The Diarrhoea Diary
#301
Geschrieben 19. April 2005, 01:44
Jugoslawien 1973 Regie: Djordje Kadijevic
Ich zweifle langsam an meinem Urteilsvermögen. Schon wieder ein obskurer Horrorfilm aus einem ungewohnten Land, und schon wieder bin ich einfach nur begeistert. Glücklicherweise setzt so ein Fimtagebucheintrag keine objektiven Maßstäbe, denn handwerklich ist dieser Film über große Strecken bestimmt keine Offenbarung, doch für denjenigen, der die 08/15-Genrekost Hollywoodscher Prägung satt hat, kann er auf jeden Fall eine wilkommene Abwechslung bieten. „Leptirica“ ist eine alten serbischen Sagen entnommene Mischung aus Vampir und Werwolf, die hier hauptsächlich unbescholtenen Müllern an die Kehle geht, wobei schon der ein oder andere Mehlsack sich in der Location verstreut und erstaunliche visuelle Effekte erzeugt. Neben dem Aufblühen von einigen bemerkenswert schönen visuellen Einfällen - eine blonde Unschuld im Wald, ihr Antlitz in einem Wasserfaß bestaunend, während undefinierbare Tiere in der Ferne jaulen - ist hier die hohe Frequenz von „comic relief“auffällig, wenn z.B. die Bauersleut sehr zum Entsetzen des orthodoxen Pfarrers einem Pferd einen Stock in den Arsch schieben – das Budget und die Kameraperspektive verraten uns dankenswerterweise, daß das Pferd keinen tatsächlichen Schaden nahm – und der selbe spitze Stock später auch noch eine Rolle spielen soll. Dann gibt es wiederum rätselhafte Szenen – kann der Werwolf-Vampir sich sogar in einen ordinären Schmetterling verwandeln? – bevor sich der Film im Finale von der Ostblock-Obskurität ablöst und sich, was Pessimismus betrifft, plötzlich und unerwartet zwischen anderen 70s-Eurohorror-Perlen einreiht. Sauber.
#302
Geschrieben 19. April 2005, 01:47
Italien 1971 Regie: Antonio Margheriti
Margheritis Remake seines Geisterhausklassikers La Danza Macabra ist nicht ganz so beeindruckend wie das Original. Wir haben zwar Klaus Kinski als Edgar Allan Poe in der Rahmenhandlung (paßt), aber dafür keine Barbara Steele. Mir gefällt der Name Blackwood in diesem Zusammenhang, auch wenn er möglicherweise nur eine bemühte Anglisierung ala Der Hund von Blackwood Castle ist, denn Poes langjähriger Arbeitgeber hieß wirklich so, das „Blackwood’s Magazine“. (Ungeahnte Weiten der Klugscheißerei tun sich auf.) Und dann gibt es ja auch noch den alten Algernon.
Die magische Dialogzeile (vorsicht Spoiler) „My Heart isn’t beating. I’m dead!“ wurde zugunsten von mehr Spannungsaufbau gestrichen. Irgendwie scheint es mir auch, daß 70er-Jahre-Gothicfilme nicht ganz so „echt“ aussehen wie vergleichbare Elaborate aus den 60ern, möglicherweise liegt es an der Diskrepanz der Frisuren der männlichen Darsteller. Den Koteletten hier z.b. sieht man ziemlich deutlich an, aus welchem Jahrzehnt/Jahrhundert sie stammen. Glücklicherweise hat man aber die Möglichkeit, auf derlei Fehlerchen zu scheißen und eine gute Zeit in all den Spinnweben zu verbringen.
#303
Geschrieben 19. April 2005, 01:58
GB 1957 Regie: Terence Fisher
Was ich schon bei der letzten Sichtung vor ca. 2 Jahren gedacht hatte, hat sich diesmal wieder bestätigt: Halte ich für die definitiv beste Filmversion des Stoffes. Murnaus Schattenspiele und Lugosis Charisma in Ehren, das Gesamtergebnis dieser Version hat die wenigsten Defizite. Das Buch wurde kräftig entschlackt, die Handlung wurde – offensichtlich mit dem Ziel, dem Zuschauer außer dem ein oder anderen Comic Relief keine Ruhepause zu gönnen – von London und Transsylvanien auf zwei diffuse benachbarte europäische Städte übertragen. Und neben dieser dramaturgischen Glanzleistung gibt es auch noch die Farben, die Sets und vor allem die Darsteller: Das ist Kino für die Ewigkeit, das in jeder Generation seine Fürsprecher finden wird. Die Coppola-Version mit ihrem pompösen Wulst aus Zitaten muß erst noch beweisen, ob sie die Zähne der Zeit genauso gut übersteht. Ich glaube es nicht.
#304
Geschrieben 22. April 2005, 18:41
Japan 2003 Regie: Osamu Fukutani
Hat ein paar nette Momente, ist alles in allem aber ermüdender und egaler Kappes. Nach dem Abspann wird eine Fortsetzung angekündigt, die wohl evtl. einige offene Fragen dieses Films beantwortet. Das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen.
