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Marx, Adorno, Habermas sind der Soziologen Fraß! - Filmforen.de - Seite 2

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Marx, Adorno, Habermas sind der Soziologen Fraß!


82 Antworten in diesem Thema

#31 Groucho Marx

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Geschrieben 01. Mai 2004, 15:45

Lauf um dein Leben (Italien/Frankreich 1968), DVD

Klasse Film von Sergio Solima. Thomas Milian, wieder in der Rolle des mexikanischen Tunichtguts Cuchillo, gibt dem Affen diesmal richtig Zucker!

Als Cuchillo (spanisch für Messer – und Milian ist im Film ein wahrer Könner mit den Klingen) in seine Heimatstadt zurückkehrt, wird er nach einem wütenden Empfang seiner temperamentvollen Freundin Dolores erst einmal verhaftet. Im Gefängnis lernt er den Poeten und Revolutionär Ramirez kennen, der Cuchillo bittet ihm beim Ausbruch behilflich zu sein. In einem kleinen Dorf nahe der texanischen Grenze angekommen, tauchen plötzlich Banditen auf, die von Ramirez das Versteck des für die Revolution bestimmten Goldes erfahren wollen. Um ihn zum sprechen zu bringen, erschießen sie wahllos die Bewohner des Dorfes. Ramirez will zur Hilfe eilen und wird aus Versehen erschossen. Bevor er stirbt kann er Cuchillo den Ort des Verstecks verraten. Von nun an wird Cuchillo von diversen undurchsichtige Parteien und seiner heiratswütigen Freundin Dolores gejagt...

„Lauf um dein Leben“ ist - im Gegensatz zu anderen Italowestern - ein eher humorvoller und beschwingter Genrevertreter. Das liegt besonders am sympathischen Helden Cuchillo, der von einer prekären Lage in die nächste gerät. So läuft er zu Beginn des Films völlig in Gedanken versunken vor die Gewehre eines Erschießungskommandos und muss die Beine erstmal in die Hand nehmen. Trotzdem übertreibt Solima die humoristische Komponente nicht. Der Film ist also keineswegs mit den eher albernen Spencer/Hill Vehikeln zu vergleichen!

Ein tolles Abenteuer mit einem herausragenden Thomas Milian. Absolute Empfehlung!

#32 Groucho Marx

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Geschrieben 02. Mai 2004, 15:58

Coffy - Die Raubkatze (USA 1973), DVD

"You want me to crawl white motherfucker. You wanna spit on me and make me crawl ... I'm gonna piss on your grave tomorrow!"

"This is the end of your rotten life you motherfuckin' dope pusher!"

Pimps, Drogen, Sex, Gewalt, spekulative Sprüche - was wünscht sich der geneigte Exploitationfreund mehr?

"Es lächelt der Hafen..." (Käpt'n Rauhbein, Seemann)

#33 Groucho Marx

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Geschrieben 03. Mai 2004, 22:32

Das Haus an der Friedhofmauer (Italien 1981), DVD

So, jetzt muss ich aber mal ne Lanze für den ollen Onkel Flutschi brechen, der ja von Hinz und Kunz immer mal gerne als blutgeiler Stümper diffamiert wird. Schon allein in Hinblick auf die Filmographie ein absurder Vorwurf. So eine Vielfalt an Genres haben die wenigsten Regisseure in ihrer Vita vorzuweisen. Erst recht nicht mit so einem Erfolg wie Fulci, der ja unter anderem Giallo und Italowestern Beiträge lieferte, die auch heute noch von nachhaltiger Bedeutung sind. Außerdem finde ich die meist exzessiv eingesetzte Zoomerei ziemlich tollo! Im heutigen Kino ist von diesem Stilmittel ja leider kaum noch zu sehen...

Jetzt aber mal zum „Haus an der Friedhofmauer“: Natürlich ist es ein leichtes dem Film seine offenkundigen narrativen Schwächen um die Ohren zu hauen. Das gehört sich aber nicht und hat keinen Stil. Richtig ist nämlich, dass dies alles komplett in den Hintergrund tritt und überhaupt völlig unerheblich ist. Der Film kann so - von unnötigem logischen Belast – befreit, unbeschwert seine Atmosphäre entfalten. Auch die Dialoge sind bewusst minimalistisch gehalten („Hier wird es Dir gleich besser gehen. Dann spürst Du die herrliche Luft!“), um dem Grauen Raum zu geben, es atmen zu lassen.

Mit Erfolg! Mir jagt der Film eine Heidenangst ein! Geschickt baut Fulci Elemente des gotischen Horrors ein und potenziert dies noch durch eine völlig überzogene Geräuschkulisse ins Unermessliche. Schritte knarren laut wie Donnerschläge, undefinierbares Wimmern dringt aus den Tiefen des Kellers und lässt dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren. Wenn dann allerdings der sagenumrankte Dr. Freudstein full-frontal zu sehen ist, büsst die Stimmung etwas von ihrem Schrecken ein. Herr Freudstein sieht nämlich völlig verbumfeit aus und scheint was Schlimmes am Mund zu haben.

Gegen Ende des Films gibt es übrigens noch eine gelungene Hitchcock Hommage ("North by Northwest") zu bestaunen und der Cineast kann sich verdutzt die Augen reiben.

Klasse Film! Da lacht die Koralle...

#34 Groucho Marx

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Geschrieben 05. Mai 2004, 08:35

Joshua Tree – Das Gesetz der Rache (USA 1993), DVD

Der Rächer der Enterbten schlägt wieder zu: Heute gilt es einem oft gescholtenen Charakterdarsteller die nötige Aufwartung zu machen. Die Rede ist natürlich vom kühnen Nordmann Dolph Lundgren.

Wer kennt nicht das leidige Thema:

Man geht in die Videothek, um von seinem ureigensten Bürgerrecht einen Dolph Lundgren Film auszuleihen Gebrauch zu machen und schon versucht einem irgendein wildgewordener Proletarier den Filmgenuss madig zu machen. „Hihi, Doof Lundgren. Wie kann man sich so was anschauen. Das ist doch was für die Blöden! Bestimmt schaust Du noch Filme mit Michael Dudidoof!“. Natürlich tu ich das! Um das Maß der Dummheit voll zu machen, nimmt besagter Miesnitz dann wahrscheinlich noch „Pulp Fiction“ mit, freut sich über seinen erlesen Filmgeschmack und fährt mit einem tiefergelegten Golf 2 zur Miss Sixty Jeans tragenden Freundin, um dort der Sodomie zu frönen!

Da man nicht auf das Niveau dumpfer Kreaturen herabsinken will, verkneift man sich natürlich derartige Bemerkungen und schreitet indigniert von dannen...

Tatsächlich ist der besprochene Film, neben „Men of War“, „Showdown in Little Tokyo“ und dem notorischen „Punisher“, einer von Lundgrens besten Filmen. Und das völlig zu Recht! In Punkto kerniger Action wird man hier mehr als gut bedient. Besonders beim großen Lagerhaus-Shoot-out treibt es einem die Freudentränen in die Augen. Zwar ist hier wirklich alles von John Woo abgekupfert - das aber richtig! Zeitlupe, blutige Ballereien, Weapons of Massdestruction. Alles bis zum Abwinken. Lundgren macht hier mal wieder eine gute Figur und hechtet und rollt sich ab, als gäbe es kein Morgen. Auch eine rasante Autoverfolgunsjagd hat ihren Weg in den Film gefunden...

Fazit: Toll! Bezeichnenderweise wird im Film einmal eine Autobatterie mit der Aufschrift „Die Hard“ als Hiebwaffe verwendet...

#35 Groucho Marx

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Geschrieben 05. Mai 2004, 12:29

Sexy Beast (Großbritannien/Spanien 2000), DVD

Ja, ich muss es gestehen: Als ich den Film zum ersten Mal gesehen hatte war ich nicht gerade begeistert! „Ein weiterer Werbefilmer mit Gangsterfilm-Ambitionen“ so lautete damals im groben mein unbarmherziges Urteil.

Mittlerweile ist „Sexy Beast“ jedoch zu einem meiner häufiger gesehenen Filme avanciert. Einer der Gründe ist, dass Jonathan Glazer sein formales Können immer mit angenehmem Understatement und an den passenden Stellen einsetzt. Übrigens ganz im Gegensatz zu Guy Ritchi im grässlich blöden „Snatch –Schweine und Diamanten", dessen Mumpitz einem nach kurzer Zeit gewaltig auf den Keks geht! Über Ben Kingsley muss man sowieso keine Worte mehr verlieren. Fabelhaft, wie er den immer auf 180 stehenden Don Logan spielt. Übrigens mag ich hier die deutsche Synchronisation noch etwas lieber als den Originalton. Kingsleys aus diversen anderen Filmen hinlänglich bekannte Synchronstimme solche Ungeheuerlichkeiten sagen zu hören ist schon ein Vergnügen der besonderen Art:

„Und wie wir so mitten dabei sind, stochert sie mir mit dem Finger plötzlich im Arsch rum. Ich hing fast an der Decke, das kannst Du mir glauben. Was hält man von einer Frau die so etwas macht!“ (sic!)

Ray Winstone macht seine Sacher als müder Ex-Gangster genauso gut und es tut einem richtig Leid, wie sein von ihm verkörperter Charakter Gal von Don Logan verbal traktiert wird. Besonders schön ist die Szene, in der er sich fett und träge am Pool bis zur Besinnungslosigkeit von der Sonne krebsrot backen lässt.

