Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen
#121
Geschrieben 16. September 2004, 20:34
Ob dieser Film nun eine Comic-Strip-Verfilmung war, habe ich nicht herausbekommen, aber er unterscheidet sich nicht wesentlich von vergleichbaren Werken der letzten Jahre: Fetzige Action, grelle Bilder, Stakkatoschnitt. Wäre er eine Comic-Verfilmung, könnte ich nur mutmaßen, ob er Kennern der Vorlage gefällt. Mir gefiel er auf jeden Fall nicht...
Zusammenfassen könnte man den Film in etwa so: Werwölfe und Vampire hauen einander auf die Mütze in einem Neun-Inch-Nagel-Rockvideo. Die anämischen Bleichgesichter verbindet mit den Lykanern (wie sie hier genannt werden) eine seit Jahrhunderten andauernde Feindschaft. Der lykanische Historienheld Lucian ist einst mit der Tochter vom Vampirgrafen Victor („Wo ist der Vektor, Victor?“) durchgebrannt, was in Tod und Mordschlag resultierte. Irgendwie gerät ein Mensch namens Michael in diesen Zwist hinein. Eine bleiche Vampirtussi verliebt sich in ihn. Dann werden alle gebissen, von Vampiren, von Werwölfen, vom wilden Affen...
Bereits beim matrixigen Anfang ächzte ich laut und vernehmlich, denn ich ahnte, daß mich der Film intellektuell überfordern würde. Durch die Handlung hindurchzukommen, war angesichts des visuellen Overkills ein fast aussichtsloses Unterfangen, zumal mir die Charaktere komplett am Po vorbeigingen. Bestimmt gibt es viele Gruftinen im gerade gebärfähigen Alter, die aussehen wollen wie Kate Beckinsale in diesem Film, aufgezottelt als Gothic-Hascherl aus dem Versandhauskatalog, feat. geile Lackweste, die tierisch unbequem aussieht. Darstellerisch ist das ohnehin eher „Geht so“, aber was an Dialogen gereicht wird, ist sehr schlicht. Der einzige Satz, der mir im Gedächtnis haften geblieben ist, stammt vom frisch wiedererweckten Victor: „Was ist das für ein Radau?“ Korrekt, denn selbst die kleinste Handbewegung wird mit posigen Geräuscheffekten versehen, die den Film insgesamt eher wie ein Videospiel wirken lassen.
Obendrein völlig humorlos, das Ganze. Für mich war der Film 2 Stunden zu lang. Gotische Entengrütze.
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#122
Geschrieben 24. September 2004, 13:31
Es ist sehr lange her, seit ich Philip Ridleys Debüt THE REFLECTING SKIN (SCHREI IN DER STILLE) gesehen habe. So ist es mir leider nicht möglich, seinen 1995 entstandenen Nachfolger THE PASSION OF DARKLY NOON mit ihm zu vergleichen. Schade eigentlich, denn der Brite Philip Ridley - seines Zeichens erfolgreicher Autor von Romanen, Theaterstücken und Kinderbüchern - nimmt seine Geschichte sehr ernst. Vieles wirkt persönlich und tief empfunden, und wenn auch für mich nicht alles den richtigen Ton getroffen hat, so bin ich doch einigermaßen beeindruckt. Erwartet habe ich ein ziemliches Disaster, da THE PASSION OF DARKLY NOON nach dem vielfach beachteten Erstling von der Kritik unbarmherzig behandelt wurde. Aber man muß ja nicht alles glauben, was da so geschrieben steht...
Die Geschichte handelt von einem zerfleddert aussehenden jungen Mann, der eines Tages auf einer Waldstraße aufgelesen wird. Bei der Familie von Callie und ihrem stummen Gatten Clay, die hier fernab des Stadtgedrängels leben, findet er ein neues Zuhause. Wie sich erweist, ist Darkly Noon - so der ungewöhnliche Name des jungen Mannes - von religiösen Fundamentalisten erzogen worden, die ihn konsequent von der sündigen Welt abgeschottet haben. Nach der Ermordung seiner Eltern ist er nun ganz allein und kann die Quasi-Adoption durch Callie und Clay gut gebrauchen. Leider gefällt ihm Callie ein bißchen zu gut, und was sich da an Lust, Angst und Aggression entwickelt, begehrt schließlich um Auslaß...
THE PASSION OF DARKLY NOON ist ein sehr ruhig erzähltes Personendrama, das einen zutiefst gestörten Menschen mit einem jungen Paar zusammenwürfelt, das einige düstere Episoden überwunden hat, um sich schließlich mit dem Leben zu arrangieren. Das menschliche Problemgeflecht, das sich aus dem Eintreffen des "Fremdkörpers" ergibt, findet statt vor dem Hintergrund der bukolischen Natur, und da der Film deutsch koproduziert wurde, kriegen wir sächsische Wälder satt zu sehen... Zum Glück verkneift sich Ridley den naheliegenden Ansatz, Darkly Noon (gut gespielt von einem sehr jungen Brendan Fraser) als einen der üblichen augenrollenden Psychodeppen zu etablieren, die einem in schlechten Filmen gerne als religiöse Spinner offeriert werden. Vielmehr ist der junge Mann praktisch ein Kind, unschuldig, unbeleckt von der Welt, und sein gehemmtes Gestammele weckt bei Callie mütterliche Gefühle. Hatte es mir bei Mark Romaneks ONE-HOUR PHOTO so gut gefallen, daß der Film eben nicht die Route des STEPFATHER-Horrorthrillers einschlug, so arbeitet DARKLY NOON auf ähnliche Weise. Die einzige Ausnahme ist der zu erwartende grausige Höhepunkt, aber auch hier hält sich Ridley vergleichsweise zurück. Ob man den poetischen Motiven, mit denen er die tragischen Ereignisse illustriert, etwas abgewinnen kann, ist sicherlich Ansichtssache, aber mir hat's gefallen.
Fazit: Bitte keinen Thriller erwarten! Wer sich für Kammerspiele um Sex und religiösen Wahn begeistern kann, darf aber durchaus ein sündiges Auge riskieren...
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#123
Geschrieben 28. September 2004, 16:06
Diesen Film habe ich mir wider besseres Wissen ausgeliehen, da eine ordentliche Besetzung lockte.
Ein junges Pärchen (fade, aber nett) zieht in ein Haus in der Vorstadt. Alles ist sauber, brav und anständig. Nur der Nachbar nebenan macht Mucken.
James Russo: Redneck from hell, Waffennarr, Frauenschläger, in krumme Geschäfte verwickelt. Mag bei Weibern keine Fisimatenten. Hat gute Freunde in einflußreichen Positionen. Russo ist der einzige, der noch einigermaßen gut wegkommt, da die Psycho-Bösewichter ja immer dankbare Rollen sind. Schade nur, daß Russo seit EXTREMITIES auf diese Sparte festgelegt ist. Ausnahmen wie Buddy Giovinazzos hervorragender UNTER BRÜDERN sind leider viel zu selten. Hier sieht er aus wie James Ellroy, schiebt sein Gesicht unzählige Male drohend ins Bild und kuckt grimmig. Im Grunde genommen wird er herzhaft verschwendet.
Theresa Russell: Unterwürfiges Weibchen, seine Stella für die ENDSTATION SEHNSUCHT-Routine. Hübsche Frau; wird auch mit 60 noch sehr attraktiv aussehen. Ihre Rolle ist - wie alle Rollen im Film - komplett von der Stange und eindimensional.
Sean Young: Komplett sinnlose Nebenrolle - was macht die da eigentlich?
Frederic Forrest: Spielt den Bullenfreund von Russo und sieht aus wie ein Hausmeister an einer Gesamtschule.
Fazit: Ich breche Filme selten vorher ab, aber bei diesem flachen und komplett vorhersehbaren Thrillerdrama war mir meine Zeit irgendwann zu schade. Ach ja: Der Regisseur ist Joey Travolta, ein Sproß der großen Travolta-Familie...
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#124
Geschrieben 28. September 2004, 16:24
Warum nicht gleich "Wenn der Glöckner zweimal bimmelt"?
Unspektakulärer, aber spannender und exzellent fotografierter Thriller mit Horrortouch, in dem es um einen jungen Bildhauer geht, der ungewollt in die Fußstapfen seines Vaters treten muß. Während es normalerweise immer eine arge Belastung darstellt, wenn Kinder berühmter Eltern mit der Reputation ihrer Erzeuger in Wettstreit treten, so liegt der Fall hier noch komplizierter: Jacobos Vater war zwar genial, aber ein brutaler und selbstsüchtiger Patron. In einer schicksalsschweren Nacht greift Mama zur Waffe, bläst dem fiesen Pappich den Bregen raus und fällt selbst in geistige Umnachtung. Nach 15 Jahren kehrt der Sohnematz an die Stätte der Familientragödie zurück. Natürlich dauert es keine 5 Sekunden, und der Geist des Vaters steht parat: Jacobo soll sein Werk weiterführen...
Xavier Villaverde hat den Film sehr gemächlich aufgebaut. Freunde blitzender Messer und explodierender Autos kommen sicherlich nicht auf ihre Kosten. Ein Vergleich mit LA CASA DALLE FINESTRE CHE RIDONO fällt natürlich auch ungünstig aus. Trotzdem, ich habe TRECE CAMPANADAS direkt nach dem seichten Ami-Müll aus dem vorherigen Eintrag gekuckt und dachte mir: Siehste, so werden nämlich Filme gemacht! Die Story stellt an sich nicht gerade die große Überraschung des Theatersommers dar, aber trotzdem ist der Film so ansprechend gestaltet, daß man den Vorgängen bis zum Ende folgt, und Spannung ist durchaus vorhanden. Die Schauspieler machen ihre Sache sehr ordentlich, wobei besondere Erwähnung verdient, daß der Darsteller des geisterhaften Vaters aussieht wie eine spanische Version von John Malkovich. Gesprochen wird er in der deutschen Fassung zudem von Manfred Lehmann, und das ist natürlich bereits die halbe Miete!
Nach THE NAMELESS schon der zweite gute spanische Horrorfilm des Monats für mich - bueno!
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#125
Geschrieben 29. September 2004, 03:01
Wer üppig budgetierte Filme sehen möchte, in denen hochklassige Schauspieler in mondäner Umgebung schillernde Dialogzeilen im Munde führen, die den begabten Händen literarisch beleckter Drehbuchschreiber entsprungen sind, war bei Andrea Bianchi noch niemals an der richtigen Adresse. Viel eher werden bei Nennung seines Namens die Augen feucht bei Liebhabern des italienischen Exploitationfilmes, ist er doch für so manchen Schwartenkracher aus dem Reich des finstersten Sleazes verantwortlich. Sein Meisterwerk ist und bleibt vermutlich DIE RACHE DES PATEN (QUELLI CHE CONTANO): Profikiller Henry Silva, der seinen Beruf so liebt, daß er nach erfolgreicher Füsilierung einiger Unglücklicher in eine Dampfwalze steigt und noch mal über die Leichname drüberbügelt; Barbara Bouchet, die sich in einer komplett sinnlosen Szene Milch über die nackten Brüste gießt und später von Silva in eine aufgehängte Rinderhälfte hineingepimpert wird; der aufsehenerregende Beginn mit dem appen Kopf - so was sieht man nicht alle Tage! Der bekannteste Film von Bianchi bleibt sicherlich der berüchtigte DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES, dessen Schebbigkeit ebenfalls schwer zu übertreffen ist, wenn es sich dabei auch um den m.E. langweiligsten Zombiefilm seit Erfindung der Filmspule handelt. Wer kennt und liebt nicht MALABIMBA (KOMM UND MACH'S MIT MIR), dem klassenkämpferischen Traktat, in dem der Geist von Lucrezia Borgia in den Schoß einer minderjährigen Adeligen fährt? Wer war glücklich genug, den Porno-Giallo MORBOSAMENTE VOSTRA zu verpassen, der Karin Schubert in das Pornoland einführte und bei uns von der beliebten polnischen Entertainerin Teresa Orlowski herausgebracht wurde?
Weniger bekannt, aber mitnichten weniger brisant war da Andreas Giallo NUDE PER L'ASSASSINO, der einstmals bei uns als DER GEHEIMNISVOLLE KILLER auf Video erschien. Als ich den Film auf italienisch sah, fiel mir bereits die Kinnlade herunter. Meine Güte - ist das ein Schmuddel! Tatsächlich könnte es sich hier um einen der sleazigsten Gialli handeln, die ich jemals erblickt habe. Der Film beginnt bereits eminent schmierig: In irgendeiner miesen Abtreibungsstube liegt eine nackte Frau - Kamera gerade außerhalb der Vaginalansicht -, die bei einem unsachgemäß ausgeführten Abort den Löffel gereicht hat. Weder der Arzt noch seine Gehilfen fühlen sich an den Eid des Hippokrates gebunden und verwischen alle Spuren auf die Untat... Einige Zeit später: In einem Fotostudio räkeln sich dralle Schönheiten vor der permanent beschlagenen Linse halbseidener Fotografen. Einen davon lernen wir sofort kennen: Kantengesicht Nino Castelnuovo (aus DER ENGLISCHE PATIENT!) reißt in einer Badeanstalt eine bikinibewehrte Schönheit auf und nötigt sie unter den fadenscheinigsten Kommentaren, die man sich vorstellen kann, zum Beischlaf! Ha, was für eine Macho-Sau, möchte man ausrufen, aber dann merkt man - die sind ja alle so in dem Film...
Aber auch die anderen sind nicht von Pappe: Es gibt die übliche fiese Lesbe als Chefin (nur echt mit Lesbentaille!); es gibt ihren grotesk fetten Ehemann, der so gerne einmal Sex mit einer Frau haben möchte (Argento-Freund Franco Diogene in einer unsäglich diffamierenden Rolle); es gibt einen der fast schon liebgewonnenen tuckigen Make-Up-Artisten (der gar nichts ist gegen den lieben Silvio Laurenzi - der ist am Set von FATAL FRAMES fast davongeflogen!); und die üblichen Knallchargen im Umfeld. Und Nino hat ja noch seine Freundin, die Chef-Fotografin: Edwige Fenech! Und abgesehen davon, daß Edwige allen Grund hätte, sämtliche Schönheiten des Foto-Studios in Grund und Boden zu metzeln (schließlich schläft ihr Männe mit allem, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt!), beweist sie auch noch vorzüglichen Sportsgeist, indem sie sich mehrfach auszieht und ihren Alabasterkörper der gaffenden Zurschauerschaft darbietet. Was will man mehr?
Man will Morde! Und die sind blutig und stilvoll in Szene gesetzt vom Fachmann Ihres Vertrauens, Andrea B.! Untermalt von der Musik von Berto Pisano (der auch Joe d'Amatos MÖRDER-BESTIEN einheizte), wird hier ausgelassen mit phallischen Instrumenten penetriert, was den sexuellen Unzulänglichkeiten von uns Zuschauern Rechnung tragen soll, aber wir Zuschauer sind mal nicht so... Im psychologischen Sinne geht das hier volle Kanne gegen die "Vagina Dentata", gegen die "Femme Castratrice". Die Angst vor der Aufbrechung des ödipalen Konfliktes wird mit Stahl aus Solingen geschlichtet. Im selben Maße, wie die Fetischisierung des weiblichen Körpers in erotischen Filmen einer finster vor sich hinbubbernden unreifen Männerschaft zur Konfliktbewältigung gereicht, steigt der Adrenalinpegel in schwindelerregende Höhen. Hier wird mit infantiler Ausgelassenheit eine Reduktion der Frau betrieben, während als Alibi eine Knechtung des männlichen Chauvinismus vorgegaukelt wird. Und wenn dann noch eine Schier-Synchro angeboten wird, die auch schon DAS GRAUEN KOMMT NACHTS zu einem der wahren Highlights der Italo-Subkultur gemacht hat ("Ich habe einen instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters!") - sollen wir das gut finden?
