TALES FROM THE HOOD
USA 1995 Regie: Rusty Cundieff
Die Grundidee des Films, ein Horror-Episoden-Film, der sich hauptsächlich afro-amerikanischen Themen und Figuren widmet, erinnert doch stark an den Blacksploitation-Boom der 70er, hierbei handelt es sich allerdings um eine recht aufwendige Produktion unter den Fittichen von Spike Lee, den man ja nicht unbedingt mit AIP gleichsetzen kann. Leider ist die Musik nicht so gut wie damals, aber wie in den besseren Episodenfilmen ist man hier immerhin um eine Steigerung der einzelnen Geschichten bemüht. Spoilers ahead!
In der ersten Episode des Films (der merkwürdigerweise nie in Europa erschienen ist, vielleicht, weil alle Weißen böse sind?) wird ein Bürgerrechtler von drei Redneck-Cops ermordet; ein zufällig anwesender schwarzer Cop kann dies nicht verhindern und hört später eine Stimme aus dem Grab, die nach Rache verlangt und sie auch bekommt. Bis auf die Rassenthematik noch ziemlich konventionell. In der zweiten Episode fantasiert ein Schuljunge über ein Monster, das sich schließlich als sein Stiefvater herausstellt, allerdings verfügt Bubi über die Gnade, Voodoo-Zeichnungen anzufertigen... bemerkenswert ist hier die Brutalität, mit der das „Monster“ seine Frau und seinen Stiefsohn prügelt...hier gibt’s keine barmherzigen Kameraschwenks, man wähnt sich dann doch zurück in den 70ern...die dritte Episode geht wiederum um kleine Puppen und erinnert stark an
„Mannikins of Horror“ aus
Asylum , wie auch an die anderen britischen 70s-Episodenfilme, auch wenn der Film selbst vor allem formal eher an die amerikanische
Tales from the Crypt -TV-Serie angelehnt ist. Hier wird ein ehemaliges KKK-Mitglied, das als Gouverneur kandidiert, von Voodoopuppen aufgefressen, die die Seelen von seinen Ahnen getöteten Schwarzen (nicht Schwarzeneggern
![:D](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/biggrin.gif)
) enthalten. Die vierte Episode fand ich zunächst zu übertrieben, aber im Nachhinein ist sie wohl die eindrucksvollste des ganzen Films: Wir werden Zeugen einer Schießerei zwischen schwarzen Drogendealern, einer davon überlebt, wird aber eingebuchtet, kann dann später aber an einem Spezial-Programm teilnehmen. Was jetzt folgt ist reines
Clockwork Orange : In der Zelle gegenüber sitzt ein White Pride-Nazi, der dem Homeboy verklickert, daß sie ja Brüder wären, weil sie ja beide schon sehr viele „Nigger“ umgelegt hätten, dann gibt’s auch noch die Ludovico-Therapie, nur mit Hiphop statt Beethoven; aber die hier hereingeschnittenen authentischen Bilder von KKK-Hinrichtungen und Kriegsverbrechen in Afrika kommen jedoch extrem heftig, und es stellte sich mir die Frage, ob die wirklich in einen ansonsten nicht besonders ernsthaften Unterhaltungsfilm hineingehören. Andererseits...wo könnten sie sonst ein größeres Publikum erreichen? Es macht nicht den Eindruck, sie wären nur zum schockierenden Selbstzweck eingefügt worden, als Moralhammer wirken sie aber wiederum übertrieben. Immerhin, wenn ein Film derartige Gedanken loslöst, hat er IMHO schon mehr erreicht als der Großteil der an-einem-vorbeiflimmernden Unterhaltungsfilme.
Zurück zur Story: Schließlich erscheinen unserem Homeboy „Crazy K“ die Geister seiner Ermordeten und er dreht durch: „I don’t fuckin’ care!“ statt sich geläutert zu fühlen, nur um festzustellen, daß...fortgeschrittene Genrezuschauer können die Auflösung erraten, aber mehr wird nicht verraten. Die Rahmenhandlung ist dagegen wieder arg konventionell aufgelöst, aber daran kranken die meisten Episodenfilme, auch die von mir sehr verehrten Amicus-Produktionen der 70er. (Außer dem bereits erwähnten
Asylum und dem 40s-Juwel
Dead of Night, selbstverständlich.) Alles in allem eine durchaus interessante Variation des Subgenres, die zwar besser hätte geraten können, aber auch wesentlich schlechter.