The Diarrhoea Diary
#661
Geschrieben 29. März 2008, 02:13
Türkei 1974 Regie: Duygu Sagiroglu
Auch das ist Türkploitation: Ein extrem propagandistisches Stück zum Zypern-Konflikt. Cüneyt Arkin erschießt bereits in der ersten halbe Stunde gefühlte 500 Griechen (und scheinbar auch einige UN-Blauhelme), die Griechen selbst erschießen am liebsten Frauen und Kinder. Zudem quälen sie Senioren und vergewaltigen anständige türkische Frauen in orthodoxen Kirchen. Cüneyts Freundin wird im Finale Bonnie & Clyde-mäßig in Zeitlupe von Maschinengewehren zersiebt, der griechische General ein wenig später freilich auch. Das steigert sich zwar alles ganz beachtlich, aber der Kriegsfilm war nie so ganz mein Genre und die zahlreichen mit Stock Footage angereicherten Manöver fand ich ein wenig fad. Erwähnt sei aber noch die Verwendung des Titelthemas von Mein Name ist Nobody bei einer romantischen Szene.
#662
Geschrieben 03. April 2008, 00:25
Frankreich / Italien 1973 Regie: Alain Jessua
Hélène (Annie Girardot) ist reich und erfolgreich, aber schon ein bißchen in die Jahre gekommen und gerade von ihrem jüngeren Geliebten verlassen worden, so daß ihr der Vorschlag eines Freundes, die Klinik des Dr. Devilers (Alain Delon) aufzusuchen, ganz gelegen kommt. Diese liegt nicht nur extrem idyllisch am Meer, auch scheint der Doktor eine wirksame Verjüngungskur entwickelt zu haben. Nach einer Menge Spaß mit opulenten Abendessen, gemischter Sauna nebst anschließendem Nacktschwimmen stellt Hélène jedoch fest, woraus des Doktors Wundermittel wirklich besteht...
Eine moderne Vampirgeschichte, die statt der spitzen Zähne das ebenfalls bereits in "Dracula" angelegte Muster der Oberschicht, die Unterprivilegierte aussaugt, weiter ausbaut. Das funktioniert alles ganz fein, wozu neben den Darstellern und den tollen Locations auch der überaus bittere Humor beiträgt, der sich bis über das Filmende hinauszieht. Und falls sich jemand über den letztgenannten englischen Titel des Films wundert, ja, hier gibt es full frontal nudity nicht zu knapp, unter anderem auch dem eiskalten Engel sein Schwengel.
#663
Geschrieben 03. April 2008, 22:50
USA/Australien 2007 Regie: Oliver Hirschbiegel
Neue Aspekte sucht man in dieser Version vergeblich, daß aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und die politische Weltlage einbezogen werden, ist ja quasi schon eine Selbstverständlichkeit. Stattdessen gibt es familiengerechte Mutter-Sohn-Protagonisten und ein sehr bescheidenes Ende, das die Botschaft, die man in den früheren Versionen gratis und franko mitgeliefert bekam, noch mal dick mit Filzstift unterstreicht, damit es auch der letzte Idiot kapiert. Ein vollkommen uninteressanter und spannungsloser Film ist es dennoch nicht geworden – dafür ist das Potential der Geschichte einfach viel zu groß.
#664
Geschrieben 06. April 2008, 21:55
USA 2007 Regie: George A. Romero
Romero fängt noch mal von vorne an und das mit der mittlerweile wie noch nie um sich greifenden Handkamera-Taktik. Persönlich finde ich bei Seuchenfilmen die Ausbreitung der Krankheit immer spannender als eine "after the fact"-Ausgangssituation und der multiperspektivische Ansatz erweist sich als durchaus reizvoll. Der Humor wirkt, auch wenn einige der Gags gar nicht schlecht sind, etwas störend, und richtig Neues gibt es auch nicht zu sehen, aber anders als der Vorgänger Land of the Dead konnte mich der Film streckenweise erfolgreich mitreißen.
#665
Geschrieben 06. April 2008, 22:10
Großbritannien / USA / Südafrika 2008 Regie: Neil Marshall
Beginnend mit einer durchaus reizvollen Ausgangssituation – Schottland und Teile Nordenglands werden nach Ausbruch einer Seuche "abgeriegelt" und sich selbst überlassen – hatte ich mich schon auf ein paar interessante Bilder von ausgestorbenen Städten gefreut, aber was kam dann? Ein nerviger, peinlicher Rückfall in die 80er Jahre mit Mad Max-Punkern, die Popsongs der Dekade hören, einem albernen Mittelalter-Einschub sowie am Schluß eine viel zu lange, unübersichtlich und hektisch montierte Verfolgungsjagd. Bob Hoskins und Malcolm McDowell haben zwar "wichtige" Rollen, aber kaum Screentime. Was hätte man aus dem Budget alles machen können! Stattdessen bekommt man den Eindruck, hier einem Kind zuzusehen, das sich ganz tolle Geschichten mit seinen Lieblings-Playmobil-Figuren ausdenkt.
Bearbeitet von pasheko, 06. April 2008, 22:19.
