"I've seen things you people wouldn't believe..."
#331
Geschrieben 08. Januar 2006, 11:45
Während ich derzeit allabendlich hauptsächlich mit der Sichtung der zweiten Staffel von Nip/Tuck beschäftigt bin, war das nochmal ein Film, auf den ich so gespannt war, das er direkt aus der Einkaufstüte in den Player gewandert ist.
Und wie das häufig so ist mit allzu hohen Erwartungen, so werden diese manchmal eben halt auch nur bedingt erfüllt.
Dabei ist Paul Haggis' (Million Dollar Baby) hochdramatischer Ensemblefilm über den täglichen Rassismus im kulturellen Schmelztiegel L.A. und über eine Gesellschaft im kontinuierlichen Ausnahmezustand in vielerlei Hinsicht wirklich brilliant, vor allem, weil er sich nicht darauf beschränkt, einzig und allein die üblichen Stereotypen zu bedienen. Er stellt Menschen in all ihren Facetten dar, die eben nicht nur über eine Seite ihres Charakters definiert werden, sondern lässt uns auch in ihr Inneres blicken, in dem nicht selten zutiefst verunsicherte Zeitgenossen zu Tage treten, die mit den Anforderungen der Gesellschaft und den Auswirkungen der staatlich verordneten Paranoia nach 9/11 scheinbar restlos überfordert sind. Die Vorurteile und die übersteigerte Angst vor dem Fremden treten dabei in vielen Färbungen auf, manche nur unterschwellig, andere ganz offen, immer jedoch quer durch alle Ethnien und vermeintlichen Zugehörigkeiten.
"Crash" bietet hier auch keine einfache Lösungen an, wohl aber eine Menge Diskussionsstoff und die Aufforderung, "hinter die Kulisse" zu blicken und sich damit allzu schnelle (Vor-)Urteile zu verkneifen.
Mein einziges Problem bei dieser Sichtung war im Grunde, dass mir die sich in der zweiten Hälfte häufenden schicksalhaften Fügungen mitunter ein wenig zu wohlkalkuliert berechnend daher kommen - was jedoch nicht heißt, dass sie mich deshalb völlig kalt gelassen hätten. Allerdings darf man sich durch die in der Inszenierung fast schon ein wenig sakral überhöhten "Begegnungen" auch durchaus ein wenig "mit der Nase draufgestossen" vorkommen. Bissele weniger wäre da wahrscheinlich mehr gewesen.
Dies aber auch nur das derzeit vorherrschende Gefühl nach diesem ersten Durchgang, dem mit Sicherheit noch ein weiterer in nächster Zeit folgen wird.
#332
Geschrieben 14. Januar 2006, 14:25
Staffel 2 hält unbedingt das Niveau des ersten Durchgangs, ist mitunter aber noch wesentlich bizarrer und grotesker in den abwechslungsreichen Geschichten und familiären Dramen. Dabei reibt man sich einmal mehr verwundert die Augen, was in Sachen Sex und Sexbezogenem offenbar im amerikanischen Fernsehen alles möglich ist, da meint man manchmal dort würden allein in einer Staffel Nip/Tuck sämtliche us-amerikanische Verklemmungen der letzten 100 Kinojahre aufgearbeitet, wirklich drollig teilweise.
Große Stärke auch dieser Staffel sind zweifellos auch wieder einige schauspielerische Highlights, wie etwa die Idee, die Rolle der Mutter Julias mit Joely Richardsons Mama im richtigen Leben, Vanessa Redgrave, zu besetzen, was nicht nur zu nicht gerade wenigen grandiosen Schlagabtäuschen führt sondern mich auch dahingehend aufklären konnte, warum mir das Gesicht der Richardson eigentlich schon in Staffel 1 immer so bekannt vorgekommen ist. Und dann ist da natürlich noch die wundebare Famke Janssen (X-Men), die nicht nur mit Wonne die Rolle der spinnerten Lebensberaterin auszufüllen vermag, sondern auch noch mit für eines der größten Aha-Erlebnisse im Verlauf der Staffel sorgen kann.
Bleibt schließlich noch den hinreissend selbstironischen Auftritt von US-Talkshow-Tante Joan Rivers (kennen einige vielleicht aus den Oscar Pre-Shows bei E!, die sie stets mit ihrer Tochter moderiert) zu würdigen, die sich nicht nur selbt spielt, sondern sich auch noch über ihre tatsächlichen zahreichen Schönheitsoperationen im verbalen Geplänkel mit Troy/MacNamara lustig macht.
"Tell me what you don't like about yourself!" - Staffel 3 kann kommen!
#333
Geschrieben 22. Januar 2006, 12:36
Ein Start ins Kinojahr 2006, wie man ihn sich besser kaum vorstellen könnte.
Fasziniert hat mich bei dieser tragikomischen Geschichte um Liebe, Freundschaft und die Dinge des täglichen Lebens neben der wahrhaft großartigen Leistung der beiden Hauptdarstellerinnen Nadja Uhl und Inka Friedrich vor allem die Lebendigkeit und die regelrechte Nachfühlbarkeit eines heißen Sommers in der Großstadt. Man ist da irgendwie gleich mitten drin und vergißt relativ schnell, aus welcher Wetterlage heraus man sich da eigentlich gerade ins Kino begeben hat. Und diese gewisse Form von sommerlicher Leichtigkeit verliert der Film eigentlich zu keinem Zeitpunkt, selbst da nicht, wo die Geschichte an Dramatik zunimmt.
Die Lebensnähe erreicht Andreas Dresen dabei unter anderem auch mit dem Einsatz von Laiendarstellern (die allerdings durchaus Profis sind in den Rollen, die sie vermeintlicher Weise spielen) und dem genauen Blick auf Details, die oft auch nur aus kleinen Beobachtungen von Nebensächlichkeiten am Rande des Geschehens bestehen. Damit gelingt es ihm durchweg auch spielend die Waage zu halten, zwischen Tragischem (ohne zum Problemfilm zu werden) und Komischem (ohne jedoch zur Klamotte zu verkommen) und das stets mit großem Respekt vor und Liebe zu seinen Protagonisten.
Abschließend vielleicht noch ein Satz aus Frank Olberts (Kölner Stadtanzeiger) Rezension des Films, der diesen, wie ich finde, absolut auf den Punkt gebracht zusammenfaßt:
"In tausend kleinen Alltagssituationen führt Dresen vor, wie groß Menschen eigentlich sein können und wie andere dieser bescheidenen Größe bedürfen - oder sie ausnutzen."
Definitiver Jahreseinstiegskinotipp!
#334
Geschrieben 23. Januar 2006, 23:26
Ja, was soll man dazu sagen?
