an dieser stelle noch großartig schlaue worte zum thema Minor Threat zu verlieren dürfte in etwa so sinnvoll sein, wie ein erneuter weltmeistertitel michael schumachers. natürlich ist es nicht zu leugnen, dass ohne die impulse der Washingtoner der ein oder andere Trust schreiberling wohl niemals eine einzige zeile verfasst hätte. Möglicherweise gäbe es gar das heft als solches nicht, wer weiß. aber wer will das a) lesen und was hätte das
![B)](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/cool.gif)
für einen bezug zum hier vorliegenden dvd release des Minor Threat auftritts vom 17.12.1980 beim Unheared Music Festival im Washingtoner DC Space, dem Buff Hall gig vom 25.11.1982 in Camden NJ und der show vom 23.06.1983 in DCs altehrwürdigen 9:30 Club? konzentrieren wir uns lieber auf das dargebotene und schwelgen nicht lange in der emotionstriefenden nostalgie des eigenen seins, welches mir obendrein als quereinsteiger noch nicht mal möglich wäre, jedenfalls nicht glaubwürdig.
was hat ‘Minor Threat the DVD’ also zu bieten? nun, erst einmal nicht viel neues. sämtliches live material war über die jahre bereits auf diversen VHS releases zu finden und die informationen aus dem 16 seitigen booklet sind auch hinlänglich bekannt. playlists, lyrics, ein paar photos: nichts neues halt. darüber hinaus gibt es allerdings auch ein näckisches interview segment aus dem jahre 83, welches recht unkonventionell präsentiert wird.
sowohl fragen als auch antworten wurden von einander getrennt in blöcken zusammengefasst, um den zuschauer zum einen vor langerweile zu schützen und zum anderen die unbedarft naive szene-unkenntnis der interviewer noch drastischer herauszustellen. wenngleich das auf den ersten blick recht amüsant erscheinen mag, ist dieses leicht arrogante element einer institution wie Dischord doch eher unwürdig.
nun gut, sicherlich ist es gar nicht so böse gemeint wie es auf den ersten blick erscheint. ein fader beigeschmackt bleibt dennoch irgendwie. ganz und gar nicht fad hingegen sind die bereits erwähnten live performances. wenngleich es hier kaum lohnt auf die bildqualität als solche einzugehen, da video cameras in den frühen achtzigern nunmal kein HDTV niveau hatten, kann man doch gerade der Buff Hall show ihre explosive kinetik nicht absprechen. vom ersten bis zum letzten song herrscht vor und auf der bühne land unter. roh - ungeschliffen - eruptiv: hardcore pur.
sehr schön eingefangen von der seitlich der bühne, ca. einen halben meter über den köpfen der zuschauer platzierten kamera, vermittelt das gut 34 minütige potpourri aus fliegenden leibern, abenteuerlichen tanzvorführungen und kollektiven sangesfreuden ein vorzügliches bild, wie hardcore in den jahren der Reagan ära aussah.
dreckig, kantig und angriffslustig nämlich. bevor wir jetzt aber in bekannte früher war alles besser klischees verfallen, sollte vielleicht schnell angemerkt werden, dass diese DVD vor allem eines sehr deutlich macht. Minor Threat sind und waren kein mythos, sondern lediglich eine unbestritten charismatische band, deren schaffen vor über 20 jahren eine welle lostrat, auf der bis heute, in einer sich wiederholenden endlosschleife, tausende von teenagern ihre 'jugend verschwenden'.
will sagen, der MacKaye clan hatte und hat nichts übermenschliches oder unerreichbar erhabenes an sich. jeder von uns könnte mit einfachsten mitteln zwar nicht den künstlerisch- aber auf jedenfall den systematisch gleichen weg gehen, den ein paar dickköpfige jungspunde so szenewegweisend vor über 2 jahrzehnten eingeschlagen haben.
wenn diese DVD also trotz ihrer mitunter verklärerisch-nostalgischen momente erreichen sollte, dass Minor Threat nicht als gottgleicher mythos, sondern als der haufen milchgesichtiger dampfablasser der sie waren, wahrgenommen werden, dann ist mit diesem release bereits mehr erreicht worden als mit all den 'namenlosen' 1000 pathetischen hardcore-unity-pc-pamphleten zuvor.
die achtung vorm erreichten eines Ian MacKaye könnte sicherlich größer nicht sein. dennoch klammert die maxime NO GODS NO MASTERS auch Minor Threat nicht aus.
wenn es ein release durch die pure offenbarung jugendlicher naivität also tatsächlich schaffen sollte, am eigenen sockel der unumstößlichkeit zu rütteln, dann handelt es sich hierbei nicht nur um ein großartiges musikhistorisches zeitdokument, sondern auch um ein vermächtnis an zukünftige punk- und hardcore generationen, die wohl noch sehr viel tiefer im sumpf verquasteter heldenverehrung stecken werden als es gegenwärtig schon der fall ist.
ja, dies ist mehr als ein weiterer auf dvd gebannter video clip in überlänge. doch anders als das von vielen sicher erwartete oder erhoffte religiöse manifest der 'eigenen' überzeugungen und lebensphilosophien, dient diese DVD im grunde einzig und allein der de-mystifizierung einer schon viel zu lange als starkult vergötterten institution.
unterm strich haben wir es also hier mit der verkörperung des perfekten HARDCORE releases zu tun. er brennt, er tut weh, er ist kompromislos zu sich & anderen und er sendet die richtigen signale in die welt...