Absolute Empfehlung!

#36 Groucho Marx

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Geschrieben 06. Mai 2004, 08:47

Der Aussenseiter (Frankreich 1983), DVD

Belmondo gibt hier den knallharten Kommissar Jordan, der bestrebt ist den Drug-Overlord Mecacci dingfest zu machen. Doch bevor es diesem an den Kragen geht, müssen zuerst diverse andere Strolche ordentlich rund gemacht werden. Belmondo brilliert hier mal wieder als „echter Kerl“ bzw. „richtiger Mann“, dem - mit knallengen Jeans und einem schwarzen Nietengürtel ausgestattet – die Blicke der Damenwelt sicher sind.

Bemerkenswert ist der gegen Schwarze („Du hässlicher schwarzer Affe!“) und Türken („Sie wollen die Kameltreiber doch nicht etwa laufen lassen?!“) hervorgebrachte krude Rassismus. Inwieweit das der deutschen Synchronisation geschuldet ist weiß ich nicht genau. Homosexuelle kommen ebenfalls nicht gut weg bzw. werden nur als Lederschwuchteln oder Transen stereotypisiert. Vielleicht sollte das als Kontrast zu Belmondo und seiner ungezügelten Virilität dienen?

Doch auch sonst ist Jordan kein Kind von Traurigkeit: Amtsanmaßung, Nötigung von Zeugen, Gewaltanwendung beim Verhör, Selbstjustiz – die Liste ist lang!

Trotzdem macht es irgendwie Spaß zu sehen, wie sich Belmondo breite Schneisen durch die Unterwelt von Marseille schlägt. Zumal die Action handwerklich hervorragend inszeniert ist und der Teufelskerl Belmondo bei den Stunts wohl wieder die eigene Haut riskiert hat. Auch die Story kommt - von einigen kleinern Einbrüchen einmal abgesehen - recht spannend daher.

Schade, von Henry Silva und seinem Charaktergesicht gibt es im Film eindeutig zu wenig zu sehen!

#37 Groucho Marx

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Geschrieben 06. Mai 2004, 21:50

The City of Lost Souls (Japan 2000), DVD

Von ein paar wirklich interessanten Ideen abgesehen, entpuppt sich dieser Film leider als großer Langweiler! Bisher der mit Abstand schlechteste Miike...

#38 Groucho Marx

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Geschrieben 07. Mai 2004, 21:03

Flash Gordon (USA 1980), DVD

Der wasserstoffblonde Footballstar Flash Gordon versucht mit tatkräftiger Unterstützung seiner Freunde Dale Arden und Dr. Zarkov dem intergalaktischen Tyrannen Ming Einhalt zu gebieten. Später soll ihnen noch ein - mit grünen Strumpfhosen(!) bekleideter - Timothy Dalton zur Hilfe eilen!

Tja, einen Trashfilm mit derartig großem Budget bekommt man wirklich nicht alle Tage zu sehen. Gut, bei Verhoevens „Showgirls“ vielleicht. Das ist aber eine andere Geschichte. Alle Settings des Films sind in den schönsten Bonbonfarben gehalten und werden von unglaublich charmanten Kreaturen bevökert.(„Halt Eidechsenmann!“) Auch die eher dünnen Spezialeffekte passen hier wie die Faust aufs Auge. Man muss bedenken, dass der Film nach „Star Wars“ entstand und die Tricktechnik eigentlich schon ein gutes Stück weiter war. Dem Spaß tut das aber keinen Abbruch. Im Gegenteil: An Drahtseilen hängende Vogelmenschen gehören in jeden guten Film!

Die Schauspieler, allen voran Max von Sydow als irrer Despot Ming, machen ihre Sache mehr als ordentlich. Die Dialoge erfüllen ihren Zweck, nehmen manchmal aber auch eher abenteuerliche Dimensionen an.("Du musst das rote Pedal bedienen Flash, sonst zerquetscht uns die Schwerkraft!“)

Mission erfüllt! Toller Film mit legendärem Soundtrack von „Queen“.

Ja, ich mag „Queen“!

#39 Groucho Marx

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Geschrieben 09. Mai 2004, 08:24

Töte Amigo (Italien 1966), DVD

Protokoll der Filmforen-Mitguckzentrale:

Ich stelle hier noch eimal kurz meine gestrigen Postitionen dar. Aufgrund der dialogischen Form würde eine Beschränkung auf meine Postings missverständlich sein, daher habe ich mir erlaubt, mir besonders wichtige erscheinende Antworten Immos zu quoten und sinnvoll in meinen Text einzufügen. Da dies nur eine stark verkürzte Wiedergabe seiner Position ist, verweise ich der Vollständigkeit halber auf den entsprechend Thread in der Filmforen-Mitguckzentrale!

Fabelhafter Italo-Western, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken neben Leone stellen. Da wird dann auch der Unterschied zu den - auch durchaus charmanten - B-Western besonders deutlich.

"Amigo, kauf Dynamit!"

Ganz großes Kino!

Besonders schön war es, wie „die Revolution“ durch die jeweiligen Charaktere in all ihren Facetten ausgeleuchtet wurde:

El Santo als die idealistisch-verblendete Seite, von entsprechend starkem Sendungsbewusstsein beseelt. Hier wurde das Zeitkolorit auch recht deutlich: Befreiungstheologie, Marxismus, 3. Welt. Darüber hinaus hat mich El Santos eschatologische Naherwartung des Gottesgerichts sehr an Thomas Müntzer erinnert, der sich während der Bauernkriege zum apokalyptischen Racheengel stilisierte und auf irdische Bestrafung der Gottlosen drängte.

Die andere Seite wird mit El Chuncho dargestellt, für den die Revolution nur ein großes Spiel ist, bei dem er sich bereichern kann. Später wird er diese Haltung ja kritisch reflektieren bzw versucht er sie ungeschehen zu machen. Es lassen sich aber noch weitere Beispiele abseits der Hauptprotagonisten dafür finden...

Einwurf Immo:

Zitat

Ja, dass der Film - trotz seines eindeutigen politischen Statements vor der Kulisse des Vietnam-Kriegs zum Zeitpunkt seiner Entstehung - sich nicht allein in Revolutionsromantik verliert, ist definitiv eine Stärke, auch wenn dies durch das eindeutige Ende ja beinahe schon wieder zerstreut wurde (denn dass Chuncho zum Revolutionär im Sinne seines Bruders wird, ist ja anzunehmen, wie auch die Tatsache, dass der Film dies gewissermaßen als dessen "Katharsis" verkauft).
Ja, aber ich weiss nicht, ob das ganz so leicht ist. Auf die Frage Tates warum Chuncho ihn denn jetzt erschießt, weiss dieser ja keine Antwort. Die Dinge entwickeln eine Art von Eigendynamik. Anscheinend brechen sich da ganz sublime, in den Biographien der jeweiligen Beteiligten angelegte, Strukturen Bahn, die sich einer bewussten Kontrolle durch die Protagonisten völlig entziehen.

Einwurf Immo:

Zitat

Während Chuncho der katholische Völlerer ist (und somit eigentlich schon beinahe sympathisch), spricht aus Ninos Handeln nur die gefühlskalte Seele eines Buchhalters.
Sehe ich ähnlich, wobei die völlig binäre Gegenüberstellung von "katholischer Völlerei" und "Puritanismus" eher in Richtung Folklore geht. Natürlich weisst Du das auch, aber dieses Klischee wird in der Tat im Film kommuniziert und macht in dem Fall auch einen gewissen Sinn. Trotzdem hat mir Tates Art irgendwie Respekt abgenötigt, diese pervertierte protestantische Arbeitsethik. Das hat Lou Castel wirklich sehr gut gespielt. Seine monotone deutsche Synchronstimme hat das noch unterstrichen. Auch diese "Geschlechtslosigkeit" finde ich erwähnenswert. An Frauen war er ja nicht im geringsten interessiert...

Einwurf Immo:

Zitat

Andererseits versetzt Chunco durch das (titelgebende) "wer weiß" den Gringo in den gleichen Zustand, in dem sich die Leute befinden, die Nino verarscht und verraten hat: Sein "warum" bleibt unbeantwortet, er kann - auch und vor allem aus seiner puritanischen "Geld-ideologie" heraus - in seinem Sterben keinen Sinn sehen und bekommt zudem die Antwort verweigert: So fühlt es sich an, wenn man Raubfutter ist und sich von einer Übermacht willkürlich hingeschlachtet sieht.
Ja, das ist in der Tat eine schlüssige Lesart, obwohl der Gringo doch eigentlich wissen müsste "Warum?". Andererseits hat sich Tate wahrscheinlich zu sehr auf die Kraft des Korrumpierens verlassen und ist dann natürlich entsprechend perplex als dieses Mittel nicht mehr wirkt. Chuncho sagt ja glaube ich auch im Film, dass viele seiner Männer die Antwort auf die Frage "Warum?" im Augenblick ihres Todes nie erhalten haben. Muss ich mir noch mal anschauen: Überhaupt ist der Film ziemlich detailreich und voller Andeutungen und Zweideutigkeiten...

Die Synchronisation ist, gelinde gesagt, in weiten Teilen unter aller Kanone. Besonders Chuncho kam manchmal regelrecht "gay" rüber. Zu den Tonfehlern kann ich jetzt nichts näheres sagen. Ich meine mal was gehört zu haben, würde da aber nicht meine Hand für ins Feuer legen. Muss ich nochmal nachschauen.

