HULK (USA 2003/R: Ang Lee/DVD: Universal/12.08.04)
You're making me angry. You wouldn't like me when I'm angry.
Schon kurios manchmal, auf welch seltsamen Wegen einen selbst Filme wie dieser noch ungemein zu berühren vermögen.
Ich habe im letzten Jahr für etwa neun Monate beruflich mit einem Jungen zu tun gehabt, der am sogenannten Tourettesyndrom litt, einem (vermutlich) durch einen Stoffwechseldefekt im Gehirn bedingten Anfallsleiden mit vielen verschiedenen Gesichtern, das sich in diesem Fall durch teils absolut maßlose Anfälle rasender Wut äußerte, in denen sich dieser Junge selbst aber auch andere mitunter massiv gefährden konnte. Der Junge zeigte sich dabei als Persönlichkeit mit nahezu zwei gänzlich unterschiedlichen Gesichtern, auf der einen Seite hochintelligent, ungemein höflich und sanft wie ein Lamm, beinahe noch kindlich und für sein (Entwicklungs-)Alter fast schon ein bißchen zurückgeblieben und auf der anderen Seite mit einem erschreckenden Aggressionspotenzial, ein Leben führend auf schmalem Grat, sich zeitweise ständig zwischen beiden Extremen hoch und runterschaukelnd und - ungemein machtlos und hilflos dabei, mit diesem Problem umzugehen und dieses als Teil seinerselbst zu akzeptieren.
Berührend fand ich bei Ansicht des Films, dass so vieles von der grundsätzlichen Tragik dieses Jungen auf die Figur des Hulk - wenn man mal die bewußt überzeichneten phantastischen Elemente und Hintergründe wegnimmt - beinah eins zu eins übertragbar war, vom besonderen Zusammenhang mit der Beziehung zu den Eltern, gegenseitigen Vorwürfen sowie Mord- und Selbstmorddrohungen bis hin sogar zu einer gewissen äußeren Ähnlichkeit zum Helden des Films, sowohl im gemäßigten, als auch im rasenden Zustand (abgesehen natürlich von grüner Farbe und sonstiger Wandlung meine ich das absolut ernst, wenn ihr den Jungen mal gesehen hättet, ihr wärt verblüfft!).
In solchen manchmal erstaunlichen Gemeinsamkeiten mit dem wirklichen Leben steckt wahrscheinlich auch der Schlüssel zum Großteil des Erfolges der Marvel-Comics, ob sie nun Spiderman, Daredevil oder X-Men heißen. Jede der Figuren hat einen mehr oder minder schweren Makel und lernt letztlich, das Beste daraus zu machen. Eine wirkliche Lebensaufgabe - nicht nur für Comichelden.
Ang Lee (
Crouching Tiger, Hidden Dragon) ist mit dem
Hulk trotz kleinerer Schwächen meiner Meinung nach eine der besten Comicadaptionen der letzten Jahre, wenn nicht überhaupt gelungen. Wahrlich selten, dass man sich im Hollywoodmainstreameinerlei der heutigen Tage so viel Mühe mit der Entwicklung seiner Charaktere gibt, in einigen anderen Marvelverfilmungen ist das bereits ansatzweise gelungen (Singers X-Men spätestens ab Teil 2), Lee hat es mit diesem Film beinah zur Formvollendeung gebracht, in jeder Hinsicht. Alle Achtung.
Schade nur, dass der mäßige kommerzielle Erfolg des Films eine zweifellos lohnende Fortsetzung wohl doch eher als unwahrscheinlich erscheinen lässt. Mal sehen...
Ein Wort noch zu Jennifer Connelly:
Die Dame hatte ich ja vor
Requiem For A Dream eigentlich nur noch unter "ferner liefen" auf der Rechnung und irgendwo als Kinderstar aus
Es war einmal in Amerika oder
Labyrinth in Erinnerung und ich muss auch hier wieder sagen, weit gefehlt.
Die braucht auch die optischen Mätzchen des Darren Aronofsky keineswegs um eine beinahe unheimliche Präsenz vor der Kamera zu entfalten.
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