In jedem Fall gelingt es Nicole Kassell hier, das Porträt eines Menschen zu zeichnen, der sich eines der gesellschaftlich geächtetsten Verbrechen überhaupt schuldig gemacht - und das ganz ohne ihn allein über seine Tat zu definieren und ihn damit von vornherein zu stigmatisieren.
Kevin Bacons Figur Walter ist ein Jedermann, nicht besonders sympathisch, aber auch nicht durchweg unsympathisch, aber gewiss kein Monster. Eher die graue Maus aus der Nachbarschaft, hinter deren Fassade niemand solche Abgründe vermutet hätte.
Der Film ist kein Plädoyer für falsches Verständnis oder Mitleid am falschen Platz und macht den Täter auch nicht einfach zum Opfer. Walter wird sich dessen, was er bei seinen Opfern anrichtet in einer der Schlüsselszenen sehr wohl bewußt und dies ist auch zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt.
Vielmehr ist der Film ein Denkanstoß hinsichtlich der Frage, wie die Gesellschaft mit solchen Menschen umgehen sollte und ob man Ihnen eine echte zweite Chance geben sollte.
Beantwortet wird diese Frage bestenfalls mit einer Tendenz und was mit Walter geschieht, erfahren wir auch zum Ende hin nur im Ansatz.
Und das ist sicherlich auch gut so.
Neben dem großartigen Kevin Bacon war's darüber hinaus auch schön, dessen Gattin im wirklichen Leben, Kyra Sedgewick, noch mal zu sehen, die ja Anfang der 90er Jahre recht gut im Geschäft war, um die es nach meinem Eindruck zuletzt aber doch eher etwas ruhiger geworden war. Wenn die beiden daheim eben so traumwandlerisch sicher harmonieren, wie auf der Leinwand, dann wird in der Verbindung sicherlich auch die nächsten 17(!) Jahre nicht viel schief gehen, dat ist ma sicha.
#335
Geschrieben 28. Januar 2006, 10:25
(GB/BRD 2005/R: Fernando Mereilles/Kino: Filmbühne Bonn-Beuel/21.01.06)
Elegante Mischung aus Polit-Thriller und Liebesgeschichte, die über die gesamte Distanz den Spannungsbogen hält und zudem mit Rachel Weisz und Ralph Fiennes in den Hauptrollen klasse besetzt ist.
Mereilles bedient sich dabei insbesondere hinsichtlich der flirrenden, knallbunten Bilder Afrikas seiner bereits in "City Of God" bewährten visuellen Talente, wenn auch nicht ganz so extrem - was aber wohl dem eigentlich ruhigen, europäischen Erzählstils des Films sicher auch nicht ganz so gut zu Gesicht gestanden hätte.
Der politische Anteil der Geschichte, der sich mit den skrupellosen Machenschaften international agierender Pharmakonzerne beschäftigt, macht in der Tat fassungslos, insbesondere dann, wenn man bedenkt, dass Autor John le Carré sich dafür zumindest ansatzweise tatsächlicher Ereignisse und Hintergründe (die Vermarktung unsinniger oder gefährlicher Mittel auf dem afrikanischen Markt, überhöhte Preise für dringend benötigte Medikamente (etwa zur Bekämpfung von AIDS) bis hin zu ethisch fragwürdigen Versuchen mit "billigem Menschenmaterial") bedient hat bzw. diese teils auch ausgehend von Mutmaßungen weitergesponnen hat.
Fesselndes Drama mit politischer Botschaft, dass sich glücklicherweise den geschilderten Ereignissen angemessen jeglichem verlogenen Happy End verweigert.
Sehenswert!
#336
Geschrieben 29. Januar 2006, 20:35
(USA/GB/ITA/Südafrika 2004/R: Terry George/DVD: Universum/22.01.06)
Beeindruckendes Drama am Rande des Völkermords von Ruanda, dem 1994 innerhalb von 3 Monaten über 800.000 Menschen zum Opfer fielen und der gleichzeitig eines der wohl schwärzesten Kapitel in der Geschichte der Vereinten Nationen darstellt.
Terry George nähert sich dieser Tragödie anhand der Geschichte des Hotelmanagers Paul Rusesabagina (Don Cheadle), der damals unter Einsatz seines eigenen Lebens und dem seiner Familie über 1200 Menschen auf dem Gelände seines Hotels vor dem sicheren Tod bewahrte.
George bemüht sich dabei darum, ein möglichst facettenreiches Bild der damaligen Situation im Land selbst sowie auch der weltpolitischen Reaktionen zu zeichnen, was imo auch weitgehend gelingt und speziell darin beeindruckt, wie er es schafft, die mörderische Atmosphäre der Geschehnisse zu transportieren und dem Zuschauer begreifbar zu machen, ganz ohne vordergründige blutige Bilder und oft auch alleine mit kleinen Beobachtungen aus der Ferne und Begebenheiten am Rande, die die fortschreitende Bedrohung der Akteure fast physisch spürbar werden lassen.
Bißchen fehl am Platze fand ich persönlich eigetlich nur Nick Nolte, der für meinen Geschmack ein bissl zu sehr den verknarzten John Wayne in der Rolle des Blauhelm-Kommandanten gibt und an dessen Stelle ein weniger hölzern überagierender Schauspieler weitaus besser gepasst hätte.
Aber das ist nur ne Kleinigkeit alles in allem sicher einer der überzeugendsten Filme des vergangenen Kinojahres.
Mit dem Stempel "politisch korrektes Bedenkenträgerkino" kann ich aber nun auch nach dem dritten in dieser Hinsicht wohl "verdächtigen" Film in Folge nicht wirklich sooo viel anfangen, denn was nun so schlecht oder bedenklich oder was auch immer daran sein soll, über das filmische Erzählen solcher Geschichten bei einem breiten Publikum ein Bewußtsein (und damit Diskussionsgrundlagen und -anstösse) für historische Ereignisse oder andere Themen zu schaffen oder auch nur zu fördern, ist mir ehrlich gesagt nach wie vor schleierhaft.
Vielleicht habsch den Wortschöpfer (Gruß an dieser Stelle )aber auch nur mißverstanden.
Man weiss es ned.
#337
Geschrieben 29. Januar 2006, 20:37
Irgendwie versagt mir glaub ich grad mein Kurzzeitgedächtnis , aber ich glaub ich fand's ganz gut, zumindest nicht schlechter als die meisten Lieblingstatorte und spitzenmäßig besetzt bis in die Nebenrollen (außer der Stammbesetzung z.B. noch Marie Bäumer, Vadim Glowna, Susanne Borrmann, Christian Redl) war's eh.
Und dat ist schon viel an einem Montagabend im ZDF Prime Time Gehege.
