Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen
#391
Geschrieben 25. September 2006, 19:36
In amerikanischen Filmen wird ja gerne viel geredet. Manchmal geschieht das aus Gründen der Erklärungswut, wenn nämlich der Subtext dem Konsumenten mit Schmackes um die Ohren geklatscht werden soll. Manchmal stammen die Filme auch von Robert Altman, der uns dann zeigen will, daß die Menschen in unserer Gesellschaft viel reden, aber wenig sagen. Da das wirkliche Leben aber zu einem großen Teil aus wertvoller Introspektion besteht, die hier und da notgedrungenermaßen von Laberinseln gesäumt wird, die vermeiden sollen, daß man irgendwann vereinsamt und verhutzelt aus seinem Bett geschweißt wird, stimmt das so nicht.
Von SOFT FOR DIGGING (gerade bei uns veröffentlicht, aber schon einige Jahre alt) war ich wirklich überrascht, erwartete ich doch nur einen gewöhnlichen Thriller, bestenfalls „Tatort“, schlimmstenfalls quasselnde Nulpen mit Pseudoproblemen. Tatsächlich handelt es sich um einen experimentellen Horrorfilm, in dem insgesamt nur ein oder zwei Sätze gesprochen werden. (Weswegen ich zur englischen Tonspur rate, denn die ein oder zwei Sätze klingen in der deutschen Fassung lausig.) Der Protagonist ist ein alter, einsamer Mann, der als Opa Sonderling in einer kleinen Hütte im Wald wohnt. Eines Tages läuft ihm sein Kater weg, weshalb er den Morgenmantel über die Feinripp-Unterwäsche stülpt und durch den Wald spaziert. Dabei wird er Zeuge einer Untat: Ein junger Mann erwürgt ein kleines Mädchen und vergräbt es an Ort und Stelle. Als der alte Mann die Polizei alarmiert, kann diese aber keine Leiche entdecken. Nach einigen merkwürdigen Visionen kommt der alte Mann dahinter, daß der Mord wohl etwas mit dem nahegelegenen Waisenhaus zu tun haben könnte...
Ein sehr eigenartiger Film. Tatsächlich könnte er stinklangweilig sein, da er sich größtenteils den alltäglichen Verrichtungen des alten Mannes widmet, welcher sich Eier kocht und ähnlich spannende Dinge treibt. Man wartet aber die ganze Zeit über darauf, was da wohl noch passieren mag, und ja, da passiert noch was, wenn ich es auch nicht genau erklären kann. Unheimlich ist es aber. SOFT FOR DIGGING scheint mir sehr viel mit Isolation und dem nahenden Tod der Hauptfigur zu tun zu haben, erklärt aber eben nichts und hält einfach drauf. Ob die Ereignisse nun in der senilen Phantasie des Hauptdarstellers stattfinden, eine grausige Erinnerung aus früheren Tagen darstellen oder tatsächlich auf übernatürliche Umtriebe zurückzuführen sind, muß jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Mich hat der Film sehr beeindruckt. Ich würde aber vorschlagen, sich den Film alleine anzuschauen, da er durch Zwischenkommentare wohl einiges von seiner Stimmung einbüßen würde. Ein wenig hat er mich an den österreichischen HOTEL erinnert, der ja ebenfalls von seinen nicht übermäßig konkretisierten Stimmungen lebt. Wer solche merkwürdigen Mysterys mag, sollte ihm mal eine Chance geben. Regisseur J.T. Petty ist mittlerweile übrigens zu einem erfolgreichen Buchautoren geworden und hat Computerspiele geskriptet, darunter verschiedene Episoden der populären SPLINTER CELL-Serie. Auf seiner Webpage macht er darüber hinaus einen sympathischen Eindruck.
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#392
Geschrieben 26. September 2006, 00:28
Haha, wat hamma jelacht! Also, wie war das noch? In New York City wird bei Ausschachtungsarbeiten für die U-Bahn eine antike Grabkammer gefunden. Wie die herbeigerufene Indianerin und Historikerin (ja, genau!) Karen Goodleaf mit Kennerblick feststellt, handelt es sich bei den Skeletten um Kreuzritter, und einer von ihnen trägt einen stark nach Kaugummiautomaten aussehenden Schlüssel im Gewande. Auf einmal erscheint eine Art Vizeersatzhausmeister mit schwarzen Augäpfeln und will den Schlüssel rauben. Schafft er aber nicht, denn Dolph Lundgren im Priestergewand eilt hinzu und erschägt ihn mit einem Dornenhandschuh aus der Zeit der Kreuzzüge. Die Sache ist nämlich die: Der fragliche Schlüssel öffnet nicht etwa Satans Plumpsklo, sondern das Tor zur Hölle, den Kerker des Gehörnten! Dolph selbst ist ein Supermönch, der im Auftrage der Tempelritter aus Jerusalem herbeigeeilt ist, um den Schlüssel sicherzustellen. Doch der Teufel hat viele Schergen, und einer von ihnen ist der sogenannte Minion, der sich in der Amygdala menschlicher Gehirne festsetzt und sie ganz crazy macht. Dolph und seine neue Freundin eilen nun nach Israel, um zu verhindern, daß die sieben Siegel alle aufplatzen und Heulen und Zähneklappern über die Menschheit kommt...
Tja, die Inhaltsangabe ist aussagekräftig genug, denke ich. Man wird den Film entweder als Heidenspaß empfinden oder als kompletten Bullshit. Angemerkt werden sollte aber, daß das Drehbuch nicht das stringenteste ist. So haben die Minion-Besessenen mal schwarze Augen, mal ganz normale, nur kucken sie dann böse. Der Einfall mit den Indianern in der zweiten Hälfte ist auch ziemlich durchgeknallt, aber warum nicht. Die Heldin soll angeblich eine geniale Historikerin sein, dreht aber andauernd durch und äußert kreischend Standardsätze wie „Was hat das alles zu bedeuten?“ Wer nicht fragt, bleibt dumm. Ich fand's lustig.
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#393
Geschrieben 28. September 2006, 11:01
„Sagt Ihnen Agent Red etwas?“ – „Klingt nach einem schlechten Actionfilm, würde ich sagen.“
Diesem Dialog ist kaum etwas hinzuzufügen. Dolph Lundgren ist der Marinecaptain Matt Hendricks, dem die Aufgabe zugeteilt wird, einen hochgefährlichen biologischen Kampfstoff zu eskortieren. Das U-Boot, mit dem der Transport bewerkstelligt werden soll, gerät in die Hand russischer Öko-Terroristen, die das Teufelszeug gleichmäßig auf Moskau und New York verteilen wollen, um zu mahnen. Dolph findet das nicht gut und schaltet den Turbo ein. Nebenbei kabbelt er sich auch höchst unnötigerweise mit seiner Ex-Verlobten. (Kein Wunder, daß die nichts von ihm will! Bei einer Injektion meint sie: „Autsch!“ Er darauf: „So klingst du immer, wenn man dir was reinsteckt!“ Auch schön finde ich sein späteres Diktum: „Man überläßt einer Frau keine Männeraufgaben!“ Jau...) Produzent Damian Lee hat den Film auch selber geschrieben und inszeniert, was er hätte bleiben lassen sollen, denn der Film schwimmt ähnlich tief wie das U-Boot, das bei den Innenaufnahmen eigentümlich geräumig ist und eher aussieht wie ein Heizungskeller. Archivmaterial wird in einem Maße benutzt, das schon bald Heiterkeit auslöst. Ähnlich drollig ist der heiß ersehnte Abspann des Filmes, der jeden – aber auch wirklich jeden – Darsteller mit einem kurzen Einspieler vorstellt, inklusive des lustigen Taxifahrers aus der Anfangsszene, der an fünfter Stelle aufgeführt wird! (So à la „Man in bus: Melvin Pomerantz“...) Der mit Abstand schwächste Lundgren, den ich bisher gesehen habe. Da schauen selbst die letzten Seagals aus wie Cecil B. DeMille. Qualität der DVD: angemessen unterirdisch.
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#394
Geschrieben 28. September 2006, 13:35
Und wieder geht ein Kibbuz in Flammen auf!
Die Reise führt diesmal nach Eilat, das als amerikanische Mojave-Wüste herhalten muß. Soldat Nick Preston (Dolph, wer sonst?) beklagt in einem lustig pathetischen „voice-over“ den Zusammenbruch der Ordnung und den geschrumpften Militäretat. (Da der Film im Jahre 2000 herauskam, kann Preston ja auch noch nicht wissen, daß es mit dem Militäretat bald steil bergauf gehen sollte...) Bevor er aber zu weinen anfangen kann, geschieht das Unfaßbare: Ein Erdbeben verschluckt ganz Kalifornien! Preston und ein kleines Grüppchen der Sorte „Repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft“ findet sich zusammen in einer Wüste, die nun „Mojave Island“ heißt. Gemeinsam versucht man, dem Sensenmann ein Schnippchen zu schlagen und die Isolationsneurosen im Zaum zu halten. Am wertvollsten ist dabei natürlich der Umstand, daß man über ein Wasser-Reservoir verfügt. Doch nicht weit von der Gruppe entfernt befindet sich eine Strafanstalt, deren Insassen ebenfalls brennend am feuchten Naß interessiert sind. Angeführt werden sie von einem zum Tode Verurteilten namens Jesus...
Na ja, gar nicht mal schlecht. Ich schätze, daß THE LAST PATROL (wie er im Original heißt) kommerziell ziemlich abgestunken haben dürfte, da dies nicht wirklich das ist, was sich der durchschnittliche Thekenkunde unter einem Dolph-Lundgren-Film vorstellt. Tatsächlich verschießt der Film seinen Vorrat an guten Einfällen und skurrilen Charakteren auch relativ bald und verfügt über eine magere Mitte. Am Schluß wollte man dann dem Stammpublikum doch noch Zucker geben und liefert einen Angriff auf die Strafanstalt, was in einigem Ach und Krach resultiert. Insgesamt hat der gelernte Vandammist Sheldon Lettich einen freundlichen Endzeit-B-Film abgeliefert, der aber mehr an ein Roadmovie erinnert denn an einen Actionstreifen. Ach ja, und die Drehbuchautoren (Ehemann und Ehefrau!) haben Humor, was ja auch nicht verkehrt ist.
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#395
Geschrieben 28. September 2006, 15:59
So, jetzt gehen mir allmählich die Lundgren-Filme aus! CONCEPT OF FEAR ist der“deutsche“ Titel von HIDDEN AGENDA, einem sehr umständlich erzählten Agenten-Kuddelmuddel. Jason Price war früher FBI-Mann und hat sich jetzt auf das Verschwindenlassen von Kronzeugen und ähnlichen vom Aussterben bedrohten Spezies verlegt. Hierzu hat er das sehr elaborate „Daedalus-Netzwerk“ entwickelt, das nicht einmal das FBI kapiert – warum sollte es dann der Zuschauer kapieren? Als ein Schulfreund „verschwinden“ muß, sieht sich Jason dazu gezwungen, lose Fäden von einst aufzuribbeln und alte Klienten aufzuspüren. Dasselbe versuchen allerdings auch einige Gangster, ein korrupter FBI-Mann und ein Superkiller, der sich der „Cleaner“ nennt...
Der „Cleaner“, ja, genau. Der kanadische Regisseur hat früher Werbefilme gemacht, und genauso sieht HIDDEN AGENDA auch aus. Die Actionszenen sind meistens mit diesem Videoeffekt aufgenommen, der schnelle Bewegungen leicht wackelig und kontrastreich aussehen läßt. Tatsächlich sind die Kontraste so scharf, daß man die Lachfalten von Lundgren selbst dann erkennen kann, wenn man 100 Meter vor dem Fernseher steht. Technisch ist das alles ganz zusammengehauen, und wenn man bedenkt, daß der Drehbuchautor nicht nur die beiden Van-Damme-Gurken REPLICANT und THE ORDER, sondern auch noch Seagals TODAY YOU DIE auf dem Kerbholz hat, ist AGENDA zumindest einen deutlichen Tacken besser. Trotzdem geht einem alles, was nicht unmittelbar mit der Action zu tun hat, völlig am Po vorbei. Zwischen Lundgren und zwei Kanadierinnen gibt es so etwas wie eine angedeutete Dreiecksgeschichte, aber das zündet in etwa so sehr wie ein China-Böller unter Wasser. Es gibt Freundesverrat, Mafiatamtam und verdorbene Regierungsbeamte, doch muß man das natürlich auch spannend erzählen können. Sobald mal nicht blaue Bohnen durch die Gegend fliegen, wird erbittert gelabert, und man gestaltet eine komplizierte Geschichte halt nicht dadurch einsehbarer, indem man die Dialoge prasseln läßt – das Gegenteil ist der Fall. So ist HIDDEN AGENDA zwar etwas kuckbarer als vergleichbare „Direct-to-DVD“-Schmonzetten, aber so richtig bemerkenswert isser nicht.
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#396
Geschrieben 29. September 2006, 16:00
Oh nein, was für ein Schlamassel... Nehmt dies: Im Jahre 2200 ist ein Großteil der Erde im Eimer, da ein 200 Jahre zuvor niedergegangener Meteorit irgendeinen Aliensiff aus dem Weltall eingeschleppt hat, der zu einem Killervirus mutierte. Schlaue Köpfe aus der Zukunft lassen nun ein Team von Soldaten in die Vergangenheit reisen, um den Ansatz der Plage sozusagen im Keim zu ersticken. Dabei trennt sich aber die Spreu vom Weizen: Dolph Lundgren will die Welt retten, während die anderen Kanonen in Wirklichkeit nur daran interessiert sind, die Vergangenheit nach ihrem eigenem Gusto zu ändern...
