The Diarrhoea Diary
#241
Geschrieben 08. Januar 2005, 04:53
USA 1966 Regie: Hal Warren
Es zeugt nicht gerade von Selbstbewußtsein, wenn man den eigentlichen Titel seines Films im Vorspann in Anführungszeichen setzt. Nachher auf der Bottom #10 der imdb zu landen, ist für’s Selbstbewußtsein bestimmt auch nicht gut, aber da waren die meisten Beteiligten eh schon tot, der Darsteller des „Satyrs“ Torgo, John Reynolds, brachte sich bereits kurz nach den Dreharbeiten um. Am besten im Gedächtnis geblieben ist mir eigentlich der Running Gag mit der Polizeistreife, die anscheinend nichts anders zu tun hat, als durch die Wüste zu fahren und das selbe im Cabrio fummelnde Teenie-Pärchen anzuschnauzen, sie sollen gefälligst wo anders damit weitermachen, nur um sie dann dort auch wieder zu ermahnen, weiterzufahren. Hat was vom fliegenden Holländer. Der eigentliche Plot geht über ein amerikanisches Ehepaar (der Regisseur selbst und eine Dunkelhaarige, die gut genug aussieht, um nicht wirklich schauspielern können zu müssen) mit einer kleinen Tochter nebst recht früh dezimierten Pudel. Der Oberbösewicht verbringt die meiste Zeit damit, mit Jesus-am-Kreuz-Pose seinen Oberlippenbart in die Kamera zu halten, damit man nebenbei noch sieht, was für tolle Mühe sich das Kostümdesign gemacht hat. Auf seinem Fummel sind Hände drauf, jaha, das kann man mit angewinkelten Armen nicht erkennen. Nachdem einigen Figuren gesagt wird, daß sie getötet werden, sie aber trotzdem noch weiterleben, endet das Ganze in einem wundervoll sinnlosen Finale, in dem sich hauptsächlich die über die Jahre hinweg gesammelten Frauen des Schnurrbarts zwischen Wüstenbüschen im Dreck wälzen, sich darüber streitend, ob das Kind jetzt auch umgebracht werden soll, oder nicht. Ein Ende, das z. B. für Abtreibungsgegner entschieden zu ambivalent sein dürfte.
#242
Geschrieben 08. Januar 2005, 05:00
Italien 1988 Regie: Andreas Marfori
Es wäre wirklich mal interessant zu erfahren, woher diese Amateurfilmtruppe die Möglichkeit hatte, eine SteadyCam zu benutzen. Diese Frage bei einer italienischen Produktion zu stellen, bringt uns aber nur in die Welt der Klischees. Fest steht, daß es für anständige Darsteller jedenfalls nicht mehr gereicht hat. Das protagonisierende Blödmannspärchen möchte man in der deutschen Synchronisation bereits während des Vorspanns ermorden. Diese fahren jedenfalls zum Angel-Urlaub (?) in die Alpen, haben dort aber keine Alpträume , sondern erfahren den realen Horror. Dieser besteht aus Zombies und so einer Art Hexe. Zum Ende hin ergibt die Dramaturgie überhaupt keinen Sinn mehr („Im Drehbuch ist noch nicht genug Platz für Spezialeffekte!“ – „Ach, das Drehbuch? Ich glaube, das habe ich eben im Schnellimbiss liegen gelassen.“) und einen früher entstandenen Kurzfilm hat man auch hineingeschnitten. Auch wenn das jetzt nicht so klingt: Unterhaltsam ist das Ganze schon, und wer The Evil Dead und den ollen Herrn Fulci mag, der wird hier einiges, äh, wiedererkennen.
#243
Geschrieben 08. Januar 2005, 05:15
USA 1983 Regie: Avery Crounse
Oops, da habe ich wohl etwas übersehen, und das nicht als Einziger. Dieser überschäumend einfallsreiche Film exerziert bereits diese Horror-Western-Atmosphäre vor, die erst Jahre später mit Filmen wie Ravenous oder The Village wiederbelebt werden sollte. Aber das tut er anders als diese mit einem extremen Hang zum Übernatürlichen hin. Diese für den Zeitpunkt der Entstehung im wahrsten Sinne des Wortes abenteuerliche Kombination von Elementen aus Horror, Fantasy und amerikanischem Heimatfilm hatte es dann trotz 1 Million Dollar-Budget denkbar schwer am Box Office. Vom heutigen Zeitpunkt aus betrachtet, wirken die häufig benutzten Inversionen ala Wolfen etwas antiquiert, aber allein die Storyline kann als Zeugnis einer überaus reichen Fantasie gelten. Und das ist für mich schon mehr als genug, von den vielen gelungenen Sequenzen mal ganz abgesehen. Spoiler: Allein die Gesichter in den Bäumen haben mich ganz schön erschreckt.
#244
Geschrieben 08. Januar 2005, 05:19
Österreich 1965 Regie: Eddy Saller
Auf einem authentischen Fall basierend, spielt Herbert Fux hier einen Wiener Sexualmörder. Das sollte als Empfehlung eigentlich schon reichen. Aber trotzdem hat der Film noch mehr zu bieten: Einen Hang zur Exploitation, der zeitgleich aktierenden amerikanischen Kollegen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, bis sie einige Jahre später selber soweit waren, und die unbezahlbaren Gerichtsszenen, bei denen nicht wirklich klar wird, wieviel von ihnen Satire ist. Und dann ist da freilich noch Herbert Fux, der in seiner Rolle als Triebtäter-Barpianist gar nicht so häßlich ist, wie ihn manche Dialoge machen wollen, sondern eher an eine Mischung aus Udo Jürgens und Cyrano de Bergerac erinnert. Und ja, es gibt auch eine Menge nackter Brüste, und ein ehemal’ger Kinderstar spielt den dicken Kommissar.
