The Diarrhoea Diary
#721
Geschrieben 16. September 2008, 00:32
Türkei 2008 Regie: Hasan Karacadag
Canan freut sich, als sie mit ihrem Ehemann in ein neues großes Haus zieht. Die Freude ist aber nicht von langer Dauer: Der merkwürdige Gärtner, der am liebsten nachts arbeitet und der unfreundliche Nachbar, der seine Frau ermordet haben soll sind da noch das kleinste Problem, wird Canan doch zunehmend von alptraumhaften Visionen und Doppelgängern geplagt...
Auch wenn die titelgebende Höllengestalt bislang noch keinen Leinwand-Auftritt hatte, erinnert der Film in der zweiten Hälfte doch stark an The Exorcist, dabei gab es mit Seytan davon ja bereits mal eine muslimische Variante. Diesmal hat man allerdings etwas mehr Sorgfalt und Kohle hineingesteckt, wobei letztere wohl hauptsächlich in CGI-Effekte geflossen ist, die teilweise auch ganz brauchbar aussehen, oft aber auch wie aus einem Videospiel, vor allem in den Höllensequenzen. Der Spannungsaufbau, die Location und die Darsteller sind dabei ganz ordentlich, aber so richtig zünden will das alles nicht. Der für wesentlich weniger Geld entstandene Erstling des Regisseurs war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlicher. In den Augen behalten sollte man den Herrn aber schon, denn er scheint momentan am Bosporus die brauchbarsten Horrorfilme zu fabrizieren.
#722
Geschrieben 21. September 2008, 16:05
Mexiko 1989 Regie: René Cardona III
Die Familie des Architekten Fernando (Genre-Urgestein Julio Alemán) ist von dem neuen Ferienhaus nicht wirklich begeistert, sieht es doch recht zerfallen aus. Außerdem hat hier früher eine Hexe gewohnt, die am Baum vorm Haus verbrannt wurde, freilich nicht ohne vorher einen Fluch auszusprechen. Als dann die kleine Gabby eine merkwürdige Puppe im Keller findet, hat das für die Familie lebensgefährliche Konsequenzen...
Die 80er waren nicht wirklich die beste Dekade für den mexikanischen Horrorfilm, außer Taboadas Veneno para las Hadas gab es kaum überzeugende Exemplare. Dieser hier fängt hübsch an mit einem im Look der 50er/60er-Klassiker gehaltenen Hexenbrutzel-Prolog, vermag aber im weiteren Verlauf kaum Atmosphäre aufzubauen und lässt auch eigene Ideen vermissen. René Cardona III ist wohl der Sohn von René Cardona Jr. und Enkel von René Cardona, dem er den Film auch gewidmet hat. Wenn er jetzt auch noch einen Sohn namens René hat, der in Zukunft günstige Horrorfilme dreht, sollten die Cardonas erst recht ins Guinness-Buch der Rekorde kommen.
#723
Geschrieben 22. September 2008, 02:06
Spanien/USA 1973 Regie: Manuel Caño
Auf einer Karibik-Kreuzfahrt wird der Sarkophag eines alten Voodoopriesters mitgeschleppt, der natürlich prompt aus der Kiste kriecht und Leute meuchelt, sich teilweise als Anthropologe tarnend...
Trotz des Exorzisten im US-Titel hat man es hier wieder mit einer Mumienvariation zu tun, die weitgehend unspektakulär daherkommt. Immerhin gibt es Death by Dampfwalze, appe Rüben galore und einen vorbildlich mit Fuzz-Gitarren ausgestatteten Score. Interessant auch, daß das antike Love Interest und ihr neuzeitliches Pendant sich hier mal absolut gar nicht ähnlich sehen, und das Ende:
#724
Geschrieben 26. September 2008, 00:10
USA 1981 Regie: Ed Hunt
Während einer Sonnenfinsternis werden in einem kleinen kalifornischen Ort drei Kinder geboren. Sie stellen sich als äußerst begabt heraus und entdecken kurz vor ihrem 10. Geburtstag Serienmord als Hobby...
Aus der an Village of the Damned erinnernden Prämisse hätte man so einiges machen können, von der Bedrohlichkeit des Vorbilds ist der Film aber weit entfernt. Für Irritationen sorgen die Killerkinder allerdings schon, wenn sie grinsend ihre Lehrerin abknallen, fickende Pärchen mit dem Springseil erdrosseln oder den eigenen Vater mit dem Baseballschläger bearbeiten. Zudem gibt es erfrischend viele unnötige Nacktszenen und Bit Parts von Susan Strasberg, José Ferrer, Joe Penny und Michael Dudikoff. In vielen Dingen – vor allem formal – nicht sehr ausgereift und originell, aber Langeweile sieht auch anders aus.
Bearbeitet von pasheko, 26. September 2008, 00:15.
#725
Geschrieben 27. September 2008, 15:08
Italien 1965 Regie: Ernesto Gastaldi / Vittorio Salerno
Als Kind mußte Christian mit ansehen, wie sein sadistischer Vater eine Frau quälte und ermordete. Zwanzig Jahre später kehrt er zurück in das Haus seiner Kindheit, um seine Erbschaft anzutreten. Doch nach wie vor gehen dort unheimliche Dinge vor sich...
