159 Antworten in diesem Thema

[sicomastik]

The Critic sagte am 23. Februar 2014, 10:52:

Hoffe, daß Du den Film in 3D gesehen hast. Habe glücklicherweise den mal Mitte der 90er auf einem Mini-3D-Festival anaglyph präsentiert bekommen.

Du Glücklicher.

Nein, wir mussten uns mit schnödem 2D zufriedengeben. Fanden den Film aber auch so unglaublich intensiv. Wow, was für ein Hammer(-Film). Kannte bisher nur den Dracula, aber der ist ja ganz was anderes im Vergleich hierzu.

[The Critic]

Bastro sagte am 23. Februar 2014, 01:54:

Das verstehe ich nicht...

Der Film konstruiert eine Linearität zwischen 9/11 und der Tötung von Bin Laden, die in der Realität nicht existierte, sondern die es so nur in Geschichtsbüchern gibt. Getragen wird das Konstrukt von einer Frau, die gegen innere und äußere Widerstände die wahre Wahrheit sucht und findet, wobei einige ehrliche Amerikaner und etliche Randfiguren ihr Leben verlieren.
Ambivalenzen werden dabei vollkommen ausgeblendet. Das erste Drittel zum Beispiel wird besser von jedem Mittelalterhexenfilm erzählt - Bigelow blendet die Konsequenzen der Folterinformationsgewinnung vollkommen aus. Es wäre ein leichtes gewesen, im Skript eine falsche Spur aus den Gefangenen zu pressen. Das hätte aber die Geradlinigkeit der FoxNewsPräsentation zerstört. Schlimmer noch - zu einem späteren Zeitkpunkt wird den Gefangenen, die fälschlicherweise und unschuldig in Guatanamo gelandet sind, noch ins Gesicht gespuckt, in dem man behauptet, das Bekanntwerden dieses Fakts sei ein Hindernis für die erfolgreiche Arbeit der Geheimdienste. Kollateralschäden müssen für die große, wahre Sache in Kauf genommen werden. Ich weiß nicht, wie oft ich das im Osten gehört habe - aber auch da habe ich das schon nicht ernst nehmen können.
Kathryn Bigelows Film ist wie gewöhnlich aufrührend immersiv. Bei Hurt Locker war das ein Plus. Hier nicht. Man könnte Zero Dark Thirty natürlich als Zustandseschreibung aus dem Inneren der Geheimdienste lesen. Angesichts des Informationsstandes des amerikanischen Publikums kann ich den Film aber kaum anders als Propaganda betrachten.

[Bastro]

Habe ich ganz anders aufgefasst. Es wird doch imo eigentlich in jedem Moment des Filmes deutlich, dass man hier einem Phantom hinterherjagt, weil man unbedingt einen Schuldigen braucht. Ganz deutlich wird das am Ende beim Finale, wo keiner weiß, wer überhaupt in diesem Haus wohnt - es ist der politische Druck, der die Akteure zum Erfolg verpflichtet. Na, und dann geht auch noch alles ordentlich schief. US-Propaganda kann ich beim besten Willen nicht im Film erkennen, wer hier der Unrechtsstaat und Aggressor ist, wird doch in jedem Moment klar. Der amerikanische Geheimdienst desavouiert sich selbst.

[The Critic]

Schön, daß Du und andere das aus dem Film ablesen können. Ich wundere mich nur, warum der Geheimdienst mit Bigelow zusammengearbeitet hat, wenn er durch diesen Film desavouiert wird. Nicht die Hellsten, scheint mir.
Verstehe auch nicht, was beim Finale schiefgeht. Man hat einen Schuldigen, den man der Öffentlichkeit präsentieren kann. Dank persönlichem Engagement (102!!!) und gebündelter Aktion, die den widerborstigen politischen Druck überwindet. Aber die Wahrheit siegt ja. Daß umgekehrt erst durch den Sieg die Wahrheit etnsteht, diese Erkenntnis hätte ich gerne im Film gesehen. Wo war das?

Schlimmer noch, ich gewinne das Gefühl, daß man Zero Dark Thirty sogar willkürlich lesen kann. Er bestätigt den Zuschauer, je nach dessen Facon. Für den einen ist es die klare Infragestellung der offiziellen Version mit dem Aggressor USA, für den anderen ist es die klare Bestätigung der offiziellen Version mit der Abwehr des Aggressors. Aber beide Seiten sind sich sicher, daß man hier größtenteils eine Dramatisierung der echten Geschehnisse sieht. So werden Mythen gebildet.

[jackIII]

The Critic sagte am 24. Februar 2014, 21:49:

Schlimmer noch, ich gewinne das Gefühl, daß man Zero Dark Thirty sogar willkürlich lesen kann. Er bestätigt den Zuschauer, je nach dessen Facon. Für den einen ist es die klare Infragestellung der offiziellen Version mit dem Aggressor USA, für den anderen ist es die klare Bestätigung der offiziellen Version mit der Abwehr des Aggressors.