#245
Geschrieben 16. Januar 2005, 00:48
Japan 1973 Regie: ???
Sie sind da draußen, die halluzinatorischen Erfahrungen, sie warten auf dich, und du brauchst keine Drogen. Eine japanische Kinderserie in der man-in-suit-Tradition über ein Oktopus, das immer alles haben will und seinen Freund, eine naive Erdnuß (daß manche US-Reviewer diese für einen Kürbis oder gar eine Birne halten, sei Ihnen verziehen, wenn sie an Erdnüsse denken, kommt wahrscheinlich immer wieder Jimmy Carter in ihnen hoch), die beide in ein Walroß verliebt sind. Gegenspieler des Achtarmigen (von dem natürlich nur zwei Arme bewegt werden können) sind ein Dachspolizist nebst aufrecht gehenden Krokodil-Leutnant, und dann sind da noch drei Wandergesellen, die ein wenig wie Gurken aussehen, aber auch Viren oder ähnliches sein können. Und vor allem ein Geist, der ein wenig wie ein Federball aussieht und dem liebenswerten Helden ordentlich zusetzt. Die Struktur der ca. 3 Minuten langen Episoden ist in etwa so: Oktopus will etwas haben, setzt Slapstick-Gewalt erster Kajüte ein, um es zu bekommen, geht am Ende dann aber selbst K.O. Dabei verändern sich seine Augen mal in Spiralen, mal in Kreuze, oder werden auch mal ganz weiß. Aber es gibt auch Ausnahmen, so z.B. die Episode, in der das Oktopus seinen Mantel nimmt und sein Baumhausheim und seine Freunde verlassen will. Zugunsten des Walrosses läßt er sich aber noch auf ein Duell mit dem Dachspolizisten ein und verliert natürlich; eine offensichtliche Samuraifilm-Parodie. Der extrem schnelle Schnitt dürfte in der Entstehungszeit fast schon subliminalen Charakter gehabt haben, und der Titelsong hat eine beinah hypnotische Wirkung. Nachdem ich ca. 30 Folgen davon ohne Pause und ohne Untertitel gesehen habe, kann ich nicht dafür garantieren, daß nicht bald seltsame Veränderungen in meiner Persönlichkeit stattfinden. Möglicherweise schlafwandle ich bereits nackt über den Bahnhofsvorplatz, „Kure kure kure!“ vor mich hinmurmelnd, während ich Obdachlosen die Alkoholika aus der Hand reiße.
#246
Geschrieben 16. Januar 2005, 00:51
Hong Kong 1959 Regie: Li Han-Hsiang
Vermutlich die erste Farbversion der populären Geschichte von P’u Sung-Ling, die später auch die Vorlage zu Chinese Ghost Story wurde. Und wie bei vielen frühen Farbfilmen wurde sich hier richtig Mühe gegeben mit Dekor und Beleuchtung, der ganze Film ist eine Augenweide und selbst die sonst möglicherweise kitschig wirkenden Liebesszenen steckt man bei dieser Farbenpracht gerne ein. Interessant ist vor allem, wie stark er sich in Stimmung und Inszenierung von den gleichzeitig in Japan entstandenen „Kaidan Eigas“ unterscheidet, wiewohl er wie diese stilistisch eine große Affinität zum westlichen Horrorkino der Periode (Bava, Hammer, Corman) zeigt. Einige Elemente erinnern mich sogar stark an die erst später entstandene „Wurdalak“-Episode aus I tre volte della paura, andererseits spielen hier humoristische Elemente eine größere Rolle, und es wird auch ein bißchen gesungen. Während man visuell auf dem Stand der Zeit ist, macht der von einem Theremin dominierte Score doch eher den Eindruck, er stamme aus einem 40er Jahre Film. Vor allem der wiederkehrende engelsgleiche Chor hat mich sehr an Powell/Pressburger erinnert. Einige Details können zwar nicht wirklich überzeugen, zum Beispiel wirkt die oft heulende Frau heutzutage etwas übertrieben und die Überraschung des Protagonisten kann aufgrund des hohen Bekanntheitsgrad des Plots auch nicht wirklich transportiert werden, aber für diese Zähne der Zeit kann der Film nichts. (Auch nicht dafür, daß auf der Celestial-DVD neben dem falschen Bildformat auch verschiedenes Ton-Ausgangsmaterial zusammen geschmissen und einige Soundeffekte hinzugefutelt wurden.) Er ist, so wie er ist, einfach wunderbar und bietet ohne handwerklichen Makel ein Schatzkästlein an kleinen, aber feinen Ideen. Ich mag vor allem das Loch in der Wand im Schlafraum des Magisters.
#247
Geschrieben 16. Januar 2005, 18:17
Japan / Hong Kong / Südkorea 2004 Regie: Takashi Miike / Fruit Chan / Chan-wook Park
Zu der Langversion von „Dumplings“ hatte ich mich ja bereits hier ausgelassen, bleibt nur noch zu sagen, daß die Story im Episodenformat knackiger funktioniert und mir im vergleich zu den anderen auch am besten gefallen hat. Miikes „Box“ hat ein paar unheimliche Bilder und Momente zu bieten, verliert sich aber zu sehr im Rückblenden und Traumsequenzen-Overkill. „Cut“ erinnert durch den Filmset-Anfang und der tongue-in-cheek – Vorgehensweise zunächst an die „The Cloak“-Episode aus House that dripped blood, wird dann aber pures Grand Guignol, inklusive bemühtem Plot-Twist am Ende. Sieht alles gut aus und ist angemessen fies, will aber nicht so richtig zünden, da die Figuren bloße Stereotypen bleiben und das Rachesujet aufgrund der Möglichkeit von mehr Charakterisierung in Parks Langfilmen besser aufgehoben ist. Fehlt hier auch ein Totalausfall wie der arg antiquierte „The Wheel“, haben mir die beiden anderen Episoden des Vorgängers doch besser gefallen als die drei hier versammelten. Richtig schlecht ist nichts davon, aber richtig beeindruckend auch nichts – hätte vielleicht anders ausgesehen, wenn ich „Dumplings“ zuerst in der kurzen Version gesehen hätte.