Psychothriller der ist-er-wahnsinnig-oder-soll-er-wahnsinnig-gemacht-werden-Schule mit zahlreichen Gothic-Elementen und toller Kamera-Arbeit und Ausstattung (Spiegelzimmer ftw!). Ebenso überzeugend der Score von Carlo Rustichelli (eine bizarre Spieluhr darf auch hier nicht fehlen) und das Ensemble – Luciano Pigozzi (den ich anfangs immer mit Luciano Catenacci verwechselt habe) ist immer gern gesehen, Dominique Boschero stellt eine Auswahl entzückender Nachthemden zur Schau und Giancarlo Giannini hat hier eine seiner ersten Hauptrollen. Plotmäßig gibt es die für diese Art Film typischen zahlreichen Twists am Ende, macht aber nichts, wenn das alles so gut klingt und ausschaut wie hier.
#726
Geschrieben 28. September 2008, 01:40
USA 1974 Regie: John Peyser
Ein Psychopath findet Nacktfotos zutiefst unmoralisch und so schnappt er sich den "Bachelor"-Jahreskalender und meuchelt ein Nacktmodell nach dem anderen, um die Welt vom Schmutz zu befreien. Das ist aber nicht das einzige Problem, das die abgelichteten Damen haben...
Ohne Spoiler geht's hier nicht – erwartet man zunächst eine Schlitzer-Nummernrevue, später dann einen komplexen Subplot über das Model Jackie, die auch als Krankenschwester tätig ist und an eine unerfreuliche Hippie-Gruppe der Manson-Kategorie gerät, erweist sich der Film nach 30 Minuten plötzlich als Episodenfilm, womit wir zwar wieder bei der Nummernrevue wären, aber doch einer gänzlich anders strukturierten als bei Slashern so üblich. Neben dieser ungewöhnlichen Idee gibt es mit Andrew Prine auch einen äußerst "creepy" wirkenden Psychopathen, eine recht finstere Grundstimmung, sowie eine ganze Wagenladung freizügiger Damen, die den Sleaze-Faktor in die Höhe treiben. Dabei handelt es sich sowohl um Exploitation-erprobte Darstellerinnen wie Tiffany Bolling als auch tatsächliche Centerfolds wie Jaime Lyn Bauer. Sicherlich sind die auf niedere Instinkte schielenden Absichten der Macher recht transparent, aber da hat man auch schon dümmeres und vor allem langweiligeres gesehen. Ich war in vielerlei Hinsicht positiv überrascht.
#727
Geschrieben 01. Oktober 2008, 00:45
Japan 1968 Regie: Yoshihiro Ishikawa
Seitdem eine Prinzessin, um einer erzwungenen Heirat zu entgehen, mitsamt ihrer Muschi in den Teich gegangen ist, ist die Gegend den Einheimischen nicht mehr geheuer. Als dann viele Jahre später ein Schweinefürst ein anderes sittsames Mädchen zum Ehebund zwingen will, schreckt er auch vor Mord nicht zurück. Sollte man in der direkten Umgebung von solchen Gewässern nicht machen!
Nach Ghost Cat of Otama Pond kehrt Ishikawa wieder zur bakeneko mono, bzw. zum Katzenjammer am Tümpel zurück, diesmal in schwarz-weiß. Ich finde die "Kaidan Eigas" dieser klassischen Periode ja alle ziemlich großartig, da kann man sich auf eine unheimliche Atmosphäre, die hauptsächlich durch tolle, meist sehr ruhige Scope-Bilder und unheilvolle Geräusche und Musik erzeugt wird, verlassen. Daß die Geschichten meist auf den gleichen oder sehr ähnlichen traditionellen Vorlagen basieren, finde ich weniger schlimm. Hier passt alles, und dann und wann wird auch mal vom Schema divergiert, hier z.B. durch ein paar überraschende Gore-Szenen sowie wahrlich abseitige Halluzinationen. Der Tümpel ist mein Kümpel.
Bearbeitet von pasheko, 01. Oktober 2008, 00:56.
#728
Geschrieben 09. Oktober 2008, 23:07
USA 1966 Regie: Hy Averback
Ich hatte hier ja eigentlich die x-te Variante der üblichen Wachsfigurenkabinett-Geschichte erwartet, wurde dann aber freudig überrascht, da der Film eigentlich ein ganz anderes Thema hat: Ursprünglich der Pilotfilm einer TV-Serie, aus der dann leider nie etwas wurde, gibt es hier eine Art Sherlock Holmes & Dr. Watson im Baltimore des 19. Jahrhunderts, wobei der Holmes hier allerdings auch ein ziemlicher Womanizer ist und sie noch von einem Zwerg namens Pepe unterstützt werden. Ihre Haupteinkünfte erzielen sie durch das titelgebende Wachsfigurenkabinett voller Verbrecher, doch die Geschichte geht eigentlch um einen psychopathischen Mörder aus gutem Hause, der Leichen heiratet, sich die rechte Hand absägt und lustige Mordinstrumente an den Stumpf schraubt. Den Pilotfilm hat man dann noch für's Kino mit Gimmicks ala William Castle ausgestattet wie dem "Fear Flasher" und dem "Horror Horn", bei deren Erscheinen sich sanfte Gemüter besser von der Leinwand abwenden sollten. An Castles Meisterstücke kommt man zwar nicht ganz ran, und auch der Horror hält sich in Grenzen, da dies wohl in erster Linie eine Detektivgeschichte sein sollte (übrigens nach einer Vorlage von Ray Russell, der auch für Mr. Sardonicus verantwortlich zeichnete), aber ich habe mit diesem Old School-Entertainment eine Menge Spaß gehabt und hätte, wäre ich zu diesem Zeitpunkt schon geboren und zudem reich gewesen, wohl nicht nur die geplante Fernsehserie, sondern gleich auch noch ein Spin-Off mit dem spanischen Zwerg in der Hauptrolle finanziert.
