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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen - Filmforen.de - Seite 23

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Ich habe dir niemals einen Hasenbraten versprochen


776 Antworten in diesem Thema

#661 Cjamango

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Geschrieben 22. April 2009, 15:55

Der Mann, der niemals lebte (DVD)

Roger Ferris (Leonardo di Caprio) arbeitet als Undercover-Agent für die C.I.A. Sein Job ist es, im Nahen Osten nach den Hintermännern von Al-Qaida zu fahnden. Statt des doofen Bin Laden werden jene repräsentiert von einem souverän wirkenden Grandseigneur, der Ali Salami heißt (oder so ähnlich). Nachdem verschiedenen Geheimoperationen nur mäßiger Erfolg beschieden gewesen war, hat Ferris die Idee, einen unbescholtenen Strohmann zum neuen Superterroristen aufzubauen, um Ali Salami aus seiner Höhle zu locken. Doch selbst dem C.I.A. geht mal was schief: Der Plan mißlingt, und dann beginnt der große Ärger...

Das Drehbuch zu Ridley Scotts neuestem Werk stammt von William Monahan, der vorher für Martin Scorseses ichfindejanundoch guten THE DEPARTED verantwortlich zeichnete sowie für Scotts Kreuzfahrer-Opus KÖNIGREICH DER HIMMEL. (Äh, „Kreuzfahrer“ jetzt nicht im Sinne von dicken, perlenbehangenen Touristinnen aus Deutschland, sondern „the real deal“, mit Abendländern und Morgenländern. Und Niederländern, aber davon nur ganz wenige.) Wie das bei ernsthaften Agentenfilmen halt so ist, gibt es auch hier fast ausschließlich niederträchtige Charaktere, die sich als Identifikationsfiguren nur begrenzt anbieten. Am nettesten fand ich noch den jordanischen Geheimdienstchef, der sehr ordentlich von Mark Strong gespielt wird. Russell Crowe gibt den Leiter des C.I.A. für den Nahen Osten als dicklichen Baseballpapi mit Headset. Wie vieles andere in diesem Film eine Karikatur, aber immerhin eine unterhaltsame. Den üblichen mulmigen Muselmanen werden gemäß dem Zeitgeist noch hinterfotzige Westagenten gegenübergestellt. Auch Di Caprio macht sich der Bildung von Lügengeweben schuldig wie auch des fortgesetzten Pfusches. Wie schon gesagt, der Jordanier ist deutlich netter. BODY OF LIES ist ein weiterer ordentlich produzierter Reißer, der die gegenwärtige politische Situation als Hintergrund für eine Räuberpistole verwendet. Als solche ist der Film von akzeptabler Spannung und vermeidet weitgehend die Geschichtsklitterei, die mir Scotts BLACK HAWK DOWN so verleidet hat. Historische Fakten spielen in BODY OF LIES nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen geht es um das Spiel mit liebgewonnenen Agentenfilmklischees, die hier und da auch mal nett durchkreuzt werden. Ansonsten gilt mein neuer Nutzertitel.
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#662 Cjamango

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Geschrieben 27. April 2009, 13:48

The Face Behind The Mask (Video)

Peter Lorre spielt den ungarischen Einwanderer Janos, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sein Glück machen will. Mit nur 59 Dollar in der Tasche sucht er sich ein Hotel. Das Schicksal will es aber, daß das von ihm gewählte Hotel in Flammen aufgeht. Janos´ Gesicht wird vollkommen zerstört. Die Schreckensmaske, in die sich sein Äußeres verwandelt hat, macht es ihm unmöglich, einen Job zu finden. Die Menschen kehren sich von ihm mit Abscheu ab. Der einzige, der zu ihm hält, ist ein kleiner Ganove namens Dinky. Über ihn gerät Janos an eine Bande von professionellen Verbrechern, mit denen er nun einige Raubüberfälle begeht. Als er die blinde Helen kennenlernt, regt sich in ihm der brave Mensch von einst. Er will aussteigen, doch Erlösung gibt es im Leben nicht umsonst...

Ein ganz fabelhafter kleiner Film, der mit viel Sensibilität und Sinn für knalliges Melodram die Geschichte eines tragischen Helden erzählt, dessen Leben ohne eigenes Zutun in den Morast gerät. Der Film steht und fällt mit der brillanten Leistung Peter Lorres, der zu diesem Zeitpunkt festgelegt schien auf sinistre Charaktere (z.B. sein Dr. Gogol aus Karl Freunds tollem MAD LOVE) oder neurotische kleine Wiesel (ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN). Zu Beginn von THE FACE BEHIND THE MASK liefert er eine großartige komödiantische Leistung ab, da Janos zwar liebenswert und unschuldig, aber eben auch sehr naiv ist. Voller Gutglauben blickt er in eine Welt, die er für seinen Freund hält. Seine Liebenswürdigkeit ist entwaffnend. Umso schockierender erscheint da das schlimme Schicksal, das ihn ereilt. Man sieht sein entstelltes Gesicht nur einmal kurz, als er zum ersten Mal in einen Spiegel blickt, um das Ausmaß der Katastrophe zu begutachten. Der Schock, den er dabei erleidet, überträgt sich auf den Zuschauer und begleitet ihn durch den ganzen Film. Nach etwa der Hälfte der Laufzeit kann Janos eine speziell hergestellte Maske tragen, die das Schlimmste überdeckt und es den Menschen wieder ermöglicht, ihn anzuschauen. Die besondere Herausforderung an Lorre besteht darin, das zerbrechliche Wesen des nunmehr hart gewordenen Mannes aufscheinen zu lassen. Dies bewerkstelligt Lorre mit seiner unvergleichlichen Diktion und sorgfältig bemessener Körpersprache, die sich erst ändert, als er wieder den Mut faßt, sein verschüttetes wahres Wesen zu reanimieren. Der peinsame Prozeß wird von Lorre herausragend gemeistert, aber seine Leistung wäre nur halb so viel wert ohne eine ansprechende Inszenierung. Regisseur Robert Florey kennt man am ehesten durch den bizarren Lugosi-Film MURDERS IN THE RUE MORGUE und den dekorativen Horrorthriller THE BEAST WITH FIVE FINGERS (ebenfalls mit Lorre). Die wenigsten wissen, daß er als Experimentalfilmer begann. Von seinen Frühwerken kenne ich nur den ebenso komischen wie surrealen THE LIFE AND DEATH OF 9413, A HOLLYWOOD EXTRA (1928). Obwohl die für seine Filme kennzeichnende Betonung der formalen Eigenschaften in FACE deutlich zurückgenommen ist, gibt es auch hier entsprechende Sequenzen, z.B. jene, in der Dinky von seinen ehemaligen Spießgesellen gefoltert wird, um Lorres Schlupfwinkel herauszubekommen. Insgesamt dominiert allerdings der Inhalt, das Charaktermelodrama, das sich mit der Diskrepanz zwischen äußerer Erscheinung und innerem Wesen befaßt. Ein zu Unrecht vergessener Film, der eine Ausgrabung nachhaltig lohnt. In mancherlei Hinsicht sogar deutlich besser als der berühmte Gesichtsverlust-Noir-Thriller DARK PASSAGE (DAS UNBEKANNTE GESICHT) von Delmer Daves.
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#663 Cjamango

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Geschrieben 01. Mai 2009, 15:39

Racket (Video)

Rom – eine Weltstadt auf den Knien! Finstere Gauner und Ganoven triezen harmlose Geschäftsleute, um Schutzgelder zu erpressen. Die Polizei steht dem brutalen Treiben machtlos gegenüber. Selbst Inspektor Nico Palmieri (Fabio Testi) muß trotz seiner unorthodoxen Methoden erkennen, daß er dem Unkraut nicht Einhalt gebieten kann. Selbst von staatlicher Seite bekommen die Verbrecher Schützenhilfe. Schließlich versammelt Palmieri eine Handvoll Verzweifelter um sich, die ihm beim Großreinemachen behilflich sein sollen...

Ein unterschätzter Castellari der oberen Bleimantelgeschoß-Liga! Nachdem Franco Nero einigen der vorherigen Castellari-Gewaltepen eine Ahnung von Schauspielkunst verliehen hat, steht mit Fabio Testi jemand bereit, der zwar nicht über Neros thespische Qualitäten verfügt, aber eine athletische Erscheinung mit grimmiger Entschlossenheit verbindet, und let's face it – das ist es haargenau, was man für diese Art von Kino braucht! Der Wind weht von rechts, von stramm rechts, aber RACKET zeichnet den Aufstand des vergrämten Gesetzeshüters in so grellen Farben, daß ich teilweise aus dem Gelächter nicht mehr herausgekommen bin. Allein die Menagerie, die Testi am Schluß zusammensucht: ein Amokschütze, ein geisteskranker Restaurantbesitzer, ein entmenschter Tontaubenchampion, ein verkrüppelter Glücksspieler – die Eins mit Sternchen! Trotz eines hohen Gewaltlevels – der von der Berliner Schnodder-Synchro nicht gerade gemäßigt wird – umweht den Film ein Hauch von Walt Disney. Verbrecher wie Gesetzeshüter sind komplett am Überchargieren und Augenrollen, bis auf Testi natürlich, der den bestaussehenden hölzernen Indianer der freien westlichen Welt gibt. Als Leihgabe aus den Vereinigten Staaten gibt es Vincent Gardenia, der hier eher eine komödiantische Rolle versieht. Ansonsten sind sie alle dabei: Sal Borgese, Giovanni Cianfriglia, Romano Puppo, Roberto dell'Acqua, Massimo Vanni, Gianni Loffredo, die ganze Castellari-Clique. Die Kinofassung war wohl leicht gekürzt, enthält aber immer noch viel Wumm. Inszenatorisch belegt der Film erneut, daß es in Italien niemanden gab, der Castellari das Wasser reichen konnte, wenn es darum ging, auf niedrigem Budget rasante Actionkost zu zimmern. Ich würde mir sehr wünschen, daß dieser Kracher in anständiger Form seinen Weg in das DVD-Regal findet. Ich ziehe die Zehn!
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#664 Cjamango

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Geschrieben 03. Mai 2009, 13:26

Beast Creatures (Video)

Statt einer Inhaltsangabe zitiere ich mal den vorzüglichen Klappentext der Videokassette: „Ein gigantischer Sturm verwandelt die Seereise in einen blutigen Alptraum. Ein verheerendes Feuer an Bord, und der riesige Ocean-Liner wird in die stille Tiefe des Atlantic (sic) gerissen. Ein Bild des Schreckens. Gestrandet! Gerettet! Das Desaster wird zur Horror-Reise. Fleischfressende Säuren und gleißende Augen suchen in rasender Gier ihre wehrlosen Opfer. Steinerne Götzen und Dämonen werden belebt von unheimlicher Gewalt. Wo gibt es ein Entrinnen? Wer sind die Beast Creatures? Beast Creatures ist knisternde Spannung bis zum letzten Atemzug. Ein Abenteuer, das Ihre Nerven teuer bezahlen. Die Schrecksekunden sind minutenlang.“

