck gezeigten Sniper ist keine Spur. Trotz der Verschärfung der Situation gegenüber dem ähnlich gelagerten „Phone Booth“ durch die Bombe in Libertys Nähe, besitzt der Film viel zu lange Phasen, in denen man keine Angst um die Protagonistin haben muss. In „Phone Booth“ denkt man, dass der Sniper jeden Moment abdrücken könnte, jeden Moment gibt es einen Knall, irgendwas spannendes passiert. Bei „Liberty stands still” ist dies am Anfang ähnlich, aber leider nur am Anfang. Danach fühlt man keine akute Bedrohung für die Protagonistin, man hat nicht das Gefühl jeden Moment wird etwas passieren, sondern man denkt sich, die reden und reden und werden auch in fünf Minuten noch reden. Und das schlimme ist: Es kommt genauso. Das zerstört die Spannung und macht zwei Drittel des Films unsäglich langweilig und langatmig.

Eingefügtes BildErst am Ende gewinnt der Film wieder etwas an Fahrt und auch Spannung und es kommt Hoffnung auf ein interessantes Ende auf. Leider Fehlanzeige, das Ende ist unerwartet unspektakulär und uninteressant.

So bleibt wenig positives zu vermelden. Ein starker Anfang, ein interessantes Wortspiel mit dem Vornamen der Protagonistin und dem Filmtitel, der auf die Waffenfreiheit in Amerika anspielt und dass diese sich nicht verändert (wobei der Film mit seiner Kritik an dem Artikel, der dies kritisiert und an der Waffenlobby sehr inkonsequent ist), that’s all. Vielleicht noch die nackte Linda Fiorentino. Drei von zehn Punkten!

#19 Bjoern

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Geschrieben 07. Oktober 2003, 16:36

Absolute Giganten, R: Sebastian Schipper, D: Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot Jr., Julia Hummer gesehen am 02.10.2003 im TV (ARD)

Eingefügtes Bild“Ich bin morgen früh weg“. Mit diesen fünf Worten sagt Floyd (Frank Giering) seinen besten Freunden Walter (Antoine Monot Jr.) und Ricco (Florian Lukas), dass er sie und Hamburg morgen verlassen wird. Die letzte gemeinsame Nacht der drei zwischen Partyfreuden und melancholischer Abschiedstimmung, zwischen Siegesfreuden und einem Schlag auf die Nase behandelt der Film „Absolute Giganten“.


Eingefügtes BildUnd das absolut gekonnt. Ein weiterer Beweis wie gut deutsches Kino sein kann. Drei hervorragende Hauptdarsteller, ergänzt durch eine starke Julia Hummer („Die innere Sicherheit), eine hervorragende Kameraführung von Frank Griebe (u.a. „Lola rennt“ und „Heaven“), sowie der geniale Score von „The Notwist“. Größtenteils hervorragendes Kino mit einigen herausragenden Szenen (Stichworte: Tischfussball, Elvis, Alkoholvergiftung, Auto fahren, ...) und nur wenigen kleinen Längen. Einfach sehenswert und damit acht von zehn Punkten!

#20 Bjoern

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Geschrieben 07. Oktober 2003, 21:26

Born 2 Die, USA 2003, R: Andrzej Bartkowiak, D: Jet Li, DMX, Mark Dacascos gesehen am 05.10.2003 auf DVD (UK-DVD)


Eingefügtes BildIrgendwie scheint der ehemalige Kameramann Andrzej Bartkowiak (unter anderem „Speed“, „Im Auftrag des Teufels“, „Lethal Weapon 4“) mittlerweile auf den Geschmack gekommen zu sein und den Platz hinter der Kamera gegen den auf dem Regiestuhl eintauschen zu wollen. Seine Filme gehen dabei alle in dieselbe Richtung: Angefangen bei „Romeo must die“ über „Exit wounds“ bis hin zu „Born 2 Die“ und wohl auch zu seinem nächsten Projekt „Alarmstufe Rot 3“: Actionfilme ohne viel Sinn und Verstand mit dem Rapper DMX und an dessen Seite entweder Jet Li oder Steven Seagal. Auch ein Großteil der restlichen Darsteller war hier und da schon einmal mit von der Partie.

In „Born 2 Die“, so der Titel dem man dem Streifen „Cradle 2 the Grave“ in Deutschland verpasste, bilden Jet Li und DMX das Fäuste schwingende Heldenduo. Der von dem Rapper DMX gespielte Fait ist ein Dieb. Mit seinem Team ist er gerade bei der Ausführung eines großen Diamantencoups, als er von dem taiwanesischen Geheimdienstagenten Su (Jet Li) gestört wird. Dieser hat ihren Coup der Polizei gemeldet, so dass Fait und seine Leute abhauen müssen.

Auf der Flucht verlieren sie einen Teil der Beute: Wertvolle schwarze Diamanten, hinter denen Su her ist. Doch dieser ist nicht der einzige der die Diamanten will: Der zwielichtige Gangster Ling (Mark Dacascos) und seine Freundin Sona (Kelly Hu) sind bereit für diese Diamanten jeden zu töten. Um an die Diamanten zu kommen, kidnappen sie deswegen Faits Tochter Vanessa (Paige Hurt), weil sie glauben, dass dieser noch die Diamanten hat.

Um seine Tochter zu retten, verbündet sich Fait mit Su. Gemeinsam ziehen sie gegen die Gangster in den Kampf...


Eingefügtes BildDie Story ist schon nicht gerade innovativ und gelungen, der Film noch weniger. Was Regisseur Bartkowiak hier verbrochen hat, topt den noch recht gelungenen Streifen „Romeo must die“ um ein vielfaches (im negativen Sinne). Film und Story sind von hinten bis vorne voll von Logiklöchern und handwerklichen Fehlern. Das fängt mit banalen Dingen an, wie einem unerklärlichen Wechsel von Nacht zu Tag in wenigen Sekunden und setzt sich in abstrusen Szenen fort, in denen ein Gangster aus einem gerade explodierten Hubschrauber „aussteigt“ und sich putzmunter wieder in den Kampf stürzt.

Was dem Fortkommen der Geschichte nicht dienlich ist, wird einfach ausgeklammert. Was der Held ist in einem Parkhaus von einer Hundertschaft von Polizisten umzingelt und muss da jetzt irgendwie raus? Da lässt man einfach seine Freunde mit einem Auto ins Parkhaus fahren und wieder raus. Um das ganze einigermaßen logisch zu machen, zeigt man mit einer weit entfernten Kamera, dass das Auto von Polizisten bei der Rausfahrt durchsucht wird. Warum die Polizisten den nicht gerade kleinen Herrn DMX übersehen haben, weiß wahrscheinlich nicht einmal Herr Bartkowiak und deswegen muss es der Zuschauer ja auch nicht wissen.

Selbst die Actionszenen zünden irgendwie nicht. Jet Li ist ein toller Kämpfer, doch statt diesen Rap-Prügel-Movies sollte er wirklich versuchen weiter ästhetische Filme wie „Hero“ zu drehen, in denen seine Fähigkeiten voll zur Geltung kommen. Hier wirkt sein pseudo-cooles Auftreten lächerlich und schon seine erste Szene ist affig: Jet Li „seilt“ sich von einem Hochhaus ab, in dem er einfach runter springt, sich an einem Fenstersims festhält, sich nach kurzer Zeit wieder fallen lässt und am nächsten Fenstersims wieder festhält. Das ganze ein paar Mal und er ist an seinem Ziel. Ganz toll.

