Zathura – Abenteuer im Weltraum (Jon Favreau, USA 2005), 98 Min.
"Jungens, es gibt Tage … an denen müsst ihr auf einmal erwachsen sein!"
Der letzte Unbekannte von den Vieren (
Herr der Diebe, Eine zauberhafte Nanny & Der König von Narnia), die ich vergangenes Jahr bei
Harry Potter und der Feuerkelch in der Vorschau sah und damals spontan-unreflektiert als
auf-der-Suche-nach-noch-mehr-Geld-Fahrwasserbegleiterscheinungen des jungen Zauberers abtat.
Bis auf
Herr der Diebe – für mich ganz und gar ein reiner Kinderfilm, weil er mich ausschloss, zwar nicht so extrem wie bei
Sharkboy und Lavagirl erlebt, dort wurde der primären Zielgruppe noch mehr Zucker gegeben und mir war nur schlecht, dennoch bewunderte ich Rodriguez Fähigkeit nach
Spy Kids noch kindgerecht-tiefer gehen zu können – konnte der kleine Junge in mir, den ich nie sterben sehen wollte, zum Leben erweckt werden.
Nur bei
Zathura geben sich bestimmte nostalgische Sehnsüchte und Erfahrungen die Klinke in die Hand.
Jumanji, den ich zur Erstansicht dieses Streifens noch nicht kannte,
spielt auf der Erde, der andere im Weltraum. Logisch wofür ich mich entschieden hätte, wäre ich je vor eine Wahl gestellt worden. So danke ich dem puren Zufall, dass er sich meinem
Filmvorlieben-Geschmack beugte und ich durch Nichtkenntnis des Originals keine Vergleiche ziehen konnte.
Unvorbereitet-unvorbelastet prasselten also die Ereignisse dieses
kindlichen Wunschtraums auf mich ein, dessen
neurotisch-kathartische Züge mir allmählich bewusst wurden. Ein Spiel macht reinen Tisch und fegt jedwede brüderlichen Dissonanzen hinfort, aber definitiv unfreiwillig – Zathura ist zur Änderung des Status quo nötig -, als aus einer inneren Erkenntnis entspringend.
(Danny will mal wieder mit Walter spielen, der es zwar verbal ablehnt, aber dennoch – inkonsequenterweise & ziemlich demotiviert – den Ball zurückwirft, bis er von Danny am Kopf getroffen wird … das ruft eine wohl zigmal zwischen den beiden erlebte Reaktion auf den Plan und kramt in mir kopfnickend-belustigte Déjà-vu's hervor. Ganz so witzig muss das dann aber auch nicht immer sein. Tja, wenn man einen ebenso 4 Jahre älteren Bruder hat, ist das hinsichtlich der Kräfteverhältnisse eine in die Wiege gelegte Arschkarte. Allerdings gibt es noch weitaus drastischere Konsequenzen als im Speiselift in einen dunklen Keller runtergelassen zu werden, zumal es sich nicht um den aus
Das Haus an der Friedhofsmauer handelt.)
Das Spiel erweist sich hier sogar als ein ungewöhnlicher Katalysator,
Pakt-Bruder Danny's familiärer Idealvorstellungen. Er beginnt Zathura und bringt es zu Ende. Gut, ein anderer hätte es eh nicht (mehr) gespielt,
die Verpackung zu langweilig, mega öde, Babykram eben. Aber das ist auch eine Sache der Phantasie und Danny's drittes Auge noch nicht erblindet. Fast könnte man meinen er würde es intuitiv bedauern, dass irgendwann einmal bei seinen Geschwistern ein gewisser
Snake-Plissken-Effekt einsetzte, der sie von ihm trennt, ihn ausschließt.
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Warum mussten die auch die Korken von den Gabeln entfernen...
(Mittels seiner Imagination hätte Zathura, wäre es ein stinknormales Spiel, auch in seinem Kopf genauso ablaufen können, aus Zathura wäre mehr geworden, im positiven Sinne
Ernst. Diesem subjektiv empfundenen Königstrumpf der Kindheit setzt der Film ein
Denkmal, zudem man im Leben vieles vergisst, Erinnerungen und Sichtweisen verliert.)