Hm, finde ich eigentlich gar nicht so schlimm. So kann ja jeder eine eigene Haltung zum Geschehen entwickeln. Ist bei der Thematik natürlich gefährlich, aber eine ähnliche Problematik gibt's ja gerade beim WOLF OF WALL STREET, bei dem die große Läuterung beispielsweise ausbleibt und von Reue keine Spur ist. Wie man das so findet, ist einem dann selbst überlassen.

Fand ZERO DARK THIRTY aber so oder so eher mittelmäßig und weiß auch gar nicht, warum dieser Film genau gedreht worden ist.


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Das EVIL DEAD Remake fand ich erstaunlich gut, sehr gory, aber psychisch nicht so hart wie gedacht. Das Finale ein einziger Blutregen; optisch macht das Ding ganz schön was her.

[Short Cut]

Zitat

Schön, daß Du und andere das aus dem Film ablesen können.

Ich nehme mich jetzt mal als "andere" und bezeichne mich als dritte Möglichkeit diesen Film zu lesen bzw, darzulegen warum ich ihn toll fand.

Zero Dark Thirty empfand ich als nichts anderes als die konsequente und stringente Fortführung von The Hurt Locker. Im Grunde geht es in ZDT um nix anderes als um den Kick, den Bigelow von Near Dark über Point Break hinzu ein wenig abgeschwächt bei Strange Days und dann mit aller Härte bei The Hurt Locker und letztendlich politisch verwoben bei Zero Dark Thirty in Szene setzt. Es geht immer um normale Personen, die sich in die Welt des Adrenalins begeben und von dieser gefangengenommen werden. Bei den Frauenfilmen und zu denen zähle ich ZDT, geht es auch um Gender Themen, natürlich nicht explizit aber im Grunde Könnte man in ZDT auch die weibliche Machismo-Sehnsucht eines Blue Steel wiederfinden. Es gibt einen roten Faden, der (fast) alle Bigelow Filme verbindet und auch wenn sie sich evtl. für ZDT verpacktet hat, so ist dies in erster Linie kein politischer Film. Die Essenz des Films liegt für mich wahrhaftig in der letzten EInstellung des Films, in der Chastain gefragt wird, wo sie denn hinwolle. Der entsetzte Blick in die Kamera und dann Cut. Ich finde den Film großartig !

In The Hurt Locker wird ein Mann von Cornflakes besiegt und steigt viel lieber in den nächsten Flieger gen Irak als nochmals mit der Familie einzukaufen, in ZDT weiß die Frau am Ende nach 10 Jahren Jagd und Kick, nicht mehr wer sie eigentlich ist, was ist mit mir ?

[Short Cut]

Zitat

Ist bei der Thematik natürlich gefährlich, aber eine ähnliche Problematik gibt's ja gerade beim WOLF OF WALL STREET, bei dem die große Läuterung beispielsweise ausbleibt und von Reue keine Spur ist. Wie man das so findet, ist einem dann selbst überlassen.

Ja, das Ende ist zweischneidig, wie auch der ganze Film auf Wildersche Art doppelt gepolt ist. Mich hat das Ende doch berürt, da es ihn zum ersten, richtigen Mal sehr subtil mit der richtigen Welt konfrontiert. Was für ein armer Wicht, der nach all den Jahren nichts weiter drauf hat als den Stift wieder anzubieten anderseits was für arme Wichte, die sein Kredo nicht begriffen haben. Sehr schniekes Ende.

[Funxton]

jackIII sagte am 24. Februar 2014, 23:53:

[...] weiß auch gar nicht, warum dieser Film genau gedreht worden ist.

[jackIII]

jackIII sagte am 24. Februar 2014, 23:53:

Fand ZERO DARK THIRTY aber so oder so eher mittelmäßig und weiß auch gar nicht, warum dieser Film genau gedreht worden ist.

Funxton sagte am 25. Februar 2014, 06:34:

Naja. Ausformuliert: Ist diese in den Medien ausgeschlachtete, die Welt jahrelang beherrschende Hetzjagd, über die eigentlich alles gesagt worden ist, wirklich das Thema, das Bigelow, immerhin Oscarpreisträgerin, wirklich interessiert? Finde ich schwach. Hatte gehofft, dass es diesen Film nicht geben muss.

[jackIII]

THE BATTERY ist ein ganz erfrischender Indie-Zombiefilm, fast komplett ohne das übliche Rumgespritze von Blut und Gedärmen. Eher ein Buddy-Roadmovie mit schönem Twist. Angeblich nur 6000 Dollar gekostet.