Eingefügtes BildDie restlichen Darsteller hätte man auch alle beruhigt austauschen können. DMX kann mittlerweile wenigstens recht anständig prügeln, Gabrielle Union darf zwar einmal ihre optischen Reize einsetzen, ist aber kein Vergleich zu der leider verstorbenen Aaliyah und Kelly Hu hätte man beruhigt weglassen können, so wenig fällt sie auf.

Die größte Enttäuschung ist aber Mark Dacascos. Der asiatische Prügelstar mimt einen derart wenig furchteinflössenden und lauen Gangsterboss, wie man es selten im Kino zu sehen bekommen hat. Und auch seiner Kampfkunst darf er kaum zeigen, richtig eigentlich nur im Endkampf gegen Jet Li.

Dieser ist auch eins der wenigen Highlights des Films, eigentlich das einzige des regulären Streifens, denn das zweite kommt nach dem Abspann. Dort reißen Anthony Anderson und Komiker Tom Arnold (beide wohl auf dem besten Weg Dauerbesetzung in Bartkowiaks Streifen zu werden) ein paar Zoten und machen sich hauptsächlich Gedanken mit welchen Schauspielern man die eben erlebte Geschichte verfilmen könnte. Da machen sie sich auch etwas über den polnischen Regisseur lustig und es wird eine Verbindung zu einer ähnlichen Szene nach dem Abspann von „Romeo must die“ geknüpft, an der Anderson auch beteiligt war. Ganz amüsant, aber das war es auch.

F A Z I T
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Wer auf Action ohne Sinn und Verstand aus dem Hause “Bartkowiak” steht, wird mit diesem Film vielleicht etwas anfangen können, der große Rest aber nicht. Deswegen sollte man sich den Film wohl nur anschauen, wenn man ein Fan dieser Werke ist.

Drei von zehn Punkten!

#21 Bjoern

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Geschrieben 08. Oktober 2003, 16:07

Ring 2, Japan 1999, R: Hideo Nakata, D: Miki Nakatani, Nanaku Matsushima, Hiroyuki Sanada, Hitomi Sato, Kyoko Fukada, Rikiya Otaka, Yuurei Yanagi, Rie Inou gesehen am 06.10.2003 auf DVD


Eingefügtes BildEin Ring übt im Filmjahr 2003 ein große Faszination auf die Filmfans in Deutschland aus. Und damit ist ausnahmsweise nicht der Ring gemeint, der in der Verfilmung eines imposanten Buches (und natürlich auch in diesem selbst) eines gewissen Herrn Tolkien eine interessante Rolle spielt, sondern ein anderer Ring: Ein Ring auf der Mattscheibe eines Fernsehers.

Ausgelöst durch den großen Zuschauererfolgs des Streifens „The Ring“ von Gore Verbinski Anfang des Jahres 2003 und durch eine deutsche DVD-Veröffentlichung aus dem Haus e-m-s wurde der in Insider-Kreisen schon länger hochgehandelte japanisch Streifen „Ringu“ endlich der breiten Öffentlichkeit ein Begriff. e-m-s hat nun auch die beiden weiteren Teile der Ring-Saga, die auf den Büchern von Koji Suzuki, dem Stephen King Japans, beruhen, veröffentlicht. „Ring 2“ entfernt sich dabei aber etwas weiter von den Büchern von Koji Suzuki. Etwas näher an den Büchern ist der Film „The Spiral“ von Jouji Iida (übrigens auch mit einigen der Darsteller aus den Ring-Filmen), der zeitgleich mit „Ring“ in die japanischen Kinos kam, leider aber in Deutschland noch nicht erschienen ist.

WARNUNG: Nichtkenner des ersten Teils von „Ring“ sollten diese Kritik nicht lesen, da in ihr viele Spoiler bezüglich des ersten Teils auftauchen.

"Ring 2“ spielt dabei rund eine Woche nach den Ereignissen in Ring. Die Reporterin Reiku Asakawa (Nanako Matsushima) und ihr Sohn Yoichi (Rikiya Otaka) sind verschwunden, der Ex-Mann von Reiku, Professor Ryuji Takayama (Hiroyuki Sanada) wurde tot und in schrecklichem Zustand aufgefunden. Zudem wurde die Leiche von Sadako (Rie Inou) in einem seit über dreißig Jahren zugemauerten Brunnen gefunden. Das ungewöhnliche an diesem Fund ist die Tatsache, dass Sadako erst seit rund einem Jahren tot zu sein scheint.

Eingefügtes BildDie junge Studentin Mai Takano (Miki Nakatani), die Freundin von Ryuji, und der Journalist Okazaki (Yuurei Yanagi), eine Kollege von Reiku, machen sich auf die Suche nach Reiku und ihrem Sohn. Dabei kommen sie dem Phänomen des Ring-Virus weiter auf die Spur und als sie Yoichi finden, entdecken sie unglaubliches.


Der zweite Teil der Ring-Reihe überrascht den Zuschauer gleich zu Beginn mit einem Austausch der Protagonisten. Mai und Okazaki, die im ersten Teil beide nur eine Randrolle spielten, stehen nun im Mittelpunkt des Films. Dafür rücken die beiden Protagonisten des ersten Teils Reiku und Ryuji nun an den Rand und spielen nur noch untergeordnete, wenn auch sehr wichtige Rollen. Auf den ersten Blick etwas ungewohnt die beiden „Helden“ auszutauschen (das amerikanische „Remake“ des zweiten Teils wird davon auch abweichen), aber ein für die weitere Geschichte sehr wichtiger Kniff.

Durch den neuen Blickpunkt auf die Geschichte des Rings, der durch die beiden neuen Protagonisten entsteht, werden nämlich weitere Aspekte beleuchtet. Das „Universum“ des Rings wird für den Zuschauer vielschichtiger und interessanter.

Eingefügtes BildDies liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass in „Ring 2“ nicht mehr die direkte Macht des Videobands im Vordergrund steht, sondern nun mehr die indirekte Macht desselben. Der Film zeigt, wie sich die Personen verändern, die mit dem Video in Kontakt kamen, dieses aber überlebten. Vor allem Yoichi spielt dabei eine sehr wichtige Rolle und tritt phasenweise an die Stelle von Sadako.

So erzeugt der Film durch die nun mysteriösere und wichtigere Rolle von Yoichi wieder sehr viel Grusel. Ähnlich wie Teil eins wird hier wieder äußerst selten mit direktem Grusel durch die Bilder gearbeitet (wenn auch phasenweise etwas mehr als bei Teil eins), sondern es wird mehr auf den subtilen Grusel gesetzt. Dies setzt natürlich eine hohe Konzentration und viel Mitdenken des Zuschauers voraus, damit der Film richtig wirken kann.

Letzteres ist auch wichtig um der komplexen Story weiter folgen zu können. Viele in Teil eins aufgeworfene Fragen werden beantwortet, aber es werden mindestens genauso viel neue Fragen aufgeworfen. Der Zuschauer denkt, dass er das Mysterium des Rings weiter entschlüsseln kann, bekommt aber auf dem Weg dorthin immer wieder neue Fragen vorgesetzt. Denken ist somit unerlässlich. Ein schneller Streifen für zwischendurch ist „Ring 2“ deswegen, genauso wie sein Vorgänger nicht.

