Dark Duck Tales
#31
Geschrieben 25. Mai 2004, 22:37
"Selbst Yakuza sind Menschen. Als Menschen haben sie eine soziale Struktur, deren Regeln sie folgen müssen. Das einzige, was für diejenigen da ist, die diese Regeln brechen, ist der Pfad des Dämons, des Wanderns bis zum Tod."
Das nenne ich cool, ein - wohl - gedungener Mörder kommt in das Lokal und ballert wild um sich herum, alle scheinen in Panik, laufen wie ein wild gewordener Haufen unkoordiniert herum, nur der Tellerwäscher hat die Ruhe weg und zertrümmert einen Barhocker auf seinem Schädel. Ist er so locker, weil eine ihm innewohnende Stärke stoische Gelassenheit gibt? Da protzt einer nicht, da tut einer das, was er glaubt, was in diesem Moment getan werden muß und zieht bescheiden wieder zu seinem Spülbecken zurück, unbemerkt? Nein! Jetzt fängt der Vom-Tellerwäscher-zum...-Film an...
Denkste, ein Vogel kann noch so hoch aufsteigen, fliegen, am Ende landet er eh auf dem Boden.
Mein positiver Ersteindruck vom Ishimatsu ist schnell verflogen, seine Taten sprechen für sich. Jetzt erwarte ich mal wieder bei Miike keine Person zum Identifizieren zu finden, es sei denn man ist so masochistisch veranlagt und weint jedem Opfer eine Träne nach.
Ich frage mich ob Miike damit etwas sagen, gleichsetzen will, wenn er in den ersten 10 Minuten zeigt wie Ishimatsu in seiner kalten, keinen Widerspruch duldenden Art eine Frau entjungfert, ihr Blut an seiner Hand und wenig später wieder Blut an der selbigen hat, diesmal war es ein Mord. Habe ich bei ihm bis dato überhaupt eine Emotion wahrgenommen?
Und perverserweise lächelt er justament, als er von seiner Schlitzerei noch gezeichnet bei der Entjungferten auftaucht. Er nimmt sie zum 2. Mal, was für eine Einführung in die Welt des Sex, betont viel Blut im Spiel, frage mich wieder was Miike damit beabsichtigt, oder ob ich einen Zufall psychologisiere...
Null Glorifizierung, sehr viel negative Schwingungen, wenig positive (es gibt da klitzekleine Ausnahmen, besonders wenn sich Musik dazugesellt)... die Yakuza-Welt!!!
Diese hier gezeigte Welt empfinde ich als zutiefst kalt, hoffnungslos, sinnlos, krank, kaputt usw. Ich hätte es sogar passender gefunden den Film in schwarzweiß zu drehen und keine einzige Pflanze, kein Baum usw. gezeigt, denn hier habe ich das Gefühl, der Mensch ist so weit von seinem Ursprung entfernt, er hat den Kontakt zur Natur verloren. Null Harmonie. Es gibt da eine Szene, wo Ishimatsu draußen auf dem Balkon steht und mir so vorkommt als würde er sich orientierungs- und ziellos in einer industrialisierten, hochtechnisierten Welt wieder finden, begleitet von einer Assoziation der (Selbst)Verlorenheit.
Ishimatsu ist in einer ausweglosen Lage und diesem Gefühl will er entfliehen. Er sucht die Betäubung. Vielleicht ist er ein Masochist, oder weniger leidenschaftlich: ein lowbrain-Dummkopf, da er einen chronischen Hang zu fatalen Fehleinschätzungen zu haben scheint, die ihn immer tiefer reinreißen. Es kommt mir so vor, dass er all die töten will, die wissen, was er für fatale Fehler gemacht hat, so tötet er sich in den anderen, diesen omnipräsenten Spiegel des Selbstvorwurfs kann er nur durch diese Tat und den Drogenkonsum zum Schweigen bringen, aber diese Stimmen kommen definitiv wieder. Sein Fall ist ja fast schon selbst inszeniert, für mich ist Ishimatsu ein hausgemachter Idiot, er beißt die Hand, die ihn füttert. Birdy hätte schon viel früher springen können, nein müssen. (Warum hat ihm keiner einen Barhocker...)
Da ich emotional so gut wie nichts mit dem Film anfangen kann, bekommt meine subjektive Betrachtung etwas von dem Beiwohnen einer klinischen Fallstudie - der Tragödie Ishimatsu. Auf dieser Ebene beginnt mir der Film immer mehr zu gefallen, Miike wahrt eine sehr kühle Distanz. Die Drogensucht, das blind in der Wohnung herumballern in Kombination mit aggressiver Musik, das manifestiert eine Verzweifeltheit, diese Bilder beeindrucken mich. Für mich die stärkste Szene des Films, da hat es Miike auf den Punkt gebracht.
( echt prima Yakuza zu sein...)
Die Suche nach dem Glück scheint mir hier nur durch den Griff zu Drogen auf einer illusionären Ebene Erfüllung zu finden. Das perverse an dem hier doppelt Ausklinken ist für mich, dass dies die emotionalsten Momente des Films sind, ja fast die Abhängigkeit romantisiert, eine Sehnsucht die in der kalten Yakuzawelt wohl nicht lebensfähig ist.
Auch wenn ich es paradox finde, ich muß Miike ein Kompliment machen. Vielen Dank für dieses ambivalente Filmerlebnis. Irgendwo habe ich mal gehört, ein Film müsse eine Identifikationsfigur haben, sonst funktioniere er nicht (beim Publikum). Miike scheint das scheißegal zu sein, im Zentrum steht meines Erachtens seine Identifikation mit seiner Gesellschaftskritik und dem muß sich alles bedingungslos beugen, damit die Aussage sich fest ins Bewusstsein des Betrachters einbrennt.
Weil mir Miike wieder einmal keinen Haltepunkt gibt, macht mir das den Film auf der emotionalen Ebene so unsympathisch, aber andererseits macht das den nonkonformistischen Reiz von GRAVEYARD OF HONOR aus. Miike bereitet mir höchst ungewöhnliche Seherfahrungen, jenseits der Norm, ja justament wird mir deren fundamentale, fixierende Konditionierung durch seine perverse Art, Abkehr bewusst gemacht.
Ist Miike ein subversiver Extremist? Er ist ein Exzentriker, ein Individualist, ein Künstler, ein unverwechselbares Original, mehr davon. ( Ich komme mir gerade vor als würde ich einen Fanclub gründen, aber er spricht ja nicht mein Herz an, also lieben tue ich ihn nicht, aber er hat unbestreitbare Qualitäten. Ich glaube Miike wird wohl eher Fans in der intellektuellen, wissenschaftlich-kühl angehauchten kalter Fisch-Sushi-Etage finden). Auch vermeidet er es - und das machte den Film so besonders und selten - die Welt der Yakuza, oder zumindest das Handeln des Protagonisten, zu romantisieren. Null Heroic Bloodshed mehr Heroine Deathshit ( was für eine blöde Wortkreation, scusi), das macht Miike in meinen Augen einsam in der Filmwelt, er hat bestimmt irgendwo geistige Verwandte, aber momentan fällt mir niemand in dieser krassen Konsequenz ein. Nur habe ich bei ihm bislang das Gefühl er schlägt keine Wurzeln. Ich würde gerne wissen was Miike liebt, denn dort kann man zuweilen das Herz finden bzw. schlagen hören, hier mal wieder für mich nicht zu entdecken...
Nach AUDITION der für mich bislang beste Miike ( habe ja leider viel zu wenige von ihm gesehen)
PS: Nach dem ich jetzt etwas über den Film nachgedacht habe, kommt es mir sogar so vor, dass der Killer vom Anfang auch ein ausgeklinkter Ishimatsu sein könnte, nur so ein Gedanke...
#32
Geschrieben 01. Juni 2004, 21:36
"Sie haben doch mit 19 von einem Mädchen geträumt, das ist sie!"
( für mich ist Mary Astor zwar nicht dieser Traum, aber ich weiß was er meint)
Der Film ist so eine Art Blue In The Face von Malteser Falke, den meiner Meinung nach Huston ganz bewußt so konzipiert hat. Auch wenn die Story wenig Gemeinsamkeiten aufweist, gibt es doch Situationen, die einem so bekannt vorkommen, weil sie fast 1 zu 1 übernommen wurden. Mittlerweile sehe ich diese beiden Filme + CASABLANCA und HABEN UND NICHTHABEN als Verwandte an und ich würde jedem empfehlen sie sich genau in dieser Reihenfolge anzusehen. ( Nach dem Motto: Wie mache ich Hawks Bogart immer schmackhafter...)
Die Stärke von Abenteuer in Panama ist neben dieser wunderbaren, unnachahmlichen schwarz-weiß-Atmosphäre der Humor, das Zusammenspiel von Astor und Bogart, hier wird auf hohem Niveau geflirtet und das von Anfang an. Ich mag sowieso Filme wo sich von Beginn an 2 mögen, bedingungslos, darauf kann man sich verlassen, daran wird sich nichts ändern, die gern gepflegten Streitereien denunzieren sich ja von ganz selbst als liebgewonnenes Neck-Spiel mit Esprit, ja da werden ständig Holzscheite ins Feuer geworfen, damit es kräftig knistert: Hier zwischen Mann und Frau (genauso mag ich solche Filme über Freundschaft), womit ich auf kurz oder lang bei Hawks wäre. Ja ich glaube hier spielt Huston Hawks zu. Malteser Falke hat einen ganz anderen Humor, mehr zynisch, hier ist er im positiven Sinne verspielter, unernster, auch wenn das nichts an einem an sich ernsten, aber bitte nicht als anspruchsvoll zu verstehenden Film ändert.
Oft wünschte ich mir, der Film würde nur auf dem japanischen Schiff spielen und ich würde nur Dialoge hören wie den, nachdem Bogart Astor zum ersten mal geküßt hat:
“Sag mal, ist dir schlecht?”
“Ich weiß nicht, was tun Mädchen gewöhnlich, wenn du sie küsst?”
“Sie werden nicht grün!”
“Dann ist mir schlecht!”
Er bringt die Seekranke in ihre Koje und weidet sich in ihrem Leiden, einen Tag später hat er einen Kater und kann, nein will sein Bett nicht verlassen, was natürlich eine Retourkutscherin auf den Plan ruft. So liegt der eine auf dem Bett, während der andere sich auf selbiges ebenso setzt und triumpfiert. Gerade diese Szenen, wo sie wie Kinder um den heißen Brei rumreden und dabei ganz nebenbei zu guten Köchen werden, das macht den Genuß des Streifens aus.
Vielleicht gibt es Leute die behaupten Bogart könne nicht lustig sein, hätte kein komödiantisches Talent, dem widerspreche ich. Situationskomik, das ist nicht sein Ding, aber Dialoge mit Pointen in Kombination mit Mienenspiel, das kann er und davon haben wir hier einiges. Mehr davon!!!
Die Klasse von Malteser Falke hat er beileibe nicht, aber überdurchschnittliche sympathisch-inszenierte Routine, mit einem Bogart, der mich mal wieder mit seiner vielseitigen Mimik beeindruckt. Ja hier gewinnt er sogar den plötzlichen-Gesichtsausdruckswechsel-Wettbewerb: Undercover arbeitet er für die Regierung und um seine Tarnung zu stärken gibt man offiziell vor, er hätte in die Regimentskasse gegriffen. Er wird vom Militärgericht verurteilt und unehrenhaft aus der Armee entlassen. Als er noch einmal durch das Offizierskasino läuft wird er von einem hochrangigen Soldaten über die Gepflogenheiten belehrt, wie man anderswo mit Leuten umgeht, die die Armee/Uniform entehrt haben. Noch ist Rick (ja dieser Name gefällt mir hier besonders, zumal er auch seine Stimme hat!) recht selbstsicher, Herr der Lage, aber als ihm das Lametta abgerissen wird, weicht seine Mimik schlagartig ins völlig erstaunte, ja fassungslos gedemütigte, die Schande ist perfekt, er gibt mir das Gefühl vor versammelter Menge vollkommen nackt da zu stehen, die im Raum stehende Verachtung hat er exakt auf den Punkt gebracht ( and the award goes to...) Beeindruckt mich immer wieder.
Natürlich auch wieder ein Propagandafilm, eigentlich sollte - das mag der im wahrsten Sinne des Wortes anachronistisch gewordene Originaltitel ACROSS THE PACIFIC belegen - das im Pazifik gelegene Pearl Harbour Ziel einer japanischen Sprengungsaktion werden, die Kriegsaktualität holte die Macher aber ein und nach 2 Wochen Dreharbeiten wurde der Film auf Panama umgepolt. Der Krieg mag ja einige Chauvinismen gegen die kleinen Japaner in den Film mit einfließen lassen haben, aber aus amerikanischer Sicht, war von da an Mr. Moto eh nicht mehr gesellschaftsfähig, schwarz-weiß-Denken war angesagt, im Krieg und in der Liebe ist wohl alles erlaubt...
Die Propaganda-Moral von der Geschicht: das Land der aufgehenden Sonne und ihre Alliierten können ihre Koffer packen, gegen Bogart ist kein Kraut gewachsen. Der fette Greenstreet und Japansympathisant ist am Ende sogar zu feige zum ritualisierten Selbstmord, bis in den Tod ging dann seine Nippon-Liebe doch nicht. So toll kann dann diese fernöstliche Kultur doch nicht gewesen sein. In seiner großspurigen (drehbuchgegebenen) Inkonsequenz erweist er der amerikanischen Propagandamaschinerie die Ehre und der japanischen Kultur einen Bärendienst.
Trotz dieses negativen Beigeschmacks, den ich aber gar nicht so überbewerten will, schließlich läuft das bei mir auf einer anderen Ebene ab und kann einen Film spalten, immer wieder gern gesehen. Dieser Film hat einfach einen unverwechselbaren, altmodischen Charme, dem ich immer wieder gerne erliege...
PS: Das Huston vor Ende der Dreharbeiten zum Kriegsdienst eingezogen wurde und Vincent Donohue den Film vollendete, hat sich bei mir nicht negativ bemerkbar gemacht.
#33
Geschrieben 04. Juni 2004, 00:46
Zu diesem Film möchte, kann ich nicht viel sagen, hat er mich doch ziemlich kalt gelassen ... eine häufig (beim mittlerweile von mir gesehenen 5. Film von Miike) gemachte Erfahrung, aber diesmal auf kompletter Ebene, weder emotional, intellektuell noch sonstwo konnte mich der Film fesseln, Interesse bei mir wecken... nada ... nichts ... er hat mich sogar gelangweilt. (Für mich bis dato sein schlechtester)
Seit diesem Film bin ich der Meinung Miike stellt fast jede LEIDENSCHAFT - ich möchte ja hier nicht gänzlich stereotypisieren - als etwas negatives, krankes dar, ja sie macht im wahrsten Sinne des Wortes ihrem Namen alle Ehre, vielleicht kann man das ja als zen-buddhistische Weltanschauung interpretieren. Das Verlangen hält die Menschen in einer Welt gefangen, die Miike wahrscheinlich ganz und gar nicht so gefällt. Damit meine ich, dass er vielleicht das destruktive Element darin, die negativen Energien des Menschen, bewußt so disharmonisch zeichnet, mit einer eindeutigen Moral am Ende.
Da ist der ältere, der seinen jüngeren Bruder auf dem rechten Pfad sehen und halten will und dem scheinbar jedes Verhalten, Mittel recht ist, ihm auf diesen Weg weiter zu wissen, fast schon bis zur Selbstaufgabe. Selbst dieses an sich ja ehrenwerte Motiv, erweckt bei mir den Eindruck von etwas Fehlgeleitetem und wird da eher zur Selbstsucht, einer Scheuklappenmentalität, die dem Weg, der zu diesem Ziel führen soll, alles bedingungslos unterordnet und eigentlich eines macht: blind. Harmonie vermisse ich ohnehin in diesen Miike-Welten, die Individuuen scheinen miteinander unvereinbar zu sein - wenn überhaupt können sie nur sado-masochistische Smybiosen eingehen -, was sie zutiefst tragisch werden läßt. Alle sind hier irgendwie pervers gezeichnet, außer den Eltern, aber die sind dann auch konsequenterweise körperlich krank, oder eh kurz vorm Sterben. (Die haben dann in der Miike-Welt meiner Meinung nach die bessere Wahl getroffen, hoffe das kam halbwegs zynisch rüber, aber wer bei Miike eines natürlichen Todes sterben darf, kann sich womöglich einiges drauf einbilden...)
Viel interessanter, aufschlußreicher als diesen Film, fand ich das auf der DVD enthaltene Interview mit Miike, das ich jetzt hier einfach mal 1:1 übernehme, weil ich glaube, dass sich hier einige womöglich dafür interessieren, meine Einwürfe werden hoffentlich nicht als Wichtigtuerei angesehen, wollte einfach nur meine beim Lesen assoziierten Gedanken einbringen:
On Violence:
"I have childhood memories of watching violent scenes in films and getting really excited. When I grew up and started to make films, it wasn't a crusade for personal expression. I was still attracted by the unexplainable excitement I felt as a child while watching Bruce Lee perform using his incredible physique, or seeing a violent scene in which everything is annihilated in a second. I think I'm still obsessed by that feeling."
On use of violence
"Although this film has been criticised for its use of explicit violence. I don't feel it is really that violent. I've never consciously tried to exaggerate the vioence in my films. In any case, all screen violence is fake and bears no comparison to real violence."
( wo soll ich unterschreiben?)
On physical violence
"I guess if you show that someone finds direction in life through an act of violence, and that a death was not in vain, the force of the violence can be minimised. But that's not what I do in my films. My Intention is to question such moral imperatives. Which is why my stories always depict death as utterly meaningless. Something that creates more misery and violence without any positive outcome. My scripts always end up with that conclusion, and I direct with that in mind."
( na da geht mir aber ein Licht auf)
On Hong Kong films
"I think Hong Kong films are more concerned with entertainment than violence and expressing the poetic grace of the male body through action sequences, whilst Korean action films show scenes of destruction which are far more inspirational to me. In Japan, we have limited resources and budgets which makes it difficult to reacreate the kind of amazing stunts and set pieces you see in Hong Kong films. Working in this environment, the only alternative is to chip away at the bodies. I don't think Hong Kong films have influenced me that much although I enjoyed them as a child."
(deswegen also kein Heroic Bloodshed, null Romantisierung von Gewalt? Beantworte ich mir zumindest jetzt so... und wenn dem so ist, muß ich vor Miike - auch wenn ich John Woo ganz explizit für diese Art liebe - für diesen zutiefst human-moralischen Ansatz den Hut ziehen, der es womöglich für verwerflich hält VIOLENCE - wie es Miike in diesem Interview immer so nennt, als ob dieses Wort kein Pendant in der japanischen Sprache hätte - auf diese poetische Art zu verherrlichen...)
On influence of Hong Kong films
"There is a very little influence from these films on my depiction of violence. I find it far scarier watching Hollywood films like `Dirty Harry´ that are made to look like action movies. The villains are always ethnic minorities who are killed off quickly and casually. I find this gap between the true nature of Hollywood films and their facade of good intentions quite frightening. For me, our true fears about screen violence are contained in Hollywood films... that are made to look like familiy entertainment."
(Hört, hört, da würde ich gerne mal wissen was seiner Meinung nach "the true nature of Hollywood" ist. Seine Einschätzung vom Hollywood Action Movies gefällt mir, was aber nichts daran ändert, dass sie mir eigentlich grundsätzlich gefallen, vor allem, wenn sie so zwiespältig und moralisch ambivalent sind)
How low budgets influence his visual style
"I think my conviction to make film comes from the freedom that only exists in the realm of low budget film-making. Although I work on commercial projects in Japan, my ultimate desire is to make lower budget films that strive for some truth in visual expression."
What does he like about the film?
"`Shinjuku Triad Society´ is not perfect. If I were to remake it now there are things that I would do differently. But I doubt if it would be a better film. It has a tension that derives from my own desperation and determination at the time. I am more technically competent now but the raw energy generated from my lack of experience at the time was far more intense. That is not something which can be replicated. When I watch the film now I am amazed by it and I realize that mastering the technical side of film making is not an end in itself."
#34
Geschrieben 08. Juni 2004, 21:48
"Sie zu treffen war, als ob man die betörende Farbe einer Blume im Dunkel der Nacht sehen würde." - Nobu über Sabu und Eiji
(Pfui Spinne, ein Film im Original mit - wenigstens - deutschem Untertitel, wie sehr ich das eigentlich hasse, aber diese Antipathie war doch recht schnell verflogen...)
Ein Knastfilm der sozialen Art, hier habe ich das Gefühl einer Besserungsanstalt beizuwohnen, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht, das Camp erscheint mir bis auf ein paar Ausnahmen sehr human. Die Aufseher wirken verständig und wollen den Aufenthalt nicht mit Gewalt unnötig erschweren. Sie sind einsichtig und halten zuweilen nicht mit weisen Ratschlägen hinterm Berg, äußerst ungewöhnlich.
Hält sich Miike bewußt mit persönlichen Stellung- und Anteilnahmen (also Identifikation mit einer Figur) zurück - zumindest macht er auf mich diesen Eindruck -, womöglich möchte er Distanz wahren und sich nicht festlegen, keine Person glorifizieren, sie immer menschlich mit Licht und Schattenseiten zeichnen? Das ist vielleicht sein ganz eigener Stil. Ist er überhaupt je eingenommen gewesen von einem seiner Charaktere?
Der erste meiner gesehenen Miike's, der versöhnlich endet, zumindest in einer Hinsicht und das macht das Ende für mich auch so unangenehm. Das Ende des Films ist für mich schizophren-paradox, da trifft selbstsüchtige Wahrheit auf selbstlose Lüge:
Was mich dabei ärgerte, war die in Selbstsucht begründete Handlung von Osue, die Eiji liebte und dachte er würde ein anderes Mädchen lieben und heiraten, daher stahl sie das eigentlich alle Handlungen des Films bestimmende goldene Tuch (das für Eiji immer mehr zum roten Tuch der Rache wurde) und jubelte es Eiji unter, der deswegen für 3 Jahre in das Arbeitslager kam. Als sie ihm am Ende die Wahrheit sagt, obwohl Sabu sich opfern wollte und vorgab es selbst gewesen zu sein, um den Zorn auf sich zu ziehen und Eiji damit ein Familienleben zu ermöglichen, verzeiht Eiji es ihr.
Wohl wegen ihrer Liebe (aus ganz bestimmten mir ganz unsympathischen Gründen bewußt kursiv, denn die wahre Liebe kennt nur zuallererst das Wohl des anderen, PM an mich: Höre endlich auf ständig Oscar Wilde zu zitieren...) und Ehrlichkeit.
Aber Sabu kriegt seinen Zorn zu spüren, Sabu's Motivation war wahre Liebe - hier im platonischen Gewand der wahren Freundschaft unterwegs -, die Eiji vor sich selbst schützen sollte.
In meiner Welt hat Sabu edel gehandelt und Osue mies und nur weil - vielleicht mache ich mir das aber auch gerade zu leicht und liebe es Wahrheit und Lüge doch mehr ambivalent, ursächlich zu sehen - Eiji eine so starre Vorstellung von sage nur die Wahrheit und lüge nicht - diese Lektion glaubt er wohl auf der Insel Ishikawa gelernt zu haben - hat.
Es ist der Gedanke der zählt, dieses Sprichwort scheint er nicht zu kennen bzw. zu verstehen. Ganz so krass wollte ich es zwar nicht sehen, aber als einer der Arbeitslagerbeamten Eiji als uneinsichtig und arrogant bezeichnete, fand ich das noch ein wenig zu weitgehend, aber am Ende hatte Eiji bei mir verschissen, seine sture Blindheit ging mir mächtig auf den Sack. Im Nachhinein sind mir seine ständigen alles mit Gewalt lösen-Allüren ebenso auf denselbigen gegangen. Es ist seine Moral, die meint sich über andere erhöhen zu können, die mir zuwider ist und er schlägt ja eigentlich bei jeder sich bietenden Gelegeneheit zu.
Ich weiß es ist krass, unfair, sadistisch usw., aber ich habe mich gerade in so eine Stimmung hereingeredet/geschrieben, dass Eiji bei mir noch mal ein paar Jahre Arbeitslager kriegen würde.
Sabu ist nicht feige, er ist auf seine Art viel mutiger, seine Lüge, die er mit voller Konsequenz tragen wollte, erfordert viel mehr Courage. Das Eiji das nicht zu erkennen vermag, macht ihn für mich noch engstirniger, zu der tragischen Figur des Films.
Und ich bin dankbar, daß der Film SABU heißt...
Justament bemerke ich, dass es bislang der erste Miike-Film war, der bei mir derlei Emotionen und eine Identifikation ausgelöst hat, aber wohl eher auf einer reflektierenden Ebene. Dennoch hat er mich wieder relativ kalt gelassen.
Kein schlechter Film, aber ich hätte es besser gefunden, wenn die Tragödie vollkommen gewesen wäre: Osue liebt Eiji und denkt er wird Nobu heiraten. Sie spinnt ihre destruktive Intrige. Später erfährt sie bei einem Besuch im Gefängnis, dass Eiji nie daran gedacht hätte Nobu zu heiraten, sondern immer nur Augen für Osue hatte. So wird ihre Handlung im Nachhinein fast schon selbstzerstörerisch, noch tragischer, aber sie hat wenigstens Aussicht auf die Zeit nach dem Gefängnis. Bis hier hin ist alles so geschehen, aber dann wäre Eiji nach der Haft Amok gelaufen, wieder in den Bau gekommen und Osue hätte wieder im Regen stehen können, wie schon in der Szene, wo Nobu in ihr erkannte, dass sie das Tuch gestohlen hatte. Das Wissen Ursache all dieser Tragödien und ihres eigenen Unglücks zu sein, hätte die Anfangsszene - wo sich Nobu's Schwester wegen eines Mannes erhängt hatte - mit der identischen Kopie am Ende moralisch verbinden lassen. Vielleicht wirkt so was künstlich, gewollt rund (ist die Moral von der Geschicht nicht oft genug so?), aber so ein Ende hätte ich im Kontext der Story einfach besser gefunden.
SABU hat für mich nichts, was ich an einem guten Film wirklich gerne hab: Ich kann/will ihn mir häufiger ansehen. Da ist kein erstes Mal was ich wieder erwecken will, nichts was mich verzaubert hat. Das war mir dann alles zu nüchtern, ohne schöne Szenen, aber da ist ein Miike wohl eh die falsche Person... Der weibliche Teil in mir will, sehnt sich nach Romantik, Poesie und der männliche nach Coolness, Witz, FSK 18-Action, meinetwegen etwas Zynismus und was sonst noch. Ich glaube, auch wenn ich Miike sehr interessant finde und ihn nicht missen will, das werde ich bei ihm nicht finden. Aber ich gebe die Hoffnung noch nicht auf...
#35
Geschrieben 10. Juni 2004, 19:52
Sie ist eine wahre Diva, abgehoben lebt sie in ihrer anderen Welt, im Olymp der Kunst, landet nur sporadisch auf diesem Planeten genannt Bühne, wo sie von ihrem Fan angehimmelt wird. Ja hier gehen Betrachter und Betrachtete eine ungewöhnliche Symbiose ein. Aber es muß ein besonderer Fan sein, der sein Fan-Tum nicht nur liebt, sondern auch lebt, der mal eben mit einem Moped von Paris nach München fährt nur um sie zu sehen, hören, in sich aufzusaugen. Er weiß noch was sie dort gesungen, wieviele Vorhänge sie bekommen hat, dass sie keine Zugabe gab (was er fast mit Bedauern ausdrückt), ein blaues Kleid trug...
“So you are a real fan!”
Das schmeichelt, aber auf eine ganz ungewöhnliche Art...
Auch wenn er ihr so nah ist, ist er ihr doch so fern - jetzt wird's trivial -, das Schicksal der Diva: Angebetet und doch irgendwie nie zu fassen, die Diva bringt es auf den Punkt, vielleicht hat sie sich deswegen bis dato geweigert Schallplattenaufnahmen zu machen:
“Music comes and goes, don't try to keep it.”
