The Diarrhoea Diary
#691
Geschrieben 20. Juli 2008, 16:27
Frankreich 1982 Regie: Jean-Pierre Mocky
Ein Ehepaar befindet sich zum Urlaub im Bergort Litan, in dem gerade auch das traditionelle Maskenfest stattfindet. Bald ist aber zu beobachten, daß es zahlreiche Todesfälle unter den Einwohnern gibt, hinter denen eine geheimnisvolle Macht zu stehen scheint...
Ein schönes Beispiel dafür, was im französischsprachigen Raum oft unter "le fantastique" subsumiert wird – hier eine Mischung aus Horror, Science-Fiction und Allegorie. Leider war der Film dialoglastiger als vermutet, so daß ich wegen fehlender Untertitel der Erklärung der Geschehnisse (wenn es denn überhaupt eine gab) nicht ganz folgen konnte. Die größte Faszination übte der Film auf mich aber durch seine atemberaubenden Locations größtenteils in der Ortschaft Annonay aus – verfallende Industriebauten direkt gegenüber gigantischer Felsformationen, endlose Reihen von grauen Gebäuden entlang der Wasserwege, beeindruckende Ruinen mitten in der Natur, und vieles mehr. Mocky, der mit La Grande Frousse einst auch als Erster einen Stoff von Jean Ray auf die Leinwand brachte, verschleiert die Locations noch zusätzlich, in dem er zunächst alles in ständigen Nebel hüllt und im weiteren Verlauf des Films Dauerregen auf die Stadt niederprasseln lässt. Auch ohne die Dialoge zu verstehen, merkt man, daß das hier eine ziemlich eigenwillige Angelegenheit war, die die damaligen Kinozuschauer wohl ziemlich vor den Kopf gestossen haben muß – die maskierten Prozessionen sowie ein wiederkehrendes folkloristisches Musik-Thema erinnern an den Wicker Man, und hier geht es wohl genauso eher um das Erzeugen einer irrealen Stimmung denn das Erzählen einer konventionellen Geschichte.
#692
Geschrieben 22. Juli 2008, 00:57
Kolumbien 1983 Regie: Carlos Mayolo
Ein äußerst rätselhafter und merkwürdiger Film. Um ihn ganz zu begreifen, müßte man wohl einiges mehr über die Geschichte und die Kultur Kolumbiens wissen, als ich. Dieses Unwissen macht das Werk an manchen Stellen etwas zäh, dafür hat es aber zahlreiche faszinierende Momente zu bieten. Angefangen mit einer Widmung an Roger Corman und Roman Polanski (!?), sehen wir zunächst ein Familienoberhaupt auf dem Sterbebett, anschließend begleiten wir Arbeiter, die gerade ein altes Indianergrab ausheben, darüber in blutverschmierten Lettern der Vorspann. Wir beobachten die Arbeiter weiter, wie sie im Vordergrund Stacheldraht verteilen, nicht daran interessiert, daß im Bildhintergrund gerade Bauernleichen übereinander gestapelt werden. Es folgt eine Testamentsverkündung und danach etwa 40 Minuten lang der Alltag einer reichen Familie in den 50er Jahren, die sich nach einer Explosion in der Stadt auf einen ihrer Landsitze zurückziehen und hauptsächlich frühstücken. Hauptaugenmerk unter den Figuren ist dabei das junge Halbgeschwisterpaar Andres und Margaret, deren Zuneigung stärker zu sein scheint, als das unter Geschwistern im allgemeinen gelitten ist, aber auch das scheint in der Familie schon Tradition zu haben. Als sie den Inzest schließlich vollziehen, schauen im Hintergrund von grünem Nebel umhüllt verstorbene Familien-Mitglieder dabei zu und der Film kippt in eine vollkommen andere Richtung ab. Anschließend verschanzen die beiden sich mit einem Ziegenbock, einem Schwein und einer Ente im Haus eines Verwandten, töten jeden, der vorbeikommt und trinken sein Blut. Später ziehen sie um die Häuser, um vor allem Säuglinge zu entführen und auszusaugen. Ein aufgebrachter Vater erschlägt und verbuddelt die beiden, doch in der letzten Szene kriechen sie wieder aus der Erde hervor und wanken Hand in Hand dem Mondlicht entgegen...
Sicherlich besitzen die phantastischen Elemente hier wieder symbolischen Charakter, vor allem die reichen Blutsauger erinnern an Pura Sangre von Luis Ospina, der hier für die Montage verantwortlich war. Das Ganze ist aber noch angereichert mit zahlreichen kolumbianischen Legenden und Gothic-Motiven, so daß wohl eher eine Allgegenwärtigkeit des Todes transportiert werden sollte denn bloße Kritik an den gesellschaftlichen Hierarchien. Dazu spielt wohl auch die Handlungszeit, der Höhepunkt des Bürgerkriegs "La Violencia" hinein, aber wie erwähnt, ich weiß zu wenig davon, um das alles richtig einzuordnen. Ich weiß aber, daß ich einen eigenwilligen und faszinierenden Film gesehen habe.
#693
Geschrieben 25. Juli 2008, 01:04
USA / Japan 1982 Regie: Kevin Connor
Aus beruflichen Gründen zieht eine amerikanische Familie nach Japan, doch in dem hübschen alten Haus fanden vor 200 Jahren blutige Morde statt und die Geister der damaligen Protagonisten versuchen von den Neuankömmlingen Besitz zu ergreifen...
