Bastro sagte am 19. April 2012, 12:36:
Hmm, das zu besprechen, ist etwas zu kompliziert und sprengt die Möglichkeiten hier. Ich hatte einfach gehofft, Du würdest mein von reiner Begeisterung durchdrungenes Posting auf Anhieb verstehen. Hatte da so ein bisschen auf Gedankenübertragung gehofft, da eine Herleitung für das Posting schon die Stärke eines Aufsatzes hätte.
Eine Sache möchte ich aber doch klären. Ich habe nicht gesagt, dass Stilisierung reaktionär ist (Gott bewahre und überhaupt kränkt es mich fast, dass Du mich so verstehst ), sondern, dass nach einem Kulminationspunkt der Wahrnehmung von Kunst in dieser Szene/Einstellung - die Durchbrechung der vierten Wand, die Unmöglichkeit welches Detail genau konzipiert wurde und welches sich ergab, im Grunde Zufalls-Nano-Sekunden bei der Entstehung von Kunst, Realität und Fiktion werden eins, Stilisierung und Authentizität, Fantasme und Dokumentarismus - es nicht mehr möglich ist einen stärker immersiven Raum zu schaffen (außer durch Infantilversuche wie 3D, mit denen man versucht approximativ in einen physikalischen Raum visuell einzudringen). Den Begriff "reaktionär" verstand ich rein beschreibend als Verlauf einer Kunstform, die sich, wenn sie mal kurz so an der Leinwand gekratzt hat, um in den realen Raum des Zuschauers einzudringen, sich wieder in ihre Künstlichkeit zurückziehen muss. Es ist nicht zu ermitteln, ob es sich um einen Schauspieler handelt, der sich da als Penner verkleidet hingelegt hat, um Friedkins New- York-Bild zu vervollständigen, oder ob, weil die Kadrage bzgl. des Auf und Abgehens vor den Fenstern genau festgelegt scheint, Friedkin Hackman beim Dreh plötzlich weitergewunken hat, um einen Schritt aus dem Kader zu gehen, damit der ihm folgende Kameramann einen Penner einfangen kann, der in realiter dort liegt (oder der Penner dort lag und Friedkin ihn geschickt einbaute, oder wie auch immer). In dieser einen Einstellung kommen ganz wunderbar medientheoretische Überlegungen über "das authentische Bild" zustande. Stilisierung und Realität scheinen sich zu umarmen.
Inwiefern Internetkommunikation ein Problem ist, erkenne ich wieder mal daran, dass es Face-to-Face nicht mal 5 Minuten dauert, dass meinem Gegenüber zu erklären (und der versteht es dann auch), aber allein für die paar Zeilen hier habe ich schon 20 gebraucht.