Noch von wegen "episch" und "aufgeladen": Ich habe neulich aus aktuellem Anlass noch einmal den von mir sehr geschätzen "Zwei glorreiche Halunken" gesehen und da machen sich im Mittelteil ebenfalls einige unangenehme Längen bemerkbar. Ob das am Zeitabstand liegt? Heute haben die meisten Filme ja ein deutlich flotteres Tempo drauf, auch vom Schnitt her...

#40 Groucho Marx

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Geschrieben 10. Mai 2004, 20:09

Eyes Wide Shut (USA 1999), DVD




Ficken-Ficken

#41 Groucho Marx

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Geschrieben 13. Mai 2004, 20:20

Mondo Debilo: Teil 1

Missing in Action

Heute war satter Krawall vom bewährten Team Golan/Norris angesagt. Das traf sich gut, denn mit Chuck Norris bin ich irgendwie nie richtig warm geworden und eine Werksretrospektive war schon allein aus diesem Grunde dringend angebracht. Mein einstiges Diktum erwies sich dann auch zum Glück als reversibel: Der Film hat in der Tat einiges zu bieten. Weitere Norris-Sichtungen werden folgen...

Jetzt aber zu „Missing in Action“. Der Film geht ohne viel Gewese zu machen direkt in die Vollen. Unversehens wird der geneigte Zuschauer Zeuge schwerer Kampfhandlungen, die sich tief in der gelben Hölle des vietnamesischen Dschungels ereignen. Colonel Bradock und eine Schar seiner Männer befinden sich in einem Rückzugsgefecht mit dem Vietcong. Ihr Ziel sind die rettenden amerikanischen Hubschrauber, die sie aus der Gefahrenzone bringen sollten. Doch der Weg dahin ist steinig und mit Leichen gepflastert. Heckenschützen und die vietnamesische Übermacht machen den Männern schwer zu schaffen. Als einer seiner Leute von einem feindlichen Soldat mit einem Bajonett malträtiert wird, schnappt sich Bradock zwei Handgranaten, entfernt die Stifte und springt(!) todesmutig auf den Kerl, der seinen Kameraden gerade zu Schaschlik macht.

Plötzlich Szenenwechsel, ein schmieriges Appartement. Alles nur geträumt. Schlimme Flashbacks. Bradock schreckt schweißgebadet auf. Norris stellt hierbei einen besorgt-wütenden Gesichtsausdruck zur Schau, den er den ganzen Film über nicht ablegen wird. Damit ist er auf dem Höhepunkt seiner schauspielerischen Leistungsfähigkeit angekommen. Später werden wir von ihm nur noch Sätze wie „Da drüben!“ oder „Nur noch ein paar Meter!“ zu hören kriegen.

Die absolute Sternstunde des Films ist dann in einer Szene gegen Ende des Films gekommen, in der Bradocks Motorboot von feindlichen Truppen abgeschossen wird und kentert. Im Glauben ihren Erzfeind endlich ausgemerzt zu haben, stoßen die vietnamesischen Soldaten ein schrilles Kastraten-Lachen aus, das allein schon Gold wert wäre. Doch damit nicht genug: Plötzlich taucht Norris in Zeitlupe, von pathetischer Musik untermalt, mit einem riesigen Maschinengewehr aus dem Wasser auf und pumpt – mit völlig glasigen Augen – gewaltige Salven in die Körper der kommunistischen Teufel. Tja, zu früh gefreut! Ich glaube ich habe mir diese Stelle fünf Mal hintereinander angesehen und mich dabei ganz unverhohlen Allmachtsphantasien hingegeben.

Die programmatische Headline „Mondo Debilo“ erscheint mir jetzt im Nachhinein, zumindest was diesen Film anbelangt, ein wenig zu übertrieben. Wenn man mal von der reaktionären politischen Botschaft absieht, ist der Film eigentlich gar nicht mal so unübel: Atomphysik ist es aber nicht gerade.

In diesem Sinne: Kill 'Em All! 'Let God Sort'em Out!

#42 Groucho Marx

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Geschrieben 14. Mai 2004, 19:05

Heartbreak Ridge (USA 1986), DVD

Du liebe Güte - Was für ein infames Machwerk! Sollte das alles tatsächlich ernst gemeint sein, können einem dann doch Zweifel kommen, ob es berechtigt ist, wie Eastwood die letzten Jahre als Grandseigneur Hollywoods abgekultet wurde. Zumal dieser ja bei "Heartbreak Ridge" als Produzent, Regisseur und Darsteller fungierte und somit wohl keinen geringen Einfluss auf den Film hatte! Was da an dumpf-martialischen, penetrant sexuell konnotierten Sprüchen abgelassen wird, muss man erst einmal hinkriegen. Überhaupt erscheint es mir so, als würde sich bei den Figuren des Films eine - bedingt durch die autoritären Strukturen des Militärs - über lange Jahre gewucherte sexuelle Repression Bahn brechen. Eastwood kommt hierbei die Rolle zu als Drillsergeant den Reigen der sexuellen Desorientierungen und latent homosexuellen Begierden zu moderieren. Ansonsten bekommt man nur ein unausgegorenes Sammelsurium diverser Stereotypen vorgesetzt. Allen voran Mario van Peebles, der hier den geschwätzigen Schwarzen mit der ganz großen guten Laune geben darf.

Unglaublich, Herr Präsident!

#43 Groucho Marx

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Geschrieben 15. Mai 2004, 20:35

Mondo Debilo: Teil 2

Die Rote Flut

Heiliger BimBam! So ein Ausbund an Absurditäten - ich weiß jetzt gar nicht, wo ich genau anfangen soll. Eins ist jedenfalls schon mal klar: Milius hält mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg, was im Grunde beinahe anerkennenswert ist. Sein Ziel ist es alles aufzuzeigen, was gut und richtig am nationalen Charakter ist. Beschworen andere amerikanische Filme, insbesonders solche der Reagan-Ära, oftmals diffuse Metaphern für das "Reich des Bösen" (Ausserirdische Agressoren, Naturkatastrophen etc), sind die Fronten bei "Red Dawn" klar verteilt. Da wird gar nicht lange hinten rum gehoben: Der Russe ist böse, der Russe muss weg!

Entsprechend ist auch der Zuschnitt der Story. Eines Morgens landen in einer durchschnittlichen amerikanischen Kleinstadt sowjetische und kubanische Truppen mit Fallschirmen auf dem Gelände der örtlichen Schule. Besonders schön ist, dass die Schüler gerade von ihrem Lehrer über die "Grausamkeiten der Mongolen" aufgeklärt werden, was mich direkt an Ekel Alfred erinnerte, der ebenfalls immer eindringlich vor dem Ansturm der Mongolen (= Russen) warnte. Als der begnadetet Pädagoge dann mal draussen nach dem Rechten sehen will , wird er ohne viel Federlesens direkt über den Haufen geschossen. Paff! Ein paar der Schüler, zu allem Überfluss noch Mitglieder des Fottballteams, können sich mit einem Pick-Up in die Berge retten. Dort beschließt man die kommunistischen Invasoren mit Partisanenkampf in die Flucht zu schlagen. Doch bis das Ziel erreicht ist, muss der Baum der Freiheit erst mal ordentlich mit Blut gegossen werden.

Ironischerweise kommuniziert der Film aber, dass Freiheit und Demokratie nur mit Faschismus erreicht werden können. Das sieht bei Milius so aus: Patrick Swayze schwingt sich zum Gröfaz der Gruppe auf, die nach dem Führerprinzip organisiert und mit dem markigen Namen "Wolferines" versehen wird. Garniert wird das Ganze dann mit reichlich Esoterik und Blut-Mystik. So zwingen die älteren Gruppenmitglieder bei der Jagd - Scheiße im, Tannenzweige auf dem Kopf - einen Fünfzehnjährigen das Blut eines frisch erlegten Bockes zu trinken. ("Das musst Du tun, dann geht sein Geist in Dich über!") Das dieses Verständnis von Freiheit eine Pervertierung aller Werte für die Amerika steht darstellt, wird John Milius wahrscheinlich nicht in seinen runden Kopf hineinkriegen.

Um diese Exzesse zu rechtfertigen, werden die Sowjets entsprechend sterotypisiert gezeichnet. Martialische Gestalten mit prächtigen Schnurrbärten, die sich gerne mal an den amerikanischen Landpommeranzen vergreifen. In Windeseile hat der Iwan dann auch ein strenges Regime in der Stadt installiert: Überall klebt Lenin an der Wand, im Kino läuft nur Mist und besonders subversive Einwohner kommen in das "Umerziehungslager", welches im ehemaligen Drive-In untergebracht ist. Auch Massenhinrichtungen sind an der Tagesordnung, vor Zivilisten wird kein Halt gemacht. Einmal stimmt eine Gruppe zum Tode Verurteilter mit völlig falscher Tonlage "America the Beautiful" an. Die Sowiets bieten dem Katzenjammer daraufhin mit der geballten Macht der Gewehre Einhalt.