Für die Entstehungszeit ein gewagter und interessanter Versuch der Amis, einen japanischen Geisterfilm zu machen, die Konstellation nimmt schon ein wenig das Ju-On-Remake vorweg. Während aber der Prolog mit der Vorgeschichte als Mimikry eines japanischen Films noch ganz gut funktioniert (die Hälfte der Crew waren auch Japaner), wurden im Rest des Films durch einen unausgegorenen Mischmasch der Stilmittel aber zahlreiche Chancen verplempert. Während in den japanischen Geister-Klassikern wenige, aber ausgeklügelt ausgeleuchte Geistererscheinungen ordentlich Gänsehaut verbreiten konnten, laufen die Geister hier beinah ständig übertrieben geschminkt und mit Doppelbelichtung eingefügt durch die Szenerie, so daß sie schon bald kaum noch unheimlich wirken. Die Szene mit animatronischen Riesenkrabben sorgt zwar für ein kurzes Hallo, paßt aber überhaupt nicht zum Rest der Geschichte. Immerhin gibt es aber noch eine Kwaidan-Referenz ("Mami, da ist ein Gesicht in meiner Suppe!") und ein Ende, das ich so nicht erwartet hatte. Hätte aber eigentlich alles viel besser sein müssen.
#694
Geschrieben 28. Juli 2008, 17:05
USA 1973 Regie: Fredric Hobbs
"Surrealism, eh?" Meta-Dialogzeile
Mal wieder total bekifft, legt der Musiker/Barkeeper Alabama mit einem Gabelstapler aus Versehen eine geheime Höhle frei. Dort findet er das Vermächtnis des großen Zauberers Carter, der einst auch für Herrn Hitler tätig war und in Indien das stärkste Hasch aller Zeiten gefunden hatte. Schon als Kind von Jahrmarktszauberern beeindruckt, will Alabama die Tricks des großen Vorbilds kopieren und bekommt auch einen Vertrag für eine große Festival-Tour. Sein Vorgänger mag das nicht wirklich gutheißen und erscheint ihm ständig im Traum, das klopfende Herz vor sich hintragend...
Ich hatte ja letztens schon auf die faszinierenden Eigenarten des frühen 70er-US-Independent-Horrorkinos verwiesen, hier haben wir dann gleich noch so ein Beispiel. Es würde mich nicht wundern, wenn die Macher teilweise genauso bekifft gewesen sind wie ihr Protagonist, was zwar zu der ein oder anderen Länge führt, aber auch zu so mancher Idee, auf die man mit klarem Kopf nicht so ohne weiteres kommen würde. Vor allem das Set Design ist für das winzige Budget streckenweise vollkommen aberwitzig geraten, Highlights dabei ein Haus ohne Wände am Strand von Sausalito oder das unglaubliche Frauenfließband für Vampire. Das Finale, bei dem während eines Woodstock-ähnlichen Festivals das Ende der Welt heraufbeschworen werden soll, hat mich angenehm an George R.R. Martins Roman "Armageddon Rag" erinnert. Der Regisseur drehte im selben Jahr auch das Riesenschaf-Melodram Godmonster of Indian Flats, das ich mir demnächst bestimmt auch einverleiben werde.
Bearbeitet von pasheko, 24. August 2009, 04:14.
#695
Geschrieben 30. Juli 2008, 01:29
Italien 2005 Regie: Lamberto Bava
Die junge Ginette geht zum Vorsprechen zu einem provokanten Theater-Regisseur, über den sie auch eine Seminararbeit geschrieben hat. Bald landet sie in seinem Bett und wundert sich ein wenig über seine spontanen Gewaltausbrüche. Auch sieht er ständig kleine rote Spielzeugautos, wo keine sind. In Zwischenschnitten sehen wir derweil, wie jemand in monochromer Umgebung Frauen foltert.
Es ist wohl recht offensichtlich, daß Bava Jr. hier auf den Erfolg von Saw reagierte. Nichtsdestotrotz hat der Film auch seine explizit italienischen Momente, und es gelingen sogar trotz Digital-Material ein paar hübsche Bildkompositionen, die an alte Zeiten erinnern. Nur stand wohl von vorneherein nicht zur Debatte, allzu viel Zeit oder Sorgfalt in dieses Produkt zu investieren. Dafür gibt's Möpse. Ganz schön viele Möpse! Mit einer Synchro wie für Matteis ähnlich gelagerten Snuff Trap könnte das Ding für einen kurzweiligen Abend sorgen. Ob die teilweise recht expliziten (wenn auch oft wenig überzeugenden und deutlich digital nachbearbeiteten) Folter-Effekte in einer deutschen Fassung aber erhalten blieben, wäre fraglich. So oder so gut, daß Papa Bava das nicht mehr erleben muß.
#696
Geschrieben 03. August 2008, 01:00
Peru/Argentinien 1975 Regie: Bernardo Arias
Brautentführung einmal anders: Statt in einer Pinte landet die Dame im Folterkeller von katholischen Hardlinern, die in einem gotischen Schloß am Strand in der Nähe von Lima die Inquisition wieder aufleben lassen und moralisch fragwürdige Damen auf die Streckbank schnallen und anschließend anzünden. Der investigierende Inspektor staunt aber nicht schlecht, als er bei allen Opfern merkwürdige Voodoo-Figuren vorfindet...
Von Stil und Sound her stark mit spanischen und italienischen Produktionen der Periode verwandt, gibt es hier ein erfrischendes Sleazebrett mit durchweg ansehnlichen Damen. Für den Horror sorgen einige recht ungemütlich in Szene gesetzten verbrannte Frauenleichen und das coole und unerwartete Ende. Gewinner!