Leider rückt aber die Person von Sadako im zweiten Teil phasenweise viel zu stark in den Hintergrund, das Videoband verliert noch mehr an Bedeutung und ist kein einziges Mal mehr zu sehen. Dies hat zwar den erläuterten Vorteil, dass man viele neue Aspekte des Ring-Universums zu sehen bekommt, es hat aber auch den Nachteil, dass die gewohnte „Quelle des Grusels“ entfällt. Dadurch kommt nicht immer die erschreckende Wirkung des ersten Teils beim Zuschauer auf.

Eingefügtes BildMissraten ist die Entwicklung von Reiku. Die im ersten Teil so selbstbewusste junge Reporterin verkommt zu einer verschüchterten, zurückgezogenen Person. Eine Wandlung, die trotz der erlebten Ereignisse und der Veränderungen ihres Sohnes, in diesem extremen Maße nur bedingt nachzuvollziehen ist.

Allgemein ist es schwer, einiges in „Ring 2“ nachzuvollziehen. Gerade das mysteriöse Ende wirft mehr neue Fragen auf, als es klärt. Der Zuschauer bleibt etwas verstört zurück und selbst ein zweites Ansehen schafft hier nur bedingt Abhilfe. Hier bleibt sehr viel Raum für einen dritten Teil der Reihe (abgesehen von dem Prequel „Ring 0“, welches sich mit der Person Sadako näher beschafft). Sieben von zehn Punkten

#22 Bjoern

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Geschrieben 09. Oktober 2003, 14:59

Ring 0, Japan 2000, R: Norio Tsuruta, D: Yukie Nakama, Seiichi Tanabe, Takeshi Wakamatsu gesehen am 07.10.2003 auf DVD


Eingefügtes Bild„Sadako Yamamura“: Selten hat der Name ein Filmfigur soviel Spekulationen in Fangemeinden ausgelöst. Woher kommt sie? Wer ist sie? Was ist ihr Hintergrund? In „Ring 0“ werden endlich diese Fragen, betreffend des wohl wichtigsten Charakters der japanischen Ring-Trilogie geklärt.

Achtung: Diese Rezension sollte nicht weiter gelesen werden, wenn man vor hat die drei japanischen Ring-Filme sich anzuschauen, da es unvermeidlicherweise zu Spoilern kommen muss.

Dreißig Jahre vor den Ereignissen in „Ring“ und „Ring 2“ ist die junge Sadako Yamamura (Yukie Nakama) Mitglied eines Theaterensembles. Als die Hauptdarstellerin auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, bekommt Sadako die Hauptrolle.

Allerdings sieht sich die junge Frau Anfeindungen ihrer Kollegen und Kolleginnen ausgesetzt. Diese haben seit dem Auftauchen von Sadako Alpträume, in denen ein Brunnen eine Rolle spielt und machen Sadako auch für den Tod ihrer Kollegin verantwortlich. Nur der junge Tontechniker Tôyama (Seiichi Tanabe) hält zu Sadako. Er erkennt zwar auch, dass das Mädchen sonderbar ist und etwas mysteriöses mit ihr vorgeht, aber er hat sich in sie verliebt und glaubt nicht, dass Sadako Schuld am Tod der Schauspielerin hat.

Am Set des Theaterstücks taucht auch die Reporterin Shôko Miyaji (Yoshiko Tanaka) auf. Sie ist die ehemalige Verlobte eines Journalisten, der vor fast zehn Jahren den Tod fand. Bei einer parapsychologischen Vorführung hat ihr Verlobter, die Mutter von Sadako Shizuko Yamamura (Masako) als Betrügerin beschimpft und ist daraufhin tot zusammen gebrochen. In den Jahren danach sind alle anderen bei dieser Veranstaltung Anwesenden ebenfalls auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen.

Shôko glaubt nun, dass Sadako als Tochter von Shizuko das Böse ist und getötet werden muss. Am Abend der Premiere des Theaterstücks kommt es zur unvermeidlichen Eskalation.


Eingefügtes Bild„Ring 0“ beruht, wie seine Vorgänger auf einem Buch von Japans Meisterhorrorautor Suzuki Koji. Im Gegensatz zu „Ring 2“ das schon sehr weit losgelöst von der Buchvorlage „Spiral“ war, hält sich „Ring 0“ wohl wieder stärker an das Buch „Birthday“, genauer dort an die dritte Kurzgeschichte „Lemonheart“ („Birthday“ ist ein Buch mit drei Kurzgeschichten, die sich mit dem Ring-Universum beschäftigen).

Bei dieser Geschichte ist es klar, dass sie nicht ganz so ungewiss und mysteriöse sein kann, wie die anderen beiden Ring-Filme. Wer diese kennt, und das wird bei der großen Mehrheit der Konsumenten der Fall sein, weiß worauf die Geschichte hinsteuert. Am Ende wird Sadako im Brunnen landen. Ein anderes Ende erscheint schwer möglich.

Also fehlt die Spannung? Nein, denn Regisseur Norio Tsuruta, der anstelle von Hideo Nakata diesmal die Regie übernommen hat, umgeht dies Problem sehr geschickt. Unter anderem mit einem Genrewechsel. „Ring 0“ ist über den Großteil des Films gesehen kein Horrorfilm mehr, sondern viel stärker ein Drama um ein junges Mädchen. Horrorelemente tauchen in der ersten Stunde nur sehr vereinzelt auf, und treten erst gegen Ende wieder etwas stärker in den Vordergrund.

Den Horror-Fan wird dies vielleicht erst einmal negativ abschrecken, aber dies ist eine falsche Einstellung. Denn gerade dieser Wandel sorgt mit dafür, dass „Ring 0“ sich von seinen Vorgängern emanzipieren kann und ein eigenständiges gelungenes Werk ist.

Durch die Aufklärung der Hintergründe von Sadako werden natürlich einige der Mysterien der Ring-Filme gelüftet, so dass bei einer Kenntnis von „Ring 0“, die beiden anderen Filme sicher nicht mehr den gleichen Reiz haben, wie vorher. Dieser Nachteil wiegt aber nicht sonderlich schwer. Zum einen sollte man sich auf jeden Fall zuerst „Ring“, dann „Ring 2“ und zum Schluss „Ring 0“ anschauen und zwar nicht nur, weil man sich sonst sicher des mysteriösen Grusels behauptet, sondern weil es zudem schwer sein dürfte, „Ring 0“ ohne Kenntnis der Vorgänger in seiner Gesamtheit zu verstehen. Des weiteren wiegt dieser Nachteil nicht schwer, weil sich nun bei einer erneuten Sichtung der anderen beiden Filme dem Zuschauer ganz neue Einblicke bieten. Unklares kann man nun besser zuordnen. Es lohnt sich auf jeden Fall nach dem Genuss von „Ring 0“, noch einmal zu den DVDs von „Ring“ und „Ring 2“ zu greifen.

Eingefügtes BildDas Besondere an „Ring 0“ ist natürlich die neue Sichtweise. Während Sadako bisher immer das Böse war, dass nur kurz auftauchte, und dann meistens unheilbringend war, ergibt sich nun ein ganz anderes Bild von Sadako. Sadako ist nicht das Böse, was man vermuten könnte. Sie ist selbst ein Opfer, nicht nur ihrer Mutter, sondern auch der Gesellschaft, die sie nur, weil sie anders ist, von vorneherein ausstößt und ihr überhaupt keine Chance zur Integration gibt. Es geht sogar so weit, dass die Gesellschaft eine große Mitschuld an der Entstehung des „Ring-Virus“ trägt.

