Abandon all Hope ye who enter here !
#151
Geschrieben 17. September 2005, 08:20
Manchmal gebe ich mich einfach nur niederen Gelüsten hin und finde es unterhaltsam, wenn die ewig gleich aussehenden amerikanischen Teenie-Hohlnüsse mal ordentlich rundgemacht werden. Diese Erwartung bedient der Film mit unambitionierter Professionalität. Etwa eine Dreiviertelstunde braucht es zwar schon, um das Schlachtvieh vorzüführen aber dann ist endlich Panhas am Schwenkmast ! Das der Film hauptsächlich von der „Spannung“ lebt, wann und vor allem warum das Herz von Paris Hilton seine Dienste versagt, unterstreicht auf zynische Weise die Bedeutung des abgedroschenen Begriffes von der „Traumfabrik“. Im Grunde läuft hier alles aseptisch und schematisch ab, doch glücklicherweise ist man nicht so töricht gewesen, diesen Film eng an den gleichnamigen Klassiker mit Vincent Price anzulehnen, so daß für eingefleischte Remake-Hasser Boykott-Entwarnung gilt.
#152
Geschrieben 17. September 2005, 17:04
Der Appetizer der heutigen „Buio Omega“-Sitzung namens „Rotbarsch“ war eine sehr preiswert produzierte, unverschämt plagiierfreudige aber über weite Strecken stinklangweilige Angelegenheit. Die erhoffte Überdosis an unfreiwilligem Humor verschießt der Film schon zum Vorspann, als ein Surfer zu (ungewohnt schlechten) Oliver Onions-Klängen beinahe epileptisch über die tosenden Wellen gleitet. Der für den Regisseur typische Zeitlupen-Einsatz könnte hier wohl deplazierter nicht sein. Der Rest ist dann typisch Italo-Kino der 80er: Bloß keine eigene Idee haben, dafür aber hübsch den roten Vino verspritzen; Castellari verfüttert sogar die eigene Tochter an die bissige Fressmaschine ! Ansonsten soll der Mann aber ganz nett sein. Der „weiße Killer“, bzw. der „letzte Kiefer“ wird meistenteils mittels Archivaufnahmen hinein geschnitten, der „Eigenbau“ hat dagegen eher die Größe eines Buckelwals. Von der Besetzungsliste wäre ansonsten noch Joshua Sinclair erwähnenswert, der hier aussieht, wie ein Schlagersänger, der nach einem Karriereknick dem Alkohol zugetan ist und nur noch mit Vollplayback für Baumarkts-Eröffnungen gebucht wird. Passenderweise spielt der hier einen „Politiker“ und sieht wirklich unglaublich scheiße aus.
Ich bin ja nicht immer so ein Kinomuffel gewesen wie heutzutage und nur so kann ich mir die kuriose Tatsache erklären, daß ich ausgerechnet dieses blöde Filmchen nun schon zum 2. mal im Kino sehen durfte. „Sin City“ habe ich noch nicht ein einziges mal gesehen. Das darf man eigentlich keinem erzählen, deswegen behalte ich dieses erschütternde Geheimnis auch für mich. Damals beim Deutschlandstart fand ich den bestimmt nicht so schlecht wie heute.
„Der Mann ohne Gnade - Death Wish II“ (Michael Winner)
Der Film, wegen dem wohl die meisten heute morgen gekommen sind. Glückliches Timing der Programmplaner, da auf der just erschienenen dt. DVD leider Gottes nicht die vollständige Version zu finden ist. Im Kino war der aber völlig intakt und was soll ich groß festhalten: Ist immer noch das fiese, kleine Meisterwerk, als das ich es aus meiner Zeit als ITT/ VMP-Junkie kennen gelernt habe.
So hat ein knackiger Rachefilm auszusehen: Unprätentiös, klare Gut/Böse-Trennung, aufs wesentliche reduzierte Einstellungen, die Handlung ohne Rückblendengeschacher präzise aufgebaut und vor allen Dingen keinerlei ironische Verwässerung. So geht das !
„Glaubst du an Jesus ?“
- „Ja sicher“
„Du wirst ihn gleich treffen !“
#153
Geschrieben 21. September 2005, 19:00
Einfach hervorragend. Ein Film, der sich auf erfreulich sachliche Weise mit einem der größten Defizite unserer Zivilisation auseinandersetzt, ohne obendrein noch schlecht choreographierte Boxszenen zu präsentieren: Der Sterbehilfe.
Der oscarprämierte Film schildert die wahre Geschichte eines querschnittsgelähmten Galiziers, dem es nach 28-jährigem (!) Kampf dann doch gelingt, seinem Leben ein Ende zu setzten. Die Bigotterie, mit der die Justiz diesem wachen und intelligenten Geist ein qualvolles Dasein aufzwingt, ist mir grundsätzlich unverständlich, eine letztlich im Egoismus begründete Verweigerungshaltung naher Verwandter menschlich immerhin noch nachvollziehbar. Wobei der Lernprozess der Haupt-Sterbehelferin stellvertretend für genau diese Art von Egoismus steht: ist die Frau anfangs noch bemüht, so etwas wie Lebensfreude zu stiften und den psychisch schwer leidenden Mann nach ihrer persönlichen Vorstellung „umzupolen“, begreift sie irgendwann doch, das genau diese Arroganz eben nicht im Sinne des Patienten ist.
Ja, es sind vor allem die Mitmenschen des Lebensunwilligen, die den Film gestalten; eine breit gefächerte Palette verschiedenster Charaktere, die manchen sicher ein wenig „gewollt“ erscheinen mag, dem Verständnis des Themenkomplexes aber unabdingbar ist. Das die Inszenierung nicht einer sentimentalen Verkitschung anheim fällt, ist neben den durchweg herausragenden Darstellerleistungen das größte Pfund, mit dem der Film bei mir wuchern konnte. Genau das richtige Maß - hier wurde ein schwieriges Thema mit jener Lockerheit aufbereitet, die es braucht, um das Publikum nicht zu verschrecken, ohne dabei den nötigen Ernst zu vernachlässigen. In seiner objektiven Herangehensweise erinnert mich der Film daher vielleicht ein bisschen an den ebenfalls schwer beeindruckenden "Dead Man Walking", für den es wohl auch mal wieder Zeit wäre...
Ein beispielhaftes Werk, das es vielleicht schafft, den (oft religiös motivierten) Gegnern von Sterbehilfe aufzuzeigen, daß es einer sich modern gebenden Gesellschaft schlichtweg unwürdig erscheinen muß, unheilbar kranken erwachsenen Menschen das Recht auf die (von ihnen selbst eingeforderte !) Beendigung ihres Lebens abzusprechen.
#154
Geschrieben 24. September 2005, 15:52
Die Sichtung liegt zwar schon einige Tage zurück, doch den in meinem Gedächtnis haften gebliebenen Gesamteindruck des Films würde ich am ehesten mit dem Anblick eines unaufgeräumten Kinderzimmers unter Drogeneinfluß beschreiben. Zumindest in meiner sehr theoretischen Vorstellung eines Drogeneinflusses. Der Film erfordert eine Konzentrationsbereitschaft wie der Mailänder Straßenverkehr, denn dort darf man auch keine Sekunde entspannen, ohne dass man bestraft wird. Den Charme und den, - räusper - Humor von „Ice Age“ haben die Macher scheinbar an der Garderobe abgegeben und überrollen den Zuschauer stattdessen mit atemloser Dynamik und einer überbordenden Vielfalt animierter Details. Davon abgesehen, daß mir irgendwann die Augen schmerzten, wirkte der Film auch alles in allem auf gescheiterte Weise viel zu angestrengt und bemüht. Wer weiß, eventuell standen die Produktionsdesigner einfach nur unter Zeitdruck und haben zu viele Ekstase-Pillen eingeworfen.