#248
Geschrieben 23. Januar 2005, 04:31
Japan 2003 Regie: Takashi Miike
Der Film beginnt den Konventionen folgend, unterbrochen von der ein oder anderen Miikeschen Stilvariation. Auch wenn der Plot ein wenig anders ausgelegt is,t erinnert das Konzept „Wenn Handys zum Alptraum werden“ doch stark an den koreanischen Phone. Irgendwie mein ich auch, daß Kou Shibasaki in anderen Filmen besser aussah, liegt vielleicht an der unvorteilhaften Frisur, die sie hier trägt. Interessant jedenfalls, den sonst nur als sympathischen Loser bekannten Shinichi Tsutsumi hier als Helden mit Wissensvorsprung in der Van Helsing-Tradition zu sehen. Spannend wird’s in der Mitte, in der ein Fernsehteam auftaucht, um über das aktuell verfluchte Mädchen ein Special zu bringen. An dieser Stelle, die wohl nicht nur als Satire auf das Fernsehen, sondern auch den aktuellen Horror-Boom in Japan gelesen werden kann, hätte der Film eine ganze Anzahl von Möglichkeiten verfolgen können, so zum Beispiel eine durch die Fersehausstrahlung ausgelöste Hysterie, die zu Massenselbstmorden führt. Stattdessen schwenkt der Film wieder ins Konventionelle ab und konzentriert sich auf die eigentliche Heldin und ihr Schicksal. Trotz einiger netter Momente wie dem Fernseh-Live-Exorzismus alles in allem doch eher enttäuschend. Der J-Pop Song am Ende macht auch einen fürchterlichen Eindruck. Da lobe ich mir doch Tashiaki Toyoda, der sich derlei vermutlich kommerziell bedingten Geschmacksentgleisungen bislang noch nicht gebeugt hat.
#249
Geschrieben 23. Januar 2005, 04:35
Mexiko 1975 Regie: Juan López Moctezuma
Hmm, bei Hardy et al. steht als Entstehungsjahr 1975, auf der imdb 1978. So rein vom Gefühl her würde ich eher auf 1975 tippen. Beginnend mit Klostergeschichte trifft Vampirgeschichte werden erst mal zig Referenzen aus Stokers „Dracula“ aber mehr noch Le Fanus „Carmilla“ zusammengetragen. Letztendlich ist hier aber der Vampirismus mehr mit dem Satanismus verknüpft als normalerweise üblich. Viel „wunderbares“ gesellt sich zum „unheimlichen“ (um mal Todorovs Terminologie aufzugreifen) und der Synthie-Score nebst elektronischen Echo-Effekten machen einen leicht anachronistischen Eindruck, wollen nicht zum gezeigten Gothic passen. Zuweilen hebt sich aus dem bewußt sakral wirkenden Orgelthemen eine Melodie heraus, die stark an „Strychnine“ von den SONICS erinnert. Kostenlos noch eine De Sade-Referenz abgebend, erreicht Justine ein Kloster von Büßernonnen. Gibt’s die überhaupt? Kannte bisher nur Büßermönche, das olle Flagellantenpack.
Die Kapelle mit dem vervielfältigten Kruzifix sieht beeindruckend aus, aber ich mußte mich mal wieder darüber wundern, wie oft erzkatholische Botschaften mit nackten Frauenkörpern verkauft werden. Nichtsdestotrotz aber ein sehr eigenwilliger Film, der durch seine Verweigerung einer Einordnung in vorgefertigte Schubladen mal wieder zu einen dieser „one-of-a-kind“-Filmen wird, die ich aufgrund ihres Überraschungspotenzials immer wieder genieße. Beleuchtung und Kamera sind größtenteils gelungen, allerdings etwas holprig und wenig überzeugend, wenn Nebel ins Spiel kommt. Der Regisseur wird, da er Jodorowskys El Topo produziert hat, gern in die künstlerische Ecke abgestellt. Ich weiß nicht, ob er da wirklich hingehört. Denn, obwohl experimentell, wird sich hier auch auf die Traditionen des Genres besonnen, und an manchen holprigen Stellen des Drehbuchs möchte man auch laut aufschreien. Dabei wird an sich schon viel zu viel geschrieen in diesem Film.
#250
Geschrieben 25. Januar 2005, 00:47
Japan 2000 Regie: Shugo Fujii
Fühlt sich von Figuren, Score und Beleuchtung so an, als wäre er 10 Jahre früher in Hong Kong entstanden. Trotz einiger überdrehter Ideen nicht wirklich ein Bringer.