So ist „Ring 0“ in der ersten Stunde ein beeindruckendes Drama, welches sich in der letzten halben Stunden zu einem famosen und furchteinflössenden Horrorfilm entwickelt. Hier bekommt, die bis dahin eher liebe und bemitleidenswerte Sadako wieder ihr böses Gesicht und gerade eine Szene, in der sich Sadako mit knackenden Knochen auf zwei Opfer zu bewegt, sorgt dafür, dass dieser Film nichts für schwache Nerven ist.

Durch diese geschickte Vermischung von Drama und Horror übertrumpft „Ring 0“ den ganz leicht schwächelnden „Ring 2“ deutlich. Man kann „Ring 0“ sogar auf eine Stufe mit dem ersten Teil stellen. Vielleicht sogar der stärkste Teil der Reihe.


F A Z I T
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Eine klare Kaufempfehlung für Fans der bisherigen Reihe. „Ring 0“ verpasst der Reihe vorerst einen würdigen Abschluss und fügt sich perfekt in die Trilogie ein. Es schadet dem Film überhaupt nicht, dass er das Horror-Genre in den ersten sechzig Minuten verlässt und stattdessen eher ein Drama ist, dies macht den Film sogar stärker. Aber nur Kenner der anderen Ring-Filme werden an diesem Streifen ihre Freude haben. Neun von zehn Punkten!


Eingefügtes BildZu Hoffen bleibt nur, dass dieser Film nicht der endgültige Abschluss ist. Das Ring-Universum ist zwar mittlerweile ein vielschichtiges (und wohl auch undurchschaubares) Labyrinth geworden, in dem es so viele verschiedene Verfilmungen des Stoffes von Suzuki Koji und dazu Sequels, Prequels, Serien, Mangas und so weiter und so fort gibt, dass wohl kaum jemand mehr den richtigen Überblick behalten kann und dass sich auch viel Stoff für den geneigten Ring-Fan bietet, aber gerade die japanische Ring-Reihe mit ihren bisher drei Filmen scheint die beste zu sein und eine Fortführung dieser kann man sich nur wünschen. Stoff gibt es genug. Auch in „Ring 0“ werden nicht alle Fragen geklärt. Ein weiteres noch früheres Prequel ist hier sehr gut denkbar. Auch aus „Ring 2“ bleiben noch viele Fragen offen, so dass hier ein Sequel denkbar ist. Und dann gibt es noch den dritten Ring-Roman „Loop“ von Suzuki Koji, der in der Zukunft spielt und wohl eine völlig neue Betrachtungsweise des Ring-Universum durch eine Wechselwirkung zwischen einer real existierende Welt und einer künstlichen erzeugten Simulationswelt bieten könnte. Man sieht: Es gibt noch viel Stoff für einige Ring-Filme!

Ganz wichtig noch und deswegen noch einmal: Unbedingt die Filme in der Reihenfolge: Ring -> Ring 2 -> Ring 0 schauen. Alles andere schränkt den Filmgenuss ungemein ein.

#23 Bjoern

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Geschrieben 09. Oktober 2003, 15:07

Ring, Japan 1998 R: Hideo Nakata, D: Nanaku Matsushima, Hiroyuki Sanada, Miki Nakatani, Hitomi Sato, Rikiya Otaka, Yuurei Yanagi, Rie Inou gesehen am 07.10.2003 auf DVD


Eingefügtes BildSo nachdem ich jetzt endlich "Ring 2" und "Ring 0" gesehen habe, habe ich mir nun zum vierten Mal (1 x im Kino - das allerdings schon Jahre her, und 3 x auf DVD) "Ring" angesehen. Und es ist interessant den Film mit den neuen Kenntnissen zu schauen. Kann ich jedem nur empfehlen.


Statt noch ein paar Worte über den Film zu verlieren, verweise ich an dieser Stelle aber auf meine schon niedergelegte Kritik

#24 Bjoern

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Geschrieben 10. Oktober 2003, 12:44

Onibaba - Die Töterinnen, Japan 1964, R: Kaneto Shindo, D: Nobuko Otowa, Jitsuko Yoshimura, Kei Sato, Jukichi Uno, Taija Tonomura gesehen am 08.10.2003 im Kino

Eingefügtes BildWas heißt es ein Mensch zu sein? Eine Frage, die im Mittelpunkt des Streifens „Onibaba - Die Töterinnen“ steht. Der japanische Schwarz-Weiß-Streifen aus dem Jahr 1964 von Kaneto Shindo zeigt auf eine äußerst eindrückliche Weise, wie nah Grausamkeit und Liebe beim Menschen beieinander liegen und zu was der Mensch in seiner Not fähig sind.

Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Frauen, von denen der Zuschauer keine Namen erfährt. Die jüngere (Jitsuko Yoshimura) und die ältere (Nobuko Otawa) leben völlig alleine inmitten einer unüberschaubaren Schilflandschaft. Dort verdienen die beiden ehemaligen Bäuerin ihr Geld mit dem Töten.

In einem von einem sinnlosen Krieg erschütterten Japan ist es ihre einzige Möglichkeit verirrte oder verwundete Samurais mit List und Heimtücke zu töten, und sie ihrer Ausrüstung zu berauben, die sie beim Händler Ushi (Taji Tonoyama) gegen Reis und Hirse tauschen.

Eines Tages kehrt Hachi (Kei Sato) aus dem Krieg zurück. Der beste Freund des Sohnes der Älteren, berichtet den beiden Frauen, dass jener, der auch der Ehemann der Jüngeren war, gestorben ist und nur er, Hachi, dem sinnlosen Morden entkommen konnte. Die ältere misstraut Hachi, will nichts mit ihm zu schaffen haben, gibt ihm die Schuld am Tod ihres Sohnes, doch die Jüngere findet Gefallen an Hachi und vor allem dieser an ihr.

Mit der Zeit schafft es Hachi die Jüngere zu verführen und so schleicht sich diese jede Nacht heimlich in die Hütte von Hachi. Als die Ältere dies erfährt, versucht sie getrieben von Neid und Hass die Beziehung auseinander zu bringen. Doch alle Versuche scheitern, bis sie eines Tages einem Samurai, denn sie ermordet, eine Teufelsmaske entnehmen kann. Ein Plan reift in ihr heran...


Eingefügtes BildKaneto Shindos Film kann man sehr gut, wie die klassische Tragödie in drei Teile gliedern. Im ersten Teil zeigt Shindo, zu was für einer Grausamkeit der Krieg die Menschen treibt. Zwei armen Frauen, mit nichts weiter bekleidet als einem dünnen Kimono, die sich bisher von Säen und Ernten von Reis und Hirse, also von der Landwirtschaft ernährt haben, mussten durch den Krieg das Säen und Ernten gegen das Töten eintauschen. Wie hemmungslose Tiere töten sie getrieben von Not und Hunger jeden Menschen, der in ihre Nähe kommt. Man kann ihnen noch nicht einmal einen Vorwurf machen, denn das Überbordwerfen von Sitten und Moral ist ihre einzige Chance zu überleben.