Dem läßt sich kaum etwas hinzufügen. Ich werde es trotzdem probieren: Das Cover zeigt eine diabolische Bestie mit gefletschten Zähnen, darunter die Zeile: „Hölle, Horror, Wahn!“ Die hyperbolisch beschriebene Schiffskatastrophe bekommen wir nicht zu sehen. Gleich zu Anfang sitzen die Überlebenden in einem Ruderboot und quasseln dummes Zeug. Es mendelt sich gleich heraus, daß der alte Morgan der Stinkstiefel des Filmes sein wird, was auch gut ist, denn er wird von der deutschen Stimme von Homer Simpson (Norbert Gastell) gesprochen. Der Held ist der mickrige Chefsteward, dem Christian Tramitz seine Stimme leiht. Nach einigen Minuten landen die Leute auf einer Insel – tatsächlich Connecticut, wo der Film entstand. Einer der Schiffbrüchigen haucht sein Leben aus und wird sogleich von unbekannten Zähnen komplett abgenagt und in ein Biologieskelett verwandelt. („Wer kann das gewesen sein?“ – „Was weiß ich – Ratten??“ – „Ja, aber so schnell?“) Ein weiterer Kollege wäscht sich in einem Säureteich das Gesicht und ist auf einmal mit roter Watte bedeckt, bevor er gleichsam als Biologieskelett endet. Derweil das Trockeneis traulich blubbert. BEAST CREATURES outet sich sodann als erstklassiges Exemplar des Krauchfilm-Genres: Minutenlange Schrecksekunden, in denen Darsteller, die einer oberbayrischen Dorfkirchweih gut zu Gesichte stehen würden, durch einen Wald laufen und törichten Kram schwätzen, z.B. „Ich mache das verdammte Spiel nicht mehr mit!“ Zwischendurch wird die unerträgliche Spannung aufgelockert durch dramatische Zooms in grünes Buschwerk, in dem rein gar nichts zu sehen ist. Der erste Angriff der Beast Creatures erfolgt bei Nacht und ist ein ziemlicher Lachschlager: Die kleinen Trolle werden von ca. 30 cm großen, knallroten Plastikpuppen verkörpert, die alle einen lustigen Haarpuschel auf dem Kopf haben. Es gibt diese alte Sesamstraßen-Episode, wo Ernie eine häßliche Puppe hat, die einen merkwürdigen Quäklaut von sich gibt, wenn man auf sie drückt. Exakt so sehen die Beast Creatures aus! Was diesen Amateurfilm aber von einem gewöhnlichen Stinker zu einem rauschhaften Erlebnis werden läßt, ist der Umstand, daß die Macher keinen Trashfilm beabsichtigt haben, sondern ihr Bestes tun, um berstende Spannung zu erzeugen. Die Szenen, in denen schreiende Schauspieler mit roten Plastikpuppen beworfen werden, muß man einfach gesehen haben! Toll, wie Handpuppen von hinten in Schultern beißen oder an Lianen durch die Luft segeln. Die Puppen sind selbstredend völlig unbeweglich, so daß sie entweder mit mehr oder weniger unsichtbaren Stöcken von außerhalb des Bildes animiert werden oder aber von den Spezialeffektetechnikern ungelenk vor die Kamera gehalten. Die darauffolgende Attacke am hellichtem Tage ist noch besser, da der Zuschauer reichhaltig Gelegenheit bekommt, die lustigen Puppen zu bewundern. Da es sich bei dem Werk obendrein um einen Kostümfilm handelt, der in den 1920er Jahren spielt, hat man die Darsteller („Schauspieler“ ist eigentlich zu viel gesagt!) obendrein in Kostüme gesteckt, die mehr als nur ein wenig an Andy Milligans Bizarro-Epen à la BLOODTHIRSTY BUTCHERS erinnern. BEAST CREATURES wurde 1983 gedreht, also zu einer Zeit, als „Direct To Video“-Horror noch weitgehend unbekannt war. Die im amerikanischen Hinterland beheimateten Macher griffen hier eindeutig nach den Sternen, was das Unternehmen mit einem rätselhaften Charme versieht. „Chuzpe“ trifft es wohl auch. Ein Publikum von Gleichgesinnten, womöglich unter dem Einfluß weicher Rauschdrogen, kann von diesem Film in ein amorphes Bündel zuckenden Gelächters verwandelt werden! Ein unfaßbarer Kracher...
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#665 Cjamango

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Geschrieben 04. Mai 2009, 13:26

Footsoldier (DVD)

Carlton Leach begann einst als gefürchteter Hooligan. Über das Rausschmeißergewerbe gelangt er flugs in den Bereich der Drogenkriminalität, macht ungünstige Freunde und noch ungünstigere Feinde. Doch, wie schon das alte Indianersprichwort sagt: „Der Vogel, der am Abend singt, hat schönere Lieder als Kaktus in Tal der Trolle“...

Ein irritierend überharter Gangsterfilm aus Großbritannien, der auf den authentischen Erinnerungen eines authentischen Hooligans basiert. So viel, wie der gesoffen zu haben scheint, kann man die Authentizität des Gezeigten durchaus in Frage stellen. Mir fehlen Erste-Hand-Erfahrungen sowohl im Bereich der britischen Hooligan- als auch in jenem der Gangsterszene, so daß ich das nicht beurteilen kann. Sollte es dort wirklich so zugehen, bin ich für flächendeckendes Bombardement. Da Regisseur Julian Gilbey mit seinem dritten Film allerdings den festen Willen verrät, eine Art Hochoktan-Version von GOODFELLAS und den anderen Gangsterfilmen von Scorsese zu präsentieren, zielt die Frage nach dem Realitätsbezug wohl auch daneben. Gut inszeniert und sauber gespielt (vor allem von Hauptdarsteller Ricci Harnett) ist der Film fraglos, doch hatte ich so meine Probleme damit, dem Film mit der angemessenen sittlichen Reife zu folgen. Für zartere Gemüter dürften die Gewaltorgien des Spektakels eine harte Belastungsprobe darstellen, und ich denke mal, daß RISE OF THE FOOTSOLDIER zu ähnlichen Kontroversen geführt haben wird wie seinerzeit ROMPER STOMPER. Daß Gewalt in Filmen gerne als dekoratives Element verwendet wird, ist nicht erst seit Kubricks UHRWERK ORANGE bekannt. Daß diese dekorative Verwendung bei labilen Gemütern zu sittlichen Verheerungen führen kann, liegt leider in der Natur der Sache, ist für mich aber nicht die Schuld der Filme. Meine Bedenken haben nichts mit dem möglichen Nachahmungsreiz zu tun, den solche Filme auf Gipsköpfe besitzen mögen, sondern sind eher ästhetischen Ursprungs. Irgendwann stumpft man einfach mal ab, wenn ein Exzeß den nächsten jagt. Wer daran zweifelt, sollte mal jemanden darum bitten, ihm eine Stunde lang in den Magen zu hauen. Er wird feststellen, daß es ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr weh tut. Man stumpft einfach ab. Wenn böse Menschen von noch böseren Menschen gefoltert werden, während im Hintergrund Rave-Mucke donnert, läßt das kalt, wenn man bereits vorher gesehen hat, wie sich stumpfe Proletarier mit Eisenstangen, Bowiemessern und Miniaturäxten den Bregen rausgekloppt haben. Selbst „No Future“-Attitüde sollte komplizierter sein als solch ein Aufeinandertürmen von Wumm und Päng. Daß der Watschenmann dann schließlich selber menschliche Züge verrät, erscheint wenig plausibel, und selbst wenn – wen juckt's? Ich habe hier gelernt, daß ich professionellen Schlägern nach Möglichkeit nicht auf den Fuß treten sollte. Das hätte ich allerdings schon vor Betrachten des Filmes vermieden. Ansonsten herrschte bei mir der Eindruck vor, daß FOOTSOLDIER sein durchaus vorhandenes Potential blitzschnell verballert und dann nur noch mit Mätzchen und Kunststückchen rüberkommt. Da die Filmemacher ihr Handwerk verstehen, finde ich das eher bedauerlich. Ich gehe jetzt erst einmal ein rohes Steak kauen...
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#666 Cjamango

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Geschrieben 07. Mai 2009, 11:09

Three On A Meathook (NL-Video)

Billy ist ein schüchterner Junge vom Land, und Billy hat ein Problem: Wann immer er eine Frau kennenlernt, passieren fürchterliche Dinge. Dies ist auch der Fall bei vier netten Hippies, die den schlechten Geschmack beweisen, eine Autopanne in Spuckweite von Billys Farm zu haben. Nachdem die Einzelteile des Autos und der vier Mädchen beseitigt sind, tritt die Liebe ins Leben des gebeutelten Bauern. Wird Billy seine Triebe besiegen können? Oder gewinnt der Axtmann?

Das Regiedebüt von Kentuckys Lokalmatador William Girdler ist eine überraschend nette Angelegenheit, die zwar Gorefreaks nicht ganz das geben dürfte, was jene erwarten, aber durchaus mit eigenen Reizen wuchern kann. Diese liegen in erster Linie in der Ernsthaftigkeit, mit der Girdler seine ländliche Psychopathologiestudie betreibt. Für Filme wie diesen hat Sailor Ripley vom „Filmclub BO“ einst den Begriff „geil langweilig“ geprägt. Dramaturgisch gesehen passiert nach dem blutigen Auftakt nicht viel. Man erfährt einiges über das problematische Verhältnis Billys zu seinem Vater, dessen Frömmelei nach dem Tode von Billys Mutter zugenommen hat. Auch weiß er Bescheid über Billys Eigenheiten und warnt ihn regelmäßig davor, junge Frauen mit nach Hause zu nehmen. Aber der Jong will ja nicht hören... Ich bin ja auch ein Fan von Olaf Ittenbachs Ingolstädter Impressionen, die in seine Splatterfilme des öfteren eingebunden sind. William Girdler nutzt das Format des Horrorschockers, um einiges über die miefige Enge des rustikalen Umfeldes abzusondern und stellt sich damit in die Tradition von Filmen wie David Durstons DIE TOLLWÜTIGEN oder Jeff Gillens morbiden DERANGED. Wie letzterer bedient sich auch THREE ON A MEATHOOK reichhaltig bei der Geschichte von Ed Gein, wenngleich der Klappentext der holländischen Videohülle völligen Unfug erzählt, der nichts mit dem Film zu tun hat. Nach dem erstaunlich blutrünstigen Finale setzt es dann noch eine unverkennbare Imitation von Hitchcocks PSYCHO. Kurzum, wer einen Splatterfilm erwartet, der dem (tollen!) Titel gerecht wird, ist bei THREE ON A MEATHOOK vermutlich an der falschen Adresse. Wer aber einen im positiven Sinne naiven und gerade in den Nacktszenen niedlich schüchternen Film über einen Serienmörder erleben will, kann mit dem Werk durchaus sein Auskommen haben. Ich fand den Film nicht schlecht. Girdler machte danach noch einige weitere Horrorfilme, manche davon sogar mit Starbesetzung, bevor er 1978 bei einem Helikopterunglück auf den Philippinen ums Leben kam. Der junge Schauspieler, der die Rolle von Billy innehat, stürzte sich später kopfüber in die Schwulenszene von L.A. und starb mit gerade mal 44 Jahren an AIDS.

Bearbeitet von Cjamango, 07. Mai 2009, 11:12.

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Geschrieben 09. Mai 2009, 10:36

Blackout (DVD)

Daß man einander im Fahrstuhl ungewöhnliche Menschen trifft, passiert alle Tage. Ich habe sogar mal eine Freundin dort kennengelernt. Wenn er steckenbleibt (der Fahrstuhl), kann man die geschlossenen Bekanntschaften sogar intensivieren. Dies setzt allerdings voraus, daß man einander gut riechen kann. Und wenn man sogar im Fahrstuhl eines Gebäudes festsitzt, bei dem es höchst unwahrscheinlich ist, daß in den nächsten Tagen Hilfe zu erwarten ist, zahlt es sich aus, wenn man mit überaus verträglichen Leuten zusammen ist. Dies ist auf dramatische Weise nicht der Fall bei einem Arzt, einer jungen Frau und einem jungen Mann, denen dieses seltene Mißgeschick widerfährt. Alle haben ihre nicht ganz unkomplizierten Hintergrundgeschichten, und nicht alle sind das, was sie scheinen. Doch einer von ihnen ist sogar richtig gefährlich...