Da Milius sein Herz aber auf dem rechten Fleck hat, ist auch besinnlichere Momente gesorgt. Als Sheen und Swayze ihren internierten Vater im Lager besuchen, erinnert man sich unter Tränen an die sonnige Kindheit und den ausgelassenen Spass, den man gemeinsam auf der Spielplatzschaukel hatte. Doch plötzlich wird der Herr Papa dienstlich: "Ihr dürft nie wieder weinen! Nie wieder!" und "Rächt uns meine Söhne! Rächt uns alle!" schalmeit er den Früchten seiner Lenden entgegen. Die braven Jungs versprechen es und der alte Arsch kann beruhigt in die kühle Grube sinken. Anscheinend hat Milus als Kind vom Vater ordentlich welche mit dem "Tröster" hinten drauf bekommen, anders ist dieses Delirium beim besten Willen nicht zu erklären.

Bemerkenswert ist auch die Brutalität und Kaltschnäutzigkeit, mit der der Film zu Werke geht. Da werden schon mal wehrlose Gegner abgeknallt oder mit Schlägen zum Reden gebracht. Der Hinweis eines russischen Soldaten auf die Genfer Konventionen wird mit einem hämischen "Kenne ich nicht!" abschlägig beschieden. Er und ein Verräter werden wenig später ohne viel Aufhebens erschossen.

Der Wahnsinn auf Stelzen! Wenigsten hat Milius auf die, von Eastwood in "Heartbreak Ridge" aufgefahrenen, unterschwellig-agressiven Schwulitäten verzichtet, sonst hätte man sich ja gleich den Strick nehmen können...

#44 Groucho Marx

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Geschrieben 16. Mai 2004, 12:33

Conan der Barbar (USA 1982), DVD


Was uns nicht umbringt, macht uns stärker
Nietzsche



Krawehl, krawehl!
Taubtrüber Ginst am Musenhain,
trübtauber Hain am Musenginst
Krawehl, krawehl!

Loriot


#45 Groucho Marx

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Geschrieben 18. Mai 2004, 16:50

Vampyros Lesbos (Deutschland/Spanien 1970), DVD

Ich bin immer wieder fasziniert: Auf einmal sind 90 Minuten um, ohne das etwas nenneswertes passiert wäre. Trotzdem fühlte ich mich wieder bestens unterhalten. Mittlerweile bin ich felsenfest überzeugt, dass man hier Zeuge eines Traums und nicht eines Films wird! Musik und Kamera tun ein übriges...

Besonders schön ist die Szene, in der die gefesselte Ewa Strömberg dem zudringlichen Jess Franco allerlei Sauereien versprechen muss, damit er sie losbindet. Vom Geschlechtstrieb umnebelt befreit er sie dann auch und bekommt dafür direkt die Quittung. Zack!

Und Soledad Miranda... :love:

#46 Groucho Marx

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Geschrieben 20. Mai 2004, 20:45

The Streetfighter aka Sonny Chiba - Der Wildeste von allen (Japan 1974), DVD

Der Name ist Programm: Sonny Chiba prügelt als skrupelloser Söldner die japanische Unterwelt zu blutigem Fleischmatsch...

Terry Tsurugi ist ein Mann für die ganz harten Fälle. Eines Tages bezahlt ihn ein Geschwisterpaar dafür, dass er ihren Bruder aus dem Gefängnis befreit, um ihn somit vor der Todesstrafe zu retten. Gesagt getan. Doch als die Auftraggeber nicht zahlen wollen, wird Tsurugi grob. Es kommt zu einem Kampf, der damit endet, dass der Typ aus dem Fenster stürzt und sich gewaltig Kopfzerbrechen bereitet. Die Frau wird von Chiba anschließend geschwind auf den Strich geschickt, um dort ihre Schulden abzuarbeiten.

Schon dieser kleine Handlungsauszug macht deutlich, dass die von Sonny Chiba verkörperte Figur des Streetfighters mitnichten ein strahlender Rächer ist, der für eine höhere Sache kämpft. Ganz im Gegenteil: Tsurugi ist ein echter, nur auf seinen persönlichen Vorteil bedachter, Bad Ass Motherfucker. Die Hobby-Pimp Szene ist dafür exemplarisch. Dieser Umstand schlägt sich natürlich auch in den Kampfsequenzen nieder. Wurden bei Bruce Lee immer auch Eleganz und Geschmeidigkeit großgeschrieben, so kloppt Chiba einfach alles grunzend zu Klump. Echtes dirty-fighting.

Als Tsurugi dann im Verlauf der Handlung Scherereien mit der Yakuza bekommt, die dunkle Pläne mit einer reichen Industriellenerbin haben, wird der Budenzauber erst richtig pittoresk. Da werden dann schon mal ganze Zahnruinen mit der guten alten Faust-Abrissbirne zerschrotet. Auch Kehlkopf und Gemächt der gegnerischen Schergen haben nichts zu lachen. Ruck-Zuck sind die Klötze ab! Und wenn erst der berühmt gewordene X-Ray Punch seine verheerende Wirkung entfaltet, hilft auch kein Alka-Seltzer mehr...

Schönstes Remmidemmi in herrlicher 70ies Atmosphäre! Und die Titelmusik ist wie immer über jeden Zweifel erhaben.

#47 Groucho Marx

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Geschrieben 22. Mai 2004, 17:37

Visitor Q (Japan, 2001), DVD




"Scheißende Leichen ficken und Muttermilch im Überfluss - die heimelige Welt des Takashi Miike. Nur Koks auf einen Liter Rhizinusöl reicht da ran."
Immo, Kritikerabgott


#48 Groucho Marx

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Geschrieben 04. Juni 2004, 20:46

Bangkok Dangerous (Thailand 2001), DVD

Das war wohl wieder so ein Fall von "Unverhofft kommt oft". Nachdem mir von zwei Forumsmitgliedern unmissverständlich zu verstehen gegeben worden war, dass der Film in der Wurzel schlecht bzw. bestenfalls reines Eye Candy ohne Sinn und Verstand sei, dümpelte die Erwartungshaltung so ziemlich nahe am Nullpunkt.

Der schüchterne Kong leidet seit Kindertagen unter Taubstummheit und führt - traumatisiert durch frühere Demütigungen rücksichtslose Schulkinder - eine zurückgezogene Außenseiterexistenz. Als er eines Tages bei seinem Job an einem Schießstand, Jo und dessen Freundin Aom kennenlernt, ändert sich sein Leben schlagartig. Beide zeigen sich von Kongs Treffsichheit und seiner - durch die Taubheit bedingten - Präzision begeistert, woraufhin er von Jo, einem Auftragskiller, in dessen Metier ausgebildet wird. Seit Jo bei einem Feuergefecht unglücklich an der Hand verletzt wurde, übernimmt Kong den Großteil der Arbeit. Als er sich eines Tages in die schöne Apothekerin Fon verliebt, nehmen die tragischen Ereignisse ihren Lauf...

Natürlich fallen zuerst die ausgefallenen, schnell geschnittenen, visuellen Spielereien ins Auge. Kuriose Kamerawinkel, unterschiedliche Filmformate und diverse Verfremdungen des Bildmaterials, werden ohne Unterlass auf den Zuschauer abgefeuert und zeigen deutlich das handwerkliche Geschick der Gebrüder Pang. Dankenswerterweise verfällt die Inszenierung dabei nicht - von einigen Ausnahmen abgesehen - in selbstzweckhafte, "coole" Manierismen, sondern dient wirklich dazu die Handlung voranzutreiben, bzw sie mit interessanten Akzenten zu versehen. Hier hat mir besonders die Episode am Schießstand gefallen, in der, ohne das auch nur ein einziges Wort fällt, dem Zuschauer der Grund für Kongs Treffsicherheit vor Augen geführt wird. Den Gegenpol dazu stellt die Beziehung zwischen Kong und Fon dar, die mit bewusst ruhigen Bildern unaufgeregt in Szene gesetzt ist.

Sicher, neu ist das alles nicht. Allerdings sind viele bewährte Elemente, teils in einem anderen Kontext gebraucht, zu einem guten Genrefilm verarbeitet worden. Auch das Motiv der Taubstummheit, die ich als Metapher für die Isolation und die Einsamkeit des Auftragskillers - deren hermetische Welt ja auch schon in den Filmen John Woos thematisiert wurde - deuten würde, hat durchaus seinen Reiz.

Hätte ich so nicht erwartet!

#49 Groucho Marx

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Geschrieben 05. Juni 2004, 20:42

Der Tod kommt zweimal (USA 1984), DVD

Ein unbedarfter Mann, meist noch Junggeselle, wird unverschuldet in dubiose Geschehnisse hineingezogen und muss auf eigene Faust seinen diskreditierten Ruf wiederherstellen. "Ja, ja - Seit Hitchcock alles altbekannt!" hört man da schon das cinephile Lumpenproletariat aufschreien. "De Palma? Reiner Stilist , der nur ein Rip-Off nach dem anderen runterdreht. Völlig Überschätzt!"

Von wegen...

Jake ist ein vagabundierender Schauspieler, der sich mit mittelmäßigen Rollen - in noch viel mittelmäßigeren Filmen -, mehr schlecht als Recht über Wasser halten kann. Hat man schon kein Glück, kommt noch das Pech dazu: Eines Tages erwischt er seine Freundin beim Fremdgehen in der gemeinsamen Bleibe. Doch leider ist es ihre Wohnung und Jake sitzt im Handumdrehen auf der Strasse. Mittellos und ziemlich runter mit den Nerven. Als ihm eines Tages ein neuer Bekannter von der Schauspielschule eine luxuriöse Wohnung zur Überbrückung anbietet, scheint sich das Blatt zu wenden. Der Clou: In der Wohnung befindet sich ein Teleskop, mit dem Jake, auf Anraten seines neuen Freundes, eine Frau namens Gloria im Haus gegenüber bei ihren abendlichen Entblätterungen beobachtet. Immer zur gleichen Urzeit.