In diesem Teil ist Shindos Film ein Stück weit ein Antikriegsfilm, obwohl der Krieg nie explizit gezeigt wird, nur einmal als ferne Rauchwolke am Horizont, in der Person einiger verirrter Samurais und natürlich durch den Heimkehrer Hachi. Die wahre Kritik am Krieg wird aber in den Dialogen geäußert. Hachi erzählt von einem Krieg zwischen den Mächtigen, in dem er selbst, und damit das einfache Volk, das Hachi hier symbolisiert, keinen Sinn sah. Am einen Tag kämpfte man auf der Seite des einen Generals und wenn man in Gefangenschaft geriet am nächsten Tag auf der Seite des anderen. Dieser Krieg hat das Land zerstört, Städte liegen in Schutt und Asche, unzählige Menschen sind gestorben, sinnlos und keiner weiß warum. Doch dieser Krieg hat viel mehr zerstört, nämlich jegliche Zivilisation und ist damit die Ursache für das menschenunwürdige Leben und Handeln der Frauen.

Im zweiten Teil des Streifens setzt Shindo Zerstörung und Tod ein Gegengewicht. Die Liebe zwischen Hachi und der Jüngeren gibt dieser Hoffnung auf ein neues Leben nach dem Krieg. Doch diese Liebe erzeugt wieder Missgunst, Hass und neue Zerstörung. Die ältere wird getrieben von Neid auf das glückliche Paar, von der Sorge um ihre Zukunft, die ohne die Hilfe der Jüngeren beim Töten von Samurais ihr eigener Tod durch Verhungern bedeutet und durch Hass, dass sich die Frau ihres toten Sohnes mit einem anderen Mann einlässt. Diese führt dann im dritten Teil des Films zur Katastrophe.

Eingefügtes BildDie Bilder mit denen Shindo seinen Film erzählt, geben diese beiden Gegensätze, die Liebe und die Grausamkeit wieder. Bilder von poetischer Schönheit wechseln sich mit grausamen, schockierenden Fratzen des Todes ab. Ähnlich verhält es sich mit der Dynamik der Musik und der Töne, die zwischen sanft und dynamisch aggressiv wechseln.

F A Z I T
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“Was heißt es ein Mensch zu sein?“ ist die Frage des Films. „Ich bin ein Mensch“ ruft die sterbende Ältere in den letzten Szenen des Films, als sie sich anmaßte Teufel zu spielen und dafür bitter bezahlen musste. Sie hat wohl erkannt, dass ein Mensch ein Mensch bleiben muss, egal wie sehr in sein Hang zum Bösen und der Überlebensdrang in einer andere Richtung ziehen.

Kaneto Shindos Klassiker „Onibaba“ liefert viele Denkansätze zu dieser Frage, viel Kritik zu Krieg und Macht und eine beeindruckende Geschichte. Shindos nicht gerade einfache Erzählweise und die tiefergehende Bedeutung vieler Szenen machen „Onibaba“ zu einem sehr anspruchsvollen Werk. Nicht bei jeder Szene sieht man beim ersten Mal sehen, was Shindo damit zeigen und bedeuten wollte.

Zumindest mir ging es so. Ich habe noch lange nach dem Film über einiges nachgegrübelt und ich habe noch nicht jede Szene des Films erfasst und verstanden. Ich glaube, dass ist bei „Onibaba“ mit einem Mal sehen nicht möglich. Zu erkennen das dieser Streifen zurecht ein Klassiker ist, das ist mit einem mal sehen möglich. Acht von zehn Punkten mit eindeutigem Steigerungspotential bei einer erneuten Sichtung.

Der Film lief im Rahmen der Reihe “Filmland Japan” des Filmforum 2003 / 2004 der VHS Würzburg am 17. September 2003 im Cinemaxx Würzburg.

Weitere Filme in dieser Reihe (vielleicht kommt ja der ein oder andere mal vorbei):

5. Novemeber: Rashomon - Das Lustwäldchen (Akira Kurosawa)
19. November: Kikujiros Sommer (Takeshi Kitano)

und im Jahr 2004 (noch ohne genauen Termin): Sehnsucht (Tamasaburo Bando); Furjo - Merry Christmas Mr. Lawrence (Nagisha Oshima); Im Reich der Sinne (Nagisha Oshima); Träume (Akira Kurosawa)


#25 Bjoern

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Geschrieben 15. Oktober 2003, 09:26

Irgendwann in Mexico, R: Robert Rodriguez, D: Antonio Banderas, Willem Dafoe, Johnny Depp, Salma Hayek, Mickey Rourke, Eva Mendes gesehen am 10.10.2003 im Kino

Eingefügtes Bild
Größer, hochkarätiger, explosiver und bleihaltiger als seine Vorgänger, aber auf keinen Fall besser, nicht einmal ebenbürtig, so kann man „Irgendwann in Mexico“ umschreiben! Rodriguez lässt es wirklich krachen: Ein stilistischer Shootout jagt den nächsten, doch dabei vergisst er etwas die Geschichte: Seine ganzen Intrigen und Ränkespiele, sind zwar nett gedacht, aber wissen eher nur bedingt zu überzeugen. Auch rutscht der Mariachi viel zu stark in den Hintergrund, wird von den ganzen Nebenplots in diesen zeitweise verdrängt.

Eingefügtes BildSo bleibt neben den starken Schießerein (wobei Rodriguez hier ein ums andere Mal zu schnell schneidet), eine gelungene Verfolgungsjagd auf dem Motorrad, ein hervorragender Johnny Depp, ausgestattet mit bestem Rodriguez-Humor (CIA T-Shirt,...) und eine viel zu kurz zu sehende Salma Hayek in ein paar Rückblicken. Auch die restliche Besetzung ist nett anzuschauen.

Insgesamt aber einfach nur ein Spaß-Film, der kurzweiligen Spaß bereiten kann, aber halt im Gegensatz zu seinen Vorgängern einfach nicht mehr. Sechs von zehn Punkten!

Weitere Kritiken zum Film bei Filmbesprechungen.de

#26 Bjoern

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Geschrieben 15. Oktober 2003, 18:34

The Skulls, R: Rob Cohen, D: Joshua Jackson, Paul Walker, Leslie Bibb gesehen am 13.10.2003 auf DVD

Eingefügtes BildDer „American Dream“, der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär, dies ist es, was jedes Jahr unzählige Leute dazu animiert eine „Green Card“ zu beantragen. Doch gibt das amerikanische System wirklich jedem die Chance so nach oben zu kommen? Es gibt sicher einige Fälle, in denen jemand diese Karriere einschlug, aber in Wirklichkeit wird in Amerika doch sehr die Klassengesellschaft geprägt. Wer unten ist, soll bitte auch unten bleiben. Wer oben ist, hat alle Chancen. Das öffentlich das Gegenteil gesagt wird, ist klar, aber in keinem wirtschaftlich starken, westlichen Land muss man soviel Geld für seine Ausbildung zahlen, wie in Amerika.

Genau dies ist der Grund warum für den begabten und fleißigen Luke McNamara (Joshua Jackson) alle Chancen auf ein Jura-Studium zu schwinden scheinen. Er hat zwar unzählige Nebenjobs, doch das Geld aus diesen und das aus seinem Stipendium reichen niemals aus, um sein Studium zu finanzieren. Eine Hoffung gibt es für Luke: Die Skulls.