(wobei für mich Music nicht ausschließlich für Musik steht)
Die Motivation des Fans ein Band von ihr aufzunehmen ist da absolut verständlich, ja naheliegend, will er doch den Augenblick für die Ewigkeit einfangen.
Eigentlich ist es eine seltsam anmutende Szene, ein Moment von poetisch-vielsagender Dimension und wohl deswegen so einprägsam: Die Diva geht auf die Bühne und hört das Band von ihrer Stimme bzw. ihre Stimme von Band, ja in Konserven eingepackt, das Individuelle wurde vervielfältigt, ein zutiefst synthetisches Tête à tête. Sie sagt sie hätte sich noch nie singen gehört - natürlich hat sie das unzählige Male, aber nicht so. Das frage ich mich sowieso oft: Wieso hört sich für jeden die eigene Stimme anders an, wenn er sie z.B. vom Band hört. Sie klingt irgendwie fremd (was bei dem Gesang der Diva dann ja noch extremer sein muß), für andere ist sie aber (nahezu) identisch. Was macht diese subjektive Diksrepanz zwischen innen & außen aus?
Auch wirkt die Diva einsam, ja unvereinbar mit der anderen, normalen Welt, es gab da einen Augenblick wo ich Bedauern, Trauer empfand sie da mit ihm im Park auf einem Stuhl sitzen zu sehen, mehr Rücken zu Rücken (gut, später nähert er sich ihr und streichelt sie, diese Szenen haben Klasse). Sie mit ihrem Schirm, unnahbar. Auf eine gewisse Art sehr disharmonisch, assoziierte ich doch eine leere Hülle, die weit ab von ihrem Lebensraum - der Bühne - irgendwie deplaziert wirkte, als wolle sie mir sagen: Was soll ich hier, ich bin doch die Diva? Hier war sie nur Oberfläche ohne Bestimmung, ohne Libretto, ja in diesem Moment bemerkte ich die Funktionalisierung der Diva, wie sie doch ausschließlich auf das Diva-Sein reduziert wurde - von mir, oder auch der Welt? -, da schien nichts anderes in ihr zu sein, absolute Leere. Sie war endgültig entpersonalisiert. Die Ruhe vor dem nächsten Auftritt? Ist sie überhaupt ein Mensch, was mag sie und was nicht? Er berührt sie in zweierlei Hinsicht und sie ist ihm auf eine sehr innige Art dankbar, sie ist nicht allein ... er versteht ... Die Klaviermusik im Hintergrund ist zudem einer der akkustischen Höhepunkte des Films, ein hinsichtlich Aussage und Atmosphäre für mich seltener Glücksfall der Kinogeschichte! Bei vielen Filmen werde ich immer sofort an diese Musik erinnert, wenn ich nur ein einsames Klavier höre...
Er raubt ihr nicht nur ihre Stimme, sondern auch ihr Kleid. Er will sie mit Haut und Haaren, ihr ganz nah sein, der Fan ist seiner Diva gänzlich verfallen. Aber er verfolgt dabei keinerlei finanzielle Interessen, das ist für ihn tabu, seine Motivation ist pure Faszination. (Als er ihr das Kleid zurückbringt, hält sie ihn für pervers und will die Polizei rufen - hierbei wurde ich explizit an BLUE VELVET erinnert -, aber sie erkennt den wahren Fan in ihm und läßt davon ab)
So kann sich auf eine gewisse Art eine unschuldige Beziehung zwischen beiden entwickeln, die in der Filmgeschichte meiner Meinung nach ihres gleichen sucht. Dennoch oder gerade deswegen läßt Beineix Bohringer sagen:
“Es gibt kein unschuldiges Vergnügen”
Der Fan findet hier für einen Augenblick die Erfüllung eines seiner innigsten Wünsche und sie läßt ihn gewähren, weil sie ihn irgendwie mag. Dieser Moment des möglicherweise absoluten Glücks wird interessanterweise nicht von der Kamera eingefangen, nur das Erwachen danach, wie aus einem Traum? Nach dem Motto:
Liebe, lebe den Augenblick, don't try to keep it, dann wirst Du ihn für die Ewigkeit haben...
Gewiß DIVA ist dermaßen durchgestylt und konstruiert, aber funktioniert perfekt als Kunst-Film und ist zudem eine Liebeserklärung an Paris, durch und durch französisch.
Zwei Bänder kommen innerhalb von 24 Stunden in seine Hand, eine Thailänderin lernt er im Plattenladen!!! kennen, die Musik als Hilfsbote seines Schicksals? Dieser Engel wird ihn später retten. Sie bringt ihn zum coolsten Mann des Films - bei dem ein Baguette nicht einfach ein Baguette ist! -, der wie eigentlich alle mir sympathischen Figuren des Films ihr von der Normalität abgehobenes Leben auf ihre Art leben, Nonkonformismus pur, das Normale wird hier ja fast als bourgeois-verächtlich angesehen. Die 4 sind in ihrem Verhalten von tiefer Achtung geprägt, dies wird fast schon idealisiert: Ewig werden sie sich achten, mögen, das ist unumstößlich und daraus macht der Film keinen Hehl, da werden Idealen Denkmäler gesetzt, hier ist DIVA ganz besonders KUNST. Hier wird die Ewigkeit mit dem Augenblick gleichgesetzt, verheiratet. Ein Film der so vorgeht, rennt bei mir offene Türen ein. Das zeigt mir mal wieder warum Kunst so sehr den Menschen beeinflusst, ihn hilft einer Welt zu entfliehen, in der bestimmte Ideale, Maximen keine Überlebenschance haben oder zumindest zu haben scheinen.
Die Diskrepanz zwischen Kunst und Wirklichkeit, die in der Natur liegende Disharmonie beider Welten, das verständliche, fast zwanghafte Leben von Illusionen, wird hier - wenn überhaupt - nur angerissen. Momentan bin ich sogar der Meinung, dass dies hier überhaupt nicht tangiert wird. Aber ich mußte gerade an DIE KINDER DES OLYMP denken, wo ganz besonders Baptiste und Frederick besser auf der Bühne in ihrer gespielten Rolle zurecht kommen, als im wirklichen Leben. Sie haben die Kunst dermaßen idealisiert und versuchen sie in die Realität zu projizieren und scheitern kläglich, sie sind eigentlich unfähig glücklich zu sein und finden dieses Glück nur auf der Bühne... im Spiel. Das Publikum wird es ihnen danken, aber für sich selbst, was bleibt ihnen, außer dieser ständigen Suche ohne Finden? Sie sind mehr werden als Sein. Sehr tragisch.
Hier nun überhaupt nicht, es endet positiv-rund.
Daher ist Beineix zwar ein großer Film gelungen, aber der ganz große Wurf, wie z.B. der eben erwähnte Jahrhundertfilm, bleibt ihm verwehrt, dennoch: Das ist Kunst, nicht Aufgrund von Anspruch, sondern wegen seiner hochästhetischen Inszenierung und poetischen Wirkung. Da ist Charme und Leichtigkeit, gepaart mit Momenten von betörender Schönheit, so was schüttelt man nicht so einfach, lapidar mal aus dem Handgelenk, dazu braucht man Talent, wenn man solche Wirkung erzielt.
Oft frage ich mich, ob DIVA auch intellektuell etwas zu bieten hat, oder hier stattdessen von perfekt stilisierter Coolness verdängt wurde? (Bei Besson meine ich das hinreichend erlebt zu haben und ich kann nur jedem raten, sich nach DIVA SUBWAY anzusehen, da ich meine dieser Film inspirierte Besson dazu, fast würde ich meine Hand dafür ins Feuer legen)
Für mich sind die kriminellen Elemente, d.h. die hier gruppiert vorgehenden Verbrecher (Kommissar&Drogenringbaron in Personalunion + Raubkopiemafia), im Film eigentlich unnötig. Vielleicht dachte sich Beineix sonst hätte der Film keinen Thrill, keine Spannung und würde nur auf einer rein ästhetisch-idealistischen Ebene dahinplätschern. Womöglich hat er damit recht, aber wenn ich mir den Film ansehe, sind mir diese Szenen unwichtig, ja langweilig und ich drücke Schnellvorlauf, diese machen nicht den unverwechselbaren Reiz des Films aus...
#36
Geschrieben 16. Juni 2004, 00:44
Viel Regen, kein Herz, oder ich will es einfach nicht als Herz anerkennen...
nur ein, zwei Gedanken zum Film:
Also die witzigste Szene ist für mich als der Japaner, der Berufskiller, in ein Bordell geht und das Zimmer des Mädchens eigentlich genauso aussieht wie seines, als ob deren Beruf gleichgestellt würde.
Der chinesische Killer sagt am Ende zu dem nun Vollwaisen dem Sinn nach: Wenn du erwachsen bist, kannst du dich an mir rächen, ich werde da sein...
Hier hat Tarantino eindeutig abgekupfert oder das ist in Fernost so ein alter Hut, daß das alle 10 Filme eh vorkommt.
:shoot: :shoot: :shoot: MIIKE
Gut, der 2. Teil der Trilogie hat mir besser gefallen, aber das ändert nichts an meinem immer stärker werdenden Mißfallen.
In Miike's verlorenen Welten möchte, kann ich mich nicht verlieren. Natürlich bin ich wie immer unausweichlich subjektiv, aber bei seinen Filmen habe ich das paradoxe Gefühl objektiv zu sein, was nicht von einem hohem Podest aus wertend gemeint sein soll, nein, weil er es nicht schafft mich subjektiv vom Film, den Protagonisten involvieren zu lassen. RAINY DOG scheint mir aus einer grenzenlos nüchternen Perspektive der eiskalten Anteilnahmslosigkeit gefilmt worden zu sein. Ich werde nicht berührt, selbst der bemitleidenswerte Vollwaise am Ende schafft es nicht, vielleicht weil mir zuvor, nicht nur in diesem Film ständig von Miike fabrikneue und absolut leere Kühlschränke aufgedrängt wurden. Das enttäuscht mich, Miike macht ganz subjektiv betrachtet - weil ja anscheinend viele ihn so toll finden - kalte Filme, ohne Identifikation, oder das ist genau das was viele an ihm mögen. Seine Wurzellosigkeit, seine fehlende Saat, kann ergo auch nicht in mir auf fruchtbaren Boden stoßen. Wo ist da die Nahrung?
Da verhungert man fast auf ganzer Strecke. Welche Regionen im Körper, Geist usw. will Miike denn überhaupt ansprechen?
Miike ist wie ein nüchterner Reporter, dem scheinbar mehr an seinen emotionslosen Beobachtungen liegt und diese unaufgetaute Tiefkühlkost à la kalte Fisch-Stäbchen garniert mit Eiswürfeln hält er mir im Iglo unter die Nase... Bei so viel NICHTS setzt er einem leeren Magen ja fast schon ein Denkmal.
So was glaube ich bis dato in dieser magenausgepumpten Leere nicht erlebt zu haben, das ist einmalig in dieser Welt, sehr ungewöhnlich, aber daran möchte ich mich andererseits auch nicht gewöhnen.
Vielleicht gehe ich zu weit, aber diesmal war ich von diesem - von mir unterstellt und empfundenen - fatalen Nihilismus angewidert, Atheismus pur. Ich verstehe ja gerne, dass er ein Pessimist ist, bin ich auch, aber muß, will ich das ständig unter die Nase gerieben bekommen?
NEIN!!!
Ja, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, ich bedauere, bemitleide diesen Roboter Intellekt Miike, hat er irgendein Spendenkonto? Das ist hart, aber ich habe derartiges noch nie empfunden, es ist schon paradox, dass ein scheinbar in seinen Filmen alle Emotionen Negierender, bei mir so viel Emotionen auslöst. Seine intellktuelle Kälte grenzt ja fast schon an Perversion ( dramatisierende Übertreibung des Tagebuchschreibers).
So was habe ich noch nicht erlebt, Miike ist mitlerweile bei mir zu einem roten Tuch mutiert, ist er überhaupt ein Mensch, fehlt ihm nicht etwas dazu? Das ist doch ein emotionaler Krüppel. Der große Diktator sagt bei mir nicht mehr Schtunk ( ja, ich meine Chaplin hat das so und nicht SCHTONK gesagt!, aber das ist eine andere Geschichte...), sondern
MIIKE!!!
Mittlerweile bin ich schon so abgedriftet, daß ich Miike als einer der ersten Otaku-Regisseure ansehe... und glaube gerade mir ein dummes Hirngespinst eingeredet zu haben. Um nun gänzlich paradox zu enden: Ich liebe Autorenfilmer, ich liebe sie zu erkennen, ihre ganz eigene Art und während ich diesen 7. Miike sah, stand ja auch niemand neben mir und hielt eine Pistole an meinen Kopf und sagte: GUCK DIR DIESEN FILM AN, GUCK NICHT WEG, SONST...! Wenn ich mich also aufrege, dann über mich. Mein Problem mit Miike ist eben mein ganz eigenes Problem.
Miike soll so bleiben wie er ist, ich liebe Artenvielfalt, ich möchte jede nur erdenkliche Art studieren und mir eine Meinung bilden können. Da ist mir ein Extremist lieber, ein eigenbrötlerischer Japaner, auch wenn mir seine ganz, ganz ungewöhnliche Art momentan sehr stinkt ... und ich werde die hier noch rumliegenden LEY LINES, DEAD OR ALIVE 1-3, VISITOR Q, THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS und BLUES HARP mir doch noch ansehen. Gut, dann hält eben der Masochist in mir die Waffe an meinen Schläfe...
PS: Wenn ich zu emotional wurde, ist nur einer daran schuld:
MIIKE!!!
#37
Geschrieben 17. Juni 2004, 23:45
Viel, viel Regen und viel, viel Herz!
"Ein Märchen von Herr Wolke, wenn er verliebt sich in Fräulein Wolke, aber Fräulein Wolke sagen:
`Du nicht gut, du kein gute Herz, du wieder gehen!´
Da gehen Herr Wolke und sein furchtbar traurig und fangen an zu weinen und seine Tränen machen Regen. Wissen sie nun wie Regen entstehen?
Viel Regen fallen nieder und alles auf Erden fangen an zu wachsen und zu blühen. Viel Grün, viel Korn, viel Blumen. Alle Lebewesen glücklich und zufrieden.
Da Fräulein Wolke Herr Wolke haben gesagt:
`Du hast getan gute Sache, du doch gute Herz!´
Und am Ende haben sie geheiratet..."
Dieses Lied singt Suzie Wong auf Robert's Bett liegend, als er sie zum ersten Mal ... malt! Natürlich auf kantonesisch, dies war ihre liebenswerte Übersetzung. Ganz nebenbei erzählt sie dies in einer Mischung aus naiver Unschuld und Aufrichtigkeit ... mit ganz großen Rehaugen...
Hierbei gefällt es mir besonders, dass er sie zwar heraufruft (nachdem sie am selben Tag ihm schon sagte, dass es nicht lange dauert bis er ein Mädchen haben will), aber nicht in der Funktion als Prostituierte, sondern als Modell. Was ihren zuerst angenommenen Triumph ( das sein aber gegangen schnell) dann ziemlich schmälert. Sie soll nur sitzen, was sollen ihre Freundinnen denken, da ist ihr Ruf in Gefahr. So nähert sich Robert ihr auf eine ganz andere Art. Klar, er begehrt sie, aber er zügelt sich und ist nicht der Freier, sondern nimmt Suzie auf eine ganz andere Weise, als Maler. Das ändert aber nichts daran, dass Sex im Raum steht, die Libido wird nur kunstvoll verlagert. (nur kursiv, weil ich KUNST hier nicht abgewertet und als Mittel zum Zweck sehen will. Nein hier werden 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen)
Einer der Filme, die ich wohl am häufigsten gesehen habe. Hier regnet es viel und der Regen bringt die Menschen zueinander. Ein Naturereignis! Das Lied steht für Suzie und Robert. Natürlich müssen sie sich durch einen ziemlich häufig auftauchenden Dauerregen an Mißverständnissen, Vorurteilen, Fehlern usw. durchkämpfen, sie durchleben das Lied eben von Anfang bis Ende...
Einsteigen tue ich bei diesem Film eigentlich immer erst ab dem Punkt wo sie dieses wundervolle Lied singt. Ab da sind die Fronten geklärt - das was sie unterscheidet -, Lügen offenbart, aber andererseits ist dies der erste Augenblick wo das Eis bricht, wo sozusagen Realität und Illusion anfangen sich zu vermischen, denn Suzie ist auf ihre Art unschuldig geblieben, ihr Spiel ist ihre Art sich etwas zu bewahren und das hat sie geschafft. Auch wenn Robert dies anfangs nicht so sieht und sich von der Oberfläche blenden läßt, am Ende hat er es durchschaut. Zumal er ja auch den Unterschied zwischen einem Foto und einem Gemälde klar definiert, als Suzie ihn darauf anspricht, dass sie aber darauf anders aussieht.
"Das Bild ist so wie ich sie sehe. Das ist der Unterschied zwischen einem Gemälde und einer Fotografie, ein Maler versucht immer tiefer zu sehen."
Unbewußt - ihr Gemälde ist da Indiz - hat er sie vielleicht viel früher durchschaut, das Bewußtsein brauchte eben ein wenig länger...
Zur Anfangs-, Ausgangskonstellation:
Beide würden gerne ein anderes Leben leben, beide prostituieren sich. Bei dem einen eindeutig, bei dem anderen metaphorisch. (Ich merke immer häufiger, dass ich Filme mit Duplizitäten liebe, diese hier ist mir wahrscheinlich erst beim 10. mal aufgefallen)
Sie ist eine Nutte, würde aber lieber eine Jungfrau sein und er Architekt, der aber lieber Maler sein würde. So leben beide auf die ungeliebte Art. Zumindest bislang, denn Robert bricht aus und geht nach Hongkong um dort für 1 Jahr lang nur zu malen, sein Erspartes reicht für diese Zeit, warum er sich allerdings Hongkong dafür ausgesucht hat, wird leider im Film - vielleicht aber in der literarischen Vorlage, die leider in Deutschland vergriffen ist - nicht erklärt.
Und so trifft auf der Fähre von Kowloon der Maler Robert, der justament antritt seinen Traum zu leben, in die Wirklichkeit umsetzt, zum ersten Mal auf die Prostituierte Suzie Wong, die mal wieder ihren Traum lebt und vorgibt das zu sein was sie gerne wäre: die unberührte Mai Ling, Tochter eines sehr reichen Vaters, dem viele Häuser gehören. Das sie Jungfrau ist, schreit sie voller Stolz durchs Schiff, so genau und laut wollte es Robert gar nicht wissen. Ihre Lüge sehe ich ihr gerne nach, ist es doch eine verständliche Flucht in die gern gelebte Illusion, zumal sie ja hier von Robert geglaubt wird. (Eine andere Flucht in die Illusion ist das häufige ins Kino gehen, Suzie und ihre Freundinnen nutzen diese Möglichkeit des Ausklinkens zu genüge, was ich immer sehr interessant finde.) Auf dem Boot - so glaube ich - verliebt er sich in sie, in die Illusion ( ganz der Künstler), doch die wird später von der Realität eingeholt, da er später im mehr als eindeutigen Namkok-Hotel, das Mädchen Suzie Wong wiedersieht, die anfänglich vorgibt ihn nicht zu kennen, schließlich sieht er sie in ihrem wirklichen Umfeld, ihrem Alltag und wahrscheinlich versteht er ihre Flucht in die Lüge.
Robert ist sowieso ein Mensch, den ich mag, ein Protagonist nach meinem Geschmack. Er handelt edel, ist tolerant, vielleicht nennt man so was eine alte Seele. Es gibt Handlungen, Kleinigkeiten, die auf mich eine große Wirkung haben, ja seine Größe zeigen, weil sie über seinen Charakter einiges aussagen. Da ist z.B. die Szene wo eine Freundin von Suzie Robert einem Matrosen vorstellt und sie sagt - so was liebe ich grundsätzlich - Lobelt. Der Matrose fragt nach, wie? Und Robert sagt einfach “Bob Lomax” (Ich hoffe ich oute mich nicht gerade als Harry Hirsch und jemand versteht mich!!!)
Tiefe Achtung und auch Solidaität: Robert ist mit Suzie in einem englischen Elite-Klub (wo ihm dank eines Empfehlungsschreibes eines mächtigen englischen Geschäftsmannes Einlass gewährt wurde). Das Suzie nicht lesen kann, weiß Robert zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber sie deutet einfach auf die Karte und er sagt zum Kellner Sherry Flip, was der despektierlich zur Kenntnis nimmt ... Solidarisch sagt er: “für mich auch einen”, genau so beim Essen.
Die englische Kolonialmentalität kommt hier und da mächtig zum Tragen, nach dem Motto: Ja die Chinesen sind schon sehr interessant, aber geben sie sich nicht zu sehr mit den Eingeborenen ab, wir sind ja schließlich THE EMPIRE. ( Na ja, solche dummen Snobismen bringen sich ja mit der Zeit Gott sei dank selbst zu Fall.)
Robert dümpelt nicht in solchen Niederungen herum, er hat mit seinem ganz persönlichen Schicksal eh schon genug zu tun, zudem sich Suzie immer mehr in sein Leben drängt und er das noch nicht einsehen will...
Der Film hat viel Herz wie Herr Wolke und Suzie hat noch ein Geheimnis parat, was Robert erst später herausfindet. Ihre Lüge ist ihr wieder vergeben, ihre Gründe sind verständlich. Bei großen Rehaugen werde ich eh sehr nachsichtig.
Dieser Film zeigt mir doch immer wieder, dass ich ein ziemlich sentimentaler Romantiker bin und ich will diesen Film nicht missen. Es war Liebe auf den ersten Blick und diese Liebe vergeht einfach nicht. Nancy Kwan ist einfach hinreißend und spielt hier die Rolle ihres Lebens.
MEHR DAVON!!!
PS: Wenn es das nächste Mal wie aus Kübeln regnet, dann sag bitte nicht Was für ein Scheiß-Wetter!, hab ein Herz, denk an Herr Wolke...
#38
Geschrieben 22. Juni 2004, 19:28
Hinter jeder Angst verbirgt sich auch ein Wunsch
(was will uns der Dichter aka der Sündenträger damit sagen? Falls es jemand meint zu wissen, der sage es mir bitte , dieser Spruch beschäftigt mich)
Brian Helgeland mit diesem Highlander für Antikatholiken hast Du mich überrascht. Ich habe mir den Film wahrscheinlich aus den falschen Gründen ausgeliehen. Bin ich doch eigentlich kein Fan von Priester-gegen-das-Böse-mit-viel-Latein-und-katholischem Gottesglaube-Horrorfilmen, aber das Triumvirat aus Ritter aus Leidenschaft (Regisseur, Heath Ledger & Shannyn Sossamon) gab dann doch den Ausschlag (später wurde daraus sogar noch dank Mark Addy ein Quartett). Und nun das!
Eine höchst diabolische Intrige, von sehr weiter Hand vorbereitet, sehr fein gesponnen, nichts wurde dem Zufall überlassen. Kann man da noch von Schicksal sprechen? Da baute die Spinne ihr Netz um ihr Opfer, damit das Opfer die Spinne frißt. Doof? Nein! Der - wie er sich selber nennt - Lokführer des Nachtzugs ist des Lebens leid und lebt fast schon nosferatu'sche Todessehnsucht, was für eine Tragik. Schade, die hätte ich viel mehr ausgearbeitet, ich hätte ihr einen Altar erbaut.
Der Film hat mich im positiven Sinne überfahren, allerdings dauerte es eine Weile bis ich mit ihm warm wurde ... erst als Heath Ledger auf Benno Fürmann trifft und das nicht sofort ersichtliche zentrale Thema, die Motivation aller wesentlichen Handlungen, in den Mittelpunkt tritt:
(witzig, wer oder was ist denn hier eigentlich das Werkzeug?)
Herausragend ist der Film definitiv nicht, er hat leider keine Klasse, die er/die Story verdient hätte.
(Auch hier hätte ich mir mehr gewünscht, schließlich ist sie der Grund warum er zum Nachfolger wird. Schade, dass der Film zu wenig in die Tiefe geht und weder die Charaktere noch deren Beweggründe mehr ausleuchtet)
Gefallen hat er mir aber dennoch, vielleicht weil ein Gefühl aufkam, das mir bei Polanski einige Male vermittelt wurde und diese Aussage, Emotion liebe ich. Nicht das ich auf Teufel komm raus negative, pessimistische Enden will, aber konditioniert durch die unzähligen und sich in einer erschreckenden Majorität befindlichen typischen, von katholischen schwarz-weiß, gut-böse Glauben geprägten Filmenden, ist derlei abweichendes immer willkommen. Zumal ich der katholischen Kirche ( pfui Spinne!) eh noch nie viel abgewinnen konnte und ein Denkmal wird ihr hier definitiv nicht gesetzt. ( Nein, ich möchte nicht den Eindruck erwecken etwas gegen das Christentum zu haben, mitnichten, aber es soll ja Leute geben, für die das ein und dasselbe ist)
Beim Ende werden sich die Geister scheiden, es ist ambivalent, positiv, negativ, ganz wie man es sehen will. Ich sehe es positiv, weil u.a. im katholischen Sinne blasphemisch, mehr davon!
Freitod ist für den Vatikan Sünde, wer exkommuniziert wurde, erhält keine Absolution, für beides kommt man nicht in den Himmel. GOTT SEI DANK gibt es den Sündenträger, er setzt der Willkür einer großen Organisation seine eigene, individuelle entgegen. Am Ende will der seinen neuen Job antretende Heath Ledger denen vergeben und die Himmelspforte öffnen, die es seinem Urteil nach verdient haben. Noch geht er idealistisch an seine neue Aufgabe heran, aber kommende Jahrhunderte können möglicherweise nicht spurlos an ihm vorübergehen, zumal er 1. immer einsamer wird und 2. das Wissen aller von Sünden befreiten Seelen in sich trägt...
(Hierbei fällt mir mal wieder auf, dass in der Mehrheit aller thematisch verwandten Filme katholische Moral als Synonym für Gottesmoral gesehen wird. Ihre dogmatische Inhumanität eigentlich fast bis gar nicht hinterfragt wird, alles ist perlweiß. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren und von logischen Argumenten überzeugen, wenn dies ein Fehlurteil ist, nur ist dies gerade meine Meinung, oder eher mein spontanes Vorurteil. Hier hat z.B. ein gläubiger Christ einem ungläubigen und durstigen Muslimen Wasser gegeben - edle Tat -, dummerweise war es Weihwasser, ergo Exkommunizierung...)
Benno Fürmann hat mich positiv überrascht, er hat Klasse, gut, ein wenig zu euphorisch, er hat etwas besonderes, was ich bei deutschen Schauspielern nicht häufig finde und von daher nur wenige aus unserem Land für international tragbar halte. Das klingt vielleicht verächtlich, versnobt, aber viele können zumindest bei mir nicht den Lokal-Kolorit-Glibber abstreifen, sie haben keine internationale Ausstrahlung - was immer das auch ist -, Til Schweiger, Franka Potente und Benno Fürmann, sie haben dieses Global-Gen. Und ich wünsche Fürmann sehr gute Drehbücher im internationalen Geschäft, dann kann er groß rauskommen. (Nur habe ich kürzlich in MEIN HAUS IN UMBRIEN mein negatives Vorurteil hinsichtlich seiner Besetzung - oder allgemein deutscher Schauspieler - im Kontext der Story wahrgenommen. Der Deutsche war hier zwar nicht der vollkommen böse, aber er war mit dem dortigen Terroranschlag verbunden, so was ist leider oft so typisch und so habe ich das Gefühl, Deutsche werden deswegen gecastet, oder man will etwas von der deutschen Filmförderung, also baut man ein deutschspezifisches Element ein. Bei Kick It Like Beckham habe ich mich z.B. gefragt wieso die jetzt nach Hamburg fahren - sofort läutete was bei mir - und bei Imdb.com erfuhr ich dann, dass der Film auch von deutschen Geld finanziert wurde - genau wie dieser Film - und der Hamburg-Punkt war für mich eindeutig, aber ich kann da auch den Zufall mit zuviel negativer Energie füttern)
Hier hat er mich überzeugt und seine Augen haben mich schon in DER KRIEGER UND DIE KAISERIN beeindruckt, fast schon so, als ob er ohne Hilfsmittel ein ganz frühes Vorstadium zu einer Verwandlung in einen Vampir oder ähnlichem erreicht. GUCK DIR DIESE AUGEN AN, da ist was besonderes! Das passte hier zur Story, zu seiner Rolle. Ich sehe ihn hier auch nicht in seiner Rolle negativ, er ist ambivalent, eben menschlich, kein schwarz-weiß ... MEHR DAVON!!!
