The Diarrhoea Diary
#211
Geschrieben 30. Oktober 2004, 04:33
CSSR 1970 Regie: Jaromil Jires
Aus streng analytischer Sicht betrachtet, handelt es sich bei diesem Film um die Darstellung der Wunsch- und Alpträume eines jungen Mädchens, das zum ersten Mal ihre Tage bekommt. Aber sehe ich aus wie ein Analytiker? Die Tschechen haben eine lange Tradition, was herausragende Märchenfilme betrifft, und in gewisser Weise ist das auch einer – wenn auch eher für ein erwachsenes Publikum gedacht. In gut 70 Minuten wird dem Zuschauer hier ein Reigen wundervoller Bilder ausgebreitet, die nur lose ein narrativen Konzept verwenden. Das ganze folgt einer Traumlogik und verbindet Kinderfilm, Märchen, Erotik und Horror zu einem Bilderbogen, der einen zunächst ratlos, aber beeindruckt hinterläßt. Es hat wohl ein wenig damit zu tun, daß die osteuropäische Fantasie und Mythologie einem Westeuropäer immer etwas befremdlich und grotesk vorkommt: Macht man hier und da Parallelen zu den heimischen Legenden aus, so erscheinen doch andere wie selbstverständlich hingeworfene Aspekte äußerst bizarr. Am besten ist dann wohl, man kapituliert einfach und läßt sich von diesem Bilderstrudel mitreißen. Was bei den wirklich bezaubernden weiblichen Darstellern nicht wirklich schwer fallen sollte.
#212
Geschrieben 30. Oktober 2004, 04:37
GB 1982 Regie: Harry Bromley Davenport
Das war jetzt auch mal wieder nötig. Hatte den Film das letzte mal gesehen, als er noch relativ aktuell war und fand ihn damals ziemlich gut. Nun ist es aber kein Geheimnis, daß 80er Jahre-Produktionen nicht besonders gut altern, da ihre Machart vergleichbar stylischeren Exponaten aus den 60ern und 70ern doch unterlegen ist. Xtro kann aber trotz einiger cheesiger Momente auch heute noch bestehen: Die Montage der Spannungsmomente ist geschickt und dank der immer irgendwie zeitlos wirkenden britischen Landschaft und Architektur ist man auch ästhetisch (sieht man mal von den Frisuren der Hauptdarstellerinnen ab) gegen den Zahn der Zeit gefeit. Der Film hat freilich auch seine Schwächen: In der Mitte hauen die Drehbuchautoren (neben dem Regisseur auch Michel Parry, der vorher nur als äußerst kompetenter Herausgeber von Horrorgeschichten-Anthologien in Erscheinung trat) das ganze nur so mit Ideen zu, die teilweise aus anderen Filmen abgeguckt sind, und der Score, der Mike Oldfield-mäßig keltische Harmoniefolgen auf moderne Instrumente zu übertragen versucht, klingt heutzutage auch sehr dated. Das knallharte Ende wiederum zeigt, daß die 80er Jahre nicht nur das Jahrzehnt waren, das den prüden selbstreflexiven 90ern den Weg ebnete, sondern versteckt auch noch den Geist der wilden 70er atmete, in denen alles möglich war.
#213
Geschrieben 31. Oktober 2004, 16:16
USA 1966 Regie: Larry Buchanan
Billig - Billiger - Buchanan. Wer schon mal was von dem Regisseur gesehen hat, wundert sich nicht, daß auch in diesem fürs TV produzierten SF-Film die Marsianer nichts anders als Amis mit silbernen Klamotten, Badekappen und roten Kopfhörern sind, und ein Drittel des Werks aus Stock Footage besteht. Nachdem das einfache Wegbeamen der menschlichen Damenwelt nicht funktioniert hat, landen die Marsmenschen auf der Erde, um zumindest fünf, möglichst unverheiratete, Exemplare mittels Hypnose in ihr Raumschiffmodell zu packen. Neben einer Stewardeß, zwei Studentinnen und einer Stripteasetänzerin (Stabreim rules the universe) ist aber auch eine steile Biologin darunter, in die sich der Obermarsianer natürlich prompt verlieben muß. Es geht natürlich alles schief, und da nutzt es den Marsbewohnern auch nichts mehr, daß sie schon vor vierzig Jahren (also ungefähr 1926 Erdzeit) herausgefunden haben, daß Krawatten gesundheitsschädlich sind.
#214
Geschrieben 02. November 2004, 23:47
Japan 2003 Regie: Takashi Shimizu
Man hat die chronologisch verschobene Erzählstruktur des ersten Teils beibehalten und auch die innovativen Schockmomente – glücklicherweise ohne sich nur zu wiederholen, sondern auch mit guten neuen Ideen. Das Ende fand ich ein bißchen kraus und irgendwie auch vorhersehbar, aber was soll’s: gruselige Momente hat man erwartet und auch zur Genüge bekommen.