#251
Geschrieben 25. Januar 2005, 00:50
GB 1980 Regie: Shaun O’Riordan
Sehr verblüfft hat mich der Trick mit der Parallelmontage am Anfang, ist er doch von der selben Natur wie eine ähnliche Sequenz in Silence of the Lambs, bei der Berichten zufolge einige Kritiker auf Festivals vor Begeisterung von den Stühlen gehüpft sind. Die dritte Staffel über das ungleiche paranormale Paar hat wesentlich mehr Science Fiction-Elemente als die vorherigen, wiewohl einige Horrorelemente und Effekte auch nicht ausbleiben. Wieder fällt die geschickte verdoppelte Konstruktion der Drehbücher der Serie auf: Die übernatürliche Prämisse – hier eine Zeitreise – ist relativ früh aufgedeckt, aber bereits in der ersten Folge merkt man, daß da noch mehr, noch phantastischeres, dahinter stecken muß. Und das ist auch hier wieder äußerst originell ausgefallen. Hat mir persönlich die zweite Staffel besser gefallen, so muß man doch zugestehen, daß hier ein sehr hohes Niveau gehalten wird. Respekt.
#252
Geschrieben 25. Januar 2005, 00:57
Thailand / Japan 2003 Regie: Pen-Ek Ratanaruang
Wesentlich ruhiger als das Feuerwerk Ruang Talok 69, die winzigen Wohnungen weichen geradezu riesigen Behausungen und der Humor wurde zugunsten von Bildkompositionen (ollen Doyle mal wieder) auch etwas zurückgeschraubt. (Wobei mir beim imdb-Rumklicken gerade aufgefallen ist, daß der dazwischen noch einen gemacht hat – den muß ich auch mal sehen – und das ein US-Remake geplant ist, oh weh, machten doch gerade die Einblicke in die thailändische Mentalität den besonderen Reiz dieses Films aus.) Last Life in the Universe ist jedenfalls ein wunderwunderschöner Film mit klischeefreien Wendungen, die sich manchmal eher beiläufig in Details manifestieren. Und mehr fällt mir gerade nicht ein.
#253
Geschrieben 29. Januar 2005, 00:52
Japan 1966 Regie: Hiroshi Teshigahara
Die Ähnlichkeit des Plots zu dem im gleichen Jahr entstandenen Seconds ist verblüffend, ebenso wie der Umstand, daß beide Filme jeweils auf ebenso gleichzeitig entstandenen Romanen von David Ely bzw. Kobo Abe basieren. Und hier haben wir wieder so einen reichen Film, der Stoff für einige Essays bieten würde, wenn ich nicht so faul wäre. Ein direkter Vergleich mit dem Frankenheimer-Film wäre z.B. eine äußerst fruchtbare Angelegenheit. Dabei würde wohl herauskommen, daß die beiden Filme sich in ihrer bizarren Bildsprache relativ ähnlich sind. Kameraverkantungen galore, aber wo Frankenheimer das Weitwinkelobjektiv herausholt, setzt Teshigahara auf Freeze Frames. Wo der Ami zu überdimensionerten Sets und Technik-Props bei der Verwandlungsszene greift, nimmt der Japaner die minimalistische Variante und Handarbeit. Aber genug zu diesem Vergleich. Der Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai zieht alle Register und wirkt immens glaubwürdig, obwohl er in der ersten Hälfte des Verbandes wegen nur seine Augen als Audrucksmittel gebrauchen kann, in der zweiten Hälfte der Sonnenbrille wegen nur den Rest des Gesichts. Nicht einordnen kann ich die vielen Verweise auf unsere abendländische Kultur und Geschichte, angefangen beim Walzer auf dem Score, über die leise zu hörende Hitler-Rede bei den Kamerafahrten durch die Irrenanstalt und die Szenen im Tokyoter Hofbräuhaus bis zu dem deutschen Lied „Wo bist du von gestern“, das eine Japanerin ala Kurt Weill vorträgt, die Tatsache ignorierend, daß sie von einer Akkordeonverseuchten Bierzeltkapelle begleitet wird.
Vollgestopft mit grandiosen inszenatorischen Einfällen, erzählt der Film in der ersten Hälfte hauptsächlich die Frankensteineske Geschichte eines Mannes, der aufgrund eines Unfalls so lange von seiner Umwelt als Monster wahrgenommen wird, bis er schließlich selber eins wird. Nach gelungener Operation schiebt sich der Jekyll/Hyde-Gedanke, als anonyme neue Person endlich die unterdrückten Triebe ausleben zu können, mehr in den Vordergrund. Doch die pathetischen Möglichkeiten, die diese Konstallation bietet, werden prosaisch heruntergespielt, bis es zu einem wirklich verstörenden Finale kommt. Obwohl dieser Film eine wahre Goldgrube an inszenatorischen Einfällen ist, scheint Teshigaharas Stil bei weniger komplexen Inhalten besser zu funktionieren: Face of Another ist sicherlich ein großartiger Film, aber Woman in the Dunes ist noch eindrucksvoller.
#254
Geschrieben 29. Januar 2005, 01:57
USA 1945 Regie: Walter Colmes
Bei diesem sträflich vernachlässigten Film handelt es sich um eine direkte Antwort auf die bereits preisgünstigen Val Lewton-Produktionen mit noch lowerem Budget. Schabt man ein wenig Cheeziness ab, bleibt dieser Film größtenteils wie seine Vorgänger konsequent ambivalent in seiner Darstellung verschiedener Wirklichkeiten. Zudem weiß man auch, wie man z.B. den Nachhauseweg eines kleinen Mädchens durch einen Studiowald, dessen Äste wie skelettierte Finger aussehen, wirkungsvoll beleuchtet und inszeniert, und die Flucht einer jungen Frau vor dem nicht-sichtbaren Unbekannten ala Cat People bleibt auch nicht aus. Das Ende ist zwar ein wenig enttäuschend, aber nu ja, so was wie The Seventh Victim kanns auch nicht alle Tage geben. Sollte man durchaus mal anprobieren, solange es gerade eine DVD gibt, bevor der Film wieder für 50 Jahre verschwindet.