#666
Geschrieben 06. April 2008, 22:21
Hong Kong 1981 Regie: Jen Chieh Chang
Wer sagt eigentlich, das Hong Kong-Horror nicht lehrreich sein kann? Immerhin weiß ich jetzt, wenn einem eine Hexe die Gedärme rausholt und Schlangen reintut, darf man anschließend drei Tage lang nichts trinken. Nach dem bombastischen Intro widmet man sich erst einmal den lustigen Streichen des Hoteljungen Ding Dong. Dieser verkuppelt den gutaussehenden Fremden Ku mit der reichen, hübschen Shirley, sehr zum Verdruß eines ständig schlecht gelaunten Hotelangestellten, der noch bei Mama wohnt und auch ein Auge auf die Dame geworfen hat. Später sehen mehrere Leute einen grünen Geist und kotzen grünen Glibber und Kriechtiere aus. Der englische Titel ist wohl mehr im übertragenen Sinne gemeint, entpuppt sich Ku doch als mieser Drecksack, der Geld verplempert und Frauen schlägt. Aber auch ohne richtigen Teufel ist das hier mal wieder sympathischer over-the-top-Irrsinn.
#667
Geschrieben 06. April 2008, 22:37
Frankreich / Schweiz 2007 Regie: Xavier Gens
Nach einem inmitten von Unruhen durchgeführten Überfall flüchtet eine Gruppe Jugendlicher aus den Pariser Banlieues Richtung Norden. Ihr Ziel ist eine Abtreibungsklinik in Amsterdam, doch dummerweise machen sie zunächst Halt in einem abgelegenen Motel, das von einer seltsamen Familie geleitet wird, die unter der Knute des Nazi-Papas steht...
Wieder mal eine Texas Chainsaw Massacre-Variation, die kaum nennenswerte eigene Ideen zu bieten hat. Zwar sind die oft während der Dämmerung gefilmten Locations durchaus reizvoll, aber wenn der Papa dann auch noch Deutsch spricht, was er nicht so richtig kann, schneidet man sich ein wenig ins eigene Fleisch. Dabei wird hier eigentlich schon genügend Fleisch geschnitten.
#668
Geschrieben 11. April 2008, 00:53
Japan 2005 Regie: Kôji Shiraishi
Wieder mal Authentifizierungs-Strategie: Diesmal ist es ein Dokumentarfilm eines Filmemachers, der kurz nach Fertigstellung auf mysteriöse Art und Weise verschwand. Statt reinem gefundenem Material gibt es hier also schon einen fertig editierten Film, der wiederum auf "authentischem" Footage basiert. Ursprünglich begab sich der Filmemacher nur auf die Suche nach einem verschwundenen Mädchen, das über einen verblüffend ausgeprägten sechsten Sinn verfügte, doch während seiner Recherchen stößt er auf weitere Rätsel sowie einige bemerkenswerte Personen: Hori kleidet sich in Alufolie, damit er von "ektoplasmischen Würmern" abgeschirmt ist, die junge Marika steht nachts unbewußt auf und formt seltsame Knoten aus Haushaltsgegenständen, während die exzentrische Junzo seit der Teilnahme an einem Ritual meint, die Stimme Gottes zu vernehmen...
Ich habe ja sowohl ein Faible für "Detektive des Übernatürlichen" als auch für Geschichten, in deren Verlauf sich ein historisches, schon lange währendes Grauen offenbart. Noroi bietet beides und wird, sobald sich die anfangs willkürlich wirkenden Puzzle-Stücke langsam zusammenfügen, zu einer mordsspannenden Angelegenheit. Irgendwie unfassbar, daß dieser verdammt clever konstruierte Film kaum zur Kenntnis genommen wurde, vermeidet er doch auch sämtliche der seit Ringu überstrapazierten typischen J-Horror-Stilmittel und Motive. Aber vielleicht machte ihn gerade das für Vermarkter der immer gleichen Suppe uninteressant.
#669
Geschrieben 16. April 2008, 00:28
Italien / Frankreich 2006 Regie: Michele Soavi
Nach einem Sprengstoffanschlag mit ungeplantem Todesopfer flüchtet der linke Aktivist und Terrorist Giorgio nach Mittelamerika, wo er am Guerillakrieg teilnimmt. Dort stumpft er zunehmend ab und ist bald bereit, aus Eigennutz die eigenen Genossen und Freunde zu verraten. Zurück in Italien, geht er einen Pakt mit einem korrupten Polizisten ein, der ihn nach einigen skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogenen Coups so reich macht, daß er einen Platz beim ehemaligen Klassenfeind, den oberen 10.000 wahrnehmen kann...
Soavis erster Kinofilm nach Dellamorte Dellamore und zahlreichen TV-Arbeiten ist ein zynisches Gangster-Thriller-Drama, dessen Protagonist zunächst seine Ideale, schließlich dann sämtliche menschliche Regungen und Gefühle verliert. Wenn auch der parabelhafte Charakter der Geschichte sich teilweise explizit auf italienische Verhältnisse bezieht, bleibt immer noch genügend universelle Bitterkeit, die sich in den über die Laufzeit des Films immer grausamer werdenden Taten der nach Macht und Anerkennung süchtigen Hauptfigur manifestiert. Ein knallharter, rigoros inszenierter Ritt – daß meine Sichtung eher zufällig mit der Wiederwahl Berlusconis zusammenfiel, macht das Ganze nicht unbedingt verdaulicher.