Der elitäre Geheimpunkt, dessen Mitglieder strengen Regeln unterliegen, mit Verbindungen in die Politik, will Luke als Mitglied haben. Und wer Mitglied der Skulls ist muss sich keine Sorgen mehr um seine finanzielle Zukunft zu machen. Trotz des Abratens seines besten Freundes Will (Hill Harper) und seiner besten Freundin Chloe (Leslie Bibb), schließt sich Luke dem Geheimbund an.

Und seine Entscheidung beschert ihm erst einmal ein sorgenfreies Leben. Die Skulls sorgen für ein schickes Auto, ein dickes Sparbuch, ein schönes neues Zimmer und bei Bedarf helfen sie auch mit einer Frau aus. Und mit Caleb Mandrake (Paul Walker), Kind aus reichem Hause und Sohn des obersten Skull Litten Mandrake (Craig T. Nelson) findet er einen neuen Freund.

Doch dann findet Luke den erhängten Will und in dessen Wohnung Aufzeichnungen über die Skulls. Will hat für einen Artikel über den Geheimbund recherchiert und in Luke macht sich der Verdacht breit, dass die Skulls etwas mit Wills Tod zu tun haben.

Als dieser Verdacht sich bestätigt, sieht Luke sich gezwungen zurückschlagen. Er heckt einen Plan aus, um den Tod seines Freundes zu rächen. Doch er bemerkt dabei nicht, dass er zum Spielball der perfiden Machtkämpfe zwischen dem obersten Skull Mandrake und dessen eifersüchtigen Stellvertreters Ames Levritt (William Petersen) wird.


Eingefügtes Bild„The Skulls“ vermischt kleine Kritik am Bildungssystem der USA mit den Elementen eines spannenden College-Thrillers. Dabei sollte man die Kritik allerdings auf keinen Fall überbewerten, da die Rahmenstory um einen Jungen aus armen Verhältnissen, der trotz hoher Intelligenz und viel Fleiß in Amerika nicht alleine nach oben kommen kann, sondern dazu die Hilfe eines zwielichtigen Geheimbundes benötigt, wirklich nur dazu dient, den Rahmen für den Thriller zu schaffen. Eine tiefergehende Systemkritik wird man vergeblich suchen.

Der Thriller ist dabei über weite Strecken sehr gut gelungen. Regisseur Rob Cohen („The Fast and the Furious“) und Drehbuchautor John Pogue (“Auf der Jagd”) schaffen es dem Zuschauer einen recht spannenden Plot zu präsentieren. Die Geschichte ist recht verschachtelt und man weiß von vielen Personen nicht auf welcher Seite sie stehen. Luke und Chloe sind banal gesagt „die Guten“ und Litten Mandrake „der Böse“. Bei den restlichen Figuren, vor allem Mandrakes Sohn, oder Mandrakes „Freund“ Ames Levritt und dem Polizisten Sparrow (Steve Harris), weiß der Zuschauer allerdings lange Zeit nicht, wo diese genau stehen (auch wenn man es doch einigermaßen einfach erahnen kann).

Leider verzetteln sich Cohen und Pogue in der zweiten Hälfte zu stark in Story- und Charakterwendungen. Das ist einer der Punkte, die den Genuss des Streifens schmälern. Dazu kommt die Tatsache, dass der Film etwas unausgegoren wirkt, so als hätte da jemand eine richtig gute Idee gehabt, aber es dann doch nicht richtig verstanden, sie umzusetzen.

Außerdem begehen Cohen und Pogue den für einen Thriller tödlichsten Fehler. Sie versuchen die Spannung durch logische Fehler und extrem dummes Verhalten der Protagonisten künstlich hoch zu halten. Ein richtig guter Thriller hat so was nicht nötig, dieser hier lässt seinen Protagonisten an einer High-Tech-Anlage mit mehren Abspiel- und Aufnahmegeräten das ihn entlastende Videoband zusammen mit vier Freunden anschauen und lässt dabei den Protagonisten keine Kopie vom Band machen, sondern das Band dem nächstbesten, dem er vertraut einfach in die Hände drücken. Wer mehr als drei Thriller gesehen hat, weiß natürlich, dass genau dieser dann das Band verschwinden lässt.

Eingefügtes BildHand in Hand gehen diese ganzen Kritikpunkte mit einem letzten. „The Skulls“ bleibt in den Kinderschuhen, oder besser den Teenieschuhen stecken. Die Thematik und auch der Trailer versprechen eigentlich eine recht „erwachsene“ Inszenierung, doch „The Skulls“ schielt (das zeigt auch die Auswahl der Darsteller) auf ein deutlich jüngeres Publikum ab. So erinnern viel zu viele Szenen eher an einen Teeniefilm, denn an einen Thriller.

Insgesamt ist „The Skulls“ aber ein ansehnlicher Film für einen kurzweiligen und spannenden Videoabend, der auch noch mit einem sehr gelungenen Soundtrack aufwarten kann. Wenn man dann noch zur Zielgruppe gehört, kann man kaum was falsch machen. Sechs von zehn Punkten!

#27 Bjoern

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Geschrieben 12. Februar 2004, 18:40

Lang hast Du geruht liebes Filmtagebuch, doch die mangelnde Zeit zwang mich Dich ruhen zu lassen. Nun starte ich einen Versuch Dich wiederzubeleben (ein Dank an lugosy, der mich dazu motivierte). Beginnen möchte ich gleich mit einem großen TV-Erlebnis des gestrigen Tages.

#28 Bjoern

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Geschrieben 12. Februar 2004, 18:41

GO, Japan 2001, R: Isao Yukisada, D: Yôsuke Kubozuka, Kou Shibasaki, Tsutomu Yamazaki gesehen im TV (WDR) am 11.02.2004

„This is a story about my love“


“Was ist ein Name?
Was uns „Rose“ heißt
Duftet immer lieblich,
Wie es auch hieße.“

(William Shakespeare, „Romeo und Julia“, 2. Akt, 2. Szene)


Eingefügtes Bild Immer wieder hört der Zuschauer in den ersten Minuten von Sugihara (Yôsuke Kubozuka), dem Protagonisten des Films „Go“, dass er seine Liebesgeschichte erzähle, doch glauben mag man es ihm zu diesem Zeitpunkt nicht. In einem atemberaubenden visuellen Feuerwerk zeigt der japanische Regisseur Isao Yukisada seinen Helden, für den „Heimatland“, „Nation“, „Grenze“ oder „Patriotismus“ nichts bedeuten. Sugihara ist nämlich ein so genannter „Zainichi“, zwar in Japan geboren, doch ausgestattet mit einem koreanischen Pass, erst einem nordkoreanischen, später als sein Vater (Tsutomu Yamazaki) Urlaub in Hawaii machen will, mit einem südkoreanischen.

Als Zainichi hat es Sugihara in Japan schwer, was schon die erste Szene des Films beweist. Er wird gehänselt und beschimpft von seinen japanischen Basketballmitspielern. Doch Sugihara hat als Sohn eines Boxers gelernt sich durchzusetzen. In bester Bruce Lee - Manier schickt er seine Mitschüler zu Boden. Auch drei Jahre vorher musste er sich durchsetzen, bei den Nordkoreanern. Mit einer Mutprobe, dem "Super Chicken Run“, bei dem man zwischen zwei Stationen auf den Schienen schneller als eine U-Bahn laufen muss, und den erst zwei vor ihm überlebten, holte er sich den Respekt seiner Landsleute. Diesen verlor er allerdings kurze Zeit später wieder. Als er beschloss die strenge nordkoreanische Schule und deren sozialistischen Drill zu verlassen, wurde er als Verräter beschimpft, und fast alle Freunde haben ihm den Rücken gekehrt. Nur der intelligente Jong-il (Takato Hosoyamada) hielt weiter zu ihm.