BLACKOUT war eine ausgesprochen hübsche Überraschung und einer jener Fälle, wo ich die Bewertung in der IMDb überhaupt nicht nachvollziehen kann. Der mexikanische Regisseur Rigoberto Castaneda hat vorher den in seinem Heimatland sehr erfolgreichen Geisterfilm KM 31 gemacht, der mir auf dem Fantasy-Filmfest recht gut gefallen hatte, war er doch angenehm gemächlich aufgebaut und nervte erst am Schluß etwas durch computergenerierten Firlefanz. In BLACKOUT gibt es keinen solchen Firlefanz, sondern eine ungemein geschickt strukturierte Geschichte, in der die Vorgeschichten der jeweiligen Protagonisten durch Rückblenden nach und nach aufgezeigt werden, bis das Ausmaß der Katastrophe aufzudämmern beginnt. Ich empfand den Film als ungemein spannend, gegen Ende sogar als ausgesprochen nervig, und auch wenn die Grundsituation an ABWÄRTS erinnert, so erzeugt der Film doch eine ganz andere Art von Atmosphäre. Verraten darf ich hier nüschte, aber man wird reichlich genasführt. Ein dickes Lob an die Ersteller der Synchro, welche für eine DVD-Premiere ungewöhnlich sorgfältig geraten ist. In letzter Zeit habe ich einige „Thriller“ ausgeliehen, die gut anfingen, dann aber bald ihr Pulver verschossen. BLACKOUT macht im Rahmen seiner klaustrophobischen Geschichte alles richtig und ist zudem mit seinen gerade mal 80 Minuten angenehm kurz. Erneut: Paßt gut auf, mit wem Ihr im Fahrstuhl steckenbleibt! Das kann äußerst unerquicklich werden...

Bearbeitet von Cjamango, 09. Mai 2009, 10:39.

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Geschrieben 09. Mai 2009, 10:37

Death Knows Your Name (DVD)

Von diesem argentinischen Horrorfilm habe ich mir mehr erwartet als der Schlonz, den ich dann zu sehen bekam. Unglaublich, aber der Regisseur hatte kurz vorher einen Film mit Faye Dunaway gemacht... Es geht um den jungen Chefarzt einer Klapsmühle, in der scheinbar nur Schmierendarsteller behandelt werden. Old Man Zufall will es so, daß er einen geheimen Gebäudeflügel entdeckt, in dem er über ein Skelett stolpert. Der fragliche Mann wurde, scheint's, lebendig begraben, und zwar mitten in einem Korridor. (?) Da der Vater des Arztes – der ein wenig ausschaut wie Hellmuth Karasek - ein hohes Tier in der Forensik ist und scheinbar nichts Besseres zu tun hat, rekonstruiert er zusammen mit einer Kollegin das Gesicht des Toten, und siehe da – es sieht dem Helden täuschend ähnlich. Was geht hier vor sich?

Tja, an und für sich eine ganz interessante Prämisse, aus der ein guter Regisseur schon was hätte machen können, vorausgesetzt, er hätte einen guten Kameramann, gute Schauspieler und ein gutes Drehbuch zur Verfügung gehabt. Und hätte ich ein Brot, und hätte ich Wurst, und hätte ich Butter, dann könnte ich mir eine leckere Stulle schmieren! Leider spielt sich alles auf gehobenem Amateurfilmniveau ab. Nichts, aber auch rein gar nichts ergibt Sinn, und tatsächlich habe ich beim Betrachten des Werkes viel Spaß gehabt, fühlte mich gar erinnert an jene Höhlen-Kostbarkeit Umberto Lenzis, GATES OF HELL, die jede Gurkenparade anführen kann. Und DEATH KNOWS YOUR NAME wäre nur halb so delektabel, wäre er nicht obendrein so überaus ernst gemeint und geradezu feierlich in seinem Bemühen, den Betrachter in Angst und Schrecken zu versetzen. Statt immer schlechtere Laune zu bekommen, geriet ich jedenfalls bald ins Schmunzeln, und die Schrottsynchro tat ihr gewaltiges Bestes, um mich bei der Stange zu halten. Meine Lieblingszeile lautet: „Die Farbe ihres Blutes und ihrer Haut deuten darauf hin, daß ihre Leber geplatzt ist!“ Okay. Ebenfalls recht gelungen: „Es gab einmal einen Spiegel, der den Tod verteilte, der sich jeden Tag in ihm reflektierte...“ Kurzum, man hat es hier mit einer durch Stümperei veredelten Gurke zu tun, die man sich nicht ausleihen sollte, wenn man Qualitätsware erwartet, aber als Bäddie besitzt dieser Sondermüll einen gewissen Charme.

Bearbeitet von Cjamango, 09. Mai 2009, 10:41.

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#669 Cjamango

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Geschrieben 09. Mai 2009, 12:30

The Wizard Of Gore (2007) (DVD)

Ich bin selber schuld...

Okay, wo beginnen? Dieses Remake von Herschell Gordon Lewis´ spaßigem Splatter-Klassiker lutscht wie zehntausend Pornonixen und macht so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Die fröhliche und unbedarfte Subversivität des Originals wird fallengelassen zugunsten einer „wissenden“ In-Joke-Attitüde, die besonders gegen Ende hin Tiefschürfendes vortäuscht, tatsächlich nur die Unfähigkeit demonstriert, eine Story simpel und klar über die Rampe zu tragen. Das ist nicht komplex, das ist einfach nur verworren. Die Geschichte von Zauberer „Montag The Magnificent“, dessen Grand-Guignol-Spektakel ihre blutigen Entsprechungen in der Realität finden, wird in dieser Verfilmung angereichert mit viel modischem Schnickschnack, viel davon computergeneriert. Als Blickfang werden dabei zahlreiche tätowierte Mädel der Suicide-Girls-Riege präsentiert, allerdings auf eine erzkonservative Art. Tätowierte Frauen sind bekanntlich Schlampen, die sich gerne hauen lassen. Der bigotte Mann wertet solche Frauen einerseits ab, andererseits findet er sie natürlich rattenscharf. Die unterliegende Misogynie wird vom blitzgescheiten Drehbuch auch lärmend thematisiert, was natürlich nichts daran ändert, daß es sich am selben Trog speist, den es zu kritisieren scheint. Transgressive Kunst wird als Freakshow präsentiert, Mapplethorpe wird zitiert, es gibt ein paar homosexuelle Anspielungen. Neben der fröhlichen Denunziation von Abweichlertum fällt vor allen Dingen auf, daß der Film – ähnlich wie Emmerichs GODZILLA – am Charme des Originals komplett vorbeigeht. Lewis´ „Magnum Opus“ war eine spielerische Planscherei im Unzeigbaren, im Geist sehr verwandt den „Grand Guignol“-Spielereien, von denen die Story handelt. Die scheinbare Naivität und Unschuld der Präsentation war das Geheimnis des Erfolgs. Das Remake baselt alles mit Rationalisierungsversuchen zu, mit Erklärungen und schlaumeiernden Gimmicks, wie z.B. dem Kachelmuster, das den Helden auf Schritt und Tritt begleitet und irgendwann nur noch nervt. Besetzungstechnisch ist anzumerken, daß ich Crispin Glover – der ein sehr feiner Schauspieler ist – mal wieder eine gute Rolle wünsche. Als Montag ist er auch ziemlich gut (zumindest in der Originalfassung, denn die Synchro ist miserabel!), doch seine Bemühungen stehen in augenzwinkernden Trashrollen wie dieser hier eindeutig auf verlorenem Posten. Auch Brad Dourif (als chinesischer Kleingangster!) kann eigentlich mehr, hat hier aber einen weiteren exzentrischen Maskottchenpart in einem Horrorfilmchen erwischt, der aus Casper keinen glücklichen Geist macht. Jeffrey Combs hat als zotteliger Geek die Rolle seines Lebens erwischt, denn man erkennt ihn nicht. Ansonsten schmiert sich alles quer durch Quebec, aber es ist ja eh nicht ernst gemeint. Ein deprimierender Film. Man greife lieber zu Herschell, denn der wußte, wo der Frosch die Locken hat.
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Geschrieben 14. Mai 2009, 12:14

Saint Ange (FR-DVD)

Dies ist wieder einmal ein Beleg dafür, daß man den Leserbewertungen der IMDb nur begrenzt Vertrauen schenken sollte. Das Debüt von Pascal Laugier (MARTYRS) wird dort weitgehend heruntergeputzt, und zwar in verwirrend wütender und geradezu persönlich anmutender Weise. Nach den Kommentaren erwartete ich einen Haufen Mist. Bekommen habe ich einen herausragend inszenierten und fotografierten Film, der sich auf sensible und in keiner Sekunde langweilige Weise der Paranoia annimmt, die eine herannahende Mutterschaft in labilen Gemütern auslösen kann. Eingepackt ist das Ganze in eine Geistergeschichte, die von der jungen Anna handelt (Virginie Ledoyen – schmacht!), die einen Job in einem christlichen Waisenhaus annimmt. Schon bald fallen ihr merkwürdige Dinge auf. So wispern häufig Kinderstimmen in den Korridoren, obwohl die Kinder gerade alle abwesend sind. Es scheint ein Geheimnis zu lasten auf dem Gebäude, und Anna muß tief in die Eingeweide des Hauses eindringen, um dahinter zu kommen...

Wie MARTYRS löst auch SAINT ANGE seine Story mit einem artifiziell wirkenden Finale auf, das an der Oberfläche kaum Sinn zu ergeben scheint und wie eine weitere schwer zu schluckende Schlußkasperei à la DIE PURPURNEN FLÜSSE wirkt. Tatsächlich funktioniert es aber ganz prächtig, wenn man sich darüber etwas Gedanken macht, sowohl als Geistergeschichte wie auch als Chronik der paranoiden Entwicklung einer verletzten Frau. SAINT ANGE ist sehr sorgfältig fotografiert und hält das Waisenhaus weitgehend in Grau- und Blautöne, während draußen die „Naturfarben“ Grün und Braun dominieren. Der Film ist sehr ruhig erzählt, streut aber immer genügend Hinweise und zurückhaltende optische Eleganz, um den Betrachter bei der Stange zu halten. Die Schauspielerinnen sind ebenfalls exzellent, vor allem Virginie Ledoyen als Mama unter widrigen Umständen und Jane Birkins Tochter Lou Doillon als geistig umnachtete Judith, die sich zu Annas einziger Freundin entwickelt. Als strenge Waisenhausrektorin taucht die immer noch sehr attraktive Catriona MacColl auf, die man aus alten Fulci-Filmen kennt. (Die werde ich heute abend treffen, hihi!) Nimmt man noch die zauberhafte Filmmusik von Joe Lo Duca (THE EVIL DEAD!) hinzu, hat man einen fabelhaften Film, der in der IMDb zu Unrecht verramscht wird und dem ich eine angemessene deutsche Veröffentlichung wünsche. Ich habe den Film übrigens auf französisch gesehen, hatte aber – abgesehen von der Auflösung – keine Verständnisprobleme, da die Betonung auf der visuellen Komponente liegt. Wie das bei Kino meines Erachtens auch sein sollte...
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Geschrieben 21. Mai 2009, 15:27

Harakiri (GB-DVD)

Japan um 1630: Ein geheimnisvoller Fremder (Tatsuya Nakadai) begehrt Einlaß im Anwesen eines Regionalfürsten. Er gehört zu den unzähligen Ronin, den arbeitslosen Samurai, die nach Installation des Tokugawa-Shogunats ihre Anstellung und ihre Ehre verloren haben. Wenn kein Krieg ist, hat der Krieger nichts zu lachen. Er will jetzt im Hause eines Edlen rituellen Selbstmord begehen – sagt er. Tatsächlich aber führt er mehr im Schilde, als nur seine Ehre retten zu wollen. Seinem Publikum legt er ein erschütterndes Schicksal zu Füßen, und jenes ist mehr mit dem Hause des Fürsten verknüpft, als es zunächst den Anschein hat...