#155
Geschrieben 26. September 2005, 15:11
Die Schauspieler agieren so hölzern, als ob sie sich beim Casting für die Hauptrolle einer „Pinocchio“-Verfilmung befinden und zudem wimmelt der ganze Film von samtenen Dialogzeilen wie „Du hast geliebt, also hast du den Hass verloren“ sowie ähnlich triefendem Dünnschiß. Natürlich braucht es für solch zarte Prosa auch drei (!) Drehbuchautoren, aber das ist wieder ein anderes Thema.
Dafür erkennt man aber, was man eigentlich doch an „Fluch der Karibik“ hat.
#156
Geschrieben 27. September 2005, 17:36
Der schöne deutsche Titel klingt nach der Verfilmung eines John Sinclair-Romans, doch dem ist leider nicht so.
Charlton Heston ist hier der besonders nervige Fotzkopp von Plantagenbesitzer, der im fernen Europa verheiratet wurde und dessen Frau ihn nun in Südamerika besuchen kommt, um ihn doch endlich auch mal kennen zu lernen. Ja, die gute, alte Zeit !
Da der Mann im Zwischenmenschlichen das Feingefühl einer Planierraupe an den Tag legt, entwickelt sich zwischen ihm und Eleanor Parker ein an Screwbälle erinnerndes Techtelmechtel, mit dem der Film etwa zwo Drittel der Gesamtlaufzeit großzügig verballert. Eingebettet ist das ganze in ein Kolorit abenteuerlicher Exotik ganz im Sinne von Heinrich Lübke, bevor sich eine extrem gefräßige Ameisenart ihren Weg zu Fantastillionen durch den Busch bahnt und schnurstracks Kurs auf Hestons Plantage nimmt. Was dort genau angebaut wird, habe ich bis zum Schluß nicht richtig mitbekommen - ob Baumwolle, Oliven, Kaffee oder Kaba. Von den Menschen hinterlassen die Ameisen jedenfalls nur noch Knochen.
Bei solch einem Szenario kommt mir immer wieder die beängstigende Tatsache in den Sinn, daß Insekten die zahlenmäßig vorherrschende Lebensform dieses Planeten darstellen und auf jeden von uns etwa 170 Mio. von denen anfallen. Würden die sich alle verständigen können….
Leider saß Lucio Fulci damals noch nicht auf dem Regiestuhl, sonst hätte ich immerhin die Befriedigung gehabt, die Viecher hätten dem doofen Heston in minutenlangen Einstellungen das Fleisch von, ach, lassen wir das.
In keinem der bepflanzten Beete (Abenteuer-, Tierhorror- und Liebesfilm) kann der Film seine Ernte einfahren, doch durchaus erwähnenswert ist die unverfroren knackige Quali der dt. Scheibe, auf die sich der euphorieanfällige Technicolor-Liebhaber dann zu recht einen hobeln darf.
#157
Geschrieben 28. September 2005, 17:18
Diejenigen, die dem Spaghetti-Western mit Gleichgültigkeit oder gar Nichtgefallen entgegentreten, dürften hierdurch wohl kaum einen Grund sehen, dem Genre intensivere Beachtung zu schenken. Doch für die liebe Fangemeinde ist alles am Start, was man zum Gutfinden so braucht, als da wären: Stimmungsvoller Score, der rachedurstige Kopfgeldjäger als Titelheld, Loredana Nusciak, staubige Kulissen, Zooms auf die Augenpartie, andere schöne Kameraeinstellungen, Loredana Nusciak, eine fette Ladung Goldbarren, das sonnengegerbte Gesicht von Gianni Garko und nicht zu vergessen die optisch bezaubernde Loredana Nusciak.
Richtig herausragend wäre eigentlich nur der wirklich atmosphärische Showdown, der mit seiner düsteren Stimmung beinahe die Nähe zum Horrorfilm findet. Dazu tragen auch die stark an „Hui-Buh“-Hörspiele erinnernden Klänge bei, die man irgendwo im Soundtrack heraushören kann. Erfreulich war übrigens auch die authentisch wirkende Synchronisation, die im Vergleich zu Rainer-Brandt-Explosivgeschossen wie S-NWUSSD regelrecht bodenständig wirkt.
#158
Geschrieben 29. September 2005, 16:59
Vor Jahren irgendwann mal gesehen, doch eigentümlicherweise schien offenbar wenig von der Stimmung des Films bei mir haften geblieben zu sein. Da ich mir eines gewissen Wohlgefallens eigentlich relativ sicher war, weil ich vor etwa einem Jahr den anderen großen Zockerfilm für mich (wieder)entdeckt hatte, mußte das Teil für den z. Zt. schmackhaften Preis natürlich umgehend her.
Und das war auch tatsächlich einer der besten Käufe der letzten Wochen, denn ich habe mich länger nicht mehr so gediegen unterhalten gefühlt. Nicht nur, daß hier eine Fülle interessanter Charaktere zu bewundern ist, man hat auch Schauspieler gefunden, die diese Rollen mit ungemein viel Leben und Authentizität befüllen.
Da wäre natürlich zuerst Steve McQueen, der wie immer aussieht, als ob er alles im Griff hat und hier den aufstrebenden Pokerspieler verkörpert, der in New Orleans den unerreichten König dieses Metiers vom Sockel stoßen und damit der gefährlichste Hai im Karpfenteich werden möchte. Die Chancen dafür stehen verdammt gut.
Die Pokerkrone sitzt aber derzeit noch auf dem Haupt des durch Edward G. Robinson kongenial verkörperten Lancey. Eine lebende Legende, die schon so manch armes Würstchen bis aufs Hemd ausgenommen hat und deren Ruf von Miami bis nach Kalifornien schallt. Mit allen Wassern gewaschen, doch immer ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle.
Eines seiner ehemaligen Opfer ist Shooter, der von Gnubbelnase Karl Malden gespielt wird hierbei einen grundehrlichen Kartenverteiler, Schiedsrichter und auch Kontaktmann darstellt, womit der Besetzungsstab an die adrette Schwedin Ann-Margret gereicht wird, die nämlich seine Freundin Melba verkörpert und sowas wie die evolutionäre Vorstufe heutiger Boxenluder ist. Eine durchtriebene Frau, vor dem einen die eigenen Eltern immer gewarnt haben und die sich jedem anbiedert, von dessen Erfolg sie profitieren kann und somit ist der Titelheld natürlich das Objekt ihrer aktuellen Begierde.
Der hat aber bereits die eher konservative Tuesday Weld (die in Mann’s „Thief“ eine der schönsten Szenen hat, die ich je gesehen habe) am Rockzipfel. Das erträumte bürgerliche Leben an der Seite des Spielbesessenen ist für sie wegen des unsoliden Lebenswandels ihres Herzbuben natürlich schwer vorstellbar, doch am Schluß ist sie selbstverständlich die einzige, die noch zu ihm hält.
Als ob dieses Panoptikum nicht schon genug Stoff für einen äußerst unterhaltsamen Film hergeben würde, wird das alles noch mit interessanten Nebenfiguren wie einem schuheputzenden Jungen, einer reichen Zockerin namens „Lady Finger“ sowie dem von Rip Torn gespielten Gangster, der die Demütigung durch den Pokerkönig noch nicht vergessen hat, perfekt abgerundet. Die Interaktion zwischen all diesen Personen ist neben der atmosphärischen Dichte für mich die Trumpfkarte, um etwas von „Meisterwerk“ zu murmeln, doch über allem liegt ja noch das Ambiente verrauchter Hinterzimmer, in denen man mit schweißnassen Händen seine Asse auf den grünen Filz drischt.
Und so ein Film will natürlich mit einem guten Whisky genossen werden (wenn nicht hierbei, wo dann ?). In diesem Falle ein Talisker, 10yrs.
Die Magie dieses tadellosen Streifens war u.a. auch daran erkennbar, daß bei mir deutlich mehr Spannung aufkam, als bei den allermeisten klassischen Thrillern, obwohl ich von den Pokerregeln ja rein gar nichts verstehe.
Aber selbst, wenn hier stattdessen Mau-Mau gespielt worden wäre, besser können Filme eigentlich kaum sein. Scheiße, soviel wollte ich jetzt gar nicht schreiben.