Nun bildet also jene Sporthalle, in welcher er seine Mitschüler zu Boden schickte den Anfang, seiner neuen Zeit auf einer japanischen Schule. Eine Zeit, die zu Beginn vor allem mit Prügeleien durchsetzt ist, da jeder dem Ausländer eine verpassen will. Doch Sugihara schlägt sie alle - teilweise recht blutig - nieder und findet so zwar kaum Freunde, doch wird in Ruhe gelassen. Doch auf jener japanischen Schule verliebt sich auch die wunderhübsche Sakurai (Kou Shibasaki) in ihn und er in sie. Obwohl Sakurai ihm nie ihren Vornamen sagt (weil er ihr zur klischeehaft japanisch klingt), verbringen sie eine romantische Zeit miteinander und kommen sich immer näher. Doch auch Sugihara sagt seiner Freundin nicht seinen richtigen Namen („Was ist ein Name?“). Denn dann weiß sie, dass er kein Japaner ist.


Eingefügtes Bild Wo Sugihara zu Beginn noch mehrmals beteuern muss, dass er hier wirklich seine Liebesgeschichte erzählt, glaubt man es ihm als er mit Sakurai zusammentrifft und sich der Inszenierungsstil des Films wandelt. Neben dem schnellen Schnitt des Beginns, gibt es nun ruhige Szenen, welche der Liebesgeschichte angemessen erscheinen.

Diese Liebesgeschichte erinnert ein Stück weit an Romeo und Julia (passend dazu auch das mehrmals im Film vorkommende Zitat aus Shakespeares Werk) zieht ihr Konfliktpotential aber nicht aus dem Hass zweier Familien, sondern aus dem Hass zweier Länder. Seit während der bis zum Ende des zweiten Weltkrieges dauernden Besetzung von Korea durch die Japaner, viele Koreaner nach Japan emigrierten, stellen diese dort die größte ethnische Minderheit. Doch die Japaner haben immer noch große Vorurteile gegen ihre koreanischen Mitbürger, die im Film vor allem in der Szene deutlich werden, als es zum ersten Mal zwischen Sugihara und Sakurai kommen soll. Kurz vorher, beide schon fast ausgezogen, gesteht Sugihara seiner Freundin das, was für ihn als Heimatlosen unwichtig ist: Er ist kein Japaner, sondern Koreaner. Doch Sakurai zieht sich zurück, ekelt sich vor ihm, da ihr Vater ihr jahrelang gepredigt hat, dass Chinesen und Koreaner unreines Blut haben, minderwertig sind. Einer der emotional brutalsten Szenen des Films.

Eingefügtes Bild Spätestens in der nächsten Szene wird auch dem westlichen Zuschauer noch einmal verdeutlicht, dass der Rassismus in Japan nicht nur latent existiert, sondern völlig offen, sogar von staatlicher Seite unterstützt wird. Sugihara trifft direkt nachdem er von seiner Freundin fortgelaufen ist, auf einen Polizisten, schlägt ihn erst nieder und läuft weg. Der Grund, warum er ihn niedergeschlagen hat, ist ein einfacher: Der in Japan geborene Sugihara hat seinen Ausländerpass vergessen, worauf eine hohe Geldstrafe oder eine Gefängnisstrafe von einem Jahr steht. Eine Sanktionierung, die sogar der Polizist nicht verstehen kann und will.

Der japanische Regisseur Isao Yukisada kritisiert nicht nur das Verhalten seiner Landsleute, auch die Isolation der Koreaner wird kritisch beäugt. Die kommunistische Kaderschule, auf der es verboten ist nur ein Wort Japanisch zu sprechen, kann sicher auch nicht der Weg zu einer Aussöhnung der Völker sein und zu einem toleranten Miteinander. Dieser Weg steht aber der Generation von Sugihara offen, wie sein Vater ihm am Ende sagt. Sie sind die Generation, die sich von den jahrelangen Predigten ihrer Eltern lösen kann, doch das dieser Weg schwer wird, zeigt der Film in einer seiner brutalen Szenen: Sugiharas bester Freund Jong-il, der davon träumte Lehrer an der nordkoreanischen Schule zu werden und vieles zu verändern, wird an jenem Bahnsteig an dem Sugihara seinen „Super Chicken Run“ absolvierte, von einem Japaner umgebracht, weil er einem koreanischen Mädchen zur Hilfe kommen wollte, dass von jenem Japaner bedrängt wurde.

Es bleibt zu hoffen, dass die Beziehung zwischen Japaner und Koreanern sich verbessert. Wie man hört hat ja die gemeinsam ausgerichtete Fußball-WM 2002 ein Stück dazu beigetragen und auch Filme wie „Go“ können sicher dazu beitragen, denn durch seinen unkonventionellen Inszenierungsstil ohne jede chronologische Abfolge und mit dem Wechsel zwischen rasanten Schnittfolgen und ruhigen Szenen, sowie seiner Gewaltdarstellung, die bisweilen sehr ironisierend ist, hat Yukisada es geschafft, dass „Go“ kein zu spezieller Film geworden, der nur dem Cineasten gefallen dürfte. „Go“ ist ein Film, in den auch leicht ein Jugendlicher wie Sugihara seinen Einstieg findet.

Zudem wird die dramatische und berührende Grundgeschichte von vielen lockeren, eher lustig inszenierten Szenen aufgefrischt, so dass „Go“ zwar ein sehr intensiver Film, aber auch unterhaltender Film ist. Hervorragende Darsteller allen voran Wuschelkopf Yôsuke Kubozuka und die aus Battle Royale bekannte und in „Go“ absolut bezaubernde Kou Shibasaki runden das ganze ab. Anschauen!


Eingefügtes Bild :love: Schade, dass ich kein Bild gefunden habe auf dem Kou Shibasaki alleine drauf ist (am besten wie sie barfüßig die Linie lang tänzelt :love: )

#29 Bjoern

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Geschrieben 15. Februar 2004, 22:31

Bangkok Dangerous, Thailand 1999, R: Oxide Pang Chun und Danny Pang, D: Pawalit Mongkolpisit, Patharawarin Timkul, Pisek Intrakanchit, Premsinee Ratanasopha gesehen auf DVD (Presse-DVD) am 12.02.2004



Eingefügtes Bild Schon seit seiner Jugend leidet Kong (Pawalit Mongkolpisit) darunter, dass er taubstumm ist. Die anderen Kinder hänselten ihn und bewarfen ihn mit Steinen. Erst in einem Schießstand, wo er als Putzmann arbeitete, lernte er Freunde kennen. Er traf Jo (Pisek Intrakanchit) und dessen damalige Freundin Aom (Patharawarin Timkul), die öfter zu Schießübungen kamen. Jo zeigt sich begeistert von dem Potential des jungen Kong der Dank seiner Behinderung ohne zu Zucken immer und immer wieder eine Waffe genau abfeuern kann. Jo, selbst Auftragskiller, bildet Kong aus und gemeinsam erledigen sie Aufträge, die Aom ihnen besorgt.