Also, ob Ihr das gut findet, weiß ich ja nicht, aber ich finde das GEIL!!!
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#126
Geschrieben 30. September 2004, 15:51
Ich bin ja offenbar latent maso: Immer leihe ich mir diese Filme aus, bei denen ich mir im Grunde genommen bereits vorher sicher sein kann, daß sie mir mißfallen. Das Genre des Neo-Slashers, das von Wes Cravens SCREAM begründet wurde, gehört zu den ganz düsteren Kapiteln des Horrorkinos: Was da an handwerklicher Inkompetenz und storytechnischer Dummbatzigkeit zusammengekaspert wurde und wird, spottet wirklich jeder Beschreibung. Ob die Filme nun ICH WEISS WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST, SCHREI WENN DU STIRBST oder DÜSTERE LEGENDEN heißen - einer wie der andere blanker Abfall. Die ehemals vorhandene politische Unkorrektheit dieser Filme, die sich hinter der politischen Korrektheit des Mörders verbarg, wird von den neuen Produkten durch Trendhörigkeit und Schlaumeierei ersetzt. Für mich sind diese Neo-Slasher - bei aller zur Schau getragenen Ironie - wesentlich konservativer als die alten Kamellen. Ich fühle mich an den komplett grauenerregenden THE BREAKFAST CLUB erinnert, der sich auch schon gesellschaftskritisch und nonkonformistisch gab, die Teenie-Charaktere letztlich aber in genau jene Schubladen einordnete, die zu kritisieren er vorgab.
CHERRY FALLS (SEX ODER STIRB!) ist eine Überraschung! Zu Beginn dachte ich noch, daß es sich um den größten Dreck seit Erschaffung der Filmspule handeln würde (Klischee reiht sich an Klischee), aber je länger es dauerte, umso sympathischer wurde mir der australische Regisseur Geoffrey ROMPER STOMPER Wright...
Die Handlung dreht sich um die Verkehrung des traditionellen Slasher-Motivs "Wer fickt, wird bestraft." Bei CHERRY FALLS (wie der Titel bereits sehr indezent andeutet!) geht es um einen Mörder, der sich Jungfrauen als Opfer auskuckt. Die Folgen für das Highschool-Umfeld sind selbstverständlich eindringlich: Die Defloration wird zur Rettung vor der Auslöschung. Eine große Sexwelle erschüttert die Schule...
"Love conquers all", wie es der Regisseur im Interview so schön zusammenfaßt! Die Protagonistin ist eine sehr hübsche Dunkelhaarige, die ihren Freund nach einem Jahr (!) noch nicht rangelassen hat. Kein Wunder, ist sie doch die Tochter des Sheriffs. Zu Anfang des Filmes (als ich noch geneigt war, ihn ernstzunehmen) geht sie mit einer Mickymausmütze zur Schule. "Die Heldin trägt eine Mickymausmütze!" wiederholte ich immer nur wieder wie gebannt. In einer besonders gelungenen Szene ist sie außerdem Fixpunkt der einzigen mir bekannten Zehnuckelszene des Slasher-Genres. Was gibt's noch zu bemerken? Der Schulrektor äußert Bedenken, als es darum geht, den Modus Operandi des Killers zu offenbaren: „Wenn die Kinder rausfinden, daß hier irgendjemand Jungfrauen ermordet, haben wir doch im Handumdrehen ein Riesen-Fickfest am Hals!“ - „Immer noch besser als ein Haufen toter Teenager!“ versetzt der Sheriff und hat damit nicht ganz unrecht.
CHERRY FALLS erhielt sagenhaft schlechte Kritiken, weil die meisten Zuschauer ihn scheinbar ernstnahmen. Ich sah den Film als trockene Komödie und hatte meinen Spaß. Abgesehen davon, daß die Prämisse für einen Pornofilm glänzend geeignet wäre, hat man es bei dem Ding natürlich nicht mit einem Klassiker zu tun, aber für einige Unterhaltung ist allemal gesorgt. Wie heißt es bei Shakespeare so schön? "Auf daß Hymens Fackel euch zu Bette leuchtet!" Wohlan...
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#127
Geschrieben 06. Oktober 2004, 15:07
Damit ich trotz meiner schweren Erkältung noch etwas Kreatives leiste, hier ein paar Worte über einen neuen Horrorfilm, den ich mir ohne Vorwarnung auslieh. Er stellte sich als britisch-kanadisch-südafrikanische Gemeinschaftsproduktion heraus, was ja schon mal interessant klingt.
Tatsächlich beginnt der Film sogar ganz manierlich: Ein junger Systemanalytiker („famous first“ im Genre: Held ist Systemanalytiker!) wird dazu gezwungen, sich ins Hinterland zu begeben, um dort für das ominöse „C-Team“ irgendwas zu organisieren. Da er vorher das Trinkwassersystem der dort ansässigen Arbeiter analysiert hat und diese nun ihre eigene Pisse trinken dürfen, trifft er nicht nur Freunde. Das ist aber noch gar nichts, verglichen mit dem Gruselmonster, das auf einmal herumturnt und abgenagte Skelette hinterläßt! Nach erfolgter Ausweidung kehrt der Unhold regelmäßig zurück und klaut sich die Knochen. Da zu der Gruppe von Männern und Frauen, die zusammen mit dem System-Nerd in der Wüste stranden, auch ein Eingeborener gehört, wissen wir gleich, daß es sich um ein klassisches namibianisches Monster handelt, das so ähnlich klingt wie „easy culo“. Ameisen haben auch etwas mit der Angelegenheit zu tun, aber ich hülle mich in Schweigen.
Tja, zuerst einmal finde ich es prinzipiell ganz reizvoll, wenn die klassischen Horrormotive in ihr Gegenteil verkehrt werden: Statt klaustrophobischer Korridore oder Gäßchen, in denen Vampire und Bohrmaschinenkiller ihr Unwesen treiben, ist es hier die blütenweiße heiße Wüste, in deren Grenzenlosigkeit die Menschen fast verlorengehen und mit dem Grauen konfrontiert werden. Dumm nur, daß der Film nicht viel damit anzufangen weiß. Er bemüht sich redlich um einen sorgfältigen Aufbau, führt die Charaktere behutsam ein und ist angenehm entspannt. Im Vergleich etwa zum modisch überdröhnten und verfuchtelten PITCH BLACK kam mir der gänzlich unhektische Grundtenor von THE BONE SNATCHER wie ein Labsal vor. Gut fotografiert ist er auch. Leider reden die Charaktere sehr viel, und sie reden sich schnell ins Abseits, denn Friedrich Dürrenmatt war es nicht, der hier schrub. Es gibt viele klischeehafte Zutaten, wie z.B. die Liebesgeschichte Nerd vs. Heldin, deren ehemaliger Freund mitfährt und natürlich ein militärisches Rauhbein ist. Der Nerd ist dann halt der Wissenschaftler, der den „easy culo“ mit dem Schädelgesicht am Leben lassen will, damit die Menschheit von ihm lerne. Es gibt eine Kraftfahrerin, die den Typus „Ruppige Mannfrau mit dem Herzen aus Gold“ gibt. Nach einigen extrem törichten Drehbuchentwicklungen (die Auflösung ist nicht sehr befriedigend!) mündet dann alles in eine ALIENS-Monsterhatz mit Puff und Päng, die der milde originellen Prämisse restlos den Saft abdreht. Zieht man sich einen veritablen Klassiker wie PHASE 4 heran, kann man erfahren, was alles möglich ist, wenn man es schafft, an einem so untypischen Schauplatz eine beklemmende Atmosphäre zu entwickeln. Und auch mit Ameisen!
Ansonsten hätte ich gerne eine Pornoversion namens THE SNATCH BONER. Die kann dann auch gerne mit Ameisen zu tun haben...
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#128
Geschrieben 11. Oktober 2004, 22:11
Ich hatte schon völlig vergessen, wie gute Katastrophen-Filme aussehen! Versucht hat sich so mancher an diesem Genre, aber außer immer aufwendigeren (mit „e“, verdammt!) Special Effects und immer größerer Freigiebigkeit von seiten der Produzenten gab es da wenig, was der Rede wert gewesen wäre. Sachen wie TWISTER wären in den fünfziger Jahren für einen Bruchteil des Spesenkontos und mit ungleich größerem Charme über die Rampe gebracht worden. Was für ein paar hunderttausend Dollar noch angenehm trashig dünkt, wirkt als 100-Millionen-Dollar-Ei eher geschmacklos und inkompetent.
Mit Roland Emmerich hatte ich nach INDEPENDENCE DAY und GODZILLA eigentlich abgeschlossen und vermied es, mir THE DAY AFTER TOMORROW im Kino zu anzuschauen. Im Nachhinein erweist sich dies als Fehler, denn der Film rockt massiv!
Die USA in den Krallen einer neuen Eiszeit! Und es ist nicht die von Schöller! Es ist der Sensemann, der mit seinem Handwerkszeug alles das wegwischt, was die Amerikaner an Kultur und Zivilisation zu schätzen gelernt haben. Protagonist der Story ist der Klimaforscher Dr. Hall (Dennis Quaid), der schon früh die Möglichkeit einer Katastrophe anmahnt. Da die Politiker zum überwiegenden Teil dumm und ignorant sind, verpuffen die Warnungen wirkungslos. Das kann man hingegen nicht von der Flutwelle behaupten, die sich nach einigen klimatischen Extravaganzen der Ostküste nähert. Apokalypse! Armageddon! Und während der schebbige Vize-Präsident noch seinen Krisenstab poliert, wagt Dr. Hall das schier Aussichtslose: Er zieht los nach New York, seinen Sohn zu retten...
...und auch, wenn ich das hier etwas launig überformuliere, ist der Film zum größten Teil ein ernstnehmbares Spektakel von hohem Unterhaltungswert, und – mirabile dictu! – der Regisseur baut sogar ein paar subversive Spitzen ein. Bei der ersten Einstellung – die amerikanische Nationalflagge, fett und flatternd – dachte ich schon, mich erwarte der übliche patriotische Mumpitz. Mumpitz schon, aber ein amerikanischer Regisseur hätte wohl kaum den Vize-Präsidenten so unsympathisch gezeichnet, wie das hier geschieht. Gleich nach 10 Minuten findet das Kyoto-Protokoll Erwähnung, und während vieles den gewohnten Bahnen folgt, die filmische Naturkatastrophen zu ziehen pflegen, so steht im Zentrum der Handlung der Umstand, daß der Löwenanteil der USA unbewohnbar wird und die Landstriche evakuiert werden müssen. Das hat zur Folge, daß panische Amerikaner auf einmal versuchen, illegal in Mexiko einzuwandern. Auch ansonsten sind die Amis auf einmal auf das Wohlwollen der vormals als „Dritte Welt“ betrachteten Länder angewiesen – die Schlußansprache des Staatsoberhaupts macht diesen ironischen Punkt überdeutlich. Tja, „Fuck WTO“, wenn's auch nichts bringen wird!
Es gibt natürlich auch hier einige Gründe zum Jaulen, etwa der tapfere krebskranke Junge, ein paar Beispiele selbstaufopfernden Heldenmuts und Teenager, die in der Stunde der Not den Ton angeben. Das macht aber nix, da der Film gut strukturiert ist und zumindest mich wirklich gefesselt hat. Die Spezialeffekte sind teilweise atemberaubend, und war der 11. September für die Amerikaner schon ein traumatisches Erlebnis, so wird hier endgültig der Hauptwaschgang eingelegt. Besonders gefallen hat mir das Bild der eingefrorenen Spitze der Freiheitsstatue neben dem gestrandeten Tanker... Dennis Quaid (dessen Glattgesicht ich früher gehaßt habe) wird mit zunehmenden Jahren immer angenehmer, und der DONNIE DARKO-erprobte Jake Gyllenhaal hat eh einen satten Stein im Brett bei mir.
Der erste Event-Film seit längerem, den ich mir brav auf DVD kaufen werde!
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#129
Geschrieben 18. Oktober 2004, 15:56
Über diesen vielleicht großartigsten aller italienischen Gangsterfilme habe ich andernorts schon reichlich geschrieben. Deshalb hier nur kurz meine Impressionen zur deutschen DVD: Ich kann die vielfach geäußerten Probleme mit dem Sound überhaupt nicht nachvollziehen. Vermutlich handelte es sich da um eine Frage der Player-Einstellungen - bei mir lief alles fabelhaft. Einziges Manko waren zwei Aussetzer in der deutschen Tonspur, die mich aber nicht weiter störten. Zum Ausgleich bekommt man dafür nicht nur zahllose kleine Schnipsel, die aus unerfindlichen Gründen in den bislang erhältlichen deutschen Versionen fehlten, sondern auch wenigstens zwei längere Klassenkampf-Rededuelle zwischen dem konservativen Bullen Frank Wolff und seinem liberalen Counterpart Luigi Pistilli, die mir bislang nicht geläufig waren. Während mir die meisten "Outtakes" oder sonstwie nachgereichten Szenen in der Regel am Po vorbeigehen, finde ich diese Ergänzungen mal wirklich lohnend, legen sie doch Zeugnis ab von der durchaus subversiven Gesinnung des Regisseurs. (Fernando di Leo ist übrigens zu Anfang kurz zu sehen, wenn er aus einer Telefonzelle herauskommt!)
Das Label Koch Media hat mit dem in der Tat ziemlich verhunzten KILLERMEUTE-Release viele Kunden vergrätzt. So sind vielleicht die überempfindlichen Anfangsreaktionen zu erklären. Mit diesem Release machen sie aber sicherlich einiges wieder gut. Daß die DVD aus Kostengründen auf ein Booklet verzichtet, ist zwar schade, aber dafür stimmt der Preis. Ich habe mit MILANO KALIBER 9 auf jeden Fall erneut Freundschaft schließen dürfen - ein fantastischer Film, der dem Italoploitation-Feld neue Freunde bescheren dürfte... Ein dickes !
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#130
Geschrieben 19. Oktober 2004, 04:45
Das Ehepaar Tilson hat es schon nicht leicht: Der großverdienenden Geschäftsfrau Leah (Sharon Stone) wird vom schleimigen Vorgesetzten beschieden, sie könne Vizepräsidentin des Unternehmens werden, so sie ihm angemessen die Nille verzinkt; dem lohnabhängigen Dokumentarfilmer Cooper (Dennis Quaid) geht bei einem Verkehrsunfall fast der Junior verloren. Keine Frage - Landflucht bietet sich an, ein neues Eigenheim muß her!
Bei der Wahl des Eigenheimes läßt man aber - das wird bald klar - zu wenig Sorgfalt walten: Das COLD CREEK MANOR (so der Originaltitel des Filmes) birgt so manch finsteres Geheimnis hinter seinen Giebeln und Erkern. Die vorherigen Besitzer ließen einige flotte Videofilme zurück, aber auch stimmungsvolle Momentaufnahmen auf Fotopapier, die etwa die Frau des Hauses nackend in der Dusche mit Stinkefinger präsentieren. Haben da Punker gewohnt? Der kleine Junior der Tilsons findet sogar ein Pamphlet von Kinderhand, das die Erlebnisse eines "Hammermannes" (oder so) in Versform würdigt. Antike Fotos von vergangenen Generationen altehrwürdiger Saustecher und Torfklauber vervollständigen die amerikanische Gotik.
Auch die Landbevölkerung erweist sich als überaus robust, geht es um das Eingemeinden Neuhinzugezogener. Das wird spätestens dann klar, als der ehemalige Besitzer des Anwesens, Dale (Stephen Dorff), vorstellig wird. Aufgrund eines "tragischen Justizirrtumes" ist er für einige Jahre hinter schwedischen Gardinen gelandet. Jetzt bittet er um eine Neuanstellung auf seinem ehemaligen Grund und Boden. Familie Tilson ist dun genug, ihn gewähren zu lassen. Zum Lohn gibt es Schlangen in der Bude und Nattern im Herzen. Stadtfrack Cooper ist bald soweit, daß er kapiert, woher der Wind weht: Eine alte Furche soll neu beackert werden, Saat soll sprießen, wo einst Dürre herrschte. Kann das ein aufrechter Dokumentarfilmer mit sich machen lassen?