Filme wie Aaron Lipstadts DER ANDROID haben demonstriert, daß es durchaus möglich ist, auf niedrigem Budget ansprechendes und mitreißendes Science-Fiction-Kino zu erzeugen. Besitzt man aber weder Geld noch technische Kompetenz noch ein intelligentes Drehbuch noch einen Sinn für Humor – willkommen zu RETROGRADE! Abgesehen davon, daß Filme über Zeitreisen stets mit der Fußangel der Logik zu kämpfen haben (und diese vom vorliegenden Spektakel mannhaft ignoriert wird), wirkt RETROGRADE dermaßen billig, daß man einfach nicht umhinkommt, die schäbigen Raum- und Forschungsschiff-Sets mit blutroter Farbe auf dem inneren Notizblock zu vermerken. Die Vorgänge sind völlig beliebig: Man bekommt kaum mit, daß die Handlung ins 21. Jahrhundert wechselt, die Protagonisten krauchen wie die Blöden durch langweilige Kulissen, und Dolph Lundgrens Rolle bleibt so unterernährt, daß man sie eigentlich Steven Seagal gewünscht hätte, als Schlankheitskur. Auf Grundlage des deutschen Untertitels erhoffte ich mir wenigstens drolligen Trash à la KRIEG DER EISPIRATEN, aber tatsächlich wartet da nur ein sich selbst zu Unrecht ernstnehmendes Filmchen, dessen 90 Minuten Laufzeit unwiderbringlich verloren sind. Die Synchro ist miserabel und hat gelegentlich einen sächsischen Einschlag, bilde ich mir ein. Intelligenzprobe: „´n Meteoritenarsch, der'n ganzes Feld davon freilegt, das wär ja wohl der Hammer!“ bzw. „Wenn ich den Hubschrauber ans Laufen kriege, haben wir vielleicht eine Chance!“ Außer Spesen nichts gewesen.
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#397
Geschrieben 29. September 2006, 16:20
Und da isser ja – ein richtig feiner Film mit Dolph Lundgren! Kein Klassiker, aber spannende, kompetente und angemessen rauhbeinige Polizei-Action, preisgünstig realisiert, doch da mit Sidney J. Furie ein echter Veteran das Zepter schwang, geht das schon in Ordnung.
Frank Gannon (Dolph) ist ein nicht unumstrittenes Mitglied einer Spezialeinheit der LAPD – nicht unumstritten, da er sich dazu entschlossen hat, vor Gericht gegen Kollegen auszusagen. Diese Kollegen (unter Leitung des urst schmierigen Captain Stone) haben sich einiger Dienstvergehen schuldig gemacht, die von schamloser Selbstbereicherung und Körperverletzung bis zu Erpressung und Mord reichen. Tatsächlich sind sie mit bloßem Auge nicht von der Russenmafia zu unterscheiden, und Gannon hat den Kanal voll, will reinen Tisch machen. Da seine „Freunde“ aber mitnichten Sensibelchen sind, kreisen schon bald die AK-47s und noch sehr viel schwerere Artillerie. Zusammen mit einer weiblichen Partnerin räumt der Blondschopf auf im Saustall...
Und das hat mir richtig Spaß gemacht! Ich habe ja eine Schwäche für Polizeifilme, wie sich rumgesprochen haben dürfte, und wenngleich nicht wegzuleugnen ist, daß COPLAND in der Herstellung wohl zwomarkfuffzig teurer gewesen sein dürfte, rockt der Film von A bis Z. Selbst Polly Shannon als „Mannfrau in Ausbildung“ stört da nicht wirklich, da die Austäusche mit Lundgren weitgehend unterhaltsam sind. Zudem steht mit Conrad Dunn ein wunderbar sleaziger Oberbösewicht zur Verfügung, und wenn dann noch die Action stimmt (tut sie), dann ist der Gig schon halb gebucht. Zu Furie (den Enzo G. Castellari übrigens als eines seiner Vorbilder bezeichnet) ist zu sagen, daß seine Glanzzeiten vermutlich in den 60ern liegen, mit Filmen wie THE IPCRESS FILE. In Hollywood wurden ihm häufig Kanonenprojekte wie DER STÄHLERNE ADLER zugeschanzt, bis er in der „Direct-to-DVD“-Ecke landete. Tatsächlich gibt es auch darunter noch einige sehr akzeptable Filme zu entdecken, darunter den Entführungsthriller HIDE AND SEEK mit Vincent Gallo und Jennifer Tilly. DIRECT ACTION ist kein Klassiker nach irgendjemandes Maßstab, aber er liefert haargenau das, was man von einem preisgünstigen Asi-Polizei-Klopper erwartet. Mit Furie hatte Lundgren zuvor schon DETENTION gemacht, den ich leider nicht auftreiben konnte. Auch THE DEFENDER sollte ursprünglich der Kanadier drehen, war dann aber aus Krankheitsgründen verhindert. DIRECT ACTION rockt – ein Genuß mit Beck's!
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#398
Geschrieben 30. September 2006, 22:18
Und hollahe, was ist das denn? Ich bin beeindruckt...
Nikolai Cherenko war früher beim Speznas. Als er versuchte, ein bürgerliches Leben aufzunehmen, folgte ihm seine Vergangenheit, mit tödlichen Folgen für seine Familie. Viele Jahre später arbeitet Nick als Automechaniker in den USA. Eine reiche Frau wendet sich an ihn, da ihre Tochter von Russenmafiosi nach St. Petersburg verschleppt worden ist. Sie soll dort in einem Bordell arbeiten. Wenn Nick sie dort heraushaut, winkt ihm eine Menge Geld. Doch Nick will die Vergangenheit ruhen lassen, denn sie hat ihn schon zuviel gekostet. Seine Meinung ändert sich erst, als er erfährt, wer hinter dem Mädchenhandel steckt – derselbe Schlemihl, der einst seine Familie ausgelöscht hat. Die Einladung zum Tanz wird angenommen...
Dolph Lundgrens bislang letzter in der BRD veröffentlichter Film ist ein richtiger Kracher und vermutlich der beste „direct to DVD“-Actioner, den ich bisher gesehen habe. Während mich der High-Definition-Videolook normalerweise massiv abnervt, arbeitet er im Falle von THE MECHANIK tatsächlich nicht gegen, sondern für das Produkt. Ich traue mich kaum, es zu sagen, aber das liegt daran, daß der Regisseur Lundgren verdammt gute Arbeit geleistet hat! In der Regel erfolgt die Wahl des Mediums aus rein finanziellen Erwägungen, was dazu führt, daß die Macher solcher Low-Budget-Sachen im Grunde dasselbe veranstalten, wie dies mit vielen Millionen Dollar mehr von Bruckheimer & Konsorten auch getan wird, nur daß sie die fehlende Penunze durch albernen optischen Schnickschnack auszugleichen versuchen. Das Resultat sieht dann meistens aufgemotzt, unehrlich und stillos aus, mit der verhängnisvollen Aura des Möchtegerns. Bei THE MECHANIK klotzt Lundgren ran, als gäbe es kein Morgen. In den dramatischen Szenen verwendet er visuelle Verfremdungseffekte und Kameraspielereien mit einem solchen Elan, daß es fast zu einer eigenen Kunstform wird. Es funktioniert! Das Drehbuch von Bryan Edward Hill ist ungewöhnlich gut strukturiert und kontrapunktiert die beinharten Actionsequenzen mit ruhigen Momenten, in denen die Figuren ausgestaltet werden – Überflüssiges gibt es da eigentlich kaum. Eine meiner Lieblingsszenen zeigt eine russische Familie, die Nick und seinen Männern Unterschlupf gewährt hat, beim fröhlichen Zechen und Singen, was den bösen Klischeerussen einen sehr herzlichen Gegenentwurf gegenüberstellt. Inhaltlich ist THE MECHANIK denkbar simpel aufgebaut und erzählt eine Rachegeschichte, deren Motiv von der zerstörten Familie und dem Versuch, Zerbrochenes wieder zu kitten, auch prima in einen Italowestern passen würde. Wenn der Herr Lundgren am Schluß mit einer Schrotflinte durch ein russisches Dorf stiefelt, dann wirkt das fast so, als wäre da eine sizilianische Vendetta im Gange. Ein richtiges Brett, der Film! Werde ich mir definitiv als Original besorgen. Ohne Frage einer der besten Filme, an denen der Schwede bisher beteiligt war.
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#399
Geschrieben 03. Oktober 2006, 19:25
In einem marsianischen Versuchslabor ist der Teufel los. Ein militärisches Einsatzteam unter Leitung des Quadratschädels Sarge soll nach dem Rechten sehen und findet eine Stätte der Verwüstung vor. Und dann wird geballert, was das Zeug hält...
Was in einem Computerspiel funktioniert, läuft bei seiner filmischen Adaption häufig ins Leere, wenn man es 1:1 überträgt. Das war für mich bereits der Fall beim handwerklich großartigen SILENT HILL. Verstärkt trifft es zu auf diesen aufgebauschten Mottenfifi, der uns den 101. ALIEN-Abklatsch beschert. DOOM scheint wohl eher auf dem dritten Teil des virtuellen Monsterhickhacks zu fußen, denn mit den ersten beiden Teilen und ihren verpixelten Attraktionen (durch die ich mich mit großem Vergnügen hindurchgekämpft habe!) hat der Film rein gar nichts zu tun. Stattdessen setzt es eine viel zu lange Exposition, in der nichtssagende Charaktere eingeführt werden, die hohlen Tinnef quatschen, à la „Man muß sich seinen Dämonen stellen!“ und ähnlichen Mumpitz. Daß der Wrestler The Rock und seine professionelleren Kollegen unter diesen Umständen keinen Blumentopf gewinnen können, ist klar, und beziehen „Ego-Shooter“ ihren Reiz eben aus den Interaktionsmöglichkeiten des Spielers, so münden die lärmenden und blutrünstigen Vorgänge hier alsbald in gähnender Langeweile. Da ist nichts, aber auch rein gar nichts Originelles zu entdecken. Die einzige Ausnahme bildet eine etwa 5-minütige Sequenz gegen Ende des Filmes, in der der Zuschauer zusammen mit dem Helden in die „Ego-Shooter“-Perspektive hineinrutscht. Diese Illusion ist immerhin wirklich perfekt erreicht worden, und unter den Extras findet sich auch eine spannende Featurette, in der erklärt wird, wie die einzelnen Schnitte kaschiert wurden – es erscheint im Film als eine zusammenhängende Einstellung. Insgesamt aber ist die Bezugnahme auf die berühmten Computerspiele sehr wohlfeil und wertet das vollständige Produkt nicht auf. Jede Minute der ALIEN-Filme ist spannender als dieser technisch protzige, aber letztlich inhalts- und stillose Krach.
Zitat Sarge: „Ewige Treue dem Korps!“ (Klang für mich wie „Ewige Treue dem Chor!“ und verwirrte mich entsprechend...)
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#400
Geschrieben 03. Oktober 2006, 19:48
Und hier mal eine sehr nette Überraschung – ein perfekter kleiner Grusler für Halloween!
Dougie Whooly ist ein ausgesprochen merkwürdiger kleiner Junge, der dem Videospielchen „Satan's Little Helper“ verfallen ist und immer auf der kleinen Spielkiste herumtackert. Die politisch höchst unkorrekte Zielsetzung des Spieles scheint seiner Mama (Amanda Plummer) keine Sorgen zu machen, aber die ist ohnehin ziemlich schräg drauf. Als Tochter Jenna mit ihrem neuen Freund Alex einen Halloween-Besuch vornimmt, bricht für den eifersüchtigen Pöks Dougie eine Welt zusammen. Gekleidet als Teufelchen schleicht er durch die Nachbarschaft. Seine Laune bessert sich erst, als er einen mit einer Satansmaske vermummten Kleinbürger dabei beobachtet, wie er seine Veranda mit Leichen verziert. „Cool!“ denkt sich Dougie, schließt Freundschaft mit der neuen Vaterfigur und lädt ihn zu sich nach Hause ein. Was Dougie jetzt nicht weiß: Die Leichen sind echt, der Fremde ein grausamer Serienmörder...
Na ja, eigentlich handelt es sich um einen sehr sympathischen Serienmörder! Abgesehen davon, daß ich die Maske sehr kleidsam fand, hat „Satan“ einen ausgeprägten Sinn für Humor und mordet mit Stil und Spaß an der Arbeit. Einen Großteil seines schwarzen Humors bezieht SATAN'S LITTLE HELPER aus der Selbstverständlichkeit, mit der die Untaten des Mörders von seiner Umwelt als völlig normale Verhaltensweisen fehlgedeutet werden. Eigentlich macht er ja kein Hehl daraus, daß er ein geisteskranker Killer ist – es glaubt ihm nur niemand! Hilfreich dabei ist, daß er komplett stumm bleibt und sich darauf beschränkt, lustig überbetont zu nicken, den Kopf zu schütteln oder den Zeigefinger zu heben. In einer Szene knallt er eine Katze gegen seine Hauswand und malt mit ihrem Blut ein gigantisches „Boo!“ Eine Mutter mit Kindern, die von der Katzenschändung nichts mitbekommen hat, findet den Einfall so schön, daß sie sich mit dem herumkaspernden Killer und ihren Kindern fotografieren läßt! Überhaupt läßt er sich ausgesprochen gerne fotografieren – ein ungemein posiger Killer... Nach etwa der Hälfte fällt der Film dann ein wenig ab, wird zu einem handelsüblichen Slasher, bleibt aber recht spannend und überrascht hier & da mit wirklich originellen Einfällen. Regisseur Jeff Lieberman (von dem auch die schwarzhumorigen Schocker SQUIRM und BLUE SUNSHINE stammen) macht nur recht selten Filme, aber wenn, dann kann man sich offenbar auf eine gewisse Qualität verlassen. Vor dem Hintergrund der heutigen Unoriginalität im amerikanischen Horrorgewerbe ragt SATAN'S LITTLE HELPER sogar richtig heraus und verzückt als subversiver Spaß für böse Kinder jeden Alters. (Zumindest solche ab 16, denn der Film hat durchaus heftige Stellen!)
