The Diarrhoea Diary
#751
Geschrieben 19. Januar 2009, 23:17
Thailand 2008 Regie: Banjong Pisanthanakun/Parkpoom Wongpoom/Paween Purikitpanya/Youngyooth Thongkonthun
Das hat uns gerade noch gefehlt, jetzt drehen die Thailänder mit ihren langen umständlichen Namen auch noch Episodenfilme mit mehreren Regisseuren. Da ich aber beides mag (Thailänder und Episodenfilme) und zudem die Shutter-Burschen involviert waren, wollte ich mir das dann doch mal ansehen. Begonnen wird mit der Geschichte eines jungen Mädchens, das dank Gipsbein an die Wohnung gefesselt ist, bald aber eine rätselhafte SMS von einem Unbekannten bekommt. Bemerkenswert, daß der ganze Dialog hier via SMS stattfindet, gesprochen wird kein einziges Wort, was eine interessante Stimmung erzeugt, wenn auch die Auflösung ein wenig unbefriedigend ausfällt. Abrupter Stilwechsel in der nächsten Episode: Wackelkamera, Farbfilter und Splatter, sieben Teenies tot durch Fluch in zwanzig Minuten, warum nicht. Nur die mittelmäßigen CGI im Finale waren keine so gute Idee. In der dritten Geschichte gibt's dann selbstreferentiellen Humor: Vier Typen auf Wildwasserfahrt erzählen sich nachts im Zelt Geistergeschichten und spoilern das Ende von einer ganzen Reihe Filme, nur um schließlich selber einen Twist serviert zu bekommen. Stellenweise wirklich sehr witzig! Bei der letzten Episode kehrt man dann wieder zum schleichenden Gruselhorror zurück: Wenn auch souverän inszeniert mit ein paar fiesen Momenten, kann die Geschichte über eine Stewardess und eine Leiche aber kaum Originelles bieten.
Leider fehlt unter den Geschichten hier ein echter Knaller, aber dafür stinkt auch keine Episode richtig ab. Geht als Kurzweil für zwischendurch voll in Ordnung.
#752
Geschrieben 24. Januar 2009, 02:31
Jugoslawien 1973 Regie: Djordje Kadijevic
Ein junger Mann auf der Reise in eine andere Stadt – zwischendrin versagen ihm aber die Kutscher den Dienst, denn eine gewisse Straße wollen sie partout nicht lang. Man kennt das. Also zu Fuß weiter und es dauert nicht lange, da nimmt der Reisende aus einem Schloß am Wegesrand merkwürdige Musik wahr. Ein kleiner Junge, den er zufällig trifft, rät ihm aber dringend davon ab, das Schloß zu betreten. Kurze Zeit später ist der Junge tot, von einer Kutsche überfahren, aus der eine betörend schöne Frau steigt, die sich als die Schloßherrin erweist...
Im selben Jahr entstanden wie der faszinierende Leptirica (und scheinbar noch ein dritter Horrorfilm, Sticenik – den möchte ich dann auch unbedingt mal sehen), setzt Kadijevic hier eher auf klassischen Gothic Horror, wie schon der Prämisse zu entnehmen ist. Zur S/W-Fotografie und dem teilweise verfallenem Schloß als Location gesellt sich aber noch eine befremdlich-irreale Stimmung, die mal an Vampyr, mal an La Belle et la bête erinnert. In der Mitte hängt der Film mit einigen dialoglastigen Passagen zwar ein bißchen durch, was aber ein wenig von Olivera Katarinas immens freizügigem Dekolleté aufgefangen wird. Die Auflösung ist dann wieder erstaunlich originell und habe ich so keineswegs kommen sehen. Feine Sache.
#753
Geschrieben 31. Januar 2009, 01:29
Deutschland/Niederlande 2007 Regie: René Röser-Buchkremer
Daniel Upton besucht seinen Freund Edward in der Psychiatrie und streckt ihn mit sechs Kugeln nieder. Anschließend erklärt er dem Gefängnispfarrer, daß es sich bei dem Ermordeten keinesfalls um seinen Freund gehandelt hat, denn etwas anderes hatte von dessen Körper Besitz ergriffen...
Sympathischer Debütfilm nach Lovecrafts "Ding auf der Schwelle", der zwar über einige Makel verfügt, über die sich die Macher aber auch im Klaren sind, die Post-Production ist wohl noch nicht abgeschlossen, wie Regisseur und Assistent nach der Vorführung erwähnten: Einige Szenen sind noch eindeutig zu lang, andere wiederum für den Fluß der Erzählung unnötig. Dafür gibt es durchweg gute Darstellerleistungen, einen streckenweise erfreulich eigenwilligen Stil – der mich z.B. bei der Innenbeleuchtung an britische TV-Produktionen der 70er Jahre hat denken lassen – sowie eine Climax, die inszenatorisch nichts zu wünschen übrig läßt.
Im Anschluß lief dann noch Call of Cthulhu, der mir bei der Zweitsichtung – vermutlich auch wegen der großen Leinwand – noch besser gefallen hat. Freu mich schon wie Bolle auf das angekündigte Nachfolgeprojekt The Whisperer in Darkness, bei dem die 30er Jahre als ästhetisches Vorbild dienen.
#754
Geschrieben 06. Februar 2009, 02:14
Mexiko 1961 Regie: Alfonso Corona Blake
Graf Subotai steigt aus dem Sarg, wandelt durchs Schloß und setzt sich an die Orgel. Er ist sauer und will endlich Rache an der Familie Colman nehmen, die einst einem Vorfahren den Garaus gemacht haben. Nach dieser Rache strebt er kein geringeres Ziel als die Weltherrschaft der Vampire an, denn er hat eine ganze Armee Blutsauger hinter sich, einige davon mit immens entstellten Gesichtern. Dummerweise kommt aber ein Klavierspieler mit Clark Gable-Schnauzbart in die Quere...