#159
Geschrieben 30. September 2005, 19:07
Nach meinen ganz eigenen Vorstellungen von einem gut inszenierten oder auch nur gut unterhaltenden Films in jedweder Hinsicht unbrauchbar, doch für die Hauptpersonen aus der Doku „Cinemania“ schlummert hier im Rahmen der Ludovico-Therapie vielleicht noch ungeahnter Verwendungszweck.
#160
Geschrieben 02. Oktober 2005, 13:07
Ein Film über Zeiten, als Männer noch Männer waren. Brandschatzen, fallenstellen und andere raue Freizeitbeschäftigungen bestimmten da den harschen Alltag. Cameron Mitchell ist als Wikinger Rurik ideal besetzt. Kantige, brutale Gesichtszüge und in den Augen ein Blick, der ihn wahrlich nicht gerade als poetischen Feingeist erkennbar macht. Bravourös ! Und das ist einfach schöner Kintopp auf eine mir sehr sympathische Art, wie der Mann hier mit seinen Wurfmessern selbst bei sparsamen Lichtverhältnissen und auf unmögliche Entfernungen böse Feinde perforiert. Zack-Zack geht das ! Da kann selbst der treffsicherste Pistolero im sonnigen Texas vor Neid seine Sonnenbräune verlieren.
Dickes Minus des Films war für mich das mangelhafte Timing. Ich würde das nicht als Langeweile bezeichnen, was da aufkam, doch dann und wann war ein Ticken zu viel Leerlauf drin. Durch den Umstand, daß hier relativ viele Außenaufnahmen zu sehen sind, kommt auch leider die visuelle Gestaltungskraft des Großmeisters nicht ganz zu gewohnter Geltung. Dennoch gibt es natürlich Holzhütten, in denen offenes Feuer lodert, und Bava zeigen kann, was man allerhand Schönes mit Licht und Schatten so anstellen kann. Auf jedem Fall eine solide Jugendvorstellung im Heimkino.
#161
Geschrieben 03. Oktober 2005, 18:21
Jaaaaa, Baby ! Ganz genau so hat ein B-Film auszuschauen.
Mit viel Gespür für die Mechanismen des Genres haben die Macher das knapp bemessene Budget sinnvoll verbraten (immerhin ein Zehntel davon für den Kauf der Taranteln !) und mit Sicherheit einen der unterhaltsamsten Vertreter des Tier-Horrorfilms abgeliefert.
Was mir sehr gut gefällt, ist der für gänzlich unbedarfte Zuschauer perfekt arrangierte Spannungsaufbau - genausogut bedient er aber auch die Erwartung des Genre-Kenners, indem er ihm genau die Happen zum Fraß hinwirft, die er gerade haben möchte.
Shatners Annäherungsversuche wirken amüsanterweise ebenso plump wie auf der „Enterprise“ und verzaubern wegen ihren geckenhaften Peinlichkeiten auch heute noch den beobachtenden Frauenversteher.
Für Menschen, die unter Spinnenangst leiden, ist das Ding höchstwahrscheinlich die reinste Tour de Force. Immerhin waren FX per Computer noch in weiter Ferne und die Akteure ließen die kleinen haarigen Räuber in natura über ihre Körper spazieren, was manchen Phobiker im Publikum sicher noch einmal extra beschäftigt. Clevererweise haben sich die Ideengeber ja auch eine Tierart ausgesucht, die nun wirklich wenige Beliebtheitslisten anführt - ganz im Gegensatz zu dem Film selbst.
Es gab mal 'ne Zeit, da konnte ich fragen, wen ich wollte, wenn das Gespräch mal wieder auf das unter Filmfreunden allseits beliebte Thema kam, was denn mal dringend so alles noch veröffentlicht werden müßte, haben erstaunlich viele eben diesen Titel genannt. Ich war immer einer von denen. Habe ihn erst dank diverser TV-Ausstrahlungen lieben gelernt, denn als der damals ins Kino kam, war ich leider noch keine 16 und musste somit (genau wie Hunde) draußen bleiben. Von den Vierbeinern unterschied ich mich aber vor allem dadurch, daß ich gedankenverloren vor dem tollen Kinoplakat stand. Ob es das größere Glück ist, den Film daheim nun in glänzender Qualität stets verfügbar zu haben, weiß ich allerdings auch nicht.
Zufall: Zum Thema Horrorfilme mit furchterregenden Pelzträgern ist noch zu vermelden, daß Warner drüben ab morgen offiziell den längst überfälligen „Night of the Lepus" raushaut. Denn was sind die achtbeinigen Biester hier schon gegen echte Killerkaninchen ?!
#162
Geschrieben 08. Oktober 2005, 15:24
Jungejunge, sowas von bieder und ohne Schwung, daß ich ernsthaft befürchten muß, meine Tastatur beißt mir in die Finger, wenn ich sie wegen so einem nichtssagenden Langeweiler weiterhin malträtiere.
#163
Geschrieben 11. Oktober 2005, 22:34
Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten ? Nö, doch nach allerhand Geht-so-Zeugs in den letzten Wochen, muß das Motto lauten: Alter Knabe, gönn Dir mal was !
Der Film ist ein erhabenes und kostbares Prunkstück, das in Stil und Unterhaltungwert haargenau meinem Geschmack entspricht. Sowas hat einfach Format und wird die Zeiten überdauern. Würde in der Liste meiner vielen Shaw-Brothers-Titel immer einen der ersten drei Plätze innehaben.
#164
Geschrieben 15. Oktober 2005, 17:43
Dass der Film erst über den Umweg der Neubetitelung einen Verleih fand, wundert mich eher wenig, denn die hausbacken gefilmte Story um einen Münchener Polizisten, dessen (unerwiderte) Zuneigung zu einem Ex-Sträfling ihn langsam ins „Milljöh“ abgleiten und letztlich sogar zum Mörder werden lässt, ist eine verdammt chloroformierende Angelegenheit. Wer Hauptbahnhofs-Atmosphäre der 1970er, sowie an schweren Fällen von Attraktivitätsarmut leidende Menschen nebst fettigen Scheiteln zu seinen Interessen zählt, mag diesem Tranquilizer bewegter Bilder evtl. noch Schauwerte abgewinnen.
Zu zweifelhaftem Ruhm kam Regisseur Lommel ja erst viel später durch sein Daniel Küblböck-Vehikel, das in keiner Schlechtesten-Liste dieses Planeten fehlt und dessen DVD anfangs der heutigen „Buio Omega“-Zusammenkunft der Verlosung durch Forenkollege Cjamango anheim fiel.
„Der Tod ritt dienstags“ (Tonino Valerii)
Was für eine Entdeckung !
Lee Van Cleef spielt den eiskalten Gunslinger mit gottgleicher Perfektion. Giuliano Gemma, der damals ein wenig wie die Erwachsenen-Version des Knäbleins auf der Kinderschokoladen-Verpackung aussah, seinen jungen Protegé. Letzterer ist der Fußabtreter in einem staubigen Kaff namens Clifton und für die Entsorgung der Fäkalien, dem Ausmisten der Ställe und dem Liefern von Witzen auf die eigenen Kosten zuständig. Eines Tages reitet dann Van Cleef in den Ort ein und nimmt den Jungen unter seine Fittiche, indem er ihm über die Verfeinerung seiner Schießkünste hinaus auch mehrere überlebenswichtige Weisheiten veranschaulicht. Der heranreifende Schützenkönig ist von seinem väterlichen Kumpanen zunächst natürlich angetan und wandelt sich, nachdem das tödliche Duo alsbald die Stadt beherrscht, vom Prügelknaben zum Machthaber. Die Arschkekse von einst bekommen ihr Fett gehörig weg, was man als Zuschauer mit einem gehörigen Maß Genugtuung begleitet. Doch irgendwann merkt er, daß er für seinen Mentor nur Mittel zum Zweck war und die Weichen müssen neu gestellt werden….
