Berlinale 2007
Nach einem Jahr Pause nun mal wieder in Berlin. Leider hat mir mein Chef (der Sack) nur zwei Tage Urlaub genehmigt, sodass es diesmal nur ein ganz kurzer Besuch war.
Die Filme:
Tuli (Philippinen 2005) - In Tuli wird erzählt wie sich 2 Mädchen in der Dorfprovinz ineinander verlieben und mit welchen Vorurteilen sie und ihr gemeinsamer Freund, ebenfalls ein Aussenseiter, zu kämpfen haben. Leider fehlte dem Film aber das nötige know how, vieles schien zu unausgereift und der DV-Look gefiel mir leider auch nicht. Durch die sympathischen Darsteller und dem manchmal aufblitzenden Humor wars aber insgesamt schon okay als Einstiegsfilm. PS: TULI wurde wegen seiner Thematik auf den Philippinen nur gekürzt gezeigt.
Kurzfilmwettbewerb 2 - Wie das bei verschiedenen Kurzfilmen so ist, schwankt die Qualität natürlich ein bisschen. Die besten zwei Beiträge waren erstens
Mei (Foto) aus Taiwan, eine subtlile Annäherung zweier junger Menschen an einem Nudelstand auf den Strassen Taiwans. Und als zweites der französische Beitrag DECROCHE von Manuel Schapira, in dem eine junge Frau in ihrer Wohnung sitzt und wenn ein netter Kerl vor ihrem Fenster vorbeigeht, ruft sie einfach in der gegenüberliegenden Telefonzelle an und hofft auf ein Gespräch mit dem Fremden. Beide Filme waren sehr unterhaltsam und wurden von mir mit einem vergnüglichen Grinsen konsumiert. Sowohl MEI als auch DECROCHE haben dann auch den Spezialpreis der Kurzfilmjury gewonnen. Goldener Bär in dieser Kategorie ging an RAAK, der mir auch recht gut gefiel. :-)
2 Days in Paris (Frankreich 2007) - Der Film von Julie Delpy konnte mich gleich auf seine Seite ziehen. Zwei verliebte in Paris, wobei Julie Delpy wie Woody Allen aussah (dicke Brille) und ihr Partner Adam Goldberg alle Neurosen des bekannten Neurotikers zu besitzen schien. Durchweg unterhaltsam und vergnüglich begleitet der Film die beiden also zwei Tage durch Paris. Viele nette kleine Storys um Familie, Ex-Freunde und Zwischenmenschlichkeiten verbinden sich zu einem gelungenen und vergnüglichen Feel Good Movie. Mehr wollte Frau Delpy mit ihrer ersten Regiearbeit auch nicht erreichen sagte sie nachher bei ihrer kurzen Stippvisite im Kino. Sympathische Frau, sympathischer Film.
Dasepo Naughty Girls (Korea 2006) - Fing zwar mit einer lustigen Musiknummer an, fiel dann aber zunehmend ab. Der Klamauk war, genau wie die Story, viel zu überdreht und unreif, so bunter asiatischer Bubblegumquatsch eben. Zwar waren auch 1-2 nette Einfälle dabei, insgesamt waren die Naughty Girls aber eine Enttäuschung. E. J-Yong, der Regisseur, fragte nachher das Puplikum wer den Film als "worst movie" bezeichnen würde (zwei Herrschafften meldeten sich auch). Die Frage hatte auch einen Grund; in Korea wurde Dasepo Naughty Girls nämlich zum schlechtesten des Jahres gekührt (Platz 2 die im Wettbewerb laufende Cyborgkomödie von Park Chan Wook). Der Moderator wünschte dann dem Puplikum noch viel Spaß bei der Berlinale und den schlechtesten Filmen aus aller Welt.
Woman on the Beach (Korea 2006) - In meinem Programm wohl der beste Film den ich mir dieses Jahr in Berlin angesehen habe. Ruhig konstruiert und in einer sehr natürlichen und faszinierenden Weise erzählter Film. Schön war auch das Hong Sangsoo in manchen Gesprächsszenen statt eines üblicherweise benutzen Cut --> Close-Up Schemas einen langsamen Zoom verwendet hat. Nicht aufdringlich und sehr interessant anzuschauen, weils halt einfach mal was anderes war und die eingefahrenen Sehgewohnheiten aufbrach. Von Hong Sangsoo muss ich mir wohl noch mehr angucken
Madonnen (Deutschland 2007) - Da ich
In den Tag hinein von Maria Speth schon mochte, wollte ich mir ihren neuen Film auch nicht entgehen lassen, welcher mit Sandra Hüller und Susanne Lothar auch noch sehr gut besetzt war. Der Film zeigt wie Sandra Hüller mit ihren 5(!) Kindern zurecht kommten muss, was sie aber eher teilnahmslos tut und ähnlich wie Sabine Timoteo so "in den Tag hinein" lebt und dabei niemanden richtig an sich ran lässt. Einerseits mochte ich hier wieder die Art wie Maria Speth das alles inszenierte, so natürlich-roh wie aus einem Dardenne Film (waren auch Co-Produzenten ) und das sie aus der Berliner Schule stammt war auch nicht zu übersehen, aber andererseits fehlte mir die treibende Kraft für diese Geschichte, es passierte (mir) einfach zu wenig originelles/neues in den 120min. Sicherlich kein schlechter Film aber letztendlich vielleicht ein wenig zu ausgedehnt für so eine Story. Dennoch sehenswert.