[Funxton]

jackIII sagte am 25. Februar 2014, 11:04:

Naja. Ausformuliert: Ist diese in den Medien ausgeschlachtete, die Welt jahrelang beherrschende Hetzjagd, über die eigentlich alles gesagt worden ist, wirklich das Thema, das Bigelow, immerhin Oscarpreisträgerin, wirklich interessiert? Finde ich schwach. Hatte gehofft, dass es diesen Film nicht geben muss.

Ich bin jedenfalls froh, dass er da ist. Die Existenzberechtigung von Filmen zu hinterfragen, finde ich allerdings ziemlich erschreckend...

[jackIII]

Funxton sagte am 25. Februar 2014, 15:45:

Ich bin jedenfalls froh, dass er da ist. Die Existenzberechtigung von Filmen zu hinterfragen, finde ich allerdings ziemlich erschreckend...

wirklich? finde ich gar nicht. gerade bei politischen themen finde ich das durchaus legitim. und dass sich ein paar millionäre hinsetzen, um ausgelatschte bin laden schuhe anzuziehen, ja: finde ich dann absolut unnötig.

[La Chouette]

Keine Existenzberechtigung? Ab in die Gaskammer, oder wie?

[Bastro]

jackIII sagte am 25. Februar 2014, 11:04:

die Welt jahrelang beherrschende Hetzjagd, über die eigentlich alles gesagt worden ist

Ich glaube ja hingegen, da sind noch längst nicht alle Geschichten erzählt, die erzählt werden müssen.

[Bastro]

The Critic sagte am 24. Februar 2014, 21:49:

Verstehe auch nicht, was beim Finale schiefgeht. Man hat einen Schuldigen, den man der Öffentlichkeit präsentieren kann. Dank persönlichem Engagement (102!!!) und gebündelter Aktion, die den widerborstigen politischen Druck überwindet. Aber die Wahrheit siegt ja. Daß umgekehrt erst durch den Sieg die Wahrheit etnsteht, diese Erkenntnis hätte ich gerne im Film gesehen. Wo war das?

Das wird meines Erachtens im Subtext durchaus unausgesprochen deutlich. Um nichts anderes geht es ja in diesem Film, um eine konstruierte Wahrheit. Die Ermittlungen sind weniger das Nachjagen eines präzise definierten und konturierten Feindes (das sowieso eher ein reines Feindbild ist (mit all seinen Unschärfen)), als ein Davonrennen vor der eigenen Unwissenheit, Hilflosigkeit, Verlorenheit.

[jackIII]

La Chouette sagte am 26. Februar 2014, 07:11:

Keine Existenzberechtigung? Ab in die Gaskammer, oder wie?

guter beitrag, wenn man ein "unnötig" in "gaskammer" dreht. danke.

[jackIII]

Bastro sagte am 26. Februar 2014, 09:35:

Ich glaube ja hingegen, da sind noch längst nicht alle Geschichten erzählt, die erzählt werden müssen.

das würde ich so absolut unterschreiben, ja! aber darüber erzählt der film meines erachtens nicht besonders viel.

[Ubaldo Terzani]

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EINE FAMILIE ZUM KNUTSCHEN, SCARY MOVIE II, RED DAWN

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Ach ja, und VERBRECHEN UND ANDERE KLEINIGKEITEN

Brillant, oder auch

[Bastro]

Das finstere Tal - (Pflichtfilm für sicomastik und Funxton)

[Smergo]

The Man from London: Leckmichamarsch ist das langweilig

[Keitel]

oder so:
The Man from London: Leckmichamarsch, diese Langsamkeit, was für ein anstrengendes und doch lohnendes Sehexperiment

[Antoine Doinel]

Bastro sagte am 27. Februar 2014, 02:02:

Das finstere Tal - (Pflichtfilm für sicomastik und Funxton)

Finster ist es halt im Tal. Und der Musikeinsatz ist manchmal wirklich trottelhaft. Etwa, wenn das Verbluten
von flotter Popmusik untermalt wird, damit das leichter konsumierbar wird.
Aber davon abgesehen, ist der Film schon in Ordnung. Ein gelungener Genrefilm, der
beweist, dass man den Wilden Westen auch in Tirol vorfinden kann.

[Bastro]

Antoine Doinel sagte am 27. Februar 2014, 16:09:

Finster ist es halt im Tal. Und der Musikeinsatz ist manchmal wirklich trottelhaft. Etwa, wenn das Verbluten
von flotter Popmusik untermalt wird, damit das leichter konsumierbar wird.
Aber davon abgesehen, ist der Film schon in Ordnung. Ein gelungener Genrefilm, der
beweist, dass man den Wilden Westen auch in Tirol vorfinden kann.

Ja, diese scheinbare Bild-Tonschere ist toll. So wurde Peckinpah noch nie in Tirol inszeniert.