The Diarrhoea Diary
#1
Geschrieben 26. Oktober 2003, 06:49
USA 1999 Regie: Dante Tomaselli
Schnauze voll von den repetitiven Hollywood-Mainstream-Produktionen, probieren wir mal einen Independent-Horrorfilm, der zuweilen im Netz gelobt wird. Der Film beginnt recht vielversprechend, nach einem atmosphärischen Prolog wendet er sich dem Schicksal eines Internatsschülers zu, in dessen Umgebung allerlei unheimliche Geschehnisse zum Tod von mehreren Nonnen führen. Die todesfälle sind souverän blutig inszeniert, aber bereits hier deuten sich die Schwächen des Ensembles an, die auch von dem zunehmend konfusen Plot nicht unbedingt ausgebügelt werden können. Der Regisseur Tomaselli ist offensichtlich ein Mann, der auf Originalität Wert legt, und es gelingen ihm auch einige bemerkenswerte Sequenzen und Bildkompositionen. Dummerweise ist der Plot aber ein Mischmasch aus bekannten Ingredienzen und stilistisch ist das ganze doch zu konventionell gestaltet. Sowohl die obligatorischen Kamerafahrten als auch die streckenweise gelungenen Aufnahmen eines Herbstwaldes irgendwo in New Jersey wecken zunehmend Erinnerungen an "THE EVIL DEAD", was bei einer leicht unbeholfenen Baumfick-Szene besonders deutlich wird. Beim Abspann denkt man: "Ja, OK, in Ordnung, aber...", was auch als Statement zum ganzen Film gelten kann. Alles andere als ein Meisterwerk, aber doch ambitioniert genug, um unterhalten zu können.
#2
Geschrieben 28. Oktober 2003, 21:02
Polen 1965 Regie: Wojciech J. Has
Es ist immer problematisch, Filme nach langer Zeit endlich sehen zu können, von denen man schon so viele wohlwollende Kritiken gelesen hat. Es kommt dann manchmal vor, daß man schließlich ein wenig enttäuscht wird, oder der Film einen nicht mehr wirklich überraschen kann, weil man schon zuviel über ihn gelesen hat. Das ist bei Wojciech Has dreistündigen Epos zum Glück nicht der Fall, selbst dann nicht, wenn man wie ich bereits die noch um einiges epischere literarische Vorlage von Jan Potocki gelesen hat. Deswegen verzichte ich an dieser Stelle auch auf eine ausführliche Zusammenfassung des Plots, nur soviel sei gesagt: Es geht um einen jungen Offizier (gespielt von Zbigniew Cybulski, der seit Andrzej Wajdas „Asche und Diamant“ gerne der „polnische James Dean“ genannt wurde), der versucht, auf schnellstmöglichen Weg die Sierra Nevada zu durchqueren, um nach Madrid zu kommen, dabei aber von allerlei Personen in einige Abenteuer hineingezogen wird, bzw. einige phantastische Geschichten erzählt bekommt. Diese sind zuweilen extrem verschachtelt, bieten aber zahlreiche wiederkehrende Momente, die sich im Verlauf des Films zusammenfügen. Highlights sind dabei die konstanten Versuche zweier muslimischer Schwestern, möglicherweise Geister oder Dämonen, den christlichen Soldaten zu verführen oder die Leidensgeschichte des einäugigen Pasheko (Mist, jetzt ist das Rätsel um meinen Nick gelöst), die mit ihrem grotesken schwarzen Humor Monty Python vorwegnimmt. Die extrem verschachtelte Struktur, sowie die Länge des Films, der derzeit nur untertitelt erhältlich ist, hat schon den ein oder anderen imdb-user dazu veranlaßt, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen, aber ich hatte damit keine Probleme: Die einzelnen Episoden sind so schon interessant genug, daß man nicht die ganze Zeit darüber nachdenken muß, wer jetzt in wessen Geschichte wem was erzählt, und wann, und wo überhaupt die Hauptfigur abgeblieben ist. Has hat in seiner Verfilmung die modernsten Elemente des Romans verstärkt hervorgehoben mit dem Effekt, daß der Film auch den heutigen Betrachter im Gegensatz zu anderen Produktionen der Sechziger Jahre vor allem in seiner Struktur noch ordentlich vor den Kopf stoßen kann. Das ganze ist dazu großartig fotografiert, hervorragend gespielt und wird von einem atemberaubenden Penderecki-Soundtrack begleitet, der je nach Stimmung der Sequenz zwischen seinem bekannten experimentellen Stil und konventioneller Klassik oszilliert, die auch schon mal den ein oder anderen Melodiebogen des alten Ludwig Van übernimmt, genau wie der Film sich stilistisch stellenweise an Mantel- und Degenabenteuern ala Errol Flynn und klassischen Horrorfilmen orientiert, um sie streckenweise ironisch zu brechen – oder auch nicht. Gleich der Hauptfigur ist der Zuschauer hier niemals sicher. Insofern ist es auch kein Wunder, daß dieser Film (Vorsicht, Angeber-Nähkästchen!) zu den Lieblingsfilmen von Luis Buñuel gehörte, der in seinem Spätwerk auch gerne den Realitätsstatus des Gezeigten unterwanderte.
Ich für meinen Teil habe THE SARAGOSSA MANUSCRIPT jetzt zum dritten Mal gesehen, einzelne Episoden sogar noch öfter, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Die DVD läßt in dieser Beziehung auch keine Wünsche offen, es fehlen zwar besondere Extras, aber dafür gibt es immerhin ein informatives Booklet. Da der andere Film von Has, den ich kenne SANATORIUM POD KLEPSYDRA – auf eine völlig andere Art und Weise auch total genial ist, will ich hoffen, daß der Regisseur international bald wiederentdeckt wird. Einige Retrospektiven gab es schon, fehlt nur noch eine zünftige DVD-Edition...