Für Halloween kann ich mir keine bessere DVD vorstellen! Ich habe ihn mir gleich einmal herausgekauft...
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#401
Geschrieben 09. Oktober 2006, 09:31
Paxton und Josh sind zwei amerikanische Hallodris im zeugungsfähigen Alter, die zusammen mit ihrer isländischen Reisebekanntschaft Oli quer durch Europa gondeln. Ihr ganzes Tun & Wirken gilt dabei weniger dem Verständnis fremder Kulturkreise, sondern vielmehr der ungezügelten Geilheit. Wo immer sie hinkommen, wird gefeiert und gepoppt, was das Zeug hält. In Amsterdam, dem Schlampenparadies Nr. 1, treffen sie auf den windigen Russen Alexej, der ihnen von Bratislava vorschwärmt, wo die geilen Weiber einem, gebratenen Tauben gleich, in den Mund fliegen sollen. Solchermaßen angestachelt, begeben sich die Wildreisenden direkt nach „Los“, ziehen aber keine 4000 Mark ein, sondern einen ausgewachsenen Alptraum. Denn in der Slowakei wartet das Entsetzen...
Ich bin beeindruckt. Zu Beginn wollte ich HOSTEL was Gutes und dachte mir, daß die dargestellten „Daytona Beach“-Flitzpiepen möglicherweise eine Darstellung amerikanischen Chauvinismusses im Ausland sein sollten, die dann von wildgewordenen Äxten und zweckentfremdeten Tauchsiedern erbarmungslos gegeißelt werden würde. Paxton und Josh sind zwei Mitglieder des PORKY'S-Pantheons, die – wären sie noch etwas jünger – von entsprechenden Tröpfen in den Teenie-Komödien der 80er kaum zu unterscheiden gewesen wären. Da sie aber schon Twens sind, wähnt man sich eher in einem Softporno, wenn die aufgeblasenen Dummschwätzer von Muschi zu Muschi fliegen und mit ihrem pubertären Gesabbele einen Stich nach dem nächsten landen. Und überall drehen die Bienen sich um, Triebtiere sie alle. Während Amsterdam als großer Nuttenstadl mit Drogen dargestellt wird, erwischt einen in der Slowakei das nackte Grauen: Kalte Hinterhöfe, versetzte und verschlagene Gesichter, die aus Fenstern lugen, Kinderbanden, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, und natürlich dieser internationale Folter-Ring. Irgendwelche Masterminds haben dem Film einen Subtext unterstellt, der den Folter-Plot mit Guantanamo und ähnlichen Kriegsgreueln in Beziehung setzt. Tja, dann hätten die Amis ja eigentlich die Voll-Asis sein müssen. Sind sie aber nicht: Das HIV-freundliche Rumgebolze und die generelle Respektlosigkeit vor fremden Kulturen und anderen Menschen (Gary Glitter, anyone?) mündet in eine grausame Horrorstory, in der einer der fröhlichen Drei zum „Helden“ mutiert und sich seiner Haut wehren muß gegen das böse Fremde, das auf einmal aus allen Ritzen kriecht, den Paranoia-Horrorfilmen der 70er nicht unähnlich. Normale Menschen gibt es hier nicht mehr, nur noch Schlächter und Schlampen. Das Problem ist nur: Warum sollte irgendjemand daran interessiert sein, wie es dem Deppen ergeht, der da auf einmal zwischen abgetrennten Gliedmaßen und Körperflüssigkeiten um sein Leben ringt? Die einzigen Szenen, in denen HOSTEL einigermaßen funktioniert, sind die Splattermomente, die aber auch mit dem Umstand zu kämpfen haben, in einem komplett sinnfreien Zusammenhang präsentiert zu werden. Und eklig ist HOSTEL, johoho! Der Spaß mit dem Augapfel ist Fulci pur, wenngleich absolut überflüssig und zudem ziemlich idiotisch: Kann das sein, daß das Auge hätte gerettet werden können, mit etwas mehr Grips im Schädel des „Helden“? Völlig egal, da wird nur noch auf die Kacke gehauen, und unheimlich ist das Ganze an keiner Stelle. Trotz all des Aufwandes ist jede Minute mit dem Computerspiel „Silent Hill“ gruseliger und unangenehmer als dieser ganze Hokuspokus mit seinen Nazi-Chirurgen und seinen reisenden Folter-Loddeln und ihrer Russenmafia. Ich fand den Film herzlich langweilig, und während ich Tobe Hoopers MORTUARY noch zugestehen möchte, daß es sich bei dem dargestellten Schwachsinn um beabsichtigten Quatschkram gehandelt hat, so bin ich mir bei HOSTEL ziemlich sicher, daß es dem Regisseur des m.E. auch ziemlich überschätzten (aber besseren) CABIN FEVER hier nur darum gegangen ist, einen schön asozialen Goreklopper hinzulegen, einen „no-brainer“ klassischen Zuschnitts, aber im modernen Flittergewand. Auch ein solcher bedarf allerdings einer funktionierenden Dramaturgie, und in dieser Hinsicht stellt sich HOSTEL mit seinen menschenverachtenden „Helden“ fortwährend selber ein Bein. Was übrig bleibt, ist eine auf Internetpornos und Xenophobie fußende exotische Vorstellung von Europa und eine schmierige Attitüde, die vielleicht im Rahmen eines grundschebbigen Sleazers der 70er funktioniert hätte, aber nicht in dieser gelackten Variante. Das wirkt nicht „voll evil“, sondern einfach nur geschmacklos. Ich ziehe die Null.
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#402
Geschrieben 12. Oktober 2006, 16:30
Die „Abenteuer“ einiger junger Soldaten während des ersten Irakkrieges.
Das wirklich Bemerkenswerte an JARHEAD – vergleicht man ihn mit den unzähligen Kriegs- und Antikriegsfilmen – ist, daß man das Wort „Abenteuer“ in niedliche Anführungszeichen packen kann, denn passieren tut eigentlich nicht viel. Für gewöhnlich wohnt dem Genre ja der Widerspruch inne, daß man, um eine Geschichte dramatisch möglichst wirkungsvoll zu erzählen, dem Affen Zucker geben muß, und Krieg ist da wahrlich ein Selbstläufer. In neueren Kriegsfilmen wird dann immer gewaltig auf die Tube gedrückt, wenn es darum geht, zu zeigen, wie abscheulich Krieg doch ist – hilft alles nix: Die Kacke muß doch durch die Küche fliegen. JARHEAD verkneift sich eine Botschaft à la „Wir sind durch die Hölle gegangen“. Betont wird stattdessen die aggressive Langeweile, mit der sich die juvenilen Totmacher auseinandersetzen müssen. Zwischen Großmannsgetöne, Masturbation und lachhaft banalen Problemen – „lachhaft“, vergleicht man sie mit der sehr realen Gefahr, von einem feindlichen Soldaten die Birne weggeschossen zu bekommen – müssen die Soldaten die Zeit bis zum großen Paukenschlag überbrücken. Der Beginn des Filmes ist sehr konventionell, groß gedruckt und leicht zu lesen, sozusagen. Auch später gibt es zahlreiche Klischeebilder, wie etwa den einsamen Soldaten vor den brennenden Ölquellen. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß JARHEAD ein Kriegsfilm ist, wie ich ihn zumindest noch nicht gesehen habe. Der Paukenschlag bleibt nämlich aus, was das ganze laute Getue unterm Strich hübsch ad absurdum führt. Der Film zeichnet das Bild von unfertigen jungen Männern, die aus politischem Kalkül heraus in ein fremdes Land geschickt werden, wo sie das machen, wovon sie etwas verstehen – nichts! Sie leben ihre Jungmännerfrustrationen aus, begehen Bosheiten untereinander, rächen sich dafür und warten auf spannende und möglichst blutige Landsererlebnisse, von denen sie später in der Heimat erzählen können. Sie kucken APOCALYPSE NOW (allerdings nur den Luftangriff plus „Walkürenritt“!), um sich scharfzumachen, und basteln eine „Wall Of Shame“, wo sie Bilder von vermeintlichen Schlampen drankleben, also auch den Freundinnen/Ehefrauen, die sich von ihnen abgewandt haben, da Männe lieber in der Weltgeschichte rumgondelt, um Ölquellen zu verteidigen. In einer besonders gelungenen Szene bekommt ein Soldat von seiner Gattin eine Videokassette mit Ciminos THE DEER HUNTER drauf zugeschickt, die er sich mit seinen Kameraden anschauen will. Kurz nach dem Vorspann sieht man dann allerdings, wie sie sich von einem Nachbarn durchvögeln läßt und ihm schließlich den Stinkefinger in die Kamera zeigt – ätschebätsch! Wer eine amerikanische Ausgabe von KATZELMACHER erwartet, sei beruhigt – unterhaltsam ist der Film trotz der dargestellten Langeweile allemal, nur wird einem die martialische Entladung vorenthalten. Der Kriegseinsatz und die Erwartungen, die er in den jungen Männern geweckt hat, erscheint somit völlig sinnlos – das Pathos verpufft in der Wüstensonne. Ein sehr ungewöhnlicher Kriegsfilm, was ich nach der ersten halben Stunde gar nicht erwartet hätte. Jake Gyllenhaal spielt den jungen Helden, der mit Camus im Rucksack zur Army kommt, dann das Soldatenleben und den Existentialismus auf die harte Tour kennenlernt. Auch die anderen Darsteller sind erste Sahne, wenngleich ich nur wenige von ihnen kannte. Und nach AMERICAN BEAUTY und ROAD TO PERDITION ist dies schon der dritte Film von Sam Mendes, der mir gut gefallen hat. Das Drehbuch macht ihn zum besten der drei.
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#403
Geschrieben 16. Oktober 2006, 02:44
Ein paar jugendliche Straftäter werden auf eine einsame Insel verfrachtet. Dies geschieht im Rahmen einer recht ungewöhnlichen disziplinarischen Maßnahme, die aber schon bald aus dem Ruder gerät, als ein geheimnisvoller Killer das berühmte „Zehn-kleine-Negerlein“-Spiel mit ihnen abzuziehen beginnt...
Eigentlich wollte ich heute früh zu Bette gehen, da ich völlig übermüdet war, doch leider schlief ich bereits um 9 Uhr ein und erwachte frisch gestärkt um Mitternacht. Um mich nicht allzusehr aus Morpheus´ Armen herauszuhebeln, wollte ich mir etwas Gutes tun und einen Film einlegen, um danach wohlig erschlafft in die Traumwelt zurückzusinken. WILDERNESS war da möglicherweise nicht die beste Wahl, denn das Ding ist eine ziemliche Nervenmühle. Zu Anfang hatte ich leichtes Magengrimmen, denn die üblichen unresozialisierbaren Oi-Hooligans werden wieder aufgefahren und verbieten Neuankömmlingen die Betten, sperren Schwächlinge im Schrank ein, urinieren auf Zellengenossen usw. Mir stand jetzt wirklich nicht der Sinn nach unsympathischen Menschen in einer ungerechten Gesellschaft. Zum Glück schneidet sich eines der Demütigungsopfer die Pulsadern auf und erlaubt dem Drehbuchautor lustige Kapriolen. Inwieweit die bösen Knackis in ihrer moralischen Gewandung gestärkt werden sollen durch ein buntes Wochenende auf einer idyllischen Insel, ist mir jetzt nicht ganz klar, aber die Strafe folget auf dem Fuße, und es sind sogar insgesamt 18 Füße, wenn man es ganz genau nimmt. Im Rahmen der neuen britischen Horrorwelle war Neil Marshalls THE DESCENT wahrscheinlich dasjenige Exemplar, das noch am ehesten etwas Neues ausprobierte, wenngleich es für mich nicht wirklich funktionierte. Desselben Regisseurs Erstling DOG SOLDIERS gefiel mir da schon einen Tacken besser, und tatsächlich hat WILDERNESS einiges vom Kleingruppen-Survivaltraining des Werwolf-Kloppers übernommen. So auch dessen sehr direkte Gangart: Er konzentriert sich im wesentlichen auf die Spannungssequenzen und den Krach, liefert in der Figurenzeichnung nur Stangenware, fällt damit aber immerhin nicht auf die Nase. Wenn man WILDERNESS als simplen (und allerdings sehr blutrünstigen) Schocker betrachtet, wird man kaum enttäuscht werden, zumal die jungen Schauspieler ihre Sache sehr ordentlich machen und die Spannung beachtlich ist. Klassikerstatus erreicht der Film sicher nicht – dazu sind die Ungereimtheiten denn doch etwas zu frappierend –, aber für einen ruppigen Samstagabend ist er schon zu empfehlen. Regisseur Michael J. Bassett hat vorher den okaynen Kriegsgrusler DEATHWATCH gemacht, der ebenfalls von seinen guten Darstellern zehrte, aber auch einigen Schangelkram enthielt. WILDERNESS geht direkt an die Kehle und liefert anspruchslose, unmoralische Unterhaltung, wie ich sie am ehesten in den 80er Jahren erwartet hätte. Wenn das das Ziel des überhypten HOSTEL gewesen sein sollte, so kriegt das dieser britische Krawallbolzen sehr viel achtbarer hin. Wie ich jetzt einschlafen soll, weiß ich leider nicht...