#670
Geschrieben 22. April 2008, 01:06
Brasilien 1997 Regie: Andrea Pasquini
Eine in einem abgelegenen Landhaus wohnende Familie stellt die äußerst unschuldig wirkende Maria als neues Hausmädchen ein. Sie ahnen nicht, daß diese Satanismus, Blut und Verderben im Gepäck hat...
Hm, irgendwie hatte ich nach diesem Titel einen Episodenfilm erwartet, war aber nicht. Stattdessen wird wohl Bezug genommen auf eine Sammlung mit Horrorgeschichten von José Mojica Marins, die einer der Protagonisten während des Films liest. Coffin Joe ist auch selbst mit von der Partie in einer kleineren Rolle als Geist eines Priesters, sowie in zahlreichen Einschüben, bei denen er auf einem Totenkopf-Thron sitzt, über das Böse philosophiert und sich von halbnackten Frauen bedienen läßt. So ein Leben möchte ich auch mal haben! Der Film ist dann eher auch nur für die Leute zu empfehlen, die jede Obskurität gesehen haben müssen, die sehr niedliche Hauptdarstellerin hat zwar zahlreiche Nacktszenen, aber ansonsten dauert es ziemlich lange, bis mal etwas passiert, und passieren tut dann nicht mal besonders viel.
#671
Geschrieben 24. April 2008, 23:51
USA 1943 Regie: Benjamin Stoloff
Seitdem ein kopfloser Geist in der Mine spukt, gehen die Einwohner eines kleines Ortes in Cornwall lieber in die Kneipe saufen, statt zu arbeiten. Die bietet zudem einen vehement entstellten Wirt, der ständig eine Henkerskapuze trägt. Als in einer nebligen Nacht ein fremder Doktor im Ort auftaucht, halten ihn die Dorfbewohner bald für einen deutschen Spion...
Durch die vielen Bezüge auf den zweiten Weltkrieg wird schon recht bald klar, daß man es hier nicht mit einem dem Übernatürlichen zugewandten Horrorfilm zu tun hat, aber der Streifen wurde so was von mit der Nebelmaschine vollgepustet, daß es eine wahre Freude ist. Die Auftritte des kopflosen Geistes, der seine Opfer enthauptet, sind ebenfalls recht schaurig geraten, und am Schluß offenbart sich ein gar bizarrer Plot eines bösen Deutschen. Das ist zwar alles an vielen Ecken recht angestaubt, aber ich fand es immens kurzweilig.
#672
Geschrieben 03. Mai 2008, 00:36
Australien 1978 Regie: Colin Eggleston
Ein junges Ehepaar sucht zum langen Wochenende einen entlegenen Strand auf. Schon auf der Hinfahrt wird klar, daß ihre Beziehung ein wenig kriselt, nicht nur verfahren sie sich zunächst, auch hat sie keine Lust auf Natur, während er gerne surft und mit seinem neuen Gewehr ziellos durch die Gegend ballert. Beiden gemein ist jedoch eine ziemliche Egozentrik ohne Rücksicht auf Verluste, vor allem die Umwelt ist ihnen ziemlich egal. So staunen sie nicht schlecht, als die Tierwelt in der paradiesischen Einöde plötzlich äußerst aggressive Züge offenbart...
Äußerst packend inszenierter Öko-Thriller, der vor allem im letzten Drittel ein echter Nagelbeißer wird. Schon zuvor schaffen die nächtlichen Schreie einer verletzten Seekuh eine recht ungemütliche Atmosphäre, aber wenn der Ehemann schließlich alleine am Lagerfeuer sitzt, von einem undefinierbaren Geräusch nach dem anderen umzingelt, ist seine Panik nur allzu nachvollziehbar. Es ist wohl auch die geschickte Verwendung von Leerstellen und nicht genauer erklärten Details, die die Bedrohung hier neben einer stets vorhandenen Deutungs-Ambivalenz so unheimlich werden läßt. Falls ich irgendwann mal nach Australien komme, werde ich bestimmt keine Abfälle an den falschen Stellen hinterlassen.
#673
Geschrieben 05. Mai 2008, 22:47
Mexiko 1960 Regie: Roberto Gavaldón
Der arme Holzfäller Macario ist zwar ein wenig einfältig, hat aber ein Herz aus Gold. Da er aber ständig mit ansehen muß, wie sich seine Arbeitgeber die Bäuche mit allerlei Köstlichkeiten vollschlagen, während seine eigenen Kinder ihn mit hungrigen Augen anstarren, fast er einen Entschluß: Er will so lange keinen Bissen mehr zu sich nehmen, bis er sich richtig satt essen kann. Seine verzweifelte Frau ergreift dann die Gelegenheit, einen Truthahn zu stehlen, um diesen ihrem Mann zu schenken. Als Macario ihn jedoch morgens im Wald alleine verzehren will, begegnen ihm seltsame Fremde, die ihn um einen Anteil bitten...
Und das ist gerade mal der Anfang dieser wundervollen Geschichte voller Warmherzigkeit und Fantasie. Die recht allegorische Vorlage von B. Traven wird in eindrucksvolle Bilder verpackt und von einem tollen Ensemble dargeboten. Zu meckern gibt’s hier nichts!