Dann noch seine Stimme, Gott sei dank synchronisiert er sich, wie z.B. Franka Potente auch, selbst, damit gewinnt er. Ich freue mich auf internationale Filme mit ihm, Hauptrollen, ist das als Deutscher überhaupt möglich? Heath Ledger blieb im Vergleich zu ihm unheimlich blaß.
Je länger ich über den Film hier schreibe und nachdenke, desto schlechter wird er für mich, er hat etwas, eine Stimmung, aber er verweilt nur an der Oberfläche, was ich auch der Länge anlaste, das wäre ein idealer 120 Minuten Film gewesen. Filme, die ein Potential haben und es nicht abrufen, haben immer etwas tragisches, schade. Na ja, habe ihn auch erst einmal gesehen...
#39
Geschrieben 24. Juni 2004, 19:57
Der Swashbuckler in seinem Element, oder wie es Jack Warner einmal sagte:
"Sie kennen Flynn. Er muss den ganzen Tag entweder fighten oder f ...!"
Ich mag es wenn ein Film mehr als nur ein Film ist, wenn er es vermag 2 Dinge, die miteinander eigentlich überhaupt nichts zu tun haben, zu verbinden. Getrennt voneinander mag das schon reichen, aber nun ist das Endresultat noch viel wesentlicher...
Was für ein seltsamer Film, aber im Sinne von wundervoll. Fast könnte man ihn als Parodie, biographisches Spiegelbild auf Errol Flynn's Leben sehen. In der Realität und dieser Zelluloidromanze schwankte er zu der Zeit zwischen Selbstironie und Selbstzerstörung hin und her (einer der Gründe dafür ist meiner Meinung nach die krankheitsbedingte Unfähigkeit - Herzfehler, nicht vollständig auskurierte Malaria usw. - am 2. Weltkrieg wirklich teilzunehmen). Er war nicht mehr in like Flynn wie es noch zu seinen Hochzeiten hieß.
Für mich zwar nicht sein letzter guter Film, aber sein letzter großer Studiofilm, wo Warner ihn noch mal so einsetzte, wie es das Publikum gewohnt war. Danach sank das Budget seiner Filme deutlich und Warner Bros. castete ihn wegen seines Alter nicht mehr für einige tolle Filme und beendete die Zusammenarbeit. Das sonst so familiären Studio ließ ihn fallen.
Ja Melancholie kommt hier bei mir auf, wenn man weiß was vorher war und was danach kam. Diese Stimmung ist für mich während des ganzen Films omnipräsent, eine wehmütige Abschiedsmatinee. Zuweilen kommt es mir sogar so vor, als wäre DON JUAN bewußt mit dieser Intention inszeniert worden, Warner wollte seinem ehemaligen Zugpferd einen letzten großen Bahnhof bereiten. Hier verfließen Wirklichkeit und Illusion zu einer Art Gesamtlebenskunstwerk. Das im Film gezeigte, gesagte, fast beiläufig erwähnte, macht nicht nur für den Verlauf der Story Sinn, sondern
kommt mir zuweilen auch wie ein Kaleidoskop alter Flynn-Filme vor, mal Staatsdiener, mal Rebell (aber immer der Held, der für die richtige Sache kämpft), z.B. scheint dieses Foto eher einem Piratenfilm entliehen zu sein, ich denke mal, da hat sich die Kostümabteilung was dabei gedacht:
Zudem baut DON JUAN auch Brücken in die Realität:
Aber das ist doch alles nur ein Mißverständnis. Das ist doch gar nicht wie es aussieht. Ich bin ein Opfer meines Rufs!
Flynn der Womanizer, Don Juan der Weiberheld, beide wurden/werden angeklagt wegen Weibergeschichten mit anschließender gesellschaftlicher Ächtung, beide tragen ihr Schicksal mit zynischer Selbstironie. Zynisch mehr in der Realität, weil Flynn seine Selbsironie auf die selbstzertörerische Weise (aus)lebte und als Don Juan, der sich im positiven Sinne nicht so ernst nahm und auch in Sachen Humor hier Punkte sammeln kann. MEHR DAVON!!!
Auch wenn ich häufig gelesen habe, Flynn wäre hier schon sichtlich gealtert (39 Jahre) und seine exzessiven Drogeneskapaden und- Experimente hätten dies merklich unterstützt, sehe ich ihn hier noch voll auf der Höhe (auch wenn er hier in einigen Szenen gedoubelt wurde). Das Ende stimmt mich dann endgültig trist, als Don Juan mit seinem treuen Weggefährten Leporello, mit dem er Jahre, Jahrzehnte unzählige Abenteuer durchstanden hat, in eine ungewisse Zeit, Zukunft reitet, sichtlich sind die satten Jahre vorbei...
Besonders tragisch daran ist, dass sein Weggefährte Flynn's Companion schlechthin war: Alan Hale, mit keinem hat er so viele Filme gemacht, fast immer sein treuer Freund, Begleiter und dies war ihre letzte Zusammenarbeit, in ihrem 13.! Film. Flynn's Leben war abenteuerlicher und turbulenter als seine Filme und das soll schon was heißen...
Viveca Lindfors - leider kein Farbfoto aus diesem Farbfilm gefunden - schöner denn je, das Technicolor schmeichelt ihr sehr ... aber ich möchte hier nicht zu Sabbern anfangen...
Viel Romantik, Esprit, konservativ-klassiche Hollywoodunterhaltung mit einem Mythos in einer Paraderolle. Ich liebe diese knallbunten Kostümschinken, mehr davon!
PS: Anmerken möchte ich noch die betonte Flowerpower-Mentalität, nach dem Motto Make Love Not War findet hier die Königin in Don Juan einen kongenialen Partner (allerdings ist ihre Liebe in dieser Welt nicht überlebensfähig, nur 2 Küsse werden ihnen erlaubt, am Ende trennen sich ihre Wege auf ewig). Natürlich geht es hier kräftig zur Sache - eigentlich meine ich damit, dass hier einige Todesduelle ausgefochten werden, aber justament finde ich das denn doch ziemlich zweideutig. Hier werden die, die Hass sähen und wollen, die Kriegsbefürworter bestraft, in ihre Schranken gewiesen, oder nippeln einfach ab. Ich schätze mal Warner wollte nach dem 2. Weltkrieg völkerverständigend, brückenbauend, versöhnlich enden, oder ich habe mir mal wieder eine falsche Botschaft, Moral von der Geschicht zusammengezimmert...
#40
Geschrieben 29. Juni 2004, 01:53
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Nun endlich den Film gesehen (obwohl er ja hier schon jahrelang rumlag), der von vielen Kritikern als so wichtiger Bogart-Film angesehen wird. Dieser Film legte ihn auf Jahre hin auf den Typus des Bösewichts fest, aber verschaffte ihm auf lange Sicht den Durchbruch in Hollywood.
All die Filme davor waren für Bogart so schlecht gelaufen, daß er schwor nur aus besonderem Anlaß nach Hollywood zurückzukehren und dies war er. Mit Howard hatte er am Broadway schon in dem gleichnamigen Theaterstück brilliert und Howard hatte ihm geschworen, wenn daraus einmal ein Film gemacht würde, würde er sich für Bogart einsetzen. So boxte er ihn entgegen dem Wunsch des Produzenten nach Edward G. Robinson durch. ( Bogart dankte es ihm später und nannte einen Hund nach ihm)
Interessanterweise erinnert mich die Story und die fast auf ein Haus begrenzte Location sehr an Key Largo.
Das Trio Howard, Davis und Bogart sind in ihrem Element, auch wenn mir Howard zuweilen zu sehr der Theaterschauspieler ist. Aber Humphrey imponiert mir, für mich der Überzeugendste, Stärkste in diesem Film.
Duke Mantee ist in dieser Welt verloren, verzweifelt, ausgebrannt, besessen, ein angeschossenes Tier in der Falle, eine klasse Performance und sehr, sehr viele Haare, ein Toupet brauchte er da noch nicht.
Die Stimmung ist elegisch, pessimistisch, fast schon französisch (weil poetisch fatalistisch), getragen von einer ungewöhnlichen Todessehnsucht. Lebensbejahend nur für die junge Bette Davis - bei der ich sagen kann, daß ihr ihre Jugend (ca. 28 Jahre alt) noch sehr schmeichelt -, wahrscheinlich weil sie eine Zukunft, noch Träume, Ideale hat und von sich behauptet:
"Irgendetwas strahlt in mir, daß sich nach etwas anderem sehnt."
Der Traum der beiden Männer hat sich schon lange ausgeträumt bzw. wurde zum Alptraum, die Geburt eines Zynikers? Der Zyniker und der Outlaw haben keine Chance und sie sind fast desillusionierte Brüder im Geist und wenn der Film dies ausspielt, ist er am stärksten. Ja, da war ein Augenblick im Film, wo alle in der abgelegensten Tankstelle oder Snackbar der Filmgeschichte, in der Gewalt von Bogart waren und sie bildeten irgendwie eine homogene Einheit. Ein große Übereinstimmung herrschte, eine perverse Situation, es war die Ruhe vorm Sturm. Verrückt, absurd, bizar, elementar, es ging um Leben und Tod, Resümees wurden gezogen. Da wurde der Film philosophisch, autobiographisch wie es Howard nannte, zeitlos, modern. Da wird sogar das Unmoralische romantisch. Ach, wäre der ganze Film doch so. Er hat mir unbestritten gut gefallen, aber diesen sehr runden, künstlichen oder anderswo als artifiziell bezeichneten Touch umgibt ihn eigentlich ständig, nicht nur wegen der Theaterstückvergangenheit, sondern auch wegen dieser Studioatmosphäre.
Die Moral von der Geschicht ist im Titel perfekt symbolisiert: In der Wüste sucht er das wofür es sich zu leben oder sterben lohnt, er opfert sich, damit jemand anderes ihren Traum leben kann, unweit vom versteinerten Wald, was für mich gleichzeitig für Leben und Tod steht. Der Künstler und der Bandit sind hier irgendwie deplaziert, aus der Mode, der Tod bzw. die Gefangennahme nur logische Konsequenz.
Erwähnenswert, neben den vielen guten Dialogen - da schimmert das gezimmerte Theaterstück zuweilen durch -, ist besonders ein Satz des Opas, den ich interessant fand, vor allem aus amerikanischer Sicht: "Er ist kein Gangster, er ist ein richtiger Bandit ... Amerikaner ... Gangster sind immer Ausländer!”
PS: Natürlich muß das katholische Lexikon des internationalen Films wieder rummosern: "Das Suchen des Literaten nach dem Tod wird nicht als verkappter Selbstmord, sondern als noble Tat dargestellt."
Hey, habt ihr nicht hingehört, kurz vorm Ende sagt Howard zu Bogart Wir werden uns wiedersehen...
#41
Geschrieben 02. Juli 2004, 22:56
Ähhhhmmmm...
Immer wieder ein gern gesehener Abenteuerfilm ... allerdings mit einem Makel (den ich aber vielleicht überbewerte): Filme können auch Vorurteile konditionieren, bei mir erlebt. Da ich eine Schwäche für historische Abenteuerfilme - ganz besonders die Farbfilme dieses Genres aus den goldenen 50ern Hollywoods - habe, muß ich mich über das mir dort vermittelte Spanienbild mokieren, was sogar möglicherweise auf Lateinamerika, ganz besonders auch auf das häufig später gezeigte Mexikanerbild, ausstrahlt:
Die (Kolonialmachts)Spanier sind arrogant, selbstgefällig, größenwahnsinnig usw.. Was dann aber auch kontraproduktiv werden kann, wenn dieser gewiß prunkvolle, beeindruckende Gigant merkt das in gewissen Situationen andere Qualitäten vonnöten sind und weil er die nicht hat, ja es nicht einmal in seiner archetypischen Ignoranz bemerkt, wirkt, nein ist er schwerfällig, hier konkret:
Die großen, schwer zu manövrierenden Galeonen, mit einer mehr als imposant ausgestatteten Batterie an Kanonen versehen, sind den kleinen, wendigen, wieselflinken britischen Schiffen unterlegen. Gut, das mag ein berechtigter Grund dafür gewesen sein, daß damals die spanische Armada von Sir Francis Drake und seinen Kumpanen besiegt wurde und vielleicht liegt in diesem mir vermittelten Vorurteil ein Fünkchen Wahrheit, aber das ist mir dann doch zu simpel. Natürlich ist es ein Hollywoodfilm, da muß in der Mehrheit ein klassisches Gut gegen Böse Strick-Milchmädchen-Muster herhalten und ok, dagegen habe ich zuweilen ja auch nichts. Aber wenn ich hier - und das ist ja kein Einzelfall - sehe, wie die gebürtigen Spanier als uneinsichtige, sich selbstüberschätzende Machos und ihre Kolonialsöhne zu schmierigen, dreckigen, kaffeegebräunten Urwaldindios mit einem ständig auf die Brust trommelnden Gorilla-König (El Supremo), der die durchweg negativ dargestellten Attitüden seiner Ahnen problemlos toppt, ja fast schon karikiert, degradiert werden...
Das gibt mir schon zu denken. Degradiert werden im doppelten Sinne: El Supremo ist mal wieder in seinem selbsterrichteten Olymp und erwartet ganz natürlich in seiner Egozentrik, daß ihm andere sofort folgen und ihn anbeten (die hat er zu genüge in den Bauerntrampeln gefunden), woher diese Erwartungshaltung kommt, wird zwar nicht geklärt, aber sie ist womöglich angeboren. Er droht Hornblower, der blufft und gibt vor den Auftrag gegeben zu haben, falls er nicht bis zum Abend zurückkehrt, die Festung bombardien zu lassen. El Supremo guckt aus dem Fenster, sieht das englische Schiff, sichtlich beeindruckt und gibt dann mit einem wieder auf den Boden der Tatsachen runtergekommenen, eingeschüchterten Mundzucken, ganz klein bei. Wäre er ein Hund, würde er winseln ... meine absolute Lieblingsszene.
Von hochtrabender Selbstüberschätzung, -gefälligkeit bis hin zur devoten Scheiße!, er hat mich am Sack-Selbstdemontage ... innerhalb von nur 2 Sekunden!!! Dank dieses subjektiv von mir empfundenen grandiosen Mienenspiels eines gewissen Alec Mango, den wahrscheinlich kein Arsch - mich inklusive bis eben - kennt, hat er sich hier mit einer MOST REMARKABLE SCENE auf ewig bei mir einen Preis verdient. Allerdings fängt er sich auch wieder innerhalb einer Sekunde und findet recht schnell und zügig wieder den Weg zurück zu seinem narzißtischen Egotrip, was ihn unausweichlich seinem tragischen Schicksal entgegen führt ... am Ende unter einer schweren, goldenen Kanone begraben...
Oder Hornblower wird dafür gelobt, daß er den spanischen Capitan (Christopher Lee spielte in den 50ern oft in Historik-Streifen für 2 Minuten den naßgemachten Pudel) geschlagen hat, worauf er erwidert, daß er der Schlechteste in der Klasse war. Das kann man natürlich in zweierlei Hinsicht interpretieren und das mache ich gerne, habe ich den Film doch eh schon gespalten, konsumiere ihn auf 2 Ebenen, die eine genieße ich, die andere verachte ich reflektierend:
Hornblower ist eben bescheiden, vorsichtig, weiß die Dinge richtig einzuordnen und er würde sich nie einer Heldentat rühmen, das macht ihn mir sympathisch und der Mehrheit der Zuschauer wohl auch.
Andererseits kann selbst der schlechteste Engländer/Brite problemlos - womöglich sogar mit einem festgebundenen Arm auf den Rücken - einen Spanier in seine Schranken verweisen. Wirkt das nur auf mich so?
Ich lese ja oft im Lexikon des internationalen Films nach und achte dabei besonders auf zwiespältige Bemerkungen wie rassistisch, proklamiert Selbstjustiz, menschenverachtend, chauvinistisch, diffamierend, faschistoid usw.. Es gibt Filme wo man blind im Voraus sagen kann, allein schon wegen der Thematik, des Genres wegen, was einem Film von diesem Sittenwächternachschlagewerk nachgesagt wird. Aber wie oft fällt etwas durch den Rost und wird nicht angemahnt, im gewissen Sinne finde ich solche Filme viel gefährlicher...
Aber ich will mich nicht aufregen und das Gute im Film sehen und dahin zurückkehren:
Hornblower, das ist schon `ne Type, unorthodox, sein Pflichtbewußtsein bestimmt sein Handeln und zudem äußerst uneitel und was alle zwar wissen, wähnt er sich dennoch hier in einem Irrglauben:
“Mir fehlen oft die Worte, das hat bis jetzt niemand gemerkt.”
Ja der Film ist so sehr gespickt mit liebenswerten Momenten, running gags, wie z.B. seinem etwa 20 maligen "ähm” , wenn er mal wieder sprachlos ist und nicht nur darauf wetten seine Offiziere, was wohl seine ersten Worte sein werden, wenn z.B. eine Frau das Schiff betritt. Hier wird die Wettleidenschaft der Engländer, oder besser gesagt der Briten, liebenswert karikiert, was für mich auch den Charme des Films ausmacht. DES KÖNIG ADMIRAL ist einfach im positiven Sinne altmodisch-klassischer Sonntagsnachmittag Kintopp, wo man weiß, daß hier nicht nur ein Männerfilm (der guckt sich besser Master Of Commander an) mit vielen Seeschlachten, sondern auch etwas Liebes-Herzschmerzschmalz auf einen zukommt.
Ja hier wird dem destruktiven Treiben (eigentlich auch ein gutes Argument gegen Krieg), weil 2 männliche, also inkompatible Parts sich gegenüberstehen und beschießen, offenkundig - das macht auch den Reiz des Films aus - eine weiblisches Pendant gegenübergestellt, was sich - zumindest für mich - äußerst befruchtend auf diesen Kriegsschauplatz untypischen Spagat auswirkt.
( Vielleicht etwas abwegig und so mancher könnte sich jetzt fragen wie kommt der denn darauf?, aber mein etwas blumiger Vergleich ist bitte nicht als schwulenfeindlich zu mißverstehen, mitnichten, ein jeder nach seiner Fasson!)
Ok, eventuell sind oft zu viele Geigen im Hintergrund und es trieft säuselig, aber auch das gefällt mir, ich empfinde diese Mischung sogar als perfekt. Mehr davon!!!
Natürlich wird hier mit den Erwartungen gespielt und es gibt einige emotionale Cliffhanger, Wendungen und Überraschungen. Man hätte zwar von Anfang an den Status von Hornblower (verheiratet) und Lady Barbara (verlobt mit einem Admiral) erwähnen können, aber nein, das gehört auch zum Gefühlsspannungbogen und diese Klaviatur wird hier ebenso grandios beherrscht, als ob die Karten ständig neu gemischt und willkürlich ausgespielt würden. Ich weiß gar nicht mehr, ob ich beim erstmaligen Sehen als Kind mich von den unzähligen Knüppeln, die ihrer gemeinsamen Zukunft in den Weg geworfen wurden, blenden ließ. Womöglich war diese Liebe so groß, sie konnte einfach nicht aufgehalten werden. Auch wenn kurz vor Ende Hornblower noch bei mir den Eindruck erweckt, er wolle nach Paris gehen und sich opfern, weil er alles bis auf seinen Zwuckel ( Hornblower jr.) verloren hatte: Seine Frau starb im Kindbett und die Liebe seines Lebens hat einen anderen geheiratet, der (war sowieso ein Arschloch) aber in einem Gefecht stirbt. Das Drehbuchschicksal geht über Leichen und erledigt so die schmerzlosen Scheidungen beiläufig im Vorübergehen. Simpel, banal, neurotisch konstruiert, aber es funktioniert.
PS: Neben Ich kämpfe um dich einer meiner Lieblingsfilme mit Gregory Peck, der hier den aufrechten idealistischen Halbamerikaner perfekt spielt. Dennoch hätte ich Errol Flynn diese Rolle gegönnt, aber er war Warner zu alt...
#42
Geschrieben 10. Juli 2004, 12:18
Für mich der beste Boxerfilm aller Zeiten.
Aber was ist mit Rocky?
Rocky, dieser Waschlappen?
Schtunk!
Nein, während Schlafzimmerblick Stallone noch irgendwo schwerfällig in den Seilen hängend im Lowbrainnirvana dahinratzt, tänzelt Flynn filigran-leichtfüßig im Ring und zermürbt seine viel kräftigeren Gegner im Kilometer-Spaziergang. ( OK, einzig und allein Charlie Chaplin konnte ihm da noch das Wasser reichen.)
Freunde im wahren Leben sind hier Vater (Kutscher) & Sohn (Bankangestellter)
James J. Corbett (1866-1933) ist der Underdog aus der Arbeiterklasse, natürlich träumt er den amerikanischen Traum - Gott sei dank aber nicht auf diese penetrante Ich wickel mich in die Stars&Stripes-Fahne-Tour. Er will hoch hinaus und wenn es seinen Ambitionen dient, schneidet er auf. Bei ihm gehört eben klappern zum Handwerk. Unvergesslich der von ihm bezahlte Pagenjunge, der ständig durch den Olympic Club läuft und "Mister James J. Corbett” ausruft. Man muß der gefragt sein. Hier macht sich jemand interessant, wichtig, eigentlich ziemlich dreist. So was hasst oder liebt man, nicht nur im Film ... hier explizit durch Alexis Smith dargestellt. (Am Ende stellt sich heraus, daß der von ihr so sehr gehasste Hans-Dampf-in-allen-Gassen, eigentlich die andere Seite der Gefühlsmedaille für sie ist, na ja, was für ein Wunder, Hollywood eben...)
Ich finde sowas sympathisch-liebenswert, zumindest wenn es von jemand getan wird, der von unten kommt, unterprivilegiert & eben Errol Flynn ist und hier u.a. von den reich-versnobten Klubmitgliedern abgewatscht wird, nein werden soll. Schließlich finden sie sein Verhalten respektlos, stellt er doch Ansprüche, die sie ihm nicht zugestehen wollen. Ergo dreht er zuweilen den Spieß um und läßt sich ganz selbstverständlich von seinem Chef, dem Bankdirektor die Boxhandschuhe binden - natürlich gibt er dabei konkrete Anweisungen -, oder läßt keine Gelegenheit aus die wohlsituierten Herren lächerlich zu machen, das aber gar nicht so sehr auf einer ernst gemeinten Art, eher schelmisch-schnippisch. Mehr davon...
Also arrangieren sie einen Schaukampf mit einem englischen Meister in ihrem Klub, um den Emporkömmling wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, ja dem erteilen wir eine Lektion... Dumm gelaufen, er gewinnt und ist hochtrabender & anmaßender- für die, die ihn nicht mögen - denn je. Frechheit siegt. Das ist ja fast schon wie der Witz mit dem Frosch, der ständig von sich behauptet ein Schwan zu sein.
Und dann passiert etwas seltsames, eine Zäsur: Flynn hat diesen ersten richtigen Kampf gewonnen, er ist dort wo er sein will, der Klub feiert (auch sich durch Flynn), er trägt einen Frack, gehört jetzt irgendwie dazu, überall wird Champagner getrunken. Sein Jugendfreund und Bankkollege ist schon reichlich alkoholisiert und deswegen soll er rausgeschmissen werden. Flynn solidarisiert sich mit ihm, das ist ihm dann doch wichtiger und sie ziehen anderswo noch durch etwa 6 Kneipen in San Francisco. Das wissen sie nicht mehr so genau, schließlich wachen sie am nächsten Tag mit einem gewaltigen Filmriss (für Flynn nichts ungewöhnliches) und ebenso dickem Brummschädel in einem fremden Hotelzimmer in Salt Lake City auf. Mehr davon!!! Bis auf ein paar Cents kein Geld in der Tasche, zur Bank ( damit meine ich zu ihrem Job) schaffen sie es nicht mehr. Die Tür geht auf, ein Boxmanager gibt 10 Dollar für einen heute stattfindenden Kampf, den Flynn wohl in der Nacht in Aussicht gestellt bekommen hatte...
Jetzt fängt der harte Straßenkampfboxerfilm an, hier wird geboxt um zu überleben, Geld zu verdienen, kein Sport, eher eine Begleiterscheinung. Natürlich kriegt er Kloppe, auch weil es zu der Zeit noch keine Gewichtsklassen gab, zumal es sich dabei um ungenehmigte Kämpfe handelt, mit nur einer Regel: Bis einer k.o. ist, das kann auch mal 60 Runden dauern, Mann gegen Mann, viel elementarer. Flynn tritt an, steckt viel ein, aber setzt sich durch.
Das diese Passage zu kurz kommt, zu schnell abgehandelt wird, werfe ich dem Film vor, da hätte ich mir mehr gewünscht (allerdings hat der Film lt. Cinemania eine Länge von 106 Min., wo sind die knapp 20 Minuten hin?)
Nach dieser Phase der Straßenschlägereien kehrt er nach San Francisco zurück, wo sein Ruf gelitten hat: kein Sport, eher rohes, primitives Metzgergehaue, jenseits der im Olympic Club herrschenden Marquis of Queensbury-Regeln. Dennoch oder gerade deswegen wird er später der erste Boxweltmeister unter diesen geltenden Statuten. Er bringt den Boxsport aus den dunklen, dreckigen Straßen der Arbeiterviertel in die großen, sauberen Arenen. Er ist Gentleman Jim...
Tut mir Leid, heute sind Männer dran...
Flynn stellt den oft als seine Lieblingsrolle bezeichneten James J. Corbett zwar betont (fast überbetont) männlich, aber zudem als einen eitlen Fatzke dar- dennoch nicht übertrieben dargestellt -, zumindest ist es ihm beim Kampf wichtig, daß sein Haar auch gut sitzt. Wahrscheinlich abwegig und weit hergeholt (ich lese nur gerade die Flynn-Biographie “Satan's Angel” und die beflügelt womöglich meine Phantasie, ganz besonders hinsichtlich seiner Bisexualität), aber wenn ich diese Szene sehe, frage ich mich, ob da Warner, das Drehbuch nicht mit dieser für mich Zweideutigkeit eine kleine Spitze setzen wollte, sozusagen hier einen Insidergag inszenierte, wie etwa 20 Jahre später in einigen Rock Hudson Filmen.
Immer wieder gern gesehen, ein junger, altmodisch-frischer Film mit einem winnig smile Star in Topform (trotz eines Herzanfalls während der Dreharbeiten).
Die filmische Zusammenarbeit von den freundschaftlich verbundenen Raoul Walsh und Errol Flynn (7 Filme) kommt zwar nicht an die von Curtiz-Flynn (12 Streifen) heran - meiner Meinung nach verdankt Flynn Curtiz alles -, aber die hier war auch nicht von Pappe. Schade, daß Film Nr. 8 nicht zustande kam.
#43
Geschrieben 11. Juli 2004, 11:21
Es brauchte nicht viele Szenen, eigentlich von Anfang an hasste ich dieses Milchgesicht, dieses egozentrische 3Käsehoch-Arschloch mit Kreditkarte. Und dieser Homunkulus-Fremdkörper ging dann auch noch eine höchst zweifelhafte Ideal-Symbiose mit dem Protagonisten (hier ja eher im Sinne des Wortes ein Rohrkrepierer) ein. Wieder einmal so einer der Momente, wo man in die Kamera guckt und fragt:
Hätten wir da keinen besseren kriegen können?
Matthias Schweighöfer und dann dieses Kotz-Ende, wäre der Film halbwegs gerecht, würde irgendein Amokläufer sich zuerst diesen August Diehl-Verschnitt, der nicht im entferntesten sein Talent hat, zur Brust nehmen.