#697
Geschrieben 05. August 2008, 17:07
USA 1956 Regie: Reginald Le Borg
Aus Indien hat sich Dr. Cadman (Basil Rathbone) die Wunderdroge "Black Sleep" mitgebracht, die den Tod einer Person vortäuschen kann. Er nutzt sie recht gerne, um an hoffnungslosen Menschen Gehirnoperationen auszuprobieren, damit auch nichts schief geht, wenn er den schönen Kopf seiner seit Monaten im Koma liegenden Frau aufsägen muß...
Eine unvergleichbare Verschwendung großer Namen und Talente mit traurigem Beigeschmack. Lugosi ist schon überdeutlich sterbenskrank und spielt nur den stummen Butler Casimir, Chaney Jr. ist der ehemals brilliante Wissenschaftler Dr. Monroe, der nach einer fehlgeschlagenen Operation Rathbones aber nur noch herumgrunzt und Mongo genannt wird, während John Carradine erst in den letzten 10 Minuten auftaucht und mit Rauschebart Reime faselt. OK, Tor Johnson ist nie wirklich ein Charakterdarsteller gewesen und das Finale, in dem sämtliche Mutanten des größenwahnsinnigen Doktors (darunter auch ein Seemann mit zerlaufenem Gesicht und eine ehemalige Schönheitskönigin mit Haarausfall) "Kill! Kill! Kill!" rufend durch die Kellergewölbe ziehen, sorgt schon für ein großes Hallo. Wirklich gutheißen kann man das alles aber trotzdem nicht.
#698
Geschrieben 09. August 2008, 17:16
USA 1974 Regie: Mohy Quandour
Wer war Edgar Allan? Ein genialer Dichter oder nur ein kranker Spinner? Diese Fragen versucht der Film zu beantworten. Poe hat Ärger mit seinem Verleger, weil seine Literaturkritiken nur beleidigende Verrisse sind. Zum Glück hat er seine hübsche Lenore, die ihn bestärkt, auch weiterhin lieber die Wahrheit zu schreiben als des Geldes wegen Kompromisse einzugehen. Doch an einem Nachmittag im Park weichen die Lebensgeister aus Lenore. Bei der Beerdigung stürzt sich Edgar verzweifelt in die Grube und stellt dabei fest, daß die Geliebte noch lebt. Nur hat sie durch diese Erfahrung weiße Haare bekommen und redet nicht mehr. Zusammen mit einem Freund bringt E.A.P. sie in die angesehene Heilanstalt des Dr. Grimaldi (Cesar Romero), doch dort scheinen seltsame Dinge zu geschehen...
Von der tatsächlichen Biographie Poes ist hier nicht viel zu finden, vielmehr werden Motive aus zahlreichen seiner Erzählungen (Premature Burial, Dr. Tarr and Prof. Fether, Pit and the Pendulum, Tell-Tale Heart) zu einer neuen Geschichte geformt und aus dem Off das ein oder andere Gedicht vorgetragen. Hübsch dabei die typischen 70er-Jahre-Stilmittel und der kitschig-schmissige Titelsong. Mich hat allerdings etwas irritiert, daß Hauptdarsteller Robert Walker Jr. als Poe eine Frisur wie Helge Schneider trägt.
#699
Geschrieben 10. August 2008, 00:46
Jugoslawien 1990 Regie: Djordje Kadijevic
Auf dem Rückweg vom Jahrmarkt übernachten drei werdende Priester in der Hütte einer alten Frau. In der Nacht versucht sie, einen von ihnen zu besteigen – doch während dieser sie totzuschlagen versucht verwandelt die Alte sich plötzlich in eine wunderschöne junge Frau und der Theologie-Student wechselt die Knüppel. Am nächsten Tag wird er beauftragt, das Sterben der jungen Tochter des Präfekten mit Gebeten zu begleiten – als er dort eintrifft, ist diese jedoch schon tot und er soll an ihrem Sarg drei Nächte lang Gebete vortragen. Da es sich bei der jungen Dame um die aus der letzten Nacht handelt, versucht unser Pfaffe das Weite zu suchen, doch es gelingt ihm nicht...
Ähnlich wie in seinem grandiosem Leptirica gelingt Kadijevic auch hier eine überzeugende Mischung aus unheimlicher Atmosphäre und interessantem Lokalkolorit. Schade, daß der Regisseur sich nicht häufiger im Horrorgenre betätigt hat. Wenn auch vor allem die Szenen im Hexenhäuschen in Sachen Inszenierung stark an die 1967 entstandene, märchenhafte russische Verfilmung von Gogols "Vij" erinnern, gerät der Fantasy-Aspekt hier allerdings mehr in den Hintergrund und macht deutlicheren sexuellen Implikationen Platz. Verstärkt wird dies durch eingeschobene Flashbacks, in der die Hausangestellten von den Verführungsversuchen der Verstorbenen berichten, die auch vor dem eigenen Vater nicht halt gemacht haben. Auch die schreckensvolle letzte Nacht am Sarg läuft hier vollkommen anders ab und sorgt für ein wesentlich grimmigeres Ende des jungen Priesters als in der literarischen Vorlage oder der früheren Verfilmung. Ich mag sie aber alle sehr.
Bearbeitet von pasheko, 10. August 2008, 01:04.