Formvollendetes Gothic-Kino der alten Schule, das – wie einige mexikanische Beiträge – auf allzu viel Dialog verzichtet und lieber auf lange, stimmungsvolle Sequenzen mit viel Nebel und bedrohlicher Musik setzt. Einige davon sind vielleicht tatsächlich etwas sehr lang geraten, aber dafür gibt es hier und da Momente, die einen einfach umhauen, wie der erste Auftritt des Buckligen oder Erna Martha Baumans Kopf auf einem Fledermauskörper. Könnte ich mir beide stundenlang in einer Endlosschleife ansehen.
#755
Geschrieben 13. Februar 2009, 00:12
USA 1965 Regie: Robert Gaffney
Weil der Mars nach einem Krieg so gut wie entvölkert ist, fliegt die Prinzessin mit ihrem spitzohrigen Wissenschaftsoffizier zur Erde, um ein paar Frauen einzusammeln. Gleichzeitig wollen Erdwissenschaftler den Androiden Frank mit einer Rakete ins Weltall schicken. Die Rakete wird von den Marsianern kaputt gemacht, Frank kriegt in einem Lasergefecht den halben Kopf weggebrutzelt und verhält sich zunehmend unsozial. Bald ist das Raumschiff voll mit Damen in Bikinis (war glücklicherweise gerade eine Pool Party in der Nähe), die Army kriegt natürlich alles erst viel zu spät mit...
Ja, der Film ist schon unter sehr preiswerten Produktionsumständen entstanden und weder Drehbuch noch Darsteller überschlagen sich mit Qualitätsmerkmalen, aber langweilig wird's nicht, da ist ständig was los. (Und wenn nur zu Rock'n'Roll auf der Vespa gefahren wird.) Außerdem gibt's gleich zwei gar nicht mal schlecht aussehende Monster, der thematisch ähnlich gelagerte Mars needs Women hatte nicht mal ein einziges. Weitere Highlights sind die Operationsszene, in denen der arme Frank mal eben so ein paar Kondensatoren ins Hirn gepult bekommt, sowie die Dialoge zwischen Marsprinzessin und ihrem Offizier. Bei weitem nicht so schlecht wie sein Ruf, das Ding.
#756
Geschrieben 20. Februar 2009, 00:44
Deutschland 1982 Regie: Eckhart Schmidt
Simone ist hoffnungslos verliebt in den NDW-Star "R" (Mit so einem Namen spart man Zeit beim Autogramme geben!), aber all ihre Briefe bleiben unbeantwortet. Ihre Liebe wird zur Obsession, die ihr Leben beherrscht und alles andere vernachlässigen läßt, bis sie schließlich von zuhause abhaut, um ihren Schwarm bei einer TV-Show in München zu begegnen. Und dieser scheint tatsächlich Interesse an ihr zu haben...
Als ich den Film vor ewig langer Zeit, als es mir noch vorrangig nach neuen Erfahrungen in Sachen Blutgemantsche dürstete, gesehen hatte, kam er mir entsetzlich dröge vor. Diesmal fand ich ihn toll, nicht nur als Zeitdokument, sondern auch als angenehmer Ausreißer, weil sowas wurde und wird in Deutschland einfach viel zu selten produziert. Es gibt hier zwar einiges zu bemäkeln (auch Schmidts Hoffmann-Verfilmung Der Sandmann hatte ein paar tolle Ideen, sich aber ansonsten in einem eher fadem Konzept verrannt), aber allein die Existenz eines solchen Filmes ist beklatschenswert. Würde mich nicht wundern, wenn für das letzte Drittel nicht Zulawskis (freilich viel besserer) Possession Pate gestanden hat, weil da gibt's schon einige Parallelen.
#757
Geschrieben 25. Februar 2009, 01:27
USA 1962 Regie: Richard Hilliard
Ein kleiner Ort in Connecticut: Elliot Freeman ist der Erbe des reichsten Mann vor Ort, lebt als Maler abgeschieden auf einem Landsitz und läßt das ein oder andere Aktmodell zu sich kommen. Zudem hat er sich im Krieg einen Ruf als gewissungslose Tötungsmaschine eingehandelt, und als sich in der Ortschaft die zerschlitzten Leichen von jungen Frauen häufen, fällt der Verdacht freilich zuerst auf ihn...
Einer von mehreren Psycho-Nachzüglern, der leider nicht ganz so prickelt wie etwa Dementia 13 oder gar Homicidal. Dazu ist ein bißchen zu viel Leerlauf in der Geschichte, seine Meriten hat der Film aber schon: Für die Entstehungszeit gibt es beachtlich viel Nuditäten, sowie Rock'n'Roll nicht zu knapp und einen stummen deutschen Chauffeur namens Max mit Spiegelsonnenbrille. Mörder und Mordszenen bieten zudem interessante Parallelen zum noch in den Kinderschuhen steckenden Giallo. Das "Lexikon des internationalen Films" spoilert bereits im ersten Satz den ganzen Film, war denen aber anscheinend egal, da sowieso "Kompletter Schund." Produzent Del Tenney brachte uns kurze Zeit später The Horror of Party Beach, mit noch mehr Rock'n'Roll. Danke!
#758
Geschrieben 03. März 2009, 03:07
GB 1972 Regie: Fred Burnley
Um etwas Abstand von ihrer kriselnden Ehe zu bekommen, macht Anna alleine Urlaub auf der Insel Jersey. Dort lernt sie den Leuchtturmwärter Hugh kennen und eine heftige Romanze entflammt. Als sie vor der Wahl steht, zurück zu ihrem Ehemann zu gehen, entscheidet sie sich kurzentschlossen, mit Hugh nach Schottland zu fliehen. Während eines Strandspaziergangs bekommt der Geliebte jedoch einen Herzinfarkt und stirbt. Annas Liebe ist jedoch so groß, daß er aus dem Totenreich zurückkehrt. Nur beginnt sein Körper langsam zu verfaulen...