Bitte mehr davon und vielleicht auch mal nicht immer nur einmal im Jahr.
...ach ja, was mir dann doch noch einfällt, ist, dass mir an einer Stelle die musikalische Untermalung irgendwie doch ziemlich bekannt vorkam. weil man sich da ganz dreist einfach mal John Ottman's Score zu den Usual Suspects bedient hatte, weil man eben halt auch grad irgendwie am Hafen im Wasser mit Schiffen und so war und's grad auch ziemlich mysteriös zuging (haben die sich wohl gedacht)- das war dann doch ein bissl billig und vor allem peinlich, denn mit solchen Kalibern konnte sich det janze denn doch nicht wirklich messen...
Aber sonst woll'n wa echt nücht meckern.
#338
Geschrieben 31. Januar 2006, 21:06
Überwiegend öde und vorhersehbare Schatz-Hatz vom Bruckheimer Reißbrett (inklusive sämtlicher dazugehöriger Grausamkeiten wie dem üblichen Hans-Zimmer-Klon bedingten Gehörgangherpes), die sich nicht einmal die Mühe macht, die diversen pomadigen Plot-Twists und -Löcher zu erklären und in der mindestens 4 Stars (Nicolas Cage, Sean Bean, Harvey Keitel, Jon Voight) zu viel mal wieder in den schon zigfach dargebotenen immergleichen Rollen rumspringen, die sie anscheinend immer dann annehmen, wenn mal wieder Ebbe in der Haushaltskasse zu sein scheint.
Das alles wäre ja noch gar nicht mal so schlimm, wenn's denn nicht zu mindestens 2 Dritteln einfach nur kreuzenlangweilig wäre.
Den interessanterweise einzigen Lichtblick bietet ausgerechnet uns german Frollein Diane Kruger, die dem einmal mehr arg hölzernen Nicolas Cage schon allein durch ihre Ausstrahlung jede einzelne Szene stiehlt - wenigstens ein kleines bißchen natürlicher Glanz in einem sonst rundum künstlichen Box-Office-Vehikel.
National Trash.
#339
Geschrieben 04. Februar 2006, 11:13
Der bietet jetzt eigentlich gar nicht so furchtbar viel neues an der Biopic-Front (wie sollte er auch), ist aber trotzdem überaus sehenswert, weil er das große Problem der meisten Filme aus dieser Ecke - das relativ unspannende bloße Runterrattern von Lebensstationen der Hauptfigur - an und für sich recht clever im erträglichen Rahmen hält, da er sich nur mit einem abgegrenzten Abschnitt aus Johnny Cashs Leben beschäftigt und sich da vor allem auf dessen zeitweilige Drogenprobleme, den fortwährenden Konflikt mit dem Vater und vor allem die Geschichte seiner Liebe zu June Carter konzentriert.
Wohltuend ist dabei auch, dass es Mr. Mangold offensichtlich nicht nur um verklärte Heiligenverehrung ging und der Film sich durchaus auch mit den "dunklen Seiten" des Man In Black beschäftigt, die Cash ganz sicher nicht ausschließlich in einem guten Licht da stehen lassen.
Die absolute Sensation dieses Films sind unter dem Strich allerdings seine beiden fantastischen Hauptdarsteller, Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon, die ihre beiden Figuren auf fast gespenstische Art und Weise wieder zum Leben erwecken und das nicht zuletzt durch die zahlreichen selbstgesungenen musikalischen Beiträge, die mitunter wirklich unter die Haut gehen - und das sag ich, obwohl ich noch nicht mal soooo viel Ahnung hab vom Meister und meine Kenntnisse sich eher nur auf ein Dutzend der bekanntesten Gassenhauer beschränken...
#340
Geschrieben 05. Februar 2006, 14:50
USA 2004 - R: Martin Scorsese - DVD: Buena Vista - 04.02.06
Mal wieder einer der Filme, bei denen man irgendwie nicht so recht weiss, ob man nun lachen oder weinen soll.
Äußerlich stimmt da im Grunde fast alles, grandiose Besetzung (in der der freilich gute DiCaprio durchaus noch von Cate Blanchetts fantastischem Katherine Hephurn Portrait überstrahlt wird), erlesene Ausstattung und absolute Detailbesessenheit - wobei gerade letztere dem Film wiederum auch nicht durchgehend gut tut.
So war mir während des Schauens z.B. die merkwürdige Farbgestaltung (vorherrschend grün und rot) in der ersten Hälfte eher schleierhaft - ein Mittel, das für mich eher noch zusätzliche Distanz zum Geschehen geschaffen hat, weil es einfach sehr künstlich rüberkommt. Dass Scorsese diese als kleine Reminiszenz an die Entwicklungsstadien des Farbfilms eingebaut hat, hat mir da eher wenig genützt, das war dann wie viele andere Informationen und Details rund um die Hauptfigur ein Wissensdefizit, dass dann eher für Abstand sorgt als für Nähe und einem den Zugang zur eigentlichen Handlung auch nicht wirklich erleichtert - und das bei einem ohnehin auf emotionaler Ebene mehr als unterkühltem Werk.
So weiss ich viele Aspekte des Films eigentlich auch jetzt erst richtig zu schätzen (die Sache mit der Farbe gehört sicherlich nicht dazu, die halte ich auch jetzt noch für ein eher unglücklich gewähltes Stilmittel), nachdem ich mich ein wenig über die Persönlichkeit Howard Hughes informiert habe.
Das lässt für mich allerdings auch den Schluss zu, dass dieser im Film hinsichtlich seiner menschlichen Qualitäten noch viel zu gut wegkommt und nur im Ansatz als der Despot dargestellt wird, der er vor allem gegenüber seinen Mitarbeitern sowie seinen zahlreichen Liebschaften stets gewesen sein muss - und das lange bevor er schließlich vollends dem Wahnsinn verfallen ist. Scorsese hat sich weit mehr auf die in der Tat unbestrittenen Verdienste einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Film- und Luftfahrtgeschichte konzentriert - was letztlich sicher auch legitim ist.
Trotzdem hat mir das Ganze nun im Nachhinein doch ganz gut gefallen, weshalb ich eigentlich auch jedem raten würde, der den Film noch nicht gesehen hat, sich über dessen Hintergründe ein wenig zu informieren. Könnte mir vorstellen, dass man dann beim Sehen doch ein bißchen mehr Spaß daran hat, zumal historisch einordnende und inhaltlich erklärende Hilfestellungen im Film selbst die absolute Ausnahme sind und man selbst am Ende nicht erfährt, was aus Hughes schließlich geworden ist und mit einem Haufen Fragezeichen zunächst ratlos zurückbleibt.
Und das sollte man sich eigentlich ersparen.