#729
Geschrieben 16. Oktober 2008, 00:34
USA 1958 Regie: Howard W. Koch
Der letzte Erbe der Frankenstein-Familie wollte nicht mit den Nazis kollaborieren, also haben sie ihm die Fresse verstümmelt. Viel Kohle ist auch nicht mehr übrig, und so gestattet der Baron einem Fernsehteam, an Original-Schauplätzen einen Frankenstein-Film zu drehen. Die Einkünfte sind recht üppig und reichen für einen Atomreaktor im Keller, der dem Baron dabei behilflich ist, eine alte Familientradition aufrecht zu erhalten...
Ich hatte ja hauptsächlich niederschmetternde Reviews des Films im Kopf und war dann erstmal verblüfft über das Scope-Format und wie toll der Anfang des Films auch sonst aussah. Da erinnerte ich mich auch wieder an das Standbild mit dem entwurzelten Baum und dem Monster im Sumpf, das ich einst wie blöd aus William K. Eversons "Klassiker des Horrorfilms" rauskopierte und für verschiedene selbstgemachte Kassetten-Cover, Fanzines etc. verwendet habe. Nur ist dieser tolle Anfang, der die Stimmung der Universal-Filme potenziert, recht bald vorbei und entpuppt sich als Film-im-Film, der gerade in und um Frankensteins Schloß gedreht wird. Der Rest des Films bietet dann Innenaufnahmen von eher gewöhnlicher 50s-Mad Scientist-Kost, und auch wenn es schön ist, Karloff mal als Schöpfer zu sehen, ist weder das die meiste Zeit bandagierte Monster noch der Spannungsaufbau richtig prall. Irgendwie schade drum, das hier der Wille zur Modernität dem Endprodukt die Chance auf zeitlose Schönheit raubte.
#730
Geschrieben 17. Oktober 2008, 20:09
Italien 1972 Regie: Mario Mancini
In Hamburg ist es einem Wissenschaftler gelungen, erfolgreiche Transplantationen durchzuführen. Das findet der ebenfalls dort ansässige Dr. Otto Frankenstein recht praktisch, bietet es doch neue Möglichkeiten für sein triebgesteuertes Monster...
Ich hatte ja letztens Walter Brandi den zotteligsten Vampir der Filmgeschichte genannt – nun, mit Gordon Mitchell haben die Italiener hier auch den zotteligsten Frankenstein abgeliefert: Eine Pracht, diese Locken und der Schnauzbart! Ansonsten verfügt dieser Sleazeklopper über ein paar Längen, kuckt sich aber ganz gut weg. Für Kurzweil sorgen neben den zahlreichen Nackt- und Goreszenen auch ein exzentrischer Inspektor und ein paar leicht fehlerhaft verwendete deutsche Wortfetzen – als der Inspektor sich z.B. aufregt, daß etwas über die Morde an die Presse geraten ist, steht auf der Zeitung gut lesbar "Von der U-Bahn zerfetzt!" und nichts über einen irren Killer.
#731
Geschrieben 21. Oktober 2008, 00:34
Polen 2008 Regie: Grzegorz Kuczeriszka
Während Aska mit einigen Freunden in Niederschlesien nach ihrem seit einem Jahr verschwundenem Bruder sucht, wird die jugendliche Kriminelle Karolina ganz in der Nähe von einer Besserungsanstalt in eine Heilanstalt überführt, zwecks Kloputzen. Beide bekommen jedoch recht schnell mit, daß im Keller des Sanatoriums immer noch einige Deutsche sitzen, zwecks Folter, Mord und wahnwitziger Menschenexperimente...
Äääääääääääääh, wie bitte? Ich freue mich ja immer über Horrorfilme aus Ländern, die nicht unbedingt für das Genre berühmt sind, allerdings geht es dann oft so wie hier: Man wünscht sich ein Besinnen auf die eigene Tradition des Unheimlichen und die ein oder andere außergewöhnliche Abweichung von der Norm, bekommt dann aber nur ein Abziehbild gerade erfolgreicher US-Streifen und mit etwas Glück immerhin noch ein paar ungewohnte Locations. So läßt Hostel hier ganz schön grüßen, wird aber bizarrerweise mit einer an die 50er Jahre erinnernde Nazi-Mad Scientist-Geschichte kombiniert, was man ja fast schon wieder gut finden könnte. Nur ist der Film stilistisch wie dramaturgisch so nervig auf Schock ohne Sinn und Verstand ausgelegt (z.B. durch viel zu zahlreiche Inserts, bei der die Tonspur laut krawummst), daß man das nicht wirklich gutheißen mag. Nur die verfallenen Locations vermögen zu gefallen, und auch sollte lobend erwähnt werden, daß die Nazis hier richtig gutes Deutsch reden, anders als in vergleichbaren amerikanischen Vehikeln oder zuletzt Frontière(s).
#732
Geschrieben 27. Oktober 2008, 23:57
GB/USA 1990 Regie: Elijah Moshinsky
Maurice Allister (Albert Finney) trinkt bereits zum Frühstück Scotch, bumst gern in der Gegend rum, und besitzt ein Hotel-Restaurant in einem alten Landhaus in der Nähe von Cambridge. In so alten englischen Landhäusern muß es natürlich spuken, und so erzählt er seinen Gästen zahlreiche Gespenstergeschichten. Das Problem ist nur, Maurice sieht diese Geister tatsächlich...