Das ist ja mal eine wirklich eigenwillige Prämisse für ein Liebesdrama und auch ein frühes Beispiel für den empathischen Zombiefilm ala Yomigaeri oder Les Revenants. Das bedächtige Erzähltempo stört bei dieser Story kaum und zudem gibt es prachtvolle Landschaftsaufnahmen und solide Darstellerleistungen zu bestaunen. Stellt sich die Frage, was für ein Zielpublikum die Macher im Auge hatten, für Horrorfans dürfte das alles zu zahm sein, und wer einen Liebesfilm erwartet, dürfte sich nach der ersten Hälfte auch kräftig vor den Kopf gestoßen fühlen. Chapeau für soviel Mut, sich zwischen alle Stühle zu setzen.
#759
Geschrieben 08. März 2009, 03:42
Mexiko 1992 Regie: Rubén Galindo Jr.
Die nahe Zukunft in Mexiko: Alles ist voller Smog, man kann nur noch mit Sonnenbrille und Gasmaske auf die Straße gehen. Zudem gibt es dann und wann mal fiesen Säure-Regen. Das hält einen skrupellosen Industriellen aber auch nicht davon ab, weiterhin sein Plutonium heimlich an einer Müllkippe am Fluß zu entsorgen, was dann den bereits unangenehmen Umweltbedingungen noch eine Plage an mutiertem Ungeziefer hinzufügt. Mit riesigen Fliegen und Ratten in der Wohnung fällt das Einschlafen recht schwer...
Ja, viel Budget stand hier offensichtlich nicht zur Verfügung (was vor allem in dem Umstand deutlich wird, daß die Riesenratte von einem Typen mit Karnevalsmaske und Fellkostüm dargeboten wird), aber die Dauersmog-Prämisse und die zum Großteil des Films mit Gasmaske herumlaufenden Protagonisten haben schon was. Zudem ist die Hauptdarstellerin mal echt schnuckelig (wenn man sich auch fragt, warum sie als Tochter des Besitzers der "größten Firma des Landes" noch als Lehrerin arbeiten gehen muß und bei der Ausübung dieses Berufs sexy rückenfreie Klamotten trägt), und es gibt kaum langweilige Durststrecken zwischendurch. Ein richtig guter Film sieht wohl anders aus, aber hier waren genügend originelle Ideen vorhanden, um mir einen kurzweiligen Abend zu bescheren.
#760
Geschrieben 12. März 2009, 02:24
GB 1977 Regie: John Krish
Ein kleiner Junge spielt gern in der Nähe von Bahngleisen, auch wenn ihm das die Erwachsenen immer verbieten. Tagträumend stellt er sich einen Schulwettbewerb mit mehreren Disziplinen vor: Schnelles überqueren der Gleise, Steine auf Zug schmeißen (Zugführer erwischen: Extra-Punkte!), und schließlich der lange Dauerlauf durch den drei Meilen langen dunklen Tunnel, den nur ein paar Schüler überleben, die restlichen 100 werden blutig auf die Gleise gelegt.
Im Auftrag der britischen Eisenbahn entstandener Aufklärungskurzfilm für Schulen, der aber wohl ein bißchen sehr verstörend geraten ist. Im Stil der Fake-Dokumentationen von Peter Watkins werden hier unglaubliche Vorgänge stocknüchtern bebildert – der Film wurde zwar zwei Jahre später wieder aus dem Verkehr gezogen, aber ich wette, der ein oder andere Pennäler von damals hat heute noch Schiß vor Zügen und Bahngleisen. Der Film rief in mir Erinnerungen an einen alten Hoechst-Lehrfilm über das richtige Verhalten bei Schlagaderblutungen wach, den ich noch irgendwo auf VHS habe und über dessen Entstehung ich leider nie genaueres in Erfahrung bringen konnte.
#761
Geschrieben 14. März 2009, 04:11
Schweden / USA 1989 Regie: Peter Borg
Der junge Fotograf Peter, der gerade eine etwas ältere Schriftstellerin mit taubstummen Sohn geheiratet hat, erfährt plötzlich, daß ihm eine Tante in Schweden ihr Haus vermacht hat. Zunächst wollen sie sich das Ding nur ankucken und schnell verkaufen, es entpuppt sich aber als gar prächtiges Herrenhaus, so daß sie drin wohnen bleiben. In der Nähe gibt es aber auch ein verlassenes Waisenhaus, in dem der taubstumme Sohn vermeint, Spielkameraden zu finden. Diese sind aber seit über 50 Jahren tot...
Leichenhafte Geisterkinder waren zu dieser Zeit nicht wirklich en vogue im Horrorfilm, und so haben wir es hier mit einem sympathischen Ausreißer zu tun, der einerseits an ältere Beiträge erinnert (das Erscheinungsbild und die Verhaltensweisen der toten Kinder erinnerten mich an Lost Hearts), aber auch wie ein foreshadowing auf jüngere Beiträge des Genres wirkt, wie etwa The Devil's Backbone. Es gelingen auch zahlreiche effektive Gruselmomente und hübsche Bildkompositionen. Abstriche muß man bei den Darstellern machen, denn sowohl Peter als auch den taubstummen Jungen nimmt man nicht wirklich für voll. Auch der streckenweise recht preisgünstig klingende Synthesizer-Score vermag nicht immer, die durchaus gelungenen Bilder in Sachen Atmosphäre zu unterstützen. Eine sehenswerte Angelegenheit bleibt dieser Film aber nichtsdestotrotz, auch wenn er momentan wohl nur auf einer amerikanischen VHS in Vollbild vorliegt.