#3
Geschrieben 28. Oktober 2003, 21:11
Spanien 1972 Regie: Amando de Ossorio
„There’s something supernatural going on.” Meta-Dialogzeile
Laut Frank Trebbin hat dieser Film vom „reitende Leichen“-Spezi Ossorio vermutlich keine deutsche Veröffentlichung erfahren, weil man die Bilder von der Loreley und Umgebung schon zur Genüge aus Heimatfilmen kennt. Kann sein, aber ich sehe so was sehr gerne, vielleicht habe ich nur noch nicht genug Heimatfilme gesehen, aber gerade in einem relativ blutigen Horrorfilm hat dieser Kontrast mit ausgedehnten Landschaftsaufnahmen etwas reizvolles. Das Heidelberg-Setting war ja auch die einzige objektiv zu nennende Daseinsberechtigung von Anatomie. Nicht, daß ich sagen will, in Deutschland sollte man solche Filme nicht machen, ganz im Gegenteil! Gemeint war, daß das Setting den Film allein von seinen offensichtlichen amerikanischen Vorbildern unterschied. Aber hier soll es ja jetzt um The Loreley’s Grasp gehen.
In den ersten zehn Minuten erwartet man noch mehr Nacktszenen, die dann aber doch nicht kommen, vielleicht auch besser so. Nicht, daß ich was dagegen hätte, gerade im vom prüden Hollywoodkino mehr als zuvor beherrschten Post-Millenium. Ich mein nur, in den Siebzigern geraten derlei Szenen schon mal gerne etwas zu lang und atmig. Der Prolog sagt uns jedenfalls schon, daß wir trotz dem ungewöhnlichen Setting doch eher trashiges zu erwarten haben. Aber wie in einigen unterhaltsamen Trashern liegt auch hier unter vielen Unglaubwürdigkeiten ein guter Film verborgen; vielleicht macht das auch den Reiz vieler B-Movies aus, daß sie über eine absolut ungehemmte Fantasie verfügen, ihre Plotlines viel zu viele Regeln brechen, die in heutigen Hochglanzproduktionen viel zu penibel beachtet werden. (Logik gehört da allerdings nicht zu.) Oh, ich befürchte, das wird mal wieder eine sehr zerfahrene Rezension.
Gehen wir deshalb zunächst mal zur eigentlichen Story: (Es gibt ein paar Spoiler!) In einem nicht näher benannten Dorf am Rhein in der Nähe der Loreley geschehen mehrere grausame Morde; jungen Frauen (ja, sogar anständigen und unschuldigen!) wird das Herz ausgerissen. Zum Schutz des Dorfes, insbesondere einem dort befindlichen Mädchenpensionat, wird ein Jäger namens Sirgurd eingestellt. Der heißt wirklich so, (auch nicht “Sigurd“) und der Film spielt in der Gegenwart! (Den wohl deutlichsten Anachronismus bietet jedoch eine Szene, in der sich die Dorfbewohner mit Heugabeln und Fackeln auf dem Dorfplatz versammeln, um das „Biest“ zu jagen, das die Morde begangen hat; als hätte sich seit Frankenstein selig in deutschen Dörfern nichts geändert. Nun ja, ist Ansichtssache. Heutzutage hätten sie wohl Mag-Lites und Mobiltelefone.) Weiter im Text: Ein Professor, der sich lange mit dem Mythos beschäftigt hat, ist ebenso wie ein blinder Geiger fest davon überzeugt, daß die Loreley für die Morde verantwortlich ist und hat auch eine Waffe gegen sie: Einen radioaktiven Dolch. Er vertritt auch die Ansicht, daß Siegfrieds Schwert damals bei den Nibelungen radioaktiv gewesen ist. So habe ich das jedenfalls verstanden, nicht daß der Dolch aus den Überresten von Siegfrieds Schwert gefertigt worden ist. Bevor er jedoch diese Waffe einsetzt, bekommt er unerwarteten Besuch von Loreley nebst ihrem Knappen Alberich. Na gut, das hat jetzt kaum noch was mit der Legende zu tun, und Alberich wird leider auch nicht von einem Zwerg dargestellt, muß man als vertane Chance rot ankreiden, denn der Professor wird kurze Zeit später von ihm ausgepeitscht, und schüttet sich, als er nach dem Dolch greifen will, aus versehen selbst Säure ins Gesicht. Das Ende kommt etwas abrupt, ist aber irgendwie saucool. Ich könnte mich noch über ein paar weitere Unzulänglichkeiten des Films auslassen (zum Beispiel die halbherzige Plazierung der Bombe, und vor allem der im Verlauf der Handlung wirklich dummdreiste Umgang mit der germanischen Mythologie), aber ich will hier nicht zu viel verraten. Ein Film, der mir zumindest sehr viel Freude bereitet hat, obwohl das holländische Tape über weite Strecken ein fürchterlich finsteres Bild hat.
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#4
Geschrieben 03. November 2003, 15:30
USA 2003 Regie: Stephen Norrington
#5
Geschrieben 03. November 2003, 15:33
USA 2001 Regie: Larry Fessenden
Warum muß ich jetzt an Hüttenkäse denken? Vielleicht, weil der Film Käse ist und eine Zeit lang in einer Hütte spielt. Nichts gegen Filme mit langsamen Spannungsaufbau, aber soviel uninteressantes nervendes Familiengedöns mußte ich noch selten ertragen vor einem Finale, das dann auch noch vollkommen lächerlich geraten ist. Zwischendurch gibt’s ein paar gelungene Momente, aber das reicht leider nicht.