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#404
Geschrieben 16. Oktober 2006, 20:57
<Kalauermodus an>
Nein, dies ist kein Film über die Kinderjahre des Malers Edvard Munch.
<Kalauermodus aus>
Steven Spielberg halte ich ja prinzipiell für einen sehr feinen Regisseur. Problematisch wird es immer dann, wenn das einstmalige Wunderkind die wichtige Mütze aufsetzt und sich an schmerzhaften Themen vergreift. So verarge ich ihm seine Verfilmung von Frau Walkers DIE FARBE LILA nach wie vor, und SCHINDLERS LISTE steht auf meiner Liste der meistgehaßten Filme. Wie nun wird wohl sein Terrorismus-Messetsch-Pieß geraten sein? Im Kino habe ich mich noch zu sehr gegruselt und wollte die Finger davon lassen. Auf DVD war es mir den Spaß wert.
Und – um es gleich vorweg zu nehmen – der Film ist gar nicht mal schlecht. Auf gröbere Klöpse habe ich umsonst gewartet, sieht man mal von der konspirativen Szene im edelst ausgeleuchteten RAF-Underground ab, in der ich weder Frau Becker noch Herrn Bleibtreu erkannt habe. Das eine große Problem von MÜNCHEN besteht darin, daß aus Spielberg bestimmt noch vieles werden wird – ein Dokumentarfilmregisseur gehört eindeutig nicht dazu. Wohin immer die Handlung wechselt, werden ortsspezifische Gassenhauer ins Bild gerückt, z.B. der weltberühmte Eiffelturm in Paris oder die weltberühmten Hausboote in Holland. Man hätte auf diese Weise den ganzen Film für zwomarkfuffzig im Garten von Oliver Stone drehen können, mit Archivmaterial und geschickt eingesetzten Hintergrundbildern. Aber bei Spielberg wird halt alles so aufwendig hingemockelt, wie es nach dem gegenwärtigen Stand der Technik eben möglich ist. Da die Aktivitäten von Mossad-Agenten natürlich eher in schäbigen Hinterhöfen und den Gully-Regionen des Erdballs stattfinden, entsteht manchmal schon etwas der Eindruck, als würden sich Profis an reale Orte hinbegeben, diese visuell durchstylen, bis der Arzt kommt, dann künstlich Schmutz und Patina auftragen. MÜNCHEN schildert die Geheimdienstarbeit als eine sehr schmutzige und den Menschen moralisch ins Schwanken bringende Tätigkeit, denn mit dem Umbringen von Menschen ist das halt so eine Sache, wenn man nicht Chuck Norris heißt. Der Film verwendet viel Sorgfalt auf die Etablierung seines Hauptcharakters, dessen moralischer Zwiespalt wohl im Mittelpunkt stehen soll. Eric Bana ist auch zugegebenermaßen verdammt gut in der Rolle. Trotzdem läuft es auf ein klassisches Blahblubb hinaus: Idealist mordet für sein Land, hat eigene Familie zu Hause, gerät in Gewissensnöte, kriegt Muffensausen... Wer hat nun recht? MÜNCHEN macht sich sogar die gar nicht selbstverständliche Mühe, die palästinensischen Terroristen nicht nur als mörderische Schlagetots zu vergleichen, sondern schildert ihren Kampf um eine eigene Heimat nicht wesentlich negativer als die Mordtaten, die im Namen Israels ausgeführt werden – „Soldaten“ hüben wie drüben. Das ist zwar wohllöblich, führt aber eben auch dazu, daß der Zuschauer nach 160 Minuten nicht wesentlich schlauer ist als vorher. Hätte man MÜNCHEN also als 90-Minuten-Actioner mit Dolph Lundgren als schlagkräftiges Mossad-As anlegen sollen? Vermutlich nicht, aber während die Schilderung der actionlastigen Handlungsteile sehr packend gerät, wirkt der Komplex um die Sorgen und Nöte des Helden Avner etwas bemüht und zunehmend uninteressant. Zudem greift Spielberg auf viele klassischen Suspense-Momente zurück, etwa in der Szene mit dem Bombenattentat, wo schnell noch das kurz zuvor beim niedlichen Klavierspiel beäugte Töchterlein des Opfers ans Telefon geht und ein Kollateralschaden noch einmal vermieden werden kann. Meiner Meinung nach hätten sich die echten Geheimdienst-Killer einen Dreck um das Balg geschert und lieber den ganzen Gebäudekomplex pulverisiert, als sich den arabischen Bastard entgehen zu lassen...
Das Format ist für mich also das falsche. Davon abgesehen ist MÜNCHEN glänzend inszeniert und verfügt über ein – gemessen an der Kolossalheit der Fehlschlagsmöglichkeiten – ziemlich gutes Drehbuch. Trotzdem, irgendwie wünsche ich mir, Spielberg würde endlich mal wieder simple Unterhaltung in den luftleeren Raum hineinsetzen, so wie KRIEG DER WELTEN ohne dessen „aktuellen Bezüge“. Einen simplen Thriller, mit Suspense, Jux & Dollereien. Das könnte für einen vollen Bauch gut sein. So bekommt man einen zwar nicht schlechten, aber überlangen und angestrengt wirkenden Wichtigwichtig-Hochglanzprospekt zum Thema „Töten ist nicht gut und kann sich auf Ihre Verdauung auswirken“ geboten, bei dem weniger vermutlich wieder einmal mehr gewesen wäre.
P.S.: Der Anti-Actioner SYRIANA hat das m.E. wesentlich stimmiger hinbekommen und schildert mit gnadenloser Ausführlichkeit die Verzahnung von politischen und wirtschaftlichen Interessen, die zwar nicht gerade Hochspannung produziert, aber ein vermutlich angemessenes Abbild der Wirklichkeit liefert.
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#405
Geschrieben 17. Oktober 2006, 16:13
Ben Kingsley spielt Kagan, den mächtigsten Vampir der Welt. Er ist sehr böse auf seinen Agenten und hat das Drehbuch erst kurz nach Eintreffen erhalten. Deshalb schaut er ganz böse drein, zuweilen auch bekümmert. Er will eigentlich mit keinem mehr ein Wort sprechen, aber das Skript läßt ihn trotzdem tolle Sachen sagen, z.B. über Dhampire. Das sind nämlich Kreuzungen aus Menschen und Wesen der Nacht, die das Beste von beiden Welten in sich vereinen. Ein solcher Dhampir ist Rayne (die Schwester von Rayner), die ein wenig ausschaut wie eine Barbie-Model-Version von Sonja Zietlow und wie jene auch ganz gerne mal den Mund aufmacht. Es kommt da nicht immer nur Schlaues raus, aber man kann gut Sachen auf ihr abstellen. Sie will Kagan an den Kragan, denn er hat einst ihre Mama vergewaltigt und getötet, was schon ein guter Grund ist. Um zu ihm zu gelangen, bekommt sie von Mönch Udo Kier ein heiliges Auge verpaßt und metzelt sich durch die schwarzen Legion des Kagan. Angeführt werden die Legionen von einem Mann, dessen Name so ähnlich klingt wie „Dummes Tier“ – ich mußte jedesmal ein wenig schmunzeln. Und das muß man der Rayne ja lassen – sie metzelt, was das Zeug hält. Schauspielerisch hat sie nicht das Schießpulver erfunden, aber sie kommt aus dem Quark. Und damit sie auch wirklich Erfolg hat, tut sie sich mit den „Brimstone“-Kriegern zusammen, die den Vampiren den Kampf angesagt haben. Gegen Tapire haben sie nichts, und auch Dhampire scheinen Schonzeit zu haben, denn Gruppenbeau Sebastian hat wilden Sex im Stehen mit der kastanienbraunen Heldin. Dabei bemerkt man, daß sie sehr protrudierende Nippel hat – der einzige Sinn und Zweck der Szene. Immerhin schläft sie nicht mit Michael Madsen, der als Chef der Gruppe fungiert und stets dreinschaut wie ein trauriger Teddybär. Seine Pein ist aber nichts gegen jene von Ben Kingsley, der unter der Last seiner lächerlichen Perücke förmlich versteinert zu sein scheint und zwischen seinen Dialogsätzen nur beleidigt in die Gegend starrt. Der sieht wirklich aus wie Giacomo Casanova nach einer Wurmkur! Ganz schlimm erwischt hat es allerdings auch Meat Loaf, der ein ebenso unerwartetes wie peinliches Cameo erwischt hat als Lust-Vampir Leonid. Billy Zane taucht auch auf als ehemaliger Streiter für das Gute, der jetzt auf dem Pfad der Finsternis wandelt und trotzdem seine hübsche Tochter Michelle Rodriguez nicht im Stich lassen möchte, die sich den Brimstones angeschlossen hat...
Tja, es fiele leicht, sich dem überaus beliebten Boll-Bashing anzuschließen, doch erneut möchte ich hier den Traumpaß verweigern: Ich habe mich ziemlich gut unterhalten! BLOODRAYNE ist ähnlich stulle wie das Videospiel, auf dem es basiert und wirkt wie eine PRINZESSIN-FANTAGHIRO´-Folge, bei der etwas fürchterlich schiefgelaufen ist. Das Blut fließt eimerweise, und Olaf Ittenbach versteht ja auch etwas von Spezialeffekten, da gibt es nichts. Das Blut mischt sich allerdings mit Wermut, da stets rasch weggeschnitten und/oder mit Computereffekten herumhantiert wird. Lediglich der vergnüglich elaborierte Schluß mit seinen Outtakes zeigt, was dem Film ein R-Rating vermutlich verwehrt hätte – alter Schwede! Anders als im Falle des in der Tat schwer durchzusitzenden ALONE IN THE DARK fliegt der Schangel bei BLOODRAYNE dermaßen nonstop durch die Küche, daß dem Hokomoko ein gewisses Faszinosum nicht abzusprechen ist. Im zweiten Teil hängt der Film dann etwas durch, was aber von einem drolligen Showdown fast wieder rausgerissen wird. Das einzige, was ich dem Film kaum verzeihen kann, ist die Demütigung von Ben Kingsley, dem man auch einen toten Otter auf den Kopf hätte legen können – verheerend! Andererseits wirkt er auch nicht lächerlicher als Rutger Hauer in diesem neuen Dracula-Film. Kann man nicht einen Kingsley-Film mit einem vampirisierten Gandhi machen? Einem Ghandhampir, sozusagen? Egal, der Schauspieler hat in diesem Film nix zu suchen. Kristanna Loken hingegen paßt eigentlich ziemlich gut, da ihr schaupielerisches Talent recht überschaubar ist und einer animierten Videospielfigur angemessen. Neben den bereits erwähnten Leuten hat auch noch Michael Paré einen kurzen Gastauftritt, der Boll bereits auf mehreren Odysseen begleitet hat. EDDIE & THE CRUISERS, remember? Kurz und gut, das 2.5 der IMDb-Zuschauerbewertung verdient er wirklich nicht, da ich mich schon schlechter unterhalten habe, aber die Perücke von Kingsley würde ich mir für kein Geld der Welt aufsetzen lassen. Da fehlt nur noch ein lustiger Hut, dann sieht der aus wie der Gastflötist bei den Trompetern von Säckingen. Mannmannmann...
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#406
Geschrieben 17. Oktober 2006, 21:06
Jerry Falk ist ein kleiner aufstrebender Gagschreiber, der in fast jeder Hinsicht gehemmt ist: Beruflich schadet ihm das Festkleben an einem aufs Verlieren abonnierten Künstleragenten (Danny de Vito); privat treibt ihn seine Beziehung zu einer neurotischen Schauspielerin (Christina Ricci) von einer Unwägbarkeit in die nächste. Als wäre das nicht schon genug, erweist sich auch seine Freundschaft zu einem befreundeten Witzfabrikanten der „alten Schule“ (Woody Allen) als problematisch, da jener deutliche Anzeichen von Paranoia an den Tag legt und ihm mit seinem Generalpessismus nicht weiter hilft. Doch wenn das Gute auch nicht an der nächsten Straßenecke auf einen wartet, so heilen Zeit und Geduld so manche Wunde...