Der Brite Mike Figgis (der einst mit Bryan Ferry musizierte) erlebte in Hollywood so manches Waterloo, da ihm fremde Hände in seinen Filmen allzuoft herumzupften. Am erfolgreichsten schnitt sein in der Tat erschütterndes Trinkerdrama LEAVING LAS VEGAS ab, das mir sogar den mir ansonsten recht unsympathischen Nic Cage ans Herz schweißte. COLD CREEK MANOR macht den Eindruck, als sei das Endprodukt - trotz guter Ansätze – nicht frei von solchen Anfechtungen. Technisch wandelt der Film meilenweit über vergleichbaren Hollywood-Thrillern und versieht seine ruhige Anfangsphase mit vorsichtiger Eleganz, die mich ganz Großes erhoffen ließ. Wir lernen viel über die Gepflogenheiten der amerikanischen Landbevölkerung, die ihre simplen Kreise zieht, wie ihr die Natur des Menschen dies auferlegt hat. Das Einbrechen des Ungewohnten wird da mißtrauisch beäugt, tragisch ist's, aber allzu nachvollziehbar, da von der Lebensart zu abweichend. Raffiniert wird der Film dort, wo der Beruf des Protagonisten (Dokumentarfilmer) in den Aufbau einbezogen wird: Mit scheinbarer Nebensächlichkeit werden die Spuren des Vorherigen aufgenommen und per Videokamera konserviert. Dem berufsmäßigen Voyeurismus zufolge zeichnet man sogar den Besuch beim senilen Vater des ehemaligen Hausbesitzers auf, was ein kluger Schachzug des Drehbuchs von Richard Jefferies (SCARECROWS) ist, da sich der Protagonist hier eindeutig ins moralische Unrecht setzt.
Die Outtakes, die der DVD beigegeben sind, zeigen recht anschaulich, was man mit dem Film alles hätte anstellen können, da die Ideen durchaus vorhanden waren. Da geht es nämlich um einen Voyeur im Familiengewerbe, der die „Wahrheit“ festhalten will, um seine eigene aus den Händen gleitende Existenz irgendwie zusammenzuzurren. Der möchte Spuren sammeln, um seine eigene Vorstellung von Realität zu zementieren, obwohl die vorliegende Existenz sehr fragwürdig erscheint. Die Tochter klammert sich fest an einem Zossen namens Chester, der vom Psychopathen des Films bald füsiliert wird. Der Sohn ist allzubald bereit, den Wirrnissen der lammschlachterbesudelten Kindheit des Psychos nachzufolgen. Die Gattin hätte eigentlich nichts dagegen, wenn der virile Landsaustecher seinen Lachs in ihrer Vulva versenken würde. Da schaltet man schon gerne einmal die Handicam ein, was...?
Über drei Viertel hinweg macht der Film auch das meiste richtig und schafft Sympathie für die latent enthebelte Familie des Filmers. Dann folgt leider der Kotau vor den Klischees des Kommerzkinos, die ein Schlußabräumen fordern, das die Ordnung wiederherstellt. Stichwort: „Geronimoooo!“
Zu Dennis Quaid fällt mir nur ein, daß ich ihn früher immer gehaßt habe. Mittlerweile erscheint er mir fast als Gütesiegel, denn er hat mit den Jahren spürbar gewonnen und gibt jetzt nicht mehr den kompromißlosen Glattgesichtigen im Spotlight. Er ist jetzt 50 und besitzt die Scharten des gelebten Erdendaseins, und die stehen ihm prächtig. Dasselbe gilt für Sharon Stone, auch wenn sie erst 46 ist. Die hätte ich früher nicht mit dem Arsch angesehen, auch wenn sie in BASIC INSTINCT die Beine gekreuzt hat. Seit CASINO achte ich sie auch als Schauspielerin, und leckmichamarsch, aber ich finde sie jetzt auch sexy! Da sollte man auch als Dokumentarfilmer schon den Finger am Abzug haben... Stephen Dorff ist jünger als ich, aber trotzdem gut. In BLADE war er das einzige Element von Qualität, in CITY OF INDUSTRY absolut brillant. In COLD CREEK MANOR unterstreicht er seine Gary-Oldham-Qualität nachdrücklich. Juliette Lewis ist fast nicht wiederzuerkennen, macht ihre Sache aber auch klasse.
Wenn der Film auch letzten Endes einiges durch seine finalen Zugeständnisse einbüßt, fand ich ihn insgesamt sehr lohnend. Der geschnittene Epilog mit Mike Figgis himself (enthalten in den Outtakes) fügt einige bizarre Momente kranken Humors in die Vorgänge ein und belegt die ursprünglichen Absichten, den Film als Meta-Thriller zu begreifen, der die Gesetze des Genres gescheit reflektiert. Daß das in der Abrechnung nicht gelungen ist, mag wieder den Gesetzmäßigkeiten der Hollywood-Maschinerie zuzuschreiben sein, aber auch so handelt es sich um einen durchaus lohnenden Exkurs vom Einerlei.
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#131
Geschrieben 19. Oktober 2004, 18:35
Der Film schildert die Schicksale einiger amerikanischer Jugendlicher – ihren High-School-Alltag und ihr Leben daheim –, wobei es Regisseur Gus van Sant gelingt, pubertierende Teenager zu zeigen, die ausnahmsweise einmal nicht nerven. Dies ist sehr schade, denn...
...es geht um das Massaker an der Columbine High.
ELEPHANT (was immer der Titel zu bedeuten hat) stellt die verschiedenen Figuren nebeneinander, läßt die Lebenslinien mal zusammenlaufen, dann geht es wieder in eine völlig andere Richtung. Gelegentlich verwirrend, stets kunstvoll, und beachtlich leicht zu betrachten. Hätte man keine Ahnung davon, womit einen das Finale konfrontiert, könnte man sich gemütlich zurücklehnen und ein klein wenig darüber reflektieren, daß Filmemacher wie Larry Clark vielleicht doch etwas übertreiben. Van Sants Inszenierung ist ungemein geschickt, beobachtet mit dokumentarischer Distanz die alltäglichen Vorkommnisse, läßt die Kamera auch schon mal minutenlang hinter grungigen Teenagern herlaufen. Diese Technik, die die Jugendlichen als Einzelne, fast schon Separierte, in einem großen Betrieb voller trügerischer Gemeinschaftsillusionen erscheinen läßt, wird aber sehr bald dämonisch, wenn klar wird, in welche Richtung der Wind weht. Auf einmal wirken die Gestalten nämlich wie die Protagonisten eines Ego-Shooters, die selbst in „Friedenszeiten“ egozentrisch durch ihren Alltag gehen, mit nur wenigen Überschneidungen, die ein echtes Zusammensein und echte Anteilnahme verraten. Van Sant vermeidet fast völlig die bewährten Hollywood-Klischees, läßt vermeintliche Suspense-Entwicklungen ins Leere laufen. Die Kamera filmt alles ungerührt und unbestechlich mit. Auf einmal ist der Film zu Ende. Gelernt hat man aus den Vorgängen kaum etwas, mal abgesehen vom Umstand, daß jeder Jugendliche gepflegt allein gelassen wird mit seinen Problemen. Gerade die Abwesenheit einer konkreten Botschaft hat mir aber gut gefallen, da sie der Fassungslosigkeit entspricht, mit der man einem solchen Vorgang gegenübersteht. Angesichts des Hysterie-Gekreisches, das alle solchen Katastrophen von Littleton bis Erfurt in den Medien und der Gesellschaft hervorrufen, ist Gus van Sants Film ein erquickender Labsal, den man so oder so interpretieren mag. Seine Methode, realistische Beobachtung mit unauffälliger poetischer Überhöhung zu versetzen, hat mich schon immer sehr begeistert. ELEPHANT gehört seit heute zu meinen Lieblingsfilmen dieses Regisseurs.
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#132
Geschrieben 20. Oktober 2004, 00:39
Eine junge Journalistin, die diverse einflußreiche Bürger der Verführung Minderjähriger bezichtigt hat, wird von einem mörderischen Stalker heimgesucht, der u.a. Schindluder mit ihrem Handy treibt. Als wäre dies nicht schon genug Ärger für eine einzige Karrierefrau, gerät sie aber auch noch in eine Rache aus dem Geisterreich hinein...
Merkwürdige koreanische Genremixtur, die auf für mein Empfinden nicht sonderlich vorteilhafte Weise Beziehungsdrama, Slasher und Geistergeschichte miteinander kombiniert. In allen drei Belangen hat mich der Film nicht beeindruckt, zumal er reichlich wirr erzählt wird und trotz großen Aufwandes an Tschingderassabum eine bestenfalls mittelmäßige Spannung produziert. So richtig gelangweilt habe ich mich auch nicht dabei, aber wer RING oder JU-ON erwartet, könnte enttäuscht werden.
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#133
Geschrieben 24. Oktober 2004, 00:13
Ein großer Steinkopf fliegt durch die Gegend, redet gestelzten Tönjes und spuckt Gewehre aus. Dann entsteigt ihm ein Schauspieler, der einst James Bond war, und sucht nach Gott. So oder so ähnlich beginnt John Boormans ZARDOZ, den ich besser in Erinnerung hatte. Als ich ihn zum ersten Mal sah, war ich ca. 12 und steckte voll im James-Bond-Fieber. Tatsächlich gefiel mir der Film damals durchaus, auch wenn ich nicht viel davon verstand.
Mein Urteil heuer fällt barsch aus: Eine zivilisationspessimistische Luftnummer mit Mummenschanz satt. Der Humor, an den ich mich noch zu erinnern glaubte, ist kein solcher, sondern höchstens Ironie von einer verzagten Seele. Doch auch verzagte Seelen laufen Gefahr, mit ihren Kundgebungen das Publikum zu überfordern, vor allen Dingen, wenn der Film zu großen Teilen daraus besteht, daß Sean Connery (ohne Haarteil) durch irische Landschaft läuft und die Zeugen einer degenerierten Zukunft bestaunt. In letzter Instanz scheint der Film seine triebzentrierte Barbarenexistenz über die entsafteten "Vortex"-Kulturschnösel zu stellen, die zwar das Wissen besitzen, aber nichts Sinnvolles damit anfangen können. Obwohl meine These, daß Intellektuelle genauso von den "niederen Instinkten" bewegt werden wie alle anderen Erdenbürger auch, vom Film nachdrücklich bestätigt wird (denn alle bewundern den Lendenschurzträger "Z" ob seiner virilen Ausstrahlung), langweilte mich der Film schon bald, da das Drehbuch lausig strukturiert und geschrieben ist. Was gewichtig und tiefschürfend klingen soll, klingt eher unfreiwillig komisch. ("Das Gewehr ist gut. Der Penis ist schlecht." Jau, und meine Ziehharmonika heißt Hans-Jürgen...) Mag auch sein, daß der Eindruck etwas mit der lausigen Synchro zu tun hat, die den philosophischen Tiefgang einer "Magnum"-Folge besitzt. Aber insgesamt wirkt ZARDOZ jetzt auf mich wie ein selbstzweckhaft verworrener und sich an seinen mittlerweile antiquiert wirkenden visuellen Leckerlis berauschender Kunstgewerbe-Batzen, dem ein wenig Erdhaftigkeit gut zu Gesicht gestanden hätte. Der Schluß mit dem Großreinemachen ist schön nihilistisch, wäre aber als Punkfilm wesentlich überzeugender gekommen. Boorman verwendet aber exakt jene übersensibilisierte Dekorationsbesessenheit und Geschmackvöllerei, die auch die sterilen Bewohner der "Vortex"-Siedlungen des Filmes kennzeichnet. Das Drehbuch spricht sich eigentlich gegen Demokratie aus (was dem Film auch seinerzeit vorgeworfen wurde), aber er tut dies nicht ernsthaft, sondern ironisiert sich immer wieder aus der Affäre. "Ist ja alles nur Spiel..." Nö, es steckt eigentlich rein gar keine Haltung dahinter! Es ist so, als habe Peter Greenaway versucht, im Gefolge von Früh-70er-Intellektuellen-Sci-Fi wie UHRWERK ORANGE einen weiteren überaus vagen Beitrag zur Diskussion "Gesellschaft vs. Individuum" zu leisten und sei bei seinen Bemühungen im rein Oberflächlichen hängengeblieben. Das einzige, was ich positiv empfunden habe, waren einige schöne Bilder und der 2. Satz von Beethovens Siebenter (meiner Lieblingssymphonie!), der in hübschen Variationen zu hören ist. Ansonsten ist das Ganze eine streckenweise sehr öde Wichtigtuerei. Auch Ironie nutzt sich ab, wenn sie zum Programm gemacht wird. Das "Tabernakel" des Filmes ist in Wirklichkeit ein Schabernakel. (So, für diesen Wortwitz gehöre ich jetzt endgültig erschlagen!)
Zu Boorman ist zu ergänzen, daß er mit DELIVERANCE (BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE) einen der spannendsten Filme gemacht hat, die ich jemals sehen durfte. Sein POINT BLANK (mit Lee Marvin) ist einer der besten Neo-Noir-Thriller ever. Und selbst EXCALIBUR - obschon ähnlich kunstgewerbelnd gelackt und verschwurbelt wie ZARDOZ - ist zumindest hübsch anzusehen und spektakulär. ZARDOZ ist Mumpitz mit Zuckerguß.
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#134
Geschrieben 24. Oktober 2004, 00:50
Was für eine denkwürdige Veröffentlichung! Als ich den Film gestern in der Videothek stehen sah, vermutete ich in ihm eine weitere gewollt auf Horror-Trash getrimmte Klamotte nach amerikanischem Vorbild, sozusagen die hundertste "Troma"-Kopie. Ich entlieh ihn mir trotzdem, da ich das gezeichnete Schweinchen auf dem Cover so süß fand, und auch der Umstand, daß es sich exotischerweise um einen argentinischen Film handelte, wirkte sich fördernd auf meinen Leihentscheid aus. Ich dachte, ich tue meiner Freundin was Gutes und bringe den Film mal mit, als Begleitung zu lecker Wein und Salzletten. Das ist richtig in die Hose gegangen!
Ein paar Worte zum Geschmack meiner Freundin: Ich kann mit ihr albernen Horror-Trash á la BLUTIGER VALENTINSTAG genauso kucken wie Tsukamoto (TETSUO) und Cronenberg. Woody Allen magse nich, aber man kann nicht alles haben. Sie ist hart im Nehmen. Wenzel Storch liebt sie sehr, da haben wir gestern noch drüber gesprochen. Wenzel ist ja auch so ein Fall, der fast immer falsch rezensiert wird. Entweder wird er in die "coole" Trash-Ecke eingemeindet oder gilt als blasphemischer Provokateur oder sonst was Unoriginelles. Fakt ist, daß Wenzel seine Filme einfach schnurstracks so macht, wie er sie machen will. Wenn er etwas schön findet, wandert das in den Film. Er ist ein intelligenter Filmemacher, aber kein intellektueller. Wenn man ihm Kalkül unterstellt, zielt das schon daneben.
Was hat das mit dem "Killer-Keiler" zu tun? Nun, KILLER HOG beackert den Boden des experimentellen Underground-Kinos. Er tut dies im Bewußtsein seiner eigenen Schläue und versprüht dabei eine Selbstgefälligkeit, die schier atemberaubend ist. Während die meisten Leute, die mit Wenzels Sachen nix anfangen können, ihm zumindest einen gewissen Charme attestieren. so ist dieser Charme bei KILLER HOG massivst abwesend. Ich halte den Film für die unglaublichste Scheiße, die ich seit langem gesehen habe, empfehle interessierten Wagemutigen aber trotzdem das Ausleihen, denn SO ETWAS wird man in diesem Leben nicht mehr zu Gesicht bekommen!