#215
Geschrieben 02. November 2004, 23:49
USA 2001 Regie: Cameron Crowe
Tja, warum guck ich sie mir eigentlich immer wieder an, diese Remakes? Naja, weil mir in diesem Fall das Original sehr gut gefallen hatte und das Ding grad’ im Fernsehen lief. Ich hätt aber auch nach 10 Minuten (Aufnahmen von leeren Städten – die mag ich irgendwie immer, egal in welchem Film) ausmachen können. Der Rest hält sich nämlich ziemlich genau an die Vorlage, fügt nur etwas Kitsch, Klischees und Konventionen hinzu und nimmt etwas Sex raus. (Das Pro7 bei der Ausstrahlung dann auch noch einer der wichtigsten Schlüsselszenen rausgenommen haben, war dann auch nicht sehr hilfreich.) Belanglos und überflüssig, geradezu ärgerlich in der Art, wie beim Score planlos Fragmente von Popsongs aneinandergereiht werden. Im Original lief in der Diskothekenszene immerhin fast in voller Länge die SNEAKER PIMPS-Coverversion des Liedes, das die nackte Britt Ekland in The Wicker Man singt. DAS nenne ich Stilbewußtsein.
#216
Geschrieben 03. November 2004, 22:49
USA 1942 Regie: Erle C. Kenton
Lugosi wiederholt seine Rolle als buckliger Igor aus dem vorhergehenden Son of Frankenstein, während Lon Chaney Jr. diesmal die großen Schuhe anziehen darf. Sir Cedric Hardwicke ist ein weiterer Sohn des Original-Frankensteins (der ihm hier als Geist erscheint) und Lionel Atwill wurde vom Polizisten zum mad scientist befördert, wurde aber dann nach einer Bürgermeister-Rolle in Frankenstein meets the Wolf Man in House of Frankenstein wieder zum Polizisten degradiert. Im erstgenannten kämpft dann Lon Chaney Jr. als Wolfsmensch gegen Bela Lugosi als Monster, aber werden wir nicht verwirrend.
Ghost of Frankenstein ist sicher einer der schwächeren der Serie, aber auch hier kommt man als Fan der Universal-Studio-Sets auf seine Kosten und das ganze lohnt sich schon alleine, um Lugosi "New Brain! New Brain!" krächzen zu hören, und Evelyn Ankers ist auch eine süße Maus.
#217
Geschrieben 05. November 2004, 18:59
Frankreich 1990 Regie: Alain Robak
Huch! Nichts großartiges ahnend, bekam ich gestern Abend von ein paar No Name-Franzosen noch ein kurzweiliges Stück Schund vor die Füße geworfen. Der Film oszilliert - wie es sich für derlei Kulturgut gehört - zwischen grobem Dilletantismus auf der einen Seite und einem abwegigen, manchmal gar nicht so schlecht in Szene gesetzten Ideenreichtum. Inwieweit die komödienhaften Elemente (das Ungeborene, von so einer Art Dämon aus Afrika gezeugt, spricht mit verzerrter Stimme ständig mit der Mutter) von der deutschen Syncrho potenziert worden sind, entzieht sich leider meiner Kenntnis, aber sie machen den Film auf jeden Fall unterhaltsamer. Interessant auch, daß man der ansonsten durchaus hübschen Protagonistin, die sich angemessen oft auszieht, anscheinend eine künstliche Zahnlücke verpaßt hat, nur um gegen Ende hin mit der Kamera durch diese Zahnlücke in ihre Innereien zu fahren, die zwar nicht wirklich echt, aber doch irgendwie hübsch aussehen. Auch schön, daß es weder Tankstellenbediensteten noch einem Bus voller Fußballfans irgendwie störend auffällt, daß die Frau blutüberströmt herumläuft. Und zwischendrin gibt es auch noch durchaus gelungene Aufnahmen von pittoresken Straßenzügen. Ja, doch, das hat Spaß gemacht.
#218
Geschrieben 08. November 2004, 19:29
USA 1981 Regie: Eric Weston
Diesen Film mußte ich kurz nach Anfang erst mal anhalten, um ständiges Kopfkratzen zu unterlassen, woher mir denn der Hauptdarsteller Clint Howard so bekannt vorkam. Ein paar Klicks auf der IMDB später konnte ich dann entspannt weitergucken: Ah, ein Außerirdischer bei Star Trek, Eaglebauer bei Rock'n Roll High School und "The Boy who predicted Earthquakes" aus der Night Gallery. Hier spielt er einen bemitleidenswerten Kadetten einer Militärakademie, der von den Jocks so penetrant und fies geärgert wird, daß er schließlich mittels eines alten Apple-Computers Kontakt mit Satan aufnimmt. (Bei den neuen Modellen geht das glaub ich nicht mehr, oder vielleicht ist das auch der Grund dafür, daß...aber vertiefen wir das hier besser nicht.) Konnte mich noch vage an die Erstsichtung dieses Films anno dunnemals erinnern und wußte bereits, daß es eigentlich erst am Ende richtig abgeht, mit Splatter und so. Der Rest zieht sich aber auch nicht unsouverän hin. Durchaus nett, so für zwischendurch.