#255
Geschrieben 29. Januar 2005, 01:59
GB 1952 Regie: Terence Fisher
In seiner Eigenschaft als erster Hammer-SF-Film hat der Film bestimmt einen nicht zu unterschätzenden historischen Wert, aber im Vergleich zum ersten erfolgreichen Hammer-SF-Film, The Quatermass Xperiment schneidet er dann doch nicht so gut ab. Der Schwerpunkt liegt auf Drama, und wenn der Film Elemente aus „Frankenstein“ aufgreift, so ist es hauptsächlich das moralische Dilemma. Die Darsteller (neben der reizenden Barbara Paynton auch John van Eyssen, der später in Fishers Dracula den Jonathan Harker geben sollte) sind aber so überzeugend, daß sie keinerlei Langeweile aufkommen lassen. Und unoriginell ist der Plot definitiv auch nicht.
#256
Geschrieben 29. Januar 2005, 02:01
USA 1981 Regie: David Winters
Das Dreamteam aus Maniac, Joe Spinell und Caroline Munro, kehrt zurück in einer recht blutigen Parodie. Spinell überzeugt auf ganzer Linie als New Yorker Taxifahrer, der sich auf den Weg nach Cannes macht, um ein Drehbuch zu verkaufen, während die Munro nicht viel mehr macht, als die Elsa Lanchester-Gedächtnissträhne in die Kamera zu halten. Einige der Witze sind vom Stigma der 80er Jahre befallen und mittlerweile kaum noch zu ertragen, aber daß in Cannes mehrmals absurde Schlußszenen von Horrorfilmen (in denen einfach nur vor dem Abspann die Heldin umgebracht wird, mal mit Silikon, mal ohne) vor einer begeisterten Horde klatschender Kritiker vorgeführt werden, das ist auch heute noch lustig.
#257
Geschrieben 29. Januar 2005, 03:51
Japan 1968 Regie: Kinji Fukasaku
Edogawa Rampo ist wohl trotz seiner pseudonymen Anlehnung an Edgar Allan Poe eher mit dem britischen Schriftsteller Dennis Wheatley zu vergleichen. Da wird schon mal gerne Agentenstoff mit Horror gemischt, und das läd auch zu einer Mischung der Stilmittel dieser Genres ein. Anfangs noch straight and stylish, wird es, als der Held das Hauptquartier seiner Widersacherin erforscht, zunehmend atmosphärisch-gruselig. Daß Fukasaku kurze Zeit vorher einen meiner Trash-Favoriten, Green Slime, inszeniert hat, ist hier nicht erkennbar. Stattdessen wird heruntergefahren auf die swingende Welt der 60er Jahre und die Darsteller scheinen sich manchmal im wunderbaren Dekor zu winden, als sei es ein Spinnennetz. Trotz ein paar Längen im mittleren Drittel durchaus empfehlenswertes Entertainment.
#258
Geschrieben 29. Januar 2005, 03:54
Japan 2001 Regie: Toshiaki Toyoda
Letztens war ein Freund von mir zu Besuch, wir haben uns Elephant und 9 Souls angeguckt. Und ich war dann etwas verblüfft, als ich einige Wochen später diesen Film gesehen habe, der mir wie eine Mischung aus beiden vorkam. Das Thema – Gewalt und Anonymität an Schulen – gemahnte an den van Sant-Film, während Darsteller und Stil mit Toyodas späteren Meisterwerk korrespondierten. 9 Souls ist alles in allem wohl auch reifer als dieser Film, was aber nichts daran ändert, daß ich mich auch hier extrem berührt fühlte. Die vielen bizarren Nebenfiguren, das Oszillieren der Hauptfiguren, die schönen Momente mit Mädchen und die Zeitraffer vorm Selbstmord – das alles mit einem gitarrenlastigen Score spricht mich mehr als an. Außerdem finde ich es schön, mittlerweile genug japanische Filme gesehen zu haben, um von der anfänglichen Fremdheit zu Differenzierungen weiterzuwandern. Teshigahara z.B. war bestimmt ein Regisseur, der experimentierfreudig seine eigene Bildsprache etablierte, Toyoda könnte aufgrund seines konsistenten Stils sein Nachfolger werden, mit vollkommen anderen stilistischen Mitteln ein ähnliches Ergebnis suggestieren. Zuerst wollte ich noch schreiben, daß beide Regisseure irgendwie „links“ wirken, was vielleicht stimmen mag, aber nicht das wesentliche ist: Beide bilden mit den ihnen vorhandenen Mitteln den modernen Menschen auf der Suche nach seiner Identität ab, und beide stellen klar, daß es ein hoffnungsloses Unterfangen ist, da die soziale Umwelt sich nicht mit den Charakteren weiter entwickelt, sondern in ihren Vorurteilen statisch bleibt.
#259
Geschrieben 29. Januar 2005, 03:56
Japan 2003 Regie: Horie Kei
Scheint mir eine zweiteilige TV-Produktion zu sein, die ich mir da bei Charmes als VCD mitgenommen habe. Angefangen bei japanischen twenty-somethings, die beim Landpicknick einer Buddha-Figur den Kopf abreißen, bremst der Film relativ bald und konzentriert sich auf ein verfluchtes Schließfach auf einem abgelegenen Bahnhof. Nichtsdestotrotz gelingen einige durchaus unheimlicheMomente, und als das Script zum Finale geblasen hat, wird noch einmal richtig schön übertrieben. Bestimmt nicht so gut wie Ringu oder Ju-On: The Grudge, aber doch wesentlich wirkungsvoller als beispielsweise One Missed Call.