Obwohl diese Fernsehserie wie die literarische Vorlage vom ehemaligen "angry young man" Kingsley Amis zahlreiche ironische Brechungen besitzt, werden die Horror-Szenen doch relativ straight durchgezogen und können schon die ein oder andere Gänsehaut verursachen. Das fängt schon mit der für eine TV-Produktion recht deftigen ersten Sequenz an, in der eine junge Frau im Wald von scheinbar lebenden Bäumen durchbohrt und ausgeweidet wird. Mag man da noch an Evil Dead denken, sind die weiteren Horrorelemente eher der Tradition eines M. R. James entlehnt, ist der Verursacher des Unheils doch der Geist eines alten Gelehrten, der sich mit dunklen Mächten eingelassen hat. Die zahlreichen komischen Elemente sind vom Grauen recht strikt getrennt, und hier gibt es neben den recht exotischen erotischen Eskapaden der Hauptfigur vor allem einen agnostischen Dorfpfarrer namens Tommy Sonnenscheim (sic!), der selbst bei Beerdigungen Turnschuhe trägt. Das Finale ist ein bißchen harmlos ausgefallen und hier hätte ich mir mehr Bösartigkeit erhofft, alles in allem ist diese modernisierte Version klassischer britischer Geistergeschichten aber eine durchaus originelle Angelegenheit mit mal wieder makellosen Darstellerleistungen.
#733
Geschrieben 31. Oktober 2008, 01:17
PUN MESEC NAD BEOGRADOM (Full Moon over Belgrade)
Jugoslawien 1993 Regie: Dragan Kresoja
Kurz nach Ausbruch des Krieges 1991 sieht es mit dem Auslandsstipendium des Literaturstudenten Aleksa recht übel aus, auch muß er damit rechnen, jederzeit eingezogen werden zu können. Nachdem er den Schergen der Militärpolizei in der Wohnung seiner wenig hilfreichen Eltern um Haaresbreite entkommen konnte, nimmt er dankbar das Angebot einer verschrobenen älteren Kollegin seines Nebenjobs bei einem Okkult-Magazin an: Diese hat nämlich eine prächtige Bibliothek voller Raritäten und möchte diese katalogisiert haben. Nachts in dem großen alten Haus wird Aleksa allerdings von merkwürdigen Träumen geplagt, in dem ihm seine bereits gefallenen Freunde und andere Tote begegnen – aber sind das wirklich Träume?
Die Verbindung von unheimlich-phantastischen Motiven mit politischer Satire ist in Osteuropa recht häufig anzutreffen, und eine von mehreren Parallelen, die diesen Film mit dem einige Jahre zuvor entstandenen Rattengott verbinden. Auch hier gibt es einen Geheimbund von unirdischen Wesen, die die Geschicke der Stadt lenken und eine durchweg finstere, hoffnungslose Stimmung. Kresojas Stil ist hierbei stark vom Neo-Noir eines Blade Runner beeinflusst und bietet zahlreiche düstere Kompositionen der nächtlichen Stadt. Als der Horror im letzten Drittel des Films zunimmt, gibt es zudem auch noch klassische Gothic-Stilmittel, die sich nahtlos in die Atmosphäre des Films einfügen. Der dramaturgische Aufbau ist dabei ebenso geschickt, da die humoristischen Merkmale immer mehr abnehmen und das Ganze in einem dermaßen bitteren und hoffnungslosen Ende mündet, daß man sich schon wundert, wie so ein absolutes Gegenteil zur Durchhalte-Propaganda zu Kriegszeiten entstehen konnte, scheinbar auch noch vom Kulturministerium finanziert. Um das zu verstehen, müßte man wohl mehr über die damalige Situation des Landes wissen – eine Wiederveröffentlichung mit Untertiteln wäre allerdings auch hilfreich und sehr zu begrüßen.
#734
Geschrieben 02. November 2008, 00:15
Frankreich 1943 Regie: Guillaume Radot
Die junge Monique soll auf der Burg der Malveneur einen Posten als Kindermädchen antreten. Die Familie ist im Dorf nicht sonderlich beliebt, einerseits aufgrund ihres auf Ausbeutung aufgebauten Reichtums, andererseits weil ein uralter Fluch auf ihnen liegt. Über diesen Fluch will die neugierige Monique mehr herausfinden, auch interessiert sie, was in dem verschlossenem Laboratorium vor sich geht...
Ich mag die eigenwillig-melancholische Stimmung der französischen phantastischen Filme dieser Periode, die oft ambivalent-allegorisch ausfallen (wie auch Gespielin der Finsternis): Auch hier sieht man ähnlich wie bei Lewton die übernatürlichen Ereignisse nie, sie werden nur suggeriert. Die Ästhetik schwankt dabei zwischen Universal-Horror und Bergfilm/Heimatfilm und bedient sich auch mal des ein oder anderen Stilmittel aus Dreyers Vampyr. Schöne Sache, wenn auch lange Zeit recht dialoglastig.
#735
Geschrieben 06. November 2008, 19:46
Schweden 2008 Regie: Tomas Alfredson
Der 12jährige Oskar ist ein Scheidungskind, hat keine Freunde, und wird in der Schule gehänselt und geschlagen. Da lernt er die jüngst in die Nachbarschaft gezogene Eli kennen, doch diese ist noch mehr Außenseiter als er, ernährt sie sich doch ausschließlich vom Blut anderer Menschen...
Endlich mal wieder ein anständiger Vampirfilm nach all der Blade, Buffy, Underworld etc. Latex- und Kontaktlinsenkacke. Neben der Auslassung von Klischees lebt der Film vor allem durch seine triste, melancholische Stimmung, sowie einem ständigen Schwebezustand zwischen schwarzem Humor und Traurigkeit, blutigen Effekten und Romanze. Die Ambivalenz zeigt sich auch im offenen Ende und im Umgang mit der langsam aufkeimenden Sexualität.