Pas Douce (Frankreich 2007) - Die Hauptdarstellerin Isild Le Bescoist ist mir kürzlich in dem (nicht ganz so tollen) Film "À tout de suite" schon positiv aufgefallen. Jeanne Waltz erzählt hier die geschichte der Krankenschwester Frédérique, die mit sich im Unreinen ist und auch die Welt nicht sonderlich zu mögen scheint. Als sie sich eines Tages im Wald umbringen will, kommt etwas dazwischen und sie schießt im Affekt den Schüler Marco an, welcher dann auf ihrer Station im Krankenhaus eingeliefert wird. Die beiden entdecken Ähnlichkeiten aneinander, wobei der Junge nicht ahnt, dass sie die Schuld an seiner Verletzung trägt. Ein Film der vor allem von der Präsents seiner Hauptdarstellerin lebt und im Gesamten auf jeden Fall überzeugte.
Prinzessinnenbad (Deutschland 2007) - Dokumentarfilm über drei 15 jährige Mädchen aus Berlin Kreuzberg. Der Film ist vor allem deshalb interessant, weil die Jugendlichen die Kamera total vergessen und man daher einen guten Einblick in ihr Leben erhällt. Klara und Tanutscha (Foto) sind Tussis Deluxe wie ich jetzt mal bezeichnen würde. Klara meinte mal; "Ich bin jung, dynamisch und naiv", das war ein sehr wahrer Satz. Nur Jungs, Schminke, Alk, Partys, Drogen und Schulschwänzen im Kopf, das darf man ja schon mal mit 15, aber hier scheint es so als ob alles andere keinerlei Rolle spiele. Einzig Mina, die dritte im Bunde und ihr Freund schienen mir etwas weiter zu denken als die nächsten 5 min.
Bei den anderen beiden hagelt es kotzfreche Sprüche am laufenden Band was wohl auch mit ihren zerütteten Elternhäusern zu tun hat. Es werden im Film aber zu selten mal andere Facetten von ihnen gezeigt. Gerade weil sehr viel naives Zeug aus ihren Mündern kommt wäre ein hinterfragen oder aus der Reserve locken hier sicher interessant gewesen. So sah es manchmal so aus als ob die Regisseurin ein Best-of der "krassesten/lustigsten" Sprüche zusammengeschnitten hat. Alle Beteiligten waren auch wieder im Kino und wurden mit großem Applauss begrüsst, aber wohl eher weil der Film recht unterhaltsam war und (zumindest bei mir) nicht wegen der zahllosen Ausserungen der Mädels welche mich nicht selten zum Kopfschütteln veranlassten. Wäre sicher interessant wenn die Regisseurin die drei in ein paar Jahren noch mal besuchen würde.
Mukhsin (Malaysia, 2006) - Malaysia, Regisseurin, Coming of Age Story - das waren die Gründe mir diesen kleinen Film rauszupicken der in der Generationen Sektion (ehemals Kinderfilmfest) der Berlinale zu sehen war. Etwas überrascht war ich als angekündigt wurde das der Film von einer Dame im Kino übers Mikro auf deutsch übersetzt wird. Da lief der Film also auf malaysisch, hatte englische Untertitel und wurde zudem noch deutsch übersetzt
, keine Ahnung ob das bei allen Filmen für Jugendliche hier so gemacht wird. Der Film war zwar nicht ganz so charmant wie ich vorher aus dem Trailer vermutete, aber dennoch recht angenehm anzuschauen. Eine nette Geschichte über die erste Liebe, die durch eher leise Töne überzeugte und mit einigen schönen Musikeinlagen auftrumpfen konnte. Die Abschlussszene, als die Crewmitglieder mit (so nehme ich jedenfalls an) musizierenden Dorfbewohnern des Filmes einen ganz wunderbaren einheimischen Song zum besten gaben gefiel mir da besonders gut. Mukhsin wurde von der Generation K+ Jury auch mit einem Preis bedacht.
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Bei
allen Filmen waren nachher übrigens die Regisseure selbst im Kino, auch bei den ganzen Kurzfilmen, das macht für mich auch immer einen Reiz der Belinale aus. Eigentlich wollte ich mir ja die neuen Filme von Christian Petzold und Steve Buscemi ansehen, aber die feierten leider erst Premiere als ich schon wieder Zuhause war. Trotzdem wars wieder ein nettes Festival, ich fühlte mich sauwohl und Ermüdungserscheinungen waren in der kurzen Zeit diesmal auch nicht zu verzeichnen.
PS. Hab leider nicht mehr so viel Zeit um mein Filmtagebuch regelmäßig fortzuführen, für Interessierte gibts ja meine Imdb Votelist in der Sig.