Aber so fordert Zathura's omnipräsente Neurotik alle im Haus Befindlichen dazu auf mitzuziehen, sie haben keine Wahl, sie werden förmlich in
Danny's Welt hineingezogen. Man muss sich mit ihm befassen und kann ihn nicht mehr links liegen lassen,
Danny rules!:
Der Astronaut:
"Er ist der Boss hier!"
Auf die Spitze getrieben wird dies in dem Moment wo Danny sich etwas zu essen machen will. Für Walter ein wiederholtes
Baby-Outing:
„Es gibt im Weltraum kein Wasser, Dummerchen!“
Die (Spiel)Realität sieht aber anders aus, genauso beim Gasherd. Hier herrschen andere (physikalische) Gesetze, deren Logik sich dem jüngsten am ehesten erschließt oder seiner Neurotik beugt. Der Naivste,
der Säugling behält / bekommt recht, was Danny aus emanzipatorischen Gründen gut
zuspielt.
Die daraus resultierenden, von omnipräsenten Eifersüchteleien, Vorwürfen geprägten Interaktionen führen über Konfrontation, Dialog, einigen dramatischen Zuspitzungen zur finalen, therapeutisch erfolgreichen Geschwisterzusammenführung. Wieder einmal erwies sich ein externer Feind als nützliche Hilfe zum Erlangen der zusammenschweißenden Verwandtschaftsharmonie.
„Manche Spiele kann man nicht alleine spielen“… vor allem, wenn aus ihnen (realer) Ernst wird.
Die 3 Geschwister leb(t)en eigentlich in 3 Welten, das werden sie zwangsläufig auch weiterhin tun, aber vielleicht schuf diese nicht alltägliche Erfahrung einen Ort der Gemeinsamkeit genannt Familie…
Noch 1, 2 Gedanken zum Film:
Walter's Irrationalität, zuweilen unlogisches Handeln, zeigen mir mal wieder, wie unwichtig mir das biologische Alter eigentlich ist, über Reife möchte ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen.
(wie oft habe ich es schon metaphorisch erlebt, ein 18-jähriger Abiturient sagt zu einem kleinen Knirps mit Schultüte in den Armen:
Schäm Dich, hast noch nicht mal Abitur, Baby! Wie kann man nur so kurzsichtig, vergesslich und verständnislos sein, von Intelligenz ganz zu schweigen. Wer hier das
Dummerchen-Diplom überreicht bekommt, brauche ich nicht noch zu betonen. Alle älteren Geschwister verhalten sich hier auch so gegenüber den jüngeren.
![:D](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/biggrin.gif)
Auch wenn Walter zuweilen einen für Danny bestimmten Satz mit einem mir grad ziemlich paradox vorkommenden
"Alter" beendet)
Aber gerade diese zutiefst unterhaltsamen Verhaltenweisen ließen mich manchmal schmunzeln:
Danny hat gerade durch seinen Zug ihre gemeinsame Schwester Lisa
cryostatisiert. Die nun reglose – anderswo hier so genannte – Schaufensterpuppe will Walter retten. Er rennt aus dem Badezimmer. Gut, ich bin ein Gefangener meiner subjektiven Erwartungshaltungen, aber ich dachte, er würde nun die nächste Runde im Spiel einleiten, den Schlüssel drehen. Nein, er kommt mit einem spontan aus Feuerzeug und Spraydose
konglomerierten Flammenwerfer zurück. Herrlich! Danny verhält sich da viel besonnener und bewahrt die
Augenfetischistin vor einigen irreperablen Derangiertheiten.
Oder: Die
make a wish as it passes-Karte zieht Walter zweimal, das Ende des Spiels, welches er so oft betonte herbeizusehnen, wünscht er sich nicht, stattdessen einen handsignierten Football. Sein zweiter Wunsch erweist sich aber als weise Wahl.
Ich habe den Film mittlerweile so/zu oft gesehen, dass ich mich sogar dabei ertappe, den aberwitzigsten, dümmsten Gedankenspielen zu erliegen:
Walter spuckt in den Weltraum, um
sich später umgewandelt – durch die seltsame Macht des Spiels verursacht? - als sein 15 Jahre älteres Selbst oder mahnendes Über-Ich aus der Zukunft in Form eines Astronauten zu rematerialisieren?