Ich weiß schon gar nicht mehr, wie der Film beginnt. Ich glaube, mit Piazzolla-artiger Tango-Musik, was ja noch als durchaus sympathischer geschmacklicher Affront zu werten wäre. Dann sieht man minutenlang einem Fahrstuhl bei seiner sinnvollen Tätigkeit zu (Vorspann), gefolgt von einer ellenlangen Szene, in der ein kleines, weißgeschminktes Mädchen in Pantomimenmanier herumhampelt. (Pantomimen sind immer scheiße!) Das Mädchen sieht eigentlich aus wie Angela Merkel als Kind, und es hilft auch nicht sehr, daß sie sich eine Porzellanmaske vor das Gesicht hält.
Im weiteren Verlauf des Filmes passieren viele Dinge, aber ich habe keine Ahnung, was genau. Es geht irgendwie um eine Droge (die lustigerweise "Schomango" heißt!), eine Transe läuft mit dem Kopf von Goebbels in einem Korb herum, ein Taxistricher namens Comanche spielt mit. Zwischendurch tötet ein Killer-Schwein wahllos Menschen. Zu Anfang hört man immer nur dummes Gegrunze aus dem Off, aber dann sieht man auch das Wesen, und es ist eher ein Plüschteddy mit Schnauze, ein Schweine-Bär, sozusagen. Darsteller halten ihre ungewaschenen Mauken in die Kamera, andauernd werden Szenen irritierend geschnitten, und das Format wechselt ständig von Video zu Super-8 zu Animationen, die etwas an "Der Plan" erinnern. Dann wird auch mal eine Minute lang Schwarzbild gebracht, unterlegt von einem unglaublich debilen Dialog. Ein Dealer wird oral mit einem Maiskolben penetriert. Blut spritzt durch die Gegend. Hitler-Reden werden eingespielt. Es ist wirklich herzerweichend.
Wenn das Ganze noch einen Plan verfolgen würde, hätte man drüber reden können, aber in der Tat kokettieren die Macher hier so offensichtlich mit ihrer eigenen Unfähigkeit, daß man das Gefühl hat, hier wird einem ein Film vor die Füße gerotzt. Der Begriff "Zuschauerverarsche" ist mir einige Male in den Sinn gekommen. Lustig finde ich an dem Unfug immerhin die Vorstellung, wie sich wohl die Videothekenkunden fühlen mögen, die mal wieder einen soliden Horrorfilm sehen wollen und an diese Kanone geraten. Von 100 Zuschauern hat vielleicht einer milde Sympathie für den Schwund, und ich bin dieser eine, wenn auch nur aus erstaunter Faszination. Die Synchro paßt trotz ihrer abgründigen Schlechtheit perfekt zum Film, da sie offensichtlich von kompletten Laien eingesprochen wurde und die miesesten Porno-Eindeutschungen schlägt - un-glaub-lich, muß man gehört haben! Einige Sprecher haben unerklärlicherweise einen französischen Akzent, ohne daß das einen Bezug zur Handlung hätte. Ich bin baff, stehe ehrfürchtig vor dieser Granate und weiß nicht weiter. Morgen sehe ich mir die zweite Hälfte an, denn nach 45 Minuten haben wir das Handtuch geschmissen und uns dem Wein, den Salzletten und TEUFELSKREIS ALPHA gewidmet. Wenn Ihr was wirklich Ungeheuerliches sehen wollt, seht Euch das Killer-Schweinchen an, aber sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!
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#135
Geschrieben 25. Oktober 2004, 09:13
Wann immer ich einen Film von Michael Moore sehe, bin ich etwas zögerlich, in die allgemeine Laudatio einzustimmen. Der Mann ist sicherlich der amerikanischste aller Amerika-Kritiker und liebt die Show, das dicke Auftragen, die große Geste. Subtilität ist nicht seine Sache. Er inszeniert sich selbst als "Mann von der Straße", als "einer von uns", was in den Staaten eine lange Tradition hat. Travis Bickle war eigentlich ein ironischer Gegenentwurf zu diesem "Hier ist einer, der sich wehrt"-Typus, nur daß der "Taxi Driver" seine emotionale Schieflage in garantiert sozial unverträglicher Weise ausagierte.
Bei Moore komme ich immer wieder zu dem Schluß: Wo der Mann recht hat, hat er recht!
Daß mich FAHRENHEIT 9/11 weniger beeindruckt hat als die vorangegangenen "Dokumentarfilme" Moores, liegt einfach daran, daß die Informationslage in unserem Land wesentlich großzügiger war als etwa in den USA (oder dem Irak). Die meisten Schnipsel wurden einem in ähnlicher Form bereits im deutschen Fernsehen um die Augen gebrettert, als das Thema noch "en vogue" war und ein Politikum. Wenn heute in Bushs Irak wieder mal 50 Rekruten umgelegt werden, zieht das längst nicht mehr solche Kreise, wie das mal der Fall war. Der Mensch stumpft ab. BOWLING FOR COLUMBINE, THE BIG ONE oder ROGER & ME haben wesentlich "amerikanischere" Themen behandelt und sorgten bei mir für große Augen und Ohren. Das sollte man Moore nicht ankreiden. In den USA wird FAHRENHEIT seinen Zweck erfüllt haben. Ob das dafür sorgen wird, daß Dubya nicht wiedergewählt wird, ist noch zu bezweifeln...
Moore hat durchaus erkannt, daß Dokumentarfilme sich nicht um einen Authentizitätsanspruch bemühen müssen. Wäre man konsequent, müßte man sogar attestieren, daß jede Bemühung um einen solchen Anspruch in die Hose gehen muß. KEIN Dokumentarfilm zeigt die Wirklichkeit, da stets selektiert und bewertet wird. Selbst Andy Warhol, der seine Kamera einfach vor das Empire State Building setzte und filmte, selektierte durch den gewählten Bildausschnitt und die durch das Filmmaterial vorgegebene Laufzeit. Moores Filme sind Polemiken, die Bilder in ironische Beziehung zueinander bringen und das Wahrheitsgedresche der Protagonisten somit entwerten. Das ist eine sehr simple Technik, die er aber meisterhaft beherrscht. Groß ist etwa der Vorspann, der mit Bildern von Bush, Rice etc. unterlegt ist, wie sie in der Schminke für Fernsehauftritte vorbereitet werden. Hier sind die Politiker mal noch nicht professionell, noch nicht zu hundert Prozent Maske und sorgsam eingecoachte Schauspieler. Wie wuchtig auch die im Schlußteil des Filmes erfolgenden Bilder menschlichen Leidens sind - am meisten beeindruckt hat mich die Szene zu Beginn, als Bush gerade von den Attentaten erfahren hat und seinen Besuch in einer Schulklasse trotzdem fortsetzt. Man bekommt als Hintergrundinformation gereicht, daß Bush bereits von dem ersten Flugzeug Bescheid weiß. Er ist auch augenscheinlich verstört. Dann - mitten in der Schulstunde - kommt ein Beamter und flüstert ihm die News vom zweiten Flugzeug ins Ohr. Bush weiß jetzt, es geht richtig um die Wurst. Man sieht ihn konsterniert dreinblicken, grübeln und - nichts tun! Wie sehr der Mann von den Medien auch dämonisiert wird oder als tumber Tor verniedlicht - die wahrhaft erschreckende Szene für die Amerikaner ist genau hier. Papa weiß Bescheid, und Papa ist unfähig zu reagieren. Papa ist in Wirklichkeit ein ganz normaler Mensch und in einer solchen Situation völlig überfordert. Anstatt aber seinen echten Gefühlen freien Lauf zu lassen und zu heulen oder zumindest die Schulstunde abzubrechen, sitzt er minutenlang da wie ein Kaninchen im Scheinwerferkegel. Das geht richtig an die Nieren.
Ich halte es für einen geschickten Schachzug, der DVD als Bonusmaterial echte Nachrichtenauszüge beizufügen. Irgendwo ist das ja auch die logische Konsequenz: Nachdem man 2 Stunden lang mehr oder weniger begabten Schauspielern bei der Arbeit zugeschaut hat, will man sie auch in anderen Filmen sehen! Watch Condoleeza Rice, wie sie der Untersuchungskommission auszuweichen versucht wie ein erwischter Teenager! Watch einen erneut sehr unsicher wirkenden Präsidenten, wie er sich nach seinem eigenen (erzwungenen) Auftritt vor der Kommission (der nicht mitgefilmt werden durfte und nur in Anwesenheit des Vize-Präsidenten Cheney gestattet wurde) der Presse stellt und Tönjes der Marke "Alles ist sssupergut" serviert! Das zweite Interview habe ich damals sogar live auf CNN gesehen und eine halbe Stunde auf seinen Auftritt erwartet, bis ich dann versuchte, Körpersprache, Mimik und das Gesagte miteinander in Einklang zu bringen. Sehr lustig ist auch die Featurette mit arabischen Stand-Up-Komikern, die darüber berichten, wie sie von den Folgen von Bushs "Patriot Act" und dessen komplett sinnfreier Ausführung betroffen waren. Die anderen Extras habe ich noch nicht gekuckt. Kommt aber noch.
Wenn man Moore kauft, ist auch Moore drin! "Truth-in-packaging laws" werden beachtet, und wer den dicken Mann mit Baseballmütze mag, wird genau das bekommen, was er erwartet. Ich finde es wichtig, daß er seine Sache macht, denn er macht sie meines Erachtens gut. Ob er damit einen tiefgreifenden Effekt bei den Amerikanern erzielt, bleibt abzuwarten, aber der Erfolg gibt ihm bislang Recht.
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#136
Geschrieben 26. Oktober 2004, 15:00
Eckhard Schmidt ist schon so einer. Nach langen Jahren bin ich im Zuge eines neuen SI-Artikels wieder in den Genuß seines NDW-Filmes DAS GOLD DER LIEBE geraten, mit dem er nicht nur der Gruppe „Deutsch-Amerikanische Freundschaft“ (kurz: DAF) ein Denkmal gesetzt hat, sondern auch der elitären Attitüde, die Zeitschriften wie „Sounds“ oder halt SPEX in die Post-Punk-Neuwellen-Pfriemelei hineintrugen. Für sich gesehen finde ich DAF ja total toll. „Alles ist gut“ läuft immer noch des öfteren bei mir, und „Die Kleinen und die Bösen“ ist auch so'n Klassiker. Dumm wird's dann, wenn man versucht, diese Musik mit intellektuellem Überbau zu versehen, den sie in realiter einfach niemals besessen hat. Gabi Delgado-Lopez dabei zuzuhören, wie er den tanzenden Massen dikatorisch befiehlt: „Schwitzt, meine Kinder!“, ist sehr lustig. Das macht auch heute noch Laune. Wenn man aber den üblichen Rock'n'Roll-Kitsch (das Leben „on the road“, der Mond in der Gosse, lebe schnell, sterbe jung) hineinbringt und noch etwas soziologischen Schwurbel über die Hohlheit einer suchenden Junggeneration draufsetzt, dann wirkt das ähnlich irregeleitet, wie wenn sich humorlose Menschen mit Humor befassen – Einarmige, die in die Hände klatschen. Das ist deprimierend. Wer machte den richtigen, den echten Punk? Waren die New-Waver Punk-Verräter?
Schmidt war mit Sicherheit kein Punk-Verräter. Man kann ihm keinesfalls vorwerfen, irgendwelche Werte preisgegeben zu haben, denn mit dem geschilderten Milieu hatte er niemals etwas zu tun. Stattdessen hat man den Eindruck, daß ein Sozialpädagoge mit avantgardistischen Ambitionen auf die Jugendkultur der frühen 80er schaut, sich entsetzt abwendet und sagt: „Auhauerha, die arme Jugend!“ Aus Meister Eckhard bin ich eh niemals schlau geworden. Irgendwo habe ich noch die Kopie eines Aufsatzes aus den späten 60ern von ihm rumliegen, in dem er die Gewaltverherrlichung geißelt, die dem Italowestern-Genre innewohne. 15 Jahre später machte er mit LOFT einen der brutalsten deutschen Filme, die jemals gedreht worden sind. (Wenn jemand eine deutsche Version von DER SCHLITZER sucht – hier ist sie!) Nachdem er mit DER FAN den ultimativen „Bravo“-Schocker gebracht hatte (Desiree: „Ich fühlte mich ausgenutzt und gedemütigt!“), stürzte er sich kopfüber in eine Reihe von Post-NDW-Filmen, die Motive verschiedenster Genres nach München brachten. Mein persönlicher Favorit ist neben LOFT noch ALPHA CITY, in dem Schwulen-Idol Al Corley (Steven Carrington!) gegen Narbengesicht Claude-Oliver Rudolph antritt.
DAS GOLD DER LIEBE beginnt mit einer etwa 16-jährigen jungen Dame, die nächtens im Bett erwacht und wie hypnotisiert den Mond betrachtet. Eingeschoben werden Konzertaufnahmen von DAF, die aber von nervigem rhythmischem Gedresche begleitet werden. Der Mond wird in ihren Gedanken zu den Köpfen von Gabi und Robert. Eine Stimme wispert: „Patrizia! Patrizia!“ Dann wandert sie zum Konzerthaus, wo sie aber nicht reingelassen wird. „Ich habe doch kein Geld!“ jammert sie fast sediert, und: „Gabi und Robert haben mich gerufen!“ Blut läuft ihr unerklärlicherweise aus den Augenwinkeln. Anstatt den Notarzt zu rufen, weist man sie herzlos zurück. Der Hintereingang bringt sie auch nicht weiter, konfrontiert sie aber immerhin mit einer psychopathischen Mörderin (Marie Colbin), die mit einem Dolch endlos in den Eingeweiden eines Mädchens rumwühlt, die genauso ausschaut wie Dummbatz Patrizia. Die dulle Stulle entkommt, aber die Psychopathin und zwei Kollegen (die an die Nihilisten aus THE BIG LEBOWSKI erinnern) heften sich an ihre Fersen.
Patrizia gelangt als nächstes in eine NDW-Kneipe, wo sich farbenfroh grotesk gewandete Hühnertittchen lustlos zu den furchterregenden Klängen von Blümchen Blau wiegen („Weihnachtsmann“). Das ist dermaßen überpointiert, daß ich mal schwer annehme, daß Schmidt dieses Milieu karikieren wollte. Eine nackte Frau und eine weiß angepinselte Bubenleiche hängen da auch noch rum. Schlimm wird's allerdings in der nächsten Kneipe. Dort sitzt das Grauen: André Heller (kreisch!) sagt, im gewohnten schmierigen Weanerisch: „Ich weiß, was du suchst, aber vielleicht findest du ganz was anderes.“ Gleich darauf wird er von einem Dolch durchbohrt. Dieser mögliche Pluspunkt wird dadurch zunichte gemacht, daß er seltsamerweise wieder aufsteht, als sei gar nichts passiert.
Was gibt es noch zu sehen? Eine geisteskranke Hairstylistin, einen Kellner, der Blut durch seinen Jackenärmel in ein Glas laufen läßt, eine Limousine mit Biologieskeletten drin, eine nackte Frau, die sich einen Dolch in den Mund rammt und dann in die Muschi, sowie nicht eine, sondern gleich zwei Töchter von Christine Kaufmann. Dann bricht der Film einfach ab und serviert über dem Vorspann ein „Behind-the-scenes“.
Eine Generation ohne Perspektive zerstört sich selbst. Ich bin erschüttert. Ein Film, der betroffen macht. Und müde. Nein, im Ernst: Ein Konzertauftritt von DAF wäre da sehr viel lohnender gewesen.