Ja, hier hätte ich z.B. nichts gegen einen plötzlich auftauchenden roten Laserpunkt auf Deiner Stirn und so krass es auch klingt: Einen letzten Wunsch hättest Du bei mir nicht mehr gehabt...
Natürlich ist das unfair, aber ich will in diesem Moment auch nicht fair sein, denn diese dank M.S. nicht unbedingt häufig erlebte Penetranz brauchte jetzt einen Katalysator.
Ich frage mich ob ich mich von seiner blinden Oberflächlichkeit, seinem dargestellten Charakter, seiner Selbstsucht usw. so sehr abgestoßen fühlte und von daher meine Antipathie ungerechterweise auf den Schauspieler projizierte. Kann sein, aber schauspielerisch hat er mich nicht überzeugt (wieder mal der Zweifel des Geblendetseins). Irgendwo habe ich gelesen, dieser Musikredakteur wäre ein cooler Typ, darunter stelle ich mir was anderes vor, mit solch einer implizierten Coolness könnte ich was anfangen, ja mich identifizieren, aber hier ist nichts sympathisches, nur auf 87 Minuten ausgeweidete Infantilität und angeblich soll es sich um eine Komödie handeln. Nur diese Situationen empfand ich als abgestanden, 1000 mal gesehen und aufgewärmt, fast schon Hollywood-Synthetik. Einziger Lichtblick in diesem nicht enden wollenden Tunnel ist Nora Tschirner und die Location.
Und dann diese fast schon dreisten Anspielungen bzw. Reminiszenzen an/auf Woody Allen Filme. Wenn ihm hier jemand eine Hommage erweisen wollte, ist dies mächtig in die Hose gegangen, denn eine Liebeserklärung funktioniert bei mir nur dann, wenn der Geist des Originals mit Herz adaptiert wurde. Und hier sehe ich nur kaltes Kalkül ohne Klasse. Ja ich werfe dem Film manglende Originalität vor, er hat einfach keinen Charme. Da gucke ich mir lieber High Fidelity an, beides sind Literaturverfilmungen, deren Vorlage ich nicht gelesen habe. Folglich kann ich dem Buch nicht die Schwächen des Films vorwerfen.
PS: Justament sehne ich mir die Qualitäten eines Miike herbei, den eiskalten Bengel. Seine nüchterne Kälte und Distanz hätte diesem coolen Kind genau das gegeben was es verdient. Zudem würde er es problemlos schaffen - bei fehlender Identifikation mit dem Protagonisten -, das Hinübergleiten auf die anteilnahmslose Beobachterrolle zu erleichtern. Dann wäre die subjektiv empfundene und selbstzweckhafte konstruierte Rührseligkeit (womit ich wieder bei diesem abgestandenen Hollywood-running gag wäre), besonders am Ende, nie überhaupt ins Laufen gekommen. Miike wäre da in seiner einmaligen rigoros-strikten Konsequenz ein Segen. Und ich nehme das zurück, Miike ist eben eine verläßliche Konstante und so ein individueller wiederkehrender Witz ist mir dann doch 1000 mal lieber... Aber zuweilen will ich das Paradoxe!
Wie nennt man diese Krankheit, Masochismus?
#44
Geschrieben 13. Juli 2004, 01:58
“Geld verdient man wo Chaos ist”
AMEN!
So eklatant pessimistisch, so in seiner Konsequenz nihilistisch hatte ich den Film nicht in Erinnerung. Wie blind kann man sein. Für mich war er zwar schon immer der definitiv Schwarzmalerischste ( MEHR DAVON!!!), aber so extrem war er es mir bis dato nicht aufgefallen. Ich kann schon verstehen, daß er damals beim Publikum so durchfiel. Fast könnte man ihn als Selbstdemontage Woo'scher Freundschaftsjubelarien sehen. Natürlich wird der Freundschaft hinreichend Raum gegeben, aber wo kann dieser fast Fixstern im Woo-Universum hier noch überleben? Diese Saat findet nur unfruchtbaren Boden. Die Welt ist aus den Fugen geraten, außer Kontrolle, alles versinkt im Chaos, willkürliche Zerstörung, Disharmonie, Frieden und Freundschaft haben keine Zukunft, Werte verfallen. In solchen Zeiten kann man den Kopf verlieren.
“Es ist überall das gleiche, es geht alles kaputt, es gibt keine Zukunft.”
Waise Lee's Wandel vom Freund zum Todfeind erscheint mir da sogar auf eine makabre Art nur logisch und konsequent, zumal er sich auch von seinem Vater auf sein neues Ziel Geld ist alles einschießen läßt. Fast hatte ich das Gefühl, er würde in seinem Wertesystem abwägen was ihm mehr bringt, schnell sind bei ihm nicht mehr Freunde alles. Er hat die Lektion dieser gewalttätigen Welt schnell gelernt und ebenso schnell seine Schlüsse daraus gezogen. Er wäre in dieser Welt lebensfähig.
Die Lehren und die Moral des Films scheint Woo ganz bewußt zu inszenieren, zu setzen, er erzwingt förmlich den Weg des Trios. Sie sind wie eine Herde Schafe, die in einer willkürlichen Welt von fast ausschließlich negativen Kräften ständig angetrieben wird. So sind sie immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Diese Locations geben aber auch dem Regisseur die wohl gern genutzte Möglichkeit eindeutige Parallelen zu ziehen.
Die Gefahr kommt einerseits von Außen und zwingt die Freunde aus Loyalität und Solidarität zur Flucht ... nach vorn? Aber andererseits muß etwas in ihnen sein, das zuläßt sich voneinander zu entfernen. Sind es die Umstände, ist es die schier grenzenlose Gewalt auf den Straßen, die Freunde zu Feinden werden lassen? Grassiert in Woo's Augen ein Virus?
Sieht man den Film nicht zum ersten Mal, sondern zum 3., 4. Mal könnte man meinen, daß schon die ersten Szenen das Ende - zwar verharmlost - in Metaphern vorwegnehmen und ich muß sagen, ich hätte folgendes herausgelassen: Das ist mir dann doch zu simpel-banal, solch eine for those who came in late-Parallelmontageszene am Schluß, wo Fahrradrennen vom Anfang und Autorally am Ende und zudem an derselben Location stattfinden, das mag für so manchen ein cleverer Kniff sein.
Das Ende begreife ich - auch wenn der Gute den Bösen erschießt - als Beginn der Sinnleere. In the mouse of madness hat er schon lange geschaut.
Das Trio empfinde ich im Sinne eines Chow Yun-fat als äußerst uncool und ich würde Bullet in the Head auch nicht als Heroic Bloodshed bezeichnen. Sie werden in die Rolle hineingezwungen, folglich machen sie auf mich auch nicht den Eindruck mit der Waffe in der Hand und dem Zahnstocher im Mundwinkel auf die Welt gekommen zu sein. Sie sind nicht ein Muster an stoischer Ruhe und Abgebrühtheit, nein, sie sind verzweifelt und kämpfen dem Wahnsinn nahe im Krieg, der sich auf die ganze Welt auszubreiten scheint, um ihr Überleben, sie sind verloren in dieser besch... Welt. Hier scheint sich Woo hinsichtlich seiner von mir sehr geschätzten Stilisierungen und Heldenglorifizierungen sehr zurückzunehmen und das auffallend konsequent, was mir jetzt sogar ein spontanes realistisch entlockt, aber ob der zig Fässer voll Kunstblut erscheint das schon ziemlich abgehoben. Natürlich ein Woo wie er im Buche steht, aber etwas ist anders, er ist auffallend desillusioniert. (Heroes shed no tears habe ich so ewig nicht mehr gesehen, daß ich nicht sagen kann, ob es da genau so ist, wahrscheinlich wegen der Kriegslocation komme ich darauf.) So etwas wie Tiananmen scheint ihn ungemein beeinflusst und ziemlich runtergezogen zu haben...
Die beeindruckendste Szene des Films, bringt die Grausamkeit, Willkür von Menschen mit Waffen, den Wahnsinn des Krieges, der Gewalt voll auf den Punkt. Wer will schon in solch einer Welt leben, wo man zu derartig abgrundtief inhumanen Dingen gezwungen wird?
Immer wieder gern gesehen und im Ansehen verloren hat diese Ausnahmeerscheinung bei mir nicht, nur bin ich mir nicht mehr sicher, ob er immer noch mein Lieblingswoo ist...
#45
Geschrieben 20. Juli 2004, 01:42
Jung, frisch, zeitlos, einmalig, charmant, mit leichter Hand inszeniert, ein Klassiker ... einer meiner Lieblingsfilme!
Bogart spielt hier wieder den in diesen Jahren gängigen eindimensionalen supporting bad guy und am Ende beißt er definitiv ins meterhohe Gras. Diese Rollen hat er gehaßt und diesen Film nannte er immer despektierlich The Amazing Dr. Clitoris. Auch wenn oft Kritiker behaupten er würde sich hier nur "grimassenschneidend", schlecht schauspielernd, halbherzig durchschlawinern, kann und will ich dem nicht zustimmen!
Clitterhouse ist ein Typ nach meinem Geschmack (wunderbar gespielt von Knautschfresse Robinson und ebenso toll synchronisiert von Juhnke), immer einen geistreich-wortwitzigen Spruch parat und zudem der titelgebende mad scientist, aber der anderen Art. (Wenn man den Vorspann sieht könnte man eine Jekyll & Hyde Variante vermuten) Er will das Verbrechen erforschen, es verstehen, um ein bahnbrechendes Buch mit den Ergebnissen seiner Forschungen herauszubringen. Also macht er den Selbstversuch und wird zum Verbrecher.
Es macht mir einfach Spaß ihm zuzusehen, wie er sich gekonnt in seinem anderen Leben mit Klasse, Intellekt und Coolness durchschlägt und zuweilen den Spieß mit einer stoischen Dreistigkeit umdreht. In einer meiner Lieblingsszenen z.B. ist er bei dem Hehler, der sich zu seiner Überraschung als eine Frau herausstellt, und versucht seine heiße Ware loszuwerden. Die Polizei macht eine übliche Razzia. Er versteckt einen Teil des Schmucks in einer Schale voll Brezeln, denen der dümmliche Inspektor, der mit Vornamen Ethelbert heißt (herrlich diese Stelle) - was ihm sichtlich peinlich ist - nicht abgeneigt ist. Ja, Clitterhouse geht - nach dem Motto Frechheit siegt - in die Offensive und weiß was seine Rechte als Bürger sind, läßt sich die Dienstmarke zeigen, im Endeffekt hat man das Gefühl er wäre der Inspektor und Ethelbert ist sichtlich eingeschüchtert. So was nenne ich souverän!!! Mehr davon...
( Nennt Clitterhouse das später reflektierend und die drohende Gefahr relativierend umgekehrte Psychologie, oder habe ich ihm das assoziativ in den Mund gelegt? Das weiß ich paradoxerweise gar nicht mehr, habe ich den Film doch schon so oft gesehen, aber auffallend wird hier der noch größtenteils in den Kinderschuhen steckenden Psychologie einige Male eine Reminiszenz erwiesen, was für mich auch den Reiz des Films ausmacht. Hier fallen so wundervolle Begriffe wie Monomanie, Pseudoschizophrenie, Evolutionsmelancholie und dann wird am Ende noch von einer ganz besonderen Theorie - Wundfarbhalftheorie oder so ähnlich - gesprochen, die angeblich von nur 5 Menschen auf der ganzen Welt verstanden wird. Mich würde interessieren, ob diese Theorie wirklich existiert, oder sich hier die Macher über Psychologie an sich einfach nur lustig gemacht haben)
Seine durch Clitterhouse vor versammeltem Diebesgesindel offenbahrte Unsicherheit, Unfähigkeit projiziert Ethelbert sofort auf einen schwächer geglaubten Wandschrank, somit kann er sich noch einen halbwegs guten Abgang verschaffen und mit erhobenen Hauptes den Raum verlassen...
Clitterhouse will nun Kasse machen (ums Geld geht es ihm ja nicht, eher ein Entree ins organisierte Verbrechen und zugleich der Beweis: ich bin einer von euch) und zieht noch einige Päckchen geklauten Schmucks nicht aus dem Hut, aber aus seinem Mantel. Jetzt bräuchte ich so ein Kinnladerunterfall-Smiley. Was ihn die endgültige Bewunderung der Bande einbringt, schließlich muß einer, der so ruhig durch solch eine bedrohliche Situation kommt, entweder verrückt oder genial sein (eigentlich die zentrale Frage dieser Komödie). Ja, sie haben für 6 Wochen einen neuen Gott gefunden, für diese Zeit ist Clitterhouse offiziell im Urlaub in Europa. Er weiß Dinge, die sie nicht verstehen, aber es wird schon richtig sein, schließlich hat er mehr Ahnung als sie und dieser meiner Meinung nach vollkommen berechtigten Implikation zollen sie Tribut. So lassen sie sich bei diversen Brüchen den Puls fühlen, Kovariantenphänomentests usw. durchführen. Das löst zwar kopfschüttelnde Verwunderung (bei dennoch bleibender Bewunderung) wie
“Hier bei der Arbeit diese Tests zu machen.”
aus, aber für Clitterhouse sind die Tests die Arbeit! (Solche absurden Szenen hat der Film zu genüge und das ist auch einer der vielen Gründe warum ich den Film so liebe.)
Nur einer läßt das nicht zu ... Humphrey.
(mit seinen betont schwarzen Haaren und dem Schnitt kommt er mir sehr diabolisch vor)
Sein dargestellter Charakter ist von einer selbstüberschätzend schmierigen Art, gepaart mit boshafter Heimtücke, was Clitterhouse am eigenen Leibe zu spüren bekommt und dies ist wahrscheinlich die einzige Stelle im Film wo Robinson Angst hat und der Intellekt kann ihn hier nicht mehr retten, aber ein gutmütiger, einfach gestrickter Ganove zeigt bewundernswerte Loyalität. Bogart weicht auch hier etwas vom gezeigten Verbrecher-Stereotyp ab, was fast den Schluß nahelegen könnte, daß simple minds Handlanger, die aber geradlinig-zuverlässig ihre Aufgabe erfüllen, einen Kopf brauchen, der mehr Ambitionen als sie hat und zudem einiges mehr an Hirnschmalz mitbringt, sozusagen die ideale Symbiose.
Er kann clever, zuweilen sogar raffiniert sein, wie sonst hätte er die Telefonnummer herausgefunden, die Clitterhouse immer anruft? Nur gesellt sich zu seiner Fehleinschätzung der eigenen Person, die von Robinson hinzu.
Er kann Clitterhouse nicht leiden und sieht ihn als Rivalen - auch im Kampf um die Gunst von Claire Trevor -, am Ende verhilft er dem Doktor sogar noch dazu, daß Königsverbrechen aller Straftaten zu begehen, dummerweise ist er selbst das Testobjekt.
Am Ende wird Clitterhouse - des Mordes angeklagt - freigesprochen, weil er lt. Meinung der Geschworenen verrückt sein soll, nein muß. Aber die Geschworenen sind eh schon verwirrt genug und wissen nicht mehr was sie von dem Fall Clitterhouse halten sollen. Im finalen Tohuwabowu fällt jemand in Ohnmacht und es wird nach einem Arzt gerufen. Clitterhouse Dienste werden mal wieder gebraucht und diese Szenerie, wo alle außer ihm scheinbar den Kopf verlieren, verblüfft ihn, aber er ist wie immer eines: amüsiert... genau wie ich, die 84 Minuten vergehen immer wie im Fluge ... MEHR DAVON!!!
PS: Bogart, Robinson, Trevor und Huston (Drehbuch, hier erstmals mit Humphrey) sollten nochmal bei Key Largo zu ganz großer Form auflaufen, da durfte Humphrey wenigstes zum ersten und letzten Mal die Knautschfresse besiegen, dennoch wird es auf ewig 1:4 stehen...
PS2: T.S. Clitterhouse, seinen Vornamen erfahren wir nicht, wofür steht T.S.? Für total sexy oder total schwermütig?
#46
Geschrieben 20. Juli 2004, 23:47
gestern küsst heute, es lebe das Morgen, oh l'amour fou
"Ich kann es einfach nicht glauben, daß es im All nicht irgendetwas besserers gibt als Menschen!" (Astronaut Taylor)
Vor geraumer Zeit hatte ich hier irgendwo im Zusammenhang mit diesem Film von Misanthropie gelesen und das machte mich doch neugierig auf eine Neusichtung des Streifens, schließlich kann ich mit der Menschheit, ihrer Destruktivität und dem Unvermögen in Harmonie zu leben, eh nichts anfangen (bei DAY AFTER TOMORROW ertappte ich mich sogar dabei mir zu wünschen, daß eine riesige Flutwelle die Menschheit wegspült und den blauen Planeten von seinem lästigen Mieter, der sich selbstverständlich als Besitzer betrachtet, auf ewig befreit). Ich hatte ihn zuletzt vor Ewigkeiten gesehen, nicht wirklich gut gefunden, wieder überspielt und das Remake entpuppte sich als große Enttäuschung. Dennoch war ich der Meinung, daß solch ein Film in eine Filmsammlung gehört und jetzt wurde Abhilfe geschaffen.
Ganz besonders auf den implizierten Menschenhass konzentrierte ich mich während der Sichtung, was mich vielleicht sogar ein wenig übersensibilisierte und womöglich Dinge sehen ließ, erkennen lassen wollte, die in diese Kerbe schlagen. Manch abwegigem Gedanken mag ich da erlegen sein.
3 Astronauten überleben und die Astronautin ist tot, für mich eine eindeutige Metapher: Nur das Destruktive, Männliche überlebt und weil das weibliche tot ist, gibt es für die Menschheit keine Zukunft und ihnen bleibt nur die Vergangenheit. Die tote Kosmonautin sah sogar in ihrer eingefallenen-halbverwesten Art ein wenig einem Affen ähnlich.
( als die 3 Astronauten auf einmal nach der langen Reise einen Bart hatten, erwartete ich, daß die Frau auch einen haben müßte)
Als das Trio dann X-förmige, sogenannte Vogelscheuchen sieht, hatte ich eine X-Chromosomen-Assoziation, jetzt fängt der nackt-zurück-in-die-eigene-Evolutionsvergangenheit oder zurück-zu-Mutter-Natur-Film an. Hier wird wohl der Menschheit - für den einen mehr oder weniger eindeutig - durch die Blume der Spiegel vorgehalten: Einerseits die Umkehrung von Darwin (Affe stammt vom Menschen ab bzw. ihn gab es vorher), andererseits wiederholt sich fast schon demonstrativ exakt-chronologisch die Geschichte, eplizit auch im Kampf zwischen Wissenschaft und Religion dargestellt. Hier fühlte ich mich regelrecht ins finsterste Mittelalter zurückversetzt. Es gab viele Szenen, die mir in ihrer bewußten Zurschaustellung von eindeutigen Metaphern den Film ein wenig zu konstruiert wirken ließen und deswegen mir sehr wie DAS IST DIE MORAL VON DER GESCHICHT vorkam. Im gewissen Sinne ein sehr runder, schwarz-weiß-Film, eindimensional, ein Rad greift perfekt ins nächste, der Motor läuft sauber, eigentlich um der Aussage willen gar nicht mal falsch, oder? ... nennt man das primitiv, elementar?
Die Logik bei Heston schläft, ist es die sprichwörtliche Egozentrik der Menschen, daß eben auf jedem Planeten nicht nur Humanoide (der Star Trek running gag, warum müssen es immer menschenähnliche Wesen sein, die z.B. etwas an der Nase, an den Ohren usw. anders haben, aber eigentlich aus derselben Werksatt kommen?) und hier sogar exakte Kopien von Menschen herumlaufen, zudem sprechen sie im Original englisch, diese Sprache wird eben auf allen Welten gesprochen wo wir hinkommen und dann ist es auch noch dieselbe Schrift ... Das hier dieselbe Sprache und Schrift herrscht, ist natürlich storygegeben logisch, nur wie dumm muß man sein, solch einen Schluß nicht bis zu diesem Holzhammerende zu ziehen. ( Nein, es ist einfach ein Witz über die Dummheit der Menschheit, die mal wieder auf einem sehr langen Draht stand, passend?)
Beim Ende habe ich zwar wieder eine Gänsehaut bekommen, war dann aber von seiner pseudophilosophischen Banalität abgeschreckt, aber wenigstens war Heston jetzt wach ... stellvertretend für den Zuschauer, dem kann man nichts vorwerfen, denn der meinte wohl eine verständliche Simplifizierung in Sprache und Schrift wären vonnöten, um den Handlungsstrang nicht unnötig zu verkomplizieren.
Die intellektuelle Aussage, die ich als misanthropisch interpretiere, gefällt mir zwar, würde ich sofort unterschreiben, aber ich spreche PLANET DER AFFEN die intellektuelle Klasse ab, zu oberflächlich, holzschnittartig, schablonenhaft wird das Thema abgehandelt, da wäre mehr möglich gewesen. Hier wird imo bewußt Wirkung um der Wirkung willen erziehlt. Einen künstlerischen Anspruch vermag ich hier nicht zu erkennen, aber vielleicht ist das nicht fair. Nur muß ich zwangsläufig an den in vielerlei Hinsicht inhaltlich verwandten 2001 denken, dem ich einen hohen philosophischen Anspruch sofort attestiere. Nur hier scheint das eher Mittel zum Zweck und um des Endes willen, dieser Schluß wurde geliebt (ich mag ihn ja auch) und alles muß sich ihm beugen... Trotz allem: Mainstream-Kino mit ein wenig mehr, aber würde ich das wirklich Tiefgang nennen? Zumindest überstrahlt es hier einiges...
Heston's Charakter habe ich gehasst, die rothaarigen Paviane auch, die animalischen Gorillas dto., einzig die beiden Schimpansen-Wissenschaftler waren mir sympathisch, vielleicht auch, weil sie wahrheitsliebend waren.
Affe und Mensch waren hier sich so ähnlich, daß ihre Zukunft identisch sein könnte, nein muß... In dieser Konsequenz sehr pessimistisch-morbide, diese Aussage gefällt mir sehr.
Schlecht finde ich den Film nicht, aber ich glaube er wird überbewertet, unterhalten hat er mich allemal.
PS: Bei den Römern waren Barbaren nicht nur unmanierliche Fremde, sondern sie hatten Bärte. So was wurde als unzivilisiert angesehen. Ich weiß nicht, ob sich hier am Ende über diese snobistische Tatsache und Egozentrik lustig gemacht wurde, aber da wurde der Spieß exakt umgedreht...
#47
Geschrieben 27. Juli 2004, 23:30
Universe, get ready to Palpatine!
Ein deutlicher Quantensprung im Vergleich zu Episode 1, Gott sei dank ist Anakin älter geworden und wir haben hier nicht mehr diesen 9x-klugen 3Käsehoch ... und kaum hat man dem etwas positives abgewonnen, wird einem die negative, nein nennen wir es lieber die dunkle Seite davon präsentiert: Ani ist ein Endteen mit Schmetterlingen im Bauch und diese Bravo-Love-Story mit dem Titel when Mamma mets Pappa again and then there will be someday Leia & Luke trägt dermaßen dick-schnulzig auf, daß ich fast im unerträglichen Banalkitsch ertrinke.
Das ist so einer der Szenen, wo unter dem Bildschirm, Fernseher, der Leinwand nicht genug Töpfe, Eimer stehen können, da trieft der Schmalz kräfitg ... und es hat nichts schönes, es ist alles so künstlich, so gewollt romantisch, aber weil diese Wirkung nicht erzielt, jedwede amouröse Klasse vermisst wird, ist es nur peinlich. Da will man sich am liebsten tief vergraben, eine Fernbedienung mit Batterien haben, oder zu Darth Vader mutieren. Das ist eben die Schlüsselszene wieso Anakin zu Darth Vader wird.
Wäre ich nicht dem Technik-Overkill, Effekt-Gewitter, der Lucas-Gigantomanie all zu gerne erlegen und zudem nicht von dem epischen Ausmaß der Story begeistert - was ich zwar als ein einerseits simples schwarz-weiß, aber andererseits durch und durch gut konzipiertes, eigenständiges Universum ansehe, das funktioniert -, dann hätte der Film bei mir schnell verschissen, aber es gibt einfach zu viele gute Szenen, die mich mehr als bei der Stange halten ... ich weiß nicht wie ich es nennen soll, woran ich es konkret festmachen kann, soll oder will ... es ist einfach dieses unverwechselbare science-fiction-feeling und da ich es bekomme (besonders die wundervoll generierten Weltraumaufnahmen, die ich fast schon romantisiere), werde ich unterhalten. (Ja, wo der Film mich an meinen definitiven All-Time-Liebling der Saga DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK erinnert, mag ich ihn am meisten)
Auch wenn es vielleicht paradox klingt, aber dadurch, daß ich den Fortgang der Geschichte kenne und weiß was kommen muß, bin ich gerade in diesen Augenblicken des Verstehens der Kausalitätsketten, in denen der Grundstein der Zukunft gelegt bzw. der der Vergangenheit weitergeführt wird, begeistert. (auch wenn dies auf einer wenig intellektuellen Ebene ohne Anspruch abläuft, aber wer erwartet das hier?)
Im Vergleich zum ersten Teil erscheint mir der zweite einfach homogener, besser durchstrukturiert, hier hatte Meister Lucas wohl eher einen konkreteren Plan, klarere Vorstellungen. Es wird nicht mehr so eklatant - dennoch einige Male zu spüren - von Szene zu Szene uninspiriert gesprungen, nur um die lose verbundene rote Faden Handlung voranzutreiben, es wirkt einfach weniger gezwungen-schlecht-gezimmert. Dennoch läßt der Film in vielerlei Hinsicht noch viel Spielraum, ganz besonders qualitativ und storytechnisch gesehen, nach oben offen. Da aber der erste so eine Enttäuschung war, ist der zweite wohl von mir so gnädig aufgenommen worden. Er hat seine unbestreitbaren Stärken. Nur: die Charakterzeichnung ist erbärmlich-holzschnittartig und ich glaube in dieser Trilogie wohl nie den Charme von Episode 4-6 zu entdecken, dafür lege ich sogar meine Hand ins Feuer und mache eine 1000 Euro Wette. (Apropos Hand, den running gag mit dem abgeschlagenen Arm liebe ich.)
Und ich bedauere es, daß Lucas die meiner Meinung nach wichtige Initialzündung (oder zumindest eine von einigen) vom Wandel Anakin's zu seinem alter ego Darth Vader zu sehr - fast - am Rand abgehandelt hat. Ich hätte das Abschlachten all der Männer, ihrer Frauen und Kinder wie in einem roten Blutrausch-Exzess inszeniert ... mit harter wagnerianischen Musik untermalt ... aber dennoch auf eine gewisse fatalistisch-tragische Art.
Schließlich ist das eine zentrale Schlüsselszene im Star Wars-Universum!!!,
die einen viel zu kleinen Bahnhof bekam. Geht das nur mir so?
Hier hätte ich mir mehr psychologische Tiefe in dieser intergalaktischen Fallstudie gewünscht und das wurde leichtfertig verschenkt, bei einem Hollywoodfilm dieser Art allerdings nicht überraschend. ( Oder hat sich das Lucas für Episode 3 aufgespart?) Nach dieser Szene ist Anakin nämlich in einem sehr interessanten Zustand, innerlich zerrissen, einerseits voller Wut auf die Peiniger seiner Mutter, andererseits von sich selbst, seinem Massaker abgestoßen. Man kann ich noch retten, aber wohl von diesem Tag an, wird er immer mehr, ganz besonders sein Gewissen, von sich töten ... aus Scham und irgendwann ist der Grund für diesen Grund vergessen, ausgebrannt und nur noch das wesenseinnehmende bzw. -verändernde Motiv zählt, der Grundstein zum Massenmörder und machtversessenen Tyrann ist gelegt: Darth Vader
Schade!