#762
Geschrieben 20. März 2009, 02:04
USA 1989 Regie: Greydon Clark
"Nazis? I still don't believe it!" Meta-Dialogzeile
In Südkalifornien macht eine Bande Nazi-Skinheads die Gegend unsicher. Nachdem sie den Supermarkt eines Holocaust-Überlebenden überfallen und dabei ein afro-amerikanisches Kind verprügelt haben, ziehen sie Richtung Mexiko, massakrieren an einem Tankstellen-Imbiss weitere Leute und verfolgen zwei College-Studenten-Augenzeugen durch die Wilderniss...
Nun, ein ernstzunehmendes Porträt einer Subkultur war hier nicht zu erwarten, eher ein Chuck Connors-Rache-Action-Vehikel, aber der gute Mann hat als im Wald lebender Weltkriegsveteran auch nur sehr wenig Screentime, so daß man sich schon fragt, was ist das denn hier eigentlich? Nun, es ist auf jeden Fall unterhaltsam in seiner Naivität. Richtig toll die Köpfe geschoren hat man den Boneheads nämlich nicht, und in ihre Absteige hängen neben Hakenkreuzflaggen Poster von S.O.D. und Mötley Crüe. Der Soundtrack mit Songs von "Elvis Hitler" war immerhin nicht ganz verkehrt. Hauptdarstellerin Liz Sagal, kleine Schwester von Peggy Bundy, ist auch recht niedlich. Ich glaub, ich muß mir noch mehr Filme von Greydon Clark anschauen, denn Uninvited war auch ziemlich stulle, hat aber viel Spaß gemacht.
Bearbeitet von pasheko, 20. März 2009, 02:08.
#763
Geschrieben 21. März 2009, 01:06
Finnland 1952 Regie: Erik Blomberg
Lappland, vor langer Zeit: Als ihr Mann nach mehreren Tagen nicht vom Rentier-Hüten zurückkehrt, sieht eine junge Frau in der Einsamkeit ihrer entlegenen Hütte in der weiten, schneebedeckten Steppe keine andere Alternative, als die schwarze Magie zu Hilfe zu nehmen. Dies hat aber ungeahnte Konsequenzen: An manchen Tagen verwandelt sie sich in ein weißes Rentier, und in den Nächten bekommt sie ungehemmten Appetit auf Männerblut...
Wer sagt eigentlich, daß es in unheimlichen Filmen immer irgendwie dunkel sein muß? Der von Tierknochen gesäumte Friedhof in der grellen, hellen, weißen Einöde kann einem auch eine ordentliche Gänsehaut verpassen, auch wenn man sagen muß, daß der Film eine zu entrückte Stimmung aufbaut, um als richtiger Horrorfilm durchzugehen. Die expressiven Bilder erinnern oft an die Stummfilm-Ära und besonders viele Dialoge gibt es nicht, was schon recht entgegenkommend ist, wenn man kein finnisch versteht. Stattdessen gibt es Panorama-Aufnahmen von weiter, weißer Landschaft satt, unterlegt von sphärischer Musik, ein Trip in eine karge und fremde, aber wunderschöne Welt.
#764
Geschrieben 23. März 2009, 00:43
GB/Frankreich 2008 Regie: Gerald McMorrow
Vier Protagonisten werden eingeführt: Jonathan Preest lebt in einer imposanten Zukunfts/Parallelwelt, die von Religionen beherrscht wird, die anderen drei im zeitgenössischen London: Ein Vater sucht seinen verschwundenen Sohn, ein junger Mann seine Freundin aus Kindheitstagen, während eine junge Frau ständig neue Selbstmordversuche inszeniert und auf Video aufnimmt...
Obwohl der Film über viele ambitionierte Ideen verfügt, braucht er meiner Ansicht nach viel zu lange, um seine vier Erzählstränge zusammenzuführen, das kann man zwar auch als orginellen Ansatz sehen, führte bei mir aber zu ungeduldigem Hufscharren, wobei die Geschichte um Eva Green zudem ziemlich enervierte. Die Frau ist zwar nett anzusehen, die Exalthiertheit ihrer Figur ging mir aber mächtig auf die Eier. Interessanter da schon die Geschichte um Sam Riley, die scheinbar von En la ciudad de Sylvia inspiriert wurde (der im großen und ganzen viel besser ist, aber auch kaum vergleichbar), was bei einer Verfolgungssequenz durch einsame Gassen besonders deutlich wurde. Auch die Gestaltung der Fantasiestadt "Meanwhile City" ist sehr eindrucksvoll geraten, so daß ich es nicht bedaure, den Film auf der großen Leinwand gesehen zu haben. Das Ende serviert dann aber wiederum eine große Schaufel vorhersehbaren Kitsch. Schon nicht uninteressant, das alles, aber auch ziemlich verkorkst.
#765
Geschrieben 24. März 2009, 01:23
Thailand 2002 Regie: Jaroongsak Vonglaueng
Von einer Reise in den Dschungel bringt ein Archäologe eine mysteriöse Holzfigur mit, die seiner Meinung nach nichts mit dem massakrierten Dorf nebenan (das waren bestimmt Gangster, Terroristen oder wilde Tiere) zu tun hat. Außerdem gibt ihm ein Einheimischer ja auch einen kleinen Lappen, der ihm vor dem Bösen schützt. Zu blöd nur, daß einer seiner nichtsnutzigen Studenten die Figur klaut und ausgerechnet bei einer Party den Lappen entfernt. Ratzfatz ist der haarige Dämon zur Stelle, um die Kommilitonen auszuweiden.