#736
Geschrieben 23. November 2008, 01:26
Polen 1984 Regie: Zygmunt Lech
Ein junger Arzt ist recht bestürzt, als er einen ehemals lebenslustigen Freund und Patienten in einem gar bemitleidenswerten, fast leichenhaften Zustand antrifft. Diese Veränderung scheint durch die Bekanntschaft mit der schönen Sara Braga hervorgerufen worden zu sein, eine Dame, die scheinbar seit 100 Jahren (oder noch länger) nicht altert. Als der Arzt Röntgenaufnahmen von seinem Freund macht, stellt er fest, daß dieser scheinbar langsam im Inneren verfault...
Wieder mal eine polnische TV-Verfilmung nach Grabiński, diesmal sogar über eine Stunde lang. Es wurde zwar mit dem finsteren, zahnlosen Diener Sara Bragas eine recht klischeebehaftete Figur der literarischen Vorlage hinzugefügt, ansonsten aber die merkwürdig-melancholische Stimmung angemessen ins andere Medium übertragen. Darsteller, Spezialeffekte und Locations sind auch alle vom Feinsten. Wundervoll und ziemlich genau meine Tasse Tee.
#737
Geschrieben 27. November 2008, 02:46
USA 2008 Regie: Joel Soisson
OK, das amerikanische Remake von Kurosawas Film konnte mich schon nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen, jetzt haben sie auch noch ein direct-to-video-Sequel hinterhergeschoben, aber ich dachte mir, die Prämisse ist ja schon ganz reizvoll, der Großteil der Menschheit in ein vages Nichts entschwunden, überall Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Verfall…
Aber ich hätte es besser wissen müssen, sie haben die Grundidee voller Potential hoffnungslos in den Sand gesetzt. Nur kurz blitzen ein paar stimmungsvolle Szenen auf, dann kommt wieder ein schlampiger möchtegern-Apokalypse-CGI-Hintergrund und vor allem läßt man die auf der Hand liegenden existenzialistischen Fragen des Stoffes außer acht und kümmert sich lieber um die kitschige Zusammenführung einer typisch amerikanischen Familie. Weil Horrorfilme in letzter Zeit ja wieder hart sein müssen, streut man noch unmotiviert ein paar Ekelszenen rein. Ein Film, der sich hoffentlich auch bald in Nichts auflöst. Da ist es schon spannender, sich die schwarzen Flecken auf der Tapete anzuschauen.
#738
Geschrieben 29. November 2008, 05:04
USA 1967 Regie: Gunnar Hellström
Der Ungar Symcha hat beim Aufstand von 1956 seine Familie verloren und das Land verlassen, Richtung Amerika. Dort konnte er auch nicht wirklich Fuß fassen und wird beim ziellosen Wandern durch die Kalifornische Wüste von einer hübschen jungen Dame aufgegabelt. Diese betreibt mit ihren beiden Schwestern und ihrer Mutter ganz in der Nähe eine Tankstelle und lädt ihn zur Übernachtung ein. Doch mit der Familie scheint etwas grundsätzliches nicht in Ordnung zu sein...
Susan Strasberg wird ja immer mehr zu einem meiner Lieblings-60s-Schnuckelchen, allein dieser Unschuld vortäuschende Blick aus den dunklen Augen – da kann man wie der Protagonist hier schon sehr schnell schwach werden. Daß die Familie nicht nur wegen einem dunklen Mordgeheimnis etwas merkwürdig ist, ist einem dann auch egal. Neben den Reizen der Hauptdarstellerin bietet der Film aber auch noch eine gute Psychedelic-Breitseite, z.B. wenn der Ungar überfahren wird und nicht weiß, wie ihm geschieht, oder er die Augen nicht von der minderjährigen Schwester lassen kann, wenn sie in einem ultrakurzem Rock zu einem tollen Song der Electric Prunes abtanzt. Den Plot kennt man in etwa zwar schon aus zahlreichen Filmen der 70er, aber der hier war früher und kann noch mit dem ein oder anderem bizarren Detail aufwarten. Hinter der Kamera stand übrigens auch ein Ungar – über dessen lustige Karriere zwischen Al Adamson und Steven Spielberg ich mich aber schon mal ausgelassen hatte.
#739
Geschrieben 04. Dezember 2008, 23:59
GB 2008 Regie: Yann Demange
"Does that mean we're not on telly anymore?"
Der seit Night of the living Dead obligatorische Ort, an dem sich die Überlebenden vor den Untoten verschanzen, ist diesmal der Big Brother-Container. Die Insassen sind die letzten Engländer, die etwas von der Katastrophe mitbekommen und es scheint längst alles zu spät zu sein...