Im Zugwasser meines neuen Artikels für die „SI“ (werbungmach, werbungmach!), der von japanischen Geisterfilmen vergangener Tage handeln wird, ist mir auch dieses Kunstwerk des berühmten Regisseurs Masaki Kobayashi (KWAIDAN) untergekommen. In ungemein strenger und zurückgenommener Form wird die lange Geschichte des Ex-Samurai Hanshiro Tsugumo berichtet, der sein Leben in den Dienst der angesehenen Kriegerkaste gestellt hat. Er hat spät im Leben erkennen müssen, daß nicht alles Gold ist, was glänzt. Während viele ehemalige Samurai den Wunsch nach Selbstentleibung nur vorspielen, um Geld von den Aristokraten zu erpressen, hat er mit seinem Leben abgeschlossen. Er will aber vorher noch einige Dinge ins Reine bringen. Was zu Anfang wie ein wuchtiges historisches Drama wirkt, entwickelt sich zunehmend zu einer Art Krimi, in der die genauen Beweggründe Tsugumos aufgerollt werden. Scheint sich der Film zu Anfang noch ganz in den Dienst der für westliche Empfindsamkeit eigentümlichen Ehrbegriffe jener Tage zu stellen, macht Kobayashi mehr und mehr deutlich, daß das Tokugawa-Kastensystem auf Feigheit und Lüge beruht. Große Worte und große Gesten können nicht verdecken, daß Unrecht unter den Tisch gekehrt wird. SEPPUKU ist düster, gewaltig, traurig und für seine Entstehungszeit (1962) sehr blutig. Unter anderem enthält er die unerquicklichste Darstellung von Harakiri (bzw. Seppuku, wie der förmliche Terminus lautet), die ich je in einem Film gesehen habe. In gewisser Weise karikiert die sehr theatralische, auf reduzierte Gesten zugeschnittene Inszenierung die Praxis des titelgebenden Aktes, die vom erschütternden Finale gänzlich entwertet wird. Großes Kino. Ich bekomme wirklich Lust, mehr japanische Filme zu sehen...

Bearbeitet von Cjamango, 21. Mai 2009, 15:27.

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Geschrieben 26. Mai 2009, 13:15

The Tracey Fragments (DVD)

Die 15-jährige Tracey Berkowitz sucht nach ihrem verschwundenen Bruder.

Vom Kanadier Bruce McDonald habe ich bislang ROADKILL und HIGHWAY 61 gesehen, die mir beide gut gefallen haben. In seinem neuesten Film erzählt er die Geschichte eines unsicheren, empfindsamen, sehr verschlossenen Mädchens, das versucht, Sinn in sich selbst und seine Umwelt zu bringen. Ihr Elternhaus ist nach außen hin normal. Tatsächlich ist ihr Vater ein ziemlicher Versager, der es im Brokergeschäft zu nichts gebracht hat und seine Hilflosigkeit mit autoritären Mätzchen zu überspielen versucht. Mutter ist ein Zombie, raucht drei Schachteln am Tag und kann vom Fernseher nur durch eine OP getrennt werden, wie Tracey das ausdrückt. Abgesehen davon, daß Hauptdarstellerin Ellen Page – die ich seit HARD CANDY und AN AMERICAN CRIME lieben gelernt habe – ein echter Grund wäre, nach Kanada auszuwandern, wird THE TRACEY FRAGMENTS von seiner Ästhetik bestimmt: McDonald hat seinen auf Video gedrehten Film komplett in Multi-Screen-Einstellungen aufgelöst und ineinander verschränkte Bilder, die entweder die Realität wiedergeben oder Traceys Eindrücke davon. Ich kann mir vorstellen, daß dieser Entschluß so manchen Zuschauer überfordern wird, aber wenn man Lust hat auf ein kleines Experiment dann und wann, liegt man hier nicht verkehrt. Anders als die aufgemotzten Übungen in „style over substance“, mit denen Hollywood seit einigen Jahren die Sinne seines Publikums bombardiert, ergibt die exaltierte Gestaltung hier mal wirklich Sinn, ist sogar Thema des Filmes. Die Egozentrik der Hauptfigur und die daraus resultierende Desorientierung führt dazu, daß Traceys Realitätswahrnehmung völlig zersplittert ist. Sie versucht, die Scherben miteinander zu verbinden, um Zusammenhänge herzuleiten. Für den Zuschauer ist das gar keine so schwere Arbeit, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Man gewöhnt sich recht bald an die ungewöhnliche Erzählweise und bekommt den Eindruck, Tracey sehr genau kennenzulernen. Zudem ergibt sich ein großer Reiz aus der Zusammenstellung von Bildern, die McDonald betreibt. Man fühlt sich erinnert an die Redewendung „zwischen den Zeilen lesen“, nur daß man es hier mit einem Film zu tun hat, der zwischen seinen Bildern ein Eigenleben führt, genau wie seine Protagonistin. Ein sehr gescheiter und sensibler Film, der nur eine einzige unfragmentierte Einstellung besitzt, die die ganze Sache auf den Punkt bringt. Könnte ich mir gut im Doppelprogramm mit Todd Solondz´ WILLKOMMEN IM TOLLHAUS vorstellen. Ein erstklassiger Jugendfilm, der wahrscheinlich niemals an Schulen vorgeführt werden wird, obwohl er genau da hingehört. (Bei uns haben sie damals nur Scheißdreck wie THE BREAKFAST CLUB gezeigt...) Mit Nachdruck empfohlen.

Bearbeitet von Cjamango, 26. Mai 2009, 13:17.

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Geschrieben 26. Mai 2009, 16:09

The Alphabet Killer (DVD)

Eine junge Kriminalbeamtin untersucht eine Reihe von Kindermorden, die sich in einer ländlichen Region im Staat New York zutragen. Ihr hohes Einfühlungsvermögen und ihre Sensibilität machen sie besonders geeignet für den Job. Allerdings übernimmt sie sich dabei, erleidet einen Nervenzusammenbruch und begeht einen Selbstmordversuch. Nach zwei Jahren Rekonvaleszenz erfährt sie, daß der Mörder scheinbar wieder zugeschlagen hat. Sie glaubt, den Ermittlungen entscheidende Impulse geben zu können. Auch fühlt sie sich den toten Kindern verpflichtet. Aber nicht nur ihr Vorgesetzter fragt sich, ob das ein so guter Einfall ist...

THE ALPHABET KILLER wirkt von außen wie ein weiterer Serienmörderfilm. Ausgeliehen habe ich ihn mir, weil das Cover nett gestaltet war und mich das andauernde Verliehensein der DVD gespannt machte. Tatsächlich fällt der Film in die Kategorie „Etwas besser als ordentlich“. Er versucht sich mutig am ernsthaften Charakterdrama (was durch die gute Leistung der Hauptdarstellerin Eliza Dushku auch einigermaßen gelingt), schildert die Kriminalgeschichte glaubhaft und recht spannend. Inszeniert wurde der Film von Rob Schmidt, und er ist ihm mit Sicherheit besser gelungenen als sein vorangegangenes Werk, der Popcorn-Backwoods-Schocker WRONG TURN. Etwas abgetörnt hat mich das Ende, das reichlich konstruiert erscheint und überhaupt nicht im Einklang steht mit der lobenswerten Ernsthaftigkeit des Vorangegangenen. Das wirkt eher ein wenig wie ein Giallo aus den 70ern. Man kann es allerdings mit ein wenig Fantasie so umdeuten, daß es wesentlich nachvollziehbarer erscheint. Darf hier aber nicht spoilern – so etwas lehne ich politisch ab. Die Bezugnahme auf den echten Kriminalfall hätte man sich aber verkneifen sollen, zumal die Morde Anfang der 70er Jahre stattfanden und Kinder damals wohl noch keine Handys hatten... (Prust!) Aber sei's drum: Als simpler Unterhaltungsfilm ist er wirklich spannend, und neben Frau Dushku findet man auch noch Cary Elwes, Michael Ironside (in einem seiner dankbareren Gastauftritte) und Timothy Hutton wieder, der sich recht gut gehalten hat.
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Geschrieben 27. Mai 2009, 13:37

Shuttle (DVD)

Mel und Jules sind zwei hübsche Bimbos, die gerade einen Vergnügungsurlaub hinter sich haben. Am Flughafen stellen sie fest, daß sie nicht abgeholt werden. Um nach Hause zu kommen – es ist mitten in der Nacht –, logieren sie sich in einem Shuttle-Bus ein. Das hätten sie besser bleiben lassen...

Edward Andersons SHUTTLE ist eine sehr solide Übung in Suspense-Taktiken, vergleichbar mit dem ebenfalls recht spannenden MOTEL. Man nehme zwei einigermaßen glaubhafte Protagonisten, würfele sie in eine alltägliche Situation, die dann auf unerquickliche Weise entgleist. Das ist zwar ein sehr simples Konzept, aber wenn es konsequent verfolgt wird, hat man zumindest eine Nervenmühle für den Sonntagnachmittag. Allzuviel verraten darf ich nicht, da der Film von seinen Twists lebt. Die Schauspieler machen ihre Sache vergleichsweise gut. Die Bösewichte sind wirklich böse. Die Helden des Stückes benehmen sich nicht wie die Narren, sondern wie man das von Normalmenschen, die nicht McClane heißen, unter widrigen Umständen erwarten würde, d.h., sie bauen auch mal Mist, reagieren „suboptimal“, wie unser ehemaliger Kanzler das genannt hätte, aber eben nicht dermaßen bekloppt, daß man als Zuschauer ständig jault. Gegen Ende hin wird die Schraube vielleicht etwas überspannt, aber man bekommt immerhin eine saubere Überraschung geliefert und eine erlesene Schlußeinstellung... Insgesamt eine nervenstrapazierende Angelegenheit, die – wie die meisten Sachen von „Koch Media“ – auch eine gute Synchro abbekommen hat. Ansonsten sei angemerkt, daß der Film nicht auf Blutrunst setzt, wenngleich ich beim ersten Schockeffekt schon laut aufgeschrien habe – der ist wirklich perfide... (Finger!) Kann man sich also gut anschauen. Und das ist gemessen an dem Schrott, der sonst so herausgebracht wird, sehr erfreulich.

Bearbeitet von Cjamango, 27. Mai 2009, 13:38.

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Geschrieben 27. Mai 2009, 18:32

The Strangers (DVD)

Kristen und James kommen gerade von der Hochzeitsfeier eines Freundes. Für den Abend hatte sich James vorgenommen, seiner Freundin einen Antrag zu machen. Dies ging allerdings daneben. So ist die Stimmung gedrückt, als sie im Landhaus von James´ Eltern eintreffen. Kurz darauf klingelt es an der Tür. Eine junge Frau fragt, ob Tamara da sei. Als ihr die beiden vermelden, daß sie keine Tamara kennen, dreht sie sich um und geht. Aber das soll nicht der letzte Besuch der Nacht gewesen sein...