Ohnehin glaube ich, daß Palpatine, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und der zu wenig wichtige Szenen hat, vieles bewußt inszeniert hat und der Urheber dieser galaktisch-perfiden Intrige einfach von der Kamera zu ungeschoren davonkommt, was aber auch andererseits Lucas bewußte Absicht sein kann, denn manchmal ist eben weniger mehr, alles wirkt viel mysteriöser...
Jedenfalls freue ich mich auf den Abschluß, der ja der brutalste der Reihe werden soll, denn am Ende ist Schluß mit lustig, die nicht mehr relevante bzw. zerstörte Romantik wandert eh ins Land Nekro aus und wenn schon denn schon, dann soll es richtig krachen . Auch wenn mein Wunsch nicht gehört wird, aber ich würde den Film als eine FSK18 Version drehen und eine FSK 12 Fassung ins Kino bringen, um dann danach noch mal ein bißchen Kasse zu machen.
Nicht herausragend, aber bietet durch und durch solide Unterhaltung ... ein wenig mehr Action wäre auch nicht schlecht gewesen.
PS: Coruscant, so habe ich mir immer Trantor vorgestellt...
#48
Geschrieben 29. Juli 2004, 19:41
Wir sind die Borg, wir sind eindeutig keine Schweden!
Betrachtet man STAR TREK - DER ERSTE KONTAKT ( bei mir heißt der Film lapidar nur Björn) hat man an der einen oder anderen Stelle zahlreiche deja-vu's. Vieles Gesehene und auch Gehörte (sowohl verbal als auch musikalisch) erscheint dem einem so vertraut-familiär, oder ist für den anderen ein eindeutiges Indiz für Ideenlosigkeit.
“Eine Zeitreise!”
(Ich muß immer wieder schmunzeln, wenn Dr. Beverly Crusher dies konstatiert.)
Im Star-Trek-Universum ist derartiges so alltäglich wie das selbstverständliche Hochziehen der linken Augenbraue von Spock (oder war es doch die rechte?). Neben den diversen Zeitreisen aus den Fernsehserien, findet diese Thematik bereits zum zweiten Mal in der Kino-Reihe Verwendung. Hinzu gesellt sich noch die Bedrohung der Erde durch eine außerirdische Macht (Teil I, IV und eben BJÖRN). Und wenn man dann wieder den nordamerikanischen Kontinent sieht, wird das nur noch lächelnd als hinlänglich (egozentrische?) bekannte Randnotiz zur Kenntnis genommen.
Das oft sicht- und hörbare bewußte Kopieren von einigen Klassikern des SF-Films (z.B. ALIEN oder 2001) wird durchaus selbstironisch angegangen. Da ist es doch schon ein mehr als glücklicher Zufall, daß der Star Trek Hauskomponist Jerry Goldsmith (STAR TREK, STAR TREK V, STAR TREK IX u. X oder auch Titelmusik zu STAR TREK VOYAGER) sein markant-bekanntes ALIEN-Thema auch bei BJÖRN einbaut oder einige Passagen aus STAR TREK - Der Film wie schon bei STAR TREK V in den Soundtrack mit einfließen, ich liebe (Serien)Kontinuität. Ebenfalls feiert hier ein Synthesizer-Sound aus Star Trek - Der Film seine Wiedergeburt.
Nicht selten ertappe ich mich dabei, die wundervolle Melodie der Anfangscredits vor mich hinzusummen. (Ja, wenn im Kino alle Trekkies immer bei den Namen klatschen, tue ich das bei Jerry Goldsmith besonders). Goldsmith ist wieder einmal ein hervorragender Score gelungen, auch wenn er bei seiner zuckersüßen Anfangsmelodie manchmal ins pathetische abgleitet. Seine Musik gibt Star Trek etwas familiäres und findet in der NEXT GENERATION-Crew ein adäquates Pendant, ist sie doch eine harmonische Besatzung, die sich augenscheinlich nicht nur vor der Kamera mag. Was während des ganzen Films positiv spürbar ist. (Aber DS9 wird auf ewig meine Lieblingsserie im Trekkie-Universum, und ja ich weiß: niemand mag DS9... Schluchz und mein Lieblingscharakter wird auf ewig - früher war es ja Spock - Garak sein: mysteriös, unscheinbar, ein extrem stiller Ozean)
Besonders Jonathan Frakes scheint die Dreharbeiten genossen zu haben und verblüfft mich zuweilen mit seiner überraschend routinierten Inszenierung. Schließlich gab er mit BJÖRN nach einigen Regiearbeiten bei diversen STAR TREK-Episoden ein beachtliches Film-Debüt als Regisseur und zeigt mit wieviel Professionalität und Engagement er an die Herausforderung, einen 50 Mio. $-Film zu drehen, herangegangen ist. Viele SF-Filme sah er sich mehrere Male an und "klaute nur von den besten", wie er sich einmal in einem Interview äußerte. Wobei mir bis heute nicht ersichtlich ist, wann und wo er BLADE RUNNER, den er als Vorbild auserkoren hatte, kopierte. Die bereits erwähnten Filme hingegen scheint er regelrecht assimiliert zu haben.
Hier wurde auf hohem Niveau geklaut ohne je die Eigenständigkeit, Originalität zu verlieren. Für mich der beste Film der Reihe und das mit großem Vorsprung: Düster, mit leichter Hand und viel Schwung inszeniert (nennt man das elegant?), hat Humor, Action, eine ungemein, handwerklich gelungene, homogene Mischung. Einfach perfekte Unterhaltung ... mehr davon! Die Anfangsszene, die Kamerafahrt bevor Picard aus seinem Locutus-Alptraum erwacht, gefällt mir immer wieder.
r.i.p. Jerry Goldsmith (1929-2004)
grazie signore!
Lieber Jerry Goldsmith, wo immer Du auch bist, ich danke Dir für so viele tolle Soundtracks und zu Deinen Ehren habe ich mir die letzten Tage immer wieder einige Deiner besten Filmmusiken angehört - und bekam einige Male eine Gänsehaut -, ich habe jetzt einfach mal eine Top5 meiner momentanen Lieblinge aufgestellt, die wahrscheinlich aufgrund des subjektiv von mir empfundenen Verlusts sehr sentimental-romantisch (trotz zweier FSK18-Ausreißer) ausgefallen ist:
1. Star Trek - Der erste Kontakt: Main Title / Locutus (muß man dazu noch was sagen?)
2. Total Recall: Main Title aka The Dream (martialisch und es haut mich immer wieder weg, wieviel physische Kraft - bei einem Arnie-Film mehr als passend - von ihr ausgeht. Das von Arnie auf diesem Soundtrack gesungene Total Recallin ist eines der schlimmsten schlecht gesungenen Lieder aller Zeiten)
3. Star Trek - Der Aufstand: Main Title Baku Village (wunderschön und wenn sich da plötzlich eine Klarinette dazugesellt, bin ich für das Casting eines F. Murray Abraham besonders dankbar, grazie signore! Oder war es dort eine Oboe?)
4. Rambo 2 - Main Title (martialisch und viel Synthesizer, ein richtig dreckiger Score, weil so amerikanisch-heroisch, aber sowas mag, liebe ich zuweilen, aber nur im Film!!!)
5. Legend - My True Love's Eyes (unheimlich kitschig, aber ich liebe diese Melodie einfach, dagegen bin ich machtlos, diesen Soundtrack höre ich mir ja gerade komplett an und das Experimentieren bzw. Benutzen von Synthesizern gefällt mir gerade besonders gut)
Es ist mir schon peinlich, ausgerechnet an seinem Todestag habe ich über Planet der Affen geschrieben (reiner und makabrer Zufall) und da nicht einmal seine Musik erwähnt , er hat eben auch äußerst ungewöhnliche Scores geschaffen, die von mir genannten waren/sind ja sehr traditionell. Nicht nur der Trekkie in mir wird Deine zukünftigen Musiken vermissen (auch wenn es paradox klingt), aber für Dein Vermächtnis bin ich Dir auf ewig dankbar.
Ein link zu seiner Bio. (Der 3. von oben, über Bernard Herrmann, wo Tornhill möglicherweise sein Bild herhat)
#49
Geschrieben 05. August 2004, 22:09
( raucht Bebel im Film eigentlich so einen Zigarillo? Oder wurde hier der Plakatmaler zu einem Image-Painter? Coole Männer müssen eben gleichzeitig ballern und rauchen können!)
Die wundervolle Titelmusik Chi Mai (für mich die beste Komposition von Ennio und das soll bei seinen unzähligen Jahrhundertmelodien schon was heißen ), ohne die der Film einiges an Wirkung verlieren würde, ist für mich die ideale Versinnbildlichung von desillusionierter, wehmütiger Melancholie, die dennoch diesen Gefühlszustand romantisiert & idealisiert. Hier wurde jemand fallengelassen und ist plötzlich allein, der Willkür der Machenschaften Oberer ausgeliefert, ein ohne-mit-der-Wimper-zu-zucken-Bauernopfer, nicht mehr.
Vielleicht weil ich mal über SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD irgendwo gelesen habe, daß Leone, die Personen, die am Ende sterben so spielen ließ, daß sie es wissen, rede ich mir hier vielleicht etwas ein. Allein der Vorspann, dieser farblich entfremdete Filmschnipsel-Loop, wo Bebel die Knarre zieht und schießt (eigentlich könnte man ihn darauf reduzieren, mechanisierte Automatismen, die perfekte Tötungsmaschine), unterlegt von dieser Musik, die mir in Kombination mit den Bildern etwas pathetisch gesagt suggeriert:
Am Ende werde ich tot sein, diese Sehnsucht nach etwas Vergangenem ist zwar zu spüren, aber das ist vorbei, davon habe ich Abschied genommen, ich habe die Schnauze voll von eurer Scheißwelt, ihr habt mich verheizt, verraten, geopfert, eiskalt ins offene Messer laufen lassen. Den Auftrag konnte ich nicht ausführen, im Gefangenenlager wurde ich gequält & gestählt und nun werde ich mich rächen, ich werde meinen Auftrag erfüllen, auch wenn ich am Ende sterben werde, mit eurer Welt will ich nichts mehr zu tun haben, ihr zieht eigentlich den Kürzeren.
Gut, der eine oder andere mag wohl sagen, da hat aber einer ein Böckchen, warum haue ich nicht einfach ab, ich habe genug Geld, Pässe, Verbindungen, weiß wie der Rubel rollt, könnte das Leben anderswo genießen, aber nein, ich zelebriere, lebe das Märtyrium, ich bin im Recht. Ich bin die Selbstjustiz, jetzt völlig allein, ich mach alles platt. Mein Leben, das ich hatte und ihr mir genommen habt, ist vorbei, es gibt zwar eine Zukunft, aber die will ich nicht. Einer gegen alle, ich führe meinen Auftrag bis zum bitteren Ende durch, wer einmal ein Arsch war, wird immer ein Arsch sein, dieser diktatorische Politiker verdient den Tod, wie es mir einst befohlen wurde, ich bin unbestechlich, ich werde meinen Auftrag erfüllen ... schließlich bin ich DER PROFI.
Am Schluß habe ich den Spieß umgedreht und nicht ich, sondern ihr bzw. eurer Lakai "Ich-mochte-Beaumont-gern" bringt den afrikanischen Staatspräsidenten um. Natürlich ist das schon sehr selbstinzenatorisch, besonders das Ende, wo ich alleine zum Hubschrauber laufe und Chi Mai mir gut zuspielt, mich unheimlich cool wirken läßt. Das Ende muß so sein, nur so ist es perfekt, in seiner Konsequenz fatalistisch.
All das kursiv Geschriebene ist für mich Chi Mai.
(Ich finde Belmondo in diesem Film zwar clever & cool, habe aber auch das Gefühl das dem Star ein ganz großes Denkmal gesetzt wird und das ganz bewußt, Bebel wird heroisiert und da er eh immer in meine Top 5 meiner Lieblingsschauspieler auf ewig seinen Stammplatz hat, sehe ich ihm das sowieso nach. Auch wenn mir die Inszenierung, deren Kritik ich in meiner Belmondo-Ich-Aussage versuchte hineinzupacken, sehr trotzig, eingeschnappt und etwas selbstgefällig vorkommt. Für mich eigentlich sein letzter großer Star-Film. Wenn ich mich recht erinnere, war ich damals erschrocken, wie alt Belmondo hier aussah, aber ich finde das paßt und ganz so krass sehe ich es heute auch nicht mehr)
Er läßt sich in den Rücken schießen, eigentlich das 2. Mal, aber diesmal hatte er die Kontrolle. Dem eigentlich bei der Gefangennahme, dem Verrat in Afrika erlebt-empfundenen Tod, folgt jetzt nur noch der logische physische Exitus. Es kann, darf nicht versöhnlich enden, nur so kann sich DER PROFI seine Integrität bewahren, bis in den Tod ... und für den Zuschauer sogar darüber hinaus.
Vielleicht kann man dem Film vorwerfen, daß er den Loner, seine Enttäuschung fallen lassen geworden zu sein, nicht innerlich ausleuchtet (die Musik leistet da bei mir aber einiges und erzeugt bei mir sein Gefühl und das reicht mir als Ausleuchtung), und den Film auf eine simple Rachestory reduziert, mit vielen Härten und Brutalitäten. Aber mir ist das ehrlich gesagt shittenequal. Mehr davon!!! Dennoch - trotz meiner deutschen Synchronisationsliebe - nervt mich an einigen Stellen Rainer Brandt's betont rustikales Herumkalauern, weil es nicht zündet (die Sache mit dem Kuskus z.B.). Da wäre ein Schweigen mehr gewesen.
Damals sogar im Kino gesehen, obwohl ich weder 16 noch 12 war. Ich muß meinem damaligen griechischen Ersatzvater danken, daß er, wenn wir mit meinem Bruder ins Kino gingen, immer mir zuliebe auf einige Filme verzichtete - wegen Arschlochkartenverkäufern - (Rette Deine Haut Killer konnte ich daher auch nicht sehen, aber Ällän Dällän ist im Vergleich zu Bebel eh ein Weichei, auch wenn sich die beiden zu dieser Zeit auffallend Konkurrenz gemacht haben) und einen anderen aussuchte und womöglich sich selbst opferte. Hier war das Gott sei dank nicht vonnöten und wir konnten den Film ohne Probleme sehen. Den Soundtrack habe ich mir danach sofort gekauft (clever hätte ich es gefunden, wenn im Kino derartiges zum Verkauf angeboten worden wäre, ist doch eigentlich naheliegend sowas...), neben dem Ohrwurm kann ich jedem Morricone-Fan noch "Le vent le cri" und "Bach" ans Herz legen. Eine Schande, daß dieser Filmmusikgott nie einen Oscar bekommen hat, aber das macht den Oscar dann ja eigentlich eher zu einer Schande...
#50
Geschrieben 10. August 2004, 22:16
Syndikat des Grauens (Lucio Fulci, ITA 1980), 93 Min.
Rudi Völler (AS ROMA) sagte einmal - ich glaube ein running-gag Disput mit Lothar Matthäus (Inter Milano) -, daß das wahre Italien erst in Rom, im Süden anfängt. Simplifizierend könnte man vielleicht sogar behaupten: Der reiche Norden und der arme Süden. Und neuerdings sind mir italienische Filme dann doch lieber, wenn sie dort oder noch weiter unten am Stiefel spielen. Hier in Neapel hieß es in den 80ern in etwa “Hunger ist mit Maradona weniger schlimm” und dann dieses warm-menschlich, familiäre Zusammensein, was mit der Identifikation zu einem Lokalkoloritverein ein ädequates Pendant findet, wo man alles reinpacken kann (das kommt mir hier leider viel zu kurz, wird aber vielleicht angedeutet, bin mir da aber nicht sicher). Das was ich an diesem Film mag (auch das Testi aus Mailand nach Neapel zog), ist das was z.B. auch Sie nannten ihn Plattfuß ausmacht. Man sucht die Harmonie, lebt sie und ißt dann auch gerne an einem Tisch (zuweilen auch im übertragenen Sinne), man versteht die Nöte der anderen, übt von daher auch eine gewisse verständige Nachsicht, Toleranz, leben und leben lassen. Da drückt man auch schon mal ein Auge zu, wirklich weh getan wurde einem ja eigentlich nicht. Aber bei den harten Sachen gibt es kein Pardon.
Was mir auf Anhieb gefiel, war das der Polizist Verständnis für die Schmuggler hatte und es auf die Arbeitslosigkeit zurückführte und wenn dadurch wenigstens die Armen sich so über Wasser halten können, ist das nicht so schlimm, ja es wird fast schon zu einem Kavaliersdelikt heruntergespielt. Mehr davon!!! Der Richter sieht das ganz anders (weniger davon!!!), hier wird möglicherweise ganz bewußt eine Trennlinie zwischen Polizei und Justiz gezogen. Auch wenn ich mich da irre, gefällt mir dabei der Gedanke besonders gut, daß der von mir erwähnte Polizist volksnäher dargestellt wird, weil er nicht die Tat, sondern eher die Umstände als Ursache sieht.
Beim Richter ist das ganz anders, ganz weit vom Volk weg, irgendwo in Paragraphistan, fast schon abstrakt in seiner realitätsfernen Welt von Büchern und Gesetzten sitzend und will jedes Verbrechen ahnden.
Das Ende gefiel mir dann besonders, der eine Pate im Gespräch mit dem Polizisten. Sie sind derselben Meinung. Zigarettenschmuggel ist ok aber Rauschgift eindeutig nicht.
Kurz vor Schluß war die (Mitte-)Generation, die das Sagen hat, ausgelöscht und daher muß die abgetretene nochmals antreten, das Alte muß das Neue verhindern. Vor allem dank dem Aufstand der alten Männer hat mir der Film jetzt besser gefallen, berauscht hat er mich aber wieder nicht.
In Bezug auf die hinlänglich bekannte drastische Darstellung von Gewalt in Fulci-Filmen schwanke ich hier noch ob ich sie zu exploitation-haft oder sogar passend finde, aber momentan eher zu letzterem. Bei dem Mann aus Marseille ist sie eine gute Versinnbildlichung seines rigorosen, brutalen Charakters, womit ich dieser fast schon genüßlich dokumentierten Grausamkeit sogar Authentizitätscharakter abgewinnen kann. Er geht über Leichen, ihm ist nichts heilig - vielleicht durch die 4 Ermordeten am Sonntag bewußt versinnbildlicht - ist kalt, emotionslos - möglicherweise soll hier sogar im Kopf des Zuschauers étwas eingebrannt werden, (was im Gespräch am Ende zwischen Paten und Polizisten auf den Punkt gebracht wird). Seine Verbrechen gehen dann in vielerlei Hinsicht weiter, zu weit. Ich kann mich nicht erinnern, ob je ein Drogenbaron brutaler (also in seinen explizit gezeigten Methoden) dargestellt wurde. Auffallend zerstört er Menschen von innen und außen ( das Mädel aus Frankfurt kann davon ein Lied singen). Dennoch, auch wenn ich mir jetzt widerspreche, ziehen solche Szenen eine ganz bestimmte Klientel an und Fulci gibt ihnen genau das was sie wollen, das ist imo typisch für ihn, also doch wieder Exploitation... (Wegen der Thematik des Films hat Fulci momentan bei mir den Titel Dealer Of Exploitation weg)
Stilistisch fand ich den Film auf den ersten Blick unausgewogen, holprig, unmotiviert, wie ein Bild das man an die Wand klatscht. Jetzt nach Zweitansicht, hat der Film deutlich gewonnen. Aber Fabio Testi finde ich weiterhin sowas von blaß-milchgesichtig, wohl wieder einer dieser zig Italiener, der vorher Stuntman war und dann - aus welchen Gründen auch immer - zur Großaufnahme aufstieg. Fabio Testi ist in seinen Aktionen so hirnlos-unüberlegt, was ihn so dumpfbackig kurzsichtig erscheinen läßt, ich glaube deswegen konnte ich seinem dargestellten Charakter bei der Erstsichtung nicht viel abgewinnen, er ist das Gegenteil von cool. Jetzt ist es die verständlich-familiäre Motivation, das Herz treibt ihn an, das gefällt mir jetzt besser und ist die beste Entschuldigung, dennoch ist und bleibt er für mich ein Weichei, ein Capuccino ohne Koffein. (Vielleicht ist das aber auch der verbitterte Sandokan-Fan in mir, für den es einfach nur einen einzig wahren Janez gibt. Gut, Philippe Leroy mag zu dem Zeitpunkt für die Rolle zu alt gewesen sein, und diese Sequel-Serie war eh eine Enttäuschung, aber Fabio Testi ... Nein danke!)
Noch ein paar Kleinigkeiten zum Schluß:
Das der Don eine Schwäche für Western hat, diese Szenen mag ich, wo er angewidert herumzappt, um dann endlich ein Programm nach seinem Geschmack zu finden.
Die Szene wo ein Freund ständig “LUCA” ruft, all das nebelverhangen, da dachte ich mir: Das ist metaphorisch gesehen sein Bruder aus dem Jenseits, der ihn förmlich antreibt, seinen Tod zu rächen... (allerdings kann man Fulci so eine sinnbildliche Sprache zutrauen? Kommt er für mich doch definitiv nicht aus der künstlerisch-raffinierten Intellektuellen-Ecke, schon eher der des Schockierens. Jetzt kommt mir dieses LUCA-Gerufe wieder viel banaler vor...)
Die Szene mit Palante vor der Explosion, wo er einen Schwulen zwingt mit einer Frau zu schlafen, bekommt in der Zweitansicht einen völlig anderen Sinn, da wird aus einem spontanen sadistischen Arschloch ein ziemlich raffiniertes, vollkommen unwillkürliches...
Mein Lieblingsdialog, ausgerechnet zwischen den miesesten Schweinen des Films:
“Ich dachte Du stehst auf gutriechende Männer?”
“Dann hast Du Dich geirrt, ich tanze nämlich auf beiden Hochzeiten und liebe Champagner und Kaviar.”
Sie nannten ihn Plattfuß (Steno, ITA 1973), 99 Min. ( vielleicht gekürzt)
Gestern -aus mir sehr verständlichen Gründen - danach gleich im Anschluß Sie nannten ihn Plattfuß gesehen, ich schätze seine warm-menschliche Art und man muß einen Charakter immer oder zumindest manchmal auf die Dirty Harry Art einführen. Eine gewisse Verwandtschaft zu Syndikat des Grauens ist imo nicht von der Hand zu weisen.
Der bislang realistischste Bud-Spencer-Film (damit meine ich einen auf ihn zugeschnittenen Film - einen Starfilm - und nicht wo er einfach in der 2. Reihe mitspielt), der mir untergekommen ist, was auch in den üblichen Prügelszenen gut rüberkam. Der rustikale Bär mit weichem Kern, zudem mit Kippe im Maul, ist mir sehr sympathisch (vom bekannten Duo mochte ich ihn eh immer lieber). Dieser Film hat zwar eine simple Botschaft, Moral, aber versprüht etwas was ich nicht genau ausdrücken kann, aber vielleicht kommt die Bezeichnung kindlicher Optimismus dem nahe. Er ist in vielerlei Hinsicht EINFACH, ohne es je negativ zu sehen, meinen.
Definitiv kein herausragender, wirklich guter Film, er ist so wie seine einfache Botschaft, dieses einprägsam, einfache Plattfuß-No-Rock-Gittarren-Thema, aber er hat (ein großes) Herz und ich denke, da er mir diese Stimmung erfolgreich verkauft, unterjubelt, immer ein ab und zu gern gesehener Sonnatagsnachmittagsfilm, wenn man etwas einfaches braucht, will. Bei diesem Film sollte man eigentlich immer einen Teller oder noch besser eine Schüssel Spaghetti Pomodoro vor sich haben und reinschaufeln...
Das ist mir dann allemal lieber als eine Pfanne voller Bohnen, er ißt ja hier auch (im übertragenen Sinne) allein...
Dummerweise gestern nicht zu Ende gesehen, war einfach zu müde, vielleicht heute noch die letzte halbe Stunde.
PS: Ich frage mich oft, ob dies seine Lieblingsrolle war, schließlich ist er ja in Neapel geboren...
#51
Geschrieben 15. August 2004, 13:16
Gestern, heute & morgen ... sie werden sich immer streiten und versöhnen ... für Abwechslung ist gesorgt.
Aber um die Vorherrschaft des einen über den anderen geht es hier nicht, sie sind gleichberechtigt, ja modern.
Vielleicht deswegen sind sie die einzigen - zumindest in dem Film -, die am Ende etwas gewinnen.
2 Paare, 2 Systeme, Adel und Bürgertum im Kampf, im Streit, die Vergangenheit, das Alte und die Zukunft, das Neue: Das Jetzt könnte einen eigentlich unbeteiligten Außenstehenden an den Rande des Wahnsinns bringen, zumal er aus der neuen Welt in die alte kommt, wo das ausgefochten wurde und noch wird, was in Amerika schon seit Jahren eigentlich ein alter Hut ist...
Interessant, das Individuum (Bebel) zwischen den Stühlen, (Gruppen)Interessen der sich bekriegenden Anhänger der Monarchie & Republik, so wird er eigentlich zu einem Anarchisten, weil er ganz eigene, systemunabhängige Interessen hat, verfolgt (das individuelle Glück). Besonders in einer Zeit des Wandels, die Glut der Revolution schwelt noch. Paranoia, Angst macht sich in den jeweiligen Lagern breit und vermutet überall Verschwörungen, Hinterhalte. Die just gewonnen-verlorene Macht ist noch zu jung, der Rauch des erloschen geglaubten Feuers noch längst nicht verweht, Ideen, Ideale, Gewohnheiten zu fest in den Verhaltenskodex eingebrannt, um sicher zu sein, daß es sich möglicherweise um keinen beendeten Krieg, sondern lediglich um eine Schlacht von vielen handelte und ein Finale noch ausgefochten werden muss. Überall lauern Gefahren und Belmondo ist da schnell als “Der Spion mit der Glut im Blut” ausgemacht:
“Wer schickt sie zu uns?”
“Niemand!”
(Nach dem von mir grad so empfundenen Motto: Ich bin Amerikaner, wir sind schon weiter als ihr, nach Amerika geht man aus persönlichen, individuellen Gründen, ich bin Individualist. Also lüge ich mit “Niemand” in Bezug auf euer Werteverständnis nicht. Eigentlich könnte ich hier durch den ganzen Film völlig unbeteiligt mit einer weißen Fahne herumlaufen und mich endlich scheiden lassen, das ist der einzige Grund hier zu sein, aber dann wäre ja der Film ratzbatz zu Ende. Also müßt ihr in dieser verrückten Zeit aus allem einen Staatsakt machen und einen Aufruhr vermuten. So werde ich zu einem unfreiwilligen Chronisten einer höchst turbulenten Zeit auf der Überholspur und das macht die Sache - jetzt kommt der Blick in die Kamera - für das Publikum so amüsant-charmant. Deswegen sind wir ja alle hier ... im Showgeschäft. Plädoyer beendet, Freispruch mit Pauken und Trompeten - ich liebe z.B. die Szene, wo Bebel aka Nicolas vor Gericht steht, aus bürokratischen Gründen einen Verteidiger gestellt bekommt, der sich aber nicht im mindesten für ihn einsetzt und in den einseitigen Grundtenor einstimmt und die Todesstrafe verlangt. Seine Pflicht hat er aber getan. -
Am Ende haben wir uns köstlich unterhalten, ohne je Langeweile verspürt zu haben, garniert mit viel Esprit und Swashbuckelelementen - im englischen ist der Film ja sinnigerweise als THE SWASHBUCKLER bekannt -, die dem Angeklagten hinlänglich Möglichkeiten schaffen, diese junge, neue Bürgerwelt rustikal aufzumischen.