#341
Geschrieben 05. Februar 2006, 15:42
GB/USA 1977 - R: Lewis Gilbert - TV/DVD: ARD/MGM - 04.02.06
Nach zwei zunächst eher mäßig aufgenommenen Anläufen Roger Moores in der Rolle der britischen Doppelnull besann man sich hier wieder vollends auf das altbewährte Höher-Schneller-Weiter-Prinzip und verhalf damit Moore endgültig zu Sattelfestigkeit und vor allem eigenem Stil gegenüber den Vorgängern in der Rolle.
Spaß macht das hier vor allem deshalb, weil die Waage zwischen Klamauk und tatsächlich atemberaubenden Spektakel traumwandlerisch sicher gehalten wird - was den Film für mich zumindest neben FOR YOUR EYES ONLY (1981) zu Roger Moores gelungendstem weil unterhaltsamsten Auftritt als James Bond macht.
Interessant ist zudem, dass dies der erste Film der Serie war, der vollständig ohne Flemings Romanvorlage auskommen musste. Lediglich der Titel ist einer von Flemings Kurzgeschichten entnommen, in der Bond selbst aber nur als Randfigur vorkommt und die auch sonst absolut nichts gemein hat mit dem Inhalt des Films.
Dass die Autoren Wood und Maibaum dabei kräftig im eigenen Revier wilderten - wesentliche Teile des Handlungskorsetts sind praktisch 1:1 aus YOU ONLY LIVE TWICE (1967) übernommen - ist allerdings fast zweitrangig und wurde für dass, was in späteren Jahren noch folgen sollte fast schon zur guten Sitte der Reihe, die häufig die selben Versatzstücke lediglich immer wieder mit neuen Schauwerten verpackte.
Diesen hier sehe ich jedenfalls immer wieder gerne mit dem größten Vergnügen.
Nobody Does It Better!
#342
Geschrieben 11. Februar 2006, 14:06
BRD 2005 - R: Lars Jessen - TV: arte - 30.01.06
Justament an dem Tag gesehen, an dem ich im WOM ma eben die erste Dallas-Staffel für kleines Geld hab mitgehen lassen - watten Zufall
Ein paar Tage nachdem Bobby den Löffel (hat sich ja dann später rausgestellt, dass des doch alles nur vonna ollen Pamela geträumt war) abgegeben hatte ist uns dann auch noch der Reaktor von Tschernobyl um die Ohren (wat leider nicht geträumt war) geflogen, beides findet Erwähnung in diesem an sich ganz amüsanten 80er Ökokommunen-Zeitgeistpanorama, das mich zwar jetzt nicht grad vom Hocker gerissen hat, aber allemal für kurzweilig-nostalgische 90 Fernsehminuten bestens geeignet war.
Mehr muss man da jetzt glaub ich auch auch ned zu sagen.
#343
Geschrieben 26. Februar 2006, 11:29
BRD 2006 (TV) - R: Rainer Matsutani - TV: ARD - 05.02.06
Mal wieder beste Unterhaltung vom besten Tatort-Gespann aus Münster und dieses mal hat man sich mit dieser wunderbar schrulligen Hommage an die klassischen "Who dunnit" Plots der Agatha Christie Krimis sogar besonders viel Mühe gegeben.
Das Ermittlergespann Thiel/Boerne überzeugt auch diesmal wieder auf ganzer Linie und vor allem Jan-Josef Liefers scheint hier wirklich die Rolle seines Lebens gefunden zu haben. Für mich eine der besten Serienperformances überhaupt im deutschen Fernsehen und zudem auch noch wirklich lustig. Und von welcher Erscheinung im teutonischen Flimmerkisteneinerlei könnte man das schon noch heutzutage mit Fug und Recht behaupten? Von nicht eben vielen...
Spitze!
#344
Geschrieben 26. Februar 2006, 13:41
USA 2005 - R: Steven Spielberg - Kino: Metropol Bonn - 06.02.06
Bevor man sich auf die inhaltliche Ebene einlässt ist das zunächst mal ein überaus fesselnder Thriller im Stil der berühmten Politthriller der 70er Jahre, von dem man sich zunächst einmal auch nur ganz hervorragend unterhalten lassen kann, selbst wenn man nichts mit irgendwelchen politischen Botschaften am Hut hat.
Darüber hinaus schafft es Spielberg aber in diesem Film wie in kaum einem seiner anderen "ernsten" Werke, den Zuschauer selber urteilen zu lassen und eben gerade nicht mit plumpen Botschaften zu nerven und mit öder Schwarz-Weiss Malerei zu langweilen.
"MÜNCHEN" beschreibt unter dem Strich das pure Konzentrant blanken Terrors, bei dem es gar nicht mehr darauf ankommt, welche Ursache er hat und der längst Selbstzweck geworden ist, ungeachtet der Frage, ob es am Ende überhaupt die "Richtigen" getroffen hat. Irgendjemand muss halt dran glauben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, eben der unheilvolle Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt, der sich nicht nur im nahen Osten bis zum heutigen Tage fortgesetzt hat und in dem der Anschlag auf das New Yorker WTC (das sich wie ein Fingerzeig in die Zukunft in der Schlußsequenz des Films in weiter Ferne ins Bild schiebt) auch schon nicht mehr viel mehr war, als eine Fußnote der Geschichte, die auch nur eine weitere Eskalation nach sich gezogen hat, die bis heute andauert.
Freilich ist Spielberg auch hier nicht alles gelungen - wenn sich etwa Avner mit der Herzallerliebsten angestrengt kopulierend in den Kissen wälzt um den ehelichen Pflichten nachzukommen und parallel montiert sich die Attentäter von München dem blutigen Ende des Geisledramas entgegenbomben, dann mag das vielleicht als Verbildlichung dessen gemeint sein, wie sehr die Gewalt von Avners täglichem Leben bereits Besitz ergriffen hat - im Kinosaal möchte man sich dennoch peinlichst berührt am liebsten hinter dem Sitz verkriechen angesichts solch platter und vor allem geschmackloser Symbolik.
Und auch wenn es Spielberg vielleicht nicht darauf angekommen ist, eine 1:1 Dokumentation der Tathergänge von 1972 anzufertigen und es generell vielleicht nicht mal nötig ist, einen Film der "München" heißt auch in München zu drehen (sondern stattdessen in Budapest), so wirkt es dennoch mehr als billig und amateurhaft, wenn man das weltbekannte Münchner Olympiastadion mit seiner charakteristischen Architektur einfach durch irgendeinen Allerweltsstadionbau ersetzt und sich auch noch entblödet "Olympiastadion München" aussen drauf zu schreiben. Diese Peinlichkeit hätte bei den heutigen technischen Möglichkeiten nu wirklich nicht sein müssen, da hätte Spielberg diese ohnehin schon kurze Einstellung besser ganz weggelassen. Das aber denn auch nur für Korinthenkacker.