#6
Geschrieben 04. November 2003, 23:51
USA 1984 Regie: Philip Borsos
#7
Geschrieben 05. November 2003, 00:39
GB 1996 Regie: Michael Winterbottom
Pardon, aber ich muß noch mal den Literaturklugscheißer raushängen lassen: "Jude the Obscure" war der letzte Roman Thomas Hardys, der bei seinem Erscheinen 1896 so heftige Kritiken bekommen hatte, daß sich der Autor entschloß, bis zu seinem Tode im Jahr 1928 nur noch Gedichte zu schreiben. Die feindselige Resonanz auf das Buch liegt wohl einerseits an den Attacken auf die viktorianische Doppelmoral und den Plädoyers für eine freie Sexualität, die sich darin finden, aber andererseits auch an der extrem düsteren und deprimierenden Stimmung der Geschichte. Während Dickens' Romane auch soziale Mißstände der Zeit anprangerten, fand sich in ihnen immer noch ein Keim der Hoffnung, der sich in der Menschlichkeit einzelner Figuren manifestierte. In "Jude the Obscure" erweist sich jede Hoffnung als Illusion: Die Titelfigur ist ein intelligenter und begabter Bauernsohn vom Land, dem der soziale Aufstieg durch Vorurteile verwehrt wird und der zudem noch in eine private Tragödie nach der anderen hineingezogen wird.
Winterbottoms Film zeigt genauso das einzelne Aufkeimen der Hoffnung, das dann um so erbarmungsloser zerstört wird, und von Christopher Eccleston in der Hauptrolle, den ich persönlich viel häufiger sehen möchte, perfekt wiedergegeben wird. This is not a feel-good movie, und hier findet sich auch die imho grauenerregendste Sequenz der 90er Jahre, die aufgrund des oben erwähnten Kontrasts heftiger wirkt als alle ähnliche Szenen in den Horrorfilmen der Dekade. (Genauer möchte ich an dieser Stelle nicht darauf eingehen, falls jemand den Film noch nicht kennt und selbst sehen will.) Möglicherweise bin ich ein Masochist, daß ich mir diesen Film mit seiner unglaublich deprimierenden Sogwirkung immer wieder gerne ansehe (ein vergleichbares Schlag-in-den Magen-Gefühl hatte ich nur bei Carla's Song von Ken Loach), aber er ist einfach so verdammt gut gemacht; die hübschen Landschaftsaufnahmen, die man von den üblichen Literaturverfilmungen aus der Periode kennt, werden hier mit der Niedertracht der Menschen kontrastiert.
Den wirklich allerliebst dämlichen deutschen Titel hatte ich zunächst für einen kommerziellen Schachzug gehalten, um das ganze als Liebesfilm zu vermarkten, da die weibliche Hauptdarstellerin Kate Winslet dem Publikum aus Titanic bekannt war (der allerdings erst später gedreht wurde). Es geht zwar auch um Liebe, aber statt zum Taschentuch wird hier wohl eher zur Kotztüte gegriffen. Später mußte ich allerdings feststellen, daß auch die erste deutsche Übersetzung des Romans in den 50er Jahren "Herzen in Aufruhr" betitelt war. "Jude" hätte im deutschsprachigen Raum wohl auch zu Mißverständnissen geführt.
#8
Geschrieben 05. November 2003, 01:20
Japan 2001 Regie: Norio Tsuruta
Das ist doch wenigstens mal eine originelle Geschichte. Die erste Hälfte erinnert sogar an den Wicker Man , wobei der Typ, dem ich die DVD bei ebay abgekauft habe, sich mehr an Children of the Corn erinnert wähnte. Wobei mir mal wieder aufgefallen ist, wie breitflächig der Industriekopierer Stephen King arbeitet. Habe mir beim anschauen ein kleines Pfeildiagramm notiert: The Lottery → Wicker Man → Children of the Corn → Kakashi. Wobei man bei letzterem wie bei allen Filmen, in denen Vogelscheuchen eine Rolle spielen, unwillkürlich auch immer an Wizard of Oz denken muß. Vor allem an die Szene, wo die Gliedmaßen verloren werden. Direkt danach kommt dann in der Assoziationskette If I only had a brain. Ansonsten ist aber auch die nicht-ganz-so-friedliche Koexistenz Thema dieses Films. Und zwar mit den Toten. Die Inzest-Thematik wird zwar durch das Ende fast schon überstrapaziert, aber besser so als anders, ist wenigstens logisch schlüssig, dafür muß man ja heutzutage dankbar sein, wenn auch vor allem die letzte Einstellung etwas sehr sentimental geraten ist. Hmm. Konnte mit diesem Review jetzt jemand etwas anfangen?
#9
Geschrieben 08. November 2003, 01:55
USA / Australien 2000 Regie: Robert Lee King
Wir wußten, daß es albern werden würde. Wir wußten auch, daß uns der Soundtrack von der Neo-Surf-Kapelle LOS STRAIT JACKETS schon ausreichend gefallen würde. Also wurde genügend Bier kaltgestellt, und ab ging die Hommage an 60s Beach Party-Filme. Oder sollte es eine Parodie sein? Egal. Die Albernheit der Dialoge schien durch die deutsche Synchro noch potenziert worden zu sein. An ein oder zwei Stellen fanden sich sogar richtig gute Witze und auch mehrere Kandidaten für das unbeholfene Übersetzer-Lexikon waren dabei. Es gab aber auch Stellen, die so platt und vorhersehbar waren, daß man den Verantwortlichen am liebsten eins der Surfboard-Props rektal einführen mochte. Im Endeffekt ein Film, den man auf keinen Fall nüchtern oder allein sehen sollte.