Eines Abends wird er dabei auf einen verdächtig wirkenden Mann - einen Indianer - aufmerksam, der seine Blicke ebenfalls mächtig schweifen lässt. Jake, der durch seine Spannereien mittlerweile ein immer obsessiveres Verhältnis zu Gloria entwickelt hat, kommt die Sache spanisch vor und beginnt ihr nachzustellen. Dabei stellt er sich leider nicht sonderlich geschickt an und erweckt zu allem Überfluss noch den Anschein ein freakiger Perverser zu sein. Sein Herumstromern an Geschäften für Damenunterwäsche zwecks Observation trägt auch nicht gerade dazu bei diesen Eindruck zu zerstreuen. Am Strand wird Gloria vom Indianer plötzlich die Handtasche entrissen. Jake nimmt die Verfolgung auf, kann ihn aber nicht stoppen.

Am nächsten Abend muss er über Teleskop mit ansehen, wie sie von dem Indianer auf grausame Art und Weise ermordet wird...

Klingt in der Tat noch alles etwas konventionell nach Schema Hitchcock. Sicher, es tummeln sich auch auffällig viele formale und inhaltliche Elemente im Film, die diesen Schluss zulassen. Technisch unzureichende Rückprojektionen, Der Protagonist muss sich aus ominösen Verstrickungen befreien. Und dann noch die offensichtlichen Anlehnungen an „Vertigo“ oder „Das Fenster zum Hof.“ Kommt einem doch alles sehr bekannt vor. Auf den ersten Blick. Und dieser täuscht bei de Palma ja bekanntermaßen sowieso meist. Tatsächlich dient Brian de Palma dieses Konjugieren bekannter Klischees nur dazu, seine Vorstellung von Kino paradigmatisch auf den Punkt zu bringen. Und das bedeutet Illusion und Fassade. Nichts ist wie es scheint. Eine Thematik, die sich wie ein roter Faden durch de Palmas Filmographie zieht, aber in keinem seiner Werke eine derartige Zuspitzung erfährt, wie in „Body Double“.

Relativ zu Beginn des Films, sieht man eine staubige Wüstenlandschaft. Sie entspricht genau dem Bild, das man von solch einem Ort im Kopf hat. Plötzlich neigt sich das Panorama, fluchtet gegen jede natürliche Perspektive. Es war eine Attrappe. Ein ordinärer Hintergrund für eine Studioproduktion. Trotzdem hätte es auch eine wirkliche Wüste sein können. Wirklich im Sinne einer innerfilmischen Realität. Was es anfänglich - bevor die Illusion kippte – ja auch war. Die Personen, die die Szenerie des Films bevölkern, sind nur die fleischgewordene Fortführung dieses Prinzips. Ein netter, verständnisvoller Regisseur tauscht ohne mit der Wimper zu Zucken klammheimlich seinen Hauptdarsteller aus. Eine ach so abgebrühte Pornodarstellerin fällt auf einen abgebrannten Schauspieler herein, der sie mit einem Lächeln und ein paar leeren Versprechungen um den Finger wickelt. Der eigentliche Fall ist zwar sehr spannend, aber auf rührende Weise völlig unerheblich. Auch Jake, der Mann mit dem Teleskop - bei Hitchcock eine gottgleiche Figur, die sieht, ohne selbst gesehen zu werden - ist ein Getriebener. Im Gegensatz zu James Steward wird er gesehen, wird er manipuliert, wird er benutzt. Und alles was er sieht entpuppt sich als großer Schwindel.

Meta-Kino in Formvollendung.

Dann, ganz am Ende, - der Mord ist nun endlich aufgeklärt - produziert Hollywood weiter Illusionen, als ob nichts gewesen wäre. Und ich freue mich. Begierig darauf von neuem getäuscht zu werden.

Die Kamera belügt mich, betrügt mich. Immer wieder hintergeht sie mich. Und wieder und wieder verzeihe ich ihr. Denn ich will es ja so. Kino ist ein tröstlicher Masochismus. Ein magisches Paradox. Verlässlich im Unzuverlässigen. Ehrlich noch in der Zweideutigkeit. Und dann doch wieder ganz anders.

Ich liebe es von ganzem Herzen.

De Palmas bester Film.

#50 Groucho Marx

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Geschrieben 06. Juni 2004, 12:54

Ghost in the Shell (Japan 1995), DVD

Unglaublich, wie detailreich und perspektivisch die Animationen dieses Films realisiert worden sind. Überdies sind die Charaktere verhältnismässig realistisch gezeichnet. Große Kulleraugen, aus den Fugen geratene Proportionen und ähnliches sucht man vergebens, was angesichts der ohnehin eher ernsten und kompexen Handlung auch durchaus angemessen ist. Fasziniert haben mich vor allem die - wohl mit Hilfe des Computers entstandenen - ausgefallenen Kameraeinstellungen, die mit diversen Vogelperspektiven und Weitwinkeln aufwarten. Übrigens sehr wirkungsvoll von der gelungenen Musik unterstrichen. Actionsequenzen sind eher dünn gesät, wenn dann aber recht rasant und brutal in Szene gesetzt. Mehr hätte auch nicht gepasst bzw wäre dem Erzählrhythmus abträglich gewesen.

Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Aufgrund der verhältnismässig komplizierten Handlung werde ich ihn aber noch mal genauer unter die Lupe nehmen müssen. Mit Sicherheit nicht mein letzter Anime...

#51 Groucho Marx

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Geschrieben 06. Juni 2004, 17:06

Der Tod in Venedig (Frankreich/Italien 1971), DVD




Einfach brilliant! :love:

#52 Groucho Marx

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Geschrieben 07. Juni 2004, 21:04

Sie nannten ihn Knochenbrecher (Hongkong 1978), DVD

Da sich das Duo Jackie Chan - Simon Yuen Siu Tin schon in DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS bewährt hatte, waren Zweifel am Unterhaltungswert des Films schon von vorherein weitgehend ausgeschlossen. Auch die Handlung ist in beiden Filmen nur Aufhänger für raffiniert choreographierte Trainings- und Kampfsequenzen. In diesem Fall spielt Jackie den aufmüpfigen Sohn eines bekannten Karatemeisters, der die Faxen seines Filius allmählich dicke hat. Gesagt, getan: Das Früchtchen wird in die Obhut seines versoffenen Onkels gegeben, um ordentlich geschliffen zu werden. Wie schon angedeutet, lebt der Film vor allem von seinen einfallreichen Trainingsszenen. Da werden dann Nüsse mit den bloßen Fingern geknackt und diverse strapaziöse Übungen mit Wasserkrügen abgerissen. Alles schön kurzweilig und stimmig. Wie in vielen Filmen dieser Art, wird ein eher derber und alberner Humor gepflegt, der bestimmt nicht jedemanns Sache ist.

Am Ende des Films gibt es dann noch einen tollen Kampf mit einem an Coolness und Style kaum zu überbietenden Bösewicht zu bestaunen. Klasse Film, gerne wieder! Und Simon Yuen gefällt mir in der Rolle des zerzausten, rotnasigen Kungfu Meisters sowieso am allerbesten...

#53 Groucho Marx

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Geschrieben 08. Juni 2004, 21:08

Schwarze Katze, weisser Kater (Jugoslawien 1998)

Matko ist ein armer Taugenichts, der immer auf den großen Coup hofft. Als er von einem unbewachten Güterzug voller Benzin hört, sieht er seine langersehnte Chance endlich gekommen. Finanzier der ganzen Absahne soll der ortsansässige Gangsterpimp Dadan werden. Doch natürlich geht alles schief: Matko wird betuppt und steht plötzlich gewaltig bei Dadan in der Kreide. Dieser schlägt ihm ein Geschäft vor. Matkos Sohn Zare soll seine hässliche, kleinwüchsige Tochter - genannt "Gartenzwerg" - heiraten. Der Haken dabei ist, dass sich Zare bereits in eine andere verguckt hat. Es folgen turbulente Irrungen und Wirrungen, die sich aber beim großen Happy End am Donau Ufer endgültig in Wohlgefallen auflösen.

Man liest ja im Zusammenhang mit diesem Film immer wieder etwas von felliniesker Inszenierung. Ganz aus der Luft gegriffen ist das natürlich nicht. Ich habe schon lange nicht mehr so viele skurrile Charaktere auf einem Haufen gesehen. Auch die Physiognomie mancher Protagonisten ist äußerst bemerkenswert und hebt sich wohltuend von den - in anderen Filmen bis zur Erschöpfung kommunizierten - verlogenen Schönheitsidealen der Marke "Bauch, Beine, Po" ab. Gott sei Dank gibt Emir Kusturica seine Figuren dabei aber nie der Lächerlichkeit preis. Zur Freakshow verkommt der Film daher keine Sekunden. Im Gegenteil: Pure Lebensfreude ist angesagt. Natürlich wird das alles etwas romantisiert dargestellt, andererseits gibt sich der Film durch seine humorvolle, rasante Inszenierung auch unmissverständlich als Burleske zu erkennen. Pomadige Sozialkritik wäre da deutlich fehl am Platze gewesen.