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#137
Geschrieben 28. Oktober 2004, 17:40
Fellinis wunderschöner Bilderbogen, der das Rom seiner Kindheit mit dem Rom von heute (1972) verbindet, seit langen Jahren zum ersten Male wiedergesehen. Hach!
Mit dem Kunstkino habe ich mich seit meiner Jugend schwergetan. Vielleicht liegt es daran, daß ich eine Zeit lang versucht habe, mich in das junge deutsche Kino der siebziger Jahre einzuarbeiten - ohne Erfolg. Trotz einiger persönlicher Vorlieben - z.B. Faßbinder - erschien mir mein Vorhaben ab einem gewissen Punkt wie Flagellantismus - auch wenn's weh tut, es muß rein! Gar nicht wahr - nichts muß rein. Alles muß raus. Viele jener Filme, die sich gegen „Opas Kino“ richteten, waren und sind cineastische Kopfgeburten, denen das Verständnis für die technischen und erzählerischen Belange abging und die an deren statt eine Verachtung derselben setzten, die nicht selten zu einer Verachtung des Publikums wurde. Einer der Gründe, weshalb ich niemals ernsthaft den Gedanken verfolgt habe, eine Filmschule zu besuchen, war die Schimmerlosigkeit, die ich in den Augen allzuvieler Filmstudenten vorfand, die zwar jede Szene jedes Melville-Filmes auswendig herbeten konnten, aber vom Leben an sich nichts Vermittelnswertes aufzuweisen hatten. Wann immer ein großer Regisseur (wie Melville) aber große Kunst erschuf, so nährte die sich aus der vorgefundenen Lebenserfahrung des Künstlers. Steriles Langen & Sehnen, das sich hinter großspurigen Chiffren verbirgt, kann auf die Dauer niemanden mit Augen im Kopf und Grütze im Schädel an der Nase herumführen. Das ist nicht bezaubernd unnütz, sondern einfach nur noch unnütz. Deprimierend.
Das Kino der Italiener hatte es mir hingegen angetan. Als ich meine ersten neorealistischen Filme sah, beeindruckte mich der Umstand, daß ich sie sowohl spannend als auch unterhaltsam fand. Es gab viel zu entdecken in den Bildern. Ganz toll fand ich die Laiendarsteller, denen alles Gestelzte und Bühnenhafte abging. Auch scheuten die Schöpfer des Neorealismus nicht davor zurück, ihre an Originalschauplätzen entstandenen Szenen durch verfremdende Zutaten zu überhöhen oder gar mit ausdrücklich phantastischen Elementen anzureichern. Der Fall lag für mich klar: Hätte Wim Wenders einen Film gedreht, der von einem kranken alten Mann und seinem Hund handelt, wäre ich nach zehn Minuten eingeschlafen. Bei Vittorio de Sica heulte ich bitterlich. Da fällt die Wahl in der Tat leicht...
Federico Fellini begann seine Karriere auch in diesem neorealistischen Umfeld und verließ sich auf einfache Menschen in unattraktiven, alltäglichen Schauplätzen. Daß er schon in diesen frühen Zeiten dazu neigte, Charaktere zu entwerfen wie den „Großen Zampano“ in LA STRADA, die sich mit großspurigem Getue und unfrommem Selbstbetrug aus eben diesem Umfeld herauszukeilen versuchen, machte die Filme besonders spannend für mich, plazierte diese Technik die Tradition des Neorealismus doch im Menschlich-Allzumenschlichen: Wer einmal aus dem Blechnapf fraß, wird den Deubel tun, diesen Umstand auch noch zu verherrlichen. Was bei Pasolini die wundervoll offenen und kindlich unschuldigen Gesichter der Darsteller sind, wird bei Fellini zu energisch dem Leben nachjagenden Alltagsfiguren, die dies teils verkniffen tun und andere dabei mißbrauchen, teils aber auch dem Erdendasein die Rosinen aus dem ungewaschenen Maul picken.
Ähnlich wie Visconti – der sich vom Neorealismus zum opulent Ausstatterischen veränderte – machte auch Fellini eine Entwicklung durch: In seinen späteren Filmen werden die Sets immer verschwenderischer und extravaganter, die Kompositionen ungemein sorgfältig. Die Darstellung der Menschen neigt zum Grotesken und Verzerrten. Da Fellini wie kaum ein anderer italienischer Regisseur seine Kindheitseindrücke verarbeitete, entspricht diese „fellineske“ Menschenbetrachtung vielleicht auch am ehesten der eines Kindes, das besonders das vermeintlich Monsterhafte erkennt: „Boah, ist der dick! Die ist aber häßlich! Was für einen langen Bart der Opa hat!“ Das Monsterhafte wird aber, wie bei einem Kind, niemals an sich negativ konnotiert, sondern wird zum alltäglichen Zirkus, zur Verkörperung des Wunders, wie armselig und schäbig die Gestalten tatsächlich auch sein mögen.
ROMA (den Fellini zusammen mit Bernardo DEEP RED Zapponi geskriptet hat) präsentiert einen Bilderbogen, der zunächst Szenen aus dem faschistischen Italien mit dem Rom der Gegenwart verbindet. Es gibt einen langen Komplex, der sich der „rivista“ (der italienischen Entsprechung des Varieté-Theaters) widmet. All das ist vulgär, knallig, sexbesessen, hemmungslos nostalgisch, aber auch sehr poetisch. (Wer wissen will, wo Tinto Brass seine sexuellen Inspirationen bezogen hat, sollte mal reinschauen!) Ein erster Höhepunkt kommt, als auch das Altertum eine Stippvisite macht: Bei Ausgrabungsarbeiten wird ein altes römisches Haus voller prachtvoller Fresken freigelegt. Vor den Augen der entsetzten Wissenschaftler vernichtet die hereinströmende Luft die Bilder von einst. Was bleibt, ist Moder und Korrosion. Die Vergangenheit – so scheint uns Fellini zu sagen - ist ohnehin in uns allen. (Als „Geruch der Jahrhunderte“ wird Kloakengestank an anderer Stelle euphemisiert.) Man soll sich lieber dem Leben der Gegenwart zuwenden. Und das wohnt in allen Straßen.
Nicht zufällig wird diese Partie gefolgt von einer Reise in die Hurenhäuser Roms, die teilweise anzüglich-erotisch, teilweise aber auch horribler als mancher Gruselfilm ausfällt. Das ist irgendwo zwischen Brass und Liliana Cavanis Verfilmung von DIE HAUT, wo Hunderte von Soldaten mit den Spargroschen wedeln, um sich in häßliche Huren hineinzukeilen. Der absolute Höhepunkt von ROMA ist aber fraglos das Defilée der Kleriker: Vor einer Gruppe morscher, modriger Aristokraten wird eine Modenschau der Geistlichkeit vorgeführt, die beim intellektuelleren Bunuel wahrscheinlich blasphemisch gewirkt hätte. Bei Fellini wirkt sie eher traurig, wie ein Modell tragischen Scheiterns. Wenn der Pontifex Maximus in grotesk kitschigen Lichtkaskaden verschwindet, gehen im Vatikan endgültig die Lampen aus! Ein Epilog zeigt uns dann das heutige Rom aus der Sicht einer Biker-Gang: Die „Ewige Stadt“ im Vorbeifahren, eine Kette von Sehenswürdigkeiten, die verschwindet wie ein schöner Traum...
Tja, Meisterwerk, einer meiner liebsten Fellinis!
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#138
Geschrieben 04. November 2004, 18:55
In den siebziger Jahren florierte in Hollywood das Genre der schwarzen Komödie. Meist waren es gesellschaftliche Mißbildungen, die auf dem Wege der ironischen Überspitzung der Lächerlichkeit preisgegeben wurden. Gelegentlich waren diese Satiren auch so schmerzhaft zutreffend, daß sie aufhörten, lustig zu sein. Ein besonders gelungenes Beispiel ist Sidney Lumets immens bösartiger NETWORK, der vieles von dem vorwegnahm, was wir heutzutage auf dem kleinen Bildschirm zu Unterhaltungszwecken vorgesetzt bekommen. Robert Altmans NASHVILLE befaßte sich am Beispiel der Country-and-Western-Hauptstadt mit der Musikkultur der Verengten Staaten von Amerika und ihren gesellschaftlichen Ursachen. Eine Art „famous first“ dieser rabiaten schwarzen Komödien war desselben Regisseurs M.A.S.H. Doch bevor man in den Krieg zieht, muß man ihn erst einmal lernen. Und das beginnt nun mal traditionell beim Schulsport!
Gerade kampfbetonte Mannschaftssportarten sorgen nicht nur in den USA für feuchte Augen und pralle Hosen. Und während wir uns in Deutschland am Fußball delektieren, sind es in den Staaten vorwiegend Baseball, American Football und Eishockey, die den Ton angeben. Der Zuschauer wird bei diesen Sportarten nicht selten zum erbittert krakeelenden Mitkämpfer, der mit hoher Phonstärke den Sieg des Guten über das Böse fordert. Da spielen schon mal persönliche Frustrationen und Aggressionen mit hinein. Gelegentlich kommt es auch zu handfesten Keilereien. Der Standardspruch zumindest deutscher Kommentatoren, wenn ein Spieler die Blutgrätsche auspackt, lautet für gewöhnlich: „So was wollen wir nicht sehen!“ - eine Behauptung, die von den immer sensationsgeiler werdenden Kabelprogrammen Lügen gestraft wird. Je mehr Reizüberflutung auf die Zuschauer eindrischt und ihr Adrenalin zum Kochen bringt, umso schwerer wird es für die Verantwortlichen, das Gezeigte noch zu übertrumpfen.
In George Roy Hills SLAP SHOT (1977) geht es um ein darbendes Eishockeyteam, die „Charlestown Chiefs“, das vom Altstar Reggie Dunlop (Paul Newman) trainiert wird. Das Beharren auf einen klassischen, seinen eigenen Ursprüngen verhafteten Spielstil hat Dunlop und seinen „Chiefs“ eine miserable Plazierung in der Tabelle eingehandelt. Auch wird davon gesprochen, das Team aufzulösen. Das Blatt wendet sich, als drei Neuzugänge ins Team aufgenommen werden – die wie Nerds wirkenden Hanson Brothers. Diese sehen zwar aus wie geistig Minderbemittelte, knüppeln – so auf das Eis gelassen – aber los wie die Berserker. Die Gegner sind eingeschüchtert, die Massen begeistert. Die Zähne fliegen, daß es nur so eine Art hat. Dunlop setzt nun ganz auf die blutrote Karte, und wo immer die „Chiefs“ hinkommen, setzt es Dresche. Doch die Geister, der er rief, wird er nicht mehr los...
War Norman Jewisons ROLLERBALL eine stockernste Antiutopie, die sich in etwa desselben Themas annahm, so behandelt SLAP SHOT den zunehmenden Werteverfall im Entertainment Sport mit den Mitteln der rüden Groteske. Ähnlich wie bei Jewisons feierlichem Film, sind auch die Spielsequenzen von SLAP SHOT der fraglose Höhepunkt des Spektakels. Und doch schafft es Hill (der mit Newman auch in dem hervorragenden Western ZWEI BANDITEN und der eher nostalgischen Gangster-Komödie DER CLOU zusammenarbeitete), neben den knalligen Attraktionen auch eine Menge sozialen Realismus einzubauen: Die Spieler sind sehr schlichte Naturen, die – wenn das Erfolgslämpchen erlischt – ebenso in die Schraubenfabrik ziehen dürfen wie das Gros der Zuschauer, das seine Existenzsorgen beim Kampfspiel abreagiert. Dunlop etwa ist alles andere als ein Held. Einst gefeiert, ist er nun ein grauer Wolf auf dem Abstellgleis, der seine Spieler belügt und ein saumäßiger Ehemann war. Den drohenden Verfall der Spielkultur ignoriert er ebenso wie das Ende seiner eigenen Spielerkarriere, die ihren Zenit längst überschritten hat. Moralische Skrupel kennt der Mann nur, wenn's ihm gerade in den Kram paßt. Aber auch er ist ein grundsätzlich schlichter Mensch, der seine Existenz kaum hinterfragt und mit zwei großen Brüsten im Bett und einem Sixpack auf dem Nachttisch schon sehr zufrieden ist.
Aufgrund seines sehr rüden Dialogs und der Brutalität der Fight-Sequenzen war der Film ursprünglich erst ab 18 Jahren freigegeben, was auf ein „Ab 16“ heruntergestuft wurde. War die alte Fassung noch sehr zotig und ruppig gewesen, synchronisierte man den Film für das Fernsehen um und milderte ihn beträchtlich ab. Auf DVD stößt man nun auf eine DRITTE Synchro, die die vulgären Passagen wieder sinngemäß eindeutscht. Den Grund für diese Maßnahme vermag ich nicht ganz nachzuvollziehen, und da Frank Glaubrechts Stimme (Geisterjäger John Sinclair!) nach meinem Empfinden nicht zu Newman paßt, bin ich auf die englische Tonspur ausgewichen. Das stellte aber kein Problem dar, da der Großteil leicht zu verstehen ist. (Wenn man „fuck“, „pussy“ und „faggot“ versteht, ist das schon die halbe Miete!) Mein Wiedersehen mit SLAP SHOT verlief summa summarum sehr harmonisch, und auch der zynische Schluß des Filmes (ein Happy-End, das keines ist!) hat mir prima gefallen. Im Gefolge des Filmes entstanden übrigens einige „Sportfilme“, die bitteren Reis über die heilige Kuh des Mannschaftssports ausgossen, etwa Ted Kotcheffs bösartiger DIE BULLEN VON DALLAS und Michael Ritchies ZWEI AUSGEBUFFTE PROFIS. SLAP SHOT ist aber noch eine Nummer besser.
Und ja, die Band Nomeansno hat ihre Ramones-Inkarnation The Hanson Brothers natürlich im Hinblick auf die dickbebrillten Super-Nerds benannt – Pucks, Bodychecks und gute Laune! Bier kaltstellen...
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#139
Geschrieben 06. November 2004, 02:30
In der erlauchten Gesellschaft des angesehenen Filmbuchautors Robert Z. (nebst betörender Gattin) habe ich heute ein stimmungsvolles Doppelprogramm aus den Kellern des italienischen Exploitationkinos zu mir genommen. Den Anfang machte Claudio Fragassos grenzdebiler AFTER DEATH. Da ging es wirklich rund in der guten Stube. Nachdem wir letzte Woche bereits Bruno Matteis Absurdion DIE HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN genossen hatten, kündigte ich AFTER DEATH als "Regiearbeit des Assistenten von Bruno Mattei" an, in der Hoffnung, die Seelen der Beisitzenden gegen den zu erwartenden Mumpitz zu wappnen.
Die erste halbe Stunde von AFTER DEATH ist - nach trashtechnischen Gesichtspunkten - sehr lohnend. Ein grotesk bemalter Schwarzer (NICHT James Earl Jones!) hampelt herum und erzählt Larifari, während einige sogenannte "Wissenschaftler" (=typische Flitzpiepen aus Italo-Horrors der späten 80er) ihm verbal Paroli bieten. Eine Menge Rauch, eine mäßig attraktive Schwatte verschwindet in einem Loch im Boden und kehrt dann zurück mit einer lächerlichen Zahnprothese, die aussieht, als stamme sie aus dem Fundus von DÄMONEN. Eine sehr dull aussehende Brünette mit einem blonden Balg und Blasmaul wird von Zombies überfallen, die alle aussehen, als hätte man ihnen lediglich alte Lumpen und Zottelhaare übergeworfen. Sie beißen dem Freund der Pornodarstellerin in spe die Kehle durch. Das kleine Mädchen entkommt, da es einen Talisman um den Hals hat.