Als Fußnote sei noch zu erwähnen, daß sich hier die Szene findet, von der Jerry Garcia (Grateful Dead) meinte, er hätte sie im Saragossa Manuscript gesehen, als er sich für eine Restauration des Films engagierte. Hat er sich wohl vertan, aber eine gute Tat war es so oder so.
#674
Geschrieben 08. Mai 2008, 23:46
Deutschland 2007 Regie: Oliver Nauerz / Katrin Seger
Im konservativen Bayern hatte man es als Punkrocker in den frühen 80ern besonders schwer. Da wurden dann schon mal 14jährige wegen einer Textzeile vom Ministerpräsidenten Strauß vor den Kadi gezerrt und wären bei Strafmündigkeit wohl auch eingebuchtet worden. Zudem gab's von Polizisten, schwarzen Sheriffs und Bierzelt-Spießern schon allein wegen der Frisur aufs Maul. Grund genug, um so deftiger auf die Kacke zu hauen...
Diese quasi ohne Budget entstandene Dokumentation über Punk in München ist selber so vom Punk-Spirit durchtränkt, daß es eine wahre Freude ist. Beginnend mit einem gemütlich-bayrisch erzählten Abriß über Anarchisten, Aufstände und Ausnahmekünstler aus München vom frühen 19. Jahrhundert bis 1977, werden anschließend Original-Aufnahmen mit zeitgenössischen Interviews der damaligen Protagonisten kontrastiert, und danach Münchner Punks von heute befragt. Die Gestaltung der Interviews wurde dabei zu großen Teilen den Interviewten selbst überlassen, und so ist nicht nur für Abwechslung gesorgt, sondern wird auch verdeutlicht, was für ein im wahrsten Sinne des Wortes bunter Haufen diese Punk-Szene eigentlich war und ist. Da gibt es einerseits die künstlerisch-intellektuelle Schiene, die ohne Punk ihre wirren Ideen kaum in die Öffentlichkeit getragen hätten; die bodenständigen Drei-Akkorde-Freunde, die auch noch nach 20 Jahren den Iro hochtoupieren; die scheinbar ins bürgerliche Lager gewechselten, die im Kopf aber immer noch Punk sind; sowie die total Durchgeknallten, die in keine Schublade passen. Das Ganze ist äußerst kurzweilig mit viel Humor montiert und fährt einige tolle Songs auf, wobei glücklicherweise mehr auf Authentizität denn auf tolle Tonqualität Wert gelegt wurde.
Den Film habe ich übrigens nicht im Kino, sondern im AZ Aachen gesehen: Durch die neuen technischen Entwicklungen – Beamer kosten nicht so viel Geld wie ein Projektor, und eine selbstgebrannte DVD ist schnell verschickt – entstehen momentan Möglichkeiten der Filmvorführung, die die gewohnte aufwendige Struktur über Verleiher und dergleichen aushebelt. Und, ja, auch das ist Punk.
#675
Geschrieben 10. Mai 2008, 17:04
Italien 1973 Regie: Luigi Batzella
Franz Schiller findet heraus, daß der Ring der Nibelungen sich in Transsylvanien befindet, im Schloß Dracula. Dicht gefolgt von seinem Zwillingsbruder Karl (beide Mark Damon), lernt er dort eine betörende Gräfin (Rosalba Neri) kennen. Zudem steht die Nacht des Jungfrauenmondes bevor, bei der alle 50 Jahre fünf Jungfrauen aus dem Dorf auf mysteriöse Art und Weise verschwinden...
Trotz viel Blut und Nacktheit ein hübsch altmodisch inszenierter Vampir-Streifen, der neben den Hammerfilmen auch Edgar Allan Poe und Tanz der Vampire aufgreift. Vor allem die Rituale von Frau Neri können ordentlich Atmosphäre verbreiten. Der glatzköpfige Vampir ist nicht sehr überzeugend, aber zum Finale hin gibt's sogar eine Riesenfledermaus! Nicht unbedingt ein Klassiker, da es doch ein wenig am handwerklichen Geschick mangelt, um z.B. an die Bava-Klassiker heranzureichen, aber doch ein recht hübscher Zeitvertreib. Regisseur wie Komponist haben vorher Western gemacht und gelangten später zum Lagerfilm. Ist in Italien aber wohl auch keine Seltenheit.
#676
Geschrieben 16. Mai 2008, 22:33
USA 1974 Regie: John Newland
John lebt mit Latzhose, Hut, Hund und Gitarre bei seinem Großvater tief in den Appalachen. Es ist Familientradition, gegen das Böse zu kämpfen, doch als Opa dabei draufgeht, muß John alleine weiter machen, mit Hilfe einer Gitarre, deren Saiten aus reinem Silber sind. Am Anfang zieht es sich etwas, aber in der Mitte wird es schon fein mit Susan Strasberg als Hexe und vor allem dem "Ugly Bird", der wie eine etwas kleinere Variante von The Giant Claw aussieht und sich aus heiterem Himmel auf unseren Helden stürzt. Danach flacht es wieder etwas ab mit einem wunderlichen Baumwollpflücker-Gleichnis, aber wenn Hillbilly John mit seiner Gitarre des Guten in der letzten Einstellung auf das weiße Haus zuschlendert, ist alles wieder in Ordnung.