Woody Allen erinnert mich als Filmemacher immer an Nick Cave – wenn man's mag, bekommt man bei jedem neuen Erzeugnis gleichbleibende Qualität geliefert. Da gibt es hin und wieder leichte Formschwankungen nach oben oder nach unten, aber während man immer so ungefähr weiß, was einen erwartet, so bleiben einem die groben Enttäuschungen erspart. ANYTHING ELSE bereist dasselbe Territorium, dem sich Allen seit etwa Mitte der 80er verstärkt gewidmet hat: die Neigung des Menschen zu irrationalem Verhalten vor dem Hintergrund eines offenbar völlig leeren Universums. Erneut werden gut beobachtete Situationen vorgeführt, in denen die Charaktere vor ihrem offensichtlichen Ziel davonzulaufen versuchen. Dabei wird viel geredet, und die Dialoge sind wie immer präzise, treffend und ein wenig artifiziell. Alle benehmen sich, als stünden sie fortwährend auf der Bühne, und das tun sie ja auch, wobei sie sich nie so ganz sicher zu sein scheinen, ob sie nun Schauspieler oder Publikum sind. Regisseur will wohl niemand sein, geschweige denn Drehbuchautor, und so taumeln denn alle mehr schlecht als recht über die jeweilige Ziellinie, angeschlagen, aber stets den Schein wahrend. ANYTHING ELSE bewerkstelligt dies als relativ leichte Beziehungskomödie mit tragischen Schlenkern, aber trotz so mancher Untiefen bleibt der Blick auf die Unzulänglichkeiten der Figuren liebevoll. Ich kann sehr gut nachvollziehen, daß so manchem Allen-Filme auf die Nerven gehen können, denn bei aller oberflächlichen Leichtigkeit konzentrieren sie sich doch auf die Schwächen der Menschen, wie das Komiker meistens tun. Man fühlt sich manchmal genervt, wenn man spürt, daß Figuren an ihren Problemchen mit aller Kraft festhalten oder wider besseres Wissen in die Falle tappen. Tatsächlich sind die Schwächen aber universell, und die meisten Fallstricke, denen sich die Allen-Geschichten widmen, kenne ich aus eigener Produktion. Auch in ANYTHING ELSE bauen die Leute wieder Mist am laufenden Meter, und es erscheint eher als eine ausgesprochene Gnade, daß ihnen größere Schäden erspart bleiben. Da Allen aber eine atheistische Sichtweise vorzieht und auf das Gesetz von Ursache und Wirkung baut, ist es wohl die Zeit und der unvermeidliche Ablauf gewisser Gesetzmäßigkeiten, die letztlich dazu führen, daß aus den Stories keine Tragödien, sondern leichte Komödien werden. Der große graue Wonnebatzen in unseren Schädeln gibt uns viele Ablenkungen von den wirklich wichtigen Dingen mit auf den Weg, aber Zaudern und Zagen zum Trotz landet man dann doch meistens im vorgesehenen Gleis. Das Leben ist gleichzeitig fürchterlich kompliziert und fürchterlich einfach. Es wird eine Menge geredet, aber in letzter Instanz kann man nur auf sich selber hören. Wenn man das gelernt hat, ist alles andere halb so schlimm. Das finde ich nett.
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#407
Geschrieben 24. Oktober 2006, 13:20
Vor Lars von Trier und seinen Filmen habe ich bislang kreischend Reißaus genommen, wann immer die Stadtzeitung ein neues Werk von ihm anpries als Meilenstein, den man gesehen haben muß. Da spielte eine gewisse Bockigkeit mit hinein und ein Unwillen zur Trendhörigkeit. Manchmal verpaßt man da aber auch richtig gute Sachen. Nun, den Herrn von Trier werde ich mir dann wohl noch einmal vorknöpfen. Denn GEISTER hat mir sehr zugesagt.
Die Grundstruktur der 8-teiligen Serie ist die einer ganz normalen Krankenhausserie: Menschen verspüren ein Ziepen im Körper oder der Seele und gehen zu den Halbgöttern in Weiß, die den Makel richten sollen. Und was soll man sagen – die Ärzte sind auch nur Menschen! Da laufen Intrigen, Mobbing, Herzschmerz und so fort. Man sollte es kaum für möglich halten. Und wäre da nicht die medial begabte Frau Drusse, würde wohl niemand etwas von den Geistern mitbekommen, die sich im Zentralkrankenhaus (genannt: „Das Reich“) angesammelt haben: unruhige Seelen, die nicht in die Ewigkeit eingehen können. Doch all die Dinge, die im blinden Fleck der Rationalisten lauern, kommen zum Vorschein und läuten zum fröhlichen Umsturz...
Am Schluß einer jeden Folge erscheint Lars von Trier höchstselbst in Anzug und Fliege, bedankt sich artig für das Interesse an der Episode und faßt das gerade „Gelernte“ noch einmal zusammen, die Wahrheiten über „das Gute und das Böse“. Dabei lächelt er so schwiegermuttergerecht, daß man sich an Schlingensief erinnert fühlt. Tatsächlich verbindet GEISTER viel mehr mit David Lynch und insbesondere dessen Serie TWIN PEAKS, da hier wie dort konventionelle Erzählformen gebrochen werden und das wahrhaft Bizarre (sowie eben das Gute und das Böse) zum Vorschein kommt, das hinter all dem Palaver steckt. Wie Lynch arbeitet auch von Trier mit Irritationen, läßt Szenen absichtlich ins Leere laufen und macht mit der Erwartungshaltung des Zuschauers das, was das Fernsehen gemeinhin mit dem guten Geschmack macht – Blitzkrieg. Als Lynch damals mit BLUE VELVET vom Geheimtip der „Midnight Movie“-Klientel zum Idol der Stadtzeitungen und zum somit zum „angesagten“ Filmemacher avancierte, fielen mir immer die Leute auf, die sich in seinen Filmen förmlich kaputtlachten. Wenn Laura Dern in BLUE VELVET etwa ihren Traum erzählt, haben sich die Leute damals gebogen. Ich bin aber der festen Meinung, daß Lynch ein weitgehend ironiefreier Mann ist und eigentlich nur seine persönliche Sichtweise auf „das Gute und das Böse“ ausgedrückt hat, in der eben nicht nur naturalistische Gewalt oder devianter Sex, sondern auch katholische Engelchen ihren festen Platz haben. Entsprechend bewerte ich GEISTER bei allem Spaß, den die Serie macht, als sehr ernstgemeintes Abbild einer Welt, die jeden Kontakt zu den wirklich wichtigen Dingen verloren hat und sich nur noch mit Sekundärtugenden und –zielen befaßt. Die liebe Frau Drusse, die von allen als verrückte Schraube abgetan wird, hat als einzige den Durchblick, aber obwohl die Ereignisse im Hospital immer bizarrer werden, kriegt kaum jemand wirklich mit, daß die Belegschaft dem kollektiven Untergang entgegensteuert. Am klarsichtigsten sind noch die beiden geistig zurückgebliebenen Wäscher im Keller, die mit ihren scheinbar widersinnigen Kommentaren das Geschehen nüchtern und direkt einstufen. Das Mehr an Intellekt führt den Klan der Rationalisten jedenfalls der Lösung des Problems nicht wirklich näher, und Frau Drusse muß schon tief ins Totenreich hinabtauchen, um dem Spiel der finsteren Mächte auf die Spur zu kommen. Der Suchteffekt von GEISTER ist ebenfalls mit TWIN PEAKS vergleichbar: Man muß unbedingt wissen, was mit Frau Drusse und ihrem zwar schlichten, aber sehr netten Sohn Bulder passiert; ob dem fiesen Oberarzt Dr. Helmer sein Kunstfehler doch noch nachgewiesen wird; ob der junge Dr. Krogen wirklich zum Zombie wird; ob Judith das mutierte Kind mit dem Kopf von Udo Kier behält; und ob tatsächlich noch merkwürdigere Sachen passieren. Und ja, die Ereignisse werden bis zum Schluß immer außergewöhnlicher und machen staunen. Eine richtig feine Serie!
Zitat Dr. Helmer: „Dänischer Abschaum!“
P.S.: Die DVD-Veröffentlichung enthält die komplette Serie, die im TV nur in einer rabiat gekürzten Fassung präsentiert wurde. Das führt dazu, daß man sich an das Hinundhergehüpfe zwischen Deutsch und Dänisch erst etwas gewöhnen muß, aber im Rahmen dieser Serie klappt das eigentlich ganz gut.
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#408
Geschrieben 27. Oktober 2006, 19:12
In Moldawien steppt der Bär, als Präsident Amirev die Wahlen gewinnt. Kommunistische Extremisten sind damit nämlich gar nicht einverstanden und zetteln einen Aufstand an, den die feindliche Miliz unter Leitung des bösen Glatzkopfs Tabaluga (oder so) übernimmt. (Die Aufständischen sind daraufhin alle plötzlich weg, haben sich wohl früh schlafen gelegt.) Die Aggression der Putschisten richtet sich daraufhin gegen die amerikanische Botschaft, und als der Botschafter einer Panzerfaust zum Opfer fällt, ist guter Rat teuer. Aber zum Glück ist da noch „Navy Seal“ Sam Keenan (Jean-Claude Van Damme), und der weiß, wo die Wurst wächst...
Tja, sie wächst nicht in diesem Film! Schade eigentlich, denn der unmittelbare Vorläufer WAKE OF DEATH war der beste Van Damme, den man seit längerem sehen durfte: Eine tragische Familiengeschichte, eine knochentrockene Rachestory und Asozialität hoch zehn machten die – allerdings professionell gehandhabte – Hochglanzoptik vergessen. Nicht so bei SECOND IN COMMAND, wo eine typische „Direct-to-DVD“-Wackelkamera gleich von Beginn an Authentizität und Klasse vermitteln soll. Tatsächlich vermittelt sie nur Kopfschmerzen und Verwirrung, da der Regisseur keine Ahnung vom sinnvollen Einsatz solcher Stilelemente hat und insbesondere unmotivierte Ruckzooms innerhalb der Einstellungen völlig überreizt. Nicht jeder Filmemacher, der z.B. Zeitlupiges mit Echtzeitaufnahmen verbindet, heißt Sam Peckinpah. In diesem Fall wird eine hanebüchene und vollständig aus Klischees zusammengesetzte Geschichte mit viel Wumm und Päng mehr schlecht als recht über die knappe Anderthalbstunde gebracht, wobei der Regisseur selbst die dankbarsten dramatischen Momente komplett vergeigt. So gibt sich der Film redliche Mühe, einen Charakter als typischen Arschloch-Bürokraten aufzubauen, läßt ihn dann aber sang- und klanglos nach rechts aus dem Bild purzeln, so daß man von seinem Ableben kaum Notiz nimmt. Die Figuren sind samt und sonders blaß, und sah VD in WAKE OF DEATH noch ziemlich gut aus, so wirkt er hier wie ein absolut profilloser Big Jim, dessen Handlungen von einem überraschungslosen Drehbuch diktiert werden, das niemals auch nur ansatzweise Spannung produziert. Mir völlig schleierhaft, wie der Film seine gute IMDb-Bewertung bekommen hat. Eine mit DERAILED vergleichbare Gurke ist er mit Sicherheit nicht, aber gleichzeitig war jener gerade wegen seiner absurden Blitzbirneneinfälle noch halbwegs unterhaltsam. SECOND IN COMMAND lutscht einfach nur. Deshalb: im Regal stehenlassen, stattdessen WAKE OF DEATH ausleihen...
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#409
Geschrieben 14. November 2006, 00:06
War das nicht „Du sollst keine kitschigen Melodramen mit Starbesetzung machen, die Nazideutschland bzw. das werdende Nazideutschland als Hintergrund benutzen“?
Duccio Tessari war immer ein verläßlicher Lieferant für gescheite wie technisch versierte Genrekost. An L'ALBA DEI FALSI DEI habe ich mich lange nicht rangetraut, und zu Recht – keine komplette Granate, aber vor Filmen wie BLUTSPUR IM PARK, RINGO KOMMT ZURÜCK und DAS GRAUEN KAM AUS DEM NEBEL verblaßt dieser im Ruhrgebiet gedrehte Film. Schade eigentlich, denn DAS FÜNFTE GEBOT ist eine relativ aufwendige Produktion, deren Verwendung von mir wohlbekannten Drehorten mir einige nette Aha-Effekte bescherte. Als Reminiszenz an Viscontis DIE VERDAMMTEN gibt es einen ziemlich fehlbesetzten Helmut Berger, der einen von zwei Raufbold-Brüdern spielt, die von ihrem sittenstrengen Papa übelst verzogen worden sind. (Der andere ist der Amerikaner Peter Hooten.) Als sie sich in den Jahren vor 1933 dazu entschließen, die Gangsterlaufbahn einzuschlagen, kommt dies einigen SA-Goons sehr recht, die sich an den Überfällen beteiligen, die die Brüder verüben. Als bei einem Überfall ein Mann ums Leben kommt, haben die Jungs die halbe Reichspolizei auf den Fersen, und ihre braunen Freunde – unter Leitung des fröhlich überchargierenden Umberto Orsini, der aus irgendeinem Grund auch den Vater der beiden spielt – lassen sie fallen wie heiße Kartoffeln. Der Leiter der Polizei ist Udo Kier, der einst Klassenprimus war, aber auch eine üble Petze, weswegen er ordentlich Klassenkeile erhielt. Und hier haben wir auch schon den Grund, weswegen der Großteil des Filmes ziemlich kalt läßt: Die Brüder sind im Grunde genommen ziemliche Deppen – keine gefallenen Engel, sondern minderbegabte Hooligans, die zwar gut poppen können (na schön, der Helmut zumindest; Hooten ist eher latent schwul), aber sich mit viel Ungeschick eine dicke Suppe anrichten, die sie dann nicht auslöffeln können. Die Polizei wird von frustrierten Bürokraten repräsentiert, die lieber heute als morgen mit den Nazis kooperieren würden. Und die Nazis hauen zwar mächtig auf den Putz, aber während mir solche Faschings-Proleten bei Visconti, Fellini, Wertmüller und Konsorten nicht sauer aufgestoßen sind, haben wir es hier mit einem geradlinigen Melodram zu tun, in dem eine gewisse Portion Realitätsnähe bekömmlich gewesen wäre. Statt nur oberflächlichen Zirkus zu bieten, hätte man aufzeigen können, warum sich die braunen Lautsprecher in großen Teilen der Bevölkerung großer Akzeptanz erfreuten. Eben weil sie – wie man heute sagt – längst in der Mitte angekommen waren. Im Film bekommen sie einfach die Hörner aufgesetzt, und die Taten der beiden Outlaws erscheinen dagegen natürlich recht harmlos. Sympathisch sind die Brüder trotzdem nicht, weshalb ihr Schicksal einem auch nicht den Nachtschlaf raubt. Im vollen Exploitation-Zierat hätte die Story durchaus funktionieren können, aber DAS FÜNFTE GEBOT nimmt sich dafür zu ernst. Was bleibt, ist ein recht befriedigender Schluß, einige pittoreske Pott-Schauplätze, ein guter Soundtrack von Trovajoli und ordentliche Kameraarbeit von Jost Vacano. Zum Leben zuwenig, zum Sterben zuviel.