#10
Geschrieben 10. November 2003, 01:35
USA 1941 Regie: Jean Yarbrough
Blood sucking death dives from the midnight skies! Leider sind nicht alle Poverty Row-Horrorfilme der 40er so kurzweilig wie dieser hier. Trotzdem könnte dieses häufig unterschlagene Kapitel etwas mehr Beachtung finden, wie es ja in Tom Weavers hervorragendem Buch Poverty Row Horrors glücklicherweise schon geschehen ist. Die Filme sind zwar größtenteils weit unter dem Standard der Universal-Produktionen oder Val Lewtons RKO-Klassikern und selten überhaupt in Europa erschienen, aber vor allem für Lugosi-Fans gibt es hier noch einiges zu entdecken. Hier z.B. gibt Bela einen verbitterten Doktor, der sich an den Leuten, die mit einer seiner Erfindungen reich geworden sind, auf ziemlich unkonventionelle Weise rächt: Er überredet sie, seine neue After Shave-Lotion auszuprobieren, die allerdings eine riesige Vampirfledermaus anlockt, die er auf seinem Dachboden hochgezüchtet hat. Sie wird im Verlauf des Films immer größer und es scheint unmöglich, ihr zu entkommen! Ich muß sagen, schon einige Filme mit weitaus höherem Budget gesehen zu haben, die nicht so einen originellen Plot hatten. Und Lugosi hat genügend Screentime, um all das einzulösen, was man von ihm erwartet. Entertainment, wie ich es mag. Fein.
#11
Geschrieben 10. November 2003, 02:17
Spanien 2002 Regie: Paco Plaza
Ich bin ein bißchen verärgert. Nachdem in The Nameless endlich der überdurchschnittliche Horror-Autor Ramsey Campbell für den Film entdeckt worden war, sucht man sich unter seinen zahlreichen Büchern als zweites Projekt ausgerechnet dasjenige aus, daß die größte Ähnlichkeit mit dem zuerst verfilmten hat. Zwar geht es hier um eine andere Sekte, und es kommt auch zu einem völlig anderen Ende, aber gerade die Parallelen im Verlauf des Plots sind unübersehbar, was dem Oeuvre Campbells nicht gerecht wird. Second Name ist definitiv ein sehr gelungener Horrorthriller, an dem es sonst kaum etwas zu bemängeln gibt, aber es fehlt ihm der Impact von The Nameless, in dem, nebenbei bemerkt, die übernatürlichen Elemente der Vorlage geschickt zurückgenommen wurden und so mehr Raum für Ambivalenz geschaffen wurde - ein gut durchdachter Schachzug, dem auch der Autor nichts entgegenzusetzen hatte, was selten genug vorkommt. Was das Ende betrifft, ist Second Name dem anderen Nameless-"Nachfolgefilm" Darkness überlegen, aber leider nur da. Schade eigentlich. Bleibt zu hoffen, daß es trotzdem weitere Campbell-Adaptionen gibt, denn originell genug sind seine anderen Bücher, z.B. "Needing Ghosts" auf jeden Fall.
#12
Geschrieben 14. November 2003, 01:25
USA 1995 Regie: Rusty Cundieff
Die Grundidee des Films, ein Horror-Episoden-Film, der sich hauptsächlich afro-amerikanischen Themen und Figuren widmet, erinnert doch stark an den Blacksploitation-Boom der 70er, hierbei handelt es sich allerdings um eine recht aufwendige Produktion unter den Fittichen von Spike Lee, den man ja nicht unbedingt mit AIP gleichsetzen kann. Leider ist die Musik nicht so gut wie damals, aber wie in den besseren Episodenfilmen ist man hier immerhin um eine Steigerung der einzelnen Geschichten bemüht. Spoilers ahead!
In der ersten Episode des Films (der merkwürdigerweise nie in Europa erschienen ist, vielleicht, weil alle Weißen böse sind?) wird ein Bürgerrechtler von drei Redneck-Cops ermordet; ein zufällig anwesender schwarzer Cop kann dies nicht verhindern und hört später eine Stimme aus dem Grab, die nach Rache verlangt und sie auch bekommt. Bis auf die Rassenthematik noch ziemlich konventionell. In der zweiten Episode fantasiert ein Schuljunge über ein Monster, das sich schließlich als sein Stiefvater herausstellt, allerdings verfügt Bubi über die Gnade, Voodoo-Zeichnungen anzufertigen... bemerkenswert ist hier die Brutalität, mit der das „Monster“ seine Frau und seinen Stiefsohn prügelt...hier gibt’s keine barmherzigen Kameraschwenks, man wähnt sich dann doch zurück in den 70ern...die dritte Episode geht wiederum um kleine Puppen und erinnert stark an „Mannikins of Horror“ aus Asylum , wie auch an die anderen britischen 70s-Episodenfilme, auch wenn der Film selbst vor allem formal eher an die amerikanische Tales from the Crypt -TV-Serie angelehnt ist. Hier wird ein ehemaliges KKK-Mitglied, das als Gouverneur kandidiert, von Voodoopuppen aufgefressen, die die Seelen von seinen Ahnen getöteten Schwarzen (nicht Schwarzeneggern ) enthalten. Die vierte Episode fand ich zunächst zu übertrieben, aber im Nachhinein ist sie wohl die eindrucksvollste des ganzen Films: Wir werden Zeugen einer Schießerei zwischen schwarzen Drogendealern, einer davon überlebt, wird aber eingebuchtet, kann dann später aber an einem Spezial-Programm teilnehmen. Was jetzt folgt ist reines Clockwork Orange : In der Zelle gegenüber sitzt ein White Pride-Nazi, der dem Homeboy verklickert, daß sie ja Brüder wären, weil sie ja beide schon sehr viele „Nigger“ umgelegt hätten, dann gibt’s auch noch die Ludovico-Therapie, nur mit Hiphop statt Beethoven; aber die hier hereingeschnittenen authentischen Bilder von KKK-Hinrichtungen und Kriegsverbrechen in Afrika kommen jedoch extrem heftig, und es stellte sich mir die Frage, ob die wirklich in einen ansonsten nicht besonders ernsthaften Unterhaltungsfilm hineingehören. Andererseits...wo könnten sie sonst ein größeres Publikum erreichen? Es macht nicht den Eindruck, sie wären nur zum schockierenden Selbstzweck eingefügt worden, als Moralhammer wirken sie aber wiederum übertrieben. Immerhin, wenn ein Film derartige Gedanken loslöst, hat er IMHO schon mehr erreicht als der Großteil der an-einem-vorbeiflimmernden Unterhaltungsfilme.