#700
Geschrieben 16. August 2008, 17:36
GB 1966 Regie: Herbert J. Leder
Von der NSDAP hat der Arzt Dr. Norberg (Dana Andrews) ein schickes Englisches Landhaus samt Laboratorium spendiert bekommen, sowie 12 gefrorene Nazis. Er staunt nicht schlecht, als ihm General Lubeck mitteilt, daß zuhause im Vaterland 1.500 weitere Parteimitglieder auf dem Eis liegen. Problem ist nur, daß der Auftauungsprozeß noch nicht optimiert ist, die bisherigen Versuche resultierten alle in heftigen Gehirnschäden. Um seine Arbeit zu perfektionieren, braucht Herr Doktor ein möglichst frisches Gehirn. Sein Gehilfe Karl ergreift die Gelegenheit beim Schopfe und erwürgt flott die amerikanische Kommilitonin von Norbergs Nichte, die diese unangemeldet zum Besuch vorbeigebracht hatte. Diese ist von ihrem neuen Dasein als Kopf auf einer Laborplatte aber wenig angetan...
Solche Filme ist man ja eher in s/w und aus den USA gewohnt, wie z.B. The Brain that wouldn't die, von dem hier einiges übernommen wurde. Jetzt also in England und in Farbe – warum nicht? Ein bißchen "zu spät gekommen" wirkt das Ganze schon und es ist streckenweise auch etwas arg dialoglastig, aber der stets blau angeleuchtete Frauenkopf (incl. Schädelplatte aus durchsichtiger Plastik, zwecks Beobachtung des Gehirns) macht schon ordentlich was her, ebenso eine Wand mit künstlich am Leben gehaltenen Armen. Das ist zwar alles weder richtig gruselig noch vor unfreiwilliger Komik strotzend, aber vergleichbare Filme aus dieser Periode zu finden, dürfte schwierig sein. Interessant auch, daß es wohl eine deutsche Fassung gibt (gab?), hat man doch sonst bei Nazi-Themen eher auf eine Synchronisation/Veröffentlichung verzichtet.
#701
Geschrieben 18. August 2008, 17:48
Mexiko 1962 Regie: Alfonso Corona Blake
Weil der Vollmond gerade günstig steht, erheben sich zahlreiche Vampirdamen aus ihren Gräbern und halten mit Hilfe von glatzköpfigen Gehilfen hübsche Rituale in ihrer Gruft ab. Um's der Menschheit aber noch mal so richtig zu zeigen, muß eine Nachfahrin der Obervampirin entführt und dem Zirkel zugeführt werden. Diese lebt in der Obhut eines Professors, der Böses ahnt und Santo in seinem Sportwagen zur Hilfe ruft...
Bemerkenswert ist dieser Eintrag zur Reihe vor allem dadurch, daß er der Einzige mir bekannte ist, der es auch nach Deutschland geschafft hat. Wo die Fassung abgeblieben ist, weiß ich aber leider auch nicht, Santo nannte sich hier jedenfalls unbescheidenerweise gleich "Supermann". Hauptsache, fängt mit S an. Neben den bekannten Elementen gibt es auch hier wieder sehr schöne Gothic-Momente in der Vampirgruft und Ofelia Montesco, die hier die Vampir-Priesterin Tandra spielt, würde ich auch ohne ihren Hypnoseblick nachts in mein Schlafzimmer lassen.
#702
Geschrieben 21. August 2008, 02:50
GB 2008 Regie: James Watkins
Bei einem Wochenend-Ausflug zu einem bald von einem Bauprojekt verschandelten See gerät ein junges Paar aus London in Streit mit einer Gruppe proletarischer Jugendlicher...
Wieder mal Backwoods, diesmal nicht USA oder wie zuletzt Frankreich, sondern die englischen Midlands, und wieder mal ein Beispiel für die unlängst in den Horrorfilm zurückgekehrte "Härte" und "Bösartigkeit". Leider ist das Setting das einzige halbwegs Originelle an diesem Beitrag und ich muß zugeben, eine Schwäche für die Sprache der britischen Unterschicht zu haben. Ansonsten geht das meiste hier nach Schema F ab, incl. zahlreicher bei solchen Filmen recht beliebten unsinniger Entscheidungen der Protagonisten. Der Szenenapplaus während einiger Mordszenen beim FFF ließ dann auch durchblicken, daß solche Filme wohl auch für ein anderes Publikum gemacht werden als yours truly.
#703
Geschrieben 21. August 2008, 03:03
Japan/Hong Kong 2008 Regie: Joe Ma
Eine Bande Krimineller zwingen im Auftrag eines bettlägerigen Professors die junge Nami dazu, ihre zukünftige Schwägerin zu erdolchen. Im Knast wird sie erstmal ordentlich zusammengeschlagen, doch langsam lernt sie, sich zu wehren...
Nun ja. Das Original hatte wesentlich mehr Stil, mehr Möpse und mehr Eier. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das in der Comic-Vorlage war, aber es erschien mir auch sinniger, daß Sasori einst von ihrem Geliebten hintergangen wurde und sie schließlich keine Bindung mehr zu irgendwem hatte. Die hier auftauchende Liebesgeschichte sorgt dann auch für den einzigen Durchhänger des Films, der ansonsten eine durchaus kurzweilige Aneinanderreihung von Kloppereien und sonstigen Gemetzel bietet. Nichts, was man gesehen haben müßte, aber in manchen Momenten so angenehm over the top, daß es schon Spaß macht.