Zweifellos einer der gelungensten Italo-Western, die ich je gesehen habe. Der kann mit den Sollimas ohne weiteres mitreiten ! Neben einem ausgeprägten Sinn für genretypische Szenerien und Momente, sind es in erster Linie glaubwürdige Figuren, die mich ans Geschehen binden konnten. Unterstützt wird das bleihaltige Treiben noch durch einem spitzenmäßigen Riz Ortolani-Score, der allein schon das Eintrittsgeld und die Sichtung des vorgenannten Filmes wert war.
Ich prangere hier das Fehlen einer deutschen DVD mal gehörig an: PRANGER, PRANGER, PRANGER ! (Nur für den absonderlichen Fall, daß mal der verwitwete Schwip-Schwager eines Labelbosses hier hereinstolpert, oder so..)
#165
Geschrieben 23. November 2005, 19:42
Mein Wohlwollen für die Produkte der Shaw-Brothers ist nicht gerade unterentwickelt, doch nichts desto trotz musste ich wohl nach hundertsoundsoviel ansehnlichen bis fantastischen Filmen auch mal irgendwann an eine echte Super-Graupe geraten.
Wahrscheinlich war es mein Fehler, insgeheim wohl auf sowas wie eine oldschoolige Version der „Eastern Condors“ gehofft zu haben, doch leider ist das Resultat weder Sommer- noch Winterreifen. Gegen Sammo Hungs kurzweiliges Kriegs/Kung-Fu-"Pendant" kann Chang Cheh mit seinem allzu grobschlächtigen Herumgehampel jedenfalls mal komplett einpacken. Man muß auch fairerweise sagen, daß der Film aus der Blütezeit des Studios stammt, in der extrem viele Produktionen das Haus verließen. Und bei einem derartigen Ausstoß kann einfach nicht alles gelingen. So ist das.
Viele Nahkampfszenen wirken einen Ticken zu schlecht getimt und die Ballereien sind meist furchtbar undynamisch montiert. Geht immer nach dem gleichen Prinzip: Da rennen viele Japaner auf unsere chinesischen Alleskönner zu, es macht zisch-krach-peng und die Übriggebliebenen kloppen ihrem Gegenüber im Nahkampf begeistert mit dem Gewehrkolben den Pansen aus der Mütze. Wenn die Bajonette dann neben die Gegner gestoßen werden, und diese trotzdem tot umfallen, wurde das meist so inszeniert, daß der Trick nur bei Zuschauern mit extremer Hornhautverkrümmung funktioniert.
Ich will nicht ausschließen, daß der Film bei mir vielleicht nach Zufuhr hochprozentiger Getränke eine Art Charme entwickelt, deshalb habe ich die DVD auch nicht sofort weggeschmissen. In meiner momentanen Verfassung hat es mir aber nicht ganz ausgereicht, daß ein Produktionsteam seine Kampfsport-All-Stars der Abwechslung halber in Uniformen gesteckt und mit Knallfröschen von der letzten Silvesterfeier über den benachbarten Abenteuerspielplatz gejagt hat. Nebenbei bemerkt werden die japanischen Truppen auch als derart planlos hingestellt, daß deren gesamte Armee selbst im Falle eines Krieges gegen Liechtenstein binnen einer Woche die Kapitulation unterzeichnen würde.
Und sollte es nicht eigentlich "7-Men Army" heißen ?
Ein alberner Pillemann-Film.
#166
Geschrieben 31. Dezember 2005, 16:43
Nur Erstsichtungen in loser Reihenfolge:
Umberto D, Nobody Knows, The Red Shoes, Sunrise: A Song of Two Humans, Brief Encounter, Branded to Kill, Crash, The Life Aquatic with Steve Zissou, Written on the Wind, Memories of Murder, Garden of Evil, Kikis Delivery Service, Sin City.
Murks des Jahres: Devilman.
Größte Enttäuschungen: Die fetten Jahre sind vorbei, Week End, Der Himmel über Berlin, Captain Kronos: Vampire Hunter.
Schönste dt. Veröffentlichung: Die Stunde, wenn Dracula kommt. Dicht dahinter: Der Tod trägt schwarzes Leder, Konga.
Außerdem ein dickes Bussi an „Turbine Medien“ für die Dieter Hallervorden-Collection.
Liebloseste dt. Veröffentlichung: Das Totenschiff (De Luxe Edition).
Entdeckung des Jahres gemessen an der Erwartungshaltung: Spetters.
Wiederentdeckungen des Jahres: Badlands, The Cincinnati Kid, Deliverance, The Duellists, Robocop, The evil that men do.
Schönstes „Guilty Pleasure": Death Wish 3.
Shaw-Entdeckung des Jahres: The Duel.
Allen Forenmitgliedern wünsche ich ein schönes Jahr 2006 !
#167
Geschrieben 06. Januar 2006, 15:28
„Unterwegs nach Cold Mountain“ (Anthony Minghella)
Eher so eine Kompromiß-Ausleihe, die dem Geschmack meiner Frau geschuldet war und dann doch nicht so schlimm ausfiel, wie zuerst befürchtet. Viele Bilder, die an Ölgemälde jener Sorte erinnern, bei denen ich nicht weiß, ob ich das noch schön finden soll, oder mich wegen meinem Sinn für Landschafts-Kitsch schämen müßte. Insgesamt irgendwo zwischen Barry Lyndon und Rosamunde Pilcher mit starker Schieflage zu Letzterer. Die Geschichte war natürlich auch nicht gerade des Innovationssuchenden fette Beute, doch das Prädikat „passabel unterhalten worden“ konnte der Schinken allemal einheimsen, auch wenn die Zielgruppe eindeutig breitere Becken hat, als ich.
Zwei Sachen waren lustig: 1. Ich schwärm die ganze Zeit herum, das ich North Carolina ja topologisch ja immer schon für unterbewertet hielt, um im Abspann festzustellen, das der Film ja in Rumänien gemacht wurde. War zwar ein wenig peinlich, gedenke meinen Ruf in Erdkunde aber zukünftig dadurch wieder zu rehabilitieren, indem ich überall herumerzähle, wie unterbewertet Rumänien doch ist.
2. Unentwegt lamentiere ich, was die Zellweger doch für ein Hirnsausen verursachendes Overacting betreibt und ob der Regisseur denn nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hat, sowas noch durchgehen zu lassen usw. und bekomme hinterher im Netz das bereits im Wohnzimmer verdichtete Gerücht bestätigt, die hätte damit auch noch den Oscar gewonnen. Chuck Norris ist für „Delta Force“ nicht mal nominiert worden. Da versteh’ noch einer die Welt !
„Transporter - The Mission“ (Louis Letterier)
Visuell sehr aufdringliche Ruhestörung, die obendrein noch so steril und poliert aussieht, dass mir ganz komisch wurde. Alles blinkte, glänzte und blitzte, als hätte man das gesamte Filmmaterial nachträglich mit Klarlack besprüht. Die Hauptfigur könnte dem PS2-Spiel „Hitman“ entnommen worden sein und die Location wirkte auch nicht so, als hätten die Macher von „GTA Vice City“ noch nix gehört.
In der Videothek momentan sicher der Geheimtipp für Leute, die sich auch die Scheiben ihres 3-er BMW mit Folie abdunkeln.
„Vierzig Gewehre“ (Sam Fuller)
Erste große Entdeckung der Kalenderwoche. Die Kombination von Scope-Format und Schwarzweiß-Fotografie fand ich schon irgendwie aufregend. In den 77 Minuten wurde nix verschenkt. Eine fesselnde Story, viele (für die damalige Zeit) interessante Kameraeinstellungen und (in der Hütte nach dem Tornado) eine der erotischsten Szenen seit langem. Das Dominahafte von Barbara Stanwyck kam ziemlich geil und der Schluß war sowieso von solch überwältigender Coolness, da habe ich echt lautstark applaudieren müssen.
„Zelig“ (Woody Allen)
Verläßt sich m.E. zu sehr auf die (zugegebenermaßen geniale) Grundidee. Diese ist auch handwerklich perfekt umgesetzt worden und sorgte für einige Lacher, wurde mir aber nach etwa einer halben Stunde schlichtweg langweilig. Schön, aber nichts für lange Winterabende.
„Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ (Sam Peckinpah)
An dem Tag hatte ich mit meinem Ischiasnerv in Fragen des allgemeinen Wohlbefindens eine kleine Meinungsverschiedenheit und musste somit die heimische Couch-Landschaft hüten.
Grund genug, wieder einmal in die Schatulle mit den Lieblingsfilmen zu greifen, um die Laune wieder zu heben. Der Film wird auch durch wiederholtes Sehen kein’ Deut schlechter, ganz im Gegenteil. Der Look, - im Grunde genau das Gegenteil, des o.a. „Transporter“ - ist so herrlich echt und direkt, da hab ich den Geruch des titelgebenden Körperteils förmlich in der eigenen Nase und muß nach der Sichtung zuallererst mal Staub wischen und mich duschen. Das „Niemandsland zwischen Zivilisation und Verbrechen“ (blödlings aus dem Zusammenhang gerissene „The Riffs“-Werbezeile), durch das unser verzweifelter Held seine Bahnen zieht, ist sooo echt und von ausgeprägter Ranzigkeit, daß man immerzu hofft, selbst niemals dort, sorry, kleben zu bleiben. Wen wundert’s da noch, daß der Held mit feister Sonnenbrille im Bett liegt und auf dem Nachttisch eine geöffnete Flasche Tequila steht? Denn schon Pippi Langstrumpf sagte: „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“.
#168
Geschrieben 15. Januar 2006, 15:33
Charlie Sheen als Undercover-Bulle, der mit fettigem Kopfschmuck, Vollbart und todernster Miene im Rocker-Milieu herumstochert, fiel dann deutlich glaubwürdiger aus, als zuvor vermutet. Auch wenn widerborstige Synapsen zwischendurch immer wieder den Charlie Sheen aus „Hot Shots“ durch den Kopf spuken ließen. Michael Madsen spricht hier schon mal kräftig für seine Rolle als Mr. Blonde vor und Linda Fiorentino geizt auch keinesfalls mit ihrer ungemein wohltuenden Präsenz. Da man aber unentwegt dämlichste Dialoge, platteste Todernstigkeiten und ein matschiges DVD-Bild ertragen muß, lautet die Erkenntnis: Große Besetzung - kleines Vergnügen.
„Alle Mörder sind schon da“ (Jonathan Lynn)
Immer diese Brettspiel-Verfilmungen... Ein insgesamt sehr unterhaltsames Whodunit-Vergnügen, das - wie es sich gehört - innerhalb eines gemütlichen und stilvoll eingerichteten Anwesens spielt. Äußerst temporeich und stellenweise sogar recht witzig das alles, wobei ich noch den Gimmick notizwürdig finde, auf der DVD insgesamt 3 Versionen bezüglich der Aufklärung dieses turbulenten Mordspielchens sehen zu können. Tim Curry gibt im Endspurt sowas von Gummi, als habe er sich mit Aufputschmitteln komplett überfressen.
Leider gibt es zwei Dinge, die mir den Spaß an dem Film etwas eintrübten:
1. Ich habe noch niemals „Cluedo“ gespielt, was irgendwelche „Aha“-Effekte und die Freude des Wiedererkennens (sofern denn die Vorlage anständig umgesetzt wurde) komplett ausspart. Brettspiele sind mir tendenziell sowieso ein Gräuel. Da baut man quadratmetergroße Spielflächen auf, jeder Teilnehmer erhält 10-20 Figuren unterschiedlichster Fähigkeiten, drei Stapel Karten, 2-4 Würfel und andere bunte Utensilien. Nachdem man dann den halben Wohnraum umgestaltet hat und beim Getränkeholen aufpassen muß, nicht auf dem ganzen Scheiß herumzutrampeln oder gar auszurutschen, versucht man, sich in die etwa 200-seitige Bedienungsanleitung einzulesen, hat nach ca. der Hälfte sowieso nix kapiert, stopft das ganze Gerümpel wieder in die Verpackung und spielt stattdessen lieber „Monopoly“.
2. Der Film erinnert mich in Handlung und Figurenkonstellation sehr stark an meine alte Jugendliebe „Eine Leiche zum Dessert“, den ich auch heute noch für brillant und - maßvoll genossen - extrem sehenswert halte. Eigenschaften, die auf alte Jugendlieben im Allgemeinen eher selten zutreffen. Im Vergleich dazu kackt der von John Landis mitgescriptete Film natürlich voll ab, aber isoliert betrachtet, war das Teil gar nicht mal so schlecht. Langeweile geht jedenfalls völlig anders.
„Der Tag der Heuschrecke“ (John Schlesinger)
Mein zweiter (und damit letzter) Versuch, mit diesem überall hochgeschätzten Film warm zu werden, scheiterte erneut. Und kläglich wäre da noch untertrieben. Den Grund würde ich neben der absolut langweilig erzählten Geschichte vor allem in den fehlenden Identifikationsfiguren suchen. Nicht ein einziger Charakter, den ich als Sympathieträger ausmachen könnte, nicht einen einzigen Funken Wärme oder Menschlichkeit versprüht dieses Werk. Zu keiner Zeit. Vollkommen unerträglich. Mal abgesehen von William Athertons Figur wirft der Film mit hochgradig unsympathischen Personen nur so um sich.
In meinem inzwischen unüberschaubar wirkenden DVD-Bestand wird diese Scheibe fortan ein tristes Eremitendasein fristen. Bevor ich mir den noch mal antue, werde ich lieber 138 Minuten Reibekuchen braten.
#169
Geschrieben 16. Januar 2006, 20:50
Hochgradig kurzweiliger Zeitvertreib mit einem wirklich furios aufspielenden Ensemble. Je nach Gusto kann man es entweder krampfhaft oder gelungen nennen, wie man hier stets bemüht scheint, Komödiantisches und Romantisches im Gleichgewicht zu halten. Direkt nach dem Film ist es aber schon geradezu zementiert, daß ich hiervon gegen Ende dieser Woche keine einzige Szene mehr erzählen könnte. Klassischer Aspirant also für einen Kauf. In der unüberschaubaren Menge an Ranglisten, über die man am Ende eines langen Jahres so stolpert, machte das Ding in der Sparte „Komödie“ mit haushohem Vorsprung den ersten Platz, fußend auf einer großen Umfrage. Wo genau, habe ich gerade nicht am Start. Hinsichtlich der anderen dort genannten Titel würde ich das jetzt - wenn ich mich recht entsinne - sogar unterschreiben. Wie ich finde, spricht das aber nicht für den Film, sondern gegen die heutigen (Hollywood-)Komödien. Egal - in der Rubrik „Hochgradig kurzweiliger Zeitvertreib“ käme der bei mir sicher noch unter die ersten 50, einen der oberen Ränge könnte er höchstens unter „Dämlichste Wortschöpfung in Form eines deutschen Verleihtitels" einheimsen. Dafür kann der Film selbst natürlich herzlich wenig. Und sollte mir mal eines Tages ein Schalk im Nacken sitzen, der mir rät, sich die DVD unbedingt mal zulegen zu müssen, kann ich an der Stelle ja immer noch ein großes Pflaster drüberkleben.
#170
Geschrieben 18. Januar 2006, 08:20
Dramatisch endende Dreiecksbeziehung aus dem Dunstkreis amerikanischer Erntearbeiter zu Beginn des vorigen Jahrhunderts.
Säuselt zwar eine leise Kritik an dem ausbeuterischen Gehabe der Grundbesitzer, erscheint mir aber mit seiner ästhetisierten Feldarbeit eher wie ein Dauerwerbespot für Kinder Country, der die Frühstücks-Cerealien in pittoreske Sonnenuntergänge taucht. Die Personen fand ich samt und sonders merkwürdig uninteressant und fremd, so daß mir deren Schicksale auch ziemlich Schnurzpiepegal waren.