Zurück zur Story: Schließlich erscheinen unserem Homeboy „Crazy K“ die Geister seiner Ermordeten und er dreht durch: „I don’t fuckin’ care!“ statt sich geläutert zu fühlen, nur um festzustellen, daß...fortgeschrittene Genrezuschauer können die Auflösung erraten, aber mehr wird nicht verraten. Die Rahmenhandlung ist dagegen wieder arg konventionell aufgelöst, aber daran kranken die meisten Episodenfilme, auch die von mir sehr verehrten Amicus-Produktionen der 70er. (Außer dem bereits erwähnten Asylum und dem 40s-Juwel Dead of Night, selbstverständlich.) Alles in allem eine durchaus interessante Variation des Subgenres, die zwar besser hätte geraten können, aber auch wesentlich schlechter.
#13
Geschrieben 16. November 2003, 01:00
GB / USA 1999 Regie: Stanley Kubrick
Ficken.
#14
Geschrieben 18. November 2003, 22:35
Spanien 1972 Regie: Vicente Aranda
#15
Geschrieben 21. November 2003, 13:16
USA 2003 Regie: Jonathan Liebesman
Vermischung eines Hexenfluch-Plots mit der von Stephen King schon genügend durchgekauten „Protagonist kehrt in die Stadt seiner Kindheit zurück“-Thematik. Immerhin erfrischend kurz, abgesehen von dem Abspann, der wohl 11 Minuten lang sein mußte, damit der Film noch als „abendfüllend“ klassifiziert werden konnte. Die Kürze führt allerdings dazu, daß sich hier keinerlei Längen oder Langeweile konstatieren lassen. Leider fehlt es auch an Originalität und Überraschungen, vor allem das Finale ist extrem konventionell geraten. Dafür gibt’s immerhin ein paar gelungene unheimliche Momente, wobei ich den Eindruck habe, soweit ich das mit meiner selbstgebastelten 2.1.-semi-surround-Anlage beurteilen kann, daß man sich hier etwas zu stark auf das Sound Design verlassen hat. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich finde, ein richtig guter Film sollte auch auf einem Mono-Fernseher funktionieren. Insgesamt keine Offenbarung, aber auch keine Zeitverschwendung.
#16
Geschrieben 21. November 2003, 13:20
GB 1949 Regie: Thorold Dickinson
Wer einen Horrorfilm erwartet, wird wohl enttäuscht sein, es handelt sich hier eher um ein Drama mit Horror-Elementen, das aber aufgrund hervorragender Darsteller, vor allem Anton Wohlbrück (hier Walbrook) in der Hauptrolle zu überzeugen weiß. Die Zurückhaltung des Films wird besonders in der gekonnt unheimlich inszenierten zentralen Geistererscheinung deutlich, in der der Geist nur zu hören, nicht zu sehen ist. Zusätzlich gibt’s als comic relief einmal mehr Miles Malleson zu bewundern, dessen lustigste Rolle IMHO immer noch der vergeßliche Leichenbestatter in Hammers Dracula ist, deren Komik durch die bierernste Miene Peter Cushings noch verstärkt wurde. Queen of Spades bietet jedenfalls solide Unterhaltung mit Tiefgang aus der guten alten Zeit, die ich gerade in den Wintermonaten nur allzu gerne verschlinge.
#17
Geschrieben 21. November 2003, 13:25
Japan 1969 Regie: Koji Wakamatsu
Ein weiterer japanischer Film über Einsamkeit. Ein weiterer Schlag in die Fresse. Ein schüchterner junger Mann wird Zeuge einer Gruppenvergewaltigung. Da er dem Opfer nicht helfen kann, aber von dem Akt fasziniert zu sein schient, schaut er aus der Distanz zu. Später berichtet das Mädchen ihm, daß sie schon einmal Opfer einer Vergewaltigung war und bittet ihn, sie zu töten, was sie im Verlauf des Films mehrmals wiederholt. Der Zuschauer erfährt aber auch von den Grausamkeiten, die dem Jungen widerfahren sind, der sich schließlich vom Opfer zum Täter wandelt.
Ein unglaublich lakonisch-düsterer Film, der zum größten Teil auf dem Dach eines Wohnhauses in einer überaus tristen Siedlung spielt und von einer extrem gewalttätigen Farbsequenz unterbrochen wird. Obwohl das politische Engagement des damaligen Underground-Regisseurs (der später Im Reich der Sinne produzieren sollte) an einigen Stellen überdeutlich sichtbar wird, scheint das eigentliche Thema des Films doch das menschliche Innenleben zu sein, wodurch der Film im Unterschied zu anderen politischen Filmen der Periode eine zeitlose Qualität bekommt. Kennt man dieses frühe Beispiel, sieht man auch die Furore machenden japanischen Essays über Einsamkeit der 90er wie Mermaid in a Manhole, Naked Blood oder die All Night Long-Trilogie mit anderen Augen: Sie sind weniger von westlichen Splatterfilmen beeinflußt, als man zunächst denken mag; vielmehr kann man sie als die bizarren Höhepunkte einer spezifisch Japanischen Art des Filmemachens sehen. (Wie auch Ringu und Konsorten auf ihre Art Wiedergänger der vor allem in den 60ern sehr populären Kaidan Eigas sind, von denen leider nur sehr wenige außerhalb Japans erhältlich sind.) Yuke Yuke nidome no shojo ist auf jeden Fall eine Film-Erfahrung, die man so schnell nicht vergißt und ein Film, den man sich nicht anschauen sollte, wenn man eh schon in einer depressiven Stimmung ist.