THE STRANGERS ist ein gut gemachter und hundsgemeiner kleiner Thriller, der keine Motivation für die Bedrohung liefert, die Kristen und James schließlich die Alptraumnacht ihres Lebens beschert. In dieser Hinsicht ähnelt er ein wenig John Carpenters ASSAULT ON PRECINCT 13, nur daß er deutlich mehr in die Horrorecke schielt. Obwohl der Film Blutrunst weitgehend meidet, ist er eine harte Nummer, da die „home invasion“-Aspekte wirklich bis an die Schmerzgrenze ausgereizt werden. In gewisser Weise stellen die Killer des Filmes – getreu der Horrorfilmtradition – eine böse, aber funktionale Familie dar, die das hübsche Pärchen – deren Beziehung weitgehend dysfunktional ist – mit den Grenzen ihrer Weltsicht konfrontiert. Nachdem die Grenze überschritten ist, wird dann die Sau rausgelassen und tobt durch die traute Heimstatt. Für ein Debütwerk ist THE STRANGERS beeindruckend stilsicher inszeniert und rattenspannend. Ein Film, den man sich definitiv bei Dunkelheit ansehen sollte. Und wenn man ihn mit jemand anders kuckt, so sollte man Wert darauf legen, daß er sich vorher die Fingernägel schneidet...
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Geschrieben 28. Mai 2009, 16:11

Die Erpresser (DVD)

Schau an, mit den Thrillern habe ich in den letzten Tagen Glück...

ACOLYTES ist ein australischer Film, der von einigen Teenagern handelt, die im Wald eine Leiche entdecken. Auf Umwegen bekommen sie spitz, wer für die Leiche verantwortlich ist. Da die beiden männlichen Teenager als Kinder von einem „poor white trash“-Asi mißhandelt worden sind, kommen sie auf den Wahnsinnsgedanken, den Killer dafür zu benutzen, den einstigen Peiniger aus dem Wege zu räumen. Doch damit haben sie mehr abgebissen, als sie kauen können...

Jon Hewitts vierter Film ist eine abgründige Geschichte, die von einigen jungen Menschen handelt, die den Wolf in sich entdecken. Es erscheint zunächst wenig plausibel, daß sie sich zu ihrem Plan hinreißen lassen, aber es wird klarer und klarer, was der Motor ihres Handelns ist. Was wie ein nüchterner australischer Jugendfilm beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einer wirklich spannenden Geschichte, die von ausgezeichneten Schauspielerleistungen profitiert wie auch von einem wohltuenden Mangel an vermeintlich spannungssteigerndem Schnickschnack. Die Entwicklungen im Schlußakt sind haarsträubend, und der Film endet mit dem extrem verstörenden Gebrauch einer Melodie von Erik Satie. Ein bemerkenswert guter Psychothriller, herb im Abgang.

Bearbeitet von Cjamango, 28. Mai 2009, 16:13.

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Geschrieben 01. Juni 2009, 16:47

Coed Dorm (Video)

An der renommierten Farouk-Universität studiert man mit großer Hingabe und weit geöffneten Schenkeln. Den meisten Studenten winkt ein „summa cum laude“, mit Betonung auf „cum“. Lehrkörper werden penetriert bis zur Besinnungslosigkeit, und so mancher Burschenschaft geht auf Pilgerfahrt ins Reich der Triebe. Der kreuzfromme Graham sieht sich einem Sündenbabel ausgesetzt, doch findet er in Virgie eine leidenschaftliche Mitstreiterin. Virgie wird ein Millionenerbe antreten, wenn nicht ihr Hymen fällt...

Ein fröhlicher Softsexfilm, den Thomas S. Alderman einige Jahre vor seinem grimmigen Horrorfilm AMPUTIERT hinlegte. Das Genre der Schul- bzw. Universitätsklamotte frivolen Charakters war auch in den USA sehr beliebt, und während in den meisten Übungen in lüsternem Schmutz der Sexaspekt im Vordergrund steht, sind es hier eher zweideutige Kalauer, von denen so mancher sein Ziel verfehlt, aber einige sind doch ganz gelungen. Eindeutig überdurchschnittlich, da Spaß an der Sache verratend, sind diverse Versuche, kitschige Filmtraditionen zu verulken. So gibt es einige lustige Gesangseinlagen zwischen Virgie und Graham, und der sehr unerwartete Schluß zieht gängige Tränendrüsendrücker durch den Kakao, und das gar nicht mal schlecht. Auch nett ist der Mittelteil, der von einem Benefizbankett bestritten wird, dem u.a. ein grenzdebiles Colonel-Sanders-Lookalike (Kentucky Fried Chicken!) und die dicke Witwe des Unigründers, Alibaba Shwartz, beiwohnen. Der Arzt und Hauptdozent der Uni ist ein unvergleichlich öliger Hanswurst namens Maurice De Sade, der wie eine Schmierlappenvariante von Vincent Price aussieht und zusammen mit dem „Topless Tabernacle Choir“ eine schmissige Version von „Battle Hymn Of The Republic“ zum Besten gibt. Unter den Darstellern kannte ich nur Chormitglied Uschi Digart, obwohl einer der Studenten verdächtig nach dem Charakterdarsteller Hector Elizondo ausschaut. Die von „Something Weird“ verwendete Filmkopie ist farblich durchwachsen und voller Bildsprünge, aber wo Grindhouse draufsteht, ist halt auch Grindhouse drin. Habe ich mir ganz angekuckt, und das heißt, daß ich ihn ganz drollig fand. Die Werbezeile lautete seinerzeit: "A monument to good taste!"
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Geschrieben 02. Juni 2009, 14:11

The Parson's Widow (US-DVD)

Söfren ist ein Jungspund in einem kleinen dänischen Dorf, der es sich zum Ziel gesetzt hat, der neue Pfarrer der Gemeinde zu werden. Mit seiner Begeisterung weckt er die Herzen der Dörfler, und so kommt es, daß er tatsächlich gewählt wird. Einziger Haken bei der Sache: Er muß die Witwe des vormaligen Pfarrers ehelichen, und die erweist sich als stocksteife Greisin. Da Söfren verliebt ist in ein junges Mädel, ist guter Rat teuer. Was tun?

Mir war nicht klar, was ich von Carl Theodor Dreyers zweitem Film erwarten sollte, zumal ich von ihm nur schwere, überaus ernsthafte Sachen gewohnt war. Hier überraschte er mich mit einer Komödie, einer recht leichten sogar, und trotz der mir nicht gerade naheliegenden Thematik – Religion plus Landliebe – fand ich sie sehr ansprechend. Der erste Auftritt der zukünftigen Frau des Pfarrers etwa ist ein echter Kracher – mir entfuhr unwillkürlich ein Ausruf des Schreckens: „Schloßgeist!“ Die Darstellerin (Hildur Carlberg) ist unbezahlbar und entstammt dem Jahr 1843. Ebenfalls toll sind die verzweifelten Versuche des Pastors, seine Mannbarkeit unter Beweis zu stellen. Als er das erste Mal mit der Faust auf den Tisch haut, läßt ihn die ungerührte Dame Margarete vom feisten Stallknecht vermöbeln... Schallend gelacht habe ich bei einem etwas an WO IS´ PAPA? erinnernden Versuch Söfrens, seiner greisen Gattin als Gespenst zu erscheinen, um ihr über den Jordan zu helfen. Seine Darbietung ist selbstverständlich mitleiderregend und verleitet die wettergegerbte Vettel nur zu einem unfrommen Lächeln, zumal er seine Hausschuhe anbehalten hat... (Der Darsteller des Söfren, Einar Röd, ist ebenfalls ziemlich gut und sieht etwas wie Jan Josef Liefers aus.) Der Schluß des Filmes schafft es dann sogar, ernsthafte Töne anzuschlagen. Ziemlich bewegend, schnief. Insgesamt handelt es sich um eine moralische Geschichte mit vielen unmoralisch wirkenden Zutaten, die nicht wie ein Fremdkörper im Schaffen Dreyers wirkt, sondern dieselben Themen behandelt, die auch den Rest seines Werkes ausmachen, insbesondere das der Natur des Menschen im Widerstreit mit seinen Versuchen, eine moralische Existenz zu führen. Ein ganz wunderbarer Film!
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Geschrieben 03. Juni 2009, 13:43

Blonde Ambition (US-Video)

Wegen Filmen wie diesem habe ich mein Buch über Pornofilme geschrieben...

BLONDE AMBITION handelt von den beiden illustren Kane-Sisters, Sugar und Candy, die sich aus einem Kuhkaff in Wyoming an die Spitze des Broadways emporgearbeitet haben. Der Film schildert ihr Langen & Bangen, ihr Streben & Beben. Nimmermüde hangeln sie sich von Herausforderung zu Herausforderung und nehmen die Hindernisse im Sauseschritt. Dabei kommt ihnen ihre spektakuläre Ausdauer ebenso zugute wie ihre Fähigkeit, auch in widrigen Situationen ihren Mann zu stehen...

Die Ameros waren zwei schwule Brüder aus New York. Die meisten ihrer Ferkelfilme fallen auch in den Gay-Bereich, und während ihre Heteropornos als Erotika nicht wirklich aufsehenerregend sind, so gefallen sie durch Einfallsreichtum und Charme. So auch BLONDE AMBITION, bei dem jeder Darsteller und jede Darstellerin großen Spaß gehabt zu haben scheint. Als Hupfdohlen brillieren Julie Hopkins und Britin Suzy Mandel. Letztere war in ihrer Heimat ein bekanntes Pinup, das auf die Rolle der „doofen Blonden“ festgelegt war und in dieser Hinsicht unter anderem mit der „Benny-Hill-Show“ bekannt wurde. Hier hat sie in den Hardcoreszenen meistens ein Pornodouble, was aber nicht wirklich etwas ausmacht, da der Sex – wie schon angedeutet – eher zweitrangig ist. Putzig ist, daß die meisten Schauspieler versuchen, Suzys britisches Englisch zu imitieren, warum auch immer. War vielleicht ein Insider-Joke. Eric Edwards ist der Sohn einer reichen Familie, der sich in Candy verliebt. Robert Kerman ist sein Diener und zieht viele lustige Flappen. Jamie Gillis hat einen tollen Auftritt als Regisseur eines „Kunstfilmes“, der ein Bürgerkriegsthema besitzt und sich unwillkürlich in die Bombardierung von Atlanta verwandelt, als Suzy versehentlich die Pyrotechnik auslöst... Da die Ameros gern eigenen Kram in die Vorgänge einmixen, führt das Finale in die Drag-Show eines Schwulenclubs, wo auch ein aufgezottelter Kurt Mann herumläuft, der zu jener Zeit sowohl bei den Ameros als auch bei Chuck Vincent gerne mal vorbeischaute. Eine Darstellerin namens Molly Malone (hust!) spielt Erics Mutter, eine Barbara-Cartland-artige Omi mit einem sehr schmutzigen Mundwerk. Der Humor des Filmes ist größtenteils sehr witzig – bei Pornofilmen eher nicht die Regel. Am Schluß gibt es für deutsche Zuschauer auch noch ein Wiedersehen mit dem „Stern“, da europäische Zeitungscover den kometenhaften Aufstieg der Heldinnen besingen. BLONDE AMBITION ist in Deutschland meines Wissens nicht herausgekommen, wohl aber zwei ältere Filme der Regisseure, DYNAMITE und EVERY INCH A LADY, die ebenfalls hochgradig amüsant sind. Ein niedlicher Pornofilm – das ist selten.
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Geschrieben 03. Juni 2009, 20:52

Unwilling Lovers (US-Video)

Zebedy Colt war ein recht ungewöhnlicher Zeitgenosse. Hauptberuflich arbeitete er als Off-Broadway-Theaterschauspieler, nebenberuflich drehte er Pornos. Ich habe noch eine Platte im Schrank, auf der er Stücke von George Gershwin und Cole Porter singt, z.B. „The Man I Love“, nur halt eben von einem Mann gesungen...