Ein bißchen Mediendiskurs findet sich ja in fast jedem neueren Zombiefilm, am deutlichsten zuletzt in Diary of the Dead. Durch die Kombination mit dem Big Brother-Franchise wird hier der Aspekt des Verlusts der Privatsphäre sowie der Lust am Gaffen besonders hervorgehoben. Eigentlich keine schlechte Idee, das daraus entstehende Mise en abyme der Inszenierung, allerdings entsteht der Eindruck (u.a. auch durch Gastauftritte "echter" Containerfuzzis), diese Vorgabe wird zu großen Teilen für In-Jokes verwendet. Obwohl es hier zahlreiche witzige Szenen gibt, hat man es keineswegs mit einer Komödie ala Shaun of the Dead zu tun, dazu dominieren dann doch die ernsten Szenen, und auch das Ende ist nicht zum Lachen, wenn auch etwas platt in der Symbolik:
#740
Geschrieben 07. Dezember 2008, 00:18
GB/USA 1985 Regie: Freddie Francis
Mal wieder die Geschichte um Burke und Hare und Dr. Knox, deren Namen hier aus irgendwelchen Gründen wieder verändert wurden. Diesmal in einer recht aufwendigen Version mit zahlreichen bekannten Namen (Timothy Dalton, Stephen Rea, Patrick Stewart, Twiggy, Julian Sands), die hier allesamt auch solide Performances darbieten. Im Ganzen kommt diese Version aber wesentlich zahmer und zurückhaltender daher als John Gillings grandioser The Flesh and the Fiends, an dem er sich nun mal messen muß. Stattdessen gibt es eine hübsche Nachempfindung von Edinburgh im 19. Jahrhundert, die historisch evtl. etwas korrekter ist. In der Tat ein sehr hübscher und unterhaltsamer Film, den man weiterempfehlen kann, aber ich kann nicht aus meiner Haut: So makellos Dalton & Rea hier auch spielen mögen, in Sachen Charisma kommen sie an Cushing & Pleasence einfach nicht ran.
#741
Geschrieben 11. Dezember 2008, 02:06
GB 1964 Regie: Don Sharp
Um Platz für einen freundlichen Gebäudekomplex zu machen, fährt ein Bulldozer über einen alten Friedhof, sehr zum Verdruß der Familie Whitlock, die sich weigerten, ihre Toten zu verlegen. Der Bauherr ist auch noch ein Nachfahre der Familie Lanier, die einst dafür verantwortlich waren, daß Vanessa Whitlock als Hexe bezichtigt und lebendig begraben wurde. Über das Grab so einer Person fährt man besser nicht mit dem Bulldozer drüber!
Lon Chaney Jr. in einer britischen Produktion, das sieht man auch nicht alle Tage. Er hat zwar nicht viel Screentime, spielt aber eine gewichtige Rolle. Yvette Rees geht als Barbara Steele-Ersatz auch in Ordnung, obwohl ich gern Martine Beswick in dieser Rolle gesehen hätte. Ein ganz großer Wurf ala City of the Dead oder Night of the Eagle ist der Film leider nicht geworden, dazu fehlt es an sehr unheimlichen Momenten sowie dem Willen, auch mal von der Konvention abzuweichen. Die Sets und die Fotografie sind jedoch fabelhaft (hinter der Kamera Hammer-Routinier Len Harris) und Spaß macht der Film auf jeden Fall.
#742
Geschrieben 14. Dezember 2008, 05:15
Italien 1989 Regie: Lucio Fulci
Drei jugendliche Kriminelle wollen in eine abgelegene Villa einsteigen und die dort lebenden Senioren ausrauben. Die alten Leutchen sind aber nicht ohne und auch mit den zahlreichen Uhren im Haus scheint etwas nicht zu stimmen...
Mit Hilfe von tollen Locations, einer an Gothic Horror-Traditionen orientierten Kamera und Beleuchtung nebst einem einfachen, aber einprägsamen Score bekommt man hier einen interessanten Fiebertraum geboten, der zwar zunächst wie eine Groteske voller schwarzem Humor daherkommt, sich aber im weiteren Verlauf vollkommen dem Irrationalen hingibt. Diese abseitige Stimmung fand ich ja auch bei Fulcis Zombiefilmen faszinierender als die Gore-Effekte, von denen es hier auch ein paar gibt. Wahrscheinlich nicht genug, um den Fulci-Erwartungen irgendwelcher Idioten Rechnung zu tragen, was dann wohl auch die zahlreichen schlechten Kritiken des Films erklären würde. Ich fand den Film, wegen zahlreicher origineller Ideen und der formal ansprechenden Umsetzung, hervorragend.
#743
Geschrieben 26. Dezember 2008, 05:30
USA 1935 Regie: Stuart Walker
Der Opiumsüchtige John Jasper ist hoffnungslos in seine junge Gesangsschülerin Rosa verliebt. Diese soll aber bald seinen Neffen Edwin ehelichen. Bei einem Schneesturm am heiligen Abend verschwindet Edwin jedoch auf mysteriöse Weise...
Dickens' letzter Roman ist nur ein Fragment geblieben und hat die Fantasie einiger Leute angestachelt, eine Auflösung zu finden. Diese Universal-Produktion folgt einigen recht offensichtlichen Hinweisen des Plots und macht im Ganzen durchaus Sinn. Leider geht nach einem tollen Anfang (Claude Rains halluziniert in einer Opiumhöhle) erstmal das erzählerische Tempo verloren, das Liebes-Durcheinander der Protagonisten mag einen nicht wirklich fesseln, da sie etwas farblos daherkommen. Das ändert sich in der zweiten Hälfte, in der verstärkt auch die fabelhaften Dickenschen Nebenfiguren zum Einsatz kommen, nebst düsteren Friedhof-Sequenzen und mehr Opium-Spaß. Solide Unterhaltung, aber qualitativ dann doch recht weit entfernt von George Cukors "David Copperfield"-Version aus dem selben Jahr, und von den grandiosen David Lean-Adaptionen aus den 40ern erst recht.