Seitdem Jo bei einer Schießerei an der Hand verletzt wurde, erledigt Kong die Aufträge meistens alleine. Er ist so gut, dass er sogar schon nach Hongkong geschickt wurde, um dort Aufträge, bzw. Menschen, zu erledigen. Doch eines Tages verliebt sich Kong in Fon (Premsinee Ratanasopha), die in einer Apotheke arbeitet. Mit ihr verbringt er die glücklichsten Tage seines Lebens bis sie erfährt welchem Beruf er nachgeht. Die Liebe scheint am Ende und parallel fällt Jo noch einem Mordkomplott zum Opfer...



Eingefügtes Bild Die Zwillingsbrüder Oxide Pang Chun und Danny Pang zeigen bei ihrer ersten gemeinsamen Regiearbeit (mit „The Eye“ sollte zwei Jahre später eine weitere, sehr hoch gelobte, folgen) was für ein großes Potential in ihnen steckt, aber auch wo ihre Wurzel sind. Beide kommen aus Hongkong und das merkt man dem Film an. Die Parallelen zu den Heroic Bloodshed - Filmen a la John Woo sind unverkennbar.

Genauso unverkennbar ist es, dass beide auch als Cutter tätig sind (Danny Pang war in dieser Funktion zum Beispiel am hervorragenden Krimidrama „Infernal Affairs“ beteiligt). Die visuellen Spielereien mit schnellen Schnitten, verschiedenen Kameras und Bildqualitäten erschlagen den Zuschauer teilweise förmlich und gehen an die Grenze des visuell ertragbaren. Die visuellen Spielereien zeigen auf jeden Fall, dass beide ihr Handwerk mehr als verstehen, doch in wenigen Einzelfällen sind sie etwas zu viel des guten.

Oftmals sind es aber gerade diese visuellen Spielereien, die den Film sehenswert machen. Eine Szene gehört zum sehenswerten, was das Actioncinema in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Kong läuft einen Flur entlang in Richtung des Raums, wo sich die Mörder seines Freundes Jo befinden. Wie ein Geist läuft ein zweiter „Kong-Schatten“ nebenher. Die verlangsamt ablaufende Sequenz, wird aber immer wieder durch kurze flashbackartige Szenen unterbrochen. In diesen sieht man die Mörder von Jo im Kugelhagel sterben. Während Kong den Flur lang läuft sieht man also schon seine Tat, die er am Ende des Flurs begehen wird. Diese Art der Inszenierung nimmt der Szene zum einen jegliche platte Brutalität, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Eindruck der Szene deutlich härter ist.

Im krassen Gegensatz zu den zahlreichen Schießereien ist die Liebesbeziehung zwischen Kong und Fon inszeniert. In ruhigen sehr schönen Bildern sieht man, wie sich die beiden aufgrund der Taubstummheit von Kong mit Hilfe von Gesten näher kommen und schließlich ineinander verlieben. Sogar einige komische Momente blitzen hier auf, so bei Abendessen mit Fongs Großmutter, die sich erst beschwert, dass der junge Mann nichts spricht und dann ihn so höflich findet, weil er einen ausreden lässt und nicht immer unterbricht.

Doch dass die Liebe der beiden keine Zukunft hat, erahnt der Zuschauer schnell. Spätestens nach der Ermordung von Jo muss Kong wieder zu seinen Waffen greifen. Der parallele Erzählstrang hierzu rund um die Vergewaltigung von Aom durch einem schmierigen Mafiosi und die daraus resultierende Racheaktion von Jo, die er schließlich mit dem Tod bezahlen muss, ist ein Kritikpunkt. Diesem Erzählstrang wird etwas zu viel Platz gewidmet, die Einschübe für diesen Erzählstrang wirken vor allem zu Beginn befremdlich und deplaziert und integrieren sich erst langsam in die Geschichte.


Eingefügtes Bild Vielleicht kann man auch noch dem insgesamt sehr starken und bedrückenden Finale vorwerfen einen Tick zu melodramatisch inszeniert zu sein, aber sonst bleibt nicht viel Raum für Kritik. Mit „Bangkok Dangerous“ haben die beiden Zwillingsbrüder Pang gezeigt, dass der filmische Markt Asiens mehr als beachtlich ist und man in Zukunft auch einen Blick auf die Veröffentlichungen aus Thailand werfen. Ein visuell hervorragender, wenn auch teilweise hart an der Grenze zum Overflow, inszenierter Film, dessen Story zwar keine Neuerfindung des Rads ist, aber verschiedene Genrezutaten zu einem gelungenen Mix verarbeitet.

Die DVD - zumindest die Presse-DVD, welche dieser Rezension zugrunde lag - ist übrigens nicht, wie bei verschiedenen Quellen angegeben, gekürzt. Die Laufzeit beträgt 102 Minuten und damit ist der Film ungeschnitten. Allerdings sollte sich Highlight Video mal fragen wie stark sie die Presse-DVDs noch mit Rastern einschränken wollen, um gegen Raubkopierer vorzugehen. War dies bei dem Kreuz, welches bisher verwendet wurde, schon störend, ist mit dem neuen Rastermuster ein visuell anspruchsvoller Film wie Bangkok Dangerous kaum mehr anschaubar (und dies sollte auch nicht im Interesse von Highlight liegen).

#30 Bjoern

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Geschrieben 15. Februar 2004, 22:58

O Brother, Where Art Thou?, USA 2000, R:Joel Coen, D: George Clooney, John Turturro u.v.m. gesehen auf VHS am 12.02.2004



Eingefügtes Bild Wie lang ist es mittlerweile her, dass ich den Film zum ersten und einzigen Mal sah? Ich habe schon studiert, so dass es nicht ganz so ewig her sein kann, ich hatte aber noch keinen DVD-Player und wohnte noch in Freiburg, so dass es doch etwas länger her sein muss, dass ich den Film sah. Vielleicht 2-3 Jahre, irgendetwas in diesem Dreh herum, doch eins wusste ich ganz bestimmt: Ich fand den Film langweilig und das wobei ich doch viele andere Coen-Filme so mag, „Fargo“ und „The Big Lebowski“ zu meinen Lieblingen zähle, „Millers Crossing“ und „The man who wasn’t there“ auf DVD besitze, aber „O Brother...“ wollte mir beim einzigen Schauen einfach nicht gefallen, weswegen die damals noch käuflich erworbene VHS auch lange in meinem Schrank stand und ich lange vor der zweiten Sichtung zurückschreckte, obwohl mir immer klar war, dass ich dem Film noch eine Chance geben musste. Hier war sie nun und ich weiß nicht mehr, warum ich den Film so schlimm fand. O.k., ganz stimmt das nicht, ich kann es noch etwas nachvollziehen, da “O Brother...“ in meinen Augen einige Längen aufweist, aber vor allem das Spiel der Darsteller, allen voran George Clooney seine Compagnons Turturro und Blake Nelson sowie Goodman, Durning und Badalucco in ihren kleinen Nebenrollen begeisterteten mich. Da schadet es auch nur kaum, dass das Drehuch der Coens trotz einiger großartiger Skurrilitäten nicht ganz mit „Fargo“ und „The Big Lebowski“ mithalten kann. So hat sich meiner Wertung bei der imdb vom ersten aufs zweite Anschauen von drei auf sieben Punkte mehr als verdoppelt. Das ist doch mal was (und damit ist auch „O Brother“ nicht mehr der schlechteste Coen-Film in meiner internen Liste. Da liegt jetzt „Arizona Junior“!).





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