#219
Geschrieben 13. November 2004, 02:51
Italien / Frankreich 1997 Regie: Sergio Stivaletti
Hier hat man sich irgendwie nicht richtig entscheiden können: Machen wir jetzt einen auf klassischen Horror getrimmten altmodischen Gruselstreifen, oder doch leiber so Splatter mit Sleaze drin? Normalerweise ist es ja durchaus möglich, das zu kombinieren, aber hier will es nicht wirklich funktionieren. Wenn man wenigstens den ganzen Film lang so übertrieben hätte wie am Ende, wäre immerhin ein ziemlich hoher Unterhaltungswert drin gewesen. Was übrig bleibt, ist eine süße Hauptdarstellerin, der sie in der englischen Fassung allerdings eine fürchterliche Pieps-Stimme verpaßt haben, und ein paar farblich wirklich sorgfältig abgestimmte Sets. Ein bißchen wenig vielleicht.
#220
Geschrieben 13. November 2004, 02:53
Hong Kong 2004 Regie: Fruit Chan
In einem Plot, der stark an 70er-Jahre-Horrorgeschichten gemahnt und einige appetitliche Details bereithält, darf Christopher Doyle mal wieder lustig mit der Kamera durch die Gegend fahren. Das sieht größtenteils alles sehr gut aus, aber ich hatte irgendwie mehr etwas in der melancholischen Stimmung der Hong Kong-Episode aus dem ersten Three-Film erwartet. Unbedingt positiv-optimistisch ist der hier freilich auch nicht geraten, sondern grimmig-düster und streckenweise auch spannend, aber im Nachhinein stellt sich die Frage, ob man die Episode wirklich auf Spielfilmlänge hat ausweiten müssen.
#221
Geschrieben 16. November 2004, 20:06
Italien 1977 Regie: Sergio Grieco
Wer der Meinung ist, Helmut Berger würde schon bei diversen Talkshows den Bekloppten spielen, der sollte mal in diesen Film reinschauen, um herauszufinden, was passiert wenn er wirklich den Bekloppten spielt! Ja, so müssen sie sein, die Bösewichter in italienischen Polizeifilmen dieser Periode, immer geil, ohne Skrupel, hochneurotisch und mit einem Blumenstrauß bunter Beleidigungen für jeden.
#222
Geschrieben 17. November 2004, 22:11
Südkorea 2001 Regie: Bae Chang ho
Lobenswert, daß arte einen relativ aktuellen koreanischen Film ins Programm nimmt, aber schade, daß es ein ziemlich mittelmäßiger war. Es gab zwar einige beeindruckende Bilder und Locations, aber auch viel zu viel Schmalz und Unausgegorenheit. Der Darsteller des Polizisten wirkte ein wenig wie ein Actionheld, der sich in einem Drama verlaufen hatte, und als dann bei einer Verfolgungsjagd Score und Panorama-Einstellung gewollt oder ungewollt James Bond-Assoziationen weckten, konnte ich den Rest irgendwie nicht mehr wirklich ersnt nehmen. Schlecht ist anders, gut aber auch.
#223
Geschrieben 24. November 2004, 23:35
USA 1961 Regie: Coleman Francis
Eins kann man diesem Film nicht vorwerfen: Daß er alberne Dialoge hätte. Er hat nämlich so gut wie gar keine. Ähnlich wie im mürbemachenden Mörderteppich-Melodram The Creeping Terror (1964) scheint der Originalton verlorengegangen oder unbrauchbar geworden zu sein. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, wie so was passieren kann: Bänder in der Wüste liegengelassen, aus Versehen wieder überspielt, überhaupt vergessen, das Mikrophon anzuschalten – davor ist niemand gefeit! Also synchronisiert man ein paar Stellen mehr schlecht als recht nach und läßt den Rest einen Erzähler erledigen – und was für einen Erzähler! Der beschreibt dann lakonisch die auftretenden Figuren, und gibt kostenlos noch ein paar philosophische Kommentare zum Geschehen ab. Nach diesem beeindruckendem Seh- und Hör-Erlebnis stellte ich mir dann vor, wie diese Stimme z.B. meinen täglichen Weg zur Arbeit kommentieren würde. Würde dann wohl etwa so klingen: „Bahnhof. 8 Uhr 18. Zug fährt ein. Menschen. Viele Menschen. Da, eine gutaussehende Frau. Dort links, ein Wissenschaftler. Flagge auf dem Mond. Atombombe. Der Mensch ist des Menschen größter Feind. Bahnhof. Weitermachen. Tausend Meter tief ins Nichts.“ Und wenn ich dann im Büro aufs Klo gehe, und Tor Johnson würde draufsitzen – das hätte was.
Nachtrag: Der Film wurde wohl mit Absicht stumm gedreht.