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#410
Geschrieben 30. November 2006, 20:33
Juchhu, die Türken sind da! Und sie haben eine Wunderwaffe mitgebracht, die gegen schurkische Amerikaner hilft, wenn sie im Nordirak auf die Kacke hauen: Polat Alemdar heißt der Mann, gehört zu einer Spezialeinheit und hat sich in einer populären Fernsehserie bereits in die Herzen unseres Vielleicht-ja-bald-EU-Partners gespielt als moderne Version des wunderbaren Cüneyt Arkin. Ein gewaltiges Faß wurde aufgemacht, da viele Deutsche sich in ihren finstersten Vorurteilen bestätigt fühlten und die bewaffneten Muselmanenscharen förmlich schon durch die Straßen strömen sahen. Zuerst wurde der Film auf ein „Ab 16“ heruntergestuft, dann – als der Riesenerfolg beim türkischstämmigen Bevölkerungsteil ruchbar wurde – erneut auf ein „Ab 18“ heraufgestuft. Begleitet wurde das Gestufe von hysterischen Medienberichten, die die chauvinistische Grundeinstellung des Filmes geißelten. Auch Antisemitismus wurde angemahnt. Was den letzten Punkt betrifft, so ist dies der einzige Aspekt, der mir an dem Film so ganz und gar nicht behagt hat. In einer Szene werden nämlich die von Dr. Gary Busey entnommenen Organe von Abu-Ghraib-Häftlingen in alle Welt verschickt, und daß als erstes fett und riesig auf einem Paket „Tel Aviv“ zu lesen ist, kann von niemandem ernstlich als Zufall empfunden werden. Das ist recht übel. Auch ansonsten stimmen viele der Anwürfe: TAL DER WÖLFE zeichnet die amerikanischen Soldaten durch die Bank als sadistische Schurken, die auch vor der Ermordung von Kindern nicht halt machen und offensichtlich einen großen Spaß bei der Demütigung der islamischen Bevölkerung empfinden. In einer besonders extremen Szene kutschiert Dante, die rechte Hand von Oberschurke Billy Zane, einen Lastwagen mit Gefangenen nach Abu Ghraib. Der Rekrut neben ihm gibt zu bedenken, daß die Gefangenen im Laderaum ersticken werden. Dante läßt sich das nicht zweimal sagen, hält an und ballert ein ganzes Magazin leer, den Laderaum mit reichlich Luftlöchern versehend, aus denen das Kreischen sterbender Menschen dringt. Als ob das nicht schon reichen würde, legt er kurzerhand den Rekruten um, denn Zeugen wollen wir ja keine haben. Nein, was immer man von Soldaten im allgemeinen und amerikanischen Soldaten im besonderen auch halten mag – das ist doch etwas zugespitzt! Und während alle Amis grundschlecht und Feinde des Friedens sind, sind alle Iraker und besonders alle Türken natürlich grundgut und gläubige Anhänger des humanistischen Gedankens. Den Film nicht als antiamerikanisch zu betrachten, wäre in etwa so absurd, wie JUD SÜSS seine antisemitische Natur abzusprechen. (Und dort kommen wenigstens noch ein paar sympathische Juden vor, wenn ich mich recht entsinne.) Das ist recht widerlich, wenn man es denn ernstnimmt. Das Problem ist nur: Die amerikanischen Actionfilme funktionieren genauso! Und da ich TAL DER WÖLFE als einen Actiontrasher von einigen Gnaden betrachte, kann ich nicht umhin, ihm für diese Einsicht zu danken. Mal im Ernst: In wie vielen US-Actionern werden Kommunisten, Asiaten, Schwatte, Indianer, Schwule und so fort generell als Menschen zweiter Klasse dargestellt? In Millionen! Selbst handwerkliche Gewaltleistungen wie Ciminos großartiger DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN bedienen sich fraglos rassistischer Elemente. Von Alan Parkers Türkeiurlauberdrama MIDNIGHT EXPRESS möchte ich gar nicht erst anfangen. Die Amis bekommen mit diesem Film haargenau das, was sie verdienen – einen Spiegel vorgehalten nämlich! Und die Frauen in TAL DER WÖLFE sind alle nur devotes und schmückendes Beiwerk? Selbst die Protagonistin wird von der Rache motiviert, weil ihr Leben ohne ihren ermordeten Mann sinnlos geworden ist? Tja – wo sind denn die starken Frauen in amerikanischen Filmen? Auch dort sind sie entweder Beute oder Preis für erlittene Mühen, und als Trostpflästerchen für die Emanzen gibt es maskulinisierte Geschosse, die eher wie eine Wunschvorstellung für die latenten Masochisten im männlichen Zuschaueranteil wirken. Nein, TAL DER WÖLFE bedient sich der Formen und Farben der amerikanischen Vorbilder, macht das alles etwas weniger professionell und sehr viel pathetischer als jene, ist genauso strunzdoof, spart sich aber den distanzierenden Humor der Ami-Actioner, der gerne als Selbstironie mißverstanden wird, in Wirklichkeit aber nur ein Hintertürchen aufhalten soll. TAL DER WÖLFE ist John Waynes DIE GRÜNEN TEUFEL für anatolische Bergbauern – das ist doch toll! Da der Regisseur von Schauspielerführung offenbar genau null Ahnung hat, offeriert der Film die Gelegenheit, Billy Zane beim Schmieren zu zeigen, daß wirklich alles aus ist – un-fucking-believable! Und was Gary Busey angeht, so stellt sein zwischen Dr. Frankenstein und Dr. Mengele angelegter Horror-Arzt eine Absurdität von einigen Gnaden dar. TAL DER WÖLFE ist ein nach amerikanischen Mustern gedrehter Film mit antiamerikanischem Inhalt. Gestört hat mich Tel Aviv, überlang ist er auch, aber davon abgesehen fand ich ihn sehr lohnend und faszinierend.
„Ich will nicht sterben – ich will kämpfen!“ – „Nur Allahs Wille ist wichtig, nicht deiner...“
„Fahrt zur Hölle, ihr Amerikaner!“
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#411
Geschrieben 30. November 2006, 20:34
Na ja, ich hätte den Nachmittag auch wesentlich schlimmer begehen können. Ich hätte mir beispielsweise einen lebenden Aal in den Po schieben können! Stattdessen schob ich mir aber diese Videospieladaption in den Rekorder, die ich bei ihrer Veröffentlichung gemieden hatte. Während mir bei SILENT HILL noch zugute kam, daß ich mit dem themengebenden Spiel wohlvertraut war, gingen mir Vorkenntnisse bei RESIDENT EVIL restlos ab. Als RE-Ignoramus kann ich somit nur das beurteilen, was ich gesehen habe, und die Rute rausholen muß man da wirklich nicht – leidlich unterhaltsamer Unfug mit Zombies halt. Da geht es um ein bienenwabenförmiges Untergrundlabor (*stöhn*), in dem nicht Dr. Honigtau Bunsenbrenner und sein fiepender Freund Beaker an der Zukunft basteln, sondern Wissenschaftlerinnen mit modisch aufgeworfenen Lippen (eine davon Heike Makatsch!) und ihre weitgehend gesichtslosen männlichen Gegenstücke. Das Phänomen jener physiognomischen Besonderheit, die man früher in gewissen Kreisen diffamierend (und sehr untreffend) als „Blasmaul“ zu bezeichnen pflegte, ist in Hollywood mittlerweile Standard, und hat Mutter Natur hier nicht schon ihr Scherflein beigetragen, müssen kosmetische Chirurgen den jungen Miminnen zum vollen Fischlippenglanz verhelfen. Das soll wohl eine gewisse Sinnlichkeit andeuten, deren Reize mir aber verborgen bleiben. Zumal die sexuellen Aspekte bei diesem SF-Horrorfilm eher gewaltsam hineinzuinterpretieren wären. Tatsächlich handelt es sich um den saubersten modernen Zombiefilm, der mir bislang untergekommen ist, und wiewohl ich besinnungsloser Schlächterei nicht das Wort reden möchte, so ist ein Zombiefilm ohne Splatter doch in etwa so sinnlos wie ein Dackel ohne Beine. Zombies sind – neben Mumien, die ihre besten Jahre eh hinter sich haben – die asexuellsten Monster des Unholdpantheons. Ihre Bedrohlichkeit ergibt sich aus der Bedrohung als Masse (vergammelt aussehende Sabberköpfe fassen mich an, kreisch!), und so fehlen in RESIDENT EVIL auch die Evergreen-Sequenzen nicht, in denen einzelne Figuren in ein wildes Zombiegedränge hineingerissen werden und dort verlorengehen. Ist der Horror in solchen Szenen aber zumeist der der totalen Auflösung des Körpers, so wird hier eher der Eindruck vermittelt, als würden die Opfer ungewollt abgeknutscht. Das kann man so oder ähnlich in jeder Großraumdisco erleben, z.B. beim anstehenden Silvesterhupf. Die Ukrainerin Milla Jovovich (=Heldin) ist hübsch anzuschauen. Im Osten Europas gibt es bekanntlich viele hübsche Frauen (und unattraktive Männer, siehe PANZERKREUZER POTEMKIN!), und Frau Jovovich beherrscht es meisterhaft, den Kopf etwas gesenkt zu halten und dabei geradeaus zu kucken, was sie auch recht häufig tut. Ihre Partnerin Michelle Rodriguez spielt den typischen Latino-Butch, läuft mit dicken Wummen durch die Gegend und reißt Zoten. Die Männer sind komplett egal. Insgesamt ein weiterer Film, der sein tumbes und komplett einfallsloses Drehbuch mit visuellen Anstrengungen zu veredeln versucht. Wem das reicht (wie mir heute!), der kann ruhig zuschlagen. Ansonsten sollten solche Stories vielleicht wirklich besser dem Computerspiel-Sektor vorbehalten bleiben. Desselben Regisseurs EVENT HORIZON fand ich jedenfalls deutlich besser.
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"Kreativität kommen allein von Nerven in Nacken hinten!" (Chinesischer Doktor in Woody Allens ALICE)
#412
Geschrieben 01. Dezember 2006, 16:52
Der Fall der bayrischen Studentin Anneliese Michel, im Film Michaela Klingler genannt: Eine junge Frau, die an Epilepsie leidet, fährt – teilweise gegen den Willen ihrer Eltern – nach Tübingen, um dort zu studieren. Das ungewohnte Umfeld, soziale Inkompatibilitätsgefühle und der wachsende Leistungsdruck führen dazu, daß sich ihr Zustand verschlimmert und zu einer ausgewachsenen Psychose heranreift. Als die Eltern keinen anderen Ausweg mehr sehen, geben sie einem Priester grünes Licht für einen Exorzismus...
REQUIEM macht alles das richtig, was THE EXORCISM OF EMILY ROSE verkehrt macht. Nicht, daß ich daran gezweifelt hätte, aber daß er dermaßen gut sein würde, überrascht mich nun doch. Mein Gefühl, als der Film vorbei war, war, daß er wirklich keinen einzigen Fehler hatte. Hans-Christian Schmid inszeniert unauffällig, dokumentiert den Werdegang der Psychose eher, als daß er ihn dramatisch aufbereitet. Etwaige Kommentare muß jeder Zuschauer für sich selbst erarbeiten. Das macht den Film zwar zu deutlich schwererer Kost als den amerikanischen Hirnsulz, aber wenn man zum Thema einen Bezug hat, sind alle im Film gezeigten Situationen völlig stimmig und werden von den Schauspielern überragend dargestellt. Völlig unbegreiflich ist für mich die Leistung der bisher hauptsächlich als Theaterschauspielerin in Erscheinung getretenen Hauptdarstellerin Sandra Hüller, die in einer schweren Rolle ohne Gehampel, gestelzte Diktion und sonstige Kennzeichen eines mißlungenen Auftritts auskommt. Ihre Michaela Klingler ist komplett glaubhaft, eine unglückliche Frau, die mit schweren Altlasten zu kämpfen hat und in einem Umfeld aufgewachsen ist, das von ihrer „Besonderheit“ absolut überfordert ist. Schmid und sein hervorragender Drehbuchautor Bernd Lange vermeiden es, den in ihrer kleinen Welt lebenden Eltern oder den Pfarrern den schwarzen Peter zuzuschieben. Vieles, was getan wird, ist fürchterlich irregeleitet, aber es wird schon deutlich, daß alle auf der Grundlage ihrer eigenen Natur handeln und nicht anders können. Das Gut/Böse-Moralschema, mit dem z.B. in Hollywood-Filmen gerne operiert wird, ist da völlig außen vor, was Schmids Film sehr viel glaubhafter macht als andere Übungen in vergleichbarem Terrain. REQUIEM ist eine wirklich exzellente Arbeit, die sich den leichten Weg (= melodramatische Mätzchen) verbietet und den Zuschauer gerade dadurch wirklich an der erzählten Geschichte teilnehmen läßt. Brillantes Werk – Hut ab!