#704
Geschrieben 22. August 2008, 02:06
Norwegen 2006 Regie: Bård Breien
Nach einem Unfall sitzt Geirr impotent im Rollstuhl und verbringt die Zeit damit, Johnny Cash zu hören, Kriegsfilme zu schauen, zu kiffen und mit seiner Knarre herumzuspielen. Seine Freundin hält das nicht mehr aus und meldet ihn bei einer Selbsthilfegruppe an, die sich dem positiven Denken verschrieben hat und aus ähnlichen Fällen besteht. Als diese bei ihm zuhause auftaucht, eskaliert die Situation recht bald...
Äußerst sympathische und amüsante schwarze Komödie, zu deren Prinzip es gehört, die Grenzen der politischen Korrektheit – vor allem was Witze über Behinderte betrifft – ständig zu überschreiten, ohne dabei jedoch die Würde der Figuren wirklich zu verletzen. Zwar gibt es einige platte Gags auf ihre Kosten, diese werden jedoch im Verlauf des Films wieder relativiert, da sie alle ebenfalls ihre starken, individuellen Charaktereigenschaften offenbaren. Empfehlenswert!
#705
Geschrieben 22. August 2008, 02:40
Niederlande/Belgien/Bulgarien 2007 Regie: Tamar van den Dop
Ruben ist erblindet und darüber sehr jähzornig geworden, so daß es seiner Mutter schwerfällt, jemanden zu finden, der ihn langfristig betreut. Erst die mit Albinismus geborene Marie, die von ihrer Mutter aufgrund ihrer Andersartigkeit in einen Spiegel gestoßen wurde und seitdem auch zahlreiche Narben besitzt, kann einen Zugang zu ihm finden und bald verlieben sich die beiden...
Wunderschön fotografiertes Drama, dessen Auftauchen im FFF-Programm einen mal wieder recht verblüfft. Neben den atemberaubenden Settings überzeugt auch die vielfache "Spiegelung" zahlreicher Motive, inklusive eines der schönsten Andersen-Märchens. Allerdings war auch hier wieder offensichtlich, daß für die Rolle der Marie eine sehr schöne Frau auf häßlich geschminkt wurde, da frage ich mich dann, warum nicht gleich konsequent der ganze Weg gegangen wurde, wo doch die Botschaft lautet, daß wahre Liebe blind ist. Aber das hat eventuell mit Kalkül und dem Unterbewußtsein des Zuschauers zu tun...
#706
Geschrieben 22. August 2008, 03:16
USA 2008 Regie: Ryuhei Kitamura
Der junge Fotograf Leon gerät auf die Spuren eines stoischen "Metzgers", der nächtlich in der U-Bahn Fahrgäste mit dem Hammer bearbeitet...
Geradezu vorbildlich erweitert das Drehbuch die Clive Barker-Kurzgeschichten-Vorlage um einen zusätzlichen Plot samt Figuren und kann den Zuschauer dabei durchaus an der Stange halten. Vinnie Jones ist wie für die Rolle geschaffen, nur die von Kitamura gewohnten Kamerabewegungen kommen bei den Mordszenen ein bißchen zu selbstverliebt rüber. Ansonsten aber eine durchaus solide Leistung und ein bißchen schade drum, da die großen Produktionsfirmen anscheinend keine Lust haben, den Film anständig zu vermarkten.
#707
Geschrieben 24. August 2008, 22:16
Frankreich/Kanada 2008 Regie: Pascal Laugier
Als Kind ist Lucie in einem verlassenen, verfallenem Industriekomplex täglich gefoltert worden. Ihr gelingt die Flucht und 15 Jahre später erkennt sie ihre Peiniger auf einem Zeitungsfoto wieder. Mit einem Gewehr richtet sie die ganze Familie, doch sie fühlt sich nach wie vor von dem Geist eines toten Mädchens bedroht, dem die Flucht damals nicht gelang. Im Heim lernte sie Anna kennen, die ihr nun zur Hilfe eilt...
Mit der Erwartungshaltung ist das immer so eine Sache. Martyrs wurde vor allem im Rahmen des Fantasy Film Fests 2008 als eine unglaublich neue, intensive Erfahrung angepriesen, war aber im Endeffekt nur eine Fortführung der "neuen, harten, französischen Schule" ala Inside mit einigen dramaturgischen und stilistischen Schwächen. Definitiv kein schlechter Film, da er an manchen Stellen schon durchaus ins Mark geht, aber schlußendlich doch zu konventionell und unausgegoren, um die ganzen Vorschußlorbeeren und Entrüstungen zu rechtfertigen. Mehr dazu zusammen mit der Meinung geschätzter Kollegen im F.LM-Podcast.
#708
Geschrieben 25. August 2008, 00:23
Frankreich 2008 Regie: Jean-Marc Vincent
In einem französischen Küstenkaff hat man Probleme mit scheinbar von Kannibalen derbe verstümmelten Leichen. Dabei ist die Polizei schon beschäftigt genug mit den Umtrieben eines brutalen Gangsterbosses...
OK, auf dem FFF lief nur ein unfertiger Rohschnitt mit Platzhalter-Musik und anderen Problemchen. Es dürfte für die Post-Production aber durchaus schwierig werden, aus diesem Ultra-Low-Budget-Blödsinn noch einen halbwegs anständigen Film zu generieren. Sicherlich war der Vorgänger Baby Blood auch kein Citizen Kane, aber er hatte trotz Budget-Beschränkungen doch noch zahlreiche originelle Ideen und sauberes Handwerk zu bieten. Dieses geht hier schon nach ca. 2 Minuten flöten, wo man bei einigen Totalen noch kurz denkt: "Ah, Old School-Franzosen-Horror ala Rollin", aber danach alles in unverständlichen direct-to-video-Resteverzehr mündet. Emmanuelle Escourrou sieht zwar ca. 20 Jahre später immer noch recht knackig aus, eine Kamerafahrt durch ihre Zahnlücke gibt es diesmal aber nicht. Stattdessen Mafiosi, die sich vor der Konfrontation mit ihrem Gegner nur eine Kugel in die Knarre stecken und Nachtclubs die aussehen wie Oma Harms' Partykeller. Dummerweise ist das alles aber nicht so Scheiße, daß es schon wieder Spaß macht, es tut einfach nur weh.
