300
#121
Geschrieben 24. März 2011, 23:43
Aber der Film macht es einem eben gar nicht so einfach, ideologische Schablonen auf ihn zu legen. Und das finde ich erfrischend und widerspricht auch seiner kritischen Rezeption!
Ein Film über den männlichen, starken, kriegstreibenden Mann? Dafür haben die Frauen zu sehr die Hosen an und die Männer sind zu effiminiert...
Ein Film über Heterosexualität als Norm? Dafür ist der Männerbund zu homoerotisch aufgebaut und im Perserzelt herrschen gleich ganz andere Sitten.
Ein Film über Amerika im War on Terror? Dafür stellen sich Leonidas und seine Kumpels zu eindeutig gegen jegliche Religion, jeglichen "Mystizismus" - sie haben im Gegensatz zu Bushs Freiheitsbegriff qua christlich-göttlicher Weisung einen radikal subjektorientierten Freiheitsbegriff.
usw. usf.
#124
Geschrieben 24. März 2011, 23:50
bekay sagte am 24. März 2011, 23:43:
Zitat
Den Punkt finde ich an dem Film beinahe am spannendsten. Obgleich der Film in dieser Hinsicht letzten Endes doch ziemlich wenig zu sagen hat. Er etabliert nach und nach sein Programm (also etwa "Hier sind Männer die Frauen und Frauen die Männer", um es mal etwas plakativ auszudrücken) und das steht dann halt im Raum. Wird nichts mehr daus gemacht. Oder ich habe es verpasst.
#125
Geschrieben 24. März 2011, 23:54
Ich fand das Verhältnis von Natur und der Integriertheit des Kriegers in sie recht interessant, mal ganz ab von irgendwelchen Deflorationsideen an der heißen Pforte. Ich glaube, 300 könnte sich da tatsächlich in eine Tradition einreihen, mit der schon Ford und Aldrich gearbeitet haben (daher meine beiden kurzen Verweise in die Richtung). Doch dafür müsste ich den Film glaube ich nochmal gucken und dabei weniger vom Tippen und Zotenerschaffen abgelenkt sein. Will hier jetzt auch nicht wild mutmaßen.
#126
Geschrieben 25. März 2011, 00:00
emme sagte am 24. März 2011, 23:50:
Richtig ist schon, dass die teilweise Umkehrung von Geschlechterrollen eben eine ständige Repräsentation findet und darüberhinaus aber thematisch nicht weiter ausgearbeitet wird. Was mich interessieren würde ist, ob das überhaupt jedem auffällt, der 300 schaut. Oder ob man nicht doch auch sehr schnell und simpel altbackene Männerbilder hier wiedererkennt und den Rest ausblendet - eben weil das Programm zwar etabliert wird, aber eigentlich nirgends direkt thematisiert... gut, klar - das müsste man dann vielleicht als Kritik am Wischiwaschi-Charakter formulieren. Hast schon recht.
#127
Geschrieben 25. März 2011, 00:06
emme sagte am 24. März 2011, 23:54:
Ich fand das Verhältnis von Natur und der Integriertheit des Kriegers in sie recht interessant, mal ganz ab von irgendwelchen Deflorationsideen an der heißen Pforte. Ich glaube, 300 könnte sich da tatsächlich in eine Tradition einreihen, mit der schon Ford und Aldrich gearbeitet haben (daher meine beiden kurzen Verweise in die Richtung). Doch dafür müsste ich den Film glaube ich nochmal gucken und dabei weniger vom Tippen und Zotenerschaffen abgelenkt sein. Will hier jetzt auch nicht wild mutmaßen.
Der Film zeigt Männer-Models in einem Studio vor riesigen, sich bewegenden CGI-Matte-Paintings. Die Künstlichkeit und Auffäligkeit des Studio-Charakters wird m.E. nicht etwa von einer möglichst detailreichen Animation der Hintergründe negiert, sondern durch Tristess, einfachste glatte Flächen und Texturen fortgeführt. Kein Baum (nur aus Leichen), kein Gras, keine Farbenvielfalt, auch kein erodierter Stein (wie der Grand Canyon im Western) etc.
Der Hauptteil des Films findet auf der polierten, monochromen Platte vor den Hot Gates statt - das ist wie DOGVILLE für Action-Fans!
#128
Geschrieben 25. März 2011, 00:09
bekay sagte am 25. März 2011, 00:00:
Da muss man mich schon wieder zweiteilen! Einerseits finde ich, dass die Chose eigentlich so offensichtlich ist, dass sie jeden Zuschauer förmlich anspringen müsste. Insbesondere dieser rückversichernde Blick seitens Leonidas in Richtung seiner Frau unmittelbar vor dem ikonischen "This is Sparta!" dürfte doch eigentlich kaum Fragen offen lassen. Andererseits aber könnte ich mir ebensogut vorstellen, dass die beeindruckende physische Präsenz der männlichen Charaktere und das ständige Kriegsgebrüll einige andere Aspekte durch ihre bloße Wucht auf der Leinwand zu verdrängen drohen. Ich würde gern klar Stellung dazu beziehen, aber offenbar leide auch ich heute unter akutem Wischiwaschi.