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#413
Geschrieben 01. Dezember 2006, 22:24
„Sagt Ihnen der Ausdruck Fatboy irgendwas?“ wird Ex-CIA-Freelancer Jonathan Cold (Steven Seagal) zu Beginn des Filmes gefragt. Da habe ich mal kurz laut gelacht und kam mir gleich darauf schebbig vor. Tatsächlich war Seagals Idee, einen zweiten Teil ausgerechnet zu seinem zappendusteren THE FOREIGNER zu drehen, nicht die allerbeste, und so kommt es, wie es kommen muß. Diesmal hat sich Cold in das Vertrauen einiger Waffenhändler eingeschlichen, die tschetschenischen Rebellen eine Koffer-Atombombe verschaffen wollen. Mit diesem tragbaren Püsterich wollen jene dann Unschönes anstellen. Das ist die ganze Story, und doch wird sie so kompliziert und unübersichtlich entwickelt, daß man als Zuschauer eine ganze Zeit braucht, um sich in der grausen Welt des Agentengewerbes zurechtzufinden. Seagal platzt hier wieder einmal aus allen Nähten. Tatsächlich habe ich zu Anfang gedacht, die DVD-Firma hätte das falsche Bildformat verwendet. Die Inszenierung paßt sich dem Niveau des Drehbuches an und liefert bestenfalls durchschnittliche HD-Video-Ware. Der Soundtrack (von den ominösen Wurst-Brüdern; die heißen wirklich so!) vergewaltigt Orff und ist auch ansonsten überemphatisch bis zum Gehtnichtmehr, um die nicht vorhandene Qualität des Produkts zu übertünchen. Klappt nicht, wirkt billig. Grönemeyer kann nicht tanzen. Seagal auch nicht mehr, und solange er nicht einen verflucht guten Drehbuchautor, einen brauchbaren Regisseur und einen fähigen Diätkoch an die Angel bekommt, wird sich daran auch nicht viel ändern. Das Finale ist auch so etwas fürs Schatzkästchen. Murks, der sich bestenfalls als abschreckendes Beispiel für Weihnachten eignet, wenn man sich nicht wieder so viele Lebkuchen und Zimtsterne reindrücken will.
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#414
Geschrieben 05. Dezember 2006, 19:01
Van Damme hatte mit WAKE OF DEATH einen bemerkenswert ordentlichen neuen Beitrag geliefert, Lundgren mit THE MECHANIK. Und was ist mit Steven Seagal? Dazu nur soviel: MERCENARY FOR JUSTICE stellt keine Glanznummer des Seagal'schen Schaffens da, wenn er auch einen klitzekleinen Tacken besser ist als seine unmittelbaren Vorläufer. Trotzdem macht er so ziemlich jeden Fehler, den man im Low-Budget-Actiongewerbe machen kann. Worum geht's? Auf der afrikanischen Insel Galmoral tobt der Bürgerkrieg. Regierungstruppen setzen sich u.a. mit ausländischen Söldnern auseinander, zu denen auch Top-As John Seeger (Seagal) gehört. Seeger und seine Leute werden von ihren Auftraggebern (korrupten CIA-Schergen) im Stich gelassen. Racheschwüre fallen. Zurück in der Heimat bekommen die Söldners einen neuen Auftrag: Der Sohn eines stinkreichen Waffenfabrikanten soll aus einem südafrikanischen Gefängnis herausgeboxt werden. Um sich Seegers Mitarbeit zu versichern, entführt man die Witwe eines verstorbenen Freundes und dessen Sohnematz. Der Auftrag gestaltet sich dann noch ganz anders, als zunächst geplant und endet in einem Inferno aus Blut, Gewalt & Entsetzen. Oder so.
Tja, keine Ehre unter Ganoven. Das ist so ziemlich die einzige Weisheit, die man SÖLDNER FÜR GERECHTIGKEIT entnehmen kann. Ansonsten wird eine Menge geballert. Eine Moral wird weiträumig vermieden – auch die vermeintlich Guten ballern zahllose Randfiguren um, darunter Bankangestellte, Gefängnisbedienstete etc. Wie mittlerweile scheinbar üblich steht die leidlich attraktive optische Gestaltung des Filmes (Ex-Kameramann FauntLeRoy bevorzugt die neumodische Wackelkamera) auf der Prioritätenliste weit über einem stringenten und übersichtlichen Drehbuch. Logische Löcher vom Ausmaß eines mittleren Fußballstadions geraten in Vergessenheit, wenn der Zuschauer aufgrund der zahlreichen Ortswechsel und profillosen Figuren ohnehin heilloser Verwirrung anheimfällt. Sieht alles schniek aus, so richtig langweilig wird es nicht, aber für einen wirkungsvollen Actionfilm fehlen dem Werk die nötigen Begattungswerkzeuge – soviel Sand und keine Förmchen, um meine Freundin zu zitieren. Wenn es nach mir ginge, bekäme Seagal („Er ist unser Trumpf-As!“) einen Abschiedsfilm spendiert, in dem er dann zum ersten Mal auch Sing-und-Tanz-Einlagen hätte, und zwar zusammen mit Indianern, polnischen Waisenmädchen und schwarzen Voodoo-Drogenhändlern. Und natürlich dürfte William Forsythe aus OUT FOR JUSTICE nicht fehlen!
Seagals Rollenname klingt seinem echten übrigens sehr ähnlich, was mich einige Male zum Schmunzeln gebracht hat: „Seagal hat keine Freunde. Da wird wohl jemand viel Geld für eine Rettungsaktion in Miami ausgeben müssen, würde ich mal sagen.“ Und nicht nur da, würde ich mal sagen.
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#415
Geschrieben 08. Dezember 2006, 19:15
Dolph Lundgren spielt einen kleinen Ganoven, der zusammen mit seinem Freund Ken Foree zwielichtige LKW-Ladungen durch das amerikanische Hinterland kutschiert. Dummerweise werden sie von ihren Auftraggebern gelinkt, als es zu einem Zwischenfall mit einem Verkehrspolizisten kommt. Foree stirbt, und Lundgren gilt fortan als Bullenmörder. Da aber auch seine Hintermänner hochrangige Cops sind, wollen ihn diese aus dem Wege haben und arrangieren eine zusätzliche „Pinkelpause“ bei der Überführung ins Gefängnis, die Lundi nicht lebend überstehen soll. Tja, mißlingt – Lundgren gelingt die Flucht, und zusammen mit einem hoppgenommenen She-Cop versucht er, Krummes zu begradigen...
Ja, genau so mag ich preisgünstige Macho-Actioner: Simple Strukturen, wilde Shoot-Outs und Rudimente von Noir-Versatzstücken, die der grundsätzlichen Schweinebucht-Gung-Ho-Attitüde des Filmes aber niemals in die Quere kommen. Lundgren ist ganz der eckige Vierschrot mit Ehrenkodex, George Segal als verbrecherischer Bulle drückt mächtig auf die Tube, und das „Love Interest“ für Lundgren gibt die übliche Früh-90er-Starke-Frau-mit-Hardbody-Schablone zum Besten, stört aber nicht weiter – brav! Regisseur Vic Armstrong ist einer der berühmtesten Stuntleute der Welt (z.B. James Bond, Indiana Jones et al), und dementsprechend herrscht auch kein Mangel an spektakulären Actionszenen. In der mir vorliegenden TV-Fassung (JOSHUA TREE) sind jene massiv entschärft, was aber nur in einem Riesen-Shootout in einem Autohaus – dem elaboratesten Actiontableau – wirklich ins Gewicht fällt, da man hier kaum mitbekommt, was mit den Gegnern (die Lundgren in selige Gegner verwandelt) passiert. Das kann schon für Verwirrung sorgen. Bei meiner direkt auf die Sichtung folgenden Erkundungstour bei „Amazon“ habe ich herausbekommen, daß der Film scheinbar noch nicht auf DVD wiederveröffentlicht worden ist – schade eigentlich, denn er ist eines der besten Lundgren-Vehikel und liefert schlicht gestrickte Ballerunterhaltung der sehr spannenden Art. Rock'n'Roll Hauptschule - yippie!
Zitat Lundgren: „Ich habe nie gesagt, daß ich Papst werden möchte!“
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#416
Geschrieben 12. Dezember 2006, 09:59
Das Hellestad-Internat kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, in der man sich um die geistige Heranzüchtung einer finanzstarken Elite verdient gemacht hat. Aber es gibt auch Skelette, die im Schrank klappern. So hat vor einem Jahr die Außenseiterin Rebecka Selbstmord begangen, nachdem ihr Vater sich jahrelang an ihr vergangen hatte. Und exakt 100 Jahre zuvor geschah es, daß ein mittelloser Bauer zuerst seine Tochter und dann drei Mitschüler massakrierte. Zufall? Die junge Sarah schreibt einen Aufsatz über die Bluttat und muß erkennen, daß ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen...
Schwedische Horrorfilme sind Mangelware, und wenn mal ein Nervenkitzler aus Skandinavien vorbeikommt, dann handelt es sich meistens um indiskutablen Schmodder à la DEATH ACADEMY oder derivative Filmchen ohne eigenen Stempel. Ausnahmen wie der unterschätzte finnische MOONLIGHT SONATA (bei uns einst als MUTTERTAG 2 herausgekommen!) verschwinden in der Regel im Dschungel der Videotheken und rangieren unter „Ferner liefen“. DROWNING GHOST (ein selten beknackter Exporttitel, wenn ich das mal erwähnen darf!) stellt nun keinen echten Geheimtip dar, bietet aber hübsch fotografierte Gruselkrimiunterhaltung mit akzeptablen Darstellern, die lediglich unter der mangelnden Originalität des Drehbuchs leidet. Hätte man den Film als echte Geistergeschichte entwickelt, wäre eindeutig mehr daraus geworden. Aber auch so hält er einem Vergleich mit amerikanischer Neo-Slasher-Ware durchaus stand, übertrifft die Vorbilder sogar in mancherlei Hinsicht. So läßt man sich mit der Entwicklung der Charaktere Zeit, die nicht von Langeweile gesäumt ist, und auch der nervigen Geschwätzigkeit der angelsächsischen Pendants wird zum Glück nicht nachgeeifert. Man ist geneigt, der Heldin alles Gute zu wünschen, was mehr ist, als man vom entsprechenden Kanonenfutter aus Ami-Produktionen behaupten kann. Mittlerweile hat es Regisseur Mikael Hafström sogar nach Hollywood geschafft – mal sehen, was er da anstellt. Trotzdem sei bei aller Sympathie zum Film angemerkt, daß es mich zunehmend ernüchtert, wenn grundsätzlich ordentliche und gut gemachte Filme wie dieser sich im Schlußakt unnötige Minuspunkte einfahren, wenn dann doch der Weg des geringsten Widerstandes eingeschlagen wird. Lucky McKees eigentlich ganz vorzüglicher Internatsgrusler THE WOODS nervte mich am Schluß mit einem albernen Holterdipolter-Hexenspuk-Höhepunkt, der den sehr elegant gemachten und spannenden Film deutlich herunterzog. Der spanische Hochsee-Thriller DEADLY CARGO – größtenteils ausgesprochen aufregend – kitschte sich am Schluß auch einiges zurecht. Der neue spanische Geisterfilm FRAGILE war angenehm zurückhaltend und teilweise wirklich unheimlich, legte sich aber einige echte Eier ins Netz. Und in ähnlicher Weise erging es mir eben auch mit DROWNING GHOST, der gutes Handwerk mit einem einfallsreicheren Drehbuch hätte adeln können.
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#417
Geschrieben 12. Dezember 2006, 13:37
Männer tragen keine Strumpfhosen.
Nach einigen Jahren Gefechtspause bequemt sich der Herr Superman wieder zurück nach Metropolis, wo Not am Supermann ist, und dies umso mehr, als Lex Luthor einen finsteren Plan schmiedet, der sich natürlich um das beliebte grüne Kryptonit dreht. Doch nicht nur um die bösen Händel, die es zu schlichten gilt, muß sich Supie kümmern – auch die Verstrickungen des Herzens gehören zu seinen Aufgaben...
Ja, gähn. Den ganzen Liebesschrott hätte man sich erneut sparen können, denn wenn ich schon heulen oder mitschmachten will, dann nicht bei außerirdischen Gummiklumpen, die nach Hause telefonieren wollen, oder eben bei Männern in Strumpfhosen. Als Kind habe ich so etwas immer sehr langweilig gefunden: I-bah, jetzt kommt wieder die blöde Knutscherei! Als Erwachsenen fesseln mich Szenen dieser Natur auch nur, wenn ich mich einen Deut für die Charaktere interessiere, was in diesem sexbereinigten Umfeld aber nicht der Fall ist. Newcomer Brandon Routh erledigt die ihm zugewiesene Aufgabe – Aussehen wie der junge Christopher Reeve – zufriedenstellend, Kate Bosworths Lois Lane ist für meinen Geschmack komplett falb und uninteressant – halt, wie Leidenschaft auszusehen hat, wenn man auf ein Kinderpublikum spekuliert. Okay, ich habe ja nicht damit gerechnet, daß Superman hier mit einem Riesenständer hausieren geht und fachmännisch einen verlötet, aber dann kann man den ganzen Schmusekram eigentlich auch lassen. Lieber küsse ich meinen Tacker! Und überhaupt ist Superman für mich schon immer einer der unsympathischsten Superhelden ever gewesen – ein smarter Poseur, der im Dienste des Vaterlandes und der puritanischen Werte Amerika etc. freihält von zerstörerischen Elementen. Das „S“ auf der Brust steht eindeutig für „Saubermann“, das ist mal sicher. Dagegen sind Batman, Hulk und Wolverine doch ganz andere Kaliber. Bryan Singer hat SUPERMAN RETURNS als Quasi-Fortsetzung zu den Donner-Filmen der späten 70er konzipiert und macht seine Sache dabei ordentlich, aber man hat schon etwas das Gefühl, der Film sei auf dem Reißbrett verreckt, denn er ist deutlich überlang und bettet seine beiden (allerdings sehr spektakulären) Action-Höhepunkte in eine Menge Füllmaterial, das ich eher ermüdend fand. Insgesamt scheint mir Superman wesentlich schwerer mit den Werten unserer Zeit vereinbar zu sein als Batman & Co. und wirkt deswegen auch in seiner aktualisierten Variante so altmodisch wie die Werbung für den „Weißen Riesen“ (mit der kilometerlangen Wäscheleine). Die Spezialeffekte sind blendend, Spacey hat als Lex Luthor augenscheinlich viel Spaß, aber aus persönlichen Gründen fand ich BATMAN BEGINS deutlich besser. Vielleicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks; Supie-Fans werden das anders sehen. Manche mögen Micky Maus lieber, andere ziehen Donald Duck vor. Superman ist meine Mickymaus!