#744
Geschrieben 28. Dezember 2008, 23:57
Peru 2000 Regie: Melinton Eusebio
Eine Gruppe Studenten macht sich auf den Weg in die tiefsten Anden, um irgendwas (kann ich spanisch?) zu erforschen. Unterwegs wundern sie sich, als sie keinen Schlafplatz finden, erst eine alte Frau mit frisch gestorbenen Mann im Sarg läßt sie ein. Am nächsten Tag am Ziel ihrer Erkundungen eingetroffen, stoßen sie auf das nächste Problem, denn der Dorf-Oberste Macario hat keine Lust, sie irgendwas erforschen zu lassen. Auch hat er was dagegen, wenn sein Hilfsarbeiter seine Tochter befummelt, übt er doch selbst schon Beischlaf mit ihr aus. Die Sünde des Inzest führt aber dazu, daß die beiden sich nachts in Llamas verwandeln, und so von den Dorfbewohnern eingefangen werden können, um sie am nächsten Tag auf dem Dorfplatz zu steinigen. Macario kehrt aber als Untoter in einer Mönchskutte zurück, hypnotisiert diverse Dorfbewohner mit seiner Spucke und lutscht ihnen von hinten das Hirn heraus...
Oh. Was ich zunächst für eine der zahlreichen Blair Witch-Kopien gehalten habe, entpuppte sich kurze Zeit später als eher klassisch erzählter Horrorfilm, nur halt mit einem Amateur-Budget, einer Videokamera und nicht wirklich viel Talent am Schneidetisch. Auch die Darsteller übertreiben kräftig und beim Finale waren wohl Zeit und Geld knapp, findet es doch hauptsächlich im Off statt. Dank der Andenlandschaft und einem wirkungsvollen minimalistischen folkloristischen Score gelingen allerdings doch einige recht stimmungsvolle Momente, und die Geschichte an sich ist auch abseitig-wunderlich genug, um das alles mit einer gewissen Faszination zu verfolgen. Der Titel wird übrigens oft mit "Jarjacha" angegeben, und als Jahr auch schon mal 2002, keine Ahnung, was nun stimmt.
#745
Geschrieben 30. Dezember 2008, 05:22
USA 1975/1981 Regie: Paul Aratow / Al Adamson
"You're serious, aren't you?" Meta-Dialogzeile
Die "Bruderschaft der blutenden Rose" besteht aus ein paar wackeren Satanisten, darunter der berühmte Hypnotiseur Svengali, die seit mehreren Jahrhunderten fröhlich in neue Körper inkarnieren. Dafür benötigen sie eine "reine Seele", die sie in der Stripteasetänzerin Trilby zu finden geglaubt haben. Svengali bzw. sein neuer Ego verliebt sich aber in das hübsche Mädel, und zudem ist unbemerkt ein gewisser Graf Dracula der Bruderschaft beigetreten, um alles kaputt zu machen...
Nach ca. einer Stunde Laufzeit des Films dachte ich ja, auf eine Zusammenfassung der Handlung verzichten zu müssen, so verworren wie das alles war. Schlußendlich machte es doch noch ein bißchen Sinn. Wobei man sich freilich auch fragen mag, was unseren guten Al hier wieder geritten hat, 1981 einen dermaßen verworrenen Film auf die Leute loszulassen, der nicht nur Motive aus den 30er Jahren übernimmt, sondern auch noch die Art und Weise, wie die "scary moments" inszeniert und mit tosender Musik unterlegt sind. Ursprünglich handelt es sich hier wohl um einen Film namens Lucifer's Women von 1975, der nie veröffentlicht wurde und von Al noch ein paar Dracula- und John Carradine-Bonus-Szenen spendiert bekam. So verworren und altbacken das alles auch ist, im letzten Drittel gibt es dann doch zahlreiche Szenen, die einem gepflegtem Delirium schon recht nahe kommen: Wenn z.B. Dracula mittels Fingerschnippen Vampirmütter erscheinen und verschwinden läßt oder Svengali-Geist sich von Svengali-Körper löst und ein Disput zwischen den Beiden entflammt. Auch die schwarzen Messen mit Ziegenkopf und Tiergeräuschen sind nicht ohne – "technischer Berater" war hier Anton LaVey. (Würde mich mal interessieren, womit dieser bezahlt wurde – schnöder Mammon oder doch Jungfrauen und Ziegenböcke?) Einen funktionierenden Horrorfilm sollte man hier keinesfalls erwarten, stattdessen gibt es aber allerhand furchterregende Tapeten.
#746
Geschrieben 03. Januar 2009, 04:08
Spanien 1972 Regie: José María Elorrieta
Die Ärztin Dr. Maeterlick wird zu einem dahinsiechenden Baron gerufen und zieht mit Krankenschwester Erika und durchsichtigen Nachthemden in der Burg ein. In der Gegend soll es Vampire geben, was ihr aufklärerischer Geist freilich nicht glauben mag. Sie weiß auch nicht, daß die Ex von Baron Junior gepfählt im Keller liegt...
Möglicherweise von den Hammer-Karnsteins und auch Jean Rollin beeinflusst, liegt der Schwerpunkt hier eher auf Erotik denn auf Horror. Die Schreckmomente sind recht rar gesät und nicht immer effektiv. Dafür ziehen sich eine Menge hübsche Damen an und aus oder laufen mit transparenten Fummeln durch die sehr hübschen Locations. Die Dramaturgie ist auch etwas holprig, vor allem am Ende geht alles drunter und drüber ("Ey, wir brauchen noch schnell eine Kerkerszene mit Peitschen!"), das könnte aber auch daran liegen, daß der Film ursprünglich knapp 15 Minuten länger war, wenn die Angaben auf der imdb stimmen. Der Kameramann hatte auch eine Menge Spaß mit Weitwinkel und Fisheyes, und ansonsten könnte man nur noch bemängeln, daß die hübsche Krankenschwester sich als Einzige nicht auszieht. Die Darstellerin Beatriz Elorrieta ist womöglich mit dem Regisseur verwandt.
