GOOD BYE LENIN! (BRD 2003/R: Wolfgang Becker/DVD: Warner-X-Film/03.10.05)
Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört!
Ja, Pustekuchen. Von "zusammen wachsen" konnte in den auf den 9. November 1989 folgenden noch nicht einmal 12 Monaten kaum mehr die Rede sein, so schnell war man vor allem getrieben von Helmut Kohls manischem Bemühen um seinen Platz in der Geschichte darum bemüht, im Grunde lediglich das eine System dem anderen "überzustülpen" - und das letztlich ohne Rücksicht auf Verluste, an denen manch einer heute noch zur Genüge zu knabbern hat. Auf beiden Seiten.
Harren der Dinge, die da kommen mögen:
Daniel Brühl, Karhrin Saß, Maria Simon
Und so muss es wohl manch einem gegangen sein wie Mutter Kerner in Wolfgang Beckers diesbezüglich wahrlich überaus pointiertem Kaleidoskop der Vereinigung, er wurde geradezu überrannt von den Ereignissen, die sich wohl in kaum einem anderen Jahr deutscher Geschichte derart überschlugen wie damals zwischen Anfang '89 und Ende '90.
Das ist mir vor allem auch noch mal nach Ansicht des wirklich mehr als üppigen Bonusmaterials der nicht nur für deutsche Verhältnisse wirklich sensationellen DeLuxe Edition der DVD dieses Films bewußt geworden - die kann ich selbst denen noch ans Herz legen, die mit dem Film so rein gar nix anfangen können - besser geht's wirklich nimmer.
Geschichte wird gemacht, es geht voran: Florian Lukas
Davon abgesehen hätte es wohl kaum einen passenderen Tag geben können als den diesjährigen 3. Oktober, an dem ich diesem Film
nach über zwei Jahren noch mal eine zweite Chance hätte geben können und die diesmal überaus positive Aufnahme hat vor allem damit zu tun, dass ich mich nach der Erstansicht von der durch die Trailer geschürten Komödienerwartung definitiv verabschiedet hatte und den Film nun damit endlich so sehen konnte, wie er ganz offensichtlich gemeint war, nämlich als tragikkomischen Kommentar zu einem der spannendsten und in gewisser Hinsicht auch erfreulichsten Kapitel (es gibt ja schließlich nicht sooo viel, worauf Deutsche wirklich stolz sein können im vergangenen Jahrhundert) jüngerer deutscher Geschichte.
Zudem ist das Ganze noch mit einem solchen Detailreichtum und einer solchen Liebe zu seinen Figuren in Szene gesetzt, dass einem manches Mal glatt die Spucke wegbleibt und ich mich gelegentlich gefragt habe, was damals wohl in mich gefahren ist, das ich einige Aspekte dieses Films vor lauter enttäuschter Erwartungen offenbar gar nicht habe sehen wollen.
Aber ist hiermit nun definitiv nachgeholt.
Überaus witzig sind hier übrigens auch die kleinen Dinge, die man dann eher nur in Audiokommentaren und dergleichen erfährt, wie etwa, dass in einer kleinen Szene tatsächlich Jürgen Vogel himself als "Küken Jan" aus Beckers ebenso wunderbarem Film "Das Leben ist eine Baustelle" durchs Bild rennt oder dass in einer weiteren Sequenz justament das selbe Gebäude als "Coca-Cola-Zentrale" herhalten musste, das diese Rolle bereits 1961 in Billy Wilders "Eins, Zwei, Drei" inne hatte (damals war das auch tatsächlich noch die West-Berliner Zentrale des Brauseherstellers).
Wie auch immer jedenfalls - es lebe die zweite Chance!