#305
Geschrieben 24. April 2005, 00:05
Frankreich 1973 Regie: Jean Rollin
Holla, mal wieder ein Sahnestückchen, das in den Archiven schlummerte. Ich versteh die deutsche Titelgebung nicht ganz, wollte man simulieren, wie der Film möglicherweise auf Deutsch geheißen hätte, wenn er zum Zeitpunkt der Entstehung hier veröffentlicht worden wäre, und nicht erst dieses Jahr? Oder soll es eine Anspielung auf Carnival of Souls sein, der hierzulande mit gehöriger Verspätung „Tanz der toten Seelen“ genannt wurde? (Was immerhin noch eine wörtlichere Übersetzung ist.) Naja, habemus drauf geschissen. So oder so ist der Film nämlich einfach toll. Das liegt wohl zu einem Teil an den melancholischen, von der Vergänglichkeit Zeugnis ablegenden Locations, aber hauptsächlich an der ruhigen Hand des Regisseurs, der weiß, was er will und wie man einen Friedhof zeitlos ausleuchtet. Das Übernatürliche scheint nur einen Schnitt weit entfernt zu sein, aber es kommt nicht. Oder doch? Das ist alles so eigenwillig und enthoben, daß man etwaige Klischees nur dann bemerkt, wenn man extra darauf achtet. Wäre man so töricht und würde das Ganze auf den Plot reduzieren, käme eine klassische Horrorgeschichte dabei heraus, wenn auch mit dezidiert französischen Touch, wie von Maupassant oder Jean Ray. Zu schade, daß aus der Fernsehserie nach den „Harry Dickson“-Romanen des letzteren nie etwas wurde, weil die Mehrheit der Fernsehfritzen den Rollin nicht leiden konnte. (Lustig übrigens, daß der Produzent Sam Selsky hier im Vorspann $am $elsky geschrieben wird.) Allein die Testaufnahmen die man auf diesem Tape sehen kann, versprachen eine selten bizarre Angelegenheit. Möglicherweise kann man aber auch glücklich sein, daß es nicht jemand anders gemacht hat. Neben Rollin findet man in den letzten Jahren wohl kaum einen französischen Regisseur, der solch ein ausgeprägtes Gespür für die Inszenierung des Phantastischen hatte. Und er wußte auch, wie man richtig castet: Neben den offensichtlichen Vorzügen von Francoise Pascal ist der männliche Hauptdarsteller möglicherweise auch nur der bestaussehendste Junge, den sie gerade hatten, sein Gesicht gibt jedoch seiner Rolle die nötige Ambivalenz, die ihrerseits tatsächlich für Spannung sorgt, obwohl Rollins Filme darauf normalerweise nicht ausgelegt sind. Hach. Den könnte ich mir jetzt glatt noch mal angucken.
#306
Geschrieben 26. April 2005, 01:28
Mexiko 1962 Regie: Benito Alazraki
Trotz zahlreicher Verfilmungen hat es W.W. Jacobs’ Erzählung “The Monkey’s Paw” nie so richtig in die erste Liga der Horrorfilmstoffe geschafft – keine der Versionen hat allzu großes Aufsehen erregt, selbst die Fassung von King Kong-Schoedsack scheint in der Versenkung verschwunden zu sein. Plotmäßig gibt die Geschichte auch nichts unbedingt abendfüllendes her, und so hat man z.B. in dieser mexikanischen Version nur das letzte Drittel an die Vorlage angelehnt. Vorher gibt es zahlreiche zusätzliche Subplots, um den Charakteren mehr Fleisch zu geben und mit mehreren Séance-Sequenzen und dem Auftritt eines teuflischen Boten schon vor dem grimmigen Ende zünftig Grusel zu verbreiten. Und ja, so kann man das machen. Die unheimliche Atmosphäre hat der Regisseur (der manchmal auch Alazrahi geschrieben wird – keine Ahnung, was jetzt stimmt) in Munecos Infernales zwar besser hinbekommen, aber dafür hat er auch hier ein beachtenswertes Ensemble, das die melodramatischen Teile des Skripts glaubwürdig rüberbringt. Der Epilog kommt zwar etwas cheesy – der Sprecher klärt uns auf, daß Spiritismus nicht gut ist und das es ein Anliegen dieses Films ist, darauf hinzuweisen, während die Kamera pflichtbewußt auf ein Kruzifix schwenkt – ist aber nicht so schlimm.
#307
Geschrieben 05. Mai 2005, 13:53
USA 1976 Regie: Joe Dante / Allan Arkush
Die Witze fallen im Vergleich zu anderen Komödien der hier Beteiligten wie Death Race 2000 oder Eating Raoul hier teilweise schon etwas sehr platt aus. Paul Bartel bekommt als Regisseur jedoch schon ein paar nette Sachen zu sagen, u.a. auch leicht verfremdete Hitchcock-Zitate. Absolutes Highlight ist die Szene im Autokino, wo nach The Terror ein paar unglaubliche Szenen mit Penis- und Vagina-Monstren zu sehen sind. Laut Audiokommentar hat man in Cormans Garage wohl auch noch Footage gefunden, auf dem ein gewisser Herr Coppola einen Bluteimer auf diese Monstren kippt, aber leider nicht verwendet. Der Audiokommentar wertet das Ganze sowieso noch erheblich auf – da wird von Dante und Konsorten schön aus dem Nähkästchen geplaudert und man hat den Eindruck, die Beteiligten nehmen sich überhaupt nicht ernst. Kein Oberknaller, aber schon einen Blick wert, vor allem, da sich die prima Anolis-DVD zur Zeit für 4,99 in den Grabbelkisten beim Drogen-Müller aufhält.