#171
Geschrieben 21. Januar 2006, 18:18
Servicewüste Deutschland ? Nicht ausschließlich, denn auch im fernen Louisiana gibt es gravierendes Fehlverhalten gegenüber Kunden zu beobachten. Im „Starlight" -Hotel verfrühstückt z.B. der Besitzer seine Gäste an ein Krokodil, das im angrenzenden Tümpel miauend seine Bahnen zieht. Und Gäste kommen überraschend zahlreich, obwohl das inmitten einer Sumpflandschaft liegende Haus weder äußer- noch innerlich einer Wohlfühl-Oase nahe kommt. Hier hat man Angst, vor lauter Schmier auf dem Fußboden festzukleben, will heißen: der Begriff „Unterkunft“ wäre schon eine Beleidigung gegenüber jeder öffentlichen Parkbank. Umso erstaunlicher also, daß sich genug Lebendfutter ins Gästebuch einschreibt. Am Ende fällt der geistesgestörte Besitzer vielleicht sogar seinem eigenen Haustier zum Opfer, wer weiß ? Gern genommene Alternative wäre ja noch gewesen, der Laden brennt ab, doch das hätte das gertenschlanke Budget evtl. in unfinanzierbare Höhen geschraubt. Statt dieser ausgelutschten Idee zu frönen, investierte man lieber in „Stars“ wie Mel Ferrer, der sich bei bierseliger Laune im Bekanntenkreis damit brüsten darf, in sämtlichen Filmen mitgewirkt zu haben, deren Originaltitel „Eaten Alive“ ist.
Der Tagebuch-Sklave pendelte heute vormittag im plüschigen Kinosessel jedenfalls abwechselnd zwischen Abscheu und Langeweile. Das Drehbuch wirkte genauso notdürftig zusammengenagelt wie das nebelumwaberte Etablissement. Die wirklich garstige Atmosphäre des siffigen Hotels wurde durch den Klangteppich nur noch unerträglicher. Im Innern tönte unentwegt Country-Musik ( ) und draußen gab es das schaurigste Amphibien- und Reptilien-Gejaule seit „Frogs“. Nichts für Zartbesaitete, aber trotz des herrlich dreckigen Charakters war mir das Ganze letztlich doch deutlich zu Unterhaltungsarm.
„Satan der Rache“ (Antonio Margheriti)
Mal ein deutscher Titel, der paßt wie ein Maßanzug. Trotz meiner immer noch anhaltenden Übersättigung an Italowestern wurde ich bereits während der Credits eingesogen und erst 1,5 Stunden später wieder ausgespuckt. Dazwischen schlich Kinski durch das von einem Tornado heimgesuchte Westernstädtchen "Sowieso-City" und knipste seinen Gegnern aus dem Nichts die Lichter aus. Die Kombination aus hautengem roten Pulli und schwarzem Hut stand dem Klaus genauso unverschämt gut, wie dem Film die Kombination aus Western und Gothic-Horror. Verdammt gute Gründe also, die DVD anzuschaffen, die entgegen diversen Internet-Gerüchten übrigens mit dem korrekten Bildformat ausgestattet ist.
#172
Geschrieben 25. Januar 2006, 19:44
Wie beim Laufen: Währenddessen mal äußerst anstrengend und fordernd, mal schmerzend, mal langweilig, mal endorphinproduzierend, hinterher war ich aber froh, die 135 Min. gemacht zu haben, obwohl sich kein Abgerundetes (in erster Linie wegen des äußerst surrealen Endes), dafür aber an Impressionen reiches Gesamtbild ergab. „War schön“ wäre nicht die treffende Formulierung, „war interessant“ träfe es da eher. Aber nicht im Sinne von schlechtem Essen, wo man nur sagt „schmeckt interessant“, um den Gastgeber nicht mit einem „schmeckt scheußlich“ zu verprellen, sondern viel mehr im Sinne von etwas, das man noch nicht so ganz erfasst hat, auf jeden Fall aber noch mal (und abermals) anschauen muß, weil man meint, the real deal vor sich zu haben, etwas, das einem nur alle Jubeljahre begegnet. Empfand ich überhaupt mehr als Film über Japan, als einen flüchtenden Gewalttäter. Interessant fand ich vor allem, daß er trotz seines vordergründig dokumentarisch wirkenden Duktus einen sehr hohen ästhetischen Anspruch wahrt.
Hinweis in eigener Sache: Demnächst am Stück sehen und nicht auf zwei Tage verteilen ! Ich bin mir nahezu sicher, der Film könnte bei kommenden Sichtungen (die schon jetzt sowas von fest stehen) noch zulegen, obwohl ich im Moment schon ziemlich geplättet bin, ohne das eigentlich pointiert begründen zu können.
Der erste ganz große Brocken des Jahres.
#173
Geschrieben 28. Januar 2006, 20:12
Um mein nicht eben rekordverdächtiges Gedächtnis für filmische Details wissend, wurde ich etwa 10 Jahre nach meinem letzten Treffen mit diesem Film regelrecht umgeblasen, wie detailgenau doch bereits alles in meinem Hirn noch feststeckte. Ich ahnte sowas. Setze ich die Häufigkeit der Sichtungen (3) mal ins Verhältnis zu den Szenen/ Dialogen/ Bildeinstellungen, die ich bereits im voraus im Kopf hatte, muß das der unangefochten beeindruckendste Film sein, den ich überhaupt je gesehen habe. Ich konnte keinerlei Schwächen erkennen, alles schien richtig und an seinem Platz und wie sehr hätte ich mir gewünscht, von der Szene im Krankenwagen oder der meisterhaft montierten Überraschung mit der falschen Adresse nichts mehr gewusst zu haben. Von Spannung war natürlich keine Rede mehr, aber so konnten halt andere Dinge begeistern, z.B. die Körpersprache von Agentin Starling, insbesondere in der ersten Begegnung zwischen ihr und Lecter. Dieses Hin-und-Hergerissensein zwischen Abscheu/Angst und der karrierefördenden Pflichterfüllung. Schauspielerisch unglaublich nuanciert. Oder der Moment, als man den Kokon aus dem Hals der Leiche entfernt und das Geräusch des letzten Atems zu hören ist, der aus der Luftröhre entweicht. Oder der Insasse der ersten Zelle, der mit einem vertrauensvollen Winkewinke-Gesicht einfach nur höflich „Guten Tag“ sagt und von dem man gerne mehr erfahren möchte. Ein Staubsauger-Vertreter vielleicht, dessen psychische Schräglage den geringen Verkaufszahlen zu „verdanken" ist ? Warum überhaupt Lecter immer beim Publikum im Fokus des Entsetzens steht, mag sich auch diesmal wieder nicht so ganz eröffnen. Buffalo „Ich würde mich ficken“ Bill jagt mir da viel mehr Furcht ein, als der scharfsinnige Gentleman hinten links, der zwar ein wenig abseitige Ernährungsgepflogenheiten hat, aber seine Küche garantiert nicht so verkommen lassen würde.
„Lämmer's" Klasse wird schon in der Relation freigelegt, denn wenn ich für mich persönlich mal einen Vergleich mit dem anderen hervorragenden Serienkiller-Film jener Dekade wage, bleibt mir die Spucke weg, wie deutlich Finchers regennasses Biest in eigentlich allen Belangen dagegen „unterlegen" ist. Auf den Abschluß gebracht: Makellos.
#174
Geschrieben 04. Februar 2006, 23:35
„Police Story II“ (Jackie Chan)
Selbst die sogar für ge-Brandt-markte Trash-Synchro-Fetischisten kaum erträgliche deutsche Dialogspur kann nicht vertuschen, daß der Film doch ein klein wenig fieser und humorloser als sein Vorgänger ausgefallen ist. OK, bei Jackie Chan steht zwischen den Worten „Humor“ und „Subtil“ eine meterhohe Mauer mit extrapieksigem Stacheldraht obendrauf. Doch für Mensch und Material ist wie so oft allerhöchster Verschleiß angesagt und derlei verstreut der Film weitaus geschickter über seine Spielzeit als der Vorgänger, der - seien wir mal ehrlich - seine Höhepunkte nur an Anfang und Ende setzt. Shaw-Brothers’ Regie-Ikone Chor Yuen/ Chu Yuan hier als Gangsterboß zu sehen, hat mich daran erinnert, daß mein letztes Date mit einer gewissen „Ai Nu“ eigentlich schon viel zu lange zurückliegt….
