jackIII sagte am 18. März 2014, 00:43:
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#121
Geschrieben 18. März 2014, 01:39
#123
Geschrieben 18. März 2014, 08:52
Kenne keine Box mit Filmen der tschechischen Nouvelle Vague. Aber der Katalog von Second Run lohnt eine Exploration. Empfehlungen gehen raus für
Chytilova's Daisies (Tausendschönchen), eine anarchistische Riot-Grrrl-Komödie
Juraj Herz' The Cremator, ein Tauchgang in die Seele der Faschismusmitläufer
ebenso sein Morgiana, ein faszinierendes Böse-Zwilling-Märchen
Kachyna's The Ear, eine Erkundung der psychologischen Destruktion von Personen nahe des Machtzentrums
The Party and the Guests von Jan Nemec, ein Film, der häufig als Parteimetapher mißgedeutet wird, aber in Wirklichkeit über den menschlichen Hang, um jeden Preis dazugehören zu wollen, berichtet
Valerie and her week of wonders von Jaromil Jires, ein Traum von einem Märchen
Marketa Lazarova ist nicht so mein Ding, aber er ist angeblich einer der besten tschechischen Filme
Nicht im Katalog von Second Run, aber sehr empfehlenswert ist auch Witches' Hammer von Otakar Vavra, Hexenjagd als politische Metapher, ohne über Politik zu sprechen. Oh ja, und natürlich die Kurzfilme von Jan Svankmajer nicht zu vergessen. Von Der Scherz (Zeŕt), Birds, Orphans and Fools und The Shop on the High Street dürfte es schwierig sein, Kopien aufzutreiben.
Und wenn Du gerade bei Second Run bist, auch mal den polnischen (Mother Joan of the Angels von Jerzy Kawalerowicz) und ungarischen (The Round-Up von Miklos Jancso) Vertretern eine Chance geben.
#124
#125
Geschrieben 18. März 2014, 10:25
Ich kenne den Film zwar schon seit Jahren, aber am Sonntag konnte ich ihn erstmals auf der großen Leinwand
sehen. Und zwar im Rahmen der aktuellen Retrospektive im ö. Filmmuseum, die dem Jahr 1964 gewidmet ist.
Das ist das Gründungsjahr des Filmmuseums, womit diese wunderbare Institution heuer einen runden Geburtstag
feiert. Zuvor gab es eine Einführung durch Gavin Smith, Chefredakteur von Film Comments, einer mir vollkommen
unbekannten US-Filmzeitschrift. Ich habe hier zuvor das Wort anankastisch, das mir Sicomastic näher gebracht
hat, quasi stellvertretend für neurotisch benutzt.
Und dies ist wohl einer der neurotischsten Filmen die es gibt. Ein selbst schwer neurotischer und sadistischer Mann
versucht herauszufinden was die Titelfigur, die er in seine Gewalt gebracht hat, derart traumatisiert hat, dass sie
eine frigide, männerhassende Frau wurde, die deswegen Männer ausraubt und von einer Vielzahl neurotischer
Ticks geplagt wird. Sicherlich kein gänzlich gelungener Film, manches wirkt ein wenig plump, manche Nebenfiguren
sind schlecht gezeichnet, generell gelingt es Hitchcock nur bedingt aus diesem Stoff einen Suspensethriller zu
machen. Trotzdem ein in seiner Gebrochenheit und in seiner Künstlichkeit höchst faszinierender Film, der viele
große Szenen(z.B. der Beginn, der Raub, das Finale) enthält, und den ich zu den großen Hitchcocks rechne.
Und Bernhard Herrmans wunderbare Musik trägt auch hier viel zur Atmosphäre bei.