#709
Geschrieben 29. August 2008, 02:33
Indonesien 1982 Regie: Sisworo Gautama Putra
Da er gerade seine Mutter beerdigt hat, kann der kleine Tommy nicht schlafen. Als Mutti dann im geisterhaft-bleichen Antlitz nachts auch noch an sein Schlafzimmerfenster klopft, ist es mit der Nachtruhe endgültig vorbei. Tommy versucht sich in schwarzer Magie*, um diesen Nachtmahren Einhalt zu gebieten, doch das Ergebnis ist eher kontraproduktiv...
Auch wenn die Schlußbotschaft des Films lautet, daß man sein Glück und sein Heil gefälligst bei Allah suchen sollte, ist der Film für indonesische Verhältnisse doch relativ westlich ausgefallen. Keinerlei lokale Mythen wie z.B. der "Penanggalan" in Mystics in Bali, sondern eher Referenzen an das italienische Kino, wenn z.B. der Freund von Tommys Schwester nach einem Motorradunfall, bei dem ihm die Schädelplatte abgeschabt wurde, als Geist zurückkehrt und in der großen Halle des elterlichen Hauses Klavier spielt. Ein paar Längen gibt es schon, die werden aber durch Nebenfiguren wie den asthmatischen Gärtner ganz gut abgefedert. Eine Traumsequenz leidet ein wenig darunter, daß die Masken scheinbar aus einem Karnevalsladen stammen, die Geistersequenzen sind aber wiederum sehr stimmig inszeniert und auch der Score klingt zwar nicht sehr aufwendig, ist aber effektiv. Auch wenn andere indonesische Horrofilme aufgrund ihrer exotischen Ingredienzen mehr reinknallen, ist es doch interessant zu sehen, daß dort auch auf andere Art und Weise brauchbarer Gruselstoff entstand, der keineswegs langweilt.
#710
Geschrieben 29. August 2008, 15:20
Niederlande/Indonesien 1976 Regie: Fons Rademakers
Amsterdam im 19.Jahrhundert: Max Havelaar ist vollkommen pleite und versucht, seine zahlreichen literarischen Werke an mittlerweile wohlhabende ehemalige Schulkameraden zu verkaufen. Einst war auch er ein gut verdienender Beamter in den Kolonien, doch er machte den Fehler, die Einwohner der fernen Inseln wie gleichwertige Menschen zu behandeln, während seine Vorgesetzten und die Kaffee-Firmen sie eher als brauchbare Halbaffen ansahen...
Als Eduard Douwes Dekker 1860 unter dem Pseudonym "Multatuli" den Roman "Max Havelaar" veröffentlichte, wurde der niederländischen Oberschicht zum ersten mal bewußt, daß ihr Reichtum auf der Ausbeutung armerer Länder basierte. Wenn das Buch auch nicht alle zum Umdenken bewegte, war doch ein erster Schritt getan und die fiktive Figur ist bis zum heutigen Tage ein Sinnbild der "Fair Trade"-Bewegung. In Rademakers Film tritt die Kaffee-Mafia eher im Hintergrund auf, vielmehr werden hier die Probleme der örtlichen Verwalter thematisiert, die sich von der westlichen Korruption anstecken lassen und auch schon mal die Giftschlangen auspacken, wenn sich Veränderungen zu ihrem Nachteil abzeichnen. Dem Film merkt man seine lange Laufzeit kaum an, was neben der engagierten Geschichte auch an den ausgesucht schönen Landschaftsaufnahmen liegt. Der Schluß, in dem nach einem blutigen Massaker an Rebellen in einer Amsterdamer Kirche sich alle gut fühlen, weil sie ja den Wilden die "richtige Religion" gebracht haben, läßt einen schon recht fassungslos zurück. Schade, daß der Film scheinbar nur in seinen Entstehungsländern wirklich zur Kenntnis genommen wurde, sein Thema ist leider nach wie vor aktuell.
#711
Geschrieben 30. August 2008, 15:50
USA 1958 Regie: Edward L. Cahn
Bei Ausgrabungen in Pompeji wird ein versteinerter Körper gefunden nebst einem merkwürdigen Amulett. Der Leichnam gehört wohl einem etruskischen Sklaven, der sich für einen Sohn der Götter hielt und ankündigte, das römische Reich überdauern zu werden. Bald häufen sich seltsame Todesfälle in der Umgebung...
Auch wenn der Hintergrund und das Aussehen ein wenig abweicht, handelt es sich hier um eine recht eindeutige Variation von der Mumie, incl. langsamen Gang und dem Abschleppen des Love Interests, das auch hier einer antiken Schönheit ähnlich sieht, zum Meer hin. Nicht wirklich spektakuläre Durchschnittsware mit einem viel zu häufig eingesetzten Off-Erzähler. Veredelt wird das Ganze allerdings von Gerald Frieds wieder mal sehr feinem Score.