Basierend auf einen Roman von Manly Wade Wellman, der mehrere Legenden aus der Gegend zusammenfasste, ist das hier mal wieder so ein Fall von gewagtem Konzept, das am Zielpublikum gnadenlos vorbeigeschreddert ist. Man hatte wohl einen Hippie-Helden ala "Billy Jack" im Visier, aber irgendwie paßte da die Hillbilly-Rückständigkeit ebenso wenig dazu wie die übernatürlichen Elemente. Mir ist das allerdings egal, denn ich mochte die folkloristischen Episoden und auch die Songs.
#677
Geschrieben 25. Mai 2008, 02:18
Indien 1979 Regie: Rajkumar Kohli
In einer bestimmten Provinz Indiens stirbt man, wenn man zur Hochzeit ein rotes Kleid anzieht. Das hat alles mit einem ehemaligen Edelmann zu tun, der in der Hochzeitsnacht von seiner Braut im roten Kleid vergiftet wurde und in der Folgezeit als Geist oder Werwolf alle Frauen in roten Fummeln mit ins Jenseits nimmt.
Dieser Film gilt als das erste Beispiel der "New Wave" des Bollywood-Horror, wo nicht nur melodramatische Geister der Liebe wegen in alten Bauten herumspuken, sondern auch knallhart mit Spezialeffekten durch die Gegend erschreckt und geblutet wird. Nach dem ersten Drittel wird das Tempo allerdings ziemlich zurückgeschraubt und es geht hauptsächlich um irgendein Liebesgeklüngel, der Horror kehrt erst wieder im Finale zurück. Auch habe ich nicht ganz kapiert, wie die Bräute alle plötzlich in die Höhle vom wilden Wutz gekommen sind, um gemordet zu werden. Verliebt habe ich mich allerdings in die Sequenz, in der man den Werwolf von hinten sieht, sein Opfer geht von rechts nach links durchs Bild, der Kopf des Werwolfs macht eine 360-Grad-Drehung, und erneut kommt das Opfer rechts ins Bild. Hatte was von dem tollen Moment in Operazione Paura, in dem der Protagonist ständig durch den selben Raum läuft, um sich schließlich selbst zu begegnen. Auch sonst gibt es ein paar schicke Stellen mit irrem Gezoome, schnellen Schnitten und Farbfiltern, aber spätere indische Horrorfilme wie z.B. Veerana sind insgesamt wesentlich kurzweiliger.
#678
Geschrieben 15. Juni 2008, 04:16
GB 1977 Regie: Clive Donner
Man muß sich schon wundern, wie aktiv dieser Gene Roddenberry war: Hier verfaßt er ein weiteres Konzept für eine Serie, die aber über den Pilotfilm leider nicht herauskam. Robert Culp ist der skeptische Wissenschaftler und Held, der sich mit übernatürlichen Begebenheiten konfrontiert sieht. Trotz veritabler Spannungsmomente z.B. an einem Hünengrab zieht sich das Ganze leider ziemlich und klotzt erst im Finale richtig rein, inklusive Titten und einem unglaublichen Kröten-Mann.
Gegen eine Fortsetzung der Serie hätte ich nichts gehabt, waren hier doch brauchbare Darsteller am Werk (neben John Hurt, Gig Young, Gordon Jackson und James Villiers auch die Gattin des Drehbuchautors Majel Barrett), aber es hat nicht sollen sein. Die Schwächen lagen da wohl hauptsächlich an den Längen des Drehbuchs, ansonsten wäre hier durchaus ein britisches Pendant zu „Kolchak – The Night Stalker“ und ein Vorläufer von „The X-Files“ drin gewesen.
#679
Geschrieben 21. Juni 2008, 16:26
Italien/Spanien 1977 Regie: Francesco Barilli
Kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs: Zusammen mit ihrer Mutter bewirtschaftet die junge Rosa ein idyllisch am See gelegenes Hotel. Die Gäste bestehen allerdings hauptsächlich aus schmierigem Gesindel, von denen einige Rosa an die Wäsche wollen. Sehnsüchtig erwartet sie die Rückkehr ihres Vaters aus dem Krieg, dem sie ständig Briefe schreibt. Doch als ihre Mutter bei einem "Unfall" stirbt, sieht Rosa sich vollkommen allein gelassen...
Der Regisseur des wunderschönen und bitterbösen Perfume of the Lady in Black does it again: Zwar ist Pensione Paura über weite Strecken mehr Drama als Horrorfilm, als solches aber sagenhaft fotografiert und gespielt, so daß es kaum eine Rolle spielt, daß es nur wenige richtige Schock-Momente gibt. Die Bitterkeit ist ebenso allgegenwärtig: Alle Erwachsenen, bis hin zum Dorfpfarrer, sind nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert, die schwierige wirtschaftliche Situation scheint bei allen nur die negativsten Charaktermerkmale herauszukehren. Ein trauriger und äußerst sehenswerter Film, dessen Rezeption wohl dadurch erschwert wurde, daß er zwischen den Stühlen sitzt: Für ein "ernstes Drama" sind vor allem die Sex-Szenen zu explizit, für einen Genrefilm ist jedoch die allgemeine Vorgehensweise zu zurückhaltend. Eine DVD-Veröffentlichung mit Untertiteln wäre aber sehr zu begrüßen.