#224
Geschrieben 27. November 2004, 04:10
USA 1982 Regie: Tommy Lee Wallace
Eigentlich ein wirklich origineller Film, der aufgrund zahlreicher unsinniger, von den Produzenten bzw. dem Studio erzwungenen Drehbuchänderungen leider ziemlich inkohärent wurde. Der arme Nigel Kneale! Das hatte er auf seine alten Tage wirklich nicht verdient. Erschwerend kam auch (ebenfalls Produzentenbedingt) hinzu, daß der Filmtitel in eine Serie gefügt wurde, in die er gar nicht reingehörte, und das Publikum, das einen 08/15-Slasher erwartete und plötzlich mit einer fantasievollen Geschichte konfrontiert wurde, natürlich ziemlich enttäuscht reagierte. Dumm gelaufen.
#225
Geschrieben 05. Dezember 2004, 20:14
GB 1947 Regie: Michael Powell, Emeric Pressburger
Einfach unglaublich, wie dieser frühe Technicolor-Film mit dem neuem Material umzugehen weiß, schaut man sich spätere Farbfilme im Vergleich an, fragt man sich, ob diese die Farbe nicht allzu selbstverständlich hinnehmen und sich überhaupt keine Mühe mehr machen. Daß der Plot hier eher konventionell ist, wobei es freilich uninteressantere und konventionellere gibt, spielt hier fast keine Rolle mehr, zudem gibt es auch noch hervorragende Darsteller zu bewundern. Ein Film, aus dem man einige Standbilder rausnehmen und ein ganzes Museum damit füllen kann. Wundervoll.
#226
Geschrieben 12. Dezember 2004, 00:17
Mexiko 1968 Regie: Carlos Enrique Taboada
Da schau her, fernab der etwas, äh, simpel gestrickten aber nichtsdestotrotz unterhaltsamen Abenteuer von Santo und Konsorten wurden in Mexiko auch nach dem großen Boom zu S/W-Zeiten noch Horrorfilme gemacht, die hauptsächlich Wert auf Atmosphäre legen. Dies ist einer davon, und der Regisseur hat auch noch mehrere gemacht - fein, daß es immer wieder was zu entdecken gibt, vielleicht erbarmt sich auch mal einer, das ganze Zeug mal mit Untertiteln herauszubringen. (Ja, MONDO MACABRO, ihr seid gemeint.)
Geboten wird hier eine eher klassische Geistergeschichte auf einer Mädchenschule (vamos, muchachas), die jedoch ein paar originelle Wendungen bereithält, vor allem aber durch exzellent gefilmte Spannungssequenzen überzeugen kann. Es hat den Eindruck, der Regisseur hat mal den ein oder anderen Film von Mario Bava gesehen und war davon sehr angetan. Recht so. Da macht es auch nichts, daß die Tanzszene ein wenig mißglückt ist, und den privaten Problemen der Schülerinnen etwas mehr Zeit gewidmet wird, als eigentlich nötig war.
#227
Geschrieben 12. Dezember 2004, 02:49
Japan 1970 Regie: Teruo Ishii
Für Top-Billing und als Chefin einer Yakuza-Organisation hat Meiko Kaji hier entscheidend zu wenig Screentime. Wäre irgendwie besser gewesen, sie wäre selbst die Blinde und nicht die Verfluchte gewesen. Das schicke Setting im Finale und bizarre Ausflüge auf einem Jahrmarkt nebst blutleckenden Buckligen entschädigen einen dann aber doch.
#228
Geschrieben 15. Dezember 2004, 23:20
GB 1988 Regie: Alan Bell
Dies ist wohl die einzige Dokumentation, die noch zu Lebzeiten meines Lieblings-Schauspielers produziert wurde, also werde ich sie wieder und wieder gucken müssen. Warum ich Peter Cushing so mag? Weil er immer eine Bank ist, selbst im schäbigsten Schund mit dem lausigsten Drehbuch gibt er immer sein Bestes und alleine seine Präsenz sorgt dafür, daß man sich plötzlich in einem ganz anderen Film wähnt. Zudem ist er wohl einer der bescheidensten und liebenswürdigsten Schauspieler, die es je gegeben hat: Nie ist ihm ein böses Wort über einen Kollegen oder einen Regisseur über die Lippen gekommen, er ärgerte sich nur über sich selbst, weil er meinte, noch besser hätte sein zu können.
In der Doku erzählt er größtenteils amüsante Anekdoten, die ich schon aus seiner Autobiographie kannte, aus seinem Munde kommen sie aber noch mal besser, vor allem hat er eine interessante Lache, die bei seinen üblichen Rollen ja selten zum Vorschein kam. Die Ausschnitte sind teilweise etwas lang geraten, vor allem die Dominanz von Legend of the Werewolf ist nicht wirklich repräsentativ, erklärt sich aber aus dem Umstand, daß dieser Film wie die Dokumentation von Tyburn produziert wurde. Immerhin gibt es auch einige seltenere Sachen aus seinen frühen Hollywoodfilmen, TV-Comedy (wo klar wird, daß er genausogut Karriere als Komödiant hätte machen können) und sogar einen Holsten Pils-Werbespot. Und von mir aus hätte die Doku auch drei Stunden länger sein können oder eine ganz TV-Serie, aber man kann ja nicht alles haben. Hilft nur, dies und die ganzen Filme wieder und wieder zu gucken.