#126
Geschrieben 18. März 2014, 11:17
The Critic sagte am 18. März 2014, 08:52:
Kenne keine Box mit Filmen der tschechischen Nouvelle Vague. Aber der Katalog von Second Run lohnt eine Exploration. Empfehlungen gehen raus für
Chytilova's Daisies (Tausendschönchen), eine anarchistische Riot-Grrrl-Komödie
Juraj Herz' The Cremator, ein Tauchgang in die Seele der Faschismusmitläufer
ebenso sein Morgiana, ein faszinierendes Böse-Zwilling-Märchen
Kachyna's The Ear, eine Erkundung der psychologischen Destruktion von Personen nahe des Machtzentrums
The Party and the Guests von Jan Nemec, ein Film, der häufig als Parteimetapher mißgedeutet wird, aber in Wirklichkeit über den menschlichen Hang, um jeden Preis dazugehören zu wollen, berichtet
Valerie and her week of wonders von Jaromil Jires, ein Traum von einem Märchen
Marketa Lazarova ist nicht so mein Ding, aber er ist angelich einer der besten tschechischen Filme
Nicht im Katalog von Second Run, aber sehr empfehlenswert ist auch Witches' Hammer von Otakar Vavra, Hexenjagd als politische Metapher, ohne über Politik zu sprechen. Oh ja, und natürlich die Kurzfilme von Jan Svankmajer nicht zu vergessen. Von Der Scherz (Zeŕt), Birds, Orphans and Fools und The Shop on the High Street dürfte es schwierig sein, Kopien aufzutreiben.
Und wenn Du gerade bei Second Run bist, auch mal den polnischen (Mother Joan of the Angels von Jerzy Kawalerowicz) und ungarischen (The Round-Up von Miklos Jancso) Vertretern eine Chance geben.
Super, danke!
Hab mir auch mal einige nach bloßer Recherche aufgeschrieben:
Milos Forman: ICH BIN DURCHGEBRANNT, DER SCHWARZE PETER, DIE LIEBE EINER BLONDINE, ANUSCHKA - ES BRENNT MEIN SCHATZ
Jiri Menzel: LIEBE NACH FAHRPLAN, EIN LAUNISCHER SOMMER
Und der von dir schon erwähnte TAUSENDSCHÖNCHEN.
Die Box sieht auch gut aus. Wunderbar.
#127
Geschrieben 18. März 2014, 13:05
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#128
Geschrieben 18. März 2014, 13:22
Die Mumie ist wohl kaum der beste unter den Horrorklassikern der frühen 30er Jahre, aber Karloff als Imhotep ist wirklich stark, und es gibt einige gute Momente. Der Film ist auf alle Fälle wesentlich besser als der alberne Film mit Brendon Fraser.
#129
Geschrieben 18. März 2014, 14:19
Gute Wahl, den Leichenverbrenner würde ich nicht außen vor lassen. Valerie mag ich auch. „Lerchen am Faden“ kann ich ebenfalls empfehlen.
Wenn Du Gefallen an dem einen oder anderen Film gefunden hast, dann kann ich Dir auch die Filme von/mit/ Zdeněk Svěrák und Ladislav Smoljak ans Herz legen (z.B. „Jára Cimrman lezící, spící“, „Jáchyme, hoď ho do stroje!“). Großartiger Humor. In dieser Hinsicht auch unbedingt sehenswert: „Světáci“ (Lebemänner), 1969. Zum Totlachen!
#130
Geschrieben 18. März 2014, 17:44
Settembrini sagte am 18. März 2014, 13:22:
Der Beste möglicherweise nicht, aber eine verschissen harte Konkurrenz...
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#131
Geschrieben 18. März 2014, 17:50
jackIII sagte am 18. März 2014, 11:17:
Den hat Ken Loach an seinem BFI-Abend präsentiert. Wenn das nichts heißt.
Der Feuerwehrball ist natürlich superb. Ich nahm dummerweise an, daß den eh jeder kennt, deshalb ist er nicht auf der Liste gelandet.
#132
Geschrieben 18. März 2014, 20:56
#133
Geschrieben 18. März 2014, 21:24
Zufällig auf Youtube entdeckt und hängengeblieben. Einerseits typisch Franco (minutenlange Zoom-Einstellungen, obsessive, somnambule Atmosphäre). Andererseits irgendwie vollkommen anders. handwerklich top, mysteriöser plot bis zum ende. Fast schon eine psychologische Charakterdarstellung von Soledad Miranda. Ungewöhnliche Erzählstruktur.