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#418
Geschrieben 14. Dezember 2006, 13:06
Vor lauter Streß bin ich entgegen meinen Gewohnheiten gestern bereits um knapp Mitternacht eingeschlafen, nur um gegen 6 Uhr aus dem Bett zu fallen. Was könnte da sinnvoller sein als ein Yakuza-Film von Takashi Miike, um sich mannhaft in den Tag zu wuchten?
In AGITATOR geht es primär um den Bandenführer Higuchi, der seine Flegeljahre allmählich hinter sich gelassen hat. Auch wenn er sich allmählich fragt, wohin das ganze Geballere führen soll, brennt das alte Feuer immer noch. In dem jungen Bihunoki (oder so) besitzt er einen potentiellen Nachfolger, der ihm in fast brüderlicher Liebe zugetan ist, im Umgang mit Feinden jedoch die Sensibilität einer Dampframme an den Tag legt.
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, daß der Film höchstens 90 Minuten laufen würde. Was für eine Überraschung – er lief 150! Man lernt eine ganze Menge über die Yakuza. Erstens wollen alle Kalif anstelle des Kalifen werden, und der heißt in diesem Fall Tünsel-Kai oder so ähnlich. Zweitens ist sie ungeheuer kompliziert strukturiert – wenn mal der 20. Unterboß aus dem Rennen fällt, entbrennen sofort Grabenkämpfe, weil jeder der erste oder zweite Unterboß des Unterbosses werden will. Alles ist streng hierarchisch aufgebaut, und die Exkremente fallen den Berg runter, denn vor der Anzettelung von internen Streitigkeiten schrecken die Oberen mitnichten zurück. Am Schlimmsten sind hierbei die Unteroffiziere rauf bis zum Hauptfeldwebel, während sich die Offiziere ständig im Hintergrund halten und vermutlich die Form von japanischen Monstern (z.B. der Flugschildkröte Gamera) haben. Der höchste Boß, den man im Film zu sehen bekommt, ist der ein wenig wie eine japanische Version von Victor Mature aussehende Hirata-san, und der ist eine rechte Sau. Die erste Stunde von AGITATOR gestaltet sich sehr kompliziert, zumal ich ja dieses Problem mit asiatischen Gesichtern habe. Vielleicht ist das aber bei Asiaten genauso, daß sie die „weißen Teufel“ nicht auseinanderhalten können. Higuchi ist jedenfalls der mit der Glatze und dem lustigen Bart, während Bihunoki der junge Tarantino-Fan in schwarzem Leder ist. Beide haben extrem coole Tattoos auf dem Rücken, nicht diesen Tribal-/Arschgeweih-Larifari-Schrott, den man hierzulande so häufig sieht. Das sind exotische Dämonen, die sich von Heavy-Metal-Sensemännern und ähnlichen Knochenkumpeln so grundlegend unterscheiden wie Reinhold Beckmann von einem brauchbaren Fußballkommentator! Sobald man Higuchi und seinen Adoptivbruder als zentrale Figuren herausgefunden hat, wird der Film sogar richtig spannend. Am Schluß hätte er für mich gerne auch noch eine halbe Stunde länger dauern können. Aber das Böse fordert seinen Tribut, und alle pseudofamiliären Strukturen werden schließlich zerrieben wie edelster Parmesan. AGITATOR erinnert formal ein wenig an frühe Fassbinder-Filme und schreckt auch vor irritierenden Schnitten à la Nouvelle Vague nicht zurück. Dabei übertreibt es Miike aber keineswegs mit dem Handwerk, sondern läßt die Figuren sehr viel reden, wodurch auch schön herausziseliert wird, worum es bei allem Ehrenkodex-Getue geht: Macht und Geld. Homophile Tendenzen sind natürlich auch wieder mit dabei, Frauen weniger, sieht man einmal von der recht unangenehmen Partyszene ab, in der Miike himself (als blondgefärbter Yakuza) einer unglücklichen Nackten ein Mikro in den Podex schiebt. Wie pflanzen sich japanische Gangster eigentlich fort? Anzumerken ist, daß die Bildqualität der deutschen DVD leider sehr mau geraten und wohl auf ein noch maueres Master zurückzuführen ist. Anzumerken ist auch, daß Miike neben diesem ellenlangen Epos im Jahre 2001 noch 6 (!) weitere Filme inszenierte, darunter ICHI, VISITOR Q und das schräge Musical THE HAPPINESS OF THE KATAKOMBIS. Ein fleißiger Wundermann. Danach bin ich wieder schlafen gegangen und hatte noch viele Abenteuer, von denen einige etwas mit Shetland-Ponies zu tun hatten.
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#419
Geschrieben 03. Januar 2007, 23:48
Als die TV-Serie MIAMI VICE damals im deutschen Fernsehen uraufgeführt und darum ein gewaltiges Bohei veranstaltet wurde, bedeutete das für mich damals das Ende meiner Krimiserienhörigkeit. Ich war vorher stets Serien zugetan gewesen, in denen die Detektive irgendwelche Besonderheiten oder Macken hatten, Inspektor Columbo etwa, The Avengers, Detektiv Rockford etc., wie sie alle heißen mögen. Meist spielte Humor eine durchaus nicht untergeordnete Rolle. Crockett & Tubbs fand ich eher langweilig, stellten sie für mich doch zwei modische Lackaffen dar, zwei sortierte Brüder, die sich meistens in einer mondänen und „chicen“ Verbrecherwelt umtaten, die mir nicht viel gab. Nach zwei oder drei Folgen gab ich's auf und kuckte noch einmal kurz rein, als Frank Zappa einen Drogenbaron gab. Nun, nachdem Michael Mann viele Filme gemacht hatte, die mir sehr gefallen haben, kam also die verspätete Kinoversion an die Reihe. Die beiden Kriminalisten müssen sich diesmal als Undercoveragenten für das FBI verdingen, um einem Drogenkartell auf die Spur zu kommen, das aus dem Ausland seine Strippen zieht. Mit im Spiel sind noch einige White-Trash-Nazis von der „Arischen Bruderschaft“ und anderes sinistres Gesocks. Um es kurz zu machen: Ich fand auch den Film eher lau, räume aber ein, daß das an meinen ganz speziellen Vorurteilen der Serie gegenüber liegen mag. Inszenatorisch brennt Mann wieder ein Feuerwerk ab und läßt all das Mondäne und Männerbündische, was einst die Serie ausgezeichnet hatte, als sogar noch wichtiger erscheinen als die Story. Man sieht minutenlang Schnellboote durch den blauen Ozean pflügen, Autos und Helikopter und anderer technologischer Schnickschnack werden beherrscht von Leuten, die in undurchdringlichem Fachjargon Befehle in Funkgeräte dröhnen, die geheimnisvolle Piepsgeräusche absondern. Dabei passiert eine lange Zeit hinweg nicht viel. Bis es richtig spannend wird, sind schon fast 90 Minuten verstrichen. Immerhin verliebt sich Sonny in eine asiatische Verbrecherschönheit, die eigentlich dem Drogenboß Montoya gehört. Schön und gut, aber in Anbetracht der eher hohlen Figuren hätte etwas weniger Charakterdrama und etwas mehr Action schon geholfen. Was in HEAT für meinen Geschmack wirklich von Belang war und spannend, ist hier eher fehl am Platze. Anzumerken bleibt, daß Colin Farrell eine Frisur hat, die ihn für die „Fiese Scheitel“-Seite prädestinieren sollte, und er gibt seinen Crockett als einen Rehkitzproll mit Schmachtblick, während Jamie Foxx eindeutig der harte Hund von den beiden ist. Daß der Film langweilig gewesen wäre, kann ich nicht behaupten, und zu sehen gibt es auch eine ganze Menge, aber ich habe eben im Hinterkopf, daß mich frühere Filme von Mann (auch sein letzter, COLLATERAL) richtig von den Socken gehauen haben, und da ist MIAMI VICE ein bißchen verhaltener. Schickschickschick, aber wenn der Tony Montana so richtig loslegt, habe ich mehr Spaß an Miamis Schattenseiten. War'n büschen enttäuscht.
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#420
Geschrieben 07. Januar 2007, 15:41
Cary Grant ist Leopold Dilg, ein kleiner Angestellter in der Wollmühle des Fabrikanten Holmes. Als die Fabrik niederbrennt und ein Mann dabei ums Leben kommt, wird Dilg die Brandstifterei in die Schuhe geschoben. Da er in seiner Kleinstadt schon immer bekannt wie ein bunter Hund gewesen ist und keiner Rauferei und Rebellion aus dem Wege gegangen, fällt es Holmes sehr leicht, den Volkszorn auf Dilg zu lenken. Doch der Delinquent flüchtet und findet Unterschlupf bei seiner früheren Vermieterin, Nora (Jean Arthur), die just seine Wohnung an einen stocksteifen Professor der Rechtswissenschaften weitervermietet hat: Professor Lightcap (Ronald Colman) ist ein aufrechter Idealist der Jurisprudenz und hat in seinem Leben noch nie gelogen. Da Dilg sich bei seiner Flucht den Knöchel verletzt hat, kann er das Haus nicht verlassen. Eine hektische Versteckspielerei beginnt, und während die Situation auch so schon prekär genug gewesen wäre, kommen jetzt lauter Unbeteiligte in das Haus, das schon bald einem Hauptbahnhof gleicht...
Brandstifterei mit Todesfolge ist eine sehr ungewöhnliche Ausgangssituation für eine Komödie, besonders in Anbetracht der funkelnden Gesellschaftskomödien, die damals von Hollywood bevorzugt wurden. Leute wie Preston Sturges, Mitchell Leisen oder George Cukor bevorzugten den ebenso leichten wie turbulenten Waschgang, während es bei Frank Capra meistens noch fingerdick Botschaft dazugab. Das Amerikabild in Filmen wie MR. DEEDS GOES TO TOWN, MR. SMITH GOES TO WASHINGTON und meinem Lieblingsfilm überhaupt, der sentimentalen Weihnachtsgeschichte IT'S A WONDERFUL LIFE, spiegelt ein unbedingtes Vertrauen in den Sieg des Ideals wieder, daß auch der schlichteste und vom Leben gebeuteltste Mitbürger des Landes „es“ irgendwie schaffen kann, so er sich nur angemessen bemüht. Daß die Ideale der amerikanischen Verfassung natürlich stets zeitverhafteten Schwankungen unterlagen (um Jello Biafra zu zitieren: „Patrick Henry said `Give me liberty or death!´/ At the time he owned 65 slaves/ General Robert E. Lee freed his slaves before Grant freed his/ The myth is real, let's eat...“), wird in Capra-Amerika tapfer ignoriert. Edle Einfalt und kritischer Patriotismus tragen am Schluß immer den Sieg davon gegen die verbrecherischen Interessen des Großkapitals, die den amerikanischen Gedanken untergraben wollen. Das mag so manchem sehr naiv, vielleicht sogar heuchlerisch dünken, aber ich fand es immer ganz toll! George Stevens´ THE TALK OF THE TOWN nun verbindet vieles mit den Capra-Geschichten: Es gibt einen kleinen Mann, der zu Unrecht verfolgt wird, sich aber gegen die erdrückend scheinende Übermacht stemmt, niemals den Mut verliert, und – da dies ja eine Komödie ist – auch schließlich happyenden darf. Trotzdem macht der Film von Anfang an klar, daß Leopold Dilg Recht daran getan hat, dem Gesetz zu entfliehen, denn der Einfluß des Fabrikanten Holmes ist so groß, daß Recht & Ordnung zu einer Farce werden: In den Armen des Gesetzes ist Dilgs Leben keinen Pfifferling mehr wert. Durch die Gesetze der Komödie wird er aber mit einem perfekten Gegenstück konfrontiert: Professor Lightcap ist von der Intelligenz des vermeintlichen Gärtners Dilg sehr beeindruckt, kommt aber selber von einer lebensfernen, idealistischen Position, die von den Raufereien Dilgs denkbar weit entfernt ist. Natürlich muß er einen Lernprozeß durchlaufen. Es gibt eine subtile Liebesgeschichte (für wen wird Frau Arthur sich entscheiden?), und das Ganze wird schließlich sehr elegant aufgelöst. Toll. Ich liebe solche Filme.
P.S.: 1945 wurde George Stevens dazu verpflichtet, am Dokumentarmaterial mitzuarbeiten, das bei den „Nürnberger Prozessen“ Verwendung fand. Er sah die geöffneten Konzentrationslager. Danach war mit den Komödien erst einmal Schluß. DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK war dann auch einer seiner letzten größeren Filme.
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