Aber weil er hier von Peer Schmidt synchronisiert wird, wirkt es nicht so betont lustig-kalauerisch, sondern gibt diesem Musketier mit Hieb und Stich so einen viel realistischer-wohltuenderen Touch als später. Allerdings finde ich es passend, daß später, wo Bebel eigentlich immer mehr - natürlich gibt es Ausnahmen - den Boden unter den Füßen verlor und seine Filme immer mehr zu Belmondo-, also auf den Leib geschriebene Starstreifen wurden, hier und dort die Synchronisation nachzog und im übertragenen Sinne in dieselben Kerben schlug. Sie zollte Tribut. Mich würde schon interessieren, ob das intuitiv, bewußt oder nur aus Zufall in den deutschen Nachvertonungsstudios geschah. Wieder so eine Situation wo man lachen und heulen kann: Ich liebe die 70er Jahre Belmondo's und liebe eigentlich Starfilme an sich - wenn sie die Klasse des Stars wirkungsvoll in Szene setzen -, da weiß man was man bekommt und nicht jeder Star vermag es Starfilme zu machen, das ist dann auch ein großes Kompliment an seine Einzigartigkeit. Nur mag ich andererseits nicht, wenn ein Star im gewissen Sinne aufhört Schauspieler zu sein und stagnierend sein Image zelebriert, das reduziert. Zumindest bei den Stars, die wie Bebel mehr Potential haben.
Ich habe gerade das Gefühl durch halb L.A. gelaufen zu sein, meinen abschweifenden Gedanken zu viel Zucker gegeben zu haben und finde mich justament auf einem verlassenen Hügel wieder ...)
In dieser Zeit wird solch eine Aussage äußert argwöhnisch beäugt, man macht sich mehr als verdächtig, das ist fast schon ein Todesurteil.
Der Adel wird wie so oft in französischen Filmen (und dieses Recht hat sich das Land redlich verdient, erkämpft) als versnobt, borniert, inzestuös dargestellt, für mich mehr als eindeutig durch das sich innig liebende Geschwisterpaar symbolisiert. Die Theater-Szene, wo sich Laura Antonelli aus den selbstangemaßten Höhen der Aristokratie majestätisch in die Niederungen des Bürgertums hinabbegibt, um es sinnbildich in ihre alten Schranken und Grenzen zurückzuweisen und dann durch einen für mich Selbstüberschätzung ausdrückenden Fehlschuß - weil nicht geladen - hastig zur definitiv nicht erhabenen Flucht getrieben wird, ist für mich mehr als eindeutig. Da es sich um eine Inszenierung in derselbigen handelt, hebt sich diese Künstlichkeit fast schon wieder auf.
Generell wünschte ich mir eigentlich, daß Filme immer mit diesem revolutionären Geist gedreht würden: frisch, jenseits von Festgefahrenheit, man fängt von vorne an, kann alles neu erfinden, die Bürokratie steckt noch nicht einmal in den Kinderschuhen ... später geht es eh nur noch bergab.
“Das Beste ist immer der Anfang!”
sagt ein mir sympathischer Revolutionär der ersten Stunde, nun sichtlich desillusioniert, ist er mit Belmondo aus dem Gefängnis geflohen, weil er Dinge getan hatte, die in den Augen seiner Genossen ( eindeutige Anspielungen, Ankündigungen zur nächsten Revolution kann man in Nebensätzen hören) verwerflich und was sonst noch waren. Wirklich sicher kann man in solch kopflosen Zeiten nicht sein, alles, vieles ist möglich, was gestern war? shittenequal! ... Willkür pur.
(So ist der Film dann auch gemacht, sehr abwechslungsreich, rasant, bleibt man eigentlich lange an einem Ort? Ständig in Bewegung, wie ein vagabundierender Zigeuner, der der Welt, Zeit die Hand liest. Ich würde mich sogar dazu hinreißen lassen den Film Abenteuer in Nantes zu nennen. Wieder jettet Belmondo über den großen Teich, wieder wegen einer Frau und beide Male schrieb ein gewisser Rappeneau am Drehbuch mit. Zudem sind beide Filme so authentisch dynamisch, es wirkt nichts künstlich und daher sind sie für mich auch so realistisch und das obwohl ich mir die Handlung vergegenwärtige und sehe was alles passiert und dann paradoxerweise den Kopf schüttele.
Bebel wird wie ein Spielball, Schaf über den Rasen gescheucht, aber er schafft es immer wieder zu entkommen, irgendein Hintertürchen findet sich immer wieder. Das Individuum kann sich den Schikanen der Obrigkeit, des Systems usw. entziehen, bzw. entfliehen. Filme, die derartig vorgehen, haben bei mir potentiell ein Stein im Brett. Fast wie ein realistischer Tagtraum. Momentan sehe ich in diesem Film sogar einen Verwandten von BRAZIL, nur eben das Gegenteil: Er ist positiv-optimistisch, die Flucht ist real ... oder nicht? Liegt und schläft er womöglich immer noch auf dem Schiff nach Amerika und träumt von der schönen, neuen Welt? Am Ende wird er in die alte Welt hineingeadelt.)
Kurz darauf wird er von Sami Frey ohne mit der Wimper zu zucken erschossen. Eine erschreckend fließende Bewegung suggeriert mir: Darin hat er Übung.
Nein, der Adel kommt hier wirklich nicht gut weg, wenn man darin einen Generalismus sieht. Hier wird der Unterschied zwischen beiden Rivalen klar, Belmondo zeigt wenigstens ehrliche Betroffenheit, zu der ein Aristokrat anscheinend in seiner dümmlichen Abgehobenheit nicht fähig zu sein scheint, als Menschen hat er ihn im gewissen Sinne nicht wahrgenommen.
Ich werde zu moralisch, aber ich bemerke, daß ich mich neuerdings immer häufiger bei solchen Szenen auf einer spielerischen, hypothetischen Ebene aufrege. Weiß auch nicht warum. Früher lief das bei mir fast emotional unreflektiert vorüber ... bei einer unwichtigen Person.
Musketier mit Hieb und Stich ist für mich in der Tradition von Fanfan, der Husar (u.a. das Orakel der Zigeunerin!), Cartouche, der Bandit und Die schwarze Tulpe (die für mich auch deswegen eine Trilogie darstellen) gedreht. Er steht ihnen in Esprit, Charme usw. in nichts nach, von dieser Art gibt es leider viel zu wenig. Vielleicht ist er sogar momentan mein Lieblingsbelmondo. Ich entdecke gerade den Peer-Schmidt-Belmondo für mich neu...
PS: Jean-Paul Rappeneau könnte ich in diesem Film nicht von Philippe de Broca unterscheiden und das meine ich als Kompliment. Schließlich ist letzterer in Kombination mit Bebel unschlagbar, genauso wie der französiche Film der 70er! Eine große Filmnation hat viele markante Gesichter. Musketier mit Hieb und Stich ist bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt.
#52
Geschrieben 05. September 2004, 18:29
“Ich wollte ein Auto und kriegte einen Computer. Bedeutet das nicht unter einem schlechten Stern geboren zu sein?”
Den hast Du doch nur bekommen, weil Du in WARGAMES auch einen hattest und da Deine Schulnoten manipuliert hast!
(Hughes hat sich bestimmt was dabei gedacht)
Immer wieder gern gesehen
Ein Lebensgefühlfilm nach dem Motto: Schule ist gestohlene Zeit, die man nie wieder zurückbekommt und zudem langweilig, Erwachsenwerden bzw. -sein auch, man muß einfach ausbrechen, sich die Zeit nehmen.
Ein Film über Wahrnehmung & Manipulation
Ein Paradoxon, das funktioniert:
Einerseits anarchistisch, andererseits dermaßen systemunterstützend, fast wie ein Werbefilm für die Konsumgesellschaft.
Wie oft habe ich den Film gesehen und es fiel mir nicht auf, was mich an FERRIS zwar stören könnte, aber weil ich ihn so sehr liebe und von ihm etwas besonderes bekomme, dieses Gefühl, ist das shittenequal. Aber als ich ihn zuletzt innerhalb einiger Tage 2x sah, bemerkte ich etwas, was einem anderen wahrscheinlich dermaßen banal erscheinen mag, Soziologen könnten ihn womöglich als Paradebeispiel der 80er Jahre sehen ... der Reagan-Ära. Interessant was mir da fast subkutan-unbewußt untergejubelt wurde. Ich möchte es lieber in Anlehnung an John Carpenter's Reaganism-Kritik THEY LIVE mit seinen Worten sagen, zumal er (1974-1982) wie John Hughes (1984-1987) eine grandiose, für mich zumindest ihresgleichen suchende Phase hatten:
Konsumiere!
Wenn man den Film ernster in seiner politischen Aussage & Wirkung betrachten würde, dann könnte man hier nur noch kindische, oberflächliche Teenager sehen, deren Individualität funktionalisiert, ausgebeutet wird. Sie wird bedient um Diener zu produzieren, damit der Motor läuft, was zu verbrennen hat, der Rubel muß eben rollen. Wenn man endgültig an der Angel hängt und freudig erregt zappelt, glaubt frei zu sein, ist man erwachsener Systemunterstützer. Manipulationen werden nicht nur nicht bemerkt, sondern Motten fliegen an die Lampe und meinen selbst das Licht zu sein, während sie verbrennen.
Die Welt besteht nur aus ihrer kleinen Welt, ihren primären Bedürfnissen, was über (dem Teich), hinter dem eigenen Tellerrand existiert, interessiert nicht wirklich (es gibt einige Szenen, Aussagen, wo man zu derlei Meinung, oder besser gesagt Unterstellung kommen könnte, wie z.B. in etwa “was interessiert mich Europa ... das ändert nichts daran, daß ich kein Auto habe”), nenne ich das egozentrische Kurzsichtigkeit, oder ist hier ein Europäer einfach nur eingeschnappt und ebenso egozentrisch? Andererseits könnte sich der Film seiner eigenen Widersprüchlichkeit bewußt sein und sie regelrecht pflegen, wird hier und in anderen Hughes-Filmen doch eventuell hör- und sichtbares product placement der europäischen Kultur betrieben. Dann sehe ich ihn als sehr europafreundlich, zuweilen sogar germanophil (was ja nicht gerade häufig ist, auch wenn sich beide Länder, Kulturen imo so ähnlich sind), wahrscheinlich wegen DANKE SCHOEN, der Steuben-Parade, den Kölner Jecken, Ferris Nachnamen usw..
Und gerade dieses DANKE SCHOEN fasziniert mich auf einer spielerischen Ebene.
Es gibt da etwas seltsames, ich weiß nicht wie ich es nennen soll, aber der Film baut akkustische Brücken. Das sie bewußt errichtet wurden, ist für mich unbestreitbar, nur ihr Zweck - ich habe gerade mal wieder das häufig empfundene Gefühl aus einem Zufall, einer belanglosen Mücke einen Elefanten zu machen - ist mir ein Rätsel. Aber da ich so etwas grundsätzlich liebe, gehe ich solchen Gedankenspielen gerne nach. Da wäre z.B. das mehr als eindeutig-verwandte (weil dieselbe Melodie) DANKE SCHOEN von Rooney, Ferris und seiner Schwester, zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebraucht, ohne sichtbar-erklärbare Verbindung. Interessanterweise sind sie - neben Ferris Komplizen - die einzigen, die das Spiel durchschauen, sich nicht blenden lassen bzw. es ja selbst veranstalten.
Ferris ist im gewissen Sinne ein Anarchist, ja ein Rebell, der sein Weltbild, sein System auf seine Umgebung projiziert und damit davon kommt. Er profitiert dabei nicht nur von seiner smart-dreisten Cleverness der Marke Frechheit siegt, sondern auch vom Glauben anderer, die glauben wollen. Die sind meiner Meinung nach eh die leichtesten, besten Opfer, denn die braucht man nicht mehr zu überzeugen, sie machen es einem im gewissen Sinne sehr einfach. Genau schauen sie eh nicht mehr hin. Sie haben ihr Bild von Ferris romantisiert, von diesem Image wollen sie nicht Abschied nehmen, er hat bei ihnen ein Stein im Brett. Die Mutter ist dafür ein Paradebeispiel. Direktor Rooney konnte zwar Zweifel in ihr wecken und veranlaßt sie ihr Bild zu überprüfen, hinterfragen. Obwohl die Holzhand der Ferris-Ersatzpuppe mehr als deutlich ins Bild gerückt wird, ihr eigentlich auffallen müßte, zieht sie es vor blind zu sein, sie will es einfach in ihrem tiefsten Innern nicht wahrnehmen, wahrhaben.
Rooney ist der einzige, der ihn von den Erwachsenen richtig einschätzt, sein Spiel von Anfang an durchschaut. Beide wissen wie der andere tickt. Sie verstehen sich. Weil er Ferris eine Lektion erteilen will, wird sie ihm erteilt. Am Ende macht er sich sogar strafbar, wird kriminell, weil er Ferris bestrafen will. Die Quittung bekommt er präsentiert, er geht leer aus. Im übertragenen Sinne wurde er von Ferris geteert und gefedert. Ferris läßt keine Chance ungenutzt sich über ihn lustig zu machen, überspannt zuweilen sogar seinen Bogen und toppt seine Dreistigkeit (z.B. der Kuss zwischen Vater und Tochter). Rooney wird der Lächerlichkeit preisgegeben und weil der von Jeffrey Jones gespielte Charakter mir auf seine unsympathische Art so sympathisch ist und er hier, wie viele in diesem Film, die Rolle seines Lebens spielt, habe ich sogar mit ihm Mitleid.
“Ich hatte auch mal eine Großmutter ... ... eigentlich zwei!”
Man kriegt der hier Kloppe und als er am Ende im Bus total derangiert sitzt, er das Gegenteil von Ferris hatte, einen beschissenen Tag, hat auch noch ein Schüler auf seinem Hefter ein “Save Ferris” zu stehen, was dann Jeffrey Jones mit dem running gag des Films belohnt: Er guckt in die Kamera, so was mag ich grundsätzlich, ich wurde mit ins Spiel einbezogen , grazie signore und da ich gerne spiele, grinse ich mehr als breit, was bei diesem Film ziemlich häufig vorkommt. Eben eine unvergesslich-unvergleichliche 99-Minuten-Sternstunde! Mit vielen erinnerungswürdigen Szenen, oft kommt mir die eine (nach dem händereibenden jetzt hab ich ihn-Motto: BUELLER!) oder andere (der fliegende Star Wars-Ferrari) in den Sinn.
Die Angst vor dem Erwachsenwerden der Jugendlichen wird hier durch den selbstinszenierten Traum eines alles furchtlos-dreist angehenden Teenagers umgekehrt ... alles ist möglich ... in seinem Traum, er hat die Macht, bzw. nimmt sie sich, seinen eigenen Traum zu Ende zu träumen. Er dreht den Spieß um, ihre Macht über ihn, akzeptiert er nicht, nimmt sie nicht wortlos hin, ergibt sich ihr nicht. Ich denke deswegen wird der Film potentiell vom Zuschauer gemocht, falls er halbwegs so escapativ veranlagt ist wie ich.
Hughes ist für mich hier eindeutig zweideutig, wenn ich den Film auf diesen 2 Ebenen (Anarchie & System) wahrnehme, endet der Film für mich unentschieden, auch wenn Ferris die Schachpartie mit Rooney mehr als eindeutig gewinnt.
#53
Geschrieben 14. September 2004, 19:50
Ich weiß was sie jetzt sagen: " WILD AT HEART ist ein Meisterwerk, ohne wenn und aber..."
Tja, mit diesem Lynch werde ich aber leider - und der Pessimist in mir sieht das absolut endgültig - wohl nie warm, obwohl ich es über die Jahre immer wieder mit ihm versuche, ist das Endresultat für mich stets unbefriedigend und ich schüttele immer den Kopf, ob der unzähligen Lobeshymnen. Ich glaube schon, daß er bedeutend ist und Filme wie TRUE ROMANCE oder z.B. NATIONAL BORN KILLERS ohne ihn undenkbar wären, ja Lynch hier eine Art neues (Sub-)Genre geschaffen hat. Lynch hat hiermit die Welt, Geschmäcker erschüttert, erhitzt, neues Land urbar gemacht.
Für mich hat Lynch hier nun endgültig das abgestreift, was ihn imo zuvor hinderte 100% Lynch zu sein (damit meine ich die Filme, die nach ERASERHEAD entstanden und nicht absolut unter seiner Kontrolle waren und er folglich bei sich abspecken mußte). Waren es nun Zwänge der Geldgeber, schlechte Erfahrungen usw., das sei dahingestellt, aber mit/bei WILD AT HEART ist er ganz er selbst. Was ich positiv und negativ sehe.
Mein Problem mit dem Film ist die von mir empfundene aseptische Synthetik der Figuren, die fast auf Extreme reduziert und dann auch dementsprechend ausgeweidet werden, das Gefühl ein Kunstprodukt zu konsumieren kann ich einfach nicht verdrängen. Z.B. die idealistische Liebe von Lula und Sailor, oder die fanatische Besessenheit der Mutter. Die Menschen sind überhöht, das Normale gibt es nicht wirklich, so degenerieren sie mehr zu absurden Karikaturen, jenseits von wirklich lebendig-realen Personen und weil ich dies als künstliches Gefängnis empfinde, kann ich den Film nicht wirklich ernst nehmen, genießen, eben davonschweben. Ich bin nicht frei!
Er ist mir einfach zu surreal, zu abgehoben, ich glaube in dieser Hinsicht bin ich ziemlich konservativ. Zudem gesellen sich mir unsympathische Charaktere, die zwischen infantilen Gebaren (LULA) und animalischen Muttergebärden hinundherwechseln. Das mir dann auch noch viele Szenen so sprunghaft, schlecht aneinandergereiht vorkommen, wo zwischen der einen und anderen Welt (Sailor & Lula + die ihnen ans Bein pissen wollen) gewechselt wird, forciert dann auch noch meinen omnipräsenten Eindruck hier ein disharmonisch-durchkomponiertes Werk vorzufinden.
Dann habe ich den Eindruck hinter Lula's konserviert-dargestellten Infantilität (weil so explizit ausgeweidet, ja auf Spielfilmlänge gestreckt) ein weibliches Pendant des für mich ebenso ständig anwesenden Freiheitswunsches Sailor's zu sehen. Fast eine Gleichsetzung beider Facetten, nur ähnlich im Ausdruck, wäre dem so, dann wären sie auch in dieser Hinsicht ein ideales Paar, ein ideales amerikanisches Paar.
Nur ist alles bei ihnen so aalglatt, ihre Liebe fast wie eine Huldigung an die kindliche Vorstellung von der wahren Liebe (was ich ja nicht wirklich schlecht fände), aber es wirkt auf mich nur künstlich. Ich fasse es nicht, was bei BLUE VELVET bei mir perfekt funktioniert, erreicht hier genau die gegenteilige Wirkung. Wahrscheinlich ist auch dies einer der Gründe, warum mich WILD AT HEART eigentlich immer so enttäuscht. Und ich möchte hiermit nicht den Eindruck erwecken, ich würde ihn mit BLUE VELVET messen und dasselbe von ihm erwarten, nein...
( andererseits werde ich so häufig an ihn erinnert und konstatiere dann ernüchtert: Das hat mir Lynch aber da besser verkauft!)
Ferner sehe ich in WILD AT HEART einen kritischen Abgesang auf den american dream mit einem dennoch happy End. Amerika ist krank und wird damit begründet, daß ein nicht unwesentlicher Prozentsatz der Bevölkerung in abgeschiedenen, isolierten kleinen Käffern lebt, wo in inzestuösen Verhältnissen eine überschaubare, kleine Gruppe von Dorfbewohnern die idealen Vorraussetzungen vorfindet, ihre Eigenarten, Perversionen ausleben zu können. Ja womöglich deswegen erst entstehen können. So verfault Amerika von innen, weil es so groß, unüberschaubar und in so vielen kleinen (Par)Zellen gesplittet ist und auf diese Weise uneinheitlich erscheint. (Für derlei Vermutung lege ich nicht meine Hand ins Feuer, aber derlei Assoziation hatte ich während des Films).
Nein, dieser ZauberrOtZ, diese infernale Intrige des Bösen vermag es nicht mich aus oder wieder zurück nach Kansas zu katapultieren, eher ist bei diesem american dream deutlich der Lack ab.
Einzig der schwarze Humor konnte bei mir punkten. (z.B. der getürkte Abschiedsbrief, der in etwa so lautete: Ich bin mit einem Freund zum Angeln gefahren ... oder zur Jagd)
PS: Nachdem ich das hier - habe es mir jetzt eingebläut - geschrieben habe, sah ich noch einmal bei unserem Forum und auch bei movie review query engine ( immer zu empfehlen!) nach Meinungen und mußte bei 25frames.org von Reinhard Bradatsch leider lesen, daß das von mir so interpretierte gar nicht stimmt und Lynch auch hier Restriktionen unterworfen war. Also alles retour. So kann man sich irren, was aber nichts an meinem Eindruck ändert, nur ist er nun einfach viel unfundierter und auf löchrigem Fundament... Aber zumindest sieht er ihn ähnlich wie ich. Nach meinem Vorurteil dachte ich eigentlich hier zu diesem Film nur positive Meinungen zu finden, nur war genau das Gegenteil der Fall.
Dennoch wünschte ich mir andererseits, daß ich den Film doch viel positiver sehen könnte und den Meinungen einiger von mir sehr geschätzten Kritiker - egal ob professionell oder aus dem Amateurbereich ( das klingt vielleicht despektierlich, ist aber nicht so gemeint, will einfach sagen: Die, die kein Geld damit verdienen, aber Film so sehr lieben und diese Kritiker sind mir dann doch die liebsten!) eher zustimmen könnte und lieber glaube ich, daß mir etwas entgangen ist und will diesen Augenblick irgendwann erleben. Daher werde ich immer wieder alle Jahre diesen Film herauskramen und meine Meinung updaten. Möglicherwiese sollte man sich diesen Film in einem anderen Bewußtseinszustand ansehen, oder anderes probieren.
Dieses Mal habe ich ihn sogar anders betrachtet, schien viel unbeteiligter zu sein, ja sehr distanziert. Vielleicht kommt ja irgendwann der Tag, wo ich mir diesen Film erfolgreich verkaufen kann, egal ob das nun positiv oder negativ ist.
PS2: Während des Sehens mußte ich einige Male an ANGEL HEART und BONNIE & CLYDE denken.
PS3: Das Zitat bzw. die Anspielung in CON AIR (also das Stofftiergeschenk für das eigene Kind) ist mir erst jetzt aufgefallen.
PS4: Laura Dern (ich werde nie ein Fan von ihr werden, beziehe das aber eher auf ihren dargestellten Charakter) finde ich hier zum ...
#54
Geschrieben 07. Oktober 2004, 17:20
3 Grundarten von Männern, außer (mit einigen Abstrichen) Hector war mir keiner sympathisch, eigentlich sind die anderen 1 Macho & 1 Weichei
Das Adjektiv, das diesen Film, diese Geschichte am besten in meinem ganz subjektiven Universum umschreibt ist: ABGEDROSCHEN
Gut, Tragödien wurden wohl in Griechenland erfunden, aber so eine abgedroschene Tragödie (auch wenn TROJA fairerweise wahrscheinlich eine der Urmütter dieses Genres ist) habe ich schon viel zu oft gesehen, dummerweise oder tragischerweise geht TROJA dann auch die Idealsymbiose mit dem Hollywoodkino ein, was meine Sehbereitschaft arg strapazierte, aber oh Wunder, ich hielt durch und bekam keinen Orden ...
Die Art wie Hollywood immer wieder versucht die Antike neu zu erfinden... Ganz besonders durch diese schon unzählige Male wahrgenommene Musik degeneriert das Gesehene zu einem Einheitsbrei. Ja kleistert ruhig (die Stille scheint ihr ja zu fürchten) alles weiter mit bombatischem Ohren-, Augenschmauß zu! Verwechselt ihr mal wieder Größe mit Oppulenz, warum macht ihr dann keinen Film über Rom?
Will, soll ich mich durch diese audiovisuelle Gigantomanie blenden lassen? Nichts dahinter, null Profil, eine blutlose Körperhülle. Alles wirkt steril, leblos, der Weg so vorhersehbar vorgegeben (jenseits der allseitsbekannten Story). Deswegen kann ich kein Herz schlagen hören, keinen Charme erkennen. Ein Produkt vom Fließband, keine Überraschungen. Ein langweiliges Puppenspiel. Erschreckend antisubkutan! Was für ein Paradoxon: Ein leeres, riesiges trojanisches Pferd!
:/ Aber imposant ist dieser Esel dann doch irgendwie!
Dann gesellt sich noch eine andere Form der Pentetranz hinzu, die sich kongenial mit vorigem paart, die Überbetonung von Körper scheint fast forciert in Szene gesetzt zu werden ( ein Eingeständnis an die eigene Unzulänglichkeit?), weil der Geist eh woanders ist, nein hier werden Körper und Geist nicht im Entferntesten miteinander verheiratet, warum auch. Brauchen wir nicht. Mehr ist zuviel. Mir aber zu wenig, ja hier hätte ich mir dann wenigstens eine Konsequenz herbeigesehnt und mehr Haut gezeigt, - weswegen ich auch (fast schon mit Sehnsucht) an Caligula denken mußte - mehr Sex hineingebracht. So bleibt der Film auf ewig unentschlossene Oberflächlichkeit, ohne je wirklich Mut zu zeigen. Er ist zwar klassisch, vermag es aber nicht einen Brückenschlag in diese alte Welt zu kreieren, darzustellen.
Diese Heros-Glorifizierung meets Macho mag so manchen in Wallung versetzen, nach dem Motto: Man, echt tolle, harte Kerle schlachten andere ebenso Geartete rüde-krüde ab und alles nur für den Ruhm... WOW!!! Ich habe nichts gegen Brutalitäten, vor allem, wenn sie mich amüsieren, kann auch recht blutrünstig sein, aber hier werde ich von Anfang an wegen dieser Mischung aus nervigen Stereotypen & Standardklischees gelangweilt. Eigentlich ausgeweidete Leere mit Überlänge, hier fehlt alles, die persönliche Note, dieser Film hat einfach keine Seele. Erschreckend uninspirierter Stil.
Erfahre ich etwas über die Antike, Griechenland, den philosophischen Zeitgeist, ist es überhaupt wirklich wichtig, daß er in dieser hellenistischen Hochzeit spielt, oder ist dies nur ein Aufhänger für eine kolossale Geschichte? Was ist den Machern hier wichtig?
Das Gegenteil von Tiefe?
Die kleinen Leute, ihr Schicksal, ist hier von keinerlei Relevanz, SIE SIND UNWICHTIG ( ist wahrscheinlich aber auch nicht fair, man konzentriert sich eben auf die für die Story wichtigen Personen. Gratulation zum Erfolg). Sie dürfen die große, gesichtslose aber wenigstens Eindruck und Oppulenz vermittelnde Masse spielen. Echt prima Statist zu sein!
Nur die hinlänglich bekannten Namen bekommen ein Podest, ihr Ruhm wird ausgeschmückt. Auch wenn das hoffnungslos naiv klingt, aber so wird wohl immer bzw. oft verfahren, fast als ob man dem fatalen Trugschluß erlegen könnte, daß nur die bekannten, historisch irgendwie relevanten Namen wirklich gelebt hätten und alle anderen unwichtig gewesen wären, ja nie gelebt hätten, oder ihr einziger Sinn wäre es gewesen diesen Stars zuzuarbeiten (Ich bin immer wieder erschrocken wie die Ausbeutung von Menschen wie z.B. beim Pyramidenbau so in den Hintergrund gedrängt wird ob der unbestritten menschlichen Leistung ägpytischer Baumeister, praktisch als ob es nachträglich legitimiert würde, aber das ist eine andere Geschichte). Dieser Gedanke, diese Vorstellung hat mich eigentlich schon immer abgestoßen und es gibt hier eine Passage, wo Achilles Mutter ihn vor die Wahl eines solchen Schicksals stellt, seine Entscheidung ist eindeutig. In meiner Welt ist diese oberflächlich und eitel... (genau wie der Film)
Die storybedingte Tragödie wird für mich erst dann eine richtige - weil auf einer anderen Ebene - als Achilles bemerkt, daß der König (Peter O'Toole kurz vorm Wegratzen), gegen den er kämpft, mehr wert ist, ja seine Achtung verdient, für ihn sogar eher aus Idealismus kämpfen würde, als für den König, für den er zu Felde zieht (Agamemnon). Aber Achilles muß den eingeschlagenen Weg zu Ende gehen - wie von ferner Hand gelenkt -, es ist einfach zu viel passiert und die daraus resultierenden Konsequenzen fordern ihren Schicksalstribut:
Orlando Bloom!!!