#134
Geschrieben 19. März 2014, 13:00
@ Keitel : Habe Concorde mal angeschrieben und gefragt ob von NYMPHOMANIAC 1&2 die Directors Cut Versionen noch erscheinen werden. Bislang keine Antwort und ich nehme auch mal an, dass wenn sie erscheint, dann um einiges zeitversetzt nach der regulären BR-VÖ im September. Der zweite Teil soll ja wohl auch in Cannes im DC gezeigt werden. Solange werde ich dann wohl doch nicht warten und mir 1&2 im Doppelpack bei uns in nem Kino im Mai ansehen.
Den Kotcheff würde ich auch gerne mal sehen !
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Anbei ein paar Kurzkommentare zu einer Handvoll Filmen aus den letzten Wochen :
3:10 to Yuma
1957
(Delmer Daves)
9/10 *
Ein existenzielles, menschliches Psychodrama in Form eines Western. In glänzendem s/w gedreht reiht sich dieser Klassiker ein in die Reihe anderer psychologischer Western der 50er Jahre. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Jeder hat seinen Standpunkt, den er verteidigen will. Am Ende verschwimmen die grenzen vollends und die Erlösung folgt durch den einsetzenden Regen. Toll !
3:10 to Yuma
2007
(James Mangold)
7/10
Mangolds Remake setzt den Fokus mehr auf Action und zeitgemäßen Realismus. Die Reise der beiden wird hier länger inszeniert mit all dem Period-Piece, der heute anscheinend dazu gehört. Dazu kommt, dass der Sohn von Bale als Farmer, hier noch eine wichtige Rolle spielt, die dramatisch natürlich bis zum Ende ausgereizt wird. Das tolle Dialogdrama kommt hier nicht richtig zum tragen und wird immer wieder durch Action und Vereinfachung ein wenig nach hinten gerückt um dann zum Schluß mit einem Mangoldschen Plottwist zu enden, der Gut/Böse vollends auf den Kopf stellt und emotional sehr dramatisch wirkt.
Nun gut. Schlecht ist das Remake aber bei weitem nicht. Dafür sorgt die packende Action Inszenierung, die Mangold recht gut beherrscht. Ein kurzweiliger, knackiger Western ist dies geworden, der die Story ein wenig ausschweifender erzählt und dadurch die Komprimierung der zwei wichtigsten Personen ein wenig ausser Acht läßt, was schade ist aber wie gesagt die Inszenierung entschädigt dafür.
The Magnificent Ambersons
1942
(Orson Welles)
9/10
Meine Güte ! Würde der Film irgendwann nochmal inkl. der von RKO gekürzten 50 Minuten gezeigt, was wohl nie passieren wird, so wäre der Film ein Meisterwerk ! Ganz große Klasse !
The Stranger
1946
(Orson Welles)
7/10
Orson Welles als Nazi Franz Kindler, der sich in Connecticut als Lehrer niedergelassen hat und dort auf der Hut vor Edward G. Robinson ist. Der Film reiht sich ein in die zur damaligen Zeit in den USA entstandenen NAZI-SPY Filme. Glänzt wie immer mit einem exzellenten Orson Welles und hat auch einige recht intelligente inszenatorisch und dramaturgisch sehr gelungene Szenen zu bieten. Zu beanstanden wäre vielleicht, dass der Film sich dann doch einiges recht einfach macht. So gut ist das Skript dann doch nicht und das Drama um die Ehefrau, die nicht akzeptieren will, dass ihr Mann einer der führenden Köpfe in der Endlösungsfrage gewesen ist, konnte mich nicht vollends überzeugen. Aber die Ansätze sind da. Insgesamt ein schöner Paranoia-Thriller, der sich schon allein wegen Orson Welles irrem Blick lohnt.
Salon Kitty
1976
(Tinto Brass)
8/10 *
Hab ich ewig nicht mehr gesehen. Mit Ingrid Thulin und Helmut Berger in den Hauptrollen, könnte man sagen, dass er sowas wie die Exploitation Version von Viscontis „Verdammten“ und Fosses „Cabaret“ ist. Die Kameraarbeit von Silvano Ippoliti ist exzellent, die Ausstattung extrem opulent und Helmut Berger als machtlüsterner Nazi ist auch über allem erhaben. Der eigentliche Star des Films ist aber Kitty, die bis zum Schluss versucht sich aus dem politischen Machtgehabe um ihren Puff rauszuhalten. „Was interessiert mich euer Krieg ?“ Am Ende knallen die Bomben und Kitty lacht. Im Grunde hat sie gewonnen.