Ansonsten aber überaus sehenswert, keine Frage.
#345
Geschrieben 05. März 2006, 17:07
USA 2000 - R: Roger Donaldson - DVD: Kinowelt - 12.02.06
Da gibts praktisch nix zu meckern: überaus spannende und klasse besetze filmische Aufbereitung eines hochdramatischen Stücks Zeitgeschichte (der Kuba-Krise '62), die uns vor allem einiges darüber verrät, wie Politik funktioniert und vor allem wie sie zu Zeiten des kalten Krieges funktioniert hat.
Für Kevin Costner seinerzeit ein kleiner Lichtblick am Ende einer langen Durststrecke nach den großen Erfolgen zu Beginn der 90er Jahre (er spielt den Präsidentenberater Kenny O'Donnell), ist das allerdings vor allem ein Film der Schauspieler aus der zweiten Reihe, wie etwa Bruce Greenwood (JFK), Steven Culp (RFK - welch verblüffende Ähnlichkeit!) oder Dylan Baker als Robert McNamara. Die tragen das Geschehen in erster Linie und tragen neben der gekonnten Montage von Archivmaterial und neugedrehten Szenen nicht eben wenig zur dramatischen Authenzität und Glaubwürdigkeit dieses Films bei.
Mitunter fragt man sich während des Films durchaus, wie die Welt wohl heute aussähe, wenn in diesen Tagen damals nicht doch am Ende die Besonnenheit der Politiker auf beiden Seiten des Vorhangs gewonnen hätte, selbst ungeachtet der diversen konventionellen Stellvertreterkriege, die in den Jahren danach noch folgen sollten - das vor allem auch auf Deutschland und West-Berlin bezogen, das wohl an aller erster Stelle unter der Reaktion der russischen Seite zu leiden gehabt hätte.
Klasse ist übrigens auch die Ausstattung der DVD, die in punkto Hintergrundinformationen wirklich keine Wünsche offen lässt und der gegenüber die gruselige Bildqualität des Hauptfilms eigentlich jeglicher Beschreibung spottet.
Klasse Film, das!
#346
Geschrieben 05. März 2006, 17:41
USA 2005 - R: Walter Salles - DVD: Buena Vista - 24.02.06
Aufgrund Hauptdarstellerin Jennifer Connelly, gekonnter Kameraarbeit (Affonso Beato) und illustrer Supporter-Riege (u.a. Tim Roth, Pete Postlethwaite, John C. Reilly) ziemlich gutaussehendes und relativ bekömmliches US-Japanisches Horrorremake (ein Glück, dass der Herr Nakata nicht wieder selbst Hand anlegen durfte).
Hat Atmosphäre und ist auch nicht ganz unspannend, kurzum:
Kann man sich mal angucken, Mrs. Connelly zu Ehren vielleicht auch zweimal.
#347
Geschrieben 09. März 2006, 18:29
USA 1996 - R: Milos Forman - DVD: CTHE (UK) - 25.02.06
In Zeiten des fortwährenden Karikaturenstreits verblüffend aktuelle und zudem auf weitgehend wahren Begebenheiten basierende Groteske um den weltbekannten Schmuddelproduzenten, seinen Werdegang und vor allem dessen gerichtliche Auseinandersetzungen um die Freiheit des Wortes und der Bilder.
Forman inszeniert dies mit gewohnter Souveränität und Detailtreue ohne übermäßigen moralischen Zeigefinger und stets mit augenzwinkerndem Humor und wie in den meisten seiner anderen Filme verfügt er auch hier über eine sensationelle Besetzung, in der speziell Woody Harrelson sich wahrlich selbst übertrifft und in Cobain-Witwe Courtney Love auch noch ne kongeniale Ergänzung findet.
Amüsantes Detail am Rande: Larry Flynt himself verknackt sich in einer der diversen Gerichtsverhandlungen per witzigem Cameo als Richter selbst und schickt sein Alter Ego im Film hinter schwedische Gardinen.
Der Film bleibt natürlich trotz des schlüpfrigen Themas in dem, was er den tatsächlich zu zeigen wagt eher handzahm und ein wenig bieder, das ist aber auch das einzige Manko, das mir im Moment dazu einfällt.
Ansonsten auch nach dem wiederholten Sehen ne klare Empfehlung, nicht zuletzt auch mit Blick auf die attraktiv ausgetattete britische DVD.
#348
Geschrieben 10. März 2006, 14:45
GB 2004 - R: Michael Winterbottom - DVD: CTHE - 05.03.06
Das Problem bei so experimentellen Werken wie diesen ist im Grunde, dass man während des Sehens eigentlich auch nie so richtig darüber hinweg sehen kann, dass es sich letztlich auch wieder nur um einen Versuch handelt - in diesem Fall zum wiederholten Mal eben Arthauskino mit expliziten sexuellen Darstellungen zu verbinden - und das ist hier vor allem deshalb so, weil der Film an sich schon auf jeglichen Handlungsfluss verzichtet und sich kaum die Mühe gibt, als mehr daherzukommen wie eine rein schematische Versuchsanordnung.
Hier ist das über knapp 70 Minuten so angelegt, dass sich der britische Polarforscher Matt (Kieran O'Brien; der scheinbar nur deshalb Polarforscher ist, weil die Eiswüste so schön für die ein oder andere Metapher hinsichtlich des Charakters von Beziehungen zu gebrauchen war) an eine etwa 1 Jahr währende Beziehung zu einer amerikanischen Austauschstudentin (Margo Stilley) erinnert, und sich an den Dingen entlanghangelt, die ihm offenbar am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben sind: Sex, Drugs & Rock'n'Roll. Und so wechseln sich durchaus hörens- und sehenswerte Live Acts einger der interessantesten Alternative Rock Bands ab mit mehr oder minder spektakulärer Bettakrobatik (die auf durchaus gelungene Weise in Szene gesetzt ist) - ebendas über die besagten 9 Songs (darunter übrigens auch ein Konzertclip des grandiosen Michael Nyman) - und das war's.
Ich fand's jetzt trotzdem speziell deshalb nicht schlecht, weil mir erstens die Musik gut gefallen hat, zweitens die beiden Protagonisten nicht unsympathisch waren und durchaus überzeugend agierten und drittens das ganze mit 70 Minuten recht kompakt und deshalb kurzweilig bemessen war. Ich kann allerdings auch jeden verstehen, der sich dabei möglicherweise über die gesamte Distanz feierlich gelangweilt hat.