#18
Geschrieben 24. November 2003, 18:25
Japan 2003 Regie: Shiota Akihiko
CINEASIA Köln Nr.1: Nur zwei Filme auf einem Festival zu sehen, ist vielleicht für einige Leute unverständlich, wenn man aber wie ich eine längere Anfahrtszeit, eine schwache Blase, lange Beine und die Nikotinsucht als Hobby hat, wird das schon mal zum zwiespältigen Vergnügen. Der Abend fing immerhin schon sehr gut an, als ich eine sehr sympathische Ex-Kommilitonin traf, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. So kann das weitergehen, dachte ich mir, gings aber leider nur mit Einschränkungen. Yomigaeri hat eine fabelhafte, vielversprechende Ausgangssituation: In einem abgelegenen japanischen Landstrich kehren plötzlich die Toten zurück, und zwar so, wie sie ihre Angehörigen in Erinnerung behalten haben. Schon in der Pre-Title-Sequenz stößt einem jedoch der übertrieben melodramatisch ausgefallene Soundtrack übel auf. Und auch sonst geizt der Film nicht mit Sentimentalitäten. Gut, das hätte man bei einem Film mit dieser Story, von dem man wußte, daß er kein Horrorfilm ist, erwarten können. Ich hatte allerdings auch ein bißchen mehr Gleichgewicht und Humor erwartet, wobei sich letzterer auf ein paar Dialoge und hauptsächlich einen ungeschickten dicken Protagonisten beschränkt. Trotz zahlreicher Subplots, Einzelschicksalen und Nebenfiguren dominiert zum Ende hin dann auch eine Liebesgeschichte, wobei das Finale definitiv zu lang geraten ist, wo die Band RUI, die zum Teil auch aus „wiedergekommenen“ besteht, (Warum muß ich jetzt an Hard Rock Zombies denken? Das ist eine gemeine Assoziation, die Yomigaeri dann doch Unrecht tut) gleich drei Songs zum Besten geben, die nicht ganz so schlimm wie der Rest-Soundtrack sind, aber auch sehr pathosbeladen daherkommen.
Der Film hat aber definitiv auch seine guten und schönen Momente, an den Schauspielern gibt es nichts auszusetzen, und vor allem die Kamera fängt einige prächtige Bilder ein. Ich habe allerdings die Leichtheit vermißt, mit der im asiatischen Kino zuweilen mit den Themen Liebe und Tod umgegangen wird, diese droht hier in der Sentimentalität zu ersticken. Vielleicht bin ich ein Kleingeist, aber ich hätte es doch sehr interessant, bzw. fast schon lustig gefunden, wenn der Film nach der ersten Hälfte doch zum Horrorfilm geworden wäre.
#19
Geschrieben 24. November 2003, 18:35
Japan 2002 Regie: Sabu
CINEASIA Köln Nr. 2: Irgendwie schade, daß ich die beiden beste Filme des Regisseurs – imho Dangan ranna und Monday, dicht gefolgt von Postman Blues – zuerst gesehen habe. Von Unlucky Monkey war ich dann ein wenig enttäuscht, und Drive ist leider auch kein Oberknaller geworden. Aber immer noch besser als 90 % aller anderen aktuellen Produktionen weltweit. (Grobe Schätzung ) Es gibt wieder einige unglaubliche Szenen und Sabu schafft es erneut, mit einem Minimum an Aufwand sehr skurrile Figuren zu erschaffen, die trotz allem sympathisch und sogar glaubhaft herüberkommen. Obwohl der Film im Unterschied zu den oben genannten Meisterwerken einige Längen hat, wird er trotzdem nie langweilig und bietet genügend Überraschungen, irgendein Genre gibt es da doch noch, daß Sabu in den vorherigen Filmen noch nicht auf die Schippe genommen hat. Und als Helden eines Films namens Drive eine Figur zu nehmen, die sich penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält – also nie schneller als 40 fährt, weil die Handlung zum größten Teil in der Innenstadt spielt – ist nur eine von den vielen absurden Ideen, die nur Sabus genialen Hirn entspringen können. (Bei einer grandiosen Szene mit einem Samuraischwert fiel mir übrigens ein, daß ich Kill Bill immer noch nicht gesehen habe - und daß ich trotzdem nach wie vor der Meinung bin, an dem Grad der Aufmerksamkeit die Tarantino bzw. Sabu zugedacht wird, sollte sich dringend etwas ändern!) Bei einer anderen großartigen Sequenz, die ich jetzt nicht näher beschreiben will um zukünftigen Zuschauern des Films den Spaß nicht zu nehmen, führte ein Domino-Effekt auf der Leinwand zu einem Domino-Effekt im Publikum: Irgend jemand hatte da eine so bizarre Lache, daß man aus dem Lachen gar nicht mehr herauskam. Sehr schön, so muß das sein.
Hmm, irgendwie ziemlich zerfahren, dieser Eintrag, aber in diesem Film wird ja auch viel gefahren. Bei Sabus allerneustem Film Blessing Bell soll es sich Berichten zu Folge um etwas völlig anderes handeln. So sehr ich dessen bisheriges Werk auch schätze, ein „wurde aber auch Zeit“ kann ich mir dennoch nicht verkneifen. Ich bin gespannt und werde ihn mir so bald wie möglich ansehen, auch wenn’s bis zum nächsten CINEASIA in Köln dauert, wo ich bestimmt nicht fehlen werde, wenn ich nicht vorher mit 40 km/h in eine erdnahe Umlaufbahn geschossen worden bin.