#308
Geschrieben 05. Mai 2005, 13:56
USA 2004 Regie: James Wan
Nicht übel, aber die mit Nu Metal unterlegten schnell geschnittenen Sequenzen nervten erheblich. Stilistisch sehr zurückgeblieben. Kinder, se7en war gut, aber langsam reicht es auch. Alles schon viel zu oft gesehen. Der Darsteller des Blonden war auch nicht wirklich überzeugend, zuviel Klischee in seiner Figur. Konnte im großen und ganzen aber doch so etwas wie Spannung erzeugen, wenn auch ohne Innovationen, aber muß ja auch nicht immer. Kategorie KMG – kann man gucken.
#309
Geschrieben 08. Mai 2005, 15:41
Brasilien 1986 Regie: Ivan Cardoso
Ich hatte ja anfangs Probleme, herauszufinden, wie ernst dieser Film gemeint ist. Zwar dominieren Komödien-Anteile, die Horrormomente scheinen aber wiederum mit äußerster Ernsthaftigkeit inszeniert worden zu sein. Dank einem imdb-Kommentar konnte ich aber feststellen, daß diese Mischung in Brasilien wohl seit jeher sehr populär ist. Mit Horrorkomödien tu ich mich ja meistens etwas schwer, aber dieser Film macht von vorne bis hinten verdammt viel Spaß. Der ständige Wechsel zwischen holprigen übertriebenen Blödeleien, durchaus schmissigen Nachtclub-Szenen (mit einem richtigen Ohrwurm, obwohl der Vortragende mich an die Nemesis meiner frühen Jugend, Shakin’ Stevens, erinnerte), die dann immer wieder auf mehr oder weniger klassischen Horror umschwenken (die Einflüsse ziehen sich durch alle Dekaden, neben Bava-Reminiszensen wie einer hübsch ausgeleuchteten Frauenleiche im Wasser geht’s über Psycho-Score und sogar einem gefaketen „Alfred Hitchcock presents“-Intro, 50s-Teeniemonster-Hysterie und 30s-Universal-Gewitter bis zu den Schattenspielen aus der Stummfilmzeit) führte zumindest bei mir zu Dauergrinsen. Dazu kommen dann noch Darsteller mit wirklich bizarren Gesichtern, viel Nudity und die Diskrepanz eines eher hanebüchen (oder für die 80er zumindest stark veraltet) zu nennenden Konzepts und durchaus sichtbaren handwerklichen Fähigkeiten. Ach ja, und der dümmste Polizist heißt Pasheko.
#310
Geschrieben 16. Mai 2005, 15:32
GB 1976 Regie: Lawrence Gordon Clark
Eingetaucht in Dampf und Nebel gibt Denholm Elliott hier eine klasse Performance ab als der von Erscheinungen geplagte Bahnwärter aus der klassischen Dickens-Erzählung. Zu der konstant bedrohlichen Atmosphäre gesellen sich dann noch einige sehr unheimliche Sequenzen. Die Pointe ist nach heutigen Maßstäben nicht wirklich überraschend, aber der Film überzeugt eh mehr durch seinen Spannungsaufbau und die handwerkliche Maßarbeit. Hach ja. Könnte die BBC jetzt bitte auch alle anderen ihrer Geistergeschichten veröffentlichen? Das wäre sehr freundlich.
#311
Geschrieben 16. Mai 2005, 15:35
Spanien 1976 Regie: Chicho Ibáñez-Serrador
Der ideale Begleitfilm für den nächsten Spanien-Urlaub, es kommen sogar deutsche Touristen drin vor. Um den Rubel einer Fiesta zu entgehen, fährt ein britischer Schnauzbart mit schwangerer Frau auf eine entlegene Insel. Diese scheint seltsam ausgestorben, es scheinen sich nur noch Kinder auf ihr zu befinden, darunter die „Kindhexe“ aus Ossorios El poder de las tinieblas, die sich zudem immer seltsamer benehmen. Nach einer ziemlich lang geratenen, aber vielversprechenden Exposition greift die Spannungsschraube erbarmungslos zu und es gibt einige extrem heftige Momente. Die Schlußpointe ist zwar vorhersehbar, aber das Finale hätte man in dieser Heftigkeit nicht erwartet. Großartiger, fieser Thriller, der gekonnt Klischees umschifft. Der deutsche Titel ist mal wieder interessant – keine Angst, ich schwenke nicht in Hahn/Jansen-Modus über – macht er doch aus der im Original fehlenden Erklärung des Verhaltens der Kinder gleich einen SF-Film aus dem ganzen. Die fehlende Erklärung und die eine oder andere Einstellung erinnern dann auch stark an The Birds, wenn auch hier wesentlich mehr Zynismus im Spiel ist als beim alten Alfred.
