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ausgefeilte dialoge? man spricht im alltag nicht in ausgefeilten dialogen, weil man in spontanen, eventuell emotional aufwühlenden situationen gar keine zeit und geistige kraft hat, seine worte zurecht zu legen, sondern einfach instinktiv drauf los sprichst. willst du ausgefeilte dialoge, dann guck halt nen pathetischen amerikanischen mainstreamfilm.
Ausgefeilte Dialoge hab ich vielleicht auch nicht unbedingt erwartet, ist auch missverständlich, allerdings empfand ich die Auswälzung teils lapidarer Szenen, wie die Party, das Kunstgerede, das Spaghetti Essen als viel zu lang und ausführlich. Klar, Kechiche nimmt alles ganz genau unter die Lupe um die größer werdende Diskrepanz zwischen Adéle und Emma auch ja für jeden fühlbar zu machen. Überhaupt verlor ich ab dieser Szenerie fast komplett das Interesse an dem Film.
Stichwort Diskrepanz : Das finde ich widerum klug in diesem Film, das der Film mit Marivaux´s "La vie de Marianne" beginnt und dieser Roman im Prinzip im Film verwoben ist, da es auch dort um Diskrepanz geht. Um Gegensätze.
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auch verstehe ich den vorwurf nicht, der film hätte keine interessante geschichte. hat er wohl. nur ist der film halt nicht klassisch erzählt, begnügt sich teilweise mit andeutungen und auslassungen, was aber seine stärke ist.
Oh, der Film ist aber ganz klassisch erzählt. Strikt chronologisch. Das einzige was fehlt, sind die Texteinblendungen "ála soundsoviel Monate später". Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl irgendetwas zu vermissen. Als Stärke habe ich das nicht empfunden eher als Stil der dokumentarischen Sichtweise, die der Film einnimmt, immer ganz nah dran zu sein. Das war teilweise so lang, das ich dachte "Mann, jetzt mach doch mal n Punkt."
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bei dir liest es sich ja so als würde im film nichts über die figuren erzählt und keine konflikte ausgetragen.
Natürlich werden im Film Konflikte ausgetragen und der Film definiert sich ja fast nur über seine 2 Mädchen, wobei eigentlich nur über Adéle, da es ihre Sichtweise ist, die der Film einnimmt. Von Emma erfahren wir im Grunde nur über sie. Konflikte werden zu 90% innerlich ausgetragen, da es Adéles Konflikte sind, die wir sehen. Die inneren Konflikte sind auch toll dargestellt, was die äußeren angeht finde ich das doch sehr lapidar. Das sexuell verwirrte Mädchen, was zuerst von ihrer Clique ausgestossen wird, dann Liebe, Leidenschaft. Sie hat sich verliebt, vergnügt sich an Sex, findet sich aber in der homosexuellen Welt von Emma nicht so wirklich zurecht, empfindet Zufriedenheit in ihrem Beruf, sehnt sich nach ihresgleichen, Sex, Rausschmiss, Ende. Natürlich ist das auch recht subtil dargestellt aber gleichzeitig nehmen Szenen, die doch recht banal sind, einen Riesen Platz ein.
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übrigens verwechselst du die beiden hauptdarstellerinnen, scheint mir.
Stimmt ! Adéle ist nicht Léa Seydoux sondern Adéle Exarchopoulos, die den ganzen Film immer mit offenem Mund gezeigt wird
Glaube übrigens auch nicht, dass es weitere Kapitel geben wird. Nach der Schlammschlacht, die sich Regisseur und Hauptdarstellerinnen geliefert haben.