#260
Geschrieben 29. Januar 2005, 03:57
Japan 2000 Regie: Takashi Ishii
Ishii hatte ja bereits bei seinen Manga-Vorlagen der „Angel Guts“-Serie bewiesen, daß sein Blickwinkel auf das Topos der Vegewaltigung ein eher außergewöhnlicher ist. Vor allem im Beitrag, bei dem er selbst Regie führte (Angel Guts: Red Dizziness) verschwimmt die Grenze zwischen gut und böse, so daß man am Ende den Vergewaltiger wider Willen als Helden erkennt. Gespielt wurde er hier von Naoto Takenaka, der in Freeze Me den gemeinsten der Verbrecher spielt. Ein Großteil des Films ist eine redundante Rachegeschichte, aber wenn die wunderbare Haroumi Inoue in die neue Wohnung zieht, die gefrorenen Leichen mitnimmt und sich mit ihnen unterhält, bekommt man das Gefühl, daß hier noch eine tiefere, undefinierbarere Sehnsucht ihren Einzug hält, und die Einstellungen der Hauptfigur, nackt durch das Fenster auf die Straßen der Stadt starrend, scheinen das zu bestätigen.
#261
Geschrieben 30. Januar 2005, 23:18
Indonesien 1988 Regie: H. Tjut Djalil.
"I'm not a lady, i'm an anthropologist!" Unverständlich, warum der Film dann nicht Anthropologist Terminator geheißen hat. Weitaus westlicher als der vom selben Regisseur auch bei Mondo Macabro erschienene Mystics in Bali: Nach dem ersten Drittel, das die Legende der Südseekönigin aufgreift, gehts eher wie ein Actionfilm weiter, allerdings wird schon schön übertrieben mit dem Geballer. Durch das hohe Tempo und wohl auch das fürchterliche US-Dubbing auf jeden Fall sehr kurzweilig.
#262
Geschrieben 31. Januar 2005, 21:15
USA 1959 Regie: Irvin Berwick
Wollt ich schon immer mal sehen, ziert doch eine Szene aus dem Film das Cover einer meiner Lieblingsplatten. Im Grunde hat man es hier mit einer Low Budget-Version von Creature from the Black Lagoon zu tun, das Monster sieht hier allerdings noch etwas böser aus und ist es auch: Statt Julie Adams im weißen Badeanzug hinterherzuschwimmen, reißt es nämlich Köpfe ab. Verblüffenderweise stellt der Film dies nicht nur durch Andeutungen dar, sondern ist für sein Alter recht deftig. Trotz der kurzen Spielzeit gibt’s allerdings auch die ein oder andere Länge zu verzeichnen. Kann man aber schon gucken, verpassen ist aber auch nicht schlimm. (In die Angry Samoans-Platte sollte aber auf jeden Fall mal reingehört werden.)
#263
Geschrieben 31. Januar 2005, 21:19
Japan 2004 Regie: Takashi Miike
Die erste Hälfte bietet wirklich perfektes Entertainment, vor allem wenn man, wie ich, diese "Tokusatsu"-Sachen lieb hat, die in den Siebzigern wohl ihren Höhepunkt erreicht hatten. Hier gibt’s dann Hommagen, Gags und liebenswerte Figuren satt. In der zweiten Hälfte versumpft der Film dann allerdings sehr im Familienkonsens nebst CGI-Orgien, dabei lieferte die Prämisse doch zahlreiche Möglichkeiten, vollkommen abzudrehen. Sehr unterhaltend ist der Film dann zwar immer noch, aber nicht so großartig, wie er hätte sein können.
#264
Geschrieben 31. Januar 2005, 23:54
Frankreich 2000 Regie: Jean-Paul Salomé
Man nimmt einen klassisch zugeschnittenen Stoff, der viel auf Geheimnisse, Atmosphäre und Spannungsaufbau setzt und läßt schon in den ersten 10 Minuten ein blödes CGI-Skelett durch die Gegend fliegen, um den aktuellen amerikanischen Mumienfilmen nachzueifern. Kappes? Ja, das war Kappes.
#265
Geschrieben 05. Februar 2005, 02:54
Belgien 1987 Regie: Dominique Deruddere
Auf den ersten Blick scheint der Film nicht zu den anderen Mondo Macabro-Veröffentlichungen zu passen: viel zu künstlerisch und mit einem wesentlich höheren Budget ausgestattet. Ein Merkmal hat dieser mit staatlichen Mitteln finanzierte Streifen aber mit den exotischen Low Budget-Filmen gemein: Er ist hochgradig ungewöhnlich. Und es war ein Riesenspaß, diesen Film zu sehen, hatte ich doch kaum eine Ahnung, was mich erwartete. Und um diesen Überraschungseffekt auch dem geneigten Leser zu gönnen, hört hier der offizielle Eintrag auf und den Rest, den ich jetzt auch noch loswerden muß, schreib ich in weiß.