UNWILLING LOVERS ist eine ganz bezaubernde Familiengeschichte, in der es um den geistig zurückgebliebenen Timmy geht, der gelegentlich Frauen tötet und danach vergewaltigt. Seine Mutter sitzt im Rollstuhl und hält ihren Kleinen auf solidem Debilo-Niveau, seit eine fürchterliche Tragödie den Vater geraubt und die Familie in die jetzige Situation gebracht hat. Die Auflösung erfolgt erst ganz am Schluß des Filmes. Ich war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits stark traumatisiert und hockte nur noch bibbernd vor dem Fernsehgerät. Man kann behaupten, daß Zebedy hier mehr abgebissen hat, als er schlucken konnte. Das meine ich nicht einmal zweideutig. So sehr die Zubereitung dieser munteren Familienpfanne auch nach Hafen duftet – faszinierend ist der Film doch, zumal er das zentrale Psychodrama beeindruckend ernst nimmt. Man kann nicht behaupten, daß die Schauspieler der Situation gewachsen wären – es wird viel mit den Augen gerollt –, aber unterm Strich handelt es sich um so etwas wie einen Grand-Guignol-Porno, der Krafft-Ebing sicherlich gefallen hätte. Sehr weird ist der Einfall, daß Timmy nicht nur ein Spaddel, sondern obendrein ein „idiot savant“ ist, der die Menschen seiner Umgebung auch im Tonfall täuschend echt imitieren kann. So imitiert er gewalttätige Männer, die seinem Vater gleichen, und am Schluß wird er sogar zu seinem eigenen Vater, der ein roher Trottel war. Sich als Regisseur und Autor die Rolle eines geistig zurückgebliebenen Triebtäters auf den Leib zu schreiben – willkommen in der verzwickten Welt des Zebedy Colt! Mit dem mittlerweile leider verstorbenen Herrn gibt es in meinem später im Jahr hoffentlich endlich herauskommenden Buch ein ausführliches Interview. Die Triebtaten selbst sind übrigens nicht hardcore inszeniert. Nicht nur dieses Detail macht den Film etwas weniger drastisch als die thematisch verwandten WATERPOWER und FORCED ENTRY. Meiner ausgeprägten Vorliebe für launige Sexualmetaphorik – manche nennen es auch „zoten“ – kann ich bei diesem Film aber endgültig nicht mehr nachgeben – das ist richtig düster. Jetzt kucke ich erst einmal irgendwas mit den Simpsons...

P.S.: Gastauftritte für Annie Sprinkle, C.J. Laing und einen Gärtner mit Latzhose, der aussieht wie ein Hinterhoflude, aber einen Schwengel hat, auf dem sieben Raben Platz haben.

Bearbeitet von Cjamango, 03. Juni 2009, 20:53.

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Geschrieben 04. Juni 2009, 12:51

Herr Tartüff (DVD)

Ein reicher Greis ist den üblen Einflüsterungen seiner Haushälterin ausgesetzt, die eine Schabracke vor dem Herrn ist und ihm sein Vermögen abschwatzen will. Der Enkel des Greises ist Schauspieler und somit ein Liederjan in dessen Augen. Um seinem Opi die Augen zu öffnen, schleicht er sich in Verkleidung in das Haus des Alten und führt ihm eine Verfilmung von Molières „Tartuffe“ vor...

Diese neuerliche Zusammenarbeit von Friedrich Wilhelm Murnau und dem Drehbuchautor Carl Mayer stellt eine bemerkenswert unstaubige Bearbeitung des Klassikers dar, die den burlesken Elementen nicht gerade aus dem Wege geht. Da ist schon Emil Jannings vor, der seinen Tartuffe als religiösen Steifkragen auf Beinen spielt, der von Lil Dagover verführt werden soll. Sie möchte nämlich ihrerseits dem Gatten Werner Krauß – der dem Popanz verfallen ist – die Augen öffnen. Als das gelingt, läuft Jannings natürlich zu Hochform auf und läßt aus dem Popanz einen Hanswurst werden, daß sich die Balken biegen. Nachdem Murnau mit Thea von Harbou bereits einige Sachen gemacht hatte (namentlich die etwas steife und sehr naturalistische Hauptmann-Bearbeitung PHANTOM und die lustvoll naive Komödie DIE FINANZEN DES GROSSHERZOGS), fand er in Mayer einen trefflichen Partner, der ihm auch das Drehbuch zum umwerfenden DER LETZTE MANN schenkte. HERR TARTÜFF ist vergleichsweise leichte Kost, was man vom darauffolgenden FAUST nicht unbedingt behaupten kann. Und dann ging's ja schon ab nach Hollywood und in den frühen Tod!
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Geschrieben 04. Juni 2009, 17:35

Zweimal gelebt (aus den Händen einer Wasserleiche geborgen)

Dieser knapp 30 Minuten lange Film ist eines der ersten Werke von einem der ersten deutschen Filmpioniere, Max Mack. Daß das Produkt vorwiegend von filmhistorischem Interesse ist, versteht sich bei solch einem frühen Datum von selbst. Es handelt sich um eine Aneinanderreihung von inszenierten Tableaus, ohne Kamerabewegungen, raffinierte Montagetechnik etc. 1912 war das Jahr der Eisberge, nicht das der Kinomagiere. Da ich aber ein grundböser Mensch bin, habe ich mich beölt über das Werk, da es hierzu einigen Anlaß bietet. Das erste Tableau zeigt eine wohlhabende wilhelminische Familie: Vater, Mutter, Kind. Als das traute Heim verlassen wird, fährt den drei Leuten ein Oldtimer über den Weg. Das Schnauferl tuckert da einfach so lang, nichts Weltbewegendes. Das Töchterlein purzelt den Hügel runter, ist aber unversehrt. Anders die Mama: Das plötzliche Auftauchen des mechanischen Ungetüms (es kommt langsam vom Horizont auf die Familie zu) hat ihr einen schweren Nervenschock versetzt, wie uns die Titelkarten aufklären. Sie muß erst einmal ins Sanatorium. Der behandelnde Arzt ist ein Schwerenöter der Medizin und verliebt sich in seine nicht sonderlich attraktive Patientin, aber nun gut. Sie erleidet dann eine „Krisis“, hampelt wild im Bett herum und bricht tot zusammen, hinweggerafft vom Nervenschock. Der Arzt ist untröstlich. Doch seine Tränen fließen umsonst, denn die Frau ist gar nicht tot – sie ist scheintot! Der wackere Medikus läßt sich diese Gelegenheit nicht entgehen, nagelt den Sarg zu und verschwindet mit der Holden – die angenehmerweise auch noch das Gedächtnis verloren hat – ins Ausland. Wie es der Zufall so will, läuft das Vater-Tochter-Gespann dem Arzt-Mutter-Gespann über den Weg, denn die Welt ist eine Auster. Mit ihrem Töchterlein konfrontiert, erhält die Mutter ihr Gedächtnis zurück, kann nun aber (warum auch immer) nicht mehr weiterleben und söderbaumt sich zu Tode. Dieser Suizid ist das letzte kurze Bild des Werkes: Man sieht einen Kartoffelsack ins Wasser plumpsen. Ende. Ach, äh, Spoiler. Zu spät. Egal.
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#683 Cjamango

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Geschrieben 07. Juni 2009, 14:45

Wicked Lake (DVD)

Caleb ist Kunststudent und hat es nicht so mit Mädchen. Die Avancen, die er dem hinreißend aussehenden Aktmodell Ilene macht, sind tapsig und nicht von Erfolg gekrönt. Was er nicht weiß: Ilene wohnt mit drei anderen Sahneschnitten zusammen, mit denen sie wilde Parties schmeißt. Als Caleb und seine „poor white trash“-Brüder beschließen, eine dieser Parties zu stürmen, erfahren sie zu ihrem Leidwesen, wie wild diese Parties tatsächlich sind...

Einer jener Filme, bei denen ich für zwei, drei Minuten das Gefühl habe, es könnte noch was werden, und dann ist Feierabend. Den Soundtrack hat Al Jourgensen von Ministry beigesteuert, und tatsächlich sind auch einige Tracks von dem (recht guten) neuen Album zu hören, namentlich Coverversionen von „Get It On“ und „Radar Love“. Der Film gibt sich alle Mühe, ebenfalls Rock'n'Roll zu sein. Schließlich haben sich schon einige Herrschaften aus dem Rockbereich an Trash-Horror versucht – die einen mit mehr Erfolg (Herr Zombie), die anderen mit weniger (Herr Snyder). Das Unternehmen geht aber volle Kanne in die Hose, weil man sich a) für keine der trüben Gestalten auch nur im mindesten interessiert, da sie sowieso als Abziehbilder konzipiert sind, und weil b ) selbst eine Genreparodie mit einem Modikum an Raffinesse gemacht sein muß, damit's klappt. Der LAST HOUSE ON THE LEFT-Zwischenteil ist geschmacklos, affig und trotz gegenteiligen Bemühens eher albern als eklig. Wenn dann der Twist ins Übernatürliche kommt und die „Großstadtschlampen“ so richtig aufdrehen, lärmt der Film vor sich hin, ohne mehr als mißlungene Kunststückchen zu präsentieren. Im Original muß das Ding wenigstens ziemlich gesplattert haben. Die deutsche Fassung ist geschnitten wie Sau, so daß man teilweise Schwierigkeiten hat, den nicht übermäßig komplizierten Vorgängen zu folgen. Also – attraktive Frauen, häßliche Männer, jede Menge Grenzdebile – klingt wie ein russisches Behindertendrama, ist es aber leider nicht. Ein Haufen Mist. Ach, und Angela Bettis hat einen kurzen Gastauftritt, da die Macher aus dem Umfeld von Lucky McKee stammen.

Bearbeitet von Cjamango, 07. Juni 2009, 14:46.

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#684 Cjamango

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Geschrieben 07. Juni 2009, 18:15

Blood Movie (DVD)

Adam Waltz (Edward Furlong) ist Horrorfilmfan und als solcher überglücklich darüber, einen Kleindarstellerjob bei einem Exploitationstudio gewonnen zu haben. Die Firma „Spotlight“ produziert nämlich gerade den Film „Die Piratenhure“, und zur Erlangung von Publicity ist ihr jedes Mittel recht. Adams Augen leuchten, als er zum ersten Mal einen Blick in die Glitzerwelt des Kinos werfen darf. Seine Begeisterung nimmt ab, als ein wahnsinniger Mörder anfängt, die Starlets abzuschnetzeln, die den Weg des sleazigen Unternehmens kreuzen. Könnte eine Verbindung zu jener Tragödie vor 50 Jahren bestehen, als ein Starlet auf grausame Weise unter die Räder kam?