Daß jetzt ein Zeitsprung erfolgt, haben wir gar nicht mitbekommen. Erst später wird klar, daß die junge blonde Frau mit dem Talisman um den Hals vermutlich identisch mit dem Balg ist. Die ist aber gar nicht so wichtig. Wichtig ist die Gruppe von Reisenden, die auf einem Motorboot durch die philippinische Wildnis tuckert. Das sind Menschen, wie sie im wahren Leben niemals zusammengefunden hätten, außer vielleicht in einer Ausnüchterungszelle oder dem Freizeitraum einer Dorfpsychiatrie: Zwei oder drei Hanswursten mit grellen Klamotten, die Anfang der 80er Jahre bei uns Neue-Deutsche-Welle-Standard gewesen wären und Ende der 80er auch bei den Italienern angelangt waren; ein Biker mit Vietnam-Vergangenheit, der aussieht wie ein veritabler Bahnhofspenner; ein Schwarzer, der etwas an Roberto Blanco erinnert; und ein ebenfalls militaristischer Dummfatz mit Stirnband, der im Zivilleben höchstens den Milch für den Kaffee des Leiters der Sparkassen-Filiale von Benediktbeuren holen dürfte. Eine ziemliche Menagerie von Tröpfen! Und was diese Leute so zu sagen haben, ist einfach sagenhaft! Na ja, genaugenommen haben sie gar nichts zu sagen, aber WIE sie das sagen, nötigt einem Respekt ab. Selbst Bettina, die dem Trash-Gedanken eigentlich abhold ist, mußte einige Male laut jaulen. Neben den üblichen Platitüden wie "Mann, ist das hier heiß!" oder "Ich will hier raus!" gibt es einige großartige Variationen des Krauchfilm-Gedankens. Als die ungewöhnliche Reisegruppe durch den Tann stapft, flötet eine der Schicksen etwa pikiert: "Ich habe mir wohl nicht die passenden Schuhe angezogen!" Nö, hatse nich, und da Claudio Fragasso ein Gemütsmensch ist, bleibt das auch nicht das einzige Problem, das die Gesellschaft heimsucht. Um es kurz zu machen: Der Film ist grottenschlecht. HÖLLE ist dagegen CITIZEN KANE. Suspense-Manöver verlaufen völlig im Nirvana des rettungslosen Drehbuches und lassen den Film zurück wie ein totgefahrenes Eichhörnchen auf der A7 - spannungslos, farblos, tot. Toll aber die unfreiwillig komischen Akzente! Seht Euch mal den Hanswurst in dem grünen Hemd an, das dieser stets in einem strategisch gewieft berechneten Winkel offenstehen läßt, um seine haarlose Brust zu präsentieren. Will daran jemand hochschlabbern? Nur die Zombies, aber an die wendet sich dieser Film! Der Bahnhofspenner/Ex-GI ist eine Marke für sich und begeistert mit potenzgestörten Aussprüchen, die ihn als Fall für das Lattenheim von Dien Bien Pfui enttarnen. Leider leistet sich der Film einen Mittelteil, der aus endlosem Gekrauche besteht und der Langeweile nicht eben aus dem Weg geht. Leicht zu begeisternde Zombie-Freunde bekommen aber immerhin einige deftige "Spezialeffekte" geboten, bei denen die Gummischeiße abgerissen wird wie einst im Mai - die Blutwurst kreist. Meine, Roberts und Bettinas Lieblingsstelle kommt, als die Reisegruppe in der Zombiehöhle des Negerpriesters eintrudelt und dort ein Buch vorfindet. Der Hanswurst mit dem offenen Hemd liest etwas vom "Tor zur Hölle", das nur durch das Verlesen von vier Worten (Kartoffelsalat? Brausepöter? Suppenkasper? Preßwurst?) geöffnet werden kann. Massimo Vanni meint eingangs zu ihm, als sie das staubbedeckte Relikt gefunden haben, als wäre das nichts: "Ach, lies´ mal was vor!" (Der Hemdbubi macht den Eindruck, als könne er nicht einmal italienisch lesen!) Die vier geheimnisvollen Worte will der Mann aber nicht vorlesen. Massimo läßt sich's nicht verdrießen und liest: "Magumba, Zoogla, Hogle, Zombie!" Die Zombies lassen sich nicht zweimal bitten und reißen sofort jemandem die Gummiglatze ab. Freilich sind die lumpichten Gesellen schon vorher dagewesen, aber das ist nicht der geringste der Logikpatzer dieses entzückenden kleinen Filmes...
Seht Euch bloß keine fremdsprachige Fassung an! Der Charme wohnt - so er nachvollzogen werden kann - in der deutschen Fassung dieses strunzblöden Machwerks. Das nächste Mal, wenn ich Robert und Bettina besuche, nehme ich FANNY UND ALEXANDER mit...
Anmerkung: Wie ich gerade in der IMDb lese, ist der Hauptdarsteller identisch mit dem Gay-Porno-Star Jeff Stryker! Da ich mich in diesem Genre nicht angemessen auskenne, kann ich das leider nicht verifizieren, aber es klingt irgendwie spannend... Einer seiner letzten Filme ist CAN I BE YOUR BRATWURST, PLEASE!
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#140
Geschrieben 06. November 2004, 03:15
Als zweiten Film des Abends erkoren wir uns Luigi Cozzis eindrucksvoll schlechten IL GATTO NERO bzw. DE PROFUNDIS. Verglichen mit dem vorangegangenen Machwerk war er natürlich gut inszeniert, aber wenn man bedenkt, daß dieser Film allen Ernstes Dario Argentos "Mütter-Trilogie" (SUSPIRIA, INFERNO, ?) komplettieren sollte, kommt man aus dem Gröhlen gar nicht mehr heraus!
Es geht um eine junge Schauspielerin (das französische Sex-Starlet Florence Guerin), die in einem Film die berüchtigte Hexe Levena (oder so) darstellen soll. Abgesehen davon, daß sie dafür mit der wahrhaft gruseligen Caroline Munro zusammenarbeiten soll, erweist sich das auch sonst als unklug: Die Hexe - erwähnt bei Baudelaire und Thomas de Quincey - lebt nämlich tatsächlich und erscheint ihr im Wohnzimmerspiegel, begleitet von Cozzis gefürchteten Lichteffekten! (Die konnte man bereits in STAR CRASH, HERCULES 1 und 2 und dem haarsträubenden ALADIN-Film genießen...) Außerdem kotzt Levena - die ein Pickelgesicht trägt, wie es in Alfonso Brescias ultrabilligen DIE BESTIE AUS DEM WELTRAUM gepaßt hätte - die hoffnungsvolle Jungdarstellerin mit grüner Gülle voll. Schlimm, schockierend, degoutant! Dann stößt Florence auf den Regie-Tycoon Leonard Levene (nomen est Oma!), der vom ehemaligen Westerndarsteller Brett Halsey gegeben wird. Am Schluß geht es dann endgültig drunter und drüber.
Der Film brüstet sich damit, auf Edgar Allen Poe zu basieren? Jau, erzähl´ noch einen! Immerhin scheint der deutsche Videotitel den Poe'schen "beautiful dead eyes" entlehnt zu sein, die mutmaßlich der asitoastergebräunten Munro zuzuschreiben sind. Wir alle werden mal älter. "Wir alle" ziehen uns aber nicht vor der Kamera aus und präsentieren den faltigen Bauch und die Zellulitis - schlimmer Fehler! Eine schwarze Katze wibbelt des öfteren herum, hat aber weder einen Bezug zur Handlung noch zu Poe. Florence Guerin ist nicht wirklich Daria Nicolodi oder Jessica Harper, genausowenig, wie Cozzi Argento ist. Cozzi rammelt den hanebüchenen Plot voll mit Zitaten, die in ihren Originalen besser aufgehoben waren. Da gibt es das leuchtende Glas Milch (Abführmittel?) aus Hitchcocks VERDACHT, den Eingeweide-Fernseher aus VIDEODROME und Argento satt. Und in welcher Geschichte hat Poe die explodierenden Tomaten im Kühlschrank verwendet? Gab es bei Poe einen Klempner, der sich dann als Sendbote Luzifers erweist? Wie immer man eine Poe-Bearbeitung gestaltet, man sollte um Himmels Willen keinen 80er-Jahre-Schweinerock einbauen! Die jammernden E-Gitarren haben bei PHENOMENA und OPERA vielleicht gerade noch mal hingehauen, aber bei Cozzi sorgen sie für unbarmherziges Gelächter.
Uns stand die ungeschnittene Premiere-Ausstrahlung zur Verfügung. (Auf Video war das Ding geschnitten.) Auch mit dem spektakulär platzenden Bauch der grimassierenden Okkultismus-Expertin (=ein ASTARON-Selbstzitat!) wirkt der Film aber wie eine schwere Katastrophe. Der Schluß - mit dem mythischen Bohei und den eingeschnittenen Plastik-Planeten - schickt den Film dann endgültig in den Orkus des Vergessens. Komisch, ich habe Edmund Purdom vermißt!
P.S.: Cozzi hat mit seiner sehr spannenden Episode zu Argentos TV-Serie LA PORTA SUL BUIO und seinem Giallo L'ASSASSINO E´ COSTRETTO AD UCCIDERE ANCORA bewiesen, daß er es besser kann! Auch STAR CRASH ist ein ziemlicher Fun-Pfropfen. Wie konnte es zu diesem Kasperle-Theater kommen?
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#141
Geschrieben 08. November 2004, 06:08
Meiner Liebsten mute ich in letzter Zeit einiges zu, was die Filmauswahl betrifft. In diesem Fall handelte es sich allerdings um eine gemeinsam getroffene Entscheidung, so daß die Schuld nicht nur mich alleine trifft...
Selten einen so wirren, dummen und ganz und gar stillosen Mist gesehen! Geht so etwas heutzutage als "Genre-Hommage" durch? Man nehme zahllose altbewährte Motive, wirbele sie durch die Ironie-Mühle (=Ironie im Geiste der Freddy-Krueger-Generation), erzeuge hohen Seh-Streß durch endlosen Krach (akkustischen wie optischen) und hoffe, daß das erworbene Gemisch auch auf herkömmliche Weise "funktioniert". Um es kurz zu machen: Das Design (in das ich im Vorfeld etwas Hoffnung gesetzt habe) ist hanebüchen, es wird gemorpht, daß die Schwarte kracht, und die Darsteller sind blaß, werden von der inkompetenten und selbstgefälligen Regie aber auch völlig im Stich gelassen. Van Helsing hat einen hübschen Nephilim-Mantel, aber damit hätte sich seine Attraktivität auch schon erschöpft. Kate Beckinsale ist ein hübsches Pipimädchen unter widrigen Umständen. Cora meinte nur immer: "Die kann sich in dem Korsett ja gar nicht bewegen!" Komplett austauschbar, solche Nullgesichter. Der Vampir ist sehr langweilig. Eigentlich wäre es besser gewesen, man hätte Siegfried & Roy in die Rolle gepackt.
Mann, was für eine Gurke! In der Meinung der Macher handelt es sich vermutlich um "eine liebevolle, kenntnisreiche Liebeserklärung an den klassischen Horrorfilm". Ich zitiere da nur Bud Bundy: "Ja, so endet dann alles." DIE MUMIE hatte wenigstens noch einen gelinden Unterhaltungswert, wenngleich schon dort klar wurde, daß man Charme nicht durch Lautstärke ersetzen kann. VAN HELSING ist mißlungen durch und durch - ein Unfilm!
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#142
Geschrieben 08. November 2004, 06:35
Um den von VAN HELSING erzeugten Hirnkaries wegzuschrubbeln, griffen wir zu SHREK 2. Und das war eine gute Wahl, denn jener demonstrierte, daß auch in Hollywood Charme und Grips durchaus noch anzutreffen sind. Während mich Disney ab einem gewissen Punkt einfach nur noch abgetörnt hat (DIE SCHÖNE UND DAS BIEST - kotz!), empfand ich den Vorsatz, einen Kindertrickfilm zu machen, der sich sozusagen als Anti-Disney begreift, als lobenswert. In der Ausführung war der erste SHREK zumindest zwiespältig, da die programmatische Ironisierung von Kitsch nicht verhindern kann, daß stattdessen eine andere Form von Kitsch erzeugt wird, und das alles natürlich so liberal und wohlmeinend, wie es eben geht. Wenn das Resultat aber so nett unterhält, habe ich damit keine Probleme.
SHREK 2 hat mir noch einen Tacken besser gefallen als Teil 1: Der Oger und seine Ex-Prinzessin/Lebensgefährtin verlassen ihren Sumpf, um Fionas Eltern einen Besuch abzustatten. Natürlich geht das komplett in die Hose, denn dem König und der Königin ist ein Oger als Schwiegersohn (vgl. Sidney Poitier in RAT MAL, WER ZUM ESSEN KOMMT) nicht wirklich grün. Zudem will die "gute Fee" des Märchenreiches (=eine verräterische Schlange!) ihren Sohn, den "Prince Charming", mit Fiona verkuppeln. Das setzt dann eine ganze Reihe an Turbulenzen, in denen Verwandlungs- und Liebestränke eine prominente Rolle spielen.
Die Musikauswahl schlägt jeden Disney-Film um Längen. Schon mal einen Animationsfilm für Kinder gesehen, in dem Nick Cave Verwendung findet? Auch sind Themen wie genußvolles Furzen, Homosexualität und das Tragen von Damenunterwäsche bei Männern bzw. Holzpuppen keine Standards im zeitgenössischen Kinderfilm. Letzterer Umstand spielt eine Rolle, als die Märchenfiguren aus dem Zaubersumpf versuchen, dem angeketteten Shrek zu helfen. Der Lebkuchenmann muß irgendwie erreichen, daß Pinocchios Nase wächst, um einen Abgrund zu überbrücken. Beim Nachgrübeln fällt ihm auf, daß der Holzbubi einen Damenslip trägt, was er sofort in die Gegend trompetet. Pinocchio: "Gar nicht wahr!" - Nase länger, "Wohl wahr!", "Nö!" - Nase länger etc. ... Die Hinzufügung des gestiefelten Katers (Antonio Banderas!) ist ebenfalls ein großes Plus, denn der ist so verschleimt und hat so große Bettel-Augen, das einem einfach das Herz aufgeht! (Auch hat er eine schöne DESPERADO-Träller-Szene am Schluß des Filmes.) Im Original sind wieder die üblichen Verdächtigen am Tun & Machen, darunter Mike Myers, Eddie Murphy, John Cleese, Julie Andrews und Cameron Diaz.
Insgesamt sehr lustige Unterhaltung, die zwar nicht die Qualität von FINDET NEMO erreicht (dessen "Und jetzt?"-Schluß ich ungelogen für einen der elegantesten der Filmgeschichte halte!) oder jene der erhabenen Miyazaki-Animationsfilme, aber eine Menge Spaß macht, und das auf grundsympathische Weise. Herzig!
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#143
Geschrieben 08. November 2004, 17:47
Mittelmäßiger Psychothriller mit Anleihen beim Horrorkino, der einige gute Ansätze hat, dann aber zunehmend in die Hose geht.
Tom Kempton ist ein angesehener Animationsfilmregisseur, der mit seinen Buddies Ferien im verschneiten Michigan macht. Als sein Snowmobile einen kleinen Unfall hat, bittet er ein in einer Hütte lebendes Geschwisterpaar um Hilfe. Bedauerlicherweise handelt es sich bei den beiden um gemeingefährliche Psychopathen. Tom überlebt diese Ferien nur knapp. Wieder im trauten Hollywood angekommen, entwickelt er eine morbide Besessenheit für die eine der beiden Schwestern. Er findet sogar deren zur Adoption freigegebenes Kind, die ihren eigenen Psycho-Sohn herangezüchtet hat. Nach zahlreichen Verwicklungen kommt es zu einer familiären Zusammenführung der besonderen Art...