#680
Geschrieben 24. Juni 2008, 01:52
Iran 2005 Regie: Mohammad Hossein Latifi
Die beiden Freundinnen Roya und Shirin freuen sich sehr, als sie endlich die Zulassung zur Uni bekommen haben. Jetzt müssen sie nur noch ihren Vätern verklickern, daß sie dazu in ein abgelegenes Kaff müssen, aber auch das gelingt ihnen recht bald. Der neue Schlafsaal der Uni ist jedoch noch nicht fertig, und so müssen sie zunächst mit einer alten Baracke vorlieb nehmen, die in der Nähe eines noch älteren, verlassenen Gebäudes steht, in dem es den Erzählungen der Einheimischen nach spuken soll...
Es ist schon recht erstaunlich, die Prämisse von Teenager-Mädels, die sich von ihren Eltern loseisen können, die man sonst eher aus amerikanischen Filmen kennt und meist mit ein wenig Promiskuität einhergeht, hier mal in einer vollkommen züchtigen Variante zu erleben. Sex vor der Heirat ist nicht, und das Kopftuch wird freilich auch nie ausgezogen. Wenn man dann noch recht häufige Familien-Szenen und Komödienanteile abzieht, die den eigentlichen Plot zuweilen unterbrechen, kommt unterm Strich ein Film raus, der mit dem westlichen Terrorkino recht viel gemein hat. Die übernatürliche Prämisse mit einigen hübschen Gothic-Momenten hält nicht lange vor und macht Serienmörder-Thriller-Elementen Platz bis es zu einem recht offensichtlich von Texas Chainsaw Massacre inspirierten Finale kommt. Eine höchst interessante Sichtung und ich hoffe, auch mal einige iranische Horrorfilme aus den 50er und 60er Jahren in die Finger zu bekommen.
Bearbeitet von pasheko, 24. Juni 2008, 01:53.
#681
Geschrieben 24. Juni 2008, 23:59
Mexiko 2007 Regie: Gustavo Moheno
Nach zwei Selbstmordversuchen wird die magersüchtige Claudia in ein Heim für schwierige Mädchen gesteckt, das von einer berühmten Psychologin geleitet wird. Dort fallen ihr jedoch bald merkwürdige Dinge auf, die mit dem Tod einer früheren Heimbewohnerin in Zusammenhang zu stehen scheinen...
Weltweit kaum beachtet, gibt es von den herausragenden Filmen Carlos Enrique Taboadas jetzt immerhin Remakes im eigenen Land. Glücklicherweise wurden im Vergleich zum Original hauptsächlich die Figuren, Teile des Plots und die Anzahl der Nacktszenen modernisiert und der mehr auf Atmosphäre denn auf billige Schocks setzende Stil beibehalten. So schleicht auch hier die Kamera oft und lange durch sorgfältig ausgeleuchtete Korridore und in den unheimlichen Momenten kommen mehr Schatten zum Zuge als schnelle Schnitte und lautes Krawumms. Einzig der Videoclip im Abspann reißt einen da ein wenig aus der Stimmung raus. Gebraucht hat es den Film freilich nicht, aber es hätte wesentlich schlimmer werden können. Das zwar schon früher angekündigte, aber wohl noch nicht ganz fertige Remake von Taboadas Meisterstück El Libro de Piedra kann kommen.
#682
Geschrieben 06. Juli 2008, 18:25
GB/USA 1970 Regie: Cornel Wilde
Eine durch Umweltverschmutzung ausgelöste Getreideseuche führt zu weltweiten Hungersnöten, die schließlich auch die Industrienationen erreicht. Gerade im letzten Moment flüchtet die Famile Custance aus London, in dem Aufstände und Anarchie immer mehr um sich greifen. Ihr Ziel ist die abgelegene Farm eines Verwandten, doch auf dem Weg dorthin stellen sie fest, daß sie, um überleben zu können, selbst zu Barbaren werden müssen...
Der Film hat einige Parallelen zu Ray Millands Panic in Year Zero!, neben der Ausgangssituation einer Familie auf der Flucht nach dem Ende der Zivilisation ist auch Regisseur Cornel Wilde eher als Schauspieler bekannt. Seine Endzeit-Vision kommt aber noch wesentlich bitterer daher, da die "Guten" schlußendlich genausoviel morden und stehlen wie der hysterische Mob, vor dem sie flüchten. Dazu gibt es ausgewählte Locations aus dem englischen Hinterland, die zwischen verfallen und pittoresk wechseln, sowie solide Darstellerleistungen, u.a. die Leinwanddebüts von Christopher Neame und der späteren Mrs. Peter Sellers Lynne Frederick. Den Titelsong singt interessanterweise Roger Whittaker, bevor er zum Schmusebriten von deutschen Hausfrauen wurde.