#312
Geschrieben 16. Mai 2005, 15:38
USA 1957 Regie: Dan Milner
Vom machtgierigen Häuptling nebst Medizinmann zum Tode verurteilt, schwört ein sympathischer Südseebewohner, Rache aus dem Jenseits zu nehmen. Und er kommt dann auch aus der Hölle zurück, und zwar als Baum, der aus seinem Grab wächst! An sich ist dieses Baum-Monster keine schlechte Idee und es sieht auch verdammt gut aus, nur war das Modell nicht besonders beweglich, was vergangene Rezensenten dazu bewegt hat, die Gehversuche des Monsterbaumes mit Spott zu überschütten. So was ist nicht nett! In der Tat ist der Film, was Plot und Dialoge betrifft sonst auch eher durchschnittlich – es wird noch ein wenig von Radioaktivität geschwatzt, was den Film mehr in den SF-Bereich transportiert, als er da eigentlich reingehört und die Figuren sind auch eher naja. Dafür gibt’s aber neben dem tollen Monster auch noch einen klasse Score. Geht in Ordnung.
#313
Geschrieben 22. Mai 2005, 14:06
USA 2004 Regie: Vince D’Amato
Nein, der Regisseur ist weder verwandt noch verschwägert mit dem alten Onkel Joe, was einen Anbieter bei ebay aber auch nicht davon abgehalten hat, von „neuen D’Amato“ zu sprechen, als er diese DVD feilbot. Ich frage mich, ob er sich der Doppeldeutigkeit seines Tuns bewußt war. Ein Film dieses Titels würde mich normalerweise abschrecken, da ich aber jede Literaturverfilmung aus dem Bereich der Phantatik sehen will und dieser herausposaunte, auf Joseph Sheridan Le Fanu zu basieren, nahm ich das Kreuz auf mich. Und was den Handlungsverlauf betrifft, hält er sich bemerkenswert stark an die Vorlage „Carmilla“, mehr noch als die sonstigen Vorzeige-Adaptionen (Et mourir de plaisir und Vampire Lovers), die Zombies mal ausgenommen. Bereits im Prolog wird aber deutlich, daß Inszenierung und Beleuchtung nicht wirklich das Ding vom „neuen D’Amato“ sind. Brinke Stevens, die ich immer mit Julie Strain verwechsel, wurde ja schon in den 80ern von Fred Olen Ray, David DeCoteau und Jim Wynorski durch den Low Budget-Schund-Dschungel getrieben und kommt unter den hier versammelten Amateuren einer Schauspielerin noch am nächsten. Was noch mit einer durchaus kurzweiligen Mischung aus Old School-Horror Motiven und billigem tongue-in-cheek-Zombie-Gemantsche beginnt, flacht dann leider doch ziemlich ab, als die Beteiligten versuchen, mehr in den Stoff hineinzupumpen, als sie glaubwürdig herüberbringen können. Das Ende scheint zwar mit der logischen Konsequenz einer zeitgenössischen Verfilmung des Carmilla-Stoffes zunächst in die richtige Richtung zu gehen, setzt dann aber noch einen äußerst blöden Plot-Twist drauf. Wieder mal eine Chance vertan. Aber mehr zu erwarten wäre wohl auch etwas blauäugig gewesen.
#314
Geschrieben 22. Mai 2005, 14:08
USA 1944 Regie: Wiliam Beaudine
Klarer Fall für den Schrein: Die Szenen, in denen Lugosi versucht mittels Willenskraft die Seele einer eben auf der Landstraße aufgegabelten Blondine auf seine apathische Frau zu übertragen („Life...is death.“), während denen zwischendurch nicht nur auf George Zucco, der in einem übertriebenem Fummel irgendwelche Beschwörungsformeln aufsagt, geschnitten wird, sondern auch auf John Carradine, wie er auf eine Trommel haut. Die Szenen ohne Lugosi kommen allerdings etwas trocken rüber, aber nun ja, sowohl die Produktionsfirma Monogram als auch William „One Shot“ Beaudine hatten nur beschränkte Mittel. Am Ende wirft der jugendliche Held seinem Chef in Hollywood ein Skript namens „Voodoo Man“ vor die Füße und empfiehlt Bela Lugosi für die Hauptrolle. War das jetzt ein platter Witz oder einfach nur scheißemodern?
#315
Geschrieben 22. Mai 2005, 16:27
Japan 1988 Regie: Toshio Matsumoto
Ein hervorragend konstruierter Plot in herausragenden Bildern. Obwohl der Film in vielerlei Hinsicht einzigartig ist, hat er doch eine Lawine von Assoziationen bei mir losgetreten. Die ständig wechselnden, sich weiter verschachtelnden Erzählinstanzen erinnern an Saragossa Manuscript, die Szene mit den Einmachgläsern an Devil’s Backbone, die Inszenierung der Massenszenen im Irrenhaus an Mansion of Madness und zuguterletzt erinnerte mich der Vortrag des „Loony-Lad“ in seiner Stimmung und dem Hang zum Grotesken an Bruno Schulz und demzufolge Sanatorium pod klepsydra.