Gott segne Thailand! Ich hätte ja nicht gedacht, daß sich in diesem Jahrtausend noch mal jemand traut, einen Typen in ein Gorillakostüm zu stecken und das dann auch noch voll ernst und bedrohlich zu meinen! Auf glaubwürdige Schauspieler hat man dann selbstverständlich auch verzichtet, die Gore-Szenen bestehen aus aus dem Off vor die Kamera geworfenem Gekröse und besonders erfreut das Herz die Partyszene, in der die jungen Menschen voll zu einer Platte abschwofen, auf der scheinbar ein Typ mit seinem Drumcomputer Hits der 80er (Beat it, Footloose, The Heat is on, I'm Bad) nachgespielt hat. Das streckenweise gar nicht mehr als solches erkennbare Englisch in den Untertiteln hat in mir dann den Gedanken geweckt, daß das Ganze durch eine ebenso sorgfältige deutsche Synchronisation noch veredelt werden könnte. Na, welches DVD-Label traut sich?
#766
Geschrieben 29. März 2009, 03:30
Frankreich/Belgien/GB 2008 Regie: Fabrice du Welz
Beim Tsunami von 2004 hat das Ehepaar Jeanne und Paul ihren Sohn Joshua verloren. Die Leiche wurde jedoch niemals gefunden, und als sie bei einer Benefiz-Veranstaltung einen Dokumentarfilm aus Burma sehen, vermeint Jeanne, ihren Sohn zu erkennen. Also versuchen sie, mit Hilfe von zwielichtigen thailändischen Mitstreitern, ihr Kind im endlosen Dschungel zwischen Thailand und Burma wiederzufinden...
Mit Calvaire hatte Fabrice du Welz das wohl interessanteste und eigenwilligste Beispiel zum Backwoods-Horror-Genre der letzten Jahre beigetragen, und ich war sehr gespannt, wie er wohl eine internationale Produktion mit weit höherem Budget handhaben würde. Das Resultat ist glücklicherweise nach wie vor meisterhaft. Denkt man bei den unruhigen Kamerabewegungen im Nachtleben Thailands zunächst noch an den ebenfalls von Benoît Debie fotografierten Irréversible, bekommt der Film bei der Reise des Ehepaars in den Dschungel seinen ureigenen Rhythmus: Das grandiose Sound-Design geht mit den prächtigen Bildern eine Einheit ein, die den Zuschauer mit offenem Mund rückwärts in den Kinosessel drückt; der Verlauf der Geschichte sorgt dann dafür, daß man während des Abspanns ebenso ungläubig in dieser Stellung verharrt: Irritiert, geschockt und fasziniert. Es ist wohl eher unwahrscheinlich, daß dieser Film hierzulande eine reguläre Kino-Auswertung erfährt, aber wem sich die Gelegenheit ergibt, dieses Werk auf der großen Leinwand zu sehen, sollte sie auf jeden Fall nutzen.
#767
Geschrieben 31. März 2009, 01:31
USA 1962 Regie: Gene Nelson
Der Wissenschaftler Alex Marsh hat ein neues Nervengas entwickelt, daß die Opfer nicht nur paralysiert, sondern anschließend in einen langen Hypnosezustand versetzt. Überzeugt davon, eine humane Alternative zu Nuklearwaffen gefunden zu haben, experimentiert er munter weiter, aber wie das bei überzeugten Wissenschaftlern so ist (vor allem wenn sie von John Agar gespielt werden), übertreibt er es ein wenig mit der Arbeitswut und gerät durch Ermüdung in direkten Kontakt mit der giftigen Substanz. Das führt zunächst zu Schmerzen und bösen Alpträumen, aber anschließend muß er feststellen, daß seine Berührung Menschen verkohlt. Es kommt aber noch schlimmer: Mit der Zeit verwandelt er sich selbst in einen schwarzen Klumpen!
In gerade mal 58 Minuten wird die Geschichte zügig vorangetrieben, so daß keinerlei Langeweile aufkommt, Agar ist sowieso immer toll, und wird hier von einem schmissigen Theremin-Score begleitet, könnte aber auch eine Orgel sein, die ein Theremin imitiert. Auf jeden Fall beste Unterhaltung! Ob der bei imdb und ofdb angegebene deutsche Titel "Dragon Forever" tatsächlich stimmt, konnte ich nicht hundertprozentig verifizieren, ich mein, man ist ja so einiges gewohnt, aber...äh?
#768
Geschrieben 02. April 2009, 02:00
Hong Kong 1974 Regie: Shan-si Ting
Ein recht interessant strukturierter Episodenfilm: Sind die ersten beiden Geschichten recht knackige, kurze, Rache-aus-dem-Jenseits-Angelegenheiten mit hübschen Grobheiten, holt die letzte und längste Episode weit aus und liefert schöne, ruhige Bilder. Das ist auch eine traurige Angelegenheit um den guten Dr. Lau, der immer nur Gutes tat, dann aber fälschlicherweise wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde, dank eines magischen Tricks aber noch 7 Tage als Geist auf der Erde verbringen kann, weil: Er muß noch ein paar totkranke Patienten heilen, will seine Familie noch mal wiedersehen und außerdem sein Buch zuende schreiben. Im Finale kreischt seine Frau evtl. ein bißchen zu viel herum, aber die langen Totalen, wie er sich als Geist im Garten vor dem Sonnenlicht zu verstecken versucht, sind schon sehr hübsch und stehen im krassen Kontrast zu dem aus HK gewohnten Gross-Out der ersten beiden Episoden, inclusive einem Säugling, der Papi den Finger abbeißt und einem zu endlosem Urinieren verfluchten Mörder. Man könnte diese Diskrepanz kritisieren, ich ziehe es jedoch vor, mich zu freuen: Hier ist einfach alles drin!
#769
Geschrieben 04. April 2009, 18:53
GB 1981 Regie: Lindsey C. Vickers
Vor drei Jahren verschwand ein junges Mädchen spurlos in einem kleinem Waldstück in der Nähe der Schule, weder wurde ihr Körper je gefunden, noch das Verbrechen aufgeklärt. Die Behörden beschließen, besagtes Waldstück einfach zu umzäunen, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Die neu hinzugezogene Joanne scheint sich aber zu irgendetwas hinter diesem Zaun hingezogen zu fühlen, und hat gerade Streit mit ihrem Vater...