Er hatte von Anfang bei mir verschissen. Was für ein selbstsüchtiges Arschloch, ein dummes Kind, für sein persönliches Glück müssen zigtausende Menschen sterben, damit dieses feige Weichei seinen Spaß hat. Das dumme daran ist nur, ohne dieses alles nachsichziehende, zutiefst menschliche Verhalten hätten wir keine Geschichte, also auch keine Tragödie und die wollten wir hier ja auch haben? Wir wollen schließlich nie vergessen, wo Tragödien herkommen, oder?
Am Ende gewinnt er dann problemlos meinen All-Time-Arschloch-Arward, wo er seinem Wesen wieder mal treu bleibt und tut was man als historischer Achillesfersenmacher zu tun hat.
Dies war wieder mal so ein Moment wo ich ihm 1000 grausame Tode auf einmal gewünscht, gegönnt hätte. Als Schauspieler ist er für mich eh kein großes Licht, dieses Weichspülei!
(Meine extreme Aversion gegen ihn mag aber auch daher rühren, daß ich ihn in FLUCH DER KARIBIK als ebenso selbstsüchtigen-liebestrunken-blinden&dummen Deppen sah und er mit dem einzigen integren Charakter des Films zuweilen ebenso verfuhr.)
Auch wenn ich freiheitsliebend bin und Filme liebe, die mir Flügel verleihen und mich meinetwegen durch die Ägais davonsegeln lassen, werfe ich diesem Film vor, daß er mich in keinem einzigen Augenblick zu fesseln vermochte. Da gibt es keine Griff-, Halte- und Fixpunkte auf diesem Pferd, wo ich mich festklammern und einen großen, tollen Ritt durch die grenzenlose Steppe erleben könnte.
Das ich mich neuerdings immer häufiger über solche Dinge aufrege, sollte mir doch zu denken geben, zumal ich es hasse so moralisch zu werden. Ist doch eh nur ein Film. Aber ich werde wahrscheinlich alt und das will ich nicht einsehen, deswegen vielleicht diese regressive Emotionalität...
#55
Geschrieben 31. Oktober 2004, 15:56
Das Militär wird nicht glorifiziert, von den Befehlshabern kommt keiner gut weg, sie werden zu lächerlichen Karikaturen degradiert. Die oberen Zehntausend sind wie weltfremde Kinder, die den Ernst des Lebens nicht einmal buchstabieren können (Mehr davon!). Das mag man eindimensional nennen, aber um der Aussage willen bin ich da nachsichtig und außerdem, wer erwartet hier Tiefe? Das ist ein Unterhaltungsfilm!
Malichot, der Anführer der Diebesbande, der von seinen Untergebenen als “Ausbeuter” bezeichnet wird, verdient diesen Titel zu Recht. Ich finde es schon mehr als passend, daß er sich später - nachdem er von Cartouche um seinen Posten gebracht wurde, den Belmondo eigentlich gar nicht anstrebte - mit dem ebenfalls ausbeutungserprobten Adel ( dieses Gleichnis funktioniert bei mir hier sofort) verbündet. Da haben sich Gleichgesinnte gefunden. Aber Malichot's Gründe für seine Krankheit werden zumindest erklärt: 10 Jahre Galeere haben ihn systemkonforme Lehren ziehen lassen. So ist es nicht verwunderlich, daß hier der Obergaleerensklave Cartouche rebelliert und daraus eine ganz andere Konsequenz zieht: Er wird nicht wie sein Vorgänger zum Aus- sondern Freibeuter, ergo tritt er nicht nach unten, sieht er doch seine Kumpanen als Brüder, er ist einfach volksnah, das absolute Gegenteil von Malichot. Cartouche schröpft den Adel, spielt mit ihnen Fußball. Das ist praktisch eine Vorform der französichen Revolution, oder eben ROBIN HOOD im Trikot der Tricolore!
Aber die Zeit ist noch nicht gänzlich Reif für eine gesellschaftliche Rebellion, ja der Adel hat den Bogen noch nicht zu sehr überspannt, das Volk scheint noch einiges an Leidensfähigkeit zu brauchen. So kann Cartouche nur als Krimineller den Anfang initiieren...
Cartouche geht ja eigentlich ständig in die Systemschulen und zieht daraus seine Lehren, erst in die der Verbrecherbande, dann vom Militär. In beiden war er in der Bringschuld, also Mittel zum Zweck, ein Diener, als Individuum wurde er nicht gesehen, behandelt. Das ist jetzt vorbei, er gründet seine eigene Schule. Er und die Bauernopfer, -trampel & -trottel haben ihre systemgeburtsgegebene Position im Schach erkannt und endgültig satt, sie werden ja förmlich in ihre neue Rolle hineingezwungen. Folglich ergreifen sie die sich erstbietende Möglichkeit zur Flucht nach vorn, drehen den Spieß um und stehlen die Regimentskasse, die sowieso nach der mit vielen Todesopfern einkalkulierten Schlacht voller sein wird, da die wenigen Überlebenden weniger kosten und man selbst mehr in die eigene Tasche stecken kann ( so zumindest die justament in die Hose gegangene Kalkulation der Feldherren): Sie sind endlich frei, vogelfrei, sie nehmen die Zügel in die Hand und leben ihr Leben, ihr System: Seine Bande nimmt sich was da ist und verteilt es nach eigenem Gutdünken, das macht doch jedes System so, egal wie es sich nennt und auf ihre selbstgeschaffenen Werte einbildet ... in diesem Sinne ist ja eigentlich so einiges potentiell kriminell, bzw. das System bestimmt was man selbst darf und andere nicht dürfen, auch wenn das zuweilen dasselbe ist... ( oder dasgleiche? Das werde ich wohl nie lernen.)
Dieser Film ist so typisch französisch: elegant, hat Esprit & Charme und da gibt es noch diese klitzkleine Kleinigkeit, die ich zutiefst liebe: Die Musik. Sie kommt einer Liebeserklärung gleich. Würde man mich fragen, was für mich den französischen Film ausmacht, so würde sie mir sofort einfallen und dann natürlich noch das Herz. Französische Filme schaffen es so oft eine Saite in mir zum Klingen zu bringen, die andere Nationen (auch wenn ich solche Stereotype hasse, aber es geht mir nun mal so oft so) gänzlich & sträflich verwaisen lassen. Das ist Poesie mit Gefühl (z.B. denke ich gerade an DIE VERACHTUNG und höre George Delerue Geigen in Kombination mit Brigitte Bardot's Stimme und sage wieder ohne einen Hauch von Zweifel: DAS IST TYPISCH FRANZÖSISCH, DAS MACHT DENEN KEINER NACH!!! GOTT SEI DANK GIBT ES FRANKREICH!).
Zuweilen wird das für mich sogar zu viel, weil es zu schön, zu idealistisch ist, ja da ganz oben im Olymp wird gerade mal wieder ein Fest der Sinne gefeiert, das mir eine wohlige Gänsehaut beschert und ich bin dankbar für diesen Augenblick. Paradiesisch, zu schön um wahr zu sein, also werde ich dann von der Wirklichkeit, die jenseits von idealistisch-ästhetischen Überhöhungen exisitiert, eingeholt und ich erkenne neben der eklatanten Diskrepanz zwischen beiden Welten, die von unüberwindbaren Barrieren voneinander getrennt sind, daß ich im wahrsten Sinne des Wortes ein hoffnungsloser Träumer bin, der genau auf dieses schier unmögliche Ideal wartet und wartet. Dann werde ich zutiefst traurig (bei A CHINESE GHOST STORY geht mir das genauso und bei meinen oft gespielten Spiel der Nationenpendants sind China und Frankreich eh für mich Verwandte). Eric Rohmer kann ich von daher nur selten sehen, Truffaut fast genau so, das tut richtig weh, aber auf eine masochistisch glücklich machende Art. (Bei Rohmer meine ich natürlich das wunderschön blutende Herz, an Musik kann ich mich nicht erinnern, ich glaube er setzt sie fast nie ein, ich glaube dann wären seine Filme nicht zu überleben.)
Hier haben wir das Gott sei dank nicht ... so stark. Ja, es wird überhaupt nur angedeutet, aber ich meine es dann sofort als eben typisch französisch in meinem womöglich simplifizierenden Schubladendenken auszumachen: Bebel sieht ... nein, lächelt Claudia Cardinale an, es herrscht ein Augenblick der Übereinstimmung ... ganz leise spielt ein Cembalo ... begleitet von Geigen, das hat Anmut, so oft ist das nicht zu finden, aber bei Delerue schon. MEHR DAVON. Oder ein anderer Belomondo, De Broca & Delerue ... DER UNVERBESSERLICHE:
Genevieve Bujold steigt aus dem Bus, um bei Bebel ihren Bewährungshelferinnenpflichten nachzukommen, die Musik ist für mich eine Liebeserklärung ( in diesem Augenblick gefällt mir dann die Frankokanadierin gleich noch viel besser)... wäre das den ganzen Film so, wäre man schnell dahingeschmolzen, aber das will (kann?) de Broca dann wohl doch nicht, er behält die Contenance und gibt sich nicht wirklich vollends einigen Gefühlsduseleien hin, Liebe gehört dazu, aber ist nicht das einzige Antriebsmittel (in diesem Sinne ist CARTOUCHE auch ohnehin eher ein männlicher Film - was de Broca wohl auch nicht anders kann -, der fast zur gleichen Zeit gedrehte Film DIE PRINZESSION VON CLEVE ist da für mich eindeutig ein Weiblicher), es bleibt ausgewogen, eben eine rundum Unterhaltung.
Delerue's Hauptthema ist hier mehr als gelungen,
(ohnehin möchte ich mich als Fan französischer Filmmusiken zu Historikfilmen outen: Sie erfinden die Musik nicht vollends neu, atmen den Geist der Vergangenheit, sie sind eindeutige Reminiszenzen an das Vorbild, die Zeit und ummanteln sie mit spielerischer Eleganz, die mich immer wieder verzückt)
es ist eine gelungene Mischung aus eitler Sonnenkönigmusik der Marke Lully (was ich ja liebe) und revolutionionärem Gedankengut (dieser Eindruck wird mir zumindest vermittelt), tagelang geht mir das jetzt schon nicht mehr aus dem Ohr ... merci George!
Frankreich ist und bleibt für mich die führende Filmnation Europas, in Anlehnung an Zinkoxid möchte ich sie nicht missen. Diese grande nation zeigt mir in ihrer oft von mir so empfundenen ästhetischen Idealisierung innigste Sehnsüchte auf, ein Spiegel in den ich gerne schaue. Auch wenn ich das in Cartouche gar nicht so sehr erkenne - und mich gerade deswegen frage, wieso ich mich ausgerechnet mit diesem Film als frankophil oute - , inspirierte er mich zu dieser längst überfälligen Liebeserklärung an diese Kultur. Ja ich bekomme justament mehr Lust auf diese weltfremden Ideale, die mir eine Heimat aufzeigen, die in der Realität nicht zu finden sind. Eine häufig im Leben gemachte Erfahrung.
Am Ende wird es immer moralisch: Cartouche's schwärmerische, nicht wirklich lebensfähige Verehrung einer Adligen endet in einer Tragödie und so steht der König der Diebe, - oder wie er hier auch genannt wird: - das schwarze C. am Ende mit leeren Händen da und ihm wurde etwas gestohlen, was er nie wieder bekommt. Ein nicht unwesentlicher Teil von ihm ist wohl auf ewig gestorben ... was für eine hausgemachte, selbstinszenierte Tragödie!
Für mich der erste richtige Belmondo-Film, ich muß oft schmunzeln, wenn ich den schlacksig-jungen Bebel und den späteren muskelbepackten Star sehe ... da hat jemand gewaltig aufgerüstet, aber egal, beide gefallen mir.
Und vielleicht deswegen, oder weil heute Sonntag ist, mal die Top5 meiner Lieblingsschauspieler:
1.
2.
3.
4.
Bobby Ewing vor der Southfork Ranch? Nein, please go east, dahin wo Nummer 5 besser nicht hingegangen wäre, dann hätten wir ihn womöglich länger gehabt
5. Gebt mir meine Westernklamotten zurück!
#56
Geschrieben 31. Januar 2005, 18:46
Eindeutig viel besser als eine Lohntüte!
Ein Film, der mir jetzt zum ersten mal wirklich gut gefiel. Vielleicht 2-3x zuvor gesehen und fand ihn wohl - zumindest jetzt rückblickend - langweilig ... und ich kann jeden verstehen, der dieser Meinung ist.
Nur hat mich THE MISFITS bei der letzten Sichtung erschlagen. Gut, am Tag zuvor hatte ich die Erde mit Lichtgeschwindigkeit verlassen und war zu meinem Heimatplaneten gedüst, lebte meine Illusion der Freiheit und sah die Welt durch andere Augen. Nun Stunden nach dem Aufwachen - zwar immer noch etwas durch den Wind, aber bereits spürbar auf dem Rückflug, irgendwo in der Interzone jenseits von Gut & Böse oder Tanger & New York, zwischen der auf mich wartenden normativen Zwangsrealität und meiner optimistisch-euphorischen Tralfamadore-Traumwelt - erblickte ich diese mir zumindestens gerade so vorkommende cinematographische Fata Morgana. Ein Film zur rechten Zeit und für mich ab jetzt der richtige Streifen zum Runterkommen oder Landen. (Ich sollte mir mal eine Top 5 dieser Art zusammenstellen, nur fallen mir dummerweise justament keine weiteren ein)
Denn er vollbringt trotz seiner brillant-pessimistisch eingefangenen tristen Elegie (mehr davon!!!, aber genau deswegen meinte ich er könnte andere langweilen, zumal ich der Meinung bin, daß er diese Stimmung förmlich ausweidet, ja in den zentralen Mittelpunkt stellt ... ich glaube, da spürt man eindeutig die Intention des Autors) ein seinesgleichen suchendes Kunststück. Schließlich vermag er es dennoch irgendwie (ja, ich suche gerade nach einer halbwegs logisch-plausiblen Erklärung) optimistisch rüberzukommen. Ich meinte es z.B. an der Musik auszumachen, die alles andere als (zumindest in der endgültigen Konsequenz) disharmonische, eher brückenbauende Töne anschlug, also auf Versöhnung und nicht unvereinbare Konfrontation aus zu sein schien ... und das Ende spricht eh Bände.
Dennoch haben wir hier omnipräsentiert Verzweiflung, Hoffnung, Orientierungslosigkeit und das fast zwanghafte Festhalten an Illusionen. Sie werden gel(i)ebt und bei jedem bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt als Trugbild empfunden, erkannt werden (“das ist alles besser, als für eine Lohntüte zu arbeiten” , für mich der alles auf den Punkt bringende und einige Male arg von Gable beanspruchte Spruch des Films), schließlich wird hier die ganz besonders in den USA fast schon gebetsmühlenartig eingetrichterte Freiheitsliebe & die Suche nach dem individuellen Glück hofiert ... der american dream
Auch deswegen hätte THE MISFITS, wenn er in Farbe gedreht worden wäre, einiges an Wirkung verloren ...
... verloren, das ist ohnehin eines dieser vielen Adjektive, die mir während des Films durch den Kopf schossen: desillusioniert, gebrochen, realistisch, schon mal gestorben. Der american dream wird zwar hier auch geträumt, aber er hat unübersehbare Risse, mehr ein Alptraum, dennoch ist die Bereitschaft zu(m) Träumen unumstößlich, mit der Muttermilch eingeflößt. Man fällt vom Pferd und steigt wieder auf. Hier treffen sich eine vom Leben ganz willkürlich zusammengeworfene Gruppe von Menschen, die das schon einige Male erlebt haben und bilden eine Leidensgemeinschaft, (nicht nur, aber auch) wegen der leider etwas zu kurz kommenden Thelma Ritter lasse ich mich sogar dazu hinreißen hier von einer Familie zu sprechen (PM an mich selbst: das sogern benutzte & gehörte Wort Seelenverwandter bitte von jetzt an mit LEIDENSGENOSSE ersetzen, das gefällt mir einfach besser). Eigentlich schade, daß THE MISFITS dies vernachläßigt.
Im gewissen Sinne sind sie noch naive Träumer, bei dem einen offensichtlicher, bei dem anderen muß man genauer hingucken. Aber weil zwischen Realität und diesem Wunschgebilde Welten liegen, wirkt dieses an den Traum klammern, glauben wollen wie der routinierte Griff zur Droge. Sie wollen ihre Träume (er)leben und suchen ihren mehr als verständlichen Platz im Leben, den sie vielleicht mal gefunden geglaubt zu haben. Aber das war einmal, jetzt sind sie aufgewacht ... orientierungslos? misfits?
Zuweilen kamen sie mir dann doch wie Kinder vor, die von ihren Eltern alleingelassen wurden, nach dem Motto: Ich habe Dich jetzt ins Wasser geschmissen und fang gefälligst an zu schwimmen, wenn nicht, dann bist Du selber schuld.
Marilyn bringt dieses Nichthineinpassen für mich am besten auf den Punkt, sie ist in vielerlei Hinsicht die jüngste, naivste (Montgomery Clift's Part kann diese Eigenschaft aber auch buchstabieren), ja das Nesthäkchen in dieser ungewöhnlichen Familie. Und ja ... ich möchte sie ständig - ich hätte nie gedacht das mir dieses Wort je über die Tastatur-Lippen kommen würde - KNUDDELN!!!. Sie ist einfach hinreißend und weckt bei mir Beschützerinstinkte. Ja da gab es diverse Augenblicke, wo ich sie vor dieser Scheißwelt retten wollte und ihr Bild von der Welt, ihren ganz subjektiven Elfenbeinturm vorm einstürzen bewahren wollte, das der Realität weitaus mehr voraus hat.
Ohnehin habe ich gerade so eine Phase, wo ich Idealismus, Illusionen und Naivität als Verwandte ansehe. Naivität ist für mich das Nichtkennen der Funktionsregeln der Gesellschaft. Man hat(te) seine ganz eigene Vorstellung von der Welt (ist das nicht auch eine Form von Ich-Bezogenheit?, diese Abart ist bei mir positiv besetzt, zumal sie nicht auf andere projizieren will), die der wahren Welt oft vieles voraus hat, sozusagen ein postives Vorurteil. Sie malt einfach ein viel optimistischeres Bild. Doch dann wird die eine Egozentrik von der anderen zu Fall gebracht. Auch deswegen mag ich es zu erleben, entdecken, wenn sich (ältere) Menschen in dieser ...welt Exklaven der Naivität bewahren, erhalten konnten.
Marilyn Monroe ist hier in doppelter Hinsicht perfekt: perfekt, weil sie es nicht mehr ist. Das Sexsymbol verfügt zwar noch über diesen ganz bestimmten Appeal, aber es ist nicht mehr plakativ-makellos, wenn das Pummelchen überhaupt je das Idealgewicht hatte, hier hatte sie es schon lange nicht mehr, was ich überhaupt nicht negativ gemeint haben will.
Meine Lieblingsstelle ist die Bleifußszene, wo beide zwar am selben Ort sind, aber nicht wirklich auf demselben Planeten und nicht unbedingt zur selben Zeit (beides zumindest im übertragenen Sinne):
Sie hängt am Leben, er nicht, vielleicht können sie deswegen auch kein Paar sein.
Marilyn fährt als Co-Pilot mit Eli Wallach im Auto über einen leeren, Freiheit ausdrückenden Route 66-Highway. Sie achtet mit wachsender Angst mehr auf das Momentane (die immer schnellere Fahrt von ihm und die drohende Gefahr) und er lebt eigentlich in der Vergangenheit und erzählt von seinen Bombardierungen als Flieger im Krieg, die ihn wohl ziemlich getroffen & einen Teil von ihm zerstört haben müssen. Sie wird von der Angst vor der Zukunft angetrieben, weil ihr etwas Teures in der Vergangenheit genommen wurde und womöglich glaubt es niemals wiederzufinden, sie ist zutiefst verletzt. Seine Furcht ist eine andere, wenn überhaupt, denn vor dem Kommenden hat er keine Angst, er ist bereits gestorben. Er erlebt seinen Tod immer wieder, lebt ihn förmlich (deswegen hätte ich mir auch eine Vertiefung seiner Person gewünscht, aber Miller/Huston mißbrauchen, degradieren ihn wohl eher als/zum Zuspieler)
Diese Szene ist metaphorisch sehr gelungen konstruiert.
Clift ist zu jung (für Miller?), eher ein jüngerer Bruder, oder wenn ich mir dieses Bild vergegenwärtige & an die Telefon-Mutter-Szene denke eher ein Sohn.
Er steht nicht wirklich mit beiden Beinen auf den Füßen, seine Kopfverletzung will, soll das wohl betonen.
Gable vermag es trotz seiner vorgespielten Selbstlüge (es gibt Augenblicke wo er seinen Lieblingsspruch fast mißgläubig von sich gibt) ihr den starken Rückhalt zu bieten. Sein Alter macht ihn auf den ersten Blick zu einer Art Vaterfigur ( da hat sich Miller wohl auch was dabei gedacht), aber sie passen zusammen. Daran läßt der Ablauf der Geschichte und ihr finales happy end keinen Zweifel.
Gut, die Story erweckt bei mir den Eindruck von A-Z konstruiert zu sein, alles passt auf seine Art zusammen. Ich meine auch in dem auf dieser Seite (bitte herunterscrollen) zu lesenden Interview mit Arthur Miller herauszuhören, daß er für MM tiefe Achtung empfand, weitaus mehr in ihr sah, als es die Welt bereit war und dies manifestiert sich in THE MISFITS mehr als offensichtlich. Hier sollte einem Sexsymbol eine weitere, andere Sprosse in ihrer Karriere gezimmert, ermöglicht werden ... der ernsten Schauspielerin. Sie wollte und konnte mehr ( was ihr hier beeindruckend gelingt), aber ich frage mich, ob die Welt, das Publikum, Hollywood sie nicht weiterhin auf die sie zum Star gemachte Äußerlichkeit reduzieren wollte... und sie wagte es auszubrechen, womit wir bei dem wirklich guten Titel wären...
Die Tragik, daß THE MISFITS ihr letzter (vollendeter) Film war und ihre Rolle dem wahren Wesen von Marilyn am nächsten kam, lassen den Film mir gleich noch viel größer erscheinen und umhüllen ihn mit einer ganz seltsamen Melancholie, zudem auch Gable hier zum allerletzten mal über die Leinwand flimmerte.
Clark & Marilyn: r.i.p.
Nein, THE MISFITS sollte man nach Erstansicht nicht als langweiliges-Gefühlskino-auf-amerikanisch verdammen, eine 2. oder 3. Ansicht hat er definitiv verdient. Zumindest bei mir ist er mächtig-gewaltig gewachsen. Wenn ein Film einen auf die ernste, idealistische oder spirituelle Weise beschäftigt und zu Gedankenspielen hinsichtlich ihrer Motivationen verleitet, dann rennt er bei mir offene Türen ein...
Nicht immer spricht ein Film zu mir, aber dieser tat es ... MEHR DAVON!!!
PS: An manchen Stellen liest man im Internet als Genre-Bezeichnung Western. Was ich einerseits völlig falsch finde, aber andererseits im Kontext der Story auch zynisch-sarkastisch interpretieren kann/will (genauso wie die Scheidungs-Paradies-Location Reno). Es ist schon witzig, daß hier die Cowboys nicht auf Pferden reiten, sondern sie jagen, um sie zu Hundefutter verarbeiten zu lassen. Wird da nicht der weite-Land-Freiheitsglaube&ich-bin-mein-eigener-Herr verwurstet? Heißt das nicht auch für eine Lohntüte arbeiten?
Da hat sich etwas eindeutig ausgeträumt. Wirklich scheiße, wenn einem der Schlaf mit einem Eispickel aus den Augen gekratzt wird. Eigentlich besiegt mich die Welt jede Woche mit 5:2. Echt prima ein Erdling zu sein...
#57
Geschrieben 27. März 2005, 16:14
Jetzt beim 2. mal erkenne ich so viele - zumindest für mich, da bei imdb.com ja nichts derartiges steht, außer das es sich dabei um ein Remake von SINGAPORE handelt, immer diese Städtenamen - Gemeinsamkeiten mit DEM FILM schlechthin. Weswegen ich mich mal wieder frage, oder ich zitiere lieber Ron aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens:
“Wie hohl können Leute sein!”
(Ron sagte das nicht so, als ob es eine Frage wäre, mehr eine ernüchterte Feststellung, daher das Ausrufszeichen!!!)
So offensichtlich oder ist es der Humphrey und Errol Fan in mir, der gerne solche neurotische Brücken baut, ist es doch nicht der erste Film wo es mir so ging (-> PS2).
Errol kommt in Istanbul an und setzt sich in seinem Stammlokal an seinen Stammplatz. Im Hintergrund spielt ein weltberühmter Afroamerikaner am Klavier und singt den Evergreen
“When I fall in love
it will be forever...”
Diese Zeilen bekommen dann noch viel mehr tragische Tiefe (bei diesem seichten Film ist es mir fast peinlich derartiges zu schreiben), als er - scheinbar in der Vergangenheit gefangen - da sitzt, seine Doppelbestellung (irgendein noch nie gehörter Cocktail) runterschüttet und die Kamera geht hoch zum Ventilator und wir haben eine Rückblende. Er muß sie wohl immer noch lieben, naja “it will be forever!”.
Vor Jahren hatten sie sich in Istanbul kennengelernt und drehbuchschnell verliebt. Sie verleben schöne Tage, wollen heiraten und nach PARIS ziehen. Hier verhindert die Bürokratie eine sofortige Eheschließung (6 Wochen Wartezeit). Einen Tag später ist sie (Cornell Borchers spielt hier die Deutsche aus München, die in den Kriegswirren einen traumatischen Häuserbrand erlebt hatte) spurlos nach einem FEUER!!! verschwunden. Und hier zeigt sich der Unterschied zu DEM FILM schlechthin: In Istanbul regnet es einfach zu selten, hier nicht mal einen Fingerhut voll, wäre ja auch kontraproduktiv gewesen. Das Feuer macht hier mehr als Drehbuchsinn.
Jahre später trifft er sie wieder, in seinem Stammlokal. Sie ist verheiratet und kann sich nicht an ihn erinnern. Auch nicht an das goldene Armband, das er ihr damals schenken wollte. Das Armband hat sowieso Bedeutung, vor allem wegen DEM FILM. Bekam er es doch von einem sinistren Bekannten geschenkt, mit der Bitte es einige Tage aufzubewahren, dort drinnen versteckt: Diamanten im Wert von 200.000 Dollar! Die sollte er selbstverständlich zurückgeben. Natürlich ist der Bekannte kurz darauf tot, aber das ist wirklich eine andere Geschichte. Wichtig ist nur: Am Ende steht er am Flughafen mit dem türkischen Polizisten, der ihn den ganzen Film schon genervt hatte. Sie fliegt mit ihrem Mann weg, liebt aber Errol, kann sich auch wieder erinnern. Man denkt gerade noch “Was für ein passendes Ende”, kommt mir das nicht irgendwie bekannt vor ... als der Flieger plötzlich wieder umdreht und zurückfliegt, damit Istanbul nicht zu DEM FILM wird. Einerseits ein happy end der ganz besonderen Art für den Eingeweihten, andererseits wieder so ein Standardende. Aber Errol habe ich es gegönnt.
Der türkische Polizist hatte jetzt nicht nur die Diamanten, sondern auch bei der Rückbeorderung die Hände im Spiel. Errol und Cornell können jetzt nach Paris ziehen ... ohne Trenchcoat!!!
Zu Flynn möchte ich hier nur sagen, daß er in manchen Szenen den Eindruck erweckt, nicht wirklich am Set zu sein. Was mich traurig macht, Du guckst in sein Gesicht und da ist etwas schon lange gestorben. Deswegen habe ich auch immer dieses Bild von seinem knapp 2 Jahre später aufgenommen 50. und letzten Geburtstag im Kopf ... nur noch ein paar Wochen:
Trotz aller Unoriginalität, immer gern gesehen und wenn man den Hauptdarsteller sowieso so sehr mag, dann kann einem so gut wie alles untergejubelt werden. Wirklich schlecht ist der Film nicht.