Mit der dankbaren Prämisse einer Amnesie startend, breitet der Film eine Schatzkiste voller Ideen aus, die den Zuschauer, der gerade noch dachte, den Wirklichkeitszusammenhang begriffen zu haben, immer wieder aufs neue düpiert. Zum Ende hin gewinnt leider das Rationale die Überhand, was ich etwas bedauerlich finde, aber nicht sehr verwunderlich ist, war die literarische Vorlage von 1935 zwar sehr außergewöhnlich, aber doch dem Genre des Detektivromans zugehörig. Der Schluß ist dann auch nicht der Originellste, zieht dieser Rationalität allerdings glücklicherweise wieder den Teppich unter den Füßen weg. Was übrig bleibt, ist aber immer noch hochgradig beeindruckend und läßt so einiges hinter sich. Einfach wundervoll. Bei der ersten Szene am Meer bekam ich allerdings wieder Appetit auf Hühnersuppe. Hier stimmt doch irgendwas nicht. Bin ich in letzter Zeit hypnotisiert worden?
#316
Geschrieben 25. Mai 2005, 00:18
Norwegen 2003 Regie: Pal Oje
Ich habe ja in den letzten Jahren einige feine Filme aus dem hohen Norden gesehen, auch Thriller, ich mag den unterkühlten Humor und die Locations, aber dieser war jetzt weniger prickelnd. Backwoods-Business as usual, das versucht, mittels Reality-TV-Subtext so was wie einen aktuellen Bezug aufzubauen, hilft aber alles nichts. Damit's dann noch der letzte Blödmann kapiert, werden noch Einstellungen aus Blair Witch Project kopiert. Der Nächste bitte.
#317
Geschrieben 26. Mai 2005, 16:39
USA 1960 Regie: Phil Tucker
Phil Tucker hatte bereits 1953 das unfassbare Robot Monster auf die Welt losgelassen und präsentiert hiermit seinen zweiten SF-Film und letzten überhaupt. Schon der Prolog ist der absolute Irrsinn: Zwei blinkende sprechende Lichtpunkte provozieren den Autounfall eines amerikanischen Ehepaars auf der Rückfahrt vom Strand. Dabei verliert der Mann seinen rechten Arm, aber den kann die außerirdische Technik natürlich wieder annähen! Meanwhile kriegt man auf Cape Canaveral keine(n) hoch. Hoch schon, aber die Raketen kommen alle wieder runter. Liegt aber nicht an der Unfähigkeit der Amis ("there is absolutely no reason for this!"), schließlich haben sie – jawohl – auch einen deutschen Wissenschaftler in der Mannschaft, sondern an Sabotageakten der außerirdischen Schweine mittels Strahlengewehr. Bei einem dieser Akte geht schon wieder der Arm verloren, diesmal von Wachhunden abgebissen! Die Aliens wollen den Vorstoß der Erdlinge ins All verhindern, weil sie gerade eine lecker Invasion vorbereiten. Das ist ja schon mehr Plot als z.B. Independence Day. Ebenso lecker ist das „love interest“ des Films, des Deutschen Nichte, dargestellt von der Tochter des Kameramanns, Linda Connell, die obwohl sehr süß und überzeugend als Bewußtlose, leider in keinem anderen Film mehr mitgespielt hat. Und als ich gerade noch eine Flasche aufmachen wollte, um diesen knapp 70 Minuten bester Unterhaltung zuzuprosten, kommt sogar noch ein zwar reichlich hingeschludertes, aber für die Zeit durchaus überraschendes Ende! Phil Tucker, du bist mein Held.
#318
Geschrieben 29. Mai 2005, 19:10
Italien / Frankreich / Deutschland 1971 Regie: Riccardo Freda
Manchmal ist eine einzelne Einstellung das Faszinierendste, wie hier, als ein Polizist dem verdächtigen Chauffeur die Rechnung einer Reinigung zeigt, die tatsächlich „Swastika Laundry“ heißt. Nach wilden Spekulationen – welcher Symbolismus wohnt dem inne, oder ist es gar eine auf Hakenkreuzfahnen spezialisierte Wäscherei? – stellte ich jedoch fest, daß es besagte Reinigung in Dublin (wo der Film spielt) tatsächlich von 1912-1989 gab. Ansonsten ist das ein Giallo knapp überm Durchschnitt: Gute Darsteller (Anton Diffring, Dagmar Lassander), hübsche Locations, zwei sehr billig-blutige Morde, aber ich finde, es hätten ein paar mehr Kameraspielereien drin sein können. Kann man aber durchaus goutieren. Merkwürdig, daß dieser Film mit eher bizarrerem Tiernamen anscheinend nie in Deutschland gelaufen ist, obwohl hierzulande koproduziert. Und ich bin ja sonst nicht so der Format-Faschist, aber solche Filme im Vollbild zu veröffentlichen, sollte verboten werden.