In Sachen Rätselhaftigkeit dürfte dieser Film schwer zu toppen sein, nichts wird je erklärt und selbst die Zusammenhänge zwischen der Vorgeschichte und dem Hauptplot, bei dem es hauptsächlich um die Erfüllung einer Traumsequenz geht, darf sich der Zuschauer selbst zusammenreimen und hat dabei einiges an Optionen. Ein Problem des Films ist zweifellos, daß in der Geschichte nur sehr wenig passiert, und einiges davon vorhersehbar ist. Daß er bis zum Ende hin sämtliche Fragen offen läßt, ist dann allerdings schon überraschend. Und auch sonst hat er noch einiges zu bieten: Da ist zum einen ein sehr modern wirkendes Sound-Design, das mit wummernden Synthie-Bässen und dem überlauten Einsatz von Alltagsgeräuschen einen ordentlich in die Situation hineinzieht, dann sind da die durch endloses Grün führenden einsamen Straßen im Norden von Wales, und nicht zuletzt Hauptdarsteller Edward Woodward, der den leicht spießigen, aber liebenswürdigen Oberschicht-Daddy hier genauso überzeugend gibt, wie die knallharten Ermittler in etwa Callan oder The Equalizer, so daß ich zu keiner Zeit an Sergeant Howie aus The Wicker Man denken mußte, obwohl ich den Film dutzende Mal gesehen habe. Das Finale gehört zudem zu den intensivsten klaustrophobischen Momenten, die ich in der letzten Zeit in einem Film gesehen habe.
#770
Geschrieben 07. April 2009, 23:00
USA 2007 Regie: Dan Gildark
Widerwillig fährt Geschichtsdozent Russ zurück in seine Heimatstadt, um der Beerdigung seiner Mutter nebst anschließender Testamentsverkündung beizuwohnen. Prompt gerät er wieder in Streit mit seinem exzentrischen Vater, und von der Landbevölkerung schlägt ihm als homosexuellen Intellektuellen nur Feindseligkeit entgegen, so daß er einfach nur schnell wieder weg will. Als er jedoch entdeckt, daß in der Gegend außerordentlich viele Personen als vermißt gemeldet werden und ein Zusammenhang zu der seltsamen Religion, die sein Vater ausübt, zu bestehen scheint, möchte er der Sache auf den Grund gehen...
Zunächst dachte ich ja, es hier mit einem interessanten Ansatz zu tun zu haben: Ein Film, der sich eher als düsteres Sozialdrama gibt und eher beiläufig Elemente aus dem Lovecraft-Kosmos (hauptsächlich aus der Erzählung "Shadow over Innsmouth") hineinstreut, doch ab ca. der Hälfte meint der Film dann doch, Horrorfilm werden zu wollen, ohne die Mechanismen des Genres richtig bedienen zu können: Die Stimmung ist zwar interessant, aber unheimlich oder beängstigend wird es nie. So bleiben ein paar interessante Ideen übrig, die alles in allem aber weder Fisch noch Fleisch sind (was freilich auch wieder zu den Bewohnern von Innsmouth passen würde.) Auch das auf Apokalypse ausgelegte Finale kann nicht sehr überzeugen, da hätten sie den Kiyoshi Kurosawa einfliegen sollen, der weiß, wie man so was inszeniert. Grundsätzlich ist es ja sehr zu begrüßen, Lovecraft auch mal "anders" auf der Leinwand umgesetzt zu sehen, aber hier hat es leider nicht ganz funktioniert.
#771
Geschrieben 10. April 2009, 03:00
Philippinen 1960 Regie: Larry Santiago / Felix Villar / Tommy C. David / Pablo Santiago
Ah, endlich auch mal etwas älteren Filipino-Horror von vor der Eddie Romero/Gerardo de Leon-Ära in S/W zu Gesicht bekommen, und es ist sogar ein Episodenfilm! In der ersten Geschichte werden zwei Särge am Strand angespült, drinnen Vampirtyp nebst attraktiver Gespielin (Nein, sie heißt nicht Gabi), welche den Auftrag erhält, sich im nahe gelegenen Dorf einzunisten und durchzubeißen. Interessant hier die Dorf-Atmo: Ständig krähen irgendwelche Hähne im Hintergrund. Highlight ist die zweite Episode: Aus irgendwelchen Gründen (kann ich Tagalog?) werden verschiedene Leute von zwei schwebenden, blutigen Armen bedroht und teilweise erwürgt. Später erscheint auch noch ein armloser Geist. Vielleicht ist die technische Umsetzung nicht perfekt, aber auf die Idee muß man auch erst mal kommen. Die letzte Episode (oder waren das gleich zwei?) geht dann in den Bereich der Komödie, mit einem Haufen Jugendlicher, die in einem Spukhaus Party feiern wollen und sich ständig in die Hose machen. Diese Komödien-Elemente scheinen ja bei philippinischen Episoden-Horrorfilmen irgendwie dazuzugehören, siehe auch die nach wie vor laufende Reihe Shake, Rattle & Roll. Nun, sehr lustig war's in diesem Fall nicht, aber die beiden ernsthaften Episoden konnten schon durchaus Freude bereiten.
#772
Geschrieben 11. April 2009, 03:00
Frankreich 1983 Regie: Francis Leroi
Nachdem sie bei einem Autounfall Ehemann und Kind verloren hat, eröffnet die junge Ärztin Gabrielle eine Praxis auf einer entlegenen Insel. Dort wird sie bald Zeugin von merkwürdigen Unfällen, die scheinbar von normalen Haushaltsobjekten wie Backöfen, elektrischen Messern oder Weingläsern hervorgerufen werden...
Da meine Französisch-Kenntnisse nur noch rudimentär vorhanden sind, konnte ich den Erklärungen der Handlung nur bedingt folgen. War aber egal: Die eigentümliche Geschichte nebst den pittoresken Locations und der hervorragenden Fotografie zog mich schnell in ihren Bann. Diese Ingredienzen machen auch den Hauptreiz des Films aus, der andererseits auch nicht an drastischen Momenten spart.