#712
Geschrieben 31. August 2008, 01:40
DU LEVANDE (You, the Living ; Das jüngste Gewitter)
Schweden/Deutschland/Frankreich/Dänemark/Norwegen 2007 Regie: Roy Andersson
Andersson ist ein Meister der Miniaturen, von Einstellungen, die wie ein Gemälde aussehen und die man sich, wenn man die Geduld aufbringt, stundenlang ansehen kann. Zum Glück gibt es dann aber auch noch Dialoge und kleine Geschichten, die sich aus diesen Gemälden herausschälen und trotz oder gerade wegen ihrer Trivialität neue Wahrheiten verbreiten. Ich fand Songs from the second Floor schon sehr gut, wenn auch ein wenig sperrig, war aber hier noch weitaus mehr begeistert, was auch an der wirklich fulminanten Einbettung von Traumsequenzen liegen kann. Zwar hätte ich mir gewünscht, daß der ein oder andere Erzählstrang weiter ausgearbeitet werden würde, aber am Ende offenbarte sich die Struktur des Films als durchaus stimmig. Den werde ich nicht zum letzten Mal gesehen haben. Weiter gings mit
#713
Geschrieben 31. August 2008, 02:13
Belgien 2003 Regie: Tom Barman
Ich habe es zwar vorher gewußt, würde aber vermuten, daß auch andere Zuschauer des Films bemerken, daß der Regisseur eigentlich Musiker ist. Tom Barman ist/war Sänger/Gitarrist von dEUS und sein erster Spielfilm zieht seine besonderen Stärken aus dem Zusammenspiel von Bildern und Musik. Das ist alles hervorragend abgestimmt und erzeugt eine beachtliche Stimmung des Lebens in Antwerpen, nur sind die Geschichten um einige Figuren relativ unspektakulär. Eine Ausnahme bildet da vielleicht der "Windman" Sam Louwyck, eigentlich ein Tänzer, der später auch den tauben Junkie-Gitarristen in Ex Drummer geben sollte, aber ansonsten fehlt ein wenig der emotionale Impact, um der Geschichte konzentriert folgen zu wollen. Freunde von dEUS und des belgischen Kinos sollten einen Blick wagen, die anderen kommen aber wohl auch ganz gut ohne diesen Film zurecht. Nach diesen beiden eher deprimierend-ernüchternden Erfahrungen sollte an diesem Abend aber auch noch aus vollem Herzen gelacht werden, und dafür bot sich an:
#714
Geschrieben 31. August 2008, 02:38
Schweiz/Deutschland 2006 Regie: Oliver Rihs
Ja, der Film steckt voller unnötiger Klischees, aber andererseits werden diese so überzeichnet, daß eine Menge Spaß übrig bleibt. Die Schwulen-Episode um Stadlober & Co. ist zwar etwas anstrengend, aber die anderen Geschichten sorgten auch noch bei der Zweitsichtung für Amüsement, vor allem die Satanisten. Dazu noch ein äußerst passender Score von hauptsächlich King Khan und es gibt eigentlich kaum etwas zu meckern. Interessant auf jeden Fall, daß so viele Schweizer Geldgeber aufgetrieben wurden, um einen Film über Berlin zu drehen.
Filmisch ist das Ganze tatsächlich nicht sehr zufriedenstellend, aber die Pointen des Drehbuchs holen da schon einiges raus. Mein Kumpel und ich waren uns einig, daß der Sieger des ERSTEN EUROPÄISCHEN EPISODENKINO-FESTIVALS auf den Namen Roy Andersson hört, wiewohl uns die anderen Filme auch durchaus ansprechend unterhalten konnten. Also, nix für ungut.
#715
Geschrieben 05. September 2008, 23:20
Südkorea 2007 Regie: Pil-Sung Yim
Nach einem Autounfall wacht Eun-Soo nachts verletzt im Wald auf und wird von einem jungen Mädchen gefunden. Dieses bringt ihn zu ihrem nahegelenen Zuhause, das schon ein wenig an das altbekannte Pfefferkuchenhaus erinnert. Innen ist alles bunt und kuschelig, aber das Dauergrinsen der Eltern wirkt ein wenig gezwungen. Als Eun-Soo am nächsten Tag wieder nach Hause will, findet er keinen Weg aus dem Wald hinaus, und auch die folgenden Tage nicht. Er hätte wohl Brotkrumen streuen sollen...
Hui, das war ja mal wieder eine richtig originelle Angelegenheit, dazu noch herausragend fotografiert und mit einem prächtigen Dekor versehen. Diese ganzen Hasengemälde im Haus haben schon etwas unterschwellig sehr Ungemütliches. Die Auflösung per Flashback trägt zwar ein bißchen dick auf – wenn's nach mir ginge, hätte es für die ganzen Traumbilder auch gar keine Auflösung benötigt – und auch das Ende ist ein bißchen arg melodramatisch ausgefallen, aber das ist schließlich auch ein Weihnachtsfilm und bei solchen kann ich damit leben, wenn mal etwas heftiger auf die Tränendrüse gedrückt wird. Sehr sehenswerte Angelegenheit mit vielen tollen Ideen und überzeugenden Kinderdarstellern.
#716
Geschrieben 07. September 2008, 04:24
Deutschland 2001 Regie: Christian Petzold
Im Schwimmbad lernt der Anwalt Thomas die gutaussehende Leyla kennen und verliebt sich in sie. Doch nach dem ersten Rendezvous ist sie plötzlich von der Bildfläche verschwunden...