Ausgehend von einem Kurzfilm, der auf einer Bukowski-Geschichte basierte, wurden zwei Episoden hinzugefügt, die das frühere Leben des späteren Nekrophilen Harry Voss beleuchten, Schwerpunkt Sexualität. 1955: Harry ist 12 und er glaubt noch an die Prinzessinen aus dem Kino. Sein einziger, älterer Freund klärt ihn aber darüber auf, was Ficken ist und zeigt ihm auch, wie man wichst, nachdem ein heimlcher Besuch bei der geilen Mutter eines Schulkameraden gescheitert ist. Als seine Kindheit also gerade zerbricht, erzählt ihm seine eigene Mutter vor dem Schlafengehen mit ihrem abgezehrten Leichengesicht, daß es doch auch viele schöne Dinge im Leben gibt, worauf er sich zum ersten Mal in seinem Leben einen wichst. Vorlage: Das aus dem Aushang eines Kinos geklaute schwarz-weiß-Foto einer Schauspielerin, die die Prinzessin spielte. Daß er sich gerade auf ihr Antlitz einen runterholt, wo sie doch kurz vorher als Abbild der Lüge demaskiert worden ist, zeigt, daß er den Schock des Erwachsenwerdens gut verkraftet zu haben scheint. 1962: Harry hat fürchterliche Akne – und ich meine fürchterlich! Hier wird der Bogen des realistischen Dramas überspannt und ragt ins Phantastische hinein, um Stereotypen des Horrorfilms aufzugreifen. Dank einer geklauten Flasche Johnny Walker, einer spontanen Idee und einer Rolle Klopapier gelingt es Harry doch, auf dem Schul-Abschlußball wenigstens ein Lied lang („Love hurts“) mit seiner Angebeteten, der er sogar ein Gedicht mit Akrostichons geschrieben hat, zu tanzen. Als er später strunzbesoffen verhaftet wird und dieses mit irren Lachen quittiert, scheint er immer noch der Souverän über sein ungewollt-eigenwilliges Leben zu sein, doch dann erfolgt der Sprung nach 1976: Harrry sieht nicht nur Mickey Rourke erchreckend ähnlich, sondern scheint sich auch sonst nur durch Alkohol-Diebstahl halbwegs über Wasser zu halten. Er trifft seinen einzigen Freund aus pickligen Zeiten wieder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, und gemeinsam entschließen sie sich spontan, in der nebelverhangenen Stadt eine frische Leiche aus einem Leichenwagen zu stehlen. Harry verliebt sich in den wunderschönen Körper, dringt in ihn ein und heiratet die tote Frau in einer pathetischen selbstgemachten Zeremonie. Anschließend wandert er mit ihrem Körper ins Meer, um nicht mehr zurückzukommen. Für den Abspann war Tom Waits als Sänger und Komponist ausgesucht, aber das klappte nicht, also wurde ein belgischer Sänger verpflichtet, der immerhin eine interessante Mischung aus Tom Waits, Nick Cave und David Bowie bietet. Großartiger Film. Daß er zum Zeitpunkt seines Entstehens eher unterging, liegt wohl an der Episodenstruktur. Und an der Prüderie der Amis.
#266
Geschrieben 05. Februar 2005, 02:56
USA 1962 Regie: John Frankenheimer
„Effekthascherische, billig-polemische Kolportage“ schreibt der FILMDIENST, bzw. das Lexikon des internationalen Films. Wie wärs mit ein bißchen Differenzierung? Der ständig lallende Senator (James Gregory) wird zum Vizepräsident-Kandidaten, weil er den emotionalen Wert der Kommunistenhatz für sich ausnutzt, nicht wissend oder ignorierend, daß er nur die Marionette seiner Frau (Angela Lansbury) ist, die mit den Roten einen teuflische Verschwörungsplan ausgeheckt hat. Ja, die Kommunisten sind böse Menschen mit bösen Methoden in diesem Film, aber die amerikanischen Entscheidungsträger erscheinen auch nur als Karikaturen, sich Lincoln-Bärte anklebend, wohlwissend, daß es einen solchen Helden nie wieder geben kann, und daß der Bart selbst neben den rot-weiß-blauen Fahnen genug an an Ikonographie hergibt, ohne sich auf die ursprünglichen Inhalte besinnen zu müssen. Und jetzt eine Runde Solitär.
#267
Geschrieben 12. Februar 2005, 03:22
Mexiko 1970 Regie: Rene Cardona
Jetzt weiß ich auch, warum der Film bei soon billiger war als die anderen Santo-Filme: Ist nämlich mehr Western als Horrorfilm. So was ist mir schon mal passiert, aber Swamp of the Lost Monster war wenigstens noch billiger in der Anschaffung. Immerhin bekommt man hier den seltenen Anblick von Leprakranken als Horrorfiguren – glücklicherweise war man besonnen genug, diese nur zu Anfang bedrohlich zu inszenieren, um später einen populistischen Gangster als wahren Bösewicht zu entlarven. Hat aber trotzdem was, wenn mexikanische Familien „Los Leprosos! Los Leprosos!“ schreiend ihre sauer verdienten Hütten verlassen müssen. Cardona verwendet bei Szenenwechseln auch wieder dieselben Schwenks über eine bunte Tapete (oder was immer das sein mag) wie in Night of the Bloody Apes. Der Affendarsteller gibt hier auch einen der Leprösen in den wirklich putzigen Studiosets. Ach ja, geht schon okay, aber das Santoversum hat auch kurzweiligeres zu bieten.