#229
Geschrieben 23. Dezember 2004, 23:02
GB 1956 Regie: Leslie Norman
Nach dem enormen Erfolg von Quatermass Experiment versuchte die Hammer hier mit einem eigenem ähnlichen Stoff zu punkten, was ihr an der Kinokasse wohl auch gelang, wenn auch Jimmy Sangster nicht Nigel Kneale ist und das ganze dann doch etwas hinter dem Vorgänger bleibt. Ist aber fast schon egal -ein hübsch hysterischer James Bernard-Score, der stark an den von Quatermass 2 aus dem selben Jahr erinnert, eine wunderbar gruslige Szene im Wald, handwerkliches Geschick, Profi-Darsteller und eine amorphe Masse als Bedrohung, bevor derartiges nur noch Blob genannt wurde - das reicht mir alles schon zur Genüge, um mich nicht nur wach, sondern auch noch perfekt unter zu halten.
#230
Geschrieben 26. Dezember 2004, 01:22
GB 1966 Regie: Jonathan Miller
Man könnte diese Verfilmung von Lewis Carrolls fabelhaftem Buch (das so voller Doppeldeutigkeiten steckt, daß es fast nicht zum aushalten ist) als die Nemesis der Disney-Version von 1951 bezeichnen. Das hier hat überhaupt nichts niedliches, rührendes, das hier ist ein Film-Noir-Alptraum, inszeniert von experimentierfreudigen Beatniks. Ich mußte kurzfristig wieder an den Mut der BBC denken, so etwas zu so einem Zeitpunkt zu produzieren, aber für einen Deutschen sieht die BBC freilich immer besser aus als ARD oder ZDF, man muß sie ja schließlich nicht jeden Tag ertragen.
Die Inszenierung, die alle Möglichkeiten der Zeit nutzt, um die Kamera einen verfremdeten Blick auf die Ereignisse liefern zu lassen, und der Score vom alten Sitarsauser Ravi Shankar machen bereits deutlich, daß bestimmt kein Kinderpublikum anvisiert war. Diese Alice wirkt auch bereits in der ersten Eisntellung sehr erwachsen. Die Darstellerin Anne-Marie Mallik hat in keinem anderen Film mitgespielt, was sie und ihre staunenden Augen zu zufälligen, aber durchaus passenden Verwandten von Candace Hilligoss aus Carnival of Souls macht. Daß sie mit ihrer aufbegehrenden Art zu eine Identifikationsfigur der aufkeimenden Frauenbewegung werden sollte, ähnlich der zeitgleich auf einem anderen Sender aktierenden Emma Peel, liegt auf der Hand. Der Regisseur, der auch in seiner M.R. James-Adaption Whistle, and i’ll come to you großen Wert auf in sich hinein nuschelnde Charaktere legte, drehte auch mehrere Massenszenen, deren Hysterie sich potenziert in den Werken von Ken Russell wiederfindet.
„Alice in Wonderland“ ist ein vor allem für Filmemacher ungeheur reiches Buch, einer der seltenen Fälle der Weltliteratur, wo sich eine enorm aufgestaute Fantasie in einer Manifestation entlud. Wiewohl perspektivisch zu jedem Experiment bereit, läßt Miller Spezialeffekte außen vor und verläßt sich auf seine Darsteller, und die heißen unter anderem Michael Redgrave, Peter Cook, Leo McKern, Michael Gough , Sir John Gielgud und Peter Sellers. Irgendwo unerkannt dazwischen: Eric Idle, bevor bei Monty Python ähnlicher Humor – bereits im Buch wurde sich gnadenlos über britische Traditionen lustig gemacht – noch anarchistischer ausgelebt wurde.
Eine wundervolle Erfahrung von einem Film, bei dem man sich gerne vorstellt, wie er wohl auf John Lennon gewirkt haben muß, wenn er ihn zufällig im Fernsehen erhaschte. Dieser Film würde sich gut machen in einem Double Feature mit Valerie and her week of wonders – allerdings müßte man danach wohl zwangsläufig seine sexuellen Präferenzen überdenken.
Da war jetzt nur ein Witz. Ich möchte jetzt noch Jefferson Airplanes „White Rabbit“ in der Coverversion von THE DAMNED hören und die „Lobster Quadrille“ (so heißt auch eine Folge der Avengers) von den FEEDERZ.
#231
Geschrieben 26. Dezember 2004, 03:19
Japan 1989 Regie: Kazuhito Kuramoto
Et voilà: Das Grand Guignol der 90er Jahre. Seit dieser Serie gab es – zumindest seriell – keine neuen Anstöße, diese Art der Darstellung wiederzubeleben. Soche Unterfangen haben es aber auch mitunter dadurch schwer, daß ihr Humor zuweilen als Sadismus mißverstanden wird. Hier haben wir einen Mad Scientist, der auch noch ein Zwerg ist – kombiniert mit dem buckligen Glöckner des Titels ein Sinnbild für die Ausgestoßenen der Gesellschaft – und der selbstverständlich seine kranke Schwester retten will, in dem er das ein oder andere Körperteil aus Kadavern klaut. Obwohl ein eher schwächerer Teil der Serie, kombiniert er auch Elemente aus den beiden besten: Den Selbstzerstörungshumor aus He never dies und die Einsamkeitselegie aus Mermaid in a Manhole. Dazwischen groschenromanartige Charakterzeichnungen. Klingt vielleicht trivial, birgt aber mehr Subversion als die bemühten Versuche vom lieben intellektuellen Auteur nebenan.