#773
Geschrieben 13. April 2009, 03:00
Spanien/Italien 1980 Regie: José Ramón Larraz
Keiner kann den eigenbrötlerischen Sebastian leiden. Weder ist er in der Schule besonders beliebt, noch möchten die eigenen Familienmitglieder viel mit ihm zu tun haben. Einzig die Freundin seines älteren Bruders versucht, ihn zu verstehen, worauf er sich in sie verliebt. (Kein Wunder - es ist Alexandra Bastedo!) Die Situation würde von allen wohl etwas anders eingeschätzt werden, wenn sie wüßten, daß Sebastian mit seinen Gedanken töten kann – und diese Gabe noch nicht mal unter Kontrolle hat...
Der Plot verbindet eine jugendlicher-Außenseiter-tötet-paranormal-Story ala Carrie mit einer Reinkarnations-Geistergeschichte, reißt einen nicht vom Hocker, geht aber in Ordnung. Pluspunkte gibt es für die Besetzung der weiblichen Figuren (neben Frau Bastedo auch noch Helga Liné als Sebastians geile Mutter), sowie die wirklich angsteinflößend in Szene gesetzten Visionen/Halluzinationen des bemitleidenswerten Pubertierenden. Kein Klassiker, aber durchaus kurzweilige Unterhaltung, wenn man europäische Thriller dieser Periode und Weitwinkelobjektive mag.
#774
Geschrieben 16. April 2009, 02:00
GB 1983 Regie: Stanley A. Long
"They're British movies – I can tell by the way they talk!" Meta-Dialogzeile
Huch, schon wieder ein Episodenfilm! Scheinbar habe ich da gerade einen Lauf. In der Rahmenhandlung klauen zwei Dumpfbacken in einem New Yorker VIDEO SHACK drei Videokassetten und schauen sie sich bei einer attraktiven Freundin an, die gerade duscht. Es sind britische Kurzfilme drauf. Der erste handelt von einem älteren Herrn, dem seine Punch and Judy-Kiste am Strand eines Seebades (Brighton?) alles bedeutet. Seine Frau hat dafür kein Verständnis und will nach Kanada ziehen. Noch schlimmer der verzogene Stiefsohn, der das Kasperletheater bei einem Wutanfall anzündet. Zum Glück tuts dem Punch sein Knüppel noch! Die zweite Geschichte handelt von einem jungen Ehepaar, das in ein altes Haus einzieht. Die an sich gar nicht häßliche Ehefrau hat nicht nur Probleme mit einer schlimmen, übergroßen Brille, sondern sieht auch noch ständig Blut, Leichen und Mordszenen, wo keine sind. Streckenweise recht gruselig inszeniert, und die Pointe habe ich so auch nicht kommen sehen. In der letzten Episode braucht ein junger Motocross-Fahrer Kohle, um sein Moped zu reparieren und heuert bei zwei alten wunderlichen Schachteln als Gärtner an, die davon überzeugt sind, von Elfen umgeben zu sein. Jedenfalls haben sie eine Menge Kohle und unser Schnösel kommt auf den Gedanken, dort nachts mit seinen Kumpeln einzubrechen – eine denkbar dumme Idee!
Wegen des Covers der holländischen VHS damals für eine eher fragwürdige Komödie gehalten und in der Videothek immer stehen gelassen, verbirgt sich hier allerdings eine kurzweilige und sympathische Angelegenheit, die zwar irgendwie 10 Jahre zu spät kommt, aber mit ihren bösen Old School-Geschichten an die feinen Amicus-Episodenfilme erinnert. Gut, die Rahmenhandlung mag nicht so ganz ernst gemeint gewesen sein, und über die Gartenzwerg-Attacke in der letzten Episode müßte man auch noch mal reden, aber ansonsten gibt es hier neben solidem Handwerk und brauchbaren Darstellern auch einige recht originelle Ideen zu begutachten. Wer den Brithorror der 70er mag, kann hier gerne mal einen Blick riskieren. Nicht zu empfehlen allerdings, die VHS zu klauen, dann hat man zwar vielleicht ein tolles Meta-Erlebnis, könnte aber genauso unerfreulich enden wie die Dumpfbacken in der Rahmenhandlung.
#775
Geschrieben 23. April 2009, 00:30
Frankreich / Italien 1975 Regie: Serge Leroy
Die junge englische Dozentin Helen schaut sich in der französischen Provinz eine einsame Waldhütte an, um dort evtl. ihren Urlaub zu verbringen und ein wenig Abstand von allem zu gewinnen. Gleichzeitig unternimmt eine Gruppe angesehener Bürger des nahegelegenen Dorfes im selben Wald eine Wildschweinjagd. Unter ihnen zwei schon recht besoffene Schrotthändler, die bei der verwitterten Ruine einer Kapelle auf Helen treffen und sie vergewaltigen. Bei ihnen der schüchterne Dorftrottel, der vor Schreck sein Gewehr vergißt, welches von der Frau später dazu benutzt wird, ihrem Peiniger in den Bauch zu schießen. Zunächst wollen die besonnereren der Gruppe die Situation zu einem friedlichen Ausgang führen, doch da selbst der Bürgermeisterkandidat und der fromme Philantrop über schmutzige Geheimnisse verfügen, die anderen aus der Jagdgesellschaft bekannt sind, heißt es bald mitgefangen, mitgehangen und die Jagd auf Helen ist eröffnet...