Ich könnte jetzt nicht sagen, welchen der Charaktere ich am liebsten mag. Erinnerungswürdiges gibt es genug. Die zum Scheitern verurteilten Versuche des gierigen Tollpatschs Matko - Zu dumm zum Milchholen, fällt hin und verbiegt die Mark - endlich mal den Rubel rollen zu lassen. Oder der PITBULL Dadan...

Sehr, sehr schön. Habe bis jetzt noch keinen schlechten Kusturica gesehen!

#54 Groucho Marx

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Geschrieben 11. Juni 2004, 19:39

Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (Italien 1979), DVD

Dr. Lucio Fulci bittet zu Tisch. Gericht des Tages: Grob Gemengtes mit viel roter Soße. Wie so oft ist die Handlung nichts, die Story dafür alles. Die Dialoge muten wie immer minimalistisch bis merkwürdig an (" Ich muss sagen, deine Nerven bereiten mit große Sorgen!") und geben den bedrohlichen Bildern viel Raum zur Entfaltung. Wer so etwas nicht ab kann, dürfte wohl schon nach 10 Minuten des Wahnsinns fette Beute werden. Klassische Narration geht nämlich anders...

Wie in jedem italienischen Exploitation Film, der etwas auf sich hält, ist New York Ausgangspunkt der spekulativen Handlung. Ein bewährtes Mittel der Filmemacher, um dem Publikum ein internationales Flair vorzutäuschen. Danach geht es dann meist in irgendwelchen botanischen Gärten Roms weiter. Wie auch immer: Eines schönen Tages treibt ein scheinbar herrenloses Boot vor der Küste New Yorks. Zwei Polizisten der Küstenwache wollen der Sache auf den Grund gehen, werden aber von einem fettleibigen Zombie attackiert. Ein Reporter der Wind von der Sache bekommen hat, macht sich mit einer Frau, die mehr zu wissen scheint auf den Weg zur Sagenumrankten Insel Matul. Dort werden sie Zeuge von furchtbaren Ereignissen, für die die menschliche Sprache noch keinen Ausdruck gefunden hat! Attraktionen, Attraktionen!

Fulci ist im Grunde ein einmaliger Geniestreich gelungen. Er überträgt den sonst nur in englischen Mooren und nebligen, mit Spinnweben behangenen Friedhöfen beheimateten Gothic Horror mir nichts, dir nichts auf eine sonnige Südseeinsel. Man muss jetzt nur mal an die Aufnahmen der Sandumwehten, windschiefen Kirche denken, - ein paar ausgemergelte Ziegen, eine große Krabbe kraucht ihres Weges, alles menschenleer - auf die langsam die lebenden Toten zuwanken. Bei Tag wohlgemerkt. Jagt mir unglaubliche Schauer über den Rücken. Übrigens alles exzellent photographiert. Wer angesichts solch offensichtlicher formalen Brillanz Fulci immer noch für einen untalentierten Blutmantscher hält, dem ist nicht mehr zu helfen. Auch auf dem spanischen Soldatenfriedhof wird mit interessanten Perspektiven und Einstellungen nur so geklotzt. Majestätisch, fast in Zeitlupe - teilweise in 1st Person - erheben sich die Toten aus den Gräbern.

Bei dem Design der Zombies hat Fulci wohl wieder mal den Anglerbedarf aufgesucht. Alles strotzt vor dicken Würmern,drapiert mit einer ordentlichen Schlammpackung. Hoher Ekelfaktor ist garantiert. In meinen Augen der mit Abstand beste Look für die garstigen Spießgesellen. Da kann Romero mit seinen Schlümpfen einpacken gehen. Aber auch sonst hat Giannetto De Rossi alle Hände voll zu tun gehabt. Trotz des verhältnismässig geringen Budgets, wurde da wirklich mächtig viel Latex angerührt!

Und wenn die Toten am Ende des Films auf New York zuwanken, ist das Ende der Welt gekommen. Diese Bilder sind für die Ewigkeit...

#55 Groucho Marx

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Geschrieben 12. Juni 2004, 18:19

Die Wildgänse - Häutet sie lebend (Italien 1978), DVD

Ach du dicker Vater, was für ein infames Filmchen! Wie in dem schönen LUCKY LUKE Band „Auf nach Oklahoma“ wäre man beinahe versucht lauthals zu schreien „Stoppt die Infamosung!“ oder auch „Immer die selben, die uns infamieren!“. Aber nur beinahe. Eben ein echtes guilty pleasure und absoluter Söldnerfilm Bodensatz...

Rudi ist ein krummer Hund, der immer irgendwelche halbseidenen Unternehmungen am laufen hat. Doch eines Tages hat er sich verrechnet: Er hat sich mit der Mafia eingelassen und leichtsinnigerweise irgendwelchen Stoff versprochen, den er gar nicht liefern kann. Prompt wird er von ein paar Schlägern aufgegriffen und auf einem abgelegenen Platz ordentlich abgemeiert. („Macht ihm mal nen Knoten ins Taschentuch“) Da vor Ort kein Staat mehr zu machen ist und ihn die Mafia überdies am Abend kalt machen will, sollte er nicht mit dem Dope rüberkommen, beschließt er zu seinem Bruder Frank zu flüchten, der der Chef einer Söldnertruppe namens „Wildgänse“ ist, die im Sudan operiert. Das Geld treibt er auf, indem er eine warzige Prostituierte beglückt. So einfach geht das!

Im Sudan ist derweil die Scheiße schon richtig am dampfen. Man wird Zeuge blutiger Auseinandersetzungen zwischen der Söldnertruppe und der amorphen Masse der Schwarzen, über deren Motive der Zuschauer im Dunkeln belassen wird. Ist im Grunde auch unerheblich, da sie sowieso nur Kanonenfutter und Fressen für die Geier sind. In der Reihenfolge. Bei diesen Querelen werden dann richtig Nägel mit Köpfen gemacht. Innerhalb weniger Minuten wird man Zeuge zweier Vergewaltigungen, der Traktierung eines gefesselten Gefangenen mit einem Bunsenbrenner, sowie diverser rassistischer Sprüche über die „schwarzen Schimpansen“. Donnikowski, Herr Regisseur! Wo gehobelt wird, fallen halt Späne. Oder wie, oder was, oder wo?!

Nach dem Massaker steht auf einmal Rudi im Zelt und pumpt Frank um Geld an, woraufhin er erstmal eine gescheuert bekommt. Auch eine Art traumatische Jungenerlebnisse zu verarbeiten. („Da warst doch immer Mamas Liebling!) Doch viel Zeit bleibt nicht: Eines Nachts kommt es zu einem feigen Überfall des Feindes. Viele Söldner müssen ihr Leben lassen und Frank kommt abhanden. Nun ist guter Rat teuer. Zu allem Überfluss beginnen sich die über lange Zeit aufgestauten Nöte und Bedürfnisse der Truppe Bahn zu brechen. („Ich brauch auch mal wieder ne Pische zum durchziehen!“) Rudi möchte bei der Befreiungsaktion dabei sein, wird jedoch zunächst abschlägig beschieden. („ Das ist was für echte Männer. Spiel doch solange im Sandkasten!“)

Es folgt natürlich noch diverser, bunter Krawall, auf den ich jetzt aus Zeitgründen nicht näher eingehen möchte.

Handwerklich ist der Zauber eher schlecht, als recht umgesetzt. Dafür gibt es ordentliches Bohai mit Maschinengewehren und Handgranaten. Die Musik ist allerdings manchmal wirklich ziemlich schmissig. Bei allen offenkundigen Mängeln, bin ich immer ganz hin und weg, wenn sich ein paar Italiener als Soldaten verkleidet in einen Dschungel oder in diesem Fall in eine Wüste begeben und es da ordentlich krachen lassen. Finde das auch gar nicht weiter bedenklich. Im Gegenteil: Die debilen „Krieg als Abenteuer“ Befürworter werden hier vorgeführt wie in wenigen Filmen. Die glorreichen Helden sind allesamt armselige Gestalten mit deutlichen sozialen und sexuellen Defiziten, die mit einem großen Schießprügel kompensiert werden sollen. Schlimm, wenn man sich seiner "Männlichkeit" pausenlos vergewissern muss...

Wie dichtete Wiglaf Droste so schön:

Pubertät kam sehr spät/
Regression wartet schon


Hüftlahme Ideologiekritik ist völlig unangebracht und blöd. Erkenntnisgewinn und raubeiniger Spaß. Wer sollte dagegen etwas haben?

#56 Groucho Marx

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Geschrieben 13. Juni 2004, 19:10

Naked Killer (Hongkong 1992), DVD

So, das war er also, der wohl notorischste CAT 3 Sleazer, welcher je diesen Erdenrund erblickt hat. Ich sag’s gleich vorne weg: Ganz gewaltiger, stark konfuser Mumpitz – aber der unterhaltsamen Sorte.