#232
Geschrieben 27. Dezember 2004, 01:54
Deutschland / Italien 1972 Regie: Rolf Olsen
Knusprige Dialoge, hemmungslose Bärte, helles Blut und knarzige Fuzz-Gitarren in einem München, daß mich an frühe Derrick-Folgen erinnert hat. Soll ich mich etwa einscheißen oder was? Kann man auch Dienstags gucken. Und Mittwochs. Und Donnerstags. Samstags, Sonntags und Montags nicht zu vergessen.
#233
Geschrieben 27. Dezember 2004, 01:55
USA 1933 Regie: James Whale
Buch-Film-Vergleich=Bäh? Nö. OK, wenn Deutschlehrer in der Oberstufe vor Freude in die Luft springen, wenn das Resultat eines solchen Vergleichs ein im nörgelnden Tonfall vorgetragenes „Das Buch hat mir aber besser gefallen!“ ist, wird es für sie Zeit, in Pension zu gehen. Wenn man aber die Mittel der verschiedenen Medien gleichberechtigt respektiert, kann bei einem solchen Vergleich allerlei interessantes über Dramaturgie und Narration herauskommen. Denn literarische Vorlagen oder Plots vollkommen aus der Betrachtung auszublenden, wird auf Dauer auch zu nichts führen. Irgendwie geht es mir auch auf den Senkel, wie leicht sich Halbwahrheiten verbreiten, weil viele Buchfans und Filmfans sich lieber gegenseitig mit Matsch bewerfen, als sich wirklich ernsthaft in das andere Medium zu vertiefen.
Whale verwendet mehr Stereotypen bei den Figuren und Konstellationen (good ol’ overacting Una O’Connor, er führt Kneipengäste in den allerersten Auftritt des Unsichtbaren ein, sowie eine Geliebte samt feigen Nebenbuhler, und natürlich müssen auch mehr Todesopfer rein), peinlich darauf bedacht, den Zuschauer auch keine Sekunde zu langweilen. Dadurch bekommt die Hauptfigur auch automatisch mehr menschliche Züge, als sie im Buch hatte, wo sie nur in einem Rückblick über das Zustandekommen finanzieller Probleme berichtet. Leider läßt Whale bzw. der Drehbuchautor R.C. Sheriff die Figur des tolpatschigen Säufer-Helfers des Unsichtbaren aus, eine Rolle, die man sich glaubhaft und amüsant von beispielsweise Nigel Bruce gespielt vorstellen kann. Wie auch bei jeder „Dracula“-Verfilmung wird selbstverständlich auch das Finale zu gunsten von mehr Action verändert. Aber eine Hauptfigur, die „unsichtbar“ ist in einem Film, der vom Sichtbaren lebt, das bringt außer der Möglichkeit zu Spezialeffekten auch eine weitere Ebene, die Ebene hinter dem Sichtbaren, ein Hörspielcharakter im Film. Das spätere Quasi-Remake Hollowman ist in manchen Momenten (die Verwandlung, der Charakter des Forschers) näher an Wells’ Roman dran als Whales Film, aber besser macht es ihn nicht unbedingt – schon allein weil man Kevin Bacon vorher sieht – er bleibt für den Betrachter der unsichtbare Darsteller, nicht bloß ein Nichts mit einer Stimme.
Daß „Der Unsichtbare“ als Film mehr taugt als als Buch, liegt nicht daran, daß James Whale ein größerer Künstler war als H.G. Wells – die Forsetzungen der Universal beschränkten sich auf Nummernrevuen von Taschenspielertricks – sondern in der von vorneherein filmischen Qualität des Stoffes.
#234
Geschrieben 28. Dezember 2004, 01:59
Italien 1964 Regie: Renato Polselli
Auch wenn der Titel phantomhaftes impliziert, haben wir es hier mit einem waschechten Vampir zu tun. (Wobei man Vampire nicht mit fließendem Wasser waschen sollte.) Filme, die mit Traumsequenzen anfangen, haben es manchmal schwer, mit dem Einstieg schrittzuhalten. Und das ist schon eine ordentliche Traumsequenz, mit durchsichtigem Fummel, unvorhersehbaren Kameraspielereien, duften Grüften und plötzlich auftauchenden Glasscheiben. Da die Protagonisten einer Tanzkompanie angehören, gibt es natürlich auch Höschen, Lesben und einen Haufen Tanznummern zu sehen. (Skelettkostüme, anyone?) Giuseppe Addobbati alias John MacDouglas macht eine passable Figur als Hauptsauger und sieht aufgrund der Augenbrauen bei manchen Einstellingen so aus wie Martin Landau, wenn er den Lugosi macht, obwohl sein Erscheinungsbild wohl eher an Christopher Lee orientiert ist. Einen ähnlich visuellen Impact wie die anfängliche Traumsequenz haben leider nur noch die Szenen, die in des Vampirs, ehem, „Vorratskeller“ spielen: Hier wurde die Nebelmaschine höher aufgedreht als normalerweise üblich und man sieht teilweise nur einzelne Körperpartien der Figuren. Hat was.
