KILL BILL - Volume 1 (USA 2003/R: Quentin Tarantino/Kino: Cinedom Köln/18.10.03)
Sage und schreibe sechs lange Jahre ist es jetzt her, dass Quentin Tarantino uns zum letzten Mal mit einem seiner Werke beglückt hat und Jackie Brown hat damals doch zumindest einen Teil der aus Filmen wie Reservoir Dogs, From Dusk Till Dawn und vor allem Pulp Fiction gespeisten Anhängerschaft vor den Kopf gestoßen, da er vergleichsweise konventionell gehalten war, sich Zeit nahm für seine Geschichte und seine Charaktere und sowohl auf übertriebene Gewalttätigkeiten wie auch auf allzu verspielte Verschachtelungen in seiner Erzählweise verzichtete.
Offenbar hatten damals viele erwartet, dass der Mann schon weiter machen würde, wie er angefangen hatte und damit auf Nummer Sicher gehen würde - hat er aber nicht - Pustekuchen.
Dabei haben viele Leute verkannt, dass auch Jackie Brown (den ich für mindestens ebenbürtig mit Pulp Fiction halte), nichts anderes war, als eine liebevolle Hommage - keineswegs eine Neuaflage oder gar Kopie - an die Blaxploitation Filme der 70er Jahre. So, wie Pulp Fiction und die Reservoir Dogs sich aus Motiven des Film Noir nähren, so, wie From Dusk Till Dawn sich lustvoll an Vampir- und Splatterfilmen bedient.
Und das ist es, was Tarantino macht, er nimmt sich seine Genrelieblinge und veredelt diese, macht sie durch geschliffene Dialoge, großartige Schauspieler, gekonnte Montagen und - wie bei Kill Bill - durch furiose Action so gut, wie sie in weiten Teilen niemals gewesen sind.
Und ich muss auch nach diesem vierten Film sagen: es beginnt nach wie vor in keinster Weise langweilig zu werden, ganz im Gegenteil, es wird besser und besser und der gute Quentin beweist sogar, dass er sich ganz nebenbei auch auf dem Actionterrain kein bißchen verstecken muss.
Mit Kill Bill steht diesmal das Hong Kong Action Kino im Vordergrund, allerdings platzt der Film daneben auch gerade zu vor vergnüglichen Querverweisen auf alle anderen bereits oben erwähnten Sparten sowie auf Tarantinos eigene drei Filme und den Italowestern des Sergio Leone.
Es offenbart sich da in knapp zwei Stunden ein absolut mitreißender, Bilder(blut-)rausch, der eigentlich viel zu viel zu bieten hat, als das man alles bereits nach einmaligem sehen ausreichend würdigen könnte und das trotz einer Geschichte, die so schlicht gehalten ist, dass sie fast nicht der Rede wert ist.
Quentin Tarantino ist sich treu geblieben - und hat trotzdem wieder was völlig anderes gemacht - Volume 2 kann kommen!