![Eingefügtes Bild](http://img172.imageshack.us/img172/3676/iseeme2is6.jpg)
Walter's ungewöhnliches Tête-à-tête mit seinem älteren Selbst
(Ich glaube) Danny erkennt in dem Astronauten instinktiv-intuitiv, aber unbewusst Walter, auch deswegen kann er ihn nicht wegschicken, zumal er die eigentlichen Brüder zeitweilig vom
Zorgon-Problem befreite … allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt wo Lisa wieder auftau(ch)t. Und was ist ihre erste Beobachtung nach dem Kälteschlaf? Sie friert und meint in der absichtlich von Walter runtergefahrenen Heizung den Grund dafür ausgemacht zu haben ... also alles retour.
Das lockt wieder thermophile Echsen an.
Die beiden Brüder wurden wegen dem erneuten Angriff von dem Astronauten dazu angehalten in der Küche kräftig Feuer zu machen. Lisa musste vielleicht gerade durch einen wahrgenommenen verbrannten Geruch an den Spruch ihres Vaters denken:
"Pass auf, dass die Kinder nicht das Haus abfackeln."
(Zuvor hatten sie schon vergeblich versucht, Lisa davon überzeugen, dass sie im Weltraum sind, sich in einem ziemlich willkürlichen Spiel befinden. Lisa sah zwar den als Beweis herangezogenen Nachthimmel, konnte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht über den Fenster- und den
abendlichen Date-Tellerrand hinausschauen und
hechtete hektisch in ihr Badezimmer, um sich noch pünktlich
abschleppen lassen zu können, ich sollte mir wirklich mal den von ihr in diesem Zusammenhang genannten
13 ansehen.)
Lisa lebt noch völlig in ihrer Welt, wähnt sich auf der Erde, kennt Zathura nicht, ist ein selbstverständliches Opfer ihrer Wahrnehmungen & Fixierungen, betritt nun diese infernale Szenerie, handelt eigentlich völlig logisch und scheißt ihre
Baby-Verwandten gouvernantenhaft zusammen. Die stürmen überglücklich auf sie zu und erfreuen sich an ihrem
vitalen Zustand.
Auf eine seltsame Weise gehen Danny und DER ASTRONAUT eine Allianz gegen Walter ein, definitiv positiv, aber von Außen befruchtend, der innere Prozess bedarf eines unangenehmen Katalysators genannt Scham und Schuldgefühl. Ohne seinen Verbündeten hätte Danny wahrscheinlich seinen Bruder nicht so sehr für sich einnehmen können. Diese neue Konstellation der Harmonie lässt Danny sogar über das Ziel hinausschießen, eine gewisse Egozentrik gedeihen, oder ich ließ mich von einer völlig logischen Reaktion blenden, Danny skeptisch:
"Du hast dir gewünscht ich wär doppelt?"
"Nein, ich … der Astronaut sollte seinen Bruder zurückkriegen.“
(den er vor 15 Jahren
dank der Macht von Zathura verschwinden ließ, die Zahl 15 kommt noch einmal vor, manchmal habe ich sogar die Vermutung das Spiel Zathura verfügt über eine künstliche Intelligenz oder ist nichts anderes als eine
Projektions-Exklave Danny's.)
Diese kuriosen, definitiv nicht rar gesäten Absurditäten münden in einer unterhaltsamen Situationskomik, die sich auch aus der Diskrepanz unterschiedlicher Sichtweisen, Wahrnehmungen und Erwartungshaltungen ergeben, zumal sie Sinn machen. Eine Zweitsichtung erweitert da noch das Interpretationsspektrum und erweist sich als lohende Vertiefung … das Bild wird schärfer. Dieses phantastische Sujet bietet
spielerisches Vergnügen, lang nicht mehr erlebtes Amüsement³. Seinem faszinierenden Sog konnte, wollte ich mich nicht entziehen. MEHR DAVON!!!
Ach ich wünschte ich könnte diesen Film noch mal zum ersten Mal sehen.