„The Big Red One“ (Sam Fuller)
Na gut, die Zweieinhalb Stunden waren verflixt schnell dahin und das verbuche ich auf der Habenseite, doch dem bemerkenswert realistisch wirkenden Aktionsreichtum der Kampfeinsätze in aller Herren Länder standen leider auch einige plumpe Stereotypisierungen entgegen. Fuller soll ja eigene Erfahrungen verarbeitet haben und vielleicht ist die Welt ja weitaus stereotyper als wir, die wir das Schubladendenken abgeschafft haben, immer krampfhaft glauben möchten, doch was den (natürlich nur mit unfairen Mitteln beizukommenden) Super-Cowboys der US-Infanterie vor allem in Deutschland so vor die Gewehre gerät, spottet jeder Beschreibung. Da darf dann auch bei einem Kriegsfilm gerne mal herzhaft gelacht werden, wenn man einem jungen Heckenschützen so lange den Arsch versohlt, bis er statt „Heil Hitler!“ nur noch heulend nach seinem Papa schreit. Ein Film, der sein Scherflein zum Bild des kuckucksuhrsammelnden Lederhosenträgers beiträgt und dessen Gesinnung insgesamt leider von einer lächerlichen Großkotzigkeit geprägt ist. Der Schluß war da noch das Sahnehäubchen des Irrsinns, ja, wie eine Bestätigung des zuvor Gesehenen, und machte die Rezeption nicht gerade einfacher. Was ich letzten Endes von all dem halten soll, weiß ich echt nicht.
„Panic Room“ (David Fincher)
Die ganze Enttäuschung nach dem damaligen Erscheinen sehe ich heute mit einer gewissen Belustigung. Es ist aber auch einfach zu verlockend gewesen, sich aus einer durch „Sieben“ und „Fight Club“ angeschwollenen Erwartungshaltung heraus dem allgemeinen Geheule anzuschließen, doch im Gegensatz zu diesen beiden Filmen habe ich die Geschichte mit dem dicken Bunker und den bösen Einbrechern inzwischen häufiger gesehen, als die zwei vorangegangenen Wunderwerke zusammen. Hierbei konnte ich wieder mal nur gepflegt abhängen und genießen.
„Das Rettungsboot“ (Alfred Hitchcock)
Insgesamt ganz gut, doch ich hatte das Gefühl, daß man aus dem Film viel Größeres hätte machen können - bloß wie?
„Der Killer von Wien“ (Sergio Martino)
Nicht nur wegen Sound, Edwige, berauschendem 70er-Jahre-Geist und der wunderbaren Park-Szene ein von Anfang bis Ende entzückendes Etwas von einem Film.
#175
Geschrieben 09. Februar 2006, 17:21
Das hat man wieder mal davon, ohne Plan und jegliche Vorkenntnis einen Film aus der Videothek entliehen zu haben..
Um Längen mehr als die Brechreiz erregenden Szenen über das zu-Tode-Mästen einer Frau nebst einhergehender Internetvermarktung störte mich bei diesem billigen Drecksfilm der völlig deplazierte Inszenierungsstil. Statt sich mit kühl-sachlichen Bildern um ein wenig Realitätsnähe zu bemühen und so seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was es da draußen außer nekrophilen Sodomisten noch so alles gibt, wird mit Farbfilter und hektischen Schnitten rumgemacht und wieder mal nichts als langweiliger Mainstream zelebriert. Länger nicht mehr so ein eklatantes Missverhältnis zwischen Form und Inhalt gesehen, wie hier. Der unvermeidliche Clou am Schluß war dann günstigenfalls für Leute mit mehr als 20-jähriger Filmabstinenz bestaunenswert - ganz herzhaftes Gähnen !
Daß hierbei augenscheinlich der Fall um den „Kannibalen von Rotenburg" inspirierend gewesen ist, sieht man zu Beginn, der sicher nicht zufällig in Hamburg spielt und das delikate Thema „geschlachtet und gefressen werden wollen" auftischt. Nebenbei noch was zur psychologischen Motivation der Protagonisten: Schon die des Feeders wirkte überaus plump, aber die des Ermittlers war schlichterdings unauffindbar.
#176
Geschrieben 14. Februar 2006, 18:38
Es fiele ohnehin schwer, einem solch ambitionierten Projekt wegen irgendwas „böse“ zu sein, dafür ist mir seine Sperrigkeit gegenüber dem damaligen Zeitgeist sowieso schon viel zu sympathisch, doch ich war farbass erstaunt, wieviel Sachlichkeit (ausgerechnet ich) während eines dreistündigen Filmes ertragen kann, ohne daß ich mich furchtbar langweile. Vor allem, wenn ich mal den nur kurz zuvor gesehenen „Lawrence von Arabien“ dagegen halte, der ja allgemein auch unter den Rubriken Epos/ Historienfilm/ Biopic/ Meisterwerk/ Wasauchimmer geführt wird, schöpft „Gandhi“ seinen Unterhaltungswert doch aus völlig anderen Dingen, vor allem aus der hingebungsvollen Leistung Ben Kingsleys und der Abwesenheit jeglicher Theatralik. Und Letzteres ist genau die Trumpfkarte. Da arbeite ich ja allzu gerne mit der Floskel „gepflegtes Understatement“. Selbstredend, daß es ja schon in den unterschiedlichen Personen begründet liegt, die David Leans Schinken viel eher für ein actionzentriertes, heroisches und damit vordergründig unterhaltsameres Kino brauchbar machen.
Ein großes Werk der kleinen Gesten (5 Euro ins Phrasenschwein), obwohl ich ja als Zuschauer auch gerne mal emotional überrumpelt werden möchte. Doch da gibt sich Attenborough nur einmal die Blöße: Als Gandhis Frau das Zeitliche segnet, tropft eine einzelne Träne aus seinem linken Auge. Man muß schon genau hinsehen, aber der Moment ist im Kontext der Inszenierung dermaßen großartig, daß ich ihm beinahe nachgeeifert hätte.
#177
Geschrieben 16. Februar 2006, 19:41
Trotz der überaus positiven Grille, mit der ich den Film empfing, hat er mich letzten Endes wahrscheinlich doch enttäuscht. Sicher bin ich mir aber nicht. Im Gesamtbild wirkt nun alles absolut planlos und improvisiert. Als ob Rollin per Zufall über eine schöne Location gestolpert wäre und sich beherzt vornahm, diese keineswegs ungenutzt „herumliegen“ zu lassen. Er läßt ein frisch verliebtes Pärchen über einen stimmungsvoll arrangierten Friedhof tollen (der im Gegensatz zur farbintensiven Bekleidung der Protagonisten in herbstlichen, verwaschenen Tönen daher kommt), die Orientierung verlieren und das war's dann. Das „nur schön aussehen" stört mich ja grundsätzlich überhaupt nicht, aber hier wirkt alles so ungeheuer artsy. Oder ist das nur ein vorgeschobener Einwand meinerseits, weil ich den eigentlichen Sinn hinter „all dem" nicht verstanden habe?
Eines möchte ich dem Film aber unbedingt zu Gute halten, nämlich daß er auch am nächsten Tag in meinem Hirn herumgeisterte, ohne daß mir etwas Nennenswertes oder Lehrreiches mitgeteilt worden wäre und das sagt ja immerhin einiges über die Intensität der Bilder aus.
Seit dem Start meines Tagebuchs ist dies jedenfalls das am Schwersten einzuordnende oder einzuschätzende Seherlebnis und vor ca. 5 Minuten, als ich diesen Eintrag begonnen habe, war meine Meinung noch deutlich schlechter gefärbt. Wie auch immer - in der Gothic-Szene (falls die überhaupt noch existiert) ist das sicher der Kultklassiker, da möcht ich meinen strammen Knackarsch drauf verwetten !