John Hancock hat früher den sehr brauchbaren Horrorfilm LET'S SCARE JESSICA TO DEATH (deutscher TV-Titel: GRAUEN UM JESSICA) gemacht, der mit Subtilität und Geschick einiges an Spannung aufbaute. MAYHEM (oder SUSPENDED ANIMATION, wie er eigentlich heißt) gelingt das nur während des Auftakts, der in gewohnten Backwoods-Gefilden stromert. Die Schwestern Boulette (die heißen wirklich so!) sind keine Gemütsfrauen und killen Kerle zum Zeitvertreib. Obwohl der Film insgesamt den Eindruck einer Kabel-TV-Produktion macht, gibt es eingeweckte Penisse auf dem Küchenregal und ähnlichen Schangel. Auch wird dem glatten Protagonisten der kleine Finger in Großaufnahme abgehackt. Danach kommt dann die "psychologische Erkundung" der geschundenen Künstlerseele. Mein größtes Problem bei dem Film war die Tatsache, daß ich den "Helden" für eine ziemlich unsympathische Pfeife hielt. Er pfuscht zum eigenen Ergötzen nicht nur im Leben seiner Freundin herum, sondern bringt auch noch die Tochter der geistesgestörten Vanessa (die nichts von ihrem Unglück weiß und völlig normal ist) in Bedrängnis und schließlich sogar in Lebensgefahr. Zudem leistet sich das Drehbuch (von Hancocks Gattin) sogar die immerhin bedenkliche Prämisse, daß verbrecherische Tendenzen vererbbar sind und von Generation zu Generation weitergereicht werden, und das allein aufgrund des Blutes. Hanebüchen. Bei TWISTED NERVE sorgte das damals für eine erregte Diskussion. Heutzutage wird das kaum jemanden mehr kratzen, aber es sei halt angemerkt, daß hier einiges zusammengekaspert wird. Die Darstellerin der Vanessa macht bei alledem ihre Sache wirklich gut, aber die Bemühungen sind weitgehend verschwendet, da der Schluß weitgehend den üblichen "Let's kill a psycho"-Selbstjustiz-Pfaden folgt. Dabei offeriert gerade das Serienmörder-Genre die Möglichkeit, in Gestalt des Killers einen Gegenentwurf zur Gesellschaft zu schaffen, was diesen Figuren häufig eine ambivalente Note gibt. Hannibal Lecter etwa ist Künstler und auch den Helden intellektuell haushoch überlegen. Bei MAYHEM geht es letztlich nur um Tschingderassabumm, und somit haut auch der "deutsche" Titel durchaus hin.
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#144
Geschrieben 16. November 2004, 21:08
Ausgesprochen gut beobachtetes Psychodrama, dessen Charaktere für manchen aber etwas zu grenzwertig sein dürften.
Isabelle Huppert spielt eine Konzertpianistin und Klavierlehrerin, die sich in einen blonden Nachwuchsmusiker verliebt, der ihr Sohn sein könnte. In einem amerikanischen Film gäbe es jetzt ein komödiantisch akzentuiertes Katz-und-Maus-Spiel, an dessen Ende die Moral stünde, daß Schuster besser bei seinen Leisten bleibt. In einem durchschnittlichen europäischen Film würde der Jüngling die Frau Professor einfach auf den Bösendörfer schmeißen und durchorgeln. ("Flotte Teens und Sex nach Noten"?) Hier handelt es sich aber um die Verfilmung eines Buches der frischgebackenen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, also läuft das etwas anders.
Die Klavierlehrerin trägt nämlich ein Geheimnis in ihrem Busen, und bis das gelüftet wird, muß der junge Bursch erkennen, daß auf Liebespfaden manch eitel Verwirrung wuchert.
Isabelle Huppert spielt großartig, und die Tatsache, daß ihre Figur eigentlich den Großteil des Films über eine Maske aus Fleisch trägt (durch die nur gelegentlich die unruhigen Krokodile hervorlugen), macht ihre Leistung nur noch grandioser.
Von Haneke kannte ich bislang nur BENNY'S VIDEO und FUNNY GAMES. DIE KLAVIERSPIELERIN verzichtet wohltuend auf grobe Exzesse. Selbst eine Szene mit Hardcore-Bildern (in einer Peep-Show) wirkt überhaupt nicht provokativ, sondern zeigt eben, was da ist. Der Film wirkt statisch, abgezirkelt und elegant, was gut zur Handlung paßt, deren Charaktere klar definierten Ritualen folgen. Die Szenen mit Gefühlsausbrüchen sind exzellent gespielt und teilweise unerträglich intensiv. Wer danach auf eine Party gehen will, sollte definitiv einen anderen Film auswählen!
Lustig: Zu Beginn des Filmes wollte ich der Huppert andauernd zurufen: "Nun krall´ Dir mal den Goldschopf und nimm´ ihn dir zur Brust!" In der zweiten Hälfte sympathisierte ich mit dem Jüngling und wünschte, er möge ihr endlich mal einen in die Fresse geben. Doch dann erweist sich ja, daß alles etwas komplizierter ist...
Die DVD-Werbung war - wenn ich mich recht entsinne - sehr reißerisch. Was wohl die Videothekenkunden gedacht haben mögen, die sich den Film in Erwartung eines Sexreißers ausgeliehen haben? Jo-ho-ho und 'ne Buddel Rum!
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#145
Geschrieben 22. November 2004, 17:47
Es ist mir jetzt wirklich etwas peinlich, aber ich fand den Film gar nicht so schlecht!
Hätte man auf die Faxen weitgehend verzichtet und sich stattdessen auf eine akkurate Nachbildung der Vorbilder beschränkt, wäre der Film sogar richtig gut geworden, zumal die Gestaltung durchaus liebevoll ist und in vielen Details dem Geist der alten Filme gerecht wird. Das vorliegende Resultat der Bemühungen ist in etwa das, was hierzulande meistens als Parodie verkauft wird. Tatsächlich handelt es sich eher um eine Farce, die nach amerikanischen Vorbildern der "Alle 20 Sekunden ein Joke"-Manier (z.B. DIE NACKTE KANONE) schielt, ohne allerdings deren Treffsicherheit zu besitzen. Als ich mir den Film auslieh, erwartete ich das Schlimmste. Den SCHUH DES MANITU habe ich immer noch bis zum Anschlag im Hintern. Die Versuche von Fernsehkomikern, ihre Routinen in das Medium Film zu verlagern, finde ich in der Regel eher mitleiderregend. Selbst ein Genie wie Loriot hat da m.E. nicht allzu gut abgeschnitten, und auch Gerhard Polt hat nur einen wirklich hervorragenden Film (KEHRAUS) hervorgebracht. Obwohl ich die Komiker Kalkofe, Pastewska und Dittrich durchaus schätze, konnte das eigentlich nichts anderes werden als eine wohlfeile Aneinanderreihung von Kalauern, die einem Sketch vielleicht gut zu Gesichte stehen, auf Filmlänge gestreckt aber auf die Nase fallen. Ich schwor mir, den Film sofort abzuschalten, wenn ich innerhalb der ersten 10 Minuten noch nicht gelacht hätte...
Nun, ich habe ihn mir immerhin ganz angesehen! Das Gag-Feuerwerk (Schlimmes Wort, nicht wahr? Mutti, ich hab´ Mallör gemacht...) schenkt dem Betrachter kaum Ruhe. Von 10 Scherzen sind ca. zwo ganz drollig und einer richtig gut. Was den Film für mich gerissen hat, ist eben die liebevolle Nachgestaltung der Wallace-Filme, inklusive einem Schloß, auf dem ständiges Schwarzweiß herrscht. Es gibt zahllose Bezugnahmen auf die Vorlagen, einige davon recht ulkig. Die Komiker wissen, daß sie mit dem Holzhammer agieren und scheuen angenehmerweise keine Geschmacksgrenze. Einige massive Peinlichkeiten sind auch dabei. Lars Rudolph macht die Mimik von Kinski ziemlich gut nach an einigen Stellen, und auch Pastewska kämpft mannhaft mit Arents Mimik und Diktion. Thomas Fritsch ist ein feiner Bösewicht. Das hätte alles bei weitem schlimmer ausfallen können. Ordentlich gemachtes Kasperle-Theater mit einigen netten Gags, ganz unterhaltsam, nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Kalkofes Mattscheibe" ist trotzdem zehnmal witziger...
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#146
Geschrieben 23. November 2004, 02:12
Dario Argentos neuester Film, IL CARTAIO, ist ja nun nicht gerade mit Vorschußlorbeeren bedacht worden. Die Kritiken waren – bis auf wenige Ausnahmen – vernichtend, und die Meinungen der Zuschauer, die den Film auf einem der heimischen Festivals bereits aufgeschnappt hatten, wenig ermutigender. Vom „schlechtesten Film des Jahres“ war da die Rede. Ich beschloß, mir nicht die Laune verhageln zu lassen. Die Erwartungshaltung des Publikums ist ja häufig sehr unterschiedlich. Auch LA SINDROME DI STENDHAL fanden viele schlecht, da er die gewohnten Argento-Bahnen verließ. Ich fand ihn toll.
IL CARTAIO – um es vorwegzunehmen – ist ganz und gar nicht toll. Ihn als ein völliges Fiasko zu bezeichnen, halte ich für maßlos überzogen, denn ich empfand ihn als durchaus unterhaltsam, wie mir das auch bei so manchen „Derrick“-Folgen geht. Ein Modikum an Spannung (die dann und wann durch unfreiwilligen Humor aufgelockert wird) erzeugt der Film auch. Doch wenn man den Gluthauch von PROFONDO ROSSO, SUSPIRIA und INFERNO im Nacken spürt, errät man schon, wie es zum Zorn der Zuschauer kommen konnte...
Die Story ist schnell zusammengefaßt: Ein geltungssüchtiger Irrer mit Hang zum Risiko entführt junge Frauen und benutzt sie als Einsatz in internetten Pokerspielen mit bunter Computergrafik und lustigen Melodien. Die Polizei muß versuchen, ihn zu besiegen. Jede Hand, die der Killer gewinnt, kostet sein Opfer einen Körperteil. Nach vier oder fünf Händen ist der Bart ab, und das Opfer landet auf der Müllhalde. Die Polizistin Anna Mari (Stefania Rocca) bekommt bei der Untersuchung Hilfe von einem strafversetzten irischen Bullen namens John (Liam Cunningham). Es wird bald klar, daß der Killer einen Draht zum Präsidium haben muß. Wird es den Helden gelingen, den fiesen Möpp zu stellen, bevor Roms Schönheitenvorrat aufgebraucht ist?
Die Rocca und Cunningham sind als Helden ganz angenehm, wenn auch ihre Dialogaustäusche manchmal etwas hanebüchen geraten sind. Überhaupt – konnte man bei Filmen wie den oben genannten Klassikern angesichts der Hoheit des Stils über den Inhalt noch über unlogische Aktionen und unnatürliche Dialoge hinwegschauen (und auch TENEBRAE ist stilisiert bis zum Exodus), so fällt dies bei IL CARTAIO sehr schwer, und den berühmten guten Willen kann man bei mir wohl voraussetzen. Der Film präsentiert sich als geradliniger Thriller, dessen Gestaltung für Argento-Verhältnisse auf bisher ungesehene Weise schmucklos ist. Man hat einfach keine andere Möglichkeit, als die Bibel um ihrer Prosa willen zu lesen. Und diese Prosa ist vollgestopft mit gerade mal angerissenen Charakteren, mäßig sympathischen Protagonisten und Situationen, in denen sich die Figuren verhalten wie in einem Paralleluniversum, aber nicht wie auf unserer guten alten Mutter Erde! Daß der Mörder ein Ästhet und Künstler ist, wie immer in Argentos Filmen, sei ihm zugutegehalten, aber in einem soliden Krimi fragt man sich denn doch, warum er all das abstruse Gehampel und Getue in Kauf nimmt, wenn er die Mädels um die Ecke bringen will. (Um es vorwegzunehmen: Die Auflösung ist nicht wirklich befriedigend.) Um das Risiko beim Mädchenleichen-in-spe-Freipokern zu minimieren, versichert man sich nicht etwa der Dienste von „Cincinnati Kid“, sondern von einem 19-jährigen Pokergenie, das zwar nicht so abgedroschen ist wie der berühmte „tapfere krebskranke Junge“ aus Hollywood-Schmonzetten, aber ebenfalls zum Schmunzeln einlädt. Mal im Ernst: Da steht die Polizeielite von ganz Rom vor dem Computermonitor, und die Jungs vertrauen einem halbwüchsigen Hajupei! Das hält man ja im Kopf nicht aus... Die Poker-Variante, die dort gespielt wird, ist denkbar simpel. Selbst ich hätte die Mädels freipokern können. (Oder eben nicht, hihi!)
Die meisten Argento-Filme sind durchzogen von autoreflexiven Elementen – ein Umstand, der Argento durchaus in eine Linie mit Regisseuren wie Hitchcock stellte. War mir NON HO SONNO (SLEEPLESS) in dieser Hinsicht bereits etwas zu mau geraten (der war eher ein Retro-Kompendium des Argento'schen Schaffens), sind in IL CARTAIO Subtexte geradezu grimmig abwesend. Es bleibt nur eine handwerklich routiniert gestaltete Krimi-Geschichte mit unfreiwillig absurdem Einschlag, die zwar auf Splatter verzichtet, an seiner Stelle aber nichts anderes anzubieten hat. Reduziert man Argentos opulente Gialli von einst auf ihr narratives Grundgerüst (minus des optischen Raffinements), kommt da in etwa IL CARTAIO raus, nur daß es unter den obwaltenden Umständen nicht mehr wirklich funktioniert. DAS PHANTOM DER OPER ist der bislang einzige Argento gewesen, den ich vorzeitig abgebrochen habe – beim Rattenwagen war Schluß! IL CARTAIO habe ich mir komplett angesehen, fand ihn nicht langweilig, aber ausgesprochen uninspiriert. Ich meine, gelesen zu haben, daß Argento die Lust an dem Projekt vorzeitig verloren und ihn nur noch fertiggekurbelt hatte. Sollte es sich hierbei um ein reines Gerücht handeln, wäre das fast schade...
Hieße der Regisseur Lamberto Bava, wäre IL CARTAIO ganz okay gewesen. Für Bruno Mattei wäre er sogar sensationell. Bei Dario Argento darf man aber enttäuscht sein.
Demnächst bei „Eurocops“?
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#147
Geschrieben 06. Dezember 2004, 23:53
Wolfgang Büld ist ein ungewöhnlicher Fall. In jungen Jahren machte der Mann aus Lüdenscheid vorwiegend durch Punk-Filme auf sich aufmerksam, tourte mit den Sex Pistols und widmete sich auch sonst der Subkultur. Während seine Kommilitonen im Kino Mainstream oder Kunst genossen, delektierte er sich an Jess Franco, Russ Meyer & Konsorten. Außerdem trank er mit Klaus Lemke (dessen ROCKER in ihm den Wunsch nährte, Filmemacher zu werden) und Eckhard Schmidt die Münchner Leopoldstraße leer. In den 80ern bekam er einige „Neue deutsche Welle“-Produkte zugeschanzt, die er heutzutage mit durchaus gemischten Gefühlen sieht. Nach DER TRIP (mit Dieter Thomas Kuhn!) und einigen anderen Kommerzprodukten hatte er dann endgültig Schnauze voll mit Rosenkohl und wendete sich dem Kino zu, das er eigentlich machen wollte: Exploitation pur!