#235
Geschrieben 31. Dezember 2004, 06:02
USA 2003 Regie: Andy & Larry Wachowski
Lawrence Fishburne trifft auf Terence Fisher und letzterer geht als Sieger hervor, und das vollkommen ohne Sonnenbrille. Brides of Dracula gibt es trotzdem immer noch nicht auf DVD. Bei der Verfolgungsjagd wurde uns bald fad, und wir entschieden uns Li Feng - die einarmige Schwertkämpferin anzusehen.
#236
Geschrieben 02. Januar 2005, 23:09
Türkei 1973 Regie: Yilmaz Atadeniz
Da schau her: Ein türkisches Remake eines 40er Jahre Serials (The Mysterious Dr. Satan) und es sieht teilweise so aus, als hätte sich in der ganzen Zeit nichts geändert. Klar, die Sprache und die Locations sind anders, und das Ganze ist auch in Farbe, aber was Dramaturgie und den Killer-Roboter betrifft, sind kaum Unterschiede auszumachen. Es gibt hier freilich noch ein bißchen James Bond-Feeling (incl. Original-Score) und – was mich in einem türkischen Film dann doch verblüfft hat – sogar eine Topless-Szene. Und es macht auch nichts aus, wenn man kein Wort versteht, da das Tempo sehr hoch ist: Serialtypisch folgt ein Cliffhanger dem nächsten (dauernd irgendwelche Schlägereien oder Fesselungen) und unterhaltsam in seiner Unbekümmertheit ist das alles auch sehr, und da ist es auch egal, wenn nicht ganz deutlich wird, wann der Held warum sein Kostüm anzieht, und daß er mit Kostüm jetzt auch nicht unbedingt toller kämpft als ohne. Frage mich allerdings, warum alle Autos in diesem Film hellblau sind – oder ist das türkis?
#237
Geschrieben 02. Januar 2005, 23:11
GB 1989 Regie: Herbert Wise
Von gewaltigen Vorschußlorbeeren bedacht – fast jeder Engländer im Netz findet den Film unheimlich „scary“ oder „creepy“, was ich mir nach einigen gelungenen BBC-Produktionen auf diesem Gebiet auch durchaus vorstellen konnte – fällt das Ganze dann leider doch etwas enttäuschend aus. Basierend auf einem Roman von 1983 hatte ich irgendwie erwartet, dem Geistergeschichten-Subgenre wäre hier noch die ein oder andere modernere Façette hinzugefügt wurden, aber abgesehen vom eher untypischen Protagonisten ist das hier business as usual. Nichts gegen altmodische Geschichten und Vorgehensweisen, aber dafür fehlt hier der letzte Schliff in der Inszenierung. Die Locations sind fabelhaft und auch die Darsteller machen einen guten Job, aber gerade die Sequenz, die wohl die erschreckendste des ganzen Films sein sollte, ist fürchterlich mißlungen: Hier hat man sich wohl zu stark an den Konventionen einer Fernsehproduktion orientiert, statt einen Blick in die Schatzkiste der Filmgeschichte zu werfen, wo man allein schon in den Sixties ein Dutzend Beispiele findet, wie man so was besser macht. Ein Rohrkrepierer ist der Film bestimmt nicht – dafür gibt’s schon noch ein paar gelungene Momente – aber ein übersehener Klassiker sieht meines Erachtens auch anders aus.
#238
Geschrieben 02. Januar 2005, 23:15
GB 2000 Regie: Steve Bendelack
Als die Serie zum ersten Mal in Deutschland lief, bin ich irgendwann beim Zappen mal drauf ausgekommen, war vollkommen überfordert und zappte weiter. Irgendwann später las ich jedoch dieses sympathische Buch, das einer der Drehbuchautoren verfaßt hatte und bekam auch mit, daß die Serie wohl als Parodie auf Horrorfilm-Ästhetiken lesbar ist und gab dem ganzen noch eine Chance. In der Synchronisation wohl nicht optimal, aber die UK-DVDs sind irgendwie immer noch viel zu teuer. Nach 1-2 Folgen kam ich dann in das Ganze rein, das nicht nur von dutzenden Zitaten lebt, sondern auch von den Entwicklungen der Figuren und einer eher ungewöhnlichen Erzählstruktur. Ein Quereinstieg ist deshalb relativ knifflig, aber das „Christmas Special“ bietet sich nicht nur deshalb an, sondern auch weil es wohl das absolute Highlight der ganzen Serie ist.