Von den diversen anderen Hardcore goes Mainstream - Projekten der letzten Jahre konnte ich zumindest mit diesem hier noch am meisten anfangen, auch wenn etwa Patrice Chéreaus Intimacy inhaltlich weit mehr zu bieten hatte. Lebendiger sind die 9 Songs mir da allemal.
#349
Geschrieben 18. März 2006, 10:55
BRD 2005 (TV) - R: Christoph Stark - TV: Eins Festival - 11.03.06
Am Mittwoch zuvor zum eigentlichen Sendetermin im Ersten verpasst, zufällig pünktlich in diesem seltsamen ARD-Digital-Bastard noch erwischt - scheint also doch zuwas Nütze zu sein.
Der Film selbst ist mal wieder ganz fantastisch gespielteTV-Filmkost, die sich an sich sicher auch im Kino nicht schlecht gemacht hätte - so halt nur ein bemerkenswerter Fernsehmoment.
Erzählt wird die Geschichte des 20jährigen Paul (Ludwig Blochberger), der erfährt, dass sein Vater (Christian Berkel) nicht, wie ihm immer erzählt wurde, vor vielen Jahren als heldenhafter Entwicklungshelfer in Indien gestorben ist sondern sich seinerzeit mehr oder minder einfach aus dem Staub gemacht und Muttern einfach mit ihm sitzengelassen hat.
Pauls Bemühungen daraufhin, Kontakt und Beziehung zum Vater aufzubauen, scheitern zunächst daran, dass dieser nur wenig Interesse daran zeigt, sein derzeit heiles Familienidyll durch die Aufdeckung seiner Lebenslüge in Wanken zu bringen. Paul gibt jedoch nicht auf und macht sich gewissermaßen durch die Hintertür über dessen Tochter Susa (Katharina Schüttler), seine Halbschwester, in der Familie breit und setzt den Vater damit zunehmend unter Druck.
Einziges Manko auch an dieser Produktion ist leider mal wieder das leidige 90 Minuten Korsett, das so manche Entwicklung in der schnellen und kurzen Abfolge nicht immer glaubwürdig erscheinen lässt.
Dennoch aber überaus sehenswert, da äußerst spannend und dicht inszeniert.
#350
Geschrieben 21. März 2006, 20:20
GB 2005 - R: Steve Box & Nick Park - DVD: DreamWorks - 12.03.05
Von der ersten bis zur letzten Minute ein einziger großer Spaß, ein Film, einfach nur zum Knuddeln!
Hat ja nun ein Weilchen gedauert, bis die beiden Helden es aus den Kurzfilmen nun ins abendfüllende Programm geschafft haben, aber das Warten hat sich definitiv gelohnt und ich vermute mal, dass man dieses faszinierende Animationskabinettstückchen gar nicht oft genug sehen kann, um wirklich alle Details in angemessener Form würdigen zu können und in Sachen Filmhandwerk hat dieser Film sogar nicht eben wenigen Realfilmen noch so einiges voraus, die in Überladungen sinnloser Effekthaschereien regelmäßig selbstgefällig in sich zusammensacken - und das ganz ohne, dass diese sich noch mit der Akribie und dem Aufwand einer solchen Stop-Motion-Produktion herumschlagen müssen.
Klasse!
#351
Geschrieben 23. März 2006, 20:31
USA 2005 - R: Andrew Niccol - DVD: Momentum (UK) - 14.03.06
Als Stanley Kubrick Anfang der 60er die an sich durchgehend ernsthafte Romanvorlage ("Red Alert" von Peter George) zu "Dr Strangelove" zu einem Drehbuch verarbeitete, soll ihm der Überlieferung nach die dort erzählte Geschichte von dem beiläufig ausgelösten Atomkrieg derart absurd und monströs vorgekommen sein, dass ihm letztendlich gar nichts anderes mehr übrig geblieben sei, als sich der höchst beunruhigenden Angelegenheit in Form einer Komödie zu nähern.
Sehr viel anders dürfte es da wohl auch Mr. Niccol nicht ergangen, als er die (Un)Taten mehrerer realexistierender Waffenschieber in einer Figur vereinte und auf Zelluloid bannte, nur dass es in "Lord Of War" weniger um die großen Bomben, sondern viel mehr um die systematische Bewaffnung von allem und jedem zu jeglichem Preis und das groteske Verwischen von Gut und Böse unter dem totalen Verlust jeglicher Form von Moral geht. Die Verwicklungen von Regierungen in den internationalen Waffenhandel ist indes sicherlich keine wirklich neue Erkenntnis - wie das aber in diesem Film auf den Punkt gebracht wird, ist wahrlich durchweg atemberaubend - und in letzter Konsequenz wie ein schallender Schlag ins Gesicht des werten Zuschauers, der am Ende letztlich nur kurz in Genugtuung baden darf, wenn der vermeintliche bad guy (schon lang nimmer so gut: Nicolas Cage!) seiner gerechten Strafe zugeführt zu werden scheint.
Lord Of War ist ein politisch alles andere als korrekter Tritt unter die Gürtellinie, genau da hin, wo's weh tut und er verzichtet mit Nachdruck darauf die Gemeinde in irgendeine Form von Sicherheit zu wiegen . Und eben das ist selbst innerhalb des derzeit offenbar wieder zunehmend raumgreifenden politischen Gewissens im amerikanischen Kino wohl noch eher die Ausnahme.
Mr. Kubrick hätte zweifellos seine Freude dran gehabt...
#352
Geschrieben 23. März 2006, 21:14
BRD 2003 (TV) - R: Lars Kraume - TV: ARD - 17.03.06
Wenn ich mich nicht ganz vertue, müsste ich damit die bisherigen Münster-Tatorte (= Lieblingstatorte) eigentlich komplett haben.
Der hier räubert zunächst mal - und das nicht nur im Titel - ganz unverblümt bei Gary Fleders nahezu namensgleichem Don't Say A Word, nur dass sich hier nicht Michael Douglas und Brittany Murphy ein Stelldichein geben, sondern lediglich unsere ungleich sympathischeren Münsteraner Tatörtler sich mit der nicht ganz so maulfaulen, aber kaum weniger derangierten Jenny Schily (jau, Ottos Tochter) abgeben müssen.
Das ist im Endeffekt ebensowenig großes Kino wie das oben genannte grobe Vorbild, aber sympathischer und unterhaltsam ist es allemal, eben grundsolides deutsches TV-Krimi-Handwerk.
Für die Münster-Tatorte war dieser hier vielleicht der noch am wenigsten komödiantische und geradlinigste - auch wenn natürlich auch diesmal nicht auf die ein oder andere göttliche Schrulle (wie etwa die heimlich auf dem Klo rauchende Staatsanwältin) verzichtet wurde.