#268
Geschrieben 12. Februar 2005, 03:25
USA 1976 Regie: Ralph Nelson
Man muß sich schon wundern, was für hirnrissige Konzepte manchmal zur Produktion von verhältnismäßig teuren Filmen führen. Man muß sich auch wundern, was sich Rock Hudsons Agent dabei gedacht hat, ihn in diesem Film mitspielen zu lassen. Zu Anfang sehen wir eine Texttafel, bei der uns ein Arzt darüber aufklärt, daß das im folgenden gezeigte nicht bloße Science Fiction, sondern durchaus heutzutage schon möglich ist. Ah ja, man konnte also 1976 schon Embryos innerhalb von vier Wochen auf Teenager-Alter hochzüchten. Interessant. Mich würde interessieren, ob der zitierte Arzt tatsächlich existiert, wundern würde mich das bei den Amis nicht. „Hallo, Dr. Nick!“ Der Film zieht sich dann wie Kaugummi und nur Barbara Carreras Bluse – mal bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, mal naßgespritzt oder vom Hund zerrissen – hält einen vom Einschlafen ab. In den letzten zehn Minuten dann aber der absolut hysterische Overkill – ein Finale, das seinesgleichen sucht. „Was haben die sich dabei bloß gedacht?“ möchte man aber nicht nur die Filmemacher fragen, sondern auch die Firma CATCOM, die das ganze auf einer bemerkenswert hingeschluderten Double Feature-Disc veröffentlicht haben, mit der lauen TV-Apokalypse Where have all the people gone zusammen, getrennt durch eine „New Three Stooges“-Folge und Werbespots aus den 70ern. Für Embryo hat man dann wohl auch eine VHS-Kassette als Master genommen und den Abspann einfach mittendrin abgebrochen. Auf den Ramschtischen der Republik stapelt sich auch eine deutsche DVD, die allerdings über 10 Minuten kürzer ist, keine Ahnung, ob geschmackloses oder langweiliges fehlt. Jedenfalls gibt es in einem bit part noch Roddy McDowall als arroganten Schachspieler zu sehen, und die spätere Mutter der Alf-Familie spielt Rock Hudsons schwangere Schwiegertochter.
#269
Geschrieben 19. Februar 2005, 01:26
USA 1970 Regie: Al Adamson
Fängt ja schon mal super an: Hysterisch aufdrehender Score (1) auf Old-School-Vorspann, dann ein hysterisch aufdrehender Erzähler, der uns mitteilt, daß der größte Feind des Menschen ja die Vampire sind, die einst aus dem Weltall kamen. Dazu einfarbig ausgeleuchtete Miniaturen von erschreckt guckenden Leuten, die nachts auf der Straße, im Park, möglicherweise auch in Al Adamsons Vorgarten, plötzlich von Vampiren überfallen werden. Die Menschheit ist kurz davor, den Planeten, von dem die Vampire stammen, kennenzulernen, denn der geniale Wissenschaftler Dr. Rynnig (John Carradine) hat gerade ein neues Sonnensystem entdeckt und will da mal hinfliegen. Zwischen Stock Footage und Füllszenen von einem Ehepaar, das auf so einer Art Raumstation sitzt und mit dem Raumschiff kommuniziert, regt sich der Doktor darüber auf, daß seine Mannschaft immer nur ans Essen denkt. Hier zeigt sich Carradine in der besten Lugosi-Tradition: Drehbuchzeilen wie „Food! Food! All they can think about is food!“ geraten dabei durch den ernsthaft-theatralischen Vortrag ins Melodische, ja, Erhabene. (2) Carradine ist auch ein Meister des „Erschütterung vortäuschenden über-das-Set-Stolperns“, das ja auch in der Star Trek-Serie sehr beliebt war. Das können heutige Darsteller gar nicht mehr richtig, das macht jetzt alles der Computer. Aber in der guten alten Zeit dagegen durfte auch im Raumschiff noch geraucht werden. Auf dem Planeten angekommen, kommt das im Vorspann erwähnte „Spektrum-X“-Verfahren zur Geltung, das eigentlich nur aus Farbfiltern in der Tradition von Rocketship XM oder Angry Red Planet besteht. Damit’s auch nicht untergeht, klärt der Mann aus den Füllselszenen seine im Bett liegende Frau auch noch mal über das Farbspektrum auf. Auf dem Planet jedoch gerät die Mannschaft in massenhaft weiteres Stock Footage, das hauptsächlich aus dem philippinischen Film Tagani stammt, in dem Steinzeitmenschen nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen verschiedenartige Monstren kämpfen müssen. (3) Die Mischung aus Horror, SF und Steinzeitdrama läßt den Film schon wie einen Flickenteppich wirken, aber dafür gibt’s hier gleich die Archetypen mehrerer Genres auf einmal. Von der Unterhaltsamkeit abgesehen, lernt man in solchen Filmen auch eine Menge über das Filmemachen. Anders ausgedrückt: Durch die Transparenz der Inszenierung gewähren diese „very low budget“-Genrefilme Einblicke in die Möglichkeiten ihrer Entstehung. (4)
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(1) Wo der her stammt, weiß ich nicht, aber ich glaube kaum, daß Al Adamson Geld für einen Komponisten übrig hatte.
(2) Burkes Aufsatz über „the sublime“ hatte bereits großen Einfluß auf die Gothic Novel.
(3) Die Fledermausmenschen waren cool, aber noch besser gefielen mir diese unbeschreiblichen Dinger in dem Tümpel.
(4) Und ich geh mir jetzt noch ein Bier holen.
#270
Geschrieben 19. Februar 2005, 05:03
USA / Spanien 1991 Regie: Juan Piquer Simon
Der Magier (Frank Finlay) heißt nicht nur Chandu, sondern hat auch Lugosis Augenbrauen (und Vincent Prices Frisur aus House of Usher). Sehr erheiternde deutsche Synchronisation. Von Cthulhu weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen Zombies und Latexpickel. Wieso kommen in angeblichen Lovecraft-Adaptionen eigentlich andauernd Zombies vor? Weil die Verfimung der einzigen Erzählung, die so was ähnliches hatte, Re-Animator, so erfolgreich war? Oder ist es gar der Fulci schuld, der die Untoten einst durch Dunwich trieb? Gebt riesigen, schleimigen Tentakelmonstern eine Chance! Streng betrachtet, findet man mehr Lovecraft in Filmen wie Alien, Independence Day, und sogar Men in Black oder Evolution als hier. Nicht so streng betrachtet, fühlte ich mich durch die dämlichen Dialoge und den doch recht effektiven Score ganz gut unterhalten.
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