DON'T COME KNOCKING
BRD/FRA/USA 2005 - R: Wim Wenders - DVD: Kinowelt - 21.05.06
Meine erste Begegnung mit Wim Wenders muss wohl so circa 13 Jahre zurückliegen, da war der U2-Song "Stay (Far Away So Close)" Anlass mal einen Blick in den annähernd gleichnamigen Film zu werfen - allerdings mit eher abschreckendem Ergebnis. Das war mir irgendwie alles zu überambitioniert, verkopft und geschwätzig, was ich da gesehen habe und hat dann schließlich dazu geführt, dass es (wenn man von dem "Himmel über Berlin" Remake "City Of Angels" mal absieht) bis zur nächsten Begegnung dann immerhin 7 Jahre gedauert hat. Das war dann das "Million Dollar Hotel" im Zuge einer Vorlesung, die sich mit "Psychisch Kranken im Film" beschäftigte.
Diese Begegnung fand ich dann schon weit weniger anstrengend, was vor allem an den tollen Bildern im Zusammenhang mit der Musik (auch hier wieder: U2) lag - das half dann ein wenig darüber hinweg, dass Wenders (diesmal auch drehbuchtechnisch in Kollaboration mit unser aller Weltverbesserer Paul Hewson aka Bono) auch hier wieder inhaltlich die ein oder andere Schicht zu dicke aufträgt und immer genau das Stückchen zu bedeutungsschwanger und artifiziell daherkommt, als dass man sich am Ende nicht doch eher genervt und mit der Nase drauf gestoßen vor kommt.
Und das gilt mit gewissen Abstrichen auch jetzt für "Don't Come Knocking", auch wenn diese Geschichte sicher noch recht nahe am Leben geblieben ist und ungleich mehr Nähe zum Geschehen zulässt, als dies etwa bei der forcierten Freakshow im "Million Dollar Hotel" der Fall gewesen ist.
Insgesamt hat's mir jedenfalls eigentlich ganz gut gefallen, eine einfache Geschichte mit starken Charakteren, die durchaus auch emotional über die zwei Stunden zu packen vermochte und handwerklich (speziell Musik und Kamera) ohnehin weitgehend überzeugen konnte.
Etwas ärgerlich fand ich bestenfalls Tim Roth' Auftritt als Versicherungsagent, der chargierte mindestens ebenso blöde und beknackt wie Mel Gibson als Agent Skinner im "Million Dollar Hotel" - aber Figuren wie diese gehören anscheinend dazu bei Wenders ebenso wie die ein oder andere Überzeichnung in anderen Zusammenhängen, die sich aber hier glücklicherweise insgesamt in Maßen halten und dem guten Gesamteindruck letztlich keinen Abbruch tun.
Was bei Wenders nach wie vor zwangsläufig faszinieren muss, ist, welche illustre Schauspielerschar der Mann für seine Filme immer wieder auf's Neue zusammenzubekommen im Stande ist, wenn Wenders ruft kommen sie fast alle, ganz egal ob sie nun Tim Roth, Sam Shepard, Sarah Polley, Milla Jovovich, Jessica Lange oder gar Mel Gibson heißen - und das scheinbar auch zu bezahlbaren Preisen.
Aber um diesem Phänomen auf den Grund gehen zu können, gehören wohl noch ein paar Filme mehr als die 3 1/2, die ich bisher von Wenders gesehen habe.
Bissl Nachholbedarf ist also noch...
...und Empfehlungen werden gerne angenommen.