#20
Geschrieben 25. November 2003, 02:40
Indien 2001 Regie: Suresh Krishna
Abhay ist geisteskrank. Er befürchtet, sein Zwillingsbruder, der im Gegensatz zu ihm beim Onkel statt bei der bösen Stiefmutter aufgewachsen ist, hat eine Hexe geheiratet. Abhay bricht aus, um sie (und zwischendurch noch ein paar Passanten) zu töten. Aber seine Schwägerin ist keine Hexe: Als sie ihm im Gefängnis vorgestellt wurde, hatte er nur wieder eine Vision von der von ihm mehr oder weniger in Notwehr ermordeten Stiefmutter gehabt. Das offenbart ihm der Geist seiner echten Mutter, der ihm andauernd erscheint, am Ende des Films. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ – „Du hast mich nicht gefragt.“ Zwischendurch probiert er auch mal Ecstasy aus und kämpft gegen lebendig gewordene Schaufensterpuppen, Plakate und Laternenpfähle, auch mal als Zeichentrickfigur. In Indien werden Filme anders gemacht. Die Actionsequenzen werden anders montiert, ganze Genres anders oder gar nicht erst mit festen Parametern definiert. Ich bekomme dieses angenehme Gefühl, daß man nicht weiß, welcher Irrsinn einen als nächstes erwartet, beinah nur noch bei Filmen aus „exotischen“ Ländern, zuletzt bei der Sichtung einiger Werke des Brasilianers José Mojica Marins. Vollendete Kurzweil. Spaß hoch zehn. Danke, VOX. Und bitte mehr davon.
#21
Geschrieben 25. November 2003, 22:08
Italien / Spanien 1972 Regie: Giorgio Ferroni
Keine gute Idee, könnte man meinen, mit „Die Familie des Wurdalak“ von A. K. Tolstoi (nich’ Leo) ausgerechnet eine literarische Quelle zu verwenden, die bereits zuvor vom großen Mario Bava in I tre volte della paura verfilmt worden war. Es ist dann auch nicht überraschend, daß der Film vor allem stilistisch weit hinter der früheren Adaption zurückbleibt, aber er kann sich durchaus sehen lassen. Die Geschichte wurde in die Gegenwart verlagert und mit einigen Subplots angereichert. Vor allem die nächtlichen Waldszenen besitzen eine durchaus unheimliche Qualität: Hier waren Leute am Werk, die wissen, was man mit einer beweglichen Kamera und der richtigen Beleuchtung alles erreichen kann. Das Ende unterscheidet sich zwar stark von Bavas Version, wurde aber in knackiger 70s-Tradition ausgeführt. Alles in allem ein durchaus sehenswerter Film und keine schlechte Idee, vor allem, wenn man übernatürlichen Horror der italienischen Machart mag.
#22
Geschrieben 02. Dezember 2003, 17:51
Italien 1979 Regie: Luigi Cozzi
In etwa sowas wie Star Wars, nur mit geileren Farben.
#23
Geschrieben 04. Dezember 2003, 11:29
USA 2000 Regie: Chuck Russell
Fürchterlicher Kasperkitsch voller Sentimentalitäten und überflüssigen Spezialeffekten. Definitiv der Tiefpunkt der jüngsten Satansfilm-Welle, und dabei waren End of Days und The Calling schon nicht besonders gut. Wer sich hierbei gruselt, sollte besser nie einen echten Horrorfilm anschauen. Zudem werden Christina Ricci und Ian Holm in Nebenrollen vollkommen verschwendet, zugunsten von irgendwelchen Schutzengeln, die ja bekanntlich gerne mit der New Yorker U-Bahn fahren.
#24
Geschrieben 04. Dezember 2003, 11:51
USA 1933 Regie: Victor Halperin
Häufig übersehener Horrorthriller aus der Schmiede der Halperin-Brüder, denen Genrefans ja alleine schon wegen White Zombie ein paar Bier ausgeben sollten. Wenn auch Supernatural an diesen Vorgänger nicht herankommt, so bleibt er doch ein äußerst sehenswerter Film, dessen Plot für die Entstehungszeit des Films und die Laufzeit von nur 60 Minuten schon ziemlich komplex daherkommt: Da gibts zum einem einen Schwindler, der mit inszenierten Geisterbeschwörungen an das Geld einer Millionärin heranwill und zum anderen einen Wissenschaftler, der am Leichnam einer hingerichteten Serienmörderin Experimente durchführt, weil er denkt, ihre "Aura" sei noch nicht gestorben. Diese beiden Handlungsstränge werden dann auf visuell ansprechende Weise zu recht tödlichen Endergebnissen zusammengeführt.
Selbstverständlich wirken gerade die geäußerten wissenschaftlichen Theorien auf den heutigen Betrachter etwas befremdlich, ansonsten handelt es sich hier aber um einen kurzweiligen und sorgfältig inszenierten Thriller mit einer bestechenden Carole Lombard in der Hauptrolle.
#25
Geschrieben 06. Dezember 2003, 03:46
USA 1956 Regie: Mervyn LeRoy
„Ach, mäh du doch weiter deinen Rasen. Kleine Mädchen kommen nicht auf den elektrischen Stuhl.“ – „Das denkst du! Es gibt einen kleinen blauen Stuhl für die Buben und für die Mädchen einen in Rosa.“
Sicherlich kann man dem Film vorwerfen, er wäre besser 20 oder 30 Minuten kürzer gewesen, und auch die dort angesprochene Vererbungstheorie ist glücklicherweise längst nicht mehr aktuell. Dennoch ein bemerkenswertes, eindrucksvolles, sehenswertes Stück Film, über das ich noch viel mehr schreiben könnte, aber nicht jetzt.
#26
Geschrieben 07. Dezember 2003, 04:00
USA 1992 Regie: Dan O'Bannon
Nach einigen Jahren der Arbeitslosigkeit durfte Dan "Return of the living dead" O'Bannon doch noch mal ein Drehbuch schreiben und Regie führen. Als Vorlage hat er sich dafür "The Case of Charles Dexter Ward" von H.P. Lovecraft ausgesucht, ein Stoff, der bereits 30 Jahre zuvor von Roger Corman für "The Haunted Palace/Die Folterkammer des Hexenjägers" verwendet wurde. Das Resultat ist durchaus spannend und sehenswert, nicht so unterhaltsam wie Stuart Gordons Lovecraft-Adaptionen der 80er, aber den späteren Verfilmungen weit überlegen. Nur die ständig auftauchenden Verweise auf Billy Wilders Double Indemnity verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht ganz. Eine häufigere Frequenz von schleimigen Monstren wäre in diesem Kontext nützlicher und unterhaltsamer gewesen. Fazit: Nette Unterhaltung, aber der ultimative H.P.Lovecraft-Film ist immer noch nicht gedreht worden.