PS:
Da ich zuletzt auf eine Parallele getroffen bin, die ich am liebsten verdrängt hätte (bei dem Regisseur war es mir ja sogar bis dato gelungen) und es einfach nicht glauben will, nur über Flynn wurde so vieles geschrieben, auch falsches.
Neulich auf einer zufällig entdeckten und mir sehr suspekt erscheinenden Seite gelesen:
"A slimy Jew is trying to cheat me ... I do wish we could bring Hitler over here to teach these Isaacs a thing or two. The bastards have absolutely no business probity or honour whatsoever."
(Flynn, in a 1933 letter to German intelligence agent Hermann Erben)
Das soll jemand geschrieben haben, der später von Warner Bros. in den Olymp der Kinogeschichte gehievt wurde, nein laß das nicht wahr sein und dann das Gedankenspiel mit Howard Hawks, also warum Flynn nie mit Hawks zusammengedreht hat. Störte Hawks Flynn's Bisexualität? Ich weiß es nicht. Nur hätte er meiner Meinung nach so gut in seine Filme gepasst. Vielleicht war es dieses Schaumschlägerbild, was Bogart von Flynn hatte. Und dann soll WASP Hawks auch noch ein Antisemit gewesen sein, Jüdin Lauren Bacall äußerte sich einmal dementsprechend. Gut, es wird viel gesagt, aber Lauren Bacall würde ich blind glauben, warum soll die sich sowas ausdenken.
Das gehörte hier eigentlich nicht hin, aber es beschäftigte mich die letzten Wochen und wenn dem wirklich so wäre, dann mag ich die beiden TROTZ!!! dieser Sache. Flynn hätte ich lieber anders in Erinnerung ... auch wenn es ein Ding der Unmöglichkeit ist, so hätte ich ihn am liebsten gesehen:
"Mein Name ist Bond ..." Ja, Du Tasmane wärst für mich der ideale Bond!!!
PS2:
Bogart & Flynn Double Feature Empfehlungen:
Abenteuer in Panama & Gegen alle Flaggen
Casablanca & Istanbul
Der Malteser Falke & Schatzsucher in der Südsee
#58
Geschrieben 22. Juli 2005, 13:06
I want some easy money
Nihilistisch?
Das Davor entpuppt sich im Nachhinein als viel lohnendere Endkonstellation, obwohl das Jetzt durch den Kopf des Alfredo Garcia problemlos erfolgreich in Versuchung geführt wird einen anderen, viel lukrativeren Weg einzuschlagen. Der Pfad der Unbescheidenheit setzt die Ziele immer höher. Ein Loser sieht seine Chance und muß am Ende einsehen, daß er den wahren Schatz, also der Lohn, der sich wirklich lohnt, schon hatte und der Versuch ihn mit einem anderen, zusätzlichen aufzubessern, ja zu verheiraten, schlägt fatal fehl. Er verliert alles. Bennie ist wohl nicht der Typ, dem der Spatz in der Hand lieber zu sein scheint, als die Taube auf dem Dach. Am Ende ist seine Hand mehr als leer, nicht einmal Vogelscheiße.
Ist das die simple Moral der Geschicht? Bestimmt viel zu einfach und dachte ich nach dem Film er wäre durch und durch nihilistisch, wird er - je mehr ich über ihn nachdenke - immer moralischer. 2 Familien (die von Garcia und die, die seinen Kopf wollen), die eine könnte ich lieben, die andere hassen. Nur die mit dem ehemaligen Braten in der Röhre, bekommt am Ende was sie will und behält es über das Filmende hinaus (auch wenn ich das keineswegs positiv sehe), die anderen hatten es nur für kurze Zeit, das Ende ihres destruktiven Treibens ist ihr eigenes. Hier wird bestraft. Vieles bekommt nicht nur deswegen auch den Touch von Sinnlosigkeit. Wird hier am Ende irgendjemand wirklich belohnt (außer eben erwähnte)?
Nicht einmal ich, denn als zuweilen ziemlich gelangweilter Zuschauer erlebte ich keinerlei Momente, die mich mit der Zunge schnalzen lassen würden. Ich wurde mit Fortdauer des Films immer leerer, desinteressierter, spulte sogar einige Male vor (das werfe ich mir vor). Ich glaube ich wollte ihn einfach abhaken und das ist eine selten beschissene Herangehensweise an einen Film, das ist ihm gegenüber einfach nicht fair. Er fesselte mich nunmal nicht.
Keinerlei Coolness, aber zumindest Zynismus (das punktet bei mir immer)
Am Ende wo der Vater den Kopf bekommt und ihn nicht einmal sehen will, es könnte sonstwas drin sein, da fragt man sich, was das soll, was ist das für eine verrückte Welt? Da wurden - so zumindest Bennie - 16 Menschen getötet und der Vater ist glücklich, daß er einen Enkel hat, scheint die Geschichte, die ihn zuvor so emotional werden ließ und ohne den wir keinen Film hätten, völlig verarbeitet zu haben, auch das Geld ist ihm nicht wichtig, das hat er schon als ausgegeben und nicht mehr verfügbar abgehakt. Praktisch so als ob Bennie und er in 2 verschiedenen Zeitzonen leben, die sich nicht (mehr) synchronisieren können. Nur ändert das einfach nichts an der sich gleich erfüllenden Tragödie. Aber wohl gerade deswegen verhält sich Bennie dementsprechend unlogisch (nennen wir es menschlich) - eigentlich ist er am Ziel seiner Träume, er braucht nur mit dem Geld weglaufen, aber er hat niemand mehr, mit dem er diesen Traum teilen kann, wahrscheinlich ein Augenblick der Leere -, als ob es ihm auch nichts mehr bedeuten würde, ich will nicht mehr über Los gehen. Ach könnte ich doch zu dem Point of no return zurückgehen (von solchen Punkten gibt es einige und beim mehrmaligen Sehen wird man sich wohl immer in solchen Momenten sagen: Hätte er doch nicht), wo sie sagte, daß wir das Geld doch gar nicht brauchen und wir alles haben, was wirklich wichtig ist. Und ich habe diese Wahrheit nicht erkannt, war zu unbescheiden, nur weil da jahrelang etwas in/an mir nagte, das meinte mir hätte mehr zuzustehen.
Eine lupenreine, selbstinzenierte Tragödie, fatalistisch, pessimistisch durch und durch. Eigentlich würde ich fast schon instinktiv bei den eben gewählten Worten sofort mehr davon!!! brüllen, aber das wäre bei mir nach diesem Film ein Rohrkrepierer. Eigentlich sind die Ingredenzien doch vorhanden, die mehr vermuten lassen. Ich glaube, daß ich einen anderen Film erwartet hatte und er - dafür kann er definitiv nichts, soll ich jetzt meine Vorurteile einem, etwas anderen vorwerfen, das wäre dumm - gab es mir nicht, deswegen spulte ich vor wo geredet wurde und war auch überrascht wie wohl dosiert die Gewaltmomente waren, fast schon zu rar gesät. Diese Augenblicke erschienen mir sogar eines zu manifestieren: Rücksichtslose Verachtung vor dem Leben (anderer) - daraus wird ein moralischer Boomerang -, Raubtiere im Kolosseum fressen Raubtiere, Gladiatoren, Christinnen und was sonst noch, ach alle essen einfach drauf los, ist eben ein großes Restaurant. Oder wie Qi-Gong
(ja, dieser Angehörige dieser Jedi-Ritter, die bei mir seit kurzem so was von unten durch sind und nur noch den Spitznamen Die Schnarchnasen des Universums weg haben:
“Wieso gemerkt haben das alles wir nicht?"
Ratz weiter Yoghurt und bring nicht ständig diesen Elchkopf an der Wand zum Wackeln)
sagte: “es gibt immer einen noch größeren Fisch”
... ach egal, wir fressen uns die Speisekarte rauf und runter ... so war es immer und so wird es immer sein ... echt prima ein Mensch zu sein
Vielleicht habe ich mich jetzt in so eine Stimmung reingeschrieben, aber momentan würde ich den Film sogar als misanthropisch bezeichnen.
Der Film ist wirklich nicht schlecht, weil ungewöhnlich, lohnt wirklich eine 2. Ansicht, aber ich habe einfach keinen Bock darauf, weil er für mich wie DER SCHATZ DER SIERRA MADRE eine furztrockene Parabel über das Suchen nach dem persönlichen Glück mit tragischem Ausgang darstellt. Und als ich den Satz von Elita über ihre gemeinsame Zukunft, wobei Geld gar keine wesentliche Rolle spielt, hörte und ein sinngemäßes “Bitte kehr um, wir haben doch alles” vernahm, war mir der Ablauf der Geschichte eh schon klar und ein imaginärer Walter Huston hielt mir schon seine Wahrheit/Weisheit unter die Nase: “Ich habs dir ja gesagt wie es endet!!!”
Keine Haltepunkte für einen Romantiker wie mich (obwohl die Szenen mit Elita und Bennie bestimmt nicht zu den schwächsten des Films zählen), nichts was nach einer Wiederbelebung schreit, nada!
WENIGER DAVON!!!
Am Ende des Films könnte auch stehen, wir sind ja schließlich in Meschiekoo:
Dedicado a la peste humana
Witzig, ein paar Tage zuvor lese ich auf einer Seite, daß in dem 13 Mio.-Moloch Mexiko-City 7 Millionen arbeitlos sind und da sah ich die Szene, wo Bennie von schmierigen, auch das schnelle Geld Suchenden verfolgt wird. Die gibt es bestimmt an jeder Ecke. Im Nachhinein hätte ich mir da sozialkritische Vertiefung gewünscht. In solch einer Umgebung wird das destruktive perpetuum mobile besonders gut geölt.
Gig Young sieht in diesem Film so wunderbar ranzig-abgehalftert, heruntergekommen aus. Ich dachte erst ich hätte mich verguckt. Es hat schon etwas für sich, jemanden total gegen sein typischen Rollentypus verstoßen zu lassen, vor allem geschieht das dann noch auf so eine boshaft-sozialdarwinistische Art. Mehr davon!!!
PS:
Halt, wenn ich jetzt darüber nachdenke sind mir Filme, die mir diese Botschaft metaphorisch suggerieren, dann doch lieb. Zuallererst weil BRING MIR DEN KOPF VON ALFREDO GARCIA sich einen Scheiß drum kehrt lieb zu sein, er ist non-konformistisch, bleibt sich selbst und wohl der Philosophie eines Peckinpah - ist hier vielleicht sogar in seiner Art noch konsequenter als in anderen Werken von ihm (muß ja zugestehen, daß ich zuwenig von ihm gesehen habe) - treu... und sowas will ich nicht verdammen. Dummerweise mag ich Filme nicht ausschließlich wegen der Aussage, das gesamte Paket sollte stimmen und dazu fehlt mir hier einfach einiges.
Elita mochte ich, aber als ihr eine Vergewaltigung drohte, hatte sie sogar eine zeitlang das Etikett Flittchen bei mir weg. Nach dem Motto: Sie will es ja. Aber dann unternahm sie - nachdem ich eigentlich dachte sie würde sich ihrem Schicksal ohne Widerstand ergeben - noch einen letzten Versuch, um ihn von dieser Tat abzuhalten. Was nun daraus geworden wäre, werden wir nicht erfahren, schließlich erschießt Bennie wenige Augenblicke später beide (damit meine ich die Biker). Als er die Waffe eroberte war mir irgendwie klar, daß er beide tötet, nein töten muß. Nenn es Machomoral, aber wäre sie vergewaltigt worden und sie würden danach weiter im Auto fahren, hätte da (reine Unterstellung von mir) stets dieser Vorwurf im Raum gestanden: Du hast mich nicht beschützt, DU Waschlappen, Du bist kein Mann!
Deswegen war für mich klar, daß er die Rocker (hätte nie gedacht, daß ich mal dieses Wort benutzen würde) erschießt. Das war Bennie nicht nur seinem Spiegelbild, Stolz schuldig, auch und vor allem Elita. Dennoch glaube ich, daß Elita - wäre sie vergewaltigt worden und Bennie hätte den Schwanz eingekniffen - danach ihm keine Vorwürfe gemacht hätte, schließlich leben sie jetzt noch. Aber das etwas in Bennie genagt hätte, darauf würde ich wetten.
#59
Geschrieben 30. Juli 2005, 07:32
Tja, mit diesem Film vermag es Hawks nicht mich in einem einzigen Moment mit seinem ihm typischen und eigentlich immer gerngesehen Eigenarten zu unterhalten. Nichts hält den Film über Wasser. Das erschreckendste ist nicht nur diese von ihm ausgehende 60er Jahre Studiosynthetik, den zwar auch EIN GOLDFISCH AN DER LEINE auszeichnete, sondern vor allem die an Plattheit kaum zu überbietenden Dialoge.
Wo ist Leigh Brackett?
mag man da sonstwo in voller Verzweiflung hinausschrein. Sie werden jeder Seifenoper mehr als gerecht, da ist man manch Banalem so ungeschützt ausgesetzt, daß man fast schon Masochismusalarm auslöst.
Warum? Weil man dranbleibt, es ist eben der Hawksianer in mir, dieser gutgläubige Männertraumfreak, der sich lieber erst einmal hinterfragt, ob er nicht gerade eingenickt ist und sich das eben gehörte hoffentlich nur eingebildet, oder man aus Versehen den Kanal gewechselt und sich irgendeine Telenovela gerade auf meinen Bildschirm verirrt hat.
Träum weiter, nein!!!
Dabei hatte es Hawks doch wirklich gut gemeint, da war er wohl vor Drehbeginn auf einem Castingmarathon zwischen Holzfällerkneipen und Tankstellen hin und hergetingelt, um sie nach tollen Kerlen abzuklappern, die - wie Woody Allen es sagen würde - “ganz genau wissen wo es langgeht”. Das Resultat: Harte Milchgesichter mit Dialogerfahrung der Marke
“Warten sie, sie kriegen noch Geld raus”,
die nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch daneben ständig vor sich hinpubertieren.
James Caan, den ich in EL DORADO eigentlich immer mochte - und das bleibt auch so - wirkt hier wirklich und das ist jetzt kein konstruierter Witz auf seine Kosten, es wurde ehrlich und spontan in Realzeit empfunden-assoziiert, wie Dawson's älterer Weichei-Warmdusch-Bruder, an seinen Ohren hing weiß sonst da was. Aber das wollte ich doch gar nicht wissen, Hawks!
Er verkauft einem seinen Traum auf so erschreckend oberflächlich-ununterhaltsame Art, kein Augenzwinkern. Da fragt man sich dann doch:
Wo ist Hawks? Sind da wenigstens Hawks-Frauen?
Ja, aber sie degenerieren in meinen Augen zu stereotypen Abziehbildern, die eines nicht verhüllen können: Ihre Leere
(der Chauvie in mir möchte anfügen, dass ich mich dann wenigstens mit einer verlockenden Verpackung problemlos hätte abspeisen lassen können ... wenn eh nichts dahinter ist. Dummerweise gefallen mir die hier gecasteten Damen bis auf eine Ausnahme - sie hat ihren Höhepunkt, ihre cinematographische Sternstunde bei der “findest Du mich sexy-Szene” - überhaupt nicht.)
Die Männer sind zwar auch dementsprechend klar mit den erwartet abgedroschenen Charakterzügen versehen ( und lösen eigentlich bei jeder Gelegenheit Luschenalarm aus), aber gerade weil bei den Frauen dies mit durch und durch chauvinistischen Traummaßen, die sie zu devoten Bettvorlegern reduzieren, verknüpft wird, fällt ihr hier gezeichnetes Bild zuweilen mehr als negativ auf.
Die Frauen warten und warten ...
mal an der Rennstrecke hin und hergerissen zwischen Schmachten und Angst um ihren Liebsten, mal im Club (diese beiden Locations werden arg überbeansprucht, als ob das wirkliche Leben nur hier spielt, erstere hatte ich ja stroygegeben erwartet), wo getanzt, gesungen, geflirtet, sich ausgeheult wird und was sonst noch alles. Erst wenn die Männer kommen spielt die Musik. Geht das nur mir so?
Sie sind einfach nicht reizvoll, haben nicht wirklich einen eigenen Kopf. Ja, jetzt wird es mir klar, sie sind hier lediglich schmückendes Beiwerk, deswegen ist hier auch keinerlei Vertiefung nötig. Denke ich an Katherine Hepburn oder z.B. Paula Prentiss, fällt mir eines auf, diese unsagbar geliebte Kombination aus
Chaos, Unkonventionalität, mit der kannst Du Pferde stehlen, ein gleichberechtigter Spielpartner, im Duden steht unter ihrem Namen Gegenteil von Langeweile usw. (MEHR DAVON!!!),
wäre so gewesen als ob man einen Hochgeschwindigkeitskurs um einen Vulkan baut und man sich fragt worauf man achten soll. Das wäre hier womöglich kontraproduktiv, also haben wir so einen Typus hier nicht.
Vielleicht habe ich mich wieder zu sehr reingesteigert, aber justament kommen mir die hier gezeigten Boxenluder wie Nutten vor, die an der Rennstrecke auf den Strich gehen. Das mir dieser Eindruck vermittelt wird finde ich ärgerlich, hoffe aber mir sind eher die Pferde durchgegangen, als das es wirklich stimmt. Möglicherweise verlangte diese von mir empfundene fehlende Identität aller Frauen, diese hohle Charakterlosigkeit, ihr gezeigtes Salatbeilagendasein, ihr seid Marionetten, nein nur Zuschauer, nach einem Katalysator oder einer überzogenen Metapher.
Alle Personen sind eigentlich wie der Film: oberflächlich, langweilig, uncool, dumm, aber am schlimmsten ohne Charme, Humor, Leichtigkeit.
Der bislang schlechteste Film von Hawks. Witzigerweise wurde ich bei ihm wegen ähnlicher Konstellation (schwarz-weiß-aufs simpelste reduziert-Modus an: Männer sind draußen in Gefahr und die Frauen warten drinnen) an den von mir bislang als schlechtesten eingestuften ONLY ANGELS HAVE WINGS (auch wenn Cinemania ihn als quintessentiell bezeichnet) erinnert. Den hat er jetzt problemlos überholt.
PS: Nächsten Mittwoch läuft um 20.15 zufällig GRAND PRIX, der nach eben bereits erwähnter Filmdatenbank schlechter als RED LINE 7000 sein soll.
Das wird überprüft!!!
Pferdestärke 2: Ich merke, dass ich immer mehr eine Aversion gegen den französischen Akzent entwickle. Bis jetzt hatten die ja bei mir immer keinerlei
Räschte, nur diesen schräckliechenn Akzong, jetzt höre ich immer nur assoziativ: der so schön att geprickelt.
Wenigstens hat die Dame hier ihre Frauen-hinterm-Steuer-Szene und sie macht ihre Sache gut, noch Versöhnlicheres bietet der Film nicht.
#60
Geschrieben 03. September 2005, 16:50
Ich nehme alles zurück, was ich kurz im letzten Eintrag erwähnt habe: Dieser Film ist durch und durch Hawks und ohne wenn und aber quintessentiell!!!
Vielleicht lag es daran, daß ich den Cary Grant der 30er Jahre eigentlich nie gerne in Abenteuerfilmen gesehen habe. Denke ich da an Gunga Din empfand ich Grant deplaziert, ich nahm ihm einfach nicht den coolen Helden ab. Metaphorisch gesprochen ging er da in eine Bar, bestellte sich ein Glas warme Milch und schüttete es wie einen Whiskey mit Eis runter, aber das nahm ich Dir nicht ab, Archie Leach ... Du Milchbart!!!
Dieses Vorurteil hatte ich wohl in meiner simplifizierenden Denkweise rückblickend Only Angels Have Wings auch angedichtet. Die ersten Minuten dieser Drittansicht konnten mich zwar noch bestätigen - Cary Grant mit einem viel zu großen, weißen Hut in Klamotten, die ihm irgendwie nicht gewachsen zu sein schienen, zudem dachte ich mir dann, dem Grant der 50er hätte ich diese Rolle eher abgenommen -, aber dann kamen die typischen Hawksszenarien, -situtationen, -ingredenzien und -charaktere zum Tragen, die mich letztlich vollends beschämten, ob meiner vorigen Meinung. Vielleicht Hawks´ erster Abenteuerfilm dieser unnachahmlichen Art (ja, eben quintessentiell).
Flaschen können zuweilen bei Hawks zum Problem werden
Frauen kommen als von Hawks gern genutztes Stilmittel zum Einsatz und erweisen sich als zusätzliches Konfliktpotential in einer ohnehin schon gefährlichen Umgebung. Da brennt es eigentlich an allen Ecken, hier herrscht überall Hatari und dem weiblichen Geschlecht wird noch eine andere, katalytische Aufgabe zuteil, die man auch als eine Art Befruchtung sehen kann, natürlich aus einer gänzlich heroisch-maskulinen Perspektive:
Sie forcieren die Männer das zu sein, was sie am besten können und wenn sie es bis dato nicht waren, werden sie es fortan sein - gut in dem, was man tut - oder sie sind bald ein nicht unwesentlicher Bestandteil von Erdmöbeln ... dazwischen gibt es nichts. Noch nie habe ich es so erlebt, gesehen, aber hier wird von Hawks dermaßen sozialdarwinistisch gesiebt und die Spreu vom Weizen getrennt ... und das in einer Konsequenz, die mir bis dato gar nicht so extrem aufgefallen war. Je mehr ich darüber nachdenke kommt dies einer Huldigung von Professionalität gleich.
Interessanterweise ist dies am Anfang des Films noch nicht eindeutig der Fall, hier erfährt der von Grant gespielte Charakter einen Wandel, oder ich ließ mich zunächst von dem eingeschworenen-Haufen-Geist blenden, der derartige Disharmonien zwischen Freundschaft und Beruf, Profession nicht wahrhaben, zulassen wollte.
Erst als Grant Thomas Mitchell wegen drohender Blindheit das Fliegen verbietet,
(gerngesehene Szene des Films: Grant mußte ihn zumindest in der Funktion Pilot feuern, der in seiner Ehre tief Gekränkte hat bereits das Büro verlassen, Cary tritt einen völlig unbeteiligten, ja unschuldigen Stuhl durchs Zimmer, das hat er nicht gerne gemacht. Genau das macht seinen Job zuweilen so unangenehm, aber er ist in der Zwickmühle zwischen den justament sich als kontraproduktiv herausstellenden Interessen Freundschaft und Arbeit. Als Chef kann er sich so etwas nicht - mehr? - leisten. Aber vor so eine Wahl will er nicht stehen, aber er muß.)
meine ich eine wirkliche Veränderung zu bemerken ... in der Konsequenz.
Schuld daran ist der Arschkartenzieher, der in Ungande Gefallene, dessen Ruf gelitten hat und sich deswegen einen neuen Namen zugelegt hat. Er bekommt hier sogar eine zweite Chance, um sich zu beweisen (da gibt es genügend storybedingte Cliffhanger) und somit fester Bestandteil der Gruppe zu werden.
Das er dabei auch noch Grant's Ex-Geliebte mit im Ehe-Schlepptau hat, gibt der Szenerie noch zusätzliche Würze, aber im Endeffekt ist es eigentlich von Anfang an - daran läßt der Film imo keinen Zweifel - ein Ablenkungsmanöver, wovon sich meine klischeekonditionierte Erwartungshaltung à la ménage à trois vollends ins Bockshorn jagen ließ. Mehr davon!
(Gerade frage ich mich, ob überhaupt in einem anderen Hawksfilm, die Frau auftaucht, die ihn zu dem machte was er jetzt ist, bzw. sein Bild von Frauen dermaßen negativ besetzte - ich glaube auch deswegen muß Hawks Casablanca so sehr erschlagen haben -. Fällt mir momentan kein anderer ein, in einigen wird diese besagte Dame, dem der Protagonist seine hohe Meinung von Frauen verdankt, nur erwähnt.)
Der von Richard Barthelmess extrem nüchtern gespielte Charakter wird förmlich in das Schema Professionalität hineingepresst, er erfüllt auch eine katalytische Funktion für Grant. Barthelmess´ Vergangenheit, Außenseiterposition bewirken bei Grant endgültig Prozesse des Umdenkens. Der von allen Geschnittene macht, fliegt alles, landet an der wohl kürzesten Landestelle der Filmgeschichte und bleibt dabei stoisch-cool. Angst kann er sich nicht mehr leisten, denn sonst hätte er nichts mehr, die Liebe von Rita Hayworth könnte er sich dann auch abschminken.
Wer nun einen Nitrogylzerintransport wegen zu viel Gefahr ablehnt wird entlassen. Grant kann das jetzt tun, weil er jemanden hat, der ihm emotional gleichgültig, unsympathisch ist und deswegen auch nicht bei einem tödlichen Absturz in Trauer fallen lassen würde (da gibt es z.B. dieses Spielchen von dem abgestürzten, nun toten Freund, wie kommt man damit klar, wie kann man das verarbeiten? Er hat nie existiert!!! Wer? Von wem redest Du? Kenne ich nicht! In Wing Commander wurde das weitergesponnen). Aber so was flößt dennoch Respekt, Bewunderung ein. Nein, den kann man nicht hassen.
Ab jetzt sind nur noch Profis am Werk, die wissen, daß sie heute sterben können und das hört nicht auf, das wird immer so sein. Aber sie machen weiter, das ist ihr Job und den machen sie gut. Sie müssen weiter dem Tod in die Augen blicken und in den Spiegel gucken können. Nein, das muß ein
Natürlich wollen die Frauen die Männer lieber zu Hause in ihren Höhlen haben und das ist eine ständige Zerreißprobe, vor allem, wenn man den Geliebten mit einer Pistole daran hindern will, das zu tun, was er tun muß - 2. Szene wo ich wieder an den 4 Jahre später gedrehten Casablanca erinnert wurde.
Aber ein Flieger lebt nicht von der Luft allein, da muß es doch noch einen Grund geben zu Landen, oder sonstwo auf die Piste zu gehen.
Onyl Angels Have Wings gefiel mir, aber herausragend ist er definitiv nicht. Die Frauen sind hier eher rudimentär-chauvinistische Mittel-zum-Zweck-Wunschvorstellungen. Auf eine erschreckende Art männlich-einseitig, Weiber sind zweitrangige Nur-Zuspieler. Was mir in diesem Film aber nicht so negativ mißfiel wie bei RED LINE 7000, hat er doch Augenblicke die mich eindeutig gnädiger stimmen.
Die Mischung erweist sich zwar als hawks-archetypisch, aber woanders gelang das eindeutig besser. So sehe ich in ihm eine erste Stilübung, die Hawks später zur Perfektion weiterentwickelte...
Positiv fällt, wie eigentlich so oft, die unverkrampfte Art auf, wie geredet, gehandelt wird, sehr direkt, alles Vakante, was zwischen einem steht wird offengelegt, da wird nichts bis auf literweise Whiskey oder Kaffee runtergeschluckt, eigentlich immer auf Augenhöhe, authentisch, durch alle diese Faktoren irgendwie - auch wenn ich das folgende Adjektiv zwar passend aber dennoch diskutabel finde - ehrlich und davon kann ich nicht genug kriegen. Das macht das Besondere bei Hawks aus, neben den bereits bekannten Attributen...
PS: Die Szene am Ende mit dem Schicksalsmünzwurf - die gemeinsame Zukunft von Grant und Arthur-, die mehr sagt als tausend Worte, wo Grant auf eine spielerische Weise das Gesicht wahren kann - natürlich aus einer gänzlich männlichen Perspektive - und nicht so einen Schnarchnasensatz wie “Ich liebe Dich, bitte bleibe hier” verzapft, die liebe ich. Er kennt die Besonderheiten dieses Geldstücks, der Zuschauer auch und Jean Arthur kommt als letzte auf den Trichter...
Meine momentane Hawks Top 5:
Hatari
The Big Sleep
Leoparden küßt man nicht
El Dorado
Ein Goldfisch an der Leine
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