Zathura – Abenteuer im Weltraum stieß sperrangelweit ein Tor in die Vergangenheit auf, die damit einhergehenden Erinnerungen schnappte ich zumeist dankbar auf…
PS: Da scheinbar die Macher dieses Fahrrad so sehr lieben und für exzessiv zeigenswert erachten, ziehe ich solidarisch nach:
Hat man es bis hier überhaupt geschafft, vergegenwärtigt sich das so eben gelesene und das nun kommende, ist ein gewisser Widerspruch nicht von der Hand zu weisen. Wie so oft: Da gefällt mir in einem Film etwas was ich bei einem anderen schlecht finde, verdamme. Das ist definitiv nicht fair, aber - diese Frage stelle ich mir oft – erklärt sich wohl zu allererst durch eine gewisse, nicht abzuschüttelnde
Rezeptionseinsamkeit, subjektiv-individuelle, launische Verzicktheiten, persönliche Fixierungen genannt Charakter...
Natürlich wusste ich wie
Zathura ausgeht, er ist so was von (moralisch) vorhersehbar, die Musik stammt auch aus der Fabrik (hört sich zeitweilig wie aufgewärmtes
Galaxy Quest an), nur bot er mir etwas an, was ich dankend ergriff, meine Phantasie wurde beflügelt. Der Folgende erwies sich in dieser Hinsicht als zutiefst
haltlos:
Sky High (Mike Mitchell, USA 2005), 96 Min.
Ein wenig originelles Kaleidoskop-rip-off vieler in den letzten 5 Jahren gesehener Fantasy-Filme mit (Super)Helden.
Die Unglaublichen, Spy Kids, X-Men, Harry Potter und ein koreanischer Film fallen mir spontan ein. Dummerweise dachte ich jetzt sofort 10 dieser Sorte nennen zu können, was andererseits anbetracht ihrer
Sequel-Seeligkeit dann doch stimmt.
Trotz seiner klischeehaften
Abnudelung diverser vorhersehbarer Handlungsstränge & zu erwartenden Situationen, die dann in einem moralingesäuert, pädagogisch wertvollen Finale münden,
![:rolleyes:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/rolleyes.gif)
Walt Disney eben, vermochte es
Sky High mich dennoch zu unterhalten … für solche Streifen werde ich wohl nie zu alt. Gleiches gilt wahrscheinlich für Kurt Russell, dessen unzählige Jahrzehnte ruhende Reaktivierungs-Klausel in seinem alten Mickey-Mouse-Vertrag nun griff…
Nur gibt es Filme, die sich nach der zwar ungelangweilten Betrachtung in der Rückschau immer mehr entleeren und ich mich nun mal wieder frage – nicht ob ich Lust verspüre ihn mir noch mal anzusehen, nein, bitte nicht!!! -, was da in diesem ehemals möblierten Raum jetzt überhaupt noch steht?
Nicht viel … eine erfüllte Erwartungshaltung allemal, die sich aber eher einem bewusst-kalkulierten Produkt und seiner damit einhergehenden Standard-Konditionierung beugt. Diese Form
externer Neurotik nenne ich einfach Durchschnittsware.
Wenn dann aber noch aus anderen Gründen der Berechenbarkeit versucht wird aus einer Modeerscheinung Kapital zu schlagen, ohne nur im Entferntesten dem etwas entgegenzusetzen, was
es – bei solchen Fabrikkreationen passend – von anderen unterscheidet, das Besondere, das Spezielle, die Originalität wird erst gar nicht gesucht, der Einheitsbrei reicht, was sollen wir riskieren, (lass uns lieber ein Sequel machen), wenn wir auf ganz simple, unangestrengte Weise Geld machen können, Hauptsache der Rubel rollt.
Solche Filme wird es immer geben … und ich nehme es den Machern ja gar nicht übel, nichts ist schöner als leicht verdiente Dollar, es ist schließlich euer Geld und das wollt ihr nicht aus dem Fenster werfen, die Investition in die Zukunft sollte zumindest den Einsatz einspielen … kann ich schon verstehen.
“Money talks,
bullshit walks”
wäre ein perfektes Fazit.
Das ist gemein?
![:kramo:](http://www.filmforen.de/public/style_emoticons/default/kramo.gif)
Das ist
Bambi auf seine Art auch!