Jaaaa, und natürlich ma widda Frollein Krusenstern: schnuckischste Kommisarsassistentin evah...
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#353
Geschrieben 13. April 2006, 19:11
USA 1996 - R: Paul Thomas Anderson - DVD: SPHE - 18.03.06
Grandios gespielte und wohltuend unaufgregte Charakterstudie aus der Stadt der Spieler. Andersons Kinoerstling ist dabei weitaus weniger "groß" angelegt als dessen Nachfolger Boogie Nights und Magnolia - ein glückliches Händchen bei der Führung und Auswahl eines beeindruckenden und gleichberechtigt auftrumpfenden Ensembles (inklusive einiger nun fast schon "Anderson-Regulars") beweist er aber auch hier schon.
Sehenswert!
#354
Geschrieben 13. April 2006, 19:48
BRD 2006 (TV) - R: Hendrik Handloegten - TV: ARD - 19.03.06
Als oller Lokalpatriot müssten die Herren Ballauf und Schenk an sich = Lieblingstatortermittler sein, leider sindse aber nur Zweitlieblingstatortermittler weil die Herrschaften aus dem Münsterland in Regel halt noch nen Tick origineller und einfach "anders" sind. Aber zweiter Platz ist ja auch schon wat.
Schön finde ich bei den Kölner Tatorten ja speziell immer den hohen Wiedererkennungswert der Schauplätze - da ist man halt fast selbst schon mal überall gewesen und so hat das beim Schauen halt immer schon so'n kleines Gefühl von "Heimat" - da ändert selbst die Tatsache nicht viel dran, dass an Bär und Behrendt an sich so gar nix kölsches ist und der eine sogar mal in Düsseldorf ( ) in der selben Kommisarsrolle "glänzen" durfte.
Mit dem Wiedererkennen war das bei diesem Tatort allerdings schon so ne Sache, Regisseur Hendrik Handloegten (Liegen lernen) hat sich alle denkbare Mühe gegeben, dem Ganzen einen überaus düster/metallenen Look zu verpassen und mitunter musste man sich schon zwischenzeitlich mal kneifen hinsichtlich der Tatsache, dass man sich in nem deutschen Fernsehkrimi und nicht in nem amerikanischen Großstadtkrimi von Michael Mann's Gnaden befand - das wiederum aber auch wohlgemerkt nur auf die tatsächlich gekonnte Optik und keineswegs auf den Inhalt bezogen.
Der war dann doch wieder sehr deutsch und sehr Fernsehkrimi und ab einem bestimmten Zeitpunkt auch leider mal wieder durchaus vorhersehbar.
Lobend zu erwähnen bleiben noch die immer sehenswerte Nicolette Krebitz sowie Jo Bausch, der tatsächliche Werler Gefängnisarzt, der hier immer den Pathologen gibt und hier tatsächlich mal ne etwas größere Rolle bekommen hat als die sonst üblichen kurzen Frotzeleien.
#355
Geschrieben 13. April 2006, 20:15
A Grand Day Out (1989)
The Wrong Trousers (1993)
A Close Shave (1995)
R: Nick Park - DVD: DreamWorks - 21.03.06
Die mussten denn nun auch noch mal sein nach dem Riesenkarnickel und die stehen - vielleicht mal abgesehen von dem noch etwas holprigen und ein bißchen drögen A Grand Day Out - dem Kinofilm auch in nichts nach und sind vielleicht sogar trotz bzw. gerade wegen ihrer Kürze hier und da noch einen Tick besser, weil eben so manche Idee, die im Kinofilm zum Einsatz kam im Kurzfilm schon ordentliche Dienste verrichten konnte und da auch noch um einiges frischer wirkte.
Aber auch hier gilt natürlich trotzdem:
Großahgroßah Spassssss!!!
#356
Geschrieben 17. April 2006, 10:37
USA 2005 - R: David Cronenberg - DVD: Warner - 14.04.06
Der Film zum Karfreitach. Der erste komplette Film auf der neuen Glotze.
Das ist nun von der reinen Geschichte her nicht wirklich was neues, was uns der Herr Cronenberg da in einem seiner noch am leichtesten konsumierbaren Werke auftischt, in der Umsetzung ist das aber durchaus bemerkenswert und vor allem ganz fantastisch gespielt. Und das ebenso von den offensichtlich mit einigem Spaß an der Freud chargierenden Herren Harris und Hurt, wie auch ganz besonders von Viggo Mortensen (selbst wenn man bei Howard Shores schwurbeliger und nicht immer passender Musike dauernd damit rechnet, dass gleich Frodo und Sam um die Ecke kommen) und der einmal mehr umwerfenden Maria Bello.
Wie deren heile Kleinstadtidylle quasi minütlich in sich zusammenbricht und den braven Tom Stall gnadenlos die Geister der Vergangenheit befallen ist denn schon fast schon wieder eine Verwandlung von Cronenbergschen Ausmaßen und da ist dann selbst der schon wieder irgendwie doch bei seinen Leisten geblieben.
Atmosphärisch dicht und ungemein spannend.
#357
Geschrieben 22. April 2006, 14:59
BRD 2005 - R: Marc Rothemund - DVD: Warner/X-Film - 15.04.06
In der Schwemme der WW2-bezogenen Filme der vergangenen zwei Jahre in Fernsehen und Kino war das sicherlich einer der beeindruckenderen Beiträge, beeindruckend vor allem deshalb, weil hier nicht auf weichgespültes Katastrophenmelodram oder überkandidelte Nazigrößen-Geisterbahn gesetzt wurde, sondern man einzig und allein auf die Kraft der mehr oder weniger so stattgefundenen Begebenheiten gesetzt hat und damit letztlich auf nahezu ganzer Linie gewonnen hat.
"SOPHIE SCHOLL - Die letzten Tage" verzichtet praktisch gänzlich auf reisserische oder actionlastige Elemente und konzentriert sich vielmehr auf den staatlichen Terror im Alltag des dritten Reiches und das Opfer, das ein paar junge Leute knapp zwei Jahre vor Kriegsende bringen mussten, alleine deshalb, weil sie den Mut besaßen, zu Zeiten ihre Meinung zu sagen, zu denen man dies jederzeit mit dem Leben bezahlen konnte.
Wie dort eine gerade mal 21 Jahre alte junge Frau vor ihren Mördern zu bestehen weiss und auch in größter Aussichtslosigkeit zu ihrer Sache steht ringt einem schon einigen Respekt ab, zumal dann, wenn man berücksichtigt, dass die Inhalte der Verhöre eben nicht alleine der Feder von Drehbuchautoren, sondern zum Teil den tatsächlichen Protokollen der Vernehmungen entnommen sind. Die Schauspieler - allen voran Julia Jentsch in der Titelrolle - agieren dabei wohltuend zurückgenommen und eben deshalb auch gerade so überzeugend.