#27
Geschrieben 09. Dezember 2003, 12:28
USA 1914 Regie: David W. Griffith
Et voilà: Das Werk, das gemeinhin als der erste amerikanische Horrorfilm gilt. Ähnlich wie der erste „abendfüllende“ Genrebeitrag überhaupt, Der Student von Prag werden die unheimlichen Sequenzen hier hauptsächlich mit dem Mittel der Doppelbelichtung umgesetzt und wirken auf den heutigen Betrachter ziemlich harmlos, vor allem da Griffith diese Verfilmung von Poes „Tell-Tale Heart“ zusätzlich als Traum relativiert. Für den filmhistorisch Interessierten ist es dennoch äußerst sehenswert, was der Pionier hier schon alles ausprobiert, auch auf dem Gebiet der Montage.
#28
Geschrieben 10. Dezember 2003, 18:29
USA 1957 Regie: Jacques Tourneur
Bemerkenswerter Film Noir, den Tourneur kurz vor seinem Horror-Meisterwerk Night of the Demon drehte. Sein Gespür für Schatten hatte der Regisseur ja nicht nur in seinem bekannteren Noir Out of the Past mit Robert Mitchum und Kirk Douglas bewiesen, sondern vor allem in den Lewton-Produktionen Cat People und I walked with a Zombie . Und wo wir gerade beim Namedropping sind: Nightfall basiert auf einem Roman von David Goodis (Dark Passage, Tirez sur le pianiste ) und in der weiblichen Hauptrolle gibt es eine junge Anne „Mrs. Robinson“ Bancroft zu sehen. Da fällt es auch nicht mehr so stark ins Gewicht, daß Aldo Ray die männliche Hauptrolle spielt, der Hinweis aus einem länger nicht mehr zu Rate gezogenem Nachschlagewerk (Deep Red Horror Handbook? Gore Score?) „Avoid ANY movie with Aldo Ray!“ erweist sich leider nur zu oft als nützlich. Hier glücklicherweise nicht, denn dazu waren zu viele Profis am Werk.
Der Protagonist ist fremd in LA und scheint vor etwas Angst zu haben – das bemerkt der Zuschauer schon vor dem Vorspann. Die folgende Handlung findet dann mehr oder weniger in Echtzeit statt und wird von erklärenden Rückblenden unterbrochen: Aldo war Noir-typisch zur falschen Zeit am falschen Ort und wird sowohl von zwei Killern als auch einem Versicherungsdetektiv verfolgt. Steckt das Model, das er zufällig in einer Kneipe kennengelernt hat, mit den Killern unter einer Decke? Ist Aldo wirklich unschuldig?
Perfektes Spannungskino, dynamisch montiert, mit lakonisch-witzigen Dialogen und eindrucksvollen Locations. Für Fans der schwarzen Serie definitiv zu empfehlen. Wobei mir auffällt: Habe ich in letzter Zeit auch mal einen schlechten Film Noir gesehen? Kann mich nicht erinnern. Ich muß das Genre wohl sehr mögen. Oder die Art und Weise, wie Filme zu dieser Zeit gemacht worden sind.
76 Minuten sind übrigens eine sympathische Länge für einen Film. Traut sich bei den heutigen Kino-Eintrittspreisen keiner mehr. Man will ja was bekommen fürs Geld. Und die Quantität läßt sich einfacher erfassen als die Qualität.
#29
Geschrieben 12. Dezember 2003, 18:53
GB 1959 Regie: Charles Saunders
Von einer Amazonas-Expedition bringt ein englischer Wissenschaftler eine frauenfressende Pflanze mit. Aus dieser kann dann ein Serum gewonnen werden, das die Toten wiederbelebt. Das klappt allerdings nur mit gut gebauten jungen Damen, die man vorher mit zwei Tom-Toms hypnotisiert. Zu spät merkt der Akademiker jedoch, daß die Eingeborenen ihn in gewisser Weise übers Ohr gehauen haben...
Kurzweiliger B-Movie von einer der zahlreichen britischen Hammer-Nacheifer-Firmen der Zeit. Vor allem die Szenen mit dem titelgebenden Gewächs bereiten Freude.
#30
Geschrieben 14. Dezember 2003, 04:24
Südkorea 2002 Regie: Byeong-Ki Ahn
Nach Jisatsu Circle ein weiterer asiatischer Horrorfilm, in dem Handys eine große Rolle spielen. Puh, ich bin ja froh, daß ich selbst nicht so ein Gerät besitze, jetzt schaffe ich mir erst recht keins mehr an. Indes, die vielen SMS-Zombies, denen ich auf meinen regelmäßigen Zugfahrten begegne, sind eigentlich schon Abschreckung genug. Aber zurück zum Film: Unsere Heldin ist eine investigative Journalistin, die von merkwürdigen Anrufen belästigt wird. Sie hält es für Racheakte von ihr überführten Sexualtätern, doch ihr kommen bald Zweifel, ob nicht doch etwas Übernatürliches im Spiel ist, wo sich doch auch die Tochter ihrer besten Freundin sehr merkwürdig verhält, nachdem sie an ihrem Mobiltelefon gelauscht hatte...
Eine verfluchte Handynummer ist immerhin eine originellere Einbeziehung der aktuellen Technik in vorgestanzte Genremuster als das SAT1-Movie „Der Handymörder“ oder „Die drei ??? und das Hexenhandy“. Trotz des Mondscheinsonaten-Overkill auf dem Soundtrack gelingen dem Film auch einige ordentliche Schockmomente. Die vielen Rückblenden verwirren zwar zunächst etwas, aber durch einen handfest motivierten realistischen Subplot gleitet der Film nicht vollkommen ins Metaphysische ab. Durchaus spannend und stellenweise originell, geht in Ordnung.
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