#747
Geschrieben 10. Januar 2009, 06:34
Japan / Frankreich 1998 Regie: Shohei Imamura
1945: Der Landarzt Akagi rennt von einem Patienten zum nächsten, nur um doch jedesmal Hepatitis zu diagnostizieren. Das trägt ihm den Spitznamen "Dr. Leber" ein und obwohl die Krankheit zu diesem Zeitpunkt wirklich stark verbreitet ist, scheint der Mediziner auch ziemlich besessen von ihr zu sein. Als er einen geflüchteten holländischen Kriegsgefangenen bei sich versteckt, um dessen Folterwunden zu heilen, bekommt er bald Ärger mit dem Militär...
Ein Jahr nach dem fabelhaften Unagi ist Imamura wieder eine wundervolle Mischung aus komischen und traurigen Momenten gelungen, die einem gehörig das Herz erwärmt. Neben all den liebenswerten Figuren, die trotz ihrer Fehler, Spleens und Schwächen in einer unmenschlichen Zeit die Courage besitzen, nicht von ihren ethischen Grundsätzen abzuweichen, überläßt der Film durch seine Offenheit und Ambivalenz es auch dem Zuschauer, die Geschehnisse endgültig zu bewerten. Von Pathos, Kitsch und Klischees weit und breit keine Spur. Feinstes Kino.
#748
Geschrieben 10. Januar 2009, 23:33
GB 1970 Regie: Viktors Ritelis
Walter Eastwood, konservativer Upper Class-Snob der alten Schule, tyrannisiert seine Familie nach allen Regeln der Kunst. Am liebsten züchtigt er seine bildhübsche 16jährige Tochter, was diese bald nicht mehr ertragen kann und zusammen mit ihrer Mutter einen Plan schmiedet, Vattern aus dem Weg zu räumen. Doch was so ein richtiger Patriarsch ist, gibt auch als Leiche keine Ruhe...
Psychothriller mit Michael Gough in einer Drecksack-Rolle, mußte ich natürlich sehen, und bald war die deutsche VMP-Kassette für schmales Geld bei eBay eingesackt. In der Hülle steckte aber leider die Dobermann Gang – hundsgemein auch, daß der Verkäufer anschließend in der Versenkung verschwand. Jetzt hat es endlich mal geklappt und Gough bereitet große Freude – der Film selbst ist dann eher durchschnittliche Kost, auch die Auflösung war nicht vollkommen überzeugend, aber immerhin mal etwas anderes. Interessant jedenfalls auch die restliche Besetzung: Sohn und Tochter werden vom tatsächlichen Goughschen Sohn und seiner Schwiegertochter dargestellt, während in der Rolle der Haushälterin Mary Hignett agiert – später als Mrs. Hall die Haushälterin aller Haushälterinnen in All Creatures Great and Small.
#749
Geschrieben 13. Januar 2009, 02:15
Belgien 1978 Regie: Harry Kümel
Eine neue Schnellstraße soll in der Nähe des kleinen belgischen Ortes Hamelen gebaut werden, über deren Verlauf der amtierende Bürgermeister und sein Herausforderer kräftig streiten. Die beiden sind sich sowieso spinnefeind: Der eine Sohn der reichsten Familie am Ort, die immer schon die Bürgermeister gestellt haben, der andere ein sich mit rücksichtslosen Mitteln zum Großhändler hochgewirtschafteter Bauer, der dem reichen Knaben einst auch die Jugendliebe ausgespannt hatte. Ausgerechnet diese taucht in dieser angespannten Situation wieder auf...
Zwar kommt diese bösartige, streckenweise sehr groteske Satire auf Lügen, Korruption und Manipulation in der Kommunalpolitik ohne die phantastischen Elemente früherer Kümel-Filme aus, doch finden sich auch hier noch einige sehr stimmungsvolle, einer irrealen Atmosphäre zugeneigten Momente: Wenn sich zum Beispiel das prachtvolle Herrenhaus im Dämmerlicht vom Hintergrund abhebt oder eine Frauenleiche bei Morgennebel im Tümpel treibt. Aber auch sonst eine kurzweilige Angelegenheit – zudem kam mir vieles sehr bekannt vor, denn auch durch das Grundstück meiner Eltern wurde etwa zur gleichen Zeit eine Straße gebaut.
#750
Geschrieben 14. Januar 2009, 00:17
GB 1947 Regie: Charles Frank
Die junge Caroline wächst behütet bei ihrem gläubigen Vater auf – als dieser stirbt, erbt die 16jährige von ihm nicht nur ein beträchtliches Vermögen bei Volljährigkeit, sondern auch den festen Glauben an die Aufrichtigkeit und Güte von dessen Bruder Silas. So begibt sie sich frohgemuts in dessen Obhut und zunächst können auch das verfallene Anwesen und die schlechtgelaunten Angestellten sie nur ein wenig verunsichern. Bald muß sie jedoch feststellen, daß der Onkel alles andere als ein guter Mensch ist...
Herrliches viktorianisches Melodram voller Gewitter, wehender Vorhänge und knarzenden Dielen nach dem Kriminalroman von Sheridan Le Fanu. Zwar fielen einige hübsche und unheimliche Subplots der Erzählökonomie zum Opfer, aber das läßt sich bei so weit ausholenden Stoffen ja auch gar nicht anders handhaben. Neben einigen bemerkenswerten Villains überzeugt hier vor allem mal wieder Jean Simmons, die die Unschuld in Nöten genauso überzeugend darstellt wie komplexere Charaktere in etwa Great Expectations oder Angel Face. Was für 'ne Frau. Was für'n schöner Film.
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