#130
Geschrieben 25. März 2011, 00:19
bekay sagte am 25. März 2011, 00:06:
Der Film zeigt Männer-Models in einem Studio vor riesigen, sich bewegenden CGI-Matte-Paintings. Die Künstlichkeit und Auffäligkeit des Studio-Charakters wird m.E. nicht etwa von einer möglichst detailreichen Animation der Hintergründe negiert, sondern durch Tristess, einfachste glatte Flächen und Texturen fortgeführt. Kein Baum (nur aus Leichen), kein Gras, keine Farbenvielfalt, auch kein erodieter Stein (Grand Canyon im Western) etc.
Da legst Du den Finger in die Wunde. Die Künstlichkeit der Umgebung und auch der Figuren macht es natürlich schwer, da mit irgendeinem griffigen Naturbegriff zu hantieren. Und doch ist die Umgebung gerade in einem kleinen Moment extrem detailreich (ich hoffe zumindest, dass ich mir das nicht zusammengesponnen habe!): Unmittelbar zu Beginn des ersten Perseraufmarsches hört man die Erde beben und sieht in einer sehr kurzen Detailaufnahme einige Steinchen von einem kleinen Vorsprung hinunterrieseln und dabei Staub mit sich ziehen. Passt überhaupt nicht zum Rest des Designs der Umgebung. Später dann Imitation von Natur in Form der die Gestalt eines Insektenschwarms annehmenden Perserpfeile. Dass diese dann von den Spartanern unter ihren bergenden Schilden verlacht werden, hat sicherlich auch irgendwas zu bedeuten (Auflehnen gegen die Natur? Bewusstwerdung der eigenen Künstlichkeit? Ich gebe zu, es wird nun kryptisch... ). Wohlwissend, vermutlich nicht allzu viel zur Klärung deiner Frage beigetragen zu haben, drücke ich nun auf Anworten und schiebe meine Unklarheiten auf die fortgeschrittene Uhrzeit.
#131
Geschrieben 25. März 2011, 00:21
Dieser Film benötigt eine Packungsbeilage mit langer Nebenwirkungsliste.
Da hilft keine Differenzierung mehr. Körperschändung wie sie im Snyder-Buche steht.
Bearbeitet von Pluto, 25. März 2011, 00:21.
#132
Geschrieben 25. März 2011, 00:23
Gute Nacht. Schön war's!
#133
Geschrieben 25. März 2011, 00:25
Pluto sagte am 25. März 2011, 00:21:
Dieser Film benötigt eine Packungsbeilage mit langer Nebenwirkungsliste.
Da hilft keine Differenzierung mehr. Körperschändung wie sie im Snyder-Buche steht.
#135
Geschrieben 25. März 2011, 00:35
bekay sagte am 25. März 2011, 00:25:
Pluto sagte am 25. März 2011, 00:21:
Dieser Film benötigt eine Packungsbeilage mit langer Nebenwirkungsliste.
Da hilft keine Differenzierung mehr. Körperschändung wie sie im Snyder-Buche steht.
Schon bewusst gewählt, die Formulierung.
Langweilig? Mag sein. Rezeption muss jetzt nicht zwingend spannend sein. Auch nicht immer erkenntnisreich. Manchmal genügt ein sicheres geschmäcklerisches Urteil mit Bauchgefühl: Dieser Film ist zum Kotzen widerwärtiger Scheißdreck. So in etwa. Auch das macht ihn nicht interessanter.
Snyders ethischen Rundumschlag mit Gesinnungsdifferenzierung zu kontern ist jedenfalls meine Sache nicht. War trotzdem interessant, Eure zaghaften ideologiekritischen Bemerkungen zu erhaschen, wenn ihnen nicht gerade wieder der Deutungswille zuvor kam.
#136
Geschrieben 25. März 2011, 00:46
emme sagte am 25. März 2011, 00:19:
Ich glaube schon, dass wir feststellen können, dass natürliche, authentische Natur diesem Film fern und absolut fremd ist. Man bedenke auch die Schwalben aus der Froschperspektive Leonidas, kurz vor dem Ende des Films - die sahen echt aus wie Attrappen am Seil. Was natürlich trotz alledem nicht heißt, dass es in 300 nicht zu deinem erwähnten "Verhältnis von Natur und der Integriertheit des Kriegers" kommt. Natur muss hier eben umgedeutet werden in: theatrales flächiges Etwas In dieser Hinsicht ist 300 eigentlich der authentischste CGI-Film: Flache, gestählte, glatte Männer in flachen, unterkomplex dimensionierten Landschaften - passt erstklassig zusammen. Reale Filmaufnahmen und CGI integrieren sich ohne auch nur ein Irritationsmoment. Nur die Perser fallen eben bildkompositorisch heraus: Ihre vielen Details - Deformationen, Piercings, Ringe, Schmuck - sind nicht in die Flächigkeit integriert. Formalästhetisch bilden sie den Kontrapunkt.
#137
Geschrieben 25. März 2011, 00:49
Pluto sagte am 25. März 2011, 00:35:
Obwohl: Widerwärtig scheint mir der Film nun wirklich nicht zu sein...