Ohne Zweifel mit Chabrols Angriffen auf provinzielle Kleinbürger-Hierarchien verwandt, besticht der Film durch seine grandiosen Darsteller (vor allem Mimsy Farmer), die herbstlichen Locations und seine unerbittliche Spannungsschraube. So richtig plättet einen aber erst das unerwartete Ende, daß die Vorgehensweise anderer Most Dangerous Game-Varianten fast schon umdreht:
#776
Geschrieben 27. April 2009, 23:35
USA 1989 Regie: Gabrielle Beaumont
Die Geschichte kennt man, also spar ich mir mal eine Zusammenfassung. Ewig gesucht nach dieser TV-Fassung von Le Fanus Novelle, da ich mir Meg Tilly ganz gut in der Titelrolle vorstellen konnte. Sie ist dann auch das Beste an dieser Version, vor allem wenn das Mondlicht auf ihre dunklen Augen und ihr Dekolleté scheint. Ansonsten bewegt man sich hier noch näher an der literarischen Vorlage als z.B. die Vampire Lovers mit Ausnahme der Verlegung des Handlungsorts in den amerikanischen Süden und einigen ziemlich unsinnigen und auch nicht unbedingt logisch wirkenden Änderungen zum Ende hin. Vom Rest des Ensembles bleiben vor allem Ione Skye als unschuldiges Opfer und Roddy McDowall als Vampirjäger in Erinnerung. Die Einschränkungen des Fernsehformats sind zwar hier und dort erkennbar, es gibt aber einige sinnliche und hübsch atmosphärische Sequenzen. Auf jeden Fall brauchbarer als die späteren Adaptionen. Für dieses Jahr ist bereits die nächste angekündigt, diesmal scheinbar etwas aufwendiger, mal schauen, was das gibt.
#777
Geschrieben 29. April 2009, 02:00
USA 2009 Regie: Leigh Scott
Zusammen mit der scharfen Professorin Fay untersucht Dr. Armitage paranormale Phänomene. Der Fall eines besessenen Mädchens führt ihn zu der Annahme, daß da irgendwo son Portal geöffnet wurde und die großen Alten bald zurückkommen und die Menschheit unterjochen könnten. Während seine Kollegin sich auf der Suche nach einer in den meisten vorhandenen Ausgaben fehlenden Seite des Necronomicons macht, bekommt der Doktor Besuch von einem merkwürdigen Burschen namens Wilbur Whateley...
Was zum...? Auch hier ist wieder Dean Stockwell mit von der Partie, diesmal allerdings als sein Gegenspieler von damals, während der aus unerfindlichen Drehbruchgründen erst 10jährige Wilbur von Jeffrey Combs gegeben wird, der hier mit schwarzem Hut, Minimal-Dialog und Augenbrauenarbeit immens an Lugosi erinnert. Natürlich meint man, der Geschichte noch "spritzige" moderne Ideen zu verpassen, aber die sind meist hanebüchen, wie ein fetter levitierender Glatzkopf mit einem Harem voll Suicide Girls in irgendeinem Bayou von Louisiana. Die einzig brauchbare, nicht von Lovecraft stammende Idee haben sie dann bei Danielewskis "House of Leaves" geklaut. Stilistisch ist man auch unter aller Sau mit nervigen Schwarzblenden en masse und die CGI im Finale sind zum Heulen und Zähneknirschen. Immerhin: Langweilig kann man das alles nicht nennen, denn man sitzt schon die meiste Zeit mit aufgerissenen Augen vorm Schirm und fragt sich, ob das jetzt tatsächlich alles deren Ernst ist. Yog-Sothoth würde denen was erzählen!
#778
Geschrieben 03. Mai 2009, 05:00
Niederlande 1986 Regie: Jos Stelling
Während der Reise kurz eingenickt, steigt eine junge Französin in den dreißiger Jahren desorientiert schnell aus dem Zug, um aber festzustellen, nicht am gewünschten Bahnhof zu sein, sondern an einem außerplanmäßigen Halt an einem Weichenstellerhäuschen mitten im Nirgendwo. Sobald sie ihren Fehler entdeckt, fährt der Zug aber schon weiter. Der Weichensteller, ein komischer holländischer Kauz, versteht ihre Sprache nicht, also wartet sie auf den nächsten haltenden Zug – doch es hält keiner mehr, Monate lang...
Was wie eine Komödie mit skurrilen Charakteren und Situationen wie in den Filmen von Alex van Warmerdam beginnt, wandelt sich im letzten Drittel zum morbid-surrealem Drama und will nicht so recht in irgendeine Schublade passen. Auch wirkt es irritierend, daß die Außenaufnahmen dieses der Darsteller und des Humors wegen sehr holländisch wirkenden Films komplett in Schottland entstanden sind. Aber sowohl die Landschafts- als auch die Innenaufnahmen sind von einer ausgeklügelten Schönheit, die diesem bewußt dialogarmen Film (die beiden Hauptdarsteller können eh nicht über Sprache miteinander kommunizieren) den nötigen Drive verpassen. Verwirrend, aber interessant.
#779
Geschrieben 09. Mai 2009, 04:02
Kanada / USA 1974 Regie: Oliver Stone
Der Schriftsteller Edmund Blackstone hat sich mit seiner Familie in einem einsamen Haus zurückgezogen, um in Ruhe sein neuestes Buch zu vollenden. Recht verwundert ist er, als die von ihm ausgedachten Figuren plötzlich von außen an die Fenster klopfen...
Ein wenig wirr ist der Fim ja schon, vor allem im von Plot-Twists berstenden Finale denkt man sich, weniger wäre hier eventuell mehr gewesen. Macht aber nix, denn immerhin haben wir es hier mit einer recht originellen Angelegenheit zu tun, die postmoderne Erzählstrukturen vorwegnimmt. Zudem gibt es ein herausragendes Ensemble mit Leuten wie Martine Beswick, Hervé Villechaize oder Mary Woronov. Also kaum was zu meckern.
#780
Geschrieben 14. Mai 2009, 17:00
USA 1946 Regie: Lew Landers
"I forgot what I wanted to say." Meta-Dialogzeile
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