#319
Geschrieben 29. Mai 2005, 19:11
USA 1942 Regie: Nick Grinde
OK. Ich versuche jetzt mal, sachlich zu bleiben. Ein amerikanischer Industrieller setzt eine Million Dollar Preisgeld aus, für denjenigen, der ihm Hitler bringt – tot oder lebendig. Prompt machen sich drei frisch aus Alcatraz entlassene Draufgänger auf den Weg. Zu ihrem Glück spricht jeder in Nazideutschland – von ein paar Jas und Achtungs abgesehen – Englisch. Sie werden aber trotzdem als Amerikaner erkannt, können die Nazis aber düpieren und kriechen bei einer widerstandskämpfenden Sängerin unter. Zusammen mit einem britischen Piloten als Streichquartett getarnt, stehen sie bald tatsächlich dem Führer gegenüber, kidnappen und rasieren ihn. Denn der hat seinen Schnurrbart nur deswegen, um die Narbe von einer Kneipenschlägerei zu verdecken, lernen wir, und zahlreiche Doubles ohne Narbe. Ohne Bart und im Unterhemd wird der arme Adolf aber von seinen Untertanen nicht erkannt und zusammen mit den Amis erschossen. Ein Double nimmt seinen Platz ein.
Gosh. Sich über diesen Propagandafilm lustig zu machen, wäre einfach, aber er ist so abseitig, daß er sich schon jenseits aller herkömmlichen Kritikmerkmale befindet. Die Zuständigen wußten anscheinend nicht viel über Deutschland, aber das ist auch bei einigen aktuellen amerikanischen Drehbuchautoren nicht anders. Zur Probe aufs Exempel die „New Twilight Zone“-Folge „Cradle of Darkness“ gucken, die am Mittwoch (1. Juni) auf RTL2 läuft und sogar einen durchaus vergleichbaren Plot hat. Der arme Rod Serling.
#320
Geschrieben 05. Juni 2005, 17:41
Schweden / USA 1959 Regie: Virgil W. Vogel
Als Inpiration für diesen Film hat möglicherweise das schneebedeckte Setting von The Thing (from another world) gedient. Nach der recht hübschen Landung eines Meteors (or is it?) im Land der Lappen folgt erst mal ein wenig Exposition. Die enthaltene Liebesgeschichte scheint erfrischenderweise kein 08/15-Beiwerk zu sein, wie in derlei Filmen manchmal üblich: Der jugendliche Held ist ein charmanter Tausendsassa und Geologe (ja, die Geologen, bei denen rockt das Haus), während das love interest die über dessen Promiskuität informierte Katharine Hepburn-mäßige Nichte eines der anderen Wissenschaftlern ist, die den selbstverliebten Macho schon mal ganz schön blöd aussehen läßt. Aber nach Skifahrt, Dialogen und Tanzszene mit nettem schwedischen Schlager fällt einem ein: Äh, da war doch eben noch so ein Meteor. Könnte die Rymdinvasion bitte mal losgehen? Glücklicherweise kommt just in diesem Moment einer der Wissenschafteler in den Ballsall gerauscht, es ist etwas passiert, man fährt raus, und findet tote Elche. Daß der außerirdische Besucher dann so eine Art Riesen-Yeti ist, fand ich dann etwas enttäuschend, obwohl das Makeup und die Trickeffekte durchaus akzeptabel sind. Die eigentlichen Aliens aber sind Glatzköpfe mit Kapuzen, die wie der Tod in Bergmans siebtem Siegel aussehen, und das ist jetzt kein billiger Schwedenwitz, sondern tatsächlich so. Wie man schon vermutet, waren die Aliens eher gutmütig und haben mehr aus Versehen Lawinen ausgelöst und Leute umgebracht. Sie hauen dann auch wieder ab, nachdem die Lappen ihren Yeti angezündet haben.
Die US-Version unter dem Titel Invasion of the Animal People schnitt eine Menge raus und ersetzte es durch John Carradine, der in einem Labor sitzt und erzählt, außerdem wurde aus Schweden die Schweiz (bekanntermaßen auch in der Nähe von Lappland) gemacht.
Jetzt aber in wärmere und farbigere Gefilde.
#321
Geschrieben 05. Juni 2005, 17:44
Mexiko 1971 Regie: Miguel M. Delgado
Wohl einer der höher budgetierten Santo-Filme. Frau Frankenstein und ihre Schergen sind wohl älter als sie aussehen (hat da einer Countess Dracula gesehen?) und von einem Serum abhängig, das aus Santos Blut gewonnen wird, da dieses den „TR-Faktor“ hat. Im Keller hat sie noch ein fehlgeschlagenes Experiment eingesperrt, ein Mann, in dessen Venen das Blut eines Gorillas fließt. Sie hat ihn „Truxon“ genannt, vermutlich wegen des TR-Faktors. Natürlich gibt es auch noch ein richtiges Monster aus Leichenteilen, das hier auf den Namen „Ursus“ hört. Um an Santos Blut zu kommen, wird erst mal dessen Mieze im gelben Pullover (der hervorragend zu den violetten Spots paßt) entführt. Es folgt das übliche Gerangel mit der gewohnt erfrischenden Unbekümmertheit in Plot und Dialogen. Aber selten sah es so gut aus wie hier! Die Nebelmaschine pustet durch Studiowälder und Friedhöfe, daß es eine Freude ist, hinter der Kamera schien ein fähiger Mensch zu stehen und sogar eine Hypnosemaschine ist drin. Selbst Santos Ringkämpfe sind hier sehr spaßig, obwohl mich derlei Szenen sonst schon mal gern auf den Vorspulknopf schielen lassen. In seinem (vermeintlich) letzten Auftritt steigt Ursus aus einem Grab und wird auf einem spitzen Kreuz aufgespießt. Jetzt auch noch Vampire reinzubringen, wäre vielleicht auch etwas übertrieben gewesen. (Obwohl, geht auch, klar.) Es folgt das sensationelle Finale: Aus den Augenhöhlen eines Skeletts strömt giftiges Gas aus! Ursus lebt und verblutet immer noch und eilt Santo zu Hilfe! Zu allem Überfluß kriegt er anschließend von Freda Frankenstein noch Säure ins entstellte Antlitz geschüttet! Schnell raus, bevor der Selbstzerstörungshebel alles in die Luft jagt!