Eine nette Überraschung - da habe ich jetzt genau gar nix erwartet! DARK REEL ist kein großer Film in irgendeiner Hinsicht, aber charmant gemacht und voller Injokes für Filmbegeisterte, der obendrein sehr zufriedenstellend synchronisiert wurde. Auf den Horrorgehalt muß man ein wenig warten, aber der Film ist kontinuierlich unterhaltsam. Allein die Dreharbeiten zu dem „Schmieraten der Karibik“-Projekt sind schon ziemlich komisch. Auch fällt auf, daß die Schauspieler offenbar wirklich Spaß gehabt haben. Neben Furlong (PECKER, AMERICAN HISTORY X) gibt es ein Wiedersehen mit Lance Henriksen, der als schmieriger Studioboß einen ungewöhnlich dankbaren und gut geskripteten Part bekommen hat. Tony Todd (CANDYMAN) zeigt sich mal von seiner komödiantischen Seite als beeindruckend kiebiger Polizist. Die weibliche Hauptrolle wird von der „Scream Queen“ Tiffany Shepis gegeben, die in so schönen Filmen auftrat wie SMOKE POT TILL YOU FUCKING DIE, KISS YOUR ASS GOODBYE und BONNIE & CLYDE VS. DRACULA. Sie hat ein paar Nacktszenen – Gott segne sie dafür! Auch ansonsten gibt es ein sauberes Arrangement von hinterfotzigen Kostars, intriganten Bimbos und überspannten Kunstgewerblern. Das Drehbuch ist gelegentlich etwas überambitioniert und bastelt zu viele Erzählstränge zusammen, aber einige Einfälle sind dann auch wieder von so launiger Absurdität, daß ich auch einige logische Schnitzer ohne zu murren hingenommen habe. (Den Film mit den Killergartenzwergen würde ich z.B. gerne einmal sehen...) Es gibt diverse Splattereinlagen und Slasheranleihen, aber insgesamt funktioniert der Film am ehesten als schwarze Komödie. Richtig nett halt. In der IMDb kommt der Film eindeutig zu schlecht weg.
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#685 Cjamango

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Geschrieben 08. Juni 2009, 14:00

Puffball (DVD)

Ausgeliehen habe ich mir diesen Film, weil ich über den Titel gestolpert bin, der – deutsch ausgesprochen – ja gewisse Assoziationen weckt. (Gemeint ist tatsächlich ein runder Pilz, ein Riesenbovist.) Daß es sich um ein neues Werk von Nicolas Roeg handeln würde, war mir nicht bewußt. Es ist mir fast ein bißchen peinlich, aber mir hat der Film gefallen, auch wenn ich vermute, daß er die kommerzielle Attraktivität einer Tüte Mehlwürmer besitzt. Tatsächlich fiele es mir sehr schwer, ihn einzuordnen. Er besitzt Fantasy-Elemente, die man aber auch rational erklären kann, wenn man möchte. Als Spannungskino ist er überhaupt nicht konzipiert, mehr so als... eine Geschichte... tja...

PUFFBALL handelt von einem britischen Paar, Liffey und Richard, die nach Irland ziehen und dort eine abgebrannte Hütte zur Grundlage für ein neues Heim machen wollen. Liffey ist Architektin und hat deshalb bei dem Projekt einen Heidenspaß. Ihre Nachbarn sind eine eigenartige Familie, die Tuckers. Seit Urzeiten in der Region verwurzelt, bestellen sie den Boden und setzen Kinder in die Welt, eins, zwei, drei. Mabs will sogar noch ein viertes, einen Jungen bitte diesmal. Mabs´ Mutter aber (Rita Tushingham), die ein eigenes Kind bei einer Brandkatastrophe verlor, ist entweder wahnsinnig geworden oder eine Hexe. Auf jeden Fall ist sie recht wirr und bastelt aus Pilzen, Sperma und anderen Ingredienzien einen Liebestrank. Dieser Trank funktioniert vorzüglich und führt zu einer außerehelichen Begegnung zwischen Liffey und Tucker. Und schon bald ist Liffey schwanger...

Wer einen Genrefilm erwartet, wird bitterlich stranden bei diesem zwar wunderschön fotografierten, aber doch sehr, sehr gemächlichen Film. Fast jedes Bild hat mit Fruchtbarkeit zu tun, mit all dem, was auf das lustige Rammeln bisweilen folgt. Manchmal ist der Film zart und fast kitschig, aber er handelt auch von den Ängsten, die mit der Schwangerschaft einhergehen. PUFFBALL ist eher ein Frauenfilm, da er Themen anspricht, mit denen Männer gemeinhin nicht viel zu tun haben: Periode, die körperlichen Veränderungen bei Kindersegen, die Angst vor dem Klimakterium. Das distanziert den männlichen Betrachter vermutlich vom Geschehen, genauso wie man zu einem Film über das Älterwerden einen gänzlich anderen Zugang gewinnt, wenn man in den Spiegel kuckt und feststellt, daß die Zeit der großen Bälle eindeutig der Vergangenheit angehört. Das Gegenwartskino handelt ja meistens von Exzessen, von denen die meisten Menschen zum Glück verschont bleiben – explodierende Autos, Hochhausbrände und Zombieattacken. Hier geht es um Dinge, die ganz alltäglich sind und über die man sich trotzdem selten so richtig Gedanken macht. Bei verschiedenen sexuellen Encontres zum Beispiel leistet sich Roeg „cum shots“ der ungewöhnlichen Art. Unter „cum shots“ versteht man ja gemeinhin die Pornotradition, den männlichen Samenerguß als Abschluß einer gelungenen Kopulation ins rechte Bild zu rücken. Das geht dann meistens ins Gesicht oder so. Hier geht es in die Vagina, denn es dreht sich ja um Fruchtbarkeit. Die Schauspieler agieren sehr glaubhaft, sehr nachvollziehbar. Auch die naturmystische Verzücktheit der Tucker-Familie erschien mir – der ich normalerweise an so etwas nicht glaube – als im Rahmen der dargestellten Realität überaus logische Konsequenz aus dem Beieinander von Leben und Sterben, das der Film präsentiert. Selbst die Geschichte mit den Abtreibungen wird von Roeg nicht in konservatives Moralgetue verpackt (á la RE-CYCLE von den Pang Brothers), sondern mit den Fürs und Widers präsentiert, die der Vorgang so mit sich bringt. In der IMDb ist der Film brutal abgewatscht und als Beleg dafür gewertet worden, daß Roegs beste Zeit eindeutig lange vorbei ist. Ich bin mir dessen nicht so sicher, denn ich empfinde PUFFBALLs Mystizismus als eine sinnvolle Weiterentwicklung der Traumrealität, die er bereits in Filmen wie WENN DIE GONDELN TRAUER TRAGEN oder DER MANN, DER VOM HIMMEL FIEL zeigte. Sie ist hier aber viel mehr mit den Konkretheiten des Lebens verbunden, mit Lust, mit Schmerzen und eben der Weiterführung des Lebens. Insofern muß sich jeder (und in diesem Fall bevorzugt jede) Interessierte ein eigenes Bild machen. Ich fand ihn hübsch. Vor zehn Jahren hätte ich ihn vielleicht noch langweilig gefunden.
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#686 Cjamango

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Geschrieben 08. Juni 2009, 15:13

Death Race 3000 (2008) DVD

Irgendwann in der Zukunft. Ein ganzer Staat/eine ganze Stadt (habe ich schon wieder vergessen!) ist zu einem riesigen Gefängnis à la DIE KLAPPERSCHLANGE umfunktioniert worden. Zu den Insassen gehört auch der gefürchtete Terrorist The Reaper, ein dicker Ringkämpfer, der in den Besitz von tödlichem Gas gelangt ist. Dieses Gas will er in Leitungen hineinleiten, die die gesamten USA versorgen und die zufälligerweise genau unter dem Staat/der Stadt verlaufen, worüber sich niemand mal Gedanken gemacht zu haben scheint. Der Präsident der USA/ein dicker Gouverneur (habe ich schon wieder vergessen!) hat irgendwie Wind von der Sache bekommen. Um den Kasus auf elegante Weise zu lösen, organisiert er ein riesiges „Death Match“, bei dem bekannte Rauhbeine in der vermaledeiten Zone aufräumen sollen. Das Spektakel wird live übertragen, und für jeden erledigten Verbrecher gibt es Punkte...

Dieses Quasi-Remake von DEATH RACE 2000 markiert einen historischen Punkt in meiner Karriere als Filmfan: Zum ersten Mal bin ich tatsächlich geleimt worden und habe einen Film ausgeliehen, den ich eigentlich für einen anderen hielt. Selbstredend wollte ich Paul Andersons nominelles Remake von DR2000 haben und bin bei diesem Grübelwerk gelandet. Einen gewichtigen Anteil an diesem, hmmh, Produkt haben Violent J und Shaggy 2 Dope, die zwei Frontmänner der Combo „Insane Clown Posse“ aus Detroit, die ihrem Gewerbe in grotesker Kostümierung nachgehen. So auch hier: Da ihre Musik in der Zukunft der Filmhandlung seit langem verboten ist, gehören sie zu den Asis, die in der Todeszone aufräumen sollen. Andere Teilnehmer sind ein „Home Security“-Pärchen von schwulen Soldaten, einige Banden-Heinis, die sich „Kopfjäger“ nennen, und zwei immens gefährliche Schlampen namens „Vaginamites“. Der Film ist sagenhaft billig gemacht, dumm wie Brot, stockbrutal, vulgär wie nur was und hat mir ziemlichen Spaß bereitet. DEATH RACERS riecht nach Fisch wie eine ganze Sushi-Fabrik! Wenn man genügend Bier geladen hat, stellt das Ding aber eine gelungene Alternative zu ARTE und 3 Sat dar. Ich stelle mir jetzt mal vor, ich würde eine der beiden Kanonen von der „Insane Clown Posse“ treffen:

„Yo, Digger, habe gerade DEATH RACERS gesehen!“ – „Mann, was geht? Und, hadder gefallen?“ – „Ja, Mann, war echt was fürs Auge! Und nachdenklich hadder mich gemacht.“ – „Nachdenklich? Was ist schiefgelaufen, Mann?“ – „Schön, daß du betonst, daß ich ein Mann bin! Also, ich fand, daß der Kultur von uns so'n Spiegel vorgehalten wird. Das geht ja auch nich´ weiter mit der Kultur...“ – „Da sagst du was, Mann. Ich und J/Shaggy wollen eigentlich auch lieber Schweinerock machen, aber darauf fahren die Bitches nich´ so ab...“ – „Ja, aber euer Film hat mich wirklich berührt! Am besten finde ich die Szene, wo ihr die Lesben mit Fleischerbeilen so richtig stramm macht, mit Blut und allem.“ – „Jau, war geil, war ein Fest!“ – „Yeah, hat mich an Eisenstein erinnert. Die olle Nülle hat's auch gebracht. Hast du PANZERFIST POTEMKIN gesehen?“ – „Nö, ich lese nich´ so viel! Alter, ich muß dich leider töten!“ – „Is´ schon okay...“ usw.

Erwartet nichts. Das bekommt Ihr dann auch. Aber so ist das im Leben häufig. Don't say I didn't warn ya!
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Geschrieben 09. Juni 2009, 11:36

Thirteen (DVD)

Sera Night arbeitet als Sozialarbeiterin mit Opfern sexueller Gewalt zusammen. Eines Abends – ihr Ehemann ist gerade auf Geschäftsreise – klingelt es an der Tür. Ein Vertreter einer Maklerfirma steht davor und möchte den Gatten sprechen in einer geschäftlichen Angelegenheit. Da es in Strömen regnet, bittet ihn Sera herein. Ihr Gast erzählt ihr einiges aus seinem Leben, doch benimmt er sich zunehmend merkwürdig. Seras Unbehagen nimmt zu, als sie im Fernsehen von einem Serienmörder hört, der bereits 13 Opfer massakriert haben soll. Da klingelt es wieder an der Tür. Ein Sicherheitsfachmann will ein Upgrade der Alarmanlage vornehmen. Auch er benimmt sich irgendwie eigenartig und streut Bibelzitate. Die Nacht wird sehr lang...