#178
Geschrieben 17. Februar 2006, 17:38
Auf nachhaltigen Wunsch der Frau mußte mal wieder ein Wallace auf die überaus augenfreundliche Bildschirmdiagonale.
Im rückprojizierten London geht die „Frosch-Bande“ um und eitel wie man als Ganove so ist, setzt man nach dem Beutezug auch ordentlich seinen Stempel in den Tatort. Der überaus sinistre Titelgeber für den Beginn der Erfolgs-Filmreihe ist Hauptaktionär und Gruppenleiter in Personalunion, trägt ein tolles Kostüm und bestellt neue Bewerber gerne mal zu Vorstellungsgesprächen in den Keller einer alten Mörtelfabrik. Und sollte ein Mitglied mal verhaftet werden, kommt der gute alte „Nr. 7“ zum Einsatz, um seinen Kumpanen rauszuhauen, bevor dieser anderen Mitgliedern eine Lampe baut und der ganze Mummenschanz auffliegt. Der alte Lowitz Tappert natürlich im Dunkeln, hat aber insgesamt die Ruhe weg. Vielleicht laufen die Fäden ja in der „Lolita-Bar“ zusammen, die erstaunlicherweise nach der Inhaberin (Frau Lolita!) benannt wurde? Was für eine wunderbar oldschoolige Erlebnisgastronomie das doch ist, in der Nichtraucherzonen ebenso absurd erscheinen müssen wie ein Publikum ohne Vorstrafenregister. Hier singt sogar die Chefin noch selbst. Am Schluß dieses hochgradig sympathischen Films sind eigentlich alle Rätsel gelöst, nur nicht folgendes: Wie viel besser würde mir das alles noch gefallen, hätte man hier schon Siegfried Schürenberg den Sir John spielen lassen? Denn auch wenn’s ein wenig verschroben klingen mag, aber dieser Gentleman ist von einer solch liebenswürdigen Onkelhaftigkeit gekennzeichnet - den finde ich einfach ungeheuer putzig.
#179
Geschrieben 18. Februar 2006, 20:35
Ein amerikanischer Soldat wird im Vietnamkrieg Zeuge, wie zwei gegnerische Piesepampel ein junges Mädchen vergewaltigen, mit einem Gürtel auspeitschen und dann in die Luft sprengen (!). Zurück in der Muffigkeit sonnendurchfluteter Provinz gibt es nur noch Eines, das den Heimkehrer sexuell befriedigt: das Beobachten junger Pärchen beim Schnackseln und der umgehenden Bestrafung per selbstgebastelter Bombe. So schleicht der gemeingefährliche Glatzkopf fortan durch die trostlosesten Landstriche, immer auf der Suche nach fummelnden Paaren und das ist das irre - er findet sie dort auch. Dabei trägt er den Sprengstoff völlig unauffällig in einem schatullenartigen Behältnis spazieren, das wie eine Mischung aus Schminktäschchen und Butterbrot-Dose aussieht. Selbst vor Anglern und Lesben wird nicht halt gemacht! Kawummms und weg! Doch der gnadenlose Arm des Gesetzes ist dem traumatisierten Träger eines orangefarbenen Polohemdes ganz dicht auf den Fersen.
Der durch die letztjährige Geburtstags-Umfrage ermittelte Wunschfilm der „Buio Omega“-Gemeinde konnte seine Publikumswirksamkeit heute erneut untermauern, was natürlich auch ein Publikum voraussetzt, das solch einen herrlichen Quatsch auch zu würdigen weiß. Nun, ich kenne selbst zumindest auf Anhieb kein vergleichbares Beispiel derart aus dem Ruder gelaufenen Filmschaffens. Hier wurde eine haarsträubende Rahmenhandlung konzipiert, die lediglich als Vorwand dient, eine statische, leidenschaftslose und unerotische Sexszene an die Nächste zu reihen. Am schönsten gefallen hat mir da die Masturbationseinlage der Kommissarsgattin, die sich zuerst mit einer Art Moulinex-Küchengerät bedient, bevor sie unser Spezi dann innerhalb von nur ca. 5 Sekunden mit einem Kissen erstickt, obwohl man ansonsten hier jeden noch so bedeutungslosen Unsinn minutenlang abgefilmt hat. Ganz wunderbar auch die Szenen mit dem ermittelnden Kommissar, der natürlich zu keinem Zeitpunkt irgendwas peilt. Höhepunkt: Der sitzt dann über den Fall nachgrübelnd mit seinem Assistenten zusammen, murmelt was von der Kompliziertheit der Dinge, das die Hinweise und Mordschemata alle irgendwie keinen Sinn ergäben und schließt dann am helllichten Tag mit den Worten: „So schnell werde ich ja nicht pensioniert. Ich glaub, ich lege mich jetzt erstmal zuhause ins Bett und schlafe“.
Mögliches Zitat auf dem Cover der dringend herauszubringenden DVD: „The funniest movie nobody knows about“.
„Das Lusthaus teuflischer Begierden“ (Renato Polselli)
Ein Titel, wie ihn sich seinerzeit nur der Alois Brummer aus dem Hirn schälen konnte, der ja auch die „Trauben des Todes“ zur „Foltermühle der gefangenen Frauen“ gemacht hat.
Ähnlich wie beim ersten Beitrag wurden diverse Sexszenen in eine dünne Rahmenhandlung eingebettet, die sich zu allem Übel noch vornimmt, mit furchtbar bedeutsamen Dialogen Tiefsinn vorgaukeln zu müssen.
Ich würde jetzt gerne notieren, ein weiteres ultra-rares Juwel gesehen zu haben, doch der Film ist zwar selten wie eine einbeinige Ballerina, leider Gottes aber auch unverschämt langweilig. Für Fans von struppiger Schambehaarung und grenzwertiger §184a-Darstellung gibts womöglich ein wenig Interessantes zu sehen, doch gemessen an den ungewöhnlich vielen Davontrollern während der Vorführung kam der Film nicht nur bei mir ganz doll scheiße an.
#180
Geschrieben 19. Februar 2006, 16:46
Man nehme Cormans prächtige Poe-Verfilmungen, die Grusler der britischen Hammer, ein bekanntes Gesicht aus den Gruslern der britischen Hammer, werfe alles in einen großen Topf von der Sorte wie er in alten Bilderwitzchen Verwendung fand, in denen Kannibalen mit eingeflochtenen Knochen im Haar arme Westeuropäer zubereiten, von denen nur noch der Kopf mit Tropenhelm oben herausschaut, koche alles gut zusammen und schmecke das mit der Farbgebung Mario Bavas ab - fertig ist die leckere Mahlzeit!
Daß es sich dadurch lediglich um ein risikofreies Kommerzprodukt handelt, bei dem man alles greifbare, was Alt und Jung eventuell würde erschrecken können, in 80 Minuten Film gestopft hat, ist offensichtlich, aber voll OK. Gefloppt ist es trotzdem und das ist auch oft das Resultat typisch deutscher Gründlichkeit. Nicht nur im Film. Ich tippe mal, das Publikum verlangte einfach deutlich mehr Härte damals. Doch heutzutage, wo man sowieso alle Möglichkeiten zum Austritt menschlicher Körpersäfte gesehen hat, punktet sowas ggf. wieder mit der beschaulichen Gemütlichkeit vermeintlich besserer Tage.
Wie hoch der Anteil des Regisseurs am Endergebnis war, weiß ich sowieso nicht, doch schon in seiner filmischen Vita findet sich all das, was gerade so trendy war. Ein erfolgreicher Verkäufer: Heute Wallace - morgen Poe, heute schlesische Wurstwaren - morgen fettreduzierter Fruchtjoghurt.
Ich will nicht ungerecht sein, denn auch das Biedere und (in diesem Fall fehl-) Geplante tut dem Unterhaltungswert freilich keinen Abbruch und trotz des kontraproduktiven Einfalls, die maschera del demonio als grinsendes Smilie erscheinen zu lassen, kann man sich deutlich schlechteren Betthupferln hingeben.
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