Das hat von vorne bis hinten sehr viel Spaß gemacht. Habe ich noch was vergessen? Ach ja, die Musik ist auch klasse.
#322
Geschrieben 14. Juni 2005, 23:12
USA 1942 Regie: Ford Beebe
Trotz Top-Billing haben Atwill und Lugosi eigentlich eher Nebenrollen. Letzterer spielt den Butler Rolf. (Lugosi Rolf zu nennen erscheint mir ähnlich gewagt, wie Kinski Bernd zu nennen, aber das hatten wir schon mal.) Wäre nicht der ein oder andere production-value sichtbar, könnte man diese Universal-Produktion aufgrund der Dialoglastigkeit des manchmal zum Gähnen animierenden Drehbuchs auch für ein Poverty Row-Produkt halten. Die Auflösung ist aber sehr originell, muß man schon sagen.
#323
Geschrieben 14. Juni 2005, 23:15
GB 1981 Regie: Ken Hannam
Diese sechsteilige TV-Serie hat aufgrund ihres Formats schon einen erheblichen Vorteil bei der Umsetzung von John Wyndhams weitschweifiger Vorlage, und es verwundert dann auch nicht, daß die düster-apokalyptische Atmosphäre, die in der Kinoversion aus den 60ern von den Monsterpflanzen etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, sich hier wesentlich besser entfalten kann. Mir ist dann auch wieder aufgefallen, wie stark sich 28 days later von Wyndhams Roman hat beeinflussen lassen, was Danny Boyle in dem ein oder anderen Interview sogar freiwillig zugegeben hat. Und es besteht auch kein großer Unterschied zwischen der über Nacht erblindeten Bevölkerung, die, von Panik und vom Willen zu Überleben getrieben, sämtliche Vernunft und Moral abschüttelnd über die Straßen wanken und „die Anderen“ umzingeln, und den untoten Gesellen. Die Defizite der menschlichen Natur stehen in dieser Umsetzung deutlich im Vordergrund, was besonders in der letzten Folge deutlich wird, als das Militär nach der Katastrophe unter dem Motto „irgendeine Ordnung muß sein“ feudale Strukturen aus vergangenen Jahrhunderten etablieren will. Trotz all dieser Untertöne ging es den Verantwortlichen jedoch in erster Linie darum, spannende Science Fiction zu produzieren, und das ist ihnen auch vollends gelungen. Man sieht der Produktion ihre Entstehungszeit zwar deutlich an, aber die beklemmende Atmosphäre zeigt auch heute noch Wirkung. Besonders der Mittelteil, in dem die Protagonisten auf der Suche nach einem sicheren Ort durch ein England voller Leichen fahren, hat es in sich, da diese Szenen nicht auf plakative Schockeffekte setzen, sondern das Grauen aus verschiedenen sachlichen Perspektiven immer neu bebildern.
#324
Geschrieben 25. Juni 2005, 03:17
USA 1944 Regie: Lewis Allen
Zum ersten Mal als Steppke auf dem dritten Programm gesehen und damals sehr beeindruckt gewesen. Jetzt endlich die Gelegenheit gehabt, den Streifen noch mal begutachten zu können – manchmal geht so was nicht gut aus. Hier hielt es sich dann doch etwas die Waage. Ich hatte den Film als sehr unheimlich in Erinnerung und es gab auch 2-3 Szenen, die auch diesmal einen wohligen Schauer auslösten. Das Finale mit dem durchaus originellen Nebelgeist gehörte leider nicht dazu, das war mir irgendwie zu schwammig und die Melodram-Anteile dominieren auch ziemlich. Vergleicht man das mit der Gänsehaut, die die Lewton-Produktionen zu dieser Zeit mit weit geringerem Budget verursachen konnten, fällt das Resultat ein wenig enttäuschend aus. Nichtsdestotrotz, wegen der erwähnten Szenen und der durchaus gelungenen Atmosphäre lohnt sich das Ganze schon, und wer altmodische Geistergeschichten mag, kommt hier sowieso auf seine Kosten.
#325
Geschrieben 25. Juni 2005, 03:19
USA 1997 Regie: Jim Jarmusch
Ich hatte irgendwie ein bißchen mehr erwartet, aber diesem Gitarrensound kann man einfach nicht böse sein.