#683
Geschrieben 07. Juli 2008, 21:31
Mexiko 2007 Regie: Rodrigo Plá
Vor einigen Jahren hatte ich einen Traum, in dem ich ein Mitglied einer Bande von lateinamerikanischen Kleinkriminellen war, die nachts in die Bungalows der Reichen einstiegen. Ich verliebte mich, glaube ich, in ein weibliches Mitglied der Bande und wurde zum Schluß von der Polizei angeschossen, aber ganz genau weiß ich das nicht mehr. Dieser Film hat einige interessante Parallelen zu meinem Traum, so daß er mir teilweise wie ein Déjà Vu vorkam. Die Geschichte ist allerdings etwas anders: "La Zona" ist ein vom Rest der Stadt abgeriegeltes Villenviertel, dessen Bewohner sich das Recht auf Selbstjustiz von den örtlichen Behörden erkauft haben. Als drei Jugendliche in eine Villa einsteigen und die Besitzerin ermorden, eskaliert die Situation...
Obwohl so etwas wie die "Zone" noch dystopische Züge trägt, scheint der Gedanke nicht allzu weit hergeholt, vor allem in Gegenden, wo die Unterschiede zwischen arm und reich noch drastischer sind als hierzulande. Durch Korruption wird dieses Machtgefüge stabilisiert und selbst diejenigen, die noch Ideale haben, resignieren irgendwann. Wenn auch im Gewande eines Thrillers, transportiert der Film hauptsächlich diese Umstände – symbolisch dargestellt durch den authentischen Drehort eines Golfplatzes mitten in Mexiko City, von dem man einen herrlichen Blick auf die Slums hat.
Bearbeitet von pasheko, 07. Juli 2008, 21:34.
#684
Geschrieben 11. Juli 2008, 01:02
Frankreich 1983 Regie: Alain Robbe-Grillet
Walter soll einen wichtigen Brief an den Grafen von Korinth überbringen, doch es liegt plötzlich eine gefesselte und verletzte schöne Frau auf der Straße, die ihm schon zuvor in einem Nachtlokal aufgefallen war. Auf der Suche nach Hilfe landet er im Landhaus des seltsamen Dr. Morgentodt...
Robbe-Grillets Film liefert nicht nur offensichtliche Verweise an Film Noir und Stummfilm ab, sondern ist derart mit Versatzstücken der Kulturgeschichte zugepflastert, daß es wohl einige Sichtungen bedarf, um jede Anspielung zu entdecken. Aber auch ohne darüber eine Strichliste zu führen, vermag der Film durch seine entrückte Atmosphäre zu fesseln. Wir haben es hier wieder mit einer Traumsequenz in Spielfilmlänge mit französischem Aroma zu tun, die man in eine Reihe mit Chabrols Alice oder Malles Black Moon stellen kann, wobei Malpertuis von der Stimmung her auch ganz in der Nähe anzusiedeln ist. Ein Reigen betörender Bilder, und wer das Ganze wie Hahn/Jansen auf den Plot herunterbricht und dann unzufrieden ist, muß wohl Fleischtomaten auf den Augen haben.
#685
Geschrieben 12. Juli 2008, 01:24
USA 1955 Regie: David Kramarsky
Außerhalb der Saison ist das Leben langweilig und Scheiße in der Wüste, da fängt Mutti aus Frustration auch schon mal an, einfach so die eigene Tochter zu hassen. Schlimmer wirds, als dann auch noch ein außerirdisches Wesen landet, das zunächst die Gehirne aller Tiere kontrolliert und schließlich auch in menschliche Köpfe vorzudringen versucht...
Nach einem vorbildlich hysterischen Prolog und einem schicken stylischen Vorspann wird leider erst mal die Handbremse angezogen und nicht mehr losgelassen. Abgesehen von Paul Birch sind die Darsteller nicht wirklich talentiert und die spektakulären Momente spielen sich meist im Off ab. Es gibt zwar Sequenzen, die The Birds vorwegnehmen, aber diese werden wieder relativiert, als man nicht sehr erfolgreich versucht, eine Kuh als Bedrohung zu inszenieren. Das Alien selbst ist dann auch nur im Finale recht knapp im Bild. Nach dem Super-Einstieg hat der Film zwar hier und da noch ein paar nette Momente, ist aber alles in allem ein wenig zu unspektakulär und zieht sich streckenweise ziemlich. Da gibt's aus dieser Zeit zu diesem Thema doch wesentlich unterhaltsamere Exemplare.
#686
Geschrieben 13. Juli 2008, 01:03
Südkorea 1965 Regie: Yongmin Lee
Auf dem Weg in eine Ausstellung stellt der Geschäftsmann Lee fest, daß nicht nur das Gebäude absolut menschenverlassen ist, auch sind sämtliche Räume absolut leer, bis auf ein einzelnes Portrait, das seine vor 10 Jahren gestorbene erste Frau darstellt. Es scheint, als sei diese aus dem Totenreich zurückgekehrt, um mit Hilfe einer Katze Rache zu nehmen...