#135
Geschrieben 19. März 2014, 16:44
Short Cut sagte am 19. März 2014, 13:00:
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Zitat
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I betcha! Aber die Arrow-DVD ist ja bald verfügbar.
#136
Geschrieben 19. März 2014, 17:13
Zitat
Cool. Den hab ich hier ungesehen als geschnittenen TV-Rip liegen. Werd ihn dann wohl tatsächlich in der Kombination sehen.
Zitat
Top ! Il Mani Sulla Città erscheint ja auch am gleichen Tag. Fein. Merk ich mir gleich mal vor.
#140
Geschrieben 20. März 2014, 00:02
James Tobacks atemberaubendes Meisterwerk nach 10 Jahren wieder gesehen. Ein Meilenstein des (amerikanischen) Independant-Kinos.
#141
Geschrieben 20. März 2014, 00:22
Zitat
James Tobacks atemberaubendes Meisterwerk nach 10 Jahren wieder gesehen. Ein Meilenstein des (amerikanischen) Independant-Kinos.
Ist das das Original zum Audiard Film ?
#143
Geschrieben 20. März 2014, 00:33
http://www.imdb.com/...ref_=tt_trv_cnn
Ist wohl ein Remake. Hab mir den neulich gekauft, da ich die letzten beiden Filme von ihm exzellent fand. Jetzt muß ich Fingers wohl auch noch haben
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#144
Geschrieben 20. März 2014, 00:40
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P.S. : Der andere Avatar
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#145
Geschrieben 20. März 2014, 00:42
Short Cut sagte am 20. März 2014, 00:33:
http://www.imdb.com/...ref_=tt_trv_cnn
Ist wohl ein Remake. Hab mir den neulich gekauft, da ich die letzten beiden Filme von ihm exzellent fand. Jetzt muß ich Fingers wohl auch noch haben
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Toback hat leider, ähnlich wie Tobe Hooper in seinem Debut, nicht auch nur annähernd so etwas Gutes wieder hinbekommen.
#147
Geschrieben 20. März 2014, 00:47
Fingers muß ich jetzt allerdings haben !!!
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#148
Geschrieben 20. März 2014, 00:55
Short Cut sagte am 20. März 2014, 00:47:
Short Cut sagte am 20. März 2014, 00:47:
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#149
Geschrieben 20. März 2014, 10:47
Short Cut sagte am 20. März 2014, 00:33:
http://www.imdb.com/...ref_=tt_trv_cnn
Ist wohl ein Remake. Hab mir den neulich gekauft, da ich die letzten beiden Filme von ihm exzellent fand. Jetzt muß ich Fingers wohl auch noch haben
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Der wilde Schlag meines Herzens ist ein wunderbarer Film. Und der erste, den ich von Audiard gesehen habe. Dass er
ein Remake eines amerikanischen Filmes ist, war mir bewusst, ohne etwas über die Vorlage zu wissen.
Audiard ist für mich der große zeitgenössische Genre-Auteur Frankreichs, auch ich fand seine beiden Filme, die er
anschließend gedreht hat, exzellent.
#150
Geschrieben 20. März 2014, 19:39
Schöner Serienmörderfilm von John Brahm, der ein wichtiger Einfluss für Jess Franco war. (Siehe etwa JACK THE RIPPER, der mit HANGOVER SQUARE das Setting teilt. Noch deutlicher zeigt sich der Einfluss allerdings an Brahms ebenfalls tollem THE LODGER, der in THE AWFUL DR. ORLOF mehrmals direkt zitiert wird.) Interessant an HANGOVER ist, dass er einerseits - der Mörder ist von Beginn an bekannt - kein Whodunnit ist, andererseits an einer tieferen psychologischen Auslotung des Mörders (à la M) auch nicht recht interessiert ist. Eher begeistert sich der Film für virtuos inszenierte Spannungsszenen. Hier ist besonders der erste Mord erwähnenswert, der mit einer langen Kamerafahrt und einer subjektiven Kameraeinstellung geradezu wie aus einem Giallo entsprungen wirkt. Was noch? Gute Musik von Bernard Herrmann, eh klar. Und ein super Ende!
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