Aufgebaut ist das ganze wie ein Amicus-Episodenfilm, anders als bei diesen steigert sich die Qualität der Episoden allerdings zum Ende hin. Angefangen mit einer Voodoo-Geschichte nebst Eyes Wide Shut-Verarsche geht es über die Vampir-Erzählung eines britischen Schülers, der beim Duisburger (!) Knabenchor mitsingen soll (das wortspielreiche Englisch-Deutsch-Schlamassel wurde in der Synchro glücklicherweise größtenteils beibehalten) zur auch stilistisch ausgereiftesten Episode eines verfluchten Tierarztes, die Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Hier stimmt nun alles: Von der Kamerafahrt durch einen Hörsaal um die Cushingeske Hauptfigur über die Ankunft in einem abgelegenen Ort im Dauerregen bis zum absurd-blutigen Finale. Die Gags sind zuweilen etwas derb und auch manchmal ziemlich platt, den ein oder anderen Lacher hat aber jede Episode zu bieten. Abgerundet wird das ganze durch die Rahmenhandlung um eine widerwärtige Pastorin mit Kindheitstrauma. Wem Monty Python schon zu hysterisch sind, der wird auch mit dieser Truppe nichts anfangen könnten, aber Fans von britischen Horrorfilmen sollten hier unbedingt mal reingucken, das Christmas Special wird jetzt schon seit drei Jahren zur Weihnachtszeit im Pro7-Nachtprogramm versteckt, vielleicht nächtes Jahr wieder... (oder die DVDs werden billiger, weil nächstes Jahr auch ein Kinofilm der Truppe angekündigt ist, auf den ich schon gespannt bin – schon die Fernsehserie ist stilistisch innovativ und hochprofessionell, allein Kamera, Ausstattung und Musik schlagen bereits jetzt den ein oder anderen Blockbuster.)
#239
Geschrieben 03. Januar 2005, 21:41
Mexiko 1968 Regie: Ismael Rodriguez
Was haben die Mexikaner gemacht, um gestandene Mimen wie Basil Rathbone, John Carradine und Cameron Mitchell in diesen Film zu locken? Irgendwelche Drogen in die Drinks getan und heimlich abtransportiert? Den überdrehten Spaß, den die Darsteller offensichtlich an ihren Figuren gehabt haben, legt die Vermutung nahe, daß auch weitere Drogen im Spiel gewesen sind. Sowohl Rathbone als Geist, der kaum anderes zu tun hat, als sich mit seinem genervten Skelett zu unterhalten, als auch Carradine als Teufel und Mitchell als Mad Scientist mit zwei Brillen übereinander (hätte er die ständig aufgesetzte Schweißerbrille nach vorne geklappt, wären es sogar drei), waren entweder vom Catering begeistert oder einfach nur froh, nicht immer nur bierernst gucken zu müssen. Das restliche mexikanische Ensemble agiert aber auch nicht zurückhaltend, und die Inszenierung erst recht nicht, wie an einigen Slapstick-Einlagen zu erkennen ist. Die Hysterie kommt in der spanisch gesprochenen Fassung deutlich zur Geltung und dürfte in der englischen Version eher untergehen. Die Bedeutung der Dialoge kann man sich auch so ausmalen. Mit Buntstiften.
Hier ein Review aus einer anderen Perspektive (das selbe Sofa, etwas weiter links.)
#240
Geschrieben 03. Januar 2005, 22:11
USA 1986 Regie: Bret McCormick
Nach Handauflegen auf den Fernsehapparat hustet Mutter einen Tumor aus, der dann zum Sohnemann ins Bett kriecht, von diesem auch wieder ausgesondert wird, wächst und THE ABOMINATION wird. Es gibt kein Entkommen vor THE ABOMINATION. Einmal auf der Erde, verschluckt und frißt sie (Es? Er?) alles. Sohnemann besorgt das Material aus seinem Freundeskreis. Was in einer blutigen Küche begann, wird bald die Erde beherrschen.
Der Film selbst beschränkt sich auf die blutige Küche (von einer zuweilen auftauchenden blutigen Stoßstange abgesehen) und denkt man zunächst, jemand hat einfach den Trailer mit allen Splatter-Effekten vor dem Film auf die DVD gepackt, merkt man kurze Zeit später, als der Protagonist erschreckt aus dem Schlaf hochfährt (nicht einmal, nicht zweimal, nein, sieben mal) daß dies schon der Prolog des Films ist, der sich damit auf die Brechtsche Theater-Tradition besinnt. Was gezeigt wird, ist unwesentlich, der Zuschauer wird dazu angehalten, sich auf das wie zu konzentrieren. Diese Vorgehensweise bei einem Amateurfilm, bei dem anscheinend niemand auch nur annähernd davon Ahnung hatte, wie man einen glaubwürdigen Horrorfilm inszeniert oder spielt, kann man nicht anders als sehr tapfer nennen. Und geht man danach zum Küchenschrank, um etwas beruhigendes zu holen, hört man immer noch die sich ins hysterische überschlagende Stimme des Hauptdarstellers: Es gibt kein Entkommen vor THE ABOMINATION. Fürwahr nicht.
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