Zu Anfang denkt man ja noch, der Film würde mit einer Traumsequenz beginnen – die leeren Räume, das seltsame Verhalten einzelner Passanten, schließlich eine Taxifahrt, bei der der Fahrer den Protagonisten aufklärt, heute wäre die Nacht der toten Seelen, während man im Wald schemenhafte Gestalten umherirren sieht – aber der Film relativiert das dann doch nicht und macht einfach so weiter. Verwandt mit den "bakeneko"-Filmen aus Japan, wird hier hauptsächlich in hübschen s/w-Scope-Bildern mit vielen Schatten von einem effektiven Score unterstützt unheimliche Atmosphäre generiert, es gibt aber auch Momente größeren Terrors, wenn z.B. der intriganten Zweitfrau nach Angriff der Geisterkatze ein Augapfel herausbaumelt, oder sich die mit dem Hausarzt herummachende Schwiegermutter selbst in eine Muschi verwandelt. Zum Ende hin wird es etwas kitschig-religiös, aber ansonsten ist das solider Old School-Grusel. Regisseur Lee drehte mit Akui ggot auch einen frühen koreanischen Vampirfilm, der dürfte ruhig auch mal ausgegraben werden.
#687
Geschrieben 17. Juli 2008, 23:52
Kanada / USA 1982 Regie: William Fruet
In einem kleinen Nest in den Wäldern Georgias ist Gesetz das, was Henry Silva sagt. Als er einen Typen bei seiner Tochter im Bett erwischt, ihn im Moonshine-Rausch mit ein paar Kumpels teert und federt und anschließend totschlägt, mußte das halt so sein. Zu dumm nur, daß ein paar linksliberale Studenten aus der Stadt gerade in der Nähe zelten wollten und die Tat beobachten...
Nach diversen Beschreibungen hatte ich hier mehr Sleaze erwartet, aber Kurzweil bietet der Film auch sonst genug. Vor allem im Finale wird richtig schön reingeklotzt: Zuerst wird einer der Hillbillys hochsymbolisch von einer Fernsehantenne aufgespießt, dann fährt Henry Silva mit seinem Pickup durch die eigene Hütte, um einen der lästigen Studenten zu erledigen. Anschließend wird er mit Teer übergossen, angezündet und fliegt mit seiner Schnapsbrennerei in die Luft. Spektakulär, kann man nicht anders sagen!
#688
Geschrieben 19. Juli 2008, 03:28
Mazedonien/Bulgarien/Spanien/Italien/Deutschland 2007 Regie: Milcho Manchevski
Nach einem Autounfall liegt der junge Arzt Lazar (genau, wie Lazarus!) einige Tage im Koma und hat Gedächtnislücken. Als er wieder in seine Wohnung und zu seiner Arbeit in Skopje zurückkehrt, macht er einige höchst seltsame Beobachtungen und zweifelt an seinem Verstand...
Ich bin ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits ist der Film etwas zu lang geraten, und in vielen Momenten recht vorhersehbar. Andererseits gelingt es, eine konstant schwebende, fiebrige Atmosphäre zu erzeugen, die explizit auf mazedonische Verhältnisse gemünzt ist, was dem Regissseur wohl auch ein Anliegen war. Den heißen Sommer in Skopje kann man schon beinah fühlen, und man merkt auch, daß hinter der Kamera ein Italiener stand. Die Auflösung ist vielleicht etwas konventionell, aber es fällt schwer, sich nicht in Vesna Stanojevska zu verlieben. Schlußendlich bestärkt mich der Film darin, nach Zaboraveni Mazedonien als Filmland weiter im Auge zu behalten.
#689
Geschrieben 19. Juli 2008, 21:30
Deutschland 2007 Regie: Pierre Hansen
Auf der Suche nach Arbeit gerät die junge Maria von einem absurden Vorstellungsgespräch ins Nächste. Zudem scheinen sich in ihrem Umfeld immer mehr Leute für Vögel zu halten und springen von den Dächern...
Vielversprechender Debüt-Kurzfilm, der nicht nur zahlreiche interessante Ideen bereithält, sondern auch handwerklich weit über dem Durchschnitt liegt. Sowohl die Darsteller, als auch Kamera, Montage und Musik können vollkommen überzeugen und es zeigt sich auch ein gutes Händchen für interessante Aachener Locations. Mehr davon!
#690
Geschrieben 19. Juli 2008, 23:51
Türkei 2007 Regie: Alper Mestçi
Den Wünschen seiner Familie folgend, geht Suat zum Geldverdienen nach Berlin. Dort kann er sich aber nicht wirklich akklimatisieren und wird zudem von schlimmen Alpträumen und Visionen verfolgt...
Leider eine ziemlich zerfahrene Angelegenheit: Während das erste Drittel noch einen interessanten türkischen Blick auf Berlin wirft und im letzten Drittel die Zusammenhänge mit einer sehr drastischen Schlüsselszene geklärt werden, zieht sich das mittlere Drittel, im dem es um Suats metaphysisch-religiöse Heilung geht, ziemlich zäh dahin. Der Plot ist zwar durchaus originell und verwendet noch nicht allzu durchgekaute Ideen, die Inszenierung hingegen ist sehr konventionell geraten, incl. zahlreicher Szenen die durch überdramatische Musik zu penetrant mit Bedeutung aufgeladen werden. Auch gibt es – und ich hätte nicht gedacht, daß ich das mal schreiben würde – definitiv zu viele Traumsequenzen, die die Narration unnötig behindern. Übrig bleiben ein paar interessante Ansätze, aber sonst ein leider viel zu unausgegorenes Werk.
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