#326
Geschrieben 25. Juni 2005, 03:20
GB 1961 Regie: John Gilling
Die getigerte Hauskatze Tabatha beobachtet, wie ihre Herrin von schmierigen Erbschleichern ermordet wird. In der Folge gelingt es ihr mit verschiedenen Methoden, die Mörder ebenfalls dem Jenseits zuzuführen. Man könnte das eine eher minderwertige Hammer-Produktion nennen, die begabte Darsteller wie Andre Morrell ziemlich verschwendet, da sie jederzeit im Schatten der Mieze stehen. Alles in allem aber eine große Tüte Spaß. Miau.
#327
Geschrieben 29. Juni 2005, 22:54
Japan 2004 Regie: Masayuki Ochiai
Hm. Hmm. Hmmm. Der Film beginnt wie eine japanische Fassung von Lars von Triers Riget / Kingdom / Geister und zeigt auch im weiteren Verlauf Parallelen, in denen das Absurde und Groteske mit dem Phantastischen aufs Lotterbett geschmissen werden. Die durchaus unzeitgemäße und deshalb nette Idee von einem Virus, der Leute zu grünem Schleim verfaulen läßt, scheint den Machern dann aber doch nicht ausreichend genug gewesen zu sein, so daß man das letzte Drittel noch mit Geistererscheinungen und ähnlichem vollstopft. Die Auflösung ist dann aber wieder ganz nett. Hm.
#328
Geschrieben 29. Juni 2005, 22:58
GB 1964 Regie: Freddie Francis
Konnte ich den Film nach jahrelangem Suchen endlich auffinden, kommt er natürlich in ein paar Monaten auch als DVD raus. Der deutsche Titel ist doppelt doof, gibt er doch auch schon einen Plot-Twist preis. Ansonsten ist das einer der eher mittelmäßigen Hammer-Psychothriller: Visuell werden durchaus Bonbons verteilt (au ja, Francis dreht Traumsequenzen in Hammerscope), aber es fehlt dann doch der letzte Tick Originalität in Figuren ind Plot, wie etwa der mit einem Skelett schmusende Oliver Reed in Paranoiac, oder der Rotzbengel aus The Nanny. Hammer- bzw. Francis-Fans kommen aber auf ihre Kosten.
#329
Geschrieben 10. Juli 2005, 22:18
USA 1964 Regie: Joseph V. Mascelli
Streckenweise extrem cheesy, versucht der Film teilweise etwas zuviel auf einmal. Interessant ist er eigentlich, wenn man sieht, wie er sich statt der üblichen 50s-SF-Schemata bei älteren Horrorfilmen orientiert, bei einigen Einstellungen, in denen die Heldinnen durch das Haus von Dr. Frank (ja, genau) irren, fühlt man sich an Lenis Cat and the Canary erinnert, Assoziationen zu den Universal-Filmen und zur Poverty Row bleiben auch nicht aus. Man hatte wohl auch eine sehr feine Location incl. Vertigo-Treppenhaus. Abwechselnd zeigt sich aber wieder, wie sehr der Film unter Budget ist, und einige der Darsteller sind auch eher fürchterlich. Entscheidende Momente, wo z.B. Spezialeffekte von nöten gewesen wären, werden dem Zuschauer vorenthalten, da die Kamera jedesmal wegschwenkt, bevor wirklich etwas passiert und sich der Rest auf der Tonspur abspielt. Das Editing im Finale ist auch eher mal katastrophal, und die vorliegende Public Domain-Abtastung eienr abgenudelten 16mm-Kopie sorgt noch für zusätzliche Sprünge. Als eine mexikanische (spanische?) Hausangestellte das Gehirn einer Katze eingepflanzt bekommt und anschließend auf Mäusejagd geht, ist die Freude allerdings recht groß. Überhaupt sucht der verschiedene klassische Motive verbindende Plot seinesgleichen, nein, ein fehlgeschlagenes Experiment im Keller reicht nicht, es dürfen auch zwei sein, hier neben der obligatorischen Monsterfigur eine Zombiefrau. Ein gewohnt pathetischer Off-Kommentator („making love to an 80 year old woman in the body of a 20 year old girl; it's insanity!“) rundet das Entertainment ab.
#330
Geschrieben 30. Juli 2005, 01:57
USA 1975 Regie: Dan Curtis
Dan Curtis ist ja nicht unbedingt Meister eines packenden Inszenierungsstils, ich persönlich finde ja die meisten seiner Filme ziemlich drüsch. Hier geht aber zumindest in der letzten Episode ganz gut die Post ab und diese ist im Grunde genommen auch der einzige Grund, sich diesen Omnibus anzuschauen. Die erste Geschichte ist noch ganz nett, aber ähnliches wurde von den Amicus-Burschen schon zuvor knackiger umgesetzt. Die mittlere ist dann der absolute Tiefpunkt, weiß man doch schon von Anfang an, auf was es hinausläuft. Ein bißchen cheesy kommt die letzte Episode, auf Richard Mathesons „Prey“ basierend, zwar schon rüber, aber sie macht großen Spaß. Sehr großen Spaß.
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