War es dem Regisseur in PENETRATION ANGST noch sichtlich darum gegangen, alle Abwegigkeiten, derer er habhaft werden konnte, in einen einzigen Film zu packen, so präsentiert sich sein neuestes Werk, LOVESICK (im Vorspann: SICK LOVE), als sehr viel generischerer Thriller. Die Story dreht sich um eine junge Britin, Julia (Fiona Horsey), die mit einem Metal-Musiker namens Istvan liiert ist. Dieser Schlingelant ist nicht gerade das, was sich Mutti als perfekten Schwiegersohn vorstellt, aber im Bett besitzt er Überzeugungskraft. Was Wunder, daß Julia, um die Koksprobleme ihres Galans zu stillen, nicht nur einen Job versieht, sondern gleich deren zwei. Und mit dem zweiten hat sie sich ein echtes Kuckucksei ins Nest gelegt, denn ihr Chef ist der schwer neurotische Mamasohn O'Ryan (Paul Conway), dessen Probleme in sexueller Hinsicht von beeindruckender Komplexität sind. Per Laptop tauscht er eindeutige Zweideutigkeiten mit Frauen aus, die sich „Golden Showers“ nennen. „Treffen angenehm“, wie es so schön heißt. Bei einem dieser Treffen gerät Julia an den ihr zutiefst unsympathischen Exzentriker, und da sie im Begriff steht, ihren Job in O'Ryans Hotel zu verlieren, wanzt sie sich an ihren liebeshungrigen und volltrunkenen Boß heran und gaukelt ihm Liebe vor. Zwar schafft sie es zunächst noch, ihn auf Distanz zu halten, doch als er eines Betäubungsmittels habhaft wird, kennt seine Libido keine Geschmacksgrenzen mehr: Hose auf und Videokamera raus! Durch einen dieser dummen Zufälle bekommt Julia aber spitz, daß sie Opfer eines Perversen geworden ist. Statt die Polizei zu rufen, dreht sie den Spieß um. Wie sich herausstellt, hätte sie sich besser an die Bobbys wenden sollen, denn der Fluch der bösen Tat ereilt sie im Sauseschritt...
Es ist kaum zu erwarten, daß der „film-dienst“ mit Bülds neuestem Opus warm werden wird, denn spekulative Elemente gibt es in LOVESICK zuhauf. Das Schöne daran ist, daß Büld sich nicht im mindesten für diese zu genieren scheint – kein kunstgewerbelnder Schnickschnack in Sicht, der ein Alibi für verklemmte Intellektuelle darstellen könnte. „Hier bin ich Schwein, hier darf ich sein!“ ruft uns der Film zu und besitzt damit exakt jene zwielichtige und im besten Sinne dubiose Qualität, die auch Sex-Gialli und andere Exploitation-Kanonen der 70er Jahre auszeichnete. Gegenüber PENETRATION ANGST stellt der Film einen deutlichen Fortschritt dar. War P-A noch Bülds deutliche Kampfansage an das „geschmackvolle“ Hochglanzkino, mit der er auch eigene mißliche Erfahrungen abarbeitete, so funktioniert LOVESICK auch jenseits des Trash-Sektors und konfrontiert den Betrachter mit Charakteren, denen man im wirklichen Leben eigentlich nicht so recht begegnen möchte. Fiona Horsey ist ein Traum von Frau, hat es aber faustdick hinter den Brüsten: Während ihre Julia zu Anfang lediglich als Opfer sexueller Hörigkeit erscheint, das sich gut verstellen kann, um die Schwächen ihrer Umwelt auszunutzen, entwickelt sie sich in Rekordzeit zur derben Erpresserin und nutzt auch ihren Metal-Galan eiskalt aus. O'Ryan ist eine arme Wurst, der sich mit einer wahren Horrorvorstellung von Mama herumplagen muß, suhlt sich aber dermaßen hemmungslos und respektlos im Schmutz, daß auch seine Psyche mehr als löcherig wird. Istvan, der koksende Metaller, ist eine durchweg schwächliche Figur, die zunächst die eigene Freundin ausnützt und um ihren Zaster betrügt, aber zu dumm ist, um mit der Heruntergekommenheit der anderen Charaktere mithalten zu können. Merkt Ihr was? Alle Figuren sind kaum dazu geeignet, sich mit ihnen zu identifizieren – böse Menschen, wohin man blickt. Da fühlt man sich selber richtig gut und sauber, lehnt sich zurück im Chefsessel und knabbert Salzgebäck. Daß dieser kleine Einblick in Lebenslinien, die sich hoffentlich niemals mit der eigenen überkreuzen mögen, hinhaut, liegt nicht nur am ordentlichen Handwerk Bülds, sondern auch an seinem Entschluß, die Story vergleichsweise ruhig anzugehen. Statt des Trash-Dauerfeuerwerks von P-A setzt es hier eine unterkühlt erzählte Geschichte, deren Exzesse dem staunenden (und teilweise angewiderten) Auge des Zuschauers klinisch genau dargelegt werden, wie das einer Geschichte, die in einer schmutzigen Welt spielt, auch geziemt. Besonders gegen Ende tritt dieser wunderbare „Ich möchte eigentlich mal duschen“-Effekt ein, den man auch aus bestimmten Franco-Filmen kennt, die ja häufig ebenfalls in einer sittlich verwahrlosten Welt spielen. Büld möchte uns dabei keine Moral unterjubeln – er zeigt einfach, was da so passiert. Und das ist nicht immer schön. Das ist sogar recht selten schön. Die Besetzung von BAMBI darf man jedenfalls nicht erwarten... Jau, hat mir gefallen!
Im Moment dreht der (im übrigen sehr sympathische und freundliche) Filmemacher in Hamburg schon seinen nächsten Film, FINAL CUT, auf den man gespannt sein darf.
(Danke an Mirco Hölling für einige Infos!)
Kommentare zum Tagebuch? Aber ja!!!
"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#148
Geschrieben 20. Dezember 2004, 01:15
Zwei Freundinnen, Marie und Alex, fahren aufs Land, wo Alex´ Eltern ein Haus besitzen. Gemeinsam soll dort für das Studium gepaukt werden. Bevor allerdings die Füllfederhalter ausgepackt werden können, geschieht Grausiges: Ein fetter LKW-Fahrer mit Mütze dringt ein und metzelt Alex´ Familie bestialisch nieder. Alex wird in den Laderaum des Brummis verfrachtet. Marie – wie durch ein Wunder dem Zugriff des Killers entronnen – wird zusammen mit der Freundin eingesperrt. Vor ihr liegt eine Fahrt in die Hölle...
In den Foren wurde ja des öfteren die Frage erörtert, ob es statthaft sei, die Identität des Mörders zu verraten. Ich persönlich hielt die Auflösung nicht gerade für die große Überraschung des Theatersommers, meine aber trotzdem, daß man das den Zuschauer entscheiden lassen sollte. Fest steht auf jeden Fall, daß man den Film mit ganz anderen Augen schaut, wenn es zur Zweitsichtung kommt. Das ist bei mir in sensationell kurzer Zeit erfolgt, denn ich fand HIGH TENSION sehr beeindruckend!
Die Story ist ausgesprochen simpel und folgt den gängigen Mustern des US-Slashers. Der Anfang ist im Grunde genommen JEEPERS CREEPERS, doch wo sich der amerikanische Film in ein mäßig nervenbelastendes Gerangel und Gehampel verwandelt, läßt HIGH TENSION Ruhe walten: Mit unerbittlicher Minutiösität verfolgt der Betrachter die Versuche der sehr patenten (und hübschen!) Marie, aus ihrer prekären Situation zu entkommen und die Freundin zu retten. Der Killer (gespielt von Philippe Nahon, dem Protagonisten von Gaspar Noés MENSCHENFEIND) ist eine gesichtslose Bedrohung von einigen Gnaden. Beim ersten Betrachten saß meine Freundin neben mir und bibberte fast so sehr wie ich! Frauen wollen solche Männer nicht kennenlernen, das ist mal klar. Ich auch nicht. Was der Killer mit Alex´ Familie anstellt, ist nicht schön und wird mit einer fast unerträglichen Intensität vorgetragen. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt bemerkt man, daß Regisseur Alexandre Aja fast alles, was Hollywood-Slasher falsch machen, richtig macht. Beginnen wir mit den Heldinnen: Marie und Alex sind keine hübschen, unbedarften Cheerleader, sondern glaubhafte Charaktere, mit denen man automatisch mitfiebert. Beide sind attraktiv, aber auf eine unaufdringliche Weise, die sie nicht gleich als menschliche Requisiten eines Horrorfilmes denunziert. Sie wirken normal, wie auch ihre Reaktionen (von denen sich manche allerdings erst nach der Auflösung erschließen!) nachvollziehbar sind. Das aus US-Slashern so wohlbekannte Gefühl, „Warum in Gottes Namen macht diese Person das?“ schreien zu wollen, bleibt hier aus. Der Film leistet sich zudem den Luxus einer sehr sinnlichen (und dialogarmen) Gestaltung: Es geht um Körperliches, und körperlich ist die ganze Inszenierung. Einer der schönsten Momente kommt fast am Schluß, wenn eine Darstellerin das angestaute Grauen (und noch einiges andere, was ich nicht verraten darf!) herausschreit. Sie vollzieht, bevor ein Laut ihren Mund verlassen kann, eine Befreiungspantomime, bei der sich ihr Körper aus der Hocke förmlich nach oben schraubt. Erst dann kann sie schreien, sackt wieder zusammen und entblößt in der neuen Position ihren Nacken. Der Film ist voller kleiner Hinweise auf diese Körperfixiertheit, beginnend mit den Füßen von Marie, die ebenfalls entblößt sind und eine Wiederaufnahme einleiten, die erst ganz am Schluß erfolgt. (Festgehalten sei, daß die Aktrice schönere Füße hat als Uma Thurman!) Da es um Sex geht, geht es auch um Körperflüssigkeiten, und in Horrorfilmen geht es dann ja meistens um...
...Blut, das in einigen Szenen hektoliterweise zum Einsatz kommt! In den Internet-Foren wurde vor Erscheinen des hektisch gehypten Filmes immer wieder darüber spekuliert, wie wohl die endgültige Verleihfassung aussehen würde. Nun, die Verleihfassung lag der Erstsichtung zugrunde, und es fehlen angeblich 65 Sekunden gegenüber der ungekürzten französischen Version. Dazu kann ich nur sagen, daß man nicht damit warten sollte, bis die österreichische DVD herauskommt. Man muß auch nicht unbedingt einen Freund überfallen, der eine Thai-DVD zu seinen Schätzen zählt. Die Schnitte sind immerhin sauber durchgeführt worden. Fakt ist, ich hätte ohne mein Vorwissen nichts bemerkt. Der Film ist auch so noch knüppelhart. Warum die Schnitte ausgeführt wurden, ist mir nicht ganz klar, denn was dringelassen wurde, ist noch sehr verstörend. Seine teilweise verheerende emotionale Wirkung bezieht der Film in jedem Fall aus seiner geschickten Inszenierung, nicht aus den grellen Aderlässen. Neben diversen kleineren Entschärfungsschnitten (komplett unsinnig, m.E.) fehlen im wesentlichen zwei Dinge: Schnitt 1 betrifft die sprudelnde Kehle eines Opfers, was absolut unwesentlich ist. Schnitt 2 ist schon etwas bedauerlicher, da der Killer einem Opfer (ich will nichts verraten!) einige Finger in den Mund steckt, worauf es an den Fingern zu saugen beginnt. (Auch dies eine Wiederaufnahme.) Hier mißfiel wohl die Verbindung von Sexualität und Gewalt. Im Kontext des Filmes ist die Szene aber ebenso gerechtfertigt wie sinnreich. Ich finde sie sogar regelrecht schön. Auch ohne diese Szene dürfte aber dem Videotheken-Kunden klar sein, woher der Wind weht.
Unterm Strich einer der spannendsten Filme, die ich jemals gesehen habe. Die Wendung am Schluß – so unüberraschend sie für mich kam – wirbelte mich beim ersten Betrachten etwas aus dem Geschehen heraus. Beim zweiten Ankucken gefiel mir die Ausführung aber ebenso exzellent wie der Rest des Filmes. Was schieres, fast schon körperlich spürbares Entsetzen angeht, kann ich mich an keinen Film außer THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (Erstsichtung!) erinnern, der mich derart verjagt hätte. Mit dafür verantwortlich ist die hervorragende Sound-Gestaltung, die durchaus über gute Lautsprecher verfolgt werden sollte. Die Filmmusik ist ebenfalls erste Sahne.
Ich bleibe dabei – eine simple Story, exzellent inszeniert, mörderspannend. Nichts für zarte Nerven. Gesundheitswarnung. An den überdrehten Showdown gewöhnt man sich. Versprochen.
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#149
Geschrieben 22. Dezember 2004, 00:53
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#150
Geschrieben 22. Dezember 2004, 00:54
Ist doch schon eine ganze Zeit lang her, daß ich mir Mark Goldblatts überdrehte Bearbeitung des zugrundeliegenden Comics angeschaut habe. Die Dolph-Lundgren-Affäre hatte ich als schmuddelige, politisch inkorrekte, angenehm trashige Actionunterhaltung im Hinterkopf. Was nun von der Neuverfilmung erwarten?
Frank Castle ist ein heldenhafter FBI-Mann, der schon bei zahlreichen Einsätzen seinen Kopf hingehalten hat. Nach einem Auftrag, bei dem er als Undercover-Agent fungieren mußte, läßt er Job Job sein und zieht sich zurück, um sich seiner kleinen Familie zu widmen. Leider wurde bei seinem letzten Unternehmen ein junger Mann getötet, der sich als Sohn des schwerreichen Howard Saint (Travolta) herausstellt. Howard Saint ist sauer. Sehr sauer sogar. Er gibt ein Massaker in Auftrag, bei dem Castles gesamte Familie ausgelöscht wird. Nur durch einen Zufall entkommt Castle, und aus dem Gesetzeshüter von einst wird nun ein Rachedämon...
Obwohl ich in die Lobeshymnen, die THE PUNISHER in meinem Bekanntenkreis zuteil wurden, nicht ganz einstimmen kann, so hat mir der Streifen doch recht gut gefallen und rangiert deutlich über dem Durchschnitt hollywood'schen Actiontinnefs. Nachdem ich mich schon sehr bald von dem Schrecken erholt hatte, daß von Trash keine Rede sein kann, entwickelte sich der Film zu einem angenehm altmodischen Rachefilm, der sich Computer-Mätzchen und Stakkatoschnittgewitter wohltuenderweise verkniff. Ob Thomas Jane nun die perfekte Besetzung für den gebrochenen Helden darstellt, vermag ich als Comic-Ignoramus nicht zu beurteilen, aber er macht seine Sache sehr ordentlich, und während ihn zu Anfang noch eine gewisse Blässe kennzeichnet, so gewinnt seine Persönlichkeit durch die erlittenen Schicksalsschläge an Markanz – eine Hoffnung für uns alle! Daß das Drehbuch die Vorgänge nicht auf einer oberflächlichen Effekthascher-Ebene behandelt („Is´ ja nur Comic!“), sondern als geradezu italowesterntauglichen Vergeltungskrieg (Auge um Auge, Familie um Familie) inszeniert, dem auch tragische Untertöne nicht abgehen, war nicht zu erwarten gewesen und hat mich gefreut. Mit einigen Punkten bin ich nicht ganz warm geworden (das anfängliche Familienidyll im Bacardi-Werbungs-Ambiente, der übliche Krachmetall-Schlußsong), aber das sind Kleinigkeiten. Im wesentlichen war das schon eine saubere Packung. An politischer Unkorrektheit läßt der Schluß nichts zu wünschen übrig, wobei der vorhersehbare Faschismus-Vorwurf angesichts der offensichtlichen Gebrochenheit des Helden für mich ins Leere läuft.
Kein Klassiker, aber ein sauber gestalteter, bierernster Actionfilm harten Zuschnitts, bei dem sich die Verantwortlichen im Vorfeld den einen oder anderen Gedanken gemacht zu haben scheinen, anstatt nur Koks zu konsumieren. Einem eventuellen zweiten Teil sehe ich gelassen entgegen.
Ach, und ein guter Soundtrack von Carlo Siliotto! Nachdem mir bei HIGH TENSION schon auffiel, daß die Make-Up-Effekte von Zombie-Zampano Giannetto de Rossi stammten, ein weiterer Beleg dafür, daß in Italien wohl fast gar nichts mehr läuft...
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