Sleaze ist eigentlich der falsche Ausdruck um der Atmosphäre des Films gerecht zu werden, vielmehr wird sich an einer Art erotischen Hochglanz Optik versucht, die aber mit zunehmendem zeitlichem Abstand etwas cheesy anmutet. Das sind schon arg die Jahre drüber gegangen. Man denke jetzt an diese sexy Disco Szene, die mittlerweile doch übelst peinlich anmutet. Was NAKED KILLER aber aus der Unzahl ähnlicher Produktionen herausstechen lässt, ist die exorbitante Zahl an Geschmacklosigkeiten und teils wirklich derben Szenen. Da wird dann etwa aus Versehen ein abgetrennter Penis verspeist, („The sausage ist cold?!“) oder müssen ein paar im Keller angekettete Degenerierte zwecks Training kalt gemacht werden. Der ermittelnde Polizist ist durch einen missglückten Einsatz schwer traumatisiert und sondert jedes Mal, wenn er die Waffe in die Hand nimmt einen Schwall weißes Erbrochenes ab. Auch die schändlichen Testikel diverser übler Phallokraten bekommen ihr Fett weg. Erstaunlich!

Bei den ganzen Frauen (Kitty, Baby, Cindy, Princess...) habe ich allerdings irgendwann den Überblick verloren, wer eigentlich was macht. Werde ich mir noch mal ansehen müssen. Da bin ich nicht mehr so recht auf den Trichter gekommen. Dem Spaß hat das dennoch keinen Abbruch getan. Das bleibt festzuhalten. Die Kampfszenen bzw die Shootouts sind übrigens äußerst dynamisch und ansprechend in Szene gesetzt. Teils von kruder Härte. ( Hantel auf die Birne!)

So, nun aber genug. DELTA FORCE schaut sich schließlich nicht von alleine. Commander Norris, der Trip geht weiter!

I love the smell of Brusthaar-Toupet in the morning!

#57 Groucho Marx

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Geschrieben 14. Juni 2004, 23:19

Delta Force (USA 1986), DVD

Ja, ja, so ist das mit all der offensiv zur Schau getragenen Ironie und dem ewigen Sarkasmus. Alles bloßer Selbstschutz zwecks Distanzschaffung. Ich hatte die entsprechenden schnoddrigen Formulierungen alle schon in Petto, es war manch schöne dabei. Doch dann taucht mit dem charakteristischen Sound auf einmal das Cannon Logo auf. A Golan-Globus Production. Eine Hubschrauberexplosion schon in der ersten Sekunde des Films. Und ich freue mich auf einmal wie ein Kind. Was hat diese Firma nicht für unzählige Stunden feinster nächtlicher Unterhaltung im Kabelfernsehen und auf Video gesorgt...

Da ich neulich mit der erneuten Sichtung von MISSING IN ACTION meine latente Antipathie, die ich gegen Chuck Norris hegte, erfolgreich abbauen konnte – ist mir selbst ein Rätsel, ich mag Norris mittlerweile sehr gerne – stand dem Vergnügen nichts mehr im Wege. Auf süffisante Flegeleien will ich ja wie bereits gesagt geflissentlich verzichten. Ganz ausbleiben wird es wohl trotzdem nicht. Dazu tummeln sich noch genug Abstrusitäten in diesem Reigen aus Kerosin und Männerschweiß. Und wenn die unerwähnt blieben, wäre das doch recht schade. Wer mehr wissen will, sollte sich auch mal den Eintrag von Cjamango ankieken.

Die Story ist schnell erzählt und findet auf einem Bierdeckel Platz. Arabische Terroristen („Ich bin der Befehlshaber der neuen Weltrevolution“) kapern ein mit Touristen besetztes Flugzeug um ihren politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. („Gegen amerikanische Imperialisten und Zionisten!“). Damit wären sie wahrscheinlich auf manchen Kundgebungen gegen den Irakkrieg und die bösen Amerikaner in bester Gesellschaft. Gut, das war jetzt ein wenig polemisch. In den ersten Minuten wird direkt deutlich, dass es sich bei Golan um einen wertkonserativen Bürger handelt, dem die Verteidigung der Freiheit der westlichen Demokratien und ihrer Werte am Herzen liegt.

An und für sich löblich. Spricht nichts dagegen. Nur schießt er dabei manchmal ein wenig zu sehr über das Ziel hinaus. Soll heißen er baut Sachen ein, die in einem Film dieser Art schwer unterzubringen sind. Etwa explizite Verweise auf den Holocaust, eine deutsche Stewardess, die zur Selektion jüdischer Passagiere genötigt wird – ein älterer Mann hat sogar eine Nummer aus dem KZ eintätowiert. Das hat selbstredend alles seinen konkreten historischen Hintergrund, nur wirken derart sensible Themen im spekulativen Kontext eines B-Movies einfach nur fehl am Platze. Definitiv keine gute Idee! Es nimmt jetzt zwar nicht direkt überhand damit, sollte aber mal Erwähnung finden.

Ansonsten ist der Budenzauber aber eher heiterer Natur. Die beiden Chef-Terroristen ölen aus allen Poren. (Groteske Schweißflecken am Rücken!) und sind so verhetzt und finster, sie könnten auch ein Schild mit der Aufschrift „Bad Ass Motherfucker“ um den Hals tragen. Einer von ihnen kommt ziemlich mafiös daher, trägt er doch einen weißen Anzug mit rotem Hemd und Einstecktuch. Dazu weiße Slipper. Der sollte sich unbedingt mal bei seinem Herrenausstatter melden! Echte Schießbudenfiguren eben. Doch auch ihre Zeit wird kommen...

...Und zwar durch die Delta Force. Eine schlagkräftige Einsatztruppe, die Chuck Norris und Lee Marvin untersteht. („ Es sind Amerikaner! Es sind unsere Jungs!! Es ist die Delta Force!!!“). Als der Präsident grünes Licht gegeben hat, läuft die Befreiungsaktion an. Da zwei Terroristen zu wenig Kanonenfutter abgeben, steigen bei einer Zwischenlandung noch etliche der Übelmänner dazu. Ferner wird ein Teil der Geiseln nach Beirut geschafft, um dort im Gefängnis zu schmoren. Es gibt also genug Menschenmaterial, das zu Klump geschossen werden darf. Wird es auch, und zwar nicht zu knapp. Der Zuschauer bekommt viel explosives Remmidemmi auf handwerklich hohem Niveau geboten. Eine wahre Wohltat nach all der Computer gestützten Scheiße, die in letzter Zeit über mich hereinbrach. Vor allem Norris kann mit einem Rakten abfeuernden Motorrad mächtig auftrumpfen.

Übrigens, Hanna Schygulla hätte in viel mehr Filmen dieser Art spielen sollen. Wer erinnert sich nicht mit Grauen an Deutsch Leistung. Effie Briest. Die Fassbinder Verfilmung. Was war das ein Krampf. Wie sie da so apathisch dasaß. Uäääärchz. Das war nicht der wahre Jakob. Da ist DELTA FORCE schon ein anderer Schnack!

Und wenn das heroische Titelthema ertönt – es wird immer gespielt, wenn die Delta Force ausrückt – stellt sich bei mir Dauergänsehaut ein und es treibt mir die Tränen in die Augen. Das klingt jetzt zwar alles furchtbar naiv und pathetisch, macht aber im unmittelbaren Erleben ganz plötzlich und auf wunderbare Weise Sinn. Wahrscheinlich das Geheimnis eines guten Actionfilms.

Bitte mehr davon!

#58 Groucho Marx

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Geschrieben 16. Juni 2004, 19:28

Delta Force II - The Colombian Connection (USA 1990), DVD

Weil es so schön war: Ring frei für Runde 2 des Chuck Norris Spektakels. Diesmal unter der Regie seines Bruders Aaron Norris, was einen kleinen Paradigmenwechsel mit sich bringt. Auf die teils irritierenden, teils amüsanten politischen Botschaften des ersten Teils wird dankenswerterweise verzichtet. Die Story wird aber auch diesmal von der umtriebigen Firma Stullemann und Söhne aus Dummbach gesponsert...

Anstelle des Terrorismus, ist der Feind nun der internationale Drogenhandel, eine der vielen Inkarnationen des absolut Bösen. Personifiziert durch den brandgefährlichen Drug Overlord Ramon Cota. Übrigens blendend gespielt von Billy Drago. („Ich bin Ramon Cota und SIE sind tot!“) Das Haar ölig zurückgekämmt, kalt lächelnd und mit durchdringenden Augen, räumt er jeden aus dem Weg, der seine Kreise stört. So wird etwas eine Frau, die nicht bei der Koka Ernte mithelfen will, da sich sie um ihr Kind kümmern muss, vom zufällig vorbeikommenden Cota erst mal nach allen Regeln der Kunst rund gemacht. („Bringt sie in das Schlafzimmer, während sie da ist, werft ihr das Baby fort!“)

Da jemand der Drogen handelt und Babys wegwirft eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt und gegen alles ist, was gut und richtig ist, muss Norris mit seiner Delta Force ran, um den finsteren Machenschaften ein Ende zu bereiten. Der haarige Chuck hat dann auch seinen ersten Auftritt in einem chinesischen Restaurant. Dort wollte er eigentlich nur einen geruhsamen Abend mit ein paar Freunden verbringen, muss aber mit ansehen, wie der Lokalbesitzer und seine Bedienung von ein paar runtergekommenen, bösen Punks terrorisiert werden. Norris erhebt sich ächzend vom Stuhl und verkündet seinen Begleitern vorher noch pathetisch „Ich werde nicht kämpfen!“ Zwei Sekunden später hat das Gesindel die Fresse dick...