Petzold ist definitiv einer der brauchbarsten zeitgenössischen deutschen Regisseure: Die Verwendung von langen Totalen, die die Protagonisten sowohl in urbaner als auch ländlicher Umgebung verloren erscheinen läßt, hat etwas explizit Deutsches und setzt sich von den Versuchen, amerikanisches Kino zu kopieren, wohltuend ab. Nina Hoss spielt die Ambivalenz ihrer Figur großartig aus, und es ist kein Wunder, daß der Regisseur immer wieder auf sie zurückgreift. Wiewohl ich Wolfsburg und Yella auch mochte, hat mir dieser und Gespenster bislang am besten gefallen.
#717
Geschrieben 09. September 2008, 01:11
USA 1946 Regie: Frank Wisbar
Mit Gedächtnisschwund wird ein Mädchen auf der Straße aufgefunden und ins Sanatorium gebracht. Man staunt nicht schlecht, als herausgefunden wird, daß es sich um die Tochter des Dr. Carruthers handelt, der vor einiger Zeit mit seinen Riesenfledermäusen die Bevölkerung dezimierte. Die labile junge Frau passt dem Psychiater Morris gerade hervorragend in den Plan...
Viel Horror ist hier nicht, eher handelt es sich um einen Krimi mit ein paar Flashbacks und Traumsequenzen. The Devil Bat ist wohl der einzige Poverty Row-Horrorfilm, der sowohl ein Remake als hiermit auch ein Sequel spendiert bekommen hat. Interessant aber jedenfalls, daß der Vorgänger hier ziemlich uminterpretiert wird. Carruthers/Lugosi war nämlich unschuldig, jawohl! Er hat die Riesenfledermäuse nur zum Wohle der Menschheit gezüchtet und konnte nichts dafür, wenn die Viecher mal ausgebüxt sind! Wisbar drehte im selben Jahr mit der selben niedlichen Hauptdarstellerin den doch etwas spektakuläreren Strangler of the Swamp, seines Zeichens wiederum ein Remake seines bemerkenswerten noch in Deutschland gefilmten Fährmann Maria.
#718
Geschrieben 12. September 2008, 18:17
GB 1991 Regie: Lawrence Gordon Clark
Krankenschwester Tracy freut sich, nach dem Dauerstress in einer Notaufnahme in London einen gutbezahlten Job in einer Spezialklinik im Norden von Yorkshire zu bekommen. Doch irgendetwas Merkwürdiges geht dort vor sich, und die Laboratorien darf sie nicht betreten...
Für britische TV-Mehrteiler aus dem SF/Horror-Bereich bin ich ja immer zu haben. Vor allem in Sachen Figuren, Darsteller und Dramaturgie kann man hier meistens mit hoher Qualität rechnen. Die Geschichte selbst ist hier allerdings weniger spektakulär, aber am Ende des ersten von vier Teilen (der im US-Zusammenschnitt auf 100 Minuten fast komplett fehlt) war ich schon ziemlich von den Socken:
#719
Geschrieben 13. September 2008, 16:53
Belgien 1981 Regie: Roland Verhavert
"Brügge ist keine Stadt. Brügge ist ein Traum, ein Phantom, ein Bühnenbild." – "Brügge ist tot."
Kurz nach ihrem 30.Geburtstag stirbt die schöne Blanche: Ihr Ehemann wandelt traurig und verbittert durch die Straßen, bis er eines Tages einer Ballett-Tänzerin begegnet, die Blanche bis aufs Haar gleicht...
Mit der toten Stadt als Location kann eigentlich nicht viel schief gehen. Diese fünfte Verfilmung von Georges Rodenbachs Novelle (die auch Boileau/Narcejac zur Vorlage von Vertigo inspiriert hat und von der es auch eine Korngold-Oper gibt) macht recht deutlich, daß die eigentliche Hauptfigur die Stadt Brügge ist. Das oft zu hörende Glockengeläut hat mich - wie die allgemeine Stimmung - mal wieder an De Komst van Joachim Stiller erinnert. Im Kontrast zu den vielen herrlichen Aufnahmen des einsamen Hugues, wie er durch die alten Straßen der Stadt wandert, stehen die in Verhaverts naturalistischem Stil für meinen Geschmack etwas zu hell ausgeleuchteten Innenaufnahmen, die manchmal an Fernsehproduktionen erinnern. Die Musik von Debussy ist zwar für sich genommen hervorragend, paßt aber leider nicht immer zu den Bildern. Ansonsten gibt es hier aber nichts zu meckern.
#720
Geschrieben 15. September 2008, 03:00
USA 1974 Regie: Jerry Jameson
Im Urlaub im schönen New Mexico stellt sich für den Mediziner John Beck eine entscheidende Frage – soll er mit seinen Forschungen fortfahren oder den Wünschen seiner Frau nachgeben und einfach nur relaxen? Das Problem erledigt sich ein wenig von selbst, als er in einer Höhle von einer Fledermaus in den Kopf gebissen wird und anschließend seltsame Veränderungen an sich feststellt...
Titel und Plakat des Films haben mich ja irgendwie eine Horde Fledermaus-Menschen erwarten lassen, im Endeffekt kommt aber nur ein Batman dabei rum. Die Geschichte zieht sich zudem recht zäh dahin und die Frau des Protagonisten geht einem auch ziemlich auf die Nerven. Übrig bleiben ein paar recht schicke Landschaftsaufnahmen und ein recht schmissiges Finale. Da wäre mit ein paar Kürzungen hier und da mehr dringewesen, um dem Ganzen mehr Tempo zu verpassen. So ist es leider nur medioker.
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