#138
Geschrieben 25. März 2011, 01:04
bekay sagte am 25. März 2011, 00:49:
Pluto sagte am 25. März 2011, 00:35:
Obwohl: Widerwärtig scheint mir der Film nun wirklich nicht zu sein...
Na ja, die Ironie deines ersten Satzes einmal herausgefiltert, würde ich nicht sagen, dass das wenig anschlussfähig ist. Man hätte ja auch einen schönen bunten Kaffeeklatsch formen können, in dem sich alle kollektiv über 300 auskotzen.
Muss aber natürlich nicht.
Ein wenig aber haftet Eurem Meinungsaustausch der Beigeschmack an, nur nicht ins Geschmäcklerische verfallen zu wollen - 300 lässt ideologiekritische Einwände zu, aber sie sind halt langweilig und wenig anschlussfähig und decken sich ja auch irgendwie nicht mit dem ganz profanen Rock'n'Roll-Duktus des Films, dessen Attraktivität hier definitiv Eindruck hinterlassen hat. Nur kann man das eben nicht einfach so sagen, sondern muss die Ideologiekritik erst säuberlich abgekanzelt und damit unschädlich gemacht werden. Kein Spaß ohne Arbeit.
Sorry.
Ach so, ich fand ihn widerwärtig. Habe Qualen gelitten im Kino. Fühlte mich auch angegriffen. Nicht vom Film, aber von seiner Hemmungslosigkeit, rassistische, sexistische, frauen- und schwulenfeindliche Ressentiments derart ungeniert kolportieren und trotzdem als große Sause durchgehen zu dürfen.
But that's just me.
#139
Geschrieben 25. März 2011, 01:33
Pluto sagte am 25. März 2011, 01:04:
Pluto sagte am 25. März 2011, 01:04:
Pluto sagte am 25. März 2011, 01:04:
Pluto sagte am 25. März 2011, 01:04:
Pluto sagte am 25. März 2011, 01:04:
But that's just me.
Ich muss jetzt auch in die Heia...
#140
Geschrieben 25. März 2011, 08:20
bekay sagte am 25. März 2011, 00:46:
emme sagte am 25. März 2011, 00:19:
Ich glaube schon, dass wir feststellen können, dass natürliche, authentische Natur diesem Film fern und absolut fremd ist. Man bedenke auch die Schwalben aus der Froschperspektive Leonidas, kurz vor dem Ende des Films - die sahen echt aus wie Attrappen am Seil. Was natürlich trotz alledem nicht heißt, dass es in 300 nicht zu deinem erwähnten "Verhältnis von Natur und der Integriertheit des Kriegers" kommt. Natur muss hier eben umgedeutet werden in: theatrales flächiges Etwas In dieser Hinsicht ist 300 eigentlich der authentischste CGI-Film: Flache, gestählte, glatte Männer in flachen, unterkomplex dimensionierten Landschaften - passt erstklassig zusammen. Reale Filmaufnahmen und CGI integrieren sich ohne auch nur ein Irritationsmoment. Nur die Perser fallen eben bildkompositorisch heraus: Ihre vielen Details - Deformationen, Piercings, Ringe, Schmuck - sind nicht in die Flächigkeit integriert. Formalästhetisch bilden sie den Kontrapunkt.
Dann passen die kontrapunktisch inszenierten Perser doch bestens zum Steinchenrieseln dazu. Das natürlicher gestaltete Volk lässt die künstliche Natur für einen kurzen Moment zur wirklichen Natur werden, der Verfremdungseffekt der CGI-'Bauten' wird für einen kurzen Moment aufgehoben, angesichts der Natur, die sich zu ihrem Recht verhelfen will. Wären die Perser nicht als ein so grausames Volk dargestellt und beschrieben, würde ich die glatt als Hippie-Allegorie durchgehen lassen. Nun gut, ich scheine noch nicht in der Lage zu sein, die Gratwanderung zwischen halbernster Zote und mäßig gelungenem Analyseansatz erfolgreich bestreiten zu können. Aber ich kreide es dem Film an. Viele Ideen (auch für den Rezipienten) verlaufen im Sand. Sehr unbefriedigend.
#141
Geschrieben 25. März 2011, 09:54
emme sagte am 25. März 2011, 08:20:
Aber am Ende zerstört der Film viele dieser Ansätze, indem er das Ressentiment gegen das Ekelerregende, Abnormale und Deformierte vollkommen für die Seite der Antagonisten aufspart. Es ist das einzig wirklich im Film ausgearbeitete Ressentiment, meine ich, noch einmal in Bezug auf dasjenige, was Pluto am Film widerwärtig findet.
#142
Geschrieben 25. März 2011, 11:48
Darüber hinaus habe ich aber auch extra für Pluto noch ein kleines, geschmäcklerisches Urteil abzugeben: Langweiliger Quark.
Bearbeitet von emme, 25. März 2011, 11:49.
#143
Geschrieben 25. März 2011, 13:57
#145
Geschrieben 25. März 2011, 14:06
#146
Geschrieben 28. März 2011, 18:12
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