Durch einen Informanten aus Cotas Reihen können Norris und sein Partner Bobby einen Zugriff wagen. Hoch über den Wolken wird der Strauchdieb geskynapped und zum Prozess in die USA gebracht, wo er auf Kaution laufen gelassen wird. Als sie von Cota auch noch verhöhnt werden („ Demokratie ist toll!“), dreht Bobby durch und langt ihm eine. Daraufhin lässt dieser seine Frau und ihr ungeborenes Baby – das wäre dann schon das zweite im Film, Rekord! – kaltmachen. Blind vor Wut versucht Bobby den aalglatten kolumbianischen Burschen zu töten, wird aber von amerikanischen Agenten umgestimmt. Doch dann werden sie plötzlich von Cota und seinen Leuten entführt. Norris muss ran und das Schützenfest kann beginnen...

So, was bleibt:

Im Gegensatz zu Teil 1 kann man hier leider nicht so viele altgediente, bekannte Schauspieler sehen, die zu aberwitzigem Blödsinn genötigt werden. Da kamen Schauspielerschinder und Sadisten voll auf ihre Kosten. („Schlagen Sie den Mann nicht! Er ist Priester!“). Die Grenze zur Demütigung war da manchmal schon hauchdünn. Auch die famose Titelmusik, die im ersten Teil ständig zum Einsatz kommt, wird hier schmerzlich vermisst. Für ordentliches KAWUMM ist aber auch in der COLOMBIAN CONNECTION reichlich gesorgt. Alles sehr ansprechend und routiniert in Szene gesetzt. Ein würdiger Nachfolger, der fast an den tollen ersten Film der Serie heranreichen kann.

Und nochmal: Drago, der auch schon in THE UNTOUCHABLES glänzen konnte, gibt hier einen Bösewicht ab, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ein echter Miesnitz vor dem Herren. Ganz, ganz toll. So muss das sein!

#59 Groucho Marx

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Geschrieben 17. Juni 2004, 19:14

Murphys Gesetz (USA 1986), DVD

Charles Bronson hat in vielen Filmen den Mann aus Stahl gegeben, der durch widrige Umstände gezwungen wird das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. Ein harter Hund ist er auch in diesem Film, nur muss man erstmal gehörig die Scheiße runterkratzen um ihn zu finden. Der von ihm verkörperte Cop Jack Murphy bekommt vom Glück nämlich keine duftenden Kränze gewunden. Vielmehr fristet er eine eher trostlose Gossenexistenz. Frau weg, Ärger im Beruf, den Flachmann voll Fusel immer in der Tasche. Und dann noch diese ewigen Kopfschmerzen. Es ist zum Verzweifeln.

Zu allem Überfluss bekommt er noch bei der Verhaftung einer vorlauten Autodiebin einen ordentlichen Tritt in die Klöten. Sie kann fliehen, er hat ein Problem mehr. Um das Maß des Verdrusses voll zu machen, hat es noch eine verhärmte Tusnelda auf ihn abgesehen. Murphy hatte die kalte Schwatzmamsell dereinst für lange Zeit ins Kitchen gebracht, was diese nun gar nicht verknusen kann. Wahrscheinlich weil es die Fleischwurst dort nur in Scheiben gab. So oder so, Tausendschönchen hat einen gewaltigen Brassen. Sie will alle bluten lassen, die irgendetwas mit ihrem Fall zu tun hatten.

Geschwind wird Murphys Ex-Frau von ihr ermordet und die Bluttat ihrem ehemaligen Gatten untergejubelt. Gegen diesen sprechen unglücklicherweise alle Indizien und ein Aufenthalt in der Männerduschanstalt lacht. In der U-Haft trifft Murphy aber die freche Eiertreterin wieder. Gemeinsam wird die Flucht gewagt. Die Zeit drängt: Murphys Erzfeindin hat noch mehr Kreuze auf ihrer Liste zu machen und zu allem Überfluss wird das ungleiche Paar noch von Polizei und Mafia gejagt...

Schon wieder eine Golan-Globus Produktion, schon wieder ein harter Mann. Na ja, wat mut dat mut. Außerdem weiß man genau, was auf einen zukommt. Manchmal ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil. Und in der Tat, der Produktionsstandart wird weitgehend eingehalten. Interessanter ist hingegen die Rolle des Jack Murphy, bei dem so einiges in die Binsen geht. Das ist Nomen wirklich Omen und Bronson keineswegs der omnipotente Überrächer. Wobei er auch hier manchmal ordentlich hinlangt. Überhaupt wird mit einer gesunden Härte aufgewartet, die in diesen Produktionen aber eher zum Standart gehört.

Murphys verrückte Gegenspielerin ist aber schon eine ziemliche Schau. Die Trulla dreht gewaltig am Rad. Und dann noch diese über Gebühr schnarrende Stimme. Mein lieber Herr Gesangsverein. Das hat schon seinen Unterhaltungswert. Ansonsten aber ein eher durchschnittlicher Bronson...

Obwohl, das Finale bringt dann schon wieder Stimmung:

"Fahr zur Hölle Murphy!"
"Ladies first!"


Genauso mögen wir es!

#60 Groucho Marx

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Geschrieben 18. Juni 2004, 19:38

Asphalt-Kannibalen (Italien 1980), DVD

John Saxon im Dschungel-Wahn!

Antonio Margheriti war ein solider Handwerker, mit dessen Filmen man eigentlich selten etwas falsch machen kann. Gerade was Special Effects und Actionsequenzen angeht, rangiert er bei mir zuverlässig auf den oberen Rängen. Und zwar quer durch alle Genres. Ein echter Profi eben – und dabei immer sehr sympathisch. Dazu sollte man allerdings noch anmerken, dass geschmacksunsicherer Tobak vom Schlage eines APOCALYPSE DOMANI Margheritis Sache eigentlich nicht war.

Im hier besprochenen Film wird jedenfalls gleich voll eingestiegen. Man wird Zeuge, wie in Nam gerade mächtig die Scheiße losbricht. GIs gehen mit der geballten Macht der Gewehre (und Flammenwerfer) gegen den kommunistischen Feind vor. Dabei wird auch vor Frauen und Kindern nicht halt gemacht. Krieg ist die Hölle! Irgendwo in einer modrigen Grube sitzen derweil zwei amerikanische Gefangene, die allen Anscheins nach die Sonne schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen haben. Der von John Saxon gespielte Colonel des Trupps will die geschundenen Kreaturen befreien, wird aber von ihnen – Undank ist der Welten Lohn – direkt in die helfende Hand gebissen. Doch halt! Alles nur geträumt! Ein schlimmer Flashback! Die Uniform ist mittlerweile an den Nagel gehängt, das beschauliche Familienleben wieder aufgenommen worden. Die beiden fiesen Beißer sitzen hingegen in der Holla und hypnotisieren Fliegen.

Sollte man meinen! Denn leider wird der besonders derangierte Charles Bukowski (Höhöhö!) - angeblich geheilt - auf Freigang geschickt. Nur hegt er nicht die geringsten Absichten zurückzukommen. Er setzt sich mit seinem ehemaligen Colonel – John Saxon- in Verbindung, um ein Treffen zu vereinbaren. Dieser ist allerdings gerade mit der aufdringlichen Nachbarstochter beschäftigt und muss ihn abschlägig bescheiden. Um sich abzureagieren geht der Plempermann erstmal ins Kino, wo er sich ein spekulatives Werk von zwei (!!!) anderen notorischen Italo-Regisseuren reinzieht. Die Welt ist eben ein Dorf. Dort schlägt er leider seine Zähne in ein junges Frollein, das sich gerade mit einem Kerl amüsiert. Auf der Flucht vor Polizei und Rockerpöbel, verschanzt er sich in einem Kaufhaus. Ab hier beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen...

Bukowski wird übrigens sehr, sehr überzeugend von Giovanni Lombardo Radice aka John Morghen gespielt. Der Meister gibt hier wirklich alles und setzt bleibende Akzente. Toll! Klasse Schauspieler. Wenn der Gute im Kaufhaus sein Liedchen sing und dabei völlig am Rad dreht, kann einem schon Angst und bange werden. Übrigens hatte Radice jüngst einen kleinen Part in Scorceses GANGS OF NEW YORK. Aber auch Saxon gibt die Wandlung des infizierten Colonels und dessen damit verbundenen Selbstzweifel und Ängste glaubhaft wieder. Skurril ist auch die hysterische Tante Tina aus dem Nachbarhaus, die aber gegen Ende des Films auf Eis gelegt wird....

Später wird sich noch – mittlerweile völlig enthemmt, allen dunklen Trieben nachgebend – in finsteren Gassen und in der trüben Kanalisation vergnügt. Ob die dafür wohl eine Drehgenehmigung hatten? Uns soll es egal sein. So oder so, die Manege tobt!

Wie bereits erwähnt, eher ungewöhnlich für Margheriti, aber dennoch mit der größtmöglichsten Würde in Szene gesetzt. Er hat wirklich getan, was er konnte. Sieht man auch schon daran, dass viel Wert auf die handlungstragenden Elemente gelegt wurde und der Film mitnichten zu einem stumpfsinnigen Effektspektakel für die Blöden verkommt. Im Gegenteil: Hier wird sich an einer ambitionierten Parabel auf den Wahnsinn des Krieges versucht, was manchmal auch tatsächlich recht gut gelingt. Ein intelligentes Script, gelungene Musik und hervorragende Schauspieler – da gibt es gibt im italienischen Exploitationkosmos weitaus schlimmeres!





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