Ein wenig Freakshow a la "Untergang" gibt es lediglich in Form von Andre Hennickes Darbietung des "Volksgerichtshofs"-Präsidenten Roland Freisler, einer der widerwärtigsten Figuren aus der zweiten Reihe des Regimes - das wird man allerdings auch nur dann als übertrieben empfinden, wenn man den nie irgendwann mal in den diversen existierenden Originalaufnahmen erleben durfte. Damit verglichen ist Hennickes Spiel nämlich fast noch zurückhaltend.
#358
Geschrieben 22. April 2006, 19:01
BRD 2003 (TV) - R: Franziska Meyer-Price u.a. - DVD: Universum - 04/2006
Hach ja, was soll ich schreiben? Habe diese Staffel eigentlich schon vor ein paar Monaten mal angefangen zu schauen, aber dann nach einigen Folgen ein wenig die Lust dran verloren weil sich die Grundzüge der Geschichten um Hauptfigur Lolle irgendwie stets zu wiederholen schienen und mir das ganze Lieb-ich-diesen-oder-lieb-ich-jenen-Geschmölze dann doch irgendwann gründlich auf den Wecker ging.
Eingestiegen bin ich jetzt vor allem der Vollständigkeit halber um halt mal alles gesehen zu haben und zumindest dann die letzten zwei Staffeln im Zuge der derzeitigen Wiederholungen in der Glotze gewinnbringend verscherbeln zu können.
Eigentlich wirklich Schade, dass den Schreibern nach den spritzigen ersten beiden Staffeln offenbar ziemlich die guten Ideen ausgegangen und man sich dann vorwiegend in Wiederholungen und Variationen der ersten beiden Durchgänge festgeklammert hat. Wäre letztlich wünschenswert gewesen, wenn man sich in den Geschichten mal ein wenig vom Stammschauplatz und den Figuren gelöst hätte und sich auch thematisch mal etwas aufgefrischt hätte und sich nicht nur immer in irgendwelchem Herzschmerzgedöns verheddert hätte.
So bleiben ein paar gute Einzelfolgen in dieser Staffel, in denen man zumindest ne ansatzweise Vorstellung bekommt, was möglich gewesen wäre, wenn man nur mal ein bißchen mehr gewagt hätte.
Tja.
#359
Geschrieben 29. April 2006, 17:50
BRD 2005 (TV) - R: Stephan Wagner - TV: ARD - 19.04.06
vater, mutter, kind - und die böse frau vom amt
Um diesen Fernsehfilm, in dem ein minderbegabtes Elternpaar in die Mühlen von Jugendämtern, Pädagogen und Gerichten gerät und sein Kind verliert, rankt sich ja die merkwürdige Geschichte, dass er den ARD-Oberen nach Fertigstellung wohl nicht Primetime-kompatibel genug gewesen sein soll und man ihn deshalb erstmal bei 3sat und Arte "versteckt" hat und dann den selben (auf einer wahren Begebenheit beruhenden) Stoff nochmal mit der verglichen mit Juliane Köhler und Matthias Brandt ungleich putzigeren Anna Loos unter dem Titel "In Liebe eine Eins" (Hilfe!!!) verfilmt hat - diesmal handwarm für die Pilcherklientel vorgeschmolzen und der dafür üblichen vollen Kitschbreitseite versehen.
Nu ham sie ihn doch noch aus der Versenkung geholt, man konnte scheinbar nicht mehr anders. nachdem der Film im Gegensatz zu seinem lauwarmen Nachklapp unversehens mit diversen Preisen versehen wurde.
Die diversen, auch in diesen Tagen wieder fleissig verfassten Lobeshymnen auf den Film kann ich allerdings beim besten Willen nur sehr bedingt nachvollziehen, den in seiner arg holzschnittartigen Verkürzung ist das Ganze doch eher ärgerlich und wirft zudem ein überaus unfaires, klischeehaftes und eindimensional, verallgemeinerndes Licht auf Jugendämter, Gutachter und Pädagogen. Wenn man bedenkt, dass die Geschichte einen authentischen Hintergrund hat, wird einem zwar in der Tat Angst und Bange angesichts des geballten fachlichen Uvermögens bis hinein ins oberste deutsche Gericht - das aber dann fast ohne jeglichen Inhalt einfach so stehen zu lassen ist dann irgendwo schon ziemlich schwach und fast schon fahrlässig. Damit dürfte das Werk der Alternativversion wohl in keinster Weise nachstehen.
Jegliches Lob verdient haben allerdings absolut die beiden großartigen Hauptdarsteller, Matthias Brandt und Juliane Köhler, die wirklich anrührend spielen und unter dem Strich dann mit Sicherheit so einigen Boden gut machen können - nicht nur gegenüber der später produzierten Schmalzversion.
#360
Geschrieben 30. April 2006, 11:08
USA 2001 - R: Ron Howard - DVD: DreamWorks - 26.03.06
Was mir das wohl sagen soll, dass ich den glatt vergessen hatte und nun erst mit einiger Verspätung hier eintrage...?
Was glaube ich ganz gut war, war der Umstand, dass ich über die historische Figur John Nash praktisch nichts gewußt habe, als ich mir den Film angesehen habe und so ist zumindest zu Beginn tatsächlich noch die Frage offen, ob es sich denn nun um Wahnvorstellungen oder um um tatsächliche Ereignisse handelt, die der umtriebige Wissenschaftler Ärzte und Gutachter glauben machen will. Diese Frage löst sich aber dann relativ zügig auf und danach bietet sich schließlich kaum noch mehr als eine mehr oder minder rührige Chronik der Ereignisse im zwar nicht uninteressanten aber in der weiteren Folge doch recht spannungsfrei referierten Leben des späteren Nobelpreisträgers. Ron Howards Begegnung mit dem wirklichen John Nash im Bonus-Material der DVD erscheint da fast schon fesselnder.
Russell Crowe und Jennifer Connelly machen ihre Sache gewohnt gut - auch wenn es fast wie Hohn klingt, dass Connelly ausgerechnet für diese an sich recht einfache Übung den Oscar erhalten hat, während sie für ihre tatsächliche Ausnahmeleistung in Aronofskys "Requiem For A Dream" noch nicht einmal nominiert war.
Aber wenn ein Film nach dem schlichten Strickmuster von "A Beautiful Mind" die Trophäe für den besten Film erhält und damit solch innovativen Konkurrenten wie "Memento" oder "Moulin Rouge" vorgezogen wird, muss man sich darüber eigentlich auch nicht mehr wundern.
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