FOR SALE BY OWNER stammt bereits aus dem Jahre 2005 und scheint nicht sonderlich gut vermarktet worden zu sein, zumal sich Serienmördersachen derzeit ja verkaufen wie geschnitten Brot. Vielleicht lag das an der Entscheidung des Regisseurs Pritesh Chheda, den Film als Drei-Personen-Kammerstück zu inszenieren, sehr simpel, sehr reduziert, ohne Kaspermasken und ähnlichen Firlefanz. Ich persönlich empfand das als wohltuend, zumal ich zu Beginn stöhnte: Oh nein, nicht schon wieder... Tatsächlich hat man es nicht mit einem verkannten Klassiker zu tun, aber mit einem durchaus sympathischen kleinen Film, der nicht zuletzt wegen der ernsthaften und guten Leistungen der Darsteller überzeugt. Das Drehbuch streut Hinweise satt, und es stellt sicherlich keine Höchstleistung dar, den Verlauf der Handlung zu erraten, aber da der Film die Geschichte gescheit entwickelt und sich Dümmlichkeiten verkneift, war mir das egal. Eine sehr nette Thrillerproduktion, die sich mit geringem Aufwand an Filme der Tradition von WAIT UNTIL DARK anlehnt, und das mit ordentlichem Erfolg. In die deutsche Synchro habe ich nur kurz reingeschaltet, aber sie schien mir okay zu sein.

Bearbeitet von Cjamango, 09. Juni 2009, 11:38.

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Geschrieben 09. Juni 2009, 14:49

Das Gesetz der Ehre (DVD)

Die Tierney-Familie stellt Polizisten seit mehreren Generationen. Vater Francis sr. (Jon Voight) war ein hohes Tier, Sohn Francis jr. (Noah Emmerich) leitet die Drogenfahndung und Sohn Ray (Edward Norton) modert seit einer im Interesse der Polizeiraison erfolgten Falschaussage angewidert bei der Vermißtenstelle herum. Als bei einem verpatzten Einsatz vier Cops ihr Leben lassen müssen, bittet Vater Francis Sohn Ray darum, bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Die Ermittlungen gestalten sich als immens schwierig, da korrupte Polizisten in den Fall verstrickt zu sein scheinen...

Polizeifilme sind seit jeher mein Leib- und Magengericht gewesen. Anders als etwa im Horrorgenre – in dem viel schmerzhafter Schrott produziert wird – kann man sich im Lager der Gesetzeshüter meistens auf eine gewisse Grundqualität verlassen, weshalb ich beherzt zugreife, wenn mal wieder ein neuer Film in dieser Richtung anläuft oder in der Videothek steht. PRIDE AND GLORY befaßt sich mit denselben Grundthemen, denen Polizeifilme schon immer nachgespürt haben. Es geht um das Ideal, das den Polizisten als Bewahrer oder Wiederhersteller eines Zustandes der Ordnung begreift. Es geht um die Korrumpierung, die zwangsläufig einsetzt, wenn Verrohung und Frust das Ideal aufweichen. Es geht um die Definition von Männlichkeit, die sich die (hier irischen) Protagonisten aufzwingen oder aufzwingen lassen – Maßstäbe, an denen sie fast zwangsläufig scheitern müssen. Die Polizei ist für die Tierneys zu einer zweiten Familie geworden, deren Regeln sie sich verpflichtet fühlen. Dazu gehören freilich auch die ungeschriebenen Gesetze – man schwärzt zum Beispiel keine Kollegen an. Das Drehbuch von Joe Carnahan (der den gleichfalls überdurchschnittlichen NARC gemacht hat) macht alles richtig, erzählt die Geschichte stringent und glaubhaft, reichert die typischen Versatzstücke des Genres mit genügend Hintergrundwissen an, um die Handlungen der Figuren stets nachvollziehbar zu machen, selbst wenn sie furchtbare Böcke schießen. Auch der „böse Cop“ des Filmes, Jimmy Eagan (Colin Farrell mal in einer fiesen Rolle), erscheint nicht als eindimensionaler Butzemann, sondern als ehemals hasenreiner Gesetzeshüter, der sich immer um seine eigene Familie gekümmert hat, aber im Laufe der Jahre zum Zyniker geworden ist in bezug auf den „Abschaum“, der ihn umgibt. Der Zuschauer folgt den Figuren mit morbider Faszination, wie sie sich trotz allem Sträubens auf den Bahnen bewegen und bewähren, die ihnen ihre Rolle auferlegt. Wer ihnen diese Rolle auferlegt hat, bleibt ein Mysterium, dem sich die Figuren nicht stellen, nicht immer zu ihrem Gewinn. Ein erstklassiger Beitrag zum Genre, den man problemlos in eine Liga mit Filmen wie COP LAND oder IM VORHOF DER HÖLLE packen kann. Exzellente Musik von Mark Isham. Für Freunde dieser Filmgattung empfohlen.
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#689 Cjamango

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Geschrieben 13. Juni 2009, 12:44

Tochter des Bösen (Video)

Wo anfangen? Martin Luther King sagte ja einmal, ein Film müsse einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben. Aber alles gleichzeitig? Will man aus diesem zutiefst eigentümlichen und den Betrachter destabilisierenden Werk eine Handlung herauspunzen, so geht es um ein hübsches „hippie chick“ namens Alicianne, das einen Job als Kindermädchen im Norden-Haus antreten will, welches im tiefsten kalifornischen Hinterland gelegen ist. Rosalie hat ihre Mutter sehr früh verloren und wohnt zusammen mit ihrem Prince-Charming-Bruder und ihrem Daddy, welcher ein sabbernder Meckerpott ist und die deutsche Stimme von Fozzie-Bär besitzt. Rosalie ist aufgrund der Einsamkeit zu einem merkwürdigen Mädchen herangereift, aber sie hat sich neue Freunde besorgt, und zwar Zombies!

Prämisse und Handlung zugleich! Dieser überaus preisgünstig hergestellte Film ist empfehlenswert für Fans obskurer 70er-Jahre-Horrorschocker, aber man muß seinen Braten schon sehr obskur mögen, denn zu behaupten, der Film sei gut gemacht, wäre wohl übertrieben. Man kann aber nicht leugnen, daß er eine sehr unbehagliche Atmosphäre erzeugt, zumal große Teile des Films in einem fast unzusammenhängend erscheinenden Alptraumstil gedreht worden sind, der vermutlich sowohl auf mangelnde Kompetenz als auch Vorsatz der Macher zurückzuführen ist. So richtig fesch wird THE CHILD aber erst durch seine Musik. Die dudelt ununterbrochen und versucht nach besten Kräften, eine Horroratmosphäre zu erzeugen. Das nervt beizeiten, trägt aber auch zu der verunsichernden Stimmung des Films bei. Wie kann man die Musik beschreiben? Nun, zu Anfang hört man einen wilden Pianisten, der so klingt, als würde ein betrunkener Penner ein Konzert von Tschaikowsky spielen, begleitet von synthetischen Entenschreien. Je mehr die Alptraumatmo überhand nimmt, desto kakophonischer wird das Spiel des Pianisten. Am Schluß wirkt das so, als habe man einen mutierten Zwerg mit Speed versorgt und ihn auf der Tastatur tanzen lassen. Wild. Ausgelassen. Zwergig. Dazwischen hören wir den Verfasser des Grabbelkisten-Schlagers „1000 Dinge, die man mit seinem Moog bitte nicht anstellen sollte“. Der Komponist führt in seinem Zivilleben Musikinstrumente in einem Fachgeschäft vor, jede Wette! Die Zombies kommen erst nach der Hälfte der Laufzeit in Wallung, aber dann splattern sie richtig hübsch los. Nicht schlecht, Herr Specht. Regisseur Robert Voskanian hat sich nach diesem Werk aus dem Filmgeschäft zurückgezogen und ist zuerst ins Discogewerbe übergewechselt. Momentan arbeitet er als Bauträger. Nicht als Eisenträger, sondern als Bauträger. Das sind so Leute, die Gebäude herrichten, um das Objekt dann an einen Endkunden zu übergeben. Wußte gar nicht, daß es so einen Beruf gibt, aber da habe ich ja was, wonach ich Ausschau halten kann. Bauträger. Tststs. Den Film gibt es scheinbar auch als DVD, aber da muß man wohl auf die typischen „Silwa-Video“-Beigaben verzichten, sprich: einen launigen Werbefilm mit Klaus Dahlen und Elisabeth Volkmann und den unvergleichlich schmierigen Sascha Hehn, der im besten Zuhälterstil mit dem Publikum flirtet: „Na, habe ich Ihnen zuviel versprochen?“ Nein, das hat er nicht. Für dem Jürgen seinen Jochen ist THE CHILD nix, aber wer bizarre Zombiefilme von anno dunnemals mag, wird sein Auskommen haben. Aufgrund der bizarren Grundstimmung empfehle ich als Beiprogramm Jess Francos EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES und um Himmels Willen – keine Drogen!

Bearbeitet von Cjamango, 13. Juni 2009, 12:46.

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Geschrieben 14. Juni 2009, 01:09

Death Race (2008) (DVD)

Jensen Ames (Jason Statham) hat einigen Mist hinter sich gelassen. Jetzt hat er einen bescheidenen Job als Mechaniker, eine reizende Ehefrau und eine kleine Tochter. Doch das Glück wird ihm genommen: Jemand ermordet seine Frau, Jensen wandert dafür in den Knast. Auf „Terminal Island“ regiert der Haß, und der Haß hat einen Namen: Hennessy. Hennessy: blond – blauäugig – bitch! (Was soll's – einen Pulitzer will ich damit nicht gewinnen...) Frau Hennessy hat ein medienträchtiges Spiel erfunden – ein Todesrennen, bei dem sich Mörder um Kopf und Kragen fahren sollen, zum Gaudium des Publikums. Wer fünfmal gewinnt, darf in die Freiheit zurück. Ex-Rennfahrer Jensen soll die Identität und die Maske des geheimnisvollen „Frankenstein“ übernehmen, der das letzte Rennen nicht überlebt hat, einen Sieg von der Freiheit entfernt. Gewinnen soll Jensen freilich nicht. Doch er sieht das anders...

Hui, den hätte ich mir jetzt bedeutend schlechter vorgestellt! Proll-Action vom Feinsten, komplett ironiefrei, angefüllt mit rasanten Verfolgungsjagden, den üblichen Genrestandards wie „Ein Mann allein gegen das System“ und „Sie nahmen ihm alles“, Male Bonding satt... Paul W.S. Anderson zieht die Geschichte denkbar geradlinig durch, spart sich Gesellschaftskritik, Charakterentwicklung und Insider-Zwinkereien. Stattdessen gibt es auf die Omme, und zwar mächtig. Kleines Manko: Die Storyszenen zwischen den Rennsequenzen fallen deutlich ab, aber klugerweise fallen sie bei fortschreitender Filmdauer immer spärlicher aus, bis schließlich die Savanne brennt. Die Actionszenen sind ein ziemlicher Kracher und werden mit deutlich von Coolitis im Endstadium geprägten Sprüchen quittiert. Das stört aber nicht weiter, denn im Rahmen solcher Anti-IQ-Liga-Generalmobilmachungen ist das ganz stimmig. Auf der großen Leinwand wäre der Film ein ziemlicher Heuler, das passende Publikum vorausgesetzt. Statham gibt erneut den Bruce Willis der zweiten Liga, aber mit Tendenz zum Aufstieg. Ein deutlicher Pluspunkt ist die Schauspielerin Joan Allen, die als Chefschurkin absolut glänzt. Sie hat bereits drei Oscarnominierungen im Handgepäck, und was Blicke angeht, die töten können, so hat sie den Oscar bereits in der Tasche – fröstel... Kurzum, ein rauhbeiniger, fieser, tumber Actionheuler, der zwar nicht den Charme von Paul Bartels Original besitzt, aber Gewieftheit und Generalkompetenz im Umgang mit qualmenden Hoden und röhrenden Motoren. Andersons Erstling, SHOPPING, mag ich zwar deutlich lieber, aber